Spielraum

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SpielHenryk M. Mioskowski

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SpielHenryk M. Mioskowski

R… für leidenschaftliche Intelligenz

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Henryk M. MioskowskiSpielraum... für leidenschaftliche Intelligenz1. Auflage 2017 © BusinessVillage GmbH, Göttingen

BestellnummernISBN 978-3-86980-359-3 (Druckausgabe)ISBN 978-3-86980-360-9 (E-Book, PDF)

Direktbezug unter www.BusinessVillage.de/bl/996

Bezugs- und VerlagsanschriftBusinessVillage GmbH Reinhäuser Landstraße 22 37083 GöttingenTelefon: +49 (0)5 51 20 99-1 00 Fax: +49 (0)5 51 20 99-1 05E–Mail: [email protected] Web: www.businessvillage.de

Layout und SatzSabine Kempke

Druck und Bindungwww.booksfactory.de

CopyrightvermerkDas Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung und die Einspei-cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Alle in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse und so weiter wurden von dem Autor nach bestem Wissen erstellt. Sie erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Verlages. Er übernimmt deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandene Unrichtigkeiten. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen und so weiter in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.

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Inhaltsverzeichnis | 5

InhaltsverzeichnisÜber den Autor .............................................................................. 7

Vorwort und Gebrauchsanleitung für dieses Buch ............................. 9

1. Glänzende Augen mit sechs, Frust mit elf, Burn-out mit sechzehn .......................................................................... 17

2. »Wir haben nur gespielt!« ...................................................... 29

3. Experimentelles Lernen – die wirklich Hohe Schule ................... 37

4. Leidenschaftlich scheitern – fail learning ................................. 49

5. Wofür wir lernen ..................................................................... 59

6. Vernunft frisst Leidenschaft .................................................... 71

7. Wer viel arbeitet, wird krank – ein häufiger Irrtum ................... 81

8. Ziele – Wegweiser zu den Sternen ............................................ 93

9. Wo lernen wir die Lebensfreude? ............................................ 105

10. Das LKD-Syndrom................................................................... 119

11. Die Familie ist die stärkste Gemeinschaft ............................... 131

12. Bewahrer und Saboteure ........................................................ 143

13. Zukunft erfordert Leidenschaft .............................................. 157

14. Abrechnung – Bin ich noch zu retten oder schon erwachsen? .... 171

Literaturverzeichnis .................................................................... 188

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Über den Autor | 7

Über den Autor

Henryk M. Mioskowski ist Innovationscoach, Ideentrainer und gefragter Speaker. Nach einer Kaufmannslehre und der Tätigkeit als selbstständiger Vertriebscoach leitet er heute Ideenfindungs- und Innovationsworkshops als Inhaber der InnoCademy®.

Als Sohn einer Lehrerin hinterfragte er schon in der 5. Klasse die Wirksamkeit klassischer Lernmethoden und wird als Vater zweier schulpflichtiger Kinder tagtäglich mit den Potenzial raubenden Einflüssen unseres Bildungssystems konfrontiert. Ein Umstand, der ihn inspiriert hat, Wege zu finden, wie neue Denkansätze im Bildungssystem und in der Wirtschaft den kreativen Anforde-rungen der Zukunft gerecht werden.

KontaktE-Mail [email protected] www.workshop-innovation.de www.leidenschaftliche-intelligenz.de

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Vorwort und Gebrauchsanleitung für dieses Buch

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Es freut mich, dass Sie »Spielraum für leidenschaftliche Intelligenz« auf-geschlagen haben. Die Alternative zum Lesen ist es, das Buch einfach in Ihr Regal zu stellen. Sollten Sie jedoch zu lesen beginnen, wird es von Ka-pitel zu Kapitel unbequemer und schwerer, anschließend alles beim Alten zu lassen. Es war zunächst nicht meine Absicht, ein Buch zu schreiben, das in die Komfortzonen und Glaubenssätze so vieler engagierter Parteien eingreift. Deshalb soll an dieser Stelle geschildert werden, warum es doch entstand und wie Sie es als Erwachsener persönlichkeitsverträglich konsu-mieren können.

