Rund um den Genfersee - CIPEL · 2 | Rund um den Genfersee Nr.51 | Januar 2016 Die Zuflüsse des...

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© M. Faccini Der Genfersee Inhalt DOSSIER .................................... 2 Die Zuflüsse des Genfersees Gesundheitszustand des Sees. 7 Kurznachrichten ...................... 8 Editorial Dem Genfersee geht es gut: Er kann seine Rolle als Trinkwasserreservoir der Region wahrnehmen, er bietet wertvollen Lebensraum für Fische und sorglose Badefreuden jeden Sommer. Die CIPEL hat somit allen Grund zur Freude, auch wenn wir gewisse Entwicklungen, wie etwa die Frage der Mikroverunreinigungen, weiterhin genau beobachten. Der Gesundheitszustand eines Sees sagt viel aus über die Qualität der Bäche und Flüsse, die in den See münden. Die CIPEL interessiert sich deshalb nicht nur für den See selbst, sondern auch für alle seine Zuflüsse, denn die Gesundheit dieser Gewässer wirkt sich ganz direkt auf die Gesundheit des Sees aus. Die Gewässergesundheit beinhaltet weit mehr als nur die physikalische und chemische Qualität des Wassers; die Biodiversität spielt ebenso eine Rolle wie die Qualität der Flussbettmorphologie und der Ufer, genügend Fliessraum für einen natürlichen Hochwasserausgleich, angemessene Restwassermengen während des ganzen Jahres sowie das Fehlen von Hindernissen für die Fischwanderung. In dieser Ausgabe von Rund um den Genfersee erteilt die CIPEL einigen ihrer Partnern das Wort, die wichtige Aspekte für den Schutz der bedeutendsten Genferseezuflüsse – Rhone, Arve, Venoge und Versoix – erläutern. Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Lesen! Das Sekretariat der CIPEL Rund um den Genfersee Informationsbulletin der Internationalen Kommission zum Schutz des Genfersees Nr. 51 | Januar 2016

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Der Genfersee

InhaltDOSSIER .................................... 2 Die Zuflüsse des Genfersees

Gesundheitszustand des Sees. 7 Kurznachrichten ...................... 8

Editorial

Dem Genfersee geht es gut: Er kann seine Rolle als Trinkwasserreservoir der Region wahrnehmen, er bietet wertvollen Lebensraum für Fische und sorglose Badefreuden jeden Sommer. Die CIPEL hat somit allen Grund zur Freude, auch wenn wir gewisse Entwicklungen, wie etwa die Frage der Mikroverunreinigungen, weiterhin genau beobachten.

Der Gesundheitszustand eines Sees sagt viel aus über die Qualität der Bäche und Flüsse, die in den See münden. Die CIPEL interessiert sich deshalb nicht nur für den See selbst, sondern auch für alle seine Zuflüsse, denn die Gesundheit dieser Gewässer wirkt sich ganz direkt auf die Gesundheit des Sees aus.

Die Gewässergesundheit beinhaltet weit mehr als nur die physikalische und chemische Qualität des Wassers; die Biodiversität spielt ebenso eine Rolle wie die Qualität der Flussbettmorphologie und der Ufer, genügend Fliessraum für einen natürlichen Hochwasserausgleich, angemessene Restwassermengen während des ganzen Jahres sowie das Fehlen von Hindernissen für die Fischwanderung. In dieser Ausgabe von Rund um den Genfersee erteilt die CIPEL einigen ihrer Partnern das Wort, die wichtige Aspekte für den Schutz der bedeutendsten Genferseezuflüsse – Rhone, Arve, Venoge und Versoix – erläutern. Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Lesen!

Das Sekretariat der CIPEL

Rund um den GenferseeInformationsbulletin der Internationalen Kommission zum Schutz des Genfersees Nr. 51 | Januar 2016

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Die Zuflüsse des GenferseesRhone, Arve, Venoge, Versoix, Dranse dürften die bekanntesten sein, doch viele andere Bäche und Flüsse durchziehen auf Tausenden Kilome-tern Länge das gesamte Genferseegebiet. Fliess-gewässer prägen die Landschaft und bilden ei-nen wichtigen Teil unseres Naturerbes.

