Oktober /November 2015 • Ausgabe 42 • Jahrgang 8 … · Oktober /November 2015 • Ausgabe 42...

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D ER F ÄHRMANN Oktober / November 2015 • Ausgabe 42 • Jahrgang 8 Um neun Uhr der erste Start im Haus der Kommune. Bürger- meister Ingulf Donig begrüßte die zahlreichen Gäste: Einwoh- ner, aber auch angereiste, da- runter Sonja Steffen als Mitglied des Bundestages. Die Liste der Gäste aber ist lang. 10:30 Uhr füllte sich die Kirche bis auf den letzten Platz. Helga Ruch, Pröpstin des Propsteibe- zirks Stralsund und übrigens selbst schon viele Jahre Ein- wohnerin des Ortes, erinnert daran, dass Gott uns mit seinem Blick auf unser Leben an einer Stelle berühre, die kein anderer berühren könne als er. Wie un- sere Vorväter und -mütter seien auch wir heute noch angewie- sen auf „Gottes Ja, seine Bestä- tigung, seinen Segen”. Nachdem ein kurzes, energie- reiches Musikstück - vorgetra- gen von Benjamin Saupe an der Orgel - verklungen war, blickte Bürgermeister Donig auf die Zeit der ersten urkundlichen Er- wähnung von Altefähr zurück und dankte allen, den bekannten und unbekannten Generationen, die Altefähr zu dem gemacht haben, was es heute ist. In den letzten 25 Jahren erlebte Alte- fähr einen „Qualitätssprung”, aber, und das war dem Bürger- meister wichtig, sollten auch die vierzig Jahre in der DDR nicht vergessen werden, in denen es trotz vieler ökonomischer Zwänge und Einschränkungen gelang, das Dorf zu gestalten. Nahtlos folgte der Vortrag von Lothar Dols: „Historischer Rundgang durch Altefähr”. Die ursprünglich geplante Führung durch den Ort, um Geschichte an den einzelnen Stationen des Geschehens aufleben zu lassen, wurde kurzfristig aufgegeben. Einerseits lud das Wetter nicht gerade dazu ein, andererseits konnte sich niemand vorstellen, wie eine Führung durch das Dorf mit den geplanten Erläute- rungen des Ortschronisten bei der Vielzahl der Versammelten sinnvoll möglich sein würde. In seinem kenntnisreichen Vortrag ließ Lothar Dols viele Ereig- nisse, die Altefähr in den letzten 775 Jahren bewegt hatten, vor aller Augen lebendig werden: Die Urkunde mit der erstmali- gen Erwähnung Altefährs aus dem Jahre 1240, Kriege, Brände, die Fährverbindung zum Festland und die Zeit der Fährleute, der erste Stau von Autos, der Bau des Rügen- damms und dessen Auswirkun- gen auf das kleine Fährdorf, der Einsturz und Wiederaufbau des Kirchturms (1803), die Ent- wicklung zum Seebad vor dem Zweiten Weltkrieg und vieles mehr. 13:00 Uhr am Hafen: Die Sundfloßregatta beginnt und es gießt wie aus Eimern. Sylvi Müller vom Waldseilpark, die Organisatorin, das Team vom NDR mit Ralf Markert, die an- gereisten Floßbauer, aber auch Zuschauer halten Stand. Ren- nen um Rennen werden gestar- tet. Die Kameraden der Feuerwehr Altefähr hatten das wohl schnittigste Gefährt: Knallrot und man hätte − wäre da nicht das kleine blaue Blink- licht angebracht gewesen – den- ken können, ein bekannter italienischer Rennwagenherstel- ler hätte es gebaut. Am Schluss fehlten den Kameraden der Feu- erwehr Altefähr gerade einmal zehn Sekunden zum ersten Platz in der Gruppe der bis zu zehn- köpfigen Floßbesatzungen. Über den Schluss des Tages, die Liveband um 19:00 Uhr und das Feuerwerk um 23:30 ist schnell berichtet: Ausfall wegen Sturm und Regen. Leben an der Küste. 775 - Jahre Altefähr Eine Gemeinde blickt zurück – und nach vorn. Von Gunnar Fischer Wohnheim-Umbau Im Wohnheim des Insel e.V. entstehen sechs neue Wohn- räume mit drei Bädern. Ein- zugstermin ist voraussichtlich Weihnachten. Momentan laufen die Installationsarbeiten der Ge- werke. Die entstehenden Räume sind eine Qualitätsver- besserung für die Bewohner. Die im Erdgeschoss frei wer- denden Räume werden zu Büros umgebaut. Polizeikontrolle Am 08.09.2015 wurden alle in der Bergener Straße falsch par- kenden Fahrzeuge mit einem Verwarngeld geahndet. Zentrale Sammlung der Grünabfälle: Die Gemeinde bietet wieder eine zentrale Sammelstelle für Grünabfälle hinter der Feuer- wehr an. Allerdings nicht mehr kostenlos. Ca. 100 l (blauer Sack oder Schubkarre) kosten 0,50 €. Das ist mmer noch günstiger als zur Deponie zu fahren oder bei der illegalen Entsorgung erwischt zu werden. Bezahlung erfolgt bei Christo- pher Fetting im Büro des Ha- fenmeisters. +++ kurz notiert +++ kurz notiert +++ Foto: Fischer einke Nachts, wenn alle Katzen grau sind, kommen sie… Oder doch am Tage, weil sie dreist sind? Nein, keine Einbrecher, aber das was sie tun, ist illegal. Ich rede von jenen, denen es an- scheinend egal ist, wie unser Dorf aussieht. Ob sie nun Be- wohner sind oder von außerhalb kommen, ist nicht nachvollzieh- bar. Aber der Müll, den sie hin- terlassen, ist das Problem. So gesehen in den Straßen „An der Gärtnerei“ und entlang des „Barnkevitzer Wegs“. Dabei ist der so „entsorgte“ Grünschnitt noch das harmloseste. Viel schlimmer ist es, dass Wellas- best-Reste, Plastikeimer mit un- definierbarem Inhalt und sogar Fischküt achtlos am Wegesrand entsorgt werden. Willkommen Zivilisation im 21. Jahrhundert! Trifft wohl leider nicht auf alle zu! Deshalb muss sich etwas ändern, denn wenn jeder so den- ken würde wie sie, dann würden wir auf Straßen und Wegen bald nur noch über Müllberge stei- gen. (K)eine saubere Sache! Von Jens Reinke

