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ThemenschwerpunkT Reben: Blauer Portugieser Tafeltrauben im Voigtland Geschichte der interspezifischen Reben Historische Weingärten in Guts- /Villengärten Calmont, steilster Weinberg Europas pomologie Peter Broich und Kaiser Wilhelm Petersapfel und Schafstallerbirne Zigeuneräpfel Mini-Kiwi-Züchtung in Chemnitz Pflaumenschlüssel sTreuobsT Vogel des Jahres: Meise Baumschutz bei Beweidung hisTorie und liTeraTur Albert Wachsmann (1849-1928) – Siebenbürgischer Apotheker Rezensionen: empfehlenswerte Bücher obsTbau und obsTverwerTung Rindenschutz, Allergien projekTe Kartierung „Berger Hang“ ISBN 978-3-943198-12-6 Jahresheft 2012

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ThemenschwerpunkT

Reben: Blauer Portugieser Tafeltrauben im Voigtland Geschichte der interspezifischen Reben Historische Weingärten in Guts- /Villengärten Calmont, steilster Weinberg Europas

pomologie

Peter Broich und Kaiser Wilhelm Petersapfel und Schafstallerbirne Zigeuneräpfel Mini-Kiwi-Züchtung in Chemnitz Pflaumenschlüssel

sTreuobsT

Vogel des Jahres: Meise Baumschutz bei Beweidung

hisTorie und liTeraTur

Albert Wachsmann (1849-1928) – Siebenbürgischer Apotheker Rezensionen: empfehlenswerte Bücher

obsTbau und obsTverwerTung

Rindenschutz, Allergien

projekTe

Kartierung „Berger Hang“

ISBN 978-3-943198-12-6

Jahresheft 2012

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2�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�3

pomologie70 Deutscher Kaiser oder Rheinischer

Zuckerfabrikant?Hans-Joachim�Bannier

79 Die Goldparmäne – eine wahrhaft alte europäische ApfelsorteMaike�Windhorst

83 Vom garstigen Frosch zur Königin – Zur Entstehung der Apfel sorten-bezeichnung „Renette“Walther�Meiß

84 Stina Lohmann und Der Edle von KellinghusenOlaf�Dreyer

86 Jonasapfel und Schafstallerbirne – zwei alte Kernobstsorten an der MoselJürgen�Franzen

90 Untersuchung des Sortenkomplexes „Zigeunerapfel“ / Roter von SimonffiChristian�Holler,�Bernd�Kajtna,�Sanja�Baric�und�Alberto�Storti

96 Apfel sein – das ist nicht schwer, Kiwi sein – dagegen sehrWerner�Merkel

103 Die Baumhasel – ein Baum trotzt allen Umweltbedingungen und WetterkapriolenKlaus�Schuh

106 Wer kennt sie noch, die „Ostpreußi-sche Gelbe Spille“?Irene�Schellstede

108 Schlüssel zur Bestimmung wichtiger Sippen der Sektion PrunusPeter�Schlottmann

116 Meine SortenbäumeAnton�Klaus

118 Oberdieck – der Vater der Probe- oder SortenbäumeWerner�Schuricht

122 Obstsorten des Jahres auf einen BlickZusammengestellt�von�Sabine�Fortak

projekTe128 Bericht über die obstbauliche

Kartierung in Frankfurt/Main „Berger Hang“Werner�Nussbaum

134 Erfahrungen mit der Sortenechtheit – Pollichia-Streu obst wiesen projekt Bad Dürkheim-LeistadtPhilipp�Eisenbarth

140 Instandsetzung und Neueindeckung des GewächshausesManfred�Ruppert

hisTorie und liTeraTur142 Albert Wachsmann (1849-1928)

