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VORSTUFE · CROSS MEDIA · DRUCK · WEITERVERARBEITUNG 24. November 2011 · Nr. 36 · 47.Jahr www.print.de Offizielles Informationsorgan des Fachverbandes Führungskräfte der Druckindustrie und Informationsverarbeitung e.V. ó Die knapp 160 Jahre alte Fau- bel & Co. Nachfolger GmbH im Nordhessischen gehört zu der Spe- zies von Druckereien, um die es einem nicht bange werden muss. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich dort ein Know-how ausgebildet, das sich in kreativen Produktide- en rund um das Etikettieren von Medikamenten und pharmazeu- tischen Produkten widerspiegelt. Pharmaprodukte unterliegen einer stetigen Weiterentwicklung, um deren Wirksamkeit und Handha- bung immer weiter zu optimie- ren. Hier sind Pharmahersteller genauso in der Pflicht wie die beauftragten Verpackungsprodu- zenten. Denn es gilt, Pharmapro- Erfolgreiche Geschäftsmodelle innovativer Ideenschmieden ETIKETTENDRUCK ó Sie sind über das ganze Land verstreut und haben ihre Nische gefunden, aus der ein erfolgreiches Geschäftsmodell geworden ist: Innovationstreiber wie der Etikettendrucker Faubel aus Melsungen bei Kassel. dukte vom Beipackzettel bis hin zum Produkt- und Markenschutz zu verlässlichen therapeutischen Präparaten zu machen. Und dabei spielt Faubel eine wichtige Rolle. Das erfolgreiche mittelständische Unternehmen mit über 150 Mit- arbeitern und rund 21 Mio. Euro Umsatz ist als Spezialist für inno- vative Etiketten weltweit tätig und besitzt eine Reihe von Patenten. So hat sich Faubel vor gut ei- nem Jahr beispielsweise ein inno- vatives dreilagiges Blisteretikett patentieren lassen, das sowohl kindersicher als auch senioren- gerecht sein soll. „Faubel-Com- pact Label“ nennt sich ein paten- tiertes Booklet-Etikett mit bis zu 113 Seiten, das eine wiederver- schließbare, transparente Folie sicher schützt. Beim Kunden wird das Compact Label aufgerollt und auf einem Trägerband konfektio- niert angeliefert und kann dann dank einer Klebefolie auf der Rück- seite direkt auf die Medikamen- tenverpackungen aufgespendet werden. Doch ist das Geschäft auch sehr anspruchsvoll. So gut wie jedes Pharmaunternehmen zertifiziert seine Zulieferer nicht nur hin- sichtlich der Hygiene. Auch eine Fehlerquote in Richtung null muss sichergestellt sein. Mehr über den innovativen Etiketten- drucker lesen Sie auf Seite 22. FLEXODRUCK: INNOVATIV UND GUT Die Proflex 2011 machte das Potenzial des modernen Verpackungsdruck-Prozes- ses deutlich. Seite 12 LEBENSMITTEL SICHER VERPACKEN Gesetzliche Auflagen zwingen Verpackungsdru- cker, auf „Nummer sicher“ zu gehen. Seite 18 NISCHE ERFOLGREICH BESETZT Wie man mit „Premium“- Kofferanhängern eine Geschäftsidee profitabel umsetzen kann. Seite 9 „Fundgrube“ für Verpackungen Chesapeake Deutschland ó Chesapeake gehört zu den klangvollen Namen im Bereich der Produktion hochwertiger Verpa- ckungen. Mit der neu hinzugekommenen Kaltfo- lientechnologie sind außergewöhnliche Verede- lungen schnell und unkompliziert umsetzbar. Che- sapeake Deutschland macht diese Technologie im Hauptwerk Stuttgart nun auch für Lebensmittel unter allen Sicherheitsaspekten nutzbar. Seite 14 Jubiläum: Der 100. Schadensfall Gutachter berichten aus der Praxis ó Bereits die 100. Gutachterfolge in unserer Serie „Problemfälle aus grafischen Betrieben – Ein Gut- achter berichtet aus der Praxis“ erscheint in der heutigen DD-Ausgabe. Inzwischen sind es schon fünf Experten, die mit ihren Erfahrungen die Serie „mit Leben erfüllen“. Die Sachverständigen decken ein breites Themenspektrum ab. Seite 20 Join us now! DD & print.de auf Facebook