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DER FÄHRMANNOktober / November 2015 • Ausgabe 42 • Jahrgang 8

Um neun Uhr der erste Start imHaus der Kommune. Bürger-meister Ingulf Donig begrüßtedie zahlreichen Gäste: Einwoh-ner, aber auch angereiste, da-runter Sonja Steffen alsMitglied des Bundestages. DieListe der Gäste aber ist lang.10:30 Uhr füllte sich die Kirchebis auf den letzten Platz. HelgaRuch, Pröpstin des Propsteibe-zirks Stralsund und übrigensselbst schon viele Jahre Ein-wohnerin des Ortes, erinnertdaran, dass Gott uns mit seinemBlick auf unser Leben an einerStelle berühre, die kein andererberühren könne als er. Wie un-sere Vorväter und -mütter seienauch wir heute noch angewie-sen auf „Gottes Ja, seine Bestä-tigung, seinen Segen”.Nachdem ein kurzes, energie-reiches Musikstück - vorgetra-gen von Benjamin Saupe an derOrgel - verklungen war, blickteBürgermeister Donig auf dieZeit der ersten urkundlichen Er-wähnung von Altefähr zurückund dankte allen, den bekanntenund unbekannten Generationen,die Altefähr zu dem gemacht

haben, was es heute ist. In denletzten 25 Jahren erlebte Alte-fähr einen „Qualitätssprung”,aber, und das war dem Bürger-meister wichtig, sollten auch dievierzig Jahre in der DDR nichtvergessen werden, in denen estrotz vieler ökonomischer

Zwänge und Einschränkungengelang, das Dorf zu gestalten.Nahtlos folgte der Vortrag vonLothar Dols: „HistorischerRundgang durch Altefähr”. Dieursprünglich geplante Führungdurch den Ort, um Geschichtean den einzelnen Stationen desGeschehens aufleben zu lassen,wurde kurzfristig aufgegeben.

