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ISSN 1019-2379 RETROSPEKTIVEN IN SACHEN BILDUNG R. 7 (ZUR BILDUNGSGESCHICHTE DIESSEITS UND JENSEITS DES LOIBL) NR. 21 Karl Kroner Ein Pionier der Pädagogik in Kärnten um 1850 Von ELMAR LECHNER Klagenfurt 2013

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RETROSPEKTIVEN IN SACHEN BILDUNG | Karl Kroner. Ein Pionier der Pädagogik in Kärnten um 1850.

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ISSN 1019-2379

RETROSPEKTIVEN

IN SACHEN BILDUNG

R. 7 (ZUR BILDUNGSGESCHICHTE DIESSEITS UND JENSEITS

DES LOIBL) NR. 21

Karl Kroner

Ein Pionier der Pädagogik in Kärnten um 1850

Von

ELMAR LECHNER

Klagenfurt 2013

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Inhaltsverzeichnis

Darstellung .......................................................................................... 1

Quellen ................................................................................................ I

I. Die lateinische Sprache (…) (Rezension) (1847) ...................... I

II. Ueber Volksschulwesen (1848) .............................................. III

III. Entgegnung auf den Aufsatz (…) (1848) ........................... VIII

IV. Ueber Stenographie (1849) ................................................. XIII

V. Ueber die Einführung des Anschauungs-Unterrichtes

in den Volksschulen (1851) .................................................. XV

VI. Beiträge aus der allg. Unterrichts- u.

Erziehungslehre (…) (Rezension) (1853) ........................ XXII

VII. Karl Kroner † (1880) ....................................................... XXV

Reproduktionen ........................................................................ XXVIII

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1

Karl Kroner

Ein Pionier der Pädagogik in Kärnten um 1850

Von

ELMAR LECHNER

I. Von pädagogischen Pioniertaten vor und nach Karl Kroner

Im Jahre 1970 hat Karl Dinklage (zu diesem NEUMANN 1987) ein

Manuskript des Titels „Pioniertaten in Kärntens Bildungswesen ver-

pflichten“ (DINKLAGE 1994) vorgelegt. Wie dieser Titel gemeint ist

bzw. auf welche Bereiche der Pädagogik sich diese „Pioniertaten“ be-

ziehen, wird in den folgenden Passagen klargemacht:

„Klagenfurt stand also ebenbürtig neben den Franzosen, aus deren physiokrati-

schen Ideen die Erkenntnis der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Landwirt-

schaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts ihren Ursprung genommen hatte; für

Mittel- und Südosteuropa aber war Kärntens Hauptstadt zum Vorort auf dem

Gebiete der weiterführenden Bildung in agrarwirtschaftlichen Fragen gewor-

den.“ (Ebd., S. 2)

„Umso mehr läßt sich ermessen, was es bedeutet hat, daß im Jahre 1866 Kärnten

wiederum auf dem Gebiete des landwirtschaftlichen Bildungswesens in Öster-

reich führend voranging. Nicht nur die erste landwirtschaftliche Winterschule

der Monarchie wurde da ins Leben gerufen, sondern auch, zum Zwecke einer

wirklichen Einflußnahme auf die Bauern draußen auf dem Lande, der erste

landwirtschaftliche Wanderlehrer Österreichs eingesetzt.“ (Ebd., S. 3)

„Letzterem [Dr. Edlmann] verdankt Kärnten und dann Österreich die Einrich-

tung der ersten Schule zur Ausbildung der weiblichen Landjugend, der am 1.

Oktober 1883 auf dessen Gut Pichlern-Marienhof nächst Klagenfurt begonnenen

Meiereischule, in der die Bauernmädchen (…) unterwiesen wurden.“ (Ebd., S.

4)

„Wie seit 1765 jedes Jahrhundert um den Beginn seines letzten Drittels auf dem

Gebiete des Bildungswesens in Kärnten Neuerungen erarbeitet und durchgesetzt

werden, die von gesamtösterreichischer oder noch weiterreichender Bedeutung

sind, so ist es auch im 20. Jahrhundert. (…) Die Pionierleistung des ersten

Sprachlabors optimalen Typs in einer Hauptschule Österreichs, die Einführung

programmierbarer Schreibmaschinen und die erstmalige farbpsychologische

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2

Ausstattung von Schulräumen wäre aus Mangel an Mitteln und Einsicht schwer-

lich zustande gekommen und Direktor Steinbergers Initiative hätte auch nicht

mit solchem Elan zur Ausgestaltung der Hauptschule Obervellach zur moderns-

ten und zukunftsträchtigsten Einrichtung dieser Art in Österreich führen können,

die sie heute darstellt.“ (Ebd., S. 5)

„Die Pionierleistungen auf dem Gebiete des Unterrichtswesens in Kärnten seit

den letzten 200 Jahren sind heute für unser Land und für Österreich hohe Ver-

pflichtung. Am Morgen eines neuen Lernens müssen die bildungswissenschaft-

lichen Errungenschaften unserer Zeit zugunsten aller auf breiter Basis genutzt

werden. Dafür die Voraussetzungen zu schaffen und auszuweiten ist die vor-

nehmste Aufgabe der Bildungswissenschaftlichen Hochschule in Klagenfurt.“

(Ebd., S. 23) (Der Wirtschaftshistoriker Dinklage übersieht allerdings eine recht

markante Kärntner pädagogisch-schulgeschichtliche Pioniertat, nämlich die

Gründung der „Mechanischen Lehrwerkstätte der k. k. Realschule zu Kla-

genfurt“ 1861: „Sie nahm in ihrer Wiege eine besondere Stellung ein, da sie die

einzige praktische Lehranstalt dieser Art in Österreich war und ‚als solche eine

preiswürdige Spezialität unseres Kronlandes, auf die die Kärntner Handels- und

Gewerbekammer mit Stolz als ihre Schöpfung blicken kann’ (‚Bote für Kärn-

ten’, 1862)“. (PASCHINGER [1936], S. 9))

Als pädagogische Pioniertaten Kärntner Provenienz in der Zeit vor

1970 werden hier also einerseits Aktivitäten „auf dem Gebiete der

weiterführenden Bildung in agrarwirtschaftlichen Fragen“ (ebd., S. 2)

und anderseits auf dem der Objektivierten Lehr- und Lernverfahren

(ebd., S. 5) angesehen. In der Zeit nach 1970 kann – bezogen auf die

von Dinklage zuletzt angesprochene Institution – unseres Erachtens

von einem beachtlichen Diskussionsbeitrag bzw. eben von einer Pio-

niertat und zwar nicht auf einem bestimmten Gebiet der Pädagogik1,

sondern mit Bezug auf deren Konstitution und Intention gesprochen

werden: „‚Bildung’“, so heißt es 1971 in einer Publikation des „Kla-

genfurter Aufbauteams“, „ist sowohl als Ziel (für das gebildete Indivi-

duum ergeben sich die erkennbaren Mindesterfordernisse: Kreativität

– Rationalität – Sozialität), als auch als Prozeß (Ausrichten des Indi-

viduums auf durch dieses selbst permanent veränderbare Bildungszie-

le in allen Lebensbereichen und Lebensabschnitten, wobei dieser Pro-

1 Von Pioniertaten auf dem Gebiet der Kärntner Schulgeschichtsschreibung bzw.

von „Pionieren der Kärntner Pädagogischen Historiographie“ sei hier abgese-

hen; eingesehen werden können diesbezüglich die die Autoren Hermann, Graf,

H. Braumüller, Haßler und Angerer betreffenden Nummern 7 bis 11 der Reihe 7

der „Retrospektiven in Sachen Bildung“ (Klagenfurt 2000-2005).

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zeß mit oder ohne Einflußnahme der Gesellschaft erfolgen kann) defi-

niert.“ (Zit. n. LECHNER [Hrsg.] 2010, S. 68)

II. Der Charakter der pädagogischen Pioniertat des Karl Kroner

Persönliche Biographie und pädagogische Theorie, also die betreffen-

de pädagogische Denkarbeit, sind von einander nicht zu trennen; des-

halb ist die Beobachtung des Lebens und Wirkens bzw. des biographi-

schen Charakters Kroners bei der Beurteilung des Charakters seiner

pädagogischen Leistung angezeigt.

Der aus ärmlichen Verhältnissen Stammende, 1822 im abgelegenen

Kötschach Geborene hat das Klagenfurter Lyzeum absolviert (zu die-

sem BAUM [Hrsg.] 1991) und sich dann als „Praktikant der Landes-

buchhaltung“ (KLAGENFURTER ZEITUNG 1880, S. 149; LECHNER

2013, S. XVII) und als Privat- bzw. Nachhilfelehrer durchgeschlagen.

Schon als 22-Jähriger, also 1844, beweist er literarisch-publizistische

Fähigkeiten: Er veröffentlicht in der Klagenfurter „Carinthia. Ein Wo-

chenblatt für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung. Von ei-

ner Gesellschaft Vaterlandsfreunde“ einen Aufsatz des Titels „Der Po-

linig, und die Römerstrasse über die julischen Alpen in’s Gailthal (Va-

terländische Skizze)“ (KRONER 1844a). Dieser die nähere heimatliche

Umgebung und Geschichte betreffenden Arbeit folgen in kurzer Frist

vier weitere, ähnlich akzentuierte (KRONER 1844b, KRONER 1845,

KRONER 1846a, 1846b). 1847 beginnt seine Beschäftigung mit päda-

gogischen Themen, zunächst mit einer Rezension eines Lehrbuchs des

Lateinunterrichts (KRONER [Rezension] 1847; hier S. I f.). (Zum Ver-

fasser Hermann Venedig STRELLI 1910, S. 74 f.) Seine analytischen

Fähigkeiten deutet Kroner schon damit an, dass er den Hauptfehler

missglückter Lehrbücher darin ortet, „daß ihre Verfasser nicht von je-

nem rationellen Standpuncte bei der Bearbeitung des Stoffes ausgin-

gen, der sowohl für den zu behandelnden Gegenstand, als auch für den

jugendlichen Verstand am zweckdienlichsten wäre.“ (KRONER 1847)

Der Rezension folgt die Reaktion auf die Revolution. Am 6. April

1848 wird die Deutsche Reichsfahne am Klagenfurter Stadtpfarrturm

aufgezogen (WADL 1998, S. 548) und am 1. Juli übernimmt der libe-

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rale Priester und Schriftsteller Vinzenz Rizzi die Redaktion der „Ca-

rinthia“, die nun den Untertitel „Constitutionelles Blatt für Zeitinteres-

sen“ trägt; dieser „befürwortet konsequent das politische Programm

der Revolution und schreibt engagierte Kommentare.“ (Ebd., S. 551)

Und schon am 14. und 19. Juli erscheint – unter dem bescheidenen Ti-

tel „Ueber Volksschulwesen“ (KRONER 1848a; hier S. III-VII, Titel-

blatt des Artikels und der Zeitschrift hier S. XXVIII f.) – Kroners bil-

dungspolitisches Credo. Die „Verbesserung des Volks-, Erziehungs-

und Unterrichtswesens“ wird, so der nunmehr 26-Jährige, als „heilige

Sache der Humanität und des Fortschrittes“ gesehen (ebd., S. 15; hier

S. III) und dem Unterrichtsministerium und den Reichstagsdelegierten

ein 5-Punkte-Programm betreffend die Trennung der Schule von der

Kirche und die Verbesserung des Status und der Ausbildung der Leh-

rer zur Beratung anempfohlen. In diesem Zusammenhang notiert er

mit Bezug auf die seiner Meinung nach systematisch vernachlässigte

„Bildung des Landvolks“: „Dieser himmelschreienden Ungerechtig-

keit des alten Systems gegen die allgemeinen Menschenrechte darf

nicht länger mit gleichgiltigem Blicke in freien Staaten zugesehen

werden.“ (Ebd., S. 19; hier S. VI) Auf derselben Linie liegt, was er

hinsichtlich des bisher vorherrschenden Erziehungsziels und Erzie-

hungsstils zu Papier bzw. der Öffentlichkeit zu Ohren bringt: Es ist

„jämmerlich um die Aufklärung im Landvolke bestellt, eben so jäm-

merlich um die Erziehungskunde, wo wir die Kinder des Landmannes

mit dessen Vieh beinahe dieselbe Entwicklungs-Freiheit genießen se-

hen, oder wo eine haarsträubende Rohheit die Zuchtruthe führt.“

(Ebd., S. 19 f.; hier S. VI) Ebenso kritisch sieht er die Situation der

Lehrerbildung, was die hierfür zur Verfügung stehende Literatur und

Institution betrifft: „weder die gegenwärtig vorgeschriebene Dauer des

pädagogischen Lehrkurses, noch Beutl’s [richtig: Peitl’s] Methodik

genügen, den Lehramts-Candidaten zum Schulmanne so zu bilden,

wie er seyn soll. Ja, dieses Methodenbuch zitirt nicht einmal einen

einzigen pädagogischen Autor, dessen Werk sich der angehende

Schulmann zu seiner weiteren Ausbildung anschaffen könnte! So lan-

ge nicht Schullehrer-Seminarien als Pflanzschulen tüchtig gebildeter

Schullehrer errichtet werden, sind alle Verbesserungen im Schulwesen

nur halb, und wir haben wenig Hoffnung auf ein Aufblühen der

Volksbildung, weil die Bildner früher gebildet seyn müssen.“ (Ebd., S.

20; hier S. XVII) Weniger eine Proklamation der bildungspolitischen

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Revolution als eine Reaktion auf gegengerichtetet Kräfte bzw. Veröf-

fentlichungen im eigenen bzw. im pädagogischen Lager stellt seine

„Entgegnung auf den Aufsatz des Herrn Tronegger in der ‚Carinthia’

Nro. 40 ‚über Volksschulunterricht’ oder eine bescheidene Antwort

auf die etwas umständliche Frage: ‚Welches von Beiden ist für die

Volksschulen besser, wenn selbe unter geistlicher oder weltlicher Auf-

sicht stehen?’“ (KRONER 1848b; hier S. VIII-XII) vom 12. Dezember

dar. Immerhin hält er den Verteidigern des kirchlichen Aufsichtsrechts

über die Schule vor, was dies seines Erachtens für das Bauernkind be-

deuten würde: „seine künftige Stellung zum Staate, seine staatlichen

Pflichten und die ihm ertheilten neuen Rechte als constitutioneller ös-

terreichischer Staatsbürger und viele andere nothwendige und nützli-

che Kenntnisse außer dem mechanischen Lesen und Schreiben braucht

das Bauernkind also nicht zu lernen.“ (Ebd., S. 186; hier S. XI)

Doch das Feuer der Revolution erlischt auch in Kärnten – die Deut-

sche Reichsfahne wird am 27. Jänner 1849 vom Stadtpfarrturm geholt.