Die SchülerperspektiveBildung und »Erziehung« haben mich selbst facetten- und kontrastreich geprägt. Geboren wurde ich 1969 als Sohn einer Lehrerin und eines Förs-ters in der Nähe von Danzig in Polen. Mein Vater hatte als drittgebore-ner Sohn seines deutschstämmigen und in die BRD übergesiedelten Vaters einen Ausreiseantrag gestellt. In Polen herrschte zu der Zeit ein kommu-nistisches Regime, das mit dem der ehemaligen DDR vergleichbar war. Mit der Willenserklärung meiner Eltern, als Staatsbedienstete das Land ver-lassen zu wollen, begann ein Spießrutenlauf, der auch für mich als Kind spürbar war. In beruflicher Konsequenz durfte meine Mutter nur politisch unbedenkliche Fächer unterrichten und mein Vater wurde entwaffnet. Die Schule lernte ich in Form eines klassischen, autoritären Unterrichtes in Schuluniform kennen. Gehorsam und Disziplin beherrschten kulturell den Schulalltag. Am Anfang meines zweiten Schuljahres durften wir über das damalige und heutige Übergangswohnheim Friedland in Niedersachsen nach Bremen übersiedeln. Mit der offiziellen Bezeichnung »Spätaussied-ler« wurde ich 1977 ein zweites Mal in die erste Klasse, nun in einer neu-en Sprache, eingeschult. Die Klassengemeinschaft bestand etwa zur Hälfte aus deutschstämmigen Kindern. Die andere Hälfte kam überwiegend aus Polen und Russland. Der Unterricht fand ausschließlich in deutscher Spra-che statt. In den ersten Monaten wurde ein zusätzlicher, zweisprachiger Förderunterricht angeboten.

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Zu Beginn des zweiten Schuljahres konnten die meisten der Spätaussied-lerkinder dem Unterricht lückenlos folgen.Zu dieser Zeit fanden meine Eltern auch Arbeit und wir konnten aus dem Familienzimmer des Bremer Aussiedlerwohnheimes in eine reguläre Woh-nung mit Kinderzimmern in einen anderen Stadtteil ziehen. Das war für meine vier Jahre jüngere Schwester und mich ein massiver Einschnitt in die gerade gelingende Integration: wieder eine neue Schule, neue Freunde, ein neues Umfeld.Rückblickend hat mir diese Zeit wertvolle Einblicke in die Kontraste der Schulsysteme ermöglicht. Auch die Konflikte und Spannungen in extrem heterogenen, interkulturellen Schulklassen mit Sprachbarrieren haben, durch Kinderaugen betrachtet, einen anderen Stellenwert als in Debatten von Politikern über Integration.In meiner weiteren Schullaufbahn fühlte ich mich wohl und sozial ange-nommen, wie man heute sagen würde. Den Sinn der Lerninhalte stellte ich trotzdem ab der fünften Klasse infrage und beendete meine Schulkarriere dank eines selbst kreierten Effizienzsystems mit einem durchschnittlichen Realschulabschluss. Das System war auch darauf ausgelegt, weitestgehend auf Hausaufgaben zu verzichten, und so ressourcenschonend, dass ich es gleich auf die Berufsschule übertrug. Das ist also die Perspektive, aus der dieses Buch entstand. Die des Schülers.Eine weitere Perspektive entwickelte sich aus der mangelnden Kompatibili-tät von meiner eingeschlagenen beruflichen Laufbahn und meiner Persön-lichkeitsstruktur, wie sich später zeigen sollte. Vorausgeschickt: Einen Versuch war dieser Ausbildungsplatz allemal wert und ich bereue nichts.Dem Einfluss meines Vaters hatte ich die Zusage für einen Ausbildungsplatz zum Bürokaufmann in einem städtischen Wohnungsbauunternehmen zu verdanken. Förderlich im Bewerbungsgespräch war natürlich der väterliche Leumund. Meine Noten auf dem Abschlusszeugnis überzeugten sicher nicht. Nach dem ersten Jahr der Sondierung war im zweiten Lehrjahr die kulturelle und philosophische Kluft offensichtlich.

