Soldat in Welt und Kirche...nationale und internationale, gesellschaftspolitische und kulturelle,...

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ISSN 1865-5149 Reportage vor Ort: Woche der Begegnung in Vierzehnheiligen Beilage „Betreuung aktuell“ 3/2015 Soldat in Welt und Kirche „LAUDATO SI´“ Über die Sorge für das gemeinsame Haus 10I15

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865-5

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Reportage vor Ort:Woche der Begegnungin Vierzehnheiligen

Beilage„Betreuung aktuell“3/2015

Soldat in Welt und Kirche

„LAUDATO SI´“ Über die Sorge für das gemeinsame Haus

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Redakteur Jörg Volpers (JV)

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Verlag Haus Altenberg

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Im Mittelpunkt dieser Ausgabe der Zeitschrift des Katholi-schen Militärbischofs steht die zweite Enzyklika des Heili-gen Vaters, Papst Franziskus, die sich unter dem Leitmotiv „LAUDATO SI´“ an alle Gläubigen wie an alle Menschen gu-ten Willens wendet. Mit Sicherheit hatte Papst Franziskus auch alle politisch und wirtschaftlich Mächtigen im Blick. Es kann also gut sein, dass es ihm darum ging, die Politiker in aller Welt mit seinen Worten zu motivieren, sich nachhaltig für den Erhalt der Schöpfung – so würden es Christen benen-nen – einzusetzen. Die säkulare Welt versteht darunter eher den „Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen“.

Jedoch: die Enzyklika, die im Mai dieses Jahres veröffentlicht wurde, gerät auf Grund aktueller Entwicklungen in der Euro-päischen Union, in Deutschland und allen Anrainerstaaten, sei es in Osteuropa oder am Mittelmeer, aus dem Blick.Dies ist verständlich, denn seit einigen Wochen zeichnet sich das ab, was politisch Verantwortliche sich nicht vorstellen konnten oder wollten: Junge und ältere Menschen, Frauen und Kinder, die aus den unterschiedlichsten Gründen aus ihren Herkunftsländern fl iehen und alles riskieren, was ihnen den Weg in die Staaten der Europäischen Union (EU) ermög-licht, bestimmen die politische Agenda in Europa. Das Bild, welches dazu die EU sowie einige Mitgliedsstaaten abgeben, ist jedoch vielfach enttäuschend.Zu zögerlich und zu sehr an den eigenen nationalen Inte-ressen orientiert, versucht die Politik in Europa, eine ge-ordnete und an den Grundzügen der Humanität orientierte Flüchtlingspolitik, die auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit angelegt ist, auf die Beine zu bringen. Das, was vorgeführt wird, gleicht eher einem Gefeilsche und man kann sich des Eindruckes eines Basargeschäftes nicht erwehren.

Der Katholische Militärbischof und Herausgeber dieses Zeit-schrift, Dr. Franz-Josef Overbeck hat sich in einer Vielzahl von Predigten und Vorträgen nicht gescheut, dafür deutliche Worte zu fi nden.Dies gilt auch für seine Mitbrüder im bischöfl ichen Amt, die während der diesjährigen Herbst-Vollversammlung der Deut-

schen Bischofskonferenz (DBK) in Fulda vom 21. bis 24. Sep-tember 2015 die aktuellen Herausforderungen der Flücht-lingsproblematik in den Blick nahmen.

An den beiden ersten Tagen beriet sich dazu die Konferenz mit Experten aus der Flüchtlingsarbeit, kommunalen Ver-tretern und ehrenamtlichen Helfern. Der Militärbischof undBischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck, predigte in der Abschlussandacht der DBK-Vollversammlung im Dom zu Ful-da. Und daraus kann wörtlich zitiert werden: „Das aktuelle

Massenphänomen fl üchtender Menschen hat weitreichende

nationale und internationale, gesellschaftspolitische und

kulturelle, religiöse und andere bisher ungeahnte Dimensio-

nen. Es scheint, als würden sich die Völkerwanderungen des

frühen Mittelalters in unserer Zeit in neuer Form fortsetzen.

Die vielen ertrunkenen Flüchtlinge offenbaren nicht nur un-

vorstellbare Nöte von Menschen, sondern zugleich auch das

Scheitern politischer Systeme und einer bestimmten Flücht-

lingspolitik; was sich im Mittelmeer zeigt, setzt sich auf ver-

schiedene Weise an Land fort.“

Bischof Overbeck bringt es mit den Worten auf den Punkt: „das Scheitern politischer Systeme und einer bestimmten Flüchtlingspolitik“. Dem muss nichts mehr hinzugefügt wer-den.

Josef König, Chefredakteur

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Inhalt

Titelthema„LAUDATO SI´“ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus

4 „The Limits to Growth“,

„Die Grenzen des Wachstums“ und die päpstliche Enzyklika „LAUDATO SI‘“

6 Grundsatz

von Prof. Dr. Margit Eckholt

„LAUDATO SI´“ – Die neue Enzyklika von Papst Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus

9 „Die Enzyklika lässt sich nicht in eine Schublade stecken“ Interview mit Prälat Dr. Jüsten

10 Kommentar zur Sache

von Stephan Barthelme

11 Global denken – lokal handeln

Web-Tipps

12 Gebet für unsere Erde

12 Klimaneutraler Katholikentag

Aus der Militärseelsorge

14 Reportage vor Ort: Mit dem Hauptmann nach Kafarnaum 55. Woche der Begegnung

20 Antrittsbesuch der neuen

KAS-Vorsitzenden

20 CDU-Generalsekretär Tauber MdB

beim Katholischen Militärbischof

21 Der Prozess

26 Pfarrer Pater Dr. Peter Henrich

zum Militärpfarrer ernannt

26 Dr. Marco Schrage ist neuer

Militärgeistlicher für Appen

Rubriken

13 Auf ein Wort

Der Mensch als Concreator der Schöpfung

18 Kompass Glauben:

Welt als Schöpfung

19 Kolumne des Wehrbeauftragten

22 Glaube, Kirche, Leben

• Hallo, hier ist Nils! • Sonntag der Weltmission

23 Medien

• Kalendertipp • Filmtipp „SICARIO“ • Buchtipp „Thomas, Opa und dieser Brief“

26 VORSCHAU: Unser Titelthema im November

27 Rätsel

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Titel: © Doreen Bierdel

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Die zweite Enzyklika des Heiligen Vaters Franziskus, „LAUDATO SI‘“, die am 24. Mai 2015 veröffentlicht wurde und in dieser Ausgabe der Zeitschrift des Ka-tholischen Militärbischofs, Kompass.

Soldat in Welt und Kirche, für unsere Leserinnen und Leser im Schwerpunkt-teil aufgegriffen wird, gibt Gelegenheit für einen Rückblick.

Wer mag sich noch daran erinnern, wann und wo eine erste ernstzuneh-mende Diskussion über Umwelt und Umweltpolitik begann? Es fallen einem die Namen der Pioniere ein: Donella und Dennis Meadows und der Norweger Jørgen Rander waren es, die anhand einer rechnergestützten Simulationüber die „Grenzen des Wachstums“ forschten, was vom Club of Rome und der Volkswagenstiftung gefördert wurde. 1972 wurde die Studie beim

dritten St. Gallener Symposium, einer der Universität Sankt Gallen (HSG) an-gegliederten Konferenz, erstmals einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit und Führungskräften aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung vorgestellt: „The Limits to Growth“ hieß das Buch der beiden Amerikaner und des Norwegers, das dann später als Studie des Club of

Rome weltweite Beachtung fand. Ge-trost darf dies als der Beginn einer sich dann verstetigenden Diskussion über Umwelt und Nachhaltigkeit im globalen Maßstab bezeichnet werden.

1973 wurde in der Frankfurter Paulskir-che der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an den Club of Rome verliehen. Die erste, politisch bedingte Ölkrise, die die hilf- und wirkungslosen autofreien Sonntage auf deutschen Straßen bedingte, datiert ebenfalls auf

„The Limits to Growth“,„Die Grenzen des Wachstums“

und die päpstliche Enzyklika „LAUDATO SI‘“

das Jahr 1973. Energiekrise, Grenzen des Wachstums – der Slogan „Der Him-mel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden“ war eine Forderung von Willy Brandt, der anlässlich der Bundes-tagswahlen 1961 erstmals an die Öf-fentlichkeit ging.

Seitdem ist viel Zeit vergangen. Und in der Tat: Ein Wandel im Bewusstsein mit Blick auf die Notwendigkeiten eines sorgsameren Umgangs mit den natür-lichen Lebensgrundlagen ist zu regis-trieren. Es kann also gut sein, dass die Enzyklika LAUDATO SI‘“, die die Problematik im Kontext der christlichen Schöpfungstheologie einordnet und refl ektiert, mit dazu beiträgt, dass das Engagement für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ nicht nachlässt.

Josef König

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Mit großer Spannung wurde sie erwartet, auch von Nicht-Katholiken: Die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus nimmt die heute entscheiden-den Themen in den Blick; es geht um soziale, ökologische und politische Zusammenhänge. Wohl selten war ein päpstliches Schreiben soaktuell und brisant und vor allem relevant für alle Gesellschaftsschichten und Menschen weltweit.

Mit „LAUDATO SI´“ beweist Franziskus, dass die Kirche nach wie vor eine unverzichtbare Stimme im Diskurs zur Gestaltung der modernen Welt ist. Wer verstehen will, wie Papst und Kirche die gro-ßen Herausforderungen unserer Zeit bestehen wollen, kommt an diesem Werk nicht vorbei. Ein Muss für jeden, der an den drängenden Fragen unserer Zeit interessiert ist.

Verlag Herder1. Aufl . 2015

Format: 12,5 x 20,5 cm,274 Seiten

ISBN 978-3-451-80736-7€ 11,99

Zum Themenkomplex Umwelt, Klima und Ent-wicklung hat die Deutsche Bischofskonferenz in den vergangenen Jahren weitere Dokumen-te veröffentlicht. Unter anderem „Empfeh-lungen zur Energiewende. Ein Diskussions-beitrag“ oder „Der Schöpfung verpfl ichtet. Anregungen für einen nachhaltigen Umgang mit Energie“.

Die Dokumente können bestelltoder herunterladen werden.

Man kann diese drei Worte gut unterscheiden, auch wenn sie in den Debatten oft etwas

durcheinander geraten. Denn sie haben unter-schiedliche Herkunft: Religion: Schöpfung; Philoso-phie: Natur; Naturwissenschaft: Umwelt.Religiös gesehen ist die Welt „Schöpfung“ – gott-gewollt, aber selbst nicht göttlich. So heißt es im ersten Satz der jüdischen und christlichen Bibel (Gen 1,1): „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde …“Das Bewusstsein für die Zusammenhänge in der Natur (Erde, Wasser, Pfl anzen- und Tierwelt) führte im 19. Jahrhundert in der Philosophie zur „Lehre vom Haushalt der Natur“, der Ökologie als Teilge-biet der Biologie. Heute bezieht „Umwelt“ die ge-schaffene kulturelle Welt ein, vgl. Stadtökologie.Der Begriff „Natur“ wird selbst in drei Hinsichten verwendet: der Kosmos als Ganzes; die Wirklich-keit, die nicht göttlich, geistig, oder vom Menschen gemacht (Kultur) ist; das Wesen einer Sache.Ursprünglich sind „Natur“ und „Umwelt“ wertneu-trale Begriffe, während „Schöpfung“ etwas grund-sätzlich Gutes bezeichnet, das uns Menschen ge-schenkt und überantwortet ist. JV

Schöpfung,

Natur und

Umwelt ?

