SEKEM Insight

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Bei SEKEMs Texlfirma Naturetex arbeitet man derzeit daran, die Fergungsprozesse für texle Produkte in Bezug auf Qualität und Warenfluss zu überarbeiten und auch die Mitarbeiter in dieser Hinsicht intensiv fortzubilden. Die unab- hängige ägypsche Beratungsfirma Gherzy hat im Dezember 2008 die Fergungsprozesse von Naturetex genau untersucht und bereits im Januar konnte damit begonnen werden, verschiedene Qualitätssicherungsprojekte in Angriff zu nehmen. Inzwischen sind erste Resultate nicht nur messbar, sondern auch Events Jährliche Mitgliederversammlung Betriebe Qualität in der Fergung bei Naturetex Soziales Gleiche Chancen für Männer und Frauen Ägypsche Mitarbeiter von Naturetex überprüfen jeden Fergungsschri auf modernen Maschinen sichtbar geworden; der Warenfluss ist leichter steuerbar gewor- den, läuſt nahtloser zwischen den Kompetenzbereichen und mit weni- ger Reibungsverlusten ab. Die Stoff verarbeitetenden Arbeitsbereiche konnten so geordneter und über- sichtlicher strukturiert werden - eine große Herausforderung in einer Firma wie Naturetex, die nicht nur ein Produkt wie z.B. T-Shirts, son- dern eine große Vielzahl von ver- schiedenen Produkten von Bodies für Babies über Schlafanzüge, T-Shirts und Sweat-Shirts bis zu Hosen und Accessoires anfergt. Dies ist für die Texlindustrie sehr unüblich. Qualitätsverbesserungen bei Naturetex Seite 1 Nr. 79 - März 2009 SEKEMs Journal für Wirtschaſt, Kultur und Gesellschaſt in Ägypten SEKEM Insight

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SEKEMs monatliches Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten. Deutsche Ausgabe.

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Page 1: SEKEM Insight

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

auch in der internationalen Entwicklungszusammenar-beit ist das Thema Gleich-stellung der Geschlechter seit Jahren von zentraler Bedeutung. Verschiedene internationale Organisatio-nen haben oft im Rahmen von anderen Initiativen Programme aufgelegt, Geschlechtergerechtigkeit in Entwicklungsländern zu för-dern. In den Programmen der Europäischen Union ist sie seit Jahren als „horizon-taler Aspekt“ ein wichtiger Bestandteil jeder Förderung und damit Gegenstand auch der Evaluierung durchge-führter Förderprojekte.

Mit der Umsetzung des GEME-Ansatzes, den wir Ihnen in dieser Ausgabe vor-stellen, schließt sich SEKEM diesen Initiativen als akti-ves Mitglied an und hat für die Umsetzung des Projek-tes ein eigenes Leitungsgre-mium geschaffen.

Der Ansatz wendet sich zunächst den Arbeitsräu-men zu und betont daher wirtschaftliche und soziale Aspekte. Denn um Entwick-lungsländern wirtschaftliche Prosperität zu ermöglichen, ist auch die Geschlechter-gerechtigkeit von zentraler Bedeutung. SEKEM Insight wird in einer der nächsten Ausgaben detailliert über das Projekt berichten.

Ihr Redaktionsteam

Bei SEKEMs Textilfirma Naturetex arbeitet man derzeit daran, die Fertigungsprozesse für textile Produkte in Bezug auf Qualität und Warenfluss zu überarbeiten und auch die Mitarbeiter in dieser Hinsicht intensiv fortzubilden. Die unab-hängige ägyptische Beratungsfirma Gherzy hat im Dezember 2008 die Fertigungsprozesse von Naturetex genau untersucht und bereits im Januar konnte damit begonnen werden, verschiedene Qualitätssicherungsprojekte in Angriff zu nehmen.

