PuK Fachtagung in München

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Kommentare in AListBlogs – Medienvermittelte kommunikative Anschlusskommunikation Martin Zuber, M.A.

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Mein Vortrag über Kommentare in A-List-Blogs zur Fachtagung für Rezeptions- und Wirkungsforschung in München vom 29.01.11

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Kommentare in A List Blogs – Medienvermittelte kommunikative

Anschlusskommunikation

Martin Zuber, M.A.

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A-List-Blogs

Wenige Blogs mit sehr vielen Links, viele Blogs mit wenigen Links (Power Law – „Kanalisierung der Aufmerksamkeit“ (Schmidt 2006))

A-List-Blogs haben zwischen ca. 30.000 – 50.000 unique visits am Tag (Aussagen von Beckedahl, Niggemeier, Vetter)

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A-List-Blogs

A-List-Blogs veröffentlichen Posts zu eher gesellschaftlich relevanten Themen im Gegensatz zu „normalen“ Blogs.

A-List-Blogs adressieren disperses Publikum

Wenig bis keine persönliche Kommunikation

A-List-Blogs quasi „Massenmedien der Blogosphäre“

A-List-Blogs bekommen mit Abstand die meisten Kommentare

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Anschlusskommunikation

Definition von Sommer (2010, 16): Anschlusskommunikation [...] ist gekennzeichnet durch Merkmale der interpersonalen Kommunikation, indem sie sozial abläuft. Darüber hinaus beinhaltet sie Massenkommunikation, indem sie diese zu ihrem Gegenstand macht [...]“

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Kommentare in A-List-Blogs

A-List-Blogs als quasi „Massenmedien der Blogosphäre“

nach Brosius (gestrige Keynote) = individuelle Massenkommunikation

Kommentare: Adressieren bestimmte Personen -> Merkmale der interpersonalen Kommunikation, indem sie sozial ablaufen

Nach Brosius (gestrige Keynote) = interpersonale öffentliche Kommunikation

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Kommentare in A-List-Blogs

Kommentare in A-List-Blogs = Anschlusskommunikation

Kompatibel mit Sommers (2010) Definition von Anschlusskommunikation

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Konversationsverlauf in Blogkommentaren

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• Die Kommentierenden beziehen sich entweder auf den Post des Bloggers oder auf vorhergegangene Kommentare

• Die Kommentare können selbst Gegenstand neuer Kommentare werden.

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Verschiedenen Arten von Anschlusskommunikation Unterscheidungen zwischen verschiedenen

Thematisierungsformaten der Anschluss-kommunikation (Ulmer & Bergmann 1993, Keppler 1995)

-> informierende Medienrekonstruktionen -> kommemorierende Medienrekonstruktionen

Verschiedene Kommunikationssituationen

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Kommunikationssituationen der Anschlusskommunikation

 Unterscheidung von Ulmer &

Bergmann 1993

Beteiligung an der Thematisierung des Medieninhalts

Kenntnis des Medieninhalts

Art der Anschluss-kommunikation

Funktion der Anschluss-kommunikation

Informative Medienre-

konstruktionen nur ein Sprecher nur Sprecher informativeDiffusion von Botschaften

Kommemo-rierende Medien-rekonstruktionen

mehrere Sprecher alle Sprecher kommunikative

Bewertung, Interpretation und Transformation von Botschaften

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Gemeinsamkeiten: Kommentare und Zuschauerkommunikation (Klemm 2000)

Wie bei Kommentaren ist der Medieninhalt zu dem Anschlusskommunikation betrieben wird allen Sprechern bekannt

Wie bei Kommentaren beziehen sich die Sprecher der Zuschauerkommunikation auf den Fernsehtext oder schon getätigte Anschlusskommunikation anderer Sprecher.

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Kommentare in A-List-Blogs – Empirische Analyse

Analyse der Kommentare mit dem Vorverständnis der von Klemm (2000) ausgemachten Sprachhandlungen der Zuschauerkommunikation

Erkenntnisinteresse: Was machen die Kommentierenden eigentlich kommunikativ?

Die Frage nach den Sprachhandlungsmustern (und den Textfunktionen)

Herausarbeitung typischer Merkmale der Blog-Kommunikation in Differenzierung zur Zuschauerkommunikation

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Wenig vorkommende Sprachhandlungen

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Sprachhandlung: Organisieren

Organisatorische Kommentare sehr selten

Rezeption geschieht individuell

„der erste link ist kaputt“

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Sprachhandlung: Verarbeiten

Klemm: Expressive Sprachhandlungen

Expressive Sprachhandlungen = affektive Gefühlsausdrücke

Kommentare (asynchrone Kommunikationsform) in der Regel nicht spontan, sondern vorab geplant, sprachlich elaboriert und korrigiert

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Sprachhandlung: Verarbeiten

Klemm: nicht nur expressive Sprachhandlungen, sondern generell die Verarbeitung der dargebotenen Gefühle

Textbasierte Kommunikation fördert sachliche Wahrnehmung

Gefühlsbetonte Darstellungen eher in „kleinen“ Blogs?