– Siebenbürgischer Apotheker und verdienstvoller PomologeRudolf�Rösler

150 The Story of the AppleKlaus�Zenker

152 Die Botanik der BegierdeKlaus�Zenker

154 Pflanzung und Pflege von Streuobst-bäumen – naturgemäßer Obstbaum-schnitt für die PraxisSabine�Fortak

156 Die Obstmodelle aus dem Provinzial-Museum HannoverHans-Roland�Müller

157 Früchte, Beeren, NüsseHans-Thomas�Bosch

159 Tabellenwerk PflaumenAnnette�Braun-Lüllemann

160 Schadbilder im ObstbauPeter�Lock

161 Die Zeitschirft „Zandera“Empfehlung�der�Redaktion

ThemenschwerpunkT6 Blauer Portugieser – eine unendliche

GeschichteMechthild�und�Theo�Morgenschweis

9 Erfahrungen mit Tafeltrauben im VogtlandUdo�Falge

12 Zur Geschichte der interspezifischen RebenManfred�Hahm

14 Isabella – eine außergewöhnliche RebsorteHermann�Schreiweis

18 Weingärten vom GartenkünstlerDr.�habil.�Clemens�Alexander�Wimmer

24 Weinbau im calmont, dem steilsten Weinberg EuropasJürgen�Franzen

34 Was uns Rebsortennamen über die Geschichte der Rebsorten erzählen könnenAndreas�Jung

64 In vino veritas?Christoph�Südbeck

Jahresheft 2012

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4�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�5

berichTe aus dem verein204 Warum sind Lokalsorten für

Pomologen wichtig?Manfred�Seydel

206 10 Jahre Aktion Hessische Lokalsorte des JahresSteffen�Kahl

208 Andreas Jung ist Oberdieck- Preisträger 2011Claudia�Thöne

209 Über das 11. Internationale Pomologen-Treffen in Bistritz 2011Dr.�Theodor�Echim,�Hedwig�Deppner

212 Rumänien – Kirschen, Klöster und KarpatenAnnette�Braun-Lüllemann

222 EUROPOM 2011 in Zug/SchweizSabine�Fortak

224 Obstsorten erhaltungsprojekt im Pomologenverein: Aktueller ProjektstandAnnette�Braun-Lüllemann,�Jan�Bade

230 Die Boomgarden Gruppe – eine neue Regionalgruppe des Pomologen-Vereins Eckart�Brandt

232 AG ObstbaumpflegeHartmut�Schmidt

234 Neu in der Vereins bibliothek – Bücherschau Joachim�Brauß,�Martin�Schack

Zu guTer leTZT251 Gerechte Strafe

Hermann�Schreiweis253 Italien: Freilandversuch mit Gentech-

Pflanzen läuft illegal weiter

sonsT1 Vorwort69 Beiträge an die Redaktion …236 Anzeigenpreise254 Autorenverzeichnis255 Impressum

obsTbau und obsTverwerTung162 Thermische Rindenschäden an

Bäumen und mögliche Präventiv-maßnahmenDr.�Axel�Schneidewind

175 Muss der Wühlmauskorb verzinkt sein? Fritz�Kuhlenkamp

176 Apfel, Nuss und Mandelkern – Apfelallergie aus pomologischer SichtSusanne�Becker

sTreuobsT186 Vögel der Streuobstwiese (5) –

die MeisenGerd�Bauschmann

194 Schutz von Obstbäumen vor WeideviehHans�Letulé

199 Shropshire-Schafe bekämpfen Unkräuter in ObstanlagenMichael�Ruhnau

202 Stammschutz bei Beweidung durch SchafeWalther�Meiß

Tipps238 Obstsortenbestimmungsseminar für

Anfänger und FortgeschritteneClaudia�Thöne

239 Bunststiftzeichnungen nach der Natur Sabine�Fortak

240 Obstbäume erhalten, nutzen und pflegenJan�Bade

241 Emaille-Schild vom Vereins-Logo 242 Europom 2012243 Einladung zur Europom 2013

Elke�Jahnke244 Neue SOMSO Modelle

Steffen�Kahl245 Bildpostkarten

Martin�Schack,�Geschäftsstelle246 Besondere Bäume – besondere

KennzeichnungTheo�Morgenschweis

246 HolzleiternHolger�Stein

247 Die Hallendorfer Obst-und Gemüse-stiegeSabine�Fortak

248 Ein Kalenderprojekt für eine unveröf-fentlichte PomologieSabine�Fortak

249 Heinrich cotta, Weimar 1806249 Naturbeobachtungen über die

Bewegung und Funktion des Saftes in den Gewächsen mit vorzüglicher Hinsicht auf HolzpflanzenBuchtipp�der�Redaktion