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VORSTUFE · CROSS MEDIA · DRUCK · WEITERVERARBEITUNG 24. November 2011 · Nr. 36 · 47. Jahr

www.print.de

Offizielles Informationsorgan des Fachverbandes Führungskräfte der Druckindustrie und Informationsverarbeitung e.V.

ó Die knapp 160 Jahre alte Fau-bel & Co. Nachfolger GmbH imNordhessischen gehört zu der Spe-zies von Druckereien, um die eseinem nicht bange werden muss.Im Laufe der Jahrzehnte hat sichdort ein Know-how ausgebildet,das sich in kreativen Produktide-en rund um das Etikettieren vonMedikamenten und pharmazeu-tischen Produkten widerspiegelt.Pharmaprodukte unterliegen einerstetigen Weiterentwicklung, umderen Wirksamkeit und Handha-bung immer weiter zu optimie-ren. Hier sind Pharmaherstellergenauso in der Pflicht wie diebeauftragten Verpackungsprodu-zenten. Denn es gilt, Pharmapro-

Erfolgreiche Geschäftsmodelleinnovativer IdeenschmiedenETIKETTENDRUCK ó Sie sind über das ganze Land verstreut und haben ihre

Nische gefunden, aus der ein erfolgreiches Geschäftsmodell geworden ist:

Innovationstreiber wie der Etikettendrucker Faubel aus Melsungen bei Kassel.

dukte vom Beipackzettel bis hinzum Produkt- und Markenschutzzu verlässlichen therapeutischenPräparaten zu machen. Und dabeispielt Faubel eine wichtige Rolle.

Das erfolgreiche mittelständischeUnternehmen mit über 150 Mit-arbeitern und rund 21 Mio. EuroUmsatz ist als Spezialist für inno-vative Etiketten weltweit tätig undbesitzt eine Reihe von Patenten.

So hat sich Faubel vor gut ei-nem Jahr beispielsweise ein inno-vatives dreilagiges Blisteretikettpatentieren lassen, das sowohlkindersicher als auch senioren-gerecht sein soll. „Faubel-Com-pact Label“ nennt sich ein paten-tiertes Booklet-Etikett mit bis zu

113 Seiten, das eine wiederver-schließbare, transparente Foliesicher schützt. Beim Kunden wirddas Compact Label aufgerollt undauf einem Trägerband konfektio-niert angeliefert und kann danndank einer Klebefolie auf der Rück-seite direkt auf die Medikamen-tenverpackungen aufgespendetwerden.

Doch ist das Geschäft auch sehranspruchsvoll. So gut wie jedesPharmaunternehmen zertifiziertseine Zulieferer nicht nur hin-sichtlich der Hygiene. Auch eineFehlerquote in Richtung nullmuss sichergestellt sein. Mehrüber den innovativen Etiketten-drucker lesen Sie auf Seite 22.

FLEXODRUCK:

