Saison 4 2012

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GIPFEL TREFFEN theALPS 2012 – am 13. und 14. September TOURISMUSMAGAZIN | AUSGABE 04/12 | SOMMER/HERBST 2012 P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

description

Die SAISON ist die Fachzeitschrift der Tirol Werbung. Insgesamt sechs Mal im Jahr werden darin Daten, Fakten und spannende Geschichten rund um Tirol und Tourismus präsentiert.

Transcript of Saison 4 2012

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GIPFELTREFFEN

theALPS 2012 – am 13. und 14. September

T O U R I S M U S M A G A Z I N | A U S G A B E 0 4 / 1 2 | S O M M E R / H E R B S T 2 0 1 2

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Von

Innsbruck

nach München

ab € 48,–

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3 saison

StiCHWort

RÜCKBLICKim Jahr 2011 ging der theaLPs award an „rocksresort“ aus Laax im schweizerischen Graubünden: Mit einem für die schweiz neuartigen Verkaufskonzept werden dort „kalte Betten“, also wenig genutzte Zweit-wohnsitze, vermieden. Realisiert wurden 160 möblierte Wohnungen aus natürlichen und nachhaltigen Materialien. Das Resort umfasst zudem 75 Hotelzimmer, 14 shops und sechs gastronomische Betriebe.

www.rocksresort.com

URLAUB AM BAUERNHOFÖsterreichweit gibt es 2.660 landwirtschaftliche Be-triebe, die sich unter der Dachmarke Urlaub am Bau-ernhof (UaB) ein zweites, touristisches standbein aufgebaut haben. Der Verein wurde vor 21 Jahren gegründet und konnte für die Mitgliedsbetriebe schö-ne Erfolge verbuchen. Die Durchschnittspreise für die Zimmer konnten um über 100 Prozent gesteigert werden, der Umsatz pro Bett erhöhte sich um knapp 150 Prozent. Jeder zweite Gast ist Wiederkehrer. Mit 60 Prozent stammen die meisten Bauernhofurlauber aus Deutschland, 30 Prozent sind Österreicher.

„Der Tourismus spielt eine große Rolle in der Erhaltung und Weiterentwicklung unseres sensiblen und wertvollen Lebens- und Erholungsraums Alpen. Dieser Verantwortung müssen sich alle Touristiker im Alpenraum gleicher -maßen stellen.“ JOSEF MARGREITER, Geschäftsführer der

Tirol Werbung

„Es wird immer so dargestellt, als wäre der Eigenvertrieb zum Nulltarif zu haben. Online-Marketing ist sehr kostenintensiv und aufwändig. Wir nehmen den Hoteliers sehr viel Arbeit ab.“ ANJA KLEIN, sprecherin von HRs

„Eine Dachmarke braucht ihr eigenes Budget. Ohne das geht es nicht.“MARTIN EBSTER, Geschäftsführer des

TVB st. anton am arlberg

DIE TOP 5 DER INTERNATIONALEN BUCHUNGSPLATTFORMEN• Priceline inc. mit den Plattformen

Priceline.com, Booking.com, agoda.com• Expedia mit Expedia.com, Venere.com und

Hotels.com• sabre-Group mit Travelocity.com und

Lastminute.com• orbitz mit orbitz.com, Ebookers.com, Hotel-

club.com, Ratestog.com und asia-Hotels.com• HRs mit Hrs.de, Tiscover.com und Hotel.de

SO WERDEN HOTELS IM DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM GEBUCHT

Telefon 24,1 %E-Mail 19,7 %online-Buchungsportal 18,9 %Formular auf Hotel-Website 8,4 %Walk-ins 5,7 %Echtzeitbuchungen auf der Hotel-Website 5,5 %

Reiseveranstalter/Reise-büros 4,9 %

Brief/Fax 4,3 %

QUELLE: ÖHV 2012

DIE theALPS-

REGIONEN• Bayern

• Graubünden• Rhône-alpes

• salzburger Land• südtirol

• Tirol• Trentino

• Vorarlberg• Wallis

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Tirol gewinnt bei Olympia

B ereits wenige Tage nach dem Ende

der olympischen spiele in London

dürfen wir aus Tiroler sicht ein posi-

tives Fazit ziehen. Denn der auftritt

der Regionen innsbruck, Kitzbüheler alpen, ischgl und

Zillertal unter dem Dach der Marke Tirol als Partner des

Österreichischen olympischen Comité im Rahmen der

olympischen sommerspiele von London 2012 war ein

voller Erfolg. Bis zu 3.500 zahlende Besucher dräng-

ten sich in spitzenzeiten vor dem austria House Tirol

im „alpine Garden“ – auch zweistündige Wartezeiten

wurden in Kauf genommen. Zudem berichteten Medien

und TV-stationen aus aller Welt über den gebündelten

standortaufritt Tirols. Und auch die Kontakte, die Tiroler

Partner in der britischen Metropole knüpfen und vertie-

fen konnten, sind enorm viel wert. Denn zu Recht gilt

London heute als wichtigster Dreh- und angelpunkt für

Reiseveranstalter, um Gäste aus den Überseemärkten

nach Europa zu bringen.

Erfolgsformel. nicht alle haben an die Erfolgsformel

„sportveranstaltung nr.1 weltweit triff t sportland nr.1 der

alpen“ von Beginn an geglaubt. Das positive Resümee der

Tirol-Partner im austria House Tirol und das nun plötzlich

stark entfl ammte interesse anderer Bundesländer und

Destinationen an einer ähnlichen Partnerschaft rund um

die olympischen Winterspiele in sotschi 2014 bestätigen

aber den Tiroler Weg. Das austria House Tirol entwickelte

sich dank alpiner Gastlichkeit schnell zu einem der belieb-

testen nationenhäuser in London. Britische Journalisten

wählten das austria House Tirol unter die Top drei der na-

tionenhäuser dieser sommerspiele und eine ganze Reihe

internationaler Medienvertreter berichteten regelmäßig

über die einzigartige stimmung bei den Tirolern. Zum

„Tirol snow Day“ verwandelte sich das austria House Tirol

beispielsweise kurzerhand in eine Winterlandschaft. Dicht

gedrängt erlebten hunderte Besucher mitten im hoch-

sommerlichen London eine echte Tiroler après-ski-Party.

Und wer dabei auf den Geschmack kam, konnte sich im

Foyer direkt bei den einzelnen Destinationen nach den

aktuellen Urlaubsangeboten erkundigen. Zudem nutzen

auch viele TV-stationen unter anderem aus England, Usa,

Frankreich, Russland, australien, Japan und Kanada sowie

Wettermoderatoren aus Deutschland und Österreich die

Tirol-Events für quotenträchtige Tirol-Berichterstattun-

gen direkt aus dem Herzen Londons. in Kooperation mit

der standortagentur Tirol präsentierte sich Tirol auch als

innovativer Forschungsplatz. Der Flughafen innsbruck

nutzte die Bühne der olympischen sommerspiele wie-

derum, um sein netzwerk am wichtigsten Europa-Hub

zu pfl egen, aber auch für Wirtschaftspartner wie Dop-

pelmayr stand der ausbau des internationalen netzwerks

im Vordergrund.

Einmal mehr zeigte sich in London die internati-

onale Zugkraft der Marke Tirol. in nur wenigen Tagen

etablierte sich der „alpine Garden“ vor dem altehrwürdi-

gen Trinity House in absoluter nähe zur Tower Bridge als

Toplocation und zu Recht zeigten sich die Besucher von

der Tiroler Gastfreundschaft, der perfekten Dienstleistung

vor ort und dem alpinen Flair begeistert. Die Emotion

der Tiroler Gastgeber kam so in tausendfacher Weise

zurück. Und wieder einmal bestätigte sich auch, dass

große Veranstaltungen das beste Training für gelungene

Kooperationen sind. Perfekt arbeiteten die Partner in

London zusammen, die stimmung übertrug sich auf die

Besucher und es darf uns gemeinsam freuen, dass das

Teamwork am Ende viele Früchte erntete.

Es bleibt die Erkenntnis, dass Tirol auch in einem

hochkonzentrierten internationalen Wettbewerbsumfeld

einen öff entlichkeitswirksamen spitzenplatz belegen

kann. Und es liegt auf der Hand, dass wir die große

olympische Tradition unseres Landes weiterhin nützen

sollten, um bei den kommenden olympischen spielen

in sotschi 2014 ganz vorne mit dabei zu sein. Denn ein

starker gebündelter standortauftritt Tirols in Kooperation

mit starken Regionen und industriepartnern direkt bei den

kommenden Winterspielen in Russland ist im wahrsten

sinne des Wortes Gold wert. ×

EDiToRiaL

J o s EF M a R G R Ei T ER , D i R EK To R T i R o L W ER B U n G

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saison

editorial

„Das positive Resümee der Tirol-Partner im Austria House Tirol und das nun plötzlich stark entflammte Interesse anderer Bundeslän-der und Destinationen an ei-ner ähnlichen Partnerschaft rund um die olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 bestätigen den Tiroler Weg.“

„Einmal mehr zeigte sich in London die internationale Zugkraft der Marke Tirol. In nur wenigen Tagen etablier-te sich der „Alpine Garden“ vor dem altehrwürdigen Trinity House in absoluter Nähe zur Tower Bridge als Toplocation.“

„Es bleibt die Erkenntnis, dass Tirol auch in einem hochkon-zentrierten internationalen Wettbewerbsumfeld einen öf-fentlichkeitswirksamen Spit-zenplatz belegen kann. Und es liegt auf der Hand, dass wir die große olympische Tradition unseres Landes weiterhin nützen sollten.“

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7 SAISON

INHALT

IMPRESSUMSAISON – Tourismusmagazin, Nr. 4/2012 (64. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steff en Arora, Mag. Sonja Kainz, Rudolf Kanduth, Daniel Naschberger, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • COVERFOTO: Fotolia • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografi k.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, [email protected] • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 60 20, Fax DW -20, [email protected] GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten

THEMA: THE ALPS

8Plattform für den AlpentourismusAm 13. und 14. September tre� en sich Vertreter der Alpen-regionen in Innsbruck.

12Eine Idee überwindet Grenzen2013 wird die Fachveranstaltung theALPS in Rhône-Alpes stattfi nden.

14Kooperation in den BergenVor 40 Jahren wurde die Arge Alp gegründet. Eine europäische Makro-region ist nun der nächste Schritt.

18Berge ohne GrenzenWo Zusammenarbeit konkreten Nutzen bringt, funktioniert sie schon sehr gut.

20Vom Freund zum Feind?Die Macht der Buchungsplattformen wird zunehmend mit Sorge betrachtet.

24 „Online-Marketing ist aufwändig“HRS-Sprecherin Anja Klein im Interview

26Die ÖHV für die KleinenLobbying für die Vermieter hat sich der Verein der Alpinen Gastgeber auf die Fahnen geschrieben.

MAGAZIN

30London 2012: Gold für TirolDer Auftritt Tirols bei den Olympi-schen Spielen war ein voller Erfolg.

34Der Bergwinter bietet mehrDie neue Winterkampagne der Tirol Werbung fasst erstmals alle Urlaubs-themen unter einem Motto zusammen.

36 BergbegeistertReisemarkt Tschechien im Porträt

38Urlaub mit KarteDestinationskarten wie die „Piller-seeTal Card“ liegen im Trend.

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40„Tirol ist für Radfahrer sehr speziell“ Warum Toursieger Jan Ullrich Trai-ningslager im Ötztal veranstaltet

42Wer haftet im Fall des Falles?Single Trails & Funparks als versiche-rungsrechtliche Herausforderung

44Kunst und DemokratieNeue künstlerische Metamorphosen in den Swarovski Kristallwelten

46„Jedes Jahr wie Weihnachten“Das Haller Literaturfestival Sprachsalz geht heuer in die zehnte Runde.

49 Kommentare

50 Nachgefragt

VOM FREUND ZUM FEIND?

PLATTFORM FÜR DEN ALPENTOURISMUS

KOOPERATION IN DEN BERGEN

„ONLINE-MARKETING IST AUF-WÄNDIG“

KUNST UND DEMOKRATIE

LONDON 2012: GOLD FÜR TIROL

„TIROL IST FÜR RADFAHRER

SEHR SPEZIELL“

VOM FREUND ZUM FEIND?

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8 SAISON

THE ALPS

E in Handelsraum, ein Sym-

posium und ein Award: Das

sind die Zutaten der Fachver-

anstaltung theALPS, die zum zweiten Mal

in Innsbruck stattfi ndet. Tourismusprofi s

aus Bayern, Graubünden, Rhône-Alpes,

Salzburger Land, Südtirol, Tirol, Trentino,

Vorarlberg und Wallis sowie internationale

Vertriebspartner und Medienvertreter tref-

fen sich in der Neuen Messe Innsbruck. Der

Zweck: Networking, Weiterbildung, neue

Impulse sammeln. Dem etwas holprigen

Start vom letzten Jahr folgt nun die opti-

mierte Version. „Wir wurden sowohl von

unseren theALPS-Partnern als auch von

den teilnehmenden alpinen Touristikern

und internationalen Vertriebspartnern

darin bestätigt, den gewählten Weg fort-

zuschreiben. Aber wir bekamen natürlich

auch einige wertvolle Anregungen, die wir

in die Planung der zweiten Veranstaltung

bereits einfl ießen lassen konnten“, berich-

tet Josef Margreiter, Geschäftsführer der

Tirol Werbung.

Gestra� tes Programm. Im ver-

gangenen Jahr dauerte die Veranstaltung

noch drei Tage, heuer will man mit zwei

auskommen. „Wir haben die Veranstaltung

auf vielfachen Wunsch hin zeitlich ge-

stra� t. Wir bieten in diesem Jahr ein kom-

paktes Eineinhalbtagesprogramm“, erzählt

Margreiter. Auch die Teilnahmegebühren

wurden moderat gesenkt, Gruppenan-

meldungen sind heuer ebenfalls möglich.

Alles in allem sei die Veranstaltung mit

„Der theALPS Award ist vor allem auch Impulsgeber, er stellt die Speerspitzen unserer alpinen Tourismuswirtschaft ins Rampenlicht.“ JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG

Plattform für den AlpentourismusAm 13. und 14. September tre� en sich Vertreter der Alpenregionen in Innsbruck. Die Fachveranstaltung theALPS geht in die zweite Runde.

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THEALPS AWARD: DIE TOP 5

1. Explorer Hotels, Bayern 2. Naturhautnah.at, Bregenzerwald 3. Roter Hahn, Dachmarke des Südtiroler Bauernbundes4. SAMO-Card, Werfenweng/Salzburg5. Waldklause Naturhotel, Ötztal

PROGRAMM

DONNERSTAG, 13. 9. 201210.00–18.00 theALPS Handelsraum19.00–20.00 theALPS Award-Verleihunganschl. kulinarisch-kommunikatives Get-together

FREITAG, 14. 9. 201209.45–13.00 theALPS Symposium

Ort: Neue Messe InnsbruckWeitere Informationen und Anmeldung unter www.the-alps.eu

Vertriebspartnern aus mehr als 25 Quell-

märkten internationaler geworden.

Die Bausteine der Fachveranstaltung

bleiben aber die gleichen: Am ersten Tag

haben die Teilnehmer im „Handelsraum“

die Möglichkeit, neue Geschäftspartner

kennen zu lernen und Geschäfte anzu-

bahnen. An die 100 Vertriebspartner aus

aller Welt werden erwartet, darunter auch

Spezialveranstalter zu alpinen Themen,

die Kontakte zu Touristikern aus den Al-

pendestinationen knüpfen möchten. Am

Abend fi ndet die Verleihung des theALPS

Awards statt – er zeichnet herausragende

Leistungen im Tourismus aus.

Der zweite theALPS-Tag steht dann

ganz im Zeichen des fachlichen Austau-

sches von Wirtschaft und Wissenschaft:

Vorträge und Podiumsdiskussionen sollen

neue Impulse und Anregungen geben.

Nachhaltigkeit im Fokus. Wie

schon im vergangenen Jahr steht auch

die diesjährige theALPS-Fachveranstal-

tung unter einem Themenschwerpunkt:

Die Teilnehmer werden sich eingehend

mit der „Nachhaltigen Entwicklung im

Alpinen Tourismus“ beschäftigen. „Der

Tourismus spielt eine große Rolle in der

Erhaltung und Weiterentwicklung unseres

sensiblen und wertvollen Lebens- und

Erholungsraums Alpen. Dieser Verant-

wortung müssen sich alle Touristiker im

Alpenraum gleichermaßen stellen“, erklärt

Josef Margreiter die Themenwahl. So wird

Trendforscher Peter Wippermann zum

Thema „Gesellschaftliche Trends zur

Nachhaltigkeit“ referieren, Franz Fisch-

ler, Präsident des Europäischen Forums

Alpbach, spricht über „Nachhaltigkeit in

globaler Betrachtung des alpinen Rau-

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Kontaktbörse. Im theALPS-

Handelsraum tre� en alpine

Touristiker auf Vertriebspartner

aus aller Welt.

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mes“. Dr. Ümit Cali und Prof. Hubert Sil-

ler werfen schließlich einen Blick auf die

touristische Seite.

Ausgezeichnete Projekte. Um

nachhaltige Konzepte geht es auch beim

theALPS Award. Zum Leitthema „Sustaina-

ble Development in Alpine Tourism“ gab

es 33 Einreichungen aus acht Alpenregi-

onen. „Der theALPS Award ist vor allem

auch Impulsgeber, er stellt die Speerspit-

zen unserer alpinen Tourismuswirtschaft

ins Rampenlicht. Er soll natürlich auch

eine begehrte Auszeichnung für jene sein,

die sich um herausragende Leistungen

bemühen“, erklärt Margreiter.

Die eingereichten Projekte stam-

men aus allen Branchen. Hotels, Touris-

musverbände, Bergbahnen und andere

touristische Einrichtungen haben sich

um die Auszeichnung beworben. Eine

unabhängige Jury, bestehend aus Wis-

senschaftlern und touristischen Fach-

leuten, bestimmt den Sieger. Die Top 5

stehen bereits seit Anfang August fest

(siehe Kasten), der Sieger wird am 13.

September gekürt. Im vergangenen Jahr

ging der Award an das rocksresort in Laax

(Graubünden).

theALPS geht auf Reisen. theALPS

soll die Alpenregionen näher zusammen-

rücken lassen und die Nutzung von Syn-

ergien begünstigen. Um den alpenüber-

greifenden Charakter zu fördern, wird die

Fachveranstaltung „auf Wanderschaft“ ge-

hen. Im kommenden Jahr fi ndet theALPS

erstmals nicht in Innsbruck, sondern in der

französischen Partnerregion Rhône-Alpes

statt (siehe auch Seite 12) . „Das bedeutet

einen enormen Innovationsschub. So

kann sich die Veranstaltung erfolgreich

weiterentwickeln. Ich möchte allerdings

sicherstellen, dass theALPS in regelmä-

ßigen Abständen wieder nach Innsbruck

zurückkommt“, sagt Margreiter. ×

„Ich möchte sicherstellen, dass theALPS in regelmäßigen Abständen wieder nach Innsbruck zurückkommt.“ JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG

DIE VORTRAGENDEN

PROF. PETER WIPPERMANNProf. Peter Wippermann ist Gründer des Trend-büro Beratungsunternehmen für gesellschaft-lichen Wandel GmbH, Professor für Kommuni-kationsdesign an der Folkwang Universität der Künste Essen sowie Beiratsmitglied hamburg-unddesign, designxport, Nestlé Zukunftsforum sowie Markenartikel Magazin (Markenverband).

„Gesellschaftliche Trends zur Nachhaltigkeit“, 14. 9., 10.00 Uhr

DR. FRANZ FISCHLERDr. Franz Fischler war von 1995 bis 2004 Mit-glied der Europäischen Kommission und ist seit 2005 Geschäftsführer der Franz Fischler Con-sult GmbH.

„Nachhaltigkeit in globaler Betrachtung des al-pinen Raumes“, 14. 9., 10.45 Uhr

DR. ÜMIT CALIDr. Ümit Cali ist CTO des Beratungsunterneh-mens KREEN GmbH (Kempinski Renewable Energies).

„Nachhaltiges Wirtschaften im internationalen Tourismus“, 14. 9., 11.45 Uhr

PROF. HUBERT SILLERFH-Prof. Mag. Hubert Siller ist Leiter des MCI Tourismus in Innsbruck und Vorsitzender der Expertenjury aus wissenschaftlichen Vertretern und touristischen Fachmedien, die den Preisträ-ger des theALPS Award 2012 ermitteln.

„Thesen aus eingereichten Award-Projekten 2012“, 14. 9., 12.30 Uhr

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11:00 Uhr

(Dienstag, Donnerstag)„Bewertungsplattformen – haben wir Angst vor der Meinung unserer Gäste?“

Haben wir wirklich Angst vor der Meinung unserer Gäste? Tipps und Tricks aus der Praxis für den richtigen Umgang mit Gästen vor, während und nach dem Urlaub. Damit sie uns auf Holidaycheck, Tripadvisor und Konsorten nicht verreißen.

12:00 Uhr (Montag, Dienstag, Donnerstag)

„Von der Idee zur Innovation“ ein praktischer Wegweiser für touristische UnternehmenAusgehend von aktuellen Entwicklungen im Tiroler Tourismus werfen wir einen Blick in die Zukunft: demografi sche, technologische und ökologische Entwicklungen stellen uns vor neue Herausforderungen. Der Cluster Wellness Tirol, eine Innovationsplattform mit über 100 Betrie-ben, hat heuer den Wegweiser „Von der Idee zur Innovation“ veröffentlicht, der Ihrem Hotel ein Konzept in die Hand gibt, wie Sie sich zukünftig weiterentwickeln können. Diskutieren Sie mit mir und lassen Sie sich inspirieren!

14:00 Uhr(Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag)„Mit Strategien gegen den Preiskampf in der Tiroler Gastronomie und Hotellerie“

Der Druck auf den Preis in der Hotellerie und Gastronomie ist in den letzten Jahren massiv angestiegen. Einerseits sind unsere Gäste aufgrund von Billigangeboten immer sensibler und andererseits steigen die Kosten in der Branche überproportional. Erfahren Sie mehr die spannenden Ergebnisse der im Auftrag der Tiroler Wirtschaftskammer durchgeführten Preisstudien „Hotellerie & Gastronomie“. Außerdem präsentiert Helmut List zahlreiche konkrete Tipps für mehr Profi t in Ihrem Betrieb.

15:00 Uhr(Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag)„Legionellen – ein gesundheitliches und wirtschaftliches Risiko für jeden Hotelier“

• Kurzinformationen über Legionellen • Aufzeigen der gesundheitlichen, wirtschaft-lichen, juristischen und versicherungstechnischen Risiken im Zusammenhang mit Legionellen • Lösung aller aufgezählten Probleme und Risiken durch die Einführung eines einfachen, kostengünstigen Qualitätssicherungssystems

16:00 Uhr(Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag)„Energieeffi zienz im Tourismus – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil“

Verheizen Sie nicht Ihren Gewinn! Wer energieeffi zient wirtschaftet, spart bares Geld:Energieeffi zienz heißt, den gewünschten Nutzen mit möglichst geringem Energieeinsatz zu erreichen. Informieren Sie sich über Möglichkeiten im Bereich thermische Sanierung, Ener-gieversorgung, Wärmerückgewinnung und vielem mehr Geld zu sparen! Weiters erfahren Sie alles über die attraktiven Fördermöglichkeiten von Bund und Land von Energieexperten.

