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Romantik Romantik: kulturgeschichtliche Epoche von 1790 bis 1830 Die deutsche Romantik ist eine Geistes- und Kulturbewegung, die in ganz Europa 1795-1830 stattfindet. Das Wort Romantik kommt aus dem Französischen Wort "Roman“, was ursprünglich eine wunderbare Erzählung war. So war es auch bis ins 18. Jhd., später entwickelte sich das Substantiv "Romantik". Romantisch heißt abenteuerlich, außergewöhnlich, phantastisch, ausgedacht, wunderbar, traumhaft. Die Romantik zeichnet sich aus durch: Kritik an der Vernunft, Aufhebung der Trennung zwischen Philosophie, Literatur und Naturwissenschaft, Naturnähe, Erleben des Unbewussten. Die deutsche Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst (1790–1840), der Literatur (1795– 1848) und der Musik (Kernphase 1820–1850) äußerte. Geschichte des Romantikbegriffs Der Begriff kommt etymologisch ursprünglich von „in lingua romana“ („in romanischer Sprache“), also von Schriften, die in der Volkssprache der romanischen Länder verfasst waren. Diese bildeten einen Gegensatz zu den zuvor üblichen, „in lingua latina“ (Latein) geschriebenen Texten. Aus „lingua romana“ entstand dann der Ausdruck „Roman“, der aus dem Französischen stammt. Romantisch bedeutete daher zunächst „romanhaft“, und so wurde der Begriff auch ursprünglich von Friedrich Schlegel verwendet, der den modernen Romantikbegriff prägen sollte. [1] Ende 1797 hat der Begriff für Schlegel aber schon sehr vielfältige Facetten gewonnen, denn in einem Brief an seinen Bruder August Wilhelm schreibt er: „Meine Erklärung des Worts Romantisch kann ich Dir nicht gut schicken, weil sie − 125 Bogen lang ist.“ [2] 1798 aber findet er folgende immer noch ausführliche Definition: „ Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennte Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen, und die Poesie mit der Philosophie 1

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Romantik

Romantik: kulturgeschichtliche Epoche von 1790 bis 1830Die deutsche Romantik ist eine Geistes- und Kulturbewegung, die in ganz Europa 1795-1830 stattfindet. Das Wort Romantik kommt aus dem Französischen Wort "Roman“, was ursprünglich eine wunderbare Erzählung war. So war es auch bis ins 18. Jhd., später entwickelte sich das Substantiv "Romantik". Romantisch heißt abenteuerlich, außergewöhnlich, phantastisch, ausgedacht, wunderbar, traumhaft.Die Romantik zeichnet sich aus durch: Kritik an der Vernunft, Aufhebung der Trennung zwischen Philosophie, Literatur und Naturwissenschaft, Naturnähe, Erleben des Unbewussten.

Die deutsche Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst (1790–1840), der Literatur (1795–1848) und der Musik (Kernphase 1820–1850) äußerte.

Geschichte des Romantikbegriffs 

Der Begriff kommt etymologisch ursprünglich von „in lingua romana“ („in romanischer Sprache“), also von Schriften, die in der Volkssprache der romanischen Länder verfasst waren. Diese bildeten einen Gegensatz zu den zuvor üblichen, „in lingua latina“ (Latein) geschriebenen Texten. Aus „lingua romana“ entstand dann der Ausdruck „Roman“, der aus dem Französischen stammt. Romantisch bedeutete daher zunächst „romanhaft“, und so wurde der Begriff auch ursprünglich von Friedrich Schlegel verwendet, der den modernen Romantikbegriff prägen sollte.[1]

Ende 1797 hat der Begriff für Schlegel aber schon sehr vielfältige Facetten gewonnen, denn in einem Brief an seinen Bruder August Wilhelm schreibt er: „Meine Erklärung des Worts Romantisch kann ich Dir nicht gut schicken, weil sie − 125 Bogen lang ist.“[2]

1798 aber findet er folgende immer noch ausführliche Definition:

„ Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht

bloß, alle getrennte Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen, und die Poesie mit der

Philosophie und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie will, und soll auch Poesie und Prosa,

Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die

Poesie lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz

poetisieren, und die Formen der Kunst mit gediegnem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und

sättigen, und durch die Schwingungen des Humors beseelen. Sie umfaßt alles, was nur

poetisch ist, vom größten wieder mehre Systeme in sich enthaltenden Systeme der Kunst, bis

zu dem Seufzer, dem Kuß, den das dichtende Kind aushaucht in kunstlosen Gesang. Sie kann

sich so in das Dargestellte verlieren, daß man glauben möchte, poetische Individuen jeder Art

zu charakterisieren, sei ihr Eins und Alles; und doch gibt es noch keine Form, die so dazu

gemacht wäre, den Geist des Autors vollständig auszudrücken: so daß manche Künstler, die

nur auch einen Roman schreiben wollten, von ungefähr sich selbst dargestellt haben. Nur sie

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kann gleich dem Epos ein Spiegel der ganzen umgebenden Welt, ein Bild des Zeitalters

werden. […] Die romantische Poesie ist unter den Künsten was der Witz der Philosophie, und

die Gesellschaft, Umgang, Freundschaft und Liebe im Leben ist. Andre Dichtarten sind fertig,

und können nun vollständig zergliedert werden. Die romantische Dichtart ist noch im

Werden; ja das ist ihr eigentliches Wesen, daß sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann.

Sie kann durch keine Theorie erschöpft werden … “

– FRIEDRICH SCHLEGEL - ATHENÄUMS-FRAGMENT 116[3]

Romantik bedeutet in diesem Sinne Abwendung von der Antike und von klassischen Vorbildern. Das heißt, die mit dem Terminus Romantiker bezeichneten Autoren erschließen sich Themen aus ihrer eigenen Kultur und Geschichte und wenden sich ab von klassischen Formen, was aus der nachträglichen und historischen Perspektive die Vorliebe für eine fragmentarische Schreibweise in der Romantik erklärt. Die Hinwendung zur eigenen Kultur bedeutete zugleich eine stärkere Hinwendung zur Sagen- und Mythenwelt des Mittelalters.

Die Vertreter der an der Antike orientierten Klassik fühlten sich durch die Zeitschriften der Romantiker z. T. massiv angegriffen und bezeichneten dann das Romantische als phantastisch oder auch als krankhaft – Letzteres allerdings vor allem im Hinblick auf die französische Romantik.

Generell müssen „Klassik“ und „Romantik“ auch als nachträgliche Zuordnungen verstanden werden; die Vertreter der Klassik haben sich nicht als „Klassiker“ gesehen, fühlten sich aber klassischen Idealen bzw. Idealisierungen verpflichtet, genauso sahen die „Romantiker“ in der „romantischen Poesie“ ein Ziel, sich selbst aber nicht unbedingt als dessen Verwirklicher.[4]

Unterepochen und Kreise der Romantik

Man unterscheidet zwischen Frühromantik (ca. 1795–1804), Hochromantik (ca. 1804–1815) und Spätromantik (ca. 1815–1848). In der Hochromantik unterscheidet man zwischen dem Heidelberger Kreis und dem Berliner Kreis.

Hintergrund 

Die Grundthemen der Romantik sind Gefühl, Leidenschaft, Individualität und individuelles Erleben sowie Seele, vor allem die gequälte Seele. Romantik entstand als Reaktion auf das Monopol der vernunftgerichteten Philosophie der Aufklärung und auf die Strenge des durch die Antike inspirierten Klassizismus. Im Vordergrund stehen Empfindungen wie Sehnsucht, Mysterium und Geheimnis. Dem in die Zukunft gerichteten Rationalismus und Optimismus der Aufklärung wird ein Rückgriff auf das Individuelle und Numinose gegenüber gestellt. Diese Charakteristika sind bezeichnend für die romantische Kunst und für

die entsprechende Lebenseinstellung.

Der Romantiker verortet einen Bruch, der die Welt gespalten habe in die Welt der Vernunft, der „Zahlen und Figuren“ (Novalis), und die Welt des Gefühls und des Wunderbaren. Treibende Kraft der deutschen Romantik ist eine ins Unendliche gerichtete Sehnsucht nach Heilung der Welt, nach der Zusammenführung von Gegensätzen zu

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einem harmonischen Ganzen. Symbolische Orte und Manifestationen dieser Sehnsucht sind nebelverhangene Waldtäler, mittelalterliche Kloster-Ruinen, alte Mythen und Märchen, die Natur etc. Zentrales Symbol für diese Sehnsucht und deren Ziel ist die Blaue Blume, die wie kein anderes Motiv die romantische Suche nach innerer Einheit, Heilung und Unendlichkeit verkörpert.

„Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es

nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.“

– RICARDA HUCH [5]

Im Gegensatz zur selbst gesetzten Aufgabe der Dichter der Weimarer Klassik sowie von Sturm und Drang und Aufklärung, nämlich der Erziehung des Volkes durch Literatur, sahen die Dichter der Romantik ihre Aufgabe in der Heilung des Risses, der durch die Welt und damit durch die Individuen geht. Eine Möglichkeit dazu bot ihnen zufolge die Kunst, mystisch überhöht im Begriff des „Dichterpriesters“, denn „die Welt hebt an zu singen / Triffst Du nur das Zauberwort“ (Eichendorff).

Die Romantiker suchten die verloren gegangene Welt in Werken aus der „Kindheit der Menschen“, also in Märchen und Sagen, in Volksliedern und im Mystizismus des Mittelalters und seiner als ideal verklärten ständischen, auf Treue gegründeten Ordnung. Auch in exotischen Ländern wurden Anstöße gesucht. Das „Wahre“ wurde nicht im Intellektuellen gesehen, sondern in dem als natürlich und wahrhaftig angesehenen Verhalten des einfachen Volkes. In die Musik der Romantik flossen unter anderem auch Volkstänze ein, etwa bei Franz Schubert. Die Brüder Grimm sammelten die Sagen und Märchen der mündlichen Volksüberlieferung. Allerdings wurden auch Gefahren in dieser „anderen Welt“ gesehen. Die Nachtseite der Romantik, geprägt von Teufelspakten, Wahnsinn, Gespenstern, Schuld und Tod, findet sich besonders ausgeprägt bei E. T. A. Hoffmann.

Zur massenhaften Ausbreitung der Romantik kam es, als am Ende des 18. Jahrhunderts, nach einer Ära relativer Ruhe, in der viele Konflikte auf diplomatischem Wege geregelt worden waren, plötzlich die Französische Revolution und Napoleon den europäischen Kontinent mit Kriegen überzogen. Es waren Helden gesucht – wie etwa Napoleon in Frankreich, Admiral Nelson in England, General Kutusow in Russland und Generalfeldmarschall Blücher in Preußen –, und romantische Wünsche entfachten die Phantasie. Ein weiterer Faktor war die gestiegene Bildung der Bürger, die den Boden für Kunst und Literatur bereitete. Wirtschaftlicher Aufschwung und der damit verbundene höhere Wohlstand ermöglichten es den Bürgern, sich mehr Bücher, Musikinstrumente oder Theater- und Konzertkarten zu leisten.

Als Reaktion auf diese Entwicklung und Emanzipation verschloss sich die Aristokratie gegenüber den neuen gesellschaftlichen Tendenzen und Formen. So findet man im 19. Jahrhundert kaum noch Adelige unter den Schriftstellern und Philosophen, einer Domäne der Aristokraten im 18. Jahrhundert.

Historische Ursprünge 

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Durch die Industrialisierung fanden große gesellschaftliche Umbrüche statt, die neue Maschinenwelt führte zu Verstädterung und Landflucht, eine unterstellte vormalige Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Die Karlsbader Beschlüsse nahmen die Romantiker auf dem Hintergrund ihrer eher individualistischen Grundeinstellung zum Anlass, um in Melancholie und in phantastische, unwirkliche oder einfachbiedermeierliche Welten zu fliehen und sich so eskapistisch aus dem gesellschaftlichen Leben weitgehend zurückzuziehen oder von ihm ab- und einer kleinstädtischen Idylle zuzuwenden.

Die Romantik kann zudem auf zwei seinerzeit populäre literarische Richtungen zurückgeführt werden. Es handelt sich einerseits um die Schauerliteratur der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Andererseits handelt es sich um die Bewegung des Sturm und Drang, die Ende des 18. Jahrhunderts von einer Großzahl von Literaten getragen wurde. Während Schauerromane eher der Trivialliteratur zuzurechnen sind, befanden sich die Werke der Sturm-und-Drang-Bewegung, vertreten u. a. durch Johann Wolfgang Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werther und Friedrich Schillers Drama Die Räuber, auf höherem literarischen Niveau. Die historisch rückwärts gewandte Schauerliteratur regte die Phantasie an (Motive waren oft Gespenster, Ritter, verwunschene und halbzerfallene Burgen), während der Sturm und Drang getragen war von einer Aufbruchstimmung in eine ungewisse, aber bessere Zukunft.

Stilmittel und Kennzeichen 

Psyche 

Das Unbewusste der menschlichen Psyche wird in der Literatur ausgelebt und kommt zum Vorschein.

Mischung der Gattungen 

Weder Form noch Inhalt sind festgelegt. So werden Lieder, Erzählungen, Märchen und Gedichte ineinander vermischt. Poesie, Wissenschaft und Philosophie werden miteinander verbunden.

Progressive Universalpoesie 

Friedrich Schlegel prägte als Literaturtheoretiker und -kritiker in der Romantik den Begriff der „progressiven Universalpoesie“ (Athenäumsfragment 116). In der Literatur sollten nun nicht mehr wie in der Klassik bestimmte Schemata für die Erschaffung eines literarischen Werkes vorgegeben sein, sondern man betrachtete den Künstler als frei schaffendes Genie. Die Regelpoetik und die Forderungen der drei aristotelischen Einheiten von Raum, Zeit und Handlung verloren an Bedeutung, vielmehr wurde der Roman zum subjektiven Spielfeld des Autors. Ziel war es – nach Schlegel – Philosophie, Prosa, Poesie, Genialität und Kritik miteinander verbindend darzustellen. Aus diesen neuen Konstellationen ergab sich ein fragmentarischer Charakter mit unfertigen Handlungssträngen. Schlegel wollte damit den Werdensprozess der Dichtung betonen und meinte, dass der unvollendete Zustand einer Dichtung der Willkür und Freiheit des Dichters folge.

Romantische Ironie 

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Der Autor steht über seinem Werk. Er kann herbeigeführte Stimmungen, Bilder oder Geschichten abrupt zerstören und übermenschlich verändern.

Ein Spezialfall romantischer Ironie sind Selbstreferenzen auf das Werk. Wenn z. B. in Theaterstücken der Held in eine ausweglose Situation gerät, aber sich sicher ist zu überleben mit der Begründung „Man stirbt nicht mitten im fünften Akt“, ist dies ein Fall von romantischer Ironie.

Gegenstand der romantischen Sehnsucht ist das Absolute, ein Zustand aufgehobener Entfremdung, den Rousseau zuvor als „Naturzustand“ (état naturel) beschrieben hatte und dem ein unreflektiertes ‚naives‘ Weltverständnis und Weltverhältnis entspricht. Dieser Zustand aber ist dem modernen Menschen unerreichbar geworden und kann auch durch die Kunst, die auf Reflexion beruht, nicht adäquat dargestellt werden. Jeder Versuch ihn darzustellen, greift notwendigerweise zu kurz. Das romantische Kunstwerk, das seine eigene Kritik enthalten soll, kann dieser Einsicht nur gerecht werden, indem es sich selbst ironisch hintertreibt und seine eigene Scheinhaftigkeit zur Schau stellt. D. h. sein zentraler Darstellungsgegenstand ist eine Sehnsucht, deren Ziel unbekannt ist, und jeder Versuch, dieses Ziel anschaulich zu machen, ist zum Scheitern verurteilt. Dieses Paradoxon muss die Kunst aushalten können, wenn sie ihrer Aufgabe gerecht werden möchte.

Tradition und Mittelalter 

In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannteste Beispiele sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen. Diese Tatsache rückt die gesammelten Texte näher an die Kunstmärchen und Lyrik ihrer Zeitgenossen als eigentlich beabsichtigt.

Das Mittelalter gilt als Ideal und wird verherrlicht. Kunst und Architektur dieser Epoche werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben unbeachtet.

Motive und Symbole der Romantik 

In der Literatur der deutschen Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise.

Sehnsucht und Liebe 

Als das zentrale Symbol der Romantik gilt die Blaue Blume. Der Dichter Novalis verwendet dieses Symbol der Sehnsucht und des Strebens nach dem Unendlichen sowie der Synergie, d.h. des Verschmelzens der Sinneswahrnehmungen und Erkenntnisebenen, in seinem fragmentarischen Roman Heinrich von Ofterdingen.

Das Motiv der Sehnsucht wird sowohl in vielen Texten als auch in der Malerei etwa eines Caspar David Friedrich ausgedrückt. Aus ihm ergeben sich auch das Wander- und Reisemotiv sowie die Motive des Fernwehs und des Müßiggangs, verwendet etwa im

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Roman Aus dem Leben eines Taugenichts oder in Ahnung und Gegenwart[6] des Schriftstellers Joseph von Eichendorff.

Auch das Motiv der Nacht war in der Romantik beliebt, verkörperte es doch die von den Romantikern propagierte Verschmelzung von Sinneseindrücken besonders gut, siehe z.B. das berühmte Gedicht Mondnacht von Eichendorff[7] oder das Gedicht Ritt im Mondschein von Achim von Arnim, wo sich das Motiv der Nacht außerdem passenderweise mit dem der Liebe verbindet.[8]

In diesen Motivkreis gehören auch die Motive der Verbundenheit mit der Natur (allerdings in idealisierter Form), vgl. das Gedicht Nacht und Winter von Adelbert von Chamisso, in dem das Ich seine Stimmungen in der Natur gespiegelt sieht.[9]

Das Unheimliche

Das Spiegelmotiv gehört gleichzeitig zu einem weiteren typischen Motivkreis der Epoche, nämlich dem des Unheimlichen und Numinosen. Vor allem E.T.A. Hoffmann nahm sich dieses Themenkreises an. Auch die Sammlungen von Volksmärchen und Sagen etwa durch die Gebrüder Grimm siedeln sich hier an, vgl. Schneewittchen. E.T.A. Hoffmann z.B. verwendete das ebenfalls beliebte Motiv des Doppelgängers (in Elixiere des Teufels, 1815).

Schauplätze in der Romantik sind häufig Friedhöfe, Ruinen (Schauerromantik bzw. Schwarze Romantik) oder alte Burgen, dunkle Wälder, ein Berginneres oder Höhlen und Naturlandschaften. Das Dargestellte ist oft entweder naturmagischen Charakters, übernatürlich, oder märchenhaft.

Politische Motive: Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik 

Eigentlich typisch für die Romantiker war eher eine Abwendung vom gegenwärtigen Geschehen, welche sich in einer Weltflucht, Flucht ins Private und Hinwendung zur Vergangenheit äußerte.

Andererseits waren aber die Romantiker auch beeinflusst von gleichzeitig aufkommenden nationalistischen Strömungen. Beides verband sich in der Verehrung und Idealisierung des deutschen Mittelalters[10]

Heinrich Heine nimmt in der deutschen Romantik eine Sonderstellung ein. Was sich bei anderen nur vage andeutete, verschärfte er zur expliziten Kritik an deutschen Verhältnissen, besonders etwa in Deutschland ein Wintermärchen[11].

Klassik und Romantik im Vergleich 

Klassik

Streben nach Vollendung, Ruhe, fester Ordnung, Klarheit, Maß und Harmonie

Romantik

Drang nach Unendlichkeit, Leidenschaftlich-Bewegtem, Dunklem, maß- und regellosem Sprengenwollen aller Grenzen

Klassik

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Streben nach Objektivität, Typisierung, Gesetz, Vernunft, Gleichgewicht, nach gültiger und geschlossener Form; genaue Unterscheidung zwischen Lyrik, Epik und Dramatik; fordert Entsagung, Selbstbeschränkung, sittliche Willensstärke; lehnt Phantastisches, Verworrenes, Unklares ab; bemüht sich um Harmonie zwischen Gefühl und Verstand; verlangt genaue Grenzensetzung – Es ist genug, das Erforschbare zu erforschen, das Unerforschliche aber auf sich beruhen zu lassen.

Romantik

Zerbricht die klassischen Grenzen; will Herrschaft der frei schöpferischen Phantasie, die wichtiger ist als „edle“ Form und hochgeistiger Inhalt; will Grenzen sprengen: Grenzen des Verstandes, Grenzen zwischen Wissenschaft und Poesie und zwischen den einzelnen Dichtungsgattungen – Streben nach einer „Universalpoesie“, die gleichzeitig Wissenschaft, Religion und Dichtung und lyrisch, episch, dramatisch und musikalisch ist; will Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit niederreißen; will die ganze Welt „romantisieren“ und fordert völlige Subjektivität, Individualisierung, Freiheit und Unabhängigkeit und eine weltoffene, ewig unfertige Dichtungsform; Vorliebe für das Traumhafte, Wunderbare, Unbewusste, Übersinnliche.

Einteilung (Phasen) der Romantik1. Frühromantik/ Jenaer Romantik (1795-1802; Zentrum: Jena, Berlin)

Ihr Zentrum war in Jena und in Berlin. Die wichtigsten Autoren dieser Zeit waren die Brüder Schlegel, Friedrich von Humboldt, Ludwig Tieck und am Ende auch Clemens Brentano. In diesem Zusammenhang sind auch Johann Gottlieb Fichte (Begründer des deutschen Idealismus) und F. W. J. Schelling zu nennen.