Einerseits lud das Wetter nichtgerade dazu ein, andererseitskonnte sich niemand vorstellen,wie eine Führung durch dasDorf mit den geplanten Erläute-rungen des Ortschronisten beider Vielzahl der Versammeltensinnvoll möglich sein würde. In

seinem kenntnisreichen Vortragließ Lothar Dols viele Ereig-nisse, die Altefähr in den letzten775 Jahren bewegt hatten, voraller Augen lebendig werden:Die Urkunde mit der erstmali-gen Erwähnung Altefährs ausdem Jahre 1240, Kriege,Brände, die Fährverbindungzum Festland und die Zeit derFährleute, der erste Stau vonAutos, der Bau des Rügen-

damms und dessen Auswirkun-gen auf das kleine Fährdorf, derEinsturz und Wiederaufbau desKirchturms (1803), die Ent-wicklung zum Seebad vor demZweiten Weltkrieg und vielesmehr. 13:00 Uhr am Hafen: DieSundfloßregatta beginnt und esgießt wie aus Eimern. SylviMüller vom Waldseilpark, dieOrganisatorin, das Team vomNDR mit Ralf Markert, die an-gereisten Floßbauer, aber auchZuschauer halten Stand. Ren-nen um Rennen werden gestar-tet. Die Kameraden derFeuerwehr Altefähr hatten daswohl schnittigste Gefährt:Knallrot und man hätte − wäreda nicht das kleine blaue Blink-licht angebracht gewesen – den-ken können, ein bekannteritalienischer Rennwagenherstel-ler hätte es gebaut. Am Schlussfehlten den Kameraden der Feu-erwehr Altefähr gerade einmalzehn Sekunden zum ersten Platzin der Gruppe der bis zu zehn-köpfigen Floßbesatzungen. Über den Schluss des Tages, dieLiveband um 19:00 Uhr und dasFeuerwerk um 23:30 ist schnellberichtet: Ausfall wegen Sturmund Regen. Leben an der Küste.

775 - Jahre AltefährEine Gemeinde blickt zurück – und nach vorn. Von Gunnar Fischer

Wohnheim-Umbau

Im Wohnheim des Insel e.V.entstehen sechs neue Wohn-räume mit drei Bädern. Ein-zugstermin ist voraussichtlichWeihnachten. Momentan laufendie Installationsarbeiten der Ge-werke. Die entstehendenRäume sind eine Qualitätsver-besserung für die Bewohner.Die im Erdgeschoss frei wer-denden Räume werden zuBüros umgebaut.

Polizeikontrolle

Am 08.09.2015 wurden alle inder Bergener Straße falsch par-

kenden Fahrzeuge mit einemVerwarngeld geahndet.

Zentrale Sammlung der Grünabfälle:

Die Gemeinde bietet wiedereine zentrale Sammelstelle fürGrünabfälle hinter der Feuer-wehr an. Allerdings nicht mehrkostenlos. Ca. 100 l (blauerSack oder Schubkarre) kosten0,50 €. Das ist mmer nochgünstiger als zur Deponie zufahren oder bei der illegalenEntsorgung erwischt zu werden. Bezahlung erfolgt bei Christo-pher Fetting im Büro des Ha-fenmeisters.

+++ kurz notiert +++ kurz notiert +++

Foto: Fischer

einke

Nachts, wenn alle Katzen grausind, kommen sie… Oder docham Tage, weil sie dreist sind?Nein, keine Einbrecher, aberdas was sie tun, ist illegal. Ichrede von jenen, denen es an-scheinend egal ist, wie unserDorf aussieht. Ob sie nun Be-wohner sind oder von außerhalbkommen, ist nicht nachvollzieh-bar. Aber der Müll, den sie hin-terlassen, ist das Problem. Sogesehen in den Straßen „An derGärtnerei“ und entlang des„Barnkevitzer Wegs“. Dabei ist

der so „entsorgte“ Grünschnittnoch das harmloseste. Vielschlimmer ist es, dass Wellas-best-Reste, Plastikeimer mit un-definierbarem Inhalt und sogarFischküt achtlos am Wegesrandentsorgt werden. WillkommenZivilisation im 21. Jahrhundert!Trifft wohl leider nicht auf allezu! Deshalb muss sich etwasändern, denn wenn jeder so den-ken würde wie sie, dann würdenwir auf Straßen und Wegen baldnur noch über Müllberge stei-gen.