Fliessgewässer sind komplexe Ökosysteme mit einer vielfältigen und häufig sehr spezialisier-ten Pflanzen- und Tierwelt. Für die Gesundheit der Fliessgewässer zählt nicht nur die Wasser-qualität, sondern auch die Qualität der Umwelt, die Morphologie des Flussbetts und der Ufer, die Fliessdynamik usw.

Ein Fliessgewässer stellt aber immer auch eine Ressource für den Menschen dar; sein Wasser dient als Trinkwasser, zur Bewässerung oder für die Energieproduktion, und der Flusslauf wird für den Transport und als Verkehrsweg genutzt. Kein Wunder stehen Gewässer seit jeher im Mittelpunkt des menschlichen Lebens!

Dennoch gestaltet sich die Beziehung zwischen Mensch und Gewässer nicht immer einfach. Vom Gewässer können wie im Falle von Über-schwemmungen Gefahren ausgehen, ebenso wie auch das Gewässer durch menschliche Ak-tivitäten gefährdet werden kann, beispielsweise wenn zu viele Schadstoffe aus Siedlungsein-leitungen, Industrie, oder Landwirtschaft ins Wasser gelangen oder wenn Eingriffe oder Bau-ten (Wehre, übermässige Wasserentnahmen, Schwellen usw.) seine Dynamik beeinträchti-gen.

Deshalb müssen wir den Gewässern als einem wichtigen Teil unseres Ökosystems unbedingt Sorge tragen und den Schutz des Wassers und der Gewässerbiotope mit den verschiedenen Nutzeraktivitäten in Einklang bringen, auch wenn dieses Gleichgewicht nicht immer ein-fach zu finden ist.

DOSSIER: DIE ZufLüSSE DES GENfERSEES

Der Genfersee und seine Zuflüsse – ein untrenn-bares GanzesDie Beziehung zwischen dem Genfersee und seinen Zuflüs-sen ist so eng, dass bei Fragen des Gewässerschutzes und der Wasserqualität immer das gesamte Einzugsgebiet des Sees mit allen darin statt-findenden Aktivitäten berück-sichtigt werden muss. Unter dem Einzugsgebiet eines Sees versteht man jene Fläche, von wo aus Niederschläge durch Auswaschung, Fliessgewäs-ser oder über Grundwasser-ströme früher oder später in den entsprechenden See gelangen.

Die CIPEL engagiert sich für den Genfersee und für seine zahlreichen ZuflüsseMit dem Titel ihres Aktionsplan Schutz für den Genfersee, seine Ufer und seine Zuflüsse – heute und morgen zeigt die CIPEL klar, dass sie für das Wohlergehen des Sees und der Fliessge-wässer eintritt. Dank den verschiedenen Mo-nitoringprogrammen ihrer Partner (Kantone und Departemente, der Agence de l’Eau, Grup-pierungen von Akteuren der Wasserwirtschaft, usw.) besitzt die CIPEL fundierte Kenntnisse über den Gesamtzustand der Fliessgewässer im Einzugsgebiet des Genfersees.

Als Koordinationsorganisation für das gesam-te Genferseegebiet erhebt und konsolidiert sie Daten zu allen Fliessgewässern auf ihrem Tätigkeitsgebiet und kann sich so einen guten Überblick über die (chemische und mikrobio-logische) Qualität des Wassers und den physi-schen Zustand des Ökotops (Ufermorphologie, Fischgängigkeit usw.) verschaffen.

Die detaillierten Ergebnisse der einzelnen Massnah-men finden Sie im Steuerungsinstrument der CIPEL oder im wissenschaftlichen Bericht, die beide (in fran-zösischer Sprache) auf der Homepage www.cipel.org zur Verfügung stehen.

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S. Mercier (CIPEL)

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Die Ziele der CIPEL bezüglich Qualität der fliessgewässer: • Verbesserung und Erhalt der ökomorphologi-

schen, chemisch-physikalischen und biologi-schen Qualität der Fliessgewässer.

• Erhalt einer gesunden Fischpopulation im Genfersee, allenfalls Förderung und Belebung der Fischpopulationen in den Fliessgewässern und Gewährleistung der Fischgängigkeit im Einzugsgebiet.

• Garantie einer für die biologische Artenvielfalt notwendigen Restwassermengen.

