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Sprachförderung im Deutschunterricht Fachspezifische Schwerpunkte und fächerübergreifende Fragestellungen Köln, Sprache im Fach, 15.10.2011 Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

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Sprachförderung im Deutschunterricht

Fachspezifische Schwerpunkte und fächerübergreifende Fragestellungen

Köln, Sprache im Fach, 15.10.2011

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

Gliederung des Vortrags

1. Sprachförderung im Deutschunterricht

2. Die fächerübergreifende und fachspezifische Perspektive des DaZ-Mastermoduls der HU

3. Schnittstellen einer fächerübergreifenden Sprachförderung

4. Schwerpunkt 1: Diskursfunktionen

5. Schwerpunkt 2: Fachspezifisches Lesen

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

1. Sprachförderung im Deutschunterricht

• Sprache als Lerngegenstand und Lernmedium

• kompensatorische Sprachförderung

• Welche Impulse kann der Deutschunterricht für eine fachübergreifende kompensatorische Sprachförderung geben?

• im Fokus: Diskursfunktionen, fachspezifische Leseförderung

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

1. Sprachförderung im Deutschunterricht

4 Kompetenzbereiche:

1. Lesen – Umgang mit Texten und Medien

2. Schreiben – Texte verfassen und überarbeiten

3. Sprechen und Zuhören

4. Sprache und Sprachgebrauch untersuchen

• empfohlene Kooperation mit den Sachfächern

Protokoll, Beschreibung, Bericht, Argumentation

Lesestrategien, Schreibstrategien

• ‚Lesen macht stark‘ (Köller, Möller, Ramm 2009)

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

2. Fächerübergreifend und fachbezogen: das DaZ-Mastermodul der HU

• seit 2007/2008 fachspezifische Übungen zur Förderung der Zweitsprache Deutsch (vgl. Lütke 2010, Tajmel 2010)

• Kooperation von Lehrkräften der Gesellschaftswissenschaften, Naturwissenschaften, Fremdsprachen und des Faches Deutsch

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

3. Schnittstellen einer fächerübergreifenden Sprachförderung: 3.1 Methodische Vernetzung

• „Versetze dich in die Rolle des Braunschweiger Patriziers, der nach dem Aufstand von 1374 nach Lübeck geflüchtet ist. Dort wird er vor den Rat der Stadt geladen und gebeten, über die Ereignisse zu berichten.“ (Forum Geschichte 2, 126)

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

3.2 Curriculare Vernetzung

Die Schülerinnen und Schüler binden Fachsprache sachgerecht in ihre mündlichen und schriftlichen Darlegungen ein (…), beschreiben und erläutern geographische Phänomene und beschreiben verschiedene Naturkatastrophen und deren Auswirkungen. (Rahmenlehrplan Geographie, 7./8. Kl.) Sie beschreiben Vorgänge und Bilder unter der Anwendung von Fachsprache. (Rahmenlehrplan Deutsch, 7./8. Kl.) entwickeln Wortfelder, verwenden Wörterbücher, arbeiten mit

Satzbausteinen

Standardkonkretisierung Geo/Deu: Die Schülerinnen erarbeiten ein Wortfeld zum Thema ‚Naturphänomene‘. Sie benennen und beschreiben ausgehend von Bildmaterial verschiedene Phänomene. Sie formulieren in Partnerarbeit eine fachsprachliche Erklärung des Begriffs unter Anwendung von Formulierungshilfen und überarbeiten ihre Vorschläge in der Kleingruppe.

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

3.3. Gegenstandsbezogene Vernetzung Diskursfunktionen

• fachbezogener Sprachunterricht (Rösch 2008) -> sprachbezogener Fachunterricht

• fächerübergreifende Schnittstelle: Diskursfunktionen (Vollmer/Thürmann 2010)

• Formulierung sprachlicher und inhaltlicher Lernziele im Physikunterricht (Tajmel 2011)

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

Sprachhandlung Anwendungsbereiche Deutsch Anwendungsbereiche

Physik

Beschreiben Figuren, Vorgänge, Personen,

Bilder, Orte,

Machart und Wirkung von

Texten, Funktionen von

syntaktischen und semantischen

Stilmitteln, Sprechhandlungen

unter Anwendung von

Passiv/Aktiv, unter

Berücksichtigung von Vor-, Gleich-

und Nachzeitigkeit, unter

Verwendung von Satzgliedern und

Gliedsätzen

Geräte, Vorgänge,

Phänomene, Prozesse,

Prinzipien, physikalische

Größen

mit einem Diagramm

Protokoll, Bericht

Tajmel 2011

4. Forschungsfragen: Diskursfunktionen

• Wie entwickeln sich einzelne Diskursfunktionen im Längsschnitt?

• Welche Anforderungen werden im institutionellen Kontext hinsichtlich der Anwendung dieser Funktionen gestellt?

• Wie sieht eine effektive lehrerseitige Vermittlung im Deutschunterricht/im Fachunterricht aus?