(K)eine saubere Sache!Von Jens Reinke

2 DER FÄHRMANN Oktober / November 2015

Wir schreiben das Jahr 1935.Jeder, der es sich leisten kann,besitzt ein eigenes Auto. Rügenist nach wie vor beliebtes Ur-laubsziel. Der Weg zur Inselführt nur über Stralsund nachAltefähr. Bestes Wetter amPfingstsonntag animiert vieleAutofahrer zu einer Tour nachRügen. Auf dem Alten Markt inStralsund kommen die Autoszum Stehen. Hier ein Ausschnittaus einem Gedicht von KörlePomm aus Altefähr. Ein Berli-ner im Gespräch mit einemPolizisten:„… Ich versteh Sie ganz genau.Alle die hier vor Ihn´ steh´n,wollen Rügen auch beseh´n.Halten Sie man hintenan, sons-ten komm´se gar nicht dran!”Max ächzt wie ein wundes Tier;„wie viel sind denn noch vormir?” Drauf der Blaue: „Och,det macht sich, schätzungsweise

Stücker achtzig!” Die Rückfahrtabends ist nicht anders. Als sieauf der Dampferbrücke stehen,lässt Körle Pomm einen Fähr-mann sagen: „Ach, juch hebben

wi vergäten, - na, denn täuwtman noch ´n bäten. Wenn wimorgen früh afgahn, komm´ jifurts as ierste ran!”Als Fährschiffe verkehrten dieAltefähr 1 und die verlängerte

Altefähr 2. Von der Indienst-stellung einer dritten Fährenahm man Abstand. Der Baudes Rügendamms ging in dieEndphase. Im Januar 1937 las

man an den Enden des neuenRügendamms: Befahren auf ei-gene Gefahr möglich. Die Si-tuation an der Fährbrücke inAltefähr im Frühjahr 1937 be-schrieb Lehrer Fock in einem

Gedicht. Folgend der Anfang:Bockig und gar sehr verdrossenliegt die Flunder fest vertäut an der Brück´ an ihren Trossennun schon seit geraumer Zeit.Grollend kehrt sie „ihm” denRücken, der die Autos ihr entführt und bleibt fern von StralsundsBrücken, weil sich’s Fahren nicht rentiert.Ja, einst konnt´ man sie nichtmissen, winters fuhr sie brav sogar, weil doch Autos rüber müssen,die bezahlen gut in bar. …Heute sind es nun zwei Brü-cken, der alte Rügendamm unddie neue Rügenbrücke mit ge-samt fünf Autospuren undimmer noch gibt es in der Hoch-saison Staumeldungen in Rich-tung zur Insel Rügen.

Die erste Staumeldung nach und von RügenVon Lothar Dols

Foto (3): Chronik

In unserer neuen Serie wollenwir die Häuser unseres histori-schen Dorfkerns ein wenignäher vorstellen. Den Auftaktder Serie bildet das Haus in derBahnhofstraße 1 und wir begin-nen die Zeitreise im 19. Jahr-

hundert: Belegt ist, dass das alteHaus zusammen mit der dazu-gehörigen Scheune am8.11.1823, wie so viele Häuserin Altefähr, völlig nieder-brannte. Der damalige Besitzer,der Fährmann Johann Ohl, ließan gleicher Stelle ein neuesHaus errichten. In identischer

Bauweise wurden übrigensauch die Häuser Bahnhofstraße3, 5 und Klingenberg 1 errich-tet, was heute aber durch Um-bauten und Renovierungennicht mehr erkennbar ist. DieTochter des Fährmanns Ohl

übernahm das Haus zusammenmit ihrem Mann Wilhelm Darf-schlag (dessen Nachfahren spä-ter das Dorf prägten). DieserWilhelm Darfschlag ließ 1858im Bessiner Weg (heute Barn-kevitzer Weg) eine Scheunebauen (Ecke „Zum Kurpark”)und besaß in Altefähr eine Hüh-

nerzucht. Er gewann in derschwedischen Lotterie 2 Pferde,und so ließ er es sich nicht neh-men, von seinem Haus bis zurScheune hoch zu Ross zu reiten.Im Ort wurde er deshalb einwenig spöttisch „Graf Hahn“

oder als „de Höhnergraf“ beti-telt. Der Sohn von WilhelmDarfschlag hatte dann das Hausin den 1940er Jahren renovierenlassen und die Landwirtschaftabgegeben. Die Enkelin vonWilhelm, Louise Stichternoth,geb. Darfschlag, hat das Hausvon ihrem Großvater geerbt. Zu

dieser Zeit wohnte hier auch dererste Dorfchronist WilhelmFrieberg. 1976 erwarb die Fa-milie Grams das Haus. Nachund nach wurde es umgestaltetund saniert, wie es heute für unsersichtlich ist. Bei der Umge-

staltung der Gartenmauer wurdeein ausgehöhlter Granitsteinentdeckt, der jetzt für alle sicht-bar in der Auffahrt des Hausessteht. Vermutlich handelt es sichhierbei um einen Fundament-stein einer kleinen Bockwind-mühle (früher im Bereich derBahnhofstr. am Hochufer).

