Stress „messen“ - gesundheitspsychologie.phil.fau.de · BiologischeStressindikatoren...

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Biologische Stressindikatoren v Herzratenvariabilität (HRV) Körperliche Veränderungen auf Belastungen lassen sich anhand der Herzratenvariabilität (HRV) messen. Denn bei gesunden Menschen ist der Herzschlag nicht gleichförmig wie ein Uhrwerk, sondern unterliegt leichten Schwankungen. So reagiert der Herzrhythmus auf unterschiedliche Einflüsse (z. B. Stress, übermäßiges Training, Infekte). Je variabler sich das Herz an Belastungen anpassen kann, umso höher fällt die HRV aus. Eine hohe Herzratenvariabilität ist damit etwas Positives, da sich der Organismus gut auf äußere Einflüsse anpassen kann. v Blut- und Speichelmarker Mithilfe spezieller Laboruntersuchungen kann zudem die chronische Stressbelastung sichtbar gemacht werden. Im Nasslabor können vor allem folgende Blut- und Speichelmarker gemessen werden: Enzyme: Alpha-Amylase wird in den Speicheldrüsen produziert und ist an der Vorverdauung von Nahrung beteiligt. Studien zeigen, dass Alpha-Amylase die Aktivierung des sympa- thischen Nervensystems widerspiegelt. Daher wird das Enzym auch als Biomarker für stressbedingte Veränderungen im Körper verwendet. Stresshormone: Cortisol, dessen Produktion durch Hormone im Gehirn reguliert wird, wird bei akuter Stressbelastung aus der Nebennierenrinde freigesetzt. Botenstoffe des Immunsystems: Zytokine (z. B. Interleukine) sind an Entzündungsreaktio- nen im Körper beteiligt und werden durch stressbedingte Veränderungen im Körper gesteuert. Sie liefern einen wichtigen Anhaltspunkt dafür, warum anhaltender Stress das Entstehen von Entzündungen fördert und zu Krankheiten führt. Psychische Stressindikatoren Stress kann auch durch das subjektive Empfinden abgebildet werden. Folgende Merkmale geben Aufschluss über das Maß der Stressbelastung und werden per Fragebogen erfasst: v Affekt: Negative Befindlichkeit und Angespanntheit treten typischerweise bei akuten oder chronischen Stressbelastungen auf. Als Maß für negativen Affekt werden zum Beispiel Nervosität, Gereiztheit und Feindseligkeit erfragt. Stress „messen“ ? ? Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie Institut für Psychologie Nägelsbachstraße 49a 91052 Erlangen Labor „Auf AEG“ Fürther Straße 248 90431 Nürnberg Wie wird die HRV gemessen? Die HRV kann mithilfe eines EKG-Geräts oder einer geeigneten Pulsuhr mit Brustgurt gemessen werden. Dabei wird der zeitliche Abstand zwischen aufeinander- folgenden Herzschlägen erfasst. Diese Daten liefern einen wichtigen Anhaltspunkt in Bezug auf die körperliche Ver- fassung und den Belastungszustand. Wie werden Enzyme, Hormone etc. gemessen? Enzyme und einige Hormone wie z. B. Cortisol lassen sich im Speichel nachweisen. Hierfür geben Probanden eine Speichelprobe in ein dafür vorgesehenes Röhrchen ab. Botenstoffe des Immun- systems können nur im Blut nachgewiesen werden. Daher ist zur Bestimmung eine Blutabnahme erforderlich. Nachdem die Proben abgegeben werden, können sie im Labor durch ein spezielles Verfah- ren ausgewertet werden. v Chronischer Stress: Anhaltende Belastungen treten in verschie- denen Lebensbereichen wie z. B. bei der Arbeit (Überlastung, Er- folgsdruck) oder im sozialen Umfeld (soziale Spannungen, feh- lende Anerkennung) auf. v Traumatische Kindheitserfahrungen: Traumatische Erlebnisse wie Missbrauch und Vernachlässigung während der Kindheit las- sen Spuren im Erwachsenenalter zurück. Erinnerungen an die Kindheit oder das elterliche Erziehungsverhalten geben Auf- schluss über chronische Stressbelastung.

