Puszta - fliegermagazin.de · können auch wir unseren Flieger beladen, Nach 20 Minuten er- checken...

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77 4/2006 UL-Tour nach Ungarn ner Neustadt verlassen haben und den Sinkflug nach Ungarn einleiten können. Über Deutschkreutz rasten wir Budapest Info. Fünf Minuten später haben wir Fer- töszentmiklós in Sicht und den Flugleiter im Kopfhörer. Die Landung auf der fast 1000 Meter langen Asphaltbahn ist nur noch Formsa- che. Zwei Stunden und 14 Minuten waren wir in der Luft. Zoll und Landegebühren kosten 17 Euro, Avgas gibt’s für 1,70, wir nehmen 40 Liter. Und eine kalte Cola. Weiter geht’s! Für den Ausflug aus Ungarn sollte man sich diesen Platz merken. Dann bekommt man den Sprit zu 80 Cent, wie uns die Platzbesitzerin sagt. Nach erneuter Funk- verbindung mit Budapest Info gibt man uns in sehr gut verständlichem Englisch den Weg nach Siófok-Kiliti (LHSK) über den Meldepunkt Sirdu frei. »Melden Sie Balaton in Sicht« – was ich auch mache, als wir die letzten Hügel nordwestlich da- von überfliegen. Diese Riesenbadewan- ne! Nach 25 Jahren sehe ich sie endlich aus der Luft. Damals war ich vom warmen Wasser begeistert. Kiliti Info empfängt uns mit einem rech- ten Queranflug auf die »15«; schon über Siófok war der Platz zu erkennen. Jetzt provoziert die große Grasfläche eine klei- ne Diskussion zwischen PIC und Naviga- tor: Wir sind uns nicht ganz über die Lage der 2000-Meter-Bahn einig. Im Endteil löst sich das Problem. Nach einer Stunde Flugzeit werden wir herzlich begrüßt. Eine deutschsprachige Taxifahrerin bringt uns nach Siófok in ein kleines Ho- Warum immer nur in den Süden, wo alle hinwollen? Frankreich im Westen und Skandinavien im Norden – auch schon abgehakt. Aber der Osten: Da wartet Neu- land. Und von Ungarn hört man ja tolle Geschichten. Also auftanken und hin! Puszta Pasta Puszta STATT Pasta Wiesen, Steppe, Sümpfe: auf Nord- ostkurs über der Puszta. Die dünn besiedelte Region fasziniert durch ihre Weite – auch aus der Luft Planschen in der Nachsaison: Gustav Kukawka hat den Balaton fast ganz für sich allein UL-Reportage 76 4/2006 Text und Fotos: Gustav Kukawka E in bunt zusammengewürfelter Haufen Piloten, eine 290-mal- 12-Meter-Graspiste mit 230- Meter-Querbahn, noch nie größere Schäden an Mensch und Material, obwohl hier auch schnelle ULs landen – unser kleiner Kosmos im württembergischen Dörzbach ist in bester Ordnung.Was will man eigentlich mehr? Viel: Ein Mal jedes Jahr sollte ein grö- ßerer Ausflug drin sein. Da ich schon fast alle Europakarten im Computer hatte, be- fragte ich meinen Flightplanner nach ei- ner aussitzbaren Route. Nach Osten soll- te es gehen – soweit wie möglich. In alle anderen Himmelsrichtungen waren wir schon mal geflogen. Im Morgenland – oder fast dort, jeden- falls weit entfernt – liegt das Schwarze Meer. Karpaten, Knoblauch, Dracula, Constanza – zehn Stunden Flugzeit, also für eine C42 nicht zu weit weg. Rumänien erweist sich jedoch als schwierig: zuviele Formalitäten. Die Richtung wollen wir aber beibehalten. Nach telefonischer Rücksprache mit einigen ungarischen Flugplätzen ist alles klar – Ungarn, wir kommen! Unsere neue C42 mit gerade mal zwölf Stunden wird auf Herz und Nieren geprüft und bekommt ihren ersten Ölwechsel.Von unseren »obersten Heeresleitungen« er- halten Wolfgang God und ich Freigaben. Am Abend des 5. Septembers 2005 gebe ich einen Flugplan von Vilshofen (EDMV) nach Fertöszentmiklós (LHFM) auf. Das Wetter am andern Morgen: Klasse! Von Dörzbach schiebt es uns ins Reich der Weißwürste; die Abblockzeit des Flug- plans ist nicht gefährdet. In Vilshofen müssen wir uns mit dem Start sogar noch etwas gedulden. Als es um 10.06 Uhr UTC endlich losgeht, sind wir voller Vorfreude. Immer der Donau entlang bis zur öster- reichischen Grenze.Jetzt Wien Info rasten und … aha, auch im Kopf umschalten: Ab jetzt ist Englisch die Umgangssprache.Am Anfang verbiege ich mir noch ein wenig die Zunge, aber es geht schnell wieder bes- ser. Wolfgang fliegt exakt auf dem Strich, und die Schaukelei hält sich in Grenzen. Nördlich an Linz vorbei immer auf Kurs Fertöszentmiklós. Das bergige Gelände über Niederösterreich (von wegen nie- der!) verlangt jetzt eine Flughöhe von 7000 Fuß. Berge, Thermik, Luv und Lee – die Schaukelei beginnt. Wir sind froh, als wir die Alpenausläufer südlich von Wie- Oben: Die »riesige Badewanne« ist erreicht – Balaton (Plattensee) bei Siófok. Unten: der Grasplatz von Siófok-Kiliti mit seiner 2000-Meter-Bahn

