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IGES Institut. Ein Unternehmen der IGES Gruppe. | Gesundheit | Mobilität | Bildung | 1.S.001 Rekrutierung und Einsatz ausländischer Fachkräfte in der Pflege – Chancen und Herausforderungen Dr. Grit Braeseke, IGES Institut Kongress Pflege 2018 Berlin, 20. Januar 2018

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IGES Institut. Ein Unternehmen der IGES Gruppe.

| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

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Rekrutierung und Einsatz ausländischer Fachkräfte in der Pflege – Chancen und HerausforderungenDr. Grit Braeseke, IGES Institut

Kongress Pflege 2018 Berlin, 20. Januar 2018

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Inhalt

1. Gesundheitsfachkräfte – weltweit gesucht!

2. Internationale Pflegekräfte in Deutschland – Status quo und Initiativen

3. Chancen und Herausforderungen aus unternehmerischer Sicht

4. Chancen durch die Integrationvon Flüchtlingen

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1. GesundheitsfachkräfteWeltweit gesucht

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WHO Weltgesund-heitsbericht2006 :insgesamt 57 Länder weisen eine Unter-versorgung an Pflegekräften, Ärzten & Hebammen auf

Globaler Fachkräftemangel im Gesundheitswesen

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Gesundheitsfachkräfte – weltweit gesucht

Weltweit stehen nach Schätzungen der WHO (2014) rund 27,2 Mio. ausgebildete Gesund-heitsfachkräfte zur Verfügung (Ärzte, Pflege-kräfte und Hebammen).

Die Ausstattung variiert sehr stark von Land zu Land (2,7 – 240). Es existieren verschiedene Schwellenwerte zur Feststellung von Unterversorgung (siehe Grafik, gelbe Balken).

Lediglich 37 % (68 Länder) überschreiten den oberen Schwellwert, 45 % (83 L.) liegen unterhalb der 22,8. Nach Braeseke (2015), Daten WHO 2014

2,722,8

34,5

59,4

180

240

0

50

100

150

200

250

300

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Artikel 3.5 – Die internationale Anwerbung von Gesundheitsfachkräften sollte im Einklang mit den Grundsätzen der ….. Förderung der Nachhaltigkeit von Gesundheitssystemen in Entwicklungsländern erfolgen.

Artikel 3.6 – Die Mitgliedstaaten sollten sich …. bemühen, einen nachhaltigen Personalbestand … aufzubauen und dort auf eine wirksame Personalplanung sowie Strategien zur Aus- und Weiterbildung und zum Erhalt des Personalbestandes hinzuarbeiten.

Artikel 5.1 „… die Gesundheitssysteme sowohl des Herkunfts- als auch des Ziellandes sollten Vorteile aus einer internationalen Migration von Gesundheitspersonal ziehen“ – jede Rekrutierung von Fachpersonal sollte von Entwicklungshilfemaßnahmen im Herkunftsland flankiert werden

WHO Global Code of Practice on theInternational Recruitment of Health Personnel

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2. Internationale Pflegekräfte in DeutschlandStatus quo und Initiativen der Pflegebranche

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Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2016

25.406

31.821

41.672

49.923

69.479

70.583

108.629

146.953

197.040

199.995

202.988

244.621

256.203

285.296

324.789

573.011

0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 600.000 700.000

Bergbau, Energie- und Wasserverorgung

Finanz- und Versicherungsleistungen

Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung

Land-, Forstwirtschaft, Fischerei

Erziehung und Unterricht

Information und Kommunikation

sonstige Dienstleistungen, priv. Haushalte

Immobilien, wiss.-techn. Dienstleistungen

Baugewerbe

Arbeitnehmerüberlassung

Verkehr und Lagerei

Gesundheits- und Sozialwesen

sonst. wirtsch. Dienstleistungen

Gastgewerbe

Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz

Verarbeitendes Gewerbe

Beschäftigung von Ausländern nach Wirtschaftszweigen (Jan 2016, nur sv-pflichtig Beschäftigte)

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Anteil ausländischer Beschäftigter nach Wirtschaftszweigen

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Rekrutierung im Ausland als Strategie gegen Fachkräfteengpässe

Quelle: Bonin, Braeseke, Ganserer (2015)

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Initiativen der Pflegebranche

• Bisher gibt es nur wenige größere Initiativen zur systematischen Rekrutierung internationaler Pflegefachkräfte

Es sind erkennbar noch inländische Potenziale vorhanden und die internationale Rekrutierung wird realistisch als aufwendig und teuer eingeschätzt!

