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4R7775E fi1. Jahrg., Heft 1, Januar 1970 Physikalische Medizin und Rehabilitation MNATTERMANNI Ven&se Durchblutung* Störungen Alles spricht für RsBaveri Aus dem Inhalt Aktuelle Diabetes- therapie: Neue orale Antidiabetika B. Knick Lespedeza capitata und die Anwendung in der Medizin D. P. Mertz Inhaltsverzeichnis Programm zum 38. Kongreß des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren II Ankündigungen lil Bewährte Therapeutika ... IV Verschiedenes VI B. Knick, Aktuelle Diabetesthe- rapie: Neue orale Antidiabetika 1 D. P. Mertz, Lespedeza capitata und die Anwendung in der Me- dizin 3 J. Jarolimek, Verflechtungen von präventiver und kurativer Medi- zin in der CSSR 7 H. Schoeler, Die homöopathische Behandlung allergischer Krank- heiten 11 Wiedereingliederung körperbe- schädigter Arbeiter in den Ar- beitsprozeß 13 G. Trunzier. Über eine blutdruck- senkende Substanz aus Rhodo- dendron 14 Buchbesprechungen 20 Referate 21 ML Verlag GmbH. 311 Uelzen Postfach 120/140, Tel. 0581/2357 4R7775E PhysMed.u.Reh.

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4R7775Efi1. Jahrg., Heft 1, Januar 1970 Physikalische

Medizin undRehabilitation

MNATTERMANNI

Ven&seDurchblutung*

Störungen

Alles spricht für

RsBaveri

Aus dem Inhalt

Aktuelle Diabetes-therapie: Neue oraleAntidiabetikaB. Knick

Lespedeza capitataund die Anwendungin der MedizinD. P. Mertz

Inhaltsverzeichnis

Programm zum 38. Kongreß desZentralverbandes der Ärzte fürNaturheilverfahren IIAnkündigungen lilBewährte Therapeutika . . . IVVerschiedenes VIB. Knick, Aktuelle Diabetesthe-rapie: Neue orale Antidiabetika 1D. P. Mertz, Lespedeza capitataund die Anwendung in der Me-dizin 3J. Jarolimek, Verflechtungen vonpräventiver und kurativer Medi-zin in der CSSR 7H. Schoeler, Die homöopathischeBehandlung allergischer Krank-heiten 11Wiedereingliederung körperbe-schädigter Arbeiter in den Ar-beitsprozeß 13G. Trunzier. Über eine blutdruck-senkende Substanz aus Rhodo-dendron 14Buchbesprechungen 20Referate 21

ML Verlag GmbH.311 UelzenPostfach 120/140, Tel. 0581/2357

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Programm

38. KONGRESS DES ZENTRALVERBANDESDER ÄRZTE FÜR NATURHEILVERFAHREN E. V.vom 14. bis 21. März 1970 im Kurhaus und Stadthauszu Freudenstadt

Sonnabend, den 14. März 197016.30 Uhr: EröffnungProf. Alfred Gütgemann, Bonn:Möglichkeiten und Grenzen der Organtransplantation

Sonntag, den 15. März 1970DIE UNMITTELBARE KRANKENUNTERSUCHUNGDr. Beuchelt, Osnabrück:Konstitutions- und Reaktionstypen in der MedizinProf. Kuhlmann, Essen:Die unmittelbare Krankenuntersuchung ausinternistischer SichtDr. Beese, Stuttgart:Psychosomatische DiagnostikProf. Gessler, Nürnberg:Der Aspekt des KrankenDr. Voll, Plochingen:Visuelle Diagnostik aus der Kenntnis der Meßpunkteder Elektroakupunktur (Lichtbildervortrag)Dr. Schrömgens, Schwarzach:Die Fehldiagnose in der allgemeinärztlichen Praxis— Rundgespräch —

Montag, den 16. März 1970SYMPOSIUM ÜBER HERZTHERAPIEMIT UND OHNE GLYKOSIDEEinleitendes Referat:Prof. Orzechowski, Köln:zur Diskussion aufgefordert: Ärzte aus Forschung,Praxis, Pharmakologie

Dienstag, den 17 März 1970DAS CERVIKALSYNDROM IN DER PRAXISDr. E. Stofft, Mainz:Der Bandapparat der Halswirbelsäule und seinefunktionelle BedeutungDr. Gutmann, Hamm:Der cervikale Kopfschmerz. Therapeutische Gesichts-punkte des cervikalen SchleudertraumasDoz. Dr. K. Lewit, Prag:Diagnose und Therapie des cervikalen SchwindelsDr. Wolff, Trier:Das untere Cervikalsyndrom in der PraxisProf. Bronisch, Nürnberg:Neurologische Syndrome im Cervikalbereich

Mittwoch, den 18. März 1970Dr. Weiss, Marstetten-Aitrach:Das Cor putmonaleDER HERZKRANKE IN DER SPRECHSTUNDEDr. Reinstein, Stuttgart:Die Herzinsuffizienz in der SprechstundeFrau Dr. C. Branovic, Baden-Baden:Prävention und Rehabilitation bei ischämischenHerzkrankheitenPriv.-Doz. Dr. Hosenkranz, Bochum:Neuere Erkenntnisse über die Behandlungvon HerzrhythmusstörungenKorreferat Prof. Kleinsorge, Ludwigshafen

nachmittagsDr. Kern, Stuttgart:Die Differentialdiagnostik und Differentialtherapie dernervösen, coronaren und myocardischen Herz-beschwerdenDr. Heyde, Haubersbronn:Die ödematöse Herzinsuffizienz und ihreGlykosid-Mischtherapie— Rundgespräch —

Donnerstag, den 19. März 1970vormittags

AUS KLINIK UND FORSCHUNG DERPHYTOTHERAPIEPriv.-Doz. Dr. Horster, Düsseldorf:Möglichkeiten und Grenzen der Phytotherapie beiSchilddrüsenerkrankungenApoth. Gaebler, Karlsruhe'.Phytochemie und PhytotherapieDr. Mussgnug, Bottrop:Therapie peripherer-arterieller Durchblutungs-störungen mit Phytopharmaka

nachmittagsALLGEMEINE THEMENMed.-Dir. Dr. Groh, Bad Dürrheim:Geschichtlicher Werdegang und Grundbegriffe desNaturheilverfahrens, Zentralverband, Zusatzbezeich-nung „Naturheilverfahren, Facharztfragen, modernesNaturheilverfahren in Klinik und Praxis.Dr. H.-G. Schmidt, Willingen:Traumphasen aus der Sicht der Psychotherapie unddes NaturheilverfahrensDr. de Tymowski, Aubervilliers:Die Chinesische MeridianmassageDr. Schwamm, Gengenbach:Die Ultrarot-Diagnostik in der Praxis

Beilagenhinweis:Wir bitten um freundliche Beachtung der inliegenden Bei-lage der Firma Nattermann.

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Freitag, den 20. März 1970vormittags

PHYSIKALISCH-DIÄTETISCHE THERAPIEPnv.-Doz. Dr. Koob, Essen-.Diagnostik und Therapie typischer Sportverletzungender unteren ExtremitätDr. Gierlich, Rheinhausen:Über physikalische Therapiemoglichkeiten bei Sport-verletzungenDr. Köhler, Bremen:Typische Sportunfallverletzungen beim Lauf-, Hoch-,Weit-, Drei- und StabhochsprungPriv.-Doz. Dr. Hentschel, Füssing:Differenzierende Indikationsstellungen in der Mas-sagetherapie

nachmittagsSymposium über ärztliche Lymphdränagebehandlung(nur für Ärzte)Dr. Gierlich, Rheinhausen:Einleitendes Referat mit FilmDr. Bopp, Essen:Erfahrungen mit der Lymphdränage in einer ortho-pädisch-traumatischen KlinikZur Diskussion aufgefordert:Prof. Kohlrausch: FreudenstadtDr. Schwamm: Symposion über Thermodiagnostik

Sonnabend, den 21. März 1970SYMPOSIUM ÜBER NEUEELEKTROTHERAPIEGERÄTE(nur für Ärzte)Einleitendes Referat: Dr. Gierlich, RheinhausenSonodynator;kombiniertes Ultraschall-Reizstrom-GeratDirekt-Reograph;Gerät zur Messung der arteriellen Durchblutung aufGrund der reographischen Methode (im GegensatzOszillometrie)Jobsf-Gerät zur intermittierenden Staudruckmassage(abgeleitet aus der medizinischen Weltraumforschung)

ALLGEMEINE HINWEISEEinführung und Fortbildung in die naturgemäßen Heilweisenund allgemeine ärztliche Weiterbildung ist der Zweck derTagung. Die Teilnahme daran wird auf den Ausbildungs-nachweis bei der Eingabe um die Genehmigung zur Füh-rung der Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren" auf demArztschild angerechnet.Die Vorträge finden bis einschließlich Donnerstag mittagnur im Kurtheater, von Donnerstag nachmittag bis Sonn-abend im Stadthaus statt. Die Gesamtausstellung ist imKurhaus untergebracht.

TEILNEHMERGEBÜHRENFür Ärzte 50,— DM; für Mitglieder des Zentratverbandes,der ihm angeschlossenen Arztegesellschaften sowie fürÄrzte in nicht selbständiger Stellung 30,— DM.

ANMELDUNG AN:Dr. med. Hans H a f e r k a m p , 65 Mainz, Adam-Karrillon-Straße 13, Telefon: (06131) 63963.Näheres über gesellschaftliche Veranstaltungen im Haupt-programm, das bei Dr. Haferkamp angefordert werdenkann. Die Kosten für den Kongreß samt Spesen könnenvon der Einkommensteuer abgesetzt werden. Nimmt dieEhefrau an den Kursen teil und ist sie in der Praxis be-schäftigt, so können auch diese Unkosten abgesetzt werden.Die Teilnehmer werden gebeten, ihre Quartierwünsche derStädtischen Kurverwaltung, Quartieramt, 729 Freudenstadt,mitzuteilen. Nur rechtzeitige Anmeldung ermöglicht wunsch-gemäße Unterbringung.

gegen Alterserkrankungen

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bei allgemeiner Erschöpfung, Ermattung, Depression,Konzentrattons- und Gedächtnisschwäche, Altersbe-schwerden, Altersdemenz, Arteriosklerose, ArthritisI x täglich 1 Kapsel K.H.3, mindestens 3-5 Monate.K.H.3 ist bestverträglich, ohne Nebenerscheinungen.

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Ankündigungen24. bis 26. April 1970 in StuttgartPhysikalische Medizin als ärztliche AufgabePraktische Möglichkeiten in Prävention, Therapie und Reha-bilitation.Veranstalter: Arbeitsgemeinschaft der Ärzte für physika-lische Medizin gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaftfür physikalische Medizin.Auskunft: Dr. med. K. Widmer, 7000 Stuttgart 1, Hirsch-straße 36, Telefon 22 5983.

Bottelltcheln: Schrifttum und kostenloses Versuchsmuster von K.H.3 erbeten

(Persönliche Unterschrift und Stempel de« Arztes)

SCHW/VRZHAUPT • KOLM

Phys

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20. Lindauer Psychotherapiewoche, 27. April bis 9. Mai 1970Veranstalter: Vereinigung für psychotherapeutische Weiter-bildung e. V.Leitung: Dr. Helmuth Stolze.Sekretariat: D - 8 München 81, Adalbert-Stifter-Straße 31.

18. Einführungskurs in Theorie und Praxis der Homöo-pathie am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart vonMontag, 16. März, bis Sonnabend, 21. März 1970.Leiter des Kurses: Dr. K. Motzet, Chefarzt der Poliklinik.

Die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologieveranstaltet im Jahre 1970 folgende Tagungen:1. 2. Symposium über Techn. Mikrobiologie vom 15. bis

17. 4. 1970 im Institut für Gärungsgewerbe und Bio-technologie, 1 Berlin 65, Seestraße 13.

2. 3. Arbeitstagung der Gesellschaft am 8. und 9. 10. 1970in Mainz. Auskunft und Anmeldung von Vorträgen: Prof.Dr. P. Klein, 65 Mainz, Langenbeckstraße 1.

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methansulfonsaures Kalzium 50 mgÄthylpapaverin 30 mgDimethylaminoaethanolbitartrat 30 mgSojalecithin 5 mgIndikation: Durchblutungsstörungen wie Stauungen in denBeinen und im Bereich des Beckens, Brachialgien, Krampf-adern, Hämorrhoiden, Ödeme, Ulcera, Thrombose-Prophy-laxe und -Nachbehandlung, bei akuten Schüben traumati-scher oder spastischer Genese.Dosierung: Bei akuten Beschwerden täglich 3 X 1 Kapseleinnehmen. Zur Prophylaxe und Nachbehandlung genügttäglich 1 Kapsel.Packung und Preise: 30 Kapseln = 6,20 DM, 100 Kapseln= 17,25 DM, 500 Kapseln = 71,65 DM.

VitacobalHersteller: Siegfried GmbH, Fabrik für chem.-pharm. Pro-dukte, Säckingen.

Zusammensetzung: 1 Kapsel enthält: Vitamin Bu (Hydro-xocobalamin) 350 mg, Vitamin Bi 60 mg, Vitamin B6 100 mg,Vitamin PB 20 mg, Dimethylaminoäthanol (DMAE) 30 mg.

Pharmazeutik: Aus Stabilitätsgründen sind zur Erhaltungeiner langen Wirksamkeit und Lagerfähigkeit die Wirkstoffein drei getrennten Granulaten verarbeitet. Die Arzneiformder Kapsel gewährleistet eine leichte Einnahme ohne Ge-schmacksbeeinträchtigung.

Indikation: Altersbeschwerden und Erschöpfungszustände.Schnelle Ermüdbarkeit, reduzierter Allgemeinzustand, Un-terstützung der Glykosidtherapie, coronare Durchblutungs-störungen, Cerebralsklerose.

Leberschäden. Akute und chronische Hepatitis, Leber-zirrhose, degenerative Leberparenchymschäden.

Neuropathien: Nachbehandlung von Neuralgien und Neuri-tiden, Migräne, Herpes zoster.

Dosierung: Im allgemeinen genügt 1- bis 2mal täglich1 Kapsel Vitacobal nach den Mahlzeiten. Die Dosierungkann unbedenklich erhöht werden. Vitacobal wird gut ver-tragen und sollte über einen längeren Zeitraum eingenom-men werden.Packung und Preise: 20 Kapseta 9,65 DM, 50 Kapseln21,35 DM, Klinikpackung mit 250 Kapseln.

dexamed-butazon-DrageesHersteller: MEDICE, Chem.-pharm. Fabrik G. m. b. H., Iser-lohn.

Zusammensetzung: 1 Dragee enthält: Dexamethason 0,2mg, 4-n-Butyl-1-phenylpyrazolidin-3,5-dion (Monophenylbu-tazon) 170,0 mg, Salizylsäureamid 170,0 mg, Magnesiumglu-conat 25,0 mg, Hesperidinmethylchalcon 5,0 mg.

Indikationen: Primär chronische Polyarthritis, abklingendeakute Polyarlhritis, Spondylosis ankylopoetica (Bechterew),Rheumatische Karditis, Spondylarthrosen, Radicuütis, Schul-ter-Armschmerz, Tortikollis spasticus, Migraine cervicale,Paraesthesien der Akren, Interkostal-Neuralgie, Lumbago,Ischias, Arthrosen, Osteochondrosen, Arthritis, Periarthritis(insbes. P. humero scapularis), Rheumatische Periarthritis,Neuritis, Muskelrheumatismus, Myalgien, Myogelosen, Fi-brositis, Panniculitis, Tendinitis, Tendovaginitis; Tendo-periostitis.

Dosierung: Anfangsdosis: 2 -3 Tage 3 x 2 Dragees tägl.Bis zur Beschwerdefreiheit: 3 x 1 Dragee tägl. Bei län-gerer Behandlungsdauer ist der Patient auf die kleinstenoch Beschwerdefreiheit erzielende Dosis einzustellen. Ab-setzdosis: 3 Tage 2 x 1 Dragee tägl., 3 Tage 1 x 1 Dra-gee tägl.

Handelsformen:OP mit 30 Dragees DM 8,70 m. U.Klinikpackung mit 100 Dragees DMKlirukpackung mit 300 Dragees DMKlinikpackung mit 900 Dragees DM

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Rhinopront-SaftHersteiler: H. Mack, lilertissen.Zusammensetzung: 90 ml (=100g) enthalten: 1-Phenyl-2-aminopropan-1-01 (Phenyipropanolamin 30 mg, Carbinoxa-min 24 mg), beide gebunden an Ionenaustauscher.Pharmazeutik: Carbinoxamin ist ein auch in kleinen Dosenhochwirksames Antihistaminikum und Antiallergikum, dasdurch Blockierung histaminsensibler Rezeptoren die aller-gischen Vorgänge an den Schleimhäuten hemmt und durchHerabsetzung erhöhter Kapillarpermeabilität die vermehrteSchleimsekretion unterbindet. Die an sich geringen sedie-renden Eigenschaften werden durch die Landzeitform wei-ter abgeschwächt. Phenylpropanolamin ist ein Sympathiko-mimetikum, das bei oraler Applikation auf Grund seinervasokonstrikto rischen Eigenschaft eine ausgeprägteschleimhautabschwellende Wirkung entwickelt. In der Lang-zeitform tritt der sympathikomimetische Effekt auf denKreislauf zurück. Die allmähliche Freisetzung der an Ionen-austauscher gebundenen Wirkstoffe gewährleisten einenkontinuierlichen therapeutischen Effekt bei niedriger Do-sierung.

Indikation: Akute Rhinitis und Nebenhöhlenkatarrhe beiErkältungen, vasomotorische und allergische Rhinitis, Heu-schnupfen.Dosierung: Wenn vom Arzt nicht anders verordnet, jeweilsmorgens und abends Kinder von 1—6 Jahren 1 Teelöffel,Kinder von 6—12 Jahren 2 Teelöffel, Erwachsene und Kin-der ab dem 12. Lebensjahr 1 Eßlöffel voll einnehmen.Packung und Preise: O. P. mit 90 ml = 4,95 DM m. U.

Aus der Industrie

Gründung der Robert Bosch Photokino GmbHDie Geschäftsbereiche Elektronik und Photokino der RobertBosch Elektronik und Photokino GmbH werden vom 1. Ja-nuar an in zwei selbständigen Gesellschaften weiterge-

führt. Die bisherige Gesellschaft ändert ihren Firmennamenin Robert Bosch Elektronik GmbH; sie behält die BereicheNachrichtentechnik, Antennentechnik und medizinischeTechnik. Die Robert Bosch Photokino GmbH, die neu ge-gründet wird, fertigt und vertreibt künftig die Bauer-Er-zeugnisse (Schmalfilmgeräte, Blitzgeräte, Dia-Projektoren,Kino-Projektoren). Mit dieser produktorientierten Dezentrali-sierung wird den Erfordernissen der beiden stetig wach-senden Märkte auch organisatorisch Rechnung getragen.Der räumliche und personelle Ausbau der Robert BoschElektronik und Photokino GmbH in Berlin wurde 1968 und1969 weiter fortgesetzt. So wurden im vergangenen Jahr inSpandau durch den Ausbau des dortigen Zweigbetriebes5000 qm zusätzliche Fläche gewonnen, die zur Fertigungvon Antennen und als Lager dringend benötigt wurde. ImZweigbetrieb Neukölln, in dem Schmalfilmkameras undBlitzgeräte hergestellt werden, ist eine Kapazitätsauswei-tung geplant. Die Zahl der Mitarbeiter, die bei der Gesell-schaft in Berlin beschäftigt sind, stieg im Laufe diesesJahres um 35 Prozent; zur Zeit sind dort 3500 Mitarbeitertätig.

Bayer fördert IndustriefilmMit mehr als 120 Titeln hat Bayer jetzt in seinem neuenIndustriefilm-Verzeichnis das bisher umfangreichste undvielfältigste Filmprogramm seit Bestehen der Filmarbeit desUnternehmens im Jahre 1924 herausgebracht. Auch im Rah-men der Filmproduktion der gesamten deutschen Industrienimmt das neue Programm in seiner informativen Breitevon der Anwendungstechnik moderner Chemiewerkstoffebis zur Bekämpfung von Tropenkrankheiten und Pflanzen-schädlingen einen Spitzenplatz ein.Der Katalog enthält neben allgemeinen Werksfilmenaktuelle Darstellungen aus der Farben- und Fasernproduk-tion, Pflanzenschutzfilme, humanmedizinische und veteri-närmedizinische Beiträge, mehrere Filme aus dem Bereich

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der Dentalmedizin sowie ein Reihe von anwendungstech-nischen Informationsfilmen, die über die fortschrittlichenkonstruktiven Möglichkeiten der Bayer-Chemiewerkstoffein fast allen Industriezweigen berichten. Die Produktiondieser Filme aus dem stark expandierenden Sektor derChemiewerkstoffe, die in immer mehr Anwendungsgebietezu Wasser, zu Lande und in der Luft eindringen, soll inZukunft verstärkt werden, weil sie in der InformationsketteForschung — Beratung — Anwendung immer größere Be-deutung gewinnen.

Die firmeneigene Filmothek stützt sich auf die Auswertungder Filme nicht nur auf die eigenen Vertretungen und Nie-derlassungen, denen heute über 200 Vorführgeräte zurVerfügung stehen. Die Filme werden auch über nicht ge-werbliche Verleihorganisationen in Schulen und Hochschu-len und als Mittel der Erwachsenenbildung eingesetzt. Vondem vollständigen Filmangebot sind zur Zeit insgesamt7000 Kopien in den wichtigsten Sprachen in der ganzenWelt im Umlauf. Mehr als ein Viertel aller bisher produ-zierten Bayer-Filme erhielten Preise und Auszeichnungen.Der breiten Öffentlichkeit wurden in den letzten Jahren vorallem Filme wie „Ein Werk von hundert Jahren", „Fürheute und morgen" (Synthesekautschuk in der Anwendung),„Reine Luft, reines Wasser", „Gefährliche Diebe" (Ratten-bekämpfung), „Harter Schaum" und „Bayer Chemiewerk-stoffe für den Fahrzeugbau" (zum Beispiel Bayer-Kunst-stoffauto) sowie der Streifen „In eigener Sache" bekannt,der von jungen experimentierfreudigen Bayer-Lehrlingenaus eigener Initiative selbst gedreht wurde und sogar vomKultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen als päd-agogisch beispielhafter Anschauungsfilm über die Ausbil-dung von Industriekaufleuten allen Schuien des Landesempfohlen wurde. Rund die Hälfte der Filme stellt diefirmeneigene Produktion selbst her. Der andere Teil wirdals Auftragsproduktion an freie Produzenten vergeben.Dreißig Bayer-Filme (Agfacolor) sind gegenwärtig in Arbeitoder im Stadium der Planung.

Verschiedenes

Die Ausbildung der Sehbehinderten

Die deutschen Ophihalmologen verlangen bessere Bil-dungsmöglichkeiten

1. In den größeren Städten sind Sehbehindertenschulzen-tren zu bilden, denen Internate angeschlossen werden, da-mit eine Erfassung auch der Kinder aus dünnbesiedeltenGebieten gesichert ist.

2. Diese Zentralschulen sollten ausreichend groß sein, umeine sinnvolle innere Differenzierung in Jahrgangsklassenund Begabungsstränge durchführen zu können. Der imZuge der Hauptschulreform für Normalsichtige ange-strebte Differenzierungsgrad darf für Sehbehinderte in kei-nem Falle unterschritten werden; Zwergschulsysteme kön-nen daher nicht als endgültige Lösung akzeptiert werden.3. In den größeren Bundesländern sollten für jene hoch-begabten Schüler, deren Integration in eine Normalschulenicht möglich ist, weiterführende Bildungsmöglichkeiten ge-schaffen werden; nach Untersuchungen würden hiervonetwa 15 bis 20% der sehbehinderten Schüler betroffen.Für lernbehinderte sehbehinderte Kinder sind entspre-chende Sondereinrichtungen vorzusehen.

4. Für die berufliche Eingliederung sehbehinderter Jugend-licher sind zentrale Beratungsstellen einzurichten, die so-wohl die Aufgaben der Berufseignung als auch der nach-gehenden Betreuung übernehmen. Diese könnten mit einerZentral-Berufsschule.verbunden werden, an der sehbehin-derte Jugendliche im Bedarfsfälle eine kursorische Zusatz-ausbildung erhalten. (pbk)

VIPhy:Heft

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11. Jahrgang Heft 1 Januar 1970 PhysikalischeMedizin undRehabilitationZeitschrift für allgemeineund spezielle MedizinSchrittleitung: H. Haferkamp

Wissenschaftlicher Beirat:K. Albrecht (Undenheim) - H. Bialonski (Bad Godesberg) - IM. Breidenbach (Stuttgart) — H. Flelschhaoker (Wien) - K. Franke (Bad Lauter-berg) - P. Frick (Mainz) - W. Groh (Bad Dürrheim) - H. G. Gültner (Dresden) - H. Harmsen (Hamburg) - R. G. Heyer (Nußdorf/Inn) - M.Hochrein (Ludwigshafen/Rh.) - A. Hoff (Bad Wörishofen) - W. Huneke (Stuttgart) - K. H. Kahlert (Bad Salzuflen) - K. Kötschau (Schloßberg) -H. Kolb (Wetzlar) - H. Krauss {Bertin-Buch} - W. Küster (Magdeburg) - H. Lampert {Bad Homburg) - R. v. Leitner (Berlin) - H. Mommsen(Frankfurt/M.) - W. v. Nathusius (Hirzenhain/Oberhessen) - G. W. Parade (Neustadt/Weinstraße) - H. Paul (Linz) - A. Pischinger (Wien) -H. P. Rusch (Frankfurt) — H. Seyfarth (Rostock) — W. Schauwecker (Bensheim) — E. G. Schenck (Aachen) — F. X. Schober (Münchberg) -H. Schoeler (Karlsruhe) - H. Storck (Endbach) - H. Tiegel (Halbergmoos) - R. Voll (Plochingen) - H. F. Voss (Heidenheim/Brenz) - H. L.Walb (Homburg) - R. F. Weiß (Marstetten-Aitrach) - Graf Wittgenstein (München) - Kh. Woeber (Aachen) - W. Zabel (Berchtesgaden).

