Schleswig-Holstein Wirtschaftsland - Der echte Norden.

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Wirtschaftsland spezial Schleswig-Holstein www.wirtschaftsland.de Trends & Themen 2014 Ein starkes Team auf der Brücke: volle Auftrags- bücher für den Werftenverbund 36 Minister Meyer: Im echten Norden geht keine gute Idee verloren 06 Ausländische Ansiedlungen in Schleswig-Holstein 32 Feste Fehmarn- beltquerung 08 SHMF mit neuem Intendanten 22

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Wirtschaftslandspezial

Schleswig-Holstein

www.wirtschaftsland.de

Trends & Themen 2014

Ein starkes Teamauf der Brücke: volle Auftrags-bücher für denWerftenverbund36

Minister Meyer: Im echten Norden geht keine gute Idee verloren 06

Ausländische Ansiedlungen in Schleswig-Holstein 32

Feste Fehmarn-beltquerung08

SHMF mit neuem Intendanten22

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Unternehmerportrait

„Ein Standort muss sich nicht nur mit all seinen Stärken und Facetten immer wieder sehen lassen, um wahrgenommen zu werden und im globalen Wett-bewerb bestehen zu können.“Dr. Bernd Bösche

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ediTorial

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Wirtschaftsland spezial

„Das Leben besteht zu drei Vierteln daraus, sich sehen zu lassen“, meint Schauspieler und Star-Regisseur Woody Allen. Diese Weisheit lässt sich auch auf Wirtschaftsstandorte übertragen: Ein Standort muss sich nicht nur mit all seinen Stärken und Facetten immer wieder sehen lassen, um wahrgenommen zu werden und im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Er muss auch möglichst einheitlich auftreten, um Wiederer-kennungs- und Multiplikatoreffekte zu ermöglichen. Schleswig-Holstein wird sich deshalb künftig verstärkt einheitlich präsentieren. Die Landes-regierung hat aus diesem Grund ein Dachmarkenkonzept beschlossen: Mit dem Claim Schleswig-Holstein. der echte Norden. wird der Standort künftig einheitlich für sich werben. Damit wird eine Grundlage geschaf-fen, um das Profil des Landes besser sichtbar zu machen und eine stärkere Identifikation für die Menschen im Land selber zu schaffen. Und wir – die Herausgeber von „Wirtschaftsland spezial Trends & Themen 2014“ – gehen mit gutem Beispiel voran. Die neue Ausgabe erscheint im Rahmen der Dachmarke im neuen Gewand. Und selbstverständlich steht nicht nur die neue Hülle für Aufbruch-stimmung in Schleswig-Holstein, sondern auch die Themen, Trends

und Projekte, über die wir berichten und die den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein 2014 bewegen. Eines der herausragenden Projekte für die kommenden Jahre ist die Feste Fehmarnbeltquerung. Weltweit wird interessiert beobachtet, wie eine zukunftsweisende Vision ab 2015 um-gesetzt wird. Es lohnt sich daneben allerdings auch, einen Blick auf die vielen, zwar kleineren, aber hochinno-vativen Projekte unserer Unterneh-men zu werfen. Insbesondere unsere „jungen Macher“ im Land zeigen, wie man mit intelligenten, kreativen Ideen Erfolg hat. Überzeugen Sie sich selbst von den vielseitigen Facetten und Möglichkeiten des Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensstandortes Schleswig-Holstein und Sie werden sehen: „Der echte Norden“ hat viel zu bieten!

Viel Spaß beim Lesen

Ihr

Dr. Bernd Bösche

Dr. Bernd Bösche, Geschäftsführer Wirt-

schaftsförderung und Technologietransfer

Schleswig-Holstein GmbH

Liebe Leserin,Lieber Leser,

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iNHalT

ostsee statt Pazifik

Bye bye California, hello Weis-senhaus: Multimillionär Buett-ner verwandelt eine baufällige Schlossruine im ländlichen Schleswig-Holstein in ein exquisi-tes Luxusanwesen, das Touristen aus aller Welt magisch anzieht. Sein Ziel: Das ehemalige Dorf soll als Grand Village die elitäre Top-50-Rangliste der besten Luxusresorts der Welt erobern. So wie’s aussieht, ist Buettner auf dem besten Weg dahin.

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Feste Fehmarnbeltquerung

Der geplante 19 km lange Tunnel führt schnurstracks unter der Ostsee hindurch von Puttgarden nach Rødby, Dänemark. Profitieren werden davon aber nicht nur die beiden Anrainer, sondern ganz Nordeuropa. So lauten die Prognose und das erklärte Ziel von Wirtschaft und Politik. Jetzt schon gilt das Bauwerk als Nord-europas größtes Infrastrukturprojekt.

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rückendeckung für revolutionäre ideen

Kluge Köpfe kommen aus dem echten Norden. Mit finanziellem Rücken-wind durch Innovations-förderprogramme erobern sie von hier aus die ganze Welt. Sie sorgen dafür, dass man sogar in China auf PVC-freie Saucen-Deckel aus Schleswig-Holstein setzt.

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im echten Norden geht keine gute idee verloren Interview mit Wirtschafts- und Ver-kehrsminister Reinhard Meyer

Gigantische Unterführung Dänemark und Schleswig-Holstein rücken näher zusammen

Geschichtsreicher Boden Historische Spurensuche in Schleswig-Holstein

ostsee statt Pazifik Fünf Sterne de luxe mit Meeresrauschen

Branche mit BissSchleswig-Holsteinische Lebensmittel marken gehen mit gutem Geschmack voran

ein Festival für das land und Gäste aus aller WeltChristian Kuhnt bringt neue Töne in das Schleswig-Holstein Musik Festival

rückendeckung für revolutionäre ideen Passgenaue Förderprogramme für starke Innovationen

das Salz in der SuppeSylter Sternekoch würzt mit Innovation aus der Nordsee

Wenn die Nordsee an der decke klebtKreative Produkte made in Schleswig-Holstein

„Ganz oben“ in bester GesellschaftSchleswig-Holsteins Unternehmens-landschaft ist international

Mit Superyachten und offshore in die ZukunftDrei Werften auf Wachstumskurs

Schleswig-Holstein der echte Norden Präsentation der Dachmarke

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Schleswig-Holstein der echte Norden

Schleswig-Holstein präsentiert sich künftig unter der gemein-samen Dachmarke Schleswig-Holstein. der echte Norden. Dahinter steckt eine ausge-klügelte Strategie, mit der das Land im bundesweiten Wett-bewerb die Nase vorn haben soll. Ein Blick hinter die Kulissen verrät, auf welche Säulen sich das neue Konzept stützt.

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Inhalt

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Unternehmerportrait

Wirtschaftsland: Die Rader Hochbrü-cke ist 2013 bundesweit zum Symbol des Verfalls der deutschen Infrastruk-tur geworden, ebenso die Ausfälle der Schleusen am Nord-Ostsee-Kanal. Hand aufs Herz: Macht es noch Spaß, Wirtschafts- und Verkehrsminister zu sein, der für den Standort Schleswig-Holstein die Werbetrommel rühren muss? Meyer: Ja, das macht es, auch wenn wir in der Tat vor schwierigen Aufga-ben stehen und es nur ein schwacher Trost ist, dass es anderen Bundes-ländern zumindest hinsichtlich des Straßennetzes auch nicht besser geht. Aber bei allen berechtigten Wehklagen in Einzelfällen wehre ich mich, so zu tun, als säßen wir auf einem Scherbenhaufen. Wir haben im internationalen Vergleich immer noch ein sehr intaktes und zuverlässiges Verkehrsnetz, unsere mittelständische Wirtschaft ist robust aufgestellt, wir sind ein windreiches Land mit großen Potenzialen im On- und Offshore-Bereich, unsere Ansiedlungsbilanzen können sich sehen lassen und wir sind das einzige Bundesland mit zwei Meeren. Wenn wir es richtig anpacken, werden wir in den nächs-

ten Jahrzehnten enorm von unserer Brückenfunktion zu Skandinavien proftitieren – wir sind eben der echte Norden.

Wirtschaftsland: Apropos echter Nor-den – mit dieser Dachmarke wollen Sie erreichen, dass Schleswig-Holstein in Zukunft geschlossener auftritt. Was macht Sie so sicher, dass die eher tra-ditionsbewussten und zurückhalten-den Schleswig-Holsteiner mitziehen?Meyer: Vor allem die Reaktionen auf den Kampagnenstart – von begeister-ter Zustimmung bis hin zu Ablehnung. Einen Slogan, der auf 100-prozentige Zustimmung stößt, wird es nie geben. Entscheidender war, dass die Debatte sehr leidenschaftlich geführt wurde. Und ich glaube, man unterschätzt die Schleswig-Holsteiner gewaltig, wenn man sie in die Ecke wortkarger Eigen-brötler aus einer Bierwerbung drängt. Inzwischen streitet man zwar über das Wie der Kampagne, aber alle sind sich einig: Ja, wir wollen in Zukunft nicht nur als Nord- oder Ostseeküste oder Hansestadt wahrgenommen werden. Wir wollen gemeinsam als Schleswig-Holsteiner Flagge zeigen.

Wirtschaftsland: Einige Kritiker sagen: Das Land sollte sich lieber um Schlaglöcher als um Dachmarken kümmern …Meyer: Was ich offen gestanden ziemlich kurzsichtig finde. Wenn ich zu Hause einen Rohrbruch habe, stelle ich doch auch nicht jede Zu-kunftsplanung ein. Und jeder, der die Medien verfolgt hat, der weiß: Allein für unsere Verkehrsinfrastruktur hat das Land aktuell zusätzlich 26 Millio-nen Euro für ein Sondervermögen zur Verfügung gestellt, um beispielsweise viele Schlaglochpisten erneuern zu können. Und als Vorsitzender der Län-der-Verkehrsministerkonferenz habe ich der künftigen Bundesregierung gemeinsam mit einer Experten-Kom-mission im Oktober 2013 ein Papier vorgelegt, wie wir den Investitionsstau von jährlich 7,2 Milliarden Euro auf un-seren Verkehrswegen wieder auflösen können. Wobei sich Versäumnisse von Jahrzehnten natürlich nicht im Hand-umdrehen beheben lassen.

Im echten Norden geht keine gute Idee verloren interview mit Wirtschafts- und Verkehrsminister reinhard Meyer

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aUF GUTeM WeG

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Wirtschaftsland: Was sind für 2014 Ihre größten Baustellen als Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie?Meyer: Der dickste Brocken bleibt natürlich der Verkehrsbereich mit den geschilderten Sanierungsvorhaben. Das sind insbesondere: die notwen-dige Modernisierung des Nord-Ost-see-Kanals, aber auch der geplante Ausbau der A 7, nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts möglichst schnell ein Baurecht für die A 20 zu bekommen, die Fehmarnbeltque-rung und deren Anbindung. Intakte Straßen, Schienen- und Wasserwege sind nun einmal die elementaren Vo-raussetzungen für Wachstum und die Sicherung von Arbeitsplätzen …

Wirtschaftsland: … wobei sich der drohende Fachkräftemangel als wei-teres Problem erweisen dürfte …Meyer: So ist es. Deshalb ist eine weitere Großbaustelle für 2014 un-sere Fachkräfte-Initiative „Zukunft im Norden“. Wir haben errechnen lassen, dass uns bis 2030 in Schleswig-Holstein rund 100.000 Fachkräfte am Arbeitsmarkt fehlen werden, wenn wir nicht rechtzeitig gegensteuern.

Wirtschaftsland: Und als Technologie-minister …Meyer: … liegen mir natürlich unsere Datenautobahnen am Herzen, die im Rahmen unserer Breitband-Strategie weiter ausgebaut werden müssen, um gute Standortbedingungen zu schaffen. Da sind wir dran.

Wirtschaftsland: Als Technologie-minister sind Sie auch für die Inno-vationsförderung zuständig. Tut das Land genug, um kluge Ideen in bare Wirtschaftskraft zu verwandeln? Meyer: Im Rahmen des Möglichen tun wir alles, damit unserem Land keine gute Idee verlorengeht. Wir legen dazu in Kürze eine umfassende Innovationsstrategie vor. Dazu gehört unter anderem, dass wir Kompetenz-zentren in verschiedenen zukunfts-trächtigen Bereichen fördern, die wirtschaftsnahe anwendungsorientier-te Forschung leisten. Wir kooperieren eng mit den anwendungsorientierten Forschungsgemeinschaften wie der Fraunhofer-Gesellschaft. Wir fördern auch sogenannte Verbundvorhaben zwischen der einheimischen Wissen-schaft und Wirtschaft, die der gemein-samen Entwicklung von Innovationen

im Land dienen. Und weil Innovation und Technologietransfer vor allem über Köpfe stattfindet, investieren wir viel in die Ausbildung unserer Nachwuchskräfte. Ich sage immer: Wir brauchen beides – über Bildung die Investition in Köpfe, aber auch Investi-tionen in Beton, um unsere Infrastruk-tur wieder flottzumachen. (hh)

„Allein für unsere Verkehrsinfra-struktur hat das Land aktuell zusätzlich 26 Millionen Euro für ein Sondervermögen zur Verfügung gestellt ...“ Reinhard Meyer

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Unternehmerportrait

die Feste Fehmarnbeltquerung

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Realisierung der Festen

Fehmarnbeltquerung war die Übergabe der Planfeststellungs-

unterlagen für den deutschen Abschnitt des Bauwerkes im Oktober

2013 an den zuständigen Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr

Schleswig-Holstein.