2. Mittelromantik/ Heidelberger Romantik (1802-1816; Zentrum: Heidelberg)1802 kommt es zu einer Wende, da beginnt die Hochromantik, die ihr Zentrum in Heidelberg und auch in Berlin hat. In Heidelberg treffen sich Clemens Brentano und Achim von Arnim. Die beiden führen diese Phase der Romantik und zwar mit ihrem Werk der Liedersammlung "Des Knaben Wunderhorn". Dazu gehören auch Heinrich von Kleist, Adam Müller, E. T. A. Hoffmann.Diese Zeit zeichnet sich durch die nationale Wende aus. Das ist die Zeit der Kriege Napoleons, aber auch die Zeit des Widerstands gegen ihn und die Zeit des ersten deutschen Nationalismus, im Sinne von Nationalbewusstsein. Dazu gehören sehr viele Zeugnisse der Volkspoesie, die gesammelt und veröffentlicht wurden (Brüder Grimm "Kinder- und Hausmärchen)

Frühromantik vs. HochromantikDie Frühromantik war sehr theoretisch orientiert, die Poetik und Ästhetik wurde zu dieser Zeit entwickelt. Sie war auch philosophisch orientiert, aber in der Hochromantik haben wir eher eine Konsultierung der romantischen Form. Zudem haben wir auch einen realistischeren Stil. Bis zur Hochromantik hat das Wunderbare, das Phantastische dominiert.Frühromantiker sind protestantisch. Alle Vertreter aus protestantischen/ pietistischen Familien: das ist deshalb erwähnenswert, denn später nimmt die Romantik eine andere Richtung ein: Vorliebe für Katholizismus, hat anderen Hintergrund, einige sind konvertiert.

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Nach 1802 (nach Auflösung der Frühromantik): Vorliebe für Religion, vor allem für Katholizismus. Später Dogmatismus: in einem Teil der Spätromantik.Katholizismus: Religion der Formen, Ritual, Symbolik ist wichtig (nicht so im Protestantismus). Deshalb entschieden sich die Romantiker später für den Katholizismus (symbolisch geprägte Kultur). In Frühromantik überwiegen agnostische Tendenzen, es gibt Versuche neue Religionen zu gründen.

3. Spätromantik/ Berliner Romantik (1816-1830)

Sie hat ihre Zentren in verschiedenen Städten: Berlin, München, Wien. Der wichtigste Vertreter ist E. T. A. Hoffmann, der viele Kurzgeschichten geschrieben hat und sich viel mit Kunst beschäftigt hat. Hauptberuflich war er Richter, lebte im Kontrast seiner künstlerischen Seele und der Realität.Ein weiterer wichtiger Autor ist Joseph von Eichendorff. Er war Lyriker und Prosaist, der mit seinem Werk "Aus dem Leben eines Taugenichts" die Romantik abschließt. Adalbert von Chamisso war ebenfalls ein bekannter Autor der Spätromantik. Er war ein fr. Autor, der sich für die deutsche Sprache entschieden hat und viele Werke verfasst hat.

Was führt zur Entstehung der Romantik?

Politischer HintergrundSie entwickelt sich im Anschluss an die Französische Revolution. Die Romantik wird von den jungen Autoren begeistert begrüßt und dann abgelehnt aus zwei Gründen:1. Der erste ist bei den Nichtromantikern festzustellen: die Gewalt in der F.R., besonders in der mittleren und späteren Phase wurde als Terrorentartung der Idee betrachtet.2. Der zweite Grund ist typisch für die Romantiker: Es geht um die Ablehnung einer Verfassung eines Staates, die auf den Buchstaben beruht. Verfassung ist in der Neuzeit das oberste Prinzip des Staates. Die Theorie der F.R. wird von den Romantikern relativiert, weil sie die geistige Revolution zur Seite stellen. Die Unendlichkeit des Geistes gegen lebloses Buchstabensystem: Position der Romantiker gegenüber der französischen Revolution.

Es handelt sich auch um ein Generationenphänomen, junge Autoren in Frühromantik, die ihre Position veränderten und wurden damit dann auch Vertreter der späteren Phasen. Zeitgeschichtliche Eckpunkte/ Grundlagen der Entstehung der Romantik sind mehrere politische Ereignisse. Vor allem die Französische Revolution 1789 (auch für Weimarer Klassik wichtig). In den Augen der Schriftsteller ist die Französische Revolution ein widersprüchliches Ereignis. Die Revolution wurde zunächst positiv aufgefasst. Tieck schreibt an Wackenroder (1782): „Bin ich jetzt ein Franzose?“Begeisterung lässt aber nach, vor allem wegen der Schreckensherrschaft in Frankreich: Diktatur, Massenhinrichtung adliger Vertreter und Gegner der Machthaber.1795: Frankreich führt Krieg mit Napoleon an der Spitze. Eroberungsfeldzüge (Grund für deutsches Abwenden gegen die Französische Revolution).

Ästhetischer Feldzug:

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Schlegels Fragment: Französische Revolution sei gleichrangiges Ereignis mit Erscheinen von Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre: Politisches gegen Ästhetisches.

[216] Die Französische Revolution, Fichtes Wissenschaftslehre, und Goethes Meister sind die

größten Tendenzen des Zeitalters. Wer an dieser Zusammenstellung Anstoß nimmt, wem keine

Revolution wichtig scheinen kann, die nicht laut und materiell ist, der hat sich noch nicht auf

den hohen weiten Standpunkt der Geschichte der Menschheit erhoben. Selbst in unsern

dürftigen Kulturgeschichten, die meistens einer mit fortlaufendem Kommentar begleiteten

Variantensammlung, wozu der klassische Text verloren ging, gleichen, spielt manches kleine

Buch, von dem die[199] lärmende Menge zu seiner Zeit nicht viel Notiz nahm, eine größere

Rolle, als alles, was diese trieb.

Ästhetische Revolution:Deutsche haben auch politische Modelle, sie setzen auf Evolution, typisch dafür ist vor allem Schillers theoretische Schrift „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“: seine Schlüsselthese ist, dass die Menschen die Gesellschaft nicht verändern können, bevor sie sich selbst nicht verändert haben. Die Veränderung vollzieht sich durch die Kunst. Skepsis gegenüber der französischen Revolution und ihren Errungenschaften. – dynamischer Absolutismus.

Sozialer Hintergrund1. Die neue Zeit, die in der Aufklärung gekommen ist, hat die Aufstellung der bürgerlichen Gesellschaft hervorgebracht. Französische Revolution = Bürgerliche RevolutionFranzösische Revolution: Herrschaftssystem verändert sichAuflösung der ständischen Ordnung => Standesprinzip: in Stand hineingeboren sein, im Prinzip hat man keine Möglichkeit in einen anderen Stand zu wechseln, die Position in der ständischen Gesellschaft ist fixiert => positiv verändert wird dies durch die Französische RevolutionFür die Romantiker ist die Französische Revolution ein Versuch gewesen, neue soziale Modelle zu entwickeln.Das Bürgertum mit seiner Lebensweise/ Ethik ist in den Augen der Romantiker etwas Begrenzendes/ Einengendes. In der Romantik Romantiker => Gegensatz Künstler = BürgerBürger als Kleinbürger, der in seinen engen Grenzen lebt. Romantischer Künstler = Grenzenüberwinder

"Grenzen in der Romantik"

2. Die zweite Folge ist die immer stärkere Lösung von der Familie. Viele haben sich von ihren Vätern losgelöst und in vielen Werken geht es um die problematische Herkunft des Helden.

Familie: Bürgerlich, einengendRomantiker: freiwillige Assoziationen/ Vereine - FreundschaftenRomantiker bevorzugen Freundschaften, wobei die Literatur im Vordergrund stand.

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3. Die Romantiker bringen zum dritten eine neue Konzeption der Freundschaft. Die romantische Freundschaft stellt eine Art Ersatz für die Familie dar und wird zugleich zum Forum des Austauschs der Ideen. Die Romantiker kommen oft zusammen, meistens in Jena oder Berlin. Diese Treffen haben Diskussionen bewirkt, die in die Werke eingeflossen sind. Aus solchen Zirkeln sind viele romantische Literaturzeitschriften entstanden, in welchen sie ihre Schriften publizierten. Die bekannteste war "Athenäum" (1798-1800). Die romantischen Phasen basieren auf freundschaftlichen Verbindungen, Freunde haben sich regelmäßig getroffen, vorgelesen, Diskussionen geführt, so entstand eine speziell für die Romantik entwickelte Gesellschaft. Freundschaft in Romantik: beispielsweise in Tiecks „Franz Sternbalds Wanderungen“. Beschreibung einer Seelenfreundschaft. Tieck und Wackenroder: Freunde in Berlin. Sie reisen gemeinsam, Wanderreisen durch Deutschland, Architekturinteressiert, neue Tradition im Bereich der Kunst.Verfassen gemeinsam: „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“.

Friedrich Schlegel und Novalis: Freunde in Leipzig. Sie haben dort die ersten neuen Ideale geschaffen. Verließen wegen einer Affäre schließlich Leipzig. Der neue Treffpunkt ist Jena. Dort treffen sich Friedrich Schlegel, August Wilhelm Schlegel, Fichte, und einige Frauen.

Arnim und Brentano Neues Phänomen in deutscher Kulturgeschichte: Literarische Zirkel (neuartig): hier entstehen literarische Gruppen aus Freundschaft heraus (das ist das Neue).

Prinzip der Freundschaft/ Geselligkeitsprinzip des Dialogs: romantische Texte aus Dialogen/ Reden entstanden.

4. Eine weitere Folge der Romantik ist die Emanzipation der Frauen, zumindest in der Literatur. Sie konnten sich aktiv am literarischen Geschehen beteiligen.Aber es öffneten sich auch viele andere neue Möglichkeiten: sie durften ihren Gefühlen freier folgen als bisher und sie hatten freie Wahl des Ehemannes und Scheidungen waren kein Tabu mehr. Die konventionelle Liebe erblasste. Allgemein stieg das soziale Ansehen der Frauen.Sozialgeschichtliche Grundlagen: Romantische Liebe, trivial: keine Rücksicht auf familiäre Verhältnisse: man hatte freie Bahn. Eine Reihe von Frauen (meistens selbst Schriftstellerinnen) haben alte Bindungen aufgelöst, um in freier Ehe zu leben.

Dorothea Veit (geborene Mendelssohn) hat ihren Ehemann Veit verlassen, um mit Schlegel zusammen zu sein. Scheidung: damals war das ein Skandal. Sozialgeschichtliche Vorreiter im Bereich der sexuellen Freiheit. Auch andere Beispiele gab es dafür, was schließlich zur Auflösung dieser Gruppe geführt hat.Frau von August Wilhelm Schlegel, hatte schon zwei Ehen hinter sich. Philosoph Schelling: Spaltung, Eifersüchteleien: Auflösung.

Verhältnis zur Aufklärung und Weimarer Klassik:Unterschied: Aufwertung der Phantasie, des Gefühls, Reflexion in der Dichtung, es gibt aber auch noch andere Differenzen/ Unterschiede).Dinge so darstellen, als hätten sie passieren können: aristotelische Nachahmung: in der Romantik ist das nicht der Fall: romantische Ästhetik.

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Der Verstand ist nicht mehr so wichtig. Auch die bürgerliche Ehre ist nicht mehr wichtig. Romantik: Fortsetzung/ Überwindung der Aufklärung: weitergeführt, neudefiniert, fallengelassen.

Fortschrittsglaube nicht mehr wichtig, differenziertere Rolle.Aufklärung: Idee des Fortschritts. / Romantik: Fortschritt der Ästhetik, progressive Ästhetik.

Weimarer Klassik: zeitlich zwei Strömungen, die sich überlappen (Weimarer Klassik: dauerte etwas kürzer, wegen Schillers Tod), verlief parallel zur RomantikSie hatten widersprüchliche Verhältnisse. Unterschied: Idee der Klassizität, nach griechischem Vorbild. Sie teilten nicht diese Meinung. Anstatt geschlossener Form, wollten sie eine offene Form, bevorzugten die offenen Formen (ähnlich wie im Sturm und Drang)Gr. Vorbild: Maß, Gleichgewicht, Geschlossenheit.

Romantik: es geht nicht um MittelbarkeitGemeinsamkeit: Vorrangstellung der Kunst, Humanität, der Mensch wird aber unterschiedlich realisiert.

Goethe/ Schiller vs. RomanikGoethe war für die Romantiker ein Vorbild (kulturell), für sie stellte Goethe den absoluten Dichterfürsten dar, Verdienst der Romantik dass Goethe so bekannt ist.Goethe wurde verehrt, in ihren romantischen Zeitschriften wurden Goethes Werke besprochen. Sie waren aber nicht einverstanden mit seiner Idee in der Weimarer Klassik: Subjektivität und Objektivität. Freie Subjektivität gezähmt. Freiheit der Subjektivität wollten die Romantiker steigern. Kritik an Goethe äußerten sie aber nicht öffentlich, sondern in ihren Tagebüchern und Briefen. Für sie war Goethe ein einfallsreicher Mann.

Die Romantiker aber hassten Schiller, obwohl Schillers Dramen und ästhetische Schriften auch zur Romantik passten, wobei man auch davon ausgehen kann, dass es wohl auch persönliche Differenzen gegeben haben kann.

Schlegel: Ausführliche Rezension der Horen: Plagiat entdeckt von einem Autor, nur einer von vielen Zwischenfällen, Schiller wollte Romantiker aus Jena vertreiben, Goethe war ein weiser Diplomat: Missstimmungen entstanden aus persönlichen Sympathien und Antipathien.Schlegel musste auf Anraten Goethes Jena schließlich verlassen. Generationenfrage: die Romantiker waren im Schnitt etwa 15 Jahre jünger als die Klassiker.

Kennzeichnung der Romantik1. Die Romantik ist der Gegensatz oder die Weiterführung der Aufklärung. Sie lehnen die einseitige Herrschaft ab, wollen sie aber nicht ausschließen, sondern ihr die Phantasie noch dazu legen, mit Phantasie ist kein Kitsch gemeint.

Romantik setzt auf Vernunft, gegen Alleinherrschaft der Vernunft. Phantasie/ Gefühl/ Imagination sind nun auch wichtig (Romantik: nicht nach heutigem Verständnis: Kerzenlicht, Rosen, etc.), sondern ein Versuch, die Vernunft zu erweitern. Romantik ohne Reflexion ist nicht zu denken (Sentimentalisch: siehe Schiller)

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Durch Reflexion geadelte Empfindung, nicht wie Werther (obsessive Leidenschaften)Gefühlszustände: Sehnsucht, Ahnung, Nostalgie.

2. In der Romantik wird die finstere Epoche, das Mittelalter, wieder entdeckt, als goldene Zeit angesehen, in der es noch gewisse Einheit von Wissenschaft und Glaube, Staat und Gesellschaft, Individuum und Gesellschaft gab.

(1) Traditionen in der RomantikSehr oft wird behauptet, dass das Mittelalter in der Romantik wiederentdeckt wurde, dabei bezieht man sich vor allem auf Novalis. Alle Geschichte sei rückwärtsgewandte Philosophie, Deutung und Sinngebung und mithin subjektiv.

Es wurden mittelalterliche Tradition in der Romantik neuentdeckt, unter anderem Wackenroders Reise durch Deutschland, Bauten, ausführliche Beschreibungen, das ist wichtig, Romane spielen im Mittelalter. Das Mittelalter wird alt Zeit angesehen, wo das Subjekt (also der Mensch) noch nicht so sehr von seiner Umwelt entfremdet ist. Aber die Mittelaltereuphorie ist keine durchgängige Position der Romantiker.

(2) Traditionen in der Romantik Mystik: vor allem in der späten Phase der Frühromantik und später. Jakob Boehme, war der größte mystische Philosoph, Uniomystik (mit in Allegorie, als Form/ Strukturprinzip, dichterisches Prinzip).

Empfindsamkeit: Strömung in Aufklärung: Gefühl/ Sinnlichkeit etabliert sich neben dem Verstand als Komponente des Menschen (Vorstufe der Romantik).

Sehr viele mittelalterliche Stoffe sind zu finden, sei es, dass mittelalterliche Legenden verarbeitet wurden oder, dass die Handlung ins Mittelalter verlegt wurde. Die Romantik entdeckt auch die Mystik wieder. Mystik ist eine religiöse Bewegung, aber auch ein Versuch der Entgrenzung des eigenen Ichs, ein Versuch der unendlichen Erweiterung des Ichs.In der späteren Phase kommt es zu einer Wende. Um 1803 wird der Katholizismus eine wichtige Rolle spielen.

Freundschaften der RomantikDie Epoche der Romantik konstituiert sich aufgrund der Freundschaften unter Mitgliedern derselben Generation. 1. Die erste Freundschaft war zwischen W.H. Wackenroder und Ludwig Tieck, die zusammen ein Gymnasium in Berlin besuchen und die später gemeinsam reisen und Bücher schreiben, wie z.B. „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders" das 1797 erschienen ist.In der Romantik geht es um die Aufgabe und das Wesen der neuen Kunst, die nach ihrer Ansicht sich aus der Poetisierung der Natur begeben. Dabei ist die Voranstellung des Individuums entscheidend.2. Die zweite Freundschaft bildet sich zwischen F. Schlegel und Novalis (1791-1794) in Leipzig. Sie tauschen sich aus und setzten diese Freundschaft in Jena fort (1796/7-1801). An diese beiden schließen sich A. Schlegel, L. T. Dorothea Veit und später Karoline Schlegel an. Sie treffen sich mehrmals in Jena, organisieren Lesungen, woraus sich die romantische Kunst-

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und Literaturtheorie entwickelt. Das wichtigste Zeugnis dieser frühromantischer Dichter ist "Athenäum".

Was ist neu in der Romantik?

Die Grenzen zwischen Gattungen gehen auf. Die Romantik strebt danach, die Gattungen zu mischen. Das Universale meint auch die Mischung von Leben und Kunst, sie soll das Leben selbst einschließen. Der romantische Dichter betrachtet die Welt, die Wirklichkeit selbst als eine Art Kunst. Novalis hat in diesem Sinne von der Romantisierung der Welt gesprochen.Die romantische Ironie ist auch ganz wichtig. Sie wird in einigen Fragmenten von Schlegel und Novalis thematisiert: Der klassischen Definition nach ist die Ironie das Uneigentliche Reden, das wird in der Romantik auf das ganze Werk erweitert, nicht nur in Aussagen. Der literarische Text meint demnach nicht das, was er äußerlich sagt, sondern verweist bloß auf die Wahrheit, die nie ausgesprochen wird. Die Romantiker wollen das Unendliche, sind sich bewusst, dass sie es nie erreichen werden, daher Ironie.

Was verändert sich literarisch in der Romantik?Motive, Themen, FormenOffenheitRevolutionär: neue Formen, neue Gattungen, beispielsweise das Fragment.

(1) Fragment: spezielle literarische Form: Elemente der poetologischen Reflexion => Mischung aus literarischer Theorie und literarischer Praxis. => Räsonierung was z.B. romantische Poesie ist, aber selbst Literatur ist absichtlich unvollkommen.Aus aufklärerischem Aphorismus (kurze sentenziöse Gedankengang-Lehre) entwickelt. Es fehlt aber Lehre, pädagogische Komponente, tendenziell.

(2) (Kunst-)Märchen: phantastisch, Imagination, Einbildungskraft. Volksmärchen dienen als Basis für die neuen phantastischen Märchen/ Erzählungen, aber Naivität des Volksmärchens fehlt: heißt: komplexer, formvollendeter, subjektiver.

(3) Roman: daraus ihr Name (Romantik), ganz andere Stellung, wichtigste Gattung der Romantik, vor allem aber in der Frühromantik. In Klassik war es das Drama, in der ersten Phase auf den Kopfgestellte Bildungsromane nach dem Vorbild von Goethes Romanen. Nicht Bürger, sondern umgekehrt: Bürger wird zum Künstler. Bildungsroman => Künstlerroman

Heinrich von OfterdingenSchauerroman (heute Horrorroman)Form führt zu „Die Geschichte von Wilhelm Lange“ TieckTieck, BrentanoGeheimbund/ KomplottSchauderhafter RomanBis E.T.A. Hoffmanns Roman/ Novellen: das ist der Höhepunkt(4) romantische Lyrik: aber nicht so wichtige Stellung wie das oft vermutet wird. Lyrik:

Traditionen fortgesetzt auf neuer Ebene (auch bei Goethes Lyrik zu finden): => allgemeinromantisch: Feier des Subjekts, Ironie. => Natur wichtig, vor allem in der Spätromantik, bei Brentano, vor allem bei Eichendorff.

Drama in Romantik als „Antidrama“: =>Beispiel: Tiecks „Gestiefelter Kater“ Inszenierung eines Dramas im Drama => Satire: Literatursatire

Gestaltungsprinzipien der Romantik (auch wichtig für Fragment)

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Romantischer Witz: Schlegel: 216. FragmentWitz: wit = ursprünligch Geist als Fähigkeit, entfernte Sachbereiche zu verbinden: Assoziationskunst. Kunst Ähnlichkeiten zu entdecken.Es gibt viele theoretische Kommentare über den Witz.

Prinzip der Romantik: Universalität => Ähnlichkeiten finden, voneinander Entferntes zu finden. Prinzip der Mischung: Gattungsmischung: Der blonde Eckbert zum Beispiel.

Romantische Ironie: Uneigentliche Rede (meint das Gegenteil) als Prinzip zu denken: abstraktere Ebene: man stellt etwas dar im Bewusstsein, was undarstellbar ist: Man kann nichts anderes als diese Gegenstände darstellen, man kann aber darauf verweisen. Man will das Grenzenlose: Konzeption von Figuren: Anselmus („Der goldene Topf“). Die romantische Ironie offenbart sich im Streben nach Unendlichkeit, das Unbedingte trifft aber nur das Bedingte. Die Figur will etwas, bekommt aber das Gegenteil. Man will das Grenzenlose, aber man bekommt Grenzen, gibt trotzdem nicht auf.Die Formenmischung leitet sich aus diesem romantischen Witz – lässt diesen Verweis erahnen ohne sich darauf zu fixieren. Das Dargestellte verweist auf das Ideal, lässt es erahnen.

Der romantische Witz ist ein Bestandteil des romantischen Lebensgefühls, als Offenbarung der Freiheit des Menschen und Künstlers; Grundelemente sind die schöpferische Willkür des Dichters und das Erleben von Einheit und Gegensätzlichkeit, von Endlichkeit und Unendlichkeit. Das eigene Schaffen wird beobachtet, der Schaffensprozess geschieht in dem Bewusstsein, sich jederzeit über sich selbst (seine Kunst, Tugend, Genialität) und über das Werk erheben zu können, es damit „aufzuheben“.