Eine Zeitreise durch die Straßen von AltefährEin Haus erzählt seine Geschichte - Bahnhofstraße 1. Von Jens Reinke

www.altefaehr.de

Als der Homo primigenius, derursprüngliche Mensch, sich an-schickte, den Wald zu verlassen,um die weite Savanne zu betre-ten, musste er sich auf die Hin-terbeine stellen. So bekam maneine bessere Übersicht bezüg-lich Säbelzahntiger und weite-rer Fleischsorten. Er hatte beschlossen, dem Vege-tarier- leben ein Ende zu setzen.Und als er so gelangweilt da-stand und die Welt von obenherab behandelte, war eine neueEpoche angebrochen. Homoerectus, der aufrechte Mensch.Durch einen dummen Zufall,vermutlich eine Unwetterwar-nung namens „Prometheus” mitGewitter, bekam der Steinzeit-mensch das Feuer in die Hand.Na ja nicht direkt in die Hand.Tut weh. Nun überschlugen sich

die Ereignisse. Haxen vom Ur-schwein, damals verwandt mitElefanten, schmeckten erst rich-tig mit Sauerkraut. Analogie zuBayern. Das Kochduell der ein-zelnen Stämme nahm rivalisie-rende Formen an. Die Entwicklung nahm Fahrtauf. Feldarbeit, Höhlendesign,Waffenherstellung, Beseitigungder auf Abwege geratenen Ne-andertaler. Multitasking eben.Der Mensch wurde zum Homofaber, dem schaffenden Men-schen. Und gleichzeitig auchzum Homo habilis, dem ge-schickten Menschen. Die Evolution schlug zu diesemZeitpunkt den großen Gong:Homo sapiens. Oh Gott, dachteder damalige Mensch undwurde zum Homo religiosus,religiösen Menschen. Zu die-

sem Zeitpunkt der menschli-chen Entwicklung war dieHöhle doof oder out, wie wirheute sagen würden. Als Einer oder Eine ins Trans-portgewerbe einstieg und ausreiner Faulheit eine runde Sachemachte, nämlich das Rad, über-schlugen sich die epochalen Er-eignisse. Der Homo oeconomicus undHomo investigans füllte die Ko-lumnen. Das geschriebeneWort, Dampfmaschinen, Mak-karoni und Schwarzpulverwaren der Hype. GestressteBuchhalter, die all den Kramverwalten mussten, besondersden Mammon oder wie der Kerlhieß, erfanden die Rechenma-schine. Auf dem Weg ins digitale Zeit-alter mutierte der Homo logi-

scherweise zumHomo digitalis, Was brachte esihm? Den Mausarm. Nein, nichtden Tennisarm. Den bekommtnur der Homo ludens, der spie-lende Mensch.Wo stehen wir heute? Die meis-ten Menschen sieht man ge-beugten Hauptes auf der Straße,Bus, Restaurant oder überall.Nicht die Demut vor dem Lebenlässt sie den Blick senken. Derneue Antichrist Smartphone hältsie in seinem Bann. LustlosKinderwagen schiebende Müt-ter, Jugendliche, hoffnungsloseSingles, Manager, Bundeskanz-lerin unterwerfen sich den Dä-monen Twitter, Facebook,WhatsApp. Das führt unweiger-lich zum Homo smartphonien-sis. Folgen: Buckel. Diemodernen Quasimodos.

DER FÄHRMANN 3Oktober / November 2015

Wenn ich in meiner Küchestehe und mir die Hände ab-trockne, überlege ich, wer wareigentlich der Mann, der meineHandtücher gewebt hat? Werwar Horst Quast, jener Weberaus unserem Dorf, der in derSundstrasse wohnte und an denich mich als freundlichen älte-ren Herrn erinnere, vielleichtetwas kauzig, der mit seinenWebstühlen und einer Katzelebte? Viele Telefonate führte ich undstieß bei meinen Recherchenauf ein Volkstanzensemble, da-nach die Palucca Tanzschuleaus Dresden, fragte nach bei derOstseezeitung, dem Kulturhis-torischen Museum Stralsund,dem Theater Vorpommern, demAutor eines Buches über dasStralsunder Theater und bei denNachbarn in der Sundstraße. Ja,da ist mal ein Artikel erschie-nen. Aber wann und wo? Jeden-falls bei der OZ nichtauffindbar! Die Ausbeute mei-ner Nachforschungen bis hier-her zunächst sehr mager, wennman von einem kleinen Foto ab-sieht, das Herrn Quast als Solo-