DI Thomas Thaler, Thaler Enterprises

Mag. Robert Ranzi, Standortagentur Tirol

Mag. (FH) Helmut List, Kohl & Partner Tourismusberatung GmbH

Dipl.-Ing. Christian Fleischer, Wellwasser GmbH

Mag. Brigitte Tassenbacher, Tassenbacher & Hinterseer GmbHDI (FH) Rainer Krißmer, Rainer Krißmer Energy Consultants

MENÜ FÜR (WISSENS)HUNGRIGEvon 17. bis 20. September

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MENÜ FÜR (WISSENS)HUNGRIGE von 17. bis 20. September

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WKT_TOU_Inserat120x280_230812.indd 1 23.08.12 13:24

„Das Spezielle ist die Mischung aus Verkaufs-plattform und Kongress“

theALPS geht in die zweite Runde. Karin Seiler-Lall, Marketingleiterin der Tirol Wer-bung und Projektleiterin der Fachveranstal-tung, im Gespräch.

S AISON: Frau Seiler-Lall, welche Idee steckt hinter der Fachveranstaltung theALPS? KARIN SEILER-

LALL: theALPS ist das Tre� en der Touristiker im

Alpenraum. Das ganze Angebot der Alpen soll jetzt und

auch in Zukunft während diesen Expertentagen konzen-

triert vorhanden sein. Bei theALPS haben Vertreter aller

Alpenregionen die Möglichkeit, Networking zu betreiben

und Fachvorträge von namhaften Referenten zu erleben.

Gerade im Tourismus ist es essenziell, Geschäftskontakte

regelmäßig persönlich zu tre� en und zu pfl egen.

Wie war das Feedback nach der ersten theALPS-Fach-messe? Nach der ersten Veranstaltung gab es kritische

Stimmen. Wir hatten technische Probleme, die einen

reibungslosen Ablauf verhindert haben. Der Großteil der

Anbieter kam außerdem aus Tirol.

Dieses Jahr ist das anders: Uns war es ein beson-

deres Anliegen, das Handelsforum als zentrale Business-

Plattform im Alpenraum zu etablieren und sehr gute Rei-

severanstalter für die Teilnahme zu gewinnen. Wir setzten

uns zum Ziel, vor allem auch Nischenveranstalter dabei

zu haben – da dies sehr interessant für die Alpenregionen

ist. Rund 100 Reiseveranstalter aus 25 Ländern haben

sich bereits angemeldet. Das sind deutlich mehr als im

vergangenen Jahr.

Was ist das Herzstück der Veranstaltung – der Handels-raum oder das Symposium? Für eine erfolgreiche Veran-

staltung sind alle Bausteine gleich wichtig. Das Spezielle

an theALPS ist die Mischung aus Verkaufsplattform und

Kongress. Das Konzept ist einzigartig im Alpenraum und

wird von den Partner-Regionen gut angenommen. Für

manche Regionen sind das Symposium und der Award

wichtiger, für andere ist das Handelsforum ein Muss.

Wenn man das Konzept in den nächsten Jahren so wei-

terverfolgt und im Markt etabliert, wird es auch gerade

aufgrund dieser Mischung erfolgreich sein.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Regelmäßiges, persönliches Net-working im Alpen-raum ist essenziell.“

KARIN SEILER-LALL, MARKETING-LEITERIN DER TIROL WERBUNG

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12 SAISON

THE ALPS

D ie Freude stand den Ver-

antwortlichen ins Gesicht

geschrieben, als Mitte Juli

2012 in Lyon erstmals das in Tirol gebo-

rene theALPS-Konzept vor französischen

Medienvertretern präsentiert wurde. Josef

Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Wer-

bung und zugleich treibende Kraft hinter

der theALPS-Idee, stellte zusammen mit

Marc Béchet, dem Direktor der Region

Rhône-Alpes, die wichtigsten Grundsätze

des Verbunds der alpinen Tourismusregio-

nen und ihres gemeinsamen Engagements

zur nachhaltigen Entwicklung und Stär-

kung des Alpentourismus vor. Die Region

Rhône-Alpes wird im kommenden Jahr

nämlich erstmals Gastgeber von theALPS

sein, das bisher in Innsbruck stattfand. Als

nächtigungsstärkste Region der Alpen

bietet sich das ostfranzösische Departe-

ment als Gastgeber förmlich an. Es wird

eine echte Premiere, denn bislang fand

das Messe- und Netzwerkformat theALPS

in Innsbruck statt. Am 13. und 14. Septem-

ber stehen in der Neuen Messe Innsbruck

ein hochkarätig besetztes Symposium, die

Award-Verleihung sowie der Handelsraum

am Programm.

Vereinte Kräfte. Mit dem Schritt über

die Grenzen Tirols hinaus erklimmt theALPS

zugleich die nächste Stufe im Entwick-

lungsprozess. Der Verbund der alpinen

Tourismusregionen wurde als Idee schon

vor Jahren in Tirol geboren. Die heimi-

schen Touristiker haben erkannt, dass die

Zukunft des alpinen Tourismus Herausfor-

derungen bereithält, die nur mit vereinten

Kräften bewältigt werden können. Die

gemeinsame Suche nach Synergien statt

Konkurrenzdenken war die Devise. Dieser

Umdenkprozess bedurfte allerdings langer

Überzeugungsarbeit, bevor im September

2010 der vielbeachtete theALPS-Prolog in

Innsbruck über die Bühne ging. Führende

Politiker aus dem Alpenraum haben zu

diesem Anlass das „Innsbrucker Manifest

des Alpenraums zur tourismuspolitischen

Zusammenarbeit im Alpentourismus“ un-

terzeichnet.

Dieses Manifest ist zugleich eine

Absichtserklärung und ein Bekenntnis zur

verstärkten Zusammenarbeit, wie es auch

in einer Kernpassage festgehalten ist. Dort

heißt es unter anderem: „Wir fertigen dieses

Manifest im Bewusstsein unserer gemein-

samen Stärke und im Vertrauen auf eine

gelebte Solidarität in Kernfragen, die uns

alle berühren und nur gemeinsam erfolg-

reich beantwortet werden können.“

Mit dem Schritt nach Frankreich

wird nun erstmals praktisch umgesetzt,

was theoretisch längst beschlossen

wurde. „Wir freuen uns sehr, dass Rhône-

Alpes die Chancen von theALPS erkennt

und 2013 die Gastgeberrolle übernehmen

wird“, erklärt dazu Josef Margreiter, „für

mich beweist das, dass Marc Béchet und

Eine Idee überwindet GrenzenWas als zartes Pfl änzchen in Tirol begann, erobert den Alpen-raum. 2013 wird theALPS erstmals in Frankreich stattfi nden. Damit ergreift die nächtigungsstärkste Tourismusregion der Alpen die Chance, die touristische Fachveranstaltung als erste Partnerregion außerhalb Tirols auszutragen.

VON RUDOLF K ANDU TH

Die nächti-gungsstärkste Tourismusregion der Alpen, Rhône-Alpes (im Bild die Hauptstadt Lyon), ergreift die Chance, die in Tirol geborene Fachveranstaltung 2013 als erste the-ALPS-Partnerregion auszutragen.

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13

sein Team sowie alle Tourismusverant-

wortlichen der Region nicht nur weitsich-

tig sind, sondern auch über die Grenzen

denken und in Innovationen investieren.“

Béchet wiederum verspricht sich mit der

Ausrichtung der Fachveranstaltung 2013

einen Innovationsschub für seine Regi-

on: „Rhône-Alpes freut sich sehr über die

Partnerschaft mit dem theALPS-Netz-

werk, da diese eine wertvolle Chance zum

Austausch touristischer Erfahrungen mit

den europäischen Alpenregionen bietet.

Ich bin überzeugt, dass wir mit vereinten

Kräften das touristische Aufkommen im

Winter wie im Sommer steigern können.

Diese Partnerschaft verspricht reichen

Austausch an Erfahrung, Know-how und

Innovation.“

Gründung eines Dachverban-des. Mit der Internationalisierung des

alpinen Tourismusverbundes soll auch

eine Institutionalisierung der bisher losen

Kooperation einhergehen. Die einzelnen

theALPS-Partnerregionen Bayern, Grau-

bünden, Rhône-Alpes, Salzburger Land,

Südtirol, Tirol, Trentino, Vorarlberg und

Wallis wollen ihre Zusammenarbeit in

einem gemeinsamen Verein fortführen,

sodass sie auch formal als Einheit auftreten.

Daher wird die Gründung des Dachvereins

einer der nächsten Schritte innerhalb des

Verbundes sein, wie Margreiter erklärt.

Den Schritt der Vereinsgründung

begrüßt auch Urs Zenhäusern, Direktor

von Wallis Tourismus: „Diese Institutio-

nalisierung ist wichtig, um professioneller

und e� ektiver zu werden.“ Für Zenhäusern

ist der alpine Tourismusverbund der einzig

richtige Weg für die Zukunft: „Wir wollen

und müssen in den Alpen zusammenrü-

cken. Denn unsere maßgebliche Konkur-

renz ist nicht in Tirol oder Graubünden,

unsere wahre Konkurrenz sind die Strand-

destinationen und Fernreiseziele.“ Dass

theALPS künftig nicht mehr nur in Tirol

auftritt, begrüßt Zenhäusern ebenfalls:

„Diese Zirkulation ist für den Event sehr

wichtig, damit er nicht mehr nur in Tirol,

sondern im gesamten Alpenraum wahr-

genommen wird. Wir wünschen uns, auch

bald als Gastgeber auftreten zu können.“

Neue Chancen. Die Zusammenarbeit

der theALPS-Partner wird künftig nicht

nur im Marketing und der gemeinsamen

Ö� entlichkeitsarbeit, sondern auch in den

Bereichen Wissenschaft und Forschung

verstärkt. Mittels gemeinsam in Auftrag

gegebener Studien wollen die Partner

bessere Entscheidungsgrundlagen für die

zukünftige Angebotsentwicklung erhal-

ten. Denn ein Thema, das alle Alpenregi-

onen gleichermaßen herausfordern wird,

ist etwa der sich abzeichnende Wandel im

alpinen Wintertourismus. Aber auch die

gemeinsame Positionierung des alpinen

Sommerangebots, bei dem die Alpenre-

gionen vor allem mit nicht-alpinen Des-

tinationen in direkter Konkurrenz stehen,

bedarf einer akkordierten Herangehens-

weise, die über den theALPS-Verbund

gegeben ist. ×

AUSZUG AUS DEM theALPS-MANIFEST„Wir fertigen dieses Manifest im Be-wusstsein unserer gemeinsamen Stär-ke und im Vertrauen auf eine gelebte Solidarität in Kernfragen, die uns alle berühren und nur gemeinsam erfolg-reich beantwortet werden können. Wir wollen den Alpenraum als wichtigstes Reiseziel Europas erhalten. Ohne unse-re jeweiligen Besonderheiten oder den konstruktiven, fairen Wettbewerb unter-einander zu relativieren, wollen wir Ko-operationen zum gemeinsamen Vorteil pfl egen und den Alpenraum als Tou-rismusdestination insgesamt zukunfts-fähig halten. Diese Plattform bietet die Möglichkeit, touristischen Themen, die über regionale bzw. nationale Anliegen hinausgehen, Gewicht und Stimme zu geben, und kann Keimzelle einer zu-künftigen Makroregion Alpenraum sein.“

„Ich bin überzeugt, dass wir mit vereinten Kräften das touristische Aufkommen im Winter wie im Sommer steigern können.“MARC BÉCHET, DIREKTOR DER REGION RHÔNE-ALPES

theALPS-Mitinitiator Josef Margreiter mit Marc Béchet, Direktor der Region Rhône-Alpes (r.), die 2013 theALPS als erste Partnerregion austragen wird.

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Page 14: Saison 4 2012

14 SAISON

THE ALPS

A ls Günther Platter am 29.

Juni 2012 in Bad Ragaz

das Wort ergri� , war er

hörbar euphorisiert. Das lag einerseits

am Inhalt, andererseits aber auch am

Grund der Rede, die der Tiroler Landes-

hauptmann am Ende der Regierungschef-

konferenz der Arge Alp in der Schweizer

5.300-Seelen-Gemeinde hielt. An diesem

Tag hatte Platter nämlich für Tirol turnus-

mäßig den Vorsitz in der Arbeitsgemein-

schaft Alpenländer vom Kanton St. Gallen

übernommen. Bis Mitte des Jahres 2013

wird man nun diese prominente Position

innehaben.

Damit schließt sich ein Kreis, denn

Tirol führt den Vorsitz nun im 40. Jahr des

Bestehens der Arge Alp, die im Oktober

1972 in Mösern aus der Taufe gehoben

wurde. Der ehemalige Landeshauptmann

Eduard Wallnöfer hatte damals zur Grün-

dungssitzung dieser zu jener Zeit einzig-

artigen Institution nach Tirol geladen.

Die Arbeitsgemeinschaft war einer

der frühen Schritte zur grenzübergreifen-

den Zusammenarbeit im Alpenraum und

europaweit die erste Form der instituti-

onalisierten, multilateralen und vor allen

Dingen regionalen Kooperation. In einer

Zeit, als sich die Europäische Gemeinschaft

gerade erst zu entfalten begann und Ös-

terreich noch über zwei Jahrzehnte von

der EU-Mitgliedschaft entfernt war, be-

schlossen zehn Länder, Provinzen, Regio-

nen und Kantone der Staaten Österreich,

Deutschland, Italien und Schweiz, sich

dauerhaft mit gemeinsamen Problemen

und Anliegen des Alpenraumes – insbe-

sondere auf ökologischem, kulturellem,

sozialem und wirtschaftlichem Gebiet – zu

beschäftigen. Die Arge setzte sich zum Ziel,

das gegenseitige Verständnis der Völker im

Alpenraum zu fördern und das Bewusst-

sein der gemeinsamen Verantwortung für

den alpinen Lebensraum zu stärken.

„Sowohl unter dem historischen,

geografi schen, wirtschaftlichen und öko-

logischen als auch unter dem gesellschaft-

lichen Gesichtspunkt haben die Wechsel-

beziehungen zwischen den Alpenländern

stets eine wesentliche Rolle gespielt. Die

großräumige regionale Zusammenarbeit

im Alpenraum hat also eine lange Tradi tion“,

betonte Günther Platter im Zuge seiner

Rede in Bad Ragaz und bezeichnete die

Gründung der Arge Alp retrospektiv als „Ge-

niestreich“. Immerhin sei diese Initiative von

den Außenministern der beteiligten Staaten

sehr argwöhnisch verfolgt und beinahe als

„Revolution der Provinz“ beurteilt worden.

Heute hingegen sei die selbstständige

grenzübergreifende Zusammenarbeit der

Regionen ohne Einbeziehung der Institu-

Kooperation in den BergentheALPS bildet die erste touristische Koope-ration im Alpenraum. Überregionale Zusam-menarbeit an sich ist nichts Neues. Mit der Gründung der Arge Alp vor 40 Jahren wurde die alpine Kooperation auf eine neue Stufe gestellt. Die Initialisierung einer makroregi-onalen Strategie für die Alpen soll nun den nächsten großen Schritt nach vorne bringen.

VON DANIEL NA SCHBERG ER

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Page 15: Saison 4 2012

15

tionen der Zentralstaaten laut Platter eine

Selbstverständlichkeit, die politische und

fi nanzielle Förderung derartiger Maßnah-

men durch die EU ein Beleg dafür.

Neue Strategie im Alpenraum. Das brachte den Tiroler Landeshaupt-

mann auf einen weiteren Punkt und zur

Verwendung eines Begri� es, der in der

Regionalpolitik der Europäischen Union

seit einigen Jahren in aller Munde ist –

makroregionale Strategie.

Was nach einem weiteren relativ

sperrigen Wort aus dem Sprachgebrauch

der EU klingen mag, ist im Grunde eine

weitere Initiative der Union, die großen,

grenzüberschreitenden Gebieten ohne

feste politische Grenzen – wie eben den

Alpen – bei der Wahrnehmung gemein-

samer Interessen sowie der Bewältigung

gemeinsamer Herausforderungen helfen

soll. Bislang wurden zwei dieser sogenann-

ten Makroregionen defi niert: im Jahr 2009

durch die europäische Ostseestrategie und

2010 mit der Strategie der Europäischen

Union für die Donauregion.

Wenn es nach der Arge Alp geht, soll

es eine derartige makroregionale Strategie

künftig auch für den Alpenraum geben.

„Sie soll die territoriale Zusammenarbeit

über das bisherige Maß hinaus stärken

und einen Mehrwert gegenüber einzelnen

Maßnahmen der Staaten und Regionen

bringen“, so Platter.

Schon vor über einem Jahr gri� en

die Regierungschefs der Arge Alp bei ei-

ner Konferenz in Zell am See die aktuelle

Entwicklung der Herausbildung von Mak-

roregionen auf und legten den Grundstein

für die Scha� ung einer makroregionalen

Strategie für den Alpenraum. Bei der al-

penpolitischen Konferenz, die im Novem-

ber 2011 in Brüssel stattfand, wurde eine

Projektgruppe mit der Erarbeitung eines

Initiativpapiers beauftragt – ebenjenes

Papier wurde schließlich diesen Juni in

Bad Ragaz von den Vertretern der Arge-

Mitglieder unter dem Namen „Die Alpen

– Innovation und Wirtschaftskraft in einer

intakten Umwelt“ verabschiedet. Mit dem

Initiativpapier soll aufgezeigt werden, in

welchen Themenfeldern gemeinsame

regionale Anstrengungen durch passende

Konzepte einen deutlichen Vorteil gegen-

über einzelstaatlichen Lösungen bieten

könnten.

Für Landeshauptmann Platter liegen

die Gründe, die für die Scha� ung einer

alpinen Makroregion sprechen, auf der

Hand: „Der Alpenraum mit seinen über

50 Millionen Einwohnern ist ein äußerst

wichtiger europäischer Wirtschaftsraum.

Zentrales Ziel einer europäischen Strategie

für den Alpenraum muss es sein, Innovation

und Wettbewerbsfähigkeit in dieser pros-

perierenden Region weiter zu fördern und

auszubauen.“ Weitere Säulen der Alpenstra-

tegie bilden die Themen Wasser, Energie,

Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und

Klima sowie die Entwicklung von Lösungs-

ansätzen bezüglich der Zunahme des al-

penquerenden Verkehrs und der Anbindung

der schwer zugänglichen Bergregionen.

„Zentrales Ziel einer europäischen Strategie für den Alpenraum muss es sein, Innovation und Wettbe-werbsfähigkeit in dieser prosperie-renden Region weiter zu fördern und auszubauen.“GÜNTHER PLATTER, LANDESHAUPTMANN VON TIROL

KOOPERATIONEN IM ALPENRAUM: WAS IST WAS?

ARGE ALPDie Arbeitsgemeinschaft Alpenländer wurde am 12. Oktober 1972 im kleinen Tiroler Ort Mösern nahe Seefeld ins Leben gerufen. Sie hat sich das Ziel gesetzt, gemeinsame Anliegen und Problemstellungen auf ökologischem, kulturellem, sozialem und wirtschaftlichem Gebiet zu behandeln. Das gegenseitige Verständnis der Völker im Alpenraum und das Bewusstsein der kollektiven Verantwortung dem gemeinsamen al-pinen Lebensraum gegenüber sollen gestärkt werden.

www.argealp.org

CIPRADie Internationale Alpenschutzkommission CIPRA (Commission Inter-nationale pour la Protection des Alpes) ist eine nichtstaatliche Dach-organisation von über 100 Organisationen aus dem gesamten Alpen-raum und wurde bereits 1952 aus der Taufe gehoben. Sie setzt sich seit über einem halben Jahrhundert für eine nachhaltige Entwicklung in den Alpen ein und hat nationale Vertretungen in allen Alpenländern sowie eine regionale Vertretung in Südtirol.

www.cipra.org

ALLIANZ IN DEN ALPENAllianz in den Alpen ist ein 1997 gegründeter Zusammenschluss von Ge-meinden und Regionen aus sieben Staaten des Alpenraums. Die Mitglie-der haben das Ziel, gemeinsam mit ihren Bürgern den alpinen Lebens-raum zukunftsfähig zu entwickeln. Grundlage und Leitfaden für eine nachhaltige Entwicklung ist die Alpenkonvention.

www.alpenallianz.org

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DIA

Page 16: Saison 4 2012

16

S AISON: Herr Onida, 1991 wurde die Alpenkonvention von acht Alpen-staaten sowie der EU unterzeich-

net. Was waren die Beweggründe für die Initialisierung dieses völkerrechtlich bindenden Vertrages? MARCO ONIDA:

Die Vertreter der Alpenanrainerstaaten

hatten erkannt, dass sie die Probleme

der Alpen nicht allein lösen können, son-

dern nur in Kooperation. Man brauchte

einen größeren Rahmen für die Lösung

großer Probleme, etwa in den Bereichen

Verkehr, Wassermanagement oder auch

Tourismus. Die Idee war, verstärkt zusam-

menzuarbeiten, um die Entwicklungspo-

tenziale der Alpen besser zu nutzen. Das

Ziel der Alpenkonvention ist primär, eine

Abwanderung der Menschen aus den

Alpen zu verhindern.

Welche Ziele verfolgt die Alpenkon-vention im touristischen Bereich? Ihr

Hauptziel ist der Ausgleich zwischen

Umweltschutz und wirtschaftlicher Ent-

wicklung. Ein weiterer wichtiger Aspekt

ist die Arbeit der Menschen in den Alpen.

Noch vor einhundert Jahren haben sie nur

von der Landwirtschaft und vom Bergbau

gelebt, heute spielt der Tourismus eine

wesentliche Rolle als Erwerbsgrundlage

und daher ist nachhaltiger Tourismus ein

Ziel der Alpenkonvention.

Wie sieht es in puncto nachhaltigem Tourismus in Tirol aus? In Tirol sind unter-

schiedliche Situationen vorzufi nden. Auf

der einen Seite gibt es Dörfer und Täler,

die schon lange in nachhaltigen Tourismus

investieren – nicht nur von einem Umwelt-

standpunkt aus gesehen, sondern auch weil

man dort nicht nur auf Massentourismus

setzt. Doch dann gibt es noch die andere

Seite: Es ist garantiert nicht nachhaltig, wenn

in manchen Orten Menschen aus diversen

Ländern nur für einige Wintermonate auf

Urlaub oder auch zum Arbeiten kommen

und kurze Zeit darauf alle Hotels wieder

geschlossen sind. Wir brauchen nachhaltig

arbeitende Kommunen, die das ganze Jahr

über touristisch etwas bieten können.