Friedrich Schlegel: Fragmente

116. Fragment (Athenäums-Fragment) von Friedrich Schlegel: Text in der Zeitschrift „Athenäum“ von beiden Schlegels.Zentrum der poetischen Reflexion der Frühromantik.Friedrich Schlegel ist wichtigster Kopf in dieser Konstitution, derjenige der in dieser Phase neue Bestimmungen und Begriffe formuliert hat. Auch in diesem Fragment.Bestimmung: was ist romantische Poesie?„Progressive Universalpoesie“ (Bestimmung: Ständig im Prozess, Aufklärerischer Fortschrittsglaube. VerbindungFortschritt: Paradigma der Aufklärungsgeschichte. Die Progressivität geht auf den aufklärerischen Fortschritt zurück: Aufklärung ging davon aus, dass Geschichte nur Fortschritte bringen kann. Ziel der Geschichte: Das Fortschreiten des Menschen und seiner Lebensverhältnisse, darauf spielt auch Schlegel an. Schlegel nimmt diesen Begriff der Geschichtsphilosophie und überträgt es auf den Bereich der Ästhetik. Er passt die Ästhetik dem Zeitgeist an und denkt es in letzter Konsequenz. Poesie – Geschichte.Mit Progressivität werden auch unvollendete, freie Formen gemeint. - Vorliebe der Romantik für offene Formen. Die Geschlossene Form ist nicht im Sinne der Progressivität.Progress: Freiheit, unendliches Fortschreiten kann nur frei sein, lässt sich nicht von irgendwelchen Begrenzungen zwängen.

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Progressivität: Fragment: Kunstwerk kann nie vollendet werden, weshalb sich das Fragment als ästhetische Kategorie etabliert hat.

Universalität: Mischung der Gattungen, Vereinigung aller Disziplinen, Äußerung menschlicher Gedanken, Kritik, geistige Erzeugnisse, Gesellschaft, das Leben wird poetisch gemacht (alles kann darin einfließen). „ Die Welt muss romantisiert werden“ - SchlegelDas Leben als ein Kunstwerkt betrachtet. „ Das Leben sollte wie ein Roman behandelt werden“In diesem Sinn schreibt Schlegel: „die Welt muss romantisiert werden...“ das Leben als ästhetische Existenz. Lebenswese auf ästhetische Prinzipien richten (aber wie?). „Idee des Ästhetischen Lebens“Ein Leben nach den Prinzipien des Kunstwerks: Verfeinerung der Sinne, Ablehnung der Verantwortung, Freiheit.Grundsätzlich könnten alle Lebensinhalte ästhetisch betrachten werden. Schlegel eröffnet die Möglichkeit der Ästhetik des Hässlichen: Hässliches gewinnt Ästhetik - unendliche Ausweitung der künstlerischen Tätigkeit: Alles ist darstellbar. Damit wurde ein neues Feld eröffnet: alles kann so betrachtet werden.Romantik hat den Naturalismus vorbereitet: alles ist darstellbar.

Weitere Schwerpunkte:Es gibt keine Form, die der Geist des Autors vollständig ausdrücken kann. Die Mittel dafür sind beschränkt. Philosophische BestimmungGeist des Autors: das Individuum selbst ist eine merkwürdig Verbindung von Subjekt und Tradition, die ganze Weite der Gegenwart Autor: Aufnahmefläche für alles. Problem der Darstellung/ der Form. Der Geist ist unendlich, aber die Ausdrucksmittel sind beschränkt, daraus erwächst die romantische Ironie. Ironie: das uneigentliche Reden, Romantiker: Wir können in der Kunst gar nicht sagen, was wir meinen.Romantische Poesie: ironische Poesie und Reflexionspoesie.Der Autor bindet sich nicht an das Dargestellte, schwebt dazwischen. Der romantische Autor ist ein Autor, der Distanz erschafft, der sich nicht damit identifiziert und ist „frei von allen…Interessen“„Romantisches Schweben“ – Schweben – Zustand, der keinen festen Punkt hat, bindet sich nicht: Unentschiedenheit, Bindungslosigkeit der Romantiker. Fichte hat dieses Wort zuerst verwendet (1794/1795). Romantische Ironie, Reflexion, Nicht-Identifizierung. Unentschiedenheit, Indifferenz, Bindungslosigkeit (Charakter des „Schwebens“) positioniert sich nicht, strebt danach: sieht man auch an romantischen Figuren. Schweben: Reflexion„Potenzieren“: (Text) Steigerung der Ironie, man kann nicht ausdrücken, was der Geist ist, Vorstellung wird reflektiert, wiedergespiegelt, etwas wird dargestellt. Dieses Dargestellte. Es gibt keine Entsprechung in der realen Welt: Wiederspiegelung: Potenzierung der Spiegelung. Es gibt keinen Ausweg aus dieser Spiegelung. (Romantiker wollen keinen Ausweg)Revolution: verabschiedet das Prinzip der Mimesis: Nachahmung der Wirklichkeit (Aristoteles). Für Dichtung entscheidend.Es gibt keine Entsprechung für das, was ich darstelle.

Fragment: Text selbst Literatur: Stil, Sprachwitz, Wort

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Bildung: wichtige Rolle für die Romantik (auch für die Epochen zuvor). Schlüsselwort: Subjekt des späten 18. Jahrhunderts: BildungsromanIn zahlreichen Schriften thematisiert, Fähigkeit. Prozesse der ständigen Verbesserung der Seelenköpfe.Bildung ist nicht das gleiche wie Ausbildung (Ausbildung ist zielgerichtete Ausbildung einer bestimmten Fertigung)

Ganzer Mensch ist betroffen, es geht nicht um Steuerung auf ein bestimmtes, reduziertes Ziel, sondern Erweiterung dessen, was man damals Seele nannte: Fähigkeit, kritisch zu denken, mehr zu sehen, sich etwas vorstellen, Imagination: Fähigkeit, in Potenzen zu denken. Prozess. Allseitiges/ Universales der BildungBildung: Herder, Goethe, ....Von Anthropologie auf Kunst/ Poesie/ Literatur: Bildung des Menschen, betrifft den ganzen Menschen, nicht bloß von Innen, sondern auch von außen hinein. Erweiterung dessen, was man damals „Seele“ nannte – Fähigkeit kritisch zu sein, mehr wahrzunehmen, Imagination.

Romantisches Kunstwerk: nimmt alles auf, bringt alles in sichOffenheit der romantischen Poetik gegenüber allen Formen, die es gibt: alle werden integriert. Diese Fähigkeit der romantischen Poesie, alles zu integrieren, soll die Romantik ausmachen.Fertige DichtartenSynthese der ästhetischen und literarischen Tradition, man kann auf alle romantischen Formen zurückgreifen, aufgrund der Offenheit und Unvollendetheit: divinatorische Kritik (divinatorisch-annähernd) - Annäherung an Text, ohne Text zu fixieren.Hier erfindet Schlegel die moderne Hermeneutik / das moderne Verstehen/ Verstehungsweise.„Willkür des Dichters“ ist das oberste Gesetz: vollständige Autonomie des Ästhetischen.Ursprünglich war Kunst an Religion gebunden: Kunst als Ritual (Kunsthistorisch betrachtet) dem Ritual entsprungen. Kunst als Dienstmagd der Religion. Platon stellte die Kunst zuerst in die Rolle der Philosophie, später als Belehrung.Kunst hatte verschiedene Funktionalisierungen, aber in der Romantik soll die Kunst frei sein, soll selbst bestimmen, wozu sie da ist: Kunstautonomie!Schiller: Erziehung, die Sinne sollen erweitert werden, sehr noble und unbestimmte Funktion der Kunst, aber es war eine Funktion. Künstlerisches in Funktion

Kunst: Funktionslosigkeit, Autonomie (es wird ein neuer Maßstab gesetzt)

Poesie: romantische Poesie meint Poesie in alter Bedeutung: Schöpfung, das Herstellen, hervorbringen.Alle Poesie soll romantisch sein: epochenspezifisch, sich von anderen unterscheiden. Das Denken des Poetischen auf einer grundsätzlichen Ebene. Kunstphilosophie.Allgemeine Kunsttheorie, die Schlegel hier formuliert.

Fragment 238.TranszendentalpoesieDer Begriff ›Transzendentalpoesie ‹ ist eine Analogbildung zu Immanuel Kants (1724-1804)Transzendentalphilosophie . Kant hat in Kritik der reinen Vernunft (1781) die ›Bedingungender Möglichkeit von Erfahrung‹ untersucht - dementsprechend meint ›Transzendentalpoesie‹die Reflexion der ›Bedingungen der Möglichkeit von Dichtung‹ in poetischen Werken selbst:

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Dichtung muss daher stets ihre eigenen Voraussetzungen mitgestalten und auf diese Weise »zugleich Poesie und Poesie der Poesie« sein. Dabei zeigt sich, dass die D ichtung der Moderne sich als »progressive Universalpoesie « in ständiger Veränderung befindet.Während sich die Klassik noch an einem fixen gültigen Muster orientiert hat, stehen nun ständige Variation und Fortschr itt zu immer neuen formalen Möglichkeiten im Vordergrund. ›Universalpoesie ‹ bedeutet zudem, dass sich die traditionellen Grenzen zwischen den›Naturformen‹ (Goethe) der Dichtung – Epik, Lyrik, Dramatik – auflösen und vermischt werden sollen. A uch die Differenz von Kunst und Leben w ird aufgehoben; die Kunst soll die Grenze zum Leben überschreiten und die Wirklichkeit mehr und mehr ästhetisieren.

Das Ideale meint die geistige Vorstellung von etwas. Nicht Idealisierung, sondern etwas, was aus einer Idee oder Vorstellung geschaffen wird.Real: was uns an Wirklichkeit über die Sinne zugänglich ist. Erkenntniskräfte und der Gegenstand der Erkenntnis (real) > Problem der Philosophie dieser Zeit, deutscher Idealismus beruf auf der Idee, dass das Subjekt (der Mensch) keinen direkten Zugang zur Wirklichkeit hat, sondern zumindest zwei Barrieren/ Kanäle durchlaufen muss: seine Sinne und sein Verstand.Daten werden über Sinne empfangen (wie verhalten sich die Sinne zum Gegenstand) Sinne nehmen bestimmte Daten auf/an, und leiten diese weiter, der Empfänger (der Verstand, Verstandesapparat).

Kant: Erkenntniskräfte: Kritik der reinen VernunftTranszendentalphilosophie. Untersuchung der Möglichkeiten/ Grenzen einer bestimmten Sache, in diesem Fall der Vernunft. (das ist nicht zu vergleichen mit transzendent - jenseits von)!!!

Schlegel übernimmt hier Kants Begriff >>> TranszendentalpoesiePoesie, die sich selbst zum Gegenstand hat: Satire, Idylle, ElegieStellt etwas dar und erfragt ihre eigenen GrenzenPoesie der Poesie

216. FragmentWitz, Begründung des romantischen/ poetischen Mittels. Zusammenstellung von ganz entlegenen Bereichen, Ähnlichkeit wird entdeckt.Es wurden zwei Dinge einander gegenübergestellt.

3 wichtigste Ereignisse dieser Zeit:1. 1789: Französische Revolution 2. 1795: Fichtes Wissenschaftslehre3. 1795/96 Goethes Wilhelm Meister

Witz: Französische Revolution wird mit einem Roman gleichgesetzt. Geistige Phänomene (zwei Bücher) aufgewertet und Französische Revolution damit abgewertet.Gattungen der Romantik:

Der Roman ist eine der wichtigsten Gattungen in der Romantik. Der Roman ist für die R. so bedeutend, weil er von seiner Anlage her am ehesten in der Lage ist universal zu sein und möglichst an Formen und Wirklichkeit in sich zu integrieren. Sie lieben die offene Form, eine Form, die das Potential hat, vieles zu integrieren.

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Wie sieht der typische Roman der Romantik aus?Held im Mittelpunkt, der sich zu einem Künstler entwickelt, z.B. Novalis’ „Heinrich von Ofterdingen". Dabei handelt es sich um eine Romantisierung des Bildungs- und Entwicklungsroman. Es entwickelt sich im Rahmen der deutschen Klassik als die Darstellung eines jungen Mannes, der sich zu einem erwachsenen Bürger entwickelt (Wilhelm Meisters Lehrjahre- Goethe). Sie übernehmen das, aber tauschen den Bürger mit dem Dichter.

Kunstmärchen sind auch sehr charakteristisch für die Romantik. Die Kunstmärchen sind originelle Leistungen, die auf Basis des Volksmärchens eine neue Form schaffen. Im Unterschied zum Volksmärchen, ist der künstlerische Wille sehr sehbar: das Phantastische und Reale wird vermischt. Im VM haben wir eine klare Trennung zwischen Gut und Böse, im KM nicht. Vielmehr sind diese Zuweisungen nicht eindeutig, es hängt von der Perspektive ab.

In der Lyrik haben wir eine Fortsetzung der Tradition der Natur. Die Lyrik ist eher charakteristisch für die spätere Romantik. Novalis war sehr wichtig für die Lyrik. Er benutzt die lyrischen Formen zur Darstellung seiner philosophischen Ideen. Die Hymne "An die Nacht" hätte auch in der Prosa funktionieren können, als Prosagedicht. Die Lyrik hat keine so wichtige Stellung, wie vermutet wird.

Drama selten, nur als Antidrama – Tiecks „Der gestiefelte Kater“

Ludwig Tieck: Der blonde Eckbert

KunstmärchenWarum interessiert sich die Romantik für Kunstmärchen?

- die Romantik überschreitet die geistigen Grenzen, überwindet sie, Grenzen des Rationalen, der gewöhnlichen Alltagswahrnehmung und dazu bietet sich die Phantastik.

Phantastik- Liegt vor, wenn die Grenzen der Wahrscheinlichkeit außer Kraft gesetzt werden- Wenn in einer Darstellung eine Welt inszeniert wird, wobei diese Grenzen nicht mehr

gelten- Irrational, arational: je nach Sichtweise- Für die Romantiker ist das Phantastische eine Welt jenseits der Beschränkungen, die

der Verstand aufbaut, daher das Interesse am Phantastischen.- Mit dem Phantastischen wird ein Zugang zu dem Alltag genommen, ohne dass man

darin verweilt, so wird das Phantastische zur Allegorie.- in gewöhnlichen Märchen ist die phantastische Welt alternativlos, man baut eine Welt

auf, in der andere Gesetze herrschen, als die empirischen (Rotkäppchen). Die phantastische Welt ist da selbstverständlich.

- Phantastik der Widersprüche, der zwei Welten: in romantischen Texten als eine Alternative zur normalen Welt dargestellt. Die romantischen Texte interessieren sich vor allem für die Begegnung zwischen zwei Welten, was zum Konflikt führt: Konflikt zwischen dem Endlichen und Unendlichen. Diese Welten prallen sehr oft aufeinander und es entsteht ein Konflikt zwischen einem Leben in Grenzen und einer utopischen grenzenlosen Welt

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- Kunstmärchen: diese zwei Welten (phantastische und normale) geraten oft in einer einzigen Person in Konflikt (der blonde Eckbert). Die beiden Welten sind zunächst räumlich getrennt (Dorf – Wald), wobei sie am Ende durch eine Geschichte zusammengeführt werden: Die mündliche Erzählung Berthas aktiviert den Prozess.

- Typische Szene: Als der Gast den Namen des Hundes weiß, obwohl er es eigentlich nicht wissen kann: Einbruch des Phantastischen in die Alltagswelt: dies führt dann zum Wahnsinn, zur Katastrophe.

- Der letzte Teil, als Eckbert wahnsinnig wird, ist ebenfalls pragmatisch: es entsteht eine Mischwelt: das Phantastische und das Empirische wird nicht mehr auseinandergehalten, der Leser, weiß nicht ob das wirklich geschieht oder ob er wahnsinnig ist.

- Sowohl die Figuren als auch der Leser wissen nicht mehr, was genau passiert und was wahr ist.

- Universalität der romantischen Phantasie: innerhalb des epischen zwei Gattungen (Märchen, Novelle; Lyrik). d.b.E. Durch das Novellistische wird auch das Dramatische eingebaut. Lyrik: Eingelegte Lieder (vor allem im Wald gesungen)

Wahnsinn als Motiv- sehr häufig (Sandmann, toller Invaliden)- überschreitet ebenfalls die Grenze, deshalb interessant für die Romantik

Wanderung als Motiv- nicht ganz entfaltet wie später im Roman, aber es ist vorhanden.- Lösung vom Elternhaus, Bewegung von zu Hause und begibt sich in die große Welt

Motiv der Arbeitswelt- ein Familienhaus dargestellt, in dem hart gearbeitet wird (Bertha am Anfang)- Kritik der Arbeitswelt- Die bürgerliche Arbeitswelt als Beschränkung, als Enge schlechthin dargestellt.- Aus dieser Enge wollen sie herausbrechen.

Problematik der Herkunft als Motiv

Bertha: problematische Herkunft, später stellt sich sogar dies als Inzestgeschichte heraus.

Natur als Motiv- vor allem der Wald- das Waldmotiv auch später sehr geschätzt

Das mündliche Erzählen- charakteristisch: eine Binnengeschichte, die von jemandem dann mündlich

vorgetragen wird- es entsteht eine Spannung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Mündlichkeit

symbolisiert etwas Authentisches, etwas Erlebtes.- d.b.E. Umgang mit den mythischen Figuren: Mythos vom Paradies: der Garten Eden:

hier ist das Paradies der Wald (Bertha liebt Bücher und erfährt von einer anderen Welt, deshalb verlässt sie das Paradies.

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- Phantasie von Bertha, lässt sie überhaupt eine andere Welt denken und das motiviert sie eine andere Welt zu entdecken

Der Reichtum/ das Streben danach- Romantiker: Kritik des Strebens nach Reichtum, haben ein starkes antikapitalistisches

Weltbild- Paradies eine Utopie der Welt ohne Klassenunterschiede, ohne ökonomischen Zwang

(Die Edelsteine haben im Wald nur ästhetischen Wert, in der normalen Welt – Geld)

Einheit mit der NaturDass der Vogel spricht ist eine Metapher dafür, dass man die Tiere versteht: man lebt in kommunikativer Gemeinschaft mit Tieren, Pflanzen, also in einer Einheit mit der Natur.

(Reskription: Umschreibung des Mythos)

Ludwig TieckStammt aus einer einfachen, bürgerlichen FamilieReformiertes Gymnasium in Berlin besucht, von Friedrich Gedecke konzipiertIm preußischen Berlin (Friedrich der Große) im 18. Jh. In der Phase der Aufklärung: die Idee war ein autonomes Individuum zu entwickeln, eine besondere Rolle hat dabei die Schule.Das neue Gymnasium hat sich zum Ziel gesetzt, diese aufklärerischen Ideale zu verwirklichen. Deutsche Gegenwartsliteratur sehr vertreten, was vorher nicht der Fall war.

Schüler wurden aufgefordert Aufsätze zu freien Themen zu schreiben (subjektive Meinungen durfte/ konnte man einbringen)Sehr früh haben junge Autoren ihr Talent gefunden. So auch Tieck, der von seinem Professor als Co-Autor eingesetzt wurde (hat ihn ausgenutzt)Er hat sehr früh angefangen professionell zu schreiben: der fruchtbarste Autor der ganzen RomantikLernt Wackenroder kennen: sie unternehmen Reisen, daraus entstehen gemeinsame Werke.

Tieck schrieb Schauerromane: unheimliche Geschichten, Mysterien mit dem Aufbau einer großen Spannung, orientalische Züge

1795 schrieb er einen der bedeutendsten Romane der Romantik „Die Geschichte des William Lovel“ (an der Schwelle zwischen Romantik und Aufklärung), bei dem Elemente des Schauerromans mit Elementen des Bildungsromans kombiniert werden. - BriefromanHier wird zum ersten Mal die romantische Subjektivität greifbar, sichtbar. Thematisiert tiefmelancholische, manisch-depressive Persönlichkeit, die zwischen verschiedenen Gemütszuständen schwankt und am Ende daran zerbricht. – Nihilismus: geistige Haltung, die in der Wirklichkeit nur noch Verfall sieht, nichts Wertvolles mehr sieht.

Tieck schreibt eine Reihe von Kunstmärchen und Novellen, schreibt ein ungewöhnliches Drama „Der gestiefelte Kater“, wobei er das Illusionstheater damit zerstört und mit dem Reflexionstheater ablöst.Er ist auch einer der ersten, die das Ende der Romantik ankündigen und paragmatische Poetik des Biedermeiers schreiben. Tieck lag am Rande der Gesellschaft. Mit ihm beginnt und endet die Romantik

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Ludwig Tieck: Franz Sternbalds Wanderungen

Erste richtiger romantische Romane von Tieck, 1798 erschienenEs handelt sich um einen Künstlerroman, der den Werdegang eines Künstlers thematisiert. Tieck hat diese Gattung mitgegründet. Künstlerroman Strukturprinzip dem Bildungsroman entlehnt: Entwicklung eines jungen Mannes zum verantwortlichen Bürger. Junger unerfahrener Mann, der im Laufe der Jahre Erfahrungen sammelt und Wandlungen durchlebt.Im Künstlerroman ändert sich die Zielrichtung der Entwicklung: Entwicklung zum Künstler, umgekehrte Richtung, vom Bürger zum Künstler: künstlerische Identitätssuche der Hauptfigur.F.S.W. – Fragment- wir erfahren nicht, wie die Suche ausgeht.

Zentrales Motiv: Wanderung (urromantisches Motiv)Wanderung von Reise unterscheiden: Wanderungen haben kein bestimmtes räumliches Ziel, sind offen und zeitlich nicht eingeschränkt, endlos.Wanderung – romantisches Schweben, entscheidendes Strukturmoment für alle romantsichen Romane.Die Wanderung ist eine Metapher/ Allegorie für die Bewegung der Seele. Die Seele entfaltet sich, durchläuft verschiedene Handlungen, Räume, um am Ende zu sich zu kommen. Das Ende wird nicht gezeigt, weil es dem Postulat der Unendlichkeit widersprechen würde.Es handelt sich um unruhige Charaktere, die nicht in der Lage sind, an einen fixen Punkt stehen zu bleiben und sich in die Gesellschaft zu integrieren.

Deutschland vs. ItalienItalien - sehr altes Motiv in der deutschen Literatur (Goethe hat dazu geführt: Mignon: „Land, wo die Zitronen…“Italien erscheint als Sehnsuchtsland, weil dort die Antike, die Überreste der Kunst sich befinden.Bewegung nach Süden: Freiheit, SinnlichkeitKultur der Sinnlichkeit (Italien, Katholizismus) vs. Kultur des Verstandes (Deutschland, Protestantismus)

Albrecht Dürer (frühe Renaissance), erster deutscher Künstler hat das menschliche Individuum in seiner Gesamtheit in den Mittelpunkt gerückt, Bindung an das Volkstümliche, das Einfache, das Traditionelle.Dürer als Künstler? Künstler, der seiner Umgebung dient.

