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SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE

SWR2 Musikstunde

„Musik und Jura“ (5)

Ewige Gerechtigkeit! Das (jüngste)

Gericht.

Von Sabine Weber

Sendung: Freitag, 17. April 2015 9.05 – 10.00 Uhr

Redaktion: Ulla Zierau

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Musikstunde mit Sabine Weber

MUSIK UND JURA (5)

Ewige Gerechtigkeit! Das (jüngste) Gericht.

Signet: SWR2 Musikstunde

MODERATION

Heute naht der ewige Richter. Der Tag des Gerichts ist in den SWR2

Musikstunden angebrochen. Was sonst könnte die juristische Angelegenheit in

der Musik diese Woche krönen und beschließen. Ich bin Sabine Weber und

eröffne die Verhandlung!

Titelmusik kurz

MODERATION

„Deshalb hat er für das gesamte Erdenrund einen Gerichtstag angesetzt, ein

gar gewaltiges Gericht; dieses müssen wir fürchten!“ Schon im 9. Jahrhundert

macht sich der Mönch Ottfried von Weißenburg furchterregende Gedanken

über den letzten Tag der Menschheit. Seine Verse De die ludicii – vom

Gerichtstag – dürften mit das erste Zeugnis einer musikalischen

Weltengerichtsdarstellung sein. Mönch Ottfried aus dem Elsass gilt auch als

der erste deutsche Dichter. So Benjamin Bagby, Spezialist für mittelalterliche

Musik und Überlieferung. Ottfrieds Vision verrät auch einiges über die

karolingischen Gebräuche der Rechtsprechung. „Glücklich die Menschen bei

diesem Gerichtstag, die da trotz allem ganz unbesorgt sein können in Bezug

auf ihre Taten, gegen die in dieser Stunde nichts Schwerwiegendes

vorgebracht werden kann, denen sich auf diese Weise noch Verteidigungs-

und Rettungsmöglichkeit eröffnet.“ So lautet der Refrain. Als eindrückliche

Mahnung wird er mehrmals wiederholt.

Und wenn Benjamin Bagby zu seiner gotischen Harfe greift und mit Ottfrieds

Worten droht. Beispielsweise wenn er vom Himmel erzählt, den ein zorniger

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Gott wie ein Buch zusammenklappt, da kann man sich gut vorstellen, wie

damalige Zuhörer vor Angst zusammengefahren sind.

1) Länge: bis 6'28 LC 05068 461RAUMKLANG RK 2803

Ottfried von Weissenburg, Warnung vor dem Weltenende De die ludicii

Benjamin Bagby, Gesang und gotische Harfe, Norbert Rodenkirchen,

mittelalterliche Flöten

MODERATION

… Schaurige Unterhaltung und besser als Fernsehen. Eine mittelalterliche

Warnung vor dem Weltenende aus der Feder des Elsässer Mönches Ottfried

von Weißenburg. Entdeckt hat sie Benjamin Bagby (im Codes Palatinus.

Lat.52) und für diesen Vortrag rekonstruiert.

Seit 38 Jahren beschäftigt sich Benjamin Bagby und das von ihm gegründete

Ensemble Sequentia mit Musik des Mittelalters und auch mit dem

musikalischen Vortrag epischer Quellen. Begleitet hat er sich selbst auf einer

gotischen Harfe. Norbert Rodenkirchen hat noch Klänge einer

mittelalterlichen Flöte beigesteuert.

In der heutigen SWR2 Musikstunde naht der ewige Richter.

Das jüngste Gericht hat Musiker seit frühesten Zeiten beschäftigt. Denn mit

mächtigen Klängen wird der ewige Richter angekündigt. „Er steigt mit

Feldgeschrei vom Himmel. Begleitet von der Stimme des Erzengels und von

Posaunen.“ So Paulus über diesen Gerichtstag im 1. Thessaloniker Brief. An

anderer Stelle sind es Trompeten, die den Weltenrichter ankündigen

(Römerbrief 15. Kp). Das scheint Georg Philipp Telemann ernstgenommen zu

haben bei seinem musikalischen Weltgerichts-Oratorium. Die Einleitung zu

dem Oratorium Der Tag des Gerichts ist allerdings auch von einer gewissen

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französischen Eleganz geprägt – im Stile einer französischen Ouvertüre...

