SIM heute 1/2015

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Zeitschrift der SIM International (Schweiz)

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1/2015 S I M i n t e r n a t i o n a l

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Die Ebola-Krise und der Kampf gegen das Virus bedeuten für das westafrikanische Land Liberia, für seine Wirtschaft und seine Infrastruktur ei-nen Rückschlag von Monaten, wenn nicht gar Jahren. Als ich das Land 2010 besuchte, hatte es noch immer mit den Folgen des Bürgerkriegs zu kämpfen. Zu den Topthemen zählte die en-orm hohe Anzahl an Arbeitslosen. Dennoch erwähnte keiner unserer Interviewpartner die Worte „arm“ oder „Armut“.

Ich wurde an meine Kindheit in Nigeria erin-nert, wo ich aufwuchs. Wir besassen kein vor-gefertigtes Spielzeug. Wir bauten unser eige-nes – und auf das waren wir stolz! Als Familie hatten wir weder Radio noch Fernsehen. Des-halb waren wir auf andere im Dorf angewie-sen, um die Nachrichten mitzubekommen. Wir besassen nicht einmal ein Fahrrad, geschwei-ge denn ein Auto. Wir lebten in einfachen Lehmhäusern mit Wellblechdächern, und zu

essen gab es nur das, was wir selbst ange-baut hatten oder im Dorf kaufen konnten. Und trotzdem betrachteten wir uns nicht als arm, sondern als „mekunu“, als Arbeiterschicht.

Geistlich gesehen waren wir jedoch bettel-arm. Und unser geistlicher Notstand verur-sachte weitere schwerwiegende Nöte. Wir waren beherrscht von Aberglaube und Angst. Die Leute verwendeten einen Grossteil ihrer spärlichen Mittel darauf, Medizinmänner zu Rate zu ziehen und Schutz durch Zaubermit-tel und Amulette zu suchen. Viele starben an einfachen, heilbaren Krankheiten wie Mala-ria. Wir waren alles andere als frei. Schliess-lich begriff meine Familie, dass die schlimm-ste Krankheit und Form der Armut die Sünde ist und die Folge davon der Tod.

Die Tatsache, dass sich das Ebola-Virus in Liberia so stark ausbreiten kann, zeugt von der Macht des Aberglaubens und der Unwis-senheit in einem Land, dessen Bewohner sich nicht als „arm“ betrachten. Die Verheerung des Landes durch die Krankheit führen viele von ihnen darauf zurück, dass es sich um ei-nen teuflischen Plan der Regierung handelt. Sie sind sich sicher, dass die Krankheit von den Ausländern kommt, und dass es in Libe-ria in Wirklichkeit gar kein Ebola gibt.

Leider beschränkt sich diese Lüge nicht nur auf einige sozial oder wirtschaftlich Schwa-che, sondern hält sich in allen Bevölke-rungsschichten. An manchen Orten wurden Patienten mit Gewalt aus den Behandlungs-zentren gerissen, was für die Kranken und de-ren „Befreier“ umso schlimmere Folgen hat-te. Geistliche Dunkelheit ist eine Brutstätte für alle möglichen Arten von Unwahrheiten.

Als SIM sind wir davon überzeugt, dass die Ar-mut viele Gesichter hat. Wir sehen Krankheit und Armut im Zusammenhang mit den Bedürf-nissen einer Person als Ganzes. Unsere Hilfe kann sich nicht auf die Ausgabe von Nahrungs-mitteln, die Beobachtung des Gesundheitszu-standes, auf Quarantäne oder gar auf das Ver-teilen von Traktaten beschränken.

Wir sind da, um Christus von Herzen, mit Wort und Tat zu verehren. Das ist unsere Grundlage, um Krankheit und Armut zu begegnen – be-sonders in Gebieten, wo noch viele leben und sterben, ohne jemals von der Liebe Christi gehört zu haben und von seiner Macht zu ret-ten. Unsere Reaktion auf das Leid muss weiter gehen als nur bis zu unserem Bankkonto und unserer Vorratskammer. n

n Von Joshua Bogunjoko, Internationaler Direktor der SIM

▲ Joshua Bogunjoko Internationaler Direktor der SIM

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KontaktSIM SchweizWeissensteinstrasse 1 Pf 4051; CH-2500 Biel 4Postfi nance: SIM, 10-2323-9IBAN: CH49 0900 0000 1000 2323 9BIC: POFICHBEXXX Tel./Fax: +41 (0) 32 345 14 44/[email protected]