Mündung der Rhone

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Rund um den Genfersee Nr.51 | Januar 2016 | 3

Anne-Sophie Drouet (Zweckverband Wasserbau Arve und Einzugsgebiet) und François Pasquini (Kanton Genf)

Ein Extremereignis und seine FolgenAm Wochenende vom 1. Mai 2015 kam es im gesamten Einzugsgebiet und vor allem in höhe-ren Lagen zu ausgesprochen heftigen Nieder-schlägen. Die Ableitung dieser grossen Mengen an Regenwasser sowie des Schmelzwassers von der noch vorhandenen Schneedecke führte zu ausserordentlich hohen Wasserstandspegeln in den tiefer gelegenen Regionen, namentlich bei der Arve unterhalb von Bonneville.

Die Wassermengen, die durch Versickerung und über die Fliessgewässer abgeführt werden mussten, waren derart enorm, dass die Grund-wasserschichten schnell ihre Sättigung erreich-ten und der Fluss das Wasser nicht mehr über sein normales Flussbett bewältigen konnte. In der Folge traten die Arve und ihre Nebenflüs-se an verschiedenen Orten über die Ufer, und die Wasserleitungsnetze (für Abwasser und Regenwasser) kamen an den Rand ihrer Kapa-zitäten. Zwar forderten die Überschwemmun-gen keine Opfer, doch entstanden Schäden in erheblichem Ausmass: Zahlreiche Häuser wurden überschwemmt (Keller, Erdgeschosse), landwirtschaftliche Betriebe erlitten herbe Ver-luste und viele Infrastrukturanlagen (Strassen, Brücken, ARAs…) wurden beschädigt. Den-noch hatten wir Glück im Unglück, denn ohne das Engagement des SM3A und des Kantons Genf für den Bau von Schutzbauten und den regelmässigen Unterhalt von Ufer und Wäldern (was Verklausungen verhindern half) wären die Schäden noch schwerer ausgefallen.

Notwendige Koordination zwischen den AkteurenDie stark überschwemmten Flächen fungierten als Ausgleichsflächen und ermöglichten so eine Absenkung des Wasserstands für die flussab-wärts liegenden Gebiete wie etwa die Genfer Agglomeration. Während an bestimmten Orten das Hochwasser ohne Schäden «zwischengela-gert» werden konnte, so im Bereich Borne Pont

DOSSIER: DIE ZufLüSSE DES GENfERSEES

Das Hochwasser von Mai in Zahlen• Höchste verzeichnete Nie-

derschlagsmenge im Ein-zugsgebiet innerhalb von 24 Std.: 190 mm bei der Messstation Les Gets (dies entspricht in etwa den Gesamtniederschlägen von 5 Wochen).

• Wasserstand in Genf am 1. Mai 2015: 905 m3/s, gegenüber 77 m3/s im Jahresmittel (letztes be-deutendes Hochwasser der Arve im Jahr 1968: 840 m3/s)

• Überschwemmte Flächen im Einzugsgebiet der Arve: 501 ha

• Erhöhung des Seespiegels des Genfersees: 64 cm in-nerhalb von 6 Tagen

de Bellecombe oder beim Zusammenfluss zwi-schen Arve und Ménoge, wurden andere Ort-schaften in Mitleidenschaft gezogen, wie der Weiler Pont Neuf in Reignier und die Landwirt-schaftszone Gaillard kurz vor der Grenze.

Im Anschluss an dieses Ereignis verstärkten Frankreich und die Schweiz ihre Zusammen-arbeit für die Optimierung der so genannten «Hochwasser-Rückhaltegebiete» zum Schutz von flussabwärts liegenden Gebieten von erheb-licher Bedeutung. Die Einrichtung derartiger Rückhaltezonen bedingt eine starke Solidarität zwischen flussabwärts und flussabwärts liegen-den Regionen.

Diese Solidarität spielt auch für die Anrainer-gebiete des Genfersees: Um beispielsweise den Wasserstand beim Zusammenfluss von Arve und Rhone im Genfer Quartier La Jonction zu kon-trollieren, reduzierten die Genfer Behörden die Abflussmengen am Wehr Le Seujet soweit wie möglich, damit die grossen Wassermengen der Arve ablaufen konnten. Diese zeitweise Rück-behaltung im Genfersee war nur möglich, weil der See zu diesem Zeitpunkt einen sehr tiefen Wasserstand aufwies und sich aufgrund seiner Grösse als Rückhaltebecken eignet.