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Am 13. März 2013 wurde der Jesu-it Jorge Mario Bergoglio zum Papst

gewählt, und seit den ersten Augen-blicken seines Pontifi kats überrascht er und hält die Welt – sicher nicht nur die katholische – in Bann. Der Name Franziskus steht symbolhaft für sein Programm der Reform und Erneuerung der katholischen Kirche; er lädt die Kir-che ein zum „Aufbruch“ und zu einer Rückbesinnung auf ein Leben aus dem Geist des Evangeliums, der Bergpredigt Jesu und der Seligpreisungen. Franz von Assisi, der geistliche Troubadour des 13. Jahrhunderts, hatte im Kontext der Armutsbewegungen seiner Zeit eine solche Reformbewegung angestoßen und sowohl der Kirche wie dem Papst ins Gewissen geredet mit seiner Erin-nerung an den ursprünglichen Geist des Evangeliums. „Ich wünsche mir eine arme Kirche für die Armen“, so knüpft Papst Franziskus in seinem ers-ten Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ daran an, und er stellt sich damit 50 Jahre nach der Erneuerung, die das 2. Vatikanische Konzil für die katholische Kirche bedeutet hat, in die große Dynamik einer Kirche, die „die Freude und Hoffnung, Trauer und Angst aller Menschen“ tragen will, so der Be-ginn der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“. Dazu gehört die Analyse der „Zeichen der Zeit“, der großen Heraus-forderungen der Weltgesellschaft – so die Armutsfrage, Krieg und Gewalt, Flucht und Vertreibung, die ökologische Krise –, an denen sichtbar wird, dass Gott im Ringen der Menschen um ihre

Würde und im Einsatz für die Zukunft des ganzen Planeten in der Geschich-te wirkt und Menschen herausfordert zu einem Handeln im Dienst der Men-schenwürde und Sorge um die ganze Schöpfung.

Das Schöpfungslob des

„Sonnengesangs“ und die

„Sorge für das gemeinsame Haus“

Die eröffnenden Worte der jüngsten En-zyklika des Papstes – „LAUDATO SI´“ – zitieren den „Sonnengesang“ des Franz von Assisi, sein großes Schöpfungslob, einer der ersten Texte in der italieni-schen Volkssprache, in dem Franz in seinem Lob auf Sonne, Mond und Ster-ne, auf Wind, Luft und Wolken, auf Was-ser und Feuer, auf die Erde, aber auch das Leiden und den „Bruder Tod“ seine zärtliche Liebe zu allem, was geschaf-fen ist, ausdrückt. Angesichts der He-rausforderungen der Umweltkrise stellt der Papst seine neue Enzyklika in den Dienst der „Sorge für das gemeinsame Haus“, wie der Untertitel lautet, und er erinnert uns mit Franz von Assisi dar-an, „dass unser gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir das Leben teilen, und wie eine schöne Mut-ter, die uns in ihre Arme schließt“; dann zitiert er aus dem Sonnengesang: „Ge-lobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervor-bringt und bunte Blumen und Kräuter.“ (LS 1) Genau diese Schwester „schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr

aufgrund des unverantwortlichen Ge-brauchs und des Missbrauchs der Gü-ter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat“ (LS 2); darum ist es entscheidend, „den Planeten als Heimat zu begreifen und die Menschheit als ein Volk, das ein gemeinsames Haus bewohnt“ (LS 164). „Die Interdependenz verpfl ichtet uns, an eine einzige Welt, an einen ge-meinsamen Plan zu denken“ (ebd.).

Eine Umwelt- und Sozialenzyklika

Die Enzyklika reiht sich ein in die Sozi-alenzykliken der vorhergehenden Päps-te. Es fällt auf, dass Papst Franziskus gleich zu Beginn seines Textes auf die Enzyklika „Pacem in Terris“ von Johan-nes XXIII. (1963) mit ihren Vorschlä-gen für den Weltfrieden Bezug nimmt, in einer Zeit verfasst, als die Welt „am Rand des Nuklearkriegs“ (LS 3) stand. Die ökologische Katastrophe wird in ihren weltweiten Auswirkungen genau mit dieser Bedrohung in Verbindung gebracht. Paul VI. hat die ökologische Krise 1971 angesprochen, aber erst Johannes Paul II. hat von der Notwen-digkeit einer „weltweiten ökologischen Umkehr“ gesprochen (LS 5), und Bene-dikt XVI. ist dann mehrfach auf die Um-weltkrise eingegangen und hat vor dem Deutschen Bundestag in einer weit be-achteten Ansprache am 22. September 2011 unverantwortliches Verhalten und ungezügeltes Wirtschaftswachstum an-geprangert, das eine Humanökologie im Dienst der ganzen Schöpfung erforder-lich macht.

„LAUDATO SI´“ Die neue Enzyklika von Papst Franziskus

über die Sorge für das gemeinsame Hausvon Prof. Dr. Margit Eckholt,

Professorin für Dogmatik (mit Fundamentaltheologie) am Institut für katholische Theologie der Universität Osnabrück; Leiterin des Stipendienwerkes Lateinamerika-Deutschland e. V.; Mitglied der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe für weltkirchliche Aufgaben der Deutschen

Bischofskonferenz (DBK)

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Mit der neuen Enzyklika von Franziskus liegt nun ein lehramtlicher Text vor, der sich in seinen sechs Kapiteln in einer umfassenden Weise mit der weltweiten ökologischen Krise und der Zukunft des Planeten auseinandersetzt: Nach der Analyse der Herausforderungen durch Umweltverschmutzung und Klimawan-del, der Wasserfrage, dem Verlust der biologischen Vielfalt, der Verschlech-terung der Lebensqualität und dem sozialen Niedergang, der weltweiten sozialen Ungerechtigkeit, die im eröff-nenden Kapitel angesprochen werden, gibt Franziskus im zweiten Kapitel unter dem Titel „Evangelium von der Schöp-fung“ einen kurzen Abriss von Leitfra-gen christlicher Schöpfungstheologie. Er geht im dritten Kapitel auf die De-batten um die „menschliche Wurzel der ökologischen Krise“ ein, kritisiert einen fehlgehenden Anthropozentrismus und fasst auf diesem Hintergrund im vierten Kapitel zentrale Thesen katholischer Soziallehre zu einer „ganzheitlichen Ökologie“ zusammen. In den beiden letzten Kapiteln werden Leitlinien für das Handeln formuliert; zunächst geht der Papst auf Handlungsanforderungen im Dialog mit Politik, Wirtschaft und den Wissenschaften ein, dann skizziert er in pastoraler Hinsicht Aufgabenfel-der einer „ökologischen Erziehung und Spiritualität“. Der große geistliche Im-puls auch dieser Enzyklika und damit ihr Stellenwert im Zusammenhang des Evangelisierungs-Auftrags der katho-lischen Kirche wird gerade in diesen Anregungen zur Entfaltung einer Schöp-

fungsspiritualität deutlich. Wenn die Kirche sich angesichts der Umweltkrise und der Zerstörung des „gemeinsamen Hauses“, der Gefährdung der Zukunft der Schöpfung äußert, so ist dies nicht eine bloße „Reaktion“ auf eine der gro-ßen Krisen der Gegenwart, sondern es hat mit dem ursprünglichen Auftrag der Kirche zu tun: den Menschen an seinen Ursprung zurückzubinden, der in dieser Zerstörung der Lebenswelten verletzt wird, weil der Mensch sich vergeht an seinem, in die Schöpfung eingeschrie-benen Auftrag, „Hüter“ der Schöpfung zu sein, „den Garten der Welt zu ‚be-bauen‘ und zu ‚hüten‘“ (LS 67), wie es in den großen Texten der Genesis for-muliert ist. Gerade darum „appelliert“ eine „zerbrechliche Welt mit einem Menschen, dem Gott sie zur Obhut an-vertraut, (…) an unsere Vernunft, um zu erkennen, wie wir unsere Macht ori-entieren, ausüben und beschränken müssten“ (LS 78).

Ökologische Umkehr

Franziskus macht – genauso wie in „Evangelii Gaudium“ – deutlich, dass die zentralen Herausforderungen unse-rer Zeit jeden Einzelnen treffen und ein neuer „Lebensstil“ (LS 206) notwendig ist, wenn das gemeinsame Haus der Schöpfung Zukunft haben soll. Dazu gehören Achtsamkeit dem anderen und der Umwelt gegenüber (LS 208), „ökologische Umkehr“ (LS 216–221) und eine „Veränderung des Men-schen“ (LS 9), die nur über Bildungs-

prozesse möglich sind. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit den Fakten, die Analyse der Ursachen der Umwelt-krise, aber noch mehr ein Bewusstwer-den dessen, was Schöpfung überhaupt ist: die tiefe Erfahrung der Verbunden-heit mit der ganzen Schöpfung, die Fähigkeit des „Staunens“ gegenüber der Natur und der Lobpreis des Schöp-fers, zu dem Franz von Assisi in sei-nem „Sonnengesang“ gefunden hat: „Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein Verzicht darauf, die Wirklichkeit in ei-nen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der Herrschaft zu verwan-deln.“ (LS 11) Wenn Papst Franziskus hier an Franz von Assisi erinnert, so ist dies kein ökologischer Romantizismus, sondern er verbindet das franziskani-sche Schöpfungslob mit der „Option für die Armen“ – das ist der „rote Faden“ seines Apostolischen Schreibens: Ein ökologischer Ansatz verwandelt sich immer in einen „sozialen Ansatz“, „der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskus-sionen aufnehmen muss, um die Klage

der Armen ebenso zu hören wie die Kla-

ge der Erde“ (LS 49). Der Papst spricht in diesem Zusammenhang mehrfach von der „ökologischen Schuld“ beson-ders zwischen dem Norden und dem Süden und redet den reichen Nationen ins Gewissen „im Zusammenhang >>

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>> mit Ungleichgewichten im Handel und deren Konsequenzen im ökologi-schen Bereich wie auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Län-dern praktizierten unproportionierten Verbrauch der natürlichen Ressourcen“ (LS 51). „LAUDATO SI´“ ist eine Sozi-alenzyklika, die einen neuen, ganzheit-lichen Blick auf die Welt wirft und im Dienst der Bewusstseinsbildung steht, „dass wir eine einzige Menschheitsfa-milie sind“. „Es gibt keine politischen oder sozialen Grenzen und Barrieren, die uns erlauben, uns zu isolieren, und aus eben diesem Grund auch keinen Raum für die Globalisierung der Gleich-gültigkeit.“ (LS 52)

Das ist nur möglich im Dialog der vie-len, und so versteht der Papst „LAU-DATO SI´“ als einen Aufruf zu einem „neuen Dialog“, „wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten“ (LS 14), einen Dialog von Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und der verschiedenen religiösen Traditionen. „Es ist auch not-wendig, auf die verschiedenen kulturel-len Reichtümer der Völker, auf Kunst und Poesie, auf das innerliche Leben und auf die Spiritualität zurückzugrei-fen. Wenn wir wirklich eine Ökologie aufbauen wollen, die uns gestattet, all das zu sanieren, was wir zerstört haben, dann darf kein Wissenschafts-zweig und keine Form der Weisheit bei-seitegelassen werden, auch nicht die religiöse mit ihrer eigenen Sprache.“ (LS 63) Lernen kann die katholische Kir-che von den Schöpfungstheologie und Umweltethik des orthodoxen Christen-tums; nicht umsonst war darum bei der Vorstellung der Enzyklika im Vatikan am 18. Juni dieses Jahres auch der ortho-

doxe Metropolit von Pergamo, Giovanni Zizioulas, anwesend, neben Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia

et Pax), dem deutschen Klimaexperten Hans Joachim Schellnhuber, der Leite-rin der US-amerikanischen Catholic Re-

lief Services, Carolyn Woo, und Valeria Martano, einer Grundschullehrerin in Rom, die Mitglied ist von Sant´Egidio. Auch im Blick auf die nächste UN-Kli-makonferenz vom 30. November bis 11. Dezember 2015 in Paris möchte die Enzyklika ein Zeichen setzen, wie in der gesamten Weltgemeinschaft ein Prozess angestoßen werden kann hin zu einem „anderen Blick“, einem Den-ken, einer Politik, einem Erziehungspro-gramm, einem Lebensstil und einer Spi-ritualität, „die einen Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen Paradigmas bilden.“ (LS 83). Das be-deutet eine „kulturelle Revolution“, Ent-schleunigung und ökologische Umkehr, eine andere Politik: „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten Ho-rizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte der Krise in einen interdiszipli-nären Dialog aufnimmt.“ (LS 197)

Hüter der Schöpfung werden

Die Enzyklika, im deutschen kirchlichen und politischen Kontext positiv aufge-nommen, aber auch nicht unumstritten in konservativen politischen und kirch-lichen Kreisen in den USA und dem Heimatkontinent des Papstes, wartet auf eine weitere Rezeption. Franziskus weiß um die Komplexität der Heraus-forderungen der Umweltkrise, er weiß, dass ein solcher Text im Blick auf wirt-

schaftliche, politische, wissenschaftli-che Sachverhalte immer nur Vereinfa-chungen bieten kann, er versteht sein Schreiben nicht mehr und nicht weniger als eine Einladung zu einem gemeinsa-men Tun im Dienst der Menschheit und der ganzen Schöpfung. Kardinal Walter Kasper hatte bereits im Blick auf das Apostolische Schreiben „Evangelii Gau-dium“ formuliert: „Das sind sperrige, zum Widerspruch reizende, provokan-te Thesen, die weh tun. Doch harmlos war auch das Evangelium, das Jesus verkündet hat, nicht.“ (Walter Kasper, Papst Franziskus – Revolution der Zärt-lichkeit und der Liebe. Theologische Wurzeln und pastorale Perspektiven, Stuttgart 2015, 96/97) Das trifft in glei-cher Weise auf „LAUDATO SI´“ zu.