Impressum«SIM heute» erscheint viermal im Jahr in Deutsch, Französisch und Italienisch. Jahresabonnement: CHF 10.–; € 8.–. Der Abonnementspreis ist in den Spendendes laufenden Jahres enthalten.Redaktion: Waltraud und Günter KunzGrafi k/Layout, Produktion: FRANK.COMMUNICATION. Singen (D), www.frank-com.deDruck: Jordi AG .das Medienhaus. Belp (CH), www.jordibelp.ch

Die SIM ist Mitglied der und der

SIM International (Suisse) hat den Ehrenkodex SEA unterzeichnet. Das Gütesiegel verpfl ichtet die Unterzeichner zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ihrer Spende.

Editorial

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Die Wahrscheinlichkeit, dass ich jemals Missionarin werden würde, war eher gering. Und ich bin schon gar nicht der Typ, von denen die Missionarsbiografien berichten: wagemutig, ins Gebet vertieft und für den Dienst begabt. Als Kind war ich eher scheu und ängstlich, mit nur durchschnittlichen Schulnoten. Eigent-lich habe ich auf keinem Gebiet geglänzt. An der Uni war ich schüchtern, wenn es darum ging, meinen Glauben zu bezeu-gen. Meine Freunde waren Leiter in den christlichen Studentengruppen, mir war es wohler im Hintergrund - also kein Stoff für eine Missionarsbiografie.

Nach unserer Hochzeit sagte mein Mann David einmal zu mir: „Wenn ich in einer Mis-sionszeitschrift eine Stellenanzeige für einen Anwalt sehe, betrachte ich das als eine Be-rufung von Gott.“ Natürlich hat er nie eine solche Annonce entdeckt. Aber wie kam es dann, dass wir unsere Jobs, unser Zuhause und unsere Familien verliessen, um Gott in Peru mit der SIM zu dienen?

Wenn uns Leute danach fragen, sagen wir: „Weil Gott uns berufen hat.“ Heisst das, dass wir eine Stimme gehört haben, die uns gesagt hat, dass wir nach Peru gehen sollten? Sprach Gott zu uns durch einen Aufruf bei einer Mis-sionskonferenz? Haben uns unser Pfarrer oder unsere Freunde auf die Bedürfnisse in Peru aufmerksam gemacht? Auf alle diese Fragen lautet die Antwort: „Nein.“

„Berufung“ wird unter anderem als eine starke und gewisse Überzeugung definiert.

Wir beide hatten, sogar schon bevor wir uns kennenlernten, jeder für sich zunehmend den Eindruck, dass Gott uns einmal in eine kulturübergreifende Missionsarbeit führen würde. Dieser gemeinsame Glaube festigte unsere Freundschaft und schliesslich unsere Ehe. Bei mir hatte es in der Sonntagschule und Jugendgruppe meiner Gemeinde begon-nen, wo begeisterte Mitarbeiter mir den Mis-sionsplan Gottes nahe brachten.

An der Uni wurde mein Interesse durch Auf-rufe von eifrigen Vertretern verschiedener Missionsorganisationen genährt. Nach unserer Hochzeit arbeiteten wir beide in unseren Berufen als Jurist und Personalbe-auftragte. Wir versuchten, von einem Gehalt zu leben, um Geld für eine Bibelschulausbil-dung zur Seite zu legen. Aber wir fragten uns ständig, ob wir die richtigen Leute dafür sind oder nur unserem Wunschdenken nachhän-gen. Zugleich fühlten wir uns wirklich beru-fen, aber wir zögerten noch.

Gott wird uns leitenNatürlich gilt, dass wir grundsätzlich alle be-rufen sind. Gott liebt uns und ruft uns gemäss seinem Ratschluss zur Umkehr und zur Rettung (Röm. 8,28). Wenn uns dieser Ruf klar ist und wir gehorsam nach Gottes Wort leben, dürfen wir ihn bitten, dass er uns den Platz und die Art der Arbeit zeigt, wo wir ihm dienen sollen.

Eine Berufung ist etwas sehr persönliches, doch wie können wir sicher sein, dass wir der

richtigen Spur folgen? Wir können unsere Be-rufung auf verschiedene Arten „testen“. Bete ich dafür und will ich Gottes Willen tun? Ist meine Berufung mit Gottes Wort vereinbar? Wie denken andere darüber? Welche Motiva-tion steckt dahinter und bin ich für die Aufgabe gewappnet, besonders auf geistlichem Gebiet?