INNOVATIV UND GUT

Die Proflex 2011 machte das

Potenzial des modernen

Verpackungsdruck-Prozes-

ses deutlich. Seite 12

LEBENSMITTEL

SICHER VERPACKEN

Gesetzliche Auflagen

zwingen Verpackungsdru-

cker, auf „Nummer sicher“

zu gehen. Seite 18

NISCHE ERFOLGREICH

BESETZT

Wie man mit „Premium“-

Kofferanhängern eine

Geschäftsidee profitabel

umsetzen kann. Seite 9

„Fundgrube“ für VerpackungenChesapeake Deutschland

ó Chesapeake gehört zu den klangvollen Namen

im Bereich der Produktion hochwertiger Verpa-

ckungen. Mit der neu hinzugekommenen Kaltfo-

lientechnologie sind außergewöhnliche Verede-

lungen schnell und unkompliziert umsetzbar. Che-

sapeake Deutschland macht diese Technologie im

Hauptwerk Stuttgart nun auch für Lebensmittel

unter allen Sicherheitsaspekten nutzbar. Seite 14

Jubiläum: Der 100. SchadensfallGutachter berichten aus der Praxis

ó Bereits die 100. Gutachterfolge in unserer Serie

„Problemfälle aus grafischen Betrieben – Ein Gut-

achter berichtet aus der Praxis“ erscheint in der

heutigen DD-Ausgabe. Inzwischen sind es schon

fünf Experten, die mit ihren Erfahrungen die Serie

„mit Leben erfüllen“. Die Sachverständigen decken

ein breites Themenspektrum ab. Seite 20

∂ Join us now!

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DIESE WOCHE

4 Deutscher Drucker | Nr. 36 | 24.11.2011

∂ INHALT

KUNDEN & MÄRKTE

9 Mit „Premium“-Kofferanhän-gern eine Geschäftsidee profi-tabel umsetzen

10 Welche Möglichkeiten bietenvirtuelle Messen?

11 print.de-(B)Logbuch: Die Giftbox für Abonnenten

SCHWERPUNKT

Verpackungs- und Etiketten-produktion

12 Flexodruck: Kontrolliertes Dru-cken ist ebenso möglich

14 Premium Packaging: ErfolgreicheVerpackungen sprechen die Spra-che der Kunden

16 Industrieller Verpackungsdruck:Welche Leistungssprünge sind im VLF-Bogenoffset drin?

18 Food Packaging: Lebensmittel-konformität – Was ändert sich fürVerpackungsdrucker?

PRODUKTE & TECHNIK

20 Gutachten (100): Unsere fünf Gutachter stellen sich vor

22 Erfolgreiche Geschäftsmodelleinnovativer Ideenschmieden

24 Serie Bedruckstoffe (2): BesondereProdukte und besondere Papiere

26 Technik-News

BETRIEB & MANAGEMENT

35 Einkaufsquellen

40 Serie Fördergelder (2)

43 Impressum

44 - Nachrichten

’’Bücher faszinieren,eröffnen neue Horizon-te und sind unverzicht-bar in der Bildung.

Alexander Skipis, Hauptge-schäftsführer des Börsenvereinsdes Deutschen Buchhandelsbegründet, warum der Börsenver-ein die Initiative Lesestart desBundesministeriums für Bildungund Forschung unterstützt.

BVDM zieht Ende 2012 nach BerlinGesamte Verbandsorganisation soll außerdem stärker vernetzt werden

ó Der Bundesverband Druck undMedien (BVDM) wird Ende des Jah-res 2012 den Sitz seiner Geschäfts-stelle von Wiesbaden nach Berlinverlegen.

Darauf verständigte sich derHauptvorstand des Verbandes mitbreiter Mehrheit in seiner jüngstenSitzung in Frankfurt am Main. DerVerband will, wie es heißt, mit demUmzug auf die steigenden Anfor-derungen an die politische Interes-senvertretung des Arbeitgeber- undWirtschaftsverbandes reagieren. Der-zeit beschäftigt der Bundesverbandnach eigenen Angaben 24 Mitar-beiter.

Wie der BVDM gegenüber Deut-scher Drucker bestätigte, ist für dasGebäude in Wiesbaden bereits einnotarieller Vertrag für den Verkauferfolgt.

„Die Europäisierung und Globa-lisierung erfordern einen stärkeren

Einsatz für die Unternehmen derBranche und einen weiteren Schul-terschluss mit anderen Branchen-und Arbeitgeberverbänden. Für diedeutsche Druckindustrie wichtigeThemen in der Wirtschafts-, Sozial-und Energiepolitik sowie in der Mit-telstandsförderung brauchen einestarke Stimme im politischen Zent-rum Berlin,“ begründete Hauptge-

schäftsführer Dr. Paul Albert Deimeldie Entscheidung des Verbandes. ImWettbewerb mit anderen Medienund ausländischen Druck- undMedienbetrieben komme der poli-tischen Interessenvertretung derDruckindustrie eine entscheidendeBedeutung zu.