250 Tafeln für Ihren ObstgartenBettina�Fortak

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6�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�7

getrennten Entwicklung sehr nahe ver-wandt sind oder eben identisch sein könnten. Die beiden Autoren der Studie Dr. Ferdinand Regner und José Eduardo Eiras-Dias bestätigten uns im Jahr 2011, dass nach der Studie aus 1999 keine weiterführenden Erkenntnisse gewonnen wurden.

Von dem Mitherausgeber des „Farbatlas Rebsorten“ (Ulmer Verlag) Dr. Joachim Schmid von der Forschungsanstalt Geisen-heim erfuhren wir, dass sich bei seinen Recherchen für die Neuauflage 2011 auch keine neuen Aspekte ergeben haben.Durch Kontakte mit Frau Dr. Erika Maul vom Julius Kühn-Institut für Rebenzüch-tung Geilweilerhof erhielten wir eine Infor-mation (Passport data) gemäß den EU Richtlinien mit den 87 Synonymen für den Portugieser Blau. Einige der interessantes-ten seien hier aufgeführt:Oporto (Ungarn), Portugizac crni (Balkan), Portugalski modré (Tschechien), Portugalj-ka, Kraljevina (Kroatien), Autrichien (Frank-reich). Sogar in Russland und USA sind

ThemenschwerpunkT

blauer portugieser – eine unendliche geschichte

Mechthild�und�Theo�Morgenschweis

Woher hat diese Rebsorte ihren Namen?Was hat sie mit Portugal zu tun?Stammt sie ursprünglich aus Portugal?Hat sie noch Verwandte in Portugal?Solche oder ähnliche Fragen wurden und werden immer wieder mal gestellt.Bei einer wunderschönen Weinbergswan-derung in der „Odenwälder Weininsel Groß-Umstadt“ wurden wir erneut darauf gestoßen und begannen, den Fragen inten-siv nachzugehen.Die Stadt Groß-Umstadt hat gemessen an der Einwohnerzahl die größte portugiesi-sche Gemeinschaft in ganz Deutschland. Von den 22.000 Einwohnern sind weit über 1000 Portugiesen.Die prägende Kraft der Portugiesen in der Region Groß-Umstadt zeigt sich auch in der Anlage von Weinbergsparzellen. Da darf die Rebsorte Blauer Portugieser natürlich nicht fehlen.

Anhand literarischer Zeugnisse der frühe-ren Ampelographen (Rebsortenkundler) lässt sich zurück verfolgen, dass der Diplo-mat und Gutsbesitzer Freiherr von Fries den

Blauen Portugieser 1772 von einer Portugal-reise nach Bad Vöslau in Österreich mit-brachte. Von dort verbreitete sich die Sorte zunächst im gesamten Kaiserreich bis nach Ungarn, Böhmen, Kroatien und Slowenien und schließlich ab 1840 durch den Wein-baufachmann Johann Phlipp Bronner aus Wiesloch auch in Deutschland.

Wo finden wir nun heute die Spuren des Blauen Portugieser in Portugal? Ist es Moreto? Ist es Português Azul? Die höhere Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg / Österreich in Zusam-menarbeit mit der portugiesischen Estação Vitivinicola Nacional INIA stellte im Jahr 1999 in einer Vergleichsstudie Moreto – Blauer Portugieser – Português Azul folgen-des fest: Die DNA-Analysen sagten, dass die beiden in Portugal bekannten Typen von Moreto nicht eng genug mit dem Blauen Portugieser verwandt sind, dass jedoch Blauer Portugieser und Português Azul identisch sind. Die ampelographischen Ähnlichkeiten besagen, dass diese beiden Rebsorten trotz ihrer mehr als 200-jährigen