Zum Glück ist das Leben als Christ kein Al-leingang. Es ist so wichtig, einer Gruppe von Gläubigen anzugehören, da andere mit ihrer Weisheit uns helfen können, diese Fragen zu beantworten. Die Leiter und Mitarbeiter un-serer Gemeinde eignen sich am besten, uns auf dieser Reise zu begleiten, unsere Beru-fung zu testen und uns in unserer Aufgabe zu unterstützen.

Als David und ich schliesslich mit dem Pastor und den Leitern unserer Gemeinde darüber redeten, bestätigten sie unseren Weg. Es war richtig, einmal damit anzufangen und aus-zuloten, ob Mission wirklich für uns dran ist. Das war äusserst ermutigend. Und es wurde uns klar, dass sich der Prozess über mehrere Jahre hinziehen würde. Zum Austesten un-serer Berufung gehörte eine theologische Ausbildung, praktische Erfahrung in der Ge-meindearbeit für uns beide und für David auch noch in der Gemeindeleitung. Eine wei-tere Bestätigung für uns war die Bewerbung bei der SIM.

Der Missionar Paulus war sich seiner Beru-fung voll bewusst: Er sollte zu den Heiden

n Von Helen Heron, Internationale Leiterin für Personal

▲ David und Helen Heron

Die Herons als junge Missionarsfamilie in Peru ▲ ▲ Helen Heron in Peru im Einsatz

«SIM heute» 1/2015 n www.sim.ch 3Bin ich gemeint?

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gehen (Römer 15). Er hörte, wie Jesus direkt zu ihm redete. Und den-noch machte er sich erst mit dem Segen und den Gebeten seiner entsendenden Gemeinde auf den Weg (Apg.13,1-3).

Für jeden Christen ist es wichtig zu wissen, dass er seine Zeit, seine En-ergie und sein Geld in dem Dienst, in der Gemeinde und an der Arbeitsstelle einsetzt, wo Gott ihn im Moment ge-brauchen möchte. Um von einer Orts-gemeinde und Missionsorganisation gesandt zu werden, müssen zusätz-liche Aspekte berücksichtigt werden. Eine Arbeit im kulturüberschreitenden Rahmen und in einem multikulturellen Team ist verbunden mit besonderen Herausforderungen. Für diese Aspekte und Herausforderungen braucht es eine feste Überzeugung, für die Auf-gabe berufen zu sein. Für die SIM ist eine Berufung von Gott, wie auch immer sie zustande kommt, von grund-legender Bedeutung, egal, ob sie für ein bestimmtes Land, eine bestimmte Arbeit, eine bestimmte Volksgruppe oder ganz einfach für den vollzeit-lichen Dienst ist.

Wenn es uns ernst damit ist, Gottes Weg zu gehen, wird er uns führen. Meine Bitte an Gott ist, dass er uns bei der Suche, wie wir ihm dienen können, eine solche Überzeugung für die Aufgabe schenkt, wie wir sie bei Paulus finden. n

“Wir haben heute die Nachricht erhal-ten, dass zwei unserer Missionare der ELWA-Station (Eternal Love Winning Africa – Ewige Liebe auf Siegeszug in Afrika) in Liberia positiv auf Ebola ge-testet wurden …“

Mit diesen Worten leitete der Internationale Direktor der SIM, Dr. Joshua Bogunjoko, am 27. Juli seinen dringenden Gebetsaufruf an die gesamte weltweite SIM-Familie ein. Das tödliche Ebola-Virus in Westafrika, das bereits Tausende von Menschen in Liberia das Leben gekostet hat, hatte nun auch zwei von denen befallen, die gekommen waren, um den Op-fern zu helfen: SIM-Mitarbeiterin Nancy Write-bol und Dr. Kent Brantly, der von Samatitan’s Purse an die SIM ausgeliehen wurde.

Dr. Kent Brantly, Dr. Debbie Eisenhut und Dr. John Fankhauser hatten als Kollegen bereits viele Stunden in die Arbeit am ELWA-Spital und die Ebola-Behandlungsabteilung ge-steckt, als es Kent selbst traf und er sich an-steckte. Die Hygiene-Fachfrau Nancy Writebol arbeitete in 12-Stunden-Schichten, um den Ärzten beim Anlegen der Schutzanzüge zu helfen und sie während des Ausziehens mit einer Chlorlösung abzuspritzen.