Franziskus hat bei seiner Amtseinfüh-rung am 19. März 2013 in der Predigt auf den heiligen Josef als „Custos“, als Hüter, verwiesen. Eine zerbrechliche Welt braucht Menschen, die „Hüter“ der Schöpfung sind. Das ist auch ein schönes Sinnbild für das Papstamt in globalen Zeiten, in der „Sorge für das gemeinsame Haus“ und im Dienst des Friedens weltweit. Die Hoffnung, die der Papst mit seiner Enzyklika verbin-det, möge Wirklichkeit werden: „Wäh-rend die Menschheit des postindustri-ellen Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschich-te in Erinnerung bleiben wird, ist zu hof-fen, dass die Menschheit vom Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung eingehen kann, weil sie großherzig ihre schwerwiegende Verantwortung auf sich genommen hat.“ (LS 165)

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Kompass: Die Enzyklika „LAUDATO SI´“, die der Heilige Va-

ter am 18. Juni 2015 in acht Sprachen veröffentlichte,

reiht sich ein in die Sozialenzykliken der vorhergehenden

Päpste. Wie waren bisher die Reaktionen aus dem poli-

tischen Raum? Wurde sie auch im öffentlich politischen

Raum aufgegriffen?

Prälat Jüsten: Medial wurde die neue Enzyklika sehr stark wahrgenommen. In ersten Reaktionen wurde sie auch von der Politik über alle Lager hinweg gelobt. So sprach die Umweltministerin Barbara Hendricks, SPD, von tiefen Ge-danken und hob die Geradlinigkeit des Dokuments hervor. Entwicklungshilfeminister Gerd Müller, CSU, sieht darin ei-nen Weckruf des Papstes. Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan nannte die Veröffentlichung des Papstes mora-lisch und ethisch stark.Nun kommt es darauf an, die Absicht des Papstes in kon-krete Politik zu übersetzen, denn Papst Franziskus war es wichtig, die Enzyklika im Vorfeld der Verabschiedung der 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung auf dem UN-Gipfel in New York und vor der Klimakonferenz in Paris zu veröffentlichen. So kann sie beim Überbrücken von Diffe-renzen helfen und einen fruchtbringenden Beitrag für die-se internationalen Verhandlungen leisten. „LAUDATO SI´“ selbst ist ein umfassend begründeter Kompass für eine menschen- und umweltgerechte Entwicklungsagenda.

Kompass: Das Katholische Büro, das Sie leiten, wird im

Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz in politischen

Fragen gegenüber den Organen des Bundes, den gemein-

samen Organen der Länder, den Landesvertretungen beim

Bund, den Parteien und den auf Bundesebene agierenden

gesellschaftlichen Kräften sowie im Zusammenhang da-

mit auch gegenüber internationalen Stellen tätig. Was

bedeutet dies konkret mit Blick auf die Sozialenzyklika

„LAUDATO SI´“?

Prälat Jüsten: Im Rahmen von Parlamentarischen Abenden sowohl mit den Mitgliedern des Europaparlaments wie mit denen des Deutschen Bundestags machen wir die wesent-lichen Inhalte dieses bedeutenden Dokuments bekannt.

Die Enzyklika lässt sich nicht in eine Schublade stecken, sie führt eine Wirtschafts-, Umwelt-, Human- und Kulturöko-logie zusammen. Deshalb wollen wir mit den Fachpolitikern über alle ihre zentralen Themen sprechen. Über Klimawan-del und Umweltzerstörung, über die Auswirkungen dieser ökologischen Krise für die Ärmsten der Welt, über die Not-wendigkeit eines anderen Verständnisses von Wirtschaft und Fortschritt, die Elemente einer ganzheitlichen Ökologie sowie die Verantwortung der internationalen Politik für die-se Fragen. Auch für die Asyl- und Flüchtlingspolitik und die Sozialpolitik ist „LAUDATO SI´“ relevant.

Kompass: Wenn Sie zurückblicken: Wie wirkungsvoll sind

päpstliche Verlautbarungen, Hirtenworte der deutschen

Bischöfe oder – ganz allgemein gesprochen – die Erklä-

rungen der Kirche und ihrer Verantwortungsträger auf das

politische Geschehen? Hat sich in den zurückliegenden

Jahren daran etwas verändert?

Prälat Jüsten: Die Rezeption kirchlicher Papiere in der Poli-tik ist unterschiedlich, was wesentlich mit ihrer inhaltlichen Ausrichtung zu tun hat. So entfaltete etwa Populorum Pro-

gressio eine unglaubliche Wucht, weil Papst Paul VI. die Entwicklungspolitik im Kontext mit der Friedenspolitik sah und hier entscheidende Weichenstellungen für eine neue Entwicklungspolitik vornahm. Das Gemeinsame Wort der Kirchen „Zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutsch-land“ von 1997 hat in der Debatte über die Modernisierung unseres Sozialstaats eine wichtige Rolle gespielt. Von der Enzyklika „LAUDATO SI´“ erwarte ich die gleiche Resonanz. Wenn etwa der Papst nun auch die Atmosphäre zu einem Gemeinwohlgut erhebt, bedeutet das für die Staaten, dass sie dafür zu sorgen haben, die Ressourcen der Atmosphä-re nicht grenzenlos auszubeuten und ihren Nutzen gerecht zu verteilen. Das heißt: Klima- und Emissionsschutz gehört in den Pfl ichtenkatalog der staatlichen und letztlich auch der globalen Ordnung.

Die Fragen stellte Josef König.

„Die Enzyklika lässt sich nicht in eine Schublade stecken“

Interview mit Prälat Dr. Karl Jüsten,

Leiter des Kommissariats der deutschen

Bischöfe – Katholisches Büro in Berlin © K

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Bereits vor einem Jahr gab es erste Anzeichen, dass Papst Franziskus eine ganze Enzyklika dem wichtigen Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit wid-men möchte. In den katholischen Ver-bänden, die stark in Umwelt- und Eine-Welt-Themen engagiert sind, war die Spannung seither groß, denn seit seiner Wahl hat der Heilige Vater durch Wort und Tat für den von vielen Katholiken in den Pfarrgemeinden und Verbänden ersehnten „frischen Wind“ in der Kirche gesorgt. Viele Gläubige spüren, dass sich mit diesem Papst – 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil – tat-sächlich innerkirchlich etwas bewegen kann. Papst Franziskus ist ein Mann, der die Zeichen der Zeit erkennt und der ernst genommen werden muss.

Dass der Papst sich gerade jetzt – kurz vor dem wichtigen UN-Klimagipfel im De-zember 2015 in Paris – der Umweltthe-men annimmt und die Enzyklika „LAU-DATO SI´“ veröffentlicht, ist erfreulich: Er leistet damit einen wichtigen Beitrag in der Diskussion, wie wir die Schöp-fung Gottes auch für nachfolgende Generationen bewahren können. Den Forderungen nach einem neuen Klima-abkommen verleiht Franziskus besonde-ren Nachdruck und man spürt, dass er hundertprozentig hinter dem steht, was

er schreibt. Die „Sorge für das gemein-same Haus“, wie es im Untertitel der Enzyklika heißt, ist tatsächlich die Sorge dieses Papstes. Franziskus möchte die Menschheit wachrütteln und sie ermuti-gen, die Augen vor dem Offensichtlichen nicht zu verschließen: Die Schöpfung Gottes ist wunderbar – die Menschheit aber ist drauf und dran, dieses Ge-schenk Gottes aufs Spiel zu setzen.

Nicht nur Theorie, sondern Praxis

Wer „LAUDATO SI´“ aufmerksam liest, fi ndet darin reihenweise Handlungsauf-forderungen, die natürlich an die Ge-sellschaft als Ganze, aber auch an die Politik im Speziellen gerichtet sind. Die Sorgen des Papstes um den Planeten, auf dem wir leben, werden sehr deutlich. Man muss sich aber gleichzeitig fragen, ob die Politik diese Sorgen ernst nimmt und wirklich etwas verändern möchte, und ob Worte und Taten im politischen Handeln tatsächlich zusammenpassen.

Papst Franziskus prangert in „LAUDATO SI´“ die Wegwerfkultur an, die nicht nur Ressourcen, sondern auch Menschen wie Abfall behandelt. Er richtet sich an alle Menschen guten Willens, diesen Missstand zu beenden. Wenn es aber darum geht, das Streben nach fi nanzi-ellem Gewinn und endlosem Wachstum

zu überwinden, dann braucht es vor al-lem die Unterstützung durch die Politik, um der Gesellschaft die Veränderungen zu erleichtern. Doch genau das gestal-tet sich derzeit noch schwierig: Denn die Regierungen der reichen Nationen müssten die Ursachen der zahlreichen Probleme anerkennen und somit Teile der Politik der Vergangenheit wie der Gegenwart für gescheitert erklären und umdenken – ein schwerer Schritt! Wäh-rend das Bevölkerungswachstum häufi g als Ursache für die Armut in der Welt angesehen wird, müsste man sich ein-gestehen, dass das Konsumverhalten reicher Bevölkerungsgruppen und der verschwenderische Umgang mit Res-sourcen viel mehr zur Ausbeutung bei-tragen. Die Politik muss erkennen, dass ökologische Schulden ebenso zu beglei-chen sind wie rein monetäre.

Wandel des Klimas

Besonders wichtig erscheint dies im Kontext des Klimawandels: Die reichen Nationen müssen ihre Mitschuld durch die Jahrhunderte lange Nutzung von fos-silen Brennstoffen ebenso begleichen, wie den Raubbau an Ressourcen und den damit einhergehenden Schaden an Trinkwasser, Grund und Boden. Die deutsche Bundesregierung kann als Vorreiterin auftreten, wenn sie mit am-

Die Erde ist ein Geschenk Gottesein Kommentar von Stephan Barthelme, Bundesvorsitzender

der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands e. V. (KLJB)

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bitionierten Zielen in die Klimaverhand-lungen in Paris geht. Die deutschen Vertreterinnen und Vertreter müssen Verantwortung tragen und sich für die-jenigen Nationen einsetzen, die beson-ders die Gefahren des Klimawandels fürchten. Für jene Nationen reicht das bisherig immer postulierte 2-Grad-Ziel nicht aus. Große Teile der pazifi schen Inseln würden durch den steigenden Meeresspiegel sowie die Häufung von Extremwetter-Ereignissen schon bei einem Anstieg um mehr als 1,5 Grad unbewohnbar. Deshalb setzen sie sich für ein 1,5-Grad-Ziel ein, dass auch von der deutschen Politik unterstützt wer-den sollte. Zudem ist es wichtig, dass die unterschiedlichen Klimafonds gut gefüllt sind. Besonders jene zur Anpas-sung an die Folgen des Klimawandels werden künftig von Bedeutung sein. Die deutsche Regierung ist dabei in der Ver-gangenheit schon ambitioniert aufgetre-ten und muss jetzt die anderen Staaten überzeugen, dass auch sie ihren Beitrag leisten.Allem voran müssen wir Menschen uns immer wieder vor Augen halten, dass wir alle Teil von Gottes Schöpfung sind. Die Erde ist ein Geschenk Gottes, das wir bewahren müssen, denn der Wert jedes Bestandteils der Schöpfung übersteigt den Wert einer potenziellen Ressource.