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Behördenähnliche Strukturen und ich passten einfach nicht zusammen. Das Kriterium Anwesenheit und Dienstzeit als Basis für Gehaltszahlung und »Karrierestufen« hatte ich nicht verstanden. Für Mitarbeiter, die sich besonders um das Unternehmen verdient gemacht hatten, musste es noch andere Kriterien geben. Sie verließen ihren Arbeitsplatz bereits zwischen 13 und 14 Uhr, nachdem ihr Tag um neun mit einem ausgiebigen Frühstück am Schreibtisch begonnen hatte. An das störende Klingeln der Telefone währenddessen hatte man sich längst gewöhnt. Ambitionierte Auszubil-dende wurden ebenfalls zu einem gelasseneren Umgang mit telefonischen Mieteranfragen angehalten. Das blieb nicht wirkungslos. Bei vielen war monatlich eine degressive Entwicklung ihrer Dynamik und ursprünglichen Motivation zu beobachten.Flucht aus diesem System war für mich, wegen des geebneten Weges zum Personalleiter durch meinen Vater, keine Option. Also beschloss ich, mein Selbststudium in Sozialkompetenz fortzusetzen. Ich konzentrierte mich auf die zwischenmenschlichen Beziehungen zu meinen jungen Kolleginnen und Kollegen und die naheliegenden, gemütlichen Lokale im bekannten Bremer Schnoorviertel.

Die psychologische Führungskraft- und CoachperspektiveWährend dieser Orientierungsphase fand ich Freude an der Beobachtung von Menschen und ihren Verhaltensmustern. Ich begann, Klassiker zu diesem Thema von Sigmund Freud und Paul Watzlawick zu lesen und in meinem Umfeld zu experimentieren. Mit der Entdeckung dieser Leiden-schaft kam die Überlegung, sie an einer Hochschule zu vertiefen. Dagegen sprach ganz pragmatisch mein fehlendes Abitur. Außerdem blockierte mich die Vorstellung, schon wieder jahrelang für Klausuren und Prüfungen mit überschaubarem Praxisbezug zu büffeln.Also überlegte ich, wie ich die unterschiedlichsten Menschen mit viel eige-nem Handlungsspielraum praktisch studieren könnte, und bewarb mich als selbstständiger Partner im Vertrieb eines Hamburger Lebensversiche-rungsunternehmens. Das war ein Volltreffer. Jeden Tag im Wohnzimmer eines anderen Kunden. Unterschiedliche familiäre Situationen, soziale und

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finanzielle Hintergründe, Ängste und Wünsche. Später kamen Besuche bei Unternehmen und ihren Führungskräften hinzu. Es war eine extrem lehrreiche Zeit. Ich kann deshalb jedem Psychologiestudenten empfehlen, nach Möglichkeiten zu suchen, in die Wohnzimmer der unterschiedlichsten Menschen zu ziehen. Couchsurfing könnte aktuell eine weniger verpflich-tende Möglichkeit hierfür sein.Meine Studienergebnisse wollte ich unbedingt weitergeben. Die berufli-chen Rahmenbedingungen ermöglichten mir in den nächsten Jahren eine Führungs-, Coach- und Trainerausbildung.So darf ich mich seit über fünfundzwanzig Jahren beruflich mit der Psy-chologie und Entwicklung von Menschen mit den unterschiedlichsten Bildungshintergründen beschäftigen. In den letzten sechs Jahren insbe-sondere mit ihren kreativen Fähigkeiten als Innovationscoach. Das ist die jüngste Facette meines lebenslangen Studiums. Einige Schlüsselerlebnisse daraus waren Inspiration für dieses Buch.

Die Vaterperspektive2004 und 2009 wurden unsere beiden Kinder geboren. Mit meiner Frau bestand Einigkeit darüber, dass keiner seinen Beruf zugunsten einer häus-lichen Kinderbetreuung aufgeben sollte. Meine Partnerin ist in Mecklen-burg-Vorpommern geboren und aufgewachsen. Dadurch fielen Diskussionen über traditionelle Geschlechterrollen zum Glück aus.Die Kinder besuchten also beide ab ihrem zweiten Lebensjahr eine staat-liche Kindertagesstätte in einem Rostocker Vorort und unsere Tochter an-schließend eine staatliche Grundschule.Diese Zeit war für uns als Eltern so prägend, dass sie mich veranlasst hat, die Auseinandersetzung mit dem Bildungssystem zu meinem persönlichen Thema zu erklären. In der Folge habe ich begonnen, Bildung und »Erzie-hung« aus weiteren Perspektiven zu betrachten. Dazu zählten etliche Gespräche mit Lehrern und Schulleitern auf Konfe-renzen und in den Schulen, Hospitationen in Unterrichtsstunden unter-schiedlicher Schulformen, gehörte und gehaltene Vorträge und moderierte Diskussionen.

