SOFI 01 10 Web · 2015. 10. 5. · Title: SOFI_01_10_Web Author: Schmara Created Date: 4/20/2010...

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SOFI Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen an der Georg-August-Universität April 2010, Ausgabe 9, 4. Jahrgang Mitteilungen aus dem SOFI Ergebnisse explorativer Interviews mit Betriebsräten der Automobilindustrie Von Martin Kuhlmann Die Automobilindustrie gilt als einer der Trendsetter für die Entwicklung von Arbeit mit erheblichen Ausstrahlungseffekten auf andere Bereiche von Er- werbsarbeit. Gegenwärtig zeigt sich dies an so unterschiedlichen Themen wie der – aktuell vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise besonders bedeut- samen – betrieblichen und tarifvertraglichen Ent- wicklung von Konzepten zur Beschäftigungssiche- rung, bei der seit Jahren forcierten Globalisierung von Wertschöpfungsketten oder der zunehmenden gesellschaftlichen Verbreitung von Qualitätssiche- rungsinstrumenten. Diese Instrumente reichen mitt- lerweile bis in die verschiedenen Sektoren des Ge- sundheitswesens oder den Schulbereich hinein. Auch die seit einigen Jahren geführte Debatte über Retaylorisierungstendenzen bei der Gestaltung von Arbeit nahm ihren Ausgangspunkt in der Automo- bilindustrie. Die derzeitige Wirtschaftskrise hat mit Blick auf Auswirkungen (Umsatzrückgang) sowie er- griffene Gegenmaßnahmen (Kurzarbeitsregelun- gen, Abwrackprämie) in dieser Branche besonders weitreichende Effekte gehabt. Nicht nur aufgrund ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung verspricht ein Blick auf aktuelle arbeitspolitische Entwicklungen in dieser Branche daher besonders aufschlussreich zu sein. Auf der Basis einer von der Hans-Böckler- Stiftung ermöglichten Kurzrecherche in Form einer Serie von Interviews mit Betriebsräten von Auto- mobil-Endherstellern und ausgewählten Zuliefe- rern, die zu den arbeitspolitischen Handlungsbedin- gungen, Anforderungen und Handlungsmöglich- keiten in ihren Unternehmen befragt wurden, sollen im Folgenden einige Aussagen zu den Problem- lagen und Perspektiven betrieblicher Arbeitspolitik gemacht werden. Im Vordergrund der Interviews standen Fragen der Arbeits- und Organisationsge- staltung sowie leistungspolitische Themen. Da die insgesamt rund 30 Gespräche im ersten Halbjahr 2009 durchgeführt wurden, spielten außerdem die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise eine Rolle. Angesichts des gegenwärtigen Kenntnisstan- des über die Automobilindustrie, der einerseits zwar unverändert durch eine Fülle von Einzelbeiträgen Titelthema: Ergebnisse explorativer Interviews mit Betriebsräten der Automobil- industrie: Perspektiven der Arbeits- und Leistungspolitik 1 Aus den Projekten: Zweiter Gesundheitsmarkt: Wellness-Branche auf dem Weg zur Professionalisierung? 6 Forschungsstrategie Fallstudie. SOFI-Fallstudien-Ansatz im Wandel 9 Dienstleistungen im Internet. Neue Formen der Selbstbedienung, Ko-Produktion und Eigenarbeit 12 Veranstaltungen: Sozioökonomische Berichterstattung: Start der Werkstattreihe 2010 15 Veröffentlichungen: Veröffentlichungen von SOFI-MitarbeiterInnen von Dezember 2009 bis April 2010 16 SOFI-Kolloquium: Programm Sommersemester 2010 16 Personalia 16 Impressum 4 Inhalt: Perspektiven der Arbeits- und Leistungspolitik

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  • SOFISoziologisches Forschungsinstitut Göttingen

    an der Georg-August-Universität

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    Ergebnisse explorativer Interviews mit Betriebsrätender Automobilindustrie

    Von Martin KuhlmannDie Automobilindustrie gilt als einer der Trendsetterfür die Entwicklung von Arbeit mit erheblichen Ausstrahlungseffekten auf andere Bereiche von Er-werbsarbeit. Gegenwärtig zeigt sich dies an sounterschiedlichen Themen wie der – aktuell vor demHintergrund der Wirtschaftskrise besonders bedeut-samen – betrieblichen und tarifvertraglichen Ent-wicklung von Konzepten zur Beschäftigungssiche-rung, bei der seit Jahren forcierten Globalisierungvon Wertschöpfungsketten oder der zunehmendengesellschaftlichen Verbreitung von Qualitätssiche-rungsinstrumenten. Diese Instrumente reichen mitt-lerweile bis in die verschiedenen Sektoren des Ge-sundheitswesens oder den Schulbereich hinein.Auch die seit einigen Jahren geführte Debatte überRetaylorisierungstendenzen bei der Gestaltung vonArbeit nahm ihren Ausgangspunkt in der Automo-bilindustrie. Die derzeitige Wirtschaftskrise hat mitBlick auf Auswirkungen (Umsatzrückgang) sowie er-griffene Gegenmaßnahmen (Kurzarbeitsregelun-gen, Abwrackprämie) in dieser Branche besonders

    weitreichende Effekte gehabt. Nicht nur aufgrund ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung verspricht einBlick auf aktuelle arbeitspolitische Entwicklungen indieser Branche daher besonders aufschlussreich zusein. Auf der Basis einer von der Hans-Böckler-Stiftung ermöglichten Kurzrecherche in Form einerSerie von Interviews mit Betriebsräten von Auto-mobil-Endherstellern und ausgewählten Zuliefe-rern, die zu den arbeitspolitischen Handlungsbedin-gungen, Anforderungen und Handlungsmöglich-keiten in ihren Unternehmen befragt wurden, sollenim Folgenden einige Aussagen zu den Problem-lagen und Perspektiven betrieblicher Arbeitspolitikgemacht werden. Im Vordergrund der Interviewsstanden Fragen der Arbeits- und Organisationsge-staltung sowie leistungspolitische Themen. Da dieinsgesamt rund 30 Gespräche im ersten Halbjahr2009 durchgeführt wurden, spielten außerdem dieAuswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise eineRolle. Angesichts des gegenwärtigen Kenntnisstan-des über die Automobilindustrie, der einerseits zwarunverändert durch eine Fülle von Einzelbeiträgen

    Titelthema: Ergebnisse explorativer Interviews mit Betriebsräten der Automobil- industrie: Perspektiven der Arbeits- und Leistungspolitik 1

    Aus den Projekten: Zweiter Gesundheitsmarkt: Wellness-Branche auf dem Weg zurProfessionalisierung? 6

    Forschungsstrategie Fallstudie. SOFI-Fallstudien-Ansatz im Wandel 9

    Dienstleistungen im Internet. Neue Formen der Selbstbedienung,Ko-Produktion und Eigenarbeit 12

    Veranstaltungen: Sozioökonomische Berichterstattung: Start der Werkstattreihe 2010 15

    Veröffentlichungen: Veröffentlichungen von SOFI-MitarbeiterInnen von Dezember 2009 bis April 2010 16

    SOFI-Kolloquium: Programm Sommersemester 2010 16

    Personalia 16

    Impressum 4

    Inhalt:

    Perspektiven der Arbeits- und Leistungspolitik

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    aus unterschiedlichen Perspektivengekennzeichnet ist, der andererseitsjedoch immer weniger breitflächig ge-sichertes Wissen über Arbeitsstruktu-ren und deren Wandel in dieser Bran-che bereit hält, hatten die Interviewseher explorativen Charakter. Sie ziel-ten im Schwerpunkt auf die Frage, mit

    welchen arbeitspolitischen Problem-lagen die betrieblichen Interessenver-tretungen sich konfrontiert sehen undwelche Handlungsperspektiven ausihrer Sicht bestehen.

    Erweiterte Anforderungen an diebetrieblichen Interessenvertre-tungen

    Die betrieblichen Interessenvertre-tungen in der Automobilindustrie stehen bereits seit einigen Jahrenstark erweiterten und nach wie vorkomplexer werdenden Problemen ge-genüber, die mittlerweile weit überdie klassischen Themen der Arbeits-und Arbeitszeitgestaltung sowie leis-tungspolitische Fragen hinausreichen.Arbeitsgestaltungsfragen (insb. Grup-penarbeit) und die Flexibilisierungder Arbeits- und Betriebsnutzungs-zeiten sind bereits seit den 1990erJahren zu einem arbeitspolitischenSchwerpunkt geworden. Seit dem Ende der 1990er Jahre haben zu-sätzlich die Frage der Ausgestaltungvon Standortsicherungsvereinbarun-gen und das Thema Beschäftigungs-sicherung einen immer größeren

    Stellenwert erlangt – angesichts deraktuellen Krise überschattet letzteresderzeit alle übrigen Themen. Eine Ausweitung der Themen und Hand-lungsfelder lässt sich seit einer Reihe von Jahren aber auch durch die zu-nehmende Bedeutung von unterneh-mensstrategischen Fragen feststellen.

    Gerade bei den Endherstellern – aberzunehmend auch im Zulieferbereich –haben Produktstrategien, Fragen destechnologischen Wandels sowie derstrategischen Positionierung durchKooperationen auch aus Sicht derbetrieblichen Interessenvertretung anRelevanz gewonnen.

    In den Interviews zeigt sich nicht nur,dass die Betriebsräte sich zunehmendvielfältigeren Anforderungen ausge-setzt sehen; der selbstformulierte An-spruch, eine proaktive, professiona-lisierte Betriebsratsarbeit zu leisten,reicht mittlerweile bis weit in den Zulieferbereich hinein, der teilweiseimmer noch eher mittelständischstrukturiert und von kleineren Be-triebsgrößen geprägt ist. Zugleich istjedoch unverkennbar, dass es zwi-schen Großbetrieben und kleinen undmittelgroßen Betrieben nach wie vorerhebliche Unterschiede in der Res-sourcenausstattung sowie in der Kon-tinuität und Systematik der Themen-bearbeitung gibt. Die stark profes-sionalisierten und häufig durch eigeneStäbe unterstützen Interessenvertre-

    tungen in Großbetrieben sind auf dieBreite der Problemlagen und Anforde-rungen zumeist vergleichsweise gutvorbereitet. Demgegenüber erfolgt inkleineren und mittelgroßen Betriebennotwendigerweise eine stärkere Fo-kussierung auf bestimmte Einzelthe-men und eine eher kampagnenartigeBearbeitung von Problemlagen. DieAbhängigkeit von personellen Kon-stellationen ist hier sehr viel grö-ßer. Gerade in mittelgroßen Betriebenscheint professionelle Interessenver-tretungsarbeit mittlerweile ohne fall-weise externe Unterstützung (etwadurch professionelle Berater) kaumnoch möglich.