tänzer mit Partnerin in dem er-wähnten Buch über das TheaterStralsund zeigt. Etwas ergiebi-

ger die Nachbarn: Herr Quastsei nach seiner Zeit als Tänzeram Theater Stralsund, vielleichtauch schon etwas früher, in dieWeberei von Herrn Urban in derSundstraße eingestiegen undhabe von ihm dieses Kunst-handwerk erlernt. Seit dieserZeit habe er in der Sundstraße

gelebt. Herr Urban habe sichvor annähernd 50 Jahren in derentstehenden Sundstrasse ein

Haus zum Wohnen und Arbei-ten gebaut. Anfangs gab es zweiweibliche Angestellte. Dieseverließen ihn und Altefähr aberbald. Herr Quast füllte die Lücke undüberlebte Herrn Urban umJahre. Er führte den Minibetriebwohl nicht ganz erfolglos als

Solist weiter und bewohnte dieImmobilie bis zu seinem Todvor wenigen Jahren allein. Bei der Suche nach weiterenSpuren der Akteure scheint sichvieles im Nebel der Vergangen-heit aufzulösen. Schließlichstoße ich auf eine Schenkung andas Kulturhistorische MuseumStralsund, darunter eine angeb-lich von Herrn Urban gewebteWeste. Diese könne ich fotogra-fieren, wenn eine Genehmigungder Hansestadt vorläge. Sie seiallerdings im Speicher archi-viert, der wegen seines bauli-chen Zustandes geschlossen sei.Man werde aber die Weste fürmich herbeischaffen. Im Büroder netten Museumsmitarbeite-rin betrachtete ich das guteStück. Es sieht abgetragen aus.Wenn auf der zugehörigen Kar-teikarte stehe, die Weste sei ausdem Jahre 1890, so sei diesfalsch – Herr Urban habe dieWeste selber gewebt. In mir keimen Zweifel, und ichbefürchte, diese Spur könnte alshistorischer Irrtum in die Ge-schichte des Fährmanns einge-hen.

Die Weber in der SundstraßeEine Spurensuche mit Frustrationen. Von Andrea Gombac

Kleine Evolutionslehrevon Ingulf Donig

H

ÄUPTLING

SGLOSSE • 41

Foto: Gombac

4 DER FÄHRMANN

Impressum:Herausgeber: Gemeinde AltefährAm Fährberg 9, 18573 Altefährwww.altefaehr.deRedaktion: V. i. S. d. P.Ingulf Donig, Lothar DolsRenate SchaarschuhHans-Joachim FettingDr. Heinz-Malte BartenAndrea Gombac, Jens Reinke,Gunnar [email protected] und Satz:Dani SchwedhelmTel. 038 306 - 68 [email protected]:Digitaldruck Kruse, StralsundVertrieb:AWO-Ortsgruppe, Telefon 75 388Auflage:600 Exemplare, RecyclingpapierRedaktionsschluss:30. September 2015Für unverlangt eingesandte Texteund Fotos wird keine Haftungübernommen. Der Inhalt der Arti-kel liegt in der Verantwortung desVerfassers und gibt nicht unbe-dingt die Meinung der Redaktionwieder. Kürzungen sind vorbehal-ten.Nächster Verteilungstermin:ab 27. November 2015

GEBURTSTAGESiegfried Looks 01.10. 77Paul Otte 01.10. 80Klaus Hauschild 03.10. 71Karl Maack 03.10. 82Irmgard Wolna 03.10. 78Brigitte Maack 06.10. 72Brigitte Schönfeldt 10.10. 82Renate Baudisch 12.10. 77Karla Hoppe 14.10. 83Anneliese Warnecke 16.10. 70Karl-Heinz Schwetzko 19.10. 84Elfriede Furche 21.10. 77Werner Meier 21.10. 81Waltraud Schmidt 21.10. 72Wolfgang Buddrus 23.10. 77

Gudrun Ruhnke 23.10. 70Friedrich Harder 26.10. 76Gudrun Devrient 01.11. 74Friedrich Marsand 06.11. 78Rosemarie Schroetter 08.11. 82Philipp Devrient 09.11. 72Christine Raguse 10.11. 71Peter Mann 17.11. 78Franz Pesta 17.11. 78Hans-Joachim Klein 21.11. 71Sigrid Jahn 22.11. 84Georg Hoyer 26.11. 91Adelheid Moltzahn 28.11. 81Fredi Schmidt 29.11. 7550. Hochzeitstag Ella und Willi Tutas 12.11.