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Die Resultate sind in den Aussagen diffus. Sie haben aber gezeigt, dass die Diskussionen auf eine neue Ebene gehoben werden müssen und nicht leiser werden dürfen.Sie werden deshalb in diesem Buch nicht die einzige Wahrheit und kei-ne Patentrezepte finden. Wohl aber kritische Fragen, die zum Erinnern und Nachdenken animieren sollen. Nachdenken nicht zum Selbstzweck, sondern um Position zu beziehen, gern kontrovers. Auch wenn Sie selbst keine Kinder haben, sind Sie betroffen. Die Bildung ist Gestalterin unserer Zukunft. Beteiligen Sie sich an der Diskussion. Negative Auswirkungen der zu geringen Aufmerksamkeit für Bildung sind heute schon in allen Lebens-bereichen allgegenwärtig.

Kinder geben uns mit ihren Fragen die Chance, jeden Tag an den Missstän-den zu arbeiten. Zu oft flüchten wir uns aus Bequemlichkeit in Ausreden und Halbwahrheiten. Einige dieser Fragen kennen Sie vielleicht auch:

»Papa, warum versuchen Erwachsene Kindern die Fantasie abzuerziehen?« »Warum haben so viele Menschen schlechte Laune, wenn sie arbeiten?«»Warum müssen Menschen eigentlich arbeiten?«

Standardantworten aus dem Katalog für unbequeme und lästige Kinder-fragen sind für mich keine Option. Sätze aus Elternmündern wie: »Das ist eben so, wenn man erwachsen wird« oder »Du musst dich in der Schule besonders anstrengen, dann kannst du auch einen Beruf lernen, der dir Spaß macht«, jagen mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken.Ich wünsche mir mehr Kinder, die fragen, warum die Lehrer an ihrer Schule immer gute Ideen für die Vermittlung des Lehrstoffs haben, warum Men-schen mit Freude bis ins hohe Alter arbeiten und wie sich ihre Eltern nach einem langen Tag so gut gelaunt der Familie widmen können.

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GebrauchsanleitungDeshalb liefert dieses Buch auch Inspirationen und Tipps für kleine und größere Schritte zur Kursänderung. Dabei hat es nicht den Anspruch, wis-senschaftliche Thesen zu stützen oder sie zu widerlegen. Nicht jede elter-liche Intuition muss wissenschaftlich belegt werden.

Mir liegt auch am Herzen, dass Sie im Umgang mit dem Buch die üppig do-sierte Kritik richtig verstehen. In keiner Weise geht es darum, mangelndes Engagement von Eltern, Lehrern und Politikern anzuprangern. Sehr wohl weiß ich, wie sich viele von ihnen für das Beste unserer Kinder aufopfern. Die Kritik richtet sich an die Art und Weise, wie wir mit Spielräumen in jeder Hinsicht umgehen. Was ist heute »das Beste«? Ist es im Kontext Bildung und »Erziehung« dasselbe, was es noch vor vierzig Jahren war?Allein der Begriff »Erziehung« ist aus meiner Sicht ein Relikt aus der Zeit, als wir noch pflichtbewusste, funktionierende Abarbeiter in der wenig auto-matisierten und überwiegend patriarchalisch dominierten Welt brauchten. Deshalb werden Sie den Begriff »Erziehung« auf den folgenden Seiten in Anführungszeichen vorfinden.Positive Beispiele aus Schulen in privaten Trägerschaften stellen nicht automatisch ein Plädoyer für das System Privatschule dar. Ansätze der Re-formpädagogik sind auch an staatlichen Schulen erfolgreich oder ebenso gescheitert.Von dieser Relativierung abgesehen, soll hier bewusst der Spielraum für Provokation und Polarisierung genutzt werden. Nur starke und emotional aufgeladene Impulse können uns aus meiner Sicht zur Handlung motivie-ren. Sollten Sie sich bei einigen Passagen ertappt oder emotional berührt füh-len, ist das gut so. Vielleicht kann ich Sie auch einfach darin bestärken, Ihren Weg weiter zu gehen, auch gut so. Sehen Sie mir bitte nach, dass ich für ein besseres Leseverständnis die männliche Form von Schülern und Lehrern nutze. Selbstverständlich sind damit auch immer mit Respekt Schülerinnen und Lehrerinnen gemeint.