    Differenzierte Ausgangsbedingun-gen und Handlungskonstellationen

    Einige Grundprinzipien der Gestaltungvon Produktionsstrukturen wie z.B.eine Bestände optimierende Just-in-time- und Just-in-sequence-Fertigungoder kurzgetaktete Fließfertigungs-prozesse haben sich im Zuge derOrientierung an Lean-Production-Prin-zipien mittlerweile nahezu flächen-deckend ausgebreitet. Andererseitslassen die von uns geführten Inter-views jedoch die generalisierende Ein-schätzung zu, dass die betrieblichenArbeits- und Organisationsstrukturenund die arbeitspolitischen Strategiender Unternehmen nach wie vor durchein erhebliches Maß an Varianz ge-prägt sind. Ob es sich um Realisie-rungsformen von Gruppenarbeit, umdie Funktionszuschnitte und Rollen-zuweisungen betrieblicher Führungs-kräfte oder die Ausgestaltung derbetriebsorganisatorischen Strukturen,um die Reichweite der Mitgestaltungs-möglichkeiten der Beschäftigten von

    Fortsetzung von S. 1

    Informationen zum Projekt

    Titel des Projekts: Handlungsbe-dingungen und Ansatzpunkte fürArbeitspolitik aus Sicht der be-trieblichen Interessenvertretung.Eine Expertise am Beispiel derAutomobilindustrieGefördert von: Hans-Böckler-StiftungProjektteam: Dr.Martin Kuhlmann,Heiko Spieker, Ulrich VoskampLaufzeit: Januar bis April 2009

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    Arbeitsabläufen und technischen Pla-nungen oder um betriebliche Entgelt-systeme handelt: Bei fast allen Di-mensionen betrieblicher Arbeitspolitikfinden sich nach wie vor deutlich un-terscheidbare Gestaltungslösungen. Dadiese mit je spezifischen Auswirkun-gen für die Arbeits- und Berufssitua-tionen der Beschäftigten einhergehenund weil es zwischen Unternehmen –aber auch zwischen Betrieben inner-halb eines Unternehmens – großeUnterschiede in der Bereitschaft gibt,mit der betrieblichen Interessenvertre-tung bei arbeitspolitischen Themen zu kooperieren und Reorganisations-vorhaben gemeinsam zu planen undzu realisieren, differieren zugleich diebetriebspolitischen Handlungskon-stellationen erheblich. In einigen Be-trieben ist Arbeitspolitik mittlerweilezu einem Konfliktfeld geworden, unddie betrieblichen Interessenvertre-tungen sind darum bemüht, z.B. durchleistungspolitische Abwehrstrategiendes offensiven Einklagens von zeit-wirtschaftlichen Standards, einer im-mer stärkeren Standardisierung undRigidisierung von Tätigkeiten Gren-zen zu setzen. Andererseits findensich nach wie vor Fälle, in denen In-teressenvertretungen in gemeinsamerProjektverantwortung mit dem Ma-nagement proaktiv darum bemühtsind, arbeitspolitische Gestaltungs-lösungen zu realisieren, von denensich beide Seiten Vorteile versprechenkönnen. Ebenfalls antreffen lässt sichjedoch auch eine dritte Konstellation,bei der die betrieblichen Interessen-vertretungen dem Management ver-gleichsweise große Spielräume bei derAusgestaltung der Arbeitsstruktureneinräumen und auf eigene arbeitspoli-tische Initiativen verzichten, hierfür imGegenzug allerdings Absicherungenfür die Belegschaft in Beschäftigungs-fragen und bei Entgelten erhalten.

    Problemlagen und Perspektiven betrieblicher Arbeitspolitik

    Auch wenn die betrieblichen Hand-lungskonstellationen nicht zuletzt an-gesichts des jeweiligen Charakters der betrieblichen Arbeitsbeziehungenund der arbeitspolitischen Kompeten-zen und Präferenzen der handelndenAkteure im konkreten Einzelfall über-aus unterschiedlich sein können, las-sen sich zugleich aber auch ein paar

    generell anzutreffende Problemlagenbenennen. Für einige der im Folgen-den kurz vorgestellten Problemlagengilt, dass sie sich angesichts der Wirt-schaftskrise mittlerweile mit größererSchärfe stellen. Grundsätzlich warensie jedoch auch vor der Krise bereitsvorhanden. Für das Themenfeld Ar-beitspolitik umreißen sie somit länger-fristig bedeutsame Gestaltungsanfor-derungen.

    (1) Concession Bargaining und Prekarisierungstendenzen

    Concession Bargaining – der Tauschvon Beschäftigungssicherung gegenZugeständnisse der Beschäftigten ins-besondere bei Entgelten, Arbeitszei-ten und leistungspolitischen Regula-rien – gehört in der Automobilindus-trie nunmehr seit über zehn Jahrenzum betriebspolitischen Alltagsge-schäft und hat mittlerweile zu einemmerklichen Abbau übertariflicher Re-gelungen geführt. Angesichts hoherFlexibilitätsanforderungen aufgrundkonjunktureller und durch Produkt-zyklen getriebener Schwankungen so-wie vor dem Hintergrund einer perma-nenten Konkurrenz auch im Bereichder Personalkosten, sehen sich die betrieblichen Interessenvertretungen

    seit einigen Jahren zudem mit betrieb-lichen Initiativen konfrontiert, die sichauf eine Veränderung der Beschäfti-gungsverhältnisse richten. Befristun-gen von Neueinstellungen sind viel-fach bereits die Regel. Der Anteil von Zeit- bzw. Leiharbeitnehmern isterheblich angewachsen (und dürfteauch nach der Krise wieder steigen). Ineinigen Unternehmen ist es zudem zu abweichenden Regelungen für einzelne Beschäftigtengruppen oder Neueingestellte gekommen. Eine ty-pische Erscheinungsform sind etwa die Dienstleistungstarifverträge, mitdenen weitergehende OutsourcingProzesse in Bereichen wie Kantinen,Werkschutz, Reinigung oder auch Lo-gistik verhindert werden sollen. Die ineinigen Unternehmen als dauerhafteoder vorübergehende Regelungenvereinbarte Absenkung von Entgeltenfür Beschäftigte, die nach einem ge-wissen Stichtag in das Unternehmeneingetreten sind, ist ein weiteres Bei-spiel. Die Risiken derartiger Strategien,die von Entsolidarisierungsprozessenüber zunehmende innerbetrieblicheKonflikte und Kooperationsblockadenbis hin zu Personalentwicklungspro-blemen reichen, werden von den beteiligten Akteuren zumeist deutlich

    Bandbreite betrieblicher Strategien im Bereich Arbeitspolitik

    Arbeits-organisation

    Prozess-optimierung

    Betriebs-organisation

    betrieblicheFührung

    Koordinations- und Steuerungs-formen

    Entgeltsysteme/Leistungspolitik

    erweiterte Gruppenarbeit (Gruppenselbstorganisation,Aufgaben-/Funktionsintegration), flex. Standardisierung vs. rigide Standardisierung, forcierte Arbeitsteilung/Hierarchie

    aktive Einbindung der Beschäftigten bei Planungen und Prozessoptimierung vs. expertenbasierte, selektive,prozessfern-zentralisierte Vorgehensweisen

    prozessorientierte Dezentralisierung, Dehierarchisierung vs. zentralistisch, bürokratisch, Funktionalorganisation

    erweiterter Kompetenzzuschnitt der ersten Führungs-ebene, Dehierarchisierung, entwicklungsorientierte Führungvs. Hierarchisierung, steuerungsorientierte Führung

    prozessorientierte, vereinbarungsbasierte Steuerungs- und Koordinationsformen vs. vorgabeorientierte,top-down Steuerungssysteme vs.„Vermarktlichung“

    breites Set (und Mix) unterschiedlicher Entgeltbestand-teile; Leistungspolitik: tayloristisch/bürokratisch vs. markt-basiert vs. integrativ, vereinbarungsbasiert, reguliert;allgemein: Kohärenz variiert erheblich

  • pen andererseits deutlich unterschied-liche Wege betrieblicher Arbeitspolitikverfolgt. Obwohl die Einführung vonProduktionssystemen in vielen Betrie-ben mit einer stärkeren Standardisie-rung und rigideren Ausgestaltung vonArbeitsprozessen einhergegangen ist,hat die Diskussion über Produktions-systeme zugleich das Bewusstsein für die Wechselwirkungen zwischenunterschiedlichen Arbeitspolitikele-menten und die Bedeutung ganzheit-licher Gestaltungsansätze geschärft.

    (3) Betriebliche Steuerungs- und Koordinationsformen

    Ein in den allermeisten Betrieben von den Interessenvertretungen noch wenig thematisiertes Handlungsfeld sind betriebliche Steuerungs- und Koordinationsformen. Auch wenn sich radikale Formen einer internen Ver-marktlichung auf der Basis frei ver-handelbarer Verrechnungspreise und Erlösrechnungen dezentralisierter Or-ganisationseinheiten mittlerweile auf-grund von Zentralisierungsprozesseneher wieder auf dem Rückzug befin-den, ist die Tendenz, finanz- und pro-zessorientierte Kennzahlen von derUnternehmensebene bis auf kleinereOrganisationseinheiten „herunterzu-brechen“ nach wie vor weit verbreitet.Die Ausgestaltung und der betrieb-liche Umgang mit Kennzahlensys-temen vollziehen sich weitgehendaußerhalb der Einflusssphäre und mit-unter auch abseits der Aufmerksam-keit der betrieblichen Interessen-vertretung. Trotz der im Zuge der

    Trotz vielfach ähnlicher Elemente wiegetakteter Fließfertigung, Null-Fehler-Zielsetzungen oder der Verwendungformalisierter Prozessverbesserungs-methoden und des in vielen Unter-nehmen enormen Formalisierungs-und Schulungsaufwands lassen sichauch bei der Umsetzung von Produk-tionssystemen arbeitspolitisch rele-vante Unterschiede feststellen: bei derRolle der betrieblichen Interessenver-tretung in der Umsetzung solcher Kon-zepte, bei den Handlungs- und Gestal-tungsspielräumen der Prozessebenenund dezentralen Einheiten, aber auchhinsichtlich der Frage, welcher Stellen-wert aus Sicht des Managements denfachlichen Kompetenzen und den Be-teiligungsansprüchen der Beschäftig-ten zukommt. Auch bei der Ausgestal-tung von Produktionssystemen wer-den mit Retaylorisierungs- und Zen-tralisierungstendenzen auf der einen Seite und Versuchen einer Ausweitungvon Handlungskompetenzen, Koope-rations- und Mitsprachemöglichkeitender verschiedenen Beschäftigtengrup-

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    gesehen, und mittlerweile gibt es aufbetrieblicher und gewerkschaftlicherEbene massive Versuche der Eingren-zung und Zurückdrängung derartigerTendenzen. Die Erfolgschancen vonbetrieblichen Gegenstrategien dürftenjedoch eher begrenzt sein. Das im Zu-ge der weiter fortschreitenden Globa-lisierung von Wertschöpfungskettennach wie vor hohe Drohpotenzial vonVerlagerungsszenarien und die unver-ändert bestehende Notwendigkeit,Beschäftigungs- und Standortsiche-rung eine hohe Priorität einzuräumen,macht die betrieblichen Interessen-vertretungen angreifbar. In der gegen-wärtigen Krise ist es bereits zu einerneuen Runde von Zugeständnissengekommen; andererseits sind Kon-fliktzuspitzungen bislang ausgeblie-ben und die Krise hat korporatistischeMuster eher verstärkt. Aus funktiona-len und politischen Gründen dürftendie Prekarisierungsprozesse in derAutomobilindustrie auch auf Dauergesehen zwar nicht das Ausmaß unddie Reichweite anderer Branchen er-reichen, die arbeitspolitischen Hand-lungsbedingungen werden mittler-weile aber auch in dieser Branchehierdurch beeinflusst.

    (2) Produktionssysteme

    Zentrales Handlungsfeld im Bereichder Arbeits- und Organisationsgestal-tung ist – ebenfalls seit einer Reihe vonJahren – die Umsetzung sogenannter„Produktionssysteme“. Im Anschlussan die Lean-Production- und Toyota-Debatte der 1990er Jahre werden un-ter der Überschrift Produktionssyste-me eine Vielzahl einzelner Konzept-bausteine zusammengefasst, die vonLogistik-, Qualitätssicherungs- und Ab-laufkonzepten über arbeitsorganisa-torische Maßnahmen bis hin zu per-sonalpolitischen Regelungen reichen.

    Fortsetzung von S. 3

    Impressum

    Die Mitteilungen aus dem SOFI erscheinen dreimal im Jahr.

    Herausgeber: Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) an der Georg-August-Universität, Friedländer Weg 31, 37085 Göttingen, Tel.: (0551) 52205-0,E-Mail: [email protected], Internet: http://www.sofi.uni-goettingen.de

    Redaktion und Layout: Dr. Martina Parge, PARGE PR

    Die Mitteilungen aus dem SOFI sind auf der Website des SOFI (www.sofi.uni-goettingen.de) als PDF-Download erhältlich und können online abonniert werden.