Gigantische Unterführung

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ViSioN Wird WirklicHkeiT

Nordeuropa rückt enger zusammenDie Feste Fehmarnbeltquerung schließt nicht nur eine Lücke im trans-europäischen Verkehrsnetz, sondern trägt zur Entstehung eines grenzüber-greifenden Wirtschaftsraumes mit großem wirtschaftlichen Potenzial bei. Die schleswig-holsteinische Landes-regierung ist sich sicher, dass der gesamte norddeutsche Raum von der schnellen Verbindung nach Skandi-navien profitieren wird. Auch überre-gional werde die feste Querung Impulse setzen.

„Südschweden, dänemark und Norddeutschland haben die chance, zu einer neuen region zusammen-zuwachsen“,

sagt der schleswig-holsteinische Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie Reinhard Meyer. Wichtig sei dabei vor allem, dass die Fehmarnbelt-Region parallel zur weiteren Planung des Projekts noch enger zusammenfinde. „Nur so können wir vermeiden, dass Schles-wig-Holstein eines Tages zur reinen Transitzone für den Verkehr zwischen

Hamburg, Kopenhagen und Malmö wird. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, die Weichen für die Wertschöpfung der Zukunft in einer neuen Region zu schaffen. Diese Chance lassen wir uns nicht entgehen“, betont Meyer.

Ähnlich sieht es auch Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck:

„ausgehend von den guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen Norddeutschland und Skandinavien wird die Feste Fehmarnbeltquerung die Standortvorteile unserer region erweitern.

Neben dem eigentlichen Bau der Querung, von dem auch unsere Unternehmen profitieren werden, ergeben sich aus der verkürztenFahrt- und Transportzeit langfristige Entwicklungschancen. Denkbar sind hier eine enge Verknüpfung mit den logistischen Infrastrukturen, eine Erweiterung des Tourismusangebotes sowie der Aufbau eines grenzüber-schreitenden Arbeitsmarktes.“

die Verwirklichung des Traums einer festen Verbindung zwi-

schen Skandinavien und kontinentaleuropa an seiner kürzesten

Strecke, der Vogelfluglinie, rückt näher. das geplante Bauwerk

gilt weltweit als der bislang längste kombinierte auto- und

eisenbahntunnel. Nach abschluss des Genehmigungsprozesses

in deutschland soll nach dem jetzigen Zeitplan noch 2015 mit

dem Bau begonnen werden.

Die Vision: grenzüberschreitender

Arbeitsmarkt, verknüpfte Infrastruktur

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Schon seit einigen Jahren arbeiten die regionalen Tourismusverbän-de auf beiden Seiten der Grenze zusammen. Sie wollen gemein-sam die Attraktivität des Reiseziels Fehmarnbelt stärken und das Image der Region als Erholungszentrum zwischen den Metropolen verankern. „Ziel unseres neuen Projektes ist es, durch den Aufbau eines Partnernetz-werks touristische Unternehmen zur Entwicklung von Geschäftsideen und Kooperationen anzuregen, um die Fehmarnbelt-Region im Wettbewerb mit anderen Destinationen zu stär-ken“, sagt die Geschäftsführerin des Ostsee-Holstein-Tourismus e. V. Katja Lauritzen.

Sichtweise der logistikerEine feste Querung stellt nicht nur ökonomisch, sondern auch ökolo-gisch eine echte Alternative zur Fähre dar. Der Güter- und Personenverkehr zwischen Skandinavien und Deutsch-land wird schneller, preiswerter und umweltschonender. Immerhin ist die Strecke Hamburg-Kopenhagen über die Vogelfluglinie rund 160 Kilometer kürzer als über die Jütlandroute.

Aus Sicht von Matthias Gödecke, Geschäftsführer des gleichnamigen Lübecker Transport- und Logistik-unternehmens, werden sich die derzeitigen Marktbedingungen stark verändern:

Die Feste Fehmarnbeltquerung brin-ge eine rund einstündige Zeiterspar-nis, senke die Überfahrtskosten und stärke die Bahn- und kombinierten Eisenbahnverkehre erheblich. Durch die Zeitersparnis könnten Zentral-läger auf beiden Seiten des Belts zusammengelegt werden. Aber nicht immer bietet sich dieser kürzere Weg an. So etwa für das Logistikunterneh-men Transit Transport mit Standorten in Osterrönfeld bei Rendsburg sowie in Flensburg und Klipplev, die sich

geografisch direkt an der A 7 und damit an der Jütlandroute befinden. „Diese Hauptverkehrsachse wird aus unserer Sicht auch nach Öffnung der Festen Fehmarnbeltquerung nicht an Bedeutung verlieren“, ist sich Holger Matzen, Prokurist bei Transit Transport & Logistik sicher.

Nicht erst nach, sondern schon vor und während der Bauzeit nimmt die Wirtschaft an dem Großprojekt teil. Etliche deutsche Unternehmen pro-fitieren bereits in der Planungsphase von der festen Querung. Für den Bau sollen die erforderlichen Arbeitskräf-te weitestgehend aus der Region kommen. Zudem werden Zulieferun-gen, Beherbergung, Freizeitangebote und der Baustellentourismus zu einer weiteren Wertschöpfung beitragen. Das Fehmarnbelt Business Council, ein Zusammenschluss von dänischen, schwedischen und norddeutschen Kammern und Unternehmensverbän-den, arbeitet bereits heute an einer intensiveren grenzüberschreitenden Kooperation.

„Ziel unseres neuen Projektes ist es, durch den Aufbau eines Partnernetzwerks touristi-sche Unternehmen zur Entwicklung von Geschäftsideen und Kooperationen anzu- regen, um die Fehmarnbelt-Region im Wettbewerb mit anderen Destinationen zu stärken.“ Katja Lauritzen

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11chance und ZukunftsinvestitionIm Zuge der festen Querung wird auch das Verkehrsnetz im Hinterland ausgebaut und modernisiert. Die Kosten für den Absenktunnel in Höhe von 5,5 Milliarden Euro zahlt allein Dänemark. Die Refinanzierung erfolgt über Mautentgelte. Die Bundesrepu-blik Deutschland hingegen trägt die Verantwortung für den Ausbau der Straßen- und Schienenanbindungen auf deutschem Gebiet. Hierfür soll bis zum Zeitpunkt der geplanten Fertigstellung des Tunnels Ende 2021 die B 207 von Heiligenhafen bis Puttgarden auf vier Spuren erweitert und die Schienenstrecke zwischen Lübeck und Puttgarden elektrifiziert werden. Bis spätestens 2028 soll die Schienenstrecke zudem zweigleisig ausgebaut werden. Die Kosten für die Erschließung der Region auf deut-scher Seite trägt der Bund.

europas größtes infrastrukturprojektMinister Meyer ist bewusst, dass es gegenüber dem Projekt auch Vorbe-halte, Befürchtungen und Ablehnung gibt. Vor allem aber befürchten die Anwohner der Badeorte entlang der Lübecker Bucht eine vermehrte Belästigung durch Güterzüge. Vor diesem Hintergrund hat die schles-wig-holsteinische Landesregierung im Mai 2010 ein sogenanntes Raum-ordnungsverfahren für die Schienen-anbindung beschlossen, um einen größtmöglichen Interessenausgleich zu ermöglichen. „Die Landesregie-rung nimmt die Sorgen ernst, was vor allem in dem eingerichteten regio-nalen Dialogforum zum Ausdruck kommt“, so der Minister. Um alle von der festen Querung betroffenen Interessengruppen in die Planungen des Bauwerkes einzubeziehen, ist im Sommer 2011 das „Dialogforum Feste Fehmarnbeltquerung“ als neues Ins trument der Öffentlichkeitsbe-teiligung eingerichtet worden. Es arbeitet regierungsunabhängig und dient vor allem einem transparenten Meinungs- und Informationsaustausch auf Augenhöhe zwischen den unter-schiedlichen Interessenvertretern.

Die Feste Fehmarnbeltquerung wird für die nächsten Jahre Europas größ-tes Infrastrukturprojekt sein. Weltweit wird beobachtet werden, wie die Umsetzung mit all ihren technischen Herausforderungen gelingt. Das Querungsbauwerk und die gesamte Region werden international beachtet werden. (se)

KURZINFO

die Feste Fehmarnbeltquerung bewegt (Prognose):> ca. 19 Mio. m³ Meeresboden> 8.000 Fahrzeuge und

3.800 Zugreisende täglich > 75 % aller auf der Schiene

transportierten Güter zwi-schen Skandinavien und dem Kontinent

die Feste Fehmarnbeltquerung verbindet:> fast 9 Mio. Menschen, die in

der Region leben> 6 große Universitäten mit

mehr als 350.000 Studenten> 4,7 Mio. Erwerbsfähige

Der in den Meeresboden eingelassene

Tunnel wäre mit rund 19 Kilometern der

längste seiner Art.

ViSioN Wird WirklicHkeiT

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UNTerNeHMerPorTraiT

Heute ist Schleswig-Holstein ein moderner Wirtschaftsstandort. Heute verleihen innovative ideen – realisiert in Wertschöpfung – und traditio-nelle Stärken dem land Stabilität. Schleswig-Holstein blickt aber auf eine vielfältige und tiefschichtige Geschichte zurück, die überall im land Spuren hinterlassen hat. Seit vielen tausend Jahren besiedelt, von Völkern durchzogen, die Herrscher gewechselt und Bauwerke errichtet. die Hinterlassenschaften mancher ereignisse können wir nur ahnen, die denkmäler anderer epochen bieten sich prächtig dem staunenden Blick des Besuchers dar. „Schleswig-Holstein Wirtschaftsland spezial“ geht auf historische Spurensuche und gibt Tipps, wie man – zum Beispiel bei einem Wochenendausflug – auch die historischen Facetten das landes noch besser kennenlernen kann. (ul, bes)

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Geschichts-reicher Boden

02 | auf Slawenspuren

Die Slawen spielen eine wichti-

ge Rolle in der Landesgeschich-

te. Im Wallmuseum in Olden-

burg kommen wir ihnen näher.

Im Hafendorf wird frühmittelal-

terlich-slawisches Alltagsleben

erfahrbar. Einen kurzen Fußweg

entfernt liegt der Wall, der die

Siedlung schützte. 18 Meter

hoch, eröffnet seine Krone

einen grandiosen Blick in die

Landschaft.

> Oldenburger Wallmuseum,

Prof.-Struve-Weg 1, 23758

Oldenburg in Holstein,

www.oldenburger-wallmuseum.de

Einkehrtipp: Café-Restaurant

Museumshof, direkt am Museum,

www.ulrich-neuhaus.de

01 | ruhestätten

Den Geist der Altvorderen

spüren wir an vielen Orten

in Schleswig-Holstein, zum

Beispiel in Karlsminde an der

Eckernförder Bucht. Nah der

Landstraße gibt es ein Lang-

grab, errichtet vor 5.500 Jahren.

Mehr gibt es nicht zu sehen,

dafür unendlich viel zu fühlen.

Erhaben liegt es in der Land-

schaft, tief senkt es kraftvolle

Ruhe in den Besucher.

> Karlsminde, einige Kilometer

hinter Eckernförde an der L26

Einkehrtipp: Café Grünlund in

Holzdorf, über die L 26 Richtung

Loose, weiter auf der L 203

Richtung Norden nach Holzdorf,

www.gruenlund.de

Wirtschaftsland spezial

16. Jahrhundert

18. Jahrhundert

17./19. Jahrhundert

17./18. Jahrhundert

1806

Heute

ChristiGeburt

3.500 Jahre v. Chr.

7. Jahrhundert

12. Jahrhundert

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UNTerNeHMerPorTraiT

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04 | Wahr die Garr, de Bur

de kumt

Gib Acht, Garde, der Bauer

kommt! Unter diesem Kampf-

ruf schlugen die Dithmarscher

Bauern am 17. Februar 1500

in der Schlacht bei Hemming-

stedt den dänischen König,

die schleswig-holsteinische

Ritterschaft und die Söldner

der Schwarzen Garde. Das soll-

ten wir uns doch mal genauer

ansehen und einmal auf der

Dusenddüwelswarf stehen.

> Einkehrtipp: Hofcafé Fünf

Linden, Dorfstraße 49,

25770 Hemmingstedt,

www.hofcafe-fünf-linden.de

05 | Sauber durchgeschleust

Rechts und links je ein Meer

reicht dem Schleswig-Hol-

steiner nicht. Darum entstand

Ende des 18. Jahrhunderts der

Alte Eider-Kanal quer durchs

Land, die damals tiefste künst-

liche Wasserstraße der Welt.