• Wie wirkt sich eine fächerübergreifende Sensibilisierung dieser Art auf das professionelle Handeln aus?

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

5. Fachspezifisches Lesen

• Leitfadeninterviews mit Geschichtslehrkräften • interdisziplinäre Übungen zum Umgang mit

Lehrbuchtexen in multilingualen Lerngruppen im DaZ-Modul

• im Fokus: nicht-fiktionale lineare Lehrbuchtexte („Lehrtexte“ nach Rosebrock/Nix 2011)

• lesestrategische, texterweiternde, -ergänzende, -transformierende Verfahren (Echevarria/Short/Vogt 2006, Rösch 2005, Rosebrock/Nix 2011)

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

5. Zweitsprachspezifische Leseprobleme

• Probleme mit den Grundfertigkeiten des Lesens (Wort- und Satzidentifikation)

• geringere Wortschatzkenntnisse (Grießhaber 2008)

• Probleme beim Herstellen inferentieller Bezüge (vgl. Ehlers 2008)

• Nutzung von „Komplementärwissen“ (Grießhaber 2010)

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

5. Inhaltlich-fachliche Dimension des Lesens

Fachliches Lesen wird unterstützt durch Wissen:

• entweder über die Welt oder das Thema eines Textes,

• über die Funktion, die ein Text im Fachkontext erfüllt,

• über fachspezifische Denkweisen

• über die fachspezifische Verwendung von Sprache.

(Schoenbach, Greenleaf, Cziko und Hurwitz 2006: 51)

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

5. Zusammenfassung: Metaanalysen (Philipp 2011)

Leseverstehen wird unterstützt durch:

• der Einsatz von Textanreicherungen (Bilder, Lesehilfen, Tonträger)

• Wortschatztrainings

• Maßnahmen zur Förderung von Lesestrategien und der Fähigkeit zur Selbstregulation

• die Förderung einer fachthematischen Lesemotivation

• „dialogisch inszeniertes“ Lernen

• Lautes Denken durch Fachlehrer

• die vielfältige Kombination verschiedener Förderelemente.

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

5. Forschungsfragen: Fachspezifisches Lesen

• Wie wirkt sich eine textbezogene Wortschatzarbeit auf das Leseverstehen aus?

• Wie werden fachliche Textsorten rezipiert? • Welche Bedingungen unterstützen die Zunahme

fachspezifischer Lesekompetenz? • Worin unterscheidet sich Lesen in der Erst- und in

der Zweitsprache (Lexikon, Informationsselektion, L2-spezifische Strategien…)?

• Welches Potenzial bietet die kleinschrittige Verknüpfung von Lesen und Schreiben im Sinne eines literalen Ansatzes für den Fachunterricht?

Beate Lütke, Humboldt Universität zu Berlin

Literatur (Auswahl):

• Echevarria, Jana; Short, Deborah; Vogt, MaryEllen (2008): Making Content Comprehensible for English Learners. The SIOP Model. Boston, New York: Pearson.

• Grießhaber, Wilhelm (2010): (Fach-)Sprache im zweitsprachlichen Fachunterricht. In: Ahrenholz, B. (Hg.): Fachunterricht und Deutsch als Zweitsprache. Tübingen: Narr, 37-53.

• Köller, Olaf; Möller, Jens; Ramm, Gesa (2009): Lesen macht stark. Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung 2009. Kronshagen: Institut für Qualität an Schulen Schleswig-Holstein.

• Lütke, Beate (2010): Deutsch-als-Zweitsprache in der universitären Lehrerausbildung. Der fachintegrative Ansatz im Master of Education an der Humboldt Universität zu Berlin. In: Ahrenholz, B. (Hg.): Fachunterricht und Deutsch als Zweitsprache. Tübingen: Narr, 153-166.

• Philipp, Maik (2011): Guter Unterricht in der Domäne Schrift – was ist das? Teil 1: Inhalte, Methoden und Prinzipien einer metaanalytisch abgesicherten Lesedidaktik, www.leseforum.ch

• Rosebrock, Cornelia; Nix, Daniel (2011): Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

• Schoenbach, Ruth; Greenleaf, Cynthia; Cziko, Chrsitine; Hurwitz, Lori (2006): Lesen macht schlau. Neue Lesepraxis für weiterführende Schulen. Berlin: Cornelsen Scriptor.

• Tajmel, Tanja (2010): DaZ-Förderung im naturwissenschaftlichen Fachunterricht. In: Ahrenholz, B. (Hg.): Fachunterricht und Deutsch als Zweitsprache. Tübingen: Narr, 167-184.

• Vollmer, Helmut Johannes; Thürmann, Eike (2010): Zur Sprachlichkeit des Fachlernens. Modellierung eines Referenzrahmens für Deutsch als Zweitsprache. In: Ahrenholz, B. (Hg.): Fachunterricht und Deutsch als Zweitsprache. Tübingen: Narr, 107-132.