Neben der Sitzverlegung des Bun-desverbandes gab der Hauptvorstandauch den Weg frei für eine stärkereVernetzung der gesamten Ver-bandsorganisation. Die elf Landes-verbände bieten eine flächende-ckende Betreuung der Mitgliedsbe-triebe in allen technischen, rechtli-chen und wirtschaftlichen Fragenvor Ort. Der BVDM kanalisiert undtransportiert die relevanten Themensowohl zu den politischen Ent-scheidungsträgern und Partnern alsauch in die Branche.

Das Gebäude des BVDM in Wiesbaden wird verkauft, der Verband zieht nach Berlin.

Grafik-Bote wird aufgelöst

Schwarzwälder Bote will Aufträge künftig fremdvergeben

ó Der Grafik-Bote, die Druckvor-stufen-Firma des SchwarzwälderBoten (Oberndorf/Neckar), soll zum30. Juni 2012 aufgelöst werden. Dasberichten Südwestrundfunk undSüddeutsche Zeitung.

Die Grafik-Bote GmbH, die aktu-ell rund 60 Mitarbeiter beschäftigt,war 2008 ausgegliedert worden. Siefungiert bislang als Dienstleisterunter anderem in der Anzeigenpro-duktion. Die beabsichtigte Schlie-ßung wird laut SZ damit begründet,dass der Grafik-Bote schon „seit Län-gerem nicht mehr wettbewerbsfä-hig“ gewesen sei. Die Aufträge soll-ten nun an externe Anbieter verge-ben werden. Mit dem Betriebsrat sollüber einen Sozialplan verhandeltwerden.

Der Schwarzwälder Bote, der zurSüdwestdeutschen Medienholding(SWMH) gehört, ist seit MonatenSchauplatz von Streikmaßnahmen.Nach der Druckvorstufe waren imFrühjahr 2011 rund 270 weitere Mit-arbeiter – aus Redaktionen und derMedienvermarktung – ausgegliedertworden. Alle neu gegründeten Fir-men sind nicht mehr tarifgebun-den, die Arbeitsbedingungen wer-

den laut Verdi mit den Beschäftigteneinzelvertraglich geregelt. LautGewerkschaften zielen die Streiks inden drei Firmen darauf ab, diesezurück in die Tarifbindung zu bringen.

∂ GUTACHTER BEI DER ARBEIT

„Moment, ich hab’s gleich...“

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PRODUKTE & TECHNIK

20 Deutscher Drucker | Nr. 36 | 24.11.2011

Beschädigter Druckzylinder: Schadensregulierung durch VersicherungEIN GUTACHTER BERICHTET AUS DER PRAXIS (100) ó In unserer 100. Gutachterfolge geht es um folgendenSachverhalt: Während des Leerlaufbetriebs einer Bogendruckmaschine hat sich Kaltprägefolie unkontrolliert vomFolien-Modul über dem Druckwerk um den Gummituchzylinder gewickelt. Im Druckspalt zwischen Gummituch- undGegendruckzylinder waren unzählige Lagen der Kaltfolie mehrere Millimeter stark eingepresst.

ó Bei einem Maschinenalter von etwa zehn Jah-ren sollte der tatsächlich entstandene Schadenim Auftrag der Maschinenbruch-Versicherungunter Berücksichtigung möglicher wertsteigen-der Maßnahmen aufgrund der anstehenden Repa-ratur bewertet werden.