Dr. Eisenhut und Dr. Fankhauser liessen Nancy und Kent die bestmögliche Pflege zukommen. Ihnen wurden drei Dosen des experimentellen Serums ZMapp verabreicht, das zuvor noch nie an Menschen getestet worden war. Dann orga-nisierte das gerade zusammengestellte Ebola-Krisen-Team der SIM den Transport der beiden Patienten in die USA, in das Emory-Univeritäts-Hospital in Atlanta, Georgia. Am 2. August traf Dr. Brantly in der Spezial-Isolierstation ein, die in Zusammenarbeit mit der staatlichen Seuchen-kontrollbehörde eingerichtet worden war. Drei Tage später kam auch Nancy Writebol dort an.

Diese Evakuierung und Behandlung sorgte in den Medien weltweit für grosses Aufsehen. Mediensprecher diskutierten, ob Missionare in Ländern arbeiten sollten, wo sie solch hohen Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind

… und ob sie in ihre Heimat zurückgeflogen werden sollten, wenn sie sich angesteckt haben. Experten aus der Medizin beruhigten die Öffentlichkeit: westliche Länder seien ge-genüber einer solchen Bedrohung relativ si-cher. Im Gegensatz dazu träfe das Virus in Li-beria auf ein Gesundheitssystem, das durch den Bürgerkrieg bereits sehr geschädigt sei. Während Kent und Nancy von dem medizi-nischen Team in Atlanta optimal versorgt wurden, hielten Korrespondenten der Nach-richtensender ihr Publikum auf dem Laufenden über die wachsende Ebola-Krise in Westafrika, wo so viele Menschen wegen Unwis-senheit und Angst unnötig angesteckt wurden.

Am 19. August erhielt Nancy Writebol grünes Licht und durfte die Isolierstation des Emory-Universitäts-Hospi-tals verlassen. Ärzte- und Pflegeteam standen Spalier und klatschten Beifall. Im Vorübergehen sagte sie lediglich: „Die Ehre ge-bührt Gott!“ Bald darauf zog sich Nancy mit ihrem Mann an einen nicht genannten

n Von Suzanne Green

Der Kampf gegen Ebola in Liberia

SIM-Mitarbeiterin Nancy Writebol und Dr. Kent Brantly, der von Samatitan’s Purse an die SIM ausgeliehen war, steckten sich

bei der Arbeit im ELWA-Spital mit dem Ebola-Virus an.

«SIM heute» 1/2015 n www.sim.ch4 Kampf …Fortsetzungvon Seite 3

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Aufenthaltsort zurück, wo sie sich nach der langen Trennung in Ruhe erholen konnte.

Zwei Tage nach Nancy wurde auch Dr. Brantly als „virenfrei“ deklariert und aus dem Spi-tal entlassen. „Heute ist ein „wunder“-barer Tag,“ sagte er zu der versammelten Presse. „Ich bin überglücklich, dass ich noch lebe, dass es mir gut geht und ich wieder bei meiner Familie sein kann … Vor allem bin ich Gott unendlich dankbar, dass

er mein Leben verschont hat. Und ich freue mich über alle Aufmerksamkeit, die durch meine Erkrankung auf Westafrikas Notsitu-ation im Kampf gegen die Epidemie gelenkt wurde … Ich kann Ihnen nicht genug für Ihre Gebete und Ihre Unterstützung danken und weiss nur eins, dass ich einem treuen Gott diene, der Gebete erhört …“

ELWA im Kampf gegen EbolaGemäss den Angaben der WHO (World Health Organization – Weltgesundheits-Or-ganisation) ist der gegenwärtige Ausbruch von Ebola in Westafrika der grösste und kom-plexeste, seit das Virus vor über 40 Jahren entdeckt wurde. Die WHO hat ihn zu einem

„internationalen Gesundheitsnotstand“ er-klärt und als “tödlicher als alle bisherigen Ausbrüche zusammengenommen“. Zu dieser düsteren Einschätzung haben eine Anzahl von Faktoren in Liberia beigetragen, dem Land, das offensichtlich am stärksten betrof-fen ist, und in dem das ELWA-Spital der SIM seit Juni gegen das Virus kämpft.