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774/2006

UL-Tour nach Ungarn

ner Neustadt verlassen haben und denSinkflug nach Ungarn einleiten können.Über Deutschkreutz rasten wir BudapestInfo. Fünf Minuten später haben wir Fer-töszentmiklós in Sicht und den Flugleiterim Kopfhörer.

Die Landung auf der fast 1000 Meterlangen Asphaltbahn ist nur noch Formsa-

che. Zwei Stunden und 14 Minuten warenwir in der Luft. Zoll und Landegebührenkosten 17 Euro, Avgas gibt’s für 1,70, wirnehmen 40 Liter. Und eine kalte Cola.Weiter geht’s!

Für den Ausflug aus Ungarn sollte mansich diesen Platz merken. Dann bekommtman den Sprit zu 80 Cent, wie uns die

Platzbesitzerin sagt. Nach erneuter Funk-verbindung mit Budapest Info gibt manuns in sehr gut verständlichem Englischden Weg nach Siófok-Kiliti (LHSK) überden Meldepunkt Sirdu frei. »Melden SieBalaton in Sicht« – was ich auch mache,als wir die letzten Hügel nordwestlich da-von überfliegen. Diese Riesenbadewan-ne! Nach 25 Jahren sehe ich sie endlich ausder Luft. Damals war ich vom warmenWasser begeistert.

Kiliti Info empfängt uns mit einem rech-ten Queranflug auf die »15«; schon überSiófok war der Platz zu erkennen. Jetztprovoziert die große Grasfläche eine klei-ne Diskussion zwischen PIC und Naviga-tor: Wir sind uns nicht ganz über die Lageder 2000-Meter-Bahn einig. Im Endteillöst sich das Problem. Nach einer StundeFlugzeit werden wir herzlich begrüßt.

Eine deutschsprachige Taxifahrerinbringt uns nach Siófok in ein kleines Ho-

Warum immer nur in denSüden, wo alle hinwollen?Frankreich im Westen undSkandinavien im Norden –auch schon abgehakt. Aberder Osten: Da wartet Neu-land. Und von Ungarn hörtman ja tolle Geschichten.Also auftanken und hin!