B. Knick Aktuelle Diabetestherapie: Neue orale Antidiabetika

u. Reh.[ 1, 1970

DiätgrundlagenBei einer Betrachtung aktueller Fragen der Diabetesthera-pie sollte nicht nur die Wirksamkeit neuer Medikamente,sondern auch die Grundlage der Diätbehandlung be-sprochen werden. Es stellt sich die Frage, ob wir hin-reichend über die Wirksamkeit der Antidiabetesdiät infor-miert sind und welche Grundlagen für die begründeteAnwendung in der Praxis die antidiabetische Diät hat.Warum wirkt eine Antidiabetesdiät antidiabetisch? Für denVerlauf des Diabetes vom jugendlichen Manifestationstypist eine langfristige Wirksamkeit der abgemessenen Dia-betesdiät erwiesen. Stellt man in einer Erfolgsübersicht diePrognose des jugendlichen Diabetes bei nicht abgemesse-ner und bei abgemessener Kost gegenüber, so läßt sichfolgendes beweisen: In dem gut überwachten Diabetes-krankengut von Constam, der bei einer jeweiligen Diabetes-beobachtungsdauer von mehr als 20 Jahren und einemManifestationsalter des Diabetes unterhalb des 17. Lebens-jahres Patienten, die unter abgemessener Diät geführt wur-den, mit solchen, die keine abgemessene Diät einhielten,verglich, liegen die Komplikationsquoten an Retinopathie-kranken, an Fällen mit Proteinurie und Hypertonie signifi-kant niedriger bei den diätetisch gut geführten gegenüberden Patienten mit nicht abgemessener Diät. Wir könnensomit sagen, daß die Diabetesdiät beim jugendlichen Mani-festationstyp eine Präventionsdiät gegen die gefürchtetenDiabetes-spezifischen Komplikationen der Angiopathie ist.Betrachten wir den Verlauf beim Erwachsenendiabetes, sowird aus dem einfachen klinischen Experiment der drasti-schen Diätbehandlung eines übergewichtigen Diabetikersersichtlich, daß selbst beim manifesten Diabetes des Er-wachsenentyps unter ausschließlicher Diätbehandlung mitKohlenhydratrestriktion und Kalorienreduktion eine Remis-sion aus der manifesten Diabetesphase bis zur normalenGlukose-Toleranz erzielt werden kann.Allein durch die Reduktion des Körpergewichts unter Diät-führung wird eine Normalisierung des Stoffwechselserzielt. Als zusätzlich begünstigender Faktor ist im vor-liegenden Falle eine gesteigerte muskuläre Aktivitätdurch Trainingsbehandlung wirksam. Sieht man zusätz-lich das Verhalten des immunreaktiven Seruminsulins beieinem adipösen Patienten mit gestörter Glukose-Toleranzfür die VerJaufsbeobachtung, so läßt sich feststellen, daßnach einer diätinduzierten Gewichtsabnahme die patholo-

gisch erhöhten Seruminsulinspiegel ebenso wie die krank-haft veränderte Glukose-Toleranz zurückgehen.Wir verbinden damit die Vorstellung, daß die Reduktion desFettgewebes, welches in gesteigertem Maße Insulin an sichzieht, und somit als stoffwechselaktives Organ in ersterLinie dieses lipogenesewirksame Hormon beansprucht,auch zu einer geringeren Inanspruchnahme des insulin-produzierenden Pankreassystems führt. Man weiß heute,daß die Größe der Fettgewebszellen jeweils unmittelbarin Proportion zum Grad der Übergewichtigkeit eines Indivi-duums steht. Möglicherweise wird durch den ständigenSog des Fettgewebes, welches endogen-sezerniertes Insu-lin an sich zieht, eine Überforderung der Sekretionskapazi-tät des Pankreas herbeigeführt.Aus neueren Untersuchungen von Roth u. Mitarb, wissenwir, daß das beim Menschen zirkulierende endogene Insulinzwei Komponenten hat, welche beide vom Pankreas sezer-niert werden. Die eine Komponente („little-Insulin") istdurch Gelfiltrationstechnik oder durch Reaktion mit Meer-schweinchen-Antischweineinsulinserum nicht vom gereinig-ten Schweineinsulin, welches dem pankreatischen Insulingleichzusetzen ist, zu unterscheiden. Die zweite Kompo-nente („big-Insulin") unterscheidet sich im Molekularge-wicht und in der immunologischen Reaktionsweise. Kurznach oraler Glukosegabe zeigt sich der überwiegendePlasmainsulinanteil als „little-Insulin", während zwei Stun-den nach Glukosegabe bis 50% des immunologisch be-stimmten Plasmainsulins „big-Insulin" darstellt. LängeresFasten und Glukosegabe scheinen die Sekretion von „big-Insulin" zu steigern, dessen biologische Aktivität, chemi-sche Struktur und physiologische Bedeutung noch weit-gehend unklar sind. Wir wissen nur, daß die bisher gültigenVorstellungen von der Physiologie der Insulinsekretion neuüberprüft werden müssen, vor allem im Hinblick auf Stö-rungen der Glukose-Toleranz beim Menschen, die miteinem endogenen Hyperinsulinismus einhergehen, wie z. B.der Fettsucht und dem Erwachsenendiabetes.So ergibt sich eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daßim Anfangsstadium des Erwachsenen-Diabetestyps mit vor-bestehender Adipositas infolge der Überforderung der Pan-kreassekretionskapazität vorwiegend „big-Insulin" produziertwird, welches möglicherweise auch qualitativ von dem pri-mär sezernierlen Insulin unterschieden ist und in ersterLinie lipogeneseaktiv wirkt.

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Wenn wir zur praktischen Diätgestaltung übergehen, dannzeigt sich als Basismaßnahme die Bemessung des Soli-gewtchts beim Patienten, dem eine Diät verordnet werdenmuß Diese Sollgewichtsbestimmung bezieht sich nachGroße, Körpergewicht, Geschlecht und Lebensalter auf dieIdealgewichtstabeilen der Metropolitan Life Insurance Com-pany (Geigy-Tabellen 1966). Das praktische Vorgehen einerDiatgestaitung beginnt mit der Verordnung einer individuelldisponierten, kaloriengerechten Basisdiät. Nach dieser aufGrund des Sollgewichts errechneten Basisdiät wird einDiätschema für den Patienten ausgefüllt, und es folgt einepraktische Diätberatung mit Aushändigung des Diatschemas,Übergabe von weiteren Diätempfehlungen oder Diätbro-schuren und Unterricht über allgemeines Diabeteswissen.Diese Instruktion hat die Ernährungslehre, die Kostberech-nung zu berücksichtigen und an Hand von Beispielen dieKalkulation einer Diät zu üben Weitere Aufgabe der Dia-betesinstruktion ist es, durch häufige Kontrollen in derSprechstunde das erlernte Diabeteswissen zu überprüfen.Wir tun dies vor allem, indem wir einen Testfragebogenmit mehreren Wahlfragen ausfüllen lassen, indem die je-weils eine richtige Antwort anzukreuzen ist Diätversagerbedürfen wiederholter Unterrichtung Die Diatgestaitung be-rücksichtigt selbstverständlich auch die berufliche Belastungdes Patienten durch Verordnung von Zusatzkalorien beischwer körperlich arbeitenden Personen Fassen wir dieBeantwortung der anfangs gestellten Frage, warum eineDiabetes antidiabetisch wirken kann, zusammenBeim jugendlichen Diabetestyp wirkt die diätetische Ver-ordnung therapieunterstutzend und antiangiopathisch BeimDiabetes vom Erwachsenen- und Alterstyp mit Übergewich-tigkeit vermag eine Diät eine echte Remission zu erzielenSie wirkt durch die Gewichtsreduktion kausal antidiabetisch,schont die endogene Insulinproduktion und wirkt zugleichantiatherogen Die Diätetik bleibt stets Grundlage der anti-diabetischen Therapie.

AntidiabetikaWirken orale Antidiabetika antidiabetisch? Zur Beantwor-tung dieser Frage muß zunächst festgestellt werden, daßin der Chronopathologie des Diabetes Spontanremissionenzur Beobachtung gelangen, so daß nur in exakt geplantenprospektiven Studien eine Wirksamkeit oraler Antidiabetikageprüft werden kann Nach umfassenden medizin-statistischgeplanten Therapiestudien wie sie zuletzt auf dem Sym-posion „On Early Diabetes" 1968 berichtet wurden, ist eineWirksamkeit oraler Antidiabetika der Sulfonylharnstoffreihebei Frühstadien des Diabetes mellitus vom juvenilen Typerwiesen Nach der Studie von Stowers und eigenen Er-fahrungen, ergibt sich eine besonders gute Wirksamkeitbei jugendlichen Vorstadien. Man kann sogar sagen, jejünger ein Diabetespatient, der noch nicht in der mani-festen Diabetesphase sieht, ist, um so besser ist ein dauer-haft günstiger Effekt im Sinne einer echten Remission unteroralen Antidiabetika der Sulfonylharnstoffreihe zu erzielen.Auslaßuntersuchungen bei dauerbehandelten manifestenDiabetikern des Erwachsenen- und Alterstyps ließen er-kennen, daß eine permanente Medikation mit oralen Anti-diabetika der SH-Reihe keine kurative Wirkung ausübt. DieGlukose-Toleranz wird vorübergehend gebessert, bleibt je-doch permanent gestört

Aus diesen Resultaten laßt sich die Folgerung ableiten, daßeine Praventivtherapie diabettscher Fruhstadien durch oraleAntidiabetika gerechtfertigt ist, vor allem, wenn es sich umjüngere Patienten handelt. Eine solche Präventivtherapiekann jedoch nicht kritiklos vom praktizierenden Arzt ver-ordnet werden, sie muß unter guter Kontrolle der Glukose-Toleranz und anderer Stoffwechselparameter in einer pro-spektiv geplanten Studie vollzogen werden

Welche Antidiabetika gibt es?Wir wissen, daß die Wirkung der Stoffgruppe der Sulfonyl-harnstoffdenvate und Pyrimidme nicht ohne Vorhandensein

von endogenem Insulin zustande kommt. Die Substanzenwirken betacytotrop, setzen eine exakte Diätetik voraus, dasie sonst, durch allzu starke Steigerung der endogenen Insu-linwirkung appetitsteigernd, gewichtsfördernd und damit imSinne einer Mastkur wirksam werden würden. Die Entdek-kung dieser Stoffgruppe ist ein besonderer Glucksfall derPharmazie, da das am häufigsten gebräuchliche PräparatTolbutamid mit einer außerordentlich geringen Quote vonNebenerscheinungen verbunden ist Die Komplikationsrateder Hautsymptome liegt gewohnlich unter 1 %, die derhaematologischen Komplikationen unter 0,5%.

Die zweite in der antidiabetischen Behandlung gebräuch-liche Substanzgruppe ist die der Antidiabetika der Bigua-nidreihe.

Die Wirkung dieser Substanzen basiert auf einer Behinde-rung der intestinalen Glukoseaufnahme und einer Steige-rung der Glukoseoxydation, indem durch Biguanide dieGlukoseutilisation von oxydativen in nicht oxydative Stoff-wechselwege verlagert wird. Eine teils erwünschte Neben-wirkung ist der anorexigene Effekt. Bei autoradiographi-schen und Isotopenuntersuchungen wurde festgesteUt, daßsich Biguanide selektiv im Bereich des Dünndarms wie desgesamten Intestinaltrakts anreichern Die Domäne der In-dikationsstellung für die Behandlung mit Biguaniden ist dererwachsene, übergewichtige Diabetiker, bei dem eine Diat-behandlung allem nicht genügt. Teilweise werden Bigua-nide a!s Zusatztherapie bei Diabetikern verwandt, die mitSulfonylharnstoffen ungenügend eingestellt sind. Versuchs-weise kann zusatzlich ein labiler Diabetes, der mit Insulinund Diät nicht befriedigend kompensierbar ist, durch Bigua-nide behandelt werden.

Als Kontraindikationen der Biguanidbehandlung sind ent-zündliche Veränderungen des Magen-Darm-Trakts, peri-phere feuchte Gangrän, schockgefahrdete Patienten, Nie-ren- und Leberinsuffizienz sowie schwere konsumierendeErkrankungen anzusehen. Frauen im gestationsfähigenAlter sollten keine Biguanid-Praparate erhalten

Bei der Besprechung oraler Antidiabetika darf darauf ver-wiesen werden, daß noch immer eine gewisse Anzahl un-wirksamer Präparate (Organhydrolysate, Pflanzenextrakte)im pharmazeutischen Handel erhältlich ist Die Gefahrdieser Präparate liegt vor allem darin, daß der Patient imVertrauen auf die Substanz auch zu leichtsinnigem Verhal-ten bzgl. der Diabetes-Diät verleitet wird.

Neue orale AntidiabetikaEin wichtiger Fortschritt der Diabetes-Therapie durch dieEinfuhrung neuer oraler Antidiabetika liegt in der Kombi-nationstherapie der beiden Stoffgruppen der Sulfonylharn-stoff- oder Pyrimidinreihe und der Biguanide. Diese Kom-binationstherapie gestattet in erstaunlich hohem Maße beiinsuhnierten Diabetikern des Erwachsenentyps eine Reduk-tion der Insulindosis bzw. eine völliges Absetzen der In-sulintherapie.Ein Präparat, das die Kombination sowohl bei mittlerer alsauch bei hoher Biguaniddosierung gestattet, stellt dasneuerlich eingeführte Redul plus® bzw. Redul plus forte®dar.Von den neueren antidiabetischen Substanzen ist das Sul-fonylharnstoffpraparat Glybenclamid (HB 419) als Daonil®und Euglukon 5® therapeutisch bedeutsam geworden. DieSubstanz stellt insofern einen wesentlichen Fortschritt derpharmazeutischen Entwicklung dar, als sie einen etwa200fach stärkeren antidiabetischen Effekt als Tolbutamid auf-weist Sie ist bereits in einer Dosierung von wenigen mgwirksam und stellt das bis heute stärkst wirksame oraleAntidiabetikum dar. Glybenclamid wird etwa nur zur Hälfteresorbiert, wahrend die aufgenommene Substanzmenge me-tabolisiert und in Form von zwei Metaboliten, bevorzugt desin Transstellung hydroxylierten Metaboliten, ausgeschiedenwird

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Die durchschnittliche Erhaltungsdosis von HB 419 liegt ineiner großen Fallzahl bei Dauerbehandlung etwa zwischen2,5 und 10 mg.Die Substanz ist praktisch frei von Nebenerscheinungen,sie ist nicht lebertoxisch und hat in der bisher geringstenZahl bei langfristiger Substanzprüfung zu hautallergischenoder hämatologischen Komplikationen geführt.Ein wesentlicher Vorzug dieser Substanz ist die starkeWirksamkeit beim Erwachsenendiabetes, welche gestattet,viele primär insulinierte Fälle allein auf HB 419 oder inKombination mit Biguaniden oral einzustellen. Bei Prüfungeines größeren primär insulinierten Erwachsenendiabetes-Kollektivs erlebt man erstaunlicherweise, wie viele Fälleeine nicht indizierte Insulinbehandlung erhalten. Die Frage,ob die niedrige Dosierbarkeit der Substanz einen wesent-lichen therapeutischen Vorteil darstellt, muß die Erfahrungder Daueranwendung beantworten. Wir glauben, eine ge-wisse Schwierigkeit darin zu sehen, daß weitere Substan-zen mit gleich günstigen Eigenschaften und ähnlich niedri-

ger Wirkdosis entdeckt werden, die dann zu einer Ver-wirrung in der Diabetestherapie beitragen und insbesonderedurch Dosisverwechslung die Entscheidung des praktizie-renden Arztes gefährden.

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Anschrift des Verfassers- Prof Dr. B. KNICK, II. Med. Univ.-Klinik undPoliklinik Mainz, Langenbeckstraße 1.

Medizinische Poliklinik der Universität Freiburg i. Brsg.

D. p. wiertz Lespedeza capitata und die Anwendung in der Medizin

^led. u. Reh.Heft 1, 1970

In einer Zeit, als intermittierende Langzeitdialyse und Peri-toneal-Dialyse zur Behandlung chronisch niereninsuffizien-ter Patienten in Deutschland noch nicht allgemein bekanntund gebräuchlich waren und konservative Verfahren mitverbesserter Ausnutzung moderner diätetischer Möglichkei-ten nicht zur Verfügung standen, wurden wir auf einenExtrakt aus Lespedeza capitata aufmerksam. Dies war imJahre 1963. Dem genannten Extrakt wurde die Eigenschaftzugeschrieben, bei Niereninsuffizienz eine Senkung derPlasmakonzentrationen von Reststickstoff und anderenharnpflichtigen Substanzen zu bewirken. Infolge der gerin-gen therapeutischen Möglichkeiten einer fördernden phar-makologischen Beeinflussung der Nierenhämodynamik be-urteilten wir bis dahin vorliegende klinische Erfahrungsbe-richte {Obrowsky 1958; Ullrich 1958) skeptisch, zumal dieangewandte Versuchstechnik anfechtbar ist.Bekanntlich sind Steigerungen der Reststickstoffkonzentra-tion im Plasma hauptsächlich durch Zunahme der Harnstoff-Fraktion bedingt. Überschlagsmäßig läßt sich der Anteilder Harnstoff-Fraktion am Reststickstoffgehalt nach der vonPeters und van Slyke (1946) angegebenen Formel errech-nen:

Rest-N (mg/100 ml) = 10+ (1,07 x Harnstoff-N in mg/100 ml).Hierbei ist zu berücksichtigen, daß der prozentuale Anteildes Harnstoff-Stickstoffs an der Reststickstoff-Erhöhung beichronischer Niereninsuffizienz etwas geringer ist, als dieoben angeführte Näherungsformel erwarten läßt. Währendbei akutem Nierenversagen bis zu 90 Prozent des Rest-stickstoff-Betrages auf Harnstoff-Stickstoff entfallen kön-nen, findet sich bei chronischer Niereninsuffizienz ein rela-tiv stärkerer Konzentrationsanstieg von Nichtharnstoff- (oderResidual-)Stickstoff.Nach Untersuchungen von Austin et al. (1921) und Shannon(1936) wird die Konzentration von Harnstoff im Plasmanicht nur von verschiedenen renalen, sondern auch vonextrarenalen Faktoren bestimmt. Sie ist von drei Variablenabhängig: 1. Von der Größe des Harnflusses (tubuläreRückdiffusion), 2. von der glomerulären Filtratrate und 3.von der Höhe des Eiweißumsatzes.Goldring und Chasis (1944), Addis et al. (1947) sowieSarre und Schadkhu (1962) konnten zeigen, daß die Rest-Stickstoffwerte bereits bei Personen mit gesunden Nierennach reichlicher Proteinzufuhr oder vermehrtem endogenenEiweißabbau auf ein pathologisches Niveau ansteigen kön-

nen, wobei Oligurie die Entwicklung einer Azotämie fördert.Alteren Untersuchungen von Chasis und Smith (1938) zu-folge ist das Ausmaß einer Azotämie in allen Stadien einerchronischen Niereninsuffizienz bei konstantem Stickstoff-Metabolismus und Stickstoff-Gleichgewicht im wesentlicheneine Funktion von glomerulärer Filtratrate und Harnzeit-volumen. Oberhalb eines Harnflusses von 2 ml/min, bezo-gen auf 1,73 m2 Körperoberfläche, ist die Harnstoff-Clea-rance (C) nach Untersuchungen von Austin et al. (1921)

UVmaximal. Es ergibt sich dann folgende Beziehung: C = —g—wobei U und B die Harnstoffkonzentrationen in Harn undVollblut und V das Harnzeitvolumen darstellen. Bei Harn-minutenvolumina von weniger als 2 ml/1,73 m2 Körper-oberfläche fällt die Harnstoffclearance etwa proportionalder Quadratwurzel des Harnflusses ab. Wir sprechen hier-bei von der Standard-Clearance von Harnstoff (Möller et al.

1929). Es besteht dann die Beziehung: C = u • V v

B

BO VO SO SO WO KO P/0 160 ISO

Cja [ml/mm und 1,73 ms]

Abb. 1Beziehung zwischen der Serumkonzentration von Reststick-stoff (RN) und Inulinclearance (CIn). Nach Mertz et al. (1962).

Wenn der Harnfluß auf weniger als 0,35 ml/min, zurück-geht, wird das Verhältnis U/B individuell konstant, so daßsich die Clearance in direktem Verhältnis zum Harnzeit-volumen ändert. Diese sogenannte minimale Harnstoff-clearance (Chesley 1938) wird durch Multiplikation des be-obachteten Verhältnisses U/B mit 0,35 bestimmt, wobei deraktuelle Harnfluß unberücksichtigt bleibt. Um die minimaleHarnstoffclearance in Prozent der Norm auszudrücken, wird

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das aktuelle Verhältnis U/B durch den normalen Wert die-ser Relation 91 5, dividiert und dann mit 100 multipliziertoder einfach mit 1,11 multipliziertInfolge der Abhängigkeit der Reststickstoff-Konzentrationim Plasma von den oben genannten Faktoren ist es unzu-lässig, im aligemeinen von einer „renalen glomerularenReserve hinsichtlich der Aufrechterhaltung einer normalenReststickstoff-Konzentration zu sprechen oder gar zu be-haupten der Harnstoffgehalt im Blut wurde erst nach Her-absetzung der renalen Harnstoff-Clearance auf 40 Prozentder Norm oder weniger ansteigen (Smith 1951) Halt manjedoch von den drei Variablen die die Hohe der Harnstoff-Konzentration im Plasma bestimmen, zwei Bedingungennämlich die Verhaltnisse im Eiweiß- und Wasserhaushaltkonstant, dann muß sich jede Veränderung der glomeru-laren Filtratgroße in einer umgekehrten Reaktion des Harn-stoffgehaltes im Plasma widerspiegeln (vgl Abb 1) Esliegt auf der Hand daß es bei minimalem Eiweißumsatzund Stickstoff-Gleichgewicht also unter der Voraussetzungeines physiologischen Eiweiß-Minimums sowie bei Tages-hammengen von 2800 mi und mehr eine sogenannte Min-destfittratmenge ' geben muß unterhalb der die Reststick-stoff-Werte im Plasma mit Sicherheit die obere Norm-grenze von 40 mg/100 ml überschreiten Diese Mindest-filtratmenge ' betragt nach eigenen Untersuchungen (Mertzund Sarre 1962, Mertz et al 1962) etwa 30 ml/mm , bezogenauf 1 73 m2 Korperoberflache, also ungefähr ein Viertel desnormalen glomerularen Filtratvolumens (vgl Abb 2) Unterdiesen Bedingungen ist die Anwendung des Begriffes einer

renalen glomerularen Reserve im Filtrationsprozeß oderhinsichtlich der Ausscheidung von Harnstoff angebrachtMan nutzt diese Reserve bekanntlich bei schwer nieren-kranken Patienten, die noch über eine gute Diurese ver-

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27 14 + 1 63[Spanne 25 29]

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C zw sehen 30 und35 m m n und 1 73 tnC zw sehen 25 und29 m in n und 1 73 m

Abb 2Abhängigkeit der RN-Konzentration von der Große derInulincJearance bei 19 niereninsuffizienten Patienten, die14 Tage lang proteinarm ernährt wurden und Harnmengenvon ca 2000 ml/Tag ausschieden Nach Mertz und Sarre(1962)

fugen, seit langem therapeutisch aus (Sarre 1967), indemman eine eiweißarme und flussigkeitsreiche Kost verordnetNach Ausschopfung aller üblichen Behandlungsmaßnahmenbei chronischer Niereninsuffizienz (Kartoffel-Ei-Diat nachKluthe und Quinn 1968, Anregung des Harnflusses durchreichliche Flussigkeitsaufnahme Verminderung des Eiweiß-kaiabohsmus durch Verabfolgung anaboler Substanzen)laßt sich demnach eine Azotamie nur durch Steigerung dergtomerularen Filtratrate oder durch Verminderung der Harn-stoffbildung veinngern Die reststickstoffsenkende Wirkungeiner diätetischen Eiweißbeschrankung überwiegt dabei einedamit einhergehende Herabsetzung von giomerularer Fil-tratrate und effektivem Nierenplasmastrom (Pullman et al1954)Unter diesen Vorbehalten haben wir (Merfz und Keine 1964)klinisch-experimentelle Untersuchungen mit dem Extrakt ausLespedeza capitata an nierengesunden und chronisch nie-renkranken Patienten aufgenommen Im Mittelpunkt derPrüfung stand eine Analyse von Veränderungen der Nieren-hamodynamik und des Mechanismus der Harnkonzentne-rungUnsere Untersuchungen fanden unter standardisierten diä-tetischen und technischen Bedingungen statt Es wurde derEinfluß einer oral verabfolglen Dosis von 5 ml eines 1 0 % -igen Extraktes aus Lespedeza capitata auf verschiedeneNierenpartialfunktionen geprüft Da die Häufigkeit und dierelauve Quantität von Änderungen der Nierenfunktion beiden nierengesunden und nierenkranken Personen unterdem Einfluß von Lespedeza capitata nicht unterschiedlichwaren haben wir das Untersuchungsgut nicht weiter nachverschiedenen Krankheitsgruppen beziehungsweise nachdem Zustand der Nierenfunktion differenziert

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Abb 3Verhalten von Nierenclearancewerten und Harnkonzentne-rung unter der Wirkung einer oralen Gabe von 5 ml des10%igen Extraktes von Lespedeza capitata (L) im Ver-gleich zu den Kontrollen (K)

Unter der Wirkung von Lespedeza capitata (L) nahmen dierenale Inulm- und p-Aminohippursaure (PAH) -Clearancedie unter Fließgleichgewichtsbedingungen bestimmt wordenwaren, durchschnittlich um 16 Prozent der betreffendenAusgangswerte ohne Änderung der Filtrationsfraktion signi-fikant zu (vgl Abbildung 3) Gleichzeitig kam es zu einerMehrausscheidung von osmotisch gebundenem Wasser umdurchschnittlich 45 Prozent gegenüber dem Kontrollmittel-wert Die Harnosmolalitat und die Clearance von osmotischfreiem Wasser die in diesen Versuchen als Kriterium für

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R = renalerGesamtgefäß-widerstandRA = afferenterWiderstand

Abb. 4Verhalten der renalen Ausscheidung von Natrium und,Kalium sowie der (errechneten) renalen Gefäßwiderständeunter der Wirkung einer oralen Gabe von 5 ml des 10'%igenExtraktes von Lespedeza capitata (L) im Vergleich zu denKontrollen (K).

die relative Adiuretin (ADH)-Aktivität am Nephron ange-sehen wurden, änderten sich nicht signifikant. Die renaleEliminierung von Natrium und Kalium erhöhte sich durch-schnittlich um 29 beziehungsweise 16 Prozent des betref-fenden Ausgangswertes signifikant (vgl. Abbildung 4).Bei den nierengesunden Personen senkte L den errechne-ten renaien Gesamtgefäßwiderstand. Die absolute und rela-tive Abnahme des afferenten Partialwiderstandes überwogeine gleichzeitig auftretende absolute und relative Zunahmedes efferenten Netto-Widerstandes.

Das Mittel rief bei niereninsuffizienten Personen nach zwei-bis dreiwöchiger Verordnung keine unangenehmen Neben-erscheinungen, allergische oder toxische Nebenwirkungenhervor. Allerdings klagten einige Patienten über leichteÜbelkeit, eine Patientin entwickelte Sehstörungen, die nachAbsetzen des Mittels verschwanden.

Unter dem Einfluß von L traten also zwei Veränderungender Nierenfunktion auf, die für eine vermehrte renale Elimi-nierung von Reststickstoff-Substanzen, besonders von Harn-stoff, wesentlich sind und a priori eine solche Mehraus-scheidung erwarten lassen: Einma! eine Zunahme der glo-merulären Filtratrate und zum anderen eine Erhöhung derAusscheidung von osmotisch gebundenem Wasser proZeiteinheit. Die Frage, ob L auch die Bildung von Harn-stoff oder anderen N-haltigen Eiweißabbauprodukten be-einflußt, ist bisher unseres Wissens nicht untersucht wor-den.Wenn man das Verhalten der Clearance von osmotischfreiem Wasser als ein Kriterium für die relative ADH-Akti-vität am Nephron ansieht, dann ist an der durch L bewirk-ten Zunahme des Harnzeitvolumens eine Änderung desADH-Einflusses nicht beteiligt. Diese Aussage wird durchdie Beobachtung unterstützt, daß L nur geringe insignifi-kante Schwankungen der Harnosmolalität herbeiführt. VomStandpunkt der Aufrechterhaltung einer Homoiostase desKörperflüssigkeitsvolumens und des osmotischen Druckesder Körperflüssigkeiten aus handelt es sich bei der unterL auftretenden Zunahme des Harnminutenvolumens nichtum einen diuretischen Effekt. Für eine Steigerung desHarnzeitvolumens ist nur dann der Begriff Diurese anzu-

wenden, wenn dabei eine Mehrausscheidung von osmotischfreiem Wasser erfolgt {Smith 1957.) Diese Bedingung istjedoch unter der Wirkung von L nicht erfüllt. Vielmehrwird die Steigerung des Harnflusses allein durch eineMehrausscheidung von osmotisch gebundenem Wasser her-vorgerufen.Da die Zuwachsrate der Harnausscheidung größer als diedes Glomerulusfiltrates ist, kann die Erhöhung des Harn-minutenvolumens nicht allein auf eine Steigerung der glo-merulären Filtratrate zurückgeführt werden. Dasselbe giltfür die Mehrausscheidung von osmotisch aktiven Bestand-teilen, die in derselben Größenordnung wie diejenige vonWasser liegt, da die Harnosmolalität keine signifikanteVeränderung aufweist. An der gesteigerten Eliminierungvon osmotisch aktivem Material sind jedoch die von unsbestimmten Elektrolyte (und deren Begleitanionen) nichtallein beteiligt. Die Zunahme der renalen Natriumausschei-dung ist zwar größer als die der glomerulären Filtratrate,aber kleiner als die zusätzliche Ausscheidung osmotischaktiver Bestandteile. Kalium wird in einem der Zuwachs-rate der glomerulären Filtratmenge vergleichbaren Ausmaßvermehrt ausgeschieden. Unter der Wirkung von L mußdemnach die tubuläre Reabsorptionsquote noch andererosmotisch aktiver Bestandteile vermindert sein. Wahr-scheinlich trägt zur absoluten Steigerung der Ausscheidungvon osmotisch aktivem Material eine verstärkte Exkretionvon Harnstoff bei. Wie groß die tatsächlichen Veränderun-gen der Harnstoffausscheidung unter dem Einfluß von Lsind, müßte weiter untersucht werden. Unter Berücksichti-gung des Befundes, wonach die relative ADH-Aktivität amNephron unter dem Einfluß von L konstant bleibt, kann die -Zunahme des Harnminutenvolumens nur als osmotischesPhänomen erklärt werden. Hierbei binden die verminderttubulärreabsorbierten osmotisch aktiven Bestandteile indem Ausmaß Wasser, als die Osmolalität des Endharns beiunveränderter Permeabilität der distalen Nephronabschnittefür Wasser und Harnstoff im wesentlichen konstant bleibt.Es wurde früher darüber berichtet (Ullrich 1958), daß Lals wirksames Prinzip das Flavon-Derivat Lespedin ent-halte. Ob daneben noch andere Wirkstoffe in dem Extraktaus L vorkommen, ist unseres Wissens nicht geklärt. Vorallem interessiert die Frage nach dem Angriffspunkt deswirksamen Prinzips im Zellstoffwechsel, um den Mechanis-mus, durch den die von uns beobachteten Veränderungender Nierenfunktion bewerkstelligt werden, aufzuklären. Einharntreibender Effekt verschiedener Flavon-Derivate wurdeschon 1932 von Fukuda beschrieben.