„Obwohl grosse Anstrengungen – auch über un-seren ELWA-Radiosender – unternommen wur-den, die Bevölkerung zu schulen und zu infor-mieren, wird Ebola allgemein als nicht existent betrachtet“, sagt Will Elphick, Direktor für SIM-Liberia. „Viele halten es für ein abgekartetes Spiel der Regierung, um an Gelder von interna-tionalen Organisationen zu kommen. Andere be-trachten es als Folge eines Fluches, bei dem na-türlich nur Gebet hilft.“ Zu dem Chaos aus Angst und Unwissenheit kommt der desolate Zustand des Gesundheitswesens in Liberia. Vor dem Aus-bruch von Ebola kam auf 100‘000 Einwohner ein Arzt. Inzwischen sind viele von denen, die versucht haben, die Krankheit zu bekämpfen, gestorben. Andere haben ihren Arbeitsplatz aus Angst verlassen. Ein Spital nach dem anderen im Land hat die Pforten geschlossen.

Mitten in all diesen Herausforderungen hat das ELWA-Spital sein Bestes im Kampf gegen

das Virus gegeben. „Schon im Februar hörten wir von diagnostizierten Ebola-Fällen in Gui-nea“, berichtet Will Elphick. „Wir haben uns aufs Schlimmste vorbereitet. Wir liessen zwei Familien, die im Norden nahe der Grenze zu Guinea stationiert waren, umziehen. Und die Ärzte des ELWA-Spitals bereiteten sich auf den Fall vor, dass Ebola auch nach Monrovia kommt. Dr. Eisenhut stellte Nachforschungen über das Virus an und führte ein Schulungs-programm für alle Spital-Angestellten durch. Mit Beratung durch „Ärzte ohne Grenzen“ wurde eine spezielle Ebola-Isolationseinheit in der Kapelle des ELWA-Spitals eingerich-tet, dazu ein sorgfältiges Triage-System (zum Aussortieren der Patienten), um alle zu schützen.“

Als im April die ersten Ebola-Patienten nach Monrovia kamen, wurden Familien, die mit der SIM in Liberia arbeiteten, ausser Landes ge-bracht. Nur diejenigen, deren Arbeit direkt mit der Bekämpfung der Krankheit zu tun hatte, blieben zurück. „Im Mai, 42 Tage nach dem letzten bestätigten Fall in Liberia, dachten wir, der Schrecken sei vorbei“, erklärt Will Elphick.

„Noch hatte ELWA keine Patienten empfangen. Einige der evakuierten Mitarbeiter kamen zu-rück, und ich flog mit meiner Frau Jenny nach Grossbritannien in den Heimataufenthalt.“

▲ Gemäss den Angaben der WHO ist der gegenwärtige Ausbruch von Ebola in Westafrika der grösste und komplexeste, seit das Virus vor über 40 Jahren entdeckt wurde.

Seit der Frühzeit der Kirche haben sich Gläubige selbstlos um die gesundheitlichen Probleme anderer gekümmert – ▼ oftmals unter grösstem eigenem Risiko.

«SIM heute» 1/2015 n www.sim.ch 5«SIM heute» 1/2015 n www.sim.ch … gegen Ebola …

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Im Juni wurden Ebola-Fälle in Sierra Leone bestätigt. Eine Frau, die in diesem Nachbarland einer Beerdigung beige-wohnt hatte, kam - angesteckt mit dem Virus

- nach Monrovia zurück. Das war der Anfang der zweiten Ebola-Welle in Liberia. Am 12. Juni nahm das ELWA-Spital seine ersten zwei Ebola-Patienten auf. Leider starb einer davon noch unterwegs im Krankenwagen. Diesmal breitete sich das Virus in Windeseile in der ganzen Hauptstadt aus, und es wurde bald klar, dass die Fünf-Betten-Ebola-Station viel zu klein sein würde.

Mit der Hilfe von Samaritan’s Purse richtete die SIM eine grössere Ebola-Isolationseinheit mit 25 Betten ein. Am 20. Juli war sie bezugsbe-reit, und schon bald arbeiteten die SIM-Ärzte in Schichten rund um die Uhr. Sie stellten fest, dass, obwohl es gegen Ebola bis dahin kein Heilmittel gab, die Früherkennung, ständige Zufuhr von Flüssigkeit und gute Ernährung den Patienten dabei helfen, eigene Abwehrkräfte gegen das Virus zu entwickeln. Doch in den ersten Tagen sah man noch keinen nennens-werten Erfolg. Viele Patienten starben. Nächstenliebe und MitgefühlDas ELWA-Spital steht weiterhin im Kampf gegen Ebola. Doch mehr Personal und Ausrü-stung sind nötig, um die Krankheit in Schach halten zu können. Bis Ende Oktober 2014 sind über 5000 Menschen in Westafrika an Ebola gestorben, davon 2800 in Liberia. Die

Zahl der Neuansteckungen verdoppelt sich alle vier Wochen. (Diese Zahlen entsprechen den Statistiken zur Zeit des Redaktionsschlusses; Anmerkung der Redaktion.)