Katholisch? Landbevölkerung?

Jugend?

Diese drei vorurteilsbeladenen Merk-

male zeichnen die Katholische Land-

jugendbewegung Deutschlands (KLJB)

aus. Sie zählt mit ihren 70.000 Mitglie-

dern zu den größten Jugendverbänden

Deutschlands.

Zukunft einkaufen

Wer nachhaltige Beschaffung in kirchlichen Einrichtun-gen oder anderen Organisationen institutionalisieren möchte, der ist bei „Zukunft einkaufen“ genau richtig. Hier gibt es Leitfäden zur Beschaffungsorganisation, zum fairen Finanzwesen, zu biologischen Reinigungs-mitteln, zur Jugend- und Erwachsenenbildung und, und, und ...

www.zukunft-einkaufen.de

Ende September haben die Verein-ten Nationen Globale Nachhaltig-

keitsziele (SGDs) verabschiedet. Die Bundesregierung will sowohl mit inte-ressierten Bürgerinnen und Bürgern als auch in Fachkreisen darüber diskutie-ren, wie die neuen Nachhaltigkeitsziele auf nationaler Ebene umgesetzt wer-den können. Diskutieren Sie mit!

• 29. Oktober 2015 Auftaktkonferenz in Berlin

• 25. November 2015 in Dresden

• 11. Dezember 2015 in Stuttgart

• 19. Januar 2016 in Bonn

• 11. Februar 2016 in Hamburg

Dialog Nachhaltigkeit

www.dialog-nachhaltigkeit.de

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Global denken – lokal handeln

Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Das Fördern innovativer, modellhafter Vorhaben zum Schutz der Umwelt ist das Ziel der Bundesstiftung. Da-bei stehen ökologische, ökonomische, soziale und kul-turelle Aspekte im Sinne der nachhaltigen Entwicklung im Fokus. Mit der Vergabe des Deutschen Umweltprei-ses werden Einsatz und Leistungen ausgezeichnet, die jetzt und zukünftig entscheidend und in vorbildhafter Weise zum Schutz und zur Erhaltung unserer Umwelt beitragen.

www.dbu.de

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Gebet für unsere Erde Allmächtiger Gott,

der du in der Weite des Alls gegenwärtig

bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,

der du alles, was existiert,

mit deiner Zärtlichkeit umschließt,

gieße uns die Kraft deiner Liebe ein,

damit wir das Leben und die Schönheit

hüten.

Überfl ute uns mit Frieden,

damit wir als Brüder und Schwestern leben

und niemandem schaden.

Gott der Armen, hilf uns,

die Verlassenen und Vergessenen dieser

Erde, die so wertvoll sind in deinen Augen,

zu retten.

Heile unser Leben,

damit wir Beschützer der Welt sind und

nicht Räuber, damit wir Schönheit säen

und nicht Verseuchung und Zerstörung.

Rühre die Herzen derer an,

die nur Gewinn suchen auf Kosten der

Armen und der Erde.

Lehre uns,

den Wert von allen Dingen zu entdecken

und voll Bewunderung zu betrachten;

zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden

sind mit allen Geschöpfen auf unserem

Weg zu deinem unendlichen Licht.

Danke, dass du alle Tage bei uns bist.

Ermutige uns bitte in unserem Kampf

für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Papst Franziskus zum Abschluss der Enzyklika

Regional, saisonal, bio, fair und sozial – das sind die Richt-linien, nach denen der Katholikentag vorbereitet und durch-geführt wird. Dabei liegt den Verantwortlichen am Herzen, Ressourcen einzusparen, menschenwürdige Arbeitsbedin-gungen zu unterstützen und kirchliche und regionale Unter-nehmen zu fördern.

Mehr Informationen fi nden Sie unter

www.katholikentag.de/klimaneutral

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Der Mensch als Concreator der Schöpfung

Vor vielen Jahren geisterte ein Lied durch alle Hitparaden, das für viele zum Ohrwurm wurde. Der Refrain hatte folgen-den Text: „Wann wird‘s mal wieder richtig Sommer? Ein Sommer, wie er früher einmal war – ja, mit Sonnenschein von Juni bis September, und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr“

Ja, es gab einmal eine Zeit, in der war dieses Lied hoch ak-tuell. Verregnete, nasskalte Sommer – man erinnert sich vielleicht noch daran. Nur nach dem Jahrhundertsommer, den wir gerade hinter uns haben, klingen solche Erinne-rungen schon fast wie Märchen aus längst vergangener Zeit. Vor allem dann, wenn man den Meteorologen Glau-ben schenken darf, dass dieser Sommer nicht der letzte seiner Art gewesen ist, dass sich unser ganzes Klima er-wärmt und wir uns an Temperaturen wie in Italien gewöh-nen müssen.

Was ist aus unserem Wetter geworden? Und was wird wohl noch alles daraus werden? Es gibt Stimmen, die nicht zu überhören sind: die Stimmen, die davon sprechen, dass wir selbst daran schuld sind!

Unser Raubbau an der Natur, unser Umgang mit der Um-welt, unsere Rücksichtslosigkeit den natürlichen Ressour-cen gegenüber ... all das rächt sich jetzt auf einmal – und zwar so, dass es auch wirklich der Letzte nicht mehr über-sehen kann! Wir haben uns schuldig gemacht. Und nicht nur an der Natur!

Unsere Welt ist Gottes Schöpfung und ihm gehört sie auch. Uns ist sie nur anvertraut, wir sollen sie nicht nur hegen und pfl egen, wir sollen sie mit Gott zusammen zur Voll-endung führen. Seit Jahrhunderten hätten wir das schon in der Schrift lesen können. Von wegen: „Macht euch die Erde untertan!“ Einseitiger konnte man die Bibel gar nicht auslegen.

Die Genesis-Erzählung (Gen 2,19ff.) in der Bibel spricht da eine ganz andere Sprache. Da werden nicht nur Namen an Tiere verliehen – nein, es wird für jedes Geschöpf, so nach dem Sprachgebrauch bei den Orientalen, der jeweili-ge Platz in Gottes Schöpfung festgelegt!

Und Gott tut das mit dem Menschen gemeinsam. Das ist eine ungeheure Aussage: Gott macht den Menschen zum „Concreator“, zum „Mitschöpfer“. Er baut die Schöpfung gleichsam mit dem Menschen zu Ende, so wie ein Vater etwa aus Holzklötzchen mit seinem Kind eine Burg baut. Und wir, wir benehmen uns dabei wie jene Trotzköpfe, die nicht mitbauen, sondern einfach alles wieder über den Haufen werfen. So etwas geht jedoch nur mit Bauklötzen einigermaßen gut, aber nicht mit einer Welt, auf deren Funktionieren wir angewiesen sind.

Gott hat uns in die Verantwortung genommen, und das mit gutem Grund. Es ist nämlich nicht nur seine, es ist auch unsere Welt – eine, die wir mitgestalten können, die so sein soll, dass wir uns darin wohl fühlen. Und die auch so sein kann, wenn wir in Verantwortung vor Gott die Welt nicht beherrschen, sondern hegen und pfl egen als ein ho-hes Gut, das uns von Gott selbst anvertraut worden ist. Wenn wir uns wirklich unserer Verantwortung bewusst wer-den und mit Gott und vor Gottes Angesicht umsichtig ans Werk gehen, dann ist vielleicht noch alles zu retten.

Und wer weiß, vielleicht wird‘s dann wirklich wieder ein-mal Sommer, ein Sommer, wie er früher einmal war, mit Schauern, die nicht gleich die Keller überfl uten, mit Win-den, die nicht gleich die Bäume entwurzeln, und vor allem mit Sonnenschein von Juni bis September, Sonnenschein, den Kinder ohne Angst vor Ozonloch und Hautkrebs wirk-lich genießen können.

Das wünscht Ihnen

Militärpfarrer Stefan Bauhofer,

Katholisches Militärpfarramt Kaufbeuren in Bayern

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Inhaltliche Schwerpunkte bildeten im Rahmen der Vollversammlung des Ka-

tholikenrates beim Katholischen Militär-

bischof (KR) die Forumsveranstaltung zum Bürgerdialog der Bundesregierung „Gut leben in Deutschland – was uns wichtig ist“; bei der Bundeskonferenz der Gemeinschaft Katholischer Sol-

daten (GKS) die Befassung mit dem „Weißbuch 2016 – Zur Sicherheitspo-litik und zur Zukunft der Bundeswehr“. Als Gäste kamen zu Wort: In der Mitte der Woche Militärbischof Dr. Franz-JosefOverbeck im Plenum, in der Predigt beim Pontifi kalamt und bei der Vor-stellung seines Bischöfl ichen Wortes; bereits zu Beginn hatte Generalvikar Reinhold Bartmann im Eröffnungsgot-tesdienst und später während der Voll-versammlung das Wort ergriffen.

Generalvikar Bartmann beim

Katholikenrat

Der Bericht zur Lage der Katholischen

Militärseelsorge zählt zum festen Be-standteil der Vollversammlung des KR. Mit Beginn der diesjährigen Vollver-sammlung des Beratungsorgans nutzte der Militärgeneralvikar und Generalvi-kar des Katholischen Militärbischofs, Monsignore Reinhold Bartmann, vor den Delegierten die Gelegenheit, um aus seiner Sicht auf Entwicklungen in

der Katholischen Militärseelsorge und im Laienapostolat aufmerksam zu machen, die von grundsätzlicher Be-deutung für die Seelsorge unter den Soldatinnen und Soldaten sowie deren Familienangehörigen sind.

Hier widmete Generalvikar Bartmann den Fragen nach den personellen und strukturellen Rahmenbedingungen in der Kirche unter Soldaten einen breiten Raum. Er hob hervor, dass die Katholi-sche Militärseelsorge mit einer Vakanz in derzeit nur zwei Militärpfarrämtern ihre gegenüber dem Staat eingegan-genen Verpfl ichtungen „in sehr hohem Maße erfüllt“. Mit Blick auf die Einsatz-begleitung an weltweit sieben Stellen, an denen deutsche Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst verrichten, hob Bartmann u. a. die gute ökumenische Zusammenarbeit hervor, die Grundlage „für eine fruchtbare Seelsorge für die und mit den im Einsatz engagierten Soldatinnen und Soldaten bildet“.

Einen Großteil seines Berichts widmete Msgr. Bartmann dem Engagement der ehrenamtlich in der Militärseelsorge Tätigen. Ihnen wird im März 2016 in einem eigenem Seminar die Möglich-keit einer spezifi schen Aus- und Fort-bildung für ihr Engagement angeboten.

Bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement in den Strukturen der Katholischen Militärseelsorge zählen heute mit zu den festen Säulen in der seelsorglichen Begleitung von Solda-tinnen und Soldaten einschließlich ih-rer Familienangehörigen. Dabei sind jedoch Veränderungen zu registrieren. Projektbezogene und zeitlich befristete Übernahme von Verantwortung kenn-zeichnet heute, so Bartmann, das eh-renamtliche Engagement.