Kann man dem Tourismus überhaupt Re-geln auferlegen? Ja und nein. Denn Tou-

rismus ist eine wirtschaftliche Aktivität. Im

Tourismusprotokoll der Alpenkonvention

steht, dass der gesamte Tourismus besser

über die Alpen verteilt werden sollte. Es gibt

Dörfer, die saisonal aus allen Nähten plat-

zen, in manchen Tälern ist dafür fast nichts

los. Aber wie soll man das regeln? Man kann

ja keinem Touristen vorschreiben, wohin er

im Urlaub zu fahren hat. Man könnte höchs-

tens eine Obergrenze für Hotels und Betten

einführen, das wäre gesetzlich möglich.

Tourismus ist ein wichtiger Faktor in den

Alpen, aber eine politische Kooperation in

diesem Bereich zu erreichen, ist mehr als

schwierig. Im gesamten Alpenterritorium

herrscht touristischer Konkurrenzkampf,

allein jener zwischen Nord- und Südtirol

ist unglaublich groß. Das gereicht dem

Alpenraum zum Nachteil.

Worin sehen Sie bisher – im Bezug auf Tirol – die größten Erfolge der Alpenkon-vention, wo besteht noch Aufholbedarf? Ein großer Erfolg sind etwa – nicht nur in

Tirol – die Bergsteigerdörfer, eine Vernet-

zung von Gemeinden, die zusammen ein

kulturelles Tourismusangebot und attraktive

Erholungsmöglichkeiten anbieten. Aufhol-

bedarf besteht besonders in den Bereichen

Verkehr, Energie und Tourismus. Man muss

eine Grenze zum Massentourismus setzen,

die ständige Erschließung neuer Skigebiete

erachte ich als nicht sinnvoll. Tirol verfügt

über genug Energie und verkauft sie sogar.

Es ist nicht notwendig, die letzten Was-

serressourcen in den Alpen auch noch zu

nutzen und neue Kraftwerke zu bauen. Der

Verkehr ist eine komplizierte Geschichte: Ti-

rol ist Opfer des Transits, hat sich aber mit

seinen Alleingängen nicht sehr gut verkauft.

Für das sektorale Fahrverbot wurde Öster-

reich von der EU verurteilt. Tirol hat das

durchgezogen, ohne es vorher innerhalb

der Alpenkonvention zu diskutieren.

Was erwarten Sie sich von einer makrore-gionalen Strategie für den Alpenraum? Ich

muss das Ganze schon hinterfragen, denn

so eine Strategie ist nichts Neues – es gibt

sie schon seit über 20 Jahren in Form der Al-

penkonvention. Der einzige Unterschied ist

das Territorium, da sich die Konvention nur

auf das Gebirge an sich bezieht, die Makro-

region hingegen würde die beteiligten Regi-

onen über ihren Anteil an den Alpen hinaus

erfassen. Das ist für mich ein Widerspruch:

Mit einer derartigen Strategie will die EU zur

Problemlösung in Teilen Europas mit den-

selben Charakteristika beitragen. Was aber

haben Mailand und München, Venedig und

Straßburg gemeinsam, außer dass sie große

Städte sind? Im direkten Alpenraum sind

die Gemeinsamkeiten klarer zu defi nieren,

deshalb ist eine makroregionale Strategie

für die Alpen meiner Meinung nach die

Alpenkonvention.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Tourismus ist ein wichtiger Faktor in den Alpen, aber eine Kooperation in diesem Be-reich zu erreichen, ist mehr als schwierig.“MARCO ONIDA, GENERALSEKRETÄR DER ALPEN-KONVENTION, WWW.ALPCONV.ORG

„Makroregionale Strategie ist nichts Neues“

Vor mehr als 20 Jahren wurde mit der Alpenkonvention ein völkerrechtlicher Vertrag über den umfas-senden Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Alpen initiiert, das Ständige Sekretariat befi ndet sich seitdem in Innsbruck. Im Interview spricht Marco Onida, Generalsekretär der Alpenkonvention, über den Vertrag, nachhaltigen Tourismus und die Makroregion Alpen.

Page 17: Saison 4 2012

17

Mo, 17. September ab 9 Uhr. Auf der FAFGA in Innsbruck.

Lasst euch das Kochfestival des Jah-res nicht entgehen. Live on stage: Alle Sieger der Bundesländer Quali-fyings – mit ihren besten Küchenhits. Seid dabei, wenn die größten Nach-wuchstalente unter Österreichs Koch-lehrlingen gekürt werden. Wir freuen uns auf zahlreiche Fans!

Mehr Infos unter: www.bigcookingcontest.at

2012Rock the kitchen!

Das Finale. LIVE!

Ein weiterer Meilenstein zur Scha� ung einer

Makroregion Alpen ist für den 12. Oktober 2012 – also

exakt 40 Jahre nach der Gründung der Arge Alp – bei

der Konferenz der Alpenstaaten und Alpenregionen in

Innsbruck vorgesehen. Dann nämlich soll die politische

Initiative der Alpenländer unter der Teilnahme von EU-

Regionalkommissar Johannes Hahn auf die staatliche

und die europäische Ebene gehoben werden. Auf Ba-

sis des Initiativpapiers sollen die jeweiligen nationalen

Regierungen der Arge-Alp-Regionen für das Projekt

Makroregion Alpen gewonnen werden, um sich bei den

zuständigen EU-Institutionen entsprechend Gehör zu

verscha� en.

Tourismus soll profi tieren. Doch nicht nur

die Arge Alp allein macht sich für eine Makroregion

stark, so setzen etwa auch das Alpenraumprogramm,

die französische Region Rhône-Alpes oder die Al-

penkonvention Initiativen, um die multilaterale und

regionale Zusammenarbeit im Alpenraum weiter

voranzutreiben. Für Ulrike Tappeiner vom Institut für

Ökologie an der Universität Innsbruck machen diese

makroregionalen Vorstöße durchaus Sinn. „In einer

globalen Welt ist man darauf angewiesen, über die

Landesgrenzen hinaus zu schauen. Eine intensive

Kooperation bietet Regionen, die ähnliche Probleme

und Chancen aufweisen, mehr Möglichkeiten und sie

ist aus ökologischer, wirtschaftlicher und auch aus

touristischer Sicht empfehlenswert“, erklärt Tappeiner,

die selbst sehr stark in grenzübergreifende, interdiszi-

plinäre Projekte im Alpenraum involviert ist.

Als ein Beispiel nennt sie den Klimawandel, der

sich im Gebirge stärker als im Flachland niederschlägt.

„Um diesem Problem entgegenzusteuern, braucht es

eine gemeinsame Strategie. So wie auch bei der Energie-

politik, denn der Alpenraum bietet ideale Möglichkeiten

sowohl für die Gewinnung als auch die Speicherung

erneuerbarer Energien. Das volle Potenzial kann nur

durch überregionale Zusammenarbeit ausgeschöpft

werden“, meint Ulrike Tappeiner und bringt außerdem

das Thema Tourismus ins Spiel. Eine Tourismusregion

Alpen mit gemeinsamer Vermarktungsstrategie der Mit-

gliedsstaaten erscheint ihr sinnvoll, da dadurch sowohl

der touristische Kernmarkt Voralpenraum als auch weiter

entfernte Märkte wie etwa der asiatische noch besser

angesprochen werden können.

„Das kann für Tirol viele positive E� ekte nach

sich ziehen, besonders im Sommertourismus. Im

Zuge einer makro regionalen Strategie könnte es einen

Schulterschluss zwischen Berglandwirtschaft und dem

Tourismus geben, um die heimischen Kulturlandschaf-

ten zu erhalten und touristisch besser zu nutzen“, glaubt

Tappeiner. Wie die Regierungschefs der Arge Alp blickt

auch sie einem hinsichtlich der neuen strategischen

Positionierung des Alpenraums spannenden und vor-

entscheidenden Herbst entgegen. ×

Page 18: Saison 4 2012

18 SAISON

THE ALPS

Berge ohne GrenzenDie Alpen sind eine starke europäische Urlaubsmarke. Der Wunsch nach Zusammenarbeit über die Grenzen von Regionen und Ländern hinweg wächst. Wo Zusammenarbeit Nutzen für die einzelne Region bringt, funktioniert der Gedanke „Grenzenlos“ schon sehr gut.

VON ERNS T SPRENG

D ass starke eigenständige

Marken nicht nur vonein-

ander profi tieren können,

sondern sich miteinander auf internatio-

nalen Märkten erfolgreich präsentieren,

beweist seit mehr als 20 Jahren der europä-

ische Zusammenschluss „Best of the alps“.

Zwölf der bekanntesten Tourismusregionen

aus dem gesamten Alpenraum haben früh-

zeitig erkannt, dass gerade auf fernen Tou-

rismusmärkten ein gemeinsames Handeln

nicht nur sinnvoll ist, sondern jedem Nutzen

bringt. Je weiter ein potenzieller Markt von

Europa entfernt ist, desto sinnvoller ist es,

dass nicht mit den starken Einzelmarken

der Alpen geworben wird, sondern mit der

Gesamtheit und Vielfalt des Alpenbogens.

Ein Berg, zwei Nationen. Der Wille

zur grenzüberschreitenden Zusammenar-

beit zwischen Regionen, Bundesländern

und Nationen ist bereits seit vielen Jahren

gegeben. Die Alpentouristiker haben er-

kannt, dass den Gast politische Grenzen

nicht interessieren. Geht es dann aber um

gemeinsame Budgets – also um das liebe

Geld – ist man doch etwas vorsichtiger.

Eines der besten Beispiele, dass

Berge ohne Grenzen dem Tourismus in

zwei Nationen helfen können, ist die Tiro-

ler Zugspitz Arena. Hier profi tiert man vom

Image des höchsten Berges Deutschlands

– der Zugspitze. Und mit dem Tourismus-

verband Garmisch-Partenkirchen hat das

Tiroler Pendant jemanden gefunden, der

in der internationalen Zusammenarbeit

ebenfalls Vorteile sieht.

Als besonders erfolgreiches Angebot

erweist sich dabei der „Schneeexpress“. Die-

se grenzüberschreitende Zug verbindung

kann der Urlaubsgast auf beiden Seiten

der Grenze kostenlos nutzen. Verhan-

delt und fi nanziell unterstützt wird das

Angebot von den Tourismusregionen

gemeinsam. „Seit drei Jahren treten

Garmisch-Partenkirchen und die Zug-

spitz Arena in Form eines Gästemaga-

zins auch gemeinsam gegenüber dem

Urlaubsgast auf“, erklärt Katrin Perktold,

Geschäftsführerin der Zugspitz Arena.

„Der Name des Magazins ‚Grenzenlos‘

ist auch Synonym für das Bestreben, uns

über die Grenzen hinweg abzustimmen.“

Ein Berg, zwei Bundesländer. Der

Name und die Bekanntheit eines Berges

sind es auch, die eine Zusammenarbeit

zwischen Vorarlberg und Tirol geprägt

haben. Eine gemeinsame „Arlberg-Wer-

bung“ gibt es schon seit langem, heute

heißt die Dachorganisation Arlberg Mar-

Grenzenlos. Auf der Zugspitze verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Drunten im Tal profi tieren die Touristiker beider Nationen vom hohen Bekanntheitsgrad des höchsten Berges Deutschlands.

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„Eine Dachmarke braucht ihr eigenes Budget. Ohne das geht es nicht.“MARTIN EBSTER, GF ST. ANTON AM ARLBERG

Page 19: Saison 4 2012

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„Profi tieren von der Bekanntheit der Zugspitze“Über die Grenzen hinweg arbeiten Garmisch-Partenkirchen und die Tiroler Zugspitz Arena eng zusammen. Beide profi tieren vom höchsten Berg Deutschlands, so Katrin Perktold, Geschäftsführerin der Zugspitz Arena.

SAISON: Frau Perktold, wie funkti-oniert die Zusammenarbeit zwi-schen den Tourismusregionen über die Landesgrenzen hinweg?

KATRIN PERKTOLD: Garmisch-Partenkir-

chen und die Tiroler Zugspitz Arena sind

bereits seit mehreren Jahren miteinander

im Gespräch und koordinieren gemeinsam

Projekte. Wander- und Bikewege führen

grenzüberschreitend in beide Regionen. Die

Absprache untereinander ist also keine neue

Erfi ndung. Die Touristiker aus Garmisch-

Partenkirchen und der Tiroler Zugspitz

Arena tre� en sich regelmäßig, um sich über

geplante Projekte auszutauschen. Bei den

gemeinsamen Verhandlungen erfährt man

auch jeweils einiges über die Vorhaben des

anderen – davon profi tieren beide Seiten und

so ergeben sich auch wieder neue gemein-

same Projekte. Mit dem Magazin „Grenzen-

los“ haben wir vor drei Jahren auch einen

gemeinsamen Marktauftritt gescha� en.

Wie wird die Zusammenarbeit koordiniert?

Für die aktuellen Projekte gibt es regelmäßige

Verhandlungen und Absprachen. Bei der Top

Snow Card koordinieren sich die Liftbetreiber

der verschiedenen Skigebiete. Beim Schnee-

express – der kostenlosen Zug verbindung

– sitzen Entscheidungsträger und Touris-

tiker der Regionen und die Deutsche Bahn

jährlich zusammen, um das Angebot neu zu

verhandeln. Und bei unserem gemeinsamen

Magazin tri� t man sich regelmäßig zur Re-

daktionskonferenz und Themenfi ndung.

Welche Vorteile ergeben sich für die öster-reichische Seite der Zugspitze aus dieser grenzüberschreitenden Zusammenarbeit?

Da Garmisch-Partenkirchen einen enor-

men Bekanntheitsgrad hat und die Zug-

spitze als höchster Berg Deutschlands in

den Köpfen verankert ist, profi tieren wir

sehr stark von der grenzüberschreitenden

Zusammenarbeit. Vielen wird erst bewusst,

dass die Zugspitze auch von der Tiroler Sei-

te aus ein sehr eindrucksvoller Berg ist und

unsere Region sehr viel zu bieten hat. In

den letzten Jahren ist vom Image her viel

passiert. Die Tiroler Zugspitz Arena konnte

sich am Markt als Familien- und Aktivregi-

on etablieren. Da Garmisch-Partenkirchen

eine ganz andere Gästestruktur hat und als

Kurort und Veranstaltungsregion komplett

anders aufgestellt ist, sind wir mehr Partner

als Konkurrenten.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

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keting GmbH. 2005 hat man sich hier

entschlossen, in die Dachmarke Arlberg

zu investieren und eine gemeinsame

Corporate Identity zu scha� en. 2007

wurde dann der „Arlberg-Stern“ auf der

ITB vorgestellt.

Ob Stuben oder Lech auf der Vor-

arlberger Seite, oder St. Christoph und St.

Anton in Tirol – dass all diese Orte am

Arlberg beheimatet sind, erkennt man

durch Stern und Arlberg-Schriftzug sofort.

Dieses System hat sich in den vergangenen

Jahren durchgesetzt und trägt nun Früch-

te. Vom Image des Arlbergs als Gebiet der

Skipioniere und der leidenschaftlichen

Wintersportler profi tieren heute alle Orte

gemeinsam. „Das einheitliche CI hilft uns

vor allem dort, wo der Arlberg bekannter

ist als die einzelnen Orte“, erklärt Martin

Ebster, Geschäftsführer des TVB St. Anton

am Arlberg. „Zum Beispiel ist es in den USA

wichtig, unter dieser Dachmarke zusam-

men aufzutreten.“ Die einzelnen Orte sind

am Arlberg der Dachmarke untergeordnet,

treten in der Bewerbung aber natürlich

auch einzeln auf. „Eine Dachmarke braucht

ein eigenständiges Budget, ohne das geht

es nicht“, meint Ebster. „Dann entscheidet

man zusammen, wo es sinnvoll ist, ge-

meinsam aufzutreten, und wo die Einzel-

marken für sich alleine besser aufgestellt

sind. Die Mischung führt zum Erfolg.“

So kurios es also klingen mag: Gera-

de jene Berge, die in vergangenen Zeiten

der Grund für manche politische Grenze

waren, verbinden im modernen Tourismus

ehemalige Konkurrenten und machen sie

zu gemeinsamen Strategen für den Urlaub

in den Alpen. ×

Kompetente Beratung rund um Aus- und Weiterbildung

im Tourismus – einfach – schnell – kostenlos:

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Internet: WKO.at/tirol/tourismus

Zum Touristiker geboren?

Page 20: Saison 4 2012

20 SAISON

THE ALPS

Vom Freund zum Feind?Das Online-Geschäft ist für die gesamte Urlaubsindustrie zu einem nicht mehr wegzudenkenden Vertriebskanal ge-worden. Eine Entwicklung, die vor allem die großen Buchungsplattformen selbst freut. Mit ihrer wachsenden Macht am Markt werden auch vermehrt Kritik aus der Branche und der Ruf nach Alternati-ven laut.

VON SONJA K AINZ

D ie Zeiten ändern sich. Das

kann manchmal schnell

gehen, zuweilen über-

schlagen sich die Ereignisse allerdings

regelrecht. So geschehen bei der Art und

Weise, wie Urlaube und Hotels gebucht

werden. 2003 hielten sich in der Hotel-

lerie Anfragen per Telefon oder vor Ort

und Anfragen per Internet mit 42 Prozent

gegenüber 44 Prozent noch knapp die

Waage. 2011 sind die Anfragen per Te-

lefon und vor Ort mit 19 Prozent bereits

weit abgeschlagen. Das Internet hat mit

77 Prozent alle anderen Kanäle klar hinter

sich gelassen. 27 Prozent der Hotelauf-

enthalte in Österreich, Deutschland und

der Schweiz werden laut einer von der

ÖHV in Auftrag gegebenen Befragung

mittlerweile online gebucht.

„Es hat sich sehr viel getan in den

letzten Jahren“, sagt Harald Ultsch, Ob-

mann der Sparte Tourismus und Frei-

zeitwirtschaft der Wirtschaftskammer

Tirol. Eine Entwicklung, von der nach

Meinung vieler Brancheninsider eine

Gruppe besonders profi tiert: die großen

Buchungsplattformen. „Die Big Player

auf dem Online-Reisemarkt diktieren

die Konditionen“, moniert etwa Thomas

Reisenzahn, Generalsekretär der Österrei-

chischen Hoteliersvereinigung. Die Gro-

ßen heißen in Europa vor allem Booking.

com und HRS, zu der seit 2009 auch das

ehemals mehrheitlich im Eigentum des

Landes Tirol stehende Unternehmen Tis-

cover gehört. International ist es Expedia.

com. Besonders seit Anfang dieses Jahres

wächst der Unmut über die Buchungs-

plattformen. Denn: „Die Kosten steigen,

gleichzeitig sinken die Preise“, sagt Ultsch

und spricht von einer „fatalen Situation“.

Das Thema Preis gewinne gewaltig an

Stellenwert, denn niemand will schließlich

der Dumme sein.

Ein Idiot, der 169 Euro bezahlt. Ein Werbespot der Reisesuchmaschi-

ne Checkfelix.com thematisiert diesen

Mentalitätswechsel gekonnt. „Herzlich

willkommen an Bord. Wir möchten Sie

darauf hinweisen, dass dieser Mann 39

Page 21: Saison 4 2012

21

S AISON: Herr Stroitz, was war aus-schlaggebend für die Entschei-dung, den großen Buchungs-

plattformen den Rücken zu kehren?

GERHARD STROITZ: Schon bei unserer

Gründung vor 23 Jahren haben wir be-

wusst gesagt, wir verzichten auf Reise-

veranstalter und Reisebüros, sparen uns

die Provisionen und investieren lieber in

den Aufbau einer begehrten Marke. Die

großen Buchungsplattformen versuchen

vermehrt auch den einen oder anderen

Betrieb aus der Ferienhotellerie dazu zu

bekommen, weil es für sie ein lukratives

Geschäft ist. Wir haben strikt gesagt, wir

wollen das nicht. Nur dann hat man even-

tuell zu einem späteren Zeitpunkt auch

eine Verhandlungsbasis.

Was ist das Problem bei den Buchungs-plattformen, abgesehen von den steigen-den Provisionen? In unserem Geschäft,

den Kinderhotels, braucht der Kunde sehr

viel Information. Die bekommt er zwar zum

Teil auf den Homepages der großen Platt-

formen, aber einer Mutter, die mit kleinen

Kindern oder Babys verreist, genügt das

meist nicht. Sie informiert sich genau in

den jeweiligen Hotels im Verkauf oder an

der Rezeption. Es könnte also passieren,

dass wir die Arbeit haben, die Buchung

dann aber über Tiscover oder booking.com

erfolgt, weil der Gast da noch das eine oder

andere Goodie dazu bekommt.

Deshalb haben Sie eine eigene Bu-chungsplattform aufgebaut? Die Kun-

den können direkt bei uns buchen, wir

schließen aber die Regionsplattformen

wie beispielsweise Villach–Faaker See

oder die jeweiligen Länderplattformen

nicht aus. Die Bedingung ist, dass sie ent-

weder kostenfrei sind oder die Kosten vier

Prozent nicht übersteigen. Grundsätzlich

verweisen wir aber in unserem Marketing-

konzept auf unsere Homepage und unser

Buchungstool.

Wie wichtig waren denn die großen Bu-chungsplattformen überhaupt für das Gästeaufkommen der Kinderhotels?

Gar nicht wichtig. Mehr als 50 Prozent

der Kinderhotels haben 365 Tage im Jahr

geö� net. Natürlich versuchten manche

Betriebe in Zeiten schwacher Nachfra-

ge ihre Zimmer auf den Plattformen zu

verkaufen. Dort läuft allerdings sehr viel

über den Preis, der Preisdruck ist enorm

groß, Rabatte von 50 Prozent sind keine

Seltenheit. Wir haben dem deshalb einen

Riegel vorgeschoben.

Was ist die Voraussetzung dafür, dass man es wagen kann, sich von so wichti-gen Vertriebskanälen wie den Buchungs-plattformen zu verabschieden? Einen

vernünftigen Übernachtungspreis, eine

gute Auslastung und eine Topvermark-

tung. Das können sich sicher nicht viele

leisten. Es ist weder Tennis in Österreich

eine Marke noch Golf. Ohne entsprechen-

des Budget kann ich keinen Markenaufbau

machen und ohne eine Marke kann ich

keine ausreichende Belegung erzielen.

Wie hoch ist das Marketingbudget der Kinderhotels? Die Mitgliedsbetriebe in-

vestieren rund fünf Prozent ihres Netto-

umsatzes ins Marketing der Kinderhotels

Europa. Das Marketingbudget der Kinder-

hotels beträgt derzeit rund fünf Millionen

Euro und ist damit viel höher als bei vielen

anderen Kooperationen. In den letzten 20

Jahren ist viel Veranstalter- und Reisebü-

rogeld bei den Kinderhotels geblieben, um

dieses Produkt, was den Familienurlaub

betri� t, zu einem der besten in Europa zu

machen.