Notwendigkeit von Hochwasservorhersa-gen Vigicrues, das Warn- und Informationsprogramm des französischen Staates vor Hochwasserge-fahr, kommt gegenwärtig im Einzugsgebiet des Genfersees nicht zum Tragen. Aufgrund der Be-völkerungszahlen und der Entwicklung des be-troffenen Gebiets sowie der erhöhten Risiken arbeitet der französische Service de Prévision des Crues Alpes du Nord (Hochwasservorher-sagedienst Nordalpen) seit 2011 an einem Dis-positiv für die Überwachung der bedrohten Gebiete. Angesichts der grenzübergreifenden Herausforderungen und der Risiken für den Kanton Genf drängte sich eine Erweiterung des Programms und die Errichtung eines Koordi-nationssystems zwischen Frankreich und der Schweiz auf.

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Stärkung der französisch-schweizerischen Zusammenarbeit als wichtige Lehre aus dem Ausnahmehochwasser der Arve vom Mai 2015

Jahrhunderthochwasser der Arve - Mai 2015

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Die 2014 abgeschlossene Renaturierung der Versoix beim Chemin du Molard ist eine Schlüs-seletappe in einem langfristigen Prozess, den der Kanton Genf und die Gemeinde Versoix vor gut zehn Jahren eingeleitet haben. Die jüngsten Massnahmen, die auf der Höhe der ehemaligen Papierfabrik von Versoix umgesetzt wurden, die-nen der Verbesserung des Hochwasserschutzes und bieten gleichzeitig der Bevölkerung einen qualitativ hochwertigen Naherholungsraum in einer revitalisierten Landschaft.

Die Versoix und die angrenzenden Gebiete bil-den auf 22 km Länge einen der wichtigsten bio-logischen Verbindungskorridore zwischen Jura und Genfersee. Auch wenn die Versoix über weite Strecken noch als naturnah gilt, wurden im Verlauf der Jahrhunderte einige Abschnitte stark verbaut.

Für die Versoix sowie ihre Zu- und Nebenflüsse wurden deshalb verschiedene Revitalisierungs-projekte lanciert, um dem Gewässer wieder zu mehr Natürlichkeit zu verhelfen und gleichzei-tig Anwohner und Sachgüter besser vor Über-schwemmungen zu schützen. Die 2005 umge-setzte Ausdolung der Versoix im Stadtgebiet wurde etwa vom Bund (BAFU) als Vorzeigepro-jekt hoch gelobt. 2010 ermöglichten Arbeiten an der Flussmündung die Bildung eines natürli-cheren Flussdeltas, was sich auch positiv auf die Fischwanderung auswirkte. Von den besseren Bedingungen profitieren auch die Badenden, so dass die Renaturierung den Erholungswert des Gebietes für die Bevölkerung und die ge-samte Umgebung gesteigert hat.

Der Bereich um den Chemin du Molard war gemäss den Gefahrenkarten der Direction gé-nérale de l’eau (Generaldirektion für Wasser)

Le Molard vor den Arbeiten ...und nach Abschluss der Arbeiten. Die Versoix nach der Renaturierung

des Kantons Genf stark hochwassergefährdet. Vor Beginn der Sicherungsarbeiten wurde den Fahrenden, die den Platz seit 1958 nutzten, mit der Bécassière in Versoix ein alternativer Stand-platz zur Verfügung gestellt.

Das Renaturierungsprojekt am Chemin du Mo-lard musste die folgenden drei Kriterien erfül-len:

Schutz von Personen und Sachgütern • Realisierung eines Hochwasserbetts parallel

zur Versoix zwecks Verbesserung des Ge-schiebehaushalts.

• Rückbau der Asphaltdecke zugunsten einer Hochwasserausgleichsfläche.

• Naturnahe Uferbefestigungen durch inge-nieurbiologische Bauweisen, Holzblöcke.

Erholungsraum für die Bevölkerung • Wiederherstellung der Fusswege.• Einrichtung einer frei zugänglichen Obst-

wiese am Fuss der Gebäude am Chemin du Nant-de-Crève-Cœur.

Umweltschutz• Vielfältige Bepflanzung mit einheimischen

Arten.• Massnahmen zur Aufwertung der Lebens-

räume und zur Verbesserung der Fisch- gängigkeit (Totholz, Stämme, Flachufer, Unterwasserpflanzen).