Anwerbung aus EU-Ländern – im Zuge der Wirtschaftskrise aus Spanien und Griechenland, aber auch aus Bulgarien, Rumänien und dem Baltikum. Häufig Probleme der fachlichen Passung (in der Altenpflege).

Kooperationen mit China – Arbeitgeberverband Pflege und ZAV, Ziel bis 2015 ca. 150 chinesische Fachkräfte. Chinesen müssen in China 3.000 € Auswanderungsgebühr zahlen. Projekt wurde eingestellt!

Vermittlungsabsprache mit den Philippinen durch die Bundesregierung (2013) – bis dato ca. 200 - 300 Migranten.

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Kompetenzen im Ausland rekrutierter Pflegefachkräfte

Quelle: Bonin, Braeseke, Ganserer (2015)

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Pilotprojekt mit Vietnam

Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Partnerland: Vietnam, Ministry of Labour, Invalids and Social Affairs

(MoLISA) Projektdurchführung: GIZ Gesellschaft für Internationale

Zusammenarbeit GmbH, Bundesagentur für Arbeit (BA) – Zentrale Auslandsvermittlung (ZAV)

Evaluation: IEGUS Institut für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft GmbH

Zeitraum: 2012 - 2015

Foto: GIZ

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Ziel und Rahmenbedingungen

Ziel: pilothafte Erprobung der Möglichkeiten einer Ausbildung junger Menschen aus Schwellen- und Entwicklungsländern zu Altenpflegekräften in DeutschlandRahmenbedingungen: Rekrutierung von 150 jungen Pflegekräften (nicht älter

als 25), College- oder Bachelordegree 6monatiger Deutschkurs in Hanoi

(bis Niveau A2, 102 Kandidaten) Zweijährige (verkürzte) Ausbil-

dung in der Altenpflege in vierBundesländern

Einsatz in stationären Einrich-tungen öffentlicher, privater undfrei-gemeinnütziger Träger

Foto: GIZ

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Umsetzung und Finanzierung

Interkulturelles Training von SchülerInnenund Einrichtungen

Regionalkoordinatoren und MentorInnenbegleiteten SchülerInnen und Einrichtungen

Sprachkenntnisse erwiesen sich zu Beginn derAusbildung als unzureichend – ergänzende Sprach-kurse mit Fördermitteln des BAMF

Einrichtungen stellten unentgeltlich Wohnraum zur Verfügung Direkter Einstieg in den Lehrplan des 2. Ausbildungsjahres war

nicht möglich – Curricula wurden angepasst Es fehlten insb. Kenntnisse im Bereich Körperpflege Im Sommer 2015 haben 93 % der vietnamesischen

SchülerInnen die Prüfung bestanden und arbeiten nun als Fachkräfte in der Altenpflege.

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Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt Die vietnamesischen Fachkräfte werden von allen Beteiligten als eine

große Bereicherung empfunden – von Vorgesetzten, Kollegen, den Bewohnern und den Ausbildern!

Geschätzt wurden vor allem der große Fleiß, die hohe Motivation, die positive Einstellung und Fröhlichkeit, der sehr respektvolle Umgang mit den Pflegebedürftigen.

Das Sprachniveau muss zum Beginn der Ausbildung höher sein (B2)

Ausländische Arbeitskräfte müssen vorab gut über die Arbeit in der Pflege in Deutschland informiert werden (besonders bei Beschäftigung

in der Altenpflege)

Für Pflegekräfte aus Drittstaaten ohne lange Berufserfahrung sollte die Ausbildung in der Altenpflege nicht pauschal verkürzt werden.

