RatgeberseitederKlinikJosephinumMünchen Divertikulitis ... · plizierten Divertikulitis...

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Gesund leben Im Interview: Prof. Dr. med. Michael Kasparek Viszeralchirurgie im Josephinum Bei einer Divertikulitis ent- zünden sich Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut (Divertikel). Warum sich bei manchen Menschen Diverti- kel bilden, ist nicht eindeutig geklärt. Stimmt es, dass jeder zweite Deutsche über 60 diese Darm- Ausstülpungen hat? Prof. Kasparek: Das ist rich- tig. Eine allgemeine Bindege- websschwäche, Darmträgheit und Verstopfung scheinen die Aussackungen der Darmwand und somit die Entstehung ei- ner Divertikulitis zu begüns- tigen. In über 80 Prozent der Fälle bereiten Darmdivertikel aber keine Beschwerden. Die übrigen 20 Prozent können jedoch Beschwerden und Komplikationen entwickeln, die dann dringend behandelt werden müssen. Was sind typische Symptome, die auf eine Divertikulitis hin- weisen? Prof. Kasparek: Bei einer Ent- zündung der Darm-Ausstül- pungen kann es zu Schmer- zen im Unterbauch, vor allem auf der linken Seite kommen, die häufig mit Fieber oder Schüttelfrost einhergehen. Gelegentlich bestehen auch krampfartige Schmerzen, die sowohl von Verstopfung als auch von Durchfällen und Übelkeit begleitet sein kön- nen. Wie wird eine Divertikulitis diagnostiziert? Prof. Kasparek: Bei Verdacht auf eine Divertikulitis werden die Betroffenen körperlich untersucht. Daneben kommt der Ultraschall zum Einsatz, um das Ausmaß der Entzün- dung darzustellen. Steht die Diagnose dann immer noch nicht fest, kann eine Compu- ter- oder Kernspintomografie erforderlich sein. Mithilfe ei- ner Blutuntersuchung lassen sich zudem erhöhte Entzün- dungswerte feststellen, die auf eine Divertikulitis hindeu- ten. Unterschieden wird zwi- schen der „unkomplizierten Divertikulitis“ und der „kom- plizierten Divertikulitis“. Wie wird die unkomplizierte Divertikulitis behandelt? Prof. Kasparek: Bei der un- komplizierten Divertikulitis beschränkt sich die Entzün- dung auf die Wand des be- fallenen Dickdarmabschnit- tes. Diese kann meist ohne Antibiotika mit Schonkost und ggf. stuhlregulierenden Maßnahmen behandelt wer- den. Ist die Entzündung sehr ausgeprägt, kann es notwen- dig sein, kurzzeitig zusätzlich ein Antibiotikum zu verabrei- chen. Eine Operation ist in der Regel nur notwendig, wenn die Lebensqualität durch im- mer wiederkehrende Schübe mit nur kurzen beschwer- defreien Intervallen einge- schränkt ist. Wie wird die komplizierte Di- vertikulitis behandelt? Prof. Kasparek: Bei der kom- plizierten Divertikulitis kommt es hingegen zu einem meist nur vorübergehenden Loch in der Darmwand, so dass Bakterien den Darm ver- lassen und z.B. einen Abszess verursachen können, wenn die Undichtigkeit sich gleich wieder verschließt (sog. „ge- deckte Perforation“). In sol- chen Fällen wird meist zu einer Operation nach erfolg- reicher antibiotischer Thera- pie geraten, da ein hohes Risi- ko besteht, dass ein erneuter Schub folgt. Hierbei wird der Divertikel-tragende Darmab- schnitt meist über eine Schlüs- selloch-Operation entfernt und die Darmenden werden wieder zusammengenäht. Kommt es durch ein anhal- tendes Loch im Darm zu einer Bauchfellentzündung, muss eine umgehende Notfall-Ope- ration erfolgen. Kann man selbst etwas tun, um Entzündungen im Darm vorzubeugen? Prof. Kasparek: Ja, auf jeden Fall. Knackpunkt ist hier sicher eine gesunde Lebensführung und Ernährung. Im Speziellen sollte auf eine ballaststoffrei- che Ernährung geachtet und vor allem auf rotes Fleisch ver- zichtet werden. Ferner sollte man sich regelmäßig bewe- gen, Übergewicht vermeiden und viel trinken. Auf diese Weise kann der Entstehung von Divertikeln, aber auch de- ren Entzündung vorgebeugt werden. Grundsätzlich aber gilt: Wenn unangenehme Verdauungs- probleme (Schmerzen, Blä- hungen/Völlegefühl, Verstop- fung/Durchfall) längere Zeit anhalten oder immer wieder kommen, gehen Sie bitte zum Arzt, denn es gibt viele un- terschiedliche Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, die dahinterstecken können. Wir helfen Ihnen gerne! Klinik Josephinum gAG Schönfeldstraße 16 80539 München Tel. 089 / 236 88 - 0 [email protected] www.josephinum.de Ratgeberseite der Klinik Josephinum München Divertikulitis – Entzündung im Darm und was dagegen hilft

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    Im Interview:Prof. Dr. med.Michael KasparekViszeralchirurgie im Josephinum

    Bei einer Divertikulitis ent-zünden sich Ausstülpungender Dickdarmschleimhaut(Divertikel). Warum sich beimanchen Menschen Diverti-kel bilden, ist nicht eindeutiggeklärt.