Den Abschluss seines Berichts zur

Lage der Katholischen Militärseelsorge bildete eine differenzierte und kritische Analyse des Generalvikars mit Blick auf das Laienapostolat, welches durch die GKS und den Katholikenrat in der „Kir-che unter Soldaten“ realisiert wird. Er plädierte in diesem Zusammenhang für einen fruchtbaren Austausch in und zwischen allen Ebenen des Laienapos-tolats mit dem Ziel, Strukturanpassun-gen dort vorzunehmen, wo diese – mit Blick auf ihre Zukunftsfähigkeit – nötig sind. Er dankte am Ende seines Berich-tes allen, die sich in der Katholischen Militärseelsorge in den unterschiedli-chen Funktionen und Verantwortlichkei-ten mit Engagement einbringen und so zu einer „gelingenden Seelsorge“ bei-tragen. Josef König

Mit dem Hauptmann nach Kafarnaumaufmerksam. glaubwürdig. tatkräftig.

Unter diesem Leitwort fand vom 13. bis 18. September 2015 die 55. Woche der Begegnungin den Bildungshäusern der Erzdiözese Bamberg statt.

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Studientag des Katholikenrats

Der Vorstand des Katholikenrats hatte den Publizisten und vormaligen Ver-leger Bernhard Meuser aus Augsburg eingeladen, um aus seiner Erfahrung mit dem Jugendkatechismus zu berich-ten. Ausgehend von der Vorgeschichte des „YOUCAT“ und der Entwicklung der „YOUCAT Foundation gGmbH“ widmete sich Meuser vor allem den ihm früher selbst fremden Stichworten „Mission“ und „Neu-Evangelisierung“. Zu „Mit dem Hauptmann nach Kafarnaum …“ betrachtete der aktive Katholik die Bedeutung der Bergpredigt im Mat-thäus-Evangelium und des Heiden im römisch-jüdischen Söldnerheer, der durch Jesus Christus einen Platz in je-der Heiligen Messe fand.

Meusers Analyse der Gesellschaft um-fasste sowohl grundsätzliche Betrach-tungen der religiösen Lage als auch Blicke auf die aktuelle „Völkerwande-rung“. Unter dem Stichwort „Verän-derung“ betonte er, dass Katechese mehr sei als nur religiöse Bildung, dass Mission Aufgabe jedes Christen sei, und Neu-Evangelisierung auch Stolz auf den eigenen Glauben bedeute. Die Lö-sungsvorschläge von Bernhard Meuser gehen – bei allen Vorbehalten – in die Richtung von inter-konfessioneller und inter-religiöser Zusammenarbeit und vor allem auf die Förderung des (per-sönlichen) Gebets.

„Wallfahren – Glaube in Bewegung“

Ganz aus der „Nähe“ – im doppelten Sinn – kommend referierte Generalvi-kar Prälat Georg Kestel aus Bamberg, der vor seiner Berufung zum Verwal-tungschef des Erzbistums Bamberg Mi-litärseelsorger und Referatsleiter in der Kurie des Katholischen Militärbischofs gewesen war. Der ehemalige Leiten-de Militärdekan befasste sich u. a. mit der Entstehung der Wallfahrt nach Vierzehnheiligen im 15. Jahrhundert, mit der Baugeschichte der berühmtenBalthasar-Neumann-Basilika und ihrer Nebengebäude sowie mit der Bedeu-tung der heiligen Vierzehn Nothelfer.

Der Bamberger Generalvikar Kestel stellte aus heutiger Sicht die Frage, wie es solchen Sehern und Gläubigen wie den Gründern der Staffelstein-Wallfahrt wohl hier und jetzt erginge und gab den anwesenden Soldatinnen und Soldaten Impulse für das Pilgern in unserer Zeit.

Unterstützung für Schul-

zentrum im Kosovo

Der Katholikenrat wird auch im Jahr 2016 das Schulprojekt der Salesianer in Gjilan (Kosovo) im Rahmen seiner „Nachbar-schaftshilfe“ fördern. Das be-schlossen die Delegierten wäh-rend ihrer Vollversammlung mit großer Mehrheit. BD

Publizist Bernhard Meuser

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Wahlen beim Katholikenrat

Die Nach- und Neuwahlen innerhalb des Katholikenrates gingen zügig und mit viel Einmütigkeit „über die Bühne“: In den Vorstand wurde Stabsfeldwebel Stephan Weitenberg für den Rest der Amtszeit nachgewählt. Als Vertreter der Soldaten im Zentralkomitee der deut-

schen Katholiken (ZdK) wurde der Vorsit-zende, Oberstleutnant Thomas Aßmuth, wiedergewählt und Oberst i. G. Dr. Burk-hard Köster neu in diese Aufgabe beru-fen. Dritter ZdK-Vertreter ist General-major Dr. Ansgar Rieks, der ausführlich über die Arbeit im ZDK des vergangenen Jahres berichtete.

Jörg Volpers

Generalvikar Prälat Georg Kestel

Ziel der Wallfahrt nach Vierzehn-heiligen: die Erscheinungsstelle

unter dem Gnadenaltar

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Pontifi kalamt

In seiner Predigt rief Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck zur Solidarität mit Flüchtlingen auf. Er wünschte den Ankommenden, dass ihnen „ohne zu zögern und zu fragen“ geholfen werde und kritisierte die Versuche der nati-onalen Abschottung gegenüber Mig-ration und Globalisierung: „Niemand kann sich entschuldigen, weil er durch Gesetze und Zäune vor diesen Ver-änderungsprozessen geschützt wer-den möchte.“ Die vielen ertrunkenen Flüchtlinge offenbarten das Scheitern der europäischen Flüchtlingspolitik, so der Bischof.

Der durch die digitalen Medien vermit-telte europäische Lebensstandard und die weltweite Zunahme von Gewalt, werden die Weltgemeinschaft vor ganz neue Fragen stellen: „Wir werden von unserem gewohnten Wohlstand Ab-stand nehmen müssen und lernen,

dass die Anderen gleiches Recht auf Unversehrtheit von Leib und Leben ha-ben.“Militärbischof Overbeck dankte aus-drücklich den Soldatinnen und Solda-ten der Bundeswehr für ihren Einsatz bei der Seenotrettung. Zurzeit werden immer mehr Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland in Teilen von Kasernen eingerichtet. An allen Bundeswehrs-tandorten leisteten Katholische Militär-seelsorger den Soldatinnen und Solda-ten sowie ankommenden Flüchtlingen Beistand, betonte Bischof Overbeck.

Barbara Dreiling

Katholische Soldaten beteiligen sich am

Bürgerdialog der Bundesregierung

Sicherheit, soziale Gerechtigkeit, Gesundheit, Bil-dungschancen, Nachhaltigkeit, ehrenamtliches Engagement und Religionsfreiheit – diese und an-dere gesellschaftliche Güter dürfen nach Meinung der Vertreter katholischer Soldaten in Deutsch-land auf keinen Fall fehlen. Zu diesem Ergebnis kamen die etwa 70 Delegierten aus den Katholi-schen Militärpfarrämtern sowie der Vorstand des KR auf ihrer Woche der Begegnung in Vierzehnhei-ligen. Im Rahmen dieser jährlichen Konferenz be-teiligten sie sich als Veranstalter am Bürgerdialog der Bundesregierung „Gut leben in Deutschland – was uns wichtig ist“. BD

Oberstleutnant Thomas Aßmuth zu Beginn des Bürgerdialogs

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„Niemand kann sichentschuldigen, weil er durch

Gesetze und Zäune vor diesen Veränderungsprozessen

geschützt werden möchte.“

Web-Tipp

Auf der Internetseite www.katholi-

sche-militaerseelsorge.de fi nden Sie die Predigt und das „Wort des Bischofs 2015“ zum Download als PDF.Weiterhin haben wir eine Bildergalerie für Sie bereitgestellt.

„Wir werden von unseremgewohnten Wohlstand Abstand

nehmen müssen und lernen, dass die Anderen gleiches Recht auf Unversehrtheit von Leib und

Leben haben.“

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Wort des Bischofs

Mit einem weiteren „Wort des Militär-bischofs“ in seiner Amtszeit wendete sich der Katholische Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck während der 55. Woche der Begegnung sowohl an die Soldatinnen und Soldaten als auch an Verantwortliche in Staat und Politik in Deutschland.

In seinem Vortrag bei den Delegierten hob Militärbischof Overbeck unter an-derem hervor, dass zu dem Gebot „Du sollst nicht töten“ zusätzlich das Gebot „Du sollst nicht töten lassen“ gehört. Er erinnerte dabei an die vielfältigen gewaltsam ausgetragenen Konfl ikte im Nahen und Mittleren Osten sowie in

weiteren Teilen der Welt. Zugleich wies er in seinem Vortrag auf die Bedeutung des Lebenskundlichen Unterrichts in der Bundeswehr hin und forderte die Militärpfarrer auf, die den Unterricht im Auftrag erteilen, diesen mit Sachkom-petenz vorzubereiten. JK

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Premiere bei der Bundeskonferenz der

katholischen Soldatengemeinschaft

Erstmals wurde der Bundesvorsitzende der GKS während einer Bundeskonfe-renz der katholischen Soldatengemein-schaft direkt von den Delegierten ge-wählt. Oberst Rüdiger Attermeyer wurde im ersten Wahlgang zum Bundesvor-sitzenden wiedergewählt. Von den 45 Wahlberechtigten in der Bundeskonfe-renz entfi elen 33 Stimmen auf ihn. 10 Stimmen erhielt Oberstleutnant Micha-el Nickolaus, der nach Abschluss des Wahlgangs zum Bundesvorsitzenden seine Kandidatur zum Stellvertretenden Bundesvorsitzenden der GKS zurückzog. Zwei Stimmen waren ungültig. Anschlie-ßend wurden Hauptmann Andreas Qui-rin und Oberstabsfeldwebel Christian Madl in ihren Ämtern als Stellvertreten-de Bundesvorsitzende bestätigt. Die Direktwahlen zum Bundesvorstand der GKS wurden möglich, nachdem bereits im vergangenen Jahr die Satzung da-raufhin geändert worden war und jetzt erstmals zur Anwendung kam.

Im Mittelpunkt der weiteren Beratungen standen die Empfehlungen der Solda-tengemeinschaft zur Erstellung des zu-künftigen Weißbuchs der Bundesregie-rung. Die Empfehlungen wurden in vier Workshops während der Bundeskon-ferenz vorberaten. Ziel der Verabschie-dung eines Empfehlungspapiers der GKS ist es, die Chance der Beteiligung zu nutzen und mit eigenen Überlegun-gen aus Sicht katholischer Soldatinnen und Soldaten aufzuwarten.

Ebenso wurde mit Ausgang der Bundes-konferenz ein eigener „Facebook-Auf-tritt“ freigeschaltet. Die GKS erwartet dadurch eine Verbesserung und Ver-stetigung sowohl der internen als auch externen Kommunikation über Ziele, Aktivitäten auf Aufgaben der Soldaten-gemeinschaft.

Josef König

Oberstleutnant Michael Nickolaus gratuliert Oberst Rüdiger Attermeyer.

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Zum Gebot „Du sollst nicht töten“ gehört zusätzlich das Gebot„Du sollst nicht töten lassen“.

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„Burnout“ ist inzwischen zur Standarderkrankung der Mo-derne aufgestiegen: Gefühlsleere, chronische Hoffnungs-losigkeit, ja existenzielle Verzweifl ung münden in ein Ge-fühl des: „Es ist alles sinnlos! Wie ich!“ Das Feuer, die Wärme des unbeschwerte(re)n Lebens wird zu Asche, obwohl (oder weil?) man doch so tüchtig für ein erfülltes Leben gekämpft hat. Die Ursachen dieses Ausbrennens sind vielfältig, sie haben aber auch mit Wahrnehmungen zu tun, die allen (Lebens-)Sinn oft aus der eigenen Erfolgs-fi xierung im Beruf ableiten und damit den not-wendenden Boden „Es ist alles in Ordnung! Ich auch!“ verlieren. Wie wir dieses „Alles“ unserer Existenz- und Weltsicht sehen,ist daher von großer Bedeutung. Geistesgeschichtlich trägt auch René Descartes‘ berühmte Reduktion des Seins auf das Ich-Denken eine Mit-Verantwortung: „Cogito,

ergo sum“ (lat.: Ich denke, nur deshalb bin ich.). Dieses „Cogito, ergo sum“ hat der frühe Theologe JosephRatzinger mit einer feinsinnigen Verfremdung revidiert: „Cogitor, ergo sum“ [lat.: Ich werde gedacht, deswegen bin ich. (Einführung in das Christentum, 1968, S. 201)].