Foto: GIZ

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Pilotprojekt des BMWi mit Vietnam im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege

Projekt knüpft an Pilotprojekt Altenpflege an Laufzeit April 2016 bis Ende 2019 13monatiger Sprachunterricht in Hanoi (Goethe-Institut) bis

Sprachniveau B 2 (inkl. Fachsprache) Interkulturelles Training und fachliches Zusatzmodul zur

Vorbereitung auf das Berufsbild Nach bestandener Sprachprüfung Ausbildung zum/r

Gesundheits- und Krankenpfleger/-in in Deutschland 113 Teilnehmern/-innen begannen Sprachausbildung im Juli

2016 – nur 24 bestanden die B 2-Prüfung, 48 erreichten Niveau B 1

Ausbildungsbeginn für insgesamt 72 Vietnamesen/-innen in den drei Bundesländern Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz war Sept./Oktober 2017

Quelle: BMWi

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3. Chancen und Herausforderungen aus unternehmerischer Sicht

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1. Sprache2. Kultur3. Fachlichkeit4. Leitung und Führung

© employland.de

Sprache• Mangelnde Deutschkenntnisse

sind die größte Herausforderung in den ersten Monaten der Tätigkeit von ausländischen Pflegekräften.

• Insbesondere in der mündlichen Kommunikation und der Alltagssprache mit den Patienten/ Bewohnern.

• Fachsprachliche Kenntnisse sind trotz Abschluss B2 oft nicht ausreichend.• Sprachliche Defizite wirken sich negativ auf die Vermittlung von Arbeits- und

Gesundheitsschutzvorschriften aus.• Positiv hervorgehoben wird, dass Brücken zu Patienten/Bewohnern derselben

Herkunft geschlagen werden. Quelle: Merda, Braeseke, Kähler (2014)

Chancen und Herausforderungen der Beschäftigung internationaler Fachkräfte

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Kulturdimensionen nach Geert Hofstede (5 D-Modell, 2008)

1. Der Power Distance Index (Machtdistanz, PDI) bewertet wie stark die schwächeren Mitglieder Machtunterschiede und Ungleichheit in Gesellschaft/Familie/Organisation empfinden.

2. Individualism (Individualismus, IDV) beschreibt die relative Wichtigkeit der individuellen, persönlichen Ansprüche – im Gegensatz zum Kollektivismus, wo die Gruppe den höchsten Stellenwert genießt.

3. Masculinity (Maskulinität, MAS) zeigt, ob in einer Gesellschaft eher „männliche Werte“ (wie Leistung und Wettbewerb) oder „weibliche Werte“ (Gefühle und Fürsorge) zählen.

4. Uncertainty Avoidance Index (Unsicherheitsvermeidung, UAI) beschreibt wie viel Unsicherheit oder Mehrdeutigkeit für die Mitglieder einer Kultur akzeptabel ist.

5. Long-Term Orientation (Langzeitorientierung, LTO) beschreibt wie Zeit in verschiedenen Kulturen erlebt wird.

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Kulturdimensionen Beispiele

Quelle: Hofstede 2010

PDI - Machtdistanz IDV - IndividualismusMAS - Maskulinität UAI - UnsicherheitsvermeidungLTO - Langzeitorientierung

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Online-Tool zum Vergleich unterschiedlicher Länder

https://geert-hofstede.com/germany.html

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Kulturelle Unterschiede äußern sich durch verschiedene (1) Symbole, (2) Idole, (3) Rituale und (4) Werte („Sozialisation“). Das zeigt sich im Arbeitsalltag u. a.