Und nun zur Anwendung von L in der inneren Medizin. DieLeistungsgrenzen dieses Präparates sind dahingehend zukennzeichnen, daß eine besondere Indikationsstellung beiNiereninsuffizienz nicht möglich ist. Entsprechend dem ebenaufgezeigten Wirkungsprinzip erhöht L unabhängig von derGenese einer chronischen Niereninsuffizienz die glomeru-läre Filtratrate. Dabei ist es völlig belanglos, ob eine chro-nische Glomerulonephritis, eine chronisch rezidivierendePyelonephritis oder ein anderes Nierenleiden vorliegt. DerIndikationsbereich ist also Niereninsuffizienz bei chroni-schen Nierenerkrankungen unterschiedlicher Ätiologie. EineBehandlung der Harnsäurediathese kommt nicht in Frage.Hier hat L mit Sicherheit keine Wirkung, da die mit derErhöhung der Harnsäurekonzentration in der extracellu-lären Flüssigkeit verbundene AusfäSlung und Ablagerungvon Harnsäure in diversen Teilen der Niere auf diese Weisenicht beeinflußt werden kann.

Eine Anwendung von L beim Hypertoniker in prophylak-tischer Hinsicht ist theoretisch interessant, klinisch jedochwenig bedeutsam. Bekanntermaßen ist die Nierenfunktionbeim essentiellen Hypertoniker lange Zeit, möglicherweiseüber Jahrzehnte, nicht oder nur in geringem Umfange ein-geschränkt. In solchen Fällen würde die Anwendung von Lkeinen Effekt zeitigen. Die meisten Patienten mit essen-tieller Hypertonie versterben selbst in unbehandeltem Zu-

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stand nicht an Niereninsuffizienz, sondern an Apoplexieoder Herzversagen einschließlich Infarkt. Niereninsuffizienztritt ja erst dann auf, wenn die glomeruläre Filtratrate aufweniger als ein Viertel der Norm eingeschränkt ist, so daßdie meisten essentiellen Hypertoniker das Manifestations-alter nicht erreichen. In anderen Fällen von Hochdruck nichtrenaler Genese ist die Situation nicht anders, es sei denn,es handelte sich um eine maligne Verlaufsform, die extremselten vorkommt, heute gut behandlungsfähig ist und beiallen Formen von Hochdruck, gleich welcher Genese, auf-treten kann. Hier ist energische antihypertensive Therapiebis zur Erreichung normaler Blutdruckwerte, sofern dierestliche Nierenfunktion dies noch erlaubt, wichtigste Maß-nahme. Im Falle eines renalen Hochdruckes gelten dieüblichen Bedingungen hinsichtlich der Indikationsstellungvon L. Sicherlich wirkt diese Substanz nicht spezifisch blut-drucksenkend in einigen Hochdruckfällen. Man kann dievon uns festgestellte Verbesserung des effektiven Nieren-plasmastromes nicht zum Gegenstand von Erörterungenmachen, wonach eine Durchblutungsverbesserung durch Lzur Blutdrucksenkung führen könnte. Bekanntermaßen istder Hochdruck im fortgeschrittenen Stadium weitgehendautonom. Besserungen der Nierendurchblutung können beichronischem Hochdruck keine entscheidende Wende brin-gen. Sowohl tierexperimentell als auch am Menschen hatsich immer wieder gezeigt, daß chronischer Hochdruckselbst bei renovasculärer Ursache auch nach totaler Wie-derherstellung einer guten Nierendurchblutung nur in einembescheidenen Prozentsatz reversibel ist. Da jedoch dieDurchblutungsförderung, die L auslöst, im Vergleich zumEffekt einer chirurgischen Intervention außerordentlich ge-ring ist, kann natürlich mit einer Kausalwirkung nicht ge-rechnet werden. Bisher ließen sich noch keine renalenPrinzipien stofflicher Art auffinden, die für den chronischenHochdruck verantwortlich gemacht werden könnten (Mertzund Sarre 1968; Mertz 1969). Vielmehr muß man annehmen,daß andere noch unbekannte Mechanismen die Chronizitätunterhalten. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf dieAusführungen von Pickering (1955, 1961) zur Frage nachdem chronischen renalen Hochdruck, wobei immer wiedervon obskuren neurogenen, jedenfalls nicht renalen Fakto-ren die Rede ist. Diese Auffassung entspricht der Meinungder überwiegenden Zahl aller Hochdruckforscher.

Inwieweit eine Behandlung mit L bei der diabetischenGlomerulosklerose von Bedeutung ist, ergibt sich aus demallgemeinen Indikationsbereich. Ich glaube kaum, daß einspezifischer Effekt von L auf die durch Diabetes bewirktenglomerulosklerotischen Veränderungen zu erwarten ist. Je-doch ist die allgemein fördernde Wirkung aut die Nieren-hämodynamik auch bei Glomerulosklerose zu erwarten,soweit die Gefäße noch ansprechbar sind.Eine allgemein verbindliche Aussage, ob die Anwendungverschiedener Antibiotika bei! Niereninsuffizienz durch zu-sätzliche Verordnung von L mögiich ist, kann nicht gege-ben werden. Bei schweren Niereninsuffizienzen wird L eineentscheidende Wende unter Einschluß einer Therapiemög-üchkeit mit verschiedenen Antibiotika nicht bringen. Min-destens ebenso wichtig wie die Anwendung von L ist insolchen Fällen die Ausschöpfung aller Möglichkeiten, dieauf diätetischem Wege zu einer Verminderung des Anfallsund einer Erhöhung der Ausscheidung harnpflichtiger Sub-stanzen beitragen: Kartoffel-Ei-Diät sowie bei guter Diu-rese ein tägliches Flüssigkeitsangebot, das eine maximaleHarnstoffausscheidung bei einem Harnminutenfluß von 2 ml/1,73 m2 oder von 2800 ml täglich erlaubt. In allen fortge-schrittenen Fällen, in denen ein genügender Harnfluß nichtmehr erzielt werden kann, wird man sich rechtzeitig zurAnwendung einer intermittierenden Langzeitdialyse, ent-weder in Form von Peritoneal-Dialysen oder als künstlicheHämodialyse {Sarre 1967; Wetzeis 1969), entschließen müs-sen. Wenn jedoch so eingreifende Therapieverfahren nichtdurchführbar oder noch nicht notwendig sind, kann sich L

als nützliches Adjuvans bei der Behandlung chronischerNiereninsuffizienzen erweisen.Nach amerikanischen Statistiken kommen in den zur Dia-lysebehandlung der chronischen Niereninsuffizienz amehesten geeigneten Altersklassen von 15 bis 49 Jahrenpro Million Einwohner 24,2 für eine derartige Therapie inFrage. Das wären für Westdeutschland etwa 1400 Patienten.Andererseits wurde geschätzt, daß von den in USA jährlichan Urämie verstorbenen Menschen nur 2 bis 3% die Vor-aussetzung für eine erfolgreiche Dauerdialyse erfüllt hätten.Die Erhebungen des Statistischen Bundesamtes in Wies-baden weisen für das Jahr 1961 in der BundesrepublikDeutschland 17000 Todesfälle durch Nierenkrankheiten aus.Überträgt man die amerikanische Schätzung von 2 bis 3%für die Dauerdialyse geeigneter Patienten auf diese Zahl,so müßte man jährlich etwa mit 450 Patienten rechnen.Vermutlich ist diese Zahl aber zu gering. Der tatsächlichejährliche Anfall von Patienten, die wegen chronischer Nie-reninsuffizienz mit der chronischen Langzeitdialyse behand-lungsfähig sind, dürfte in der Mitte zwischen beiden ge-schätzten Zahlen liegen. Für diese Patienten stehen in-dessen gegenwärtig nur 18 größere Zentren zur Behand-lung zur Verfügung, wobei sich deren Kapazität auf maxi-mal 150 Patienten, die im Dauerdialyseprogramm behandeltwerden können, belaufen dürfte. Diese Anzahl ist klein imVergleich zu den sehr viel mehr Kranken, die die optimaleVoraussetzung für eine solche Behandlung mitbringenwürden.

ZusammenfassungEs wird über die Nierenwirksamkeit und die klinische An-wendung eines Extraktes aus Lespedeza capitata berichtet.Unter standardisierten diätetischen und technischen Bedin-gungen reagieren nierengesunde und nierenkranke Perso-nen auf eine oral verabfolgte Dosis von 5 ml des 10%igenExtraktes qualitativ gleich. Unter der Wirkung des Extrak-tes (L) nehmen die renale Inulin- und p-Aminohippursäure-Clearance ohne Änderung der Filtrationsfraktion leicht,aber signifikant zu. Es kommt zu einer Mehrausscheidungvon osmotisch gebundenem Wasser um durchschnittlich45 Prozent gegenüber dem Kontrollmittelwert. Die Harnos-molalität und die Clearance von osmotisch freiem Wasser,die in diesen Versuchen als Kriterium für die relative ADH-Aktivität am Nephron angesehen werden, ändern sich nichtsignifikant. Die renale Eliminierung von Natrium und Kaliumerhöhen sich mäßig, aber signifikant. Die Zunahme desHarnminutenvolumens wird als osmotisches Phänomenerklärt.Entsprechend dem aufgezeigten Wirkungsprinzip erhöht Lunabhängig von der Genese einer chronischen Nierenin-suffizienz die glomeruläre Fiitratrate und den Harnfluß.Beide können für eine vermehrte renale Ausscheidung vonReststickstoff-Substanzen verantwortlich gemacht werden.Der Indikationsbereich der Substanz ist Niereninsuffizienzbei chronischen Nierenerkrankungen unterschiedlicher Ätio-logie. Mindestens ebenso wichtig wie die Anwendung vonL ist in solchen Fällen die Ausschöpfung aller anderen kon-servativen Möglichkeiten (Kartoffel-Ei-Diät, Induktion einerguten Diurese). In allen fortgeschrittenen Fällen, in denenein genügender Harnfluß nicht mehr erzielt werden kann,wird man sich rechtzeitig zur Anwendung einer intermit-tierenden Langzeitdialyse entschließen müssen, soferndieses Verfahren individuell und allgemein anwendbar ist.

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Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. D. P. MERTZ, Med. Univ.-Poliklinik.78 Freiburg i. Brsg, Hermann-Herder-Straße 6.

Verflechtungen von präventiver und kurativer Medizin in der CSSR

EinleitungDie Prävention hat in unseren Ländern eine alte Tradition.In diesem Jahre sind es genau hundert Jahre seit demTode des berühmten tschechischen Physiologen J. E. Pur-kyne, der als Professor auch an der Breslauer Universitätlange Jahre tätig war.Bereits damals, also vor genau 150 Jahren, hat er die Be-deutung der Prävention in einer glänzenden Form heraus-gestellt: „Des Arztes vornehmste Aufgabe sehe ich. nichtdarin, zu versuchen, ein schon verlöschendes Leben zuerneuern oder für nur kurze Zeit aufrechtzuerhalten, son-dern darin . . . es vor Schaden zu bewahren und schließlichzu den Höhen bewundernswerter Vollendung und Schön-heit zu führen . . . Die Medizin wird dann in allen ihrenFächern vollkommen sein, wenn sie — so weit dies über-haupt geschehen kann — bei so häufigem Wechsel undfeindlichem Einfluß fremder Gewalten lehren wird, die Zart-heit des menschlichen Organismus zu festigen, Ansteckun-gen vorzubeugen und Krankheiten abzuwehren . . . DieLenker der Staaten haben bereits mit Weitblick erkannt,daß zur physischen Erhaltung und Unterstützung des Wohl-standes eines Volkes die Medizin eine Angelegenheit desaligemeinen Interesses werden muß."

Die Tschechoslowakei hat nach Beendigung des zweitenWeltkrieges eine komplizierte Entwicklung durchgemacht,welche sowohl durch innere als auch durch äußere Um-stände beeinflußt wurde..Während in ökonomischen und strukturellen Bereichen dieEntwicklung seit dem Jahre 1945 von vielen Wendungen,Erschütterungen und Rückschlägen geleitet war, könnendie Mitarbeiter des Gesundheitswesens dagegen mit be-stimmter Befriedigung feststellen, daß das Gesundheits-wesen nach Überwindung einer gewissen anfänglichen Ver-legenheit und Unschlüssigkeit, besonders nach dem Jahre1951, eine zielbewußte Entwicklung genommen hat und ent-schlossen ist, von seinen erfolgreichen Organisationsprin-zipien und Methoden nicht abzugehen.

1. Die Entwicklung des Gesundheitswesens in der CSSRvor dem Jahre 1945

Das Gesundheitswesen auf dem Gebiete der Tschecho-slowakei bis Ende des zweiten Weltkrieges entsprachseinem Inhalt, seinen Formen und Methoden nach dertypischen Auffassung zur Sicherstellung der in dieser Zeitnormalen Gesundheitspflege Mittei- und Westeuropas.Das verdankte es namentlich dem deutschen Einfluß, dersich hier nicht nur in der unmittelbaren geografischen Lageim Zentrum Europas geltend machte, der aber auch manchegemeinsame charakteristische Bedingungen geschaffenhatte.Vor 620 Jahren, 1348, gründete Karl IV., König von Böhmen

und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches DeutscherNation, in Prag die erste Universität (Alma Mata CarolinaPragensis) in Mitteleuropa. Zu ihr gehörte von Anfang anauch eine medizinische Fakultät, deren Einfluß auf diekultureile Entfaltung des Landes und auf die Entwicklungdes Gesundheitswesens außerordentlich groß war.Die Kenntnis der deutschen Sprache in unseren Ländernwar in der höheren und Mittelklasse der Bevölkerung sehrverbreitet, so daß das Studium der deutschen Literatur undder wissenschaftliche Kontakt ganz normal waren. In Praggab es bis zum Jahre 1939 sowohl eine tschechische alsauch eine deutsche medizinische Fakultät.Auch die ökonomische beiderseitige Verbundenheit undAbhängigkeit war in dieser Zeit groß, ungeachtet dergroßen Zahl von Bürgern deutscher Nationalität, die aufdem Gebiete der Tschechoslowakei lebten.Im Jahre 1945, nach Beendigung dos zweiten Weltkrieges,waren die Gesundheitseinrichtungen auf dem Gebiete derCSSR scheinbar zahlreich, aber der Inhalt der Dienste warvoller Mängel und Konflikte. Trotz gewisser Fortschritteder Medizin und trotz mancher bedeutender Erfolge imöffentlichen Gesundheitswesen und der Sozialversicherunggab es weder eine einheitliche Konzeption noch eine ein-heitliche Praxis der vorbeugenden Heilfürsorge.Die Entwicklung der Gesundheitseinrichtungen und beson-ders der Krankenhäuser war nicht planmäßig.Die ambulante Fürsorge war zersplittert und wenig effektiv.Es bestand ein absoluter Unterschied und Konflikt zwischenPrävention und Behandlung.

Die Prävention, falls sie durchgeführt wurde, entwickeltesich nur mit geringer Unterstützung aus den Staatsdotatio-nen und mit Hilfe der freiwilligen und Wohltätigkeitsvereine,auf denen das Hauptgewicht dieser Fürsorge lastete.Obwohl das Verständnis der staatlichen Organe klein war,gelang es dennoch dank der Tradition und Opferwilligkeitunserer Ärzte und mit Unterstützung der freiwilligen undWohltätigkeitsvereine — gewisse Erfolge zu erzielen. Soz. B. wurden bis zum Jahre 1938 154 Beratungsstellen fürTbc errichtet. Eine große Entwicklung haben auch die Kin-derberatungsstellen erreicht und zwar waren es 1422 biszum Jahre 1938.Die Zersplitterung und ungleiche Qualität der Heilfürsorgeund die ganz unsystematische Durchführung der Präventionhaben es verursacht, daß der objektive Gesundheitszustandder Bevölkerung — als konkrete Folge der Gesundheits-pflege im Jahre 1945 für die Tschechoslowakei sehr unbe-friedigend war.Die Sterblichkeit an Tbc stieg auf 153,3 (von 100 000 Ein-wohnern), die Sterblichkeit an Diphtherie auf 18,9, an Typhusabdominalis bis auf 16,8. Die Säuglingssterblichkeit war inder CSSR 135%o, in der Slowakei sogar 185%o. Mit diesen

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traurigen Zahlen stand die CSSR fast an der letzten Stellein Europa.

2. Die Entwicklung nach dem Jahre 1945

Schon vor dem zweiten Weltkrieg arbeiteten manche fort-schrittliche Ärzte an dem Entwurf der neuen und besserenOrganisation des Gesundheitsdienstes. Während des Krie-ges wurde ein ziemlich genauer Plan für die Entfaltung deseinheitlichen, staatlichen Gesundheitsdienstes ausgearbei-tet, ganz nach modernen Prinzipien.Die CSSR hat im Jahre 1945 und besonders nach demJahre 1948 den Weg zu einem sozialistischen politisch-öko-nomischen System angetreten. Man konnte deshalb meinen,daß auch die Organisation des Gesundheitswesens denneuen Bedingungen angepaßt würde.Es hat sich aber gezeigt, daß die Durchführung der neuenIdeen und der Umbau des Gesundheitsdienstes viel schwie-riger war, als man gedacht hatte.Im Jahre 1947 wurden die Beratungsstationen verstaatlicht,blieben aber doch abgetrennt von den anderen Gesund-heitseinrichtungen.Die heikelste Stelle des Gesundheitswesens in dieser Zeitwar immer noch die Prävention und die ambulantenDienste, die ganz unkoordiniert in den verschiedenen Ein-richtungen urvd in ungleicher Qualität geleistet wurden.Manche Gesundheitseinrichtungen unterstanden dem Ge-sundheitsministerium, andere wieder der Zentralversiche-rung, weitere dem Ministerium für Sozialfürsorge.

3. Die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens und wei-tere gesetzliche Maßnahmen auf dem Gebiete der präven-tiven und kurativen Medizin.

Erst im Jahre 1951 begann man das Gesundheitswesenorganisationsmäßig zu vereinheitlichen. Das Ministeriumübernahm in seine Verwaltung sowohl die Ambulatorien derNationalversicherung und die Betriebsgesundheitseinrich-tungen, als auch Krippen und Kinderheime, später eben-falls die pharmazeutischen Unternehmen und die medizini-schen Fachschulen für das mittlere medizinische Personal.Die wichtigste Maßnahme für die weitere Entwicklung inden modernen Prinzipien war der Beschluß der Regierungvom 3. Juli 1951 über die „Vereinheitlichung des Gesund-heitswesens und über die Einheit der präventiven und ku-rativen Fürsorge."

Mit diesen Gesetzen wurden von Anfang 1952 zum ersten-mal die neuen wichtigen organisatorischen Prinzipien desmodernen Gesundheitsschutzes eingeführt. Ein Hauptgliedder gesundheitlichen Betreuung stellte das Distriktsystemdar, in dem die Krankenhäuser und alle ambulanten Ein-richtungen zu Instituten für Volksgesundheit zusammen-gefaßt wurden. Damit hatte man die Voraussetzungen füreine einheitliche ambulante und stationäre Betreuung so-wie für eine einheitliche Präventiv- und Heilfürsorge gestellt.

Im Jahre 1966 verabschiedete die Nationalversammlung derCSSR das „Gesetz über den Volksgesundheitsschutz", dassogenannte Gesetz Nr. 20. In diesem Gesetz wurden auchalle bisherigen Gesetze und Verordnungen über den Ge-sundheitsschutz zusammengefaßt und vereinheitlicht. Mitdiesem Gesetz regelte die CSSR nicht nur die eigentlicheAusübung der Gesundheitsdienste und die Organisationdes Gesundheitswesens, sondern auch die Pflichten, diealle Organe, Organisationen und Einzelpersonen zu erfül-len haben. Das Gesetz gibt auch ganz genaue Richtlinienzur Leistung der kurativ-präventiven Fürsorge.Im ganzen Gesetz wird mehrmals die Bedeutung der Prä-vention betont. Zum Beispiel zwischen 6 Artikeln des erstenTeiles — („Hauptgrundsätze des Volksgesundheitsschutzes")— der Artikel IV:

„Der sozialistische Volksgesundheitsschutz ist vor allemvorbeugend auf den Schutz sowie systematische Festigungund Entfaltung der körperlichen und geistigen Gesundheitdes Volkes ausgerichtet; besondere Aufmerksamkeit wird

dabei der neuen Generation und dem Gesundheitsschutzder Werktätigen gewidmet."Die Maßnahmen dieses Gesetzes ermöglichen unseremGesundheitswesen bei der Durchführung der präventivenund kurativen Tätigkeit die Mitarbeit der Bürger, Institutio-nen und Behörden zu beanspruchen.Die Gesundheitseinrichtungen haben als Grundpflicht sichum die Gesundheit der Bevölkerung aktiv zu sorgen, näm-lich durch Prävention von Krankheiten, deren rechtzeitigeDiagnosen und effektive Heilmethoden.Damit die Gesundheitsarbeiter diese Aufgaben erfüllenkönnen, verpflichtet dieses Gesetz auch jeden Bürger, sichder Aufforderung zu präventiven Untersuchungen und dia-gnostischen Prüfungen, der Impfung, der Behandlung vonansteckenden Krankheiten, der Isolation, dem Verbot derBerufsausübung und anderen weiteren notwendigen Maß-nahmen zu unterziehen.

Bei der Erfüllung von präventiven Aufgaben müssen auchdie Betriebe und Organisationen behilflich sein. Nament-lich müssen sie den Gesundheitsarbeitern sämtliche Infor-mationen über die Arbeitsweise und Arbeitsbedingungenin den Betrieben gewähren. Das Gutachten des Arztes istfür den Betrieb entscheidend, und der Betrieb ist verpflich-tet, bei der Aufnahme eines Arbeiters und bei der Verein-barung der Arbeitsart, im Einklang mit diesem Gutachtenvorzugehen.

4. Die Hauptprinzipien des tschechoslowakischen Gesund-heitswesens

Um die Bedeutung der Verflechtung von präventiver undkurativer Medizin zu begreifen, äst es notwendig, wenig-stens ganz kurz über die Hauptprinzipien der Gesundheits-politik in der CSSR zu berichten.Der Gesundheitsschutz der Bevölkerung ist auf folgendenGrundsätzen aufgebaut:1. Der Gesundheitsschutz der Bevölkerung ist eine derwichtigsten Aufgaben des Staates, er ist Pflicht des Staatesgegenüber seinen Bürgern.2. Der gesamte Gesundheitsschutz einschließlich Arzneienist für die ganze Bevölkerung unentgeltlich.3. Der Gesundheitsschutz ist allgemein zugänglich.4. Das Gesundheitswesen wird planmäßig ausgebaut.5. Das Gesundheitswesen ist einheitlich in seiner Organi-sation, seinem Ziel und seinen Arbeitsmethoden.6. Einen wichtigen Grundsatz bildet die präventive Ein-stellung.7. Die Grundlage für die Leitung und die Tätigkeit des Ge-sundheitsdienstes bildet die medizinische Wissenschaft.8. Ein wichtiger Faktor ist die aktive Teilnahme der Öffent-lichkeit an den Aufgaben des Gesundheitswesens.

5. Theoretische Grundlagen der Prävention

Das große Gewicht, welches unser Gesundheitswesen aufdie Prävention legt, würde bestimmt eine theoretische Er-klärung und eine ökonomische Bewertung der Präventions-ergebnisse verdienen. Diese Fragen würden doch eine selb-ständige Erörterung verlangen.Zum Verständnis der Bedeutung müssen wenigstens einpaar Worte gesagt werden:Die wissenschaftliche Grundlage der Prävention ist die Er-kenntnis der entscheidenden Bedeutung der Wechselbezie-hungen zwischen dem Organismus und der Umwelt.Man faßt dann Gesundheit und Krankheit als ein dynami-sches Potential der Fähigkeit des Organismus auf, sich denAnsprüchen der Außenwelt anzugleichen. Gesundheit undKrankheit sind also eine ständig wechselnde Beziehungzwischen dem Organismus und der Außenwelt. Unter ihnengibt es keine genaue Grenze, der Unterschied ist nicht ab-solut, aber relativ.