Alle während des vergangenen Jahrzehnts durchgeführten Arbeiten an der Versoix von der Mündung bis zum Barrage des Usiniers dienen dem effizienten Hochwasserschutz von Wohn-, Industrie und Gewerbezonen und geben zudem der Natur mehr Raum. Die Kosten in der Höhe von 2’000’000 CHF wurden vom kantonalen Fonds für Revitalisie-rungsprojekte übernommen.

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DOSSIER: DIE ZufLüSSE DES GENfERSEES

Renaturierung der Versoix beim Chemin du Molard: ein Meilenstein auch für den Genfersee

Leyla Caragnano (Kanton Genf)

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Rund um den Genfersee Nr.51 | Januar 2016 | 5

Tony Arborino und Romaine Perraudin Kalbermatter (Hochwasserschutz Rhone, DSVF, Kanton Wallis)

Angesichts der erheblichen Sicherheitsdefi-zite (Unterkapazität beim Hochwasserabfluss, geschwächte Bausubstanz) sowie der ökologi-schen Mängel (zu wenig Raum für Fliessgewäs-ser und Ufer, einheitliche Gewässermorpholo-gie usw.) entschlossen sich die Kantone Waadt und Wallis zur Erarbeitung eines Hochwasser-schutzprojekts für die Rhone mit ökologischen und sicherheitstechnischen Zielsetzungen, das den gesetzlichen Anforderungen gerecht wird.

Mehr Raum für die RhoneIm Jahr 2012 genehmigten die beiden Kanto-ne den Nutzungsplan für die 3. Rhonekorrek-tion. Diese beinhaltet lineare Ausweitungen des Flussbettes für besseren Hochwasserschutz, lokale Erweiterungen des Gewässerraums mit einer ökologischen Aufwertung durch grösse-re Artenvielfalt in diesen Bereichen sowie die Absenkung der Flusssohle, wo dies vom Grund-wasser her möglich ist. Auf dieser Grundlage werden derzeit Sektor für Sektor die Teilprojek-te erarbeitet und öffentlich ausgeschrieben.

Dieses Grossprojekt wird nicht nur dauerhaft die Hochwassersicherheit erhöhen, sondern auch einen nachhaltigen Ausbau der Rhone gewährleisten, die damit wieder einen grossen Teil der Aufgaben eines lebendigen Fliessge-wässers als Bestandteil des ökologischen Netzes des Kantons erfüllen kann.

Vorteile für die ArtenvielfaltDie für die Sicherheit notwendige Ausweitung führt zu einem dynamischeren Flussbett mit Bildung von Sandbänken und Uferstreifen, was einem natürlicheren Verlauf entspricht und der Rhone den notwendigen Raum zusichert, damit sie einen Teil ihrer ökologischen Funktionen erfüllen kann. Zu erwarten ist insbesondere eine bessere Erneuerung des Substrats, weni-ger Versiegelungseffekte und eine dynamische-re Strukturierung der Flusssohle. Von dieser grösseren Vielfalt und der besseren Qualität des Bodensubstrats profitieren alle Wasserlebe-wesen (Insekten, Weichtiere, Krustentiere und Fische).

Bei lokalen Ausweitungen entstehen am Was-ser und vor allem in den Uferstreifen vielfältige Lebensräume, in welchen sich allmählich die typische Pflanzenwelt der Auenlandschaften entwickeln kann. Die grossen Ausweitungen dienen zudem als Rückzugsbiotope und Zu-fluchtsstätten bei aussergewöhnlichen Hoch-wässern und können auch eine Verbindung zwischen den Auengebieten von Les Grangettes (bei der Mündung der Rhone in den Genfersee) und dem Goms (oberhalb von Brig) bilden. Die Auengebiete von Les Grangettes, Iles des Clous und das Goms werden revitalisiert und die allu-viale Dynamik wiederhergestellt.

Diese Gebiete bieten zudem Flexibilität beim Abbau natürlicher Ressourcen sowie für die Restrisikobewirtschaftung. Der künftige Verlauf der Rhone ist für eine bestimmte Hochwas-sermenge angelegt (Jahrhunderthochwasser, Extremhochwasser). Im Falle eines noch gra-vierenderen Ereignisses sieht die Restrisikobe-wirtschaftung Pufferflächen vor, die das Wasser aufnehmen und später wieder in die Rhone zu-rückleiten.