Abb.�(links)�Blauer�Portugieser�aus�Hermann�und�Rudolph�Goethe:�Atlas�der�für�den�Weinbau�Deutschlands�und�Österreichs�wertvollsten�Traubensorten,�Wien�1873,��Abb.�(oben)�Weinberg�Quinta�Santa�Eufemia�im�Dourotal�Portugal�Fotos�(alle�dieses�Artikels):�G.�Geraldinho

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Mitte September bis Mitte November nur noch zum Frischverzehr, beginnend an der Südseite des Hauses. Versuche mit anderen alten Sorten schlugen fehl. Ohne Spritzmit-tel und Vogelnetze war kein Erfolg möglich. Zusammen gefasst: Für mich ist diese Rebe – zufällig entdeckt – ideal: jährlich ertrag-reich, kein großer Aufwand und chemiefrei zu erziehen.

Zur geschichte der sorte IsabellaSchon 1763 beschrieb Linné die wichtigste amerikanische Wildrebe Vitis�labrusca, auch Fox Grape, Northern Fox oder Fuchstraube. Auslesen davon sind z. B. die Tafeltrauben Isabella und Concord, letztere vorwiegend für Saft und Marmelade.

Die Sorten wurden 1816 erstmals beschrie-ben, 1820 schon in Frankreich und wenig später auch in Deutschland angebaut. Selektionen aus V.�labrusca werden heute in der ganzen Welt mit sehr vielen Synony-men angebaut. Isabellinha ist die verbrei-tetste Hybridsorte in Brasilien ebenso in Russland und der Ukraine. Da sie auch in den Tropen sehr gut gedeiht, ist Isabella als Direktträgersorte in Indien Basis der Trau-benproduktion. In kleinen Beständen exis-tiert sie auch in Portugal (speziell auf Ma-deira), in der Schweiz, Italien (als uva americana) in Frankreich und vor allem in Neuseeland.

Die Labrusca-Rebe hat nichts zu tun mit der italienischen Rebsorte Lambrusco aus der Emilia Romagna. Diese entstammt der europäischen V.�vinifera-Gruppe.

Richtig interessant wurde die Labrusca-Rebe ab etwa 1860. Zu diesem Zeitpunkt gelangte die Reblaus nach Europa. In den folgenden 25 Jahren wurden allein in Frank-reich 1 Mio ha Reben vernichtet. Zuvor schon gab es große Schäden durch den Echten Mehltau und den Falschen Mehltau. Also wirklich schlimme Zeiten für den Weinbau.Die Labrusca-Reben boten nun die willkom-menen Unterlagen für neue Anpflanzungen in den verödeten Weinbergen.

merkmale der IsabellaSie hat große dreilappige Blätter mit einer filzigen Unterseite. Sie ist sehr triebstark, d.h. an jedem Nodium entsteht eine Ranke. Der Schnitt während der Wachstumsperio-de ist dreimal erforderlich. Die Triebspitzen

ThemenschwerpunkT

isabella – eine außergewöhnliche rebsorte

Hermann�Schreiweis

Im Jahre 1986 kaufte ich mir in einer Baum-schule einen Rebstock der Sorte Portugieser für ein Eck an meinem Haus. Der Ertrag setzte bald ein und es war schnell klar, dass das kein Portugieser war. Aber kein Winzer kannte die Sorte. Klärung brachte ein Besuch im Weinbauinstitut Weinsberg. Recht belus-tigt meinten die Fachleute, dass ich da eine Isabella untergejubelt bekommen hätte.

Da meiner Frau und mir der etwas beson-dere Geschmack durchaus gefiel durfte die Rebe weiter wachsen. In der Zwischenzeit umrankt dieser eine Stock 3 Seiten des Hauses. Der Ertrag ist seither sehr hoch (knapp 100 kg / Jahr), Krankheiten jeder Art oder auch Frostschäden hat es noch nie gegeben. Der Stock wird nie gedüngt und Bewässerung ist auch nicht nötig. Vögel, Wespen und sonstiges Getier lassen die Früchte völlig kalt. Die Traube duftet sehr intensiv und ist vollreif fast schwarz.

Für Wein ist diese sog. Direktträgersorte (nicht gepfropft) mit dem typischen Fox-Ton wenig geeignet. Der Presssaft schmeckt extravagant ist aber