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Zwischen den Kapiteln finden Sie Spielraum für eigene Gedanken. Fühlen Sie sich eingeladen ihn zu nutzen. Vielleicht gelangen einige Ihrer Notizen zu mir zurück, um sie mit anderen zu teilen und neue Gespräche anzu-regen. Der letzte Teil des Buches ist der Selbstreflexion gewidmet. Vielleicht wer-den Ihnen einige Fragen dazu despektierlich erscheinen. Es ist Ihnen na-türlich freigestellt, sich trotzdem mit ihnen auseinanderzusetzen und den Nutzen einer möglichen Antwort kritisch zu prüfen.

Dieses Buch ist ein Weckruf an alle, die spüren oder wissen, dass wir unsere Kinder einer Dressur unterziehen, die hochtoxische Folgen hat. In letzter Konsequenz ist es auch die verschriftlichte Verweigerungs-haltung gegen das Erwachsenwerden.

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1. Glänzende Augen mit sechs, Frust mit elf, Burn-out mit sechzehn

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Education is not the learning of facts,but the training of the mind to think.

Albert Einstein (1879 – 1955),

theoretischer Physiker

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Der Einschulungstermin unserer Kinder ist ein Tag, den wir Eltern in bester Erinnerung behalten wollen. Damit das gelingt, bieten wir den frischen Abc-Schützen unvergessliche Events.Es werden keine Kosten und Mühen gescheut, um den neuen Lebensab-schnitt gebührend einzuläuten. Manch eine Hochzeit verblasst vor dem Prunk der Einschulungsfeier. Fotografen, Clowns, Artisten und natürlich ein Feuerwerk sollen dem Kind schließlich zeigen, wie sehr uns Erwachse-nen dieser neue Lebensabschnitt am Herzen liegt.Ganz unbewusst senden wir hiermit schon eine Botschaft, in der die Er-wartungshaltung der Eltern und der gesamten Verwandtschaft leise mit-schwingt: Es gibt keinen Zweifel daran, dass du ein guter Schüler wirst!Das ist doch nur ein ganz natürlicher Wunsch, oder?

Kinder freuen sich auf die Schule auch ohne Pyrotechnik. Denn sie haben im Gegensatz zu Erwachsenen noch die Fähigkeit, sich auf Neues zu freu-en: Neue Spielgefährten, eine neue Umgebung, neue Abenteuer und end-lich lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Die fröhliche Aufregung und der Stolz, ein Schulkind zu sein, sorgen für den unvergesslichen Glanz in den Augen unserer Schulanfänger. Unendlich begeistert werden der Schulranzen und die erste Federtasche bei den Gästen der Einschulungsfeier vorgeführt. Sie kann also beginnen, die Schulkarriere!

Die ersten Schultage sind voll aufregender, neuer Eindrücke für unsere Abc-Schützen. Die Eltern sorgen sich täglich aufs Neue um die Vollständig-keit des Schulranzens, organisieren den Schulweg und fahren die Erstkläss-ler mit dem Auto am liebsten fast in den Klassenraum.

Eine der häufigsten Fragen von Eltern ist in diesen Tagen am Nachmittag: »Na, wie war denn dein Schultag, mein Schatz?«Die Antworten fallen häufig erwartungsgemäß positiv bis überschwänglich aus. Nur selten hören wir in dieser Zeit schon Sätze wie: »Das Beste war heute die Hofpause und der Schokoladenpudding im Hort!«

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In den kommenden Tagen werden im Klassenraum neue Freundschaften ge-schlossen und Lehrer nach »nett« und »ein wenig weniger nett« in Schub-laden geordnet. »Bei unserer Lehrerin darf ich immer ausreden und dann lacht sie.« Nach dieser Aussage unseres Sohnes wussten wir um seine Zuordnung der Klas-senleiterin in die erste Kategorie.Hefte und Bücher werden in den einzelnen Fächern liebevoll eingeweiht. Lehrer und Eltern treffen sich zu den ersten Elternabenden und langsam kehrt die Tagesroutine ein.