(WADL 1998, S. 550) Kroner lässt seiner Absicht, „in Kürze eine weit-

läufigere Abhandlung“ betreffend die politische Funktion des Lehrer-

standes zu verfassen (KRONER 1848a, S. 20; hier S. VII), keine Taten

folgen – es sei denn, dass neben dem Erscheinen seines (recht kurzen)

Aufsatzes „Ueber Stenographie“ (KRONER 1849; hier S. XIII f.), von

dem noch die Rede sein wird, sein Artikel „Ueber die Einführung des

Anschauungs-Unterrichtes in den Volksschulen“ (KRONER 1851; hier

S. XV-XXII, Titelblatt des Artikels und der Zeitschrift hier S. XXX f.)

als solche Tat zu werten ist. Wenn dies der Fall ist, bedeutet dies, dass

sich der Verfechter der Prinzipien der politischen Revolution nach de-

ren Niederschlagung auf die Revolutionierung der pädagogischen Me-

thode zurückzieht. Diese Revolutionierung besteht darin, dass mit dem

Lese- und Schreibunterricht, mit der Vermittlung der Kulturtechniken,

so lange zugewartet werden soll, bis von einem ausreichend hohen

Maß der Kultivierung der kindlichen Kräfte, also der Anschauung, des

Denkens, des Gedächtnisses, der Sprache, des Hantierens gesprochen

werden kann. Eine Schule bzw. Schulung des Sehens, des Denkens,

des Merkens, des Sprechens und des Hantierens als systematische

Fortentwicklung und Steigerung des Niveaus des im Familienverband

stattfindenden Erziehungsprozesses soll dem herkömmlichen Lese-

und Schreibunterricht vorgeschaltet werden. Dies bedeutet eine Revo-

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6

lutionierung des lerntheoretischen Ansatzes: Die Erfahrung des Kin-

des soll respektiert und zugleich forciert werden, sodass – im Gegen-

satz zur Methode, die die Konfrontation desselben mit abstrakten Zei-

chen – die besten Voraussetzungen dafür gegeben sind, dass die natür-

liche, Erfolg zeitigende Freude am Lernen zur Freude an der Teilnah-

me am Unterricht in der Schule führt. Die Pflicht, die Schule zu besu-

chen, mutiert damit zum Recht, dies tun zu dürfen. An dieser Stelle

geht das Pädagogische ins Politische über: Wenn die Kinder zahlrei-

cher und bereitwilliger als bis dahin die Schule besuchen, kann dies

nicht ohne Folgen für die positive Entwicklung des allgemeinen Ni-

veaus der Bildung im Staate bleiben – ein Thema, das in der damals,

um die Mitte des 19. Jahrhunderts, bei Weitem nicht als egalitär zu

qualifizierende Gesellschaftsstruktur als akutes bzw. subversives zu

bezeichnen ist.

Es kann also festgehalten werden, dass Kroner in markanter Weise für

eine Volksschule eintritt, die eine Gesamtschule ist, in der ein Gesam-

tunterricht stattfindet: Mit der (weitgehenden) Eliminierung des kirch-

lich-konfessionellen Einflusses auf die Schule soll diese eine Schule

des gesamten Volkes werden und mit der Eliminierung des verfrühten

Lese- und Schreibunterrichts soll ein Unterricht – Knauß hat ihn, so-

viel schon hier, den „Lebensunterricht“ genannt (KNAUß 1848, S. 16;

hier S. XXXIV) – stattfinden, der das Prinzip Gesamtheit mit Bezug

auf das Curriculum und auf das Subjekt, also mit Bezug auf den Lehr-

plan und auf die Anlagen des Lehrlings, realisiert. Sogleich anzumer-

ken ist freilich, dass Kroner mit seinem Konzept Originalität nicht be-

ansprucht: Seinen Gewährsmann, den Württemberger Ludwig Theo-

dor Knauß und dessen Schrift „Das erste Schuljahr ohne Lese- und

Schreibunterricht“ (KNAUß 1848) (Titelblatt und einige Seiten hier S.

XXXII-XLIX) führt er mehrfach an und das abschließende Resümee

zitiert er – freilich nicht ganz korrekt – wörtlich (hier S. XXII bzw.

XXXIII). Zudem beruft er sich, sozusagen hausintern, auf österreichi-

sche Positionen und Postulate. Da ist gleich eingangs die Rede von

einer „Unterrichts-Ministerial-Verordnung vom August 1848“ (S.

239; hier S. XV) (bei der es sich allem Anschein nach um den Minis-

terialerlass vom 2. September 1848 handelt, in der die Lehrer „auf die

regelmäßigen Uebungen im anschauen (Anschauungsunterricht), den-

ken und sprechen aufmerksam gemacht“ werden (von HELFERT 1861,

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7

S. 293)), und mehrfach angesprochen wird das offiziöse, von Joseph

Peitl verfasste „Methodenbuch“ (METHODENBUCH 1865; Titelblatt

hier S. L). In der Ausgabe von 1865 ist diesbezüglich im siebten der

„Allgemeinen Grundsätze des Unterrichts“ die Rede und zwar in fol-

gender Form: „Der Lehrer bestrebe sich den Unterricht so viel als

möglich zu versinnlichen.“ (Ebd., S. 27)

Spätestens an dieser Stelle stellt sich die Frage nach dem Charakter

der pädagogischen Pioniertat des Karl Kroner. Dabei kommt es zum

einen auf die Thematik und zum andern auf das als Maßstab dienende

Umfeld an. In der Sache Volksschule und Volksschullehrer und deren

Position und Funktion ist Kroner das Attribut des Pioniers zuzuerken-

nen; denn die Kärntner Lehrerschaft, vertreten durch einen gewissen

Tschernuth (TSCHERNUTH 1848) und einen gewissen Tronegger

(TRONEGGER 1848) sowie durch den anonymen Verfasser des Artikels

„An die Ideologen der Emancipation der Volksschule von der Kirche“

(AN DIE IDEOLOGEN 1848), stellt sich dem zukunftsweisenden Ansatz

Kroners, der also für die Unabhängigkeit der Schule von der Kirche

plädiert, entgegen und auch an maßgeblicher Stelle in Österreich, je-

denfalls im neueingerichteten „Ministerium des öffentlichen Unter-

richts“ in Wien, fehlt es in dieser Sache an Konsequenz bzw. Radika-

lität. Denn im offiziösen „Entwurf der Grundzüge des öffentlichen

Unterrichts in Oesterreich“ bzw. in der „Wiener Zeitung“ vom 18. bis

21. Juli 1848 ist zwar zu lesen: „Wo das ganze Volk zur Theilnahme

an der Gesetzgebung berechtigt ist, da darf keine Anstrengung und

kein Opfer gescheut werden, um Allen den Unterricht zu gewähren,

ohne welchen jenes Recht ein Widerspruch wäre. Vermehrung der

Schulen und ihres bisherigen allzu ärmlichen Lehrstoffes, höhere Bil-

dung der Lehrer, eine günstigere äußere Stellung derselben (…) sind

dasjenige, was hier vorzüglich Noth thut.“ (Zit. n. MEISTER [Hrsg.]

1963, S. 242) Als es jedoch um die konkrete Konstruktion des Schlüs-

selproblems Schulaufsicht geht, bleibt man auf halbem Wege stehen,

verzichtet man auf die Entflechtung des kirchlichen und des staatli-

chen Systems: „Die unmittelbare Leitung einer Jeden Schule steht bei

der Schul-Commission. Diese besteht aus den geistlichen und weltli-

chen mit dem Unterrichte betheiligten Lehrern der Schule (…) Vorsit-

zender ist in den Landschulen der erste dabei betheiligte Geistliche.“

(Ebd., S. 249) In der Sache Lehrplan für die erste Volksschulzeit bzw.

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Beginn des Lese- und Schreibunterrichts dagegen bewegt sich Kroner,

worauf es sich ausdrücklich beruft, auf vorgezeichneten und – wenn

auch nur rudimentär – vorgeschriebenen Bahnen. Doch die (literari-

sche und legistische) Theorie ist das Eine und die (kärntnerische und

österreichische) Praxis das Andere: Da davon auszugehen ist, dass

Kroners Behauptung zutrifft, dass der Anschauungsunterricht „bis

jetzt entweder gar nicht beachtet, oder doch (…) von manchen Leh-

rern viel weniger Rücksicht genommen wurde, als es Seite 40 des in

unserem pädagogischen Lehrcurse vorgeschriebenen Methodenbuche

freilich nur kurz angedeutet steht“ (KRONER 1851, S. 239; hier S. XV)

und eine „große Verschiedenheit der von den Kleinen mitgebrachten

Vorbegriffe, oder wohl gar gänzlicher Mangel derselben“ (ebd.) be-

stehe, kann er als potentieller praktischer Pionier angesehen werden,

da des Weiteren davon auszugehen ist, dass er, in Amt und Würden

stehend, alles unternommen hätte, seine (und seiner Gewährsmänner)

Theorie zur Gänze oder zum Teil in die Praxis umzusetzen. Der Titel

eines Propagators der Vorschaltung einer Propädeutik, die das Auge,

das Hirn, die Zunge und die Hand des aus der Hand der Familie über-

nommenen Kindes für die spätere spielerische, leicht von der Hand

gehende Erlernung des Lesens und Schreibens vorbereitet, vor den

konventionellen Volksschulunterricht im kärntnerischen und österrei-

chischen Horizont ist ihm jedenfalls zuzuerkennen. (Ob die von Fried-

rich Dittes gegen Knauß vorgebrachte Kritik, er berücksichtige u.a.

den „Geist der heutigen Pädagogik und die moderne Methodik“ nicht,

DITTES 1874, S. 160, auch für Kroner zutrifft, hängt davon ab, ob die-

ser „Geist“ und diese „Methodik“ – auch auf dem Lande, denn darum

geht es im Knauß’schen Schwabenland und im Kroner’schen Kärnt-

nerland – in die Praxis umgesetzt wurde oder nicht.)

Mit Kroners bildungspolitischen und bildungstheoretisch-schulpäd-

agogischen Ambitionen ist es vorbei, als diesen im nunmehr neoabso-

lutistischen System Österreichs jede Resonanz versagt bleibt. Nach

wie vor in der Buchhaltung des Landes (als „k. k. Staatsbuchhaltungs-

ingrossist“, KRONER 1858, S. 125) beschäftigt und offenbar nach wie

vor kärglich besoldet, wendet er sich wieder einem „systemkonfor-

men“ heimatgeschichtlichen Thema zu (KRONER 1853a). Die restli-

chen, durchwegs pädagogisch akzentuierten Schriften Kroners sind

ebenfalls durch den Verzicht auf Originalität zugunsten von Konfor-

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mität charakterisiert – eine Entwicklung, die aufgrund der zeitgenössi-

schen politischen Umstände, also der absolutistischen Antwort auf die

Herausforderung der revolutionären Ansprüche und aufgrund seines

Bemühens, sich, so gut es geht, materiell zu verbessern bzw. seine un-

konventionell-rebellischen theoretischen pädagogischen Bemühungen

zugunsten einer praktischen pädagogischen Tätigkeit aufzugeben, ver-

ständlich ist.

Dies zeigt sich zuerst in einer Rezension einer didaktischen Publikati-

on einer pädagogischen Respektsperson, des „hochwürdige(n) Herr(n)

k. k. Schulrath(s) und Schul-Inspector(s) Simon Rudmasch“ (KRONER

[Rezension] 1853b; hier S. XXIII f.; zu Rudmasch MORITSCH 1987).

Er apostrophiert dessen „Beiträge aus der allg. Unterrichts- u. Erzie-

hungslehre zu dem in den k. k. österr. Schulen vorgeschriebenen Me-

thodenbuche“ (RUDMASCH 1854; Titelblatt hier S. LI) als „ausge-

zeichnete(s) pädagogische(s) Werk“ und referiert mit zustimmendem

Unterton: „es gilt vornehmlich, für die Volksschulen unseres Heimat-

landes frische Kräfte zu gewinnen, welche mit Beruf und Geschick-

lichkeit die Besserung und Veredlung des Volkes von Jugend auf, und

die Bildung derselben für seine Sphäre im Auge haben.“ (Ebd.) Und

Rudmasch wird auch wörtlich, wenngleich nicht ganz präzise, zitiert:

„aber die Erziehung des Landmannes, des Bürgers zu dem, was er sein

soll: zum guten frommen Christen und zum brauchbaren Mitgliede

des Staates, ist umso dringender, je mehr das patriarchalische Leben

sich verliert, und an den Priester und Lehrstand der Ruf ergeht, die

von den Aeltern hintangesetzten Pflichten zu übernehmen, und ihre

Stelle bei den in sittlicher und religiöser Hinsicht verwahrlosten Klei-

nen vollständig zu vertreten.“ (Ebd.; hier S. XXIII bzw. LII)

Wie immer diese günstigen und zugleich unkritischen Ausführungen

und Wertungen gemeint waren, ob systemkonform oder durch persön-

lichen Bezug bestimmt – vier Jahre später wird Kroner als „Nebenleh-

rer der Kalligraphie“ in den Lehrkörper der „k. k. Ober-Realschule zu

Klagenfurt“ aufgenommen und sogleich damit beauftragt, die Chronik

der Ereignisse des Schuljahres 1857/58 zu schreiben (KRONER 1858).

Darin ist von einer Inspektion der Schule durch Rudmasch und vor

allem und überaus ausführlich ist vom Leben und segensreichen Wir-

ken desselben – er ist gegen Ende desselben Schuljahres verschieden –

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die Rede. Es lag dann offenbar auf der Hand, Kroner, nun bereits Ne-

benlehrer in den Fächern Schönschreiben und Angewandte Arithme-

tik, auch mit der Funktion des Geschichtsschreibers der noch jungen

Anstalt zu betrauen, als diese 1860 ein neu erbautes, repräsentatives

Gebäude beziehen konnte (KRONER 1860, PASCHINGER [1936], S. 9,

SCHÖFFMANN 1993, erste Umschlagseite [Abbildung], S. 61). Die

konformistisch-konstruktive Tendenz der betreffenden „Beiträge zur

Geschichte der hiesigen Oberrealschule“ kommt ansatzweise in den

einleitenden Passagen zum Ausdruck: „Die Entstehung und Vervoll-

kommnung der Bildungsanstalten bietet in der Kulturgeschichte eines

Landes oder einer Stadt stets einen sicheren Anhaltspunkt zur richti-

gen Beurtheilung des geistigen Umschwunges der zunehmenden Bil-

dung und der gesteigerte Wohlfahrt der Bevölkerung in aller Richtun-

gen des Verkehrslebens. – Um dem dringenden Bedürfnisse einer fort-

schreitenden Zeit gerecht zu werden, hatte die seit einem Zeitraume

von 10 Jahren in Oesterreich eingeführte Reform und eingreifende

Verbesserung des gesammten Unterrichtswesens in allen Kronländern

viele neue Lehranstalten ins Leben gerufen.“ (KRONER 1860, S. 64)

Mit der Skizzierung der Geschichte seiner Schule endet die Geschich-

te der publizistischen Tätigkeit Karl Kroners. Seine pädagogische Tä-

tigkeit beendet er, gesundheitlich angeschlagen und, so die „Kla-

genfurter Zeitung“ vom 23. Jänner 1880 (hier S. XXV f.), demorali-

siert und durch Kaltstellung und Zurücksetzung in seinem Beruf als

Verwaltungsbeamter, im Jahre 1863 (OPL 1880, S. 77); zuletzt scheint

er – im 53. Lebensjahr stehend – im Jahresbericht des Jahres 1865 der

Ober-Realschule (JAHRESBERICHT 1865, S. 27) als Lehrer des Freige-

genstands Stenographie auf. (Dort die Notiz: „Karl Kroner, erster

Rechnungsoffizial der kärnt. Landesbuchhaltung, lehrte im ersten Se-

mester die Stenografie, welcher Unterricht im zweiten Semester we-

gen Erkrankung des Lehrers aufgelassen wurde; wohnt Völkermarkter

Vorstadt Nr. 39.“ In diesem Zusammenhang das Resümee des Autors

des Kroner-Nachrufs in der eben zitierten „Klagenfurter Zeitung“:

„Von Kroners Verdiensten im Bureau der Landschaft und in der Schu-

le ist wohl das Hervorragendste, daß er die Kunst Gabelsbergers, die

er als Autodidact sich angeeignet, am Gymnasium und in der Real-

schule unentgeltlich lehrte und sie so zuerst in Kärnten und speciell in

Klagenfurt heimisch machte.“ Hier S. XXVI) En miniature und in

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schmaler Spur ist er damit seiner früheren Rolle als – die Vorleistung

anderer respektierender – Pionier einer in erster Linie der Entfaltung

bzw. der systematischen und geduldigen Entwicklung der Kräfte des

Kindes verpflichteten Schule treu geblieben. Die Kollegen im Fache

scheinen dies (abgesehen von der Veranstaltung der feierlichen Ver-

abschiedung durch das Oberrealgymnasium, OPL 1880, S. 78) igno-

riert zu haben, sodass eine spätere Lehrergeneration auf die allgemei-

ne Tagespresse und auf die Mitteilung des Texts der Grabinschrift an-

gewiesen war, wenn sie zu seinen Lebensdaten und seine literarische

und praktische Tätigkeit Näheres erfahren wollte (KOLLITSCH 1900,

S. 63, LECHNER 2013, S. XVIII). Entsprechend lauten die letzten Zei-

len seines seine Biographie recht kursorisch behandelnden Biogra-

phen: „Das Kärntner Schulblatt des Jahres 1880 gedenkt des Verstor-

benen nicht – er war vergessen – das Los so vieler. – Mögen diese

Zeilen dazu beitragen, sein Angedenken in der Lehrerschaft zu erhö-

hen.“ (Ebd.)