Puszta PastaPuszta

STATTPasta

Wiesen, Steppe,Sümpfe: auf Nord-

ostkurs über derPuszta. Die dünn

besiedelte Regionfasziniert durch

ihre Weite – auch aus der Luft

Planschen in der Nachsaison:

Gustav Kukawkahat den Balaton

fast ganz für sich allein

UL-Reportage

76 4/2006

Text und Fotos: Gustav Kukawka

Ein bunt zusammengewürfelterHaufen Piloten, eine 290-mal-12-Meter-Graspiste mit 230-Meter-Querbahn, noch niegrößere Schäden an Mensch

und Material, obwohl hier auch schnelleULs landen – unser kleiner Kosmos imwürttembergischen Dörzbach ist in besterOrdnung. Was will man eigentlich mehr?

Viel: Ein Mal jedes Jahr sollte ein grö-ßerer Ausflug drin sein. Da ich schon fastalle Europakarten im Computer hatte, be-fragte ich meinen Flightplanner nach ei-ner aussitzbaren Route. Nach Osten soll-te es gehen – soweit wie möglich. In alleanderen Himmelsrichtungen waren wirschon mal geflogen.

Im Morgenland – oder fast dort, jeden-falls weit entfernt – liegt das SchwarzeMeer. Karpaten, Knoblauch, Dracula,Constanza – zehn Stunden Flugzeit, alsofür eine C42 nicht zu weit weg. Rumänienerweist sich jedoch als schwierig: zuvieleFormalitäten. Die Richtung wollen wiraber beibehalten. Nach telefonischerRücksprache mit einigen ungarischenFlugplätzen ist alles klar – Ungarn, wirkommen!

Unsere neue C42 mit gerade mal zwölfStunden wird auf Herz und Nieren geprüftund bekommt ihren ersten Ölwechsel.Vonunseren »obersten Heeresleitungen« er-halten Wolfgang God und ich Freigaben.Am Abend des 5. Septembers 2005 gebeich einen Flugplan von Vilshofen (EDMV)nach Fertöszentmiklós (LHFM) auf.

Das Wetter am andern Morgen: Klasse!Von Dörzbach schiebt es uns ins Reich der Weißwürste; die Abblockzeit des Flug-plans ist nicht gefährdet. In Vilshofenmüssen wir uns mit dem Start sogar nochetwas gedulden.Als es um 10.06 Uhr UTCendlich losgeht, sind wir voller Vorfreude.

Immer der Donau entlang bis zur öster-reichischen Grenze. Jetzt Wien Info rastenund … aha, auch im Kopf umschalten: Abjetzt ist Englisch die Umgangssprache.AmAnfang verbiege ich mir noch ein wenigdie Zunge, aber es geht schnell wieder bes-ser. Wolfgang fliegt exakt auf dem Strich,und die Schaukelei hält sich in Grenzen.

Nördlich an Linz vorbei immer auf KursFertöszentmiklós. Das bergige Geländeüber Niederösterreich (von wegen nie-der!) verlangt jetzt eine Flughöhe von7000 Fuß. Berge, Thermik, Luv und Lee –die Schaukelei beginnt. Wir sind froh, alswir die Alpenausläufer südlich von Wie-

Oben: Die »riesige Badewanne« ist erreicht – Balaton (Plattensee) bei Siófok.Unten: der Grasplatz von Siófok-Kiliti mit seiner 2000-Meter-Bahn

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können auch wir unseren Flieger beladen,checken und tanken. Nach 20 Minuten er-bitte ich »Start-up«. Wir sind gerade los-gerollt, um über »Alpha« die »23« zu errei-chen, als der Türmer plötzlich fragt, ob wirin der Lage seien, von unserer Position auszu starten. »Natürlich!« Klappen raus und

Gas rein – der Roll-weg wird zur Start-bahn, die C42 zumAirtaxi, 800 Meterfolgen wir striktdem Zubringer –wieder ein neuesErlebnis. Unter unsverschwindet der gi-gantische Flugplatzmit seinen einge-fallenen Häusernund Hallen aus der Besatzungszeit. Wirsind wieder alleinmit Budapest Info.