Die erste Klasse in der Grundschule verläuft dann auch bis auf die ersten Anzeichen von Vorlieben für Deutsch, Mathe oder Sport oberflächlich un-spektakulär.Hausaufgaben gibt es wenige oder keine und die meisten Grundschulen verteilen im ersten Schuljahr keine Noten. Eine schriftliche Beurteilung drückt die Stärken und Schwächen der Schüler aus. So weit, so gut.Beim genaueren Hinsehen ist in diesem ersten Schuljahr auf subtile Art und Weise eine Menge mehr mit unseren Kindern passiert:Sie wissen bereits, dass man sich über Fehler nicht freut.Sie differenzieren stark zwischen dem Spielen und Lernen, nehmen die klare Abgrenzung ihrer alten von der neuen Welt zur Kenntnis, ohne sie zu werten und verstehen zu können.Sie haben begriffen, dass die Aufmerksamkeit der Lehrer auf ihre Ergeb-nisse gerichtet ist und es gestempelte Smileys und Bienchen für »richtig« gibt. »Falsch« ist rot unterstrichen.

Diese frühschulische Prägung bleibt nicht ohne Folgen. Als Eltern be-obachten wir bei unseren eigenen Kindern und an ihren Freunden, an Wochenenden und in den Ferien regelrechte Spielorgien. Zeit und Raum verschwinden in exzessiven, teilweise nicht altersgerechten (auf- und ab-wärts), parallelen Spielwelten. Die Art und Intensität des Spielens sendet klare Signale von Entzugs-erscheinungen.

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Mit diesem systembedingten Defizitprogramm schaffen wir einen schar-fen Kontrast zwischen Schul- und Freizeit. Verstärkt wird dieser Kontrast noch durch fröhliche Stimmen der Radiomoderatoren auf dem Schulweg im Auto, die uns am Mittwoch schon vorträllern: »Die Hälfte ist geschafft, bald ist Wochenende!«

Unsere Kinder teilen also bereits ab der Mitte der Woche die Vorfreude ihrer Eltern auf die freie Zeit. Derselbe Radiomoderator erklärt uns gleich nach dem Wochenende, der Montag sei der »schlimmste Tag in der Woche«. Das Fazit, dass bei unseren Kindern bleibt, ist:

Woche ist Lernzeit, Wochenende ist Spielzeit!

Was macht wohl mehr Spaß und wo siegt die Leidenschaft?

Mit dieser Grundhaltung, auch wenn sie einigen von Ihnen als überzogen geschildert vorkommen mag, vergeht das erste Schuljahr, so oder ähnlich. Nach den Sommerferien gehen unsere Sprösslinge nun, vom Spiel und den Urlaubseindrücken motiviert, in denselben Klassenraum. Neu ist das farbenfrohe Schild an der Tür: Klasse 2c.

Viel schneller als in der ersten Klasse meldet sich die Tagesroutine zurück. Die Schulweglogistik ist geregelt und eingespielt. Der geprägte Grundsatz: »In der Woche die Lernzeit, am Wochenende die Spielzeit« wird von nun an von Eltern und Kindern als gegeben hingenommen.Unsere Tochter hat eine klassische staatliche Grundschule besucht (den Auswüchsen des föderalen Bildungssystems möchte ich mich später noch gesondert widmen).Ab dem zweiten Schuljahr nahmen, wohlgemerkt aus der elterlichen Pers-pektive, Häufigkeit und Umfang der Hausaufgaben ein wenig zu. Im glei-chen Maße stieg der Unmut unserer Tochter, sich auch noch abends nach dem Sport mit Kopfrechnen und Wortstämmen zu beschäftigen.

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Noch vor den Herbstferien hatten die Hefte ihren letzten Hauch des Erst-benutzerstolzes geatmet und die »ordnungsgemäße Führung« derselben wurde nur durch mütterliche, extrinsische Motivationsmaßnahmen in unterschiedlicher Lautstärke gewährleistet.