Literatur

AN DIE IDEOLOGEN der Emancipation der Volksschule von der Kirche. In: Carin-

thia. Constitutionelles Blatt für Zeitinteressen, Klagenfurt, 38 (N.F. 1)

(1848), S. 201-203

Wilhelm BAUM (Hrsg.): Kollegium, Lyzeum, Gymnasium. Vom „Collegium

Sapientiae et pietatis zum Bundesgymnasium Völkermarkter Ring, Kla-

genfurt. Die Geschichte des ältesten Gymnasiums Österreichs, Klagenfurt

1991

Karl DINKLAGE: Pioniertaten in Kärntens Bildungswesen verpflichten (1970)

(Retrospektiven in Sachen Bildung, R. 7, Nr. 3), Klagenfurt 1994 (Arch. d.

Österr. Ges. f. Histor. Päd. u. Schulgesch.: A 78)

Friedrich DITTES: Methodik der Volksschule. Auf geschichtlicher Grundlage,

Leipzig 1874

Joseph Alexander Freiherr VON HELFERT: System der österreichischen Volks-

schule. Vollständige Sammlung und geordnete Zusammenstellung aller über

das österreichische Volksschulwesen in Kraft bestehenden Gesetze und Ver-

ordnungen (Die österreichische Volksschule. Geschichte – System – Statis-

tik, 3. Bd.), Prag 1861

XIII. JAHRESBERICHT der k. k. Ober-Realschule zu Klagenfurt am Schlusse des

Schuljahres 1865, Klagenfurt

Page 14: R. 7 NR. 21

12

KLAGENFURTER ZEITUNG, Nr. 18 vom Freitag, 23. Jänner 1880, S. 149 f. (Erste,

nur zum Teil präzise Veröffentlichung: KOLLITSCH 1900, zweite: LECHNER

(Hrsg.) 2013, S. XVII f.)

Ludwig Theodor KNAUß: Das erste Schuljahr ohne Lese- und Schreibunterricht

oder Darstellung eines Anschauungs-Unterrichtes, der den gesammten

Schulunterricht begründet. Für Lehrer und Schulfreunde. Mit vielen einge-

flochtenen Erzählungen, Gesängen und Zeichnungen, Reutlingen 1848

Anton KOLLITSCH: Ein Vorkämpfer für die freie Schule. In: Deutsch-

österreichische Lehrer-Zeitung, Wien 5 (1900), S. 61-63

Karl KRONER: Der Polinig, und die Römerstrasse über die julischen Alpen in’s

Gailthal (Vaterländische Skizze). In: Carinthia. Ein Wochenblatt für Vater-

landskunde, Belehrung und Unterhaltung. Von einer Gesellschaft Vater-

landsfreunde, Klagenfurt, 34 (1844), S. 69 f., 73-75 (1844a)

Karl KRONER: Ein Todter vor Gericht. (Nach einer wahren Begebenheit.) In:

Carinthia. (…), Klagenfurt, 34 (1844), S. 169-172 (1844b)

Karl KRONER: Der Pusterthaler. Eine Erzählung aus dem Jahre 1809. In: Carin-

thia. (…), Klagenfurt, 35 (1845), S. 125-127, 129-132, Beil. zur „Carinthia“

Nro. 32, unpag.

Karl KRONER: Der Wehrmann. Vaterländische Erzählung. In: Carinthia. (…),

Klagenfurt, 36 (1846), S. 85-87, 89-92, 93 f., 97-99, 101 f. (1846a)

Karl KRONER: Die beiden Ringe. (Eine Erzählung aus dem Leben.) In: Carin-

thia. (…), Klagenfurt, 36 (1846), S. 171 f., 175-177, 179-181 (1846b)

Karl KRONER (Rezension): Die lateinische Satzlehre nach classischen Autoren

bearbeitet und mit Anwendung auf zahlreiche Beispiele und Aufgaben, her-

ausgegeben von Hermann Venedig, k. k. Professor am akademischen Gym-

nasium zu Klagenfurt. – Wien 1848. Verlag der J. Sigmundschen Buchhand-

lung in Klagenfurt. In: Carinthia. (…), Klagenfurt, 37 (1847), S. 116

Karl KRONER: Ueber Volksschulwesen. In: Carinthia. Constitutionelles Blatt für

Zeitinteressen, Klagenfurt, 38 (N.F. 1) (1848), S. 15 f., 18-20 (1848a)

Karl KRONER: Entgegnung auf den Aufsatz des Herrn Tronegger in der ‚Carin-

thia’ Nro. 40 ‚über Volksschulunterricht’ oder eine bescheidene Antwort auf

die etwas umständliche Frage: ‚Welches von Beiden ist für die Volksschulen

besser, wenn selbe unter geistlicher oder weltlicher Aufsicht stehen?’ In: Ca-

rinthia. Constitutionelles Blatt für Zeitinteressen, Klagenfurt, 38 (N.F. 1)

(1848), S. 185-187 (1848b)

Karl KRONER: Ueber Stenographie. In: Carinthia. Ein Wochenblatt für Vater-

landskunde, Belehrung und Unterhaltung. Von einer Gesellschaft Vater-

landsfreunde, Klagenfurt, 39 (N.F. 2) (1849), S. 83 f.

Karl KRONER: Ueber die Einführung des Anschauungs-Unterrichtes in den

Volksschulen. In: Carinthia. Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung und

Unterhaltung, Klagenfurt, 41 (1851), S. 239 f., 243 f., 246 f.

Karl KRONER: Die Erstürmung der beiden Blockhäuser Malborgeth & Predil

durch die Franzosen im Jahre 1809. Ein geschichtliches Denkmal österrei-

Page 15: R. 7 NR. 21

13

chischer Waffenthaten. Mit einer lithographischen Ansicht des neuerbauten

Forts Malborgeth, Villach 1853 (1853a)

Karl KRONER (Rezension): Beiträge aus der allg. Unterrichts- u. Erziehungslehre

zu dem in den k. k. österr. Schulen vorgeschriebenen Methodenbuche. Kla-

genfurt, im Verlage der Leon’schen Buchhandlung 1854. In: Carinthia. Zeit-

schrift für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung, Klagenfurt, 43

(1853), S. 348 (1853b)

Karl KRONER: Zur Geschichte der Ober-Realschule. In: VI. Jahresbericht der k.

k. Ober-Realschule zu Klagenfurt am Schlusse des Schuljahres 1858, Kla-

genfurt, S. 117-123

Karl KRONER: Beiträge zur Geschichte der hiesigen Oberrealschule. In: VIII.

Jahresbericht der k. k. Ober-Realschule zu Klagenfurt am Schlusse des

Schuljahres 1860, Klagenfurt, S. 64-74

Elmar LECHNER (Hrsg.): Zwischen Verklärung und Verdammung. Vorarbeiten

(1966 ff.), Gründungsgesetz (1970) und Emeritierungsrede des Gründungs-

rektors (1988) als dokumentarische Eckpunkte der Geschichte der Universi-

tät Klagenfurt (Retrospektiven in Sachen Bildung, R. 10, Nr. 39), Klagenfurt

2010

Elmar LECHNER: Die „Schulgeschichte Kärntens“ in der „Carinthia“. Anton

Kollitschs Bericht im Kärntner Schulblatt“ (1910/11) (Retrospektiven in Sa-

chen Bildung, R. 7, Nr. 20), Klagenfurt 2013

Richard MEISTER (Hrsg.): Entwicklung und Reformen des österreichischen Stu-

dienwesens, Tl. II: Dokumente (Österr. Akad. d. Wiss., Phil.-Hist. Kl., Sit-

zungsber., 239. Bd., Abhandlung, Tl. II, Veröff. d. Komm. f. Gesch. d. Erz.

u. d. Unterr., H. 6, Beitr. z. Gesch. d. Univ. Wien, IV), Wien 1963

METHODENBUCH oder Anleitung zur zweckmäßigen Führung des Lehramtes für

Lehrer an Trivial- und Hauptschulen, Wien 1865

Andreas MORITSCH: Rudmaš Simon. In: Österr. Biogr. Lex. 1815-1950, 9

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Wilhelm NEUMANN: Univ.-Prof. Dr. Karl Dinklage (†) (1907-1987). In: Carin-

thia. Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten, Klagenfurt 177

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Josef OPL: Zur Geschichte der k. k. Ober-Realschule. In: XXIII. Jahresbericht

der Staats-Oberrealschule zu Klagenfurt. Veröffentlicht am Schlusse des

Schuljahres 1880 vom Director Josef Opl, Klagenfurt, S. 75-79

Viktor PASCHINGER: Die Geschichte der Anstalt. In: Festschrift der Höheren

Bundesgewerbeschule in Klagenfurt. Mech.-techn. Versuchsanstalt. 1861-

1936, Schriftleitung: Karl Treven, Klagenfurt o.J. (1936), S. 7-29

Simon RUDMASCH: Beiträge aus der allgemeinen Unterrichts- und Erziehungs-

lehre zu dem in den k. k. österreichischen Schulen vorgeschriebenen Metho-

denbuche, Klagenfurt 1854

Peter SCHÖFFMANN: Klagenfurt als Schulstadt (1848-1918) (Archiv für vater-

ländische Geschichte und Topographie, 74. Bd.), Klagenfurt 1994

Page 16: R. 7 NR. 21

14

Richard STRELLI: Die Wirksamkeit der Benediktiner von St. Paul auf dem Ge-

biete der Wissenschaft, des Unterrichtes und der Erziehung. In: Richard

Strelli / Engelbert Olbert (Hrsg.): Das Benediktinerstift St. Paul in Kärnten

1809-1909. Festschrift zur Jahrhundertfeier der Wiederbesiedelung des Stif-

tes St. Paul durch die Mönche von St. Blasien im Schwarzwald, Freiburg im

Breisgau 1910, S. 4-162

Josef TRONEGGER: Volksschulunterricht. Welches von Beiden ist für die Volks-

schulen besser, wenn selbe unter geistlicher oder weltlicher Aufsicht stehen?

In: Carinthia. Constitutionelles Blatt für Zeitinteressen, Klagenfurt, 38 (N.F.

1) (1848), S. 157 f.

Johann TSCHERNUTH: Einige Worte über die Volksschulen und ihre Trennung

von der Aufsicht und Leitung der Geistlichen. In: Carinthia. Constitutionel-

les Blatt für Zeitinteressen, Klagenfurt, 38 (N.F. 1) (1848), S. 83 f.

Wilhelm WADL: Kärnten 1848. Revolution – Demokratie – Bauernbefreiung. In:

Carinthia. Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten, Kla-

genfurt 188 (1998), S. 547-561

Page 17: R. 7 NR. 21

I

I.

Die lateinische Sprache nach classischen Autoren bearbeitet und mit Anwen-

dung auf zahlreiche Beispiele und Aufgaben, herausgegeben von Hermann

Venedig, k. k. Professor am akademischen Gymnasium zu Klagenfurt. –

Wien 1848. Verlag der J. Sigmundschen Buchhandlung in Klagenfurt.*)

Die Verfassung guter Lehr- und Hilfsbücher für untere Schulen, so wie von

Jugendschriften überhaupt, ist keine leicht zu lösende Aufgabe. Gänzlich miß-

lungene Werke in großer Anzahl, denen wir trotz vorausgegangener Lobprei-

sung unmöglich unseren Beifall zollen können, beweisen dies deutlich. Der

fachkundige Beurtheiler findet in den meisten derselben den Hauptfehler vor-

herrschend, daß ihre Verfasser nicht von jenem rationellen Standpuncte bei der

Bearbeitung des Stoffes ausgingen, der sowohl für den zu behandelnden Gegen-

stand, als auch für den jugendlichen Verstand am zweckdienlichsten wäre. –

Ungemeine Flachheit oder allzu große Ueberladung von Begriffen, die weit über

den engen Ideenkreis und die schwache Fassungskraft der lernbegierigen Jugend

hinausreichen, vereinen sich, um solche Werke völlig werthlos zu machen.

Trifft man daher auf eine Schrift zur Bildung des jugendlichen Geistes, die

alle Merkmale der Gediegenheit von Seite zu Seite unverkennbar an sich trägt,

in welcher man sieht, wie sich der Autor so ganz in die geistige Sphäre seiner

jungen Leser hineindenkt, um auf solche Art für diese recht verständlich zu sein,

und einen trefflichen Inhalt gemeinnützig und anspruchslos darbiethet, wie die-

ses Alles bei der vorliegenden Satzlehre wirklich der Fall ist, so dürfte eine ge-

diegenere und weitläufigere Besprechung dieses grammatischen Werkes (als

unser kurzer Bericht ist) von irgend einem erfahrenen Sprachfreunde für den

Herrn Verfasser, dessen Wirken zunächst für unser Heimathland gilt, nur güns-

tig und für den aufmerksameren Theil des Lesepublikums willkommen seyn.

Aus den Eingangsworten der Vorrede zur Satzlehre erfahren wir, daß sich

diese als (selbstständiger) Ergänzungsband an die vor einem Jahre erschienene

Formlehre des Herrn Verfassers anschließe. Was wir daher damals über den ers-

ten Theil des Hilfsbuches zur vorgeschriebenen Gymnasial-Grammatik gesagt

haben, können wir auch hier mit vollem Rechte wiederholen. Einfachheit des

Styles, möglichste Deutlichkeit des Vortrages, körnige Bestimmtheit in Aufstel-

lung der allgemeinen Lehrsätze und faßliche Aneinanderreihung der Ausnahmen

und erläuternden Zusätze mit Hinzufügung zahlreicher lateinischer und deut-

scher Beispiele, erstere ebenfalls aus den besten römischen Classikern entlehnt,

machen die Hauptvorzüge dieses Werkes aus, und zeigen nebst einer gründli-

chen Sprachkenntniß zugleich, mit welchem redlichen und emsigen Bestreben es

dem Herrn Verfasser daran lag, den Geist der jungen Sprachzöglinge durch me-

*)

Carinthia. Ein Wochenblatt für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung. Von einer

Gesellschaft Vaterlandsfreunde, Klagenfurt, 37 (1847), S. 116.

Page 18: R. 7 NR. 21

II

thodisches Lehren der Sprachreinheit allmälig in das Innere des Sprachbauen

einzuführen. – Die Abhandlung über die Lehre der Endungen, der Construction,

der Mittelwörter, des Conjunctives und der Zeitfolge sind zu diesem Ende und

mit besonderer Sorgfalt bearbeitet. Schon die in der Vorrede weiters ausgespro-

chene und überall durchleuchtende Absicht, daß der Schüler die erlernten Re-

geln selbstständig und mit Bewußtseyn anwenden lerne, und auf diese Weise

Gedächtniß und Urtheil zugleich schärfe, ist uns ein Bürge, daß er dadurch ge-

wiß jene formelle Vorbildung zu einem höheren lateinischen Sprachunterricht

erlangen müsse. Jene Vorschrift Seneca’s: „concoquantur illa: alioquin in me-

moriam ibunt, non in ingenium“ finden wir somit auch als Grundsatz vom Herrn

Verfasser bei seinem Lehrverfahren aufgestellt. – Dieses Werk, welches der

Herr Verfasser dem P. T. Herrn Med. Dr. Johann Gottfried Kumpf, erstem

Stadtphysiker etc. – dem hochgebildeten Kenner der classischen Literatur, – ge-

widmet hat, ist gefällig ausgestattet und erfreut sich einer sorgfältigen Correct-

heit, so wie die Billigkeit des Preises das leichte Anschaffen selbst dem minder

Bemittelten, der sich in der lateinischen Sprache vervollkommnen will, möglich

macht.

