Studien belegen: Enzymtherapie ist erfolgreich bei Arthrose

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Studien belegen: Enzymtherapie ist erfolgreich bei Arthrose Wenn Arthroseptienten über 65 Jahre alt sind, Vorerkrankungen – besonders gastroenterologischer Art – haben, Gluko- kortikoide, Gerinnungshemmer oder selek- tive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer einnehmen, ist Vorsicht geboten. Bei ihnen könne die Schmerztherapie mit nicht steroi- dalen Antirheumatika (NSAR) ein Risiko be- deuten, betonte Prof. Dr. Rainer Wiegand, Praxis für internistisch-rheumatologisch- immunologische Medizin aus Frankfurt am Main. Wie kontrollierte Studien zeigen, eignen sich proteolytische Enzyme bei der Artho- sebehandlung als Alternative zu NSAR. Dies sagte PD Dr. Michael Überall, niedergelasse- ner Arzt für spezielle Schmerztherapie, Nürnberg. Beispielsweise war in einer ran- domisierten, doppelblinden und prospek- tiven Studie bei 63 Patienten mit aktivierter Gonarthrose die 21-tägige orale Therapie mit Phlogenzym® ebenso effektiv wie die Behandlung mit dem NSAR Diclofenac [Singer F et al., Int J Immunotherapy 2001; 17(2/3/4: 135-41]. Der mittlere Wert des Le- quesne-Index nach siebenwöchiger Be- handlung verringerte sich in der Enzym- gruppe von 15,48 auf 9,81 und in der NSAR-Gruppe von 15,81 auf 10,83. In einer weiteren doppelblinden und ran- domisierten Studie wurde die Enzymthera- pie mit Phlogenzym® im Verglich zu Diclofe- nac bei 90 Patienten mit schmerzhafter Coxarthrose bewertet [Klein G et al., Clinical and Experimental Rheumatology 2006; 24: 25-30]. Die Studie ergab nach sechs Behand- lungswochen eine signifikante Nichtunter- legenheit der Enzyme gegenüber NSAR. Überall kam aufgrund der Analyse verschie- dener Studiendaten zu dem Schluss, dass Enzymepräparate wie Phlogenzym® und Wobenzym® vergleichbar gut wirken wie Tagesdosen von 150 mg Diclofenac. Der Schmerztherapeut erachtet es als Problem, dass derzeit keine Enzymverordnung zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen möglich ist. Dr. Ralph Hausmann Seminar „Arthrosebehandlung 2013: Nutzen- Risiko-Analyse von NSAR und proteolytischen Enzymen“, Frankfurt/M., 7. März 2013; Veranstalter: Mucos Pharma Osteoporose-Patienten werden in Deutschland mangelhaft versorgt Bei den osteoporosebedingten Fraktur- raten belegt Deutschland im europäischen Vergleich den unrühmlichen Spitzenplatz (Abb.). Dies betonte Prof. Matthias Schieker, Klinisches Osteologisches Schwerpunktzen- trum DVO der LMU München. Einer Studie von Ström O et al. zufolge erlitten 2010 Os- teoporose-Patienten 730.000 neue Faktu- ren, davon circa 130.000 an der Hüfte, 105.000 an der Wirbelsäule und 120.000 am Radius [Arch Osteoporos 2011; 6: 59–155]. Aber nur etwa 25% der behandlungsbe- dürftigen Osteoporose-Patienten erhalten eine adäquate medikamentöse Therapie, wie die Autoren herausfanden. Dabei verfüge Deutschland über die ent- sprechende Infrastruktur zur optimalen Be- handlung der Osteoporose, erklärte Dr. med. Hermann Schwarz, Facharzt für Orthopädie, Physiotherapie und Präsident der Orthopä- dischen Gesellschaft für Osteologie (OGO). Noch 2013 soll eine überarbeitete Version der S3-Osteoporose-Leitlinie des Dachver- bandes Osteologie (DVO) e. V. erscheinen, in der die absoluten Risikoschwellen stringen- ter definiert werden. Die Reihe der Osteopo- rosemedikamente bereichere der RANK- Ligand-Inhibitor Denosumab (Prolia®), der im Gegensatz zu den traditionellen Bisphos- phonaten auf allen Stufen der Osteoklasten- differenzierung wirke, betonte Schwarz. Als Vorteile hob der Orthopäde den Effekt des monoklonalen Antikörpers sowohl im trabe- kulären als auch im kortikalen Knochen hervor, die Eignung auch für niereninsuffizi- ente Patienten und die verbesserte Therapie- adhärenz aufgrund der nur halbjährlichen Verabreichung als subkutane Injektion. Mit ihrer Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“ wollen die Pharmafirmen Amgen und GlaxoSmithKline das Bewusstsein für die Osteoporose schärfen (www.osteopo- rose.de). Die Aktion unterstützt eine lü- ckenlose Osteoporose-Abklärung aller Frauen ab 70 Jahren, die konsequente Risi- kotestung bei Frauen ab 50 und eine effizi- ente medikamentöse Therapie bei entspre- chender Diagnose. Wolfgang Zimmermann Frühlingsforum Osteoporose, Meet the Expert „Der Knochen in der Wissenschaft – gestern, heute und morgen“; München 12.April 2013; Veranstalter: Amgen/GlaxoSmithKline Anzahl Frakturen D GB I F E D = Deutschland GB = Großbritannien I = Italien F = Frankreich E = Spanien Hüftfraktur vertebrale Fraktur Unterarmfraktur „andere” Fraktur Gesamt 500.000 450.000 400.000 350.000 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 50.000 0 Abb.: Frakturraten 2010 bei Frauen über 50 Jahren (modifiziert nach Ström O et al. Arch Osteoporos 2011; 6: 59–155) 60 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2013; 16 (4) Pharmaforum