• in einem anderen Verständnis von Hierarchien – z. B. in asiatischen Kulturen viel stärker ausgeprägt (Ehrfurcht gegenüber Vorgesetzten)

• im Kommunikationsstil (direkte / indirekte Sprache) – osteuropäische Pflegekräfte sind häufig von der direkten Art der Deutschen irritiert

• in der Motivation – bei ausländischen Fachkräften häufig sehr hoch, Angst vor Fehlern

• im Umgang mit Zeit, Zeitempfinden – Arbeitstempo in deutschen Einrichtungen wird als sehr schnell und hektisch empfunden

• bei Nähe / Distanz – Körperkontakt variiert kulturell (kaum in England und Japan, sehr viel in Südeuropa), im Umgang mit kognitiv beeinträchtigten Patienten sind geringere Distanzzonen positiv (in den Arm nehmen)

• bei Ritualen – z. B. Umgang mit Sterben und Tod, Scham (Intimpflege) –problematisch bei muslimischen Pflegekräften, aber auch teilweise bei asiatischen Fachkräften

Kulturelle Aspekte

Quelle: Merda, Braeseke, Kähler (2014)

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© Rawpixel – fotolia.com

• Ausbildung – in der Regel akademisch, deutlich mehr Theorie, wenig praktische Ausbildung

• Referenzberuf ist Gesundheits- und KrankenpflegerIn, Altenpflege bzw. Geriatrie ist kaum verbreitet, daher werden kaum grundpflegerische Tätigkeiten vermittelt

• Berufliche Sozialisation – interprofessionelle Zusammenarbeit, Rollenverständnis etc. abhängig von der Organisation der Gesundheitsversorgung

• Kenntnisse zum Arbeits- und Gesundheitsschutz: je nach Kultur verschieden (Unsicherheitsvermeidung), häufig gut ausgeprägte Hygienekenntnisse, kaum Kenntnisse im Umgang mit Hilfsmitteln, zu rückengerechtem Arbeiten, zu BGM

• Gerade anfangs ist die psychische Belastung sehr hoch (alles neu, Sprachprobleme)

• Potentielle Gefahrensituation: in Kulturen mit ausgeprägten Hierarchien -Anweisungen werden nicht kritisch hinterfragt, kein „Mitdenken“!

Fachlichkeit und Arbeitsalltag

Quelle: Merda, Braeseke, Kähler (2014)

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Arbeitgeber sollten in Vorbereitung auf die Einstellung ausländischer Fachkräfte die Führungskräfte vorab schulen und in der Einarbeitungsphase unterstützen (personell, Zeitressourcen)

Interkulturelle Trainings, Kommunikationstraining, Coaching und Supervision, Mentoren aus dem gleichen Herkunftsland haben sich besonders bewährt

Auch die Vorbereitung der Kollegen ist sehr wichtig –Information über die Kultur des Herkunftslandes der neuen Mitarbeiter

Berufliche Integration ausländischer Fachkräfte kann nur gelingen, wenn sich alle Mitarbeiter einbringen (z. B. auch Einladungen nach Hause, gemeinsame Unternehmungen am Wochenende)

Leitung und Führung

Quelle: Merda, Braeseke, Kähler (2014)

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4. Chancen durch die Integration von Flüchtlingen

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Arbeitsmarktpotenziale durch Zuwanderung

Quelle: IQ Fachstelle Einwanderung (2017), Arbeitsmarktintegration von Zuwanderungsgruppen in Deutschland, Working Paper 02/2017, S. 4.

10,1 11,4 9,5 11,09,0

17,3 18,7 17,0 17,915,3

38,340,5

42,6

48,2

53,5

AUGUST 2014 FEBRUAR 2015 AUGUST 2015 FEBRUAR 2016 AUGUST 2016

Pro

zen

t

EU-28 Balkanstaaten nichteuropäische Asylherkunftsstaaten

Arbeitslosenquote nach Zuwanderungsgruppen

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Informationsbroschüre

Broschüre im Auftrag des Bundes-ministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) „Ausbildung und Beschäftigung von Flüchtlingen in der Altenpflege“: Sie gibt einen aktuellen, breiten

Überblick über die rechtlichen Grundlagen sowie die Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten von Flüchtlingen,

sie verweist auf besondere Vorgaben für die Ausbildung und Arbeit in der Pflege,

gibt Hinweise zu Förderprogrammen und benennt die jeweiligen Behörden bzw.

Ansprechpartner.

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Zur aktuellen Flüchtlingssituation

2015 kamen rd. 890.000 Asylsuchende nach Deutschland. 2016 waren es ca. 280.000 und 2017 rund 186.000 Personen.