Was Franz antreibt ist der künstlerische Drang, die innerliche Unruhe. Überall begegnen ihm Figuren, die das Gegenteil von ihm sind: stabil, bodenständig.

Franz besucht sein Familienhaus:- Problematische Herkunft (unbekannt)- Auf einmal elternlos – hiermit wird die Fremdheit mit der Welt gesteigert.- Fällt in den Zustand der Melancholie, was von Stimmungen aus der Außenwelt

bewirkt wird, es formiert sich etwas in seiner Imagination, er hat keine Herkunft mehr, kein Heimweh, begegnet Frauen, denkt, dass er verwandt mit ihnen ist.

- Er läuft durch Flandern (Holland), begegnet Lucas (Maler), der viel mit Dürers Stil hat, aber doch das klassizistische verlässt.

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In Flandern lernt Franz die große Handelstätigkeit in Antwerpen kennen. Der reiche Kaufmann Vansen möchte Franz als seinen Schwiegersohn. Der feinfühlige Franz merkt, wie traurig Vansens Tochter Sara ist und findet Liebeskummer als Ursache der Bekümmernis. Auch Saras Geliebter, jener Schmied Messys, den Franz aus dem Nürnberger Walde kennt, liegt liebeskrank darnieder. Vor seiner Abreise macht Franz das unglückliche Paar gesund: Er bringt die beiden Liebenden zusammen.

Franz sorgt für Harmonie, ohne dass er sie selbst in sich hat – typisches Künstlerbild dieser Zeit.

Friedrich Schlegel: Lucinde

„Lucinde“ gilt als romantischer Liebesroman und als Skandalroman des Literaturbetriebs in diesem Jahr.

Biografischer Hintergrund:Liebesbeziehung zwischen Friedrich Schlegel und Dorothea Mendelssohn-VeitBeziehung, die ein Skandal war, ein öffentliches Ärgernis, weil Dorothea verheiratet war, Kinder hatte. Das Leben in wilder Ehe fügte sich nicht in das Ehebild von damals.Dieser Roman wurde deshalb als ein Schlüsselroman gelesen: Eine Liebesbeziehung mit einem solchen Liebesbild als Thema.Konzeption der romantischen Liebe (nicht nach heutigem Verständnis von romantisch), sondern ein philosophisches Konzept der Vereinigung. Die Basis dieses Konzepts in der Romantik ist die von Platon überlieferte Legende/ Mythos von einem ursprünglichen Menschen, der zweigeschlechtig war, sich durch Strafe Zeus´ in zwei teilte, was dann zur Folge hatte, dass sich die eine nach der anderen Hälfte sehne, Sehnsucht nach der anderen Hälfte seiner selbst: platonische Liebe.

Menschen sollen rund gewesen sein und sie bildeten eine Einheit, waren zweigeschlechtig, konnten sich mit sich selbst zeugen, haben sich entwickelt, sie wurden stärker. Zeus wollte sie deshalb trennen, in ihre Schranken weisen, deshalb wurden sie geteilt: Mann und Weib: was ihnen bleibt ist die Erinnerung an diese Einheit, Sehnsucht dies wiederherzustellen. Unbewusste ErinnerungMenschen wollen sich fortpflanzen. Mann sehnt sich nach Frau.Homosexualität stellt eine Ausnahme, eine Verirrung dar. Das ist die Grundlage der romantischen Auffassung von Liebe. Schlegel ist nicht der Einzige der sich mit der Liebe auseinandersetzt. Frans Hemsterhuis (niederländischer Philosoph): einer der ersten, der die platonische Liebe erwähnt (in der Philosophie): als Vereinigung/ Vollständigung des MenschenHerder, Novalis, Hegel: haben sich auf eine ähnliche Weise mit der Liebe beschäftigtFriedrich Schlegel machte dies in seinem Roman „Lucinde“.

Struktur des RomansMischung verschiedener Gattungen: Reflexion, Allegorie, Idylle, Lebensberichte, die motivisch zusammengehalten werden, nicht chronologisch, sondern durch das Motiv der

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Liebe. Das Motiv der Bildung ist auch ausgeprägt (in dem Lebensbericht: Werdegang eines jungen Mannes). Bildungsgang: dazu gehört auch die Liebe, Liebe zwischen Julius und Lucinde.

Es ist ein schwer zugänglicher Roman, auch wenn sich ziemlich leicht feststellen lässt, worum es eigentlich geht.Die Sprache ist schwierig: Romantiker nennen dies allegorisch.

Allegorie - Darstellung eines eigentlich gemeinten Komplexes durch uneigentlich Gesagtes, das mit diesem in einer Ähnlichkeits- oder Analogiebeziehung stehtIm Gegensatz zur Metapher existieren bei der Allegorie mehrere gleichartige Ähnlichkeitsbeziehungen, also Verweisverbindungen zwischen uneigentlich Gesagtem und eigentlich Gemeintem. Die Allegorie betrifft also im Unterschied zur Metapher, der sie ansonsten ähnelt, komplexe Sachverhalte oder Gedanken. Daher wird sie auch oft als „ausgedehnte Metapher“ bezeichnet.In der Allegorie stehen sich somit zwei (oder mehr) Komplexe gegenüber, die durch Verweis- und Ähnlichkeitsbeziehungen aufeinander bezogen sind. Somit kann das eigentlich Gemeinte durch Erkennen dieser Beziehungen oder durch Kenntnis entsprechender Konventionen (im Sinne der Topik in der Regel rational aufgelöst und somit gedeutet werden. Diese, insbesondere bei der Bibelexegese bedeutsame Interpretationstechnik heißt Allegorese. Wie alle Tropen muss die Allegorie als uneigentliche Redeweise zuerst jedoch erkannt werden – in der Regel durch entsprechende Ko- und Kontexte.Sie kann sowohl dazu dienen, das eigentlich Gemeinte (Besondere) zu verschleiern und zu verrätseln, aber auch dazu, das Gemeinte (Abstrakte/Allgemeine) zu veranschaulichen.Die Verweiszusammenhänge sind oft standardisiert und – zumindest in bestimmten kulturellen Kontexten – konventionalisiert, was der Allegorie mitunter auch zum Vorwurf gemacht worden ist. Goethe z. B. begründete die Abgrenzung der Allegorie vom Symbol damit, dass diese dem Konzept des organischen und autonomen Werkes durch ihre Abstraktion und Rationalität widerspräche.Die traditionelle Rhetorik differenziert zudem zwei Arten von Allegorien: Bei der gemischten oder unvollständigen Allegorie (lat.: allegoria permixta) sind beide Ebenen, das eigentlich Gemeinte und das uneigentlich Gesagte, im Text realisiert, so dass – z. B. am Anfang und Ende eines Textes oder einer Textpassage – noch Ausdrücke im eigentlichen Wortsinn erkennbar sind und nur ein Teil der Textpassage allegorisch zu deuten ist. Bei der vollständigen Allegorie (lat.: allegoria tota) ist hingegen der gesamte Text bzw. die komplette Textpassage auf der Ebene des uneigentlich Gesagten (das gleichwohl nicht gemeint ist) angesiedelt. Wird bei der totalen Allegorie das eigentlich Gemeinte gezielt verheimlicht, handelt es sich um ein allegorisches Rätsel (griech./lat.: aenigma).

Romantische Allegorie wird anderes als gewöhnlich verstanden. Die Romantiker hatten ein anderes Verständnis von Allegorie. Die Gestalt verweist an sich auf eine Idee, hat keine feste Bedeutung. Der Liebe nähert man sich aus verschiedenen Richtungen/ Perspektiven. Konzept der unähnlichen Vereinigung. Struktur ist keine geometrische, keine geradlinige. Es gibt keine fixen Punkte, sondern eine Struktur der Arabeske. Arabeske: für diesen Roman wichtig, und für die Romantik generell. Es ist eine Art Ornament, das eine Pflanzenstruktur nachahmt, wo die Äste ineinandergehen, ohne dass sie eine geometrische Figur bilden. Stellen Ineinandergeflochtenheit des Lebens dar.

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Schlegel hat selbst seinen Roman mit Arabeske verglichen. Es gibt keinen eindeutigen Anfang, kein eindeutiges Ende, keinen Mittelpunkt. Alle drei Dimensionen sind auf irgendeine Art und Weise miteinander verbunden.

In seinem Roman gibt es eine doppeldeutige Sprache, die sehr oft das Ideale und das Reale gleichzeitig bezeichnet, in Beziehung bringt: berühmter romantischer Witz.

Erzähler (Ich-Erzähler) tritt auf und räsoniert über die Nähe und Ferne: Beispiel: „Wie könnte uns die Entfernung entfernen...“: Das Männliche und Weibliche erst in ihrer Verbindung bilden das ganze MenschlicheRollentauschMännlichkeit, HeftigkeitWeiblichkeitKörperliche Vereinigung

„Es liegt viel darin, und was darin liegt, steht gewiss nicht so schnell auf wie ich, wenn ich dir unterliege“

- geistiger Sinn (auf übertragener Ebene), oder wörtlicher Sinn: Modus, Stellung im sexuellen Akt, wenn der Mann der Frau unterliegt (unter ihr liegt).

Vereinigung von Männlichen und Weiblichen, von Oben und Unten, von Abstraktion und Konkreta, von Geist und Sinnlichkeit, von Körper und Verstand – das soll auf der Ebene der Sprache dargestellt werden. Philosophische Sprache wird mit dem Körperlichen assoziiert.Diese Einheit streben die Romantiker an – die Verkörperung des Geistes.Reflexionen von Nähe und Ferne ebenfalls doppeldeutig: gemeint wird die Nähe im konkreten und philosophischen Sinne.

„Die Menschen und was sie wollen und tun, erscheinen mir, wenn ich mich daran erinnerte, wie aschgraue Figuren ohne Bewegung, aber in der heiligen Einsamkeit um mich her war alles Licht und Farbe…“

- Menschen als aschgraue Figuren – als Abstraktionen, dann wird alles lebendig, es geschieht wie ein Augenblick eines multiplen Erlebnisses, wo die Fülle des Lebendigen ergreift und dann zieht er eine Parallele zu der Vorstellung seiner geistigen Augen.

„Und sah ich auch mit dem Auge meines Geistes die Eine ewig und einzig Geliebte in vielen Gestalten, bald als kindliches Mädchen, bald als Frau in der vollen Blüte (…), und dann als würdige Mutter mit dem ernsten Knaben im Arm.“- Mädchen, Frau, Mutter: Motiv der Metamorphose (Geschichte der Verwandlung) –

Idee besteht darin, dass ein Prinzip viele Gestalten mit eigenständigen Qualitäten hat.- Es geht um Gestaltenwechsel- Grundidee: die Welt besteht aus einem Leben, dass viele Gestalten hat: pantheistische

Idee. In der Philosophie hat das in der Spätantike Plutin thematisiert.- Geschichten über Verwandlung (z.B. auch bei Kafkas „Verwandlung“):

Gestaltenwechsel, z.B. Mensch-Tier-Verwandlung (teils auch lustig)- Es geht darum, dass die Fülle des Weiblichen in dieser Geliebten erscheint.

„Ich atmete Frühling, klar sah ich…wenn die Welt auch eben nicht die beste oder die nützlichste sein mag, so weiß ich doch, sie ist die schönste. In diesem Gefühle oder Gedanken hätte mich auch nichts stören können.“

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- Eine Anspielung auf Leipzig („Wir leben in der bestmöglichen Welt...“)- „Nützlich“ bezieht sich auf die Aufklärung, Theorien der Nützlichkeit, dass die

Nützlichkeit das Prinzip unseres Handelns ist. Julius hat aber eine ästhetische Einstellung.

- „Gefühle oder Gedanken“: Gleichsetzung dessen, grundlegende Überlegung, ob Rationalität und Gefühle das gleiche Erkenntnisrecht haben. Die Gefühle in Gedanken, und die Gedanken in Gefühlen. Sie sind nicht auseinanderzuhalten.

„das ewige Leben in der Natur“- Pantheistischer Gedanke: Natur ist ewig, einfach nur neue Formen werden

hervorgebracht- Idee der Seelenwanderung: aus einer Form in die andere

Im Grunde ist die ganze deutsche Literatur (klassisch, romantisch) pantheistischPhilosophischer PantheismusIn ästhetischer Praxis direkt in Poetik einfließen

„Aber gern und tief verlor ich mich in alle Vermischungen und Verschlingungen von Freude und Schmerz, aus denen die Würze des Lebens und die Blüte der Empfindung hervorgeht, die geistige Wollust wie die sinnliche Seligkeit.“

- Grenzen zwischen Erscheinungen- Verstand: bestimmt, setzt Grenzen, definiert, setzt Grenzen zwischen Erscheinungen,

um sie bestimmen zu können, Leistung der Begriffe.- Romantische Vorstellung: Arabesk, Verschlingung, Vermischung, Ineinandergreifung

der Dinge, lassen keine Begriffliche Definierung/ Eingrenzung zu.- Sinnliche Seligkeit (abstrakt, Geist): Form: Chiasmus- Geistige Wollust, sinnliche Seligkeit: Oxymoron (zwei entgegengesetzte Pole

zusammengesetzt – romantischer Witz) Verbindung mit der geistigen Sphäre. Körperliches Begehren, Zustand der Erfüllung dieses Begehrens.

- Seligkeit der Sinne, Wollust des starken körperlichen Begehrens

„Ein ganzes Feuer strömte durch meine Adern“- Früher wurde Liebe fragmentiert (Anakreontik), Romantik zeigt das Ganze. Daraus ist

später Pornografie entstanden.

„Wir umarmten uns mit eben so viel Ausgelassenheit als Religion. Ich genoss nicht bloß, sondern ich fühlte und genoss auch den Genuss“

- Reflexion über das Erlebnis, wobei Religion ins Spiel gebracht wird: stellt eine Relation zwischen körperlichen Liebe und Religion, nicht um zu ärgern, sondern Liebe in Analogie der Religion zu setzen (religio – wieder zusammenkleben): zwei Liebende: eine Art religiöser Akt.

- Für die damalige Gesellschaft war dies ein Ärgernis, das Erotische mit dem Geistigen zu verbinden. Es war ein Skandal. Von Oskar Walze musste es deshalb reaktualisiert werden.

Schlegel wurde mit Lucinde zum Skandalautor, später hat er sie als Jugendsünde angesehen.„Lucinde“ ist ein einzigartiger Versuch, aus der Idee der Liebe eine poetische Struktur zu schaffen.

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Idylle über den Müßiggang: später beliebtes Motiv der Romantik: Gegensatz von Arbeit. Gegensatz von bürgerlichem Leben. MetamorphoseSehnsucht/ Ruhe: Romantische Motive; Gegensätze – romantischer WitzSehnsucht: Urromantisches Motiv/ ZustandFrage: Kann die Sehnsucht beruhigt werden?Sehnsucht kann nicht wirklich beruhigt werden

Es gibt keinen höheren Geisteszustand als die Sehnsucht.Vorstellung der Romantik ist nicht ein Subjekt, das zufrieden ist (Zustand der Ruhe), sondern ein Subjekt in ununterbrochener/ unendlicher Bewegung/ Progressivität.

Wirklichkeit: diese Suche/ Unruhe/ Bewegung zu begrenzen, daher kann man in der Ruhe die Unruhe finden. Ablenkung.Unruhe für Unruhe!!!

Friedrich von Hardenberg - Novalis

Novalis stammt aus einer alten Adelsfamilie, die seit dem 17. Jh. protestantisch geprägt ist, führt ein unauffälliges Leben bis er 1792 nach Leipzig geht, um dort zu studieren, wo er Schlegel kennenlernt, beide waren in Affären verwickelt; Studium in Wittenberg abgeschlossen, wird juristisch zuständig.Salinen (Anlage zur Gewinnung von Salz) /Bergbau/Kohlengrube spielen wichtige Rolle in Novalis´ Leben als metaphorischer Bereich – Metapher der Tiefe, des Grabens unter der Oberfläche.1795 Verlobung mit Sophie von Kühn (13), war aber nicht offiziell, geheime Aktion von den beiden. Sophie wird krank, um 1797 zu sterben. Daraufhin sieht Novalis Sophie als das Idealbild des Weiblichen. Die romantische Liebe wurde durch ihre Geschichte geprägt.1798 geht er zur Bergakademie in Freiberg zu Abraham Gottlob Werner (bekanntester Naturphilosoph seiner Zeit) und vertieft dort sein Wissen in Archäologie.Er hat sich mit Kant und Fichte auseinandergesetzt, das Resultat waren zahlreiche Fragmente, Briefe.Kern der Fichteschen PhilosophieKant: Grenzen der menschlichen Erkenntnis/ Sinnlichkeit und Verstand: Standbeine der Erkenntnis/ Grundlage der menschlichen Erkenntnis der Welt.Die Art und Weise wie die Sinne das aufnehmen – Anschauungsformen: Zeit und Raum als Teil des Subjekts; es ist nicht erwiesen, ob Raum und Zeit existieren.

„Das Ding an sich“ - Etwas, was wir nicht wissen und wovon wir keine gültigen Aussagen machen können.- Zusammenspiel von Sinnen und Verstand (alles spekulative Ideen)- Kant verbindet: Rationalismus und Empirismus- Kant: alle wissenschaftliche Aussagen über Gott ungültig, weil er die Grenzen der

menschlichen Erkenntnis überschreitet, hat damit Theologie stark angegriffen: „Ich wollte mit dem Wissen aufräumen, um den Glauben Platz zu machen“.

Prinzip der Theorie von Fichte

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Fichte forscht nach dem Grund, warum wir, das sind, was wir sind im kausalen und zeitlichen Sinne. Der Anfangsgrund von allem ist das Ich, vom Ich geht alles aus, aber das Ich existiert nicht ohne die Außenwelt. Das Ich war zuerst da, aber damit es weiter existieren kann, muss es ein Nicht-Ich geben, das vom Ich geschaffen wird. (z.B. Mann und Frau)Das Ich setzt sich zum Nicht-Ich in Beziehung, es braucht ein anderes, um sich darauf zu beziehen – das war eine originelle Theorie, die Studenten waren begeistert.

Novalis war es verdächtig, dass Fichte alles in das Ich gesetzt hat, glaubt, dass es eine Einheit gegeben haben muss, aus welchen sich das Ich getrennt hat. (Hölderlin dachte ähnlich)Novalis beschäftigte sich in vielen Fragmenten damit, wie diese Einheit wiederhergestellt werden könnte und meint durch Symbolik und Dichtung.Novalis hat sich mit dem Gefühl auseinandergesetzt, weil ihm das bei Fichte gefehlt hat.

„Ich bin heißt, ich befinde mich in einer Relation“- Die Verbindung vom Ich zur Welt und die Basis der menschlichen Beziehungen

Novalis´ These – das Ich erkennt und schafft das Sein. Erkennen = Sein, wenn das Ich aufhört zu erkennen, hört es auf zu existieren. – Unendlichkeit der RomantikNovalis nährt sich der Position, dass Kunst das Wahre Medium der Erkenntnis und der Ich-Findung ist. Er ist einer der ersten Semiotiker, der über das Verhältnis des Buchstabens und des Geistes nachgedacht hat.

Athenäumsfragment 116. „Die Welt muss romantisiert werden“ - Qualitative Potenzierung (z.B. einem Tisch an Wert geben, nicht nur als Tisch

betrachten)- Aufgabe der Kunst ist auf eine höhere Vorstellung zu verweisen, das Unendliche als

endlich darzustellen; aus dem Gewöhnlichem/Alltäglichem etwas zu entdecken oder zu etwas Geheimnisvollem schaffen, denn so gewinnt die Wirklichkeit an Bedeutsamkeit.

- Wechselerhöhung und –Erniedrigung- Das Wesen der Kunst ist die ganze Welt als symbolisch potenziell anzusehen- Hieroglyphe – aus gewöhnlichen Buchstaben Hieroglyphe machen – symbolisch

Fragment über die Phantasie - NovalisMetapsychose – Seelenwanderung – träumen/ das Weltall ist aber in uns„Wir träumen von Reisen durch das Weltall: ist denn das Weltall nicht in uns?“ „Der Sitz der Seele ist da, wo sich Innenwelt und Außenwelt berühren“

Novalis: Hymne an die Nacht

Beginn der Novalis-GedichteGrundlage der Prosagedichte unter dem Titel „Hymne an die Nacht“Das Gedicht am Ende gehört nicht dazu.Einige sind in Gedichtzeilen geschrieben, einige in Prosa.Nacht: häufiges romantisches Motiv

Novalis: bei ihm ist die Nacht ein Schlüsselmotiv

Dieses Motiv bildet die Grundlage der Prosagedichte „Hymnen an die Nacht“

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Poem: Prosastück, das in einer lyrischen rhythmischen Sprache verfasst ist. Es gibt davon

zwei Versionen: in Gedichtzeilen, und in Schriftbild Prosa (Novalis Gedichte)

1. AbsatzLicht als Leben – lebensnotwendig, das Licht als etwas Lebendiges beschrieben, Ewig:

wichtig, Lebensnotwendig, für Leben: das Lichht: alles braucht das Licht. jeder Mensch, aber

warum wird er als Fremdling bezeichnet: weil er sich von der Natur durch seine

Konfiguration abgrenzt.

Fremdling? – Mensch an sich, entfremdet sich von der Natur durch seinen GeistMenschliche Bewegung – Grundgesetz der Natur – äußert sich in der Wandlung

Natur ist etwas, das sich wandelt, nicht nur Fähigkeit einzelner, sondern der gesamten Natur.

2. AbsatzNacht wüst und einsam, erscheint als GegenteilDie Nacht wird nicht von menschlichen Sinnen geprägt, Sinne werden eingeschränkt, Trennung, DimensionwechselIn der Nacht kommt die Tiefe des Ichs hervor. heilig, unaussprechlich. Geheimnisvoll, sie verdeckt alles in sich: die menschliche Wahrnehmung nicht so sehr von menschlichen Sinnen geprägt. Da sind sie fast ausgeschaltet, vor allem aber der optische Sinn.