Seit der Frühzeit der Kirche haben sich Gläu-bige selbstlos um die gesundheitlichen Pro-bleme anderer gekümmert – oftmals unter grösstem eigenem Risiko. Jesus lehrt uns, für die Kranken zu beten und ihnen beizustehen. Und denen von seiner Liebe und rettenden Kraft zu erzählen, die sonst „leben und ster-ben würden, ohne davon gehört zu haben“ - darin liegt die Daseinsberechtigung der SIM, da schlägt unser Herz.

Das brachte auch Nancy Writebol zum Aus-druck, als sie sich bei einer Pressekonferenz der SIM-USA am 3. September an die Jour-nalisten wandte: „Ich hatte keine Ahnung, was mit mir passieren würde. Mir war zwar klar, zu was es führen könnte, aber ich hatte keine Angst – ich spürte lediglich Gottes Gegenwart. Und ich sagte mir: Was auch geschieht, ob ich leben oder sterben werde, es ist in Ordnung … Es war mir eine Freude, am ELWA-Spital zu arbeiten, und ich danke dem Herrn, dass er mir die Möglichkeit dazu gegeben hat.“

Ebola wütet weiter in Westafrika und es ster-ben weiterhin unzählige Leute, ohne jemals das Evangelium gehört zu haben. Mögen wir darauf mit Gottes Liebe und Mitgefühl

antworten und dazu alle Mittel verwenden, die Er in unsere Hände legt. n

Fortsetzung von Seite 5:

▲ Das ELWA-Spital steht weiterhin im Kampf gegen Ebola. Doch mehr Personal und Ausrüstung sind nötig, um die Krankheit in Schach halten zu können.

▲ Zu den langen Dienststunden gehört auch das Gebet des Pflegeteams für die Patienten im ELWA-Spital.

Nancy Writebol:

“Es war mir eine Freude, am ELWA-Spital zu arbeiten, und ich danke dem Herrn, dass er mir die Möglichkeit dazu gegeben hat.“

Will Elphick, Direktor SIM-Liberia:

„Im Mai, 42 Tage nach dem letzten bestätigten Fall in Liberia, dachten

wir, der Schrecken sei vorbei.“

«SIM heute» 1/2015 n www.sim.ch6 … in Liberia

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Mit dem Traum von einer lebendigen christ-lichen Gemeinde sind John und Liesi Doss im Jahr 2008 nach Eisenstadt, ins österrei-chische Burgenland, gezogen. Zusammen mit dem deutschen Missionars-Ehepaar Hoprich machten sie sich an das Gemeinde-gründungs-Projekt „FORUM-Eisenstadt“.

Wer schon einmal in Österreich einen Urlaub verbracht hat, erinnert sich sicherlich an die vielen Kruzifi xe, die man überall in der Öffent-lichkeit wahrnimmt. Auf den ersten Blick vermit-telt das Land den Eindruck einer tief religiösen Bevölkerung. Und das traf in der Vergangen-heit auch durchaus zu, zumindest gehörte es für einen anständigen Österreicher dazu, der katholischen Kirche anzugehören. Wie in den meisten europäischen Ländern hat aber auch in Österreich ein Wandel stattgefunden. Der Anteil derjenigen, die sich offi ziell zu keiner Religion bekennen, beträgt über 12 Prozent, wobei die Zahl derer, die sich selbst als nicht-religiös be-trachten, noch wesentlich grösser ist. Im Durch-schnitt treten Jahr für Jahr 40‘000 Personen aus der katholischen Kirche aus.

Ausserhalb der katholischen und lutherischen Kirche zählt man weniger als 20‘000 evangeli-kale Christen, etwa 0,4 Prozent der Bevölkerung. Und 40 Prozent der Österreicher würden verge-bens nach einer evangelikalen Gemeinde in ihrer Umgebung suchen, wenn sie Interesse hätten.