Welche der alten Schleusen

beeindruckt heute noch am

meisten? Probieren wir es mit

Kluvensiek, Klein Königsförde

und dann Rathmannsdorf.

> Einkehrtipp: Schleusen-

garten an der Rathmanns-

dorfer Schleuse bei Gut

Projensdorf, nördlich des

Nord-Ostsee-Kanals bei Kiel,

www.schleusen-garten.de

07 | Fürstlich flanieren

Dann und wann tut es gut, sich

ein klein wenig hochwohlgebo-

ren zu fühlen. Das funktioniert

besonders gut in barocker

Umgebung und die finden wir

20 Kilometer nordöstlich von

Hamburg im Barockgarten

Jersbek. Auf dem 3-Kilometer-

Rundweg wird das Spannungs-

feld barocker Gartenbaukunst

zwischen strenger Geometrie

und lustvoller Verspieltheit

deutlich.

> Gut Jersbek, Allee 1, 22941

Jersbek, www.jersbeker-park.de

Einkehrtipp: Restaurant

Klassenzimmer in Hammoor

bei Bargteheide,

www.restaurant-klassenzimmer.de

03 | Sachsen und Slawen

bitte halten!

Waldemar nervten die Überfälle

aus dem Süden. Im 12. Jahrhun-

dert ließ er das Danewerk um

ein Teilstück erweitern. Diese

Waldemarsmauer ist die erste

Ziegelmauer Nordeuropas,

knapp 4 km lang, ca. 80 Meter

sind noch zu sehen. Die Reste

von Waldemars Wall sind auf

dem Gelände des Danewerk-

Museums in Dannewerk bei

Schleswig zu besichtigen.

> Danewerk-Museum, Ochsen-

weg 5, 24867 Dannewerk,

www.danevirkemuseum.de

Einkehrtipp: Historischer Gast-

hof Rothenkrug, direkt neben dem

Museum, www.rothenkrug.de

06 | döntjes von den Toten

Friesen sind wortkarg? Dann

fahren Sie mal nach Amrum.

Auf dem St.-Clemens-Friedhof

sind Kapitäne und ihre Familien

aus dem 17. bis 19. Jahrhundert

bestattet. Ihre Hinterbliebe-

nen überkam irgendwann die

Erzähllust, sie erfanden die

sprechenden Grabsteine: Reich

geschmückt mit Gedichten

und Inschriften berichten sie

vom Leben der Toten und vom

Hoffen der Lebenden.

> Einkehrtipp: Friesen-Café,

Uasterstigh 7, 25946 Nebel,

www.friesen-cafe.de

08 | der Baum der Verlierer

Die Schlacht bei Lübeck 1806

gegen Napoleons Truppen

verloren Preußen und Schles-

wig-Holstein. Unter der Eiche in

Ratekau trafen Generalfeldmar-

schall Blücher und Marschall

Bernadotte aufeinander, die

preußischen Truppen paradier-

ten vorbei. Die alte Eiche ist

tot, eine neue gesetzt und ein

Gedenkstein dazu.

> Ratekau, an der L 309

Einkehrtipp: Bis Lübeck sind

es nur wenige Kilometer, nach

Travemünde oder Timmendor-

fer Strand nicht viel weiter.

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Unternehmerportrait

Weissenhaus ist mit Jan Henric Buettner auf dem Weg zur Top-destination

Ostsee statt Pazifik

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ST. TroPeZ, key WeST, WeiSSeNHaUS

Es war einmal ein junger Mann, der verließ sein Zuhause in Schleswig-Holstein und zog hinaus in die Welt, wo er zu einem so großen Vermö-gen kam, dass er niemals mehr hätte arbeiten müssen. Doch statt sein Leben fortan in Untätigkeit am Strand von Kalifornien zu verbringen, kaufte er sich ein 400 Jahre altes, heruntergekommenes Schlossgut an der Ostseeküste und ruhte nicht eher, bis er daraus eine so außerge-wöhnliche und exklusive touristische Anlage gemacht hatte, dass diese in Deutschland, in Europa und sogar in der Welt ihresgleichen sucht. Die Geschichte beginnt im Jahr 2005, als der damals überwiegend in Kalifor-nien lebende Internet-Pionier, Mana-ger und Multimillionär zu Besuch bei seiner Mutter in Schleswig-Holstein ist. Von ihr erfährt der damals Anfang 40-Jährige, dass Weissenhaus, wo er als Kind oft gespielt und im Schloss-café Erdbeerkuchen gegessen hat, mit 30 historischen Gebäuden und 75 Hektar Gutsgelände in herrlicher Landschaft zwischen Wäldern und Strand, verkauft werden soll.

„Zu dem Zeitpunkt überlegte ich gerade, in Santa Barbara ein Haus mit Blick auf den Pazifik zu kaufen“,

erinnert sich Buettner beim Gespräch im „Bootshaus“, einem Restaurant direkt an der Ostsee, das 2012 als erster kleiner Baustein des Großpro-jekts Weissenhaus eröffnet wurde. 2013 folgten die Reetscheune als stimmungsvoller Kultur- und Veran-staltungsort sowie erste Gästeunter-künfte in den denkmalgerecht und mit spürbarer Detailliebe restau-rierten Häusern, zum Beispiel in der früheren Stellmacherei und im romantischen „Badehäuschen“ am Meer. 2014 wird es in Weissenhaus 50 Suiten, Cottages und Zimmer ge-ben, die alle höchsten Ansprüchen im Fünf-Sterne-Plus-Bereich genü-gen und den Charme historischer Bausubstanz mit dem Komfort und der Infrastruktur von heute verbin-den. Auch das Schloss als Herzstück des weitläufigen Geländes steht den Gästen dann mit Suiten, Lounges, Bibliothek, Bar, Vinothek, Kino und einem Fine-Dining-Restaurant zur Verfügung. Mit dem Schloss unterir-disch verbunden ist ein Spa-Bereich mit Innen- und Außenpool, mehre-ren Saunen, Jacuzzis, offenen

ein Märchen? Nein, eine wahre Geschichte. Jan Henric Buettner verwandelt ein baufälliges Schlossgut in touristisches Highlight: das „Weissenhaus Grand Village resort & Spa am Meer“ in ostholstein.

Jan Henric Buettner ist ein echter

Norddeutscher mit Wohnsitz

in den USA. Seine Lieblingsbe-

schäftigung: außergewöhnliche

Projekte mit Erfolgsperspektiven.

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Kaminen, Behandlungsräumen und einem verglasten Innenhof. Einen Ort schaffen, von dem jeder Besu-cher sagt, dass man ihn unbedingt gesehen haben sollte, der mindes-tens in die Top 50 der besten Resorts weltweit kommt und trotzdem den Charakter und die Magie des Ortes bewahrt – das ist Buettners erklärtes Ziel für Weissenhaus, an dessen Ver-wirklichung er als Investor, Bauherr und Chefplaner mit viel Energie und Leidenschaft arbeitet. Und die Chan-cen stehen gut, dass der ehrgeizige Perfektionist und Visionär sein Ziel erreichen kann.

Doch springen wir noch einmal zurück ins Jahr 2005 und zu jenem Haus in Kalifornien, auf das Buettner damals ein Auge geworfen hatte. Zufällig sollte es die gleiche Summe kosten wie Weissenhaus, nämlich sieben Millionen Euro.

„ich dachte: du kannst ein Haus am Pazifik kaufen oder ein ganzes dorf an der ost-see. Von meinem persönlichen Werteempfinden her war die Sache klar.“

Mit einem Kindheitstraum, wie oft vermutet, habe die Entscheidung für Weissenhaus jedoch nichts zu tun gehabt, erklärt Buettner, der präsent und dynamisch, zugleich gelassen und entspannt wirkt. Zwar ist Buett-ner durch Herkunft und Familie mit der Region verbunden, die von dem Projekt schon in der mehrjährigen Bauphase profitiert hat. Ein Träumer

Ambiente der

Extraklasse mit

holsteinischem

Charme – das

Weissenhaus

Grand Village

Resort & Spa

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Wirtschaftsland spezial

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ST. TroPeZ, key WeST, WeiSSeNHaUS

17ist er jedoch nicht. Zusammen mit an-deren Geldgebern hat er bisher rund 70 Millionen Euro an der Ostsee in-vestiert (Stand Herbst 2013). Das Land Schleswig-Holstein fördert das touris-tische Leuchtturmprojekt mit knapp fünf Millionen Euro aus dem Europä-ischen Fonds für regionale Entwick-lung (EFRE). „Wir gewinnen mit dem Grand Village am Ostseestrand ein Tourismusprojekt der Extraklasse“, so Wirtschaftsminister Reinhard Meyer. Auch bei der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein (TASH) begrüßt man die außergewöhnliche Neueröff-nung. Für Geschäftsführer Christian Schmidt passt sie bestens zur Kam-pagne „Für Sie! besonders*“, mit der die TASH seit Sommer 2013 für das Urlaubsland Schleswig-Holstein wirbt.

Langfristig plant Buettner, die Zahl der Suiten und Zimmer auf 200 zu erhöhen. Ein solches Projekt habe nur eine Berechtigung, wenn es sich auf Dauer auch wirtschaftlich trage, so der Geschäftsmann. Dass Weissen-haus ihn mehr Zeit und Geld gekostet hat als anfangs angenommen, räumt er ohne Zögern ein. Doch er ist wohl kein Typ, der vorschnell das Handtuch wirft oder einmal Begonnenes liegen lässt. Erst wenn „der Laden läuft“, will er sich wieder verstärkt anderen Projekten widmen. (sas)

„Wir gewinnen mit dem Grand Village am Ostseestrand ein Tourismus-projekt der Extraklasse“, so Wirtschaftsmi-nister Reinhard Meyer.

KURZINFO

internet-Pionier und Venture capitalist

Jan Henric Buettner kennt Weissenhaus seit seiner Kindheit: Als Jugendlicher besuchte er in der Nähe das staatliche Internatsgymnasium Schloss Plön, das inzwischen von dem Unternehmer Gün-ther Fielmann zur Akademie für Optiker umgebaut wurde.

Buettner, Jahrgang 1964, ist ausgebilde-ter Betriebswirt und Verlagskaufmann und arbeitete eine Zeitlang für den Axel Springer Verlag. 1992 gründete er mit VideoTel einen der weltweit ersten Mul-timedia-Onlinedienste, 1997 einen eige-nen Venture-Capital-Fonds in den USA. Ab 1994 baute er zusammen mit Andre-as von Blottnitz AOL Europe auf und war Geschäftsführer von AOL Deutschland. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit mit dem Bertelsmann-Konzern, bei dem es um eine Gewinnbeteiligung am Verkauf von AOL-Anteilen ging, zahlte Bertelsmann 2004 an Buettner und seine Mitkläger 160 Millionen Euro. Mit seinem Risikokapitalfonds investiert der 49-Jährige weltweit in Start-ups.

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Unternehmerportrait

Branche mit Bissernährungswirtschaft SH: Große lebensmittelmarken aus dem Norden machen appetit – mit regionaler Quali-tät, Nachhaltigkeit und innovation

Köstliche Markenzeichen

aus dem hohen Norden

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BraNcHe MiT BiSS

Sie schmecken nicht nur unüber-troffen gut – sie haben in den Ohren der Kunden einen ebenso verfüh-rerischen Klang: Traditionsmarken wie Schwartauer Konfitüre, Lübecker Marzipan, Flensburger Pilsener, Kölln-Flocken, Langnese-Bienenhonig und Müsliriegel von Brüggen gehören zu die beliebtesten Genusswaren. Der unübertroffene Hela-Ketchup, knackige Böklunder Würstchen, Feinkost von Hawesta, Biospezialitä-ten von Zwergenwiese und Pralinen von Wagner tragen den Stolz auf ihre schleswig-holsteinischen Wurzeln in die ganze Welt.

„die regionale identität und das ausgeprägte Bewusstsein für hervorragen-de Qualität verleihen den Marken Glaubwürdigkeit und einzigartigkeit“,

erklärt Dr. Ulrich Hausner, bei der WTSH zuständiger Abteilungsleiter für das Kompetenznetzwerk Ernäh-rungswirtschaft Schleswig-Holstein (KNE). Aber auch die Hersteller von Lebensmittelzusatzstoffen als Zuliefe-rer der Food-Firmen sind im Norden stark aufgestellt. Die Spezialunter-nehmen der Stern-Wywiol-Gruppe etwa stellen in Ahrensburg Backzu-taten, Enzymsysteme für Bäckereien, Süßwaren oder Spirituosen ebenso her wie Nahrungsergänzungsmittel beispielsweise für Diätlebensmittel. Und Danisco DuPont in Niebüll gilt auf dem Weltmarkt als führender Hersteller von Starterkulturen für die Milchindustrie.