Oktober / November 2015

BILDERRÄTSELWer errät, wo dieses Foto auf-genommen wurde? Schreiben Sie Ihren Tipp wiegewohnt mit Namen und Tele-fonnummer auf einen Zettel undreichen diesen bis zum 31.10. inden Gemeindebriefkasten amFährhaus oder direkt bei einemRedaktionsmitglied ein. Wir verlosen ein signiertesExemplar des Rügen-Jahrbu-ches vom Verband INSULARUGIA e.V.

DES RÄTSELS LÖSUNGHier musste wieder etwas ge-nauer in den Vorgärten Alte-fährs Ausschau gehaltenwerden. Leider erkannte nie-mand diesen putzigen Kerl vordem Haus in der BergenerStraße 7.Das signierte Exemplar desRügen-Jahrbuches vom Ver-band INSULA RUGIA e.V. ver-bleibt somit bei der Redaktion.Wir wünschen viel Erfolg beimErraten des neuen Bilderrätsels!Foto: Gombac Foto : Barten

TERMINE06.10. 15:00 Uhr Singen im Pfarrhaus 28.10. 19:00 Uhr Tourismusstammtisch03.11. 15:00 Uhr Singen im Pfarrhaus 22.11. 10:45 Uhr Gottesd. z. Ewigkeitssonntag

25.11. 19:30 Uhr Tourismusstammtisch29.11. 10:45 Uhr Gottesd. zum 1. Advent

Benjamin Saupe mit SingakademieSo 10:45 Uhr Gottesdienst St. Nikolai

Am 10. September trafen siesich zum ersten Mal, die Teil-nehmer des Computerkursesmit dem zum Teil irreführendenTitel „Senioren ans Netz”. Sie-ben Neugierige, die bei Weitemsich nicht alle zu den „Senio-ren“ zählen. Senioren, klingtnach Behäbigkeit. Wen die Un-ruhe treibt, etwas Neues ken-nenzulernen oder neue Dinge zuerfahren, also unruhig bleibt,der hat seine Jugend bewahrt. Inder ersten Runde stellte HerrSchittko vom SeniorenbeiratRügen das Projekt und den PC-Trainer Herrn Hörig vor. Dann

erzählte jeder von seinen Vor-kenntnissen und Motivationen.Am 17. September ging es los.Neben den fünf Notebooks, vonunserem Gasversorger EWERügen gesponsert, konnte auchjeder seinen eigenen PC mit-bringen. Um die kryptische Be-griffswelt des virtuellen Netzeskennenzulernen sowie dieHardware (Computer) als Torzu den fantastischen Weiten desInternets zu begreifen, erläu-terte Herr Hörig einige Fachbe-griffe: URL, RAM, HDD, SSD,Browser, Router, Switch usw.Erstmals „Hochfahren“ der

Rechner. Das Fenster in eine an-dere Welt. In den kommendenMonaten in 14-tägigem Rhyth-mus erfolgt dann das Einrichtenvon Programmen. Office, dieBürosoftware, Internetbrowser,Email, Fotobearbeitung. Spei-chern und Versenden von Brie-fen und Fotos. Surfen imInternet und vieles mehr. Übri-gens ist ein achter Teilnehmerbeim zweiten Termin dazu ge-kommen. Wenn Sie Interessehaben, der nächste Treff ist am01.Oktober um 14.30 Uhr imGemeindezentrum, Sitzungs-raum.

Senioren ans NetzVon Ingulf Donig

KLEINANZEIGENSpielzeug, Fahrräder, Nähma-schinen, Kleidung werden vomKreisdiakon. Werk für Flücht-linge gesucht. Abholung istmöglich. Telefon 038306-68264Außerdem werden Paten ge-sucht. Interessierte sind eingela-den ins Café Aufwärts in derAuferstehungskirche immermittwochs 15 - 17 Uhr.