3. AbsatzVerhältnis von Tag und Nacht wird umgekehrt, Nacht – Pause, Erholung Was geschieht in der Nacht mit dem Menschen. Sehnsucht kommt hervor. – Tiefe des Ichs, Erinnerung. In der Nacht konzentriert sich der Mensch mehr auf sich, weil er sein Umfeld nicht mehr sehen kann.Der Tag erscheint als Zweck der Nacht. Verhältnis der Nacht mit dem Tag wird umgekehrt:

Nacht in gewöhnlicher, bürgerlicher Welt: Nacht als Pause, Tag als Tätigkeit. Bei Novalis:

Tag nicht zur Nacht. Nacht ist Prozess der Verinnerung, der Weg nach Innen. Prozess der

Selbstreflexion/ Selbstvergewisserung: macht den Menschen zum Menschen.

Nacht – Prozess der Verinnerlichung, Selbstreflexion, -vergewisserung, macht den Menschen zum Menschen.

Gemüt – Mut, Vermutung, Anmuten; Kern der Seele, was die Gefühle ausmacht; was im Inneren vorgeht.Liebe als Gefühl-wahrster Ausdruck des Gemüts. Was immer wieder anklingt, ist die Liebe.

Liebe ist der wahrste Ausdruck des Gemühts. Aber nicht so sehr die Liebe zu einer konkreten

Person, sondern Liebe als Gefühl.

Empirisch betrachtet: Der Raum der Liebe ist ebenfalls die Nacht – erotische Konnotation:

„ewige Brautnacht...“

in einigen mystischen Darstellungen wird die Liebe (sexueller Akt) mit der Vereinigung an

sich vergliechen, oder das Bild der sexuellen Vereinigung für die Vereinigung an sich: heilige

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Hochzeit, da vereinigt sich der Mensch mit dem Göttlichen: das auch in romantischer Lyrik –

Metapher der Brautnacht

Erde vereinigt sich mit dem Himmel: so entsteht die Welt: der Himmel befruchtet die Erde

Sexueller Akt mit der Vereinigung an sich verglichen: heilige Hochzeit, Brautnacht Vereinigung von Erde und Himmel – Mythologie (???).

4. AbsatzTag kehrt zurück, Nacht als heilig dargestellt, als Zeit der heiligen Vereinigung. Gang nach InnenTag erscheint als Einschränkung des InnerenIn der Nacht sind Einschränkungen räumlich und zeitlich aufgehobenSchlaf/ Traum: Gesetzte werden außer Kraft gesetzt!!!In Träumen sitzt das Unbewusste, die Geheimnisse der Menschheit.

Novalis´Gedicht: “Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“

Epoche: FrühromantikHandlung: gegen Aufklärung, denn sie bestimmt nicht das Leben Kein romantisches Stimmungsgedich, sondern ein klar strukturiertes Gedankengedicht

1. Aufbau

- besteht aus einer Strophe/ 12 Zeilen- vierhebiger Jambus- Paarreim: Form der Reimbildung mit jeweils zwei aufeinanderfolgenden Versen (aa bb cc)- besteht aus einem einzigen konditionalen Satzgefüge:--> die fünf Nebensätze mit „Wenn“ bilden mit dem „Dann-Satz“ einen logisch-grammatischen Gebilde (spr. Mittel: Anapher)- nach den Bedingungen erfolgt ein Konsequenz

Interpretation- (1./2. Vers)Kritik an den überzogenen Anspruch der Naturwissenschaft-->„Zahlen und Figuren“ (spr. Mittel: Antithese) seien der „Schlüssel“ zum Verständnis der Welt und des Leben (Aufklärung) --> jedoch nicht für Novalis- (3./4. Vers)„Tiefgelehrten“ = Vertreter der rationalen WissenschaftMusik und Liebe = „singen oder küssen“Künstler und Liebenden haben im Gegensatz zu den Wissenschaftlern mehr Weisheit- (5./6. Vers)Problem „Welt“--> 2 Bedeutungen (im 18. Jh.)

1. Bedeutung:die gebildet,bürgerliche Welt der Gesellschaft der Konventionen -->„verkehrte“ Welt stellt einen 

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Gegensatz zum freien, unverfälschten Leben dar 

2. Bedeutung:"Schöpfung":natürlich-göttliche Ordnung--> doch aufgrund der Aufklärung: Herausreißen der Menschen aus der heilen Ursprungswelt--> Ziel der Geschichte: Widerherstellung des ursprünglichen Zustandes- (7./8. Vers)für Aufklärung: Licht ist das Bild für die vernunftgemäße Erkenntnisdas Dunkle für Unwissen, Irrtum, Aberglauben (spr. Mittel: Antithese)für Romantiker: Dunkle= die Nacht--> wahres Erkennen, intuitives Wissen, mystische Weisheiten fördert unter anderem die Poesie, die kein Licht des Verstandes benötigtKombination beider Formen des Weltverstehens: echte Klarheit des umfassenden Weltverstehens- (9./10. Vers)Märchen und Poesie--> Ort der ewigen Wahrheit und „wahren Weltgeschichten“- (11./12. Vers)die beiden Zeilen sind die Konsequenzen, die sich ergeben, wenn die zuvor genannten Bedingungen erfüllt sinddas „geheime“ Wort = das Wort der Dichterdie entfremdete Welt (das „verkehrte“ Wesen) weicht dem Wort des Dichters aus -->Befreiung des Daseins aus der Unterdrückung durch Verstandes- und Gesellschaftsnormen 

Zustand beschrieben, der von einer Reihe von Negationen geknüpft wird. 2 Dimensionen – utopisches Bild. Beides muss mitbedacht werden: jetziger und erstrebenswerter Zustand.

„Zahlen und Figuren“ – Dimensionen – Rationalität- Figuren: geometrisch, abgeschlossen, klar umrissene Einheiten – beherrscht vom

Verstand„singen“, „küssen“, „wissen“

- Singen: Dichtung; küssen: Sinnlichkeit, Liebe, Vereinigung; Wissen, Erkenntnis: von der Wissenschaft beherrscht.

- Zustand der Dichtung und der Liebe zur Erkenntnis bringen.- Erkennen (hebräisches) Wort = sexuelle Vereinigung

Rückkehr – Zustand, der schon mal da war- Wenn die Welt zum Leben erweckt wird, wieder lebendig wird, zu sich selbst

zurückkehrt- Mythos vom „goldenen Zeitalter“

„Vereinigung von Licht und Schatten“, „gatten“- Erotik, Körperlichkeit- Aufhebung aller Trennungen, die die Welt heute ausmacht.- Licht und Schatten: Tag (Rationales); Nacht (Irrationales)

„treffen“- Von neuer Mythologie geträumt

Dichtung soll wieder zur Erzieherin der Menschheit, wie sie ursprünglich war, werden.

„das verkehrte Wesen“

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- Zusammenfassung des Zustandes, der Welt.- Dichtung des magischen Rituals – Urfassung der Dichtung, Magie – in Romantik als

Prinzip

Novalis: Christenheit oder Europa

Es handelt sich ursprünglich um eine Rede, die Novalis im frühromantischen Kreis seiner Freunde in Jena vorgetragen hat (und zwar mitten im Atheismusstreit, das war eine Auseinandersetzung zwischen Fichte und seinen Gegnern ob Fichtes Philosophie im Kern atheistisch ist. Sie sollte im Athenäum herausgegeben werden, wurde aber erst nach Novalis´ Tod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht; der Titel stammt nicht von Novalis (in Brief an Schlegel – Europaschrift)Schon damals rief der Text kontroverse Reaktionen auf: Atheismusstreit (Fichte, Scheling, Hegel)???Schelling hat eine bissige Satire auf diese Rede verfasst: als Anzeichen eines neuen Frömmens, einer neuen modernen Religiösität in der Romantik.Der Text selbst hat eine steile Karriere gemacht, vor allem nach 1805 passte er sehr gut zur neuen Bild der Romantik, die sich religiös und einheitlich zeigt. passte zu neuromantischen Strömungen. Der Text war der Beweis der plötzlichen theologischen Ausrichtung interpretiert.Zusammen mit „Heinrich von Ofterdingen“ ist dieser Text der Grund, weshalb die Romantik mit dem Mittelalter verbunden wird. (wie auch „Franz Sternbalds Wanderungen“).

Später von vielen Europaidealisten aufgegriffen. Einer der ersten Texte die geschichtsphilosophisch die Einheit Europas aufzeigen. Damals ein hochaktueller Text. Auch in Franzkrise, die die Idee Europas vertreten.

Zentrales Thema des Textes ist die geistig-religiöse Erneuerung der Menschheit durch die Wiederbelebung des „heiligen Sinns“, eines Organs, das zur Erkenntnis der höheren Welt befähigt. Zunächst wird ein stilisiertes Frühmittelalter entworfen, in dem „eine Christenheit“ in friedlich-heiterer Harmonie mitenander lebte. Diese nahezu ideale Epoche ging jedoch unter, denn „noch war die Menschheit für dieses herrliche Reich nicht reif“. Novalis geht es hier nicht um die Rückkehr in eine vergangene Zeit, sondern um die Erkenntnis, dass die Möglichkeit zu umfassender Erneuerung in der Geschichte immer wieder gegeben ist.

Der Anfang: märchenhaft, Idealisierung, irreale Dimensioneine Religion (vor der Reformation); politische Einheit, ein Oberhaupt=der Papst.

„zahlreiche Zünfte“ (bezeichnet man ständische Körperschaften von Handwerkern, wie sie seit dem Mittelalter zur Wahrung gemeinsamer Interessen entstanden und bis ins 19. Jahrhundert existierten, in gewissen Regionen (beispielsweise in der Schweiz) bis heute.) unter dem Papst (Priester, Mönche)

"innere große Spaltung" - Sinn des Unsichtbarentranszendenter Sinn: sinn der hinter den Erscheinungenn vermutet wird. Kultur der Oberfläche ist entstanden - der Vordergrund erscheint wichtiger.

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Spaltung der Kirche, es geht hier um den transzendenten Sinn. Anstatt diesem Sinn des Unsichtbaren eine Kultur der Oberfläche entstanden ist der Vordergrund wichtiger als Hintergrund.

Die Auffassung der Geschichte in der Aufklärung war, dass die Geschichte immer fortschreitend war. Zeit bringt entweder Fort- oder Rückschritt hervor.

Novalis vertritt eine andere Geschichtsauffassung:- Oszilationen, Wechsel, Auferstehung, Verjüngung.- "Vergäglich ist nichts, was die Geschichte ergreift": kann jeder Zeit wiederkommen,

Vergangenheit ist im selben Augenblick wie die Zukunft.Aufklärung, dass Geschichte kontinuierlich fortstreitet. Der Zeitfluss bringt entweder Fort-

oder Rückschritt hervor – Verbesserung des Menschen.

„Vergänglich ist nichts was die ....“ was einmal war, kann jederzeit in anderer Gestalt

auftauchen: originelle Position.

Vergangenes überwinden, bei Novalis aber anderes Prinzip. Vergangenheit und Zukunft sind

im selben Augenblick da. Einerseits gibt es eine rückwärtsgewante Utopie: Mittelalter,

goldenes Zeitalter. Andererseits wird das widersprochen durch den märchenhaften Ton:

Irrealität und durch die Ironie. Spezifische Art von romantischer Ironie. Idealisierter Ton mit

ironischem Gestus.

Der Zustand/ die These von der religiösen Anarchie. Der Erzähler weist auf die Revolution

hin, besonderes Verhältnis zur Revolution. Französische Revolution: Zerstörung des Alten,

Entwicklung des neuen Europas. Die Geburtsstunde.

- utopisches Moment

- Mittelalter als Projektionsfläche

- Französische Revolution, Restauration, Reformation

Novalis: Heinrich von Ofterdingen

Novalis hat zwei Romane geschrieben, auch die „Lehrlinge zu Zeis“ (eigentlich eher als Romananfang zu verstehen – Fragment geblieben...)Einige Themen aus diesem Roman werden in H.v.O. aufgegriffen.

H.v.O. wie er uns überliefert ist, hat zwei Teile. Die Erwartung und die Erfüllung, man weiß nicht, ob das so bleiben sollte, sollte vielleicht noch einen dritten Teil geben. Der erste Teil ist wichtig und sehr schlüssig, eine kontinuierliche Geschichte, mit vielen Beilagen. Der Roman fängt mit einer Zueignung (einem Gedicht) an, worin die Handlung des Romans im Kern

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enthalten ist. Es geht um das Erwachsenwerden, die Bildung, die Seblsterziehung zum Künstler bis zur Widmung/ Entscheidung zur Kunst. Eine Muse wird erwähnt. Zueignung, vergleichbar mit einigen Figuren/ Momenten im Roman. Abgesehen von der Zueignung beginnt der Roman mit einem Traum. Es ist eine der ersten Texte in der deutschen Sprachliteratur, die den Traum so eindeutig in den Vordergrund stellt – Initialzündung des Romans. Traum für Romantik: Bereich der Grenzen des irdischen Lebens überschritten werden, wo das Ich in die Tiefen des Geistes eindringt, daher kann der Traum nicht psychologisch (Freud) interpretiert werden.

Geschichtlicher Hintergrund/ Stoff:H.v.O ist ein Name, der geschichtlich belegt ist, aber man weiß nicht genau, ob er einen wirklichen Menschen bezeichnet – Legende mit Walther von der Vogelweide, der einen Weltgesang überliefert hat (typisch für Mittelalter). Geschichtliche Einordnung ist eher wage. Name sugeriert, dass es in Mittelalter spielt, Anzeichen auch Kreuzritter/ Kreuzzüge, arabische Frau.Keine genaue geschichtliche Verankerung, damit auch kein historischer Roman, Wanduhren gab es im Mittelalter noch nicht, erst im 16. Jahrhundert. Es geht um die Poetisierung des Mittelalters, als eine Art Folie für generelle Themen: - das Wesen der Poesie selbst.Struktur: Künstlerroman (z.B. auch Franz Sternbalds Wanderungen) Darstellung des Werdegangs eines Künstlers: hier Dichter.

Allgemeiner Hintergrund: Kenntnisse über das Bergwerk, Szenen in Höhlen und auch sein Studium der Mystik findet auch Eingang in den Roman, vor allem der Name Jakob Böhme, er war ein mystischer Philosoph aus dem 16./17. Jahrhundert, der vor allem in der Natur göttliche Allegorien gesehen hat und solche beschrieben hat.

Traum: von der Blauen Blume (typisch für Romantik) das Symbol der Romantik: viele Interpretation, was sie darstellen könnte.H.v.O schläft, träumt, wird geweckt von seiner Mutter: Worte des Vaters: „Du Langschläfer...“: Der Gegensatz von Traumwelt und bürgerlicher Welt (Dualismus von Tag und Nacht)Tag: bürgerliche Welt, GesellschaftNacht: Raum für das Ich, das Ich findet zu sich selbst. Dieser Dualismus steht auch hier für die Differenz zwischen Bürgertum und Künstlertum (das ist oft in der Romantik vorhanden)Hier eindeutig ganz milde Eltern, machen ihm das Leben nicht schwer, es geht um die allmähliche Lösung vom Bürgerlichen.

Traum: Anfangs: Initiation zum Traum ist.....Zustand, der noch nicht Traum ist, wo fängt der Traum genau an...? Er erinnert sich an einen Fremden, der über die Blume gesprochen hat. Es ist unklar, ob Fremder zur realen Welt gehört oder doch zur Traumwelt zu zählen ist.Die Traumatmosphäre eindrucksvoll dargestellt, Gang von Wirklichkeit zum Traum. Der Raum um die Handlung der eigentlichen Traumwelt.Traumlogik (??)Es ist kein Zufall, dass der Erzähler mit dem Fremden den Traum auslöst. Ankündigung der künstlichen Entwicklung durch Erzählungen zum Traum animiert(Blaue) Blume: Blume ist ein altes Symbol, kommt in vielen Mythologien vor als Sinnbild der Schönheit, der produktiven Natur (das Aufblühen), letztlich Sinnbild des Lebens

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Diese ironische Bemerkung: wer würde sich um die Blume bekümmern: Anspielung darauf, dass sich die Welt für Schönes verloren hat, den Sinn für Schönes.

Dieser Teil (eigentlich die Traumhandlung) beginnt: Der Jüngling begann...- Was für ein Raum: Vermischung von Raum und Zeit: Raumgrenzen werden überschritten/ aufgehoben, psychologisch korrekt, wenn man träumt.Zeitwanderung und Raumüberschreitung, wunderliche Tiere, Anspielung auf prähistorische Tiere: er macht die Erfahrung der Menschheit durch Versenkung in die tiefste Vergangenheit und zwar nicht in persönliche Vergangenheit, sondern die menschliche Vergangenheit.„Alle Empfindungen stiegen...“ es ist eine synthätische/ synästhetische Erfahrung. H.v.O. Traum macht Besondere Präsenz im Traum, besondere Intensität. Im Traum wird der Sinn der Poesie verdichtet, was der Traum vermittelt ist Poesie. Traum: Poesie – Grenzen überschreiten, Zeiten überbrücken, gesamte Erfahrung der Menschen in sich konzentrieren. Er erlebt ein bundes Leben.Wald: seine mysthische Bedeutung: Raum des Unbekannten, des Märchenhaften, des Grauenhaften. Aus Dunkelheit klettert man in die Höhe, findet eine Öffnung, Gang, der zum Licht führt, daneben wird der Walt immer lichter, Weg zum Licht: Licht: gesteigerts Licht, hold, Funken, herrliches Schauspiel: „Lichtorgie“, das kann auch mystisches andeuten: (unendlich) es geht hier um den Wechsel von der tiefen Dunkelheit in eine Fülle der sinnlichen Erscheinungen, in der Dunkelheit sind die äußeren Sinne weniger beschäftigt, dann werden sie völlig beansprucht. Aus dem Lichtschauspiel kommt dann die nächste Dimension: Wald > Berg > Licht >>> Wasser: geistiger Hauch, so erlebt es H.v.O.: Wasser als Urquell des Lebens.Synästehtische Erfahrungen werden gesteigert. Erfahrung einer sinnlichen Fülle, ganzheitliche Erfharung des ganzen Menschen. Heinrich wird völlig eingenommen.Es geht hier um Heinrichts Vereinigung mit dem Sein, der Natur, auch durch erotische Anspielungen verdeutlicht. Wasser als eines der Grundelemente. Vergleich, daraus wird später eine Verkörperung, das Bewusstsein setzt nicht aus, wird noch stärker aber auch wie ein Rausch. Zustände werden hier vereinigt. ER beginnt zu schwimmen. Spiel mit dem Licht geht weiter. Alle vier Elemente tauchen auf: Feuer – Licht, Luft – Himmel, Wald – Erde, Wasser Der Höhepunkt der Erlebnisse ist der Anblick der Blauen Blume. Er nähert sich ihr, sie bewegt sich und verändert sich zugleich. Sie verwandelt sich in ein Gesicht.Die Blaue Blume ist ein Symbol: Gesicht, wahrscheinlich ein weibliches, zartes Gesicht. Spielt wohl auf Heinrichs Verlobung an, passiert später im Roman. Es geht hier auch um die Vereinigung mit der Blume, die unterbrochen wird, das ist kein Zufall. Diese Vereinigung ist auch nie vollständig möglich. Unendlche Annährung der Romantik. Blaue Blume: Symbol für das Poetische. Romantische Poesie als Prozess. Symbol für die Liebe. Synthese von Liebe und Dichtung: Gleichsetzung, vollzieht Novalis hier.Der Traum ist zu Ende. Es gibt nicht nur einen Traum.Vater: Satz zum Traum „Träume sind Schäume“ – Bürgerlich, Trume sind etwas, das der bürgerliche Mensch meiden sollte. Sie entführen in eine Welt, wo die bürgerlichen Gesetze nicht mehr gelten, dadurch wird er lebensunfähig.Vater meint, dass die Zeiten nicht mehr für Träume geschaffen sind. Zeitalter in der Traum- und Tageswelt noch nicht geschieden sind. Im Prinzip widerspricht der Roman dem nicht. Traum nicht mehr für Religion, sondern für Dichtung.

Vater erzählt seinen eigenen Traum, widerlegt damit die Bedeutungslosigkeit. Ganz wesentlich für Novalis´ Denken ist Seelenwanderung.

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Der Traum wiederholt sich sozusagen, es ist ein allgemeinmenschlicher Traum. Vgl. mit Geschichte ist nicht Forschritt. Das Gleiche kommt immer wieder vor. Traum auch: Bereich des Unbewussten des Menschen, worin es in Bilderin/ Allegorien aufgezeigt wird.

Märchen im Heinrich:1. Von den reisenden Kaufleuten hört er die Arion-Sage und das Antlantis-Märchen –

zwei Geschichten über die Macht des Gesangs und die Wechselbeziehung zwischen Poesie und Liebe.

Dichter (letzter Wunsch, Violine zu spielen. Menschen haben sich die Ohren abgeschnitten, um es nicht zu hören)Erzähler? – Kaufmann, Kaufleute sind die ersten die Heinrich trifft. Warum?Kaufleute repräsentieren das Bürgertum, Reisekaufleute sind schon weg vom statischen Bürgertum, ökonomische Semantik.Erzählung entwickelt so eine Dynamik, muss sich nicht dem Erzähler anpassen – Macht der Kunst, der Fantasie.

2.Märchen von KlingsohrKomplexes Märchen, Figurenkonzeption (Sinn, Liebe, Eros) – allegorische, abstrakte NamenEs handelt sich um ein allegorisches Erlösungsmythos, der vorführt, wie mit Hilfe der Poesie ein verlorengegangener Zustand wiedergewonnen wird.

Bei seinem Großvater lernt er Klingsohr und Mathilde kennen. Ihn ergreift erst eine tiefe Liebe zu Mathilde, in deren Gesicht er jenes Antilitz aus seinem Traum von der blauen Blume wiedererkennt. Mit dieser Liebe gewinnt Heinrich die entscheidene Erfahrung, durch die er erst zum Dichter werden kann. In der folgenden Nacht träumt er Mathildes Tod, allerdings auch ihrer beider späteren Widervereinigung.

Der erste Teil des Romans schließt mit Klingsohr-Märchen.

3.KreuzzugsgeschichtenKreuzzugsgeschichten eines alten Ritters mit Kriegsbegeisterung, wohingegen der Gesang und die Leidensgeschichte der dorthin verschleppten Araberin Zulima ihm die duknle Seite der Kreuzzüge verdeutlichen und ihn zugleich ein paradiesischen Morgenland erblicken lassen.

