Studie - Warum Die Griechen Mit Deutsch Weniger Schulden Hätten - FAZ

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Warum die Griechen mit Deutsch wenigerSchulden htten16.03.2012 Rehabilitation fr die viel gescholtenen Griechen. Laut einer Yale-Studielsst sich ihre Schuldenmentalitt mit der gesprochenen Sprache erklren. MitDeutsch als Landessprache wre das anders.

Von JRGEN BTTNER

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I n den vergangenen Monaten wurde viel darber gertselt, warum die Griechen soeinen groen Schuldenberg aufgebaut haben. Um das zu erklren, wurden diegewieftesten volkswirtschaftlichen Theorien aufgestellt. Einige davon klangen auch

durchaus stichhaltig. Aber mglicherweise ist alles viel einfacher zu erklren als bisher

gedacht.

Zumindest legt diesen Schluss eine Studie von Volkswirt Keith Chen von der Yale

School of Management nahe. Denn darin zeigt er unter dem Originaltitel The Effect of

Language on Economic Behavior: Evidence from Savings Rates, Health Behaviors, and

Retirement Assets, wie stark offenbar letztlich das wirtschaftliche Verhalten inklusive

Sparraten und Vermgensaufbau von der jeweiligen Landessprache bestimmt werden.

Unterscheidung zwischen Gegenwart und Zukunft

Der Ausgangsgedanke, auf der die Studie basiert, ist dabei sehr einfach. Und zwar ist

die Grundlage die Tatsache, dass Sprachen grundstzlich in zwei Gruppen eingeteilt

werden knnen. Die eine Gruppe unterscheidet dabei deutlich zwischen Gegenwart und

Zukunft, whrend bei der anderen Gruppe der bergang flieender ist. So kann im

Deutschen auch gesagt werden, Morgen scheint die Sonne, im Englischen wird

dagegen in der Regel klar zwischen der Gegenwart (die Sonne scheint jetzt") und der

Zukunft ("Morgen wird die Sonne scheinen") unterschieden.

DPABestimmt die Sprache den Umgang mit Geld?

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1 von 4 03.01.2014 20:31

hnlich wie Deutsch sind hinsichtlich der sprachlichen Zukunftsbildung brigens unter

anderem Chinesisch und etliche skandinavische Sprachen strukturiert. Dem Englischen

hneln neben Franzsisch auch Portugiesisch, Italienisch, Irisch, Griechisch und

Spanisch, was somit interessanterweise alle krisengebeutelten PIIGS-Staaten umfasst.

Wer sprachlich weniger trennt, spart mehr

Angesichts dieser Unterschiede fragte sich Chen, ob die letztgenannte Sprachgruppe

mit einer klaren Trennung zwischen Heute und Morgen unter wirtschaftlichen

Aspekten nicht auch den kurzfristigen Ertrag hher gewichten als den langfristigen

Ertrag. Das war in hchstem Mae der Fall. Sprachmuster knnen die Denkmuster

und die Handlungsmuster beeinflussen, so Chen.

Und Daniel Casasanto von der Yale New School for Social Research ergnzt: Es gibt

nun eine Menge Beweise dafr, dass Menschen mit unterschiedlicher Sprache auch

unterschiedlich denken. Oft handelt es sich dabei nicht um kulturelle Unterschiede,

sondern es ist die Sprache, die das Denken der Leute verndert.

Chen ist deshalb davon berzeugt, dass Menschen mit einem mehr flieenden

Gebrauch von Gegenwart und Zukunft mehr Sparen, weniger Rauchen, sportlich

aktiver sind und sich allgemein aktiver auf die Zukunft vorbereiten. Wer umgekehrt

agiere und etwa weniger spare, kommuniziere und denke dagegen vermutlich mit einer

klaren sprachlichen Differenzierung zwischen Gegenwart und Zukunft.

Dazu passt auch das Ergebnis aus dem Arbeitspapier, dass die Menschen in Lndern, in

denen der sprachliche bergang flieend ist und bei denen sonst andere demografische

Kriterien bereinstimmen, im Schnitt 170.000 Euro mehr auf der hohen Kante haben

und es jedes Jahr 30 Prozent wahrscheinlicher ist, dass sie finanziell etwas zurcklegen.

Ergnzt wird das zudem auch durch Ergebnisse auf gesundheitlicher Ebene. Demnach

sind Menschen, die eine stark zukunftsbezogene Sprache sprechen, zum Zeitpunkt des

Ruhestandes frher 24 Prozent seltener starke Raucher gewesen und es ist 29 Prozent

wahrscheinlicher, dass sie regelmig Sport treiben sowie 13 Prozent weniger

HTTP://FACULTY.SOM.YALE.EDU/KEITHCHEN, ROBERT A.LISAK, 2004

Glaubt an die konomische Macht der Sprache:

Keith Chen, Volkswirt an der Yale School of

Management

M. KEITH CHEN, YALE UNIVERSITY, SCHOOL OFMANAGEMENT AND COWLES FOUNDATION

OECD-Sparraten von 1985-2010


Sprachen unterschieden nach hohem und

niedrigem Zukunftsbezug


2 von 4 03.01.2014 20:31

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wahrscheinlich, dass sie fettleibig sind.

Sprache prgt das Denken und Handeln

Auf Basis der Studienresultate knnte man fast schon ketzerisch zu dem Schluss

kommen, dass mit Deutsch, Finnisch oder Koreanisch anstatt mit Griechisch,

Italienisch oder Englisch weniger Schulden gemacht wrden (siehe Link mit einer Liste,

welche Sprache zu welcher Gruppe gehrt). Allerdings sind die Studien zu diesem

Thema lngst noch nicht abgeschlossen. So muss noch genau geklrt werden, was nun

berhaupt Ursache und Wirkung ist und wie wissenschaftlich belastbar die gefundenen

Korrelationen wirklich sind. Auch beruhen selbstverstndlich viele unterschiedliche

Verhaltensweisen wie etwa beim Sparen auch auf anderen wichtigen Einflussfaktoren.

Wer aber hufiger in einer anderen Sprache als der Muttersprache kommuniziert, der

wird vermutlich schon selbst festgestellt haben, dass damit dann teilweise anders als

blicherweise gesprochen und gedacht wird. Das deckt sich wiederum mit den von

Linguisten schon frher gemachten Erkenntnissen, wonach die Sprache auch unsere

Wahrnehmung von Farben oder von sozialem Status und Hierarchien prgt.

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Und das passt auch zu dem von Chen ermittelten Resultat, nach dem sich die

aufgezeigten Unterschiede sogar zwischen Menschen in den gleichen Lndern mit

vergleichbaren demografischen Strukturen, aber einer unterschiedlichen Sprache

erkennen lassen. Wenn die Sprache aber tatschlich so einen groen Einfluss auf das

Verhalten und Denken der Menschen haben sollte, dann wirft das die Frage auf, wie

gro die daraus resultierende Brde fr ein langfristig noch strkeres

Zusammensachsen der EU ist.

Quelle: @JB

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