ORTSTERMIN. Nach detaillierter Begutachtungdes Schadens stellte sich schnell heraus, dass derGegendruckzylinder über seine gesamte Ballen-breite sehr hohe Rundlauffehler aufwies, welchemit Hilfe einer Messuhr der Auflösung 1 µm (=0,001 mm) in eingebautem Zustand gemessenwurden. Es ergaben sich über die gesamte Bal-lenbreite Rundlauffehler bis zu 60 µm, die jedoch

nicht reproduzierbar gemessen wurden. Diesenicht reproduzierbaren Messungen sind ein ein-deutiges Indiz für gleichzeitig vorhandene Lager-schäden. Eine tampongalvanische Reparatur ineingebautem Zustand scheidet somit hier vonvornherein aus. In Abstimmung mit dem Maschi-nenhersteller wurde entschieden, diesen Gegen-druckzylinder auszubauen und im Messraum desMaschinenherstellers zu vermessen.

MESSRAUM. Beim Messraum handelt es sichum einen klimatisierten Raum mit einer schwe-ren Marmorplatte, auf welcher der zu vermes-sende Zylinder auf hochpräzisen Lagerungen anseinen Lagerzapfen aufgenommen wird. Moto-risch wird der Zylinder langsam gedreht undgleichzeitig werden mit Hilfe von berührungs-los messenden induktiven Wegaufnehmern dieverschiedenen Spuren über die Zylinderballen-länge hinsichtlich ihrer Rundlaufabweichungvermessen (Abbildung 1). Diese Abweichungenvom exakten Rundlauf werden kontinuierlicham Computer gespeichert und der jeweiligen

Position des Zylinders zugeordnet. Somit kön-nen mehrere Messungen hintereinander hin-sichtlich ihrer Reproduzierbarkeit miteinanderverglichen werden. Die Reproduzierbarkeit derRundlaufmessungen war immer vorhanden. Dienicht vorhandene Reproduzierbarkeit der Rund-laufmessungen in eingebautem Zustand des Zylin-ders und die Reproduzierbarkeit auf dem Mess-tisch bestätigen, dass die Zylinderlager aufgrunddes Maschinenbruchs ebenfalls beschädigt wur-den.

MESSERGEBNISSE. In Abbildung 2 sind dieErgebnisse von drei Umfangs-Spuren der Rund-laufmessungen an einem Drucksystem des Gegen-druckzylinders mit insgesamt zwei Drucksyste-men (doppelter Zylinderumfang verglichen mitGummituch- und Plattenzylinder) dargestellt.Dabei handelt es sich um eine Messspur imBereich der Antriebsseite (Mst3), der Zylinder-ballenmitte (Mst4) und der Bedienseite (Mst5). Diezulässigen Sollwerte betragen bei diesen Mess-stellen 10 µm (= 0,010 mm) und sind im Mess-diagramm in Klammern dargestellt. Die tatsäch-lichen Rundlaufabweichungen betragen bis zu62 µm. Die Rundlaufabweichungen der Zylin-derzapfen (Lagerungen) liegen bei 25 µm, wobeihier 4 µm maximal zulässig sind.

Die einzelnen Spitzen im Rundlaufprotokoll(rote Markierungen) rühren von axial verlaufen-den Verschleißriefen der galvanischen Hartchrom-schicht her. Diese Verschleißriefen sind im Lau-fe der Betriebszeit der Maschine entstanden undsind ursächlich auf den Betrieb der Maschinezurückzuführen.

REGULIERUNG DES ZYLINDERSCHADENS.Sowohl die Messergebnisse des Rundlaufs in ein-gebautem Zustand, als auch die Ergebnisse vomMessraum beim Maschinenhersteller ergabenübereinstimmend, dass der Gegendruckzylindernicht mehr repariert werden kann. Ein neuerZylinder im Wert von 53 000 Euro ist in dieMaschine einzubauen.

Mit diesem neuen Gegendruckzylinder wer-den jedoch auch wertsteigernde Maßnahmendurchgeführt, welche bei dieser Maschinenbruch-versicherung nicht versichert sind. Im Volks-mund handelt es sich um mitbehobenen Ver-schleiß, der nicht versichert ist. Die axial verlau-fenden Verschleißriefen in der galvanischen Hart-chromschicht des Zylinderballens (rote Markie-rungen in Abbildung 2) sind beim neuen Gegen-druckzylinder nicht mehr vorhanden.