2) Länge: 2'48 LC8748 CAPRICCIO 10413

Georg Philipp Telemann, Einleitung aus Der Tag des Gerichts

Das Kleine Konzert, Hermann Max (LTG)

MODERATION

Das Kleine Konzert unter Hermann Max mit der Einleitung aus dem Tag des

Gerichts von Georg Philipp Telemann. 80jährig und 5 Jahre vor seinem Tod

hat er das Oratorium fertiggestellt. Und hat sich wohl selbst über die Frage

Gedanken gemacht, wie Gott auf seinem Thron den Menschen und ihm

beim Jüngsten Gerichts begegnen würde. Mit ausreichend Charme,

hoffentlich! Zwar haben eben die Trompeten Signale gegeben. Aber wo war

die Gewalt des Richters, der, wie im ersten Stück dieser Sendung bereits

erzählt, den Himmel mit einem Schlag wie ein Buch zuklappt? „Musik“, davon

war man in der Barockzeit nämlich überzeugt, „ziehe selbst den Gottlosen

zum Tempel.“ Mit heftig durchdringenden Klängen traktiert, könne einem

unheiligen Menschen ein strafender Gott nahegebracht werden. Und er wird

sich bekehren!

Die Macht des Richters müsste dann aber vielleicht eher so klingen, wie das

Telemanns Zeitgenosse Georg Friedrich Händel in der folgenden Musik

ausprobiert hat. Erst wiegt er die Zuhörer in entspannter Harmlosigkeit. Dann

bricht der Richter mit Chorgewalt über das Publikum ein ...

3) Länge: 5'20 LC00113437 ARCHIVPRODUKTION 410030-2

Georg Friedrich Händel, Zadok the Priest HWV 258

The English Concert, Simon Preston (LTG)

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MODERATION

Mit Pauken, Trompeten und Chorgesang. So mag der Weltenrichter

angekündigt werden. In dieser Krönungshymne von Georg Friedrich Händel ist

es allerdings Zadok, ein alttestamentarischer Priester, der auftritt. Komponiert

hat Händel diese Krönungshymne für Georg den Zweiten aus Hannover. Am

11. Oktober 1727 wird er in der Westminster Abbey zum englischen König

gekrönt. Und da liefert Zadok einen symbolträchtigen Beistand. Denn dieser

Priester hat niemand geringeres zum König gesalbt als Salomo. Salomo gilt als

das Urbild des weisen Königs und Richters. Ein Vorbild für jeden König!

Bereits im 6. vorchristlichen Jahrhundert ist die Erza hlung von dem berühmten

Salomonischen Urteil im alttestamentarischen Buch der Könige aufgezeichnet

worden. In einem Traum verspricht Gott Salomo Weisheit. Die Fa higkeit,

Menschen in ihrem Wesen zu durchschauen und Recht von Unrecht zu

unterscheiden. Das wendet Salomo in der berühmten Gerichtsverhandlung

dann an. Zwei Mütter streiten sich um ein Kind. Als Salomo dann beiden eine

Hälfte des Kindes verspricht und sein Schwert zückt, verrät sich die wahre

Mutter. Damit ihr Kind überlebt, verzichtet sie lieber.

Einige Male ist diese berühmte Gerichtsszene vertont worden. Zwei

Vertonungen stelle ich in der heutigen SWR2 Musikstunde vor. Die erste

stammt von Marc Antoine Charpentier. Der Maître de musique in der an das

Parlament angrenzenden Sainte-Chapelle in Paris verarbeitet diesen

berühmten Gerichtsprozess 1702 für eine Messe. Mit der sogenannten Messe

rouge du Palais wurden im November die Staatsgerichte in Paris feierlich

eröffnet. Die tagten gleich neben an. Die roten Roben der Richter haben

dieser Messe den Namen gegeben. Charpentier verarbeitet in seiner Messe

rouge das Judicium Salomonis als mahnendes Beispiel für die Richter!

Nach der Gerichtsszene, in die wir gleich einsteigen, gibt es ein

Ermahnungstrio. „Ihr Würdenträger im Purpurgewande,“ heißt es da, „denkt

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daran, von oben ist es euch gegeben, dass ihr mit stets gleich bleibendem

Bestreben jedem sein Recht zu verschaffen sucht!“ Urteile sollen vorbildlich

leuchten wie die Mittagssonne. Und ein Chor lässt die Gerechtigkeit

aufleuchten. Mit einer Chorfuge werden die Richter dann entlassen. Doch erst

liefern sich falsche und wahre Mutter in der Gerichtsverhandlung

Beschuldigungsduette. Für die falsche Mutter sieht Charpentier übrigens einen

Falsettisten vor, also eine unüberhörbar falsche Frauenstimme!

Salomo strahlt begleitet vom Orgelpositiv Ruhe und Besonnenheit aus.