Hauptherkunftsländer 2017 Syrien (22 %) Afghanistan (10 %) Irak (9 %) Eritrea (6 %) Iran (4,5 %) Somalia (3,6 %) Nigeria (3,5 %) Türkei (2,9 %) Russ. Föderation (2,4 %) Guinea (2,3 %)

Anzahl Asylerst- (blau) und -folgeanträge (grün), Quelle: BAMF (2017): Aktuelle Zahlen zu Asyl, S. 5.

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Asylerstanträge 2016 nach Geschlecht und Altersgruppen

Quelle: BAMF (2017) Asyl: S. 19.

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Bildungsstand und Qualifikationen von Flüchtlingen

Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für die Herkunftsländer Afghanistan, Irak und Syrien (Asylerstantrag zwischen 2007 und 2012)

Knapp 50 % der Männer und 11,5 % der Frauen sind erwerbstätig, 9 % befinden sich in Ausbildung.

85 % wollen dauerhaft in Deutschland bleiben.

Quelle: eigene Darstellung, Daten Worbs und Bund (2016).

18,3

27,8

51,7

25,9

41,4

29,2

16,1

35,5

45,8

0

10

20

30

40

50

60

Keine Schule besucht bis max. 9 JahreSchule

10 und mehr JahreSchulbesuch

An

teil

in P

roze

nt

Dauer des Schulbesuchs in ausgewählten Herkunftsländern

Afghanistan (N = 391)Irak (N = 532)Syrien (N = 618)

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Aufenthaltsstatus und Arbeitsmarktzugang

Anerkannte Asylbewerber

• Uneingeschränkter und zustimmungsfreier Arbeitsmarktzugang

• Arbeitsplatzvermittlung durch das Jobcenter

Asylbewerber mit Aufenthaltsgestattung

• Beschäftigung nur mit Genehmigung der Ausländerbehörde

•Beschäftigungsverbot: 3 Monate nach Asylgesuch und für Asylbewerber, die verpflichtet sind, in einer Aufnahmeeinrichtung zu wohnen (sichere Herkunftsländer)

•nachrangiger Arbeitsmarktzugang (Vorrangprüfung)

• Ausbildung ebenfalls erst ab dem 4. Monat, keine Vorrangprüfung, Ermessensentscheidung

Geduldete

• Beschäftigung nur mit Genehmigung der zuständigen Ausländerbehörde

• Regelungen prinzipiell analog zu den Asylbewerbern mit Aufenthaltsgestattung

• generelles Beschäftigungsverbot, wenn aufenthaltsbeende Maßnahmen verhindert werden sowie aus sicheren Herkunftsländern und abgelehntem Asylantrag nach dem 31.08.2015

Der Status der Beschäftigung ist in den Nebenbestimmungen der Ausweisdokumente vermerkt. Der Arbeitgeber muss diese überprüfen.

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Ausbildung von Flüchtlingen und Migranten – Beispiel Baden-Württemberg

Ausbildung zur/m Altenpflegehelfer/in für Migranten und Flüchtlinge mit geringen deutsche Sprachkenntnissen:

Innerhalb von zwei Jahren werden deutsche Sprachkenntnisse (Niveau B 2) und berufliche Kompetenzen in der Altenpflegehilfe vermittelt.

Voraussetzungen für die Aufnahme sind:

1. der Hauptschulabschluss oder ein gleichwertiger Bildungsstand (bei fehlenden Unterlagen prüfen die Schulen den Kenntnisstand)

2. der Nachweis der gesundheitlichen Eignung zur Ausübung des Berufes durch ein ärztliches Zeugnis,

3. der Ausbildungsvertrag mit einem von der Schule als geeignet angesehenen Träger einer Einrichtung der Altenhilfe,

4. nachgewiesene Sprachkenntnisse auf dem Sprachniveau A 2 des gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens.

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IGES Institut. Ein Unternehmen der IGES Gruppe.

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IGES InstitutDr. Grit [email protected]

www.iges.com