Kroner.

Page 19: R. 7 NR. 21

III

II.

Ueber Volksschulwesen.*)

Seit einiger Zeit begegnen wir immer häufiger leitenden Artikeln über Ver-

besserung des Volksschulwesens und der traurigen Lage der Volkslehrer unserer

Provinzen, selbst in Provinz-Journalen. Die vielfache Anregung dieses Gegen-

standes des inneren Staatslebens von sehr verschiedenen Kräften beweist deut-

lich, daß es sich nicht um eine Parteisache handle, sondern daß eine Reform des

Volks-Unterrichtswesens zur Volkssache geworden ist, und als solche die unge-

theilteste Aufmerksamkeit aller Staatsbürger erheische. Indifferentismus und

Abneigung dagegen muß daher nothwendig als ein Beweis von unfreisinnigen

Prinzipien oder tiefster Unwissenheit von Jedermann entschieden abgelehnt

werden. Es entging uns bei Verfassung dieses Aufsatzes keineswegs, daß bei der

gegenwärtigen inneren und äußeren Bedrängniß unseres neugebornen Staates

dem Reichstage viele wichtigere Fragen zur Entscheidung vorliegen, doch wol-

len wir damit unsere Hoffnung nicht aufgegeben haben, daß die Frage für die

Verbesserung des Volkserziehungs- und Unterrichtswesens eine der vordersten

seyn werde. Wir stellen daher für diese heilige Sache der Humanität und des

Fortschrittes die dringende Bitte an das Unterrichts-Ministerium und die De-

putirten des Reichstages, folgende Punkte einer ernsten Berathung zu unterzie-

hen:

1. Trennung des Schulwesens von der geistlichen Oberbehörde (Consistori-

um) und Unterstellung desselben einer eigenen;

2. Trennung der mit der Lehrersstelle auf dem Lande gewöhnlich verbunde-

nen Meßner- und Organistenbedienstung nach vorausgegangener Gehalts-

Erhöhung;

3. Verbesserung der drückenden Lage der Lehrgehilfen, und Sicherung der

leichteren Einbringung des Unterrichtsgeldes;

4. wenigstens eine theilweise Reform des Volksunterrichtswesens durch Ein-

führung besserer Lehrbücher und neuer Lehrgegenstände, und einer längeren

Dauer des pädagogischen Lehrkurses, oder

5. Einrichtung von Schullehrer-Seminarien, als Pflanzschulen tüchtig gebil-

deter

Schulmänner, so wie Einrichtung einer größeren Zahl von Real- oder Bürger-

schulen.

Zu 1. Ist zur Oberleitung des Schulwesens in jeder Provinz ein eigenes Co-

mité von fachkundigen Männern zusammengesetzt, die alle für die Hebung der

Volksbildung mit regem Eifer erfüllt sind, so läßt es sich erwarten, daß künftig

bei Besetzung der Lehrersstellen auf mehr als auf bloße Beweise guter Sitten

gesehen, und dabei jedem Protektionswesen durch die Anerkennung und Würdi-

*)

In: Carinthia. Constitutionelles Blatt für Zeitinteressen, Klagenfurt, 38 (N.F. 1) (1848), S.

15 f., 18-20.

Page 20: R. 7 NR. 21

IV

gung des wahren Verdienstes ein Ende gemacht werde. Wird auf diese Weise

dem Idioten der Zutritt zum Lehrfache erschwert oder unmöglich gemacht, so

muß eine Trennung des Schulwesens von der geistlichen Oberbehörde schon

wegen der so nothwendigen schärferen Controlle, die ebenfalls im Wirkungs-

kreise dieses Comité’s liegen wird, eingerathen werden; denn unmöglich kann

das einmalige Erscheinen des Schuldistrrikts-Ober- oder Unteraufsehers in Lau-

fe eines ganzen Jahres in den seiner Controlle zugewiesenen Dorfschulen genü-

gen, und es hat sich schon der Fall ereignet, daß selbst da ein solcher geistlicher

Schulen-Oberaufseher (bei uns gewöhnlich in Person eines Decans), aus zu

warmer Liebe für’s Lehrfach die Zeit der jährlichen Schulprüfung mit der Revi-

sion der Tauf- und Trauungsbücher der Pfarrsgemeinde zubrachte, statt seine so

nöthige ganze Aufmerksamkeit auf die Leistungen des Lehrers und der Schul-

kinder zu richten.

Zu 2. Auf Trennung der mit der Lehrersstelle auf dem Lande gewöhnlich

verbundenen Meßner- und Organistenbedienstung dringen zu wollen, ohne eine

Gehaltserhöhung vorauszusetzen, hieße mit andern Worten: den guten Schul-

männern den Gebrauch des Wassers und Feuers untersagen, was selbst der

schlechteste unter ihnen um den Staat nicht verdient hätte; denn bisher können

den armen Landlehrer und dessen Familie nur die Nebengenüsse als Organist

und Meßner, oder die Betreibung der Landwirthschaft, nicht ohne Kosten seiner

Berufspflichten, von dem äußersten Mangel schützen, ja der Gehalt ist bei vielen

so niedrig gestellt, daß er damit kaum sein eigenes Leben ehrenhaft zu fristen

vermag.

Er, der Mann, dessen Geist zunächst berufen ist, auf die Veredlung freier

Landbürger hinzuarbeiten, sollte noch länger in einer solchen erniedrigenden

Stellung, der Armuth und Willkür Vieler preisgegeben, verharren müssen? Soll

man noch länger den schmerzlichen, unser Ehrgefühl tief verletzenden Anblick

ertragen, den Lehrer des Volkes mit einem Sacke in der Hand wie einen Stra-

ßenbettler von Haus zu Haus wandeln zu sehen, um seine Deputate in Natura

einzuheben, oder einen solchen Paria des Schulfaches, mit schmutzigem Hemde

angethan, den Dünger auf seinen Acker führen zu sehen. Gegen die künftige

Einhebung der Natural-Deputate ist bereits durch Aufhebung aller Natural-

Giebigkeiten höheren Ortes gesorgt, und auf eine Gegen-Einwendung einzelner

Lehrer, sey es aus Mangel des Bewußtseyns ihrer ehrenhaften Stellung, oder aus

zu großer Sorge für einigen materiellen Vortheil, der bei dergleichen Erhebun-

gen ihnen zufließt, darf keine Rücksicht genommen werden.

Der österreichische Kaiserstaat, mit Ausnahme Ungarns und dessen Neben-

ländern, zählt gegenwärtig bei 16.000 Schulen, und unter seinen Volkslehrern

verhältnißmäßig zu ihrer großen Anzahl nur sehr wenige, die als Schriftsteller

ihres Faches rühmlich aufgetreten wären, ein klarer Beweis, wie prekär es in

Hinsicht der wissenschaftlichen Bildung bei so vielen Stadt- und Landlehrern

stehen muß; denn wir halten denjenigen Lehrer nicht als vollkommenen Meister

seines Faches, der nicht im Stande ist, mit der Summe seines praktischen Wis-

sens frei in die Oeffentlichkeit zu treten, und die Gründlichkeit seiner subjekti-

Page 21: R. 7 NR. 21

V

ven Anschauung einer allgemeinen Beurtheilung vorzulegen, ein Grund mehr,

um bei einer bessern Besoldung des Landschullehrers und dessen Gehilfen auch

eine größere Bildung in humanistischer und wissenschaftlicher Beziehung von

diesem fordern zu können. Wir bitten, diese unsere ausgesprochene Meinung ja

nicht etwa dahin zu deuten, daß jeder Volkslehrer auch zugleich ein Schriftstel-

ler seyn müsse. Wer wollte uns einer solchen Ungereimtheit fähig halten? Wir

wollen nur zum allgemeinen Besten den Grundsatz aufstellen, daß derjenige

selbst früher richtig und vorurtheilsfrei denken könne, und wohlunterrichtet sey,

der einen Andern zum freisinnigen denkenden Menschen heranbilden will, was

von einem Lehrer doch vorauszusetzen ist. Diesem Mangel an wissenschaftlich

gebildeten Volkslehrern könnte schon jetzt zum Theil abgeholfen werden, wenn

nicht vielen der Musik Unkündigen jeder Competenz-Versuch, auf dem Lande

als Lehrer unterzukommen, wegen der Klausel des Orgelspielens abgeschnitten

würde. Man findet Viele solcher Pädagogen in Städten, die als nicht ungeschick-

te Privatlehrer im mühevollen Unterrichten Einzelner ergrauen, statt daß die Fül-

le ihrer geistigen Kraft segensreich dem Gemeinwesen wäre gewidmet worden.

Eine theilweise Beschränkung der Trennung der Organisten-Bedienstung von

der Lehrersstelle könnte höchstens in Pfarrs-Gemeinden stattfinden, deren Ar-

muth die Besoldung eines eigenen Organisten nicht zuläßt. Diesem könnte in der

Folge bei einer größeren Ausbreitung musikalischer Kenntnisse am Lande, als

die zweckdienlichsten Mittel zur Verfeinerung rauher Gemüther, wohl leicht

abgeholfen werden. Gegen unsern Vorschlag und den vieler Anderen: den

Schullehrer vom Lande durch eine erkleckliche Gehalts-Erhöhung zum selbst-

ständigen Manne zu erheben, der weder durch so zahlreiche Rücksichten noch

auch die mit seinem Fache nicht vereinbaren Nebenbedienstungen von der eifri-

gen und unparteiischen Ausübung seines Lehramtes und seiner weiteren Fortbil-

dung in demselben abgehalten würde, könnte man vielleicht einwenden, daß

dem Staate durch eine Gehalts-Erhöhung so vieler Tausend Volksschullehrer

eine ungeheuere Auslage aufgebürdet werde, ein Umstand, der bei der gegen-

wärtigen finanziellen Krisis keine Hoffnung auf die baldige Realisirung unseres

obigen Antrages zuläßt. Wenn man aber bedenkt, daß nicht alle Lehrer vom

Lande einer bedeutenden Gehalts-Verbesserung bedürfen, und im Staatshaushal-

te nothwendige Einsparungen in Aussicht gestellt sind, so wird auch diese

Summe für die Gehalts-Verbesserung der Volksschullehrer flüssig zu machen

seyn; denn des Lehrers Hauptzweck darf nicht länger mehr Meßner oder Orgel-

treter seyn! Oder will man wirklich Einsparungen da eingeführt wissen, wo sie

am wenigsten anzubringen wären, wir meinen beim Volksunterrichts-Wesen,

nun so greife diese Idee Platz*)

: Man dotire den Klerus nach Einziehung der

geistlichen Güter aus Staatskassen, und mache ihm dann besonders auf dem

Lande nebst der Seelsorge auch das Lehrfach zur Pflicht, und man erspart drei

Vierttheile der Schulmänner. Ein Blick auf das französische Volksschulwesen

*)

Siehe allg. österr. Ztg. Nro. 95.

Page 22: R. 7 NR. 21

VI

wird dem gebildeten Schulfreunde das Praktische oder Unpraktische dieser Idee

einleuchtend machen, wir enthalten uns für jetzt jeden Urtheils.

Zu 3. Nicht selten ist gegenwärtig der Volkslehrer genöthigt, zur Einbringung

des rückständigen Unterrichtsgeldes obrigkeitliche Hilfe anzusuchen. Welche

Unannehmlichkeiten ladet er sich nicht dadurch auf den Hals, ja er verzichtet

lieber auf sein sauer Erworbenes gänzlich, als den pöbelhaftesten Beschimpfun-

gen und einer thätlichen Roheit sich auszusetzen; denn leider gibt es unter dem

Landvolke noch so viele rohe Naturen, daß sie den Werth des Unterrichtes nicht

einmal einsehen, ja wohl gar ihre Kinder demselben entziehen wollen. Und doch

soll er mit Jedermann seiner Gemeinde in Freundschaft leben, geschätzt und ge-

achtet seyn! Wahrlich, das ist ihm auf diese Art unmöglich. Könnte die Einzah-

lung von Schulgeldern nicht directe von den betreffenden Parteien schon jetzt in

öffentliche Kassen geschehen, und der Lehrer ohne vieles Warten sein Einkom-

men leichter beziehen? Man wolle bedenken, daß nur bei einer sorgenfreien

Existenz jene heitere Laune denkbar ist, die jeden Unterricht beseelt, und dessen

Samen fruchtbringend macht. Der Volkslehrer wird dann mit Lust sein so mü-

hevolles, Geist und Leib gleich anstrengendes Amt erfüllen; er wird auch seine

Gesinnung frei von Schmutz und Parteilichkeit bewahren, Fehler, die gegenwär-

tig nicht mit Unrecht dem Lehrfache zur Last gelegt werden.

Bezüglich der traurigen Lage der Lehrgehilfen wäre es für die allgemeine

Verständigung wirklich lohnend, ihre Leiden und Freuden zur Beherzigung für

viele reich dotirte Müssiggänger mit mehr Muße zu beleuchten. Genug wenn wir

sagen: Es hat sie noch Niemand um ihr glückliches Loos beneidet.

Zu 4 und 5. Soll man wirklich im Ernste entschlossen seyn, den Volksunter-

richt unserer österreichischen Provinzen zu heben, und nicht fromme Wünsche

die Stelle energischer Handlungen vertreten lassen, so ist eine wenigstens theil-

weise Verbesserung der bestehenden Schulbücher, so wie die Einführung neuer

Lehrgegenstände durch’s Erste absolut bedingt. Unmöglich kann in Zukunft die

Bildung des Landvolkes darin nur bestehen, daß man es höchstens lesen und

nothdürftig schreiben lehrt, und zum Maßstabe seiner religiösen und politischen

Begriffe dessen Stellung in der Gesellschaft als misera contribuens plebs an-

nimmt. Dieser himmelschreienden Ungerechtigkeit des alten Systems gegen die

allgemeinen Menschenrechte darf nicht länger mit gleichgiltigem Blicke in

freien Staaten zugesehen werden.

Die Volksbildung muß mit Recht gehoben werden; denn so lange noch natür-

liche Erscheinungen als große Wunder oder als Geisterspuck, Hagel und Wetter-

schäden als Hexenwerke, und wochenlange Wallfahrten nach weitentlegenen

Gnadenbildern als Gott höchst wohlgefällige und für die ewige Seligkeit unum-

gänglich nothwendige Werke angesehen und geduldet werden, ist es in der That

noch jämmerlich im Landvolke bestellt, ebenso jämmerlich um die Erziehungs-

kunde, wo wir die Kinder des Landmannes mit dessen Viehe beinahe dieselbe

Entwicklungs-Freiheit genießen sehen, oder wo eine haarsträubende Rohheit die

Zuchtruthe führt. – Sollte daher die Einführung einer populären kurzgefaßten

Erziehungs-Kunde, einer gleichen Naturgeschichte und Naturlehre, so wie eines

Page 23: R. 7 NR. 21

VII

gedrängten leicht faßlichen Auszuges von landwirthschaftlichen und geographi-

schen Kenntnissen wenigstens für Sonntagsschüler auf dem Lande, und erstere

Wissenschaft wohl auch in Städten nicht nothwendig und wünschenswerth er-

scheinen? Sollte vielleicht die Einführung politischer Katechismen minder prak-

tisch erscheinen, um das Landvolk über seine Stellung im Staate, so wie über

seine erlangten Rechte und Freiheiten aufzuklären, und dasselbe zu freien

selbstständigen Staatsbürgern heranzuziehen? Kann man sonst auf eine andere

Art dem Aberglauben, der Unwissenheit und dem halsstarrigen Anklammern an

Mißbräuche beim Landvolke begegnen, und eine Ausrottung dieser Uebelstände

hoffen, wenn man das Uebel nicht bei der Wurzel erfasset? Welch’ ein schöner

Wirkungskreis ist nicht dem Lehrer zugewiesen, und wie wurde der Präparande

bis jetzt zum Lehrer herangebildet? Wir sind Willens, über diese Frage in Kürze

eine weitläufigere Abhandlung zu pflegen, und sprechen uns hier entschieden

dahin aus, daß weder die gegenwärtige vorgeschriebene Dauer des pädagogi-

schen Lehrkurses, noch Beutl’s Methodik genügen, den Lehramts-Candidaten

zum Schulmanne so zu bilden, wie es seyn soll. Ja, dieses Methodenbuch zitirt

nicht einmal einen einzigen pädagogischen Autor, dessen Werk sich der ange-

hende Schulmann anschaffen könnte! So lange nicht Schullehrer-Seminarien als

Pflanzschulen tüchtig gebildeter Schullehrer errichtet werden, sind alle Verbes-

serungen im Schulwesen nur halb, und wir haben wenig Hoffnung auf ein Auf-

blühen der Volksbildung, weil die Bildner früher gebildet seyn müssen, und se-

hen wir selbst in jenen Ländern, wo dergleichen Institute bereits bestehen, die

Volksbildung nicht auf jener gewünschten Stufe, so liegt die Schuld wohl zu-

nächst darin, daß man sich nicht entschieden der Verbesserung des Schulwesens

annehmen wollte. Darum rufen wir für diese heilige Sache der Humanität und

des Fortschrittes aus voller Brust: Minister des Unterrichtes, Vertreter des Vater-

landes, nehmt euch um die Volksbildung mit edler Begeisterung thatkräftig an,

wir haben unser ganzes Vertrauen in euch gesetzt, und sind diesmal keiner Täu-

schung mehr gewärtig!