4) Länge: 7'42 LC07873 VIRGIN CLASSIC 3592942

Marc-Antoine Charpentier, Ausschnitte aus Judicium Salomonis H422

Ana Quintans, Sopran, Marc Molomot, Countertenor, Paul Agnew, Tenor, Les

Arts Florissants, William Christie (LTG)

MODERATION

Ein Schnelldurchgang durch die biblische Gerichtsverhandlung Salomos hier

vertont von Marc-Antoine Charpentier. Mit den Solisten Ana Quintans, Marc

Molomot und Paul Agnew begleitet vom Chor und Orchester Les Arts

Florissants unter William Christie.

In der Messe rouge – in einer Messe für die Richter in roten Roben ist das

Judicium Salomonis am 11. November 1702 in der Sainte-Chapelle in Paris

uraufgeführt worden.

Auch Georg Friedrich Händel hat den berühmten biblischen Prozess vertont.

Wer wahre, wer falsche Mutter ist, lässt er anders als Charpentier erst einmal

offen. Er spricht nur von Frau Nummer 1 und 2. Sie verraten sich aber schnell

durch ihre emotionale Ausdruckskraft. Die eine hat eine mütterliche ruhige

Stimme. Die zweite ist forsch und mit Koloratura fast aggressiv. Alle Partien

liegen hoch wie das damals bei der in London geschätzten italienischen Oper

üblich war. Auch Salomo ist ein Mezzopartie. Und hier mit von der Partie. Im

Terzett, das die Verhandlung eröffnet:

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5) Länge: 5'48 EIGENPROD WDR

Georg Friedrich Händel, Terzett aus 2. Akt Salomo HWV 67

Carolyn Watkinson, Salomo, Mezzosopran, Joan Roadgers, 1. Frau, Sopran,

Della Joans, 2. Frau, Mezzosopran, Monteverdi Choir, English Baroque Soloist,

John Eliot Gardiner (LTG)

MODERATION

„Then be just and fear the laws.“ Sei gerecht und fürchte das Gesetz! Das

Terzett aus dem 2. Akt von Georg Friedrich Händels Oratorium Salomo. Doch

wie soll Salomo – ebenfalls eine Sopranpartie - nach dem Vortrag der beiden

Frauen wissen, wer die rechte Mutter ist? Die Lage ist vertrackt. Salomo greift

auf den berühmten Trick zurück, vorzugeben, das Kind gerecht teilen zu

wollen, aber damit zu töten.

Darauf lässt Händel die erste Mutter so reagieren:

6 Länge: 1'08 EIGENPROD WDR

Della Joans, Mezzosopran

MODERATION

Mit einem Allegro – fast freudig – reagiert die eine Frau. „Ach wie bist du

gerecht, König!“ Schwärmt sie fröhlich. Würde so eine Mutter reagieren, deren

Kind mit dem Schwert gleich zerteilt werden soll?

So reagiert die andere Frau:

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7) Länge: 1'30 EIGENPROD WDR

Joan Roadgers, Sopran

MODERATION

„Könnte ich mein Kind geteilt durch ein Schwert ertragen? Halt deine

Schwerthand zurück! Gebt es der anderen, aber verschont mein Kind...“ Die

wahre Mutter verrät sich auch musikalisch. In Georg Friedrich Händels

Oratorium Salomo mit schmerzlichen Tönen, die ihr Leid bei der Vorstellung, ihr

Kind von einem Schwert zerteilt zu sehen, unterstreicht. Der Urteilsspruch

Salomos wird mit einem Chor gefeiert, der diese Gerichtsszene beschließt.

8) Länge: 2'41 WDR-Koproduktion

Georg Friedrich Händel Schlußchor 2. Akt aus Salomo HW 67

MODERATION

Der Schlusschor aus dem 2. Akt von Georg Friedrich Händels Oratorium

Salomo mit dem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloist unter John

Eliot Gardiner. Die Gesangssolisten waren Carolyn Watkinson, Della Jones und

Joan Roadgers.

Sie hören die SRW2 Musikstunde, die von biblischen und jüngsten Gerichten

handelt. Gerichtsszenen auf der Opernbühne haben immer wieder

Konjunktur. Eine ziemlich groteske Gerichtsszene gibt es in einer Oper von

Pascal Dusapin, die vor 10 Jahren in Paris uraufgeführt wurde. Im Januar hat

sie ihre deutsche Erstaufführung in Mainz erlebt. In Dusapins Oper geht es um

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einen fiktiven Menschen aus Rauch. Pérela heißt er. Er kommt in einem

Schornstein zur Welt. Er will zu den Menschen, geht in eine Stadt, wird erst

verlacht, dann bewundert, schließlich für Allwissend erklärt und vom König

beauftragt, ein Gesetzeswerk zu verfassen. Und schon beginnt sein Abstieg.