Attraktive Naherholungsräume für Bevöl-kerung und BesucherDie Rhoneebene erfährt mit der Korrektur eine Aufwertung als Lebensraum und Naherho-lungsbereich und bietet günstige Rahmenbe-dingungen für die Entwicklung von Tourismus- und Freizeitaktivitäten. Die Bepflanzung der Dämme verfolgt zwei Ziele: Einerseits markiert der von der Ebene und aus Hochlagen sichtba-re Grüngürtel den Flussverlauf als charakteris-tisches Element der Rhoneebene, andrerseits entstehen durch die artenreiche Grüngestal-tung unterschiedliche Stimmungen mit Aus-blicken auf den Fluss und die Ebene. Wanderer und Spaziergänger dürfen sich auf ein Netz von 120 Kilometer Fusswegen freuen – ohne dass sie die Ufer verlassen oder den Weg mit Motor-fahrzeugen teilen müssen.

3. Rhonekorrektion: Mehr Sicherheit und mehr Biodiversität

Entwicklung der Aufweitungen der Rhone © Paysagestion, Localarchitecture, Pellissier&Detorrenté

DOSSIER: DIE ZufLüSSE DES GENfERSEES

Die 3. Rhonekorrektion in Zahlen

• 100’000 betroffene Personen in einer Gefahrenzone von 13’000 Hektaren

• 10 Mia. Franken Schadenspo-tential

• Über 100 km Arbeitsab-schnitte zwischen Brig und dem Genfersee, über 2 Mia. Franken Kosten während 20 Jahren und 870 ha zu-sätzlicher Raumbedarf

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie im Internet unter: www.vs.ch/rhone

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Die Venoge, ein typischer und beliebter Fluss des Kantons Waadt, entspringt auf dem Gebiet der Gemeinde L’Isle und mündet nach 40 km in den Genfersee.

Verwaltung und Schutz der Venoge sind im kan-tonalen Nutzungsplan Venoge (PAC-Venoge) geregelt, der Massnahmen für verschiedene Bereiche definiert: Fischfauna, Renaturierung, Hochwasser und Erosion, Sanierung der Einträ-ge, Waldpflege und Wanderwege. Die Wieder-herstellung der Fischgängigkeit für den gesam-ten Flussverlauf ist eine dieser Massnahmen.

Zu diesem Zweck wurden eine Reihe verschie-dener Fischaufstiegsanlagen, gewöhnlich als «Fischleitern» oder «Fischtreppen» bezeichnet, gebaut, damit die Fische die künstlichen Hin-dernisse (Schwellen, Wasserfälle) überwinden können, die durch Wasserkraftanlagen, Stras-sen- und Schieneninfrastruktur oder Stabi-lisierungsmassnahmen von Flussbetten ent-stehen. All diese Hindernisse machen es den Fischen unmöglich, ihre Laichzonen im oberen Flusslauf der Venoge oder ihrer Nebenflüsse zu erreichen.

Seit Beginn des Jahrhunderts wurden acht der 15 unüberwindbaren Hindernisse beseitigt, so dass die Fischwanderung nun auf einer Strecke von gut 20 km, d.h. auf der halben Länge des Flusses, gewährleistet ist.

Abbau von Hindernissen Massnahmen zur Förderung der Fischgängig-keit können auf verschiedene Weise umge-setzt werden. Allen gemeinsam ist, dass sie die Wanderung aller in der Venoge erfassten Arten wie Seeforelle, Bachforelle, Äsche, Groppe und Schneider begünstigen sollen, die im Übrigen alle bedroht sind. Als weiteres Kriterium muss

Die renaturierte Venoge ist auf 20 km Länge wieder fischgängig

sich die Anlage gut in die Landschaft integrie-ren. Welche Anlage schliesslich gewählt wird, hängt von den lokalen Gegebenheiten wie Platz, Stabilität der Ufer und des Flussbetts, Stabilität der Bauten (Strassen und Brücken), der Tätigkeit eines allfälligen Wasserkraftwerks sowie Fragen des Hochwasserschutzes ab. Ideal wäre die vollständige Entfernung des Hinder-nisses für die Fischwanderung, was aber häufig Arbeiten zur Stabilisierung des Bachbetts und der Ufer bedingt.