Inzwischen sind erste Resultate nicht nur messbar, sondern auch

EventsJährliche Mitgliederversammlung

BetriebeQualität in der Fertigung bei Naturetex

SozialesGleiche Chancen für Männer und Frauen

Ägyptische Mitarbeiter von Naturetex überprüfen jeden Fertigungsschritt auf modernen Maschinen

sichtbar geworden; der Warenfluss ist leichter steuerbar gewor-den, läuft nahtloser zwischen den Kompetenzbereichen und mit weni-ger Reibungsverlusten ab. Die Stoff verarbeitetenden Arbeitsbereiche konnten so geordneter und über-sichtlicher strukturiert werden - eine große Herausforderung in einer Firma wie Naturetex, die nicht nur ein Produkt wie z.B. T-Shirts, son-dern eine große Vielzahl von ver-schiedenen Produkten von Bodies für Babies über Schlafanzüge, T-Shirts und Sweat-Shirts bis zu Hosen und Accessoires anfertigt. Dies ist für die Textilindustrie sehr unüblich.

Qualitätsverbesserungen bei Naturetex

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Nr. 79 - März 2009

SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten

SEKEM Insight

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Das Projekt „Gemeinsames Geschäft, gleiche Chancen“ begann am 8. Dezember 2008 und läuft noch bis zum Juni 2009. Die Mitglieder des elfköpfigen Leitungskomitees trafen sich jetzt zur Hauptplanungssitzung für die kommenden Projektphasen.

Anlässlich der Besprechung wurde auch SEKEMs neue Beauftragte für Gleichstellungsfragen, Samaa Shehab, eingesetzt. Haupttagesordnungspunkt war darüber die Verabschiedung einer Umfrage zur Selbsteinschätzung der Mitarbeiter/innen der SEKEM-Betriebe. Auf ihrer Grundlage wird zukünftig ein Trainingsprogramm entwickelt werden, das sich an alle Mitarbeiter/innen der ägyptischen Initiative richtet. Die Entwicklung der Trainingsinhalte wird demnächst beginnen.

Das „Modell zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter“ in Ägypten ist eine Initiative des Ministeriums für Investitionen und wird in Partnerschaft mit dem Ministerium für Arbeitskräfte und Immigration durchgeführt. Es wird durch die Weltbank finanziert und vom „Fund For Women (UNIFEM)“ der Vereinten Nationen und der NGO ICRW umgesetzt.

Die Gründungsorganisationen ver-treten die Ansicht, dass es für eine gleichberechtigte Verteilung wirt-

Am Samstag, 23. Mai 2009 ver-anstalten die SEKEM-Freunde den jährlichen SEKEM-Tag in Stuttgart. Neben der Mitgliederversammlung des Vereins zur Förderung kul-tureller Entwicklung in Ägypten e.V. wird es Berichte über neue Entwicklungen in SEKEM, eine künst-lerische Darbietung, einen Vortrag von Dr. Abouleish zum Thema „Keine nachhaltige Entwicklung des Menschen ohne Kunst“ und diesmal neu eine Einführung in die Arbeit und Ziele der SEKEM-Initiative geben. Wie jedes Jahr gibt es Zeit für Gespräche, eine Ausstellung und die Möglichkeit, SEKEM-Produkte zu verkosten und zu kaufen. Der SEKEM-Tag findet statt im Rudolf-Steiner-Haus, Zur Uhlandshöhe 10 in Stuttgart und beginnt um 14.00h.