Eine Komplettreparatur der Chromschichtbeträgt beim Maschinenhersteller etwa 12 500Euro. Versicherungstechnisch wird nicht der kom-plette Zylinder reguliert, sondern nur 40 500Euro. Der Rest war in diesem Fall vom Versiche-rungsnehmer zu tragen.

ERGEBNIS. Beim Abschluss einer Versicherungsollte sich jede Druckerei genau über die Versiche-rungsbedingungen informieren und bei Ersatz-teilen „Neu gegen Alt“ mitversichern.

In dem hier beschriebenen Falle wäre der Zylin-der von der Versicherung vollständig bezahltworden. (fl)

DD-SERIE

PROBLEMFÄLLE AUS

GRAFISCHEN BETRIEBEN

Dr. Colin Sailer, öffentlichbestellter und vereidigterSachverständiger fürDruckmaschinen, Offset-und Tiefdruck, berichtetaus der Praxis. Er betreibtein Ingeni eur- und Sach-verständigenbüro.

[email protected] Tel.: 0 89/69 38 85 94www.print-und-maschinen bau.de

Abbildung 1: Gegendruckzylinder am Messtisch imMessraum des Maschinenherstellers bei den Rund-laufvermessungen.

Abbildung 2: Auszug aus einem Messprotokoll derRundlaufmessungen des Gegendruckzylinders.

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PRODUKTE & TECHNIK

Dr.-Ing. Colin Sailer

Dr.-Ing. Colin Sailer ist seit 1989 in der Druckin-dustrie tätig, bei Maschinenherstellern und der

Zulieferindustrie für Ver-brauchsmaterialien und Peri-pheriegeräte für Druckma-schinen. Seit dem Jahr 2005betreibt er ein Ingenieur- undSachverständigenbüro inMünchen. Von der Industrie-und Handelskammer fürMünchen und Oberbayern

wurde Dr. Sailer öffentlich bestellt und vereidigtfür Druckmaschinen, Offset- und Tiefdruckver-fahren. Vorstufen- und Weiterverarbeitungsan-lagen gehören ebenso wie Digitaldruckmaschi-nen zu den Randgebieten seiner öffentlichenBestellung.

Die 100. Folge: Das sind unsere fünf Gutachter

ó In Druck- und Weiterverarbeitungsbetriebenkommt es immer wieder zu technischen Proble-men und Schadensfällen. Nicht zufriedenstellen-de Druckergebnisse können die Folge sein undAnlass zur Reklamation bieten. Ausgangspunkt fürKonflikte sind oft auch Kernbereiche des Dienst-leistungsgeschäfts wie Finanzierung, Versiche-rung, die Wertermittlung von Maschinen undAnlagen sowie juristische Fragen.

Wenn es nun um die Ursachenforschung unddie nicht immer leichte Klärung der Schuldfragegeht, wird gerne ein Sachverständiger zu Rategezogen, der den Sachverhalt genau analysiert. Vordiesem Hintergrund hat die Deutscher-Drucker-

Redaktion im Februar 2007 eine Serie – „Problem-fälle aus grafischen Betrieben“ – „aus der Taufe“gehoben, die sich genau mit all jenen Problemenund Phänomenen rund um die Produktion vonDrucksachen im Bogen- und Rollenoffsetdruckbeschäftigt. Unser allererster und damit langjäh-rigster Gutachter ist Dr.-Ing. Colin Sailer, Mün-chen. Dr. Sailer ist seit Februar 2007 für uns alsAutor tätig.

Im März 2010 ist in der Edition Deutscher Dru-cker das Buch „Schadensfälle aus der Druckin-dustrie“ erschienen, in dem 50 Schadensfälle ausden Bereichen Akzidenz-Rollenoffsetdruck, Zei-tungsdruck, Bogenoffsetdruck, Digitaldruck,

Druckweiterverarbeitung, Farbe und Chemie,Bedruckstoffe sowie Finanzierung, Wertermitt-lung und Recht behandelt werden.