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Studien belegen: Enzymtherapie ist erfolgreich bei Arthrose

— Wenn Arthroseptienten über 65 Jahre alt sind, Vorerkrankungen – besonders gastroenterologischer Art – haben, Gluko-kortikoide, Gerinnungshemmer oder selek-tive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer einnehmen, ist Vorsicht geboten. Bei ihnen könne die Schmerztherapie mit nicht steroi- dalen Antirheumatika (NSAR) ein Risiko be-deuten, betonte Prof. Dr. Rainer Wiegand, Praxis für internistisch-rheumatologisch- immunologische Medizin aus Frankfurt am Main. Wie kontrollierte Studien zeigen, eignen sich proteolytische Enzyme bei der Artho-sebehandlung als Alternative zu NSAR. Dies sagte PD Dr. Michael Überall, niedergelasse-ner Arzt für spezielle Schmerztherapie,

Nürnberg. Beispielsweise war in einer ran-domisierten, doppelblinden und prospek-tiven Studie bei 63 Patienten mit aktivierter Gonarthrose die 21-tägige orale Therapie mit Phlogenzym® ebenso e�ektiv wie die Behandlung mit dem NSAR Diclofenac [Singer F et al., Int J Immunotherapy 2001; 17(2/3/4: 135-41]. Der mittlere Wert des Le-quesne-Index nach siebenwöchiger Be-handlung verringerte sich in der Enzym-gruppe von 15,48 auf 9,81 und in der NSAR-Gruppe von 15,81 auf 10,83. In einer weiteren doppelblinden und ran-domisierten Studie wurde die Enzymthera-pie mit Phlogenzym® im Verglich zu Diclofe-nac bei 90 Patienten mit schmerzhafter Coxarthrose bewertet [Klein G et al., Clinical

and Experimental Rheumatology 2006; 24: 25-30]. Die Studie ergab nach sechs Behand-lungswochen eine signi�kante Nichtunter-legenheit der Enzyme gegenüber NSAR. Überall kam aufgrund der Analyse verschie-dener Studiendaten zu dem Schluss, dass Enzymepräparate wie Phlogenzym® und Wobenzym® vergleichbar gut wirken wie Tagesdosen von 150 mg Diclofenac. Der Schmerztherapeut erachtet es als Problem, dass derzeit keine Enzymverordnung zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen möglich ist. Dr. Ralph Hausmann

Seminar „Arthrosebehandlung 2013: Nutzen- Risiko-Analyse von NSAR und proteolytischen Enzymen“, Frankfurt/M., 7. März 2013; Veranstalter: Mucos Pharma

Osteoporose-Patienten werden in Deutschland mangelhaft versorgt — Bei den osteoporosebedingten Fraktur-

raten belegt Deutschland im europäischen Vergleich den unrühmlichen Spitzenplatz (Abb.). Dies betonte Prof. Matthias Schieker, Klinisches Osteologisches Schwerpunktzen-trum DVO der LMU München. Einer Studie von Ström O et al. zufolge erlitten 2010 Os-teoporose-Patienten 730.000 neue Faktu-ren, davon circa 130.000 an der Hüfte, 105.000 an der Wirbelsäule und 120.000 am Radius [Arch Osteoporos 2011; 6: 59–155]. Aber nur etwa 25% der behandlungsbe-dürftigen Osteoporose-Patienten erhalten eine adäquate medikamentöse Therapie, wie die Autoren herausfanden. Dabei verfüge Deutschland über die ent-sprechende Infrastruktur zur optimalen Be-handlung der Osteoporose, erklärte Dr. med. Hermann Schwarz, Facharzt für Orthopädie, Physiotherapie und Präsident der Orthopä-dischen Gesellschaft für Osteologie (OGO). Noch 2013 soll eine überarbeitete Version der S3-Osteoporose-Leitlinie des Dachver-bandes Osteologie (DVO) e. V. erscheinen, in der die absoluten Risikoschwellen stringen-ter de�niert werden. Die Reihe der Osteopo-rosemedikamente bereichere der RANK- Ligand-Inhibitor Denosumab (Prolia®), der im Gegensatz zu den traditionellen Bisphos-phonaten auf allen Stufen der Osteoklasten-di�erenzierung wirke, betonte Schwarz. Als Vorteile hob der Orthopäde den E�ekt des

monoklonalen Antikörpers sowohl im trabe-kulären als auch im kortikalen Knochen hervor, die Eignung auch für niereninsu�zi-ente Patienten und die verbesserte Therapie-adhärenz aufgrund der nur halbjährlichen Verabreichung als subkutane Injektion. Mit ihrer Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“ wollen die Pharma�rmen Amgen und GlaxoSmithKline das Bewusstsein für die Osteoporose schärfen (www.osteopo-

rose.de). Die Aktion unterstützt eine lü-ckenlose Osteoporose-Abklärung aller Frauen ab 70 Jahren, die konsequente Risi-kotestung bei Frauen ab 50 und eine e�zi-ente medikamentöse Therapie bei entspre-chender Diagnose. Wolfgang Zimmermann

Frühlingsforum Osteoporose, Meet the Expert „Der Knochen in der Wissenschaft – gestern,

heute und morgen“; München 12.April 2013; Veranstalter: Amgen/GlaxoSmithKline

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D = Deutschland

GB = Großbritannien

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F = Frankreich

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Hüftfraktur vertebrale Fraktur Unterarmfraktur „andere” Fraktur Gesamt500.000

450.000

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Abb.: Frakturraten 2010 bei Frauen über 50 Jahren (modi�ziert nach Ström O et al. Arch Osteoporos 2011; 6: 59–155)

60 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2013; 16 (4)

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