Heute scheintnoch weniger los zusein. Nur zwei Malwerden wir zu ei-nem Frequenzwech-sel aufgefordert.Alswir den 80 Kilome-ter langen Platten-see passiert haben,rasten wir Sármel-lék. Die Piste 17 istin Betrieb: 2500 Meter Beton. Wie-dermal meint es die

Infrastruktur viel zu gut mit uns; artig ver-lassen wir die Bahn am Rollweg Golf.

Nach dem üblichen Prozedere – Flug-plan aufgeben und Landegebühr (15 Eu-ro) bezahlen – warten wir auf den Zöllner.Erst danach dürfen wir tanken, da wir dasLand verlassen wollen. Der Zöllner ist mit uns ebenso zufrieden wie wir mit dem Avgaspreis: 1,70 Euro.

20 Minuten nach dem Start erreichtenwir den Ausflugpunkt Kopry, wo wir anZagreb Info übergeben werden. UnserFlugplan sieht vor, direkt über Zagrebnach Rijeka (LDRI ) zu fliegen, doch nunverweist man uns auf den VFR-KorridorPanonia 1 – anscheinend ist in Zagreb zuviel Verkehr.Also erstmal Richtung Westenin die Berge. Jetzt kommt mein Naviga-tionsjoker ins Spiel: ein PDA mit dem Pro-gramm Oziexplorer. Das lästige Absuchender Landschaft nach Wegpunkten entfällt,und wir schippern westlich an Zagreb vor-bei auf dem Moving-Map-Strich durch dieBerge. Über Karlovac dann endlich dieFreigabe direkt nach Rijeka.

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überzeugt uns davon, dass die Streckemachbar sein wird. Auf zum Platz!

Diesmal betragen die Lande- und Ab-stellgebühren 27 Euro. In den Flugplanschreiben wir Sármellék (LHSM) am Westende des Balatons. Als endlich derTouribomber aus Leipzig abgefertigt ist,

Unten: Auf dem Rück-flug über Kroatien

führt die Route durchein Schlupfloch

zwischen Wolken und ansteigendem Gelände zur Adria

Abstecher zum Mittelmeer: Wer auf Krk landet, erreicht vom Flugplatz Rijeka-Krk mit dem TaxiOmisalj. Da die Hauptverkehrsstraße der Insel am Ort vorbeiführt, geht’s hier recht ruhig zu

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UL-Reportagetel. Als etwas nervig erweist sich die Lau-ferei in der Stadt und zum Baden. EinFahrradverleih nimmt uns die Unannehm-lichkeit ab. Da die Saison vorbei ist, habenwir fast den ganzen Strand für uns. Viel-leicht liegt es aber auch an den vielenSchlangen, die sich im Hafen tummelten.Als unerschrockene Flieger jedoch genie-ßen wir das tolle Wasser und planschen,was das Zeug hält. Die Kneipen und Restaurants sind ziemlich leer – egal, unsschmeckt der Caipirinha ausgezeichnet.

Müßiggang ist aller Laster Anfang, des-halb wollen wir am dritten Tag weiter. Pi-roschka und Julischka sollten wir auchnoch guten Tag sagen, hat man uns gera-ten. Doch wo wohnen die? Vielleicht beiGraf Esterházy in der Puszta und hütendort die Enten? Puszta, Land ohne Berge,Ziehbrunnen, unerschrockene schnauz-bärtige Reiter, Viehherden, glutäugige,schwarzhaarige Mädels mit wehendenUnterröcken – solche Bilder gehen einemdurch den Kopf, wenn man an den OstenUngarns denkt. Außerdem wäre da nochdas Schwarze Meer …

16 Euro Lande- und Abstellgebührenbezahlen, Flugplan nach Debrecen(LHDC) aufgeben, und ab in die Luft.Flugpläne sind in Ungarn nicht vorge-schrieben, aber für entspanntes Fliegennotwendig:So braucht man sich keine Sor-gen um Sperr- und Gefahrengebiete zumachen, da einen die Flugsicherung übereventuelle Risiken der Luftraumverlet-zung informiert. Uns weist sie 2500 Fuß zu– eine gute Höhe zum Schauen.