SEKEM startet Projekt zur Gleichstellung der Geschlechter

Mitgliederversammlung

Doch die Projekte beginnen noch früher am Beginn der tex-tilen Verarbeitungskette: die angelieferten Stoffrollen wer-den erst einzeln gewogen und das Gewicht pro Quadratmeter ermit-telt um Ungleichmäßigkeiten im Stoffgewicht und damit im Griff der Ware zu vermeiden. Meter für Meter werden dann Strick- oder Webfehler analysiert und nach dem neu eingeführten „4-Point-System“ nach Fehlerkategorien gekennzeichnet. Anhand dieses Systems lässt sich durch das Addieren von Kontrollpunkten die Stoffqualität ermitteln, wel-che für die Weiterverarbeitung von Wichtigkeit ist. Optimales Arbeiten wird so bereits im Zuschnitt möglich, und Qualitätsprobleme aufgrund von Stofffehlern können von Anfang an eliminiert werden. Nach dem Zuschnitt werden die jetzt schnell erkennbaren Fehlerteile ersetzt und zudem vermessen. So können auch Maßfehler der Fertigteile von vorn-herein verhindert werden.

In der Produktion wurden „Verkehrslichter“ eingerich-tet - kleine Fähnchen an jeder Nähmaschine - die schnell sichtbar die leichten, schwereren und hei-klen Nähvorgänge anzeigen. Die zuständigen Qualitätskontrolleure begleiten die rot gekennzeichneten Maschinen intensiver.

Die Qualitätskontrolleure der einzel-nen Linien wurden mit Stehpulten auf Rädern ausgestattet, alle aktu-ellen Informationsblätter liegen hier bereit und die Verantwortlichen

Mitarbeiterfortbildung bei Naturetex

können flexibel den Prozess beglei-ten und dabei die Übersicht behal-ten. Die Qualitätskontrolleure jeweils am Ende der Linie haben nun die Aufgabe, zusätzlich zu ihrer Kontrolltätigkeit die Basismaße jedes Kleidungsstückes zu 100% zu messen. 15% der Teile werden kom-plett vermessen, Maßfehler kön-nen so noch vor dem Verpacken entdeckt werden. Dies betref-fend werden Tests durchge-führt um sicher zu gehen, dass die Kontrolleur/innen ihren Aufgaben gewachsen sind. Parallel dazu wer-den Mitarbeiterschulungen durch-geführt. Fortbildung in fachlicher Kompetenz oder zur Förderung des sozialen Zusammenspiels wird unter anderem in Form von Betriebseurythmie angeboten.

Die Umstellung auf einen ande-ren Qualitätsstandard (von IVN zu GOTS) sowie Einlaufwerte der Stoffe, Toleranzen für Ringel und Streifen an Nähten etc. wurden in die über-arbeitete Version der Naturetex-Standards eingebracht. Demnächst werden Fortbildungen beginnen, um jeden Mitarbeiter über die Erneuerungen der Standards zu informieren und zu schulen.

Konstanze Abouleish

Das Komitee des Projektes nimmt seine Arbeit auf

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Die SEKEM Development Foundation eröffnete bereits am 1. September 2008 die Community School, einen neuen Zweig für die Schulbildung der Kamillekinder im Alter von 10-14 Jahren, das heißt jener Kinder, die aufgrund ihrer sozialen Situation keine Schule besuchen können, oder diese abbrechen mussten.

65 Kinder werden in SEKEM in diesem staatlich anerkannten Schulzweig den Unterstufenabschluss nach-holen. Dafür wurden Kleinklassen für maximal 16 Kinder eingerich-tet, um auf einzelne Schüler beson-ders individuell eingehen zu können. 4 Lehrer/innen unterrichten die Schüler und ein Sozialarbeiter küm-mert sich um die medizinischen und sozialen Belange und hält engen Kontakt zu den Familien .

Die Schüler erleben in der Community oft erstmals, dass man ohne Angst seine Testvorbereitungen machen und die Prüfungen bestehen kann. Der Unterricht umfasst die Fächer Arabisch, Mathematik, Religion, Kunst und Englisch. Bisher wurden 21 Mädchen und 44 Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren aufgenommen.

Die älteren Schüler im Alter von 15 und 16 Jahren erhalten weiter-hin den Analphabetenkurs mit dem sie dann einen staatlich aner-kannten Abschluss erlangen. Dieser Abschluss berechtigt sie zur Aufnahme einer Berufsausbildung.