Dieses Erfolgsrezept der „leckeren Unternehmen“ lässt das ohnehin starke Nahrungs- und Genussmittel-gewerbe in Schleswig-Holstein kräftig wachsen. 2012 erwirtschafteten 260 Unternehmen mit 21.700 Beschäf-

tigten einen Rekordumsatz von 6,5 Milliarden Euro. Das zeigt die enorme Innovationskraft der starken Marken. Der Norden beweist eindrucksvoll, dass sich Tradition und der unter-nehmerische Wille, ständig neue, bessere Produkte zu kreieren, nicht ausschließen – ganz im Gegenteil: Seit Jahrzehnten hat sich zwischen Nord- und Ostsee ein dichtes Netz-werk von Produzenten, Veredlern und Anbietern entwickelt, das auch in den vergangenen Jahren kräftige Umsatz-zuwächse möglich machte. Vor allem die Bereiche Fleisch und Milchverar-beitung, Speiseeis, Obst- und Gemü-severarbeitung und die Backwaren-produktion florierten prächtig.

Branche mit Biss

kaum jemand kann ihnen widerstehen – den exportschlagern Marzipan, Marmelade, Müsli und anderen lebensmitteln aus Schleswig-Holstein. Sie verführen mit einer starken kundenbin-dung, Tradition und Potenzial. das nördlichste Bundesland zählt zu den wichtigsten Food-regionen der eU, die ernährungswirt-schaft ist die zweitgrößte industriebranche im land. Unwider-stehlich bleiben die leckeren Marken auch zukünftig mit initiati-ven für Nachhaltigkeit und innovation.

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Unternehmerportrait

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Wie stark Traditionsmarken aus dem hohen Norden heute sind, zeigt ein Geburtstagskind, bei dem es vor 125 Jahren zum ersten Mal „Plop“ ge-macht hat: Die Flensburger Brauerei hat es geschafft, mit dem Öffnungs-geräusch des Bügelverschlusses und einer humorvollen TV-Werbung eine starke Marke zu kreieren. Erlesene Braukunst und einfallsreiches Marke-ting bewirkten im Zusammenspiel, dass die größte Brauerei Schleswig-Holsteins (160 Mitarbeiter, Umsatz über 50 Millionen Euro) gegen den Bundestrend zulegt.

„Nicht nur unsere Hauptmar-ke, das Flensburger Pilsener, sondern auch das Flensburger kellerbier findet bei den Ge-nießern höchsten anklang“,

erklärt Andreas Tembrockhaus, Geschäftsführer Vertrieb und Marke-ting. Auch über die Ländergrenzen hinaus wachse die Zahl der Anhänger der Marke Flensburger – ein deutlich zweistelliger Zuwachs beim Export sei der Beweis.

Um sich für die Zukunft im Wettbe-werb gut aufzustellen, beteiligt sich das Flensburger Traditionsunterneh-men an der Initiative des Kompe-tenznetzwerkes Ernährungswirtschaft namens „Miteinander verantwor-tungsvoll handeln“. „Die teilneh-menden Unternehmen wollen das Thema Nachhaltigkeit voranbringen, um mehr Transparenz in die Produk-tionsprozesse von Lebensmitteln einfließen zu lassen und gleichzeitig für zusätzliche Lebensmittelsicherheit zu sorgen“, erläutert der Koordinator Ulrich Hausner. „Wir arbeiten seit drei Jahren daran, oft übersehene Verbin-dungen zwischen gesunden Lebens-mitteln, Landwirtschaft, sozialem Engagement, Heimat und regionalen Wertschöpfungsketten in einem Sys-tem zusammenzuführen.“

Zu den Unternehmen, die sich zu nachhaltigem Wirtschaften offensiv bekennen, gehört Kölln in Elmshorn: Die Hafervollkornprodukte des über 190 Jahre alten Familienbetriebs stehen in vielen deutschen Haus-halten auf dem Frühstückstisch. Die Leckereien vom Vollkornmüsli bis zur Säuglingsnahrung in Bio-Qualität folgen strengen Kriterien: „Für unsere schokoladigen Müslis und Cerealien nutzen wir zu hundert Prozent UTZ-zertifizierten Kakao. Auf diese Weise unterstützen wir nachhaltigen Kakao-anbau, denn die zertifizierten Bauern setzen bessere Anbaumethoden im Hinblick auf Mensch und Umwelt ein“, sagt Anne-Dore Knaack, Leiterin der

Produktentwicklung. Die erfolgreiche Firma (85,86 Millionen Euro Umsatz, 316 Mitarbeiter, davon 33 Auszu-bildende) versteht es, Trends und anspruchsvolle Verbraucherwünsche zu erkennen, indem sie beispielsweise frühzeitig zucker- und fettarme Pro-dukte ins Portfolio aufgenommen hat.

Mit den großen Herstellern Campbell‘s, Brüggen, Niederegger, Schwartauer Werke und anderen hat sich die Lebensmittelwirtschaft im Großraum Lübeck besonders stark entwickelt. Dort haben sich 47 Unternehmen im Branchennetzwerk foodRegio einem wichtigen Ziel ver-schrieben – der Produkt- und Prozess-innovation.

„Jedes Unternehmen der lebensmittelwirtschaft macht jedes Jahr hunderte innovati-onen – sonst wären wir heute nicht dort, wo wir sind: indus-trieller kern und Wertschöpfer im Norden“,

sagt foodRegio-Vorstandsvor-sitzender Jochen Brüggen vom Müsliriegel-Produzenten Brüggen. Die foodRegio-Roadmap „Innovati-on“ solle dazu beitragen, Potenziale früher zu erkennen, besser zu nutzen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der foodRegio-Mitglieder zu stärken.

01

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BraNcHe MiT BiSS

„Wir machen nichts außer Getreide“, erklärt Johannes Brüggen, der vierte und jüngste Geschäftsführer des 1868 gegründeten Lübecker Familien-unternehmens H. & J. Brüggen KG. „Aber aus Getreide machen wir fast alles.“ Dazu gehören Flakes, Flocken, Müsli und Müsliriegel. Mit dieser Vielfalt mischt der Spezialist am Markt europa- und weltweit ganz vorne mit. Brüggen (250 Mio. Euro Umsatz, 650 Mitarbeiter) bekennt sich dabei be-wusst zu hohen Qualitätsansprüchen: Eine ganze Reihe von Frühstücks-cerealien bekam kürzlich goldene Auszeichnungen („DLG-prämiert“). Die Gewinner-Leckereien für den Kie-ler Einzelhandelsriesen Coop (Marke „Unser Norden“) tragen natürlich typisch norddeutsche Namen: „Lütte Zimties“ und „Söte Honig poffies“ (wel)

„Wir arbeiten seit drei Jahren daran, oft übersehene Verbindungen zwischen gesunden Lebensmitteln,Landwirtschaft, sozialem Engagement,Heimat und regionalen Wertschöp-fungsketten in einem System zusam-menführen.“ Dr. Ulrich Hausner

01 Lebensmittel aus SH haben

einiges auf Lager – Nachhaltigkeit,

Innovation und Qualität

02 Seit über 190 Jahren auf deut-

schen Frühstückstischen: Flocken,

Flakes und Cerealien von Kölln

03 Dank der Innovationskraft im

„leckeren Gewerbe” steigt die Nach-

frage bei den Kunden stetig an.02 03

KURZINFO

kompetenznetzwerk ernährungswirtschaft Schleswig-Holstein c/o WTSHDr. Ulrich HausnerTel.: 04 31. 6 66 66-850E-Mail: [email protected]

foodregio Branchennetzwerk ernährungswirtschaft in Norddeutschland e. V.c/o Wirtschaftsförderung lübeck GmbHJörg AhrensLeiter PR und Veranstaltungs- managementTel. 04 51. 7 06 55-19 E-Mail: [email protected]

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Christian Kuhnts Augen blitzen vor Begeisterung, wenn er über die Pläne und Vorstellungen seines Festivals spricht. Und obwohl er noch ganz jung ist in seinem Amt, kennt er das Festival doch sehr genau. Schließ-lich war er zwischen 1999 und 2007 zuletzt als künstlerischer Direktor und stellvertretender Intendant beim SHMF tätig.

Dass er nicht zu denen gehört, die in Kategorien und starren Grenzen denken, verdeutlicht seine Biografie. „Im Haushalt meiner Eltern begann die Musikgeschichte mit Bach und sie endete mit Bach”, erzählt Christian Kuhnt. Eine musikalische Ausbildung der Kinder war daher in der Familie Kuhnt auch selbstverständlich. Nach Blockflötenunterricht folgte das Singen im Chor. Mit 13 Jahren setzte sich der junge Kuhnt dann allerdings hinters Schlagzeug. „Für mich gab

Schleswig-Holstein Musik Festival geht mit neuem intendanten in die Zukunft

es ist das größte klassikfestival europas: das Schleswig-Hol-stein Musik Festival. Mehr als 130.000 Menschen – Besucher aus aller Welt ebenso wie einheimische – besuchen seit 1986 jeden Sommer hochkarätige konzerte mit weltbekannten Mu-sikern. Seit oktober 2013 hat das renommierte Festival einen neuen intendanten: christian kuhnt. er lässt keinen Zweifel daran, dass der Wirtschaft eine Schlüsselstellung zukommt.

Ein Festival für das Land und Gäste aus aller Welt

Offen für E-Musik, Pop und Jazz:

SHMF-Intendant Christian Kuhnt

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ZUkUNFTSMUSik

es keine klare Trennung in E- und U-Musik“, erzählt der neue Intendant. Und diese Einstellung spiegelt sich in seinen Plänen für die Zukunft. Kuhnt will das Festival noch stärker als bisher der nicht-klassischen Musik öffnen. Das gilt auch für den neuen Komponisten-Schwerpunkt, der den bisherigen Länder-Schwerpunkt ablösen wird. Für 2014 heißt dieser: Felix Mendelssohn. Christian Kuhnt hat dafür bereits vor einiger Zeit den „Mendelssohn-Ball lustvoll in die Reihen der Künstler geworfen“. Sehr gut vorstellen kann er sich in diesem Zusammenhang auch Jazz- und Pop-Interpretationen. Und wenn er von Mendelssohn spricht, dann meint er nicht nur dessen musikalisches Werk, sondern auch Bezüge, die sich aus dem Leben des Komponisten ergeben: „Mendelssohn hat in Räu-men gewirkt: in Hamburg, Berlin und Leipzig, London und Birmingham. Ich möchte diese Bezüge zum Klingen bringen und Geschichten erzählen“, so Christian Kuhnt. Das wird auch bei den „Musikfesten auf dem Lande“ geschehen, die ab 2014 wieder an Bedeutung gewinnen sollen.

Eine weitere Innovation ab 2014 ist das „Interpreten-Porträt“: Das Schleswig-Holstein Musik Festival wird einem Künstler die Möglichkeit geben, sich in mehr als 18 Konzer-ten zu präsentieren und das Festival stärker mitzugestalten. Welcher das im Premierenjahr sein wird, will er allerdings erst im Frühjahr verraten. Dieser Künstler wird auch in der „Festival-Familie“, von der Christian Kuhnt immer wieder spricht, eine wichtige Rolle spielen.

Zur Festival-Familie zählen neben den Festivalmachern auch die über das ganze Land verteilten gut 3.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter, die Sponsoren und die Förderer. Ohne die Unterstützung der Wirtschaft könnte das Festival in seiner heutigen Dimension nicht existieren.

Die Finanzierung des SHMF ruht insgesamt auf drei Säulen: nämlich auf der Landeszuwendung, den Kartenerlösen sowie den akquirier-ten Drittmitteln, also Spenden und Sponsoring. Der Etat lag zuletzt bei rund 7 Millionen Euro. Vom Land kommt ein jährlicher Zuschuss von 1,228 Millionen Euro. Ein weiterer Teil der Einnahmen kommt über den Verkauf der Eintrittskarten. Zahlreiche Unternehmen fungieren als Sponso-ren. Zu den Hauptsponsoren gehö-ren die Sparkassen-Finanzgruppe Schleswig-Holstein (Sparkassen in Schleswig-Holstein, HSH Nordbank AG, LBS Bausparkasse Schleswig-Hol-stein-Hamburg AG, Provinzial Nord Brandkasse AG) , Audi AG, Nordwest-Lotto Schleswig-Holstein und E.ON Hanse AG. Darüber hinaus sponsert eine Vielzahl an Unternehmen einzel-ne Konzerte und über 50 schleswig-holsteinische Firmen fördern in der Unternehmerinitiative „shmf lounge“ das Festival in seiner ganzen Vielfalt. „In der Zukunft müssen wir noch mehr Fantasie aufbringen, um Geld zu bekommen“, erklärt Christian Kuhnt. Deswegen ist ihm der Dialog mit der Wirtschaft auch besonders wichtig.

Dass das Festival für das Land auch eine identitätsfördernde Kraft ausstrahlt, hat einmal der russische Dirigent und mehrfache Gast beim SHMF Valery Gergiev in die schönen Worte gefasst:

„ich bin beeindruckt davon, dass sich beim Schleswig-Hol-stein Musik Festival auch die kleinsten dörfer dieser regi-on fühlen, als hätten sie eine eigene carnegie Hall.