C. K–r.

Page 24: R. 7 NR. 21

VIII

III.

Entgegnung

auf den Aufsatz des Herrn Tronegger in der „Carinthia“ Nro. 40 „über Volks-

schulunterricht“

oder

eine bescheidene Antwort auf die etwas umständliche Frage: „Welches von Bei-

den ist für die Volksschulen besser, wenn selbe unter geistlicher oder weltlicher

Aufsicht stehen?“*)

Rixantur multi saepe de lana caprina.

Bereits vor und nach erfolgtem Eintritte von Feuchtersleben ins Unterrichts-

Ministerium war die Presse ungemein thätig für die so dringend nothwendige

Hebung des Unterrichtswesens in Oesterreich, insbesondere der Volksschulen.

Der zahlreiche Lehrkörper Wiens und jener der Provinzen vereinte sich, um

sowohl die Regierung, als auch den Reichstag mit den mannigfaltigsten Vor-

schlägen zu diesem Zwecke zu unterstützen. Es erschien eine Fluth von kürzeren

und längeren Abhandlungen in gebundenen Heften und Zeitungsblättern, und

unter diesen auch mein Aufsatz in der „Carinthia“ Nro. 4 und 5 am 14. und 19.

Juli d. J. Was ich damals schrieb, war nicht das Resultat von einigen Minuten

Nachdenkens über einen Gegenstand, dem man gerade einige Zeit widmen will,

es war eine jahrelange Aufmerksamkeit und Vorliebe für’s Unterrichtswesen,

die mich bewog, meine innere Ueberzeugung auszusprechen; doch hätte ich

nicht vermuthet, daß diese meine ausgesprochenen Ansichten zur Förderung der

Volksschulen, die doch mit den meisten Ansichten bewährter Schulmänner und

selbst mit den bald darauf vom Ministerium kundgemachten Grundzügen des

öffentlichen Unterrichts der Tendenz nach vollkommen übereinstimmten, daß

sie so manche, theils dem Grundprincipe, theils den einzelnen Theilen ihres Um-

fanges nach entschiedene Gegner hervorrufen würden, oder daß ich auf die Aus-

sage einiger Schulmänner Kärntens zufolge, der Autorität meiner Meinungsge-

nossen gegenüber ganz unpraktisch gesprochen hätte. Ich wollte anfänglich mit

Stillschweigen alle derlei Einwürfe übergehen, weil ich es für überflüssig halte,

über eine völlig ausgemachte Sache, wie die bereits in Angriff genommene Ver-

besserung und Umgestaltung des Unterrichtswesens, beruhigt durch den ernstli-

chen Willen und das thatkräftige Wirken des Unterrichtsministeriums noch wei-

ters ein anderes Wort als das der Anerkennung zu sprechen, und es jetzt leicht

den Anschein haben könnte, entweder für oder wider als maßgebend auftreten

*)

In: Carinthia. Constitutionelles Blatt für Zeitinteressen, Klagenfurt, 38 (N.F. 1) (1848), S.

185-187

Page 25: R. 7 NR. 21

IX

zu wollen. Allein, damit es den Lesern dieser Blätter nicht scheine, als sey ich

mit meinem damals ausgesprochenen Principe selbst uneinig, so habe ich die

Mühe auf mich genommen, einmal einen Einwurf wie der oben aufgezeigte nur

seiner innern Form nach kritisch zu beleuchten; das unpartheiische Urtheil möge

dann über dessen Stichhaltigkeit entscheiden!

Der Verfasser widerspricht sich gleich Anfangs seiner Einleitung, woraus er

die Begründung seiner Fragen ableitet. In der Aufstellung des Zweckes des

Volksunterrichtes gibt er zu, daß den Kindern jener Grad von Kenntnissen (also

mehrere Kenntnisse) beigebracht werde, welche sie zu brauchbaren Menschen

bilden, und gleich darauf stellt er die Religion als einzige Kenntniß auf, welche

seinen genannten Zweck vollkommen erreicht. Es sey ferne von mir, nur Eine

Silbe von dem verneinen zu wollen, was der Verfasser vom Nutzen dieser

Kenntniß im Allgemeinen gesprochen hat, als ob Jemand an ihrer Nothwendig-

keit nur im Mindesten zweifeln könnte! Bin jedoch nicht so gläubig genug, die

ganze Bildung der Schuljugend mit Erlernung des Katechismus für abgethan zu

wissen; seine künftige Stellung zum Staate, seine staatlichen Pflichten und die

ihm ertheilten neuen Rechte als constitutioneller österreichischer Staatsbürger

und viele andere nothwendige und nützliche Kenntnisse außer dem mechani-

schen Lesen und Schreiben braucht das Bauernkind also nicht zu lernen, mit an-

deren Worten: Der Bauer bleibe da, wo er nur auf den jetzigen Dorfschulunter-

richt angewiesen ist, auch in der Zukunft dumm, abergläubisch, mit Vorurthei-

len befangen, roh, und dem Staate gefährlich, wenn er aufgestachelt von Wüh-

lern wegen seiner gänzlichen politischen Unwissenheit ihr Werkzeug zu den

schändlichsten Zwecken wird, und wie es leider die Geschichte unserer jüngsten

Tage zeigte, rohe Gewalt den bestehenden Gesetzen gegenüber stellt! Oder soll

die Religion allein das beste Bollwerk gegen anarchische Bewegungen seyn?

Gehen wir nun auf die Beweisführung seiner beiden Fragen selbst über. Als

vordersten Grund, „warum die Aufsicht über die Schule von der Kirche nicht

getrennt werden dürfe“, führt der Verfasser an, daß der Geistliche Religionsleh-

rer der Jugend und auch Unterweiser des noch ungeübten Lehrers und des Gehil-

fen sey, auch in andern Gegenständen die Nachhilfe leiste, und sowohl von der

Kanzel, als auch vom Beichtstuhle aus, die Eltern zum fleißigen Schulschicken

der Kinder anspornen könne, und sagt ferner: „Wird nun die Aufsicht über die

Schulen an weltliche Behörden übertragen, wird sich der Geistliche um alles

Dieses nicht mehr kümmern!!“ Bevor ich zur Widerlegung dieses Schlußsatzes

schreite, erlaube ich mir die Worte eines Fachkundigen*)

anzuführen: „Der Orts-

pfarrer, sagt man, sey seines Standes wegen geeignet, diese Aufsicht zunächst

und unmittelbar zu pflegen, weil der Religionsunterricht ein Haupttheil der Be-

lehrung der Volksschulen sey, und der geistliche Stand, vermöge seines Berufs

überhaupt, dem Lehramte dienen soll. Er hätte demnach über den ganzen Schul-

unterricht, über das Betragen des Lehrers, über den Fleiß und den sittlichen

Fortgang der Kinder zu wachen, und jedes Gebrechen mit sanftem Ernste zu

*)

D. M. Peschka: Das Landschulwesen wie es ist und wie es seyn soll. Wien 1848.

Page 26: R. 7 NR. 21

X

verbessern. Wahrlich ein schöner und erhabener Beruf, wenn er in dem Sinne

der ausgesprochenen Worte erfüllt wird, aber ich frage: wird derselbe auch im-

mer so gehörig erfüllt, und können nicht verschiedene Umstände wider den Wil-

len des Handelnden die Erfüllung dieses schönen Berufes vereiteln? Ich sage,

wer nicht durch Erziehung, durch Familienband, oder durch eine innere, fast

möchte ich sagen, göttliche Eingebung zu den Kindern hingezogen, die Anhäng-

lichkeit und Liebe für sie nicht in seinem Busen nährt, dem wird jede Mühe mit

denselben zur sauern Pflicht, und der kann kein guter Aufseher seyn. Da der

Ortsseelsorger auch öfter durch irdische Geschäfte, Wirthschaftsangelegenhei-

ten, ja durch so viele andere weltliche Ereignisse von diesem heiligen Beruf ab-

gehalten werden kann, so sieht es mit der unmittelbaren Aufsicht bei den Land-

schulen von dieser Seite nicht immer am erfreulichsten aus. Endlich dürfte bei

der künftigen gesteigerten Bildung des Lehrpersonales die von dieser Seite aus-

gehende Beaufsichtigung über den Schullehrer nicht ganz auf ihrem Platze

seyn.“

Was aber des weitern Grundes im Obersatze dieses Entwurfes, nämlich die

Unterweisung des noch ungeübten Lehrers und des Gehilfen betrifft, muß ich

meinerseits bemerken, daß es leider nur zu Viele solcher noch ungeübten, ob-

gleich bereits wirklichen Lehrer geben mag, denen der vierjährige eifrige Be-

such eines norddeutschen Pädagogiums sehr zu empfehlen wäre, und die sich so

einer gründlichen Prüfung eines Schulrathes nicht ohne Herzklopfen unterziehen

mögen. – Ich gehe nun zum Schlußsatze über, und frage: Welche Begriffe macht

sich wohl der Verfasser von so wichtigen Pflichten eines Seelsorgers überhaupt,

und was glaubt er wohl, daß der Clerus auf dem Lande thun werde, wenn ihm

die Oberaufsicht über die Schule sollte entzogen werden? Bleibt der Geistliche

nicht noch wie früher Religionslehrer der Kinder und Rathgeber des noch unge-

übten Lehrers und Gehilfen? Müssen sie nicht Hand in Hand bei Erfüllung ihres

so schönen und wichtigen Amtes gehen, oder sollen sie sich dann feindlich ge-

genüber stehen? Ich einmal, und mit mir jeder Gutgesinnte hegen nicht den ge-

ringsten Zweifel, daß der Clerus auch fernerhin mit aller Liebe und vollem

Amtseifer für das Gedeihen der Jugend, für Religion und Sittlichkeit sorgen

werde, selbst dann, wenn die Aufsicht über die Schule wirklich von der Kirche

sollte getrennt werden. Hinsichtlich der vom Verfasser erwähnten etwas lauen

Unterstützung der Lehrer von Seite der politischen Behörden wird nur ein Be-

weis mehr zu meinen Gunsten geliefert, denn es wird dadurch gezeigt, daß auch

die geistliche Autorität gegenwärtig nicht immer zureicht, die nachlässigen El-

tern zum fleißigen Schulschicken ihrer Kinder zu bewegen, und denn doch auch

weltliche Hilfe nachgesucht werden muß. Daß es einzelne Fälle geben mag, wo

diese nicht thatkräftig genug gebethen wurde, will ich nicht in Abrede stellen,

und erlaube mir hier den Verfasser in Voraussetzung, daß demselben die Denk-

lehre und somit auch deren Grundsätze nicht unbekannt seyn werden, ebenfalls

auf den fehlerhaften Schlußsatz vom Einzelnen aufs Allgemeine aufmerksam zu

machen, ohne jedoch mit Kant’schem Scharfsinn ein Beispiel darüber noch an-

zuführen. Zu seiner Beruhigung muß ich noch bemerken, daß bei einer energi-

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XI

schen Amtsverwaltung des künftigen Schulrathes, und bei dem durch die neu-

eingeführte Oberleitung bedingten Aufschwung des Unterrichtswesens, es an

einem kräftigen Zusammenwirken aller betreffenden Behörden gewiß nicht feh-

len werde.

Der letzte Grund endlich für die Nichttrennung für die Oberaufsicht der

Schule von der Kirche wäre die Vornahme de Schulprüfungen von weltlichen

Behörden. Lassen wir den Verfasser selbst sprechen: „Diejenigen, welche diese

Prüfungen vornehmen wollen, müssen jedenfalls sachkundige praktische

Schulmänner seyn – und wo wird man selbige in hinlänglicher Anzahl finden,

um, wie es beantragt wurde, die so zahlreichen Schulen jährlich zweimal visiti-

ren zu können?“ – Um das Irrige dieser ausgesprochenen Besorgniß, möchte ich

es nennen, mit pedantischer Genauigkeit zu entkräften, müßte ich zuerst meinen

freundlichen Lesern eine de ovo abgeleitete Krankheits-Geschichte des österrei-

chischen Schulwesens vorlegen, und um recht originell zu scheinen, etwas vom

Verdummungsprincipe fallen lassen, auch fleißig Stellen aus dem Psalmisten

citiren, und am Schlusse zur Erquickung für die Anhörung der ganzen Jeremiade

eine glückliche Genesis in Aussicht stellen. – Fürchten Sie Nichts, meine Leser,

ich will mich ganz kurz fassen und bei der Widerlegung dieses letzten Einwurfes

nur das Erfreulichere anführen.

Trotz des gänzlichen Mangels an Schullehrer-Seminarien ist Kärnten doch

nicht die ärmste Provinz an fachkundigen practischen Schulmännern, welche die

dem Geiste und dem Bedürfnisse unserer Zeit angemessenen Ministerialverfü-

gungen im Schulwesen freudig begrüßten. Wir finden deren nicht nur in der

Provinzial-Hauptstadt, sondern auch hier und da im Lande zerstreut, welche sich

durch ihre Fachkenntnisse, durch ihr nützliches Wirken bereits einen Namen

gemacht haben, oder wohl gar durch ihre schriftstellerischen Werke einen der

vorderen Plätze unter den österreichischen Pädagogen einnehmen. Diese ihre

Leistungen und ihre emsig erworbene Selbstbildung zu verkennen, hieße ganz

gegen das vom Verfasser angeführte Motto seines Aufsatzes fehlen, das da

heißt: „Entrichtet Jedem, was ihr ihm schuldig seyd; Ehre, dem ihr Ehre, Hoch-

achtung, dem ihr Hochachtung schuldig seyd.“ So lange es noch solche Männer

gibt, darf es uns vor einem Mangel von practischen fachkundigen Männern nicht

bangen, und es wird Sache der Regierung seyn, taugliche Männer an die Spitze

der Schulverwaltung zu stellen. Dieser gefürchtete Mangel kann aber auch in

Zukunft nicht eintreten, da es, Dank sey dem Unterrichtsministerium, bereits

dafür bis zur Gründung von Schullehrer-Seminarien schon gesorgt ist, daß auch

der Lehrer jenen Grad und jenes Maß von Kenntnissen erlange, welche ein Leh-

rer, soll er ein brauchbarer seyn, zum wenigsten besitzen muß. Es erscheint

demnach auch dieser Entwurf des Verfassers völlig unbegründet. Was jedoch

des am Ende angebrachten Witzes wegen des künftigen Schulvisitators in der

Gestalt eines gegenwärtigen Dorfschulaufsehers betrifft, so zeigt dieses doch

wenigstens von der humoristischen Anlage des Verfassers, nur rathen wir ihm

menschenfreundlich, sich bei der ungemeinen Anstrengung, welche die Erfin-

dung so einer Absurdität erheischt, von einer Kefalezele sehr in Acht zu neh-

Page 28: R. 7 NR. 21

XII

men; auch den wohlgemeinten Rath des Heiden Horaz nicht zu vergessen, der

da spricht: Sumite materiam vestris, qui scribitis, aequam viribus.