Es ist diese „Missionssituation“ in Liesis Heimat-land, die Gott der Familie Doss aufs Herz gelegt hat. Zumal John sich leidenschaftlich darum be-müht, anderen Menschen Gottes Wort zu erklä-ren und sie anzuleiten, die Bibel selbst zu entde-cken. Es ist ihm wichtig, sie in kleinen Gruppen zu begleiten und im Glauben wachsen zu sehen.

Er und seine Frau haben viel gebetet und ge-kämpft für Menschen, die ihnen Gott in den Weg gestellt hat. Grosse Hoffnungen und tiefe Enttäuschungen lagen dabei oft dicht bei-einander. Doch Gott hat ihren Einsatz, ihren Glauben, ihre Geduld und ihre Liebe auch gesegnet: Menschen sind aus ausweglosen Situationen heraus zu einer neuen Lebens-perspektive gelangt. „Letztes Jahr haben wir zum Beispiel Sonja getauft,“ berichten die beiden. „Nun leitet sie gemeinsam mit an-deren aus der Gemeinde einen Hauskreis. Es ist ihr grosses Anliegen, Menschen in Not zu erreichen. Sie brachte einen Obdachlosen in unsere Gemeinde, der nun jeden Sonntag dabei ist und total aufblüht. Im Januar 2014 bekehrte sich Jutta, eine international tätige Referentin, die sechs Bücher über Esoterik und Engel geschrieben hat. Nun hält sie Vorträge zum Thema „von den Engeln zu Jesus“ und wird demnächst ihre Geschichte auf ERF/Bibel TV erzählen.“

Eine interessante Erfahrung machten die bei-den, als sie jüngst von ihrer Berichtsreise aus Johns Heimat zurückkamen. „Es standen die ersten zwei Hochzeiten im FORUM an. Für viele Gäste war es die erste nicht-katholische Hochzeit, die sie jemals erlebt hatten. Etliche von ihnen brachten zum Ausdruck, wie sehr sie von der Predigt und unserem gelebten Glauben beeindruckt waren. Und ein Gast teilte uns sogar mit, dass es ihn sehr interessiere, unsere Gemeinde näher kennenzulernen.“

John arbeitet auch für andere Gemeinden, indem er Seminare anbietet. Freudig überrascht war er, als sich 40 Personen zu einem D.I.E.N.S.T. Kurs (Dienen Im Einklang von Neigungen, Stär-ken und Talenten) angemeldet haben. Für die lokalen Verhältnisse ist das eine enorme Teil-nehmerzahl. Mehrere neue Leute kommen regelmässig zum FORUM. Dazu zählen auch zwei Familien. „Das war für uns der Anlass, mit einer Jugendarbeit in der Gemeinde zu starten“, berichtet das Ehepaar. „Wir versuchen auch, durch kleine Gruppen als Gemeinde weiter zu wachsen. Wir sind begeistert, dass die Gruppen, die wir ins Leben gerufen haben, gut funktio-nieren und die Teilnehmer den Wunsch haben, neue Gruppen zu gründen.“

Seit August 2013 gelten in Österreich die evangelischen Freikirchen offi ziell als Kirchen. Das öffnet viele neue Türen und Möglich-keiten. Beispielsweise können sie jetzt auch Religionsunterricht an öffentlichen Schulen geben. John ist Lehrer und unterrichtet nun an drei verschiedenen Schulen, darunter das Gymnasium in Eisenstadt.

„Unsere Gemeinde wächst weiter, und wir haben es endlich geschafft, unsere Gemeinde-ordnung auf Papier zu bringen. Das bedeutet, dass wir bald von einem Gemeindegründungs-Projekt zu einer wirklichen Gemeinde werden. Gott sei Ehre und Dank! Er lässt unseren Traum Wirklichkeit werden.“ n

Ein wichtiges Gebetsanliegen für die Familie Doss ist ihre finanzielle Unter-stützung. Als SIM-Missionare sind sie auf Spenden aus ihrem Freundeskreis angewiesen. Danke, wenn Sie auch in dieser Hinsicht mit für sie beten!

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n Von David Meyer

Ich bin gelernter Landschaftsgärtner, doch in den vergangenen Jahren kümmerte ich mich weniger um Pflanzen, sondern viel-mehr um Elefanten - in Knies Kinderzoo in Rapperswil. Aber wer weiss: Vielleicht kommt mir beides, mein Wissen über Pflan-zen und über Elefanten, schon bald in Afrika zugute. Aber der Reihe nach...