Die Menschen hier sind stolz, Teil die-ses außergewöhnlichen Ereignisses zu sein.“ (mif)

KURZINFO

SHMF 2014Die 29. Festivalsaison findet vom 5. Juli bis 30. August 2014 statt. Über den Beginn des Kartenvorverkaufs im Februar 2014 und das Programm informiert das Festival unter www.shmf.de.

„In der Zukunft müssen wir noch mehr Fantasie aufbringen, um Geld zu bekommen ...“ Christian Kuhnt

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Unternehmerportrait

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Schleswig-Holsteins Wohlstand gründet sich zum großen Teil auf die innovationsfähigkeit seiner mittel-ständischen Wirtschaft. es sind Unternehmen, die mit Weitblick ihren Weg gehen und so ihre Marktpositio-nen behaupten und ausbauen. kürzere Produktlebens-zyklen und komplexere Produktionsverfahren stellen aber vor allem kleine und mittlere Unternehmen vor besondere Herausforderungen bei der Umsetzung von Neuerungen. damit sich die Wirtschaft und somit auch der Standort Schleswig-Holstein weiterentwickeln können, fördert das land innovative entwicklungsvor-haben. durch ihre Umsetzung werden Marktpositionen ausgebaut, Wachstum gesichert und arbeitsplätze geschaffen. oft ist es ein langer und kostspieliger Weg, bis eine idee zur erfolgsgeschichte reift und es gelingt, den Mitbewerbern den entscheidenden kleinen Schritt voraus zu sein. Gute Projekte mit Perspektiven für einen Markterfolg haben die chance auf passgenaue Förder-maßnahmen des landes. die Bandbreite der geförder-ten innovationen ist dabei sehr groß.

Innovationsförderung:Rückendeckung für revolutionäre Ideen

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ideeN WerdeN WirTScHaFT

PaNo erobert neue MärkteEin Beispiel für eine interessante Innovation mit Umweltrelevanz ist die PANO Verschluss GmbH aus Itzehoe. Sie hat den weltweit ersten PVC-frei-en Verschlussdeckel für Konserven-gläser erfunden, wie sie für Saucen, Marmelade, Gemüse oder Wurst verwendet werden. Nachdem PANO mit Partnern die PVC-freie Dichtungs-masse entwickelt hatte, fehlte noch eine neue innovative Verfahrenstech-nologie zur Deckelherstellung. Diese Technologie hat das Land im Rahmen des Programms „Umweltinnovation“ gefördert.

„im Markt für PVc-haltige Verschlüsse gibt es Überkapa-zitäten. in diesem hart um-kämpften Bereich müssen wir gegen preiswerte osteuropä-er antreten“,

berichtet der kaufmännische Leiter des Unternehmens, Ulrich Davidsen. Mit dem neuen Produkt bediene man eine Nische, zumal PANO zurzeit der einzige Anbieter sei. Den neuen Verschluss fragten vor allem Kunden aus dem Bereich der Feinkost und Naturkost überwiegend für fetthaltige oder in Öl eingelegte Produkte nach. Selbst in China verwendet ein Spe-zialist für Saucen inzwischen diesen PVC-freien Verschluss. Die zukunfts-weisende Entwicklung und Herstel-lung des neuen Verschlusses ist nach Einschätzung von Davidsen für den Fortbestand des Unternehmens und die Sicherung der Arbeitsplätze sehr wichtig gewesen.

PANO ist einer von vier großen deut-schen Verschluss-Herstellern für den deutschen und europäischen Markt. Über 20 Milliarden solcher Verschlüs-se werden jedes Jahr in Europa produziert und sie alle hatten bis vor kurzem eine Dichtung aus PVC, das seine notwendige Flexibilität durch die Beimischung von Weichmachern erhält. Diese können jedoch in die Lebensmittel gelangen und so der Gesundheit schaden.

Innovative Verfahrenstechnik für PVC-freie Verschlussdichtungen

„Selbst in China verwendet ein Spe-zialist für Saucen inzwischen diesen PVC-freien Verschluss.“ Ulrich Davidsen

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SlM stärkt kernkompetenzenDass Innovationen die Wettbewerbs-fähigkeit sichern, davon weiß auch Dr. Dieter Schwarze, wissenschaftlicher Koordinator bei dem Lübecker Un-ternehmen SLM Solutions GmbH, zu berichten. „Vor allem, wenn man sich, so wie wir, in einem Marktsegment mit hohem Innovationsgrad befin-det“, fügt er hinzu. In den Schwer-punktbranchen Luft- und Raumfahrt, Automobilindustrie, Bildungseinrich-tungen, Konsumerelektronik sowie Medizintechnik entwickelt, produziert und vertreibt SLM Solutions Selective-Laser-Melting-(SLM®)-Anlagen für die Kleinserien- und Prototypenproduk-tion. Mit finanzieller Unterstützung des Landes hat das Unternehmen eine neue Generation dieser Anlagen entwickelt. Als Selective Laser Melting wird ein Verfahren bezeichnet, bei dem aus Pulver, insbesondere Me-tallpulver wie Stahl oder Titan, völlig dichte dreidimensionale Teile erzeugt werden. So lassen sich etwa in der Zahnmedizin Kronen und Kappen für Patienten preiswerter herstellen als in einem Gießverfahren.

Die vom Land geförderte Innovation war wie eine Initialzündung, denn aus dem damals entwickelten Projekt entstanden in den vergangenen vier Jahren drei weitere Hochtechnologie-SLM-Anlagen. Das Unternehmen konnte so seine Kernkompetenzen im Bereich dieser Technologien wei-ter ausbauen und erhielt 2013 den „Industriepreis“ in der Kategorie „Op-tische Technologien“. Dem Projekt direkt zugerechnet werden können außerdem acht neue Arbeitsplätze.

Vorreiter für eine ganze

Branche: SLM hat 50 Jahre

Erfahrung im Anlagenbau und

ist ein führender Anbieter von

3D-Produktions-Anlagen.

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ideeN WerdeN WirTScHaFT

Stryker gestaltet ZukunftsmärkteAuch die Stryker Trauma GmbH in Schönkirchen/Kiel hat mit Förder-geldern ihre aufwändige Projektidee einer auf umfangreichem Datenma-terial gestützten „evidenzbasierten Implantatentwicklung“ umgesetzt. Hierfür musste eine entsprechende Datenbank mit dreidimensionalen Knochenwerten aufgebaut werden. Die Tochter des weltweit agierenden Stryker Konzerns (Michigan/USA) fertigt in Norddeutschland medizi-nische Nagelimplantate, Schrauben und Instrumente überwiegend für die Versorgung von Knochenbrüchen. Anhand dieser Knochendaten ist es dem Unternehmen erstmals gelun-gen, neuartige, für den Patienten optimierte Implantate zu erarbeiten.

„Dieses Projekt hat sehr gute Grund-lagen für die Entwicklung zukünftiger, evidenzbasierter Implantate gelegt. Bis zum heutigen Tage sind bereits mehrere neue Produkte mit Hilfe der im Innovationsvorhaben entwickel-ten Knochendatenbank entstanden“, erklärt Manager Dr. Andreas Petersik. Das Projekt laufe weiter und habe weltweit im Stryker-Konzern einen ho-hen Stellenwert. Vom Kieler Standort aus würden nahezu alle Implantate, die sich zurzeit in der Entwicklung befänden, auf die anatomische Passform hin untersucht und gege-benenfalls angepasst. „Zurzeit ist uns kein Mitbewerber bekannt, der solch umfangreiche Fähigkeiten hat, um die Implantate evidenzbasiert anhand von tausenden Knochenformen zu entwickeln“, berichtet Petersik. Durch das Projekt wurden rund 40 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Der Weg zum Erfolg ist die kontinu-ierliche Innovation. Hierfür brauchen Unternehmen gute Rahmenbedin-gungen und zielgerichtete Unter-stützung. Die Förderung des Landes Schleswig-Holstein trägt maßgeblich dazu bei, Ideen in Taten umzusetzen.(se)

„Zurzeit ist uns kein Mitbewerber bekannt, der solch umfangreiche Fähigkeiten hat, um die Implan-tate evidenzbasiert anhand von tausenden Knochenformen zu entwickeln.“ Dr. Andreas Petersik

Stryker fertigt medizinische

Nagelimplantate, Schrauben

und Instrumente überwiegend

für die Versorgung von

Knochenbrüchen.

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Unternehmerportrait

Das Salz in der Suppedeutschlands erstes Meersalz kommt aus Schleswig-Holstein

es ist eine innovation mit Geschmack. eine, die bereits bundesweit für mediales echo gesorgt hat – hinter der eine neue Technologie steckt und die eine Unternehmens-gründung zur Folge hatte. die rede ist vom ersten deut-schen Meersalz, der ersten indoor-Saline, aus der reines Fein- und Grobsalz gewonnen werden kann – und von der Sylter Meersalz GmbH. doch am anfang der innovation stand ein Scheitern.

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iNNoVaTioN TriFFT GoUrMeT

Als der Sternekoch Alexandro Pape 2006 auf Sylt mit einem Freund Käse herstellen will, benötigt er dafür eine Salzlake. Aus der Nordsee will er das Salz dafür gewinnen. Der Freund hält ihn für einen Spinner. Und er scheint Recht zu behalten. Denn nachdem er das Wasser abgekocht hat, bleibt nichts übrig. Zumindest nichts, was sich für die Käseherstellung verwer-ten lässt. Es ist eine Niederlage. Aber eine, die ihn anstachelt: Es muss doch möglich sein, aus der Nordsee Salz zu gewinnen! Aus der Idee entwickelt sich eine Vision: die Vision vom ers-ten deutschen Meersalz.

Alexandro Pape recherchiert und reist viel in Sachen Salz, hat erste Erfolge mit einem Eindampfverfahren und lässt sich die ausgezeichnete Qualität seines Meersalzes von unabhängigen Instituten bestätigen. Doch für die Serienproduktion fehlt die passende Anlage. „Ich brauchte eine Anlage, die dem Salzwasser das Salz schonend entzieht, dabei aber die wertvollen Spurenelemente und Mineralstoffe erhält. Also eine, bei der ich genau steuern kann, wie viel Nordsee – also Feuchtigkeit – noch im Salz enthalten sein kann“, erzählt Pape.

Anfang 2010 trifft er auf zwei Innova-tionsberater der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH). Diese sehen das erfolgversprechende große Potenzial des Vorhabens, kennen aus dem eigenen Netzwerk Nicolas Heyn von der Terrawater GmbH – ein Kieler Unternehmen, das Produkti-onsanlagen entwickelt, um aus Salz-,

Brack- oder Abwasser Produkt- oder Trinkwasser zu gewinnen – und bringen ihn mit Pape zusammen. Zu dieser Zeit betreut die WTSH auch das Förderprojekt „TerraSaline – Ab-wasserkonzentration unter Nutzung von Abwärme“ der Terrawater GmbH und bewilligt Ende 2010 die Förde-rung im Auftrag des Landes.

„Mit uns hatte alexandro Pape seinen Technologie-Partner gefunden“,

erzählt Terrawater-Geschäftsführer Nicolas Heyn. Gemeinsam wurde ein von Alexandro Pape finanzierter Prototyp entwickelt, an dem inner-halb von gut zweieinhalb Jahren zahlreiche Versuche und Änderun-gen vorgenommen wurden, bis das Verfahren stand. „In der Anlage wird dem Nordseewasser in einem mehr-stufigen Verfahren so viel Feuchtig-keit entzogen, bis zum Schluss der Salzgehalt so hoch ist, dass kristalline Stücke entstehen. Dabei handelt es sich um einen natürlichen Prozess, bei dem keine chemischen Stoffe hinzu-gefügt werden“, erklärt Heyn. Diese Art der Meersalzgewinnung war bisher nur in den warmen Regionen Südeuropas in sogenannten Sonnen-Salinen möglich.

Seit Mitte Oktober 2013 wird nun in der Sylter Meersalzmanufaktur in List das erste deutsche Meersalz produ-ziert. Bisher gibt es zwei Qualitäten: Fein- und Grobsalz. Das Salz hat eine knusprig-crunchige Textur, einen mil-den Salzgeschmack und enthält noch etwas Feuchtigkeit. Die Tagesproduk-tion in der Lister Manufaktur wird im

Schnitt bei 50 Kilogramm liegen. Das Salz gibt es zunächst in 125-Gramm-Gläsern und kostet um die 12 Euro. Für die Gastronomie sind größere Gebinde erhältlich.

Ist Alexandro Pape nun am Ziel? „Nein“, sagt er und lacht. „Zunächst soll das Sylter Meersalz in vielen Küchen zum Einsatz kommen. Darüber hinaus gibt es Pläne für die Verwendung auch in anderen Bereichen – zum Beispiel bei Spa- und Wellness-Produkten. Auch das Nebenprodukt Wasser ist so rein, dass es beispielsweise zur Bierpro-duktion taugt. Und bereits im kommenden Jahr soll die Meersalz-Produktlinie erweitert werden – unter anderem mit einem Rosensalz.“ Die Rosen wachsen auf der Insel. Das bedeutet: kurze Wege. Nachhaltiger geht’s nicht. Und womöglich auch kaum geschmackvoller. (mif)

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Erhältlich ist das Sylter Meer-salz im ausgewählten Einzel-handel und im Online-Shop von Speicher & Consorten: www.speicher-consorten.de.