Diese alternative Sicht auf Welt und Mensch fi ndet sich bereits am Beginn des Alten Testaments, wo die Erschaf-fung und „Anerkennung“ der Welt durch Gott zu den Le-bensfragen „Woher und wozu ist alles? Und wozu der Mensch?“ erzählt wird.

Die jüngere Erzählung – Priesterschrift genannt, Gen 1,1–2,4a – ist erst spät im Exil (ca. 6. Jh. v. Chr.) in Ausein-andersetzung mit den Schöpfungsmythen der Babylonier entstanden. Während dort hymnische Kosmogonien als Theogonien (Göttergeburten) erzählt werden, schildert die Priesterschrift die Weltentstehung als Ordnungsprozess: Im ursprünglichen „Tohuwabohu“ wird Licht von Finsternis geschieden, die Himmel geordnet, Land und Meer, Gestir-ne und alle Tiere mit Plan erschaffen, schließlich „macht“ Gott den Menschen: Als „Mensch und Menschin“ (hebr.: isch und ischa), d. h. als gleichwertige Abbilder (≈ Stell-vertreter) Gottes. Aus Chaos wird Kosmos, das Sein ist in Ordnung. Und es war in sich gut („Gott sah, dass es gut war“), obwohl es eben selbst nicht „göttlich“ war. Im

Übrigen eine Weltsicht, die durchaus mit heutiger Evolu-tionstheorie kompatibel ist. Im Gegensatz zu altorientali-schen Theogonien war daher das Leben für Israel nicht von Sternen oder Götterwesen determiniert – Sterne wa-ren für Israel nur Lampen – Freiheit war eröffnet. Und die Welt kommt gerade nicht – wie etwa im Enuma Elisch My-

thos – aus einem blutigen Urkampf (ein Bild der Kriegsver-gottung), sondern ist Sinn-Welt, dem Menschen anvertraut zur Pfl ege, weil hervorgegangen aus dem schöpferischen Wort dessen „der das Erste und das Letzte ist“ (Jes 44,6) und der „das Nichtseiende ins Dasein ruft“ (so Paulus in Röm 4,17).

Kein Dualismus also zwischen Gut und Böse, nichts ist ursprünglich ganz negativ, alle Wirklichkeit ist gewollt wie sinnvoll, eben von Gott als „in Ordnung“ gedacht.

Dieser tiefe Schöpfungsrespekt gipfelt im Buch der Weis-heit: „Denn Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was Du geschaffen hast; denn hättest Du etwas gehasst, dann hättest Du es nicht erschaffen.“ (Weish 11,24).Eine blauäugige Weltsicht frommer Gut-Menschen? Mit-nichten, die ältere Schöpfungserzählung, der sogenann-te Jahwistische Bericht (ca. um 900 v. Chr.), konstatiert nüchtern verfehlte Freiheitsgeschichte: In der Eigenmäch-tigkeit, vom Baum der Erkenntnis ohne Gott-Beziehung zu speisen, verspielen Adam und Eva das Paradies – ohne Rückbindung zu Gott halten Tod, Arbeit, Schmerz, Abhän-gigkeit und Gewalt Einzug in die Menschenwelt. Dennoch endet der gute Anfang nicht, er mündet – zwar gebrochen – in die immer neuen Angebote Gottes, eine Beziehung, einen Bund mit ihm zu schließen.

Vielleicht ist ja eine solche Neu-Besinnung auf „Welt als Schöpfung“ ein Weg für ein „Burnin“ heute: „Das Jasagen dazu, dass der Sinn, den wir nicht machen, sondern nur empfangen können, uns schon geschenkt ist.“ (Joseph Ratzinger). Von Anfang an sinn-voll!

Prof. Dr. Uto Meier

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Welt als Schöpfung oder die Relevanz der Frage, ob an uns gedacht ist

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Wir werden uns an diesen Spätsommer 2015 lange erin-nern. An den Beginn des endlosen Trecks der Flüchtlinge auf der Balkanroute nach Deutschland. An die Bilder von den überfüllten Bahnhöfen in Budapest, Wien und Mün-chen. Das eine Schild, auf das jemand sein Reiseziel ge-schrieben hat: „Deutschland or death“. Die Erstickten im Kühl-LKW, die Ertrunkenen im Mittelmeer. Wer hat dieser Tage nicht irgendwann Tränen in den Augen gehabt?

Syrien liegt in Trümmern. Der Irak ist kaputt. Libyen eine Katastrophe. Afghanistan, ach. Westlichen Interventionen folgten allzu oft Bürgerkriege und djihadistischer Erobe-rungsterror. Aber Nicht-Intervention macht auch mitschul-dig. Die islamische Welt scheint im Chaos zu versinken. Das geht uns an, nicht nur wegen der Flüchtlinge.

Deutschland ist ein gutes Land. Nie ging es uns besser als genau jetzt: wirtschaftlich stark, diplomatisch hoch aner-kannt, erfolgreich in Europa, solide sozial, friedlich und de-mokratisch. 70 Jahre nach dem Grauen der Vergangenheit erreicht der historische Pendelschwung den anderen Ex-trempunkt: In der Mitte Europas liegt das gelobte Land für Millionen Menschen in Not weltweit. Werden wir das einlö-sen können? Wird es so bleiben? Ab wann reden wir nur noch über die Schwierigkeiten von Aufnahme und Integra-tion? Hält die positive Stimmung, wenigstens als Grund-haltung? Wir werden uns später ganz bestimmt an diese Wochen erinnern. An die überbordende Hilfsbereitschaft in Bevölkerung und Medien. An die Willkommensschilder. An die Ächtung des Brandstiftertums von Rechtsaußen. Vielleicht gibt uns das Kraft für die Mühen der Ebene.

Bei uns zu Hause

Auch die Bundeswehr hilft. Das ist nach Artikel 35 unse-res Grundgesetzes ihre Pfl icht („Amtshilfe“), wenn nur das Militär über die nötigen Kapazitäten verfügt und wenn es schnell gehen muss. Aber viele tun mehr als das. Auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf in Thüringen rückt die üben-de Truppe zusammen, um in den Unterkünften Platz für Flüchtlinge zu machen. Ihr Brigadekommandeur reist mit einer Kiste Kinderklamotten ins Manöver. Im Mittelmehr haben „Hessen“ „Schleswig-Holstein“, „Berlin“ und „Wer-ra“ Tausende aus Seenot gerettet, mal mit 800 Frauen, Männern und Kindern an Bord einer Fregatte, mal mit 600 auf einem unserer Tender. Bundeswehr-Ärzte und -Sanitä-ter helfen bei der Marinemission und in den Aufnahmeein-richtungen bei uns zu Hause.

Dutzende Kasernen in Deutschland teilen unsere Soldaten heute mit Flüchtlingen – das ist kein Dauerzustand, aber erst einmal buchstäblich notwendig. Und besser als Zelt-städte. Doch auch die sind besser als nichts.

Zivile Bundeswehr-Freiwillige helfen der zuständigen Asyl-Behörde bei der Organisation der Anerkennungsverfahren. All diese Soforthilfe bringt in Dienstalltag und Unterbrin-gung heute für manche Soldatinnen und Soldaten Härten mit sich. Aber dem guten Bild der Bundeswehr zu Hause und im Ausland nützt die maximale Kulanz bei der Amts-hilfe – in dem Maße, in dem sie den Flüchtlingen nützt. Und es zeigt: Unsere Soldatinnen und Soldaten können sehr viel.

Dr. Hans-Peter Bartels

Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages

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Der Wehrbeauftragte, Hans-Peter Bartels, besuchte am 21. August die Besatzung des Tenders „Werra“, die sichzusammen mit der Crew der Fregatte „Schleswig-Holstein“, an der EU-Operation EUNAVFOR MED beteiligt.Seit Mai 2015 haben deutsche Marinesoldaten über 8.000 Menschen aus Seenot im Mittelmeer gerettet.

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Antrittsbesuch der neuen KAS-Vorsitzenden

Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck und die neugewählte ehren-amtliche Vorsitzende der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Solda-

tenbetreuung e. V. (KAS), Gisela Manderla MdB, hatten Mitte Septem-ber in der Berliner Kurie erstmals Gelegenheit, sich über Fragen der Soldatenbetreuung auszutauschen. Gisela Manderla, die seit 2013 als Kölner CDU-Abgeordnete dem Deutschen Bundestag angehört und ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuss ist, folgte am 5. Mai als Vorsitzende der Abgeordneten Michaela Noll (CDU/CSU-Fraktion), die im März dieses Jahres entschieden hatte, nicht erneut zur Wahl anzutreten. Im Mittelpunkt der längeren Unterredung mit dem Katho-lischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr standen Fragen der Weiterentwicklung der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Sol-

datenbetreuung.

Am 8. Juni 2015 hatte der Berliner Weihbischof Dr. Matthias Heinrich die neue Hauptgeschäftsstelle der KAS in Berlin-Marienfelde einge-weiht. Die KAS war zunächst in ein Gebäude an der Bruno-Möhring-Str. 17 eingezogen. Sie übernahm damit die Liegenschaften der „Ar-

men Schulschwestern von Unserer Lieben Frau Marienfelde e. V.“ im Süden Berlins. Bis spätestens zum April 2017 soll der Umzug der Geschäftsstelle von Bonn nach Berlin abgeschlossen sein.

Josef König

CDU-Generalsekretär Tauber MdB beim Katholischen Militärbischof

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Peter Tauber, Generalsekretär der Christlich De-

mokratischen Union (CDU) und als Abgeordneter des Deutschen Bundestags ordentliches Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und

Jugend, war im September Gesprächspartner des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bun-deswehr, Dr. Franz-Josef Overbeck. Zusammen er-örterten sie in der Kurie am Berliner Weidendamm grundsätzliche und praktische Fragen der weiteren Entwicklung der Katholischen Militärseelsorge in der Bundeswehr und die mit dem Dienst des Sol-daten zusammenhängenden Themen.

Ferner wurde die Rolle der Kirche mit Blick auf die innerparteiliche Willensbildung in der Programmatik der CDU erörtert. Bei sich bietender Gelegenheit soll der jetzt begonnene Dialog zwischen dem Mi-litärbischof sowie Bischof von Essen und der CDU fortgesetzt werden.

Josef König

Das KAS-Familienteam vermittelt Unterstützung

und hilft in schwierigen Lebens- und Stress-

situationen, wie sie zum Beispiel bei Einsatz-

zeiten auftreten können.

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Historische und juristische Sichtweise

Wir sind es gewohnt, diesen Prozess aus theologisch-religiöser Sicht zu betrach-ten. Bei diesem Familienwochenende des Katholischen Militärpfarramts Fritzlar im Fuldaer Bonifatiushaus diesen Sommer nahmen die rund zwanzig Teilnehmer ei-nen anderen Blickwinkel ein: historisch-juristisch.

Bei der Gründung des Staates Israel 1948 beantragten Tausende Israelis beim Obersten Gerichtshof die Wieder-aufnahme des Verfahrens gegen Jesus. Da gleich zu Beginn feststand, dass kei-ne Zeugen mehr vernommen und kaum gerichtsverwertbare Beweise vorgelegt werden konnten, wurde das Verfahren eingestellt. Vor der gleichen Problematik standen die Teilnehmer des Familienwo-chenendes. Alles, worauf sie sich stützen konnten, waren die bekannten Quellen der Evangelien, die weniger bekannten Quellen der christlichen apokryphen Schriften und des Koran und die weithin unbekannten römisch-heidnischen Quel-len. Etwas ausführlicher sind die Aussa-gen des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus. Kann man erst einmal die Entstehung dieser Quellen einigerma-ßen einordnen, so lässt sich doch der eine oder andere Rückschluss ziehen, denn was in den Quellen gesagt wird, sind keine erfundenen Märchen. Die Tex-te haben einen historischen Rahmen.