In der DD-Serie „Problemfälle aus grafischenBetrieben – Ein Gutachter berichtet aus der Pra-xis“ beleuchten inzwischen fünf Autoren, dieallesamt auch als Sachverständige und Gutach-ter tätig sind, die unterschiedlichsten Problem-und Schadensfälle. Die Beiträge beruhen nichtselten auf gerichtsrelevanten Gutachten.

Wer steckt nun aber hinter den Köpfen? AusAnlass des Jubiläums, nämlich der hier darge-stellten 100. Folge, stellen wir Ihnen auf dieser Seite unsere fünf Gutachter näher vor.

Dr.-Ing. Peter Hofmann

Dr.-Ing. Peter Hofmann ist Sachverständiger fürDruckmaschinen und Druckverfahren, er ist im

Sächsischen Institut für dieDruckindustrie Leipzig (SID)tätig. Die Erstellung vonSachverständigengutachtenist Bestandteil des Dienst-leistungsangebotes des SID.Neben Sachverständigengut-achten erstellt er Wertgut-achten für Maschinen, Gerä-

te und komplette Unternehmensausrüstungen.Seit 1995 ist er als Sachverständiger tätig undwar von 2000 bis 2010 durch die IHK zu Leipzigöffentlich bestellt und vereidigt. Diese Tätigkeitführt er nach erloschener Bestellung in vollemUmfang fort.

Michael Kirmeier

Michael Kirmeier, staatlich geprüfter Drucktech-niker, verfügt über langjährige Berufserfahrung

in Druckereien, darunter lei-tende Tätigkeiten im Quali-tätsmanagement im Offsetund der Druckweiterverarbei-tung. Er war elf Jahre bei derFogra in den Bereichen: Pro-jektleitung von Forschungs-themen, Gutachten, Rekla-mationsbearbeitung, Bera-

tung, Schulungen tätig. Heute ist Kirmeier inTeilzeit bei der Firma Prüfbau (Beratung, For-schung und Entwicklung) tätig. Seit 2006 vonder IHK für München und Oberbayern öffentlichbestellter und vereidigter Sachverständiger fürQualitätsbeurteilung von Druckerzeugnissen.

Dipl.-Ing. Horst-Walter Hauer

Dipl.-Ing. Horst-Walter Hauer, geboren 1954, warnach dem Maschinenbaustudium an der Ruhr-

Universität Bochum bei derKoenig & Bauer AG in denBereichen Forschung undEntwicklung tätig und alsstellvertretender Leiter Ent-wicklung mit der Durchfüh-rung von Neuentwicklungenbis zur Serienreife betraut. Erwar auch als Projektmanager

für Großanlagen tätig. Seit 2008 ist HauerGeschäftsführer im IBH und zuständig für dieKonzeptionierung von hochautomatisierten Dru-ckerei-Anlagen oder Retrofits. Im September2009 von der IHK Würzburg-Schweinfurt zumSachverständigen für Druckmaschinen bestellt.

Dipl.-Ing. Peter Stadler

Peter Stadler studierte von 1969 bis 1973 Verfah-renstechnik an der Fachhochschule München.

Von 1973 bis 2003 war er beider Fogra AbteilungsleiterDruckpapier, Druckweiterver-arbeitung und ID-Karte. 1990erhielt er einen Lehrauftragan der FHS München, Fach-bereich Drucktechnik. Im Jahr1995 wurde er Auditor für dieISO 9000 ff sowie in 2000

Auditor ISO 14001. Er ist Vorsitzender bzw. Mit-arbeiter bei drei Normenausschüssen, Vorsit-zender des Zellcheming FUA „Prüfung vonDruckpapieren“, Mitglied im Zellcheming Fach-ausschuss „Test“ und Teilhaber der familien-eigenen Beratungsfirma Info-Star, München.

Deutscher Drucker | Nr. 36 | 24.11.2011 21