Sollte übrigens der Herr Verfasser Willens seyn, über dieses Thema, dessen

Verfechtung zunächst weder seine Sache ist noch war, den Streit aus mir unbe-

kannten Gründen noch länger fortzusetzen, so mag dieses immerhin geschehen,

ich habe meine Meinung darüber mit diesen Zeilen Ein für alle Mal ausgespro-

chen.

Klagenfurt am 4. Dezember 1848.

K. Kroner.

Page 29: R. 7 NR. 21

XIII

IV.

Ueber Stenographie.*)

Unter Steno- oder Tachygraphie versteht man die Kunst, entweder seine ei-

genen Gedanken oder die Worte eines Andern auf die möglichst kürzeste Art

niederzuschreiben. Ihre Erfindung würde aber völlig zwecklos erscheinen, wenn

nicht das stenographisch Beschriebene von jenen, welchen diese Kunst eigen ist,

in was immer für eine Schrift jederzeit übertragen werden könnte. Der Nutzen

sowie die Wichtigkeit der Schnellschrift haben schon die ältesten civilisirten

Völker eingesehen. Inder und Perser, sowie die Griechen und Römer hatten ihre

Schnellschreiber; letztere bedienten sich der sogenannten tironischen Noten. Al-

le mögen es jedoch unseres Wissens zu keiner großen Ausbildung der Redezei-

chenkunst gebracht haben. Mit größerem Glücke haben sich in neuerer Zeit die

Franzosen und Engländer und von diesen Dr. Bright und Taylor auf die Erfin-

dung praktischer stenographischer Systeme verlegt, und die Stenographie mit

einer größeren Pflege früher betrieben, als dieses in Deutschland der Fall war. In

Oesterreich hatte man diese Kunst fast gänzlich unbeachtete gelassen, und es

wird ihr erst in der jüngsten Zeit seit Einführung öffentlicher Verhandlungen

einige Aufmerksamkeit zugewendet. Uns sind für die deutsche Sprache zehn

Systeme bekannt, unter denen jedoch das von Novak und Gabelsberger die ent-

sprechendsten sind. Obgleich wir uns von der Brauchbarkeit des Novak’schen

Systems bei der Fixirung öffentlicher Vorträge überzeugt haben, so verdient

doch das Gabelsberger’sche wegen der Regelmäßigkeit der Wortbilder und der

ungemeinen Schriftkürzungsfähigkeit vor Allen den Vorzug. Der Theorie nach

ist Novaks System einfacher, somit leichter zu erlernen, mechanische Fähigkeit

aber im Bilden der Redezeichen bei beiden eine Hauptbedingung.

Die deutsche Stenographie ist so zu sagen erst noch im Entstehen, und es las-

sen sich auf Grundlage der gegebenen Systeme noch vollkommenere erwarten.

Je nachdem man die Stenographie entweder zum Privatgebrauche oder zum

Nachschreiben öffentlicher Vorträge anwendet, pflegt man auch diese Kunst in

die correspondirende und rückgebende einzutheilen.

Im ersten Falle, wo es sich nur darum handelt, seine eigenen Gedanken ent-

weder einem Andern mitzutheilen, oder für sich selbst in einer nicht für Jeder-

mann lesbaren Zeichenschrift anzumerken, oder Exzerpte aus größern Werken

zu machen, kann der Stenograph allzu häufige Schrift- und Schreibekürzungen

leicht vermeiden, damit sein Geschriebenes jeder Zeit leicht gelesen werden

kann; im letzteren Fall hingegen, wo man die Worte eines Redners getreu wie-

dergeben will, reicht die ohnehin durch’s System festgesetzte Schriftkürzung

selbst bei der größten Schnelle im Schreiben nicht aus, und man muß zu gram-

*)

In: Carinthia. Ein Wochenblatt für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung. Von ei-

ner Gesellschaft Vaterlandsfreunde, Klagenfurt, 39 (N.F. 2) (1849), S. 83 f.

Page 30: R. 7 NR. 21

XIV

matikalischen, syntaxischen und logischen Schreibekürzungen seine Zuflucht

nehmen, sogenannte Siegel und Monogramme müssen die Stelle eines buchsta-

benreichen Wortes vertreten. Wie könnte sonst die Hand des Stenographen dem

Strome des Vortrages folgen, wenn man bedenkt, daß häufig bei gesteigertem

Redeeifer wohl mehr denn hundert und zwanzig Wörter in Einer Minute gezählt

werden, die über die Lippen des Redners kommen. In dem richtigen und schnel-

len Gebrauche dieser Hilfsmittel zeigt sich der Stenograph von Beruf. Hat er es

in seiner so nützlichen Kunst zu einer ziemlichen Vollkommenheit gebracht, so

ist er mit dem erlernten Systeme nicht zufrieden. Sein Talent wird ihm die Mittel

anweisen, dasselbe seiner geistigen Individualität anzupassen, und neue Verkür-

zungen zu erfinden, um durch wenige einfache kurze Zeichen das auszudrücken

oder zu bezeichnen, was ein Anderer mit der gewöhnlichen Kurrentschrift nie zu

leisten im Stande ist.

Es versteht sich übriges von selbst, daß wegen der abspannenden Geistesan-

strengung, und um die möglichst wortgetreue und schnelle Wiedergabe der De-

batte zu erzwecken, stets eine größere Anzahl von Stenographen bei einer öf-

fentlichen Verhandlung von längerer Dauer verwendet wird, da in diesem Falle

Ein oder Zwei unmöglich genügen können.

K. Kroner.

Page 31: R. 7 NR. 21

XV

V.

Ueber

die Einführung des Anschauungs-Unterrichtes in den Volksschulen.*)

Anschauungen sind die ersten und Grundbestandtheile

unseres Denkens, und von der Beschaffenheit dersel-

ben hängt die Beschaffenheit aller anderen Begriffe ab.

E. Milde

Wenn ich über die wichtige Art der formellen und materiellen Bildung der

geistigen Anlagen der Jugend schreibe, so thue ich es nicht ohne Befürchtung,

von Vielen, die selbst vernünftigen Reformen im Unterrichtswesen abhold sind,

mißverstanden zu werden, denn für den Anschauungs-Unterricht als bloßen

Lehrgegenstand ist bisher weder in den untersten Elementarschulen der Städte,

noch auf dem Lande ein besonderer Lehrcurs oder nur eine besondere Lehrstun-

de im Verlaufe des Schuljahres gewidmet worden, auch wird erst seit dem Er-

scheinen jener Unterrichts-Ministerial-Verordnung vom August 1848, in wel-

cher unter Andern von der Einführung des Anschauungs-Unterrichts Erwähnung

geschieht, den Präparanden derselben als besonderer Lehrgegenstand der spezi-

ellen Methodik vorgetragen.

Männer von pädagogischer und didaktischer Fachkenntniß müßten mir mit

Recht eine höchst einseitige Ansicht vom Anschauungs-Unterrichte zum Vor-

wurfe machen, wenn ich die untere Volksschule allein als das Uebungsfeld des

Anschauungs-Unterrichtes bezeichnete. Sie wissen es mit mir, daß es Haupt-

grundsatz einer jeden guten Lehrmethode ist, jedem Unterrichte die größte An-

schaulichkeit zu geben, das heißt, den Schülern Alles, was man sie lehrt, so viel

als möglich zu versinnlichen, und daß der Anschauungs-Unterricht ebenso gut

bei den höchsten als niedrigsten Lehrfächern sich anwenden läßt. Wenn ich da-

her gegenwärtig bloß von der Einführung des Anschauungs-Unterrichtes in den

unteren Classen der Volksschulen spreche, so thue ich es darum, weil eine neue

Organisation der Volksschulen in Aussicht gestellt ist, und weil die Wichtigkeit

dieser Lehrweise bis jetzt entweder gar nicht beachtet, oder doch für den An-

schauungs-Unterricht, als die Vorbereitung der kleinen Anfänger zu dem eigent-

lichen Lese- und Schreib-Unterrichte durch leichte Denk-, Sprach- und Hand-

zeichen-Uebungen von so manchen Lehrern viel weniger Rücksicht genommen

wurde, als es Seite 40 des in unserem pädagogischen Lehrcurse vorgeschriebe-

nen Methodenbuche freilich nur kurz angedeutet steht.

Ich habe demnach folgende zwei Fragen zu beantworten:

Erstens: Ist die Einführung des Anschauungs-Unterrichtes in den Elementar-

Schulen nützlich und notwendig? und

*)

In: Carinthia. Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung, Klagenfurt, 41

(1851), S. 239 f., 243 f., 246 f.

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XVI

Zweitens: Ist diese besonders in den Volksschulen am Lande auch möglich?

Ich glaube Beides mit Ja beantworten zu müssen.

Vorerst aber muß ich auf die Gründe hinweisen, welche bisher der Einfüh-

rung des Anschauungs-Unterrichtes als eigenen Lehrgegenstand in den Volks-

schulen entgegen standen, und scheinbar zu einiger Entschuldigung dienen mö-

gen.

Die Menge der schulbesuchenden Kinder am Lande, besonders in den Win-

terkursen, die große Verschiedenheit der von den Kleinen mitgebrachten Vorbe-

griffe, oder wohl gar gänzlicher Mangel derselben; die Menge der oft von einem

einzigen Lehrer beizubringenden Lehrgegenstände, der besonders am Lande

sehr unregelmäßige Schulbesuch der Kinder; endlich die irrigen Vorstellungen

von den Elementen des Unterrichtes, wie sie im Volke vorherrschen; insbeson-

ders aber die irrige Meinung mancher Eltern, daß das schnelle Lesen das Erste

sey, was ein Kind lernen muß, wenn es zur Schule kommt, waren nicht selten

Ursache und sind es noch, daß die Diener des Unterrichtes, wie sich Knaus aus-

drückt, um doch einigermaßen ein Resultat zu erlangen, alsbald mit dem anfan-

gen, was die Kinder beim Austritte gelernt haben sollten.

Und in der That erntet jener Lehrer das größte Lob, der die Kinder am

schnellsten lesen lehrt: „Es gibt viele Eltern, besonders Mütter“, sagt Türk, ein

Schüler Pestalozzi’s, „welche aus gutgemeinter Absicht den Augenblick nicht

erwarten können, da ihr Kind die Buchstaben kennt und liest. Wenn nun das

Kind wirklich mit unendlicher Anstrengung, und durch die seltene Ausdauer

und Geduld der Mutter und des Lehrers Lesen gelernt hat, was soll ihm das Le-

sen? Gibt es ein Buch, das ein 4-6jähriges Kind verstände?“

Dieses allgemeine Vorurtheil zu bekämpfen ist Pflicht für jeden Kinder-

freund; denn der Lese- und Schreibunterricht, ohne vorhergegangene anhaltende

Uebung des äußern und innern Anschauungs- und Sprachvermögens so wie der

Denkkräfte ist für die Kinder zu schwer, sowohl auf den Geist als den Körper

der lieben Kleinen nachtheilig einwirkend, und die wahre Ursache, daß die

Schule zu einem Ort der Qual, sowohl für Schüler als Lehrer, wird. „Endlich“,

bemerkt Knaus treffend, „kann der Anschauungsunterricht so lange nicht wirk-

lich in unsern Schulen eingeführt werden, bis das Lesen und Schreiben nicht auf

das zweite Schuljahr verwiesen wird.“

Wer die Schlußrichtigkeit obiger Worte bezweifelt, beliebe einmal die Klei-

nen lesen- oder schreibenlernenden Anfänger zu beobachten. Schwerlich kann

ihm die Aengstlichkeit und Unruhe, mit der sie hinter ihren Büchlein sitzen, die

bitter wehmütige Miene, und die laute Ungeduld aus dieser, ihnen durchaus

nicht zusagenden Lage befreit zu werden, als ein Beweis von großer Lust und

Freudigkeit dienen. Ich glaube es gerne, das Ermüdende des Buchstaben-

Lernens, das ewige Einerlei ihres Vorschriften-Abschreibens und des Buchsta-

ben-Kritzelns kann wohl keine bessere Wirkung auf die Kleinen hervorbringen,

um so mehr, da sie weder den Zweck noch den Nutzen von Allem einsehen mö-

gen. Und wie steht es mit dem Lehrer, wenn er sieht, wie sich die ganze kindli-

Page 33: R. 7 NR. 21

XVII

che Natur gegen diese Einrichtung sträubt? Wird sein ohnehin saueres Tagwerk

dadurch erleichtert, oder noch mehr erschwert?

Und wird schon der beste Schulmann bei aller Liebe zu den Kindern manch-

mal hart, wenn er alle Hilfsmittel der Methode vergeblich erschöpft, wie ist erst

die Behandlung jener armen Kleinen, welche das Unglück haben, nur einem

Handwerker des Lehrfaches bei ihrem ersten Schulunterrichte, besonders auf

dem Lande, in die Hände zu fallen, dessen Willkür sie gänzlich überlassen sind?

Wahrlich die rothgeweinten Augen der von der Schule heimkehrenden Kinder,

und das Sträuben, so oft sie sollen zur Schule gehen, können wohl eine andere

Ursache als den vermeintlichen Ungehorsam der Kinder haben! J. J. Rousseau in

seinem Emil sagt: „Das Lesen ist die Geisel der Kindheit, und fast das Einzige,

womit man sie zu beschäftigen versteht. Durch welch ein Wunder ist diese so

nützliche und angenehme Kunst für die Kinder eine Marter geworden? Nur in-

dem man sie zwingt, sich wider ihren Willen darauf zu befleißigen, und Uebun-

gen an diese Kunst knüpft, von welcher das kindliche Alter nichts begreift.“

Auch der ehrwürdige Pestalozzi, dieser tiefe Ergründer der menschlichen Natur,

dieser Mann von seltener Geistesklarheit, Guthmütigkeit und Kindersinn, fühlte

sehr bald, als er aus innerem Drange seine späten Jahre der Schulstube widmete,

die Unzweckmäßigkeit des frühen Lesens und Schreibens. Sein emsiges For-

schen, diesem Uebel zu begegnen, brachte ihn auf die Einführung des Anschau-

ungsunterrichtes als Vorübung des eigentlichen Unterrichtes, und in seinem pä-

dagogischen Werke: „Wie Gertrud ihre Kinder lehrt“, spricht er seine Absicht

hierüber mit folgenden Worten aus: „Das Kind ist zu einem hohen Grade von

Anschauungs- und Sprachkenntnissen zu bringen, ehe es vernünftig ist, es lesen

oder auch buchstabieren zu lehren. Ich fand im Lesenlehren die Nothwendigkeit

seiner Unterordnung unter das Redenkönnen. So fand ich hinwieder in den Be-

mühungen, Schreiben zu lehren, das Bedürfniß der Unterordnung dieser Kunst

unter das Zeichnen.“*)

Somit wäre nach Pestalozzi’s, nach Basedow’s, des besten deutschen Päda-

gogen, Lehrweise das richtige Sprechen Grundbedingung von dem richtigen Le-

sen, und eine genaue Auffassung aller Formen und ihrer Größen-Verhältnisse

Grundbedingung des Schreibens. Beide aber setzen anhaltende Uebung der in-

nern und äußeren Sinne, der Sprachwerkzeuge und der Denkkräfte voraus. So

führt der Weg der Pestalozzischen Unterrichts-Methode von der Anschauung

durch Uebung zur Fertigkeit.