Alexandro Pape (Mitte) freut sich über

technische und beratende Unterstützung

von Nicolas Heyn (links), Geschäftsführer

der Terrawater GmbH, und Dr. Bernd

Bösche, Geschäftsführer der WTSH.

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Photolini – bald das Synonym für Fotowand? Die Nordsee schlägt Wellen an der Decke. Und die hängen auch an der Dachschräge. Was nach Dada klingt, ist die Realität. Und eine clevere Geschäftsidee der beiden Wirt-schaftsingenieure Carsten Jacobsen (34) und Christoph Jellinghaus (34). In einem Kieler Hinterhof haben sie eine Lösung dafür gefunden, wie Fotos fest und fein auf Leichtschaumplat-ten aufgezogen werden können und in nahezu jeder Position – auch an

Schrägen oder Zimmerdecken – hal-ten. Möglich macht das eine Magnet-technik. Und mit dieser geht auch das Austauschen von Fotos ganz fix.

Mit ihrem Start-up haben Jacobsen und Jellinghaus 2011 unter anderem den ersten Platz des Gründercups gewonnen. Seitdem haben sie ihre Idee weiterentwickelt und die Fläche der kleinen Manufaktur ist um das Dreifache gewachsen. Im Ange-bot sind zurzeit zehn verschiedene Fotoplatten-Formate – fast doppelt so viel wie 2010. In den Produktionsräu-men von Photolini werden die Fotos von eigens konzipierten Fertigungs-maschinen auf Leichtschaumplatten gepresst, mit einer Umrandung und einem Magneten versehen, verpackt und versendet. Bis Herbst 2013 wurden bereits 70.000 Exem-plare solcher Photolinis verkauft. Ihr Konzept spricht neben Privatkunden zunehmend auch Firmenkunden an.

„Diese kommen aus dem gesamten Bundesgebiet, der Schweiz und Ös-terreich“, berichtet Carsten Jacobsen. Einsetzen lassen sich Photolinis als Bildwand mit Mitarbeiterporträts oder für Messestände, bei denen Mitarbei-ter- oder Produktfotos schnell ergänzt oder verändert werden können. Photolinis neuestes Projekt nennt sich „Wandschnack“: magnetisierte Buch-staben in vielfältigster Schrift-Form und Größe, die sich beliebig anord-nen lassen. Auch dieses Angebot hat dazu beigetragen, dass sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr ver-doppelt hat. Und was wünschen sich die beiden Jungunternehmer für die Zukunft? Christoph Jellinghaus denkt kurz nach, lächelt und sagt dann: „Wenn in einigen Jahren Photolini zum Synonym für Fotowand verwen-det werden würde – das wäre ein Traum.“ Und diesem Traum sind die beiden Geschäftsführer in den letzten Jahren etwas näher gekommen.

erfolg mit coolen ideen„Was vorstellbar ist, ist auch machbar“, hat albert einstein einmal gesagt. Bleibt die Frage, wie weit die Vorstellung gehen darf. Bei einer Fotowand zum Beispiel: ist an einer Schräge oder einer decke eine Fotowand vorstellbar, die ohne Werkzeug – ohne Hämmern und Bohren – angebracht wird? Zwei kieler dachten: „Ja, das kriegen wir schon hin.“ Und sie hatten erfolg. Mit kreativen ideen schafften auch zwei weitere Jungunternehmer-Teams kurz nach dem Hochschulabschluss den Sprung in eine erfolgreiche Selbstständigkeit.

Wenn die Nordsee an der Decke klebt

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JUNGe MacHer

my Boo: faire Hightech-Fahrräder Dass Kreativität und Nachhaltigkeit sich ausgezeichnet ergänzen können, zeigt das Beispiel des Start-ups my Boo (Mein Liebling). Die kreative Idee der beiden BWL-Studenten Jonas Stolzke (21) und Maximilian Schay (22): Sie entwickelten aus regenerativen Materialien Hightech-Fahrräder – und verbinden die Produktion mit einem sozialen Ansatz.

2012 begannen die beiden neben ih-rem Studium im Kieler Wissenschafts-park Fahrradrahmen aus Bambus, Hanf und Epoxidharz zu konzipieren. Mittlerweile gibt es Produktionsstätten in Ghana und Deutschland. Die Rah-men werden von 13 Mitarbeitern in Ghana gefertigt. Den Standort haben Schay und Stolzke selbst aufgebaut. Mit Ingenieuren und technischen Zeichnern wurden die Mitarbeiter vor Ort geschult. Um einen Rahmen zu fertigen, benötigen die Arbeiter rund 80 bis 90 Stunden. Ihr Verdienst ist für afrikanische Verhältnisse so gut, dass sie damit ihre Familien ernäh-ren können. Durch den Verkauf über einen Online-Shop finanziert my Boo zusätzlich Schul-Stipendien für die Kinder. Lackiert und zusammenge-baut werden die Rahmen in Rends-burg und von dort an die Kunden verschickt. Doch my Boo-Bikes sind nicht nur nachhaltig und fair produ-ziert – wofür sie den Umweltpreis 2013 der Stadt und der Stadtwerke Kiel erhielten –, sondern auch technisch echte High-End-Produkte. Wer 2.000 Euro locker macht, bekommt ein Rad, das nur mit hochwertigen Komponen-ten ausgestattet ist und die gleiche Lebenserwartung wie herkömmliche Aluminium- oder Stahlrahmen auf-weist – nämlich rund 20 Jahre.

closed cavity – Brot und SpieleVon primitiven Computerspielen à la „klickibunti“ hatten die drei Informa-tik-Studenten Alexander Timm (27), Thomas Petersen (30) und Jörn Iwersen (27) schon während ihres Studiums die Nase voll. Also ergriffen sie selbst die Initiative, steckten die Köpfe zusammen und entwickelten ein Online-Spiel mit Grips.

Ihre Spielidee überzeugte sofort. Die Fachhochschule in Flensburg, das Jackstädt-Zentrum und die Inno-vationsstiftung Schleswig-Holstein unterstützen die jungen Informatiker und wenig später gründeten sie ihr Start-up Closed Cavity. Der Sprung von der Hochschule in die Selbststän-digkeit war getan. Sie gaben ihrem Online-Spiel den Namen Gates of Galeria. Es wird auf einem virtuellen Schachbrett gespielt – mit Spielkarten als Hauptakteure. Es geht um eine packende Geschichte mit anspruchs-voller und taktischer Spielführung. Das Innovative daran: Das Spiel wendet sich nicht nur an „Gamer“, sondern mit seinem klaren Konzept an jeden gewöhnlichen Internet-User. Ein zweites Projekt von Closed Cavity ist ein Portal zur Abwicklung von privaten Insolvenzverfahren. Für ihre Entwicklungen haben die drei Jung-unternehmer seit ihrer Gründung 2012 bereits mehrere Auszeichnun-gen erhalten: u. a. den ersten Preis des Innovations-Oskars des Vereins Flensburg Innovativ, der mit 20.000 Euro datiert ist.

Die Firmengründer wollen aber nicht nur Innovationen kreieren, ihnen geht es auch um eine Standortstärkung:

„Mit unserem Unternehmen wollen wir der abwanderung hochqualifizierter absolven-ten des FH-Studiengangs informatik entgegenwirken“,

erklärt Thomas Petersen. Und Jörn Iwersen ergänzt: „Studenten des Fachbereichs sollen bei uns praxis-orientierte Erfahrungen sammeln und langfristig Arbeit finden.“ Ein klares Bekenntnis zum Standort von drei ungemein kreativen Köpfen. (mif)

www.photolini.dewww.my-boo.dewww.closedcavity.com

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„Ganz oben“ in bester Gesellschaft

Höchste Sauberkeitsstufe bei

der Tablettenproduktion von

AstraZeneca in Wedel. Die

Pharmaprodukte des schwedi-

schen Unternehmens erfreuen

sich großer Nachfrage: Pro

Jahr gehen 1,2 Milliarden

Arzneimittel von Wedel in die

weite Welt.

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WelcoMe To SH

„Wir bekennen uns klar zum Stand-ort in Wedel. AstraZeneca hat hier eine lange Tradition, auf die wir stolz sind – auch deswegen engagieren wir uns in sozialen Projekten hier in der Region“, erläutert Geschäftsführer Dirk Greshake die 35-jährige Verbun-denheit des britisch-schwedischen Arzneimittelkonzerns mit Schleswig-Holstein. AstraZeneca (Umsatz welt-weit über 25 Milliarden US-Dollar) gilt als eines der führenden forschenden Pharmaunternehmen weltweit. Die Medikamente zur Behandlung von

Asthma, Herzinfarkt, Diabetes, Brust- und Lungenkrebs sowie Depressio-nen sind am Markt überaus gefragt. In Wedel arbeiten 170 Angestellte in der Produktion, weitere 400 Kollegen sind in der benachbarten Deutsch-land-Zentrale im Einsatz.

„Für uns ist der Firmensitz in der Metropolregion Hamburg optimal, denn er bietet wegen der Nähe zu Hafen und Airport große logistische Vorteile“, erklärt Pressesprecher Florian Dieckmann.

„Unseren Mitarbeitern kön-nen wir eine hohe, urbane lebensqualität bieten. Zudem verfügen wir hier über ein Fir-mengelände, das den großen Platzbedarf unseres Unterneh-mens langfristig erfüllt.“

Derzeit ist die Nachfrage nach Medikamenten aus Wedel so stark, dass das Werk im Zweischichtbetrieb arbeitet. Rund 1,2 Milliarden Tabletten und Kapseln gehen jedes Jahr von Wedel aus an Kunden in ganz Europa.

Immer mehr Unternehmen entdecken die Vorteile, die ihnen Schleswig-Holstein bietet: Die Zahl der auslän-dischen Firmen, die sich zwischen Flensburg und Norderstedt, zwischen Husum, Kiel und Lübeck niederge-lassen haben, hat sich im Verlauf der vergangenen sieben Jahre glatt verdoppelt. Insgesamt 91 Firmen aus vielen verschiedenen Nationen siedelten sich an und schafften dabei über 1.400 Arbeitsplätze. China spielte 2012 die größte Rolle, aber auch dänische Unternehmen zeigten verstärktes Interesse am Standort Schleswig-Holstein. Aus dem nörd-lichen Nachbarland stammen die meisten Auslandsansiedlungen, doch auch Firmen aus den USA, den Niederlanden, Großbritannien, der Schweiz und China sind ganz vorn dabei.

Millionen Urlauber genießen im land zwischen Nord- und ostsee frische Seeluft und viele Son-nenstunden. das wirtschaftsfreundliche klima entdecken gleichzeitig immer mehr ausländische Unternehmen in Schleswig-Holstein. Neben handfesten ökonomischen Vorteilen bietet das nördlichste Bundesland deutschlands mit seiner zentralen rolle als drehkreuz zu den Märkten in Nord-, ost- und Zentraleuropa beste ansiedlungsbedingungen. Über 2.200 ausländische Firmen haben sich bisher „ganz oben“ niedergelassen.

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Wirtschaftsland spezial

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WelcoMe To SH

caSio europe GmbH

Von SH ist es nur ein Katzensprung

nach West- und Osteuropa, so das

Argument für die Standortwahl

von Casio.Fernost im hohen NordenZu den chinesischen „Newcomern“ gehört auch das Medizintechnikun-ternehmen Anseos, das sich gerade in Neumünster einen Firmensitz aufbaut. Dabei ist es in guter Gesell-schaft, denn im Chinese Business Center Schleswig-Holstein haben sich bereits etliche Firmen aus Fernost in den Branchen Photovol-taik, Autozubehör, Recyclinghandel, Spielzeug- und Metallproduktion niedergelassen.

„chinesische Unternehmen suchen gerne die Nähe zu anderen Firmen aus ihrer Heimat. Neben harten Stand-ortvorteilen wie einer hervorragenden Verkehrsan-bindung an nationale und internationale Ziele sind chinesen auch an weichen Faktoren interessiert“,

berichtet Ansiedlungsexperte Kristian Hamel von der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH). Bei der Standortwahl gehe es beispielsweise um saubere Luft zum Atmen – wovon Schleswig-Holstein bekanntlich eine Menge bieten kann – oder um Bade-strände und Reiterhöfe in der Nähe.