Aus der heutigen Distanz kann ich als mitfühlender Vater attestieren, dass ab der Phase der Begleitung, Hilfe und Kontrolle von Hausaufgaben Eltern einen Auftrag übernehmen, auf den sie nicht vorbereitet sind. Auch sind sie ihm pädagogisch und inhaltlich häufig nicht gewachsen, sofern sie nicht zufällig Grundschullehrer sind.Diese Tatsache führt selten zur angestrebten häuslichen Harmonie und Ausgeglichenheit bei Kindern und Eltern. Ein weiterer Grund, warum Haus-aufgaben im zweiten Schuljahr immer unbeliebter wurden, ist, das sie die letzten Spielminuten innerhalb der Woche fressen. Zum Ende des Schul-jahres landete der Ranzen bei Betreten des Hausflures und der Frage nach den Hausaufgaben schon mehrfach unsanft in der Ecke. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es sich um denselben Schulranzen handelt, der vor zwei Jahren allen Verwandten und Freunden mit Stolz und glänzen-den Augen vorgeführt wurde. Spielzeug dagegen wurde bei vergleichbarem Epochenwechsel höchstens mit Nichtbeachtung gestraft. Niemals wurde es so geringschätzig in die Ecke befördert.Im dritten Schuljahr richtete sich der Fokus im frontalunterrichtsgeprägten Schulbetrieb verstärkt auf den Notenspiegel. Erschwert wurden Unterricht und Durchführung der Leistungskontrollen allerdings durch krankheitsbe-dingte Ausfälle in der Lehrerschaft. Keinesfalls will ich hier als Elternteil grundsätzlich das Lehrerengagement infrage stellen. Das klassische System Schule sieht Fehlzeiten von Lehrern einfach nicht vor. Die Begeisterung unserer Tochter an diesem System konnte auch mit Förderunterricht in Mathematik nicht entfacht werden.Alle Beteiligten taten ihr Bestes. Das reichte immerhin für eine positive Entwicklung im Lernverhalten und durchschnittliche Zensuren auf dem Zeugnis zum Ende der dritten Klasse. Die vorsichtige Hoffnung, Schule und

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Lernen könnten zu einem lebensbereichernden Spaßfaktor für die ganze Familie werden, verblasste allmählich. So verlief auch dieses Schuljahr unter der klaren Trennung zwischen Ler-nen und Spaß. Die Kluft wurde mit den immer länger währenden abend-lichen Sitzungen über den täglichen Hausaufgaben nicht schmaler. Im Gegenteil. Es entwickelte sich ein neuer Stressor im Haus, der an dem elterlichen Nervenkostüm einerseits und an dem Selbstvertrauen unserer Tochter andererseits zerrte.

Als ich die Krönung der dritten Klasse, das Zeugnis meiner Tochter, be-trachtete, kam es mir unweigerlich wie ein Déjà-vu vor. Auch in einem meiner eigenen Grundschulzeugnisse stand der Satz geschrieben: »Henryk sollte öfter seine Hausaufgaben anfertigen.«

Das warf nun große, neue Fragen und einen Hauch von Genugtuung auf. Meine Mutter war als Lehrerin pädagogisch nicht unbelastet. Es kann also doch eine andere Ursache als die elterliche Unzulänglichkeit für diese Fest-stellung geben. Dass die Einstellung zu Hausaufgaben schlicht dem Mangel an Intellekt zuzuschreiben ist, wollten Fachkräfte weder seinerzeit mir noch aktuell unserer Tochter bescheinigen. Meine liebe Mutter hat sich von unterschiedlichen Lehrern, weit über die Grundschulzeit hinaus, bei den Elternsprechtagen mit der wenig hilfreichen Bewertung »Intelligent, aber faul« konfrontieren lassen müssen.In meiner zwanzigjährigen Führungsarbeit habe ich wiederum gelernt: Es gibt keine faulen Menschen. Es gibt nur solche, die keinen Grund zur Be-wegung haben! Grund zur Bewegung heißt sinngemäß übersetzt: Motivation. Motivation scheint also eine Schlüsselrolle in dem Schuldilemma zu spielen.

Auch ich habe seinerzeit als Schüler Dinge getan, die mich stärker moti-viert haben als die Hausaufgaben: Ich habe gespielt. Und ich habe mir den Raum dafür genommen. Heute bin ich meinen Eltern für die ausgebliebe-nen Sanktionen sehr dankbar.

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