Weil sein Diener so rauchig sein will wie er, zündet er sich an und verbrennt.

Pérela gerät unter Mordverdacht, wird zum Tod verurteilt und löst sich wieder

in Rauch auf.

Eine verrückte Geschichte! Der französische Komponist Dusapin hat sie bei

Aldo Palazzeschi gefunden. Der Schriftsteller stand den italienischen Futuristen

nahe. Palazzeschi hat die Groteske 1911 verfasst. In einer Zeit als Europa

tatsächlich vor dem Problem gestanden hat, die Staatengesetze neu zu

definieren. Der, der es richten soll, wird wie Pérela gerichtet, so Palazzeschi.

Palazzeschi hat sich aber auch über die Juristen an sich lustig gemacht. Seine

Geschichte ist eine Folge von Satiren, in denen er auch genüsslich die Bänker,

die Kleriker und die Philosophen durch den Kakao zieht. Das alles hat den

Komponisten Pascal Dusapin gereizt, daraus die Oper Perela, uomo di fumo

zu machen. Am 16. Januar ist sie in Mainz über die Bühne gegangen. In einer

turbulenten Regie von Lydia Steier. Einen Ausschnitt daraus hat mir die

Mainzer Oper für die SWR2 Musikstunde zur Verfügung gestellt. Einen

Ausschnitt von der ziemlich grotesken Gerichtsverhandlung im zweiten Akt.

9 Länge: 2'16 STAATSOPER MAINZ

Pascal Dusapin, Ausschnitt aus dem 2. Akt Pérela

Geneviève King, Sopran, Alin Deleanu, Countertenor, Peter Tantsits, Tenor,

Hans Otto Weiß und Stephan Bootz, Bariton, Philharmonischer Chor und

Philharmonisches Orchester Mainz, Hermann Bäumer (LTG)

MODERATION

Ein Mensch aus Schall und Rauch wird zur Projektionsfläche einer

wankelmütigen Gesellschaft. Genauso schnell wie Pérela aufsteigt, wird er in

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der eben gehörten Gerichtsszene zum Tod verurteilt und entsorgt. Pérela,

uomo di fumo heißt diese Oper von Pascal Dusapin. Wir hörten einen

Ausschnitt aus der Deutschlandpremiere vom 16. Januar aus der Mainzer

Staatsoper mit den Solisten Geneviève King, Alin Deleanu, Peter Tantsits in der

Hauptrolle des Pérela, Hans Otto Weiß und Stephan Bootz, dem

Philharmonischen Chor und Orchester Mainz. Die Gesamtleitung hatte

Hermann Bäumer.

Mit einer Gerichtsszene aus einer aktuellen Zeitoper sind wir im Hier und Jetzt

angekommen und ans Ende der SWR2 Musikstunde heute. Das war die letzte

Folge einer Reihe, die über taktschlagende Juristen und juristische Fälle in der

Musik berichtet hat. Das Schlusswort bekommt Erzengel Michael. Er ist nicht

nur der streitbare Verteidigungsengel. Er ist – mit Blick in die ferne Zukunft -

auch der Seelenwäger beim jüngsten Gericht. Jacques Arcadelt hat ihm eine

große Motette gewidmet. Und mit sechs Stimmen spricht der Erzengel durch

die Musik zu uns: „Seit standhaft im Kampf und streitet mit der alten Schlange,

dann werdet ihr die ewige Herrschaft erlangen!“

10 Länge: 5'15 LC8492 CPO 777763-2

Jacques Arcadelt Estote fortes in bello

Josquin Capella, Meinolf Brüser (LTG)

MODERATION

Estote fortes in bello, die Michaelsmotette von Jacques Arcadelt über

Erzengel Michael, der nach kirchlicher Tradition unser Seelenwäger beim

Jüngsten Gericht ist. Anwalt Michael hat sein Alleluja gegeben. Mit der

Josquin Capella unter Meinolf Brüser.

Ich hoffe, Sie hatten Freude an dieser Sendung und dem Thema der Woche.

Unter dem link der Musikstunden finden Sie auf unserer SWR2-Seite im Netz

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eine Liste der Musik der heutigen Sendung sowie der voran gegangenen

Sendungen. Alle Musikstunden stellen wir Ihnen auch für eine Woche zum

Nachhören zur Verfügung.

Ich verabschiede mich von Ihnen und wünsche Ihnen noch einen schönen

SWR2 Morgen!

Bis zum nächsten Mal

Ihre

sw