SH für Global PlayerAuch eine Reihe von Global Playern hat sich den hohen Norden bewusst als Geschäftsbasis gewählt: Dazu gehört der japanische Elektronik-riese Casio, der 65 Millionen Euro in den Bau seiner Europazentrale mit Verwaltung und Logistikhalle in Norderstedt investiert hat. Neben den günstigen Voraussetzungen am Standort seien die kontinentale Nähe und Anbindung zu den wichtigsten Märkten in West- und Osteuropa wesentliche Gründe für die Ansied-lung in Deutschland gewesen, heißt es. Ins Gewerbegebiet NORDPORT sei der Konzern gezogen, „um den stetig wachsenden Anforderungen an Mobilität und Logistik gerecht zu werden, die an eine international operierende Europazentrale gestellt werden“. Ebenfalls seine Europazen-tralen in Schleswig-Holstein betreiben der dänische Windanlagenhersteller Vestas mit über 900 Mitarbeitern in Husum sowie Yamaha Musikinstru-mente in Rellingen. Weitere große Unternehmen mit ausländischen Wur-zeln sind der skandinavische Pharma-konzern Ferring (Kiel), der Medizin-technikhersteller Johnson & Johnson (Norderstedt), der Wärme- und Kältespezialist Danfoss (Flensburg), der taiwanesische Computerhersteller ACER (Ahrensburg) und der Biotech-nologiekonzern Danisco (Niebüll).

anseos Group co., ltd.

Wei Yuan, Geschäftsführer von

Anseos, fühlt sich bei seinen Kol-

legen im Chinese Business Center

Schleswig-Holstein in Neumünster

wie zu Hause.

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Wirtschaftsland spezial

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Pfiffner Messwandler aG

Pfiffner Messwandler zieht es

wegen der guten Nachbarschaft

zu innovativen Unternehmen von

der Schweiz nach Itzehoe.

„Wir hatten viele Standortalternativen, aber Schleswig-Holstein hat uns die bes-ten Bedingungen geboten. Das Vorurteil, dass in Deutschland alles sehr bürokra-tisch gehandhabt wird, hat sich über-haupt nicht bestätigt.“ Klaus K. Kjaer

Schweizer schätzen VerkehrsanbindungVon den Alpen gen Norden zog es 2011 das Schweizer Unternehmen Pfiffner Messwandler AG – der Betrieb stellt seit mehr als 80 Jahren Nieder-, Mittel- und Hochspannungsmess-wandler für eine sichere Energiever-teilung und Energieübertragung her. In Itzehoe baute die neu gegründete Tochterfirma Pfiffner Deutschland GmbH eine Produktionshalle sowie ein Hochspannungsprüffeld; 30 Arbeitsplätze entstehen in Produktion und Prüfung. „Die Geschäftsphiloso-phie von Pfiffner beinhaltet ein klares Bekenntnis zum Produktionsstandort Europa“, erklärte Hans-Jürgen Voss, Geschäftsführer von Pfiffner Deutsch-land. „Die Infrastruktur mit der Nähe zum Fraunhofer-Institut für Silizium-technologie (ISIT) und dem Inno-vationszentrum Itzehoe (IZET), die ausgezeichnete Verkehrsanbindung sowie die schnelle Umsetzbarkeit des Vorhabens haben die Geschäftsfüh-rung in der Schweiz vom Standort Itzehoe überzeugt.“ Vom nördlichen Nachbarn Dänemark kommen die meisten ausländischen Unternehmen nach Schleswig-Holstein – bisher über 800, sie beschäftigen rund 14.000 Mitarbeiter.

Vega Salmon angelt sich Flensburg Das Fischveredlungsunternehmen Vega Salmon gehört zu den großen Neuansiedlungen in letzter Zeit. Die Firma aus dem dänischen Esbjerg baute in Handewitt (Kreis Schleswig-Flensburg) für 12 Millionen Euro eine der modernsten Räucherlachsfabri-ken Europas und will dort bis zu 200 Mitarbeiter beschäftigen. „Wir hatten viele Standortalternativen, aber Schleswig-Holstein hat uns die besten Bedingungen geboten. Das Vorurteil, dass in Deutschland alles sehr büro-kratisch gehandhabt wird, hat sich überhaupt nicht bestätigt“, erläuterte Vega-Salmon-Aufsichtsratschef Klaus K. Kjaer. Die Entscheidung sei nicht schwergefallen: Die schnelle pla-nungsrechtliche Genehmigung, die richtige Größe der Industriefläche in einem autobahnnahen Gewerbege-biet und die relativ günstigen Arbeits-kosten gaben letztlich den Ausschlag für Flensburg – einer Stadt „ganz oben“, typisch Schleswig-Holstein. (wel)

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UNTerNeHMerPorTraiT

Mit Superyachten und Offshore in die Zukunft

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Volle kraFT VoraUS

„Der Werftenverbund ist bis 2016 aus-gelastet“, berichtet Geschäftsführerin Susanne Wiegand. „Unsere große Stärke sehen wir in der Flexibilität durch die enge Zusammenarbeit der drei Standorte.“

Gerade in einer Zeit, als viele deut-sche Werften den enormen Druck auf dem Weltmarkt zu spüren bekamen, begann ein arabischer Investor, in die mittelständischen Unternehmen im hohen Norden zu investieren. Zu-nächst konnte er 2009 durch seinen Einstieg eine Insolvenz von Nobis-krug abwenden. Das 1905 gegrün-dete Unternehmen in Rendsburg ge-nießt weltweit einen hervorragenden Ruf bei der Konstruk tion und beim Bau von technisch anspruchsvollen Superyachten ab 60 Metern Länge. Neben dem Neubau der vielfach ausgezeichneten Schiffe gilt Nobis-krug traditionell als kompetenter In-standhaltungspartner der Deutschen Marine. 2011 engagierte sich der Investor dann bei der ehemaligen HDW Gaarden GmbH (Bereich ziviler Schiffbau), der nun als Abu Dhabi MAR Kiel (ADMK) firmiert.

2013 kam schließlich die Traditions-werft Lindenau (beide Kiel) dazu, die für ihre Doppelhüllentanker weltbe-kannt ist, 2008 im Zuge der Wirt-schaftskrise aber Insolvenz anmelden musste.

„Die drei Standorte im Werftenver-bund ergänzen sich hervorragend. Durch die räumliche Nähe haben wir die Möglichkeit, die Anlagen optimal auszulasten und die Mitar-beiter immer dort einzusetzen, wo sie für laufende Projekte gebraucht werden“, erläutert Susanne Wiegand, die gemeinsam mit Holger Kahl das Unternehmen leitet. Insgesamt 900 Mitarbeiter – darunter 180 Ingenieure in der Entwicklungsabteilung – ziehen in Rendsburg und Kiel gemeinsam an einem Strang. „Wir betonen in der Außenwahrnehmung den exzellenten Ruf, den Nobiskrug und die beiden Kieler Werften bei den Kunden genie-ßen. Wir haben volle Auftragsbücher für die nächsten drei Jahre“, ergänzt Kahl. Das neue Konzept gehe auf:

„Neben dem klassischen Neubau und der reparatur von Schiffen konzentrieren wir uns auf den Bau von offshore-anlagen wie konverter- und Wohnplattformen. Und im Bereich Stahlwasserbau ist Nobiskrug seit Jahrzehnten mit dem Neubau und der reparatur von Schleusentoren und -anlagen, Brücken, anle-gern und anderen Bauwerken bestens aufgestellt.“

Spektakuläre Aufträge bei ADMK lassen die Kieler aufhorchen: Der-zeit entsteht hier eine spektakuläre Luxusyacht mit weit über 100 Metern Länge. Auftraggeber ist ein Eigner, der bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit dem Bau einer Megayacht gesammelt hatte. Stolz ist das Führungsduo auch über den Auftrag für den Neubau von zwei Fregatten. Damit die Dockkapazitäten genutzt werden können, haben Thys-senKrupp Marine Systems (TKMS) und ADMK eine Arbeitsgemeinschaft gegründet.

drei Traditionswerften in Schleswig-Holstein beweisen mit einem neuen kapitän auf der Brücke, dass sie auch in schwerem Fahrwasser kurs halten können. Nachdem ein arabischer inves-tor die yachtwerft Nobiskrug, abu dhabi Mar kiel (ehemalige HdW Gaarden) und kürzlich lindenau übernommen hat, füllen sich die auftragsbücher.

Die MOGAMBO – Gewinnerin des

Superyacht Awards 2013

Page 38: Schleswig-Holstein Wirtschaftsland - Der echte Norden.

Wirtschaftsland spezial

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Volle kraFT VoraUS

„Wir nutzen damit das Know-how, das Nobiskrug und ADMK mit dem Bau von Marineschiffen gesammelt haben“, sagt Wiegand. Die Arbei-ten an den Fregatten haben bereits begonnen. In der Konstruktionsphase befindet sich außerdem „DanTysk“ – die erste in Deutschland jemals gebaute Wohnplattform und eine Umspannplattform für den Windpark Baltic 2. Insgesamt entstehen in Kiel derzeit zwei Offshore-Projekte.

Bei Nobiskrug an der Obereider in Rendsburg pflegt man das gute Image, das das Unternehmen beim Bau von Super- und Megayachten hat. Zuletzt entstand hier die 74-Me-ter-Luxusyacht ODESSA II. Die gediegene Qualität bestätigt die Werft, als sie 2013 den World Super-yacht Award sowie den ShowBoats Design Award für die 74 Meter lange MOGAMBO erhält. „Das Schiff ist die erste Yacht, die wir mit dem weltweit bekannten Reymond-Langton-Design gebaut haben. Es verfügt mit seinen extravaganten Linien und Design-merkmalen über einen hohen Wie-dererkennungswert“, erläutert Kahl.

Außerdem hat Nobiskrug zwei RoRo-Schiffe im Bau. Die Stahlbauab-teilung hat 2013 neben zahlreichen anderen Projekten ein Schiebetor der Schleuse am Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel abgeschlossen, für den Seehafen Kiel bauten die Rendsbur-ger eine RoRo-Anlage. Einen ganz an-deren Schwerpunkt betont die zuletzt übernommene Lindenau-Werft:

„ihr Standort hat einen be-sonderen Vorteil: Sie liegt im Hauptfahrweg der Schiffe in der kieler Förde, wo sie für reparaturen, Wartungsauf-träge und Umbauten leicht angelaufen werden kann“,

betont Geschäftsführerin Wiegand. Vor allem Handels-, Behörden- und Marineschiffe werden dort regel-mäßig eingedockt. Denn die Auf-traggeber wissen: Hier in Schleswig-Holstein wird erstklassige Qualität abgeliefert – eben typisch „made in Germany“. (wel)

Erfolgreiche Führungsspitze: Susanne

Wiegand und Holger Kahl manövrieren

den Werftenverbund mit sicherer Hand in

gewinnbringende Gewässer.

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„Der Werftenverbund ist bis 2016 ausgelastet. Unsere große Stärke sehen wir in der Flexi-bilität durch die enge Zusammenarbeit der drei Standorte.“ Susanne Wiegand

Traditionswerft an der Kieler Förde:

Die ehemalige HDW Gaarden GmbH

heißt nun ADMK.

Yachten der Superlative laufen bei der

Nobiskrug-Werft vom Stapel.

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dacHMarke ScHleSWiG-HolSTeiN

Schleswig-Holstein Der echte NordenSchleswig-Holstein kann nunmehr mit einer einheit-lichen, übergreifenden Dachmarke für das Land auf-treten. Erstmalig hat eine Landesregierung diesen Schritt gewagt. Das Wirtschafts ministerium hatte den Auftrag, diese Marke für das Land zu entwickeln und den Prozess entsprechend zu steuern. „Schleswig-Holstein Wirtschaftsland spezial“ stellt die Eckpfeiler des neuen Konzeptes vor.

Echte Schleswig-Holsteiner

stehen für das Land und

für seine Werte. Hier: Eva-Lena

Stange und Lasse Roth, Jugend

forscht-Preisträger, Kiel

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Zwei Meere (maritim), nah an Skandinavien, Natur (ländlich), viel Wind

Gesundes Leben, Regeneration, Weite

Klarheit, Authentizität, Bodenständigkeit

Adaptiv (verbindend), verantwortlich, entspannt

Nördlichstes Bundesland mit zwei Küsten,Brückenland zu Skandinavien und zum Baltikum,Authentizität der Menschen, echt und unaufgeregt

Kurz: Norden, Brückenland, echt

Persönlichkeit

Markenkern

Werte

Nutzen

Attribute

der ecHTe NordeN

Die anderen Bundesländer arbeiten schon mit starken Landesmarken. Schleswig-Holstein zieht jetzt nach, um im Wettbewerb um Gründer, Talente, Multiplikatoren, Investoren, Gäste oder Fachkräfte zu bestehen. Der vom Wirtschaftsministerium ge-steuerte Prozess hatte das Ziel, eine Marke zu entwickeln, die die Stärken Schleswig-Holsteins zukunftsorientiert transportiert und sowohl intern ein großes Identifikationspotenzial liefert, als auch nach außen glaubwürdig und werbend wirkt.