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Biologische Stressindikatoren

vHerzratenvariabilität (HRV)

Körperliche Veränderungen auf Belastungen lassen sich anhand der Herzratenvariabilität (HRV)messen. Denn bei gesunden Menschen ist der Herzschlag nicht gleichförmig wie ein Uhrwerk,sondern unterliegt leichten Schwankungen. So reagiert der Herzrhythmus auf unterschiedlicheEinflüsse (z. B. Stress, übermäßiges Training, Infekte). Je variabler sich das Herz an Belastungenanpassen kann, umso höher fällt die HRV aus. Eine hohe Herzratenvariabilität ist damit etwasPositives, da sich der Organismus gut auf äußere Einflüsse anpassen kann.

vBlut- und Speichelmarker

Mithilfe spezieller Laboruntersuchungen kann zudem die chronische Stressbelastung sichtbargemacht werden. Im Nasslabor können vor allem folgende Blut- und Speichelmarker gemessenwerden:

• Enzyme: Alpha-Amylase wird in den Speicheldrüsen produziert und ist an der Vorverdauungvon Nahrung beteiligt. Studien zeigen, dass Alpha-Amylase die Aktivierung des sympa-thischen Nervensystems widerspiegelt. Daher wird das Enzym auch als Biomarker fürstressbedingte Veränderungen im Körper verwendet.

• Stresshormone: Cortisol, dessen Produktion durch Hormone im Gehirn reguliert wird, wirdbei akuter Stressbelastung aus der Nebennierenrinde freigesetzt.

• Botenstoffe des Immunsystems: Zytokine (z. B. Interleukine) sind an Entzündungsreaktio-nen im Körper beteiligt und werden durch stressbedingte Veränderungen im Körpergesteuert. Sie liefern einen wichtigen Anhaltspunkt dafür, warum anhaltender Stress dasEntstehen von Entzündungen fördert und zu Krankheiten führt.

Psychische Stressindikatoren

Stress kann auch durch das subjektive Empfinden abgebildet werden. Folgende Merkmale gebenAufschluss über das Maß der Stressbelastung und werden per Fragebogen erfasst:

v Affekt: Negative Befindlichkeit und Angespanntheit treten typischerweise bei akuten oderchronischen Stressbelastungen auf. Als Maß für negativen Affekt werden zum Beispiel Nervosität,Gereiztheit und Feindseligkeit erfragt.

Stress „messen“

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Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie

Institut für PsychologieNägelsbachstraße 49a

91052 Erlangen

Labor „Auf AEG“Fürther Straße 248

90431 Nürnberg

Wie wird die HRV gemessen?

Die HRV kann mithilfe eines EKG-Geräts oder einergeeigneten Pulsuhr mit Brustgurt gemessen werden.Dabei wird der zeitliche Abstand zwischen aufeinander-folgenden Herzschlägen erfasst. Diese Daten liefern einenwichtigen Anhaltspunkt in Bezug auf die körperliche Ver-fassung und den Belastungszustand.

Wie werden Enzyme, Hormone etc. gemessen?

Enzyme und einige Hormone wie z. B. Cortisol lassen sich imSpeichel nachweisen. Hierfür geben Probanden eine Speichelprobein ein dafür vorgesehenes Röhrchen ab. Botenstoffe des Immun-systems können nur im Blut nachgewiesen werden. Daher ist zurBestimmung eine Blutabnahme erforderlich. Nachdem die Probenabgegeben werden, können sie im Labor durch ein spezielles Verfah-ren ausgewertet werden.

v Chronischer Stress: Anhaltende Belastungen treten in verschie-denen Lebensbereichen wie z. B. bei der Arbeit (Überlastung, Er-folgsdruck) oder im sozialen Umfeld (soziale Spannungen, feh-lende Anerkennung) auf.

v Traumatische Kindheitserfahrungen: Traumatische Erlebnissewie Missbrauch und Vernachlässigung während der Kindheit las-sen Spuren im Erwachsenenalter zurück. Erinnerungen an dieKindheit oder das elterliche Erziehungsverhalten geben Auf-schluss über chronische Stressbelastung.