Wenn aufgrund lokaler Sachzwänge eine Ent-fernung der Schwelle nicht realistisch ist, wird den so genannten technischen Massnahmen der Vorzug gegeben. Im Fall der Venoge waren dies: • Bau einer Umgehungsrinne bei Denges, • Realisierung einer Rampe mit Störsteinen

zwecks Reduktion der Höhendifferenz bei der eidgenössischen Wasserstandsstation (Messung des Wasserstands),

• Bau von rauen Sohlrampen mit betonierten Blocksteinen bei der Schwelle des Wasser-kraftwerks,

• Teilweiser Rückbau der Schwelle aus Beton und Ersatz durch eine Sohlrampe mit beto-nierten Blocksteinen,

• Rückbau einer Schwelle mit Stabilisierung des Bachbetts flussabwärts.

Seit der Realisierung dieser acht Teilprojekte ist die Seeforelle wieder in die Venoge zurück-gekehrt und bereits 20 km flussaufwärts bis zur letzten noch bestehenden Schwelle gewandert, was die Wirksamkeit dieser Massnahmen für dieser Art beweist. Für die anderen Arten wur-den bisher noch keine spezifischen Untersu-chungen durchgeführt, doch dürfte die nächste kantonale Bestandserfassung in einigen Jahren interessante Resultate liefern.

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Anpassung der Schwel-le beim Kraftwerk Les Grands-Moulins de Cossonay

Vorher Nachher

DOSSIER: DIE ZufLüSSE DES GENfERSEES

Estelle Lecomte (Kanton Waadt)

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Rund um den Genfersee Nr.51 | Januar 2016 | 7

Gute Wasserqualität, doch Mikroschadstoffe im Was-ser sowie in fischen und Muscheln bleiben im Visier

Entnahme einer Wasserprobe durch das INRA

GESuNDHEItSZuStAND DES SEES 2014

Mikroschadstoffe in LebendorganismenSüsswassermuscheln und Fische dienen als Bioindikatoren für die Akkumulation von ge-wissen Metallen und organischen Substanzen, die im Wasser nachgewiesen werden. Entspre-chend führen wir regelmässig Analysen durch, die uns Hinweise auf die Wasserqualität geben.

Mikroschadstoffe im Wasser Der Gehalt an Mikroverunreinigungen im Trinkwasser ist gering und entspricht den gesetzlichen Vorschriften für Trinkwasser, so dass der Genfersee die über 800’000 Men-schen der Region weiterhin mit Trinkwasser versorgen kann.

Entnahme von Wandermuscheln aus dem Genfersee

Niedriger Gehalt an Schwermetallen bei Süsswassermuscheln…Im Bootsunterhalt kommen so genannte «Antifouling»-Farben zum Einsatz, die verhin-dern, dass sich Algen und andere Organismen am Rumpf festsetzen. Diese Produkte enthalten verschiedene Pestizide und Metalle. Analysen des Fleischs von Süsswassermuscheln aus fünf Genferseehäfen zeigten, dass der Gehalt an Schwermetallen 2014 im Vergleich zu 2004 auf geringem Niveau stabil blieb. Einzig im Hafen von Vidy (Waadt) wurde ein leichter Anstieg des Zink- und Kupfergehalts verzeichnet, wobei die-se Metalle auch aus anderen Quellen, etwa aus der Landwirtschaft oder vom Ablauf von Dä-chern, stammen können. Pestizide wurden nur in drei von fünf Häfen und an einem von drei verschmutzungsfreien Vergleichsstandorten nur in geringsten Spuren gefunden.

…aber hoher PCB-Gehalt bei grossen See-forellenPCB-Analysen von 20 im Genfersee gefangenen Seeforellen bestätigten die Untersuchungen von 2012, die bei grossen Exemplaren einen ho-hen PCB-Gehalt aufzeigten. Gestützt auf diese neuen Ergebnisse untersagten die schweizeri-schen und französischen Behörden ab dem 1. November 2015 zum Schutz der Bevölkerung den Genuss von Seeforellen von über 54 cm Länge.

1’300 Tonnen Speisefisch wur-den 2014 an Land geholt. 2014 erwies sich somit als ausge-zeichnetes Fangjahr, wobei die Felchen allein drei Viertel (73%) der Fangzahlen ausmachen. Weitere Informationen bei der Internationalen Fischereikom-mission für den Genfersee.