Ist die Decke hinsichtlich der Provisio-nen bei den Buchungsplattformen Ihrer Meinung nach schon erreicht? Ich glaube,

es gibt nach oben hin kaum eine Grenze,

auch mehr als 30 Prozent sind möglich,

wenn die Macht in einer Hand ist. Wenn ich

mir anschaue, was manche Plattformen

teilweise Kollegen für ein All-inclusive-

Angebot pro Tag anbieten – da sprechen

wir von 30 Euro. Die Plattformen verfügen

natürlich über ein großes Budget, kassie-

ren von den Hoteliers 15 Prozent. Diese

fi nanziellen Mittel nutzen sie dazu, um auf

dem Markt noch stärker zu werden, und

das machen sie im Moment auch.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Nach oben hin gibt es keine Grenze“Die Kinderhotels Europa haben sich mit ihren 53 Mitgliedsbetrieben geschlossen von allen großen Buchungsplattformen zurückgezogen. Geschäftsführer Gerhard Stroitz erklärt im Interview, wa-rum man dieses Risiko eingegangen ist und warum die Decke bei den Provisionen seiner Meinung nach noch nicht erreicht ist.

KINDERHOTELS EUROPADer Kooperationsgruppe der „Kinder-hotels“ gehören derzeit 53 Hotelbe-triebe in Österreich, Deutschland und Italien an. Die Anfänge der Vermark-tungsgruppe liegen in Kärnten. Zur Gruppe zählten zwischenzeitlich knapp 100 Mitgliedsbetriebe, inzwischen ist die Anzahl wieder geschrumpft, da die Qualitätskriterien im Laufe der Zeit im-mer strenger wurden.

„Schon bei unserer Gründung vor 23 Jahren haben wir

bewusst gesagt, wir verzichten auf Reiseveranstalter und Reisebüros,

sparen uns die Pro-visionen und in-

vestieren lieber in den Aufbau einer

begehrten Marke.“

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Page 22: Saison 4 2012

22

S AISON: Herr Embacher, Urlaub am Bauernhof war lange Zeit der größte Anbieter auf der Bu-

chungsplattform Tiscover, seit 2011 gibt es eine eigene Plattform. Warum?

HANS EMBACHER: Tiscover ist weiterhin

die wichtigste Buchungsplattform für

die Mitgliedsbetriebe. Sie ist mittlerweile

allerdings eine von vielen Anbietern für

Onlinebuchungen auf dem Markt. Wir

müssen unseren Betrieben viele verschie-

dene Kanäle bieten, um ihre Zimmer zu

verkaufen. Es ist heute nicht mehr denk-

bar, nur auf einen Partner zu setzen.

Spielte die Übernahme von Tiscover durch HRS 2009 ebenfalls eine Rolle?

Vor der Übernahme von Tiscover durch

HRS hatten unsere Mitgliedsbetriebe auch

viele Zugri� e, auch wenn sie nicht direkt

online buchbar waren. Das ist mit der

Übernahme weggefallen. Von unseren

2.660 Mitgliedern sind aber lediglich 500

tatsächlich online buchbar, deshalb wa-

ren wir gezwungen, eine eigene Lösung

zu fi nden. Aber es geht in der derzeitigen

Marktsituation auch um Unabhängigkeit.

Wie sehen Sie die Rolle der Buchungs-plattformen in der Urlaubsindustrie? Sie

haben ihre Berechtigung. Ich mache mir

aber immer ein wenig Sorgen, wenn es

monopolistisch wird. Unseren Job bei

Urlaub auf dem Bauernhof sehe ich des-

halb darin, unseren Betrieben möglichst

viele Alternativen o� en zu halten. Wenn

sich ein Betrieb entscheidet, x Prozent

Provision zu zahlen, kann er das tun. Das

ist sein gutes Recht. Er kann aber auch

sagen, nein, ich möchte lieber eine andere

oder ich möchte mit gar keiner Plattform

zusammenarbeiten. Ich ho� e aber für

unsere Mitglieder – und dafür arbeiten

wir auch –, dass diese Plattformen nicht

existentiell wichtig werden.

Die Österreichische Hoteliersvereinigung (ÖHV) bringt als mögliche Alternative ge-gen die Marktmacht der Plattformen eine nationale Lösung ins Spiel. Was halten Sie vom Aufbau einer eigenen Buchungs-

plattform? Nach meiner Einschätzung ist

dieser Zug abgefahren. Ich glaube, es hät-

te eine Möglichkeit gegeben, aber damals

hat man das nicht erkannt. Ein großer Teil

der Bundesländer war Partner von Tisco-

ver. Dieses Band ist mit der Übernahme

durch HRS weggefallen. Grundsätzlich

fi nde ich die Initiative der ÖHV aber gut.

Ich halte es auch für ganz wichtig, den

Markt o� en zu halten.

War es ein Fehler, Tiscover zu verkaufen?

Ich glaube, es gibt zwei Sichtweisen. Aus

Sicht des Landes Tirol war es vermutlich

sinnvoll und wirtschaftlich begründet,

aus österreichischer Sicht war es sicher

Schade, dass Tiscover verkauft wurde.

HRS hat eben kein ö� entliches Interesse,

sondern ist eine ganz normale Firma, die

ihr Geschäft machen will.

Was braucht es, damit eine eigene Platt-form wie die von Urlaub auf dem Bauern-hof überhaupt Sinn macht? Grundsätzlich

liegt Urlaub am Bauernhof im Trend, wir

haben Rückenwind vom Markt, das hilft

uns. Nach innen braucht es ein e� ektives

Channelmanagement. Es braucht also die

modernste Technologie im Hintergrund

und gleichzeitig die persönliche Betreu-

ung der Vermieterin.

Was bedeutet das? Wir bieten den Betrie-

ben ganz unterschiedliche Plattformen an,

zwischen denen sie wählen können. Wir

arbeiten mit einem Partnerunternehmen

zusammen, das die Schnittstelle zu den

unterschiedlichen Plattformen bildet. Der

Betrieb kann dann selbst entscheiden,

wo er dabei sein möchte. Die einzelnen

Zimmerangebote müssen nur einmal ein-

gegeben werden. Sobald die Zimmer weg

sind, sind sie automatisch auch auf keiner

anderen Plattform mehr verfügbar. Doppel-

buchungen werden also durch das System

vermieden.

Wie wichtig sind die großen Plattformen generell für Urlaub am Bauernhof? Un-

sere Betriebe haben im Schnitt 50 Prozent

Stammgäste. Die Herausforderung ist,

immer wieder neue Gäste zu erreichen,

und ich glaube nicht, dass das generell

ohne die großen Plattformen möglich

sein wird. Meiner Meinung nach werden

sie aber auch in Zukunft nicht Hauptge-

schäftsbringer für den Großteil unserer

Mitgliedsbetriebe werden.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

URLAUB AM BAUERNHOFÖsterreichweit gibt es 2.660 landwirtschaftliche Betriebe, die sich unter der Dachmarke Urlaub am Bauernhof (UaB) ein zweites, touristisches Standbein aufgebaut haben. Der Ver-ein wurde vor 21 Jahren gegründet und konnte für die Mitgliedsbetriebe schöne Erfolge verbuchen. Die Durchschnittspreise für die Zimmer konnten um über 100 Prozent gestei-gert werden, der Umsatz pro Bett erhöhte sich um knapp 150 Prozent. Jeder zweite Gast ist Wiederkehrer. Mit 60 Prozent stammen die meisten Bauernhofurlauber aus Deutsch-land, 30 Prozent sind Österreicher.

„Die Herausforderung ist, immer wieder neue Gäste zu erreichen, und ich glaube nicht, dass das generell ohne die großen Plattformen möglich sein wird.“

„Nur auf einen Partner setzen, ist nicht mehr denkbar“Urlaub auf dem Bauernhof hat beim Online-Vertrieb lange vor allem auf die Zusammenarbeit mit der Buchungsplattform Tiscover gesetzt. Mittlerweile kann man Urlaub auf dem Bauernhof auch auf der eigenen Plattform buchen. Im Interview erzählt Geschäftsführer Hans Embacher, wie der Aufbau einer eigenen Plattform gelingen kann.

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Page 23: Saison 4 2012

23

BUCHUNGSPLATTFORMEN INTERNATIONAL –DIE GROSSEN FÜNF• Priceline Inc. mit den Plattformen

Priceline.com, Booking.com, Agoda.com• Expedia mit Expedia.com, Venere.com und

Hotels.com• Sabre-Group mit Travelocity.com und

Lastminute.com• Orbitz mit Orbitz.com, Ebookers.com, Hotel-

club.com, Ratestog.com und Asia-Hotels.com• HRS mit Hrs.de, Tiscover.com und Hotel.de

DIE WICHTIGSTEN VER TRIEBSKANÄLE in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Telefon 24,1 %E-Mail 19,7 %Online-Buchungsportal 18,9 %Formular auf Hotel-Website 8,4 %Walk-ins 5,7 %Echtzeitbuchungen auf der Hotel-Website 5,5 %

Reiseveranstalter/Reise-büros 4,9 %

Brief/Fax 4,3 %

QUELLE: ÖHV 2012

Euro bezahlt hat und dieser Mann hier ein

Idiot ist, denn er hat 169 Euro für seinen

Flug bezahlt“, hört man eine angenehme

Frauenstimme aus dem O� sagen, wäh-

rend die adrette Flugbegleiterin im Bild

dem Fluggast zur ihrer Linken mit einer

unmissverständlichen Geste signalisiert,

dass er einen Vogel hat. Die wenig subtile

Botschaft: Wer für die gleiche Leistung

einen höheren Preis bezahlt, ist selbst

Schuld und nicht ausreichend in der Lage,

mit den Anforderungen und Möglichkei-

ten der modernen Welt Schritt zu halten.

„Heute ist es schick, möglichst viel

für das Budget zu bekommen, das man

zur Verfügung hat, früher war es schick,

viel Geld auszugeben“, meint Ultsch. Die

Buchungsplattformen profi tieren von die-

ser Entwicklung und fahren satte Gewinne

ein. Ihre Preispolitik stößt allerdings mitt-

lerweile zunehmend auf Widerstand. Und:

Weitere Konzentrationstendenzen bei den

Big Playern werden befürchtet und damit

einhergehend wiederum steigende Markt-

macht.

Große Spannbreite. Die Konditionen

der Online-Portale sind sehr unterschied-

lich, die Provisionen reichen derzeit von

12 bis 25 Prozent vom Buchungswert. Die

Preiserhöhung von HRS, dem Branchen-

primus am Deutschen Markt, hat für viele

das Fass zum Überlaufen gebracht. Dabei

liegen die Kommissionssätze von HRS mit

15 Prozent noch eher am unteren Ende

der Skala. „Es ist nicht einsichtig, warum

die Preise steigen“, kritisiert auch Ultsch. In

der Summe des Mehrverkehrs müssten sie

eigentlich sinken, so der Spartenobmann.

Das Beratungsunternehmen Toedt,

Dr. Sell und Coll errechnete im Auftrag der

ÖHV eine Erhöhung der Online-Vertriebs-

kosten der Hoteliers von 2008 bis 2013

um 290 Prozent. Die Marketingausgaben

der Hotels seien seit 2000 um 18 Prozent

stärker gestiegen als die Infl ation. Für

Reisenzahn von der ÖHV sind die Kom-

missionen, die die Buchungsplattformen

verlangen, nicht das größte Problem. Es

sind vielmehr die zusätzlichen Aufl agen,

die einzelne Plattformen gegenüber den

Mitgliedsbetrieben durchsetzen, was er

heftig kritisiert.

Dazu zählt die Bestpreisgarantie

der Buchungsplattformen (siehe dazu

Interview auf Seite 24). Die Hoteliers

verpfl ichten sich, nirgendwo einen güns-

tigeren Preis anzubieten. HRS hat mit 1.

März die Allgemeinen Geschäftsbedin-

gungen dahingehend geändert, dass ein

Betrieb auf keinem anderen Vertriebskanal

dasselbe Zimmer zu einem günstigeren

Preis anbieten darf. Damit werde den

Betrieben sehr viel Handlungsspielraum

bei der Preisgestaltung aus der Hand ge-

nommen, meint Reisenzahn. Wenn man

diese Bestimmung allerdings umgehe,

müsse man damit rechnen, dass man bei

Suchanfragen schlechter gereiht werde.

Der Ton verschärft sich. Das part-

nerschaftliche Verhältnis zwischen Ho-

teliers und Buchungsplattformen, das es

noch bis vor ein zwei, drei Jahren gegeben

habe, löse sich immer mehr auf. Reisen-

zahn ortet die Ursache für die schärfere

Gangart in der Konkurrenz der Plattformen

untereinander. „Der Wettbewerb unter den

Plattformen wird auf dem Rücken der Ho-

teliers ausgetragen.“ Reisenzahn wünscht

sich mehr Unabhängigkeit von den gro-

ßen Onlineportalen und eine nationale

Vertriebslösung.

Ultsch wiederum sieht vor allem

die lokalen Tourismusverbände gefordert.

„Da mangelt es sicher noch größtenteils

an Verkaufskompetenz“, sagt der Spar-

tenobmann. Es müsse versucht werden,

die Reisenden über die Seiten der großen

Verbände zu den jeweiligen Betrieben zu

bringen. „Der Verband kann dann von mir

acht bis zehn Prozent verlangen, das ist

überschaubar, und den Betrieben bleibt

die Wertschöpfung.“ Dafür müssten aller-

dings Anreize gescha� en werden, meint

Ultsch, wie etwa den besten Preis auf die-

sen Kanälen anzubieten oder einen Bonus

für Direktbucher.

Thomas Reisenzahn sieht auch noch

Potenzial beim Verkauf über die eigene

Website. In der Hotellerie in Deutschland,

Österreich und der Schweiz liegt der Anteil

der Echtzeitbuchungen auf den eigenen

Hotelwebsites derzeit bei etwa 5,5 Prozent

und das, obwohl die meisten der größeren

Hotels online buchbar sind.

Sich verstärkt um alternative Ver-

kaufsstrategien zu bemühen, ohne auf

die Zusammenarbeit mit den großen Bu-

chungsplattformen gänzlich zu verzich-

ten, ist, so das Urteil der beiden Touristiker,

das Gebot der Stunde. ×

„Heute ist es schick, möglichst viel für das Budget zu bekommen, das man zur Verfügung hat, früher war es schick, viel Geld auszugeben.“HARALD ULTSCH, SPARTENOBMANN TOURISMUS IN DER WK TIROL

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Page 24: Saison 4 2012

24 saison

the alps

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AISON: Frau Klein, die Ho-teliers beklagen eklatante Preissteigerungen der Hotel-

buchungsplattformen. Wie erklären Sie diese Verteuerung? anja Klein: Durch

die fortschreitende Digitalisierung hat sich

der Hotelvertrieb grundlegend gewandelt:

Die Vertriebslandschaft wird immer frag-

mentierter, die Komplexität der online-

Distribution nimmt stark zu. HRs investiert

sehr viel in unterschiedliche Vertriebska-

näle, um immer innovative lösungen für

die Hotelpartner anzubieten. Das umfasst

beispielsweise auch suchmaschinenmar-

keting, mobile applikationen und social-

Media-Plattformen. Vor allem im Bereich

der mobilen applikationen sind wir sehr

aktiv, denn das ist eine Vertriebsform, die

immer wichtiger wird. außerdem haben

wir 6.000 Vertriebspartner wie Reisege-

sellschaften, Fluglinien etc.

 

Halten Sie es für fair, die Investitionskos-ten an die Betriebe weiterzugeben? Wir

tragen natürlich auch selbst die investi-

tionen mit. aber in erster linie möchten

wir mit unserer Buchungsplattform Geld

verdienen. jetzt sind wir an einem Punkt

angelangt, an dem wir eine Preiserhö-

hung brauchen, um weiterhin rentabel

wirtschaften zu können.

 

Lohnen sich denn die Kosten für die Hoteliers? Die nutzung von HRs ist für

die Hoteliers kostenlos – sie können dort

ihr Hotel vorstellen, angebote und Bilder

einstellen. Bezahlen müssen sie nur, wenn

eine Buchung stattgefunden hat. immer

wieder wird vergessen, dass Buchungs-

plattformen keine suchmaschinen sind.

Wer nicht auf solch einem Portal vertreten

ist, muss stattdessen anzeigen bei Google

schalten.

ein nebeneffekt bei der nutzung

von Buchungsportalen ist für den Hote-

lier der Billboard-effekt. eine studie hat

gezeigt, dass 75 Prozent der Bucher auf

hoteleigenen Webseiten ihre suche auf

einem Portal begonnen haben.

 

Manche Hoteliers denken daran, den Vertrieb selbst zu übernehmen. es wird

immer so dargestellt, als wäre der eigen-

vertrieb zum nulltarif zu haben. online-

Marketing ist sehr kostenintensiv und

aufwändig. Die erstellung einer eigenen

Webseite ist nicht gratis – auch die Bu-

chungstechnologie, die dahintersteckt,

ist teuer. Und was nützt mir die schönste

Webseite, wenn mich keiner findet? Wir

nehmen den Hoteliers sehr viel arbeit ab.

letztendlich geht es aber für jeden darum,

den richtigen Mix aus eigen- und Fremd-

vertrieb zu finden.

 

Wo stehen Sie derzeit in der Causa Bestpreis-Klausel? Das Verfahren mit

dem Bundeskartellamt läuft noch, da

gibt es nichts neues. Generell besagt die

Bestpreis-Klausel, dass wir den gleich

günstigen Preis bekommen wie auf der

hoteleigenen Homepage. Wir verlangen

keinen günstigeren Preis, wie oft fälsch-

lich angenommen wird. Diese Preistrans-

parenz ist durchaus im sinne des Gastes.

Gäbe es auf der Hotel-Homepage

billigere Preise als auf den Buchungspor-

talen, würden Kunden die Plattformen

nur als suchmaschinen benutzen. Das

wäre alles andere als fair uns gegenüber.

schließlich übernehmen wir das Marke-

ting und den Vertrieb für das Hotel – und

das weltweit. Wir haben ein Callcenter, das

24 stunden besetzt ist, wir haben eine in-

ternetseite, die regelmäßig gewartet wer-

den muss, und mobile applikationen. Wir

investieren viel in internationales Wachs-

tum, machen weltweit Werbung – für alle

Hotels, die mit uns zusammenarbeiten.

Das ist sehr aufwändig und kostenintensiv

und darf nicht unterschätzt werden.

 

Es gab im Frühjahr, nach der letzten Preiserhöhung, Boykott-Aufrufe. War das für HRS spürbar? Das war für uns

kaum spürbar und wir haben keine Hotels

verloren. Das wurde in den Medien sehr

aufgebauscht. natürlich haben wir auch

mit einigen Hotels das direkte Gespräch

gesucht. eine große Kündigungswelle

konnten wir jedoch nicht beobachten. in

der Zeit, in der 20 Hotels gekündigt haben,

hatten wir 30 neuanmeldungen. insge-

samt sehen wir keine großen abgänge.

  

Von den Hoteliers kommt weiterhin die Kritik, die Kommunikation mit Ihnen sei sehr schwierig. Inwiefern möchten Sie diese Situation verbessern? Bezüglich der

Kommunikation mit den Hotels müssen

wir auf jeden Fall noch etwas lernen. es

ist uns offensichtlich nicht gelungen, den

Hoteliers zu vermitteln, was wir für sie leis-

ten. Wir nehmen ihnen viel arbeit ab. Das

zu vermitteln, ist eine unserer aufgaben.

Wir sind derzeit auch dabei, unser Team

aufzustocken, um zusätzliche Kommuni-

kationsmaßnahmen durchzusetzen.

 

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Online-Marketing ist kostenintensiv und aufwändig“ 

Hotel-Buchungsplattformen stehen in der Kritik der Hoteliers. Anja Klein, Sprecherin von Hotel Reservation Service (HRS), nimmt zu den Vorwürfen Stellung.  

Da s IntervIew führte sylvIa a Ine t ter .

Page 25: Saison 4 2012

25

Samstag, 6. Oktober, 18 – 1 UhrInnsbruck, Museum im Zeughaus

SPEZIALPROGRAMM RUND UMMUSIK AUS DER DOSE

www.tiroler-landesmuseen.at

DIE LANGE NACHT DER MUSEEN IM ZEUGHAUS

langenacht_madd_innsbruckinf_200x136.indd 1 21.08.12 14:21

„Auch wir wollen fair behandelt werden“Auch die Buchungsplattform Expedia wird von vielen heimischen Hoteliers kritisch gesehen. Dort versteht man die Aufregung nicht.

Bei expedia sind die Prei-

se seit jahren stabil. Für

manche Businessmodelle sind

unsere Preise sogar gesun-

ken“, erklärt Wolfgang Pagl,

Director of Market Manage-

ment bei expedia inc. ange-

sprochen auf die Bestpreis-

Klausel fi ndet Pagl deutliche

Worte: „Fallen lassen werden

wir die Klausel nicht, denn

auch wir als online-Reisebüro

wollen fair behandelt werden.

Wir investieren viel in Marke-

tingmaßnahmen, von denen

unsere Partnerhotels direkt

profi tieren, und müssen uns

deshalb darauf verlassen kön-

nen, dass die Hotelpreise für

unsere Kunden wettbewerbs-

fähig sind.“

Den Vorwurf, unfaire

Preispolitik zu betreiben, lässt

sich expedia nicht gefallen.

„es steht dem Hotelier frei, ob

er eine Partnerschaft mit ex-

pedia eingehen möchte oder

nicht. es gibt verschiedene

Businessmodelle. innerhalb

eines Modells herrschen für

alle Betriebe identische Kon-

ditionen.“

Für die Zukunft ver-

spricht Pagl stabile Preise für

die Hotelpartner und hohes

engagement, um den expedia-

Partnerhotels zu einer höheren

auslastung zu verhelfen. ×

BUCHUNGEN ÜBER ONLINE-PORTALE(bezogen auf ganz Österreich) 

1 www.booking.com 57%

2 www.hrs.com 11%

3 www.tiscover.com 5%

4 www.bergfex.at 5%

5 www.expedia.com 4%

6 www.hotel.de 2%

7 www.hotels.com 1%

8 sonstige 15% QUelle: ÖHV 2012

Page 26: Saison 4 2012

26 SAISON

THE ALPS

T otgesagte leben länger –

das gilt wohl auch für die

kleinen, familiär geführten

Zimmervermieter. „Es ist lange gesagt

worden, dieses Segment sei tot“, erzählt

Brigitte Hainzer, Geschäftsstellenleiterin

der Alpinen Gastgeber. Nun hat sich der

Wind gedreht, vor allem Apartments und

Ferienwohnungen sind wieder gefragt.

Das Angebot der Alpinen Gastgeber

profi tiert derzeit vom verstärkten Be-

dürfnis nach Entschleunigung und der

Sehnsucht nach dem Einfachen und

Authentischen, glaubt die Touristikerin.

Der 2006 gegründete Verein hat sich der

Lobbyingarbeit für die kleinstrukturierten

privaten und gewerblichen Zimmerver-

mieter verschrieben.

Eine Art ÖHV für die kleinen Unter-

nehmen wolle man sein, erklärt Hainzer.

Dabei ging es, im Gegensatz zu anderen

Kooperationen, nicht primär um Verkauf

und Marketing. „Unser Ansatz war, dass

wir zuerst die Betriebe schulen“, so Hain-

zer. Eine „Vermieterakademie“ wurde ins

Leben gerufen, um zentralen Fragen auf

den Grund zu gehen, wie: Wie kann ich die

Nebensaison beleben, wie kann ich mein

eigenes Profi l schärfen, wie gehe ich mit

der veränderten Marktsituation und neuen

Vertriebskanälen wie Onlinebuchungs-

plattformen um?