Zu diesem geschichtlichen Rahmen ge-hören auch die Tages- und Zeitangaben, z. B. im Johannesevangelium. Vor 2.000 Jahren wurde aber die Zeit anders ge-messen. Die Teilnehmer mussten sich also mit der antiken Zeitrechnung vertraut

machen. So ist der Tageswechsel nicht wie heute um Mitternacht, 24 Uhr, anzu-setzen, sondern bei Sonnenuntergang, also nach unserer Zeitrechnung 18 Uhr.Grundlage eines gerechten Prozesses ist die Beachtung der juristischen Prinzipien wie „in dubio pro reo“ (im Zweifel für den Angeklagten) oder „nulla poena sine lege“

(keine Strafe ohne Gesetz). Wurden diese Prinzipien vor der jüdischen Gerichtsbar-keit (Synedrion) beachtet? Eine weitere Frage war: Was macht einen gerichtsver-wertbaren Beweis aus? Der ideale Beweis besteht aus Zeugenaussage, Sach- oder Gegenstandbeweis und Geständnis.Alle drei Beweisarten aber müssen auf Glaubwürdigkeit hin überprüft werden. Ein einfaches Geständnis reicht nicht aus, denn auch das kann unglaubwürdig sein. Wurden die Beweise durch die römische Gerichtsbarkeit unter Pontius Pilatus so behandelt?

Hohes Gericht

Dann beginnt die Nachahmung des Pro-zesses gegen Jesus. Die Teilnehmer werden in ein Verteidigungs- und Anklage-team, Angeklagten, Zeugen und Richter eingeteilt. Hier aber entscheidet das Los

und nicht die Wahl. In unserem Fall müs-sen die Grundsätze eines fairen Prozes-ses beachtet werden. Einen kurzen Pro-zess gibt es heute nicht. Das fordert so einiges von den Teilnehmern. Probelauf mit einem „Versuchskarnickel“: Es lacht, fühlt sich aber überhaupt nicht wohl.

Das Ambiente des Bildungshauses der Diözese Fulda ist ideal. Es gibt den „Grü-nen Salon“: Hoher Raum, hohe Kreuz-fenster mit schwerem Store, Kronleuch-tern und Parkett. Bald ist der „Grüne Salon“ in einen Gerichtssaal verwandelt mit Zeugenstand, Richterstuhl, Anklage- und Verteidigungsbank. Selbst der Ste-nographenplatz ist eingerichtet. Die Teil-nehmer klagen an, vernehmen Zeugen, bringen Verteidigungsargumente, unter-mauern mit Fakten, die Richter hören zu, bewerten langwierig, das Gesagte wird abgewogen. Das Urteil dieses Gerichts: Wenn nicht Freispruch wegen bewiesener Unschuld, dann zumindest Freispruch im Zweifel für den Angeklagten wegen Man-gel an Beweisen.

Fazit

Über den Prozess gegen Jesus kann man historisch und juristisch mehr sagen, als es auf den ersten Blick erscheint. Bei genauerer Betrachtung der Quellen lässt sich ein wahrscheinlicher Verlauf der Er-eignisse durchaus plausibel erkennen. Was jeder einzelne über diesen histo-risch-juristischen Horizont hinaus für sein persönliches Glaubensleben und seine Frömmigkeit aus dem Seminar mitnimmt und seine religiöse Überzeugung prägen wird, das ist ihm ganz allein überlassen.

Militärpfarrer Achim Patton

Der Prozess

Es gab Strafprozesse, die in die Weltgeschichte eingegangen sind: Der Prozess gegen Sokrates, der damit endete, dass der Philosoph den Schierlingsbecher trinken musste, oder der Prozess gegen Hermann Göring vor dem Militärtribunal in Nürnberg,

den Göring selbst mit einer Zyankali-Kapsel beendete. Ganz sicher gehört der Prozess gegen Jesus von Nazaret zu diesen einzigartigen Prozessen.

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Über Flüchtlinge wird ja im Moment sehr viel ge-sprochen. In den Kindernachrichten auf KIKA war ein Bericht darüber, was Kinder auf ihrem Weg nach Deutschland alles erlebt haben: Krieg mit Bomben und ganz vielen Patronen überall, freundliche, aber auch unfreundliche Menschen in fremden Ländern, Angst und auch Tod. An all das musste ich denken, als es hieß, dass viele Flüchtlinge bei uns in einer nahe gelegenen Turnhalle untergebracht werden. An diesem Abend musste ich auch daran denken, wie gut ich es habe: Ich habe ein schönes Zuhause, im-mer etwas zu essen und zu trinken, Spielzeug und schlafe jeden Tag in meinem eigenen Bett. Ich kann auch zur Schule gehen und später mal einen Beruf erlernen oder studieren. Eigentlich kann ich mir gar nicht vorstellen, was diese Kinder alles erlebt ha-ben, wenn sie auf ihrem Weg zum Teil auf der Straße schliefen und nichts zu essen hatten.

Im Fernsehen reden die Menschen oft darüber, ob das gut ist, dass nun so viele fremde Menschen zu uns kommen. Natürlich habe ich meine Eltern gefragt, was sie darüber denken. Papa hat erzählt, dass seine Familie im Zweiten Weltkrieg auch ihre Heimat verlas-sen musste und vor dem Krieg fl oh – und auch Mama kennt das Gefühl, sich fremd zu fühlen.

So ist es nicht verwunderlich, dass wir uns – als die Menschen bei uns in der Nähe ankamen – entschlos-sen, etwas von dem, was wir genug haben, abzuge-ben: Kleidung, Süßigkeiten … Und dann kauften wir noch ein paar Sachen, die sie jetzt gerade dringend brauchten. Ich legte sogar ein paar Spielzeug-Autos in die Kiste, da waren auch Sportwagen dabei.

Wenn ich jetzt die Menschen auf der Straße treffe, die bei uns wohnen, muss ich sagen, sie sind gar nicht so anders als wir und die meisten scheinen sehr nett zu sein, wenn auch meistens sehr zurückhaltend. Ich weiß immer noch nicht, was ich von den Bildern im Fernsehen halten soll, aber ich bin nett zu den Men-schen, die ich nun bei uns treffe.

Ich würde auch wollen, dass – wenn ich irgendwo fremd bin – die Menschen nett zu mir sind.

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Sonntag derWeltmission

Am 25. Oktober 2015 feiert missio den Sonntag der Welt-mission, die Solidaritätsaktion der Katholiken weltweit. In diesem Jahr steht Tansania als Beispielland im Mittelpunkt. „Verkündet sein Heil von Tag zu Tag“ (Psalm 96,2). So lautet das Leitwort der missio-Jahresaktion 2015. Doch was genau bedeutet Verkündigung heute in einem afrikanischen Land wie Tansania? 50 Jahre nach dem 2. Vatikanischen Konzil zeigen Männer und Frauen der Kirche Tansanias durch ihr konkretes Handeln und ihre Überzeugungen, welche Antwor-ten sie auf diese Frage geben.

Seit den ersten Anfängen kirchlichen Lebens in Tansa-nia wurde die pastorale Arbeit deutscher Missionare von Deutschland aus intensiv unterstützt. Bis heute zeugen viele weltkirchliche Partnerschaften in deutschen Diözesen und Pfarrgemeinden von einer engen Verbundenheit der ka-tholischen Kirche in Deutschland und in Tansania.

Große Sorge bereitet heute der Einfl uss radikaler islamis-tischer Gruppen, die auf der überwiegend von Muslimen bewohnten Insel Sansibar stark an Einfl uss gewinnen. Mit Terroranschlägen auf Christen und moderate Muslime ver-suchen sie, das friedliche Zusammenleben der Religionen zu zerstören.

Doch trotz Bedrohung und Spannungen engagiert sich die Kirche auf Sansibar für ein friedliches Zusammenleben und den interreligiösen Dialog.

Die Solidaritätsaktion der Katholiken weltweit

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Der St. Benno Verlag, ein Unterneh-

men der katholischen Kirche, unter-

stützt seit 1951 durch die Veröffent-

lichung von konfessioneller Literatur

die Christen im Osten Deutschlands

und darüber hinaus in ihrem gelebten

Glauben – das geschah auch unter den

Bedingungen der DDR. Die Gesellschaf-

ter des Unternehmens sind bis heute

die ostdeutschen Diözesen Dresden-

Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg.

Ein Segment seines Programms sind

sehenswerte Kalender, von denen wir

zwei vorstellen.

Orte des Glaubens neu entdecken

Egal ob beeindruckende Barockpracht, romanische Baukunst oder idyllischer Volksglaube: In dem großformatigen Posterkalender „Kirchen, Klöster, Ka-thedralen 2016“ kommen alle Bau-stile auf verblüffende Weise zur Gel-tung. Der Fotograf Manuel Dahmann inszeniert zwölf eindrucksvolle Kir-chen in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufwändig als „kubische Panoramen“. Durch diese besondere Aufnahmetechnik können die Bauwerke in 360°-Optik gezeigt werden. Die faszi-nierenden Fotografi en laden mit ihrem Rundumblick dazu ein, den gesamten Kirchenraum zu erkunden und überra-schende Details zu entdecken. Neben den Klosterkirchen Weltenburg, Bene-diktbeuren und Maria Laach werden in dem Kalender u. a. auch der Passauer Dom, die Basilika in Ottobeuren und die Gnadenkirche in Altötting vorgestellt.

Die Geschichte, spirituelle Hintergrün-de und architektonische Besonderhei-ten der Gebäude werden auf der Rück-seite der Kalenderblätter beschrieben. Zudem fi nden sich hier praktische In-formationen wie die Öffnungszeiten, Kontaktdaten und Internetadressen zu den Bauwerken. Ein außergewöhnlicher Kalender, der dazu einlädt, besondere Orte des Glaubens immer wieder aufs Neue zu erkunden.

Informationen zum Autor

Manuel Dahmann, geboren 1959, lebt in Berlin und ist seit vielen Jahren er-folgreicher Fotograf unter dem Künst-lernamen Malum. Seine Spezialität sind spektakuläre Aufnahmen im atem-beraubenden 360-Grad-Blick, die er im Internet unter www.kubische-panora-men.de zeigt. JV

Ein Jahr voller Musik

Die Orgel ist eines der eindrucksvolls-ten Musikinstrumente. Als Kleinod der meisten Gotteshäuser überzeugt sie nicht nur akustisch, sondern ist auch durch ihre optische Ausgestaltung eine Bereicherung für den Kirchenraum.

Dies wird in dem neuen Kalender „Die schönsten Orgeln 2016“ aus der Reihe „Klangart“ eindrucksvoll gezeigt. Groß-formatige, brillante Farbfotografi en zei-gen zwölf Orgeln aus dem deutschspra-chigen Raum in ihrer ganzen Pracht. Klassische und moderne Instrumente zeugen dabei von der Vielfalt und dem Reichtum der Gestaltungsmöglichkei-ten.

Auf der Rückseite der Kalenderblätter stellen namhafte Organistinnen und Or-ganisten aus ganz Deutschland die Ins-trumente vor. Angaben zu technischen und baulichen Besonderheiten sowie Informationen über die Organisten run-den das Orgelporträt ab.

Die beiliegende CD sorgt bei einer Teil-aufl age für ein akustisches Gesamt-erlebnis. Auf ihr lassen die Organisten ihre Instrumente selbst erklingen.