Es ging nicht zuerst darum, die Dach-marke für verschiedene Zielgruppen auszurichten, sondern vielmehr für verschiedene Absender und Kommu-nikatoren ein weites und dabei doch eindeutiges Dach für verschiedene Themen und Herausforderungen zu bieten. Im Rahmen des Strategiepro-zesses wurden Studien ausgewertet, um dann mittels Workshops und Interviews mit landeskundigen und erfahrenen Experten von außerhalb und innerhalb des Landes ein über-greifendes Dach für die verschiede-nen Akteure und Inhalte des Landes zu erarbeiten.

die MarkenwerteDie Dachmarke für das Land ist nicht nur äußere Form zur Vereinheitli-chung des Auftritts, sie steht vielmehr auch für bestimmte Inhalte und Werte, die themen- und zielgruppen-übergreifend für das Land gelten. Diese Werte sind das Ergebnis des Markenprozesses und stehen für die glaubwürdigen Stärken Schleswig-Holsteins.

Das „Markenrad“ zeigt die

inhaltliche Substanz der

Landesmarke in komprimier-

ter Form. Die Inhalte des

„Markenrads“ bieten einen

Rahmen, innerhalb dessen

Submarken inhaltlich weiter

definiert werden können.

Dabei können auch nur Teile

der Markenwerte umgesetzt

werden.

Die neue Marke greift auf bekannte

Elemente zurück. Die Schleswiger Löwen

und das holsteinische Nesselblatt sind

allerdings formal und farblich komplett

neu interpretiert. Ebenfalls neu ist die

Wortmarke SH, die in Zukunft landesnahe

Institutionen wie WT.SH, NAH.SH und

IB.SH mit dem Auftritt des Landes vereint.

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Wirtschaftsland spezial

Schleswig-Holstein der echte NordenEine Landesmarke braucht nach in-nen ein hohes Identifikationspotenzial und nach außen eine authentische Abgrenzung (Alleinstellung). Schleswig-Holstein ist das nördlichste Bundesland. Der Begriff Norden ist mit vielem Maritimen verknüpft. Ein Land, das nicht nur das nördlichste Bundesland ist, sondern auch noch zwei Meere vorzuweisen hat, kann sich glaubwürdig als der Norden positionieren. Die Positionierung „Norden Deutschlands“ bindet Bin-nenland und Küstenregion, Wirt schaft und Tourismus gleichermaßen ein.Mit Norden ist viel Positives assoziiert. Norden ist als Werte- und Kulturraum in seiner heutigen Rezeption inter-national positiv belegt. Mit Norden wird Weite, Frische, Gesundheit, Au-thentizität, Klar heit, Bescheidenheit, Standfestigkeit, Innovationsfähigkeit, Richtungsweisung und Weltoffenheit verbunden.

„Echt“ ist ein LeistungsversprechenMit „echt“ kommt ein Erlebnis- und Sicherheitsversprechen in die Positio-nierung hinein. „Echt“ ist als Leis-tungsversprechen zu verstehen, das eine schleswig-holsteinische Qualität beschreibt. Hier können Kooperatio-nen mit kulinarischen, touristischen, technologischen, sozialen oder weite-ren Angeboten entwickelt werden.

echte Schleswig-Holsteiner Die Einführungskommunikation zeigt echte Schleswig-Holsteiner, die sich sehr gerne hinter die Landesmarke gestellt haben. Mit ihrer Interpretati-on von „echt“ zeigen sie das Iden-tifikationspotenzial, das der echte Norden hat. Weitere Personen, die verschiedene Stärken Schleswig-Holsteins vermitteln können und den Wert „echt“ interpretieren, können auf diese Weise ebenfalls Botschafter der Landes-Dachmarke werden und für einzelne Leistungsbereiche und Handlungsfelder des Landes stehen.

Ein konsistentes Landesmarketing mit einer klar definierten Markenhierar-chie schafft höhere Aufmerksamkeit, stärkt die Position im Wettbewerb und bietet ein Instrumentarium zur Steuerung der verschiedenen Kom-munikationsaktivitäten.Die vom Land mitfinanzierten Kom-munikationsmaßnahmen verstärken sich in Zukunft gegenseitig und stärken so die Wettbewerbsposition Schleswig-Holsteins genauso wie auch jeden einzelnen Akteur, der von den übergeordneten Maßnahmen (Imagekampagne etc.) profitiert.

logo und WortmarkeFür einen nordisch frischen, moder-nen Auftritt, der die Wurzeln des Landes würdigt und an traditionelle Identitätselemente anschließt, wurde aus den bekannten Wappenelemen-ten ein neues Bildzeichen entwickelt. In den bekannten Farben Blau und Rot – allerdings etwas modernisiert und weniger knallig – treten Löwe und Nesselblatt stark und klar auf. Die Bildelemente können auch groß, ähnlich eines Wasserzeichens, auf Flächen auftreten und so für Wieder-erkennung sorgen.

Noch zwei echte Schleswig-

Holsteiner, die sich mit ihrer

Heimat identifizieren

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Klaus Struve, Pilot, Büsum

Echt sein bedeutet für mich frei sein.

Von falschen Zwängen und vom schönen Schein.

Das ist echte Freiheit. Und so ist das hier. Im Norden.“

Schleswig-Holstein. Der echte Norden.

„„

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landesdesign_Motive.pdf 3 19.12.13 14:37

Peter Wesuls, Metallbauer, Kiel

„ Nur wenn die Qualität stimmt, dann ist ein Produkt

echt. Nicht hingepfuscht, sondern mit echtem

Einsatz gemacht. Das ist so bei uns. Im Norden.“

Schleswig-Holstein. Der echte Norden.

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landesdesign_Motive.pdf 1 19.12.13 14:37

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die „.SH“-SystematikZusätzlich zur Bildmarke wurde die schon bei einigen Institutionen wie beispielsweise der IB.SH oder NAH.SH eingeführte Endung „.SH“ aufgegriffen und als ein verbinden-des Element für die Landes-Dachmar-ke aufgenommen.

die dachmarkenarchitekturDie Dachmarkenarchitektur zeigt den verschiedenen Akteuren ihren Platz und stellt ihnen dementsprechend verschiedene Elemente des Corpo-rate-Design-Systems zur Verfügung.

Innerhalb der Dachmarkenarchitektur können die Akteure auf verschiede-nen Stufen mit ihren Themen und ihrer Kommunikation zur stetigen Verankerung der Marke in den Köpfen der internen und externen Zielgruppen beitragen. Der gemein-same Rahmen ist nun gesetzt. Die Ausgestaltung der Kommunikation für verschiedene Themen und Institu-tionen beginnt jetzt. (brö)

der ecHTe NordeN

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„Es ist höchste Zeit, dass Schleswig-Holstein mit einem konsistenten Marketing seine Wettbewerbsposition stärkt und als wesentlicher Küsten- und Verbindungsstandort wahrgenommen wird. Nur ein einheitlicher Auftritt sorgt dafür, dass sich jeder Euro in den vom Land finanzierten Kommunikationsmaßnahmen für die gemeinsamen Ziele auszahlt.“ Reinhard Meyer

Staatskanzlei

Ministerien

Partner, Unternehmen, Initiativen

SH

Institutionen des LandesUmsetzung durch weitere Player/Institutionen

Glaubwürdig, relevant, interpretierbar,verfügbar, identitätsstiftend, langfristig

Landesregierung: aktuellepolitische Koordinierung

Umsetzung durch die jeweiligen Häuser

Schleswig-HolsteinDer echte Norden

WT.Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH

Page 44: Schleswig-Holstein Wirtschaftsland - Der echte Norden.

„Für 2014 wünsche ich mir ein

tolles Eröffnungsjahr unseres

Weissenhaus Grand Village

Resort & Spa. Dabei danke

ich insbesondere dem Land

Schleswig-Holstein und der

Gemeinde Wangels für die

tolle Unterstützung in den

vergangenen acht Jahren des

Aufbaus.“

Jan Henric Buettner, Eigentümer Weissenhaus Grand Village Resort & Spa

GuteAussichtenfür 2014

„Unser System für Sylter Meersalz zeigt auf beeindruckende Weise die Leistungsfähig-keit unserer TerraSaline in der Wasserkon-zentration bis hin zur Feststoffgewinnung. Unser Wunsch für 2014 ist es, diese Techno-logie nun auch in anderen Industriezweigen zur Konzentration von Wässern zu verankern.“

Nicolas Heyn, Geschäftsführer der Terrawater GmbH

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Page 45: Schleswig-Holstein Wirtschaftsland - Der echte Norden.

erFolGreicHeS 2014

„2014 wird für die deutsche Werftengruppe Nobiskrug, ADM Kiel und Lindenau ein bedeutsames Jahr, weil wir beim Bau von Super- yachten, Marineschiffen und Offshore-Anlagen voll ausgelastet sind.“Susanne Wiegand, Geschäftsführerin Nobiskrug GmbH

„Auch 2014 steht die Zufriedenheit unserer Kunden im Mittel-

punkt! Wir wünschen uns, weiterhin organisch zu wachsen

und mit Spaß neue spannende Projekte umzusetzen. Mit un-

seren Mitarbeiter- und Team-Fotowänden konnten wir in den

letzten beiden Jahren viele Firmenkunden begeistern – 2014

richten wir den Fokus zusätzlich auf die Prä-

sentation von Logos und Auszeichnungen.“

Carsten Jacobsen und Christoph Jellinghaus,

Geschäftsführer Photolini – CJ Quadrat GmbH

„In 2014 wollen wir den erfolgreichen Markteintritt mit unseren ghanaischen Bambusfahrrädern schaffen und dabei zeigen, dass die Kombination aus öko-logischer Nachhaltigkeit, sozialem Engagement und wirtschaftlichem Erfolg das Modell der Zukunft ist.“

Maximilian Schay und Jonas Stolzke,

Geschäftsführer my Boo GbR

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Wirtschaftsland spezial

Page 46: Schleswig-Holstein Wirtschaftsland - Der echte Norden.

iMPreSSUM

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Wirtschaftsland spezial

Veröffentlicht durch:

WTSH – Wirtschaftsförderung und

Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH

Lorentzendamm 24, 24103 Kiel

T. (0431) 66 66 6-0, F. (0431) 66 66 6-7 67

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V.i.S.d.P.

Dr. Bernd Bösche,

Geschäftsführer der WTSH

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Öffentlichkeitsarbeit

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Harald Haase (hh), Ute Leinigen (ul),

Bjørn Erik Sass (bes), Lore Seeger (se),

Sabine Spatzek (sas), Joachim Welding (wel)

Gesamtkonzeption:

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Projektmanagement:

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lektorat:

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Bildnachweise:

Seite 1: Nobiskrug GmbH; Seite 2: grafikfoto.de; Seite 3:

WTSH; Seite 4–5: Presse Foto Nord/Olaf Malzahn, Pano

Verschluss GmbH, Femern A/S, Pepe Lange; Seite 8–11:

Femern A/S, Jan Kofod Winther; Seite 12–13: Café Grünlund

(01), Wallmuseum (02), Helge Krempin (03), Hofcafé Fünf

Linden (04), Schleusen-Garten (05), grafikfoto.de (06/07),

panthermedia.net/Tino Trapiel (08); Seite 14–17: Presse

Foto Nord/Olaf Malzahn, Weissenhaus Betriebsgesell-

schaft mbH, Sabine Spatzek; Seite 18–21: SCHWARTAUER

WERKE GmbH & Co.KGaA, Peter Kölln KGaA, grafikfoto.

de, H. & J. BRÜGGEN KG; Seite 22–23: Axel Nickolaus;

Seite 24–27: Pano Verschluss GmbH, SLM Solutions GmbH,

Stryker Trauma GmbH; Seite 28–29: Matt Blum, Michael

Fischer, Thies Rätzke; Seite 30–31: Photolini – CJ Quadrat

GmbH, my Boo GbR, Closed Cavity GmbH, pantherme-

dia.net/Norman Chan; Seite 32–35: AstraZeneca GmbH,

Anseos Group Co., Ltd., CASIO Europe GmbH, Pfiffner

Messwandler AG; Seite 36–39: Nobiskrug GmbH, Bruce

Thomas; Seite 40–43: Pepe Lange, boy | Strategie und

Kommunikation GmbH; Seite 44–45: Presse Foto Nord/

Olaf Malzahn, Terrawater GmbH, Photolini – CJ Quadrat

GmbH, Nobiskrug GmbH, my Boo GbR

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und ihre Zusammenstellung sowie für Fotos und Grafiken.

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Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsar-

beit der WTSH herausgegeben. Sie darf weder von Partei-

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Finanzierung- Hilfe bei der Einwerbung öffentlicher Fördermittel

Vermittlung- Kontakte zu öffentlichen und privaten

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Ganz oben in Deutschland sind auch die Aussichten für unternehmerisches Engagement spitze. Denn in Schleswig-Holstein wohnen laut dem Glücksatlas 2013 nicht nur die glücklichsten Deutschen. Sie sind auch hervorragend ausgebildet. Und neben seiner zentralen Lage zwischen Mitteleuropa und Skandinavien und seiner ausgezeichneten Infrastruktur bietet Schleswig-Holstein mit der WTSH umfassende Unterstützung bei der Ansiedlung.

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Starker Standort

eine ansiedlung in Schleswig-Holstein bietet viele chancen

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