Erfolg durch Schulung. Für Werner

Reiter waren die ersten Seminare an der

Vermieterakademie eine echte O� enba-

rung. „Bis zu meinem ersten Seminar habe

ich gedacht, ich kann telefonieren, dort

hab ich gemerkt, dass ich es nicht kann“,

schmunzelt der Besitzer der Pension Eli-

sabeth in Fieberbrunn. Er habe sehr viel

von den Vortragenden gelernt und traue

sich jetzt, dem Gast „vernünftig“ gegen-

Die ÖHV für die KleinenLobbying für die familiär geführ-ten Vermieter hat sich der Verein der Alpinen Gastgeber auf die Fahnen geschrieben. Weil sich auch der Urlauber im Pensions-zimmer oder Ferienapartment Professionalität erwartet, wurde vor fünf Jahren die Vermieter-akademie gegründet.

VON SONJA K AINZ

„Langfristig werden diejenigen Erfolg haben, die das Ganze professionell angehen.“BRIGITTE HAINZER, GESCHÄFTSSTELLENLEITERIN DER ALPINEN GASTGEBER

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4)Gesundes Wachstum.

Angefangen hat das Ehepaar Reiter mit sechs Familien,

mittlerweile beherbergt die Pension Elisabeth 110

allein im Sommer.

Page 27: Saison 4 2012

27

DIE ALPINEN GASTGEBER

Der 2005 ins Leben gerufenen Marketing-Kooperation gehören derzeit 220 familiär ge-führte Betriebe wie Gasthöfe, Pensionen, aber auch Privat- und Ferienwohnungsvermieter aus Oberbayern, dem Allgäu, Salzburg und Tirol an. In Tirol zählt der Verein derzeit rund 70 Mitglie-der. Ausschlaggebend für die Vereinsgründung waren die massiven Einbußen in diesem Seg-ment, die sich vor allem Ende der 1990er-Jahre bemerkbar machten. Ziel des Vereins ist es, die Mitgliedsbetrie-be im Wettbewerb mit den Großen zu stärken, etwa mithilfe der Vermieterakademie. Außer-dem präsentieren sich die Betriebe gemeinsam auf www.alpine-gastgeber.com, wo Gäste auch direkt anfragen. Vereinsmitglieder können pri-vate und gewerblich geführte Betriebe bis 60 Betten werden. Seit Anfang des Jahres steht die Vermieterakademie auch Nicht-Mitgliedsbetrie-ben o� en.

überzutreten, auf Augenhöhe, erzählt Rei-

ter, der seit einem Jahr stellvertretender

Obmann des Vereins ist. Auch der Um-

gang mit Anfragen will gelernt sein, meint

er. „Wenn eine Anfrage kommt, muss das

Angebot sofort kommen, am besten in-

nerhalb der nächsten zwei, drei Stunden.“

Je schneller der Gast eine Antwort erhält,

desto größer ist auch die Wahrscheinlich-

keit, dass er gleich bucht.

Reiter hat in den 1990er-Jahren klein

angefangen. Sechs Familien kamen in den

ersten Jahren, mittlerweile sind es allein im

Sommer 110. Reiter ist Gastwirt mit Leib und

Seele. Der Computer läuft den ganzen Tag,

wenn eine E-Mail rein kommt, wird sie so

schnell wie möglich beantwortet. Die eige-

ne Homepage pfl egt er liebevoll, dabei ist

ihm aber wichtig, nicht zu dick aufzutragen.

Bloß kein durchgestylter Internetauftritt mit

gephotoshopten Bildern.

Professionalität bringt Erfolg. „Die Fotos auf der Homepage stammen

von Gästen oder von meinem Sohn. Man

fi ndet nur das, was auch wirklich da ist“,

sagt Reiter. Dafür ist dann auch keiner

enttäuscht, wenn er auf Urlaub kommt.

Die Bewertungen seines Hauses auf Ho-

lidaycheck scheinen dem Fieberbrunner

Vermieter jedenfalls Recht zu geben. „Auf-

gewacht mit Blick auf die Berge und das

Skigebiet, die frischen Brötchen hingen

schon an der Tür, so begann jeder tolle

Tag im Gästehaus Elisabeth. ‚Da Werna‘

sorgt für persönliche Betreuung und

lässt es an nichts fehlen, die täglich aus-

hängende Wetter- und Pisteninfo macht

schon Vorfreude auf den Tag“, schreibt

beispielsweise Stephan aus Deutschland,

der mit seiner Familie zu Gast war.

Von 26 Bewertungen klingt eine

euphorischer als die andere, Nörgelei-

en wegen Kleinigkeiten sucht man hier

vergeblich. Außerdem fi ndet man das

Gästehaus Elisabeth auch auf Facebook.

Für Reiter ist das schönste Kompliment

nicht, wenn ein Gast wieder kommt, son-

dern dann, wenn er einen Freund zu ihm

schickt. „Das bedeutet für mich Erfolg“,

sagt der Pensionsbesitzer.

„Langfristig werden diejenigen Er-

folg haben, die das Ganze professionell

angehen“, glaubt Hainzer. Der Gast wolle

im Urlaub nicht schlechter leben als zu

Hause, die Qualität muss absolut passen.

Eigenes Profi l schärfen. Professi-

onalität wird von einem kleinen Betrieb

ebenso erwartet wie von einem großen

Hotel. Außerdem sei es wichtig, das ei-

gene Profi l zu schärfen. Allein dieser Satz

habe anfangs schon bei vielen eine Ab-

wehrhaltung hervorgerufen. Es bedeute

aber eigentlich nur, sich mit sich selbst

ein wenig auseinanderzusetzen, meint die

Geschäftsstellenleiterin des Vereins. Was

mache ich gut? Was gefällt mir persönlich?

Jemand, der ein erklärter Hundeliebhaber

ist, könnte beispielsweise darüber nach-

denken, ob er sich speziell für Gäste, die

mit Haustieren kommen, einrichtet.

Hainzer sieht sich durch die Rück-

meldungen der Mitglieder in ihrer Arbeit

bestärkt. „Viele sagen: ‚Jetzt macht es

mir auch viel mehr Spaß, weil ich jetzt die

Gäste habe, die zu mir passen.‘“ Seit der

Gründung vor fünf Jahren nahmen über

5.500 Besucher an den Fortbildungen

teil. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die

Ausrichtung auf bestimmte Zielgruppen,

die grob mit „Sportler“, „Entdecker“, „Kin-

der“ und „Gesundheitsurlauber“ umrissen

werden.

Über die Hälfte der Mitglieder habe

bereits einen Schwerpunkt. Eine Mitglie-

„Bis zu meinem ersten Seminar habe ich gedacht, ich kann tele-fonieren, dort hab ich gemerkt, dass ich es nicht kann.“WERNER REITER, PENSION ELISABETH

derbefragung ergab, dass rund 25 Prozent

durch Spezialisierung mehrsaisonale An-

gebote erstellen konnten, sagt Hainzer.

Auch was die Auslastung angehe, können

die Mitglieder laut einer Befragung profi -

tieren. 44 Prozent der Mitgliedsbetriebe

gaben eine Auslastung von 41 und 60 Pro-

zent an, 38 Prozent liegen sogar zwischen

61 und 80 Prozent und somit jeweils um

20 Prozent höher als der Durchschnitt der

vergleichbaren Betriebe. ×

Page 28: Saison 4 2012

28 MAGAZIN

100.000 Fans für Tirol

G efällt mir“: Diesen Button haben

mittlerweile mehr als 100.000

Menschen auf der Tirol-Face-

book-Seite angeklickt. Sie werden nun

über die Social-Media-Plattform regel-

mäßig mit Fotos, Informationen und

Insider-Tipps versorgt. Facebook ist auch

für Tirol die ideale Werbeplattform. „Das

Ziel der Tirol Werbung ist es, die Bekannt-

heit und Sympathiewerte der Marke Tirol

weiter zu steigern. Mit nunmehr 100.000

Fans ist Tirol im Wettbewerbsvergleich

schon sehr gut aufgestellt“, freut sich

Josef Margreiter, Geschäftsführer der Ti-

rol Werbung, über den großen virtuellen

Freundeskreis. Im Vergleich zu anderen

alpinen Urlaubsregionen hält Tirol üb-

rigens den Spitzenplatz auf Facebook:

Südtirol kann mit 47.400 Fans aufwarten,

Bayern mit 57.600, Graubünden immerhin

mit 87.000. ×

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Tirol Tourism Board gestartet

D ie Kräfte bündeln, Marketingmittel besser abstimmen und

Synergien besser nutzen – in die intensive Zusammenar-

beit zwischen Tourismusverbänden und der Tirol Werbung

werden hohe Erwartungen gesetzt. Zur Unterstützung wurde nun

das Tirol Tourism Board (TTB) ins Leben gerufen. Es wird als Len-

kungs- und Kontrollgremium mit ausgewählten Experten und Ver-

trauenspersonen die gemeinsame Marketingarbeit begleiten. „Mit

der Einbeziehung der Tourismusverbände ist ein weiterer wichtiger

Schritt im Tiroler Tourismus gemacht worden. Nunmehr sind alle

wichtigen Partner im Boot. Ziel ist es, Tirol als Tourismusdestination

noch weiter zu stärken", fasst LH Platter die Vorteile zusammen. ×

LH und Tourismusreferent Günther Platter, mit den Vorsitzenden des Tirol Tourism Boards Serfaus-Fiss-Ladis-Obmann Franz Tschiderer (l.) und WKO-Spartenobmann Harald Ultsch (r.)

Helle Köpfe

E inrichtung einmal anders: Der Innsbrucker Industriedesi-

gner Eric Gottein entwirft in seiner Designmanufactur

Kleinmöbel mit regionalem Bezug. Dabei funktioniert er

alltägliche Gegenstände völlig um. Dass sich dazu in Tirol Skistö-

cke, Mistgabeln oder die „Tirol Mütze“ anbieten, liegt vielleicht nicht

für jedermann auf der Hand. Doch genau darin sieht der kreative

Querdenker seine Herausforderung. Eines der Glanzstücke: die

Lampe „Helle Köpfe“. ש

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Page 29: Saison 4 2012

29

IM KAFFEEHAUSBreins Café, die neueste Bandgründung von Georg Breinschmid, ist ein ost-westlicher Spa-zierganz zwischen Jazz und Gypsymusik. Mit den Brüdern Frantisek und Roman Jánoska erkundet der österreichische Bassist vergnügliche Gefi lde. 29. September 2012, Alte Gerberei, St. Johann

IM WOHNZIMMERDie Klangspuren Schwaz beschließen ihr diesjäh-riges Programm zu Hause – oder genauer: in vier Wohnzimmern geneigter Zuhörer. Dort konzer-tiert das Phace Ensemble in Gedenken an den 1998 verstorbenen Komponisten Haimo Wisser.29. September 2012, vier Wohnzimmer, Schwaz

KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER

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Opernnachwuchs am Achensee

G esangstraining mit dem Achensee

als Kulisse: Zum achten Mal fand

das Tiroler Opern Programm

(TOP) – eine dreiwöchige Fortbildung für

angehende Opernsänger – am Achensee

statt. Rund 20 Sänger genossen die Land-

schaft und profi tierten vom Können der

international renommierten Vortragen-

den. Bei fünf Konzertterminen konnten

sich Einheimische und Gäste vom Können

der Nachwuchssänger überzeugen. Wer

weiß, wer von den jungen Opernsängern

bald auf den großen Bühnen auftreten

wird? ש

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Neuer Shuttleservice

U nter dem Namen „transfer.tirol“ fi rmiert seit

Anfang des Jahres der Zubringerservice von

Tirol Werbung und HRR/Four Seasons Travel.

Der Transferservice verbindet sämtliche Tiroler Re-

gionen mit den Flughäfen Innsbruck und München.

Flugreisende können bis zu 72 Stunden vor Reiseantritt

via Internet unter www.transfer.tirol.at das Shuttleser-

vice buchen und werden vom Flughafen direkt vor die

Hoteltüre chau� ert. ×www.transfer.tirol.at

BUCHTIPP AUF SCHMALEN REIFEN DURCH TIROLDer Tourenführer des Innsbruckers Willi Hofer beschreibt

detailliert die schönsten Rennrad-Routen in ganz Tirol.

I n den letzten Jahren hat das Rennrad in Tirol immer

stärker an Beliebtheit gewonnen. Herausforderungen

wie gut ausgebaute Bergstraßen, berühmte Alpen-

pässe und malerische Nebenstraßen reizen Anfänger und

Fortgeschrittene. Willi Hofer – seit vielen Jahren selbst

passionierter Rennradfahrer – beschreibt in „Das große

Rennrad Tourenbuch Tirol“ erstmalig fast lückenlos das

heimische Rennrad-Paradies. Über 100 Touren werden

ausführlich vorgestellt, von der leichten 30-Kilometer-

Runde für den Feierabend bis zur anspruchsvollen

250-Kilometer-Fahrt. Ein umfassender Serviceteil bietet

zudem detaillierte Beschreibungen der 16 wichtigsten

Rennradrennen im Einzugsgebiet von Tirol. ×

Willi Hofer, Das große Rennrad Tourenbuch Tirol. Tyrolia, 24,95 Euro

IM SÄGEWERKDer Akkordeonist Herbert Pixner macht – unter-stützt von Katrin Aschaber und Werner Ober-lercher – alten und neuen Volksmusikklängen ordentlich Dampf: genau das Richtige für die Kulturschiene des Holzverarbeiters Binder.4. Oktober 2012, FeuerWerk, Fügen

WEITERE VERANSTALTUNGENOpen Air Newcomer Band Contest15. 9. 2012, 14–23 h, Parkplatz, Salzlager Hall, kulturlabor.stromboli.at[typo]graphic: Vortrag von Paulus M. Dreibholz18. 9. 2012, 20 h, aut. architektur und tirol,Innsbruck, www.weissraum.atwoasst eh!: bracc! 8 Bratschen und Klavier29. 9. 2012, 20 h, Innotech Kufstein,www.woassteh.com1. Tyrolean Independent Film Festival12.–15. 10. 2012, Metropol Kino, Innsbruck,www.tyrolean-independent-fi lm-festival.com

Page 30: Saison 4 2012

30 SAISON

MAGAZIN

S eit 27 Jahren hisst das Öster-

reichische Olympische Co-

mité (ÖOC) im Rahmen von

Olympischen Spielen im Austria House

die rot-weiß-rote Flagge. Als Startschuss

einer langfristigen Partnerschaft war Tirol

2012 erstmals als starker Partner mit da-

bei. Die Tirol Werbung hat als „Exklusiver

Premium-Partner“ des Austria House Tirol

in enger Zusammenarbeit mit dem ÖOC

diese hochwertige Kommunikations- und

Hospitality-Plattform in Großbritannien

organisiert.

Per Fahrrad nach London. Der

Startschuss zum Tiroler Olympiaauftritt

erfolgte bereits am 19. Juli, als eine promi-

nente Tiroler Truppe, angeführt von Josef

Margreiter, dem Geschäftsführer der Tirol

Werbung, den Weg von Innsbruck nach

London auf dem Fahrrad antrat. Unter

den Teilnehmern dieses außergewöhn-

lichen Radpelotons befanden sich Tiro-

ler Sportgrößen wie die Olympiasieger

Stephan Eberharter, Leonhard Stock und

David Kreiner, als politischer Repräsentant

radelte LH-Stv. Hannes Gschwentner mit.

Zudem unterstützten namhafte Touristi-

ker sowie Manager aus Tirol das Team mit

ihrer Teilnahme. Schließlich wurde für den

guten Zweck in die Pedale getreten: Die

mediale Aufmerksamkeit rund um das

Radpeloton wurde genutzt, um insgesamt

mehr als 20.000 Euro an Spenden für

die britische Wohltätigkeitsorganisation

„Disability Snowsport UK“ zu sammeln,

die geistig und körperlich behinderten

Menschen ermöglicht, Wintersport aus-

zuüben. Pünktlich zur Eröff nung des Aus-

London 2012: Gold für TirolDer Auftritt der Tirol Werbung bei den Olympischen Spielen war ein voller Erfolg. Mit alpiner Gastlichkeit und kreativen Werbe ideen punktete die führende Urlaubsdestination bei täglich bis zu 3.500 Besuchern im Austria House Tirol. Im Rahmen hoch wertiger B2B-Veranstaltungen konnten zudem wertvolle Geschäftskontak-te zu britischen Touristikern gepfl egt sowie der Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Tirol beworben werden.

VON RUDOLF K ANDU TH

Das Innsbrucker Cateringunternehmen Hafele sorgte während der Olympischen Som-merspiele 2012 in London zusammen mit dem Zillertaler Starkoch Alex Fankhauser (vorne 2. v. r.) und Tiroler Tourismusschülern für das leibliche Wohl der Gäste im Austria House Tirol.

Tiroler Tradition tri� t englischen Lifestyle: Die weltbekannte Modedesignerin Vivienne Westwood und ihr Tiroler Ehemann Andreas Kronthaler freuten sich bei der Erö� nung des Austria House Tirol über heimatliche Klänge von der Alpinbanda rund um Paul Heis.

Page 31: Saison 4 2012

31

Tirol Werber Josef Margrei-ter freute sich besonders über die Teilnahme der britischen Charity-Lady Heather Mills beim Start des Tirol-Cycling-Team in Rich-tung London.

ÖSV-Star Nici Hosp genoss den Schnee-fall im sommerlichen London beim „Tirol

Snow Day“ im Austria House Tirol.

Die spektakuläre Charity-Radtour des Tirol-Cycling-Team verband die große olympische Tradition von Innsbruck und London (v. l.): LH-Stv. Hannes Gschwentner, Heather Mills, Josef Margreiter, die Olympiasieger Leonhard Stock und Stephan Eberharter (unten), Radlegende Wolf-gang Steinmayr (oben) sowie der dritte Olympia-sieger im Team, David Kreiner.

Einen Tag vor der o� ziellen Erö� nung der Olympischen Sommerspiele 2012 kam das Tirol-Cycling-Team überglücklich in London an und wurde neben zahl-reichen schaulustigen Briten auch von einer Abordnung der Londoner Beefeaters empfangen (v. l.): Tirols LH-Stv. Hannes Gschwentner, die Olympiasieger David Kreiner und Stephan Eberharter, Radlegende Wolfgang Steinmayr, Tirol Werber Josef Margreiter und der dritte Olympiasieger im Bunde, Leonhard Stock.

Unterwegs erhielt das Tiroler Charity-Peloton immer wieder prominente Unterstützung. Unvergesslich bleibt das Tre� en mit Radlegende Eddy Merckx (l.), hier im Bild mit Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Hannes Gschwentner, in Belgien.

Mehr als 1.300 Kilometer und 12.000 Höhen-

meter galt es im Rahmen der

Charity-Radtour des Tirol-

Cycling-Teams von Innsbruck

nach London zu bewältigen.

Top-Lage für den Tirol-Auftritt in London: In unmittelbarer Nachbarschaft zum Austria House Tirol liegen der Trinity Square Park sowie der berühmte Tower of London. Im Park machten es sich die englischen Passanten in den unzähligen Tirol-Liegestühlen gemütlich und wurden mit Tiroler Klängen verwöhnt. Der ungewöhnliche Werbeauftritt kam bei den Briten bes-tens an.

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Page 32: Saison 4 2012

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Da staunten die Briten nicht schlecht: Im Rahmen des „Tirol Snow Day“ wurde „Tirolean Alpine Garden“ im Herzen Londons

kurzerhand zum „Winterwonderland“. Kein Wunder, dass der Auftritt des führenden Sport- und Urlaubslandes der Alpen

zum Besuchermagnet wurde und neben zahllosen britischen Wintersportfans auch die internationalen Medien anlockte. Im

Bild freuen sich Josef Margreiter (l.) und Jens Kreusch vom Deut-schen Wetterfernsehen über die weiße Pracht in London.

Podiumsgespräch zum Thema Wintersportkompetenz im Rahmen des Tirol-Galaabends in London (v. l.): Josef Margreiter (Tirol Werbung), Peter Bayer (YOG), Karl Stoss (ÖOC), Michael Doppelmayr (Doppelmayr-Seilbahnen) und Dimitri Chernishenko (Sotchi 2014).

Das Tirol-Cycling-Team sammelte auf seinem Weg von Innsbruck nach London stolze 20.088 Euro für die britische Wohltätigkeitsorganisation

„Disability Snowsport UK“. Ebenso groß wie der Betrag war die Freude bei der Scheckübergabe am „Tirol – Heart of the Alps“-Galaabend (v. l.): Mark Walker

(Moderator), Patricia Meixner (Tirol Werbung), Konrad Bartelski (Goodwill-Botschafter von „Disability Snowsports UK“), Fiona Young (Direktorin „Disabi-

lity Snowsports UK“) und Josef Margreiter (GF Tirol Werbung).

Luden ihre wichtigsten touristischen Partner aus den Überseemärkten ins Austria House Tirol (v. l.): Fritz Kraft (TVB Innsbruck und seine Feriendörfer), August Penz (Hotelier / TVB Innsbruck), Georg Lamp (Congress & Messe Innsbruck), Thomas Schroll (Innsbrucker Nordkettenbahnen), Christiane Gasser (Swarovski Kristallwelten), Nicholas Boekdrukker (Marketing Fernmärkte beim TVB Innsbruck und seine Feriendörfer) und Patrick Dierich (Flughafen Innsbruck).

Ob zum Lunch für die Banker des nahe gelegenen Business District oder als Party-Location für gepfl egtes Après-Ski-Ambiente wie im Rahmen des Ischgl Day: Der „Tirolean Alpine Garden“ vor dem Austria House Tirol war von früh bis spät beliebter Tre� punkt für zahlreiche Besucher und wurde von britischen Journalisten unter die Top drei Nationenhäuser in London gewählt.

Josef Margreiter (Tirol Werbung) und Dimitri Chernishenko (Chef des Organisationskomitees der Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014)

freuen sich bereits auf ein Wiedersehen in Russland, wo die Tirol Werbung 2014 die Winterspiele als Partner des ÖOC wieder als Werbeplattform nutzen wird.

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www.fafga.at

Die Fachmesse für Gastronomie, Genuss und Design

NEUEPUBLIKUMSMESSE

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Die Messe für Essen und Trinken

www.gaumenkitzel.at

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WKO Sparte Tourismus - Halle A• interalpin tourism

Messe Innsbruck

zu pflegen und zu vertiefen. Im Rahmen

hochwertiger B2B-Veranstaltungen wur -

den touristische Partner aus Großbritan-

nien und Übersee im ungezwungenen

Ambiente des Austria House Tirols über

neue Angebote im „Herz der Alpen“ in-

formiert. In Kooperation mit der Stand-

ortagentur Tirol wurde Tirol zudem als

zukunftsträchtiger Wirtschafts- und Wis-

senschaftsstandort in Szene gesetzt.