Das letzte Quartal 2015 ist angebrochen:

Kalendertipps für das Jahr 2016

„Kirchen, Klöster, Kathedralen 2016“Der Panorama-Kalender in 360°-Optik

13 Kalenderblätter,Querformat 42 x 30 cm,

durchgehend farbig, alle Bilder von Manuel Dahmann

ISBN 978-3-7462-4230-9, € 12,95

„Die schönsten Orgeln 2016“13 Kalenderblätter,

Längsformat 30 x 42 cm,durchgehend farbig, mit zahlreichen

Fotos, Spiralbindung

ISBN 978-3-7462-4227-9 (mit CD, ca. 70 min Spielzeit,

und Booklet) € 19,95

ISBN 978-3-7462-4226-2(ohne CD) € 12,95

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Der SICARIUS ist ein Auftragsmörder: In biblischer Zeit wurde dieser Begriff bereits im Kampf der jüdischen Untergrund-kämpfer gegen die römische Besatzungsmacht gebraucht. Das jedenfalls erfährt der Zuschauer gleich am Anfang dieses US-amerikanischen Films SICARIO, der am 1. Oktober in den deutschen Kinos startet.

SICARIO

USA 2015

121 Minuten

Kinostart: 1. Oktober 2015

Was dann folgt, ist nichts für schwache Nerven: Das FBI mit seinen Polizisten spürt im US-amerikanischen Arizona ein Haus der südamerikanischen Dro-genmafi a auf. Damit landet der Zu-schauer auch gleich in der Gegenwart, der Gegenwart eines Drogenkriegs an der mexikanisch-amerikanischen Gren-ze – der dort mit unbeschreiblicher Här-te tobt.

Die FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt, „Lachsfi schen im Jemen“) wird im An-tidrogenkampf als Spezialagentin aus-gewählt; mit dabei sind der zwielichti-ge kolumbianische Ermittler Alejandro (Benicio Del Toro, „Traffi c“) und der undurchsichtige CIA-Agent Matt Graver(Josh Brolin, „Milk“). Immer wieder schaut der Zuschauer mit den Augen von Kate auf die Realität eines menschen-verachtenden Drogenkriegs: schuss-bereite Killer in Autoschlangen an der Grenze, Leichen, die in einer Grenz-stadt an Laternenmasten baumeln …

Aber der Zuschauer muss sich auch mit der Protagonistin Kate Macer fragen lassen, ob aus diesem Krieg überhaupt noch jemand unschuldig herauskommt – ganz gleich auf welcher Seite jemand steht. Schließlich hat der Regisseur

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SICARIO sicario [si‘karjo] - Autragskiller

(Denis Villeneuve, „Prisoners“) wohl eher eine schonungslose Abrechnung und Darstellung der Drogenproblema-tik an der mexikanisch-amerikanischen Grenze im Sinn, als gängige Topoi des Mainstream-Thrillers zu bedienen. Trotzdem, auch bei aller Gegenläufi g-keit zum gängigen Mainstream-Kino, SICARIO ist ein spannender Thriller bis zur letzten Sekunde.

Als Zuschauer wird man sich noch mit vielen Szenen beschäftigen müssen, längst wenn der letzte Schriftzug auf der Leinwand abgerollt ist. Möglicher-weise wird dieser Film auch die Kritiker-welt bei der nächsten Oscar-Verleihung beschäftigen. Da ist an die differenzier-te Darstellung des Alejandro durch Be-nicio Del Toro oder an das erstklassig recherchierte und umgesetzte Dreh-buch von Taylor Sheridan zu denken.

Wer an ungeschönter Realität in span-nendem Krimi-Gewand interessiert ist, sollte SICARIO auf großer Kinoleinwand nicht verpassen.

Thomas Bohne, Mitglied der

Katholischen Filmkommission

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nZur Autorin:

Die gebürtige Berlinerin Carola Lenz studierte ander Katholischen Univer-sität Eichstätt Religions-pädagogik und Katholi-sche Theologie.

Fromm Verlag, 2015

ISBN 978-3-8416-0587-0

Taschenbuch 104 Seiten,

ab Grundschulalter

€ 17,80

Danach trat sie in den Dienst des Erzbistums Berlin und arbeitete in verschiedenen Pfarreien in der Gemeinde-, Jugend- und Familien-seelsorge. Seit 2003 ist Carola Lenz im Dienst der Katholischen Militärseelsorge als Pastoralrefe-rentin im Bereich der Marine tätig.

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In neunzehn kurzen, auch für Kinder gut lesbaren Kapiteln greift die Seelsorgerin und Trauerrednerin Carola Lenz ein ernstes Thema auf,

indem sie es in eine Abenteuergeschichte einbaut.

Der Grundschüler Thomas kann den Tod seines geliebten Opas nicht verarbeiten, zumal seitdem auch der Kontakt zu seiner Mutter gestört ist, die selbst mit ihrer Trauer nicht fertig wird. Nach Monaten endlich öffnet er den Brief, den Großvater ihm im Krankenhaus anvertraut hatte. Mit dessen Hilfe entdeckt er ein geheimnisvolles, verlassenes Haus, in dem er tatsächlich mehrere kleine Abenteuer erlebt, sich an den Opa und seine eigenen Fähigkeiten erinnert und sich schließlich sowohl mit einer Katze, einem Hund als auch einem ebenfalls einsa-men Mädchen anfreundet.

Die Traurig- und Schwierigkeiten werden nicht überspielt, aber es bleiben am Ende Hoffnung und Zuversicht. Die sparsam eingesetzten Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Anneke Schipper regen die Phantasie der Leser zusätzlich an.

Aus dem Vorwort „Bevor die Geschichte anfängt“:

Buchtipp:

Jörg Volpers

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VORSCHAU: Unser Titelthema im November

Der Entstehungsprozess für das Weißbuch verläuft nach Angaben des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) zweistufi g: Der Schwerpunkt des ersten Halbjahres 2015 lag auf der Phase der Beteiligung all derjenigen, von denen sich die Bundesregierung und mithin das federführende Verteidigungsministerium Sachbeiträge erwartete. Der gro-ßen Auftaktveranstaltung am 17. Februar 2015 folgten bis zum Herbst dieses Jahres eine Reihe von Diskussionsver-anstaltungen und Workshops.Zudem wurden – um die breite Einbindung von Experten und auch der Bevölkerung sicherzustellen – fl ankierend eine Experten- und eine Bevölkerungsumfrage durchge-führt. Die Ergebnisse wurden dann im Herbst bei einer ähn-lichen Veranstaltung wie im Februar vorgestellt. Die Veröf-fentlichung ist – nach der Verabschiedung im Kabinett – für Sommer 2016 geplant.

Es handelt sich also um ein Weißbuch der Bundesregierung und nicht ausschließlich um ein Weißbuch des Bundes-ministeriums der Verteidigung oder gar der Bundeswehr selbst. Der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundes-wehr, Dr. Franz-Josef Overbeck, der Leitende Direktor des Instituts für Theologie und Frieden, Prof. Dr. Heinz-Gerhard Justenhoven sowie die zurückliegende Bundeskonferenz der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS) haben sich auf dieses Vorhaben der Bundesregierung in unterschied-lichen Beiträgen eingelassen. Die Ausgabe 11/2015 der Zeitschrift des Katholischen Militärbischofs nimmt also die „Erwartungen der Kirche in Deutschland an das Weißbuch 2016“ in den Blick und vertieft dies mit Interviews und Kommentaren.

Josef König

Zum Militärpfarrer ernannt

Pfarrer Pater Dr. Peter Henrich war am 1. Juni 2015 in den Dienst der Katholischen Militärseelsorge eingestellt wor-den. Nachdem er seine Probezeit absolviert hatte, konnte er zum 1. September zum Militärpfarrer ernannt und in das Beamtenverhältnis auf Zeit berufen werden.

Im Rahmen der Dienstbesprechung der hauptamtlichen katholischen Militärseelsorger konnte der Leiter des Ka-tholischen Militärdekanats Kiel, Leitender Militärdekan Msgr. Rainer Schadt, am 21. September Pater Peter die Ernennungsurkunde überreichen.

P. Dr. Henrich (40) ist Seelsorger für die Studierenden an der Universität der Bundeswehr / Helmut-Schmidt-Uni-versität in Hamburg. Nach seinem BWL-Studium, das er mit Diplom und einer Promotion abschloss, studierte er Theologie und wurde vor drei Jahren zum Priester geweiht. Die Kaplansjahre verbrachte er in Düsseldorf, bevor er in den Dominikanerkonvent in Hamburg wechselte und dort die Seelsorge im Katholischen Militärpfarramt Hamburg I übernahm.

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Neuer Militärgeistlicher für Appen

Dr. Marco Schrage wurde Anfang September vom Katholi-schen Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck durch Gene-ralvikar Reinhold Bartmann als Katholischer Militärgeistlicher für den Dienst im Militärpfarramt Appen beauftragt.

Er möchte allen „Soldatinnen und Soldaten mit Sympathie begegnen“, sagte Schrage nach dem Gottesdienst in der Kurie des Katholischen Militärbischofs in Berlin. Seine Aufga-ben fasst er mit dem Wort „Präsenz“ zusammen.

Er weiß um die seelischen und ethischen Belastungen im Dienstalltag der Bundeswehr und bietet den Soldatinnen und Soldaten an, ihre Fragen zu stellen und sie in der Bezie-hung mit Gott zu betrachten: „Da ist es egal, ob jemand ka-tholisch oder evangelisch ist. Wenn jemand nach Antworten sucht, ist er bei uns an der richtigen Adresse.“

Marco Schrage wurde 1975 geboren. Zunächst studierte er Rechtswissenschaft, Europa- und Völkerrecht und Italianis-tik. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie folg-ten ein Lizenziats- und ein Promotionsstudium in Rom. Das Thema seiner Dissertation lautete: „Libyen 2011 – Eine Be-wertung der multilateralen militärischen Intervention zu hu-manitären Zwecken aus Sicht katholischer Friedensethik“. Seit 2007 war er als Priester in der Seelsorge des Bistums Osnabrück tätig.

Barbara Dreiling

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Nikon Coolpix zu gewinnen!

Gewinner des Rätsels der Ausgabe 09/15 ist:

Christian Seidler aus Euskirchen.

Wir gratulieren!

Lösungswort: LAGERFEUER

Wir verlosen eine Nikon Coolpix L31 Digitalkamera (16 Megapixel, 5-fach opt. Zoom,

HD-Video). Mit Ihrer Teilnahme sichern Sie sich eine Gewinnchance, sobald Sie uns das richtige Lösungswort mitteilen.

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ist ein Nutzfeuer, das beim Lagern im Freien an-gezündet wird. Es dient im Wesentlichen dem Er-wärmen des Körpers, dem Trocknen von Kleidung, dem Kochen von Speisen und Abkochen von Was-ser, dem Vertreiben von Insekten und Tieren, dem Signalisieren von Notsituationen sowie dem geselli-gen Zusammensein.

Die Lösung bitte bis

23. Oktober 2015an die Redaktion Kompass.

Soldat in Welt und Kirche Am Weidendamm 2

10117 Berlin

oder per E-Mail an [email protected]

(Wir bitten um eine Lieferanschrift und um freiwillige Altersangabe.)Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kurie des Katholischen Militär bischofs (Berlin) und deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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[email protected]

www.renovabis.de

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Gott hat uns seine Schöpfung anvertraut: das ist zugleich Zusage, aber auch Zumutung. Renovabis lenkt den Blick auf die im Westen relativ unbekannten oder vergessenen Umweltprobleme im Osten Europas. Um die gemeinsame Verantwortung für die Schöpfung wahrzunehmen, müssen Ost und West voneinander lernen und miteinander handeln.

In den letzten Jahren haben sich die Partner der Solidaritäts aktion Renovabis im Osten Europas immer intensiver mit Umwelt - fragen und ökologischer, schöpfungsgerechter Lebensweise auseinandergesetzt. Konkrete Projekte, zum Beispiel im Bereich des energieeffizienten Bauens und Heizens, aber auch vermehrt bei der Umweltbildung sind verwirklicht worden. Aber nicht nur Umweltprobleme prägen das Bild: Im Osten Europas gibt es noch viel unbe rührte Natur und – vor allem auf dem Land – reiches Wissen über einen nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung.

Gottes Schöpfung: uns anvertraut!Ost und West in gemeinsamer Verantwortung