Der Organismus, der fähig ist, sich der Außenwelt und de-ren Ansprüchen anzupassen, der gleiche Organismus un-terliegt bei Erhöhung der Ansprüche und erweist sich als

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Physikalische Medizinund Rehabilitation11. Jahrgang Hefti Januar 1970

1. Beilage der Deutschen Gesellschaft für Elektroneural-Diagnostik und Therapie e.V.

Schriftleitung

Inhaltsverzeichnis

Dr med Ludwig Walb Horrberg/Oberhessen

U. Faust: Messung des Zeitverhaltens des elektrischen Widerstandes und der Kapazität von Haut- und Reaktionsstellen imTierversuchH. L. Walb: Erfahrungsberichte aus der PraxisW. Mehlhardt: Der gemessene elektrische Hautwiderstand als diagnostisches Hilfsmittel — eine Einfuhrung

Messung des Zeifverhaltens des elektrischen Widerstandes und der Kapazität vonu Faust Haut- und Reaktionsstellen im Tierversuch

Auszugsweise Veröffentlichung eines Vortrags, gehalten auf dem Kongreß des Zentralverbandes der Arzte für Naturheilverfahren in Freudenstadt am 20 9 1969

Die menschliche und tierische Haut besitzt im Vergleichmit gut durchblutetem Unterhaut- und Muskelgewebe gegen-über niedrigen Gleich- und Wechselspannungen einen rela-tiv hohen elektrischen Widerstand Da es sich um keinenrein ohmschen Widerstand handelt, ist er frequenzabhangigTheoretisch kann man ihn in einen Wirk- und Blindwider-stand, häufig auch ohmscher und kapazitiver Widerstandgenannt zerlegen Am menschlichen Korper und bei einigenWarmblutern hat man festgestellt daß eine Anzahl engum-schnebener Bezirke existiert, deren Widerstand sich vondemjenigen der Umgebung unterscheidet Der Durchmesserdieser Bezirke betragt 2-3 mm Um diese zu finden, ist eszweckmäßig, mit einer differenten kleinflachigen Elektrodeüber die Haut zu fahren und den Widerstand zwischendieser und einer großflächigen festen Hautelektrode odereiner unter die Haut eingestochenen Injektionskanule zumessen

Diese ausgezeichneten Bezirke stimmen zum Teil mit denAkkupunkturpunkten, mit den Fröschen Reizpunkten undden nach Croon „Reaktionsstellen genannten Punktenubeiem Die Reaktionsstellen hegen bei verschiedenen Per-sonen oder Tieren gleicher Art stets am selben Ort Manfindet sie in großer Zahl am Kopf und Hals sowie links undrechts der Wirbelsaule Bei einiger Übung lassen sich dieReaktionsstellen einwandfrei tasten Sie weisen gegenüberdem umgebenden Gewebe eine etwas härtere Konsistenzauf (1,4) Mit histologischen Methoden konnte bisher nochkein Unterschied zwischen diesen Stellen und der übrigenHaut gefunden werden, obwohl, wie spater ausgeführt wirdein struktuieller Unterschied existieren muß HistochemischeUntersuchungen stehen noch aus (3)

Zur Widerstandsmessung an der Haut verwendet manzweckmaßigerweise sinusförmige Wechselspannungen mitt-lerer Frequenzen Bei Gleichspannungen und sehr nieder-frequenten Wechselspannungen besteht die Gefahr, daßPolansationsspannungen das Meßergebnis falschen Eswird außerdem durch den Meßstrom eine Verschiebung vonLadungsträgern in der Haut stattfinden, die je nach Dauerder Messung das Ergebnis verschieden stark beeinflußt DieVerwendung hoher Frequenzen stoßt auf große meßtech-nische Schwierigkeiten

Die Widerstandsmessungen wurden mit einer Wechsel-spannungsmeßbrucke in der eine Parallelschaltung von

einem Wirkwiderstand mit einer Kapazität verändert wirdbei 9 kHz vorgenommenEs wurde der Widerstand zwischen einer in das Muskelgewebe eingestochenen Injektionskanule und einer klemflachigen differenten Elektrode gemessen Letztere bestand auseinem Silberblech von etwa 5 mm Durchmesser, das dieForm einer Kugelschale hatte Diese Elektroden wurdennachdem die Reaktionsstelle lokalisiert war, mit Heftpflasteiauf der Haut des Versuchstieres befestigt Die Haare wurden an diesen Stellen zuvor vorsichtig mit einer Schereentfernt Da sich der Widerstand von Haut- und Reaktionsstellen wahrend der Messung um so starker ändert, jegroßer der Meßstrom ist, wurde mit sehr geringen Stromstarken gearbeitet Bei 10 (iA ist der Einfluß der Meßdauer auf das Meßergebnis nur noch sehr gering Die Beobachtungen wurden über Stunden durchgeführt Der Meßström wurde nur wahrend der einzelnen Messungen, d halso für kurze Zeit, eingeschaltet

Die Fehler, die bei der Messung von Hautwiderstanden auftreten hangen einerseits von der Empfindlichkeit der verwendeten Wechselstrombrucke und der Toleranz der AbStimmelemente ab, andererseits von der Genauigkeit, mider die Elektrode auf die Reaktionsstelle aufgesetzt wirdWegen der relativ großen Streuung physiologischer Wertewurde auf eine große Genauigkeit bei dem Bruckenabgleicrzugunsten einer raschen Abstimmung verzichtet Der dadurch verursachte Fehler war jedoch stets kleiner als 10%Durch das ungenaue Aufsetzen der differenten Elektrodeauf die Reaktionsstelle kann ein Fehler auftreten, der alleanderen um ein Vielfaches übertrifft Es ist deshalb wichtigdaß die differente Elektrode sehr genau aufgesetzt wirdDie Versuche wurden an Hunden vorgenommen, an denerKreislaufexpenmente durchgeführt wurden Es interessierdie Frage, ob bei schweren Eingriffen in das lebende System sich 1 die Haut- und Reaktionsstellen verschiederverhalten und 2 nach dem Tode der Versuchstiere dieUnterschiede erhalten bleiben Die Ergebnisse stammervon drei verschiedenen Versuchen Der Wirkwiderstand uncdie Kapazität von Haut- und Reaktionsstellen wurde anrAbend vor dem Versuch, unmittelbar vor Versuchsbeginnwahrend der gesamten Versuchsdauer und nach dem Exitus des Tieres durch Anoxie oder eine Uberdosis Narkotikum gemessen Zur Auswertung und zur grafischen Dar

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Stellung wurden die an 9 bzw. 4 verschiedenen Reaktions-und Hautstellen gewonnenen Ergebnisse gemittelt. DerHautwiderstand blieb in den ersten beiden Versuchen überdie gesamte Versuchsdauer außerhalb des Meßbereiches,d. h. oberhalb 220 kß. Mit einer neuen Meßanordnungwurde dann in einem getrennten Versuch der Hautwider-stand allein bestimmt. Die Ergebnisse sind in den dreifolgenden Bildern dargestellt. Der ohmsche Widerstand Rund der Blindwiderstand, der proportional zur reziprokenKapazität ist, weisen gleichsinniges Verhalten auf.

R/kn

Kapazität

R / k n

Widerstand

«• t/Stunden

Abb. 1Wirkwiderstand und Kapazität von paravertebralen Reak-tionssteilen des Hundes; Mittelwert aus 9 Messungen.

Wie man aus Abb. 1 sieht, verändern sich die Werte für Rund C fast über die gesamte Versuchsdauer nur relativwenig. Erst nach einer durch starke Hypoxie gesetztenirreversiblen Schädigung, die sich auch durch Sauerstoff-gaben nicht beheben läßt, sinkt der Wert des Wirk- undBlindwiderstandes auf etwa V3 des Anfangswertes. DieHautstellen bleiben weiterhin außerhalb des Meßbereiches,in Abb. 2 Ist der gleiche typische Verlauf zu erkennen. DerWiderstand und die Kapazität der Reaktionsstellen wurden12 Stunden vor Versuchsbeginn und während des Versuchskontrolliert und wiesen nur geringfügige Schwankungenauf. Sie wurden deshalb in der Abbildung unterdrückt.Im Gegensatz zu Bild 1 tritt hier der sehr rasche Zusam-menbruch des Widerstandes erst nach dem Exitus auf. Esliegt hier offenbar keine Vorschädigung wie beim vorher-gehenden Versuch vor.Genau das umgekehrte Verhalten zeigt sich nun an Haut-stellen, wie aus Bild 3 ersichtlich.Nach dem Tode der Versuchstiere steigen Wirk- und Blind-widerstand rasch an. Der Unterschied zwischen Haut- undReaktionssteilen hinsichtlich des elektrischen Wechselstrom-Widerstandes bleibt auch nach dem Tode bestehen. Mankann daraus auf eine strukturelle Verschiedenheit dieserausgezeichneten Hautbezirke gegenüber der normalen Hautschließen. Auch auf einen funktionellen Unterschied zwi-schen den verschiedenen Hautarealen kann auf Grund

10 -

— - t/Stunden

Abb. 2Wirkwiderstand und Kapazität von paravertebralen Reak-tionsstellen des Hundes; Mittelwert aus 4 Messungen.

Widerstand

Kapazität

— * • t /min

Abb. 3Wirkwiderstand und Kapazität von paravertebralen Haut-stellen des Hundes; Mittelwert aus 4 Messungen.

anderer Untersuchungen, über die vom Verfasser ebenfallsberichtet wurde, geschlossen werden (2).

L i t e r a t u r1. CROON, R.: Elektro-Neuraldiagnostik und -therapie. Konkordia AG,

Bühl-Baden (1959).2. FAUST, U.: Messung des Zeitverhaltens des elektrischen Widerstan-

des von Haut- und Reaktionsstellen noch Croon. ElektromedizinNr. 5, Band 14/1969.

3. KELLER, G.: Vortrag Internat. Akupunkturkongreß, Wien 1965.4. OVERHOFF, C. E.: Über das elektrische Verhalten spezieller Haut-

bezirke - Dissertation, Karlsruhe 1960.

Anschrift des Verfassers: Dr. U. FAUST, Elektrobiolog. Institut derUniversität Karlsruhe.

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Erfahrungsberichte aus der Praxis

Die folgenden Ausführungen sollen unter dem Gesichts-punkt betrachtet werden, daß die Medizin nicht nur Natur-wissenschaft, sondern auch Erfahrungswissenschaft ist.Über die meßtechnischen Grundlagen, die schon seit 18Jahren feststehende Tatsachen sind und die erst kürzlichin ausgedehnten Versuchsreihen erneut bestätigt wurden,gibt es keine Zweifel.An Hand der nun folgenden Beispiele sollen einige Behand-lungsergebnisse mit der Elektro-Neural-Diagnose und -The-rapie demonstriert werden.Die diagnostischen Aussagen, die sofort das Beschwerde-bild objektivieren sind ebenso verwertbar, wie die unmit-telbar aus den Messungen sich ergebenden Abweichungenvon der Norm, die als Therapiegrundlage dienen.

Kurve 1Spinale Kinderlähmung (Test 1960), Widerstände im rech-ten Bein bis 115 kOhm erhöht (s. Pfeil).

Spinale Kinderlähmung48jährige Patientin, bei der eine Kinderlähmung der rech-ten unteren Extremitäten mit Atrophie und verschiedenenkorrigierenden Fußoperationen besteht, so daß sie nur miteinem Stützapparat gehen kann. Die Extremität ist ständigblau, kalt, völlig atrophisch und bereitet ihr besonders inder kalten Jahreszeit erhebliche Schmerzen und Beschwer-den. In den letzten Jahren hat sich ein leichter Hypertonusausgebildet. Die medikamentöse Therapie wird lautend mitgefäßerweiternden Mitteln durchgeführt, die meist nicht ver-tragen wurden, mit Bädern und Einreibungen, die sie sichselbst verabfolgt.

Vergleichende Meßergebnisse aus verschiedenen Jahrenzeigen in der Eiektro-Neural-Kurve immer erhöhte Wider-stände im unteren Extremitätenbereich.Die Beschwerden, besonders das unangenehme Kälte-gefühl, das Kribbeln und die krampfartigen Schmerzenbessern sich durch die gezielte Elektro-Neural-Therapiejedesmal derart, daß sie sich jährlich — ohne wiederbestelltzu sein — im Herbst zur Elektro-Neural-Therapie einfindetund dann nach meist 20—30 Perduktionsbehandlungen volleBeschwerdefreiheit erreicht wird. Die Meßwerte sind immerkonstant und immer reproduzierbar nachzuweisen.

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Kurve 2Im Jahre 1960 und im Jahre 1965 sind immer wieder er-höhte Widerstände im Bereich des re. Beines vorhanden,als Zeichen von Funktionsstörungen, die immer meßbar undreproduzierbar waren.

Kurve 3Vor Behandlung.

ApoplexieEin 69jähriger Mann, der nie ernsthaft krank war,Polizeidiener eines kleinen Ortes, erlitt im August 1967eine rechtsseitige Apoplexie mit kompletter linksseitigerLähmung und mußte 4 Wochen später wegen Lungenödemin die medizinische Universitätsklinik eingewiesen werden.Nach 4wöchentlicher klinischer Behandlung wurde er alsreiner Pflegefall entlassen mit Decubitus und einer Dauer-medikation von Euphyllin und Lanicor. Die Pflege zu Hausewar für die Angehörigen nicht leicht.Ais nach subcapitalen Ganglieninjektionen und Segment-therapie keine Besserung eintrat, begannen wir mit derEleklro-Neural-Therapie, zu der der Mann in die Praxisgebracht wurde.

ZltktrQ Meurat Somegramm nach Crcot

Kurve 4Nach insgesamt 30 Behandlungen.

Als Resultat der Elektro-Neural-Therapie ergab sich bei3mal wöchentlicher Behandlung mit insgesamt 30 Per-duktionen nach Ablauf von 8—10 Wochen eine völlige Wie-derherstellung des Gehvermögens.Der Decubitus heilte ab, der Mann nahm an Gewicht zuund konnte ohne Stock die Treppenstufen wieder gehen,selbst ohne Unterstützung die schmale Treppe in seinemHaus.Zurückgeblieben ist eine leichte Gebrauchsbehinderungder linken Hand, sonst sind alle körperlichen Funktionenwieder hergestellt. Zu seinem 70. Geburtstag konnte derMann einen großen Spaziergang zu seinen Verwandten imDorf machen und ist auch heute nach über 1 Jahr tadel-los gehfähig geblieben.

Kurve 5Meßwerte vor Beginn einer Kurverschickung.

Urlauberkurve und ProphylaxeEin 42jähriger kaufmännischer Angestellter, der nach einer

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Kur braungebrannt aus der Erholung kommt, fühlt sichelend, klagt über Kopfschmerzen, Steifheit im Rücken, Auf-stoßen, ist ewig erkältet, hat hellen Stuhl, Schmerzen imBauch, immer schlechte Verdauung, Schlaflosigkeit, ist sehrreizbar, nachts Juckreiz, hat laufend Vitaminpräparate ge-nommen und war bei verschiedenen Ärzten, Fachärzten undProfessoren in Behandlung. „Die ganze Kur habe ihmwenig genützt."

ENS Eleklra ttturat Somagra

Kurve 6Nach Rückkehr von der Kur wesentliche Verschlechterungder Meßwerte und des Allgemeinbefindens.

Er ging mit einer schlechten Meßkurve zur Erholung undkam mit einer noch schlechteren Meßkurve zurück. Hierbeiläßt sich objektiv nachweisen, was auch zahllose Patientenimmer wieder berichten, daß ihnen der Urlaub schlecht be-kommen sei. Einzelne Landesversicherungsanstalten sinddeshalb dazu übergegangen ihre Leute vor Antritt einerKurverschickung elektroneuraldiagnostisch messen zu las-sen, und sie erst dann zur Kur zu entsenden, wenn dieelektrischen Hautwiderstände im Normalbereich liegen.Viel Unheil und manches menschliche Versagen am Steuerdes Autos, des Flugzeuges, im Straßenverkehr und an verantwortlichen Stellen könnten verhütet werden, wenn pro-phylaktisch die Elektro-Neural-Diagnostik und -Therapie an-gewandt würde.

Kurve 7

Krebs klinisch bestätigtEin 47jahriger Geschäftsmann, der erstmalig in meine Be-handlung kam, war früher nie ernstlich krank gewesen,hatte Immer sehr viel gearbeitet, ein großes Geschäftaufgebaut, aber außer einem Splitter im rechten Ober-arm vom letzten Krieg und einer Blinddarmoperationkeine besonderen anamnestischen Angaben. Erst in derletzten Zeit war er wegen der Armbeschwerden bei einemNervenarzt behandelt worden.Er fühlte sich ständig schlapp, matt, appetitlos, hatteSchmerzen im rechten Bein und in den Armen und konnteseiner Arbeit nicht mehr nachgehen. Er war aufgeregt, littunter Schlaflosigkeit und Verdauungsstörungen.Es waren alle Untersuchungen durchgeführt worden, auchröntgenologisch. Man hielt die Symptomatik für eine Ma-nagerkrankheit und empfahl ihm eine Kur in einem Kneipp-Bad.Als die Schmerzen im Rücken noch unerträglicherwurden, röntgte man ihm mehrere Male die Wirbelsäule —alles o. B. —. Verschiedene Professoren und Fachärzterieten zu einem Klimawechsel, da sich „objektiv" nichtsfinden ließ.

Als ich ihn erstmalig untersuchte, war der Mann blaß, fahl,im Mund fanden sich zahlreiche Metallzähne mit Fötor undleichtem Druckschmerz der Kieferwinkeldrüsen. Es fandsich ein Druckschmerz in der Coecalgegend und in derPankreas-Kopfgegend, ebenso ein Klopfschmerz über deroberen Lendenwirbelsäule, der Blutdruck war normal —130/90 — und die Blutsenkung von 6/17 nicht beschleunigt.Das Blutbild mit 85 % Hb, Ery 4,3 und Leuko 6700 war inOrdnung; im Harn befanden sich keine pathologischen Be-standteile, außer einer Spur Zucker; der Blutzucker warmit 160 mg leicht erhöht, die Prostata war links eindellbar.Der Mann war unruhig, machte sich Sorgen um seinengroßen Betrieb. Er galt als Neurotiker in seiner Umgebungund ebenso bei seinen bisherigen behandelnden Ärzten.Alle Meßwerte liegen weit außerhalb des Normbereichesund zeigen einen völligen Energieverlust, wie dies charak-teristisch für Krebs ist. 8 Tage nach meiner 1. Untersuchungwurde eine Probelaparatomie durchgeführt, wobei sich eininoperabler Krebs, den Pankreaskopf umfassend in dieLeberforte metastasierend fand. Die Prognose war infaust,der Mann ist kurze Zeit danach gestorben.

Trigeminusneuralgie, FokaltoxikoseEin 31jähriger Flugkapitän, der nie ernsthaft krank war,erhielt im Oktober 1967 nach mehrfachen Erkältungen undHexenschuß 2 Cholera-Impfungen und 3 Tage später Thy-phus- und Parathyphus-lmpfungen. Im Anschluß daranbildete sich eine hartnäckige Neuritis mit Trigeminusneu-ralgie heraus, die er 2 Jahre vorher schon einmal gehabthatte. Dies führte dazu, daß er infolge der Beschwerdenseinen Posten als Flugkapitän aufgeben mußte.Vorausgegangen waren mehrere SpezialUntersuchungenbei Spezialisten in Amerika und bei deutschen Kapazitäten.Als ich ihn erstmals untersuchte, ergaben sich klinischkeinerlei Besonderheiten, auffällig war nur ein mit zahl-reichen Metallzähnen versehenes Gebiß mit verschiedenenMetallsorten. Die Kieferwinkeldrüsen waren schmerzhaft,ebenso die Austrittstellen der Trigeminuspunkte.Der Mann erhielt zunächst eine gezielte Elektro-Neural-behandlung und Novocaininjektionen an die Zähne undsegmental. Nach 10 Elektro-Neuralbehandlungen bessertesich das Allgemeinbefinden, aber die Schmerzen im Kie-fergebiet ließen nicht nach. Auf Grund der vorgenomme-nen Messung empfahl ich ihm sich eine Amalganplombe,die in direktem Kontakt mit einer Goldbrücke stand, voneinem Zahnarzt entfernen zu lassen, was dieser jedochverweigerte, da die Zähne in bester Ordnung seien. Ichriet ihm einen anderen Zahnarzt aufzusuchen, der dannauch diesen Zahn mit der Amalganplombe zogNach einigen weiteren Perduktionen wurde der Mann völ-lig beschwerdefrei. Er fliegt heute wieder eine Boeing imÜberseeverkehr.

LWS-SyndromEin 71jahriger pensionierter Eisenbahnbeamter wird trotzausgiebiger internistischer, klinischer und fachärztlicher Be-handlung seine Rückenschmerzen, Magenbeschwerden,Atemnot und Verdauungsbeschwerden nicht los.Außer einem leichten Hypertonus und Hartspann mit spon-dylotischen Veränderungen der HWS und LWS sind klinischsonst keine Besonderheiten zu erkennen. Der Blutdruckist mit 160/100 leicht erhöht, der Mann klagt über ständi-gen Juckreiz, die Prostata war links leicht eindellbar.Auf dem Elektro-Neural-Somagramm liegen die Meßwertefast alle außerhalb des Normalbereiches mit Durchschnitts-werten von etwa 80—90 Kilo Ohm (normal 30—50 Kilo Ohm).Besondere Erhöhungen der Widerstände finden sich jedochin dem Lendenbereich.Nach 20 Perduktionsbehandlungen, je 3mal wöchentlich,sind die Werte bereits im Normbereich. Die ständigenNacken- und Kreuzschmerzen sind verschwunden, derMann gibt an, „er sei wieder ein normaler Mensch gewor-den."

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UnfallfolgenDie Patientin schilderte in folgendem Brief an mich ihreKrankheit:Nach einem schweren Verkehrsunfall am 6. 10. 1964 war ichmit Unterbrechungen 6 Monate in mehreren Krankenanstal-ten. Ich habe Gutachten von 8 Ärzten, 2 Gutachten vonProfessoren ebendort, die die Versicherung des an demUnfall schuldigen Fahrers als Obergutachten gewertethaben möchte. Bei dem Unfall wurde ich (laut Polizeibe-richt) 10—14 Meter geschleudert, was zu verschiedenenKnochenbrüchen, Stauchungen und Schürfungen führte. DieBrüche (Unterkiefer rechts bei Dislokation und SpUtterungdes linken Kiefergelenkes, Oberarmkopf links, Schambein-bruch rechts, Becken- und Zehengelenksbruch und wahr-scheinlich auch im Bereich des Vorfußes links, Verrenkung,Stauchung im Bereich des rechten Daumengrundgelenkes)heilten schnell und gut (ich bin am 24.10.1908 geboren, unddie Ärzte wunderten sich über diese schnelle Heilung). Diedanach aber im Bereich der Brüche und Stauchungen auftre-tenden Nervenentzündungen verursachen mir noch heutezeitweilig unerträgliche Schmerzen und behindern mich sostark, daß ich keiner Erwerbstätigkeit nachgehen kann, ganzabgesehen von gestörter Nachtruhe, Unfähigkeit irgendeineArt von Sport zu betreiben, stärkste Gehbehinderung, wo-durch der allgemeine Gesundheitszustand natürlich aufsSchwerste in Mitleidenschaft gezogen wird."Sie wurde stationär behandelt mit insgesamt 30 Perduktio-nen und kann heute einen Beruf ausüben, ist völlig gehfähigund konnte auf dem Kongreß selbst über ihre Krankheitberichten.Schon Leriche hat im 1. Weltkrieg vasomotorische Störun-gen bei Verletzungen hervorgehoben. Bei Gelenkverletzun-gen, Distorsionen, Verstauchungen gehen viele Reflexe vonden Gelenken aus. Es gibt nicht nur eine reflexogene,sondern auch eine biochemische Schädigung durch Sauer-stoffmangel und dadurch Säurebasenverschiebungen, eineDemineralisation und Osteolyse, ein Verschwinden desProteingerüstes und totale Mineralsalzverschiebung. Sokommt es von der vasomotorischen zur biologischen Stö-rung, die mit der Elektro-Neural-Methode in gewissemGrad wieder rückläufig zu machen ist und zur funktionei-len Herstellung führt.Professor Schliephake hat auf einem kürzlich in Münchendurchgeführten Kolloquium gesagt: „Wissen ohne Kritiktaugt nichts, aber Kritik ohne Wissen taugt erst rechtnichts."Das gilt auch für die Beurteilung der Elektro-Neural-Dia-gnostik und -Therapie. Dazu möchte ich auch den Chefarztder neurologischen Abteilung des Allgemeinen Kranken-hauses in Hamburg-Barmbek, Herrn Kollegen Säcker, zitie-ren, der kürzlich in einer medizinischen Zeitschrift folgen-des veröffentlichte: „Die letzte Strecke unserer Diagnostik,nämlich die Übersetzung des klinischen Syndrombildes indie anatomische Diagnose, bleibt uns völlig versperrt. Daßder Kliniker nun einmal nicht anatomisch, sondern mit kli-nischen Methoden arbeiten muß, ist zwar natürlich, wirdaber fast als ehrenrührig empfunden. Unsere derzeitigeMethode hat sich im letzten Jahrhundert rein anatomischausgerichtet. Unsere Lehrbücher sind nach anatomischenPrinzipien geordnet, so, als ob der Kliniker nicht zunächstin Symptomen, Syndromen und Krankheitsbildern denken

müßte, sondern unmittelbar anatomisch-histologische Dia-gnosen stellen könnte, als ob die Krankheit gleichbedeu-tend mit dem Organbefall nicht eine individuelle Äußerungdes von Funktionsstörungen befallenen Menschen sei undals ob wir nicht bescheiden nur Funktionsstörungen symp-tomisch behandelten, sondern anatomische Veränderungenkausal revidieren könnten. Diese Entwicklung war zu ein-seitig und nicht immer günstig für die ärztliche Haltung."Die Elektro-Neural-Diagnostik und -Therapie ist ein neuerWeg zur funktionellen und diagnostischen Erkenntnis undgleichzeitig eine gezielte Therapiemöglichkeit. Das Wort:„Prüfet alles und das Beste nehmt für Euch", sei hier zitiert.E le k t rob i o l og ie und M o l e k u l a r b i o l o g i e s indneue Wege der Med iz in unserer Zeit .Die auf der heutigen Tagung demonstrierte Elektro-Neu-ral-Wissenschaft ist ein Meilenstein der modernen physika-lischen Therapie, wie Prof. Thielemann am Schluß des Vor-trages in einer Diskussionsbemerkung feststellte.Über Störungen von seiten der Zähne sind Dissertationenveröffentlicht, auf die ich bereits in meinem Vortrag in derPhysikalischen Medizin 6/68 hingewiesen habe. Seit baldzwei Jahrzehnten bestätigen sich immer wieder die be-schriebenen, immer objektivierbaren kranken Zähne.

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in meiner 33jährigen selbständigen Praxis verfüge ich übereine 14jährige Erfahrung mit der Elektro-Neural-Diagnostikund -Therapie, in der Praxis und meiner Klinik.Dabei wurde bei 8420 ambulanten Patienten in 75'% Bes-serung des Beschwerdebildes erreicht und bei rund 3000stationären Fällen in rund 82'% (wie Bild 8 zeigt).Mit der Elektro-Neural-Diagnostik läßt sich das Be-schwerdebild am Elektro-Neural-Somagramm objektivierenund gezielt therapieren. Die Eutonie wird wieder meßbarhergestellt. Keine andere Methode erlaubt einen solchenganzheitlichen demonstrierbaren Verlauf des Behandlungs-ergebnisses, das Arzt und Paiient sichtbar gemacht werdenkann.

Anschrift des Verfassers: Dr. med. H. L. WALB, 6313 Homberg/Ober-hessen, Klinik Am Hohen Berg, Telefon (06633) 817.

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37. Kongreß des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren e. V., 13. bis 20. September 1969 in Freudenstadt

Der gemessene elektrische Hautwiderstand als diagnostisches Hilfsmittel —eine Einführung

Vortrag auf der Tagung der Gesellschaft für Elektro-Neurai-Diagnostik und -Therapie am 20. 9. 1969

Die physikalischen Grundtatsachen sind folgende. Zwischenelektrischen Ladungen verschiedener Vorzeichen herrschteine elektrische Spannung oder anders gesagt, in diesemBereich ist eine elektrische Feldstärke wirksam, welche aufelektrische Ladungen eine Kraft ausübt. Sind die Ladungenbzw. ihre Träger (Ionen im Elektrolyt, Elektronen im Metall)beweglich, so folgen sie der Richtung der Kraftwirkung(Richtung der Feldstärke). Diese Ladungsbewegung ist alselektrischer Strom definiert. Die Abhängigkeit der Strom-stärke von der Höhe der elektrischen Spannung wird durchden elektrischen Widerstand gekennzeichnet bzw. ange-geben und ist als Relation, d. h. Quotient Spannung divi-diert durch Strom gleich Widerstand, definiert, also als For-mel geschrieben U : I = R. Die Maßeinheiten dieser Größensind Voll, Ampere und Ohm.

Dieses Strom-Spannungs-Verhältnis oder der Widerstandist keineswegs immer konstant, wie es bei vielen Fest-körpern der Fall ist, sondern meistens abhängig von derHöhe der Meß-Spannung und bei Wechselstrommessungenaußerdem von der Frequenz.Die Spannung U und der Strom I sind meßbar, und ausden Meßwerten errechnet sich dann der Widerstand R.Mit sinngemäßen Schaltungen läßt sich dieser Widerstands-wert, z. B. in Brückenschaltungen, durch Vergleich mit tech-nischen Widerständen direkt ermitteln (messen).Der elektrische Widerstand bedeutet demnach nur eineBeziehung zwischen den physikalischen Größen Spannungund Strom. Der ermittelte Widerstandswert ist aber nichtallein von der durchströmten Materie abhängig, denn wennin dieser selbst eine elektrische Spannung existiert (z. B.ein Membranpotential), wirkt diese „eingeprägte" Span-nung zusätzlich in oder entgegengesetzt der Strömungs-richtung der Ladungen und ändert entsprechend den Wertdes Stromes. Ohne die zusätzliche Spannung wäre ernatürlich größer oder kleiner, je nach ihrer Richtung. Solchezusätzlichen eingeprägten Spannungen sind, wenn über-haupt, nur schwer erfaßbar.

Umfangreiche Hautwiderstandsmessungen wurden schonvon Erb gemacht, wenn auch nur qualitativ bzw. relativzwecks Feststellung von Widerstands-Änderungen. Die Exi-stenz von ausgezeichneten Hautbezirken als Ansatzpunktefür Reizung von Nerven und Muskeln wurden bereits vonihm beschrieben (1882 Handbuch der Elektrotherapie).Allgemein werden elektrische Effekte hauptsächlich alsIndikatoren und Relativwerte zur Ermittlung oder Beob-achtung von Veränderungen benutzt. Absolutwerte elektri-scher Größen werden nur sehr wenig gemessen und aus-gewertet. Am bekanntesten und verbreitesten ist die Re-gistrierung der zeitlich veränderlichen elektrischen Span-nung beim EKG und EEG als Diagnose-Hilfsmittel. Siefanden viele Jahre als reine Empirie weiteste Anwendungund wissenschaftliche Anerkennung. Ihre theoretischenGrundlagen konnten erst vor wenigen Jahren erarbeitetwerden. Dann sind die elektrischen Widerstandsmessungenan der Haut (allgemein und an Sonderbezirken der Haut)zu nennen und bedingt die Rheographie zur Ermittlungrelativer Werte bzw. Änderungen.