Tirols Auftritt bei den Olympischen

Sommerspielen war erfolgreich. Während

die Medaillen für Österreichs Sportler

diesmal Mangelware blieben, überzeugte

das führende Urlaubsland der Alpen auf

ganzer Linie. Am Ende dreier intensiver

Wochen lautete das zufriedene Fazit der

Tirol Werbung und ihrer Partner daher:

Gold für Tirol bei den Olympischen Som-

merspielen 2012. ×

tria House Tirol traf das Charity-Radteam

in London ein.

Alpine Gastlichkeit. Das Austria House

Tirol entwickelte sich dank alpiner Gast-

lichkeit schnell zu einem der beliebtesten

Nationenhäuser in London. Täglich be-

völkerten Banker und Geschäftsleute aus

dem angrenzenden Business District den

öffentlichen „Tirolean Alpine Garden“, für

Olympiabesucher zählte ein Abstecher zu

den Tirolern als stimmungsvolles Highlight.

Wartezeiten von bis zu zwei Stunden taten

dem Andrang keinen Abbruch. Britische

Journalisten wählten das Austria House

Tirol sogar unter die Top drei der Natio-

nenhäuser dieser Sommerspiele und eine

ganze Reihe internationaler Medien vertreter

– unter anderem aus Deutschland, den

USA, Kanada, Russland, Japan, Australien

und Frankreich – berichteten über die ein-

zigartige Stimmung bei den Tirolern.

Für das leibliche Wohl der Gäste

sorgten das Team des Innsbrucker Ca-

tering-Unternehmens Hafele sowie der

Zillertaler Spitzenkoch Alexander Fank-

hauser. Zudem erhielten Schülerinnen

und Schüler der Tiroler Tourismusschulen

die Möglichkeit, im Austria House Tirol ihr

Sommerpraktikum zu absolvieren.

Britische Geschäftskontakte. Wäh -

rend sich die tausenden Besucher im Austria

House Tirol von den alpinen Gastgeber-

qualitäten überzeugten, nutzten die Tirol

Werbung und ihre Partner – Innsbruck und

seine Feriendörfer, die Kitzbüheler Alpen, Is-

chgl und das Paznauntal, das Zillertal sowie

der Flughafen Innsbruck – das London-

Gastspiel, um ihre Geschäftskontakte

Page 34: Saison 4 2012

34 SAISON

MAGAZIN

Der Bergwinter bietet mehr Der eine sucht in den Bergen vor allem Erholung vom hektischen Alltag, der andere sehnt sich im Urlaub nach Abwechslung, Spaß und der sportlichen Herausforderung. Die neue Winterkampagne der Tirol Werbung fasst erstmals alle Urlaubsthemen unter einem Motto zusammen – dem Bergwinter.

VON SONJA K AINZ

T irol ist als Winterurlaubsland

für zwei sehr unterschied-

liche Gästetypen anzie-

hend. Während für den einen sportlicher

Ehrgeiz, persönliche Herausforderung

und der Wille zur Leistung auch in der

Freizeit im Vordergrund stehen, sucht

der zweite in erster Linie Entspannung,

Erholung, Entschleunigung und intensive

Verbundenheit mit der Natur. Die neue

Winterkampagne der Tirol Werbung will

diese beiden Zielgruppen – den sport-

lich ambitionierten Modern Performer

und den nach Ruhe und Nähe zur Natur

suchenden Intellectual – gleichermaßen

ansprechen.

Die Kampagne fasst dabei erstmals

alle Winterurlaubsthemen unter einem

Dach zusammen, erklärt Josef Margrei-

ter, Geschäftsführer der Tirol Werbung.

„Zum einen werden die Motive der

Zielgruppe in Verbindung mit der Marke

Tirol beziehungsweise den Markenwer-

ten berücksichtigt. Andererseits werden

die Urlaubsthemen in den Bergwinter-

Säulen gebündelt, beim ‚Bergerlebnis und

Genuss‘ werden also der Winterzauber,

Ski-Langlauf und auch die Kulinarik Teil

der Kampagne sein“, sagt Margreiter.

Um jedem Urlauber seinen ganz

persönlichen Wunsch auf Knopfdruck er-

möglichen zu können, gebe es diese zwei

Säulen mit den passenden „Urlaubsträu-

men“ als Inhalte. Durch diese Einteilung

fi nde jeder leichter zum bedürfnisgerech-

ten Angebot und die gezielte Vermarktung

stelle sicher, dass Kunden auch verstärkt

auf die Vielfalt aufmerksam werden, die

der Tiroler Winter biete. „Da gibt es mehr

als Ski fahren.“ Denn bei allen Unterschie-

den: Gemeinsam ist beiden Zielgruppen,

dass das Erlebnis abseits der Piste immer

wichtiger werde, so Projektleiterin Ingrid

Schneider. „Den klassischen Skifahrgast,

der von morgens bis abends auf der Piste

ist, gibt es kaum noch“, meint sie. Schnei-

der sieht deshalb in einer hervorragenden

Begleitinfrastruktur den Schlüssel zum

Erfolg.

Abenteuer vs. Entschleunigung. Tirol habe in dieser Hinsicht sehr viel zu

bieten. Die Aktivitäten, die die beiden Ziel-

gruppen abgesehen vom Pistenerlebnis

suchen, unterscheiden sich wiederum

voneinander. „Der Modern Performer

sieht sich selbst als neue Elite und ist

dynamisch“, führt Schneider aus. Er ist

für alles o� en, was mit Abenteuer und

sportlichem Anspruch verbunden ist,

wie beispielsweise Eisklettern oder eine

herausfordernde Skitour, die mit einem

atemberaubenden Blick über die Gipfel

endet. Snowboarden und Freeriden zäh-

len ebenso dazu. Wenn es einmal nicht

schweißtreibend sein soll, zieht es ihn

unter anderem zur Après-Ski, Partys und

anderen Veranstaltungen, wo die Gesell-

schaft mit anderen und der Spaßfaktor im

Vordergrund stehen.

Den Intellectual reizen die sanfteren

sportlichen Betätigungen wie Langlaufen,

Schneeschuhwandern und Genussski-

fahren oder auch Rodeln. Sportliche

Leistung ist ihm weniger wichtig als das

Erlebnis, in der Natur zu sein. Nach zwei,

drei Stunden auf der Piste entspannt er

deshalb eher in der Sonne, wo er neben

dem Panoramablick auf die umliegende

Bergwelt vielleicht das eine oder andere

kulinarische Schmankerl genießt. Ihn in-

teressieren kulturelle Angebote wie etwa

die zahlreichen Adventmärkte.

Vielfalt auch abseits der Piste. „Tirol bietet auch abseits von Loipe und

Piste eine Vielfalt an Urlaubs- und Frei-

zeitmöglichkeiten, wie hervorragende

Gastronomie mit regionaler und inter-

nationaler Küche, Brauchtum, Tradition

und Wellness. Diese Angebote gilt es

gekonnt mit dem klassischen Skifahr-

„Erlebnisse abseits der Piste werden für den Wintergast immer wichtiger.“INGRID SCHNEIDER, PROJEKTLEITERIN BERGWINTER

Page 35: Saison 4 2012

35

und Langlaufangebot zu kombinieren

und zu bewerben“, ist Josef Margreiter

überzeugt. Dabei setzt die Tirol Werbung

weiterhin auf eine möglichst authentische

Bildsprache. „In einer Werbe- und Medi-

enwelt, in der die Schnelllebigkeit und

Oberfl ächlichkeit in der Gesellschaft ste-

tig steigt, braucht es glaubwürdige Wege,

um die Aufmerksamkeit hoch zu halten.

Tirol hat dazu den Weg größtmöglicher

Authentizität gewählt, basierend auf einer

innovativen, künstlerisch anspruchsvollen

Konzeption.“

Keine werblichen Scheinwelten. Der aufgeklärte Internet- und Medienkon-

sument von heute könne nämlich sehr

wohl zwischen Realität und werblichen

Scheinwelten unterscheiden. „Letzteren

schenkt er immer weniger Aufmerksam-

keit“, führt Margreiter aus. Wobei auch bei

der Bildsprache auf die unterschiedliche

Fokussierung der beiden Zielgruppen

eingegangen wird. Die ersten Spuren auf

frisch präparierter Piste, Snowboarder

beim Sprung in der Halfpipe und Freerider

im Gelände sind Bilder, die den Modern

Performer anziehen sollen. Sujets, die

beispielsweise einen Spaziergang durch

einen tief verschneiten Winterwald und

Handwerkskunst auf einem der Christ-

kindlmärkte zeigen, sind dafür konzipiert,

den Intellectual anzusprechen.

Der Fokus der Bewerbung des Berg-

winters wird auf den Märkten Deutsch-

land, Österreich und der Schweiz liegen.

In den Niederlanden, Großbritannien,

Belgien, Polen, Rumänien, Tschechien

und Dänemark wird die Bergwinterkam-

pagne ebenfalls zum Einsatz kommen,

hier werden einzelne Highlight-Maßnah-

men umgesetzt. In Deutschland will man

sowohl die Modern Performer als auch

die Intellectuals erreichen, während in der

Schweiz und Belgien beispielsweise der

Fokus eher auf den Intellectuals liegt. ×

„In einer Werbe- und Medienwelt, in der die Schnelllebigkeit und Oberfl ächlichkeit in der Gesellschaft stetig steigt, braucht es glaubwür-dige Wege, um die Aufmerksamkeit hoch zu halten.“JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG

Bergwinter Tirol

Tirol / Herz der Alpen· www.bergwinter.tirol.at

Kampagne. Mit verschiedenen Sujets werden der Modern Performer und der Intellectual ange-sprochen. Fokus der Bewerbung des Bergwinters wird auf den Märkten Deutschland, Österreich und der Schweiz liegen. In den Niederlanden, Großbritannien, Belgien, Polen, Rumänien, Tsche-chien und Dänemark wird die Bergwinterkampagne ebenfalls zum Einsatz kommen.

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36 SAISON

MAGAZIN

BergbegeistertDie Tschechen sind Aktivurlauber und lieben die Berge. Insbeson-dere im Sommer hat der tschechische Reisemarkt reichlich Poten-zial. Die Tirol Werbung bewirbt deshalb in den nächsten Jahren verstärkt den Tiroler Bergsommer.

VON M AT THIA S KR APF

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TSCHECHIEN

D ie Berge haben es den

Tschechen angetan. Rund

zwei Millionen von ihnen

schnüren regelmäßig die Wanderschuhe

und auch das Radfahren wird als Freizeit-

beschäftigung geschätzt. Die Freude an

der Bewegung in der Natur und die Be-

geisterung fürs Gebirge leben die Tsche-

chen gerne auch im Sommerurlaub aus

– Grund genug für die Tirol Werbung, ihre

Aktivitäten in der Bewerbung des Tiroler

Bergsommers zu verstärken.

Mit 28 Prozent Marktanteil ist Ti-

rol die zweitbeliebteste österreichische

Destination tschechischer Urlauber, nur

das SalzburgerLand (31 %) wird häufi ger

besucht. Das war nicht immer so: Tirols

Nachbarregion hat den Spitzenplatz erst

dank einer konsequenten, in den letzten

Jahren vorgenommenen Fokussierung

auf die Sommersaison errungen. Und

sommerliches Potenzial ist – ungeachtet

vom exzellenten Ruf als Wintersportdes-

tination – auch für Tirol reichlich vorhan-

den: Die Entwicklung der Ankünfte (+ 2,9

% im Sommer 2011) und Übernachtungen

(+ 3,0 %) weist bereits jetzt nach oben.

Highlights präsentiert. Den Auftakt

zu einer intensiveren Marktbearbeitung

hat die Tirol Werbung im heurigen Frühjahr

gesetzt. Im Rahmen einer Pressekonfe-

renz wurden ausgewählten tschechischen

Reisejournalisten in Prag die Highlights

des Tiroler Bergsommers präsentiert,

berichtet Katarzyna Gaczorek, in der Tirol

Werbung verantwortlich für die Bereiche

Marketing & Verkauf in den Märkten Po-

len und Tschechien. Neben zusätzlichen

Pressereisen, die regelmäßig organisiert

werden, setzt man in der Marktbearbei-

tung nun für die nächsten Jahre zudem

auf langfristige Kooperationen.

„Mit dem Outdoorspezialisten Hudy

Sports, der über 36 Geschäftsfi lialen in

ganz Tschechien verfügt, und dem Tsche-

chischen Alpenverein haben wir Partner

gefunden, die perfekt zu Tirol passen“, so

Katarzyna Gaczorek. Mittels Präsenz in

den Hudy-Sports-Filialen oder beim re-

TIPPS FÜR DIE MARKTBEARBEITUNG

• Es besteht hoher Info-Bedarf aufgrund der geringen Besuchserfahrung.

• Die Reisezielentscheidung erfolgt relativ frühzeitig.

• Ausfl üge sind für tschechische Winter-Urlau-ber überdurchschnittlich wichtig.

• Generell steht das Nachtleben überdurch-schnittlich im Fokus, Wellness und Kulinarik werden als etwas weniger wichtig empfunden.

• Tschechische Urlauber reagieren empfi nd-lich, wenn sie sich als Gäste zweiter Klasse behandelt fühlen.

• Individuelle Empfehlungen für Ausfl üge und Aktivitäten werden sehr gerne angenommen.

KONTAKTKatarzyna GaczorekTourismusmarketing Polen und [email protected].: 0512/5320-648

Medientermin. In Prag erfuhren tschechische Reisejournalisten alles zum Thema Tiroler Bergsommer.

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Target Group Publishing GmbH, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 InnsbruckT 0512 / 58 60 20 10 F 0512 / 58 60 20 20 E [email protected] I

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Das Magazin für den deutschen Urlaubsgast

Beilage der Süddeutschen Zeitung220.000 Stück AuflageErscheinung Ende Oktober 2012 Nützen Sie dieses Premium-Magazin, um den deut-schen Urlaubsgast über Ihre Angebote zu informieren. Unser Verkaufsleiter Thomas Pilgram berät Sie gerne:[email protected] • 0512 / 58 60 20 10

nommierten Alpinismusfestival des Alpenvereins wer-

den die für Tirol interessanten Zielgruppen der Intellec-

tuals und Modern Performer angesprochen. Wandern,

Bergsteigen, Radfahren, Familienurlaub, Naturerlebnis

sind die Themen, mit denen Tirol bei den aktiven und

bergbegeisterten Tschechen punkten soll. Nicht zuletzt

kümmert sich die Tirol Werbung auch um eine starke

Online-Präsenz. Die Webseite www.tyrolsko.cz und die

Facebook-Fanpage „Tyrolsko“ werden in tschechischer

Sprache laufend aktualisiert und moderiert.

Buchung im Betrieb. Zwischen drei und vier

Tage urlaubt der tschechische Gast durchschnittlich

in Tirol. Er stammt überwiegend aus dem Raum Mähren

und Prag und reist in der Regel mit dem eigenen Auto

an. Pauschalangeboten stehen tschechische Urlauber

häufi g etwas skeptisch gegenüber, tendenziell buchen

sie lieber Einzelleistungen und direkt im Betrieb. Ent-

sprechend geschätzt werden Informationsmaterial

und ein paar nette Worte in tschechischer Sprache. In

diesem Sinne: Srdečně vítáme ve Tyrolsku – herzlich

willkommen in Tirol! ×

DER TYPISCHE TSCHECHISCHE GAST: ... ist jünger als der Tirol-Schnitt:

38 vs. 43 Jahre.

AUFENTHALTSDAUER: 4,3 Tage im Winter (Tirol gesamt: 4,9), 3,4 Tage im

Sommer (Tirol gesamt: 4,0)

BEVORZUGTE UNTERKUNFT: Über 40 % nächtigen in Ferienwohnungen,

auch 2/1-Stern-Hotels werden überdurchschnittlich gebucht.

WINTERAKTIVITÄTEN: Drei Viertel der Tirol-Urlauber sind Skifahrer, Snow-

boarden liegt mit 26 % deutlich über dem Tirol-Schnitt von 18 %. Sehr be-

liebt ist auch Rodeln. Neben sportlicher Aktivität sind Erholung, Ausfl üge

und Nachtleben wichtig. Kulinarik und Wellness liegen weniger im Fokus.

SOMMERAKTIVITÄTEN: Spaziergänge/Wandern bilden die Lieblingsak-

tivität, es folgen Sehenswürdigkeiten/Ausfl üge und das Besichtigen von

Naturattraktionen.

ANREISE: Hauptsächlich mit dem eigenen Pkw

BUCHUNGSGEWOHNHEITEN: 7 von 10 buchen die Unterkunft direkt

beim Vermieter.

INFORMATIONSQUELLE: Internet (65 %)

TAGESAUSGABEN: 124 € (Tirol-Schnitt: 137 €) im Winter

MARKTANTEIL: 1,4 % (TJ 2010/11)

REISEHÄUFIGKEIT: Die Auslandsreiseintensität der Tschechen liegt bei

57 %, wobei diese am höchsten unter Reisenden aus Prag, Liberec, Mit-

telböhmen und Olmütz ist.

NÄCHTIGUNGSZAHLEN: Winter 2010/11: 443.176 (- 0,5 %), Sommer

2011: 142.531 (+ 3,0 %)

REISEVOLUMEN 2010: 5,67 Mio. Urlaubs-Auslandsreisen

BIP PRO KOPF: 11.400 € (2010)

REISEMARKT TSCHECHIEN IN ZAHLEN

Page 38: Saison 4 2012

38 SAISON

MAGAZIN

E nde 2011 verkündete Wien

Tourismus voller Stolz den

Verkauf der 4.000.000sten

Wien-Karte. Was auf den ersten Blick

nach einem gigantischen Erfolg aussieht,

relativiert sich schnell, betrachtet man den

zugrunde gelegten Zeitraum. Die Ver-

kaufszahl bezieht sich nämlich auf die Zeit

seit Einführung der Karte im Jahre 1995,

also auf immerhin 17 Jahre. Im Verhältnis

zu den rund 62 Millionen Gästeankünften,

die Wien in diesem Zeitraum zu verzeich-

nen hatte, heißt das: Nur jeder 16. Besu-

cher hat sich eine Wien-Karte gekauft.

Auch in Tirol ist nicht jede Region mit

ihrer Destinationskarte glücklich, dennoch

zeigt sich in den vergangenen Jahren ein

eindeutiger Trend: Im alpinen Sommertou-

rismus muss man eine solche Karte anbie-

ten, um mit seinen Mitbewerbern mithalten

zu können. Eine der größten Fragen hinter

diesen Destinationskarten lautet dabei: Bie-

tet man sie zum Verkauf an oder werden

sie von den Vermietern in den Zimmerpreis

miteinkalkuliert und dem Urlauber automa-

tisch zur Verfügung gestellt?

Stadt versus Land. Betrachtet man

den urbanen Raum, so dominiert in Europa

das Kaufmodell. Der Grund dafür ist, dass

sich im städtischen Umfeld der Zugang zu

Verkaufsstellen für den Gast einfach und

unkompliziert gestaltet. Auch die unter-

schiedlich lange Verweildauer von Städ-

tetouristen spricht hier für ein Kaufmodell.

In Innsbruck hat man die „Innsbruck Card“

von Beginn an als „All-Inklusive-Card“

konzipiert. Wer die Karte kauft, nutzt die

Museen der Stadt, die Bergbahnen sowie

das Netz der Innsbrucker Verkehrsbetriebe

kostenlos. Und es gibt noch Innovatives

oben drauf. „Mit unserer Karte hat der Gast

auch Zugang zu neueren Features wie das

Innsbruck Wireless, den Fotopoints und

vieles mehr“, erklärt Fritz Kraft, Geschäfts-

führer von Innsbruck Tourismus. Rund

40.000 Karten werden in Innsbruck pro

Jahr verkauft. Tendenz weiter steigend.

In den ländlichen Regionen Tirols

geht der Trend hingegen eindeutig zur

Urlaub mit KarteEintritte zu Freizeitaktivitäten, die Fahrt mit der Bergbahn – das belastet das Urlaubsbudget von Familien. Abhilfe scha� en immer öfter Destinationskarten.

VON ERNS T SPRENG

„Ko� er abgeben und ab ins Vergnügen. Das ist das Ziel unserer neuen Umlagekarte.“OLIVER SCHWARZ, GF ÖTZTAL TOURISMUS

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umlagefi nanzierten Gästekarte. Der Ver-

mieter kalkuliert die Kosten der Karte in

den Zimmerpreis ein, abgerechnet wird

mit dem jeweiligen Tourismusverband.

Die Karte kommt also immer öfter zum

Urlauber, was ihm die Kaufentscheidung

und die Frage abnimmt, ob sich der Kauf

überhaupt bezahlt macht.

Das Ötztal setzt heuer erstmals auf

die umlagenfi nanzierte „Ötztal Premium

Card“. Im ersten Jahr sind über 100 Hotels

und Vermieter dabei und bieten dieses

Service ihren Gästen an. Die „Ötztal Card“

im freien Verkauf bleibt weiterhin beste-

hen. Dass die „Premium Card“ direkt vom

Vermieter ausgegeben wird und bereits ab

einer Übernachtung gilt, soll vor allem den

Kurzurlauber ansprechen. „Für diesen ist der

Faktor Zeit ein größerer. Er möchte in mög-

lichst kurzer Zeit ein Maximum an Erholung

oder Erlebnis“, meint Oliver Schwarz, Ge-

schäftsführer von Ötztal Tourismus.

Gäste-Zufriedenheit. Auch in der

Region PillerseeTal im Tiroler Unterland

ist man mit der eigenen Gästekarte im

Sommer zufrieden. Bei der PillerseeTal-

Card handelt es sich prinzipiell um eine

Kaufkarte – mit einem gut ausgebauten

Netz von Verkaufsstellen. Und das ist kein

SAISON: Herr Gruber, Ihre Region hat heuer die Sommercard massiv bun-

desweit beworben. Warum? HERMANN

GRUBER: Die Sommercard ist für uns

das wichtigste Argument, neue Gäste im

Sommer für uns zu begeistern. Gerade

für Familien ist der alpine Sommerurlaub

schwer zu kalkulieren. Unsere Sommer-

card inkludiert über 100 Ereignisse. Das

macht den Familienurlaub wieder leistbar.

Die Sommercard – ein Erfolgsmodell? Ich lasse die Zahlen sprechen. Im Som-

mer werden bei uns rund 170.000 Karten

ausgegeben. Das entspricht rund 85 Pro-

zent aller Nächtigungen. Die Frequenz in

unseren Freizeitaktivitäten ist wesentlich

höher als früher. Ein Beispiel: Die Berg-

bahnen hatten schon im ersten Jahr der

Sommercard 180 Prozent mehr Fahrten.

Warum hat sich Schladming-Dachstein für eine Umlagekarte entschieden? Wir

haben sehr früh von der Kaufkarte zur

Umlagekarte gewechselt. Bei der Kauf-

karte rechnet der Gast immer, wie oft er

sie nützen muss, damit er einen fi nanziel-

len Nutzen hat. Diesen Stress wollten wir

nicht mehr. Heute bekommt der Gast die

Sommercard von seinem Vermieter schon

ab nur einer Übernachtung. Und das funk-

tioniert für alle Beteiligten bestens.