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    Umsetzung der neuen Entgeltrahmen-tarifverträge erweiterten Möglichkei-ten der Ausgestaltung von Entgeltsys-temen und der Nutzung von Kenn-zahlensysteme für die Entgeltgestal-tung sind die in diesem Bereich zu beobachtenden Veränderungen undInitiativen der betrieblichen Interes-senvertretungen bisher noch eher begrenzt. Gerade deshalb könnte dieAusgestaltung von betrieblichen Steu-erungs- und Koordinationsformen unddie Frage, inwieweit diese zum Be-standteil von Entgeltsystemen werden(sollten), zukünftig jedoch ein wich-tiges arbeitspolitisches Handlungsfelddarstellen. Bislang agieren die betrieb-lichen Interessenvertretungen über-aus verhalten und vorsichtig bei derUmgestaltung von Entgeltsystemen.Offensivkonzepte, die die neuen Mög-lichkeiten – aber auch Anforderungen– etwa bei der Ausgestaltung von Ent-geltsystemen durch Zielvereinbarun-gen nutzen, sind bislang Mangelware.

    (4) Arbeitspolitik für Angestellte

    Ein wichtiger werdendes Handlungs-feld betrieblicher Arbeitspolitik, indem es aus Sicht der betrieblichenInteressenvertretungen ebenfalls anerprobten und aktiv propagiertenKonzepten der Gestaltung von Ar-beits- und Organisationsstrukturenfehlt, stellen die Angestelltenberei-che dar. Bei diesen muss allerdings zwischen unterschiedlichen Tätig-keitsfeldern wie Entwicklung, pro-duktionsnahen Dienstleistungen, Ver-triebs- und Einkaufsbereichen oderbetrieblichen Führungstätigkeiten differenziert werden. Die von uns be-fragten Betriebsräte sehen sich zu-nehmend mit der Anforderung kon-frontiert, auch für diese Bereichearbeits- und leistungspolitische Kon-zepte zu entwickeln und betrieblichumzusetzen, die anspruchsvollen An-forderungen genügen sollen: Einer-seits sollen sie den beruflich inhalt-lichen Ansprüchen und dem Willender Beschäftigten dieser Bereiche ge-recht werden, einen aktiven Beitragzum Wohle des Unternehmens zu leis-ten, zugleich jedoch sollen sie der indiesen Feldern zunehmenden Leis-tungsintensivierung entgegenwirkenund die Kooperationsmöglichkeitenzwischen unterschiedlichen Funk-tionsbereichen verbessern. Die Dis-

    kussion in den Betriebsratsgremienhierüber hat jedoch gerade erst be-gonnen. Im Unterschied zu Produk-tionstätigkeiten, bei denen sich in dergewerkschaftlichen Diskussion mit derOrientierung auf Facharbeit über Jahr-zehnte hinweg ein vergleichsweiseeinheitliches und klar umrissenes Idealder Gestaltung von Arbeit und Berufherausgebildet hat, wären für die An-gestelltenbereiche derartige Leitbildererst noch zu entwickeln und bereichs-spezifisch zu konkretisieren.

    Erweiterte Ansatzpunkte betrieblicher Arbeitspolitik

    Angesichts des forcierten Kosten-drucks, gestiegener Renditeerwartun-gen und intensivierter Standortkon-kurrenz sehen sich die betrieblichenInteressenvertretungen seit etlichenJahren – und nicht erst seit der Krise –unter einem erheblichen arbeits- und

    leistungspolitischen Druck. In vielenBetrieben verstärkt dies defensiveOrientierungen und lässt zumeistwenig Atem für die Entwicklung und betriebliche Umsetzung arbeitspo-litischer Offensivkonzepte. Zugleich findet sich bei den von uns befrag-ten Betriebsräten vielfach jedoch die Einschätzung, dass Defensivkonzeptedes Einforderns leistungspolitischerSchutzregelungen allein auf Dauernicht ausreichen und es letztlich keineAlternativen zur Mitgestaltung be-trieblicher Arbeitspolitik gibt. Die Fel-der, in denen die Entwicklung neuer

    arbeitspolitischer Konzepte voranzu-treiben wäre, haben sich aus Sicht derbetrieblichen Interessenvertretungenmittlerweile stark ausgeweitet. In die-ser Hinsicht sieht sich die große Mehr-heit der Betriebsräte durchaus in Über-einstimmung mit der vom Manage-ment propagierten Umsetzung vonProduktionssystemen. Ausgehend voneinem sehr viel breiteren Verständnisder Weiterentwicklungsmöglichkeitenbetrieblicher Arbeits- und Organisa-tionsstrukturen (vgl. Übersicht) dürftees zukünftig noch mehr als bisher darum gehen, Gestaltungskonzepte zuentwickeln und betrieblich zu reali-sieren, die nicht nur ihre Wirksam-keit, sondern auch ihre mikropoli-tische Überzeugungs- und Durchset-zungskraft aus dem Zusammenwirkenunterschiedlicher Dimensionen derGestaltung betrieblicher Strukturengewinnen.

    Ausführlicher dargestellt sind die ar-beits- und leistungspolitischen Befundedieser Kurzstudie in: Kuhlmann: Pers-pektiven der Arbeitspolitik nach der Krise: Entwicklungslinien und Hand-lungsbedingungen, in: WSI Mitteilun-gen 12/2009 sowie in Kuhlmann: Hal-ten und Entfalten – Entwicklungslinienund Perspektiven betrieblicher Leis-tungspolitik, in: Schwitzer/Ohl/Roh-nert/Wagner (Hg.): Schlechte Zeiten fürgute Arbeit? Perspektiven der Arbeits-zeit- und Leistungspolitik in der Kriseund darüber hinaus, Hamburg: VSA (imErscheinen).

  • AUS DEN PROJEKTEN

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    Von Peter Kalkowski und Gerd Paul

    1. Expandierender Gesundheitsmarkt

    In Bezug auf das Gesundheitswesenplädieren in letzter Zeit auffallend vieleExperten für ein Umdenken: Bislangseien Gesundheit und Gesundheitswe-sen vorwiegend als ein die Wirtschaftbelastender Kostenfaktor wahrgenom-men worden. Tatsächlich sei der Ge-sundheitssektor aber eine der volks-wirtschaftlich wichtigsten Branchenmit enormen Wachstums- und Be-schäftigungspotenzialen. Gesundheitsei von einem Kostenfaktor zu einemvolkswirtschaftlichen Nutzenstifter ge-worden (Straubhaar 2006, Kickbusch2004, Goldschmidt/Hilbert 2008, Kart-te/Neumann 2009). Die umfassendstetheoretische Fundierung dieses Argu-ments liefert Nefiodow (1996). Er gehtdavon aus, dass „Gesundheit im ganz-heitlichen Sinne“ (körperlich, geistig,seelisch) das Potenzial hat für eineneue „lange Welle“ der Ökonomie, fürden „sechsten Kondratieff“.

    Neben dem Gesundheitswesen bzw.Ersten Gesundheitsmarkt hat sich in-zwischen ein Zweiter Gesundheits-markt entfaltet, der (ohne private Kran-kenversicherung) aus privatem Ein-kommen oder Vermögen finanziertund auf ca. 70 Mrd. Euro taxiert wird(Produkte und Dienstleistungen). Die-ser Markt ist ökonomisch interessant:

    Einschlägige Analysen konstatieren,dass die Zahlungsbereitschaft derKlientel damit noch keineswegs aus-geschöpft ist, da die Ausgaben für dieGesundheitspflege im privaten Kon-sum höchste Steigerungsraten auf-weisen und die Bereitschaft der Deut-schen, Zeit und Geld in die eigeneGesundheit zu investieren, von Wirt-schaftsflauten kaum beeinträchtigt

    wird. Prinzipiell kennt der Bedarf anGesundheits- und Wellness-Dienst-leistungen keine Grenzen, denn beiKrankheit und Gesundheit handelt essich nicht nur um objektive Gegeben-heiten, sondern auch um soziale und

    kulturelle Konstruktionen. Die Formen,in denen Menschen sich ihre Körperund Gesundheit aneignen, haben sichseit den 1970er Jahren stark verändert.Der Gesundheitsmarkt verknüpft dasGesundheitsbedürfnis mit der Produk-tion von Lebensstilen. Was aber maß-geblich zur Expansion des Zweiten Gesundheitsmarkts beiträgt, ist die sukzessive Auszehrung der Finanzie-

    rungsbasis der gesetzlichen Kranken-versicherung als Folge von Einnah-meausfällen,„Kostenexplosion“, Demo-graphie und der Zunahme chronischerKrankheiten. Unabwendbar scheint derTrend zur Individualisierung und Priva-tisierung der Gesundheit und Gesund-heitskosten: „Der Wellness-Bereich so-wie Leistungen, die die Lebensqualitätund Selbstbestimmung bis ins hohe Al-ter ermöglichen, werden zu den großenneuen Wachstumsmaschinen im Ge-sundheitssektor“ (Kickbusch 2004: 32).

    2. Wellness-Begriff

    Die inflationäre Verwendung des Well-ness-Begriffs und Wellnepp haben dazu geführt, dass in der Öffentlichkeitein Wellness-Verständnis dominiert,das Häme und Ironie provoziert. Be-schäftigt man sich weniger oberfläch-lich mit der Genealogie des Begriffs,zeigt sich, dass er stark an Popularitätgewann, als sich in den 50er und 70er

    Zweiter Gesundheitsmarkt

    Wellness-Branche auf dem Weg zur Professionalisierung?

    Größenverhältnisse

    Beschäftigte

    Gesundheitswesen Ende 2007 4,4 Millionen*Industrie (23 Branchen, verarb. Gewerbe) 7,5 Millionen**größte Industriebranche Maschinenbau 900.000Automobilindustrie 750.000

    Anteil der Automobilindustrie am BIP ca. 11%Anteil des Gesundheitswesens am BIP 2007 ca. 11%Ausgaben Gesundheitswesen 2007 absolut 253 Mrd. EuroWellness-/ Zweiter Gesundheitsmarkt 70 Mrd. Euro***

    * destatis Pressemitteilung Nr. 490 vom 17.12.2008

    ** destatis Pressemitteilung Nr. 154 vom 17.12.2008

    *** Focus 2005, TNS Infratest 2008, Kartte/Neumann 2009 usw.

  • AUS DEN PROJEKTEN

    Jahren US-amerikanische Sozialmedi-ziner daran machten, alternative Ge-sundheitskonzepte zu erarbeiten, umdie Finanzierungsprobleme zu bewäl-tigen, mit denen sich ihr Gesundheits-wesen konfrontiert sah und immernoch sieht (Miller 2005). Aus Sicht sei-ner Protagonisten ist das Wellness-Konzept hier und heute für einen Pa-radigmenwechsel in der Gesundheits-versorgung prädestiniert. Er rücktgegenüber der nachsorgenden Patho-genese und der auf die Behandlungvon Krankheiten fixierten Medizin dieauf Gesunderhaltung gerichtete Salu-togenese und den Zweiten Gesund-heitsmarkt stärker ins Zentrum derAufmerksamkeit. Wellness in diesemSinne ist ein alternatives Gesundheits-und Lebensstilkonzept, das die Stei-gerung des körperlichen, geistigenund seelischen Wohlbefindens zumZiel hat und auf den Prinzipien Ganz-heitlichkeit, Eigenverantwortung undPrävention beruht.

    Krankenkassen unterstützen in ge-wissem Umfang Kurse mit Wellness-Charakter. Wellness ordnen die von uns befragten Experten im Kern je-doch dem Selbstzahlermarkt zu: Beiden Leistungsnehmern handelt es

    sich nicht um Patienten, sondern umKunden, mit denen der Leistungs-geber in einer Tauschbeziehung steht,die eigene Interaktionformen verlangt.Erste Ergebnisse unserer Kundenbefra-gung lassen darauf schließen, dass sichdie Nachfrage nach Wellness-Dienstennicht zuletzt dem Umstand verdankt,dass dort auf die Bedürfnisse und An-sprüche der Klienten in anderer Wei-se eingegangen wird, als dies heutebei ärztlichen und ärztlich verordne-ten Leistungsangeboten der Fall ist.Wohlfühlaspekte, Atmosphäre, Am-biente, Ästhetik, „Hospitality“ sowieein „ko-produktives Arbeitsbündnis“,das den Leistungsnehmer nicht in eineObjektrolle drängt und ihm mehr Mit-sprache einräumt, haben einen größe-ren Stellenwert als im „biomedizini-schen Krankheitsmodell“ vorgesehenund im Medizinbetrieb üblich.