Ein alter böhmischer Bergmann bringt Heinrich „die edle Kunst des Bergbaus“ nahe und belehrt ihn dabei über die innere Harmonie der Natur. Durch ihn lernt Heinrich bei einer Höhlenwanderung auch einen Einsiedler kenne, der ihn mit dem Wesen der Geschichte als einen Schaffensbereich der Dichter vertraut macht.

Höhlen – wichtige Szene, wichtige Figur – die Bergmannfigur – ausführliche Schilderung des Kants.Findet Einsiedler – warum ständig Einsiedlermotiv? – weg von Zivilisation, Naturnähe

Mineralien, Gesteine – Beschreibungen – damals war die Geologie (Wissenschaft über die Struktur des Irdischen) in Mode gekommen, als Schlüsseldisziplin bezeichnet, weil man mit der Geologie die Vergangenheit der Erde und der Menschheit erforschen konnte. Sie glaubten, dass sie auch mit ihrer Hilfe die Zukunft vorhersagen könnten.

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Diskurs, der die Tiefe erfasst. – Steine gehören zu dem Teil der Materie, der ausdauerfähig ist, aber auch Spuren hinterlässt. Stein – guter Ausgangspunkt, weil er Ausdauer und Vergänglichkeit verbindet.Steine stellen die materielle Geschichte der Menschheit dar. Metaphorisch: Tiefe der Menschheit, das Innere.

Einsiedlermotiv 1.Existenz – stellt den Versuch dar, ungestört von äußeren Einflüssen, sich dem Inneren zu widmen.

Der Einsiedlier gibt Heinrich ein Buch, den Roman „von den wunderbaren Schicksalen eines Dichters“, in dem er sich selbst in verschiedenen Situationen entdeckt und das die Vergangenheit wie die Zukunft seiner eigenen Lebensgeschichte zu erhalten scheint.Buch, das Heinrich liest. – Anspielung auf das mythische Buch des Lebens, der Natur. Buch, das das ganze Wissen der Menschheit enthalten will. Metaphorisches Buch (Zeichenstruktur, die es ermöglicht alle Möglichkeiten herauszulesen) – Der Mögliche Heinrich, die bestmögliche Bedeutung wird aus diesem Buch generiert. Damit ist gemeint, dass der Mensch nur in seinem Inneren verstehen muss, um seine Vergangenheit, Vorvergangenheit zu verstehen.

3.Märchen – Prinz ?Ähnlich strukturiert, allegorisches Märchen über die Menschheit an sich.

Heidelberger Romantik

Um 1803-1806 vollzieht sich eine Wende zur nächsten Phase der Romantik (mittlere – Heidelberger Romantik)

Entscheidend ist, dass:1: die politische Umorientierung infolge zeitgeschichtlicher Tendenzen (Napoleonkriege, Eroberung, Abdankung des dt. Kaisers) kommt es zur Nationalisierung des dt. Bewusstseins. Diese entsteht nach der Befreiung von fr. Trppen und der Errichtung einer dt. Romantik. Erstes Zeichen ist die Sammlertätigkeit der dt. Schriftsteller, die sich um die Volkskunst kümmern. Die Sammlung des Knaben Wunderhorn 1803 markiert diese Wende. Zuerst wurden Lieder, dann Sagen und Märchen gesammelt. Wende zum NationalenIn der Frühromantik herrschte das Universelle und hier das Nationale.Dazu gehört auch die Katholisierung der Deutschen (schlegel Konversion zum Katholizismus, Clemens Brentano u.v.m.)Die katholische Wende steht im Widerspruch zum Nationalen. Österreich hat sich nicht als national,. Sondern als katholisches Reich empfunden.

2:Wende zum Realistischen vor allem in der Prosa hat damit zu tun, dass die Frühromantik sehr hohe poetische Ideale gesetzt hat, die nie vollständig erfüllt werden können. Es kommt zur Hinwendung zum realen Leben, zur Wende vom Transzendentalen zum Realen.

Das sieht man auch am „tollen Invaliden“, der einen konkreten zeitlichen Stoff behandelt (krieg, Folgen auf die Psyche) – davor war solch eine Thematik undenkbar in der Romantik.

Auch bei Kleist (Berlin) haben wir eine realistische Tendenz, wo aber der Rahmen der Romantik, aber immer noch vorhanden war.

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3: Subjektiv – Objektiv –WandelIn der Philosophie sieht man diesen Wandel durch die Ablösung des tranzendentalen Idealismus oder des subjektiven Idealismus vom objektiven Realismus. Hegel spricht vom Geist, aber das ein Reichtum der Potenzialität ist. Für Hegel ist der Geist die bloße Möglichkeit. Um ein echter Geist zu werden, muss er realisiert werde.

Romantische Imagination?

Novalis – Christenheit oder Europa

konkrete MaterialisierungObjektiv- sieht man schon an den Figuren, es geht nicht nur um das Reich des Inneren, sondern es geht auch um die Beschränkung des Äußeren.

Eckbert: Wahnsinn von Innen, Invalide: wortwörtlich von Außen (Schusswunde)

Wunde am Kopf – Metonymie – steht im realen Verhältnis zum Wahnsinn.

Bereich der Gattungen: Akzentverlagerung vom Fragment, von der Theorie zugunsten der poetischen Praxis, die in Prosa und Naturlyrik ( vor allem bei Brentano) ausgedrückt wird.

„Tolle Invalide“ – AmokläuferFamiliärer Hintergrund (Fluch) – vorhanden in der mittleren Phase der RomantikEr will Rache an seiner Frau nehmen, ähnlich wie bei Michael Kohlhaas, nur wird Kohlhaas im Inneren verletzt.

Frühromantik: Vorrang des Subjektiven gegenüber der Außenwelt, hier zeigt Achim, was dadurch in der Wirklichkeit geschieht. Glückliche Wende – romantischLiebe als HeilmittelRomatische Mittel

Kritik am absoluten Subjektivismus, versuchen aber noch etwas von der Romantik zu retten, was Gültigkeit in der Welt haben kann.

Brentano (silabus)Clemens Brentano wurde 1778 bei Koblenz geboren und starb 1842 in Aschaffenburg. Nach einer kurzen Kaufmannslehre studierte er ab 1797 in Halle Jena Kameralwissenschaft und Medizin, gab aber die berufliche Ausbildung auf und lebte vom väterlichen Vermögen. 1803 heiratete er die Schriftstellerin Sophie Mereau(1770-1806). Nach deren Tod heiratete er die sechzehnjährige Auguste Bußmann, von der er sich aber schnell wieder trennte. Neben der "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl" schrieb er noch Märchen, wie z.B.: 1838 "Gockel, Hinkel, Gackeleia" oder das Dramatische Gedicht "Am Rhein, am Rhein". Außerdem brachte er noch zusammen mit A. von Armin die Volksliedersammlung "Des Knaben Wunderhorn" heraus. Die Novelle "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl" kam 1817 zustande, weil er einer Familie, die in großer Not war helfen wollte, aber selber kein Geld hatte. Er ließ sich von einer Frau die Geschichten von einem Kindsmord in Schlesien und von dem Selbstmord eines Unteroffiziers, der zuviel von der Soldatenehre hielt, erzählen. Daraus schrieb Brentano dann seine Geschichte. Nach vier

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Tagen brachte er sie zu einem Mann, namens Gubitz in Berlin, wo Brentano von 1814 bis 1818 lebte. Gubitz veröffentlichte die Novelle 1818 in seinem Taschenbuch "Milde Gaben" und zahlte ein reichliches Honorar dafür. Von 1819 bis 1824 zeichnete er in Dülmen die Visionen einer stigmatisierten Nonne auf. Von 1825 bis 1830 lebte er in Koblenz und später in Frankfurt, Regensburg und München.

1817 entstanden, in der mittleren Schaffensphase von Brentano. Süßes Mitglied des Jenaer Kreises, hat sich vor allem durch sein 1801 veröffentlichten Roman „Godvi oder das steinerne Bild der Mutter“ hervorgehoben: bis in letzter Konsequenz verwirklicht er hier die romantische Theorie des Erzählens. Inhalt: Junger Mann, Bildungsroman, am Anfang seines Weges, macht eine bestimmte Entwicklung durch, diese klare Strukturvorgabe verliert sich in ein unübersichtliches Chaos von Erzählsträngen, Digressionen, Rückblenden, Träumen. Untertitel des Romans verweist bereits auf diese Struktur: „ein verwildeter Roman“. Er versucht die romantische Poesie des Arabesken einzulösen (u.a. von Schlegel entwickelt) lehnt sich damit an Lucinde-Roman an, hat aber noch mehr Traditionen vereinbart, z.B.: Schauerroman, romantisches Fragment, Briefe, etc. Aus dieser wilden revolutionären Phase der Frühromantik entwickelt er sich zu einem Begründer der mittleren Heidelberger-Romantik mit einer Neigung zum realistischen, objektiven Volkshaften.Sein wichtigstes Werk: Volksliedsammlung Des Knaben Wunderhorn.Erzählungen, Märchen, Sagen, die in ihrer Orientierung immer religiöser, konservativer werden, auch wenn dieser evolutionäre Impetus nie ganz zu eliminieren ist. Er ist neben Eichendorff der wichtigste Lyriker: das erste Gedicht über die Lorelei wird von H. Heine nachgedichtet.In seinen Naturgedichten setzt er das Prinzip des synästhetischen Erlebnisses ein.Synästhesie: Gleichzeitigkeit verschiedener Sinneswahrnehmungen, gleichzeitiges Wahrnehmen:

Hör, es klagt die Flöte wieder,Und die kühlen Brunnen rauschen.

Golden wehn die Töne nieder,  Stille, stille, laß uns lauschen!

Holdes Bitten, mild Verlangen,Wie es süß zum Herzen spricht!

Durch die Nacht, die mich umfangen,  Blickt zu mir der Töne Licht

Vermischung, oft in Brentanos Gedicht

Eine berühmte Novelle: „Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl“

Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl

Die Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl ist eine häufig

interpretierte Rahmennovelle von Clemens Brentano. Sie erschien erstmals 1817 in

den Gaben der Milde, herausgegeben von Friedrich Wilhelm Gubitz, und ist ein Beitrag

Brentanos zu einem Benefizprojekt "zum Vorteil hilfloser Krieger" gewesen. Brentano wurde

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für die Novelle von dem Bericht einer Bekannten inspiriert, die ihm von einem Kindsmord in

Schlesien und dem Selbstmord eines Unteroffiziers erzählt hatte.

Brentano wendet in der Romantik sehr verbreitetes erzählerisches Konzept der

Rahmenhandlung an. Er geht damit virtuos um, die Ich-Erzählerin ist sowohl in die Binnen-

als auch in die Rahmenhandlung eingebunden. Die Ich-Erzählerin wendet sich an den Ich-

Erzähler, er wiederum wendet sich an den Leser.

Hauptpersonen sind der Schriftsteller (der Ich-Erzähler der Rahmenhandlung), die

Großmutter (die Ich-Erzählerin der Binnenhandlung), Kasperl und Annerl.

In einer kühlen Frühsommernacht begegnet ein Schriftsteller einer alten Bäuerin, Kasperls

Großmutter. Von ihr erfährt er vom Unteroffizier Kasperl, dem die Ehre das Wichtigste im

Leben gewesen sei, und seiner Verlobten, Annerl, die als Kindsmörderin im Gefängnis auf die

Hinrichtung warte. Kasperl habe sich am Grab seiner Mutter erschossen, als er erfahren

habe, dass sein Vater und sein Stiefbruder ihn bestohlen hätten. Die Großmutter möchte nicht

um die Gnade flehen, sondern den Herzog bitten, dass Annerl und Kasperl ehrenvoll

nebeneinander begraben werden sollen. Der Schriftsteller ist aber so ergriffen, dass er

beschließt, beim Herzog doch für Annerls Begnadigung einzutreten. Sein Gnadengesuch

findet Gehör und er reitet mit seinem Freund Grossinger zum Richtplatz, um die Hinrichtung

zu verhindern. Doch beide kommen zu spät. Grossinger gesteht, dass er der Vater von Annerls

Kind ist und begeht später Selbstmord. Der Herzog ordnet ein ehrenvolles Begräbnis für

Annerl und Kasperl an, sie sollen neben Kasperls Mutter begraben werden. Bei der

Beerdigung stirbt die Großmutter, und so ruhen die Großmutter, ihre Tochter, ihr Enkel und

Annerl nebeneinander. Der Herzog heiratet Grossingers Schwester und ordnet die Erstellung

eines Monuments auf dem Friedhof an. Auf ihm sind die falsche und die richtige Ehre, die

Gnade und die Gerechtigkeit abgebildet.

In die Handlung webt Brentano seine Gedanken über den Begriff der Ehre, gesellschaftliche

Zwänge und die Stellung der Schriftsteller in Deutschland ein. Es gelingt ihm, eine dichte

Atmosphäre aus düsteren Vorahnungen, Weltschmerz, starken Gefühlen und Sehnsüchten zu

schaffen.

Das Motiv der Ehre

In der Novelle Brentanos nimmt das Motiv der Ehre die Funktion des Leitmotivs ein. Es

taucht insgesamt 107 mal samt seiner Komposita in der Geschichte auf. Die verschiedenen

Figuren verkörpern gleichzeitig differenzierende Ehrvorstellungen. So halten Kasper und

Annerl zu viel auf ihre Ehre und machen diese zu einem Zwang beziehungsweise zu einer

Pflicht, wodurch beide sehr eingeschränkt sind. Kasper nimmt sich selber das Leben, weil er

die Schande nicht ertragen kann, dass sein Vater und sein Stiefbruder Diebe sind. Er selbst

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hatte sie aus Pflichtgefühl dem Gericht vorgeführt und bat um ein ehrliches Begräbnis.

Annerl lässt sich mit einem Adeligen aufgrund ihrer Ehrsucht ein, der ihr die Ehe verspricht.

Letztendlich war sie schwanger und erstickte ihr Kind, stellte sich aber selbst dem Gericht

und wurde geköpft. Den Namen ihres Verführers gab sie jedoch nicht Preis. Die Figur der

Großmutter unterscheidet sich in ihrer Ehrvorstellung von den anderen Personen, da sie nicht

ehrsüchtig ist, sondern Gott allein die Ehre gebühren lässt. Ihr einziges Ziel ist ein ehrvolles

Grab für Kasper und Annerl. Als sie das erreicht, sinkt sie zu Boden und stirbt.

Geschichte über eine fatale Liebe, über einen fatalen Ehrbegriff, über das Schicksal des Scheiterns an sich. Richtig bemerkenswert ist ihre Struktur: novellistische Struktur mit einem doppelten Rahmen. Ich-Erzähler, der eine alte Frau trifft, die ihm eine Geschichte erzählt. Dieser Rahmen wird aufgebrochen, da sich beide in die Geschichte einmischen: ein romantisches Verfahren!Rahmenhandlung wird von außen eingebrochen: Neuorientierung der Romantik (Hinweis)Es ist eine Geschichte über die Macht des mündlichen Erzählens: von der alten Frau zelebriert.Rückkehr zu Einfachheit und VolkstümlichkeitFrömmigkeit der alten Frau wird betontErzähler traut sich nicht seine Identität preiszugeben: Er ist Schriftsteller, bezeichnet sich aber als Schreiber. Künstlerpathos, Selbstbeschränkung, Bescheidenheit:::: Mittelromantik

Die Handlung/ Binnenhandlung: Schicksalsvorstellung, gleich zweimal zum Ausdruck gebracht: durch Schwert (das zückende Schwert, diese Geschichte wird von der alten Frau erzählt): Ankündigung der Hinrichtung, Motiv des MagischenUnd durch das Motiv des gemeinsamen Grabes: die Geliebten werden in ihren Grab zuerst vereinigt.

Joseph von EichendorffVertreter der Spätromantik, gehört zur jüngeren Generation.Novellen, Romane, historische Romane, auch eine bedeutende Abhandlung über die deutsche Literatur, Lyriker, einer der wichtigsten romantischen Lyriker: „Die Mondnacht“, mystische Einheit der Natur wird zum Ausdruck gebracht: Vereinigung von Himmel und Erde: Bild der Vereinigung der Seele mit sich selbst dargestellt: Himmel küsst Erde, träumen müsst (nachschlagen): „Die Seele spannte weit ihre Flügel aus“: typisch für Eichendorff, auch für seine Erzählungen

„Aus dem Leben eines Taugenichts“ und weitere Erzählungen auch mit Schauerromanen spielt er, es geht meist um das Thema der Vereinigung von Mensch und Natur.Sein bekanntestes Werk: Aus dem Leben eines Taugenichts: sozialkritische Anspielung auf das Verhältnis zum Bürgertum, kapitalistisch.

InhaltsangabeDie Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" von Joseph von Eichendorff, der als volkstümlicher Romantiker gilt, ist 1826 erschienen. Sie handelt von einem jungen Mann, der Taugenichts genannt wird. Dieser sucht die Ferne und landet alsbald auf einem Schloß, wo er sich bei Hofe in eine Frau verliebt, die er aber für unerreichbar hält. Deshalb setzt er seine

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Wanderung fort. Als er jedoch Sehnsucht nach ihr hat, kehrt er wieder zum Schloß zurück. Sie gesteht ihm ihre Liebe und kurz darauf heiraten sie. Ein Vater schickt seinen Sohn, den er Taugenichts nennt, in die weite Welt hinaus, da der Sohn zu Hause dem Vater die ganze Arbeit allein überläßt. Der Sohn nimmt seine Geige und verläßt sein Dorf, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Schon bald hält ein Reisewagen, in dem zwei Damen sitzen, neben ihm an, da die beiden Gefallen an seiner Musik finden. Sie nehmen ihn mit auf ihr Schloß, nahe Wien, wo er sofort als Gärtnerbursche eingestellt wird. Einige Tage darauf verliebt er sich in die jüngere der beiden Damen. Von der Herrschaft wird er wegen seiner besonderen Meriten und seines guten Auftretens als Zolleinnehmer eingesetzt. Er beschließt, das Reisen aufzugeben und Geld zu sparen, um es zu etwas Großem zu bringen. Er freundet sich mit dem Portier des Schlosses an. Eines Tages sieht der Taugenichts seine "allerschönste Frau" mit einem Offizier auf einem Balkon. Daraufhin packt er seine Sachen und verläßt das Schloß, da sie ihm jetzt noch unerreichbarer vorkommt. Der Taugenichts wandert nach Italien. Auf dem Weg dorthin macht er Station in einem kleinen Dorf. Er sitzt vor einem Wirtshaus, vor dem plötzlich auch zwei Reiter auftauchen, die der Taugenichts für Räuber hält. Die beiden verlangen von ihm, daß er sie zum Dorf B. führen solle, woraufhin sie gemeinsam aufbrechen. Als die beiden den Taugenichts morgens erkennen, geben sie sich als zwei Maler aus: Herr Leonard und Herr Guido. Die drei setzen ihre Reise nach Italien zusammen fort. Die Reisenden sind Tag und Nacht unterwegs. Eines Tages übernachten sie in einem Wirtshaus. Als der Taugenichts seine Begleiter am nächsten Tag wecken will, findet er nur ein leeres Zimmer vor, in dem ein voller Geldbeutel liegt, der für den Taugenichts bestimmt ist. Bald darauf drängt der Postillon zur Weiterfahrt, und deshalb springt der Taugenichts allein in den Wagen. Die Fahrt geht weiter, bis sie ein Schloß erreichen, wo eine alte Frau und ein hagerer Mann den Jüngling empfangen. Dort wird er nach einem reichen Mahl in ein prächtiges Zimmer geführt. Bei Hofe kann er ein Leben führen, "wie sich's ein Mensch nur immer in der Welt wünschen kann". Eines Tages erhält der Taugenichts einen Brief von seiner "allerschönsten Frau", die ihn bittet, daß er wieder zu ihr kommen solle, da sie ihn auch lieben würde und sie ohne ihn nicht mehr leben könne. Der junge Mann ist überglücklich und will wieder nach Wien zurückkehren. Fluchtartig verläßt er das Schloß und gelangt nach Rom. Als er durch die Straßen schreitet, denkt er auf einmal, die Stimme seiner "schönen Frau" zu hören. Er sieht eine weiße Gestalt in einem Haus. Da er sie aber nicht findet, schläft er im Freien ein. Am nächsten Morgen weckt ihn ein junger Landsmann. Er stellt sich als Maler vor und nimmt den Taugenichts mit in sein Haus, wo der dieser sich einige Bilder anschaut. Dabei entdeckt er zwei Gemälde, die ihm gefallen und fragt den Maler, ob er sie gemalt habe. Doch dieser antwortet ihm, daß sie von Leonardo da Vinci und Guido Rini gemalt worden seien. Da verkündet ihm der Taugenichts, daß er sie auch kenne, da er mit ihnen Tag und Nacht gereist sei. Der Jüngling erfährt von dem Maler, daß dieser die junge Frau schon gemalt habe, als diese nach Rom gekommen sei, um den Taugenichts, Leonard und Guido aufzusuchen. Voller Begeisterung rennt der Taugenichts hinaus, um durch die Stadt zu laufen. Er sucht das Haus, in dem er die weiß gekleidete Gestalt gesehen hat, doch er findet es nicht wieder. Später nimmt der Maler ihn mit zu einem Garten, in dem plötzlich auch ein laut streitendes Paar auftaucht. Es ist die Kammerjungfrau des Schlosses, auf dem auch seine "allerschönste Frau" wohnt. Die Kammerjungfrau steckt ihm einen Zettel zu, der eine Einladung zu einem Treffen mit der schönen jungen Gräfin enthält. Der Taugenichts sucht sofort das Haus auf und erblickt dort eine Gestalt im Mantel des Malers, den er vor kurzem kennengelernt hat. Mit lautem Geschrei läuft der Taugenichts auf diese Person zu, doch dabei verwickelt er sich in Blumen und fällt zu Boden. Als er zu der Person im weißen Gewand aufblickt, sieht er, daß es die Kammerjungfrau ist. Die "schöne gnädige Frau", mit der er das Rendez-vous haben sollte,

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gesellt sich zu den beiden aber der Taugenichts erblickt statt seiner "Allerschönsten", eine mächtige, große und korpulente Dame, die ihn komisch anschaut und macht sich daraufhin auf die Reise nach Deutschland. Auf dem Rückweg begegnen ihm drei Prager Studenten, die sich, wie er, auf der Wanderschaft befinden. Ein Student erzählt ihm, daß sein Vetter Portier auf einem Schloß unweit von Wien sei. Kurz darauf beschließen sie alle gemeinsam, dort hinzufahren. Aus den Gesprächen zwischen den Studenten erfährt der Taugenichts, daß es bei Hofe bald eine Hochzeit geben werde. Der Taugenichts bezieht diese auf seine "schöne Frau". Als sie nun endlich ankommen, rennt der Taugenichts sofort zum herrschaftlichen Garten, wo er die Stimme des Herrn Guido hört. Dort erblickt der Taugenichts die "schöne Frau", diese entdeckt ihn ebenfalls hoch erfreut.Unerwartet sieht der Taugenichts auch den Herrn Leonard, der die "schöne Frau" bei der Hand faßt und sie zu ihm führt. Herr Leonard erklärt dem Taugenichts die verworrene Geschichte: Er erzählt ihm, daß Herr Guido, Flora, seine Geliebte, sei. Sie habe sich als Herr Guido ausgegeben, da Floras Mutter am Anfang die Liebe zwischen ihr und ihm nicht gebilligt hatte, da noch ein anderer Herr um die Hand ihrer Tochter bat; deshalb flüchteten sie zusammen, verkleidet als Maler, nach Italien. Unterwegs sei man ihnen aber gefolgt. Dies sei auch der Grund gewesen, warum sie den Taugenichts alleine weiterreisen ließen. Zum Schluß gesteht die "schöne Frau" dem Taugenichts, daß sie keine Gräfin sei, sondern die Nichte des Portiers; bald darauf heiraten sie.