Wie schaut das in der Praxis aus? Die Ver-

mieter sind freiwillig dabei. Das ist wichtig.

Wir haben nie Druck ausgeübt. Über die

Jahre hat der Markt selbst entschieden,

dass der Gast die Karte gut annimmt. Die

Zahl der teilnehmenden Betriebe ist kon-

tinuierlich gestiegen. Wenn man dabei ist,

dann gibt es klare Regeln. Der Vermieter

muss jedem Gast eine Sommercard geben,

ob der sie nutzt oder nicht. Gekoppelt ist

das an das Meldesystem. Und wenn sich ein

Vermieter nicht an die Regeln hält, gibt es

Pönalstrafen bis zu 1.450 Euro oder es folgt

sogar der Rausschmiss aus dem System.

Was hat sich mit der Sommercard geän-dert? Unsere Gäste sind wesentlich aktiver

geworden. Die komplette Urlaubseinstel-

lung hat sich verändert. Unter den Gästen

gibt es weniger Jammerer – zum Beispiel

bei schlechtem Wetter. Denn sie können

bei jedem Wetter etwas unternehmen.

Unsere Umlagekarte funktioniert, weil sie

auf Seiten der Vermieter freiwillig ist und

das Angebot für den Gast umfassend und

interessant gestaltet ist.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Wunder, hat man diese Karte bereits 1996

eingeführt. Allerdings bieten immer mehr

Betriebe die Karte von selbst an, erklärt

Mario Horngacher vom TVB PillerseeTal,

der das Projekt praktisch seit Beginn an

begleitet und in der Destinationskarte im

Sommer ein wichtiges Argument für den

Gast sieht. „Es hat sich in den vergangenen

Jahren praktisch von selbst ergeben, dass

jetzt viele Vermieter die Karte bereits in

ihre Pauschalen integrieren beziehungs-

weise selbst als Verkaufsstelle fungieren“,

erzählt Horngacher aus der Praxis.

Ob Kauf- oder Umlagekarte, Erfolg

hat man beim Urlaub mit Karte nur, wenn

die Region hinter dem Modell steht und

das Leistungsangebot der Karte so attrak-

tiv ist, dass der Gast den Mehrwert erkennt

und genießt. Erst dann ist die Destinati-

onskarte ein Argument für den alpinen

Sommerurlaub, da die Zusatzkosten für

den Gast gut kalkulierbar werden und er

unbeschwert aktiv sein kann. ×

„Mit der Innsbruck Card haben wir im Vergleich zu anderen europäischen Städten die besten Karten.“FRITZ KRAFT, GESCHÄFTSFÜHRER INNSBRUCK TOURISMUS

„Unsere Gäste sind aktiver geworden“Als erste Region Österreichs führte Schladming-Dachstein eine Umlagekarte ein. Für Hermann Gruber, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Schladming-Dachstein, ist diese Sommercard das wichtigste Argument für neue Gästeschichten im Sommer.

Hermann Gruber, Geschäftsführer des

Tourismusverbandes Schladming-

Dachstein

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40 SAISoN

MAGAZIN

„Tirol ist für Radfahrer sehr speziell“Wenn Ex-Radprofi Jan Ullrich zum Trainingslager ins Ötztal ruft, kommen Hobby-Rennradfahrer aus ganz Europa. Einmal mit ihrem Idol auf den Spuren des Ötztaler Radmarathons – das ist verlockend.

VON ERNS T SPRENG

J an Ullrich ist eine der moder-

nen Radsportikonen. 1997 war

er Tour-de-France-Sieger, in

den Folgejahren machten ihn seine Duelle

mit Lance Armstrong berühmt. Nach Do-

pingvorwürfen und seinem Ausstieg aus

dem Profi -Rennsport wurde es ruhig um

den deutschen Star. Als er 2011 beim Ötz-

taler Radmarathon wieder öff entlich auf

das Rennrad stieg, war eines sofort klar:

Jan Ullrich ist dank seiner sympathischen

Art und dem unkomplizierten Umgang mit

Radsportfans nach wie vor ein Idol.

Vergangenes Jahr entstand im Ötz-

tal die Idee, ein Trainingslager mit Ullrich

anzubieten. Vor wenigen Wochen nahmen

nun immerhin zehn Hobbyradler an diesen

Radsporttagen teil und kurvten mit Jan Ull-

rich auf den Spuren des Ötztaler Radmara-

thons durch die Tiroler Berge. Darunter der

50-jährige Peter aus der Schweiz, der nach

dem Höhepunkt der Tour, der gemeinsa-

men Fahrt zum Rettenbachgletscher, für

ein Foto mit Jan Ullrich stolz im Teamdress

der baskischen Euskatel-mannschaft po-

sierte. Für den Schweizer Familienvater ist

ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen.

„Die vier Tage mit Jan Ullrich waren ein

Traum“, meint Peter. „Wir durften diese Iko-

ne des Radsports als menschen kennen-

lernen und hatten einfach eine traumhafte

Zeit auf dem Rad.“

Radtourismus. Die Radsporttage mit

Jan Ullrich sind eines von vielen Ange-

boten, die Tirol für Rennradfahrer parat

hat. Gerade in den vergangenen Jahren

ist die Zahl der Hobby-Radrennen mar-

kant gestiegen. Über allen Angeboten

thront der Ötztaler Radmarathon. Neue

Hobbyrennen wie der Arlberg-Giro lo-

cken Rennradfahrer aus dem gesamten

europäischen Raum nach Tirol. Aber

auch wenn der Radtourismus in Tirol in

all seinen Facetten eine wichtige Einnah-

mequelle im Sommertourismus darstellt,

haben sich viele Touristiker doch etwas

mehr vom Radboom erwartet.

Was sagt dazu Jan Ullrich, der in den

vergangenen Jahren gerade im wichtigen

markt Deutschland zu einem Botschafter

des Radsports geworden ist und nicht

mehr für den reinen Hochleistungssport

steht, sondern das Radfahren als Spaß und

eine angenehme Form, sich fi t zu halten,

propagiert? Im Interview erklärt der Ex-

Profi möglichkeiten und Potenzial des

Tiroler Radtourismus.

SAISON: Herr Ullrich, wie sind die ersten Radsporttage mit Ihnen im Ötztal ver-laufen? JAN ULLRICH: In Deutschland

würden wir sagen: Wir waren eine dufte

Truppe. mit zehn Teilnehmern war es sehr

angenehm. Die organisation mit Begleit-

fahrzeugen, die Unterbringung und die

Tiroler Kulinarik haben überzeugt. Wir sind

jeden Tag mindestens zwischen drei und

fünf Stunden auf dem Rad gesessen und

haben den Ötztal Radmarathon in Etappen

absolviert. Der Spaß stand im Vordergrund,

nicht so sehr der Trainingsaspekt. Das war

mir wichtig. Diese Radsporttage sollten für

die Teilnehmer ein ganzheitliches Erlebnis

sein mit der Gastfreundschaft in Tirol, den

Bergen, der sportlichen Herausforderung

und dem Genießen.

Ein touristisches Modell, das wiederholt wird? Defi nitiv. Wir haben nach dem ers-

ten Erfolg bereits beschlossen, 2013 im

Ötztal wieder diese Radsporttage mit mir

abzuhalten.

Tirol ist speziell. Kann Tirol ähnlich populär für Rennradfahrer werden, wie es beispielsweise Mallorca im Frühjahr schon ist, wo jedes Jahr Tausende das erste Trainingslager abhalten? ob jetzt

Rennradfahrer oder mountainbiker – Tirol

ist mit seinen hohen und anspruchsvollen

Bergen schon sehr speziell. Hier benötigt

der Radfahrer eine gute Grundkondition,

um wirklich Spaß zu haben. mit mallorca

kann man Tirol daher sicher nicht verglei-

chen. Interessant für einen Radfahrer ist

Tirol, weil man hier die Verbindung aus

Wandern, Erholung und Gastfreundschaft

mitgeliefert bekommt. Und man kennt es

vom Winterurlaub. In der Kombination von

anderen Urlaubsreizen mit den möglichkei-

ten des Radfahrens liegt eine der Stärken.

„Der Trend zum E-Bike spielt einer Region wie Tirol in die Hände. Das E-Bike nimmt den Bergen den Schrecken.“JAN ULLRICH, RENNRADLEGENDE

Page 41: Saison 4 2012

41

Ist Tirol in Sachen Radsport gut aufge-stellt? Die Infrastruktur hat wirklich inter-

nationale Qualität. Das ist keine Frage. Das

beginnt bei der Gastfreundschaft und den

sehr guten Beherbergungsbetrieben. Als

Radfahrer hat man auch das Gefühl, dass

die Tiroler selbst oft und gerne aufs Rad

steigen und daher die Bedürfnisse des

Radurlaubers kennen. Das ist ein großer

Vorteil. Es wird wirklich versucht, für den

Radfahrer hier alles möglich zu machen.

Beeindruckt hat mich auch die Qualität

der Sportgeschäfte. Wir hatten gerade

gestern in unserer Truppe einen Laufrad-

Schaden. In Tirol kannst du in ein Sport-

geschäft gehen und findest sofort einen

kompetenten Ansprechpartner, der dir

weiterhilft.

Zukunft E-Bike. Sie sprachen davon, dass die hohen Berge in Tirol nur etwas für konditionsstarke Biker seien. Gibt es eine Lösung, Tirol radtouristisch in der Breite zu verankern? Für mich ist der jetzt

einsetzende Boom der E-Bikes ein wich-

tiger Lösungsansatz. Diese Entwicklung

spielt einer Region wie Tirol in die Hände.

Denn mit diesen Rädern nimmt man dem

Einzelnen den Schrecken vor den hohen

Bergen. Ich habe das in den vergangenen

Tagen selbst erfahren. Wir haben Renn-

radfahrer gesehen, die engagiert in die

Pedale getreten haben. Und neben ihnen

sind die Lebenspartnerinnen auf dem E-

Bike gleich schnell gefahren. Das E-Bike

verbindet ambitionierte Hobbysportler

mit jenen, die es gerne einmal probieren

würden. Ich sehe das gerade für den Tou-

rismus in Tirol als Konzept der Zukunft.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Raderlebnisse. Radsportlegende Jan Ullrich hat im Ötztal zum ersten Mal Radsporttage abgehalten. Solche besonderen Erlebnisse nutzen dem Radtourismus in Tirol.

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42 SAISON

MAGAZIN

Wer haftet im Fall des Falles?Outdoor-Sport boomt und Tirol punktet gerade bei Aktivtou-risten mit seinem vielfältigen Freizeit angebot. Doch Kletter-steige, Mountainbike-Trails und Funparks bergen für Unerfahre-ne jede Menge Gefahren. Daher empfi ehlt es sich für touristi-sche Anbieter, vorab die Haf-tungsfragen zu klären.

VON S TEFFEN AROR A

D ie Tiroler Berge bieten al-

les, was das Outdoor-Herz

begehrt. Egal ob schro� er

Fels oder steile Abfahrt, hier kommen Fans

des sportlichen Nervenkitzels voll auf ihre

Kosten. Die Klettersteige sprießen wie

die sprichwörtlichen Schwammerl aus

dem Boden und kaum eine Alpenregion

kommt heute noch ohne derlei schwin-

delerregendes Zusatzangebot aus. Was

im Sommer spektakuläre Trail-Abfahrten

sind, das sind im Winter die unberührten

Tiefschneehänge. Doch für die Touris-

musbranche ist hier Vorsicht geboten,

denn diese Art von Angebot ist auch mit

einer ganzen Reihe von Pfl ichten für den

Anbieter verbunden, die bei Missachtung

schwerwiegende Konsequenzen nach

sich ziehen können.

Profi s hinzuziehen. Der unaufhalt-

same Boom der Outdoor-Sportarten, wie

Klettern oder Mountainbiken, wirft nun

immer öfter die Frage nach der Haftung

bei unweigerlich passierenden Unfällen

auf. Michael Fettner, Experte für Haft-

pfl ichtfragen bei der Tiroler Versicherung,

beobachtet diesbezüglich eine merkliche

Zunahme: „In letzter Zeit steigt die Zahl der

Anfragen. Vor allem Gemeinden und auch

immer mehr Tourismusbetriebe, die derlei

anbieten wollen, melden sich bei uns.“

Das Gros der Fragen beziehe sich auf

sommerliche Angebote wie Klettersteige

oder Mountainbike-Trails sowie winter-

liche Funparks in den Skigebieten. Das

oberste Gebot bei der Planung derartiger

Anlagen lautet: Profi s hinzuziehen. Denn,

so Fettner: „Das Wichtigste bei solchen

Freizeitanlagen ist die Gewährleistung der

Funktionalität.“ Fettner empfi ehlt daher,

von Beginn an Profi s mit der Planung zu

beauftragen. In Tirol gibt es bereits Firmen,

die sich professionell mit der Planung und

dem Bau von Klettersteigen, Trails und

Funparks befassen. Doch mit der Errich-

tung alleine endet die Verantwortung des

Halters längst nicht, gibt Fettner zu beden-

ken. Denn die große Krux bei solch spekta-

kulären Sportanlagen in den Bergen ist die

Wartung. Sobald sich nämlich ein Sportler

aufgrund eines Mangels oder Gebrechen

an der Anlage verletzt, haftet der Halter

der Anlage. Und als Halter gilt juristisch

der, der die Kosten für die Errichtung oder

Erhaltung einer solchen Anlage trägt.

„Lieber vorher investieren“. Im

Idealfall, so empfi ehlt der Versicherungs-

experte, wird die mit dem Bau beauftragte

Firma auch mit der Wartung der Anlage

betraut. Das ist zwar mit Mehrkosten ver-

bunden, aber diese rechnen sich für den

Halter auf lange Sicht. Am besten, man

kalkuliert diese Wartungskosten bereits

vorab mit ein, so Fettner: „Hierbei gilt:

Lieber vorher investieren, als nachher

jammern.“ Eine di� zile Anlage wie einen

Northshorepark, also einen speziellen

Hindernisparcours für Downhill-Biker, von

den eigenen, billigeren Gemeindearbei-

tern warten zu lassen, kann die Gemeinde

als Halter eines Trails im Unglücksfall teuer

zu stehen kommen. Gesetzlich gibt es

zwar keine fi xen Intervalle, in denen etwa

ein Mountainbike-Trail oder Klettersteig

gewartet werden muss. Doch Fettner

empfi ehlt seinen Kunden, mindestens

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Nichts für Amateure. Auch an die Wartung sollten

sich bei schwierigen Parcours nur Profi s wagen.

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„In letzter Zeit steigt die Zahl der Anfragen. Vor allem Gemeinden und auch immer mehr Tourismus-betriebe, die derlei anbieten wollen, melden sich bei uns.“DR. MICHAEL FETTNER, HAFTPFLICHTEXPERTE BEI DER TIROLER VERSICHERUNG

vierteljährlich, am besten aber monatlich

protokollierte Kontrollen von Fachleuten

durchführen zu lassen, um sich abzusi-

chern. Denn die Benützung eines Trails

ist zwar immer mit Eigenverantwortung

verbunden – juristisch gesprochen pas-

siert die Ausübung des Sports auf eigene

Gefahr. Sprich: Wer bei einer Abfahrt aus

Eigenverschulden heraus stürzt und sich

verletzt, ist selber schuld. Wenn aber

ein mangelhaftes Hindernis, etwa eine

morsche Holzkonstruktion den Unfall

verursacht, haftet der Halter.

Sonderfall Klettersteig. Im Falle der

beliebten Klettersteige und Klettergärten

gilt es einige Besonderheiten in Sachen

Haftung zu beachten. Derartige Anlagen

gelten im Sinne des § 1319 a ABGB nämlich

als Wege. Und wer einen solchen Weg er-

richtet, gilt juristisch als Wegehalter und ist

für den Zustand desselben verantwortlich.

Versicherungsexperte Fettner rät touristi-

schen Kunden wie Hoteliers grundsätzlich

davon ab, Klettersteige oder -gärten zu

betreiben: „Da sind wir sehr vorsichtig,

denn hier geht es in den hochalpinen Be-

reich. Dort ist das Risiko höher.“

Grundsätzlich gilt zwar auch hier

das Prinzip der Eigenverantwortung und

kein Gericht wird voraussetzen, einen

Weg im alpinen Bereich immer völlig ge-

fahrlos zu halten. Das heißt, niemand kann

den Halter dafür verantwortlich machen,

wenn jemand aus Unachtsamkeit oder

wegen Erschöpfung einen Fehltritt setzt

und abstürzt. Doch sobald die Weganlage

gravierend fehlerhaft ist, kann es zu Streit-

fragen kommen – wobei für Klettersteige

gilt, dass der Geschädigte dem Weghalter

das Verschulden nachweisen muss. Zu-

dem werden die Verkehrsfrequenz am

Weg, das wirtschaftliche Interesse und

die wirtschaftlichen Möglichkeiten des

Wegehalters sowie die Zumutbarkeit der

Maßnahmen zur Beurteilung der Haf-

tungsfrage herangezogen.

Pro Jahr hat zumindest eine einma-

lige Begehung und Kontrolle eines solchen

Weges stattzufi nden. Je nach Frequenz

am Klettersteig sind jedoch häufi gere Kon-

trollen zwingend nötig. Zudem muss nach

Unwettern, was besonders im heurigen

Sommer problematisch ist, unverzüglich

gehandelt werden, sollten Teile der Anlage

zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen

sein. Sollte der Schaden nicht gleich repa-

riert werden können ist es unbedingt nötig,

eine sichtbare Sperre der Anlage vorzuneh-

men – etwa mittels unübersehbarem Zei-

chen, das über die Sperre Auskunft gibt und

darauf hinweist, dass die Begehung auf ei-

gene Gefahr erfolgt. Doch aufgepasst, denn

hier gilt: Ist dem Halter die Beseitigung der

Gefahr hinsichtlich wirtschaftlicher Mittel

zumutbar, ist er auch dazu verpfl ichtet.

Gänzlich anders verhält sich die

Haftungsfrage bei Klettergärten, die nur

gegen Entgelt benutzt werden dürfen.

Hier gilt die Vertragshaftung, das heißt,

der Halter ist nicht nur für grobe Fahr-

lässigkeit, sondern für jedes Verschulden

haftbar. Und anders als bei Klettersteigen

muss er im Unglücksfall beweisen, dass

ihn an der Nichterfüllung seiner vertrag-

lichen Pfl ichten kein Verschulden tri� t.

Er muss sich also „frei beweisen“, wie

dazu der Rechtsreferent des Innsbrucker

Alpenvereins, Andreas Ermacora, im Fach-

magazin „Berg & Steigen“ schreibt.

Vorsicht bei Prospekten. Beson-

dere Vorsicht ist geboten, wenn etwa

Tourismusvereine oder Hotels Anlagen

Dritter in ihrem Angebot bewerben.

Versicherungsexperte Fettner rät hierbei,

die Prospekte der jeweiligen Betreiber zu

übernehmen, anstatt deren Angebot in

das eigene Prospekt zu übertragen. Denn

sobald etwas falsch beworben wird, kann

dies Folgen haben. Etwa wenn ein Hotel

einen Klettersteig ohne entsprechende

Warnungen für seine Gäste anbietet, der

eigentlich nur für Profi kletterer geeignet

ist. Vorsicht ist auch geboten, wenn es sich

um Geschäfte auf Provisionsbasis handelt

– auch daraus kann im Extremfall dem

Hotelier eine Haftung entstehen.

Bei allen zu klärenden juristischen

Fragen sollte das Freizeitangebot jedoch in

erster Linie den Sportlern dienen und dem

Tourismus Mehrwert bringen. Wer die ge-

nannten Grundsätze beachtet, wird genau

das für sich und seine Gäste erreichen. ×

ANSPRECHPARTNER FÜR FRAGEN ZUR HAFTUNG• Dr. Michael Fettner (Tiroler Versicherung)

Wilhelm-Greil-Straße 10, 6010 Innsbruck, Tel.: 0512/5313-1420, [email protected]• Österreichischer Alpenverein

Olympiastraße 37, 6020 Innsbruck, Tel.: 0512/59547, o� [email protected]

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Eigene Bestimmungen. Bei Klettersteigen müssen in

Sachen Haftung einige Besonder-heiten berücksichtigt werden.

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44 SAISON

MAGAZIN

Kunst und DemokratieEinen „demokratischen Ansatz“ ortet der französisch-israelische Künstler und Designer Arik Levy in den Swarovski Kristallwelten in Wattens – und knüpft mit einem neuen, ab Ende September begehbaren Ausstellungsraum daran an. Levys Engagement ist aber nur eine von mehreren aktuellen künstleri-schen Metamorphosen des Riesen.

VON ES THER PIRCHNER

S elten wird Kunst als für die

breite Masse zugänglich em-

pfunden – ein edler Schrein,

der sich nur jenen ö� net, die sich einge-

hend damit beschäftigen und über ein

umfassendes Wissen darüber verfügen. In

den Swarovski Kristallwelten pfl egt man

demgegenüber einen möglichst o� enen

Ansatz, bei dem Kunst das internationale

Publikum des Kristallmuseums unmittel-

bar ansprechen soll und im Wortsinne

begreifbar wird. Vor dem Hintergrund,

Besucher und Kunden für das Material

Kristall zu interessieren und „immaterielle

Assoziationen zur Marke Swarovski“ zu

wecken, wie Stefan Isser, der Geschäfts-

führer der Swarovski Kristallwelten sagt,

wird hier viel Ungewöhnliches initiiert.

Man denke nur an das Kammermu-

sikfestival „Musik im Riesen“ mit seinen

kleinen, aber hochkarätigen Konzerten, an

frühere Kollaborationen etwa mit dem Ar-

chitekten David Adjaye und Shekhar Kapur,

mit TV Morrinho oder den Blue Noses sowie

an die regelmäßig stattfi ndenden Clubbings

mit internationalen DJs. Aktuelle Projekte

umfassen die Aufstellung eines Kunstwerks

von Georg Herold im Park der Swarovski

Kristallwelten, aber auch die Gestaltung

der Auslagen im Wiener Swarovski-Store

in der Kärntnerstraße durch die Künstlerin

Astrid Bechtold oder die Zusammenarbeit

mit Arno Ritter, Wolfgang Tschapeller und

Rens Veltman beim Österreichpavillon der

Architekturbiennale 2012.

Kristalle begreifen. Die Zugänge,

die in den Swarovski Kristallwelten selbst

gescha� en werden, reichen von märchen-

haften Szenarien wie Susanne Schmögners

„Kristalltheater“ bis hin zum Klassiker „Kris-

talldom“, der die Formen exakt geschli� e-

ner Edelsteine nach Buckminster Fuller als

Erlebniswelt inszeniert. Mit Arik Levy, der in

seinen Arbeiten bildende Kunst, Industrie-

und Lichtdesign, Bühnenbild und Modeent-

würfe abdeckt, haben die Swarovski Kris-

tallwelten nun einen Künstler nach Wattens

eingeladen, dessen Auseinandersetzung

mit dem Kristallinen schon einige Jahre

zurückreicht: Die Ausstellung „Osmosis“ für

das Swarovski-Projekt Crystal Palace gehört

ebenso dazu wie die Kreation einer eigenen

Schmucklinie für Atelier Swarovski.