Was ist also nun ein „elektrischer Widerstand?" Korrektmüßte man sagen: eine Substanz verursacht einen Wider-stand oder setzt ihn entgegen der Bewegung von elektri-schen Ladungen bzw. den Ladungsträgern, welche derKraftwirkung von elektrischen Feldern folgen. „ElektrischerWiderstand" ist also ein Begriff, wie bereits gesagt dieRelation der Spannung und des von ihr verursachtenStromes.

Auf die Hautwiderstandsmessung bezogen bedeutet dasalso, wenn die Haut und weiter der Körper vom meßbarenStrom durchflössen werden, so kann man zwar das Ver-hältnis der benutzten Spannung zum gemessenen Stromausrechnen (U/l = R), aber eine Aussage über den Mecha-nismus des Stromdurchganges durch die inhomogene, viel-schichtige komplexe Substanz, eine Aussage über die Vor-gänge in dieser Substanz isl auf Grund dieser Messungnicht möglich. Dabei darf nicht vergessen werden, daßdieser Widerstand ja überhaupt nur definiert ist, solangeder Strom (Meßstrorn) fließt.

Der Widerstand R hat demnach die Bedeutung eines Para-meters der durchströmten Substanz und ist dabei abhängigvon der Höhe der Meß-Spannung. Mit anderen Worten, derBegriff Widerstand beschreibt spezielle Stoffeigenschafteneinschließlich der geometrischen Formen unter Einbezie-hung der Elektroden. Er ist also ein Beitrag zur Beschrei-bung der Stoffeigenschaften überhaupt.Im Elektrolyten erfolgen chemische Veränderungen infolgeder lonenwanderung in und gegen die Stromrichtung. Hierliegen somit schon kompliziertere Verhältnisse als in Fest-körpern vor. Bei lebenden Geweben mit ihren verschiede-nen und geschichteten Elektrolyten, mehr oder weniger per-meablen Membranen, mit elektrischen Ladungen behafte-ten Grenzschichten (Doppelschichten) und festen Stoffenwird die Deutung des Widerstandes äußerst schwierig. Vonder ziemlich weitgehend untersuchten Froschhaut z. B. weißman, daß sie mindestens drei verschiedene elektrischePotentiale und entsprechende Spannungen enthält. Nämlichein Hauptpotential in der äußeren Schicht (wenn beideOberflächen mit Ringer bespült werden) ist irgendwie andie Epithelien gebunden; ein Diffusionspotential, wenn dieHaut zwischen Lösungen verschiedener Konzentrationengebracht wird, vermutlich in der tieferen Schicht in Ver-bindung mit fibrösem Bindegewebe, Blutgefäßen, glattenMuskeln und Nerven; ein Membranpotential, das noch nachAbtötung der Haut (z. B. durch Säure) bestehen bleibt.Aus diesen wenigen Betrachtungen geht schon hervor, daßder elektrische Hautwiderstand beim Menschen mittelsStrom und Spannung oder verfeinerten Meßmethoden zwarprinzipiell gemessen werden kann, eine Deutung des oderder Meßergebnisse hinsichtlich der Vorgänge in der Hautwährend der Messung und ihrer Beziehung zur Strukturder Materie ist noch nicht möglich, obwohl umfangreicheForschungsergebnisse in der Histologie bezüglich der all-gemeinen Struktur (mikroskopisch, elektronenmikrosko-pisch, chemischanalytisch) vorliegen.

Verschiedene diagnostische Methoden und Therapien be-nutzen nun das Phänomen des meßbaren resultierendenWiderstandes der Haut. Bei der Ausführung der Messun-gen sind selbstverständlich Höhe der benutzten Spannun-gen und ggf. die Frequenz sowie Art und Größe der Elek-trodenflächen festzulegen. Da das Gewebe unter der Hauteinen sehr kleinen Widerstand im Verhältnis zur Haut be-sitzt, wird dieser meist vernachlässigt. Das Elektroden-material muß bekannte und konstante Polarisationsspan-nungen haben. Die Polarisationseigenschaften der Hautselbst, unbekannt und inkonstant, machen die Messung mitGleichstrom schwierig, denn dadurch wird der Widerstandzeitabhängig, d. h. eine Funktion der Meßdauer.Messungen mit sinusförmiger Wechselspannung ergebeneine zeitliche Phasenverschiebung zwischen Spannung undStrom, entsprechend einer technischen Kapazität und Wirk-widerstand im Modell eines technischen Stromkreises. Beider theoretischen Betrachtung bzw. zur Beschreibung be-

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nutzt man deshalb die sogenannten Wirk- und Blindwider-'stände (auch kapazitive Widerstände genannt) ais Kompo-nenten des resultierenden Widerstandes. Weiter kann derWinkel der Phasenverschiebung zwischen Spannung undStrom zur Beschreibung benutzt werden, er gestattet abernur eine Aussage über das Verhältnis der beiden Wider-standskomponenten, nicht über ihre Werte.Da Hautwiderstandswerte u. a. von den lonenkonzentra-tionen und damit vom Stoffwechsel abhängig sind, wirdverständlich, daß z. B. bei unsymmetrischen Hautwider-ständen am Körper auf bestimmte pathologische Zustände(selbstverständlich unter Beachtung gewisser Voraussetzun-gen wie Vermeidung von vorangehender einseitiger Ab-kühlung des Körpers etc.) infolge der normalerweisesymmetrischen nervalen Versorgung geschlossen werdenkann. Umgekehrt ist infolge der Reizwirkung des Stromesbzw. der durch ihn erfolgten lonenverschiebung eine Be-einflussung des Stoffwechsels im Sinne einer Therapienaheliegend.Die Hautwiderstandswerte, gemessen an verschiedenenStellen der Körperoberfläche, schwanken im Rhythmus desStoffwechsels (Schlaf-Wachsein-Ernährung). VerschiedeneMethoden arbeiten auf dieser Basis, es seien hier nureinige Namen genannt: Biedermann, Du Bois-Reymond,Gildemeister, Rein, Keller, Tarschanoff, Veraguth, Regels-berger, K, H. Schulz.Speziellere Hautwiderstandsuntersuchungen mehrerer Au-toren haben ergeben, daß es kleine Sonderbezirke mit ca.3 mm Durchmesser stark herabgesetzten elektrischen Wi-derstandes gibt. Als Gegenargument gegen die Besonder-heit dieser kleinen Hautbezirke wurden und werden nochoft die Schweißdrüsen als Ursache der erniedrigten Wider-standswerte bezeichnet. Diese Ansicht wird aber keines-wegs einhellig in der Medizin vertreten. Zu dieser Fragesei als Experte zitiert Jadassohn, Handbuch der Haut- undGeschlechtskrankheiten, 1963: „Da auch Schwankungen derelektrischen Potentiale die Eigentümlichkeiten vermissenlassen, die für Schweißdrüsen charakteristisch sind (Tonus,reflektorische Schwankungen), wird es sich also auch beiden Polarisationsschwankungen um „funktionelle" Ände-rungen der eigentlichen Epidermismembran handein müs-sen." Eine weitere Bemerkung sei hierzu gemacht. Es istlängst bekannt und vielfach gemessen, daß auch Hunde(wie allgemein Wirbeltiere) diese SondersteHen der Hautbesitzen, obwohl sie über keine Schweißdrüsen verfügen.Die Bestimmung des Poiarisationswiderstandes der Hauthat auf mancherlei Gebieten in der Diagnostik Interessegefunden, wird jedoch von Sturm und Ludwig abgelehnt.Emotionale Schwankungen des Hautwiderstandes, bekanntals spychogalvanischer Hautreflex, bedingt durch vorüber-gehende Abnahme des Polarisationswiderstandes, werdenbei Wechselstrom-Messungen mit 5—6 kHz kaum und mit10 kHz nicht mehr merkbar bzw. meßbar. Dies ist u. a. einVorteil der Wechselstrom-Meßmethoden.Auf die ausgedehnte und z. T. recht widerspruchsvolleLiteratur über Ergebnisse, Bedeutung und Berechtigungder Elektrodermatometrie kann in diesem Rahmen nichtweiter eingegangen werden.

Es ist aber auf die bereits bei Erb erwähnten ausgezeich-neten Hautbezirke mit erniedrigtem Widerstand zurückzu-kommen, da deren funktionelles Verhalten sich von derübrigen Haut, also der Haut allgemein, unterscheidet.Diese Hautbezirke wurden von Durville und Bissky auf derSchädelhaut festgestellt. Croon erweiterte die Befunde, ins-besondere im Bereich des Gesichts, Hals, Rumpf und Extre-mitäten. Die Messung erfolgt mit entsprechend kleinflächi-gen Elektroden, automatisch konstantgehaltenem Elektro-dendruck und 9000 Hz. Unter pathologischen Prozessenändern sich die Widerstandswerte und zwar beide bereits'erwähnten Komponenten (Wirk- und Blindwiderstand,meist mit R und C registriert) gegenüber einer Norm.Wegen dieser Reaktion wurden diese Sonderbezirke der

Haut von Croon „Reaktionsstellen", abgekürzt RST, unddie Auswertung der Befunde „Elektroneural-Diagnostik"genannt. Vergleichsweise an der übrigen Haut gemesseneBezirke gleicher Fläche (Eiektrodenfläche) werden vonCroon mit „Hautstellen", abgekürzt HST, bezeichnet.Diese Elektroneural-Diagnostik beruht auf der Erfahrung,daß die gemessenen Widerstandswerte der RST sowohluntereinander wie von Person zu Person nur geringfügigschwanken und bei Krankheiten mehr oder weniger starkeAbweichungen von den Mittelwerten gesunder Personenauftreten. Bei der gewählten Frequenz 9000 Hz, Elektroden-durchmesser 3 mm und genormten Elektrodendruck ist dieNorm der elektrischen Werte Wirkwiderstand R = 30 bis 50kOhm und die dem Blindwiderstand entsprechende Kapa-zität C = 800 bis 1200 pF. Im Krankheitsfalle werden Wertegefunden von R = 3 bis 250 kOhm und C = 50 bis 4000 pF.Im übrigen ist es durch Einwirkung einer geeigneten Span-nung auf die RST vielfach möglich, die Werte von R und Cauf die Norm zurückzuführen. Dies von Croon entwickelteVerfahren wurde von ihm Elektroneurai-Therapie genannt.Die Erfahrung zeigt, daß dies Verfahren von therapeuti-schem Wert ist und Heilung damit einhergeht.Umfangreiche vergleichende Meßreihen an Gesunden undKranken seit etwa 20 Jahren ermöglichen eine empirischeZuordnung der RST zu bestimmten Organen bzw. ihrerFunktionen und Dysfunktionen. Auf dieser Basis ermög-lichen solche speziellen Hautwiderstandsmessungen beiAbweichungen von der Norm eine Diagnose.Zu der 1953 in den Acta Neurovegetativa über dieses Ver-fahren erfolgten Veröffentlichung von Croon, „Elektroneu-raldiagnostik", verfaßte die Schriftleitung, Prof. A. Sturm,Wuppertal, folgende Vorbemerkung.„Die Arbeit von R. Croon stellt eine diagnostische Methodevon großer Tragweite in Aussicht. Sie wurde in den engenVerhältnissen einer Landpraxis entwickelt. Die physika-lischen Grundlagen der Methode Croons wurden inzwischenam Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt a. Main(Prof. Dr. Rajewsky) geprüft und als einwandfrei befunden.Von der Richtigkeit der von Croon beschriebenen Phäno-mene an den sogenannten Reaktionsstellen habe ich michselbst überzeugen können. Mögen auch die von Croon ausseinen mehrjährigen Beobachtungen gezogenen Folgerun-gen noch hypothetisch sein, so hält sich doch die Schrift-leitung verpflichtet, auch diesem Teil der DarlegungenCroons in den „Acta neurovegetativa" Raum zu geben, mitdem Hinweis, daß die wissenschaftliche Sicherung derCroonschen Ergebnisse an einem großen klinischen Beob-achtungsgut noch aussteht. Entsprechende klinische Prüfun-gen sind im Gange. A. Sturm (Wuppertal)."Sturm lehnte später in einem „Gutachten", das als Ver-öffentlichung 1957 in Nr. 2 der Elektro-Medizin erschien,das Croonsche Verfahren aus theoretischen Bedenken undnicht etwa auf Grund klinischer Widerlegung ab. Trotz-dem werden von ihm im gleichen Gutachten die Existenzder HST zugegeben und darüber hinaus Therapieerfolgebestätigt.

Einer kritischen Betrachtung jedoch hält das „Gutachten"nicht stand, da es auf physikalischem Fehler aufbaut undweitere schwere Mängel aufweist. So erscheinen auch dieinneren Widersprüche erklärlich.1963 überrascht eine Dissertation von Rumberger (Univer-sität Kiel, Physiologisches Institut Prof. Lullies), mit welcherdie Existenz der RST nach Croon auf Grund von Messun-gen an der Haut überhaupt bestritten wird. Die Sonder-bezirke der Haut hätten infolge von Verletzungen, mecha-nischen oder chemischen Einflüssen veränderte Wider-stände. Entsprechende Manipulationen wurden experimen-tell ausgeführt und die RST-Widerstände gemessen. Esfolgen aber keine Beobachtungen über längere Zeiträume,abgesehen von weiteren notwendigen Untersuchungen zurKlärung des Problems. Später wird eine Zusammenfassung

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von Lullies und Rumberger in der Elektro-Medizin 1966veröffentlicht.Zur Überprüfung dieser Ergebnisse wurden 1968 sorgfäl-tige Langzeit-Messungen an der Universität Karlsruhe, In-stitut für Elektrobiologie und biophysikalische Meßtechnikvon Faust gemacht. Es zeigte sich deutlich, daß die Er-gebnisse von Rumberger und die Schlußfolgerungen vonLullies nicht haltbar sind. Diese Untersuchungen bzw. Meß-ergebnisse werden in der Elektromedizin 14/1969 Nr. 5 ver-öffentlicht.Anschließend wird Dr. Faust selbst darüber berichten.Zur Frage des elektrischen Hautwiderstandes kann alsoheute folgendes gesagt werden. Eine theoretische Deutungoder exakte Erklärung des Mechanismusses der Haut-widerstands-Phänomene ist bis jetzt nicht geglückt. DieEmpirie bestätigt indessen seit vielen Jahren die Brauch-barkeit der gemessenen Widerstandswerte für diagnostischeZwecke. Deutungsversuche mögen falsch oder richtig sein,an den Meßwerten und Beobachtungen, also an den ge-

fundenen Daten ändert sich deshalb nichts. Auch der Apfelfällt nach wie vor zur Erde, obwohl die theoretische Er-klärung der Schwerkraft noch immer aussteht.

Abschließend ein Wort Einsteins, Die Evolution der Physik:„Die Wissenschaft zwingt uns, neue Begriffe und Theorienzu schaffen, ihre Aufgabe ist es, das System der Wider-sprüche zu zerstören, das dem wissenschaftlichen Fort-schritt den Weg verlegt. Alle in der Wissenschaft existieren-den Ideen wurden im dramatischen Konflikt zwischenRealität und unseren Versuchen, sie zu begreifen, ge-boren."

Hierbei ist der Konflikt zwischen alten Theorien und neuenempirischen Daten gemeint. Und dieser Konflikt bestehtnoch zwischen der Realität der empirischen Hautwider-standsdaten und der Theorie der Schulmedizin. Sicherlichwird er eines Tages bereinigt werden können.

Anschrift des Verfassers: Prof. W. MEHLHARDT, 75 Karlsruhe 51,Schneewittchenweg 5.

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krank. Dagegen kann bei gleicher Beanspruchung ein Or-ganismus, der ein hohes Potential hat, gesund bleiben undein anderer, der ein geringeres Potential hat, erkranken.Gesundheit und Krankheit sind also niemals scharf vonein-ander zu trennen, es besteht vielmehr zwischen ihnen eineganze Reihe von Situationen, die weder als volle Gesundheitnoch als Krankheit aufgefaßt werden können, und deshalbsollte die Gesundheitspflege die Vorbeugung und Heilungnicht voneinander trennen.

6. Verflechtung von präventiver und kurativer Medizin in derPraxis

Der Gesundheitsschutz in der CSSR ist heute charakteri-siert durch die Einheit von Prophylaxe und Heilfürsorge.Ausdruck dieser Einheit sieht man in der Vereinigung allerEinrichtungen des Gesundheitsschutzes in den Bezirkenund in den Kreisen zu den Bezirks- und Kreisinstituten fürVolksgesundheit.Die wichtigsten Einrichtungen der vorbeugenden Heilfür-sorge im Rahmen des Institutes für Volksgesundheit sinddie Krankenhäuser mit Polikliniken und mit den vorgescho-benen Arbeitsstätten — den Einrichtungen des Distriktes.Sie werden ergänzt durch Ärztesanitätsstellen und Schwe-sternsanitätsstellen, Frauen- und Kinderberatungsstellen,Transfusionsstationen und durch Stellen des Rettungsdien-stes. An dieses Grundnetz schließen sich weitere spezielleFachheilanstalten, Rehabilitationsstätten, Tbc- und psychia-trische Heilanstalten u. a. und besonders Gebäranstalten,Säuglingsheime, Kinderheime, Erholungsheime und Kinder-sanatorien an.Die Organisation der Gesundheitsfürsorge in der CSSRgeht von der wirtschaftspolitischen Struktur des Staatesaus. Jeder der 10 Bezirke (sowie die Hauptstadt Prag) zer-fälit in 10 bis 12 Kreise mit einer durchschnittlichen Bevöl-kerungszahl von etwa 120 000.Die Gesundheitseinrichtungen jedes Bezirkes oder Kreisessind zu einer einzigen arbeitsmethodischen, administrativenund wirtschaftlichen Einheit, dem Institut für Volksgesund-heit, zusammengeschlossen.

a) Das D/sfriktsystemDie vorbeugende Heilfürsorge der Stadt- und Landbevölke-rung ist nach dem Distriktsystem organisiert. Das ganzeGebiet des Kreises ist in Gesundheitsdistrikte mit durch-schnittlich 3600 Einwohner aufgeteilt. Der Sprengelarzt istfür die Gesundheit der Einwohner des Distriktes verant-wortlich. Mit dem Sprengelarzt arbeitet in jedem Distrikteine Distriktschwester, weiter ein Pädiater (für 2—3 Di-strikte) mit Kinderschwester, ein Gynäkologe (auch für 2—3Distrikte) mit Hebamme, und ein Zahnarzt mit stomatolo-gischer Fachschwester.Der Sprengelarzt leitet und koordiniert die Arbeit diesesmedizinischen Personals seines Distriktes. Der Sprengel-arzt, der eine Attestation für innere Medizin hat, wird infachlicher Hinsicht vom Vorstand der inneren Abteilung desKreiskrankenhauses geleitet. Der Sprengelarzt ist nicht nureine Art „Hausarzt", er erfüllt auch eine wichtige öffent-liche Aufgabe, indem er die Gesundheits- und Hygiene-polilik im Bereiche seines Distriktes organisiert.Zu den Aufgaben des Sprengelarztes (und der anderenÄrzte und Schwestern) gehört nicht nur die Betreuung vonKranken, sondern vor allem der vorbeugende Gesundheits-schutz, die Gestaltung gesunder Lebens- und Arbeitsbedin-gungen und die medizinische Aufklärung.Der leitende Arzt der Abteilung für innere Krankheiten desKrankenhauses besucht regelmäßig die Sprengelärzte undhält mit ihnen Konsultationen ab.

In der Stadt, in der die Bevölkerung auf ein kleines Ge-biet konzentriert ist, arbeiten die Sprengelärzte nicht ineinzelnen selbständigen Distrikteinrichtungen, sondern inPolikliniken, wo sie einen besseren Kontakt und die Mög-

lichkeit der tieferen Zusammenarbeit mit den übrigen Fach-ärzten haben.

b) Krankenhaus mit PoliklinikDas methodische Zentrum der vorbeugenden Heilfürsorgein jedem Kreis bildet ein Krankenhaus mit Poliklinik.Das Kreiskrankenhaus hat heute wenigstens vier Fachabtei-lungen und eine Kapazität von 200 bis 500 Betten. DieKreiskrankenhäuser arbeiten mit den Bezirkskrankenhäu-sern eng zusammen.Die Poliklinik bildet mit dem Krankenhaus eine Funktions-einheit auch dann, wenn sie nicht direkt mit dem Kranken-hause verbunden ist. Die Kreispoliklinik besteht wenig-stens aus 7 Fachabteilungen. In den nach 1945 neugebau-ten Krankenhäusern gibt es stets eine Poliklinik, die direktmit dem Krankenhaus (stationäre Abteilung) verbunden ist.Damit ist eine rationelle Arbeit der Ärzte und zweckvolleAusnützung der Apparate und Heilmittel gegeben. Die Poli-klinik gewährt ambulante Fachbehandlung den Bewohnernihres Versorgungsbereiches und Distriktdienste den Bewoh-nern der Städte.

in den Bezirksstädten stellt das Bezirkskrankenhaus mit derPoliklinik den Hauptbestandteil der vorbeugenden Heilfür-sorge des Bezirksinstitutes für Volksgesundheit dar. DieBezirkskrankenhäuser haben 1000—1500 und mehr Betten.

Die Bezirkskrankenhäuser sowie die Bezirkspoliklinikenhaben mindestens 18 Fachabteilungen, und sie gewährender Bevölkerung des Bezirkes alle hochqualifizierten undengspezialisierten Dienste.

Die Bezirkskrankenhäuser dienen fast in allen Bezirkender Ausbildung von Medizinstudenten und haben als Fa-kultätskrankenhäuser mit den einzelnen Kliniken wegenihrer didaktischen Aufgaben eine Sonderstellung.

7. Die DispensairemethodeZu den wichtigsten Arbeitsmethoden in den Einrichtungender vorbeugenden Heilfürsorge entwickelt sich in steigen-dem Maße die Dispensarisation, welche die echte undeffektivste Vorbeugungsmaßnahme ist.Das Dispensaire ist eine Methode, die vor allem die prä-ventive Einstellung der Gesundheitsfürsorge betont und inder Praxis durchsetzt. Sie stellt eine wichtige Verbindungder präventiven und kurativen Medizin dar. Ihr Endziel ist,den gesamten Gesundheitszustand der dispensarisiertenPerson zu verbessern oder mindestens eine weitere Ver-schlimmerung zu verhindern.Um dieses Ziel zu erreichen, ist es nötig, sich auf gewisseGruppen von Personen oder Krankheiten zu konzentrieren.Sie kommt besonders zur Geltung bei Krankheiten, welcheden Gesundheitszustand der Bevölkerung am meisten be-drohen (bei Tbc, bösartigen Geschwülsten, Geschlechts-krankheiten, Rheumatismus, Kreislaufstörungen, u. a.). Wei-ter wird sie bei bestimmten Bevölkerungsgruppen ange-wandt (Kindern, Schwangeren, Arbeitern in den Risiko-berufen u. a.).

Das Wesen dieser Methode besteht darin, daß man ge-wisse Menschen- und Krankheitsgruppen aktiv erfaßt undsystematisch für ihre Gesundheit und eine entsprechendeLebens- und Arbeitsumgebung sorgt.

Eine Verordnung des Gesundheitsministeriums vom Jahre1966 gibt das Recht über den Gesundheitsschutz der Be-völkerung in den Gesundheitsdistrikten:„Für die Gesundheit der Bevölkerung im Landesdistriktsorgt das Kollektiv von Gesundheitsarbeitern unter derLeitung des Distriktarztes. Gemeinsam mit der Erfüllungvon Aufgaben in der Gesundheitserziehung, Hygiene undim Kampf gegen ansteckende Krankheiten, gewährt esallen Einwohnern eine ambulante Betreuung im Distrikt undvermittelt ihnen weitere fachliche Fürsorge und leistet da-bei präventive Untersuchungen. In der Zusammenarbeit mit

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den zustandigen Fachleuten gewahrt es eine systematischeDispensairefursorgeDie Pflicht, eine Dispensairefürsorge auszuüben ist daherdurch die Verfassung der CSSR mit dem Gesetz über dieGesundheitsfürsorge des Volkes (Nr 20/1966) und mitweiteren Verordnungen des Gesundheitsministeriums ge-sichertDadurch, daß die Dispensansation eine unkoordinierte Ge-sundheitsfürsorge beseitigt und eine systematische undfließende Fürsorge gewährleistet, stellt sie qualitativ einehöhere Stufe der gewahrten Fürsorge dar.Mit der Steigerung diagnostischer und therapeutischer Mög-lichkeiten und der Vertiefung der ärztlichen Wissenschaftsteigen auch die Ansprüche an die Qualität dieser Für-sorge Um diese Fürsorge auf gleichem Standard zu hat-ten, wird eine größere Belastung den Fachärzten übertra-genDer effektivste Weg zur Erreichung höherer Qualität einerDispensairefursorge ist die enge beiderseitige Mitarbeitzwischen Ambulanz- und Krankenhausbehandlung Wennauch die diagnostische und therapeutische Fürsorge vor-wiegend an den poliklinischen Abteilungen durchgeführtwird, liegt die Hauptaufgabe in diesem System der Dispen-sairefursorge immer auf dem Sprengelarzt der das Fami-lienleben und das Arbeitsmilieu am besten kennt, und indessen Händen und Dokumentation sich alle Angaben überden Gesundheitszustand aus allen Gebieten und Abteilun-gen konzentrieren Distriktsarzte haben daher die größteMöglichkeit zur Analyse und Synthese aller dieser Teü-angaben und Erkenntnisse

8 Spezielle Gebiete, in denen die bedeutendsten Erfolgeauf Grund der prävenfiv-kurativen Pflege erzielt wurden

Am besten tritt die Bedeutung der präventiven Fürsorgehervor, wenn man in speziellen Gebieten verschiedeneFormen und Resultate dieser Tätigkeit aufzeigtVoraussetzung für einen wirksamen vorbeugenden Ge-sundheitsschutz ist nämlich auch die systematische Be-kämpfung solcher Krankheiten welche bis jetzt am mei-sten das Leben und die Gesundheit des Menschen bedro-hen oder noch vor kurzem bedroht habenIn der CSSR gibt es schon bestimmte konkrete Erfahrun-gen und Resultate, welche die Bedeutung dieser präven-tiven Tätigkeit betonenPrävention iur üie neue GenerationDie präventiven Maßnahmen führten zu e.ner gründlichenpranatalen FürsorgeDie Beratungsstellen beobachten fast alle schwangerenFrauen und fuhren sie in der dispensairen Pflege (praktisch100 Prozent) Jede schwangere Frau wird regelmäßig vomFrauenarzt (durchschnittlich 6imal) und von der Kranken-schwester (durchschnittlich 3mal) untersuchtMehr als 97,6 Prozent der Frauen entbinden in AnstaltenNach Ruckkehr der Wöchnerin zur Familie übernimmt dieGesundheitspflege des Neugeborenen der Sprengelkinder-arzt und die Kinderschwester Sie verfolgen in der Familiedie Entwicklung des Kindes, bestimmen Mutter mit Kindzu regelmäßigen Untersuchungen, suchen sie in der Woh-nung auf und geben Ratschlage zur richtigen Ernährungund Versorgung des Kindes Jedes Kmd soll im erstenJahre mindestens 8mal vom Arzt präventiv untersuchtwerdenDiese präventiven Maßnahmen stellen einen gunstigenQuahtatsanzeiger dar so ist z B die Muttersterblichkeitin den letzten Jahren auf 0 20 Promille gesunken dieSäuglingssterblichkeit auf 22 9 Promille, die Permatalsterb-lichkeit auf 21,7 Promille davon waren 7 6 Promille Tot-geburten Diese Zahlen gehören zu den niedrigsten in derWelt und beweisen überzeugend den Wert der präventivenMaßnahmenTbcDurch systematische Arbeit wurden große Erfolge imKampfe gegen Tbc erzielt

Seit 1948 ist die Pflichtimpfung gegen Tbc bei allen Neu-geborenen und auch bei alien Personen bis zum 30 Le-bensjahr eingeführt Die Kindersterblichkeit an Tbc ist da-durch praktisch ausgemerztVon großer Wichtigkeit sind weiter die systematischen Rei-henuntersuchungen zur Fruherkennung tuberkuloser Er-krankungen Solchen Kontrolluntersuchungen unterziehensich in periodischen Abstanden alle Burger Die Zahl derRöntgenreihenuntersuchungen, die jedes Jahr durchgeführtwerden ist sehr groß Z B wurde im Jahre 1966 durch-schnittlich in der ganzen CSSR auf 100 000 Einwohner(alter als 14 Jahre) 44 800 Untersuchungen (d h praktischjeder zweite Einwohner) durchgeführt

In allen Kreisen arbeiten Tuberkulose-Abteilungen unterLeitung eines Phthisiologen Ihre Aufgabe ist die Dispen-sairebetreuung der Tbc-Kranken und die Hilfe für die Kran-ken und deren Familien bei der Verbesserung von Wohn-,Arbeits- und materiellen LebensbedingungenDie Zahl der Neuerkrankungen an Tbc bei Kindern (0—14)ist in der CSSR auf 14 6 (von 100 000 Kindern), in denböhmischen Landern sogar nur auf 7,7 (von 100 000 Kin-dern) gesunken Bei Erwachsenen sinken die Zahlen auch,aber nicht so schnell (85,5 auf 100 000 Einwohner) In denletzten 5 Jahren ist die Zahl der Neuerkrankungen um22 Prozent gesunkenDie Zahl der Tbc-Krankenhausbetten wird jedes Jahr prak-tisch um 8—10 Prozent kleiner, und diese Betten dienenjetzt nicht nur für Tbc, sondern auch für andere pulmonaleErkrankungen

GeschlechtskrankheitenNach dem zweiten Weltkriege kam es zu einem großenAnstieg der Geschlechtskrankheiten Schatzungsweise er-krankte wahrend einer Generation ungefähr ein Fünftel derBevölkerungDer Kampf gegen diese Krankheiten gibt ein typischesBeispiel einer erfolgreichen Depistageaktion, die in einerziemlich kurzen Zeitspanne, aber in großem Umfang durch-geführt wurdeWahrend der Jahre 1950—51 wurden auf dem ganzen Ge-biet der CSSR serologische Reihenuntersuchungen allerBurger vom 15 bis 45 Lebensjahr auf Lues pflichtgemäßdurchgeführt und alle erkrankten Personen behandelt Indieser Zeit wurden 4 5 Millionen Personen untersucht Bei18 000 wurde Lues festgestelltDiese Aktion hatte einen großen Erfolg, weil praktisch allePersonen mit Geschlechtskrankheiten registriert und imKrankenhaus behandelt wurden Die Ergebnisse dieserAktion kann man praktisch bis zum heutigen Tage feststel-lenObzwar in der ganzen Welt die Zahl der neuen Erkrankun-gen sehr rasch steigt ist der Anstieg von Lues in der CSSRziemlich gering (auf 100 000 Einwohner kommen im Jahr1968 insgesamt 109 6 Kranke, davon auf Lues 5,5 — davon1,6 neue Falle mit Gonorrhoe 104 1)

Präventive gynäkologische UntersuchungenEin Beispiel der weitgehenden und systematischen Präven-tion bilden regelmäßige gynäkologische UntersuchungenDas Schwergewicht liegt in der rechtzeitigen Erfassungbösartiger Geschwulste und PrakanzerosenIm Jahre 1953 wurde mit einer großen Depistageaktion ge-gen Krebserkrankungen bei Frauen nach dem 30 Lebens-jahr begonnen Wahrend 10 Jahren (1953—1963) wurdenmehr als 6 Millionen dieser Untersuchungen durchgeführt,dabei 13 000 gvnakologische Krebserkrankungen erfaßtAußerdem wurden auch verschiedene schwerere gynäkolo-gische Erkrankungen festgestellt und behandelt

ImpfaktionenBesonders in den letzten Jahren verlaufen geplante Impf-aktionen gegen verschiedene Krankheiten besonders Diph-therie, Keuchhusten, Tetanus, Vanola und Tuberkulose —was sich im Absinken der Zahl dieser Krankheiten äußert

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Bei Erkrankung an Kinderlähmung sind die Erfolge derImpfung mit der Sabinschen Lebendvakzine beispielsweiseso groß, daß seit 1960 keine Poäio-Erkrankung mehr in derCSSR verzeichnet wurde.