    Stimmt es, dass jeder zweiteDeutsche über 60 diese Darm-Ausstülpungen hat?Prof. Kasparek: Das ist rich-tig. Eine allgemeine Bindege-websschwäche, Darmträgheitund Verstopfung scheinen dieAussackungen der Darmwandund somit die Entstehung ei-ner Divertikulitis zu begüns-tigen. In über 80 Prozent derFälle bereiten Darmdivertikelaber keine Beschwerden. Dieübrigen 20 Prozent könnenjedoch Beschwerden undKomplikationen entwickeln,die dann dringend behandeltwerden müssen.

    Was sind typische Symptome,die auf eine Divertikulitis hin-weisen?Prof. Kasparek: Bei einer Ent-zündung der Darm-Ausstül-pungen kann es zu Schmer-zen im Unterbauch, vor allemauf der linken Seite kommen,die häufig mit Fieber oderSchüttelfrost einhergehen.Gelegentlich bestehen auchkrampfartige Schmerzen, diesowohl von Verstopfung alsauch von Durchfällen und

    Übelkeit begleitet sein kön-nen.

    Wie wird eine Divertikulitisdiagnostiziert?Prof. Kasparek: Bei Verdachtauf eine Divertikulitis werdendie Betroffenen körperlichuntersucht. Daneben kommtder Ultraschall zum Einsatz,um das Ausmaß der Entzün-dung darzustellen. Steht dieDiagnose dann immer nochnicht fest, kann eine Compu-ter- oder Kernspintomografieerforderlich sein. Mithilfe ei-ner Blutuntersuchung lassensich zudem erhöhte Entzün-dungswerte feststellen, dieauf eine Divertikulitis hindeu-ten. Unterschieden wird zwi-schen der „unkompliziertenDivertikulitis“ und der „kom-plizierten Divertikulitis“.

    Wie wird die unkomplizierteDivertikulitis behandelt?Prof. Kasparek: Bei der un-komplizierten Divertikulitisbeschränkt sich die Entzün-dung auf die Wand des be-fallenen Dickdarmabschnit-tes. Diese kann meist ohneAntibiotika mit Schonkostund ggf. stuhlregulierendenMaßnahmen behandelt wer-den. Ist die Entzündung sehrausgeprägt, kann es notwen-dig sein, kurzzeitig zusätzlichein Antibiotikum zu verabrei-chen. Eine Operation ist in der

    Regel nur notwendig, wenndie Lebensqualität durch im-mer wiederkehrende Schübemit nur kurzen beschwer-defreien Intervallen einge-schränkt ist.

    Wie wird die komplizierte Di-vertikulitis behandelt?Prof. Kasparek: Bei der kom-plizierten Divertikulitiskommt es hingegen zu einemmeist nur vorübergehendenLoch in der Darmwand, sodass Bakterien den Darm ver-lassen und z.B. einen Abszessverursachen können, wenndie Undichtigkeit sich gleichwieder verschließt (sog. „ge-deckte Perforation“). In sol-chen Fällen wird meist zueiner Operation nach erfolg-reicher antibiotischer Thera-pie geraten, da ein hohes Risi-ko besteht, dass ein erneuterSchub folgt. Hierbei wird derDivertikel-tragende Darmab-schnitt meist über eine Schlüs-selloch-Operation entferntund die Darmenden werdenwieder zusammengenäht.Kommt es durch ein anhal-tendes Loch im Darm zu einerBauchfellentzündung, musseine umgehende Notfall-Ope-ration erfolgen.

    Kann man selbst etwas tun,um Entzündungen im Darmvorzubeugen?Prof. Kasparek: Ja, auf jeden

    Fall. Knackpunkt ist hier sichereine gesunde Lebensführungund Ernährung. Im Speziellensollte auf eine ballaststoffrei-che Ernährung geachtet undvor allem auf rotes Fleisch ver-zichtet werden. Ferner sollteman sich regelmäßig bewe-gen, Übergewicht vermeidenund viel trinken. Auf dieseWeise kann der Entstehungvon Divertikeln, aber auch de-ren Entzündung vorgebeugtwerden.

    Grundsätzlich aber gilt: Wennunangenehme Verdauungs-probleme (Schmerzen, Blä-hungen/Völlegefühl, Verstop-fung/Durchfall) längere Zeitanhalten oder immer wiederkommen, gehen Sie bitte zumArzt, denn es gibt viele un-terschiedliche Erkrankungendes Magen-Darm-Trakts, diedahinterstecken können. Wirhelfen Ihnen gerne!

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