Naturanschauung aber wird durch Leitung und Schärfung der Aufmerksam-

keit vervollkommt, zugleich mit der Anschauung wird die Sprache gebildet und

Eine durch die Andere unterstützt. Der so herauskommende Erfolg bei Kindern

ist eigentlich nicht Wissenschaft, sondern zur zweiten Natur gewordene Fertig-

keit, die Naturgegenstände auf den ersten Blick richtig aufzufassen, sie mit Wor-

ten bestimmt zu bezeichnen, und sie und ihre Maß- und Zahlverhältnisse zu ord-

nen; daß sohin auch die Cultur des Verstandes der Kinder mit jener der Sprache

*)

Siehe Pestalozzi’s Werk A. B. C. der Anschauung.

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XVIII

gleichen Schritt halten müsse, ist einleuchtend. Denn wie das Kind das Bedürf-

niß in sich fühlt, sich verständlich zu machen, wird das Sprechen erregt, durch

die Nachahmung der articulirten Laute erlernet, und durch Uebung vervoll-

kommt. Die Sprache ist somit nicht bloß natürliche Fähigkeit, sie ist wirkliche

Kunst. Dieß ist sie theils (physiologisch) nach dem Gliederbau in Absicht auf

die Organe, theils (psychologisch) nach den geistigen Anlagen als Rückgabe

und Mittheilung der empfangenen Sinneneindrücke. Das frühe und richtige

Sprechen der Kinder hängt daher ohne Zweifel von der Art ab, wie man sie

sprechen lehrt. Und wie fehlerhaft verfährt man oft schon bei dem Unmündigen!

Statt alle Sprachtöne der einzelnen Sylben dem Kinde, bevor es noch articu-

liret, vorzusagen, werden ihm schnell Wörter vorgesagt, die es weder versteht,

noch auszusprechen im Stande ist. Wie wenige Gegenstände werden dem Kinde

benennet, alle übrige Sprachbildung bleibt dem Zufalle und später dem Lehrer

überlassen, wenn es zur Schule kommt. Kann man sich dann über das späte,

stotternde Reden der Kleinen, über das holprichte Aussprechen oder Verschlu-

cken der Buchstaben und Endsylben verwundern? Und den Kindern soll das

frühe Lesenlernen leicht und angenehm seyn, wenn ihnen das richtige Reden-

können fehlt, und auch dem Lehrer aus früher erwähnten Gründen wenig Zeit

für Sprachübungen übrig bleibt! Und erst vom frühen Schreibe-Unterrichte der

Kinder! Ich habe mich oben ausgesprochen, daß, sowie das richtige Sprechen

Grundbedingung des schnellen und richtigen Lesens, auch das Auffassen aller

Formen und ihrer Größen-Verhältnisse Grundbedingung des Schreibe-

Unterrichtes, und somit methodisch sey. Das Zeichnen, Nachbilden äußerer Ob-

jecte mit der Kreide oder dem Griffel*)

ist die beste Vorübung vor dem Schreibe-

Unterrichte. Es ist nicht nur ein sehr zweckmäßiges Mittel zur Bildung des An-

schauungs-Vermögens, sondern ist als Uebungs-Mittel des Auges und der Beur-

theilungskraft besonders zu empfehlen. Freilich kommt es hier, wo man es mit

Kindern zu thun hat, Alles auf die Methode an.

Erst wenn ein Kind mit den verschiedenen Richtungen und Größen der Li-

nien, als Grenzen der Körper, und sohin als verschiedene Bestandtheile der

Buchstaben, so wie ihrer Verhältnisse zu einander vertraut ist, kann es auch im

Schreiben schnelle und gründliche Fortschritte machen. Die specielle Methode

über den Schreibe-Unterricht (Seite 99 bis 102) des bei uns eingeführten Metho-

denbuches weiset auch genau auf diese absolut nothwendigen Vorübungen hin;

dadurch aber, daß man diese Einleitungen entweder ganz wegläßt oder nur spär-

lich betreibt, wird das erste Schreibenlernen den Kindern gar sauer gemacht. Je-

der Lehrer weiß, wie oft den Kindern die Buchstaben vorgeschrieben und von

ihnen nachgeschrieben werden müssen, bis die Bestandtheile derselben einiger-

maßen im Gedächtnisse haften, und obgleich hundertmal nachgeschrieben, nur

eine entfernte Aehnlichkeit mit dem Originale bekommen. Wie wenige der klei-

nen Anfänger können dem Lese- und Schreibe-Unterrichte folgen, und ist nicht

*)

Hier ist von keinen Zeichnungen, wie sie Schüler der Unterrealschule zu liefern haben, die

Rede.

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XIX

die letzte Seite des fünfzigsten Schreibbüchleins bei den Meisten ebenso

schlecht geschrieben, als wie die erste Seite des ersten Schreibeheftes? Welche

ganz verschiedene bei weitem günstigere Resultate liefern hingegen nicht jene

kleinen Schüler in den Elementar-Lehrgegenständen, welche entweder zu Hause

oder in irgend einer gut eingerichteten Kleinkinder-Bewahr- oder Privatlehran-

stalt einen Anschauungs-Unterricht vorher genossen. Welche sichtbaren Fort-

schritte machen sie nicht, wie geweckt sind nicht ihre geistigen Anlagen, wie

sicher ihre Schriftzüge, wie erfreulich sind nicht ihre verständigen Antworten,

als Producte richtiger Anschauung und deutlicher Erkenntnisse? Und wem ver-

danken sie diese erheblichen Vorzüge? Dem Anschauungs-Unterrichte! Denn

die Methode des Anschauungsunterrichtes ist eigentlich elementarisch, sie be-

schränkt sich zunächst auf die Sinnlichkeit, indem sie sich der Natur der Kinder

anschließt, und bedient sich keiner folternden Gedächtniß-Anstrengung, sondern

vielfacher Wiederholung der Anschauung und Benennung. Somit ist die Metho-

de sowohl Kenntniß darreichend, als auch die Geisteskraft der Kinder erhöhend,

und die tägliche Erfahrung bestätigt, daß der Anschauungs-Unterricht vom frü-

hen Morgen bis zum späten Abend fortgesetzt werden kann, ohne die mindeste

Ermüdung für den Lehrer und den Schüler, und nur aus der immer steigenden

Erhöhung der Geisteskräfte, verbunden mit der natürlich und ungezwungen an-

haltenden Aufmerksamkeit sind die außerordentlichen schnellen Fortschritte

erklärbar, welche hiedurch gemacht werden. Durch diese Methode wird auch

das moralische und gottesfürchtige Gefühl der Kinder auf’s Trefflichste für den

Religions-Unterricht vorbereitet, und kann, weil ihre Wirkung so mächtig, bei

allen Unterrichtsfächern eingeführt werden.

Der letzte Grund endlich, welcher für die Nothwendigkeit und Nützlichkeit

der Einführung des Anschauungs-Unterrichtes spricht, liegt in der guten Unter-

richtsmethode selbst, weil dieser eben ein Postulatum derselben ist. Es handelt

sich somit nicht um die Einführung von etwas Neuem, sondern nur um die prak-

tische genauere Durchführung eines trefflichen Unterrichts-Mittels, wie es be-

reits im Methodenbuche deutlich ausgedrückt ist; denn der vierte Grundsatz der

allgemeinen Methodik lautet: „Der Lehrer suche bei seinem Unterrichte Alles

so viel als möglich zu versinnlichen.“ Wo ist diese Methode wohl dringend

nothwendiger, als bei dem Unterrichte der Kinder, deren Erkenntnißvermögen

schwach, deren Vorstellungen und Begriffe dunkel und mangelhaft sind? Ich

übergehe das Beibringen der übersinnlichen Begriffe, und halte mich zunächst

bloß auf jenes der sinnlichen.

Wie konnte der arme Volkslehrer bis jetzt dieser methodischen Vorschrift

nachkommen? Und wie ist man überhaupt in den untern Classen der Volksschu-

len derselben bis jetzt nachgekommen? Man wird unmöglich behaupten wollen,

daß eine Beschreibung sinnlicher Objecte, wie sie uns in zahlloser Menge die

Natur oder die Kunst und der Gewerbefleiß der Menschen darbietet, mit bloßen

Worten hinreiche, um bei den Kindern eine lebhafte, klare und vollständige An-

schauung oder Vorstellung zu erwecken. Offenbar sind bildliche Darstellungen

dazu erforderlich. „Uebrigens“, sagt dasselbe Methodenbuch ganz richtig, „wäre

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XX

es auch sehr ermüdend und zeitraubend, das durch das Gehör lange und mühsam

eintrichtern zu wollen, was sich durch das Auge ganz leicht und vollständig fas-

sen läßt.“ Wird hier nicht auf Sammlungen und Bilderbücher hingewiesen? Oder

sollen die vier kahlen Wände und die wenigen Geräthschaften eines gegenwärti-

gen Elementarschulzimmers den Lehrer in der Ausübung dieses vierten Grund-

satzes allein unterstützen können?

Aber nicht bloß Sammlungen und Bilderbücher, auch Excursionen werden zu

einem guten Anschauungs-Unterrichte empfohlen; denn das Kind will die Sache

lieber als leere Worte. Bei denselben sollen daher passende Sachen mit den

Kleinen gesammelt, gemeinschaftliche Spiele und Gesänge ausgeführt werden.

Es versteht sich von selbst, daß dann zu Hause das Gesammelte vom Lehrer

vorgezeigt und das Gesehene besprochen wird. Gewiß, die Natur bietet dem

denkenden mittellosen Lehrer hilfreich die Hand. Aber wie wenige nehmen mit

ihren kleinen Schülern solche peripatetische Uebungen im Freien vor? Dieses

treffliche Mittel des Anschauungsunterrichtes scheint bei einigen Schulmännern

neuerer Zeit gänzlich außer Schwung gekommen zu seyn. Was sagt Hippel, ein

geistreicher Schriftsteller deutscher Nation: „Bleibt nicht auf der Bank mit eue-

ren Schülern, sondern geht mit ihnen in die freie Luft der Natur. Werdet Peripa-

tetiker! Lehret sie im Angesichte Gottes – oder lasset sie nur herumgehen! Die

Natur selbst wird sie besser unterweisen als ihr, wenn ihr Gottes Wetter nicht

vertragen könnt!“ Dieser letztere Passus ist freilich nicht so im strengsten Sinne

des Wortlautes zu nehmen, aber das Nützliche und Nothwendige der peripateti-

schen Uebungen findet in den Worten dieses Philosophen seinen stärksten Wi-

derhall. – Mir sind die Gründe nicht fremd, welche mancher Volkslehrer gegen

derlei Excursionen mit den kleinen Schülern einwenden dürfte. Vielleicht findet

man diese von gewisser Seite bedenklich, dem Unterricht der vielen übrigen

Lehrgegenstände zu viel Zeit raubend, und überhaupt nicht üblich? Dieses Letz-

tere ist leider nur zu wahr; allein jede Bedenklichkeit verschwindet, wenn man

erwägt, daß derlei Excursionen für den Anschauungsunterricht durchaus

nothwendig sind, und es hinreicht, wenn sie bei günstiger Witterung wöchent-

lich ein- oder zweimal gemacht werden, und zwar in Städten an schulfreien Ta-

gen oder nach den Unterrichtsstunden; am Lande wohl auch in den Mittagsstun-

den. Jeder denkende Volkslehrer, der seinem schönen, wenn auch herben Berufe

mit Liebe, Eifer und Talente ergeben ist, wird selbst am besten wissen, welche

Eintheilung der Lehrgegenstände er zu treffen und welche Mittel er anzuwenden

hat, um die Hemmnisse zu beseitigen, welchen ihn in der methodischen Aus-

übung seiner Berufspflichten beirren.

Ich schreite nun auch zur Beantwortung meiner zweiten Frage: „Ob die Ein-

führung des Anschauungs-Unterrichtes auch möglich sey?“

Die Gründe, welche gegen die Möglichkeit kämpfen, sind fast dieselben, de-

ren ich Eingangs meiner Argumentation bei der Beantwortung der ersten Frage

anführte; ich habe nur zwei wesentliche noch anzuführen, welche theils im ge-

genwärtigen Lehrplane, theils in den vorhandenen Lehrkräften und dem erst all-

gemein einzuführenden Lehrstoffe zu suchen sind.

Page 37: R. 7 NR. 21

XXI

Es ist kein Zweifel, daß auch den unteren oder Volks- und Mittelschulen eine

Organisirung bevorsteht. Aber selbst im Falle, als keine wesentliche Verände-

rung sowohl im Lehrplane als Lehrstoffe vorgenommen würde, so glaube ich

doch im Interesse des Unterrichtes und der Volkserziehung hiemit noch einmal

hindeuten zu müssen, daß der Anschauungs-Unterricht in den untersten Classen

der Volksschulen als Hauptfach eingeführt und als Vorübung vor dem eigentli-

chen Lese- und Schreibunterrichte betrieben werden müsse, weil ohne denselben

der Schreibleseunterricht mit Gründlichkeit nicht durchgeführt und der Unter-

richt überhaupt nicht natürlich und bildend, und sohin die Schule kein Ort der

Freude und des Segens für die kleinen Anfänger werden kann. Dadurch also,

daß man den Lese- und Schreibunterricht in den Stadtschulen aus dem ersten

Schuljahre verbannt, am Lande hingegen, wo der Schulbesuch ungeregelt und

kurz ist, denselben wenigstens auf den Wintercurs, oder, wenn auch dieß nicht

möglich erscheint, doch wenigstens in dem Sommercurse nur auf ein Paar Tage

oder Stunden wöchentlich beschränkt; dadurch ferner, daß man die Dauer des

Schulbesuches allfällig um ein Jahr verlängert, und die geringen Kosten nicht

scheut, welche die Beschaffung der Hilfsmittel des Anschauungs-Unterrichtes

erfordert, ist die Einführung desselben allerdings auch möglich gemacht.

Auch hinsichtlich der Lehrkräfte und des Lehrstoffes sind der Einführung

dieses Unterrichtsgegenstandes keine Hindernisse im Wege, denn der Anschau-

ungs-Unterricht ist keine neue Erfindung und wurde von den besten Pädagogen

aller Zeiten stets angewendet, nur die Methode, dieses pädagogische Hilfsmittel

systematisch als eigenen Lehrgegenstand im Verlaufe eines Schuljahres zu be-

handeln, dürfte für manchen minder geübten Lehrer neu und vielleicht Anfangs

etwas schwierig seyn. Ist einmal ein bestimmtes Lehrbuch für den Anschau-

ungs-Unterricht vorgeschrieben, so werden sich denkende Lehrer ohne besonde-

re Anstrengung in demselben zurecht finden; unterdessen könnte „Das erste

Schuljahr ohne Lese- und Schreibunterricht, oder Darstellung eines Anschau-

ungs-Unterrichtes“ von Ludwig Theodor Knauß für manchen Volkslehrer ein

sehr zu empfehlender Leitfaden seyn. Ich erinnere mich auch, in einer Petition

heimatlicher Schullehrer die Aeußerung gelesen zu haben, daß sie sich nicht

fürchten, die vielen neuen Lehrgegenstände sich eigen zu machen, um den an sie

gemachten Anforderungen zu entsprechen; auch wird den jungen Lehramts-

Candidaten bereits seit zwei Jahren der Anschauungs-Unterricht gemäß der Ein-

gangs erwähnten Ministerial-Verordnung im pädagogischen Lehrcurse als spe-

cieller Lehrgegenstand vorgetragen, sohin wären auch bereitwillige, und bereits

mit diesem Gegenstande vertraute Lehrkräfte vorhanden, und würden allmälig,

wie in Steiermark, um den Mangel hinlänglicher fähiger Lehrgehilfen abzuhel-

fen, mehrere Staatsstipendien für Lehramts-Candidaten ausgeschrieben, oder

von edlen Menschenfreunden freiwillig zum Besten des Schulwesens unseres

Vaterlandes Kärnten, wenn auch in minderen Beträgen, gestiftet, würde endlich

tüchtigen Lehrgehilfen die Wohlthat der zeitlichen Militärbefreiung oder Ver-

besserung ihrer Stellung in Aussicht gestellt, dann ist mit Bestimmtheit anzu-

nehmen, daß sich die Zahl junger und gut talentirter Leute, welche sich dem

Page 38: R. 7 NR. 21

XXII

Lehramte widmen wollen, bedeutend vermehren, und daß man sohin stets eine

Auswahl frischer Lehrkräfte haben werde.