9. Die Gesundheitserziehung der BevölkerungEine bedeutsame Rolle in der Entfaltung der präventivenFürsorge spielt die Gesundheitserziehung der Bevölkerung.Sie ist zu einem unteilbaren Bestandteil der Arbeit des ge-gesamten medizinischen Personals vom Sprengelarzt biszum Kliniker geworden. Ziel der Gesundheitserziehung ist,das Gesundheitsbewußtsein der Bevölkerung zu steigern,sie zu lehren, gesund zu leben und sie zur aktiven Mit-arbeit mit dem Gesundheitswesen anzuspornen. Ihre Auf-gabe ist es, jedem Bürger solche Kenntnisse über Erhal-tung und Festigung seiner Gesundheit zu vermitteln, daßer sich selbst vor Krankheiten und Unfällen zu schützenweiß.Die Leitung der Gesundheitserziehung obliegt dem Ge-sundheitsministerium, das mit Hilfe von zwei speziellenForschungsinstituten die Herausgabe von medizinischemAufklärungsmaterial, die Zusammenarbeit mit Presse, Rund-funk, Fernsehen, Film u. a. gewährleistet.

SchlußwortPrävention in der Medizin gehört zu den Grundprinzipiendes tschechoslowakischen Gesundheitswesens. Präventiveund kurative Medizin bilden eine Einheit und wurden zur

Grundlage der gewährten Pflege für die Bevölkerung. Derpraktische Ausdruck dieser Verflechtung findet sich inden Instituten für Volksgesundheitsfürsorge.Die CSSR hat zur Unterstützung der präventiven Einstel-lung eine ganze Reihe von bedeutenden Gesetzesvorlagenausgearbeitet. Der Weg zur Verflechtung der präventi-ven und kurativen Fürsorge war nicht einfach. Es war not-wendig, nicht nur Mitarbeiter des Gesundheitswesensheranzubilden, sondern die ganze Bevölkerung von derNotwendigkeit und den Vorteilen der Fürsorge zu über-zeugen, ihr Prinzip zu erklären und wissenschaftlich zu be-gründen.Durch eine systematische Arbeit werden in manchen Ge-bieten wesentliche Erfolge erreicht. Dagegen finden sichin anderen Abschnitten, z. B. in der Kommunal- und Ar-beitshygiene noch beträchtliche Mängel. Weiterhin mußman kritisch bemerken, daß die präventive Tätigkeit bis-her oft bagatellisiert und ihre Bedeutung nicht richtig ein-geschätzt wurde. Bei der großen täglichen Patientenzahlführt sie, besonders in Zeitabschnitten einer Häufung vonErkrankungen, einen ungleichen Kampf mit der Kurative.Trotzdem oder eben deshalb ist es nötig, wo nur mög-lich, die Prävention zu unterstützen und mit einer Ver-flechtung der präventiven und der kurativen Medizin einerichtige Einstellung in der modernen Heilkunde zu er-zielen.

Anschrift des Verfassers: Dozent Dr. med. JAN JAROLIMEK, Prag 2,Karlovo namesti 32.

Die homöopathische Behandlung allergischer Krankheiten

In der Behandlung der allergischen Krankheiten kommensich die allopathische Therapie — soweit diese versuchtkausal und nicht palliativ vorzugehen — und die Homöo-therapie wohl näher als in vielen anderen Gebieten dermedikamentösen Therapie. Der Versuch der Desensibilisie-rung ist grundsätzlich ein rein isopathisches Vorgehen,nämlich der Versuch, mit dem gleichen Stoff zu heilen, derdie Ursache der allergischen Krankheit ist. Die Isopathieist nun nur ein Spezialfall der Homöopathie, denn das„ähnlichste Ähnliche" ist das „Gleiche". August Bier hatin seinem Buch „Homöopathie und harmonische Ordnungin der Heilkunde" (Hippokrates-Verlag) viel Interessantesüber diese Probleme geschrieben. Auch die verschiedenenImpfungen gehören letztlich in das Gebiet der Isopathie.Dagegen ist die heutige Pockenimpfung bereits ein homöo-pathisches Vorgehen, denn es wird ja nicht mit der echtenHumanpockenlymphe, sondern mit Kuhpockenlymphe ge-impft, also nur mit einem ähnlichen Stoff, und doch hatsich ergeben, daß diese Impfung im gewünschten Sinnefunktioniert. Diese Tatsache gehört zu den besten Bewei-sen für die Gültigkeit des Ähnlichkeitsprinzipes in der The-rapie und somit für die Berechtigung der Homöotherapie.Andererseits wissen wir, daß längst nicht alle Infektions-krankheiten mit Hilfe der entsprechenden speziellen Imp-fung zu beherrschen sind. Die Gründe dafür sind noch unbe-kannt und die Testung, ob eine spezifische Impfung nochnicht bekannter Art wirksam sein wird oder nicht, bleibtnach wie vor eine Angelegenheit der Empirie. Genauso un-sicher ist bekanntlich auch der Therapieversuch der De-sensibilisierung. Erstens ist es schon schwer unitäre Anti-gene als Verursacher einer Allergie aufzudecken und zwei-tens gelingt es bekanntlich, selbst bei signifikanter Fest-stellung eines solchen Antigens doch recht selten, damiteine echte und vor allem dauerhafte Heilung zu erzielen.Erschwerend kommt hinzu, daß unitäre Antigene recht sel-ten den realen Hintergrund für eine Allergie abgeben. Inden meisten Fällen handelt es sich um multiforme Anti-gene, bzw. Antigengruppen. Nahrungsmittelallergene, In-

halationsallergene, Infektionsallergene, Kontaktallergene,chemische und Arzneimittelallergene können in buntemWechselspiel verursachend beteiligt sein. Wie und womitwill man da schon desensibiHsieren. Ich erinnere mich einerSpezialklinik für dieses Gebiet, deren Chefarzt ein über-zeugter Desensibilisierungstherapeut war. Er hatte an die800 Testfläschchen und eine wohl ebenso große Zahl er-gänzender Testampullen, sozusagen eine Art „Testothek"zur Verfügung. Die Patienten ließen sich mit der gleichenrührenden Geduld, wie er sie hatte, von ihm testen unddesensibilisieren — aber viele kamen schon jahrelang undrote Quaddeln bekamen sie von all und jedem. Ich willdamit nur sagen, daß die theoretische Grundidee zwar gut,die praktische Anwendung aber so wenig erfolgreich ist,daß sie die aufgewandte Mühe nicht lohnt. Die palliativeBehandlung mit Hydrocortisonen und Antihistaminica heiltauch nicht und ist mit zuviel Schädigungsgefahren verbun-den.Nun zur Homöopathie (= H.).Auch bei ihr wird versucht, bei eindeutig erkennbaremauslösendem Einzelantigen, mit diesem isopathisch Thera-pie zu treiben, doch gehört aus oben dargelegten Grün-den dieses Vorgehen auch bei der H. zu den Seltenheiten.Der homöop. Behandlungsplan geht — nicht zuletzt wegender oben dargelegten Schwierigkeiten — mehr vom symp-tomatischen Erscheinungsbild der betr. alierg. Krankheitaus, geht also phaenomenologisch vor. Dabei gibt es einige„allgemeine" Mittel, welche man als allergische Basismit-tel der H. bezeichnen kann (wie Apis, Acidum formicicum,Formica rufa, Urtica, Galphimia glauca, Rhus Toxicoden-dron u. a. m.) und „spezielle" Mittel, die dem jeweiligenEinzelfall nach subtilerer Symptomatik angepaßt sind undoft mit ersteren kombiniert Verwendung finden. Die er-wähnten „allgemeinen Mittel" können alle allergieähnlicheZustände bei ihrer Einwirkung auf Mensch oder Tier her-vorrufen. Man denke nur an den Stich der Biene (Apis) unddie Wirkung der Brennessel (Urtica urens) und der Ameise(Acidum formicicum, Formica rufa) auf die Haut, um eine

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Vorstellung zu haben wie das gemeint ist Die .speziellenMittel" werden nach individuellen Leitsymptomen und Mo-dalitäten ausgewählt Zum Beispiel reagiert die Kaltealler-gie gut auf Dulcamara (Bittersüß) in der Konzentration D 2bis D4 seltener D 6, weil Dulcamara das Mittel ist, wel-ches bei der Arzneimittelprufung am Gesunden Verschlim-merung seiner Symptomatik bei Nasse und Kalte als einehervorstechende Modalität erkennen ließ Dulcamara istaber kein „Universalmittel der Kalteallergie , es ist viel-mehr auch angezeigt bei anderen Krankheiten die durchNasse und Kalte verursacht wurden oder durch sie ver-schlimmert werden, etwa bei rheumatischen Leiden oder beiCystitiden dieser Art Es ist auch durchaus möglich, daß eineKalteurticana nicht auf Dulcamara anspricht In solchenFallen ist eine vorbereitende bzw umstimmende Behand-lung mit einem der genannten allgemeinen Mittel" ange-zeigt von denen vor allem Apis oder Acidum formicicumin Frage kommen Apis besonders wenn die urticanellenQuaddeln starker erhaben sind, auch die Schleimhäute be-treffen, fast zum Ödem neigen mehr brennen als juckenund besonders, wenn der Patient eine Insektenattraktivitatbesitzt, also gern von Mucken, Wespen u dgl gestochenwird Acidum formicicum mehr bei flachen, kleinfleckigenQuaddeln, die mehr jucken als brennen, Neigung zu starkriechenden Nachtschweißen Sowohl Apis wie Acid formwirken am besten, wenn sie intracutan als Quaddeln appli-ziert werden Apis als D 4—D 6 Acid formicicum abstei-gend von D 12—D 6 (seltener D 4)Bei der gewöhnlichen Urticana kommen beide Mittel eben-falls in Frage, doch muß man bei Versagern auch an dieVerwendung von Urtica D 2—D 4 oder Galphimia D 4—D 6denkenAllergische Ekzeme müssen je nach den Hauterscheinun-gen angegangen werden So kann bei Tendenz zu odema-tosen Schwellungen wieder Apis D 3—D 4 peroral oder D 4bis D 6 intracutan in Frage kommen Bei diffuser Blaschen-bildung mit starkem Jucken und diffuser Hautrötung denkeman an Rhus Toxicodendron D 4— D 10 (evtl auch zur In-jekt) und an Canthans D 4—D 6 Bei Tendenz zum Nassenzur Krustenbildung oder gar zur Vereiterung kommen an-dererseits Hepar sulfuns D 4—D 6 oder Mercurius solubilisTabl D 4—D 6 in Frage, bei Lymphdrusenbeteihgung d hbei reaktiver Lymphadenitis besser Mercurius bijodatusTabl D 4 - D 6Bei Heufieber und der Rhinopathia allergica ist als Basis-mittel Galphimia D 3—D 4, peroral evtl auch Acidum formi-cicum D12—D6 intracutan zu empfehlen ferner nebenherAllium cepa Dil D 2—D 4 peroral Letztere besonders beistarker Konjunktivitis und häufigem NiesreizDagegen spricht die nichtallergische akute Rhinitis mitwundmachendem wassrigem oder eitrigem Sekret gut aufdie Kombination von Pulsatilla DM D ^—D 3 und Arsenicumalbum Dil D 4—D 6 an

Abortiv kann auch der bekannte „Jodtropfen' nach AugustBier wirken, am besten jedoch als Arsenum jodatum TablD 4 - D 6 Das Asthma bronchiale, soweit es wirklich aller-gischer Natur ist, wird nach den bisherigen Erfahrungen,solange keine bessere Therapie gefunden wird, polyprag-matisch angegangen Ein dem Asthma als Homoion ent-sprechendes Mittel ist Kupfer mit seinen VerbindungenCuprum, Cuprum aceticum und Cuprum arsenicosum zei-gen in der Arzneimittelprufung typische krampfauslosendeWirkungen an der glatten Muskulatur insbesondere desBronchialbaumes

Krampfhusten, asthmoide Dyspnoe, zähe Schleimbildung,Cyanose nach Art der Rechtsinsuffizienz gehören in dasArzneimittelbild von Cuprum Als Basisbehandlung desAsthma bronchiale verwende ich eine Mischung von 2 mlFormicain ( = V * % Novocain + Acid formicicum D12)und 1 ml Cupridium ( = Cuprum coll D5 + Acid formicicD 5 in isoton Losung) als intravenöse Injektion, anfangs2mal wöchentlich spater angepaßt nur noch wöchentlichoder 2wochentlich Bei deutlicher Cyanose (zumeist durchRechtsinsuffizienz) gibt man perorai tagl 3rnal 5—8 TrLaurocerasus <p nach den Mahlzeiten

Zur Losung der Emphysembronchitis eignet sich Antimo-nium arsenicosum Tabl D 4—D 6 seltener D3 Bei vieleitrigem Auswurf auch auf der Basis von Bronchiektasienpaßt besser Sulfur jod Tabl D 4—D 6 oder auch Stannumjodatum Tabl D 4—D 6 seltener D3 Asthma mit viel nacht-lichen Anfallen reagiert oft gut auf Arsenum jodatum TablD 4—D 6 Man muß die hiergenannte Therapie anfangs ne-ben der vom Patienten bisher gepflogenen Palliativthera-pie nebenher laufen lassen Mit zunehmender Beruhigungdes Zustandes bemerkt der Patient am Minderverbrauchder Palliativmittel die Besserung seines Leidens Man kanndie Asthmatiker auf diese Weise auch von dem gefähr-lichen chronischen Verbrauch der Hydrocortisone freibe-kommen oder sie wenigstens auf den nur noch gelegent-lichen Gebrauch reduzieren

Bei jahrelang bestehendem Asthma muß man den Patien-ten von vornherein zur Geduld ermahnen Als Faustregelgilt daß man ab 6 bis 7 Jahre altem Asthma etwa sovielInjektionen benotigt wie das Asthma an Jahren bestehtbevor sich eine deutliche Besserung abzeichnet

Vorstehenae Erörterung ist nur ein Ausschnitt aus denMöglichkeiten der homöopathischen Behandlung der Aller-gie Im Rahmen der versierten homöopathischen Praxis gibtes da noch manche Variante, welche sich aus der Sympto-matik des Einzelleidens ergibt, deren Ausfuhrungen imRahmen dieses Vortrages zeitlich leider nicht möglich ist

Anschrift des Verfassers Doz Dr HEINZ SCHOELER 75 KarlsruheBachstraße 26

Augentropfen stärken die SehkraftDas Behandlungsprinzip besteht in der Anregung von Selbstheilungs-vorgangen und in der Normalisierung von Zellfunktionen durch Zufuhrvon hochmolekularen Zeil-Wirkstoffen aus den verschiedenen Augen-anteilen (Netzhaut, Sehnerv, Hornhaut, Bindehaute, Linse, Glaskörper),Gehirnanteilen, Plazenta, fetalen Gefäßen, Schleimhäuten, Organen deslymphatischen Systems (Milz, Lymphknoten, Thymus) und Nebennierenin Verbindung mit resorptionssteigernden und tonisierenden Arzneistof-fen Die detaillierte Zusammensetzung ist auf der Verpackung angegebenEs stehen zwei verschieden zusammengesetzte Präparate zur Verfugung-

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Solche Arbeiter erwiesen sich als vollwertig in Industrie und Wirtschaft — Von unserem New Yorker Korrespondenten

Wiedereingliederung körperbeschädigter Arbeiter in den Arbeitsprozeß

in den Setzten zwanzig Jahren wurden mehr als 7 Millionen„handicapped" Menschen in den USA in Industrie, Wirt-schaft und von der amerikanischen Regierung eingestellt.Hier sind einige der Vorteile, die sich bei der Beschäftigungkörperbeschädigter Arbeiter in der Industrie ergeben:-r Körperbeschädigte Arbeiter haben sich in vielen Fabri-ken als gleichwertig mit völlig gesunden Arbeitern erwiesen;+ Sie wechseln weniger leicht ihre Stellung, und nur sel-ten bleiben sie ohne ausreichenden Grund von der Arbeitfort;+ Ihre Produktion mag mengenmäßig in manchen Fällengeringer sein als die der körperlich Vollwertigen, aber daswird durch ihren Arbeits-Enthusiasmus und ihre hohe Mo-ral in langer Sicht mehr als ausgeglichen.

Erfahrungen in FabrikenDiese Schlüsse wurden bei einer Umfrage von Fabrikengezogen, die körperbeschädigte Arbeiter beschäftigten. Imzweiten Weltkrieg mußte man sich ihrer Hilfe infolge Per-sonalmangels zu Hunderten und Tausenden bedienen. Dieausgezeichneten Erfahrungen, die damals in der Kriegs-industrie gemacht wurden, sind nicht vergessen. Der ame-rikanische Kongreß hat im Jahr 1945 die jährlich stattfin-

Der Mann, der beide Beine verloren hat, ist für allgemeineBürotätigkeit arbeitsfähig.

-id?Dieser Mann verrichtet eine Arbeit, zu der man für ge-wöhnlich 2 gute Hände braucht. Er ist voll arbeitsfähigfür diese spezielle Tätigkeit.

denden „Physically Handicapped Week" geschaffen, unddurch ihre stete Wiederkehr hat sie erheblich dazu beige-tragen, unberechtigte Vorurteile gegen Beschäftigung Kör-perbeschädigter schwinden zu lassen.Blinde Arbeiter konnten mit besonderem Nutzen beschäf-tigt werden. In einer großen Fabrik wechselten die Arbei-ter in der Nietabteilung überaus häufig. Sie hatten Nietenzu sortieren und zwar nach ganz kleinen Variationen. DieArbeit war ermüdend und anstrengend für die Augen. DieArbeiter verließen die Tätigkeit und die Fabrik, um ander-wärts Tätigkeit zu suchen. Die Lösung kam, wenn blindeArbeiter für diese Tätigkeit eingestellt wurden. Ihre fein-fühlenden Finger arbeiten rascher und genauer als die er-müdeten Augen der normalsichtigen Arbeiter.Taube Arbeiter sind an vielen Industriemaschinen tätig. Wermil ihnen arbeitet, bezeichnet sie allgemein als fähig undäußerst arbeitswillig. Bei ihrer Einstellung ist es zweck-mäßig, Personen mit ihnen verhandeln zu lassen, die sichauf Zeichensprache verstehen oder schriftlich ihre Fragenvorlegen.Hier sind Mitteilungen von B. M. Schowe von besonderemInteresse.Es ist das eine Spezialliste auf dem Gebiet der Arbeits-Wirtschaftsforschung, und er selbst ist seit seinem 13. Le-bensjahr völlig taub. Er legt dar, daß Taubheit ein körper-liches Gebrechen ist, aber keines, das die Körperkraft oderGeschicklichkeit irgendwie beeinflußt. Er bezeichnet es alseinen oft gehörten Irrtum, daß taube Arbeiter immun gegenLärmschädigungen sind und deshalb unterschiedslos anLärmprozessen beschäftigt werden können. Viele taubeMenschen, so führt er aus, sind geradezu überempfindlichgegen Lärmirritierung. Für sie gelten auf dem Lärmgebietdieselben Vorsichtsmaßregeln wie man sie bei normal-hörenden Personen anwendet. Es muß erst festgestellt wer-den, ob ein tauber Arbeiter Lärm vertragen kann odernicht.Das Bureau of Labour Statistics des amerikanischen Arbeits-ministeriums hat in einer Studie die industrielle Qualitätkörperbeschädigter und normaler Arbeiter verglichen. Nahe-zu 70 000 körperbeschädigte Arbeiter wurden dabei unter-sucht. Es ergaben sich folgende Schlüsse:

Körperbeschädigte Arbeitersind, verglichen mitnormalen Arbeitern besser gleich schlechter

WegDleiben von der ArbeitWechsel der ArbeitsstelleArbeitstüchtigkeitUnfallhäufigkeit

49, '0%58,5 %7,8'%

51,1 %

43,0'%30,8 °/o87,0 7o37,7 %

7,2 %10,7%5,0 %

11,2 %

Ein körperliches Handicap bedeutet für viele Arbeiteteinen Ansporn, Besonderes zu leisten. Er will seinen Min-derwertigkeitskomplex überwinden, und das heißt: bessereArbeit zu liefern. Körperbeschädigte bleiben oft bei der Ar-beit, obwohl sie sich nicht wohl fühlen. So kommt es, daß ihr„absenteeism" (Wegbleiben von der Arbeit) dasselbe istoder sogar besser als bei völlig gesunden Arbeitern.

Haben Körperbeschädigte mehr Unfälle?Zahlreiche umfassende Statistiken haben festgestellt, daßdie Unfallhäufigkeit bei körpergeschädigten Arbeifern nichthäufiger ist als bei körperlich normalen, oder daß sie sogargeringer ist. Sie sind instinktiv besonders vorsichtig undvermeiden daher manche Unfallgefährdung.Dazu kommt, daß manche Unfalirisiken in der Praxis gerin-ger sind als in der Theorie. Als Beispiel sei ein beweg-licher Kran genannt. Theoretisch ist es notwendig, dasSignal des Kranes zu hören, sonst läuft man Gefahr, von

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ihm überrannt zu werden. Aber Taube wissen aus derStellung und Bewegung des Kranes zu schätzen, ob erihnen gefährlich werden kann oder nicht. Taube und blindeArbeiter haben häufig ihre eigenen Methoden, um sich vorUnfallgefährdung zu bewahren.

Schwer körperbeschädigte ArbeiterIn diese Kategorie gehören Paraplegiker (Lähmung anbeiden Beinen) und Quadriplegiker (Lähmung an beidenBeinen und beiden Armen) und gewisse Gehirnschädigungen,die mit Schädigungen vor oder bei der Geburt zusammenhän-gen und Lähmungen verursachen. Im Gegensatz zu früher,wo solche Menschen als unbeschäftigbar galten, werdenauch sie heute in den Arbeitsprozeß eingeschaltet, zumNutzen der Allgemeinheit und größten körperlichen undseelischen Nutzen für sie selbst.Das Rehabilitierungs-Zentrum in New York, das unter Lei-tung von Dr. Howard A. Rusk steht, hat ein Komitee ge-schaffen, das aus Industrie- und Wirtschaftsführern bestehtund das versucht, diese schwer Körperbeschädigten in Be-trieben unterzubringen. In den letzten drei Jahren wurden79 solche Personen der Arbeit zugeführt, und 66 von ihnensind nach wie vor beschäftigt. Sie sind beschäftigt als;Collegeprofessor, Lehrer, Computer-Programmierer, Wirt-schaftsverwalter, Rechnungsführer, Büroangestellter, Buch-halter, Leiter einer Druckmaschine. Die 13 schwer Körper-beschädigten, die die Arbeit verließen, taten das wegenKrankheit oder Transportschwierigkeiten oder Wunsch,weiter zu studieren.Hier ein Beispiel: Ein junger Mann, jetzt in seinen 30erJahren, hatte 15 Jahre in einer Anstalt für chronisch Krankezugebracht, seit er mit 21 Jahren Lähmungen nach epide-

mischer Kinderlähmung (Poliomyelitis) erlitt. Er ist ein be-sonders intelligenter, kluger Mensch, war aber körperlichvöllig von fremder Hilfe abhängig. Seine Selbstbeweglich-keit wurde in hohem Maße gefördert durch intensive Thera-pie, einen elektrisch betriebenen Fahrstuhl und verschie-dene Mittel zur mechanisierten Selbsthilfe. Er wurde imAnschluß daran als Computer-Programmierer ausgebildetund ist jetzt in einem datenverarbeitenden Betrieb mithohem Gehalt tätig.

Junge wie alte Körperbeschädigte können Arbeit findenJunge Menschen mit einem körperlichen Handicap haben imallgemeinen günstigere Aussicht auf Rehabilitierung von denFolgen ihres Unfalls oder ihrer Krankheit als ältere, undauch mehr Aussicht auf eine zufriedenstellende Beschäfti-gung. Sachverständige sind aber der sicheren Überzeu-gung, daß auch die Arbeitsplazierung älterer Körperbeschä-digter erfolgreich vor sich gehen kann, wenn sie das ent-sprechende Training bekommen, sachverständigen Rat ge-nießen und an die richtige Arbeitsstelle gebracht werden.Jedes Jahr kommen in den USA im Durchschnitt mehr als350 000 Personen zu der unglücklichen Liste der dauerndKörperbeschädigten hinzu. Diese Zahl wird weiter zuneh-men, weil das Durchschnittsalter der Menschen in USAsowohl wie in vielen anderen Ländern in stetem Zunehmenbegriffen ist, und auch weil Leben und Arbeit immer mehrmechanisiert werden. Der körperbeschädigte Arbeiterbraucht aber in vielen Fällen nicht mehr eine Last für dieGesellschaft zu sein. Er kann gesundheitlich in vielen Fällenrehabilitiert werden und, was für ihn wie für die Gemein-schaft hoch bedeutungsvoll ist, er kann nutzbringendeArbeit finden. Dr. w. Seh.