InterpretationRomantische Seele, er bringt es nicht fertig seinen Verpflichtungen nachzukommen, er ist zu faul, zu träumerisch, zu weltabgewandt als das er sich anpassen könnte. Dann beginnt er eine (ziellose) Wanderung, lässt sich auf verschiedene Abenteuer ein. Text ist eher eine Art von Anekdotensammlung, Chronig ohne strengen erzählerischen Zusammenhang, dennoch gibt es einen roten Faden: verliebt sich in ein Mädchen, glaubt dass sie ein gnädiges Fräulein ist, doch entpuppt sie sich als Kammermädchen. Dazwischen erlebt er verschiedene Abenteuer.Dies ist in das Bikareske (nachschlagen) einzuordnen.

Arbeit vs. Künstlerische SeeleAdel wird offensiv positiv dargestellt, das Musische, nicht das Kleinbürgerliche spielt hier eine zentrale Rolle. Zu Ende wird aber das ganze doch ironiesiert, auf eine komische Art und Weise. Typisch: es gibt eine Heirat am Ende, typisch für Komödien!!! Nur die Angebetete entpuppt sich dabei als ein Kammermädchen. Dies stellt einen ironischen Abgesagt auf die Romantik dar. Es gibt eine besondere Athmosphäre: stimmungsvolle Naturdarstellung, melancholische Grundverfassung des Helden.Faszinierende Erzählung.Italien kommt auch hier vorEbenfalls als das Land der Kunst, aber auch das rückt ins Ironische.

Chronologisch ist er zwischen mittlerer und später Romantik einzuordnen, aber er ist ziemlich eigenständig in dieser Präjade der hervorragenden Autoren. Neben Kleist ist er einer der bedeutendsten Erzähler seiner Zeit.Seit 1814 veröffentliche er Sammlungen, Novellen, Märchen und sentimentalische Erzähelungen.Titel: Phantasiestücke.... manier (===)Zwischen wilder Kunst und Literautr, kommt bei E.T.A. Hoffmann oft zum tragen, er war ein talentierter Künstler, begeisterter Komponist und Musikliebhaber: sicher einer der talentiertesten Romantiker

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Er veröffentliche die Nachtstücke, um später auch andere Sammlungen herauszugeben: die Erzählerung Kater Murr (ironischer Künstlerroman), Die Elixiere des Teufels (Tradition der schwarzen Romantik in Deutschland kommt zum Höhepunkt). Er hat ein kurzes schriftstellerisches Leben!

Es gibt z.B. im goldenen Topf eine Reihe von Erzählungen in denen es um das Problem der Kunst und der Stellung des Künstlers geht. Stellung der romantischen Seele in der Wirklichkeit. Dieser Gegensatz zwischen Wirklichkeit und romantischer Seele ist schon in der Frühromantik aufgebaut worden, nun ist er aber nicht so empathisch auf olympischer Höhe gesetzt, sondern mit Murr unterfuttert.Der realistische Sinn des 19. Jahrhunderts setzt sich langsam durch.Kunstmärchen: er hat eine Reihe von Kunstmärchen geschrieben. Merkmale, Struktur.Bürgerliche, künstlerische Welt, die einander, in einer Figur kreuzen (z.B. Anselmus), die zwischen zwei Welten stehen, die hin- und hergerissen sind.Es geht um den Einbruch der phantastischen Welt in die reale Welt.Hier geht es generel um den Widerspruch zwischen Ideal und Wirklichkeit: Welt im Kopf und außerhalb der realen Welt.

Im Sandmann wird das radikalisiert: die Unmöglichkeit eine von der anderen Welt getrennt zu betrachten. Es ist auch ein Kunstmärchen, Schauernovelle, phantastische Novelle, die ganz konkrete Probleme ästhetisch verarbeitet. Das Problem des Wahrnehmens, Zentralstellung des Augenmotivs, Unvermögen Nathanaels zwischen Legende und Realgeschichte (Sandmann-Stoff) Illusion und Wirklichkeit zu unterschieden, zwischen Rationalität für die seine Verlobte Clara steht und den Wirren, der Einbilungskraft zu entscheiden, zwischen Begeisteurng für Kunst und der Welt wie sie ist etc.Sandmann problematisiert eine Reihe von Fragen die in der romantsichen Theorie auftretenOlympia: Problematik von Menschen und Maschine. Nathanael ist jemand, der sich in einen Wahn steigert, der eine radikal reduziere Perspektive hat.Er ist in der Lage in das Wesen der Ding einzublicken, aber gleichzeitig auf der Oberfläche zu verharren. Für ihn ist Olympia Sinnbild der Schönheit, am Ende stellt sich heruas, dass sie eine Puppe ist.Puppe: streben nach Idealität,Olympia ist eine Sehnsuchtsfigur dieser Epoche. Das absolut idealisierte weibliche/ menschliche ist die Maschine.Augen-Motiv: kommt immer wieder vor, Verkennung der Wahrnehmung, gleichzeitig erfahren wirr, dass sein Vater (angeblich vom Sandmann ermordet) in kriminellen Machenschafften eingewickelt war und dabei stirbt.S. Freud hat auf Basis dieser Erzählung seine Traumatheorie entwickelt.Trauma: die Erinnerung an eine unliebsame Erinnerung, eine verborgene Deckerinnerung, wahres Geschehen: Tod des Vaters stellt das Trauma dar, es wird adabsurdum geführt.

Der Sandmann ist eine Erzählung in der Tradition des Kunstmärchens der Schwarzen

Romantik (häufig auch als Schauerroman bezeichnet) von E. T. A. Hoffmann, die erstmals 1816

veröffentlicht wurde. Sie erschien ohne bestimmte Autorenangabe in Berlin, Realschulbuchhandlung,

als erste Erzählung in dem Zyklus Nachtstücke. Herausgegeben von dem Verfasser der

Fantasiestücke in Callots Manier. Ferner sind dort enthalten: Die Jesuitenkirche in G., Ignaz Denner,

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Das Sanctus. 1817 folgte ein zweiter Teil der Nachtstücke mit den ErzählungenDas öde Haus, Das

Majorat, Das Gelübde und Das steinerne Herz. Der Sandmann bietet viele Deutungsansätze und

zählt zu den bedeutendsten Werken des Autors, so dass hier das Nachwort der Reclam-Ausgabe

zitiert sei: „[…], dass die Zahl der Deutungen in den letzten Jahren ein derartiges Ausmaß erreicht hat,

dass die Interpretation des Sandmanns wie eine literaturwissenschaftliche Spezialdisziplin anmutet,

an der Vertreter aller methodischen Richtungen teilhaben.“

Handelnde Personen

Nathanael (das Gottesgeschenk oder das Geschenk Gottes): narzisstisch veranlagter Protagonist,

dessen Namen auf Leben (Geburt = Natal) und Tod (Thanatos = gr. Todesgott) anspielt.

Klara (die Klare): Nathanaels Verlobte mit ruhigem, besonnenem, aber dennoch heiterem Gemüt.

Coppelius: Furchteinflößender, großer und unförmiger Kerl, welcher Nathanael und dessen

Geschwistern in der Kindheit die Lebensfreude verdirbt. Er taucht abends bei Nathanael auf und

führt mit dessen Vater alchemistische Experimente durch.

Coppola: italienischer Händler, in dem Nathanael Coppelius wiedererkennt.

Olimpia („die vom Olymp kommt“; ein Hohn auf die Klassik): „Tochter“ von Nathanaels Professor,

die sich später als Automat (Holzpuppe) erweist und ein Grund für Nathanaels Wahnsinn ist.

Siegmund (Schutz): versucht als Freund, Nathanael vor dem Unglück zu bewahren.

Lothar: Bruder Klaras und Freund Nathanaels.

Spalanzani (andere Schreibweise von Spallanzani, ein italienischer Naturforscher (künstliche

Befruchtungen)): Nathanaels Professor, der sich als Olimpias Vater ausgibt.

Nathanaels Vater: macht in Nathanaels Kindheit mit Coppelius alchemistische Versuche und

kommt dabei ums Leben.

Nathanaels Mutter: nutzt Sandmannmärchen, um Nathanael zum Schlafen zu bringen; selbst

verabscheut sie das Märchen.

Amme/Kindermädchen: Erzählt die Geschichte des Sandmannes, welche der Ursprung für

Nathanaels Angst vor dem Sandmann ist.

Inhalt

Der Student Nathanael erzählt seinem Freund Lothar in einem Brief, er habe in der Gestalt

des Wetterglashändlers Coppola den Advokaten Coppelius wiedergetroffen. Dieser hatte während

Nathanaels Kindheit mit dessen Vater alchemistische Experimente durchgeführt, die letztlich zum Tod

des Vaters geführt hatten. Coppelius steht in Verbindung mit einem Kindheitstrauma Nathanaels,

weswegen er in ihm die Gestalt des Sandmanns sieht, eines Monsters, das Kindern die Augen

ausreißt.

In seiner Verwirrung adressiert Nathanael den Brief jedoch nicht an Lothar, sondern an seine Verlobte

Klara, die ihm in einem Antwortschreiben rät, seine Fantasie zu zügeln, da der Sandmann nur eine

Ausgeburt seines Unterbewusstseins und Coppolas Ähnlichkeit mit Coppelius rein zufällig sei.

In einem weiteren Brief an Lothar bittet Nathanael ihn, nicht mehr mit Klara über seine Probleme zu

sprechen. Er berichtet ihm außerdem, dass er sich in der Identität Coppolas geirrt habe und es wohl

nicht Coppelius sei, da er einen recht ausgeprägten Akzent besitze und Coppelius Deutscher

gewesen sei. Weiterhin erzählt er ihm von Spalanzani, einem italienischen Physiker und Dozenten an

der Universität, an der er studiert, und von dessen häufig eingesperrter „Tochter“ Olimpia, die ihm

merkwürdig, aber nicht unsympathisch vorkommt, jedoch zunächst keine weitere Bedeutung für ihn

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hat. Am Ende des Briefes erfährt der Leser, dass Nathanael Lothar und Klara besuchen fährt, um

Abstand von der unliebsamen Begegnung zu gewinnen.

Der fiktive Erzähler spricht im Anschluss an die drei einleitenden Briefe direkt zum Leser: Er berichtet

ihm, dass Nathanael ("...meinem armen Freunde, dem jungen Studenten Nathanael..." E.T.A.

Hoffmann: Der Sandmann, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003, S. 24) ein Freund von ihm sei und er

so von Nathanaels Schicksal erfahren habe. Er gibt verschiedene Möglichkeiten an, wie er die

Geschichte hätte beginnen können, kommt dann jedoch zum Schluss, dass die Briefe am besten

geeignet seien, dem Leser die Tragik Nathanaels Schicksals näher zu bringen. Er berichtet außerdem

von Nathanaels Lebenssituation und beschreibt Klara, zu der er eine sehr positive Position einnimmt.

Nathanael verändert sich nun sehr stark: Er versinkt in düstere Träume und glaubt, dass das Leben

von einer höheren Macht bestimmt werde, was Klara sehr zuwider ist, besonders als Nathanael

Coppelius als das böse Prinzip betrachtet, das das Liebesglück der beiden störe. Nathanael versinkt

immer stärker in seiner Gedankenwelt und beginnt, über Coppelius und Klaras Augen zu fantasieren.

Mit der Zeit ist Klara vom nimmerendenden Fluss von Erzählung und Dichtung, die Nathanael ihr

vorträgt, gelangweilt und wird zunehmend abweisender. Nathanael fühlt sich dadurch missverstanden,

so dass er Klara in einem Ausbruch von Wut als „lebloses Automat“ bezeichnet. Lothar, der auf Klara

trifft und durch Nathanaels respektloses Verhalten ihr gegenüber erzürnt ist, fordert Nathanael zum

Duell, das Klara gerade noch verhindern kann. Anschließend wirft sich Nathanael dramatisch vor

Klara und beteuert ihr seine grenzenlose Liebe, stark im Gegensatz zu Klaras Enttäuschung über die

nicht vorhandene Liebe Nathanaels. Er bittet nun auch Lothar aus tiefstem Herzen um Vergebung.

Als Nathanael bald darauf in seine Wohnung zurückkehrt, findet er sie abgebrannt vor. Ein Feuer war

in der darunterliegenden Apotheke ausgebrochen und hatte sich weiter ausgebreitet. Sein Hab und

Gut konnte jedoch in ein neues Haus gerettet werden, das nun direkt Spalanzanis Haus gegenüber

liegt. Ihm fällt auf, dass Olimpia die ganze Zeit, ohne etwas anderes zu tun, in ihrem Zimmer sitzt (in

das er guten Einblick hat) und zu ihm hinüberzusehen scheint. Er findet sie hübsch und wird mit sehr

großer Neugierde erfüllt. Völlig überraschend besucht ihn Coppola, dem er aus Verlegenheit wegen

des vorherigen Rauswurfes eines seiner Perspektive abkauft. Um Olimpia endlich genauer betrachten

zu können, richtet er es auf sie. Erst jetzt erkennt er ihre wahre „himmlische Schönheit“ und ist wie

„festgezaubert“ an das Fenster. Als Coppola, auf der Treppe laut lachend, wieder verschwindet,

bekommt Nathanael ein seltsames Gefühl; es ist ihm, als ginge ein „tiefer Todesseufzer“ durch den

Raum, doch schiebt er, sich auf Klara berufend, es auf das wahrscheinlich viel zu teure Perspektiv,

das er soeben gekauft hat.

An den folgenden Tagen kann er nicht mehr von Olimpia lassen und beobachtet sie die ganze Zeit

durch das Perspektiv. Seine „herzgeliebte“ Klara und Lothar sind ihm wie entfallen und er schenkt

ihnen keinen einzigen Gedanken mehr.

Als er erfährt, dass Spalanzani plant, ein Fest zu geben, auf dem er seine Tochter das erste Mal der

Öffentlichkeit vorstellen will, ist Nathanael hocherfreut. Auf diesem Ball wagt Nathanael es als

einziger, sie zum Tanzen aufzufordern, wodurch er noch stärker in ihren Bann gezogen wird. Allen

anderen erscheint Olimpia sehr „mechanisch“, leblos und fast zu perfekt. Er dagegen verliert die

letzten Zweifel an seiner Liebe zu ihr, und sie küssen sich. Er beginnt sich häufiger mit Olimpia zu

treffen, um ihr seine Gedichte und Erzählungen vorzulesen. Anders als die kritische Klara antwortet

sie ausschließlich „Ach! Ach!“, was Nathanael als Ausdruck eines sehr poetischen und tiefgründigen

Gemütes interpretiert; er sieht sie als die Person an, die ihn ganz versteht. Als Nathanael

Anspielungen gegenüber Spalanzani macht, sie heiraten zu wollen, gibt ihm dieser zu verstehen, dass

er ihr völlig freie Wahl lassen werde. Daraufhin beschließt er, Olimpia einen Heiratsantrag zu machen,

doch platzt er mitten in einen Kampf zwischen Coppelius und Spalanzani um Olimpia herein, die er

jetzt erst als das erkennt, was sie ist: eine automatisierte Holzpuppe. Nach einer gewalttätigen

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Auseinandersetzung entkommt Coppelius mit Olimpias Körper, und Spalanzani fordert Nathanael auf,

ihm zu folgen, um den Automaten wiederzuerlangen. Doch Nathanael, der Olimpias „blutige Augen“

(ihre Glasaugen im Blut Spalanzanis) auf dem Boden liegen sieht, springt ihm an den Hals, um ihn zu

töten, was jedoch durch die mittlerweile eintreffende Menschenmenge verhindert wird. Nathanael wird

ins Tollhaus gebracht und verbringt dort eine nicht näher bestimmte Zeit.

Der fiktive Erzähler spricht erneut zum Leser und berichtet, dass Spalanzani die Universität verlassen

muss, da er „die Menschheit mit der mechanischen Puppe“ betrogen hat. Coppelius bleibt (abermals)

verschwunden.

Nathanael scheint vom Wahnsinn befreit zu sein und plant, Klara zu heiraten und mit ihr aufs Land zu

ziehen. Bei einem abschließenden Einkauf in der Stadt steigen Nathanael und Klara auf den

Ratsturm, um die Aussicht noch einmal zu genießen. Oben angekommen, macht Klara Nathanael auf

einen sich nähernden grauen Busch aufmerksam, woraufhin dieser in seine Seitentasche greift und

das Perspektiv des Coppola erfasst. Als er Klara durch dieses erblickt, scheint er erneut vom

Wahnsinn befallen zu werden und versucht, sie den Turm hinunterzustürzen. Lothar kann sie gerade

noch retten, da erblickt Nathanael Coppelius, der in einer Menschenansammlung am Fuße des

Turmes steht. Coppelius hält die Menschen mit den Worten „Ha ha - wartet nur, der kommt schon

herunter von selbst“ davon ab, Nathanael aufzuhalten. Mit den Worten „Ha! Sköne Oke - Sköne Oke“,

mit denen auch der Wetterglashändler Coppola seine Perspektive angeboten hatte, stürzt sich

Nathanael in den Tod. Coppelius verschwindet in der Menge.

Nach mehreren Jahren soll Klara mit einem Mann und zwei Kindern das ruhige häusliche Glück doch

noch gefunden haben, jedenfalls "will man sie gesehen haben". Das Schicksal Klaras bleibt demnach

ungewiss und der Ausblick könnte auch nur Illusion sein.

Interpretation 

E.T.A. Hoffmann verarbeitet in „Der Sandmann“ verschiedene Themen:

Das Augenmotiv: Sowohl beim Sandmann im Ammenmärchen als auch bei Olimpia spielen die

Augen eine entscheidende Rolle. Sie spiegeln, wie sprichwörtlich bekannt, die Seele eines

Menschen wider. Da der Sandmann Sand in die Augen streut, verdirbt er also im weitesten Sinn

die Seelen der Kinder. Weiterhin wird in Hoffmanns Werk immer wieder deutlich, dass Nathanael

besonders dann Mensch und Maschine vertauscht, wenn er in die Augen seines Gegenübers

blickt. Immer dann, wenn die Augen zu glänzen scheinen, erscheint Nathanael dies als

menschlich.

Das Verhältnis Mensch - Maschine: Durch das Perspektiv, ein wissenschaftliches Instrument, wird

der Wahnsinn Nathanaels immer wieder ungewollt hervorgerufen. Auch die Gäste auf

Spalanzanis Ball scheinen nicht auf den ersten Blick den Unterschied von Mensch und Maschine

zu erkennen. Weiterhin wird der damalige Wissenschaftler in Form des Spalanzani kritisiert, der

die Grenzen der Wissenschaft nicht zu kennen scheint und seine Mitmenschen bewusst

hintergeht.

Motiv der Frau: „Der Sandmann“ ist mit kleineren ironischen Bemerkungen seitens des Erzählers

gespickt, welche das damalige Frauenbild kritisieren. In einem Abschnitt wird hier zum Beispiel

beschrieben, wie die verschiedenen männlichen Vertreter bestimmter Berufsgruppen (Nebler und

Schwebler, Künstler, etc.) Klara einschätzen. Hieraus geht hervor, dass diese Klara nicht als

ganze Persönlichkeit wahrnehmen, sondern nur einige Eigenschaften für sich interpretieren. In

einem weiteren Abschnitt des Werkes ist die Reaktion der Gesellschaft auf Spalanzanis Betrug

beschrieben: Die Männer wünschen hier von ihren Frauen, dass sie schief singen, nicht im Takt

tanzen und tiefsinnigere Konversation führen. Begründet wird dies dadurch, dass man sonst die

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Frauen nicht von Robotern wie Olimpia unterscheiden könne. Dies macht deutlich, wie wenig den

Frauen zugetraut wurde.

Sonstiges 

Die Erzählung „Der Sandmann“ hat in den zweiten Akt der Oper Hoffmanns

Erzählungen von Jacques Offenbach Eingang gefunden.

Regisseur Paul Berry animierte einen Stop-Motion-Film nach Motiven aus Hoffmanns Erzählung.

Nach dieser Erzählung entstand das Ballet Coppélia von Leo Delibes.

Ein weiteres Ballett, choreographiert und inszeniert von Christian Spuck, basiert ebenfalls auf der

Erzählung. Es wurde am 7. April 2006 in Stuttgart mit dem Stuttgarter Ballett aufgeführt. Musik:

Robert Schumann, Martin Donner. (Info aus: Jahresprogramm des Staatstheaters Stuttgart,

Spielzeit 2005/06)

Die Kopenhagener Band „The Sandmen“ benannte sich nach dem „Sandmann“ von E.T.A.

Hoffmann, zu hören ist sie unter anderem auf dem Soundtrack zu dem Film „Nightwatch“.

Außerdem gibt es die (nach dem „Sandmann“ benannte) Berliner Band Coppelius.

Darüber hinaus existiert auch eine Verfilmung Der Sandmann.