PHOSPHORDer mittlere Phosphorgehalt hat sich um die 20 Mikro-gramm pro Liter stabilisiert. Die CIPEL strebt eine mittlere Phosphorkonzentration zwi-schen 10 und 15 Mikrogramm/Liter an. Trotz relativ niedrigem Phosphorgehalt wurde eine Zunahme der Phytoplankton-Biomasse beobachtet, da hohe Niederschlagsmengen eine starke Entwicklung von Kiesel-algen (Diatomeen) im Sommer begünstigten.

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Die CIPEL engagiert sich für das Abkommen von Paris über den Gewässerschutz und die Anpas-sung an den Klimawandel

Bei ihrer letzten Vollversammlung vom 19. No-vember 2015 unterzeichnete die CIPEL das im Rahmen der 21. UN-Klimakonferenz (COP21) erarbeitete Abkommen von Paris über Gewäs-ser und die Anpassung an den Klimawandel im Einzugsgebiet von Seen, Flüssen und Was-serläufen (Pacte de Paris sur l’eau et l’adaptation au changement climatique dans les bassins des fleu-ves, des lacs et des aquifères). Die CIPEL beweist damit ihr Engagement für eine Erhebung von Daten über die Auswirkungen des Klimawandels im Einzugsgebiet des Genfersees (Achse 1 des Aktionsplan des Abkommens).

Weitere Informationen zum Pakt von Paris (nur in französischer Sprache): www.riob.orgWeitere Informationen zur COP21 (nur in fran-zösischer Sprache): www.cop21.gouv.fr

KuRZNACHRICHtEN

Herausgeberin CIPEL

ACW - Changins - Bâtiment DC

Rte de Duillier 50 - CP 1080 - CH–1260 Nyon 1

Tel +41 (0) 22 363 46 69

[email protected] - www.cipel.org

DruckPCL Presses Centrales SAGeduckt auf FSC-Papier

Auflage 3’000 Ex.

ISSN 1016-3395

Verantwortlich für die Publikation Audrey KleinKoordination und RedaktionStéphanie Mercier

Layout Leslie BonjourGrafische GestaltungPhilippe Casse

Risiken der Auswaschung von Pflanzenschutz-mitteln aus der Landwirtschaft in die Gewässer

Eine fachtagung der CIPEL Donnerstag, 10. März 2016

Die Verunreinigung von Gewässern durch Pflanzenschutzmittel stellt heutzutage ein ernsthaftes Problem dar. Die CIPEL verfasste eine Studie, in der sie gestützt auf ihre Daten aus 15 Jahren Messungen des Pestizidgehalts im Genfersee die Risiken einer Auswaschung der in der Landwirtschaft genutzten Pflanzen-schutzmittel in die Gewässer untersuchte.

Im Hinblick auf ein gemeinsames Engagement für eine Begrenzung dieser Risiken in unserer Region lädt die CIPEL alle Akteure aus der Was-serwirtschaft und der Landwirtschaft des Gen-ferseegebiets ein zu einer Informationstagung, die auch dem Austausch von Wissen und Erfah-rungen mit Projekten oder aktuellen Fragestel-lungen fördern will.

Weiterführende Informationen sowie das voll-ständige Programm finden Sie unter: www.cipel.org

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Rund um den Genfersee im neuen Kleid

Sie haben es sicher gemerkt: Rund um den Genfersee erscheint in einem neuen format, das auf Papier wie auch am Bildschirm noch lesefreundlicher geworden ist. Die neue Version finden Sie online auf unserer Homepage, wo Sie sie per Computer, tablet oder Handy einsehen können.

Als teil unseres Engagements für den umweltschutz möchten wir den Druck der Papierversion einschränken und Sie ein-laden, sich auf unserer Site für die elektronische Ausgabe von Rund um den Genfersee anzumelden. Bis zum nächsten Jahr wird Rund um den Genfersee nicht mehr generell in der gedruckten Version verschickt, sondern als Digitalausgabe veröffentlicht.

Verpassen Sie keine Ausgabe – melden Sie sich noch heute für die Online-Version an!

www.cipel.org

Die französischen und Schweizer Delegationen der CIPEL unterzeichnen das Abkommen von Paris