    3. Professionalisierungsbedarf und Qualifizierungsangebote

    Theoretiker und Praktiker stimmendarin überein, dass die Potenzialeder Branche nur ausgeschöpft werdenkönnen, wenn Qualitätsstandards Well-nepp verhindern und in ausreichen-dem Maße kompetentes Personal zurVerfügung steht: Die Branche steht

    unter Professionalisierungsdruck. Nä-hert man sich der Frage nach denMöglichkeiten einer Professionalisie-rung von Wellness-Dienstleistungenvon ihren Aufgaben- und Handlungs-feldern und beruflichen Anforderun-gen, ist es angebracht, zunächst diewellness-affinen Handlungsfelder zuberücksichtigen, für die es in den Be-reichen (1) Gesundheit, (2) Körperpfle-ge/Kosmetik, Beauty, (3) Tourismus(Hotellerie), (4) Sport- und Fitness und(5) Freizeit (Day Spas usw.) schon eineVielzahl an Fachberufen gibt. Je nachWellness-Begriff lässt sich darüberstreiten, ob es sich dabei um Teilgebie-te der Wellness handelt, oder ob Well-ness lediglich eine zusätzliche Dienst-leistung in einem Feld ist, das durchbestehende Berufe bereits weitge-hend abgedeckt ist.

    In Deutschland werden mehrere hundert Wellness-Aus- und -Weiterbil-dungsangebote ohne definierte Qua-litätskriterien oder allgemein aner-kannte Vorgaben offeriert. Es gibt (1) 80 Stunden dauernde IHK-Kurse zumWellness-Berater, die allenfalls zu einerTätigkeit an der Rezeption befähigen,(2) Fernlehrgänge, die aus Sicht der Experten jedoch nicht geeignet sind,praktische Handlungskompetenz zuvermitteln, (3) 400 Stunden dauerndeKurse zum Wellness-Trainer, die (a) Ge-sundheitsfachberufe als Zugangsvor-aussetzung haben oder (b) auch fach-fremden Laien offen stehen, (4) über1.000 Stunden dauernde staatlich anerkannte Bildungsgänge an „Ergän-zungsschulen“ und (5) Bachelor-Stu-diengänge an FHs.

    Ein Vorreiter für eine geschützte undstaatlich anerkannte Berufsbezeich-nung ist der „Medizinische Präven-

    Wellness Paradigm

    Treatment Paradigm

    Neutral Point(No discernable illness or wellness)

    PREMA-TUREDEATH

    Disability Symptoms SignsAware-ness Education Growth

    HIGHLEVEL

    WELL-NESS

    Illness/Wellness-Continuum.Aus: Travis, J. (1988) The Wellness Workbook. Berkeley.

    Informationen zum Projekt

    Projekttitel: Professionalisierungvon Wellness-ArbeitProjektteam: Dr. Peter Kalkowski,Dr. Gerd PaulGefördert durch: Bundesminis-terium für Bildung und Forschung(BMBF)Laufzeit: Oktober 2008 bis März2011

    Das Projekt „Professionalisierung von Wellness-Arbeit“ untersucht die Chancen und Hürden der Professionalisierung von Wellness-Dienst-leistungen. Die Empirie ist auf die aus (1) Organisationen/Einrichtungen, (2)Dienstleistern und (3) Bedienten bestehende „Dienstleistungstriade“ fokus-siert, bezieht aber auch Verbände und Bildungsanbieter als für die Professio-nalisierung relevante Akteure mit ein. Die Empirie wird mit Hilfe qualitativerMethoden (Expertengespräche) und quantitativer Methoden (Telefon-,Online-Befragung, face-to-face Interviews) in (a) einer großstädtischen Region und (b) einer Urlaubsregion durchgeführt. Bisher wurden 30 Exper-tengespräche geführt, 42 Kunden, 12 Beschäftigte und 25 Management-vertreter von Wellness anbietenden Einrichtungen befragt.

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  • AUS DEN PROJEKTEN

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    tions- und Wellness-Trainer“ (mit 410Unterrichtseinheiten für Physiothera-peuten, Masseure und medizinischeBademeister). Mit dieser Initiative ver-band sich die Hoffnung, daraus könnteder Startschuss für die Etablierung ei-nes breitenwirksamen Standards wer-den. Der Berufsbildungsbericht (BMBF2006: 442) kündigt den „MedizinischenPräventions- und Wellness-Trainer“ als neuen bundesweit anerkanntenWeiterbildungsberuf an. Er sollte von Sachsen aus einer anspruchsvollenund geregelten Wellness-Qualifizie-rung bundesweit zum Durchbruchverhelfen, wurde dort aber mangelsNachfrage nur ein einziges Mal an-geboten (18 Absolventen). ÄhnlicheErfahrungen wurden aus anderenBundesländern berichtet.

    Der Frage, ob es zielführend sei, fürWellness-Professionals einen dualenAusbildungsberuf zu kreieren, erteiltendie befragten Experten eine Absage:Weder die überwiegend kleinen undmittelgroßen Betriebe noch die Berufs-schulen seien in der Lage, das obenskizzierte Anforderungsspektrum inTheorie und Praxis abzudecken. Bejahtwurde dagegen die Frage, ob es ange-sichts der Vielzahl nicht-akademischerGesundheitsberufe überhaupt einerwellness-spezifischen Berufsbildungbedarf. Verwiesen wurde dabei auf dieNotwendigkeit einer integralen fach-übergreifenden Perspektive (Ganzheit-lichkeit) und auf die Besonderheit desArbeitsbündnisses. Geeignet seien da-für die folgenden Qualifizierungswege:

    (1) Die Weiterbildung für Gesundheits-fachberufe – bevorzugt Physiothera-peuten, Masseure und MedizinischeBademeister – in der Art des in Sachsenstaatlich anerkannten „MedizinischenPräventions- und Wellness-Trainers“.

    (2) Daneben benötige der Markt Ge-neralisten, die das Wellness-Konzeptin seiner gesamten Breite abdeckenund in der Lage sind, Wellness-Spezia-listen zu beraten, anzuleiten und zukoordinieren. Für sie sei ein Bache-lor/Master notwendig, denn Wellnessbenötige (a) um ihrer Anerkennungwillen eine stärkere wissenschaftlicheUnterfütterung. (b) „Semiprofessio-nen“ wie Physiotherapie usw. sind auf dem Weg zur Akademisierung und

    „Vollprofession“; ein Wellness-Profes-sioneller ohne akademischen Ab-schluss hätte Statusprobleme in derKooperation und Kommunikation mitSpezialisten und Ärzten. (c) Durch denBologna-Prozess würden Bachelorkünftig ohnehin vermehrt Absol-venten von Ausbildungsberufen ver-drängen.

    (3) Eine weitere Möglichkeit für einequalitativ anspruchsvolle Ausbildungsei Wellness als Schulberuf an einerstaatlich anerkannten Ergänzungs-schule mit einem Volumen von über1000 Stunden ohne wellness-affinenVorberuf als Zugangsvoraussetzung.Diese Ausbildung vermittelt theo-retisch und praktisch auch Grundla-genkenntnisse und fachliche Kern-qualifikationen, die bei Personen mitwellness-affinen Vorberufen voraus-gesetzt werden können.

    4. Hürden und Perspektiven derProfessionalisierung

    Die Bemühungen der Wellness-Ver-bände, das Berufsbild des „Wellness-Trainers“ zu konturieren, Mindest-standards für Bildungsanbieter zu definieren und per Zertifizierung si-cherzustellen, konnten keine großeWirkung entfalten. Das Gros der Bil-dungsanbieter sträubt sich, höher-wertige und umfangreichere Bil-dungsgänge anzubieten, weil sichdies für sie nicht rechnet. Zwar be-klagten Unternehmen einen Mangelan Wellness-Fachkräften. Sie sindgleichwohl zurückhaltend, wenn esum Kosten und Investitionen für qua-lifiziertes Personal geht. QualifiziertesPersonal kann höhere Ansprüche andie Arbeitskonditionen geltend ma-chen. Dennoch verdienen ausgebil-dete Wellness-Profis mit Vollzeitstelle im Monat häufig nicht mehr als 1.000 Euro netto. Laut Branchenexpertenkommt ein staatlich anerkannter Well-ness-Trainer in einer Führungsposi-tion bei größeren Einrichtungen maxi-mal auf 2.500 Euro brutto. In derHotellerie werden Wellness-Profis inder Regel nach dem nicht gerade attraktiven Tarifvertrag für das Hotel-und Gaststättengewerbe entlohnt.Ausgeprägt ist die Nachfrage nachtemporären Kräften, die bei Bedarf aufAbruf einspringen. Kommt es in derBranche nicht zu einem Upgrading,

    könnte die „Job-Maschine“ Wellnessim großen Stil Jobs für den Niedrig-lohnsektor und unattraktive Arbeits-konditionen generieren.

    Wellness anbietende Einrichtungen,Bildungsanbieter und Verbandsvertre-ter sind skeptisch gegenüber einerstaatlich oktroyierten Reglementie-rung von Wellness-Berufen. Diese soll-ten sich demnach „orientiert am Be-darf von der Basis aus“ entwickeln.Besonders erfolgreich war das im Hin-blick auf Professionalisierung bisheraber nicht. Zumal ein eigener Well-ness-Berufsverband mit der Kompe-tenz und Stärke für die Selbstkontrolleder Profession und Wellness-Wissens-basis nicht in Sicht ist, schließen auchSkeptiker staatliche Hilfestellungennicht vollkommen aus. Das zentraleProblem dabei sei, dass die staatlicheAnerkennung von Wellness-Schulenund -Abschlüssen bisher nur auf derEbene von Ländern und Regierungs-bezirken erfolgt und die „bildungs-politische Kleinstaaterei“ bundesein-heitliche Regelungen behindert.

    Fortsetzung von S. 7

    Literatur

    Goldschmidt, A./Hilbert, J. (2009):Gesundheitswirtschaft in Deutsch-land. Wegscheid.

    Kartte, J./Neumann, K. (2009): DerZweite Gesundheitsmarkt als not-wendige Ergänzung des Ersten.In: Goldschmidt/Hilbert (Hg.). S.760-770.

    Kickbusch, I. (2004): Die Gesund-heitsgesellschaft zwischen Marktund Staat. In: Göpel, E. (Hg.):Gesundheit bewegt. Wie aus ei-nem Krankheitswesen ein Ge-sundheitswesen entstehen kann.Frankfurt a.M.

    Miller, J. (2005): Wellness: The His-tory and Development of a Con-cept. In: Spektrum Freizeit 2005/1.S. 84-1002.

    Nefiodow, L. (1996): Der SechsteKondratieff. St. Augustin.

    Straubhaar, T./Geyer, G./Locher,H./Pimpertz, J./Vöpel, H. (2006):Wachstum und Beschäftigung imGesundheitswesen. Hamburg.

  • AUS DEN PROJEKTEN

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    Von Klaus Peter WittemannIn der industriesoziologischen For-schung in der Bundesrepublik spieltdie Forschungsstrategie der Fallstudieeine wichtige Rolle; bis in die Gegen-wart hinein haben viele der öffentlichwahrgenommenen Befunde des Fa-ches ihre empirischen Wurzeln in Fallstudien. So sehr diese Forschungs-strategie über ihre Ergebnisse relevant ist, so spielt sie in der methodolo-gischen Diskussion des Faches kaum eine Rolle. Darstellungen des Ansatzesfinden sich nicht in den Lehrbüchern,sondern in den Studien selbst oder garnur in unpublizierten Papieren, die inVergessenheit zu geraten drohen. DerFallstudienansatz verliert somit nichtnur an relativem Gewicht in der For-schungspraxis, sondern läuft Gefahr,dass durch den Generationswechsel inder Industriesoziologie seine über-wiegend informell übermittelte Tradi-tion verloren geht.