So hätte ich nun einige Gedanken zur Hebung des Volksunterrichtes und zum

Besten der lieben Kleinen als meine unmaßgebliche Meinung allen Schulfreun-

den meines Heimatlandes zur Beherzigung in diesen Zeilen hingelegt. Das

Sprichwort meines alten allverehrten Lehrers: „Qui bene distinguit, bene docet!“

galt auch mir bei Abfassung dieses Aufsatzes zur Richtschnur, und indem ich

mich dabei von allen Idealen so viel als möglich ferne hielt, suchte ich mich ein-

zig und allein auf dem Boden der Wirklichkeit und der praktischen Möglichkeit

festzuhalten. Es würde mich freuen, wenn diese meine schwachen Andeutungen

vom richtigen Standpuncte aufgefaßt und gewürdigt würden. Allen meinen Le-

sern aber, welche sich fragen: „Welche Vortheile versprechen wir uns von dieser

neuen Einrichtung?“ antworte ich mit L. Th. Knauß: „Der Anschauungs-

Unterricht im ersten Schuljahre wird eine Vorschule für den eigentlichen Unter-

richt, ein Uebergang von des Kindes häuslichem Leben zur Schule seyn. Das

allgemeine Interesse am Unterricht kann geweckt und genährt, die Aufmerk-

samkeit erhalten, die Anschauungskraft gebildet, Hand und Auge der Schüler

tüchtig geübt, und selbst das moralische und religiöse Gefühl vorgebildet wer-

den. Unsere Schule wird sich dem Leben mehr und mehr nähern, ein neuer Geist

wird den Unterricht durchdringen, andere Resultate, andere Schüler werden die

Frucht solcher Reform seyn!“

Wolfsberg, im Oktober 1850.

Karl Kroner.

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XXIII

VI.

Beiträge

aus der

allg. Unterrichts- u. Erziehungslehre

zu dem

in den k. k. österr. Schulen vorgeschriebenen Methodenbuche. Klagenfurt, im

Verlage der Leon’schen Buchhandlung 1854.**)

Unter diesem Titel übergibt der hochwürdige Herr k. k. Schulrath und Schul-

Inspector Simon Rudmasch dem Lese-Publikum, insbesondere Schulfreunden

und Lehrern, ein pädagogisches Werk, das einer allgemeinen Aufmerksamkeit

und Theilnahme nicht nur wegen seines inneren Gehaltes, sondern auch wegen

des edlen Zweckes seines Erscheinens im Buchhandel höchst würdig ist. – Der

gelehrte Herr Verfasser, seiner Geburt und seiner amtlichen Stellung nach Kärn-

ten angehörig, hat den ganzen Ertrag dieses Werkes, welches er auf eigene Kos-

ten herausgab, zur Gründung eines Fondes zur Unterstützung von Studirenden,

namentlich Schulamts-Candidaten und Lehrersöhnen, gewidmet, und hat auf

diese Art seinen edelsinnigen Landsleuten die schöne Gelegenheit geboten, auf

leichte Art*)

mit vereinten Kräften dem Vaterlande nützlich zu sein. Es gilt

diesmal nicht, einem Institute, an dem nur Einzelne Theil nehmen können, durch

werkthätige Unterstützung förderlich zu sein; es gilt vornehmlich, für die Volks-

schulen unseres Heimatlandes frische Kräfte zu gewinnen, welche mit Beruf und

Geschicklichkeit die Besserung und Veredlung des Volks von Jugend auf, und

die Bildung desselben für seine Sphäre im Auge haben, und die sich durch den

kargen Gewinn, den die Stellung eines Volks-Schullehrers abwirft, von ihrer

Thätigkeit nicht abschrecken lassen. – „Schulen“, spricht der verehrte Herr Ver-

fasser in seinem Vorworte, „bloß zur Heranbildung höherer Stände, braucht es

nicht viele; aber die Erziehung des Landmannes, des Bürgers zu dem, was er

sein soll: zum guten frommen Christen und zum brauchbaren Mitgliede des

Staates, ist um so dringender, je mehr das patriarchalische Leben sich verliert,

und an den Priester und Lehrstand der Ruf ergeht, die von den Aeltern hintange-

setzten Pflichten zu übernehmen, und ihre Stelle bei den in sittlicher und religiö-

ser Hinsicht verwahrlosten Kleinen vollständig zu vertreten.“

Mit deutlicheren Worten den Zweck und die Nützlichkeit dieses gemeinnüt-

zigen Unternehmens auseinander zu setzen, halten wir nach Vorausschickung

dieser Worte des Herrn Verfassers für unnothwendig, denn die großen Vortheile,

die hieraus für die Gesellschaft entspringen, sind zu einleuchtend, als daß sie

**)

In: Carinthia. Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung, Klagenfurt, 43

(1853), S. 348. *)

Der Ladenpreis Eines Exemplars von ungefähr fünf Druckbogen ist nur 20 kr. C.M.

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XXIV

nicht von jedem Gebildeten erkannt und gewürdigt würden, und schon Gahnis

[rechte: Gaheis], ein Mann, der durch seine pädagogischen Schriften vor fünf

Decennien die Verbesserung und Hebung des Volksschulwesens in Oesterreich

einen bedeutenden Vorschub leistete, ermuntert zur Unterstützung pädagogi-

scher Lehranstalten und zu einem gemeinschaftlichen Wirken zwischen Aeltern

und Lehrern in der Erziehung und Bildung der Jugend, indem er mit diesen

Worten auf die Vortheile aufmerksam macht: „Die Kenntnisse der Schule unter-

stützen die Wirthschaft; die Erziehung der Schule die Ordnung im Hause; die

Tugenden der Schule die Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Gefälligkeit, Treue, Fried-

fertigkeit, Keuschheit, Mäßigkeit, kurz, jede sittliche Eigenschaft durch’s ganze

Leben. Wohl allen Aeltern, die sich am Rande des Lebens das Zeugniß geben

können: Ich habe Alles gethan, gute Kinder zu hinterlassen.“

Es wäre sehr wünschenswerth, daß dieses Werk den möglichst größten Ab-

satz finde, und es besonders jedem Volks-Schullehrer auf dem Lande ermöglicht

würde, dasselbe, da es so vieles Wissenswerthes für Unterricht und Erziehungs-

kunde enthält, sich anzuschaffen. Die Herren Districts-Schulaufseher und Schul-

freunde könnten hierin viel Gutes wirken.

Da das Gelingen der edelmüthigen Absicht des Herrn k. k. Schulrathes zu-

nächst von der Theilnahme im eigenen Vaterlande abhängt, und Kärntens Be-

wohner da nie zurückstanden, wo es galt, etwas Gutes und Segensvolles in sei-

nen Wirkungen zu fördern; so glauben wir, nur einer sehr angenehmen Pflicht

uns entledigt zu haben, wenn wir das vorliegende ausgezeichnete pädagogische

Werk und die wahrhaft patriotische Widmung desselben Seitens des Herrn Ver-

fassers zur Kenntniß des geehrte Lese-Publikums bringen.

Klagenfurt, am 26. October 1853.

K. Kr–r.

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XXV

VII.

Karl Kroner †*)

Wird der einem Dahingeschiedenen gewidmete Nachruf von der Verehrung

der Nachwelt, von Dankbarkeit und Sympathie dictirt, so erfüllen wir heute auch

noch speciell eine journalistische Pflicht, wenn wir das Andenken des Mannes,

dessen irdische Hülle wir neulich zur letzten Ruhestätte begleitet, durch die

nachfolgenden Zeilen ehren. – Es war kein rosiger Pfad, den Karl Kroner

durch’s Leben gewandelt; der junge Kötschacher – in Kötschach stand Kroners

Wiege – kam als blutarmer Student nach Klagenfurt, wo er unter Entbehrungen

das Lyceum absolvirte und dann als Praktikant bei der Landesbuchhaltung ein-

trat, als welcher er auch wieder am Hungertuch des Privatlehrers nagen mußte.

Das Glück war Kroner nicht hold; trotz unermüdlichen Eifers, trotz eiserner

Pflichttreue gelang es dem Manne, welcher nur den geraden Weg liebte, nicht,

sich zu einer einflußreichen Stelle emporzuschwingen – und was hat der oft ge-

kränkte und wohl auch oft verkannte Mann Alles geleistet!

Nach zwei Richtungen war Kroner öffentlich thätig, als Beamter und als Leh-

rer. Als letzterer wirkte er an der Realschule, an der Handels- und Gewerbeschu-

le, deren eigentlicher Schöpfer er war. Er wirkte mit rühmlichem Eifer, mit Er-

folg und Anerkennung, welche in dem ihm als Ehrenmitgliede des Industrie-

und Gewerbevereins ausgefertigten Diplome und mehreren Erlassen der Schul-

behörden ausgesprochen ist.

In freien Stunden flüchtete er zur Muse der Poesie. Von seiner zahlreichen li-

terarischen Production gibt so manche Erzählung, so manche gelungene Schilde-

rung aus Natur und Leben der engeren Heimat in den ehemaligen Jahrgängen

der „Carinthia“ und der „Klagenfurter Zeitung“ u. s. w. Zeugniß. Unter seinen

schönen Gedichten heben wir nur eines hervor, jenes Lied, welches eine Hel-

denthat des vaterländischen Regimentes Baron Prohaska bei Hatvan (2. April

1849) feiernd, in Tausenden von Exemplaren unter dem österreichischen Heere

vertheilt und von diesem jubelnd aufgenommen wurde. Leider hat ein Anderer,

die gleiche Chiffre sich zu Nutze machend, die Ehre geerntet; dieses von begeis-

terter Vaterlandsliebe dictirte Lied lautet:

Nicht auf Italiens blutigen Gefilden,

Wo ruhmbedecket Eure Brüder steh’n

Saht kämpfend Ihr zum ersten Mal im wilden

Getümm der Feldschlacht Oest’reichs Fahnen weh’n;

Bei Hatvan war’s, wo man Euch jubelnd nennt –

Die tapf’re Schaar vom 7. Regiment.

*)

In: Klagenfurter Zeitung Nr. 18 vom Freitag, 23. Jänner 1880, S. 149 f.

Page 42: R. 7 NR. 21

XXVI

Es galt des Heeres Rücken kühn zu decken,

Und schleudert auch des Feindes Uebermacht

In Eure Reih’n des sichern Todes Schrecken,

Doch habt Ihr muthig Eure Pflicht vollbracht.

Fragt Hatvan, das die tapfern Kärntner kennt,

Ihr waret dort vom 7. Regiment.

Heil Tapf’re Euch, die Ihr im Kampf gefallen,

Der Pflicht getreu, der Ehr’, dem Vaterland’,

In unsern Bergen soll es wiederhallen,

Der späten Nachwelt werde es bekannt:

Im Kampf’ bei Hatvan fielen ruhmgekrönt

Manch’ Tapfere vom 7. Regiment.

Und Heil auch Kärnten Dir, für Deine Ehre,

Fließt Deiner Söhne Blut im Ost und Süd,

Es weiß die Welt, daß dort im Kaiserheere

Auch Ihre Tapferkeit zum Sieg entschied.

D’rum rufe Jeder, der sich Kärntner nennt:

Die Tapf’ren hoch! – vom 7. Regiment.

Mit einem reichen Schatze von Kenntnissen ausgerüstet, namentlich in Hin-

sicht auf die Handelswissenschaften, widmete er sich mit Vorliebe auch der

Kunst und leistete als Zeichner, Miniaturmaler und Kalligraph Vorzügliches. –

Erwähnt mag auch werden, daß Kroner schon im Jahre 1847 Mitglied des Kla-

genfurter Männergesangsvereines war. –

Von Kroners Verdiensten im Bureau der Landschaft und in der Schule ist

wohl das Hervorragendste, daß er die Kunst Gabelsbergers, die er als Autodidact

sich angeeignet, am Gymnasium und in der Realschule unentgeltlich lehrte und

sie so zuerst in Kärnten und speciell in Klagenfurt heimisch machte. Kroner war

längere Zeit Vorstand des Stenographenvereines, den er in’s Leben gerufen. Un-

ter seiner Führung, aus seiner Schule ging so mancher tüchtige Stenograph her-

vor; ebenso unterrichtete er eine sehr große Anzahl von Schülern in der ameri-

kanischen Schreibmethode.

Die landschaftliche Buchhaltung verdankt ihm die ganz neue Anlegung der

Bücher in der Form, wie sie jetzt noch besteht, gewiß eine Riesenarbeit, die er

da bewältigte. Für seinen aufopfernden Pflichteifer und seine Gewissenhaf-

tigkeit, die er in seinem Amte bekundete, zeugt die belobende Anerkennung,

welche ihm von Seite des Landesausschusses im Jahre 1868 zu Theil wurde.

Kroner war es auch, der mit Hermanitz den Beamten-Beerdigungsverein in

Kärnten in’s Leben gerufen.

Aber eben das, was sein Verdienst im Dulden ausmachte, war auch sein Tod.

Zuerst kam in Folge der nächtlichen Arbeiten und einer heftigen Nervenerschüt-

terung die Erblindung, mit dieser der nagende Kummer über so manche Ver-

Page 43: R. 7 NR. 21

XXVII

kennung, so manche Chicane. Hiezu gesellte sich eine ganze Scala von Krank-

heiten, ein wahres Lexikon der Pathologie. Zuletzt kam der zwar erlösende, aber

viel zu frühe Tod, der ihn nach einem mehrjährigen Siechthume fortnahm. Kro-

ner, der bis auf wenige Stunden vor seinem Hinscheiden die Frische, die Reg-

samkeit und Klarheit des Geistes behielt, starb als ein Opfer der Pflichttreue, als

ein Märtyrer des Bureaudienstes. …

Kroner ruht, wie er selbst gewünscht, auf dem Dorfkirchhofe zu Deutsch-

Pörtschach am Fuße des Ulrichsberges. Dort, wo das Kreuz herabwinkt von stil-

ler, einsamer Höhe, dort legte der müde Pilger seinen Wanderstab nieder; – dort

schläft er nun am Saume des Waldes, dessen Rauschen er vor Kurzem noch so

gerne gelauscht, dessen Flüstern ihn wie Geisterlaut von drüben grüßte! … Er

ruhe in Frieden!

Page 44: R. 7 NR. 21

XXVIII

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XXIX

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6$ulen, btog &ur 0eraü6itbuüg füferer 6tänDe, I,rffiüt e6 niütlicle; c[cr bie Gr6feluug be6 tanburcnne', bed SilTge!6, 3u bem ruo6er feir [ot[, ;uur guten fronlnen Ofrillel unb 6urn lrou$bnren Stitg{iebebed 6tnirte6, ill ün f0 bringeuber, je rne[p ldB loßhicrüalif{e teben fi$lerliert, tnb nu ben $riefter, rub te[1r11cnb Der ]irf ergettr bie borben €[tern tiutani]efegter fliligtnr pr ii6ernelmen, ünD itre gtelle [siben ir fitt{iüe! unb retigiüfer .birii6t lJer['ctdoßen S'[eirerr bollfi,inbiS,nberfreieu. Dlelrere Sliefter, rub aüü f$on einige tellrer, lntrur biefenJt fber göttli{en l3orfellng berficnben I barurn erbtiil1en 0uü tie lb laf$ou 9$lten in biefern ginne I Ocfiuterr, tue l$e uictt bie Eerbreitungeired tobfer urrrterieller Siffend, ti$t bie l]or[ereituug fiir liigere 6{u,len, foubern bie Eeferuug ünb SereDtüllg bet llolfed !0ü Suge{b 0[tnrrb Sitbung bedfet[nr fiir feine €p[1äre im ?Iuue !a[et, uub uit Eer,frcueu ruf Giotted gcger nrrttig urb uit €eI[ftauiopienrng nnfirelcir.

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