Aus Praxis und Forschung

Über eine blutdrucksenkende Substanz aus Rhododendron G. T

Es sind in den letzten Jahrzehnten eine Reihe sehr wirk-samer neuer Arzneimittel mit blutdrucksenkenden Eigen-schaften entdeckt worden. Hierbei hat die Arzneipflanzen-forschung insofern einen großen Anteil an den Fortschrit-ten der gegenwärtigen Hochdrucktherapie, als sie nicht nurdie Rauwolfia serpentina für diese kardiovaskuläre Erkran-kung nutzbar gemacht hat, sondern auch durch die Isolie-rung und Identifizierung der bekannten Rauwolfia-Alkaloideihren differenzierten Einsatz nach Aufklärung ihrer pharma-kodynamischen Wirkung u. a. bei den verschiedenen Hy-pertonieformen erst ermöglichen konnte. Die Anwendungvon Rauwolfia-Gesamtalkaloiden oder bestimmten Rau-wolfia-Reinalkaloiden (Reserpin, Rescinnamin und Rau-basin) hat heute trotz Einführung der Hydrazinophthalazine,der verschiedenen neuen Sympathicushemmer, wie Guane-thidine, Alpha-Methyl-Dopa, Cyclazenin, Imidazolinderivate,die echten Ganglienblocker, die Aldosteron-Antagonistenund schließlich die Saluretica vor allem in der sogenanntenkleinen Hypertonibehandlung nicht an Bedeutung verloren.Das liegt vornehmlich an der verhältnismäßig günstigentherapeutischen Breite, die eine zufriedenstellende Steuer-barkeit dieses Antihypertonikums in der ambulanten Praxisgewährleistet. Daß die moderne und exakt naturwissen-schaftlich ausgerichtete Arzneipflanzenforschung neben derRauwolfia noch weitere Phytopharmaka mit antihyperten-siven Effekten entdeckt hat, ist vielerorts selbst aul demkardiovaskulären Sektor versierten Expertenkreisen nurteilweise bekannt. Ich erinnere nur an die Alkaloide vonVeratrum album und Veratrum viride, die ein interessantesblutdrucksenkendes Wirkungsbild zeigen, auf das ich spä-ter im Zusammenhang mit der von mir zu besprechendenblutdrucksenkenden Substanz sehr eingehend zurückkom-

men werde. Die Veratrum-Alkaloide (vor allem Protovera-trin A und Protoveratrin B) haben sich allerdings wegenihrer außerordentlich geringen therapeutischen Breite nichtdurchsetzen können, obwohl ihre Wirkung bei schweren,lebensbedrohlichen Formen der Schwangerschaftshyperto-nie als eindrucksvoll beschrieben worden ist. Mit der Auf-klärung des Wirkungsprinzips der Veratrum-Alkaloide warbesonders der von verschiedenen Hochdruckforschern zurDiskussion gestellte Angriffspunkt einer hypotensiven Sub-stanz an den bekannten Pressorezeptoren, also an denbarosensiblen Endigungen von Herz/Aorta und den Karo-tissinus-Nerven in den Vordergrund getreten. So habenschon die Veratrum-Alkaloide den Beweis dafür erbracht,daß es durchaus Pharmaka gibt, die über eine Sensibili-sierung dieser von Koch und tfeymans in ihrer so wich-tigen Funktion zuerst untersuchten Blutdruckzügler bzw.Blutdruckregler auch beim Menschen eine Blutdrucksen-kung ermöglichen. Das gleiche Wirkungsprinzip weist dieSubstanz aus Rhododendronarten und anderen Ericaceenauf, über die ich Ihnen im Rahmen dieses phytotherapeu-tischen Seminars berichten will.Zur Familie der Ericaceen gehören einige Pflanzen, diesich durch bemerkenswerte toxische, pharmakodynamischeund klinische Eigenschaften auszeichnen.Aus diesen Pflanzen sind bis heute 6 Substanzen isoliertworden, und zwar die Grayanotoxine I, 1! und 111 sowie diePieristoxine A, B und C. Dabei ist das Grayanotoxin i, dasunter den Bezeichnungen Andromedotoxin, Acetylandrome-dol, Asebotoxin und Rhodotoxin in die Literatur eingegan-gen ist, sowohl in quantitativer als auch in verbreitungs- -*Amäßiger Hinsicht der Hauptinhaltsstoff. Die drei Grayano-toxine sind erst in alierjüngster Zeit von japanischen Heft

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und amerikanischen Forscherteams in ihrer Struktur auf-geklärt worden. Danach gehören die Grayanotoxine zu dergroßen Gruppe der Diterpene. In der Tabelle sind dieSummenformeln für die Grayanotoxine zusammengestellt.

CH3 OH

GrayanotoxinGrayanotoxinGrayanotoxin

I C20 H32 Os (H2O) (Ac)II C20 H32 OsII C20 H32 Hs (H2O)

15teh1970

Es ist wahrscheinlich, daß noch andere Mitglieder, die zurGrayanotoxin-Familie gehören, in Pflanzen aufgefundenwerden. Von diesen drei Stoffen findet nur das Grayano-toxin I — Acetylandromedol (Andromedotoxin) therapeu-tische Anwendung. Deshalb soll im folgenden nur von die-sem Stoff, dem Acetylandromedol, die Rede sein

Die Kenntnisse über die Giftigkeit des Acetylandromedolsreichen bis ins Altertum zurück, wo Xenophon in der Ana-basis (Buch IV, Kap 8, 20—21) über die toxischen Eigen-schaften des acetylandromedolhaltigen Honigs aus Rhodo-dendron ponticum schreibt: „Alle Soldaten, welche vonden Honigwaben aßen, verloren die Besinnung, erbrachen,bekamen Durchfall, keiner konnte mehr aufrecht stehenWelche nur wenig genossen hatten, glichen Betrunkenen,die viel genossen hatten, Rasenden oder solchen, die imSterben liegen Es lagen so viele da, als hätte man eineNiederlage erlitten, und die Mutlosigkeit war groß; dochwar am folgenden Morgen keiner daran gestorben. Amdritten und vierten Tag erstanden sie wie aus einer Ver-zauberung." Und Sfrabon, ein griechischer Geograph, dervon 63 v. Chr. bis um 20 n. Chr lebte, schilderte den pon-tischen Gifthonig als Kampfstoff wie folgt „Die Heptako-meten am Pontus erschlugen drei Kohorten des Pompeius,indem sie an den Wegen Trinkgefäße mit betäubendemHonig füllten. Als die Soldaten ihn getrunken und die Be-sinnung verloren hatten, machten sie sie mit Leichtigkeitnieder." Nach Pulewka kommen auch heute noch Vergif-tungen nach Genuß dieses Honigs in der Türkei vor, wah-rend Hardikar aus Schottland Vergiftungen bei Schafendurch das Fressen von Rhododendronblättern beschreibt.1882 isolierte Eijkman diesen toxischen Stoff aus Andro-meda japonica Fast zur gleichen Zeit gewannen Pluggeaus Andromeda polifolia und de Zaayer aus Rhododendronponticum diesen Korper Bis heute wurde Acetylandro-medol noch aus vielen anderen Andromeda-, Rhododen-dron-, Leucothoe-, Lyconia-, Pernettya- und Kalmia-Artenisoliert. Insgesamt ist es in über 30 Arten der Encaceen-Familie gefunden worden. In unseren Laboratorien wurdees aus Rhododendron ponticum von Janka und Neuhoft

und aus Rhododendron catawb\ense von Trabert nacheigenen Verfahren gewonnen.Die richtige Summenformel für das Acetylandromedolwurde ersi 1957 von Tallent und Mitarbeitern ermittelt Bisdahin war durch Arbeiten von anderer Seite, besondersaber von Wood und Mitarbeitern bekannt, daß sich dieserStoff beim Verseifen in Essigsaure und einem Rest vonder Formel C20 H34 O& spalten laßt Dieser enthält, wieaus spektralen Untersuchungen erkenntlich, nur Hydroxyl-Gruppen und keine anderen Sauerstoff-Funktionen Be-rücksichtigt man noch die Tatsache, daß in diesem Spalt-produkt vier Methyl-Gruppen nachweisbar waren, so konntedas Grundgerust des Acetylandromedols nur aus vier mit-einander verknüpften Ringen bestehen.Dieser Tetrazyklus wurde erst 1965 von Kakisawa, Koziwa,Yani und Nakamshi in allen Feinheiten aufgeklärt.Auf eine gewohnte zweidimensionale Schreibweise proji-ziert, ergibt sich die Formel I Daraus kann bei einiger Var-tiefung in das Molekül seine Zugehörigkeit zu der Klasseder Diterpene erkannt werden.Die Diterpene sind in der Natur vorkommende Substanzen,die aus vier Isopren-Resten bestehen Allerdings ist dashier nicht so leicht zu erkennen, da das Acetylandromedo!biogenetisch aus einfacher gebauten Substanzen durchUmlagerungen, wie sie in der Terpenchemie zur genügebekannt sind, entstanden ist Wenn man das Molekül zwi-schen den Ringen B—C in zwei Teile spaltet, so erkenntman in der Kombination des 5-Ringes A mit dem 7-Ring Bdie Ähnlichkeit mit der Azulen-Formel II.Bei der Betrachtung des anderen Teiles, in dem der 6-Ring C über eine C-Brucke mit dem 5-Ring D verknüpft.st, wird unschwer das Kohlenstoffanaloge des bekanntenTropan-Gerüstes III zu erkennen sein (Kloss)Für die Praxis ist es nun unerläßlich, chemische Wertbe-stimmungen für diesen hochwirksamen Stoff selbst und inpharmazeutischen Zubereitungen auszuarbeitenNeben anderen Bearbeitern dieses Problems hat H. Schind-ler in unserem Hause eine Nachweismethode, die eine fastquantitative Bestimmung gestattet, ausgearbeitetIn jüngster Zeit beschäftigen sich Zymalkowski, Pachalyund Auf dem Keller mit der Bestimmung von Acetylandro-medol (Grayanotoxin I) in Extrakten von Rhododendronponticum Ihnen gelang meines Wissens zum erstenmalAcetylandromedol von noch vorhandenen Begleitstoffen zutrennen. In diesem Zusammenhang muß auf Grund dieserBefunde angenommen werden, daß das bisher für toxiko-logische, pharmakologrsche und klinische Untersuchungenverwendete Acetylandromedol doch noch geringste Men-gen eines oder mehrerer Begleitstoffe, möglicherweiseAndromedol-ahnliche Substanzen, enthalten hat.Acetylandromedol kann man, ahnlich wie Veratrm, Aconitin,Apomorphin und Emetin als Nerven- und Respirationsgiftbezeichnen Im Tierexpenment lassen sich Erbrechen (eineAusnahme macht das Kaninchen) und penphere curare-ahnliche Lahmungen nachweisen Subletale Dosen lahmenauch die Hirnzentren ohne Beeinflussung des Ruckenmar-kes. Die ersten Befunde hierüber stammen von Hardikar,der auch unter dem Einfluß von Acetylandromedol die Para-sympathicus-Erregungen beim Tier zuerst beschreibt. Sieäußern sich in starker Speichelsekretion, Erbrechen, er-höhter Penstaltik mit Defakation, in einer Tonus- undAmplitudenvergroßerung am isolierten Darm, in diaphroe-tischen Wirkungen, in einer Pupillenkonstnktion beim Ka-ninchen sowie in einer Bronchokonstriktion mit verstärkterSchleimabsonderung durch die bronchialen Drusen. EigeneVersuche in unserem Hause von Hildebrand und Mitarbei-ter haben aber gezeigt, daß diese Vagusubererregung nichtüber einen physostigminartigen Wirkungsmechanismus er-klärbar ist

Die penpheren Elemente des Sympathicus werden eben-falls n'cht beeinflußt Über welche Mechanismen es nachtoxischen Acetylandromedol-Dosen zum Atemstillstand

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Mettr&ch'wei nchen-uteru.s Abb. 1Meerschweinchenuterus in vitro. Keine Sensi-bilisierung des Parasympathicus durch Acetyl-andromedol = (Ax) im Vergleich zu Acetyl-cholin.

02mll 'Ac t'tü5

sp.sp. |. . I .-• ^sp. |.•;:••-• -

'> 0,2 Oß Ößmt I •••AX hf(f4 0,2ml

Ac.Mff5

0,05ml i.y. Ößml L£XinnttmrmAX rr-w4j •'.•.>'

•fOOmmHg

Abb. 2Meerschweinchenblutdruck, abgenommen ausder Arteria carotis und Registrierung desTrachealseitendruckes (Atmung). Vergleich vonschneller i. v.-Gabe Acetylandromedol (0,05ml einer 0,01%igen Lösung) mit Dünndarm-applikation (0,5 ml einer 0,01%igen Acetyl-andromedol-Lösung).

Atmung

kommt, ist bisher noch nicht geklärt. Während de Zaayerund Plugge eine direkte Lähmung des Atemzentrums postu-lieren, sprechen Befunde von Pulewka und Bühler anschwach urethannarkotisierten Mäusen dafür, daß u. a.minimale tödliche Dosen eine zentrale und periphereAtemlähmung hervorrufen. Von Vahrson nachgewieseneWirkungen auf die Atemmotorik an der weißen Maus zeigendosisabhängige Senkungen der Atemfrequenz, während derEinfluß auf das Respirationszeichen nach Pulewka undGrevener durch Acetylandromedol auch von der Umge-bungstemperatur abhängig ist.Die von Hardikar beschriebene Atropinisierbarke'rt dernach toxischen Acetylandromedol-Dosen auftretenden Bron-chokonstriktion und der vermehrten bronchialen Schleim-absonderung haben wir bestätigen können. Für ein durchAcetylandromedol zentral ausgelöstes Erbrechen sprichtdie Tatsache, daß es am nicht narkotisierten Hund mitkleineren Dosen als beim narkotisierten Tier auszulösenist. Subkutane Gaben rufen dabei das Erbrechen eherhervor, als es bei oraler Applikation des Stoffes der Fallist. Nach unseren Versuchen führt aber Acetylandromedolseltener zu Erbrechen als die Veratrumalkaloide. Am Her-zen beobachteten wir auf toxische Dosen von Acetylandro-medol Überleitungsstörungen, ventrikuläre ExtrasystoMenund Tachykardien, Kammerflimmern und wurmartige Be-wegungen des Ventrikels.Pulewka zeichnete uns schließlich ein vollständiges Spek-trum der Vergiftungserscheinungen am Menschen auf:Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Kopfschmerzen,vorübergehender Verlust des Sehvermögens, malariaartigeFieberanfälle, Brennen im Mund und auf der Haut, starkes

Schwitzen, Magen- und Leibschmerzen und Ohnmacht biszur völligen Bewußtlosigkeit.Da in pharmakodynamischer Hinsicht auf Grund verschie-dener Literaturangaben über das Acetylandromedol ge-wisse Ähnlichkeiten mit der Wirkung der Veratrumalkaloideanzunehmen waren, interessierte uns u. a. auch die be-reits beschriebene blutdrucksenkende Wirkung kleinerAcetylandromedoi-Gaben, die vielleicht Perspektiven füreine therapeutische Auswertung des Stoffes eröffnen könn-ten. Außerdem gingen wir der Frage nach, ob dem Acetyl-andromedol noch weitere therapeutische Möglichkeiten zu-kommen, die bei den Veratrumalkaloiden entweder nichtvorhanden waren oder aber zu wenig beobachtet wordensind.Im Rahmen der pharmakologischen Analyse beschäftigtensich in unserem Hause Hildebrand und Mitarbeiter vorallem mit den blutdrucksenkenden und teilweise auch mitherzwirksamen Eigenschaften des Acetylandromedols. Be-reits amerikanische Autoren hatten die hypotensive Wir-kung beschrieben. Zunächst kann summarisch festgestelltwerden, daß Weine Acetylandromedol-Dosen den Blutdrucksenken, während ihn große erhöhen. Bei hoher Konzen-tration bzw. schneller (schnelle i.v.-Gabe) kommt es zueinem kurzfristigen Blutdruckabfall mit stark ausgeprägterBradykardie und Atemstörungen (Atmungsveriangsamungbis zum Atemstillstand). Diese dem Sezo/d-JaWscfr-Reflexentsprechende Erscheinung klingt nach 4—6 Minuten abund kann durch bilaterale Vagotomie bzw. Atropinisierungverhindert oder stark eingeschränkt werden. Wahrschein-lich handelt es sich hier um auch von Hardikar, Archan-gelsk]/, Moran et al. sowie in jüngster Zeit von Petkov

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und Tzonev beobachtete reflektorisch ausgelöste Wirkun-gen, deren Afferenz im Gebiet der sensiblen Vagusrezep-toren (Herz, Aortenbogen, Lunge) liegen dürfte und derenEfferenz größtenteils durch den Vagus cholinergisch ist

Neu an unseren Befunden ist das Auftreten einer Tachy-phylaxie bei i.v.-Gabe (Katzenblutdruck). Bei langsamerInfusion oder Applikation auf enteralem Wege tritt ein all-mählicher Blutdruckabfall ein, der nach etwa 20—30 Minuteneinsetzt und sein Minimum durchläuft, um dann nach4—6 Stunden seine alte Höhe wieder zu erreichen (Abb. 3).Für diese therapeutisch interessante, hypotensive Acetyl-andromedol-Wirkung bei oraler Applikation sind vom Sinuscaroticus ausgehende Reflexe verantwortlich zu machen,wobei zu erwähnen ist, daß diese Sensibilisierung derbaro-statischen Rezeptoren im Bereich von Herz-Aorta undKarotissinus auch die Veratrum-Alkaloide hervorrufen. DasGlomus caroticum spielt bei diesem Mechanismus keineRolle. Nach Durchschneidung der Karotissinus-Nerven wirddie Blutdrucksenkung verhindert bzw. teilweise aufgehoben.Durch Atropin und Vagotomie ist dagegen die Hypotensionnicht beeinflußbar. Damit ergibt sich eine Bestätigung derBefunde von Moran und Mitarbeitern, aus denen zu ent-nehmen ist, daß die Blutdrucksenkung nicht durch einedirekte Verminderung des Herzminutenvolumens (Sinus-bradykardie), sondern durch eine periphere Vasodilatationüber eine Sensibilisierung der barostatischen Herz-Aorten-Karotissinus-Rezeptoren und auch durch einen echten zen-tralnervösen Mechanismus Zustandekommen. Zur gleichenAuffassung über die interpretierten Wirkungen gelangenauch Petkov und Tzonev, die vergleichende Untersuchun-gen mit Acetylandromedol und mit einer Germerinfraktionaus Veratrum lobelianum Bernh. am Blutdruck von 38 nar-kotisierten Katzen anstellten. Sowohl Acetylandromedol alsauch die Germerinalkaloidfraktion zeigten bei langsameri. v. Injektion deutliche hypotensive Effekte. Wenn dabeiIntensität und Dauer der Wirkung bei der Germerinfraktionausgeprägter war, war die betreffende Wirkungsintensitätdes Acetylandromedol physiologisch angepaßter und standdamit im Hinblick auf die therapeutische Wertigkeit der derGermerinalkaloide nicht nach.

Dieses bereits am Anfang meines Vortrages angedeuteteWirkungsprinzip auf die automatischen Selbststeuerungs-mechanismen des Blutdruckes eröffnet eine Reihe inter-essanter Perspektiven auch für die Pathogenese der pri-mären (essentiellen) Hypertonie und einiger sekundärerFormen der Hypertonie. Desgleichen ließen sich vielleichtüber den Weg der Selbststeuerung des arteriellen Blut-druckes Ansatzpunkte für die Ablösung der symptoma-tischen Therapie der Hypertonie durch kausalere therapeu-tische, auch medikamentöse Maßnahmen finden. Wir wisseninsbesondere aus den Schulen von E. Koch und von C.Heymans über die physiologische Steuerung des Blut-druckes mit Hilfe der sogenannten reflektorischen Blut-druckregulaiion durch Barorezeptoren des Herz-Aorten-bogens und des Karotissinus, deren Impulse den Herz-frequenz- und Vasomotorenzentren mit ihrem Regulations-mechanismus auf die Herzfrequenz, das Herzminutenvolu-men und die Gefäßweite einschließlich Gefäßtonus zuge-

•yj führt werden. Efferente Impulse vom Vasomotorenzentrum— Kontrollzentrum wirken aber noch zusätzlich auf die

3eh.1970 Nebennierenmarksekretion ein.

Abb. 3Fortlaufende Blutdruckregistrierung am nor-motonen, wachen Kaninchen, abgenommenaus der Arteria femoralis über Hg-Manometer.Dosis 250 g Acetylandromedol pro kg/Tieroral: langfristige Blutdrucksenkung. Dauer desVersuches: etwa 3—4 Stunden; blutdrucksen-kende Wirkung ca. 2V2 Stunden.

Dieser zusammen mit der efferenten sympathischen Inner-vation des Herzens und der peripheren Gefäße arbeitendebiologische Regelkreis ist unter physiologischen Bedingun-gen stets um die konstante Regelgröße Blutdruck = Normo-tonus besorgt, indem alle Schwankungen des arteriellenDruckes von den Selbststeuerungsmechanismen reflekto-risch ausgeglichen werden. Reizungen der Barorezeptoreninfolge Blutdruckerhöhung führen zur Herabsetzung desTonus in den Vasomotorenzentren, was eine Erweiterungder peripheren Arterien und Venen zur Folge hat. Gleich-zeitig kommt es zur Erregung des Vaguszentrums mit Ab-nahme der Herzfrequenz und des Herzminutenvolumens.Aus beiden Erscheinungen resultiert schließlich die Biut-drucksenkung. Umgekehrt kommt es zur Normalisierungbzw. Steigerung des Blutdruckes, wenn eine Verminderungdes Tonus der Blutdruckzügler (Barorezeptoren) vorhandenist, was wiederum auf eine Abnahme der Dehnbarkeit derdie Barorezeptoren enthaltenen Arterienwände zurückge-führt wird (Hypothese von Volhard über die Pathogeneseder essentiellen Hypertonie). In der Tat konnten Heymansund Mitarbeiter mit verschiedenen Pharmaka, die loka! indie Arterienwände des Karotissinus gegeben wurden,solche Tonusänderungen nachweisen und je nach gefäß-tonisierenden und gefäßerschlaffenden Substanzen Blut-drucksenkungen oder -Steigerungen erzeugen.

Weitere Versuche der gleichen Forschergruppe haben klarerkennen lassen, daß nicht der endovaskuläre Druck, son-dern die Spannung und die Dehnbarkeit der drucksensiblenArterienwände in der reflektorischen Steuerung des Blut-druckes die entscheidende Rolle spielen. Es besteht alsokein Zweifel mehr, daß Spannungsverminderung und Wider-standsabnahme der Arterienwände mit ihren Barorezep-toren zur Blutdrucksteigerung und eine Steigerung dieserGrößen zur Blutdrucksenkung führen. Es ist daher nichtverwunderlich, daß Heymans und Mitarbeiter die auf einhöheres Niveau verschobene und eingestellte Reizschwelleder Barorezeptoren als Grundlage für das Auftreten eineressentiellen, vielleicht auch einer renalen Hypertonie zurDiskussion stellen. Das letzte Glied in der Beweiskettefehlt jedoch, da man die betreffenden auslösenden Fak-toren noch nicht kennt. Weder die Rolle der Katecholamine,des Angiotensins noch der Natrium-Kalium-Ionen ist imHinblick auf mögliche Angriffspunkte an den barosensiblenGefäßwänden bekannt. Was wir aber heute mit größterWahrscheinlichkeit wissen, ist die Tatsache, daß der Natur-stoff Acetylandromedol aus Rhododendron- und anderenEricaceen-Arten in diesen beschriebenen Selbststeuerungs-mechanismus des arteriellen Blutdruckes eingreift, indemer die Barorezeptoren reizt und somit als medikamentöserSimulator oder „baropacer" bzw. „pacemaker" zu einerphysiologisch angepaßten, allmählichen Blutdrucksenkung,besonders bei oraler Applikation, führt. Das gleiche läßtsich mit Veratrum-Alkaloiden erreichen, hier besser durchparenterale Anwendung, aber mit dem bereits erwähntenNachteil der ungünstigen therapeutischen Breite.

Ich würde den Rahmen meines Vortrages sprengen, stellteich noch die Bedeutung des Katecholaminstoffwechsels, deranderen Pressorsubstanzen und des Aldosteronmechanis-mus für die Pathogenese der Hypertonie und die Hyper-tonietherapie in Verbindung mit den besprochenen Blut-druckregler und -zügler-Mechanismen zur Diskussion.

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Abb. 4Froschherz nach Sträub. Es wurden 0,05 ml einer O.OOlVoigen Acetyl-andrornedol-Lösung appliziert: positiv-inotrope Wirkung (ein Volumen-effekt kann ausgeschlossen werden, da später dieselbe Menge Ringer-lösung in die Kanüle gegeben wurde).

Abb. 5Meerschweinchen-Vorhof in vitro. Vergleich zwischen Acetylandromedolund Protoveratrin 0,2 ml einer 0,01%igen Acetylandromedol-Lösung:positiv-inotrope Wirkung.

M&erschweineben - Vor.hof

0,2ml

Sie sehen also, meine Damen und Herren, daß eine medi-kamentöse Blutdrucksenkung bei der Hypertonie sowohlüber pharmakodynamische Einwirkungen an verschiedenenStellen auf die Funktion des sympathischen Nervensystemsals auch über die Pressorrezeptoren-Vasomotorenzentrenmöglich ist.Der Vollständigkeit halber muß ich noch kurz auf die Herz-wirkungen des Acetylandromedols eingehen, die mehr oderweniger auch gewisse Rückschlüsse auf umfassenderekardiovaskuläre Eigenschaften zulassen. Kleinere undmittlere Dosen von Acetylandromedol rufen eine Sinus-bradykardie ohne pathologische Veränderung der PQ-Zeitund des QRS-Komplexes im EKG hervor. Die auch vonArchangelsk*/, Hardikar sowie von Dressel und Mitarbeiterbeim Frosch, Kaninchen, Katze und Hund, von Vahrson beiMäusen und von Tolokneva sowie Lübeck am Menschenbeobachtete Bradykardie ist atropinisierbar bei WeinenDosen von Acetylandromedol. Wir beobachteten am ge-schädigten und ermüdeten isolierten Froschherzen nachSträub und am Meerschweinchen-Vorhof deutliche positiv-inotrope Wirkungen, wie sie vorher auch Archangelsky,Hardikar, Moran et al. sowie Cotten et al. beschriebenhatten (Abb. 4 und 5).

Toxische Dosen rufen Überleitungsstörungen und beiweiterer Erhöhung der Dosis ventrikuläre Extrasystolen,ventrikuläre Tachykardien, Kammerflimmern und wurmartigeBewegungen des Ventrikels hervor Nach kleinen Dosenvon Acetylandromedol läßt sich durch Atropin die Sinus-bradykardie aufheben, bei hohen Acetylandromedol-Dosenist dies nicht mehr möglich.Der Vollständigkeit halber sind noch Untersuchungen anMäusen von Vahrson erwähnenswert, die körpertempera-tursenkende Eigenschaften des Acetylandromedols deutlichmachen. Hier werden unter entsprechenden Bedingungenspezifische erregende und lähmende Wirkungen auf dieTemperaturregulation diskutiert.Für die therapeutische Ausnutzung des Stoffes ist wichtigzu wissen, daß auf Grund eigener Versuche Acetylandrome-dol mit großer Sicherheit vom Magen-Darmkanal aus zurWirksamkeit gelangt, auch wenn dieser gefüüt ist.Die orale DL 50 bei Ratten wurde mit 2—5 mg/kg ermittelt.Auch bei Meerschweinchen und Kaninchen liegt sie im Be-reich dieser Größenordnung. Konjunktivale Reizerscheinun-gen duich mehrtägiges Einträufeln einer Acetylandromedol-Lösung (1 x 10 3) und Reizerscheinungen des gesamtenMagen-Darmkana!s nach chronischer Fütterung waren nichtzu beobachten, desgleichen keine Leber- und Nierenschä-digungen. Eine kumulative Toxizitat trat bei Meerschwein-

sp. sp.PV J-tO

sp. sp.

chen und Kaninchen selbst bei Dosen bis täglich 3mal1 mg/kg nicht ein. Die von uns aus dem Ergebnis dertoxikologischen Untersuchungen abgeleitete größere thera-peutische Breite des Acetylandromedols gegenüber denVeratrum-Alkaloiden ist auch aus Befunden von PulewkaundBühler ersichtlich. So zeigten u. a. Grenzwerte für dasVerhältnis DL 50 = therapeutischer Index im Falle der i. v.ED 50Anwendung von Veratrin = 2,5 und von Acetylandromedols. c. =- 23. Das Verairum-Alkaloid wirkte im Verhältnis zuseiner reflektorischen Wirksamkeit am Bewegungsapparatder Atmung bei nicht narkotisierten Mäusen (Respirations-zeichen nach Pulewka und Grevener) viel stärker giftigals Acetylandromedol.Auf Grund unserer pharmakologischen Untersuchungenkonnten wir die schon von anderen Autoren bei kleinenGaben von Acetylandromedol beobachtete blutdrucksen-kende Wirkung bestätigen und außerdem am wachen, nichtnarkotisierten, normotonen Tier (Kaninchen) eine überlängere Zeit anhaltende Senkung des Blutdruckes beob-achten. Der Vorteil der oralen Applikation gegenüber einerintravenösen Anwendung liegt in dem langsameren, dafüraber um so länger anhaltenden blutdrucksenkenden Effekt.