    Ein von der DFG gefördertes Projekt„Industriesoziologische Fallstudien.Entwicklungspotenziale einer For-schungsstrategie“ 1 stellte sich die Aufgabe, diese Forschungsstrategieaufzuarbeiten und oberhalb der Ein-zeluntersuchungen zugänglich zu machen. Über den Rückblick hinausging es um den Stellenwert dieserForschungsstrategie für die zukünf-tige Forschung und um Anregungen

    für die Methodenreflexion der Indus-triesoziologie. Neben einem Überblicküber „Fallstudien in der deutschen Arbeits- und Industriesoziologie“ 2

    unternahm es das Projekt, einzelneForschungslinien in der Industrieso-ziologie genauer zu fassen, in denenjeweils spezifische Ausprägungen vonFallstudien konzipiert und weiterent-wickelt wurden.

    Merkmale der ForschungsstrategieFallstudie

    Lässt sich die Forschungsstrategie derFallstudie durch die Kombination dervier Merkmale Kontextbezug, Multi-perspektivität, Methodenkombinationund Offenheit 3 allgemein umreißen,so gewinnt sie ihre besondere Aus-prägung durch die Fragestellung derjeweiligen Untersuchungen. Dies wirdbei der Auswertung von sechs Un-tersuchungen deutlich, die für die SOFI-Variante industriesoziologischer

    Fallstudien 4 stehen. Die herangezo-genen Studien zählen zu den For-schungen, die am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)(und seinem Umfeld) seit den 1960erJahren zu Themen rund um Indus-triearbeit durchgeführt wurden und in denen bei vergleichbarer, wennauch jeweils spezifisch akzentuierterGrundfragestellung unter sich wan-delnden gesellschaftlich-betrieblichen

    Rahmenbedingungen mit dem Kon-zept Fallstudie gearbeitet wurde. DieseStudien bieten die Möglichkeit, überdie Darstellung der jeweiligen Fallstu-dien-Strategie hinaus eine (besonde-re) Entwicklungslinie des Fallstudien-Ansatzes in der deutschen Industrie-soziologie zu rekonstruieren.

    Die SOFI-Variante industriesoziolo-gischer Fallstudien ist am Gegenstand„Veränderung von Industriearbeit“ ineiner Zeit entwickelt worden, als hier wichtige Veränderungen erwartetwurden (nur als Stichworte: „Auto-mationsdebatte“ und „verbürgerlichterArbeiter“), es dazu aber kaum empi-rische Befunde gab. Bei einem For-schungskonsens, dass Erkenntnisse inder erwünschten Detaillierung nurüber Fallstudien zu erreichen waren,gewann dieser Ansatz dadurch seinProfil, dass man zum einen dabei demInstrument der Arbeitsplatzbeobach-tung einen zentralen Platz einräumte,da man nur so die Chance sah, zu belastbaren Befunden zu Arbeit und Arbeitssituation zu kommen, zum an-deren, dass der Wahrnehmung desWandels durch die Arbeiter selbst besondere Bedeutung beigemessen

    Forschungsstrategie Fallstudie

    SOFI-Fallstudien-Ansatz im Wandel

    Informationen zum Projekt

    Titel des Projekts: Industrieso-ziologische Fallstudien. Entwick-lungspotenziale einer Forschungs-strategie

    Gefördert von: Deutsche For-schungsgemeinschaft (DFG)

    Projektleitung: Prof. Dr. DieterSauer (ISF), Prof. Dr. Michael Schu-mann (SOFI), Prof. Dr. Rainer Trinc-zek (TU München)

    Das Teilprojekt am SOFI wurdebearbeitet von: Dr. Martin Kuhl-mann, Prof. Dr. Otfried Mickler,Prof. Dr. Michael Schumann (Lei-tung), Dr. Hans Joachim Sperling,Dr. Klaus Peter Wittemann

    Laufzeit: Juli 2007 bis August 2009

  • AUS DEN PROJEKTEN

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    wurde. Im Set der Erhebungsmetho-den erhielten damit neben der Aus-wertung betrieblicher Unterlagen undder (auch nicht-soziologischen) Litera-tur und den vielfältigen Expertenge-sprächen die Beobachtung der Arbeits-prozesse und die Durchführung vonArbeiterinterviews einen spezifischenStellenwert, der diese Fallstudienva-riante besonders charakterisiert.

    Das Interesse an belastbaren Befun-den zu Industriearbeit aus der Arbei-ter- wie auch aus der Kapitalperspek-tive, also ein bestimmtes inhaltlichesKerninteresse, erklärt den Stellenwertdes Untersuchungsinstrumentes, dasArbeit durch Beobachtung primär er-hebt und andere Informationen dazueher ergänzend heranzieht. Die Be-gründung für den Einsatz der Arbeits-platzbeobachtung liegt in der Mög-lichkeit, zu solchen Primärdaten zugelangen, und nicht darin, dass dereinzelne Arbeitsplatz selbst als Fall auf-gefasst wird. Der Fall war immer eineKonstruktion der Wissenschaftler; dieFallkonstruktion nahm in Abhängigkeitvon Fragestellung und Gegenstand ei-ne jeweils projektspezifische Form an.Ein Fall konnte etwa eine Rationalisie-rungsmaßnahme, ein Betrieb oder einProduktionskonzept sein.

    Für die Erhebung wurden nicht nurmehrere Arbeitsplatzbeobachtungeneingesetzt, sondern auch andere Ins-trumente, mit denen Dimensionen desFalls oberhalb des Arbeitsplatzes er-fasst werden konnten. Die Suche nachdem Verursachungszusammenhangder Veränderung von Arbeit und Fall-konstruktionen, die betriebliche Ver-wertungs- und Produktionskonzepteins Visier nahmen, führten zu einemhöheren Gewicht anderer Erhebungs-instrumente, ohne jedoch die Bedeu-tung der Arbeitsplatzbeobachtung imSOFI-Fallstudien-Ansatz in Frage zustellen.

    Entwicklung des Fallstudien-Ansatzes in Arbeiten des SOFI

    In der Ausgangsstudie „Industriearbeitund Arbeiterbewußtsein“ 5 lautete derAnspruch, mit den Fällen Industriear-beit insgesamt zu erfassen, zielte alsoauf eine hohe Verallgemeinerung mitentsprechender Gewichtung für dieBedeutung der Fallauswahl. In den

    beiden darauf folgenden Studien wur-de dieser Verallgemeinerungsanspruchdurch andere, speziellere Erkenntnis-interessen abgeschwächt. Die Untersu-chungen von „Technik, Arbeitsorga-nisation und Arbeit“ 6 konzentriertensich auf Automationsarbeit und kamenauf Grund ihrer Fragestellung, die aufderen Prägung durch gesellschaftlicheBedingungen gerichtet war, zu einerFallkonstruktion, die unter Einbezie-hung der Branchenebene die Entste-hungsbedingungen des Falls greifbarmachte. Die Fallauswahl war so an-gelegt, dass einzelne Einflussfaktoren variiert und über einen Fallvergleich erschlossen werden konnten. Diesermethodische Zugriff ermöglichte denHauptbefund, dass die gesellschaft-lichen Bedingungen des Technikein-satzes zu recht einheitlichen Formen von Arbeitsorganisation und Arbeit führten, es also das kapitalistische Ent-wicklungsmuster im Sinne von „onebest way“ von Arbeit gab.

    Die Fragestellung der Werftstudie 7

    bedeutete vom Gegenstandsbereichher ebenfalls eine Spezialisierung; dieFallkonstruktion setzte darauf, einer-seits den Verursachungszusammen-hang der interessierenden Entwick-lung – nämlich der Zerlegung undMechanisierung bisher ganzheitlicherArbeit – erfassbar zu machen. Anderer-seits wurde der Wahrnehmung diesesDestruktionsprozesses ganzheitlicherArbeit durch die Arbeiter besondereBeachtung geschenkt, was den Stellen-wert der Arbeiterinterviews erhöhte.So genau auch Technisierung und ar-beitsorganisatorische Veränderungenin ihrem ökonomischen Kontext unter-

    sucht und als Wirkungen betrieblicherStrategien dechiffriert wurden, so bliebdoch die Vorstellung von dem kapi-talistischen Entwicklungsmuster von Arbeit unhinterfragt. Durchaus kons-tatierte Abweichungen vom „one bestway“ tayloristischer Rationalisierunggalten entweder lediglich als unvoll-ständige, (noch) nicht gelungene Um-setzung dieser Strategie oder warennur als (zukünftiger) Effekt von Gegen-machtprojekten oder staatlichen Inter-ventionen/Anreizen (HdA) vorstellbar.

    In „Das Ende der Arbeitsteilung?“ 8

    war die Erklärungsreichweite wiederauf die Entwicklung von Industrie-arbeit insgesamt gerichtet, der Verall-gemeinerungsanspruch entsprechendhoch. Gegenüber dem im Vergleich zurAusgangsstudie deutlich vermehrtenWissen über Industriearbeit erwartetendie Autoren einen besonderen Zuge-winn durch die Anlage als Panelstudie;bekanntermaßen lag dann der Er-kenntnisfortschritt in der Ortung derNeuen Produktionskonzepte, die diebis dahin dominierende Lesart des (einen) Musters kapitalistischer Ent-wicklung von Arbeit nachhaltig in Frage stellte.

    Dieser zentrale Befund berührte be-sondere Erkenntnisinteressen und diemethodische Anlage der beiden wei-teren Projekte. Beim Trendreport 9

    ging es primär darum, die Verbreitungder Neuen Produktionskonzepte sozu-sagen „auszählbar“ zu machen. Zu-dem berücksichtigten die Fragestellun-gen und die Fallkonstruktionen, dassjetzt „betriebliche Konzepte“ in denMittelpunkt zu rücken waren. So wich-

    Fortsetzung von S. 9

  • AUS DEN PROJEKTEN

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    tig auch Neuerungen bei den Erhe-bungsmethoden durch die Kombi-nation von Falluntersuchungen undBreitenerhebungen waren – die durchdie Befunde von „Das Ende der Ar-beitsteilung?“ induzierte Veränderungmit dem Übergang vom Umstellungs-fall zum Produktionskonzept bzw. zu betrieblichen Strategien markiert diewichtigste Veränderung in der Ent-wicklung des SOFI-Fallstudien-An-satzes.

    Die Studie „Konzepte innovativer Ar-beitspolitik“ 10 fügt sich ebenfalls inden Forschungsstrang Entwicklungder Industriearbeit ein, verfolgt hierbeijedoch eine sehr spezifische Fragestel-lung, die sich auf Möglichkeiten undWirkungen der Gestaltung von Arbeitrichtet. Die Untersuchung „Konzepteinnovativer Arbeitspolitik“ steht in ih-ren Ausgangsfragen zwar in der Konti-nuität vorhergehender Studien undgreift insbesondere die in „Das Endeder Arbeitsteilung?“ annoncierte „ar-beitspolitische Wende“ auf, bearbeitetdann jedoch Fragestellungen und entwickelt ein Untersuchungsdesign,das gegenüber den bisher behandel-ten Studien andere Schwerpunktesetzt und teilweise Neuland betritt.Neben dem Ansatz zu einer Wirt-schaftlichkeitsbetrachtung von Ar-beitssystemen ist ein veränderter Zu-griff auf Arbeit wichtig, der derenCharakter als Gruppenarbeit aufnimmtund Gruppensituationen thematisiert.