Meine Heimat ist das Zürcher Oberland, wo wir als Familie zu einer Freikirche gehören. Dort traf ich auch meine Entscheidung, mein Leben mit Jesus zu führen. Ich engagierte mich in der Kinderstunde und in der Jungschararbeit.

Mein Vater war noch am ehesten derjenige mit Abenteuerlust, doch als Missionar nach Afrika zu ziehen, das war bei uns nie ein Thema. Aber dann eröffnete sich mir die Möglichkeit, meinen Zivildienst mit der SIM in Mosambik zu leisten.

Warum gerade Mosambik? In der Schule hatte ich mit Französisch so meine Mühe. In meiner Ausbildung zum Landschaftsgärtner kam ich dann immer wieder in Kontakt mit portugie-sischen Kollegen und fing an, ihre Sprache ken-nen und lieben zu lernen. Im Nachhinein sehe Gott am Werk: Nach der entmutigenden Erfah-rung mit einer Fremdsprache weckte er in mir die Vorliebe für eine andere – und bereitete mich so

auf ein Land vor, in dem Portugie-sisch gesprochen wird: Mosam-bik. Seine Wege sind zwar nicht immer einfach, aber Er hat damit unser Bestes im Sinn.

Kindern zu besseren Chancen verhelfenAuf dem Papier haben alle Kinder in Mosambik die Mög-lichkeit, die Schule zu besu-chen. Die Realität sieht jedoch so aus, dass die Schulen total überfüllt sind und eine Klasse durchschnittlich aus 80 Schü-lern und Schülerinnen besteht, die auf dem nackten Fussbo-den sitzen und versuchen, dem Unterricht zu folgen.

Die Klassen überfüllt, die Lehrer meist schlecht ausgebildet – da geht ein einzelnes Kind leicht unter, besonders dann, wenn ihm auch noch das Lernen schwer fällt. Und als Mädchen darf man schon gar keine Rücksichtnahme erwar-ten. So ist es kein Wunder, dass viele Kinder, obwohl sie schon über zehn Jahre alt sind, weder ihren Namen schreiben noch einfachste Rechen-aufgaben lösen können.

Meinen Zivildienst leistete ich 2013 in Cuamba, einer Stadt in Niassa, der nördlichsten Provinz Mosambiks. In einer kleinen Schule kümmerte ich mich um Kinder mit Lernschwächen, um sie im Lesen, Schreiben und Rechnen zu fördern. Diesen Jahreseinsatz benutzte Gott, um mir klar zu machen, dass er dort eine längerfristige Aufgabe für mich hat.

Die Hilfe, die die Kinder in Cuamba erhalten, soll ihnen und ihren Familien ermöglichen, aus der Armutsspirale auszubrechen. Bildung ist ein Baustein auf diesem Weg. Daneben hören die Schüler täglich auch Geschichten aus der Bibel, lernen Psalmen und singen Lieder. Die normalen Schulfächer, wie Mathematik, Lesen und Schrei-ben, Naturkunde und Geographie, werden so gestaltet, dass die Kinder auf natürliche Art von Gottes Grösse und Liebe erfahren.

Die Schulkinder sind im Alter zwischen sie-ben und zwölf Jahren. Durch sie entstehen gute Kontakte und auch Freundschaften zu Familienmitgliedern und Familienoberhäup-tern, die gewöhnlich aus einem traditionellen oder muslimischen Hintergrund stammen.

Ich habe dann noch ein weiteres Projekt im Sinn, und zwar einen Schulgarten. Den möchte ich mit den Kindern der Schule

bewirtschaften. Dabei sollen die Kinder ler-nen, Eigeninitiative zu entwickeln und für etwas Sorge zu tragen. Dieser Garten soll zusätzlich all jenen Leuten als Muster die-nen, die eigenes Gemüse anbauen wollen. Sie sollen entdecken, wie man Kompost und natürlichen Dünger selbst herstellen kann, wie natürliche Schädlingsbekämpfung aus-sieht und welche sparsamen Bewässerungs-methoden anwendbar sind.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich auf dem Weg von „meinen“ Elefanten in der Schweiz zu den Kindern und ihren Fami-lien in Mosambik weiterhin begleiten. n

«SIM heute» 1/2015 n www.sim.ch8 Missionare aus unserer Region