Klinische Überprüfung des Acetylandromedols in Einzel-dosen von 0,2 mg pro Dragee und Tagesdosen zwischen0,4 mg und 2 mg erfolgten bei verschiedenen Hochdruck-formen aller Schweregrade. Übereinstimmend berichtetenLübeck, Dreiler, Schöler u. a. über deutliche Senkungender systolischen und diastolischen Blutdruckwerte bei deressentiellen Hypertonie und anderen Hochdruckformen, undKleinschmidt beim Schwangerschaftshochdruck verschiede-ner Genese.Vor kurzem hat Vahrson eine klinische Überprüfung vonAcetylandromedol-Dragees zu 0,2 mg und 0,4 mg der blut-drucksenkenden Substanz und von einer acetylandromedol-haltigen Rhododendronextrakt-Rauwolfia-Gesamtalkaloid-Olea europea-Crataegus-Kombination (Rauwoplant®-Kap-seln) abgeschlossen. Bei fünf stationären Patientinnen milPräeklampsie wurden die Acetylandromedol-Dragees in einerDosierung von 0,6—1,2 mg/die zur Anwendung gebracht.Weder die kindlichen Herztöne noch die Herzfrequenz beimFoeten erfuhren bei Sängerer Anwendung von Acetylandro-medol eine negative Beeinflussung. Im Anschluß an dieseUntersuchungen erfolgte eine systematische klinische Prü-fung des genannten Kombinationspräparates Rauwoplant®bei 100 ambulant behandelten Patientinnen mit einerSchwangerschaftshypertonie (Gestose bis zur Präeklamp-

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Die „therapeutische Hausaufgabe" mit derD Ü R Asol-Schrägliege!Eine natürliche Bewegungs- und Entspannungstherapie bei Wirbelsaulen-beschwerden, Nachbehandlung von Lumbago und Ichialgie, Kreislauftrai-ning, Entlastung der Becken- und Bauchmuskulatur, Venen- und Lymph-stauungen der Beine und des Beckens.3 verschiedene Modelle zum Arzte-Vorzugspreis mit ausführlichen Ubungs-anleitungen zur Weitergabe an die Patienten durch

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sie) im doppelten Blindversuch. Es kam unter der Medi-kation dieses acetylandromedolhaltigen Antihypertonikumsin den meisten Fällen zu einer deutlichen anhaltenden Blul-drucksenkung ohne schädliche Nebenwirkungen für Mutterund Kind.Einen Einfluß des Acetylandromedols auf Störungen derHerzaktion konnten sowohl Lübeck als auch Dreiler fest-stellen, die von digitalisähnlichen Effekten sprechen, ins-besondere weist Dreiler darauf hin, daß eine überleitungs-verzogernde bzw. flimmerwidrige Wirkung auf die Herz-funktion, im Elektrokardiogramm nachweisbar, evident ist.Schließlich wurden vom gleichen Autor Verlangerungen derBlutungs- und Gerinnungszeit durch Acetylandromedol dis-kutiert. Da das von Rossijskij als besonders herz- undkreislaufwirksam beurteilte neogalenische Rhododensid ausGoldrhododendron auch Acetylandromedol enthält, mußangenommen werden, daß die sehr gute Wirkung bei Herz-fehlern und Kreislaufinsuffizienzen I. und II. Grades hieraufin erster Linie zurückzuführen ist. Trotz der günstigentherapeutischen Ergebnisse mit der Reinsubstanz Acetyl-andromedol erfolgte seine Verwertung in einer Kombina-tron mit Rauwolfia-Gesamtalkaloiden, Crataegus und Oleaeuropaea, da sich herausstellte, daß die Wirkungsbreitedieser Kombination bei den leichteren und mittelschwerenHochdruckformen vor allem über eine längere Therapie-dauer sich als sehr günstig erwies. Das als Rauwoplant®-Kapseln im Handel befindliche Präparat bewährt sich vor-nehmlich in der kleinen ambulanten Hochdrucktherapie,d. h., es ist ein Medikament für die tägliche Praxis. InRauwoplant wurde das Acetylandromedol erstmals für dieHochdrucktherapie in Form eines auf einen konstantenGehalt dieser Substanz eingestellten Rhododendron-Ex-traktes nutzbar gemacht.

ZusammenfassungIn verschiedenen Ericaceen-Arten (Andromeda-, Rhodo-dendron-, Lyconia-, Leucothoe-, Pernettya- und Kalamia-Arten) findet sich eine chemisch, toxikologisch und pharma-kologisch interessante Substanz, das Acetyiandromedol.Nach neuesten Forschungsergebnissen gehört diese sauer-stoffreiche, tetrazyklische Verbindung zu den Diterpenen.

Das Acetylandromedol (Andromedotoxin), auch Asebotoxin,Rhodotoxin und schließlich von japanischen ForschernGrayanotoxin I genannt, wurde aus Rhododendron ponti-cum und Rhododendron catawbiense in unseren For-schungslaboratorien als Reinsubstanz isoliert und toxikolo-gisch sowie pharmakologisch untersucht. Die bereits vonanderen Autoren beschriebenen blutdrucksenkenden Eigen-schaften und kontraktionssteigernden Wirkungen auf Kalt-und Warmblüterherzen konnten ebenso bestätigt werden,wie die größere therapeutische Breite gegenüber der deiVeratrum-Alkaloide. Die Beeinflussung der Blutdruckregula-tion durch Acetylandromedol läßt sich über zwei Wirkungs-prinzipien in Abhängigkeit von der Applikation der Sub-stanz erklären. Bei schneller intravenöser Injektion werdenwahrscheinlich Wirkungen reflektorisch ausgelöst, derenAfferenz im Gebiet der sensiblen Vagusrezeptoren liegendürfte und deren Efferenz größtenteils durch den Vaguscholinergisch ist. Bei oraler Applikation von Acetylandrome-dol kommt es zu einer langsam einsetzenden hypotensivenWirkung, für die von den Barorezeptoren des Karotissinusund der Herz/Aorta-Nerven ausgehende Reflexe verant-wortlich zu machen sind. Das Giomus caroticum spielt beidiesem Mechanismus keine Rolle. Der Blutdruckabfallkommt nicht durch eine Sinusbradykardie, sondern wahr-scheinlich durch eine echte periphere Vasodilatation sowohldurch Sensibilisierung bzw. Stimulierung der barostatischenRezeptoren als auch durch eine echte zentralnervöse Kom-ponente zustande. Toxische Dosen von Acetylandromedolbeeinflussen zentralnervöse Mechanismen (Atem- undBrechzentrum) sowie periphere sensible Nervenendigungen.Auch bei Hochdruckkranken läßt sich der hypotensive Effektdes Acetylandromedols nachweisen. Ferner werden digita-lisartige Eigenschaften und vor allem in diesem Zusammen-hang überleitungsverzögernde bzw. fiimmerwidrige Wirkun-gen auf die Herzfunktion festgestellt. Schließlich stehenVerlängerungen der Blutungs- und Gerinnungszeit durchAcetylandromedol zur Diskussion.Literaturangaben werden auf Wunsch zur Verfügung gestellt.

Anschrift des Verfassers: Dr. med. Gosta TRUNZLER, 75 Karlsruhe- 41, Postfach 30

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Buchbesprechungen

Felix Lommel: Im Schatten der Zivilisation, Die Zivilisations-krankheiten — Ruckblick und Ausblick, Nicolaische Ver-lagsbuchhandlung, Herford, 1969, „Es geht um Dich selbst"Der 1968 Verstorbene gab hier einen Biick hinter sein un-gewöhnliches Denken. Krankheit ist nicht isoliert betracht-bar oder erkennbar. Nur der Arzt wird Zusammenhange zu-tiefst erkennen, der das Kranksein nicht losgelost vomMenschen, etwa nur in dessen leiblicher Hülle, erfaßt DerMensch ist krank, nicht die Lunge, Leber, Tonsille Wohe>-Kultur kommt, wie Zivilisation entsteht, wird uns auf denersten Seiten unter Zitierung der Welt größter Geister klarAn Hand der Berichte über folgenschwere Seuchen (Tbc,Pocken, Poliomyelitis u. a.), ferner Zahnkaries, die wohlviel zu wenig beachtet wird, von Krebsen, vor allem dendurch mehrere zivilisatorische Einwirkungen (Tabakrauchen,Smog) erzeugten Lungenkrebs, am Beispiel des Herzin-farktes erläutert er die Zusammenhange von Erkrankendurch zivilisatorische Einflüsse.Von hohem Interesse ist der Abschnitt über die Bewe-gungsorgane, dann das Programm eines Behandlungspla-nes bei manchen Frauenbeschwerden oder bei Varicenwird daraus klar Der Arzneimittelmißbrauch beschäftigt dienoch naturverbundenen und über eine Erregerkrankheithinausdenkenden Arzte heute zunehmend Sind es „Glucks-pillen", wenn sie „gleichgültig" bis „verantwortungslos'machen, so fragt Lommel rhetorisch Auf die üble Bezeich-nung für die schwangerschaftsverhutenden Mittel „Anti-babypillen" ist er nicht mehr eingegangen. Was mutierenwir durch Strahlen und Zytostatika Wir befanden uns imZeitalter der Fürsorge im sozialen Staat, die „Degene-ration durch eine schleichende Zerstörung unserer gene-tischen Organisation" neben vielem Guten in sich birgt Diegebrachte Darstellung von F Gietzelt (Ost-Berlin) muß dochwohl jedem zu denken geben Über das Unfallgeschehen,über die Neurose als „Krankheit des Jahrhunderts" wirdbesonders ausführlich berichtet Über Bevölkerungsbewe-gung, die Probleme um Mutter und Kind, den Kampf gegenMutter- und Säuglingssterblichkeit, die Erhaltung des Vol-kes, über die Fruhzeit des Kindes, die Familie wird aus-führlich berichtet. Die zahlreichen zivilisatorischen, sagenwir erheblichen nachteiligen Vergiftungen des Lebens zer-stören eher Volker a!s der Dämon Erbkrankheit Aschoffhabe den heute bestätigten Ausspruch getan „Der Menschstirbt nicht, er tötet sich selbst " Reizuberflutung im Klein-und Schulkind-Alter, seelisch-moralische Überforderung deiJugend, das , Zeit ist Geld", aufgezwungene und oft über-fordernde Frauenarbeit, das moderne Arbeitsieben werdeneingehend dargestellt Die Ernährung ist ein Problem be-sonderer Art Mangel-, Fehl- oder Uber-Ernahrung sind un-gelöste Probleme Wer weiß, was er aus Buchsen undFlaschen ißt oder trinkt könne sich glücklich schätzen Diemeisten Zivilisationsmenschen essen nach Angebot desHandels Wird Gewinnsucht die Gute eines Tages überspie-l en ' Psychohygiene, Sexualität und Selbsttotung werden ingeschichtlicher Übersicht dargestellt Er gipfelt in dem Satz„Eine überstürzte rasche Demokratisierung erweist sich alsQuelle eines labilen Ubergangszustandes' (1 Abegg) Guteund Unarten des Sportes werden dargestellt Sollen wirpessimistisch oder optimistisch in die Zukunft schauen'?Wird der Mensch mit allen zivilisatorischen Reizen fertig

oder werden Krankheiten, Mutationen oder psychische Ver-sagensformen starker werden"? Wird sich das Gehirn desMenschen für Wissensfunktionen weiter entwickeln1? Wirddas. „Ich weiß, daß ich nichts weiß" des Sokrates weiterabzubauen sein"? Werden wir uns fut alles nicht Erfaßbareden Glauben bewahren dürfen? Wird wahre Humanitätsiegen oder unter dem Ruf Humanität das „homo hominilupus", was schon Skakespeare vermutete Lommel sagtetestamentarisch, er hoffe, daß ein Durchbruch zu ethischemVerantwortungsbewußtsein weiterhin diesen herrlichenStern die Heimat des Menschengeschlechtes bleiben lasse.Das Buch ist eine wissenschaftliche und philosophischeStudie tiefen Gehaltes Es erschien in der von £ G.Schench herausgegebenen Reihe Manualia Nicolai, J Gro-ber gab es heraus in der Reihe. Sozialmedizin Die Aus-stattung ist vorzüglich Das Buch sollte einen unaufhör-lichen Leserkreis haben

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Moderne Ernährung im Berufsleben Umschau-VerlagFrankfurt am Main, 96 SDiese Zusammenstellung von Vortragen rund um dasThema , Gemeinschaftsverpflegung" gibt einen Querschnittdurch die Probleme, die sich den Kochen stellen, welcheeinen Großteil der berufstätigen Bevölkerung entwedervöllig oder durchschnittlich einmal täglich mit Speisen zuversorgen haben Sie zeigt Mangel, Muhen und Möglich-keiten auf, scheut sich nicht vor deutlichen Hinweisen aufalteingefahrenes Fehlverhalten in verschiedenen Verpfle-gungssparten, bringt aber auch neue und rühmliche Ent-wicklungen zur Kenntnis Auch für den Arzt von besondererWichtigkeit ist der erste Vortrag von G Bergler, welcherunter anderem eine Statistik der 1,26 Millionen Möglichkei-ten bringt, außerhalb der Wohnung zu essen, von denenfreilich bereits über 1 Million auf Automaten entfallen16 Millionen Berufstätige essen in 27 500 Kantinen, die frei-lich zu etwa 1 Drittel nur kalte Speisen verabreichen Im-merhin betragt der Umsatz in csiesen Betrieben zusam-mengenommen 3,12 Millionen DM Diese Zahlen mögendem Arzt die sozialpolitische Bedeutung der Gemein-schaftsverpflegung in etwa verdeutlichen

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In der immer guten Aufmachung des Verlages finden wirGedanken, die zu denken geben. Hat der Mensch seineAufgabe, der Natur leitend, lenkend voranzustehen, oderhat die Menschheit, vor allem unserer Tage, nur nochInteresse an Gewinn, ist sie in der Vermaterialisierung soweit gegangen, daß alles Leben nur noch vom Realge-winn-Standpunkt betrachtet wird? Auslastung, Investition,Subventionen, Verbraucher, Haushalt sind die Stichworte.Wird die Natur sich weiter vergewaltigen lassen? WerdenRaubbau, chemische, strahlende, wellige Einwirkungen aufdie Natur diese so entarten, daß alle Lebewesen ihre Le-bensbasis verlieren. Sind Fokalerkrankungen, Krebse undandere Krankheiten erste Warnungen vor dem Untergangoder ist der Untergang unausweichlich? Was geschieht fürdie Sauberkeit von Wasser, Luft und Nahrung? Was ist

mit der Kunst los, ist sie krank, macht sie krank? Ist diePolitik krank? Resultiert die Unruhe der Jugend aus De-generation oder in noch klarer Erkenntnis des drohendenZerfalles? Kennen wir die Natur wirklich? Kann dieMenschheit ins Unermeßliche anwachsen oder werdenrechtzeitig Völker vergreisen und absterben, um Nach-wachsenden Platz zu machen? Das alles versucht Fudalladeutlich zu machen, indem er Tatsachen bringt, die Biolo-gie als Grundlagewissenschaft interpretiert, sie in die Ent-wicklung und den Untergang von Kulturen und Völker-schaften interpretiert. Es kränkt uns Menschen viel, des-halb werden so viele krank. Er sieht Krankheit als Aus-druck in morphologischen Zeichen auf Grund krankmachen-der Einwirkungen aus Entartung, unbiologischer Verhal-tensweise. Der Zeitgeist ist krank. Das Werk muß nicht nur„überlesen", sondern studiert werden, wenn es begriffenwerden soll. Es ist ein echtes naturkundliches Werk, dasjeder noch natürlich denkende Arzt lesen und für seinnaturheilkundliches Schaffen auswerten sollte, weshalb esan dieser Stelle besprochen und zum Studium empfohlenwird. v. NATHUSIUS

Referate

Glatzel, H.: Kreislaufwirksamkeit natürlicher Gewürze. Med.Klin. 62 (1967) 1987.Die Untersuchung wurde durchgeführt, um die Beeinflus-sung des Herz-Kreislaufsystems durch bestimmte Gewürzezu beobachten. Es konnte dabei festgestellt werden, daßCapsicum-Gewürze (Paprika, Chillies) und Senf ein schlag-artiges Absinken des Herzschlagvolumens auf 63 bzw.7 8 % bewirken. Nachdem die Gewürze die Mundhöhle ver-lassen haben, steigt das Schlagvolumen wieder an. Auchnach einer mit diesen Gewürzen versetzten Reismahlzeitkann man diese Veränderungen des Schlagvolumens be-obachten, die Abnahme ist jedoch nicht so stark. DieSchlagfrequenz steigt zunächst etwas an, sinkt dann aberwieder ab, ebenso der systolische und — weniger stark —der diastolische Blutdruck.

Der zweite Teil der Arbeit befaßt sich mit der Wirkung derBittermittel (Aloe, Enzian, Hopfenblüten, Pommeranzen-schalen, Rhabarberwurzeln und Wermutblättern). Diese Ge-schmackstoffe bewirken (mit Ausnahme von Wermut) keinespezifische Abnahme des Schlagvolumens, ebenso werdenSchlagfrequenz und Blutdruck nicht wesentlich beeinflußt.

G. HAFERKAMP, Nürnberg

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Page 36: Rehabilitation - zaen.gruen.netzaen.gruen.net/archiv/pdf/1970/1970-01.pdf · Einleitendes Referat mit Film Dr. Bopp, Essen: Erfahrungen mit der Lymphdränage in einer ortho-pädisch-traumatischen

Unruhezustände • banale Infekte

VIBURCOLKinderzäpfchen ohne Therapiesehäden

Prof. Dr. K. Semm: Die kinderlose Ehe. Ztschr. f. Allgemein-medizin, Der Landarzt, 27, 1268 (1969).Auch wenn das Thema keine „Krankheitsdiagnose" ist, hates doch für den praktischen Arzt eine große Bedeutung.Der Autor (aus der II. Frauenklinik der Universität München,Dir. Prof. Dr. R. Fikentscher) erläutert die Bedeutung derAnamnese, die die physische und psychische Ehesituationeinschließlich der des Mannes zu erfassen hat. Es wird aufdie jetzt ausgereifte Technik der Eileiterdiagnostik und aufdie beim Mann hinzugekommenen biochemischen Unter-suchungen des Spermas, der Hodenbiopsie, Hormonana-lyse usw. eingegangen und ein Schema der arteficiellenhormologen Insemination mittels Portio-Kappe gezeigt.

W. GROH

Schmidt, H.: Sofortoperationen bei medialen Bandscheiben-vorfall. Med. Welt 29 (1967) 1686.Während bei lateral gelegenen Bandscheibenvorfällen überkonservative oder operative Behandlung diskutiert werdenkann, besteht bei dem medialen eine sofortige Operations-indikation. Der Verfasser berichtet über 20 Operationenmedialer Bandscheibenvorfälle innerhalb von 10 Jahren.Bei der Anamnese wurden im allgemeinen leichte Lum-bago-Beschwerden angegeben. Auslösend waren meistensTraumen, Geburten, zweimal traten schwere Erscheinungen

nach chiropraktischen Maßnahmen auf. Es kam zu Krank-heitsbildern, die von beidseitigen radikulären Reizerschei-nungen bis zum plötzlichen kompletten Querschnitt reich-ten. Dabei ist hervorzuheben, daß die Beidseitigkeit derBeschwerden immer ein wichtiger Hinweis auf das Vor-liegen eines medialen Vorfalls äst, ebenso das Auftreten vonBlasen- und Darmentleerungsstörungen. Eine differentialdia-gnostische Klärung erfolgte am Tage der Aufnahme durchein Myelogramm. Von großer Bedeutung ist bei diesemKrankheitsbild eine rasche operative Versorgung. Im gün-stigsten Fall betrug die Zeitdauer vom Beginn des akutenGeschehens bis zur Operation nur wenige Stunden. BeiKaudakompressionen, die länger als 2 Tage dauern, sindnur noch geringe Restitutionsaussichten vorhanden. Ausdiesem Grunde sind bei der Entwicklung einer solchenSymptomatik konservative Maßnahmen nicht mehr zu ver-antworten.

G. HAFERKAMP, Nürnberg

W. Burchard und A. F. Kremer, Therapiewoche 26, 1969,1189: Verf. weisen im „Beitrag zur Diagnostik und Therapielumbaler Wurzelkompressionssyndrome" auf die uns eben-falls bekannte vorzügliche Wirkung von Reparil forte i. v.hin. Sie erzielten in fast 3A aller Behandlungen sehr guteErfolge, die ja auch bei sofortiger Gabe nach Zerrungenund Prellungen (Sportärzte — d. Ref.) bekannt sind. Dasbreite Spektrum der Symptomatik erfordert breite thera-peutische Möglichkeiten, die dieses Aescinpräparat bietet,das oral über lange Zeit gegeben werden kann — und beiuns durch Doloarthrosetten (Brenner, Alpirsbach) ergänztwird. Das Reparil 5s\ dabei das heute in der Orthopädievoll eingeführte Sofortmittel, zumal es bei langsamer In-jektion völlig komplikationslos vertragen wird.

Wolfgang von NATHUSIUS

Ärztegesellschaften im ZentralverbandInternationale Gesellschaft für Elektroakupunktur e. V.Anschrift: Dr. med. R. Voll, Plochingen, Richard-Wagner-Straße 5.Deutsche Gesellschaft für Elektroneural-Diagnostik und -Therapie e. V.Anschrift: Dr. med. Ludwig Walb, Homberg/Oberhessen.Arbeitsgemeinschaft für Elektrotherapie.Anschrift: Dr. med. Gierlrch, Rheinhausen Rhld., Berta-Krupp-Kran-kenhaus.Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge und Physiotherapie.Anschrift: Med.-Dir. Dr. med. W. Groh, Bad Dürrheim, SanatoriumHirschhalde.Arbeitsgemeinschaft für hämatogene Oxydations-Therapie.Anschrift: Dr. med. Joachim Brand, Bad Homburg v. d. H., Auf derSteinkaut 21-23.Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxischeTherapie e. V.Anschrift: Dr. F. Doerper, Baden-Baden, Bertholdstraße 7.Arbeitsgemeinschaft für Massage.Anschrift: Dr. med. Gierlich, Rheinhausen Rhld., Berta-Krupp-Kran-kenhaus.Arbeitsgemeinschaft für Mikrobiologische Therapie.Anschrift: Dr. med. Kolb, Wetzlar, Moritz-Hensoldt-Straße 24.Internationale Ärztegesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e. V.Anschrift: Dr. med. Peter Dosch, 8022 München-Grünwald, Zweigstr. 2Arbeitsgemeinschaft für Phytotherapie.Anschrift: Zur Zeit: Dr. med. H. Haferkamp, Mainz, Adam-Karrillon-Straße 13.Gesellschaft für prä- und postoperative Tumortherapie e. V.Vorsitzender: Dr. Kahlert, Bad SalzufSen.Anschrift: Dr. K. Albrecht, 6509 Undenheim bei Mainz.Arbeitsgemeinschaft Psychotherapie-Seminare.Anschrift: Dr. med. Graf Wittgenstein, München 23, Königinstraße 101.Gesellschaft für Thermodiagnosiik e. V.Anschrift: Dr. med. Ernst Schwamm, Gengenbach, Amselberg 21.Herausgeber:Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e. V.Schriftleitung:Dr. med. H. Haferkamp, 65 Mainz, Adam-Karillon-Straße 13, Tel. 63963.Mitteilungen der Schriftleitung:Zuschriften mit Originalien (wissenschaftlichen Beiträgen), Referate,redaktionelle Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden anHerrn Dr. Haferkamp erbeten.Originalien und Beiträge, die zur Veröffentlichung kommen, werdenhonoriert. Die Schriftleitung behält sich jedoch den Zeitpunkt derVeröffentlichung vor.Grundsätzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommen. MitAnnahme des Manuskriptes erwirbt der Verlag das ausschließlicheRecht der Vervielfältigung, Verbreitung und Obersetzung.Die Beiträge dürfen daher nicht in gleichem oder ähnlichem Wortlautan anderer Stelle veröffentlicht werden.Es wird gebeten, die Bebilderung der Beiträge im üblichen Rahmen

zu halten, da sonst die Mehrkosten berechnet bzw. bei der Hono-rierung in Abzug gebracht werden müßten.Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortungübernommen. Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist.Arbeiten unter der Rubrik „Erfahrungen aus der Praxis" stellen nichtunbedingt die Meinung der Schriftleitung dar.Die Nennung von Markenbezeichnungen läßt keinerlei Rückschlüssezu, ob es sich um geschützte Zeichen handelt.Sonderdrucke:Von Origtnalbeiträgen erhalten die Verfasser auf Verlangen 30 Son-derdrucke kostenlos. Dies muß jedoch mit dem Einreichen des Manu-skriptes ausdrücklich vermerkt werden. Wird eine höhere Stückzahlgewünscht, so erfolgt für diese eine Berechnung.Nachdruck:Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, der foto-mechanischen Wiedergabe und der Obersetzung bleiben dem Verlagnach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen vorbehalten.Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit gnauer Quellenangabegestattet und bedarf bei Originalarbeiten der schriftlichen Genehmi-gung des Verlages. Für innerbetriebliche fotomechanische Verviel-fältigungen gilt das Rahmenabkommen des Börsenvereins des Deut-schen Buchhandels mit dem BDI vom 14. 6. 1958 (10-Pf-Wertmarke proSeite).Verlag:Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH311 Uelzen, Ringstraße 4.Anzeigen: Fritz Täuber, 311 Uelzen, Ringstraße 4.Anzeigenpreisliste: Zur Zeit gilt die Liste Nr. 9.Erscheinungsweise: Einmal im Monat.Bezugsbedingungen:Der Bezugspreis beträgt jährlich 36,— DM einschl. 5,5 % USt.; imAusland zuzüglich Versand; für Mitglieder des Zentralverbandes undanderer mit ihm zusammenarbeitenden Verbände 24,— DM. Für Stu-denten und Ärzte in nicht vollbezahlter Stellung jährlich 18,— DM.Einzelhefte werden zum Preis von je 3,80 DM abgegeben. Abonne-mentsgebühren sind nach Rechnungserhalt fällig und zahlbar nettoKasse.Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt besteht kein Anspruchauf Ersatz oder Rückerstattung eingezahlter Bezugsgebühren.Die Zeitschrift wird so lange geliefert, bis Abbestellung erfolgt, diespätestens 30 Tage vor Halbjahresschluß im Besitz der Buchhandlungbzw. Postanstalt des Verlages sein muß.Auslandspreise:USA $ 9, — ; Großbritannien £ 3.5.0; Schweiz sfr 39,00; FrankreichnF 42,50; Schweden skr 44,«D; Italien Lire 5670,—; Österreich öS 235,—Zahlungen:Auf das Postscheckkonto Hamburg 239216; Vereinsbank Hamburg14/04110; Dresdner Bank, Zweigstelle Epepndorf, Konto Nr. 37101.Gerichtsstand Uelzen.Druck: C. Beckers Buchdruckerei, 311 Uelzen, Ringstraße 4, Telefon0581/2357, Telex 091326.Diese Ausgabe umfaßt 52 Seiten und Umschlag.

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