Südlich von Budapest überqueren wirdie Donau, vor uns liegt die Puszta – weitund breit nichts als Steppe, Sumpf undWiesen. Irgendwo eine kleine Gänseher-de … Ich habe das Gefühl, dass die Ver-bindung zu Budapest Info nicht mehr be-steht. Keinerlei Gequake und Gequenglestört unseren Flug. So genießen wir Mu-sik aus unserem Player.

Nach zwei Stunden ist Debrecen inSicht. »Melden Sie Endanflug ›05‹ rechts«– zweieinhalb Kilometer Beton gehörenuns. In der Mitte weitere 2500 Meter Be-ton mit Grasbüscheln; das hat mal denRussen gehört, in den vielen Sheltern wa-

ren ihre Jäger abgestellt.Von der Piste rol-len wir mindestens einen Kilometer biszum Tower. Dort winkt uns Julischka (mitWarnweste) auf unseren Abstellplatz.

Ein deutschsprachiger Taxifahrer bringtuns in die Stadt und sucht ein günstiges

Hotel am Rande. Von dort sind wir nacheiner halben Stunde Fußmarsch mitten inder schönen Universitätsstadt. Alles neuhergerichtet und großzügig gestaltet, mitnetten Lokalen und urigen Kneipen. DerCaipirinha schmeckt wieder vorzüglich.Am Ende des zweiten Tages verstehen wires sogar, die Straßenbahn zu benutzen.Was für ein Luxus!

Mit Rumänien wird’s allerdings nichts:keine Einfluggenehmigung. So beschlie-ßen wir, unser Ausweichziel mitzuneh-men: die Insel Krk in Kroatien. Ausgiebi-ges Wetterstudium in einem Internetcafé

Zweieinhalb Kilometer Asphalt:In Debrecen war mal die russische Luftwaffe stationiert

Gigantische Ausmaße: der ehemalige Militär-

platz von Debrecen.Die Geschichte der

Künstler- und Univer-sitätsstadt geht bis

ins Jahr 1235 zurück.Zu den Sehenswür-digkeiten gehört die

Sankt-Andreas-Kircheim frühgotischen Stil

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einheimischer Produkte! Nach dem Inter-net-Wetterstudium beschließen wir, sofortRichtung Heimat aufzubrechen; bis nachVilshofen sollte es langen. Trotzdem tan-ken wir nochmal – wenn schon günstigesAutobenzin zu bekommen ist.

Gleich nach dem Start rauf über dieNiederösterreichischen Berge. Ein 30-Knoten-Wind bläst uns auf die Nase. Al-les etwas unruhig. Die Groundspeed fälltauf unter 100 km/h. Nördlich an Linz vor-bei schleichen wir in immer schlechteresWetter. Der Flug dauert schier endlosezwei Stunden und 20 Minuten; dafür sindwir wieder in Deutschland. In Vilshofenorganisiert der Flugleiter eine günstigeÜbernachtung. Unsere brave C42 be-kommt ebenfalls ein Dach für die Über-nachtung. Das Essen im Flugplatzrestau-rant ist prima und auch der Caipirinha»Bei Paula«: hervorragend!

Erst als der Regen am nächsten Tag um13 Uhr nachlässt, erlauben Wolkenunter-grenzen und Sichten den Weiterflug. BisRegensburg mogeln wir uns durch, Dörz-bach erreichen wir bei Sonnenschein.Nach gut zwei Flugstunden genießen wirunser wohlverdientes Viertele Rotwein.

2600 Kilometer in 19 Stunden und 52Minuten, keinerlei Probleme mit unsererC 42, überall freundliche Leute und mas-sig neue Eindrücke. Das Beste jedoch warUngarn. Ein Paradies für VFR-Flieger.Prädikat: besonders empfehlenswert!