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Sprachhandlung: Deuten

Klemm: Fernsehinhalte können interpretiert und gedeutet werden

Speziell bei Filmen oder Serien:

Der Zuschauer wird bewusst dazu eingeladen seine eigenen Interpretationen und Deutungen in die Handlung einzubringen

Blogtexte bieten wenig Gelegenheit zum Deuten und Interpretieren

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Häufig vorkommende Sprachhandlungen

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Sprachhandlung: Vergnügen

Ähnlich zur Zuschauerkommunikation

1. Scherzhafter Post des Bloggers wird weitergeführt

2. Die Kommentierenden machen scherzhafte Kommentare zum Post, obwohl dies eigentlich nicht die Intention des Bloggers war

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Sprachhandlung: Bewerten

Die Kommentierenden bewerten die Meinungen und Einstellungen des A-List-Bloggers zu allen möglichen Themen (u.a. massenmediale Themen)

-> Die K. aüßern und begründen die eigene Meinung

A-List-Blogger = Meinungsführer (Two-Step-Flow – Lazarsfeld et al. 1969)

Kommentierende = Gruppe der Inaktiven?

Besser: Opinion sharing (Trodahl und van Dam 1965)

Unterscheidung zwischen zwei Gruppen (opinion givers & opinion askers) -> gleichgerichtetes Interesse -> Austausch von Meinungen diesbezüglich

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Häufig vorkommende Sprachhandlungen, die aber spezielle Merkmale der Blog-Kommunikation aufweisen

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Sprachhandlung: Verständnissichern

Verständnissicherung des Blogtextes kommt gelegentlich vor

Auffälliger: „Ratgeber-Kommunikation“

Ähnlichkeit zu „Threads“ in themenbezogenen Foren im Internet

A.) Blogger fragt bei seinen Lesern nach

B.) Kommentierende stellen Fragen – es kann vorkommen, dass Fragen nur im weitesten Sinn etwas mit dem Post des Bloggers zu tun haben

Hierin zeigen sich die enormen Rückkopplungsmöglichkeiten

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Sprachhandlung: Übertragen und Einordnen Klemm: Was hat der Fernsehtext mit mir und der

Alltagswelt zu tun?

Häufig: Erfahrungsberichte

Leichtes Einordnen des Blogtextes in die Lebenswelt der Kommentierenden

Lebenswelt der Bloggers ist ähnlich der Lebenswelt der Blogleser

hierin zeigt sich die Eigenschaft des individualisierten Massenmedium

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Fazit

Was sind die neuen typischen Merkmale der medienvermittelten kommunikativen Anschlusskommunikation?

Durch die Rückkopplungsmöglichkeiten: Eine bewusste Miteinbeziehung des „Publikums“ in die Gestaltung des Medieninhalts: Blogger versucht die Aktivität der Nutzer zu fördern

Blogtext: Große Nähe zur Lebenswelt der Blogleser -> ausgerichtet auf eine differenzierte Personengruppe

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !!!

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Literatur

Beckedahl, M. 2009. Datenleck bei SchülerVZ war größer als bekannt. Retrieved 20.01.11, from http://www.netzpolitik.org/2009/datenleck-bei-schuelervz-war-groesser-als-bekannt/

Höflich, J. R. . 1996. Technisch vermittelte interpersonale Kommunikation. Grundlagen, organisatorischer Medeinverwendung, Konstitution "eöektronischer Gemeinschaften". Opladen: Westdeutscher Verlag

Keppler, A. 1995. Tischgespräche. Über Formen kommunikativer Vergemeinschaftung am Beispiel der Konversation in Familien. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Kremp, M. 2009. Neues Datenleck bei SchülerVZ aufgedeckt. Retrieved 20.01.11, from http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,657800,00.html

Klemm, M. 2000. Zuschauerkommunikation. Formen und Funktionen der alltäglichen kommunikativen Fernsehaneignung. Frankfurt am Main: Peter Lang.

Lazarsfeld, P. F., B. Berelson, and H. Gaudet. 1969. The people's choice : how the voter makes up his mind in a presidential campaign. New York: Columbia University Press.

Maletzke, G. 1963. Psychologe der Massenkommunikation. Hamburg: Hans-Bedrow-Institut.

Schmidt, J. 2006. Weblogs. Eine kommunikationssoziologische Studie. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH.

Sommer, D. 2010. Nachrichten im Gespräch. Wesen und Wirkung von Anschlusskommunikation über Fernsehnachrichten. Baden-Baden: Nomos.

Trodahl, V. C., and R. van Dam. 1965. "Face-to-Face Communication about Major Topics in the News." Public Opinion Quarterly 29: 626-634.

Ulmer, B., and J. Bergmann. 1993. "Medienkonstruktionen als kommunikative Gattungen " in Medienrezeption als Aneignung, edited by W. Holly and U. Püschel. Opladen: Westedeutscher Verlag.

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