Die Lehrer, die für diesen Aufgabenbereich neu einge-stellt wurden, werden von den erfahrenen Lehrern der SEKEM-Schule geschult und beraten und nehmen überdies am umfas-senden Lehrerbildungsprogramm der SEKEM Schule teil, das allen Lehrkräften zugute kommt.

SEKEM dankt insbesondere dem hol-ländischen Förderverein für seine großzügige Unterstützung beim Aufbau der Community School.

Yvonne Floride

SEKEM weiht dörflichen Schulzweig ein

Der parlamentarische Staatssekretär Dr. Gerd Müller besuchte gemein-sam mit seiner Ehefrau Gerti Müller-Hoorens und Mitarbeitern seines Stabes am 4. Februar 2009 SEKEM. SEKEM ist auch unter deut-schen Regierungsvertretern als ein Modellprojekt für innova-tives Wirtschaften und praktizierte Nachhaltigkeit wohl bekannt und hat in der Vergangenheit bereits mehrfach Repräsentanten verschie-dener politischer Institutionen emp-fangen dürfen. Begleitet wurde die Delegation unter anderem auch von einem Vertreter der „Germany Trade and Invest“-Agentur, einer Gesellschaft, die sich besonders für die Intensivierung der wirtschaft-lichen Kontakte zwischen Ägypten und Deutschland einsetzt.

Der parlamentarische Staatssekretär Dr. Gerd Müller besuchte mit seiner Frau Gerti Müller-Hoorens SEKEM

Impressum:

Herausgeber: SEKEM, EgyptDie Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben.

Redakteure:Christina BoeckerBijan Kafi

Kontakt:SEKEM-Insightc/o SEKEM HoldingP.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt [email protected]

Impressionenschaftlicher Profitabilität sowie einer solchen Teilnahme von Männern und Frauen an den wirtschaftlichen Wertschöpfungsprozessen notwen-dig ist, private Unternehmer enger in den Entwicklungsprozess einzu-binden. Auf diese Weise solle eine Kultur der Gleichberechtigung dau-erhaft auch in Wirtschaftsbetrieben Einzug halten.

Das „Gender Equity Model Egypt (GEME)“ hat sich das Ziel gesetzt, ein solches Betriebsklima aktiv auch in Ägypten zu fördern. Bestimmungen zur Gleichstellung der Geschlechter sollen Eingang auch in die offizi-ellen Positionen der Unternehmen gegenüber ihren Mitarbeitern finden und gleichmäßige Zugangsmöglichkeiten zum Beispiel zu Jobs, Arbeitsbedingungen, oder Fortbildungen schaffen sowie eine Beteiligung an innerbetrieb-lichen Entscheidungsprozessen sicherstellen. Dazu bedient sich das Modell sogenannten „Management Systemen“ und sucht Veränderungen evolutionär und von aktiver Selbsteinschätzung getra-gen kooperativ in den beteiligten Unternehmen umzusetzen.

Dabei betont GEME den Mehrwert, den Betriebe durch eine gleich-berechtigte Einbeziehung von Männern und Frauen erwerben können. Dabei geht es sowohl um die Optimierung von Humankapital als auch um die Verbesserung von Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit, die Förderung guter Mitarbeiterbeziehungen auf der Grundlage unterschied-licher Fähigkeiten, Talente, und Ansichten sowie ihres Beitrags zum Gesamtwohl des Unternehmens. Außerdem strebt GEME an, Produktivität und Loyalität der Mitarbeiter zu erhöhen. Außerdem wird es Konsumenten ermöglicht, Produkte mithilfe eines Siegels ent-sprechend zu differenzieren.

Das Projekt befindet sich derzeit in der Entwicklung und SEKEM Insight wird in einer zukünftigen Ausgabe ausführlicher darüber berichten.

Samaa Shebhab

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