Das hat schon was: mit demFollow-me zur Parkposition,ein Stück weiter Airbus und Co

Wie geht’s weiter? Wolfgang God beim Kartenstudium in Klagenfurt. Der Zollflug-hafen bietet auch General-Aviation-Piloten ausgezeichnete Wetterberatung

Das Gelände steigt wieder an. Riesige,unlandbare Wälder und wilde Steinforma-tionen drücken von unten.Von oben presstuns die immer dichter werdende Wolken-decke runter. Stets habe ich ein Auge aufdie Autobahn neben uns. Sie ist wenig be-fahren und reicht im Fall des Falles. 30 Mi-nuten bis Rijeka sind heil zu überstehen.Kurz vor den letzten Bergen wird’s eng.Eine Wolkenlücke – das reicht.

Eine steil abfallende Felswand, an derein Gleitschirmflieger Kreise dreht, ziehtunter uns durch, vor uns liegt das Mittel-meer mit der Insel Krk. Sinken, »rechtsQuer« und eine lange Landung auf der2500-Meter-Asphaltbahn von Rijeka-Krk.Im Sonnenschein! Zwei Stunden und 13Minuten hat dieses Leg gedauert.

Die freundlichen Flugplatzangestelltenhelfen beim Verzurren; im Crewbus wer-den wir zum Tower gefahren: Laufen darfman nicht. Vor dem Flugplatz steht auchschon ein Taxi, das uns in den nächsten Ort bringt. Leider ist das Tourist Office inOmisalj heute geschlossen – wir nehmengleich das erste Hotel in der Altstadt, dieauf einem Berg liegt. Später finden wirheraus, dass am Strand mehrere Hotels

stehen, die besser und günstiger sind.Doch das Essen in unserer Unterkunft istgut, der Caipirinha auch, das Frühstück je-doch äußerst mäßig. Dafür entschädigtdas Bad im glasklaren Adriawasser.

Per Satellitenfernsehen erfahren wirvon einer heranziehenden Front. Soschnell wie möglich wollen wir RichtungHeimat. Ein Taxi zum Platz ist am nächs-ten Morgen nicht zu bekommen, und sofährt uns der Kellner hin.

Wieder müssen wir mit dem Abflugwarten, diesmal wegen eines HLX-Bom-

UL-Reportage

80 4/2006

bers.Auf der »32« gestartet, sind wir schonweit vor Bahnende auf Reiseflughöhe.Über Cres drehen wir Richtung Aus-flugpunkt Plomin und folgen dann dem Korridor Adria 1 Richtung AusflugspunktGirda. 30 Minuten später passieren wir dieslowenische Grenze.

In 8000 Fuß ist es kalt. Die Wolkenfel-der unter uns werden dichter.Wie in einerWanne gefangen quellen die Cumuli zuuns herauf. Die Verständigung mit Ljubl-jana Info gestaltete sich schwierig, da derController schnell und schnoddrig spricht.

Wir sind heilfroh, als wir die Karawankenerreichten und uns über »Istri« in Klagen-furt zur Landung melden.

Das hat was: mit dem Follow-me auf dieParkposition geführt zu werden und läs-sig zum GA Gate zu schlendern, zwischenAirbus und Co. Die Zöllnerin winkt unsfreundlich durch. Mit 22 Euro halten sichdie Landegebühren in Grenzen.

Die Wetterberatung klappt hervorra-gend. Ein Telefon mit roter Wettertasteverbindet mich mit dem Meteorologen,der auf dem daneben stehenden Bild-schirm jede meiner Frage mit Bildern undZahlen bis ins Detail beantwortet. Das Er-gebnis jedoch ist ernüchternd: Die Alpensind zu. Aber über Wiener Neustadt soll’sgehen. Also ausweichen.

Der Flugplan nach Wiener Neustadtwird entgegengenommen und der Ausflugaus der Kontrollzone über Völkermarktgenehmigt. Entlang der Autobahn passie-ren wir Wolfsberg und Graz, dann liegtWiener Neustadt/Ost (LOAN) vor uns.Ein etwas holpriger Anflug über »Golf«und Umspannwerk führt direkt in denHorst von Diamond Aircraft: alles voller

Über Slowenien: Auf Nordkurswerden die Wolken dichter. DieKarawanken sind gerade nochmachbar – und damit Klagenfurt