    Der Stellenwert, den Beschäftigten-interviews in den sechs Studien ein-nehmen, variiert erheblich; in einerStudie (Mickler et al. 1976) wird sogarvöllig auf sie verzichtet. In der Aus-gangsstudie hatten die Interviews eingroßes Gewicht, und deren Ergebnissespielten in der Diskussion um dieseStudie eine wesentliche Rolle. Sie wur-den damit auch ein wichtiger Anstoßfür eine Reihe von Studien, die in Kritikan „Industriearbeit und Arbeiterbe-wußtsein“ Genaueres über das Arbei-terbewusstsein zu ermitteln suchten.Später verschwand dann das ThemaArbeiterbewusstsein fast gänzlich ausder Diskussion. Im Rahmen der SOFI-Untersuchungen markierte die Werft-studie zu diesem Erkenntnisschwer-punkt das aufwendigste und ambitio-nierteste Vorhaben und führte zum

    Befund vom „doppelten Bezug auf Ar-beit“. Die Studien ab „Das Ende derArbeitsteilung?“ führten demgegen-über aufwandsreduzierte Erhebungenzum Arbeiter- bzw. Arbeitsbewusst-sein durch. Nicht zuletzt durch die Verlagerung der wissenschaftlich-politischen Diskussion insgesamt ist das Gewicht der „subjektiven Seite“ im SOFI-Fallstudien-Ansatz zurück-genommen worden, ohne dass sieganz aufgegeben wurde.

    Wandel und Zukunft des SOFI-Fall-studien-Ansatzes

    Die Bedingungen, unter denen der SOFI-Fallstudien-Ansatz agiert, habensich in den mehr als 40 Jahren, in denen die hier betrachteten Studiendurchgeführt wurden, erheblich ver-ändert. Die Forschungslandschaft um-fasst angebots- wie nachfrageseitigmehr Akteure mit ausdifferenziertenInteressen. Der erreichte Erkenntnis-stand erfordert inzwischen für vieleThemen nicht mehr breit angelegtePionierstudien im Sinne einer Be-standsaufnahme wie bei „Industrie-arbeit und Arbeiterbewußtsein“, son-dern macht es möglich, Gegenständeund Fragestellungen für vertiefendeFallstudien eingrenzend herauszu-arbeiten. Zugleich hat sich der For-schungsgegenstand gewandelt, etwadurch die veränderte gesellschaftlicheEinbettung von Industriearbeit im Zu-ge der Auflösung der fordistischenFormation. Nach dem Ergebnis unse-rer Rekonstruktion ist der SOFI-Fall-studien-Ansatz so flexibel, dass er Veränderungen des Gegenstandesaufnehmen und verarbeiten kann.Dabei ist allerdings ein Moment derKontinuität zu betonen: In den sich wandelnden Fragestellungen bleibenErfassung und Erklärung der Verän-derungen gesellschaftlicher Arbeitkonstitutiv. Arbeit im Focus zu haben,schließt durchaus ein, die jeweiligenRahmenbedingungen von Arbeit auf-zunehmen.

    Es entspricht der Logik des hier vor-gestellten Fallstudien-Ansatzes, wennwir betonen, dass seine weitere Ent-wicklung von den zukünftigen Unter-suchungsfragestellungen abhängenwird – so wie dies auch in der Vergan-genheit der Fall war, wenn die Suchenach Antworten die Methodenent-

    wicklung anstieß. Für die Zukunft desSOFI-Fallstudien-Ansatzes wird es –jenseits seiner internen Weiterentwick-lung – aber entscheidend sein, wel-chen Stellenwert in Gesellschaft undFach Fragen haben werden, für derenBeantwortung belastbare Befunde zurArbeit unverzichtbar sind. Hier hat derAnsatz auch nach über 40 Jahren„Laufzeit“ weiterhin einiges zu bieten.

    Anmerkungen1 Pongratz, Hans J.; Trinczek, Rainer

    (Hrsg.) (2010): IndustriesoziologischeFallstudien, Berlin: edition sigma

    2 Pflüger, Jessica; Pongratz, Hans J.; Trinc-zek, Rainer (2010): Fallstudien in derdeutschen Arbeits- und Industriesozio-logie. In: Pongratz, Hans J.; Trinczek, Rai-ner (Hrsg.) Industriesoziologische Fall-studien, Berlin: edition sigma, S. 23-70

    3 Ebenda, S. 31

    4 Wittemann, Klaus Peter; Kuhlmann,Martin; Schumann, Michael (2010):SOFI-Fallstudien-Ansatz im Wandel.Exemplarische Empirie zur Entwicklungvon Industriearbeit. In: Pongratz, Hans J.;Trinczek, Rainer (Hrsg.): Industriesozio-logische Fallstudien, Berlin: editionsigma, S. 73-117

    5 Kern, Horst, Michael Schumann (1970):Industriearbeit und Arbeiterbewußt-sein, Frankfurt/Main: EVA

    6 Mickler, Otfried, Eckhard Dittrich, UweNeumann (1976): Technik, Arbeitsorga-nisation und Arbeit, Frankfurt/Main:aspekte

    7 Schumann, Michael, Edgar Einemann,Christa Siebel-Rebell, Klaus Peter Witte-mann (1982): Rationalisierung, Krise,Arbeiter, Frankfurt/Main: EVA

    8 Kern, Horst, Michael Schumann (1984):Das Ende der Arbeitsteilung? Rationa-lisierung in der industriellen Produk-tion, München: Beck

    9 Schumann, Michael, Volker Baethge-Kinsky, Martin Kuhlmann, ConstanzeKurz, Uwe Neumann (1994): Trend-report Rationalisierung – Automobilin-dustrie, Werkzeugmaschinenbau, Che-mische Industrie, Berlin: edition sigma

    10Kuhlmann, Martin, Hans Joachim Sper-ling, Sonja Balzert (2004): Konzepte in-novativer Arbeitspolitik. Good-Practice-Beispiele aus dem Maschinenbau, derAutomobil-, Elektro- und ChemischenIndustrie, Berlin: edition sigma

  • AUS DEN PROJEKTEN

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    Von Heidemarie HanekopDienstleistungen im Internet setzenneue Formen der Beteiligung von Kun-den und Nutzern voraus. Damit ändernsich nicht nur die Kundenschnittstelle,sondern auch die Dienstleistung undder Erstellungsprozess. Im Zuge der Verbreitung internetbasierter Dienst-leistungen haben sich – so die Thesedes folgenden Beitrags1 – unterschied-liche Formen der Beteiligung von Kun-den herausgebildet. Diese werden imFolgenden als webspezifische Varian-ten von Selbstbedienung, Ko-Produk-tion und Eigenarbeit charakterisiert.Ihre Implikationen bedürfen weitererForschung. Eine Implikation wird dabeibereits deutlich: Internetkompetenz istein Faktor von Ungleichheit2, denn wernicht in hinreichendem Maße darüberverfügt, für den ist der Zugang zu unddie Qualität von Dienstleistungen imInternet eingeschränkt.

    Immer mehr Dienstleistungen werdenüber das Internet in Anspruch genom-men (Grafik 1). Zum einen hat das Medium in nur 15 Jahren Eingang in alltägliche Lebensweisen und Kon-sumpraktiken der Mehrheit der Be-völkerung gefunden. Zum anderenverlagern Dienstleistungsanbieter undöffentliche Einrichtungen bestimmteLeistungsangebote zunehmend insWeb; hierzu zählen Kommunen und Arbeitsverwaltung, ebenso wie Banken,Telekommunikationsfirmen, die Bahn,Reiseveranstalter und Handelsunter-nehmen. Webbasierte Leistungsange-bote ermöglichen (Rationalisierungs-)Strategien, bei denen Kunden undNutzer einen erheblichen Teil der Leis-tungserstellung übernehmen3.

    Die Beteiligung von Kunden und Nut-zern im Web unterscheiden sich in Bezug auf die Aufgaben und die In-tensität der Beteiligung, die Anforde-rungen, mit denen sie sich konfrontiertsehen und die Rolle, die Kunden/Nut-zer dabei übernehmen. GrundlegendeDifferenzierungslinien lassen sich ana-log zu den aus der offline-Welt ver-

    trauten Formen von Ko-Produktion,Selbstbedienung und Eigenarbeit her-ausarbeiten. Allerdings geht die ak-tive Beteiligung der Kunden im Webdeutlich über die (offline) bekanntenFormen hinaus.

    Herkömmliche Formen der Kunden-beteiligung (offline)

    Bei Ko-Produktion kooperieren Anbie-ter und Kunde im Prozess der Leis-tungserstellung. Traditionell gilt dies für die meisten Dienstleistungen – insbesondere für personenbezogeneDienstleistungen, denn ohne die Mit-wirkung des Kunden (oder der Gegen-stände, die ihm gehören) kann die Leistung nicht erbracht werden. Ko-Produktion impliziert Interaktion4. DieRegeln der Kooperation definiert dasDienstleistungsunternehmen, ihre Um-setzung durch deren Personal kann alsBedienung, Beratung, aber auch als Bevormundung empfunden werden.

    Bei Selbstbedienung übernehmen Kun-den eigenständig Teile der Leistungs-erstellung. Meist sind dies die Auswahlund der physische Zugriff zu Produk-ten oder automatisch erbrachten Leis-tungen. Modelle der Selbstbedienungverringern die Notwendigkeit der Inter-aktion zwischen Anbieter und Kundedurch Standardisierung der Leistungs-angebote bei gleichzeitiger Steigerungindividueller Auswahlmöglichkeiten

    des Kunden. Allerdings ist der Kundehierbei an die Regeln des Anbietersgebunden und üblicherweise findet esin dessen Räumen statt, z.B. im Super-markt.

    Eigenarbeit hingegen findet in der privaten Sphäre des Kunden und nachdessen Regeln statt; in den hier in-teressierenden Fällen z.B. beim „Do-it-yourself“ greifen „Eigenarbeiter“ auf(industriell) vorgefertigte Produkte oderLeistungen zurück, um diese für selbst-organisierte Eigenarbeit zu nutzen.

    Formen der Kundenbeteiligung imWeb

    Im Internet hingegen ist Selbstbedie-nung das primäre Modell der Kunden-beteiligung: Der Kunde oder Nutzer einer Webseite hat es hier nicht mit Anbieterpersonal zu tun, sondern mit der Leistungsbereitschaft einer Techno-logie, die auf it-basierten Algorithmenberuht statt auf menschlicher Interak-tion. Im Unterschied zu herkömmlicherSelbstbedienung bietet die Webtech-nologie durchaus Interaktionsmöglich-keiten, die die individuelle Anpassungder Leistungen an den Bedarf indivi-dueller Kunden ermöglicht. Allerdingshandelt es sich hierbei um hochgradigformalisierte und standardisierte For-men der Interaktion zwischen dem (po-tenziellen) Kunden und dem IT-System,mittels derer der Kunde die Erstellung

    Dienstleistungen im Internet

    Neue Formen der Selbstbedienung, Ko-Produktion und Eigenarbeit

    Grafik 1: Internetnutzung und genutzte Internetanwendungen 2009

    Internetnutzung 2009; in % der Bevölkerung

    Internetaktivitäten in % der Internetnutzer:

    Kommunikation/E-Mails

    Senden und Empfangen von E-Mails

    Informationen über Waren und Dienstleistungen

    Einkaufen im Internet in letzten 3 Mon.

    E-Government

    Nutzung für Aus- und Weiterbildung

    Herunterladen von Software

    Lesen/Herunterladen von Software

    Arbeitssuche, Versenden von Bewerbungen

    100 20 30 40 50 60 70 80 90 100

    73

    93

    91

    90

    58

    62

    52

    41

    35

    23

    Quelle: IKT-Erhebung 2009 des Statistischen Bundesamtes

    ausrichten

  • AUS DEN PROJEKTEN

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    individueller Leistungen durch das System steuern kann. Wenn dieser die von ihm erwartete formalisierte In-teraktion nicht beherrscht, wird die Leistung nicht erbracht. Beherrscht er sie schlecht, muss er mit schlechterer Qualität rechnen. Webtechnologienwie Navigation, Online-Abfragen undFormulare liefern die Instrumente für solch formalisierte, standardisierteInteraktionen, die individuelle Leis-tungserstellung in Selbstbedienungdes Kunden möglich machen.