Das 2007 erschienene Konzeptalbum "The Voice of Midnight" der amerikanischen Avantgarde-

Band The Residents befasst sich thematisch und musikalisch mit der Erzählung, wobei der Name

Nathanael in "Nate" amerikanisiert wurde und aus Klara wurde "Claire".

„Fräulein von Scuderi“ Detektivgeschichte, die erste deutsche Detektivgeschichte. Eine realistische Erzählung von Hoffmann, es gibt nur wenige historische Erzählungen von Hoffmann. Aufdeckung der Wahrheit/ des Verbrechens geschieht durch eine Detektion die nach Innen geht, also nicht nach Außen wie es bei anderen detektivischen Geschichten üblich ist. Die Wahrheit kommt als Folge einer Gesetzmäßigkeit des Inneren ans Licht.

Das Fräulein von Scuderi ist eine Novelle von E. T. A. Hoffmann aus dem Zyklus Die

Serapionsbrüder, erschienen 1819/21. Sie handelt von einer rätselhaften Mordserie im Paris des17.

Jahrhunderts, um deren Aufklärung sich die französische Schriftstellerin Madeleine de

Scudéry (1607–1701) bemüht, und gilt als erste deutsche Kriminalnovelle.

Inhalt [Bearbeiten]

Hoffmanns Erzählung spielt in Paris im Jahre 1680. Das 73-jährige Fräulein von Scuderi ist eine

angesehene Hofdichterin am Hofe von König Ludwig XIV. Zu dieser Zeit geschehen in Paris

viele Morde, deren Opfer durch einen Dolchstich mitten ins Herz getötet werden. Alle Morde

geschehen nach dem gleichen Prinzip: Immer sind die Opfer adelige Männer, die mit

einem Schmuckgeschenk auf dem Weg zu ihrer Geliebten sind, und immer wird dieses Schmuckstück

gestohlen. Die Liebhaber wenden sich nun Hilfe suchend an den König, der bei einem Gespräch mit

dem Fräulein von Scuderi folgende Worte von ihr hört:

„Un amant qui craint les voleurs,

n’ est point digne d’ amour.“

(„Ein Liebhaber, der Diebe fürchtet,

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ist der Liebe nicht würdig“)

Diese Worte veranlassen den König, die Ermittlungen nicht zu verschärfen. Zu Beginn der Geschichte

bringt ein junger, verstörter Mann nachts ein Kästchen mit edelstem Schmuck und einem Brief zum

Fräulein von Scuderi. In diesem Brief bedankt sich die Mörderbande dafür, dass sich die Scuderi

gegen die Aufstockung der Polizeikräfte ausgesprochen hat. Das Fräulein ist verängstigt und bittet die

Maitresse des Königs um Hilfe. Sie finden heraus, dass der Schmuck von René Cardillac, dem

angesehensten Goldschmied seiner Zeit, stammt.

Eines Tages fährt das Fräulein von Scuderi in einer Glaskutsche durch Paris, als der verstörte

Jüngling einen Zettel in die Kutsche wirft. Auf diesem wird sie aufgefordert den Schmuck binnen zwei

Tagen zu Cardillac zu bringen, sonst bringe er sich in ihrem Hause um.

Als sie den Schmuck erst am dritten Tag zurückbringen möchte, wird bei ihrer Ankunft am Haus von

Cardillac dessen Leichnam gerade weggebracht und der junge Mann, Olivier Brusson, der Cardillacs

Geselle ist, als dessen Mörder verhaftet. Cardillacs Tochter Madelon ist tief bestürzt über Oliviers

Verhaftung, dessen Geliebte sie ist.

Das Fräulein nimmt Madelon bei sich auf und nach einigen Gesprächen mit ihr ist sie von der

Unschuld Oliviers überzeugt. Sie will ihm helfen und besucht ihn im Gefängnis. Erschrocken bemerkt

sie, dass Olivier der Mann ist, der ihr den Schmuck und die Botschaft überbracht hat, und glaubt nun

selbst nicht mehr, dass er unschuldig ist. Olivier will nun allerdings seineAussage nur in Gegenwart

des Fräuleins von Scuderi machen.

Als es zu einem Gespräch kommt, stellt sich heraus, dass Olivier der Sohn der

ehemaligen Pflegetochter der Scuderi ist. Olivier erklärt, dass René Cardillac, der sich nie wirklich von

seinen Schmuckstücken habe trennen können (s. dazu Cardillac-Syndrom), der gesuchte Mörder ist.

Er habe ihn einmal bei einem Mord beobachtet; habe aber der Polizei nichts gesagt, aus Angst, damit

Madelons Bild von ihrem Vater zu zerstören und ihre Welt zum Einsturz bringen zu lassen.

Bei einem weiteren Mordversuch sei Cardillac von einem Offizier getötet worden. Dieser Offizier sei

geflohen, weil er nicht in die Morde verwickelt werden wollte. Er selbst habe die Leiche ins Haus

gebracht und sei so des Mordes verdächtig geworden.

Nun meldet sich tatsächlich ein Offizier, der Graf von Miossens, bei der Scuderi, der durch seine

Aussage den Bericht Oliviers unterstützt. Das Verfahren braucht jedoch einige Zeit und ist nur dank

des Einsatzes der Scuderi beim König für Olivier zu gewinnen.

Madelon und Olivier heiraten, müssen aber Paris – so der Wunsch des Königs – verlassen, da

Madelon den König an seine frühere Geliebte erinnert. Sie ziehen nach Genf, wo früher die Eltern

Oliviers gelebt hatten.

Entstehungsgeschichte [Bearbeiten]

E.T.A. Hoffmanns Novelle Das Fräulein von Scuderi gehört zu einer Sammlung von 19 Erzählungen,

Novellen und Märchen, die 1819–21 in vier Bänden unter dem Titel Die

Serapionsbrüder in Berlin erschien. Am Tag des heiligen Serapion, am 14. November 1818 trafen

Hoffmann und seine Schriftstellerfreunde nach langjähriger Pause wieder zusammen (Adelbert von

Chamisso war von einer dreijährigen Weltreise zurückgekehrt). Dieses Ereignis inspirierte E.T.A.

Hoffmann zum Titel und zur Fertigstellung seiner Sammlung. Die Serapionsbrüder tragen sich

gegenseitig die Geschichten vor. Die Ereignisse um Das Fräulein von Scuderi gehen auf historische

Vorgänge zurück, welche von Voltaire in seinem Siècle de Louis XIV. und von Johann Christoph

Wagenseil in dessen Chronik der Stadt Nürnberg berichtet werden. Als Hintergrund dienten auch die

Fälle der Marquise de Brinvilliers und derCatherine Monvoisin aus dem Pitaval, den Hoffmann als

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Jurist kannte. Die Erzählung erschien 1819 zuerst im Taschenbuch für das Jahr 1820. Der Liebe und

Freundschaft gewidmet.

Das Cardillac-Syndrom [Bearbeiten]

Künstler müssen sich, um von ihrer Kunst leben zu können, von ihren Werken beim Verkauf trennen,

doch fällt ihnen das oftmals sehr schwer, da sie wichtige Teile ihrer Identitätdarstellen. Cardillac

konnte den Gedanken, dass andere seinen Schmuck tragen würden und er ihn nicht für sich behalten

könne, nicht ertragen. So schlägt er die Käufer nachts auf offener Straße nieder oder ermordet sie, um

den Schmuck wieder zu erlangen und ihn dann in einem eigens hergerichteten Schmuckraum nur für

sich allein aufzustellen. Künstler behelfen sich vielfach mit sorgfältigem Führen von Erwerberlisten,

gelegentlich auch vertraglichen Rückkaufsrechten. Arnulf Rainer behielt sich das Recht vor, ein

verkauftes Werk jederzeit aufsuchen und ändern zu dürfen. Psychologisierend spricht man in diesem

Zusammenhang in Anlehnung an E.T.A. Hoffmanns Novelle vom Cardillac-Syndrom.

Die Macht der Erzählung [Bearbeiten]

Das Fräulein von Scuderi kann den zu Unrecht verdächtigten Olivier nur retten, indem sie den

absolutistischen Herrscher Ludwig XIV. zu einer Begnadigung des vermeintlichen Mörders bewegt.

Dieser allerdings hat den Fall in die Hände eines Sondergerichtshofs gelegt – der Chambre ardente –

und will mit den ihm unangenehmen Geschehnissen nicht behelligt werden. Die Scuderi richtet es

deshalb so ein, dass sie dem König in den Gemächern von Françoise d’Aubigné, marquise de

Maintenon begegnet, seiner Vertrauten und Geliebten. Auffällig in schwarzen Samt gekleidet und

verschleiert, trägt die Scuderi die schönen Schmuckstücke Cardillacs und macht so den

absolutistischen Herrscher auf sich aufmerksam. Als dieser sie anspricht, nutzt sie die Gelegenheit,

ihn mit der Macht einer ebenso eindringlichen wie lebendigen Erzählung der Vorkommnisse in ihren

Bann zu ziehen und zum Einlenken zu bewegen. Der Jurist Hoffmann wollte hier möglicherweise

zeigen, welche Rolle Kunst in einem absolutistischen Staat hat, denn er zeigt mit der Scuderi als

Hofdichterin und mit Cardillac als Goldschmied zwei verschiedene Künstlermodelle auf. Zugleich wird

auf die Probleme absolutistischer Herrschaft hingewiesen.[1]

Kater MurrIronischer Roman, der die ironische Tradition des Künstlerromans fortsetzt. Der Kater als komische Figur spielt in der Romantik eine wichtige Rolle, vgl. auch „Der gestiefelte Kater“.Es ist etwas verwirrend, weil er an den wichtigsten Stellen ständig abricht. Es werden zwei Handlungen erzählt (Kater) und (andere Personen)Wenn jemand erzählen will, wird erst später weitererzählt, doch man erfährt nie, wie es zu den Folgen gekommen ist, wichtige Dinge werden weggelassen. Es gibt eine Komplizierung des Erzählstrangs: komprimierte Rückblenden (Rückwendungen): Erzähltheorie. Dient dazu die Kontinuität des Erzählens nicht zu vernachlässigen. Es gibt deshalb Einschübe.Herausgeber gibt sich zu erkennen, kommt auch selbst zu Wort.Doppelung der Erzählerfigur, zwischen Erzählerfigur entsteht eine Spannung: dient zum Illusionsbruch. Bruch der erzählerischen Illusion. Musik ist hier auch wichtig. Warum?

Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters

Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblätternist ein satirischer Roman von E.T.A. Hoffmann,

der 1819 und 1821 in zwei Bänden erschien. Er ist Fragment geblieben – ein dritter Band war in

Planung.

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Handlung

Der Roman besteht aus zwei – zunächst als völlig getrennt erscheinenden – Geschichten:

Zum einen wird die Lebensgeschichte des Katers Murr erzählt. Der abstrakt denkende und gebildete

Kater selbst fungiert als Ich-Erzähler und Autobiograph des Textes, der neben einer chronologischen

Schilderung seiner Erlebnisse von seiner Geburt bis zum Zeitpunkt der Niederschrift zahlreiche

ausführliche Kommentare und Reflexionen zur „Bildung des Lesers“ enthält. Der Roman setzt sich mit

der zeitgenössischen Trivialisierung der Bildungsidee kritisch auseinander. Murr meint, ein

funktionierendes, gebrauchsfertiges Rezept „wie man sich zum großen Kater bildet“ liefern zu können.

Motive und klassische Elemente des Bildungsromans werden parodiert: Murr erlebt eine „lehrreiche“

Jugendfreundschaft (zum Pudel Ponto), eine „persönlichkeitsformende“ Liebe (zur Katze Miesmies),

versucht sich in Saufgelagen und Ehrenduellen als „tüchtiger Katzbursch“ und in der „höhern Kultur

und Welt“ (die der Hunde) als feiner Gesellschafter. Schließlich bildet er sich autodidaktisch zum

„homme de lettres“ aus. Hoffmann nutzt dies zu zahlreichen Seitenhieben auf verschiedene kulturelle

Strömungen und literarische Formen der vergangenen Jahre.

Zum anderen enthält der Text Bruchstücke einer bereits

gedruckten Biografie des Kapellmeisters Johannes Kreisler. Dem Vorwort kann der Leser entnehmen,

dass der ungeschickte Kater Murr dieses Buch zerstückelte, dessen Blätter als Unterlage oder

Löschpapier verwendete und sie dann auch noch im Manuskript beließ. Der „Herausgeber“ (ebenfalls

eine fiktive Figur) gibt sich als unachtsam, denn der Setzer druckte auch diese Textpassagen mit ab.

In diesen „beigebundenen Fragmenten“ enthüllt sich das Schicksal des Musikers als ein

gesellschaftliches Scheitern. Am Hofe eines Duodezfürsten, der wie der Protagonist als gebrochene

Figur erscheint, da er seine Hofhaltung und seine Apanage nur noch zum Schein aufrechterhält, gerät

Kreisler zwischen zwei Frauen – die die wahre Liebe und strohfeuerartige, glühende Leidenschaft

repräsentieren. Er scheitert jedoch weniger an dieser unauflösbaren Antinomie als an den

gesellschaftlichen Zwängen.

Struktur

Bereits der Titel weist auf die arabeskenhafte Verschlungenheit der beiden Lebensgeschichten als

konstitutives Bauprinzip des Romanes hin. Die Darstellung von Murrs Autobiografie, die vollständig, in

chronologischer Ordnung und in logisch aufeinanderfolgenden Episoden mitgeteilt wird, steht im

Gegensatz zur Schilderung der romantischen Künstlerbiografie, die zeitlich nicht geordnet und

unvollständig vermittelt wird. Unterschiede bestehen des Weiteren bezüglich des Raumes, den die

beiden ungleichen Textarten einnehmen: Während Murrs Geschichte gerade einmal ein Drittel des

Platzes einnimmt, weitet sich das überaus verwickelte Schicksal des Kapellmeisters auf die übrigen

zwei Drittel aus. Doch trotz des beanspruchten Platzes bleibt diese nur halbwegs durchsichtig,

während die von Hybris strotzenden »Lebensansichten« des Katers in ihrer manchmal bis zur

Banalität reichenden Einfachheit relativ konsistent dargeboten werden.

Beide Teile sind durch zahlreiche inhaltliche Bezüge auf komplexe Weise miteinander verschränkt.

Die Figuren: Herkunft und Wirkung

Kater Murr

Mit seinem schriftstellernden Kater setzt Hoffmann die Tradition der Tierdichtung fort. Hier sind wie

Menschen sprechende und agierende Tiere einzuordnen, wie sie etwa in den Fabelnvon Äsop, La

Fontaine oder in mittelalterlichen tierbîspeln vorkommen. Murr selbst nennt die Märchenfigur Der

gestiefelte Kater seinen literarischen Ahnherren, die den Zeitgenossen durch das gleichnamige

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Theaterstück (1797) von Ludwig Tieck sowie den 1812 erschienenen Der gestiefelte Kater der Brüder

Grimm gut bekannt war. Gottfried Keller wird mit Spiegel, dem Kätzchen, Walter Moers mit Echo, dem

Krätzchen die Reihe der sprechenden Katzen weiterführen.

Kater Murr ist jedoch ebenfalls nicht ohne reales Vorbild: Hoffmann hatte einen wirklichen Kater

gleichen Namens aufgezogen. Dieser starb am 30. Nov. 1820 nach Vollendung des zweiten Bandes.

Eine private Traueranzeige Hoffmanns ist überliefert.

Kapellmeister Johannes Kreisler

Den Namen hat Hoffmann zunächst als Pseudonym verwendet. Er unterschrieb

musikalische Rezensionen in der Leipziger Allgemeinen Zeitung, für die er seit 1809 tätig war,

mitJohannes Kreisler, Kapellmeister. Hoffmanns literarischen Lesern war die Figur des Kapellmeisters

bereits aus den dreizehn Erzählungen der Kreisleriana bekannt, 1814/15 im Rahmen

der Fantasiestücke in Callots Manier erschienen. Berühmt wurde sie jedoch erst mit dem Kater Murr.

Der Hoffmannsche Kreisler wurde 1838 dann Titelgeber der Kreisleriana, einem Zyklus von acht

Klaviersätzen, die Robert Schumann (Op. 16) komponiert hat und zum Schlüsselwerk der

romantischen Klaviermusik wurden. Sie charakterisieren in ihrem Reigen wiederkehrender Themen

und Motive das Verhalten des von Hoffmann geschaffenen wunderlichen Kauzes.

Mit „Kreisler jun.“ signierte der 20-jährige Johannes Brahms sein erstes veröffentlichtes

Kammermusikwerk, das H-Dur-Trio op. 8. Brahms zeigte in dieser Hommage an Clara

Schumannseine unbekanntere Seite: die des schwärmerischen Jünglings – eben nach Art von

Hoffmanns Kunstfigur.

Der „Herausgeber“ E.T.A. Hoffmann 

Der Roman beginnt mit einer Herausgeberfiktion, die diese romantische Form aufgreift und erweitert.

Die literarische Technik, dass der eigentliche Autor eines Romans sich in diesem nur

als Herausgeber der Texte vorstellt, war bereits vor der Romantik bekannt, ist in dieser Zeit jedoch

weit verbreitet: Wir finden diese Praxis z.B. in Laurence Sternes A Sentimental Journey oder dann

auch in Brentanos Godwi.

Hat man es in den meisten Fällen jedoch mit einer plausiblen Fiktion zu tun, so dass häufig wirkliche

Editoren von der zeitgenössischen Kritik als die eigentlichen Autoren angesehen wurden

(so Wieland für Sophie von La Roches Geschichte des Fräuleins von

Sternheim oder Schlegel für Dorothea Veits Florentin), zeichnet sich die Murr’sche Herausgeberfiktion

durch absurden Witz und Unglaubwürdigkeit aus. Neben der Tatsache, dass der Autor ein Tier sein

soll, wird dieses auch noch recht bald durch bösartige – aus Versehen mit abgedruckte –

Publikumsbeschimpfung charakterisiert. Der Herausgeber E.T.A. Hoffmann ist also mitnichten mit dem

Autor gleichen Namens gleichzusetzen, da der erstere in der gleichen fiktiven Welt existiert, in der es

auch einen Kater gibt, „der Geist, Verstand besitzt, und scharfe Krallen“.

Gattung und Stil

Kater Murr steht in der Tradition der humoristischen Romane. Er ist somit wesentlich

von Satire, Ironie und Parodie geprägt.

Satire

Die Satire überwiegt in den Murr-Passagen: Seitenhiebe auf Kunstbetrieb, Wissenschaft, bürgerliche

Gesellschaft bis hin zur aktuellen Politik prägen diese Textabschnitte. Bereits im Vorwort des

Romanes führt sich Hoffmann selbst als Herausgeber ein, der „den Kater Murr persönlich

kennengelernt und in ihm einen Mann von angenehm milden Sitten […]“ (9)gefunden haben will. Schon

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hiermit – es folgt ein doppeltes „Vorwort“ des Katers, dem noch einmal ein Nachsatz des

Herausgebers angehängt ist – kennzeichnet Hoffmann das dann Folgende als Satire: Nicht nur, dass

die Aufzeichnungen eines Katers vorliegen und auch einen Herausgeber finden, der Kater wird auch

als „Mann“ und zudem als einer mit „milden Sitten“ über das zu Erwartende hinaus vermenschlicht.

Ironie

In den Kreisler-Passagen finden sich ebenfalls satirische Angriffe auf die Gesellschaft, sie richten sich

jedoch gegen die adeligen Sitten, also im Text gegen die Gepflogenheiten am Hofe des

Duodezfürsten Irenäus. Insbesondere diese Teile sind hochgradig ironisch. Kreisler, ein Künstler, der

in hohem Maße an der Profanität der bürgerlichen Welt, der so genanntenPhilister leidet, muss sich

aufgrund des starken Gefälles zwischen Wirklichkeit und Künstlerideal dieser Form bedienen.

Obwohl der Kater Murr erst in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts erschien, ist er der

Romantheorie der Frühromantik verpflichtet, die Hoffmann eifrig rezipierte, und wird dementsprechend

sinnvollerweise mit der Schlegelschen Romantheorie (Universalpoesie) gedeutet, in der die Kategorie

der Ironie eine entscheidende Rolle spielt.

Parodie 

Der gesamte Roman stellt eine Parodie sowohl des Künstler- als auch des Entwicklungsromanes dar,

sprengt die Grenzen dieser Formen aber und wird so zu einem vielfältig

gebrochenen Gesellschaftsroman. Andere Forscher vertreten jedoch die Ansicht, dass höchstens die

Biographie des Katers als eine Persiflage der bürgerlichen Bildungsidee und des Geniegedankens der

Klassik aufbereitet wird, der Künstlerroman des Kapellmeisters jedoch untergeht und seinen Ernst in

der Zusammenstellung keineswegs entfalten kann.

Die Zitate und ihre Funktion 

Im Aufbau ähnelt der Kater Murr dem Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre von Goethe, aber

auch Nicolais Leben und Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker sowie The Life and

Opinions of Tristram Shandy, Gentleman von Laurence Sterne.

Außerdem enthält der Roman zahlreiche literarische Anspielungen, da sich sowohl Murr als auch

Kreisler in ihren Aufzeichnungen gerne als überaus gebildete Personen darstellen. In der Forschung

wurde dafür plädiert, die literarischen und philosophischen Zitate einheitlich zu bewerten, stammen sie

doch beide gleichermaßen nicht von den Figuren selbst, sondern vom Autor Hoffmann, dem die nicht

zu übersehende Bildung der beiden selbstverständlich zuzuschreiben ist. Diese Deutung lässt jedoch

die spezifische Charakterzeichnung der beiden Protagonisten außer acht. Insbesondere die ironische,

teils schon sarkastische Überzeichnung des Katers als eines höchst eitlen und selbstgefälligen

Schwärmers, der die Dichtersprüche zwar kennt, jedoch äußerst ungeschickt gerade so einsetzt, dass

seine negativen Seiten beleuchtet werden, wird dabei nicht beachtet. Hoffmanns Anliegen – und seine

große Kunst in diesem Buch – ist es ja gerade aufzuzeigen, dass übertriebener falscher Enthusiasmus

noch lange keinen Künstler macht. Dies ist eines der wichtigen Themen des Autors, das er z.B. bereits

1816 in seiner Erzählung Der Sandmann behandelt hatte.

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