Die Carte blanche, die er in Bezug

auf seine Entwürfe für Wattens bekommen

hat, nutzte er, indem er den Wildwuchs

von Kristallen in Beziehung zur Präzision,

mit der Kristalle bearbeitet werden, setzte.

Das Ergebnis, die Installation „Transparen-

te Opazität“, spielt mit diesen zwei Polen,

aber auch mit Materialien, Größenver-

hältnissen und mit zwei – nur scheinbar

– widersprüchlichen Eigenschaften von

Kristallen: Durchsichtigkeit und Undurch-

dringlichkeit.

TRANSPARENTE OPAZITÄTAusstellungsraum von Arik Levy, ab 27. September 2012 in den Swarovski Kristallwelten

FMRIESE – FORWARD MUSIC FESTIVAL22. bis 24. November 2012, Swarovski Kristallwelten

kristallwelten.swarovski.com

Neuzugang im Park des Riesen: „airs and graces“ von Georg Herold

Neues Musikfestival: fmRiese lädt im November u. a. zu einem Konzert von Soap&Skin (with Ensemble).

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Page 45: Saison 4 2012

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Besucher als Mitwirkende. In dem

lichten Raum fi ndet sich denn auch eine

große „gewachsene“ Kristallskulptur

(„RockGrowthCrystal“) neben kleineren,

präzise geschli� enen Elementen, 3D-

Prints, Abbildungen und einer interakti-

ven Arbeit, die auf Bewegungen und die

Anzahl der Besucher vor Ort reagiert.

Laut Levy sind (fast) alle diese Objekte

und der ganze Raum nicht darauf aus-

gerichtet, betrachtet, sondern erfahren

zu werden. Die Dinge dürfen und sollen

angegri� en werden, auch das Klettern auf

den größeren Skulpturen ist, sofern es

nicht gefährlich ist, erlaubt. Levys Inten-

tion, die Besucher damit quasi ins Innere

von Kristallen vordringen zu lassen, wird

noch vertieft, indem die Objekte über den

Ausstellungsraum hinausgreifen: in die

daneben liegende „Eisgasse“ und in den

Veranstaltungsraum, der im November

2012 ein neues Musikfestival beherber-

gen wird.

„fmRiese“. Nachdem mit „Musik im Rie-

sen“ ein klassika� nes Publikum angespro-

Verstärkte InteraktionStefan Isser leitet seit heuer die Swa-rovski Kristallwelten und führt auch das Konzept der „permanenten Verwandlung“ des Riesen fort – in Zusammenarbeit mit Kulturschaf-fenden verschiedenster Genres.

SAISON: Herr Isser, welche Ziele verfolgen Sie mit der Einbindung von Kunst und Kul-tur in den Swarovski Kristallwelten? STEFAN

ISSER: Die Swarovski Kristallwelten sind in

hohem Maße ein Ort der Kunst und Kultur

und sie üben auf unsere internationalen Be-

sucher große Faszination aus. Wir versuchen

unsere Gäste auf Zeit zu verzaubern, ihnen

eine besondere Erinnerung zu schenken. Das

führt auch zu mehr Vertrauen bei den Kunden.

Geben Sie den Künstlern und Musikern, die mit Ihnen zusammenarbeiten, bestimmte Vorgaben? Nein, wir machen da keine Ein-

schränkungen. Das ist für die Künstler zwar

oft schwierig, aber es befl ügelt auch die Kre-

ativität enorm und gibt uns neue Impulse. Es

entstehen wunderbare Arbeiten dadurch.

Wie hat Arik Levy diesen kreativen Freiraum genützt? Viele unserer Wunderkammern

sind so gestaltet, dass Kunst erfahrbar ist.

Arik Levy weitet diesen Ansatz noch aus und

wird die Begehbarkeit und Interaktion durch

die Verwendung neuer Technologien noch

verstärken.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

chen werden konnte und die Clubbings

junge Besucherschichten nach Wattens

locken, ist „fmRiese – Forward Music

Festival“ dem musikalischen Experiment

im Grenzbereich verschiedener zeitge-

nössischer Stile gewidmet: Techno und

Minimal Music, elektronische Musik und

verfeinertes Songwriting fi nden hier auf

vielen Wegen und in – vom künstlerischen

Leiter des Festivals, Christof Dienz, sehr

gezielt ausgewählten – Kombinationen

zusammen.

Internationale Kapazunder wie

Howe Gelb, David Moss oder das Brandt

Brauer Frick Ensemble begegnen dabei

zarten Pfl anzen wie dem steirischen Mäd-

chenwunder Soap&Skin (with Ensemble)

oder der kühnen Sängerin und Geigerin

Carla Kihlstedt. Dass das Wagnis „fmRiese“

ebenso seine Anhänger fi nden wird wie

die anderen musikalischen Aktivitäten der

Swarovski Kristallwelten, davon ist Stefan

Isser überzeugt, schließlich müsse man

immer wieder Neues ausprobieren, um

nicht immer am selben Ort stehen zu

bleiben. ×

Zentrales Ausstellungsstück von „Transparente Opazität“: der „Rock-

GrowthCrystal“, der auch in die daneben liegende „Eisgasse“ ausgreifen wird

Kunst auf der Kärntnerstraße: Astrid Bechtold gestaltete die Schaufenster von Swarovski Wien neu.

Stefan Isser, Geschäftsführer der Swarovski Kristallwelten

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magazin

„Jedes Jahr wie Weih-nachten“Das Literaturfestival Sprach-salz in Hall geht in die zehnte Runde: mit internationalen Autoren, regionalem Publikum und an einem „idealen“ Ort, wie die Veranstalter meinen. Zwei von ihnen, die Autoren Heinz D. Heisl und Magdalena Kauz, erzählen im Gespräch von den Besonderheiten des Festivals.

Da s IntervIew führt es ther PIrchner .

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AISON: Sprachsalz wurde vor zehn Jahren anlässlich der 700-Jahr-Feiern zur Stadt-

erhebung von Hall gegründet. War es damals schon als regelmäßiges Festival geplant? Heinz D. Heisl: Die idee dazu

gab es schon länger und die 700-Jahr-

Feier war der Rahmen, in dem wir uns

vorstellen konnten, sie auch umzusetzen.

zuerst wollten wir nur ein Jahr schaffen, …

MagDalena Kauz: … aber es war

dann sehr schnell klar, dass wir weiter-

machen.

Bei sprachsalz geht es sehr viel um

den ort. Hall ist ideal, die Haller mögen

es. Wir brauchen dafür eine kleine stadt,

es muss alles zu Fuß erreichbar sein. Das

Parkhotel ist wunderbar dafür: Die Bar ist

das magische zentrum, die säle funktionie-

ren perfekt. auf der Terrasse bei schönem

Wetter lesen zu können, ist ein Traum. Da-

durch, dass alles an wenigen orten statt-

findet, entsteht eine art großfamilieneffekt,

es gibt echte Begegnungen.

Wir vereinbaren mit den autoren,

dass sie mindestens zwei Tage da bleiben.

und in diesen zwei Tagen bewegen sie

sich nicht nur in einem Kreis von auser-

wählten, sondern sie sind vor ort und man

kann mit ihnen ins gespräch kommen.

Was hat sich in diesen letzten zehn Jah-ren verändert, was ist gleich geblieben? Heisl: aus meiner sicht haben wir nicht

viel verändert, aber wir haben – jeder in

seinem Bereich – viel dazugelernt, sind

Ein Team von Autoren (und

anderen Litera-turliebhabern) rund um Mag-

dalena Kauz und Heinz D. Heisl sorgt seit zehn

Jahren dafür, dass internati-onale Literaten zu Sprachsalz

kommen.©

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Page 47: Saison 4 2012

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professionell geworden. Vor allem haben

wir massiv Kontakte geknüpft. Dass wir

selbst schriftsteller sind, war uns eine

große Hilfe. Die autoren nehmen uns an-

ders wahr und gehen mit uns anders um

als mit anderen Veranstaltern. Deswegen

kommen zu uns auch die vielen großen

alten – die sonst kaum mehr wo lesen.

Der amerikanische autor William H. gass,

der 87 Jahre alt ist, kommt nur zu dieser

einen lesung nach europa. so etwas geht

nur über den persönlichen Kontakt.

inhaltlich hat sprachsalz eine sehr

große Bandbreite: von großen Romanci-

ers bis hin zu Performern. sind außerge-

wöhnliche Präsentationen gegenüber der

klassischen lesung in den letzten Jahren

mehr in den Vordergrund gerückt?

Kauz: Wir haben schon immer au-

toren eingeladen, die viel Präsenz auf die

Bühne bringen, deshalb gibt es auch diese

spoken-Word-Tradition bei sprachsalz.

Heuer kommt beispielsweise christian

uetz, der auswendig rezitiert und eine

ganz eigene art hat, seine sachen vor-

zutragen, oder Jens nielsen, ein junger

schweizer. es gibt einige leute, die etwas

spezielles mit der sprache machen, sei es

als sprachspiel oder in lyrischer Form. es

geht einfach um verschiedenste Formen

von sprache und literatur, die auf ver-

schiedenste art dargebracht werden.

Heisl: ein Beispiel ist der schau-

spieler Thomas sarbacher, der eine er-

zählung des autors egon Monk aus den

1960er-Jahren frei rezitiert. Dieser Text ist

nicht veröff entlicht und man kann ihn nur

auf dem Festival hören. so etwas zu bieten,

sehe ich auch als eine unserer aufgaben.

Wenn man das sehen, erleben will, dann

muss man da sein. Diese einmaligkeit hebt

uns auch von anderen Festivals ab.

Kauz: Das ist vielleicht schon et-

was, was sich in den letzten zehn Jahren

verstärkt hat: dass die grenzen zu anderen

Kunstsparten noch durchlässiger wurden,

die grenzen zwischen bildender Kunst

und Text, zwischen Theater und Text,

auch zwischen Musik und Text. Das muss

nicht sein, aber es darf auch passieren –

etwas, was das Buch ein bisschen sprengt,

was speziell ist.

Ihr Werbe-„Star“, Mops Otto, ist diesmal erstmals mit einem Tablet statt einem Buch auf der Einladung abgebildet. Wie nehmen Sie diese Entwicklung – hin zu elektronischen Medien, E-Books und so weiter – im Literaturbetrieb wahr?

Kauz: … dass man den Baum selber

kaufen, aufstellen, rüsten und wieder

wegräumen muss.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

SPRACHSALZ10. INTERNATIONALE TIROLER LITERATURTAGE14. bis 16. september 2012Hall in Tirol, Parkhotel, Medienturm ablinger.garber, stadtbibliothek Hall

autoren: Martin Walser, William H. gass, eli-sabeth Reichart, Kei Kimura, gerard Malanga, christian uetz, artur Becker, Robert Bober, Jens nielsen, Paul Renner, sam & ann charters, Wal-le sayer, agneta Falk, neeli cherkovski, Daniela Dill und rund zehn autoren im Jubiläumspro-gramm

organisatoren: Valerie Besl, Magdalena Kauz, Max Hafele, Heinz D. Heisl, elias schneitter, urs Heinz aerni

www.sprachsalz.com

BUCHTIPPSWer die autoren des Festivals nicht kennt, kann zumindest noch in den Tagen davor das eine oder andere Buch lesen. empfehlenswert sind:• William H. gass: Der Tunnel• Robert Bober: Wer einmal die augen öff net,

kann nicht mehr ruhig schlafen• Kei Kimura / Maketa smith-groves: once

upon a Time / es war einmal Fukushima• elisabeth Reichart: Die Voest-Kinder• oder wie Magdalena Kauz meint: „eigentlich alle“.

Heisl: ich merke diesen Wandel insofern

massiv, als ich sehr viel in den usa bin, wo

diese entwicklungen viel weiter vorange-

schritten sind. ich fi nde das exzellent, weil

das cäsarenprinzip der Verleger ausge-

schaltet wird und es für viele autoren eine

chance ist. ich möchte auch, dass der

erste autor, der nur im netz veröff entlicht,

bei uns liest.

Eine Neuerung des Programms im Jubi-läumsjahr betriff t die Workshops, einer für Jugendliche, einer für Erwachsene unter dem Titel „Wie viel Lesen braucht das Schreiben?“ Brauchen Autoren lite-rarische Vorbilder? Heisl: Von einigen

großen autoren hört man das: sie haben

ihre Favoriten, denen sie nacheifern.

aber durch die eigene Persönlichkeit

wird etwas neues daraus. im Workshop

sage ich den Teilnehmern, sie sollen

ihr lieblingsbuch mitbringen, und das

funktioniert sehr gut. es geht darum, die

Kreativität dessen zu verstehen, der das

Buch geschrieben hat, und dies mit der

eigenen Kreativität zu mischen. Die leute

können sich durch ihr Vorbild hindurch-

schreiben, um auf der anderen seite als

„ich“ herauszukommen.

Was ist im Jubiläumsjahr noch zu erwar-ten? Kauz: zusätzlich zu den autoren im

regulären Programm kommen ungefähr

noch einmal so viele im Jubiläumspro-

gramm. normalerweise laden wir autoren

nur einmal ein, es gibt höchstens einmal

einen Überraschungsgast. Diesmal kom-

men acht bis zehn autoren, die uns so

gut gefallen haben, dass wir sie unbedingt

noch einmal hier haben wollten.

Bei all den Feierlichkeiten, macht Ihnen nach zehn Jahren ehrenamtlicher Tätig-keit am Festival die Arbeit noch immer Freude? Heisl: sprachsalz ist immer

noch jedes Jahr wie Weihnachten, nur

dass wir nicht mehr an den Weihnachts-

mann glauben. inzwischen wissen wir, …

„Bei Sprachsalz geht es sehr viel um den Ort. Hall ist ideal, die Haller mögen es. Wir brauchen dafür eine kleine Stadt, es muss alles zu Fuß erreichbar sein. Das Parkhotel ist wunderbar dafür.“

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Leopoldstraße 28, 6020 Innsbruck, T: + 43 512 578691, F: 573738, www.heuundstroh.comÖffnungszeiten: Mo - Fr: 9:00 - 18:00 Uhr, Sa: 9:00 - 13:00 Uhr

Erster Samstag im Monat: 09:00 - 17:00 Uhr

DER TRACHTENEXPERTE FÜR HEIMATVERLIEBTE

Foto:Wenger

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49 SAISON

KOMMENTARE

Vom Umgang mit Wetterprognosen VON ALOIS SCHÖPF

Minigolf VON ERNS T MOLDEN

Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

Ernst Molden lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine Alben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Eben erschien seine neue Platte A SO A SCHEENA DOG (monkeymusic).

W er seinen Urlaub plant, ist gut beraten, im In-

ternet jene 14-Tage-Vorschau zu studieren,

die Auskunft darüber gibt, welches Wetter

am Urlaubsort zu erwarten ist. Denn bei

aller Liebe zur Oberen Adria: Es gibt nichts Öderes, als in einem

Badeort bei Regen in einem winzigen Hotelzimmer festzusitzen.

Wer klug und frei genug ist, verschiebt daher den Urlaubsbeginn

und wartet auf Tage, die nicht durch graue Wolkensymbole am

Bildschirm Unbill versprechen.

Was aber, wenn die Touristenströme auf der Suche nach

der perfekten touristischen Ware immer öfter durch solche Pro-

gnosen anschwellen oder verebben? Was, wenn sie in Regionen,

die von der säkularen Form der Sonnenanbetung leben, zum

ausschlaggebenden Faktor dafür werden, ob die Zimmer aus-

gebucht sind oder die Angestellten bei voller Bezahlung untätig

herumstehen müssen?

Womit wir, auf die Alpen bezogen, beim ersten Grund-

satz im Umgang mit Wetterprognosen angelangt wären: Wer

in Gegenden, in denen sich des Öfteren auch Wolken vor die

Sonne schieben, zu sehr mit der Sonne wirbt, sägt touristisch

am Ast, auf dem er sitzt. Zumal es auch Länder gibt, die mitnich-

ten der Sonne bedürfen, um touristisch attraktiv zu sein: Irland

E s gibt das Dorf, wie ich es liebe. Und dann gibt es

das Nachbardorf. Über dieses Nachbardorf habe ich

eigentlich noch nie geschrieben. Dies ist ungerecht,

weil so oft ich ins Lieblingsdorf gefahren bin, musste

ich mindestens zweimal durchs Nachbardorf, und ohne es wirk-

lich zu kennen, habe ich es daher doppelt so oft berührt.

Das Nachbardorf liegt weniger weit droben als unser eige-

nes. Es hockt auf dieser magisch glitzernden Kante zwischen Berg

und Tal, die man gern als Mittelgebirgsplateau bezeichnet. Da fällt

viel Sonne hin. Da herrscht nicht die Trutzigkeit der schattigen

und / oder ausgesetzten Bergdörfer. Da ist man gelassener unter-

wegs, und vielleicht die Spur unspektakulärer.

Heuer, als meine Lieben und ich im Dorf

waren, haben wir gleich mehrfach das Nach-

bardorf besucht. Wir sind nämlich auf folgendes

draufgekommen: Während unser eigenes Dorf

im Winter mit Pisten und Hütten punkten kann,

hat im Sommer das Nachbardorf auf seinem

sonnenwarmen Platz einiges zu bieten. Und zwar Sachen, die dem

verbreiteten Ereignis-Tourismus der Jetztzeit diametral entgegen-

gesetzt sind. Lustbarkeiten, wie sie den 50er Jahren des vergan-

genen Jahrhunderts entsprungen scheinen. Beispielsweise den

kleinen, kreisrunden Badesee, von feistem Wald umstanden, mit

vom Wetter ergrauten Pritschen, einem ebensolchen Sonnenfl oß

und einem einsamen Sprungbrett. In tiefer Zufriedenheit schoben

unsere Kinder im See Baumstämme herum, fl üchteten vor den

Bremsen ins tiefgrüne Wasser und vermissten überhaupt gar nix.

zum Beispiel. Entsprechend sind wohl auch die

Alpenländer gut beraten, sich gegenüber dem

Diktat des garantiert schönen Wetters als dem

einzig möglichen Urlaubsglück mit aller Kraft

zu emanzipieren.

Zumal hinzu kommt: Wetterprognosen

haben den für Nachrichtenmedien typischen Hang, alles, was

nicht wolkenlosen Himmel verspricht, katastrophisch abzu-

werten. Wenn es nach den Voraussagen der diversen Internet-

Wetterfrösche gegangen wäre, hätten etwa die

„Innsbrucker Promenadenkonzerte“ im Juli dieses

Jahres besser gar nicht stattgefunden. Denn hier

wurden Verhältnisse beschrieben, bei denen kein

vernünftiger Mensch in ein Freiluftkonzert geht.

Dass das Publikum zuletzt doch kam, hing zum einen damit

zusammen, dass die seit Wochen über die Alpen dahin fegenden

labilen Strömungen ausreichend Platz für Sonnenfenster und

mehr oder weniger regenfreie Abende ließen, einen Wetterver-

lauf also, den die Voraussagen nur in einem Drittel der Fälle exakt

beschrieben. Im Rest der Fälle lagen sie komplett daneben. Diese

Beobachtung, es im Grunde mit Jahrhunderte alter Ka� eesud-

leserei im wissenschaftlichen Gewande zu tun zu haben, wurde

durch die Weisheit des gelernten Eingeborenen ergänzt, dass

derjenige, der in Tirol auf die Sonne wartet, das Leben verpasst.

Und der Touristiker verpasst das Geschäft. ×

Gleich in der Nachbarschaft liegt dieser

kleinste Luna-Park der Welt, bestehend aus

einer Minigolf-Anlage, einem entzückenden

Autodrom, einer Handvoll streichelbereiter Tie-

re und einem Espresso im Knusperhäuschen.

Meine Kinder, meine Liebste und ich haben dort

ein mehrtägiges Minigolf-Turnier abgehalten,

unterbrochen von einem dieser wüsten Hagelstürme, wie sie der

vorige Sommer zu bieten hatte. Der Papagei, die zahmen Ziegen

und die betulichen Laufenten fl üchteten in ihre Behausungen, wir

selbst retteten uns ins Espresso, wo wir dann Seite an Seite mit

anderen zufriedenen Ferienmenschen ein Eis aßen. Als der Himmel

wieder glitzerte, kehrte die Luna-Park-Chefi n die Hagelschlossen

mit einem Riesenmopp aus den Minigolfbahnen heraus, und wir

spielten halt weiter.

Abends mit, wie wir hier sagen, gut ausgetobten Kindern

fragten wir uns dann, warum uns das kleine, unaufgeregte, be-

scheidene Dorf so erfreut hat. Weil wir jetzt älter sind und es auch

schon billiger geben? Oder weil es einfach total ausreicht? ×

„Wer in Gegenden, in denen sich des Öfteren auch Wolken vor die Sonne schieben, zu sehr mit der Sonne wirbt, sägt touristisch am Ast, auf dem er sitzt.“

„Während unser eigenes Dorf im Winter mit Pisten und Hütten punkten kann, hat im Sommer das Nachbardorf

auf seinem sonnenwarmen Platz einiges zu bieten.“

© B

ÖH

ME

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50 SAISON

NACHGEFRAGT

DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Nepal, Argentinien, Karakorum

DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft

DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Überheblichkeit

DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Siehe Frage 2, die Gastfreundschaft

DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Arroganz

RESPEKT HABE ICH VOR ... ... der Natur und vor sportlichen Höchstleistungen

DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Der zunehmende Trend des Skitourengehens, Klettersteige (aber bitte

nicht zu viele!) und das Internet als Informationsquelle rund um die Tourenplanung

BERGSTEIGEN BEDEUTET FÜR MICH: Freiheit und Naturgenuss

LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Argentinien im Mai 2012, wir waren am heiligsten Berg der Inkas

ICH LERNE VON ... ... fast jedem Menschen und von der Natur. Ich beobachte gerne

und ziehe daraus meine Schlüsse.

MEIN LIEBLINGSBERG IN TIROL: Der Olperer im Zillertal

ICH BEWUNDERE (PERSON) ... ... Menschen mit großen körperlichen Behinderungen, die ihr Leben

unglaublich tapfer meistern

FÜR DIE ZUKUNFT TIROLS WÜNSCHE ICH MIR ... ... Augenmaß in der touristischen Erschließung

DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG MEINES LEBENS: Besteigung des Mt. Everest

GEFÜRCHTET HABE ICH MICH ... ... sehr, sehr oft.

1 5 FR AG EN A N . . .

Peter Habeler

Peter Habeler ist weltbekannterExtrembergsteiger und Alpinist und feierte heuer im Juli seinen 70. Geburtstag.

Page 51: Saison 4 2012

Target Group Publishing GmbH, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 InnsbruckT 0512 / 58 6020 F 0512 / 58 6020 -20 E [email protected] I www.zielgruppenverlag.at

Print

Magazine und Zeitschriften für Kunden, Mitarbeiter und MitgliederGeschäftsberichteJahrbücherJubiläumspublikationen

Social Media

Betreuung des Unternehmens-auftritts in Facebook, Twitter …

Kommunikationsberatung

MitarbeiterkommunikationKundenkommunikationPressearbeit

Page 52: Saison 4 2012

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