    Online-Shopping ist der klassische Fallvon Selbstbedienung im Internet, beidem die Kundin die Auswahl der Pro-dukte, ihre Bestellung und den Bezahl-vorgang selbst durchführt.Wie Grafik 2zeigt, werden im Web eher nicht dieWaren des täglichen Bedarfs gekauft(z.B. Lebensmittel, wie bei herkömm-licher Selbstbedienung) sondern Klei-dung, Sportartikel und andere Güterfür den dauerhaften Gebrauch. Hiergeht es gerade nicht um Routinekäufe,sondern um solche, bei denen es derKundin auf individuelle Auswahl, Dis-tinktion und spezifische Gebrauchs-eigenschaften ankommt. Solche Aus-wahlentscheidungen setzen sowohlInformationen über die Eigenschaftenvon Produkten und deren Vergleichvoraus, wie auch explizite Kenntnisseüber den eigenen Bedarf.„Selbst-Bera-tung” macht daher einen wesentlichenTeil der Kundenbeteiligung im Webaus. Diese wird durch Webplattformenvon Anbietern in vielfältiger Weiseunterstützt: erweiterte Informationen,Suchmöglichkeiten, Hinweise auf ver-gleichbare Produkte, Tests, Auswer-tung der Kaufentscheidungen andererKunden. Kunden können darüber hin-aus die im Internet verfügbaren Such-möglichkeiten, Informationen und Ser-vices nutzen. Zusätzlich zur Auswahlund der damit verbundenen „Selbst-beratung” hat die Kundin beim Online-Shopping die Abwicklung des Kauf-vorgangs zu administrieren, d.h. sie hat in formalisierter, dem System ver-ständlicher Weise die Bestellung undBezahlung zu steuern. Diese setzt ne-ben allgemeinen Kenntnissen überden Ablauf solcher Prozesse auch dasVerständnis anbieterspezifischer Re-geln und Konventionen voraus, die beiherkömmlicher Selbstbedienung z.B.von der Kassiererin erledigt werden.

    Die Kundin übernimmt ein breiteresAufgabenspektrum als bei herkömm-licher Selbstbedienung, und diese for-dern von ihr beachtliche Internetkom-petenzen. Reicht diese nicht aus, führtdas zum Abbruch der Leistungser-stellung durch das System oder zuminderer Qualität der Leistung, z.B.weil die Leistung die individuellen Bedarfe nicht gut erfüllt.

    Ein anderes Feld für Online Selbstbe-dienung sind Reisedienstleistungen.Selbstbedienung ist auch bei Kom-munen und anderen öffentlichen Einrichtungen (E-Government) weitverbreitet, ebenso wie bei der Arbeits-verwaltung5, bei Banken und kommer-ziellen Dienstleistungen – insbesonde-re dann, wenn die Leistungen auto-matisiert und wiederholt erbrachtwerden (Telekommunikation, Medien-abonnements etc.). Kunden haben immer weniger die Wahl, ob sie solcheServices als (offline-) Dienstleistungoder Online in Anspruch nehmen, dieFähigkeit zur Selbstbedienung wirdhier zunehmend vorausgesetzt. Ent-sprechend hoch ist der Anteil derInternetnutzer, die E-Government, Rei-sedienstleistungen oder Online-Ban-king nutzen (vgl. Grafik 1). Bei diesenFormen der Selbstbedienung ist derAnteil der Administrationsaufgaben,die auf Kunden verlagert werden, be-sonders groß. Entsprechend fordertdies von Kunden Kenntnisse über diejeweiligen Administrationsprozesse,deren Regeln, Begriffe und Abläufe.

    Ko-Produktion im Internet liegt nachmeinem Verständnis dann vor, wennan der Interaktion zwecks Leistungs-erstellung neben dem Kunden wei-

    tere Personen beteiligt sind. Anders als in den o.g. Fällen der Selbstbedienung,bei denen die Leistung durch das IT-System des Anbieters erstellt wird,ohne dass es hierbei zu einer (wie auchimmer medial vermittelten) Interaktionzwischen Anbieterpersonal und Kun-din kommt. Eine in der Praxis sehr häu-fige Form der Ko-Produktion ist, wenndie Kundin zusätzlich eine Hotline in

    Anspruch nimmt.Viele Anbieter bietenoptional ergänzende persönliche Ser-viceleistungen an. Allerdings findetdiese Art komplementärer Ko-Produk-tion oft nicht im Web statt (z.B. per E-Mail), sondern am Telefon.

    Wenn die Kundin zur Beratung auf persönliche Erfahrungsberichte vonanderen Kunden der Webseite zurück-greift, findet Ko-Produktion nicht zwi-schen Anbieterpersonal und Kundinstatt, sondern zwischen den Kunden.Diese Form wird durch Web 2.0 Tech-nologien ermöglicht. Meist handelt essich um Erfahrungsberichte oder Hin-weise, die aus der Nutzung selbst er-wachsen; Nutzer erwerben zwangsläu-fig produktbezogene Expertise. Immermehr Anbieter sehen auf ihren Web-seiten solche Möglichkeiten vor. UnserEindruck ist allerdings, dass Beiträgeanderer Nutzer auf Anbieterwebseiteneher sporadisch erfolgen, erfolgreicherscheinen hier anbieterunabhängigeNutzercommunities.

    Weitergehende produktive Tätigkei-ten von Kunden für Kunden findensich in Beispielen wie „spreadshirt.de“oder auch bei „ebay“. Hier werden kre-ativ produzierende Beiträge von ande-ren Nutzern erbracht, die nicht mehr

    Grafik 2: Einkaufen über das Internet – in % der Internetbenutzer

    Einkaufen über das Internet insges.

    Einkaufen in letzten 3 Mon.

    Art der Waren:

    Kleidung, Sportartikel

    Private Gebrauchsgüter

    Bahn-, Flug-, oder Bustickets

    Urlaubsunterkünfte

    Eintrittskarten für Veranstaltungen

    Elektronikartikel

    Computer-Hardware

    Lebensmittel

    100 20 30 40 50 60 70 80 90 100

    79

    58

    28

    25

    19

    19

    19

    18

    12

    8

    Quelle: IKT-Erhebung 2009 des Statistischen Bundesamtes

  • AUS DEN PROJEKTEN

    14

    nur ein „add on“ zur Leistung des An-bieters sind, sondern wesentliche Teiledes Produktes betreffen. Bei „spread-shirt“ entwickeln Nutzer T-Shirts. Bei„ebay“ kommen die Verkaufsangebotevon Nutzern, das Unternehmen stelltlediglich die Plattform und Regeln fürden Austausch.

    Eine Form von Eigenarbeit im Internetliegt nach meinem Verständnis vor,wenn es sich um selbstorganisierte Tätigkeiten handelt, die in der priva-ten Sphäre der Konsumenten undnach deren eigenen Regeln stattfindet.Ähnlich wie beim „Do-it-yourself“ wer-den Leistungen und/oder Produktevon Unternehmen verwendet. Typischfür diese Form der Eigenarbeit ist der Einsatz von Computer, Software undInternetzugang in privaten Haushal-ten. Meist endet die Dienstleistungs-beziehung zum Unternehmen mitdem Kauf bzw. dem Vertrag; mit derenAnwendung für unterschiedliche Tä-tigkeiten muss der Nutzer selbst zurecht kommen. Die hierfür erforder-lichen Kenntnisse werden bezeich-nenderweise „learning by doing“ er-worben.

    Mit den bereits erwähnten Web 2.0Anwendungen entwickelt sich eineweitere Form der Eigenarbeit im Inter-net, bei der nicht mehr einzelne Per-sonen Güter oder Leistungen für den eigenen Gebrauch erstellen, sondernviele Nutzer gemeinsam für den all-gemeinen Gebrauch. Wir bezeichnen diese durch die neuen technischen Möglichkeiten eröffnete Form der Ei-genarbeit als „kollaborative Produk-tion“ von Nutzergemeinschaften.6 Da-bei entstehen in einigen Fällen sehrgroße Produkte, die in Qualität undLeistungsfähigkeit mit vergleichba-ren Produkten marktführender Unter-nehmen konkurrieren können. Die bekanntesten Beispiele hierfür sind „Wikipedia“ und Open Source Software.Ob „Youtube“ und Social Networks wie„facebook“,„linkedIn“ nach den Regelnder Unternehmen, die die Plattformenbetreiben, funktionieren (damit wärensie nach meiner Definition der Ko-Produktion zuzuordnen) oder eher alsselbstorganisierte Formen gemein-schaftlicher Eigenarbeit zu erfassensind, ist nur eine der vielen ungeklär-ten Fragen in diesem noch neuen Feld.

    Zusammenfassend ergibt der Blick auf die sich entfaltenden Formen vonKundenbeteiligung im Internet einkomplexes Bild. Die durch Webtech-nologien ermöglichten Formen derBeteiligung von Kunden und Nutzern erweitern die im Verlauf des Tertiarisie-rungsprozesses moderner Gesellschaf-ten entwickelten Formen der Kunden-beteiligung. Selbstbedienungsmodelledringen in neue Dienstleistungsfeldervor, z.B. den Facheinzelhandel, Rei-sedienstleistungen und administra-tive Servicefunktionen. Die Umstellung auf Online-Selbstbedienung impliziert eine Re-Organisation der anderen Produktionsbereiche der involviertenUnternehmen, über die man bisher zu wenig weiß. Das gleiche gilt für dieneue Generation von Ko-Produktion,an der nicht mehr nur Anbieterper-sonal, sondern auch andere Kundenbeteiligt sind. In dem Feld community-basierter Dienstleistungen schließlichwerden nicht mehr „nur“ bestimmteTätigkeiten von Kunden oder Nutzernübernommen, sondern der gesamteHerstellungsprozess findet unter derRegie von Nutzern statt. Ob dieses Modell Bestand hat und welche Impli-kationen sich hieraus für Unterneh-men ergeben, ist ebenfalls noch offen.Diese Fragen eröffnen ein breites Feldfür empirische Forschung, gleichzei-

    tig stellen sie sozialwissenschaftlicheDienstleistungsforschung vor neuemethodische Herausforderungen.

    Anmerkungen1 Der Beitrag basiert auf einem Vortrag

    auf dem ersten Werkstattgespräch derSozioökonomischen Berichterstattung(soeb) am 18./19.02. 2010 zum Thema„Konsummuster: Differenzierung undUngleichheit“; http://www.soeb.de/soeb3 _ werkstattgespraech_1.php

    2 So auch die Ergebnisse der Tagung „Un-gleichheit aus kommunikations- undmediensoziologischer Perspektive” am18./19.03.2010.

    3 Hierauf zielen auch Günter Voß; KerstinRieder (2005): Der arbeitende Kunde.Wenn Konsumenten zu unbezahlten Mit-arbeitern werden. Frankfurt/New York.

    4 Wolfgang Dunkel; Günter Voß (2004):Dienstleistung als Interaktion. München.

    5 Peter Bartelheimer (2010): Jobs perSelbstbedienung? Vortrag auf dem ers-ten Werkstattgespräch der soeb, a.a.o.

    6 Heidemarie Hanekop; Volker Wittke(2009): Kollaboration der Prosumenten.Die vernachlässigte Dimension des Pro-suming-Konzepts. In: Birgit Blättel-Mink,B., Hellmann, K-U. (eds.): Prosumer Revi-sited. Zur Aktualität einer Debatte. pp.96-113. Wiesbaden

    Ko-Produktion beim Design von T-Shirts bei spreadshirt, http://www. spreadshirt.de/ t-shirt-selbst-gestalten-C59

  • VERANSTALTUNGEN

    15

    Sozioökonomische Berichterstattung

    Start der Werkstattreihe 2010

    Von Sabine Fromm Das SOFI koordiniert seit etwa zehnJahren das Projekt „Berichterstattungzur sozioökonomischen EntwicklungDeutschlands“ (soeb), das in der Formvon bisher zwei Forschungsverbündendurchgeführt wurde. Zur Vorbereitungeines dritten Verbundprojektes findetvon Februar bis Juni 2010 eine Reihevon fünf Werkstattgesprächen statt, fürdie jeweils ein Call for Papers ergeht.Die Werkstattgespräche dienen in ers-

    ter Linie der Entwicklung von Frage-stellungen und der Diskussion mög-licher Berichtsgegenstände, Bearbei-tungsstrategien, Konzepte und Daten.Auch die Teilnahme ohne eigenen Beitrag ist möglich.

    Erstes Werkstattgespräch im Februar 2010

    Thema des ersten Werkstattgesprächsim Februar (Titel: „Konsummuster:Differenzierung und Ungleichheit“) wardie Veränderung des Konsums nach derLockerung der fordistischen Verknüp-fung von Produktion und Konsum. Invier thematischen Blöcken wurden

    Beiträge zu sehr unterschiedlichen As-pekten des Konsums präsentiert unddiskutiert: Der Zusammenhang vonKonsum und Wohlfahrt wurde sowohlin einer klassischen Verteilungspers-pektive betrachtet als auch in Hinblickauf Fragen nachhaltigen Konsumsbzw. der Teilhabechancen daran undauf den Zusammenhang von Konsumund Mobilität. Datentechnische Fra-gen und Perspektiven waren Gegen-stand der Beiträge zur Messung desKonsums in der VolkswirtschaftlichenGesamtrechnung (VGR) und zur pro-gnostischen Modellierung von Kon-summustern. In einer eher mikrosozio-logischen Perspektive wurden neueFormen des Konsums und ihre sozial-strukturellen Effekte (Prosuming, Com-mercial Communities, Differenzierung/Distinktion durch Konsum) sowie ihrZusammenhang mit neuen Techno-logien diskutiert.

    Zweites Werkstattgespräch im März 2010

    Das zweite Werkstattgespräch, das am25. März und damit noch vor derDrucklegung dieser Ausgabe der Mit-teilungen aus dem SOFI stattfindenwird, beschäftigt sich in zwei Themen-blöcken mit dem Umbruch des Pro-duktions- und Sozialmodells, speziellden Veränderungen der Unterneh-menskontrolle und der industriel-len Beziehungen. Gegenstand diesesWerkstattgesprächs sind konzeptionel-le, methodische und Datenfragen dersozioökonomischen Berichterstattung.Ein ursprünglich für das zweite Werk-stattgespräch geplanter Themenblockzu Veränderungen des wirtschaftlichenEntwicklungsmodells und geeignetenKonzepten zu dessen Beschreibungsoll nun im fünften Werkstattgesprächam 17./18. Juni aufgegriffen werden.

    Das Gesamtprogramm der Werkstatt-gespräche, die Programme der einzelnenWerkstattgespräche, die Calls for Paperssowie Präsentationen, Abstracts oderPapers zu den einzelnen Beiträgen fin-den sich auf www.soeb.de. Die Calls for Papers zu den weiteren Werkstatt-gesprächen ergehen in Kürze.

    Referent/inn/en und Themen des zweiten Werkstattgesprächs am 25. März 2010

    Dr. Sabine Fromm (Soziologisches Forschungsinstitut an der Georg-August-Universität Göttingen): Begrüßung, Einführung in die Werkstattreihe

    Dr. Peter Bartelheimer (Soziologisches Forschungsinstitut an der Georg-August-Universität Göttingen): Umbruch des Produktions- und Sozialmodells

    PD Dr. Michael Faust (Soziologisches Forschungsinstitut an der Georg-August-Universität Göttingen): Wandel des deutschen Modells – Welche Indikatoren?

    Themenblock 1:Finanzmärkte, Finanzinstitutionen und Unternehmenskontrolle im Umbruch

    Florian Kirchner (Goethe-Universität Frankfurt): Wirtschaftssysteme und dieFinanzierung von nicht-finanziellen Unternehmen im Wandel

    Prof. Dr. Jürgen Beyer (Universität Hamburg): Nach der Deutschland AG – Daten zum Wandel der Unternehmenskontrolle

    Jun.-Prof. Dr. Stefanie Hiß (Friedrich-Schiller-Universität Jena): InstitutionellerWandel in Deutschland – Gesellschaftliche Verantwortung von Unterneh-men (CSR) und Sozial Verantwortliches Investieren (SRI) als neue Phänomene

    Themenblock 2:Erosion oder Formwandel industrieller Beziehungen

    Dr. Reinhard Bahnmüller (Forschungsinstitut für Arbeit, Technik und Kultur e.V.an der Universität Tübingen): Dezentralisierung, Differenzierung, Fragmen-tierung der Tarifpolitik und die Metamorphose des dualen Systems derInteressenvertretung

    Ph.D. Martin Behrens (WSI/Hans-Böckler-Stiftung): OT-Mitgliedschaft in Arbeitgeberverbänden und Tarifverzicht

    Prof. Dr. Claus Schnabel (Universität Erlangen): Organisationsgrad der Tarif-parteien und Tarifbindung in Deutschland und im internationalen Vergleich

  • DIE LETZTE

    16

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    Personalia

    Prof. Dr. Heike Solga hat ihre Positionals Direktorin des SOFI – wie vorge-sehen – Ende März 2010 aufgegeben.Nach ihrem Wechsel von der Univer-sität Göttingen zum Wissenschaftszen-trum Berlin war sie für eine Übergangs-zeit zunächst weiterhin als Direktorindes SOFI tätig. Die von ihr geleitetenlaufenden Forschungsprojekte sowielaufende Dissertationsvorhaben wer-den nach wie vor von ihr betreut.

    Veröffentlichungen von SOFI-MitarbeiterInnen von Dezember 2009 bis April 2010

    Freitags von 14.15 Uhr bis 16.30 Uhr,im Soziologischen Forschungsinstitut(SOFI), Friedländer Weg 31

    Texte für die Kolloquien liegen etwa eine Woche vor den jeweiligen Sitzun-gen im Geschäftszimmer des Institutsfür Soziologie und im SOFI als Kopier-vorlage aus oder können per E-Mail [email protected] werden.

    16.04.2010:Michael Faust (SOFI): Das kapitalmarkt-orientierte Unternehmen

    21.05.2010:Berthold Vogel (Hamburger Institut fürSozialforschung): Staatliche Regulie-rung von Arbeit

    04.06.2010:Johannes Freidank, Johannes Grabbe,Wolfgang Schroeder (Universität Kassel);Jürgen Kädtler, Knut Tullius (SOFI):Potentiale einer alternsgerechten Be-triebs- und Tarifpolitik zur Förderungder Innovations- und Beschäftigungs-fähigkeit Älterer

    11.06.2010:Wolfgang Dunkel (ISF München):Interaktive Arbeit

    18.06.2010:Jürgen Kädtler, Hans-Joachim Sperling,Volker Wittke, Harald Wolf (SOFI):Innovation und Mitbestimmung

    Geänderter Termin 30.06.2010(Mittwoch): Kolloquium in Kooperationmit dem Pädagogischen SeminarMargret Kraul (Pädagogisches Seminar,Uni Göttingen), Martin Baethge/VeronikaPhilipps/Markus Wieck (SOFI): Bildungund demographische Entwicklung. DiePerspektiven des nationalen Bildungs-berichts

    SOFI-ForschungskolloquiumSommersemester 2010

    Forschungsberichte

    Baethge-Kinsky, Volker/Bartelheimer, Pe-ter/Wagner, Alexandra (2009): Die „Hartz-Gesetze“, ihre wissenschaftliche Evalua-tion und deren Verarbeitung, Schluss-bericht des Transferprojekts „Monitor Arbeitsmarktpolitik“ (gefördert von derHans-Böckler-Stiftung und der Otto-Brenner-Stiftung), Göttingen/Berlin.

    Faust, Michael/Bahnmüller, Reinhard/Fi-secker, Christiane (2010): Das kapitalmarkt-orientierte Unternehmen. Externe Erwar-tungen, Unternehmenspolitik, Personalwe-sen und Mitbestimmung. Forschungsbe-richt zum Projekt „Shareholder Value undPersonalwesen“ (gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung),Tübingen/Göttingen.

    Aufsätze

    Baethge, Martin (2009): SelbstgesteuertesLernen – Ausweg aus oder neue Variantein dem ungleichen Kampf um das lebens-lange Lernen? In: Hessische Blätter fürVolksbildung. Frankfurt, S. 335-344.

    Baethge, Martin (2010): Ein europäischesBerufsbildungs-PISA als methodischesund politisches Projekt. In: Münk, Dieter/Schelten, Andreas (Hrsg.), Kompetenz-vermittlung für die Berufsbildung. Bonn,S. 19-36.

    Baethge, Martin (2010): Reformstau in derberuflichen Bildung? Innovation und Inte-gration durch neue Wege der beruflichenBildung. In: Land Brandenburg. Minis-terium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie (Hrsg.), ESF-Jahrestagung 2009.Europäisch denken – Qualifizieren inBrandenburg. Potsdam, S. 15-29.

    Baethge, Martin (2010): Neue soziale Seg-mentationsmuster in der beruflichen Bil-dung. In: Krüger, Heinz-Hermann/Rabe-Kleberg Ursula/Kramer, Rolf-Torsten/Bud-

    de Jürgen (Hrsg.), Bildungsungleichheitrevisited. Wiesbaden. S. 275-298.

    Baethge, Martin/Brunke, Jörg/Wieck, Mar-kus (2010): Die Quadratur des Kreises –oder die Mühsal der Suche nach Indika-toren für informelles Lernen: am Beispiel beruflichen Lernens im Erwachsenenalter.In: Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.). Indikatorenentwick-lung für den nationalen Bildungsbericht„Bildung in Deutschland“. Grundlagen, Er-gebnisse, Perspektiven. Berlin. S. 157-190.

    Birkner, Stephanie/Faust, Michael/Mohe,Michael/Kordon, Torsten (2010): Beratungüber Grenzen.Eine empirische Analyse zurInternationalisierung der Unternehmens-beratung, in: Krcmar, Helmut/Böhmann,Tilo/Sarkar, Ranjana (Hrsg.): Export undInternationalisierung wissensintensiverDienstleistungen, Köln (Josef Eul Verlag),S. 105-144.

    Kädtler, Jürgen (2009): Die „Einbindung“der Tarifpolitik – Grundlage oder Achilles-ferse gewerkschaftlicher Vertretungs-macht im Rahmen der Tarifautonomie.In: Bispinck, Reinhard/Schulten, Thorsten(Hrsg.), Zukunft der Tarifautonomie. 60Jahre Tarifvertragsgesetz: Bilanz und Aus-blick. Hamburg (VSA-Verlag), S. 124-144.

    Kädtler, Jürgen (2010): Finanzmarktkapi-talismus und Finanzmarktrationalität. In:Böhle, Fritz/Voß, G. Günter/Wachtler, Gün-ther (Hrsg.), Handbuch Arbeitssoziologie,Wiesbaden (VS-Verlag), S. 619-639.

    Schumann, Michael (2010): Die Herausfor-derung annehmen. Perspektiven der Ge-werkschaften angesichts von Individua-lisierung und globaler Finanzkrise. In:Sozialismus, Hamburg, S. 37-39.

    Schumann, Michael (2010): BetrieblicheMitbestimmung – kein Selbstläufer imKampf um einen Kurswechsel. In: Hu-

    ber, Berthold (Hrsg.), Kurswechsel fürDeutschland – Die Lehren aus der Krise,Frankfurt (Campus-Verlag), S. 212-232.

    Wittemann, Klaus Peter/Kuhlmann, Mar-tin/Schumann, Michael (2010): SOFI-Fall-studien-Ansatz im Wandel. ExemplarischeEmpirie zur Entwicklung von Industriear-beit. In: Pongratz Hans J./Trinczek, Rainer(Hrsg.): Industriesoziologische Fallstudien,Berlin (edition sigma), S. 73-117.

    Internationaler interdisziplinärerWorkshop „New Forms of Collabo-rative Production and Innovation”des Lichtenberg Kollegs der Univer-sität Göttingen vom 5. bis 7. Mai2010; organisiert von Prof. VolkerWittke und Wissenschaftlern der UniGöttingen aus Ökonomie, Jura undInformatik; u.a. mit zwei öffentlichenVorträgen von Prof. Joel West („OpenInnovation“) und Prof. Frank Piller:Mi. 5.5.2010 15 Uhr im LichtenbergKolleg

    http://www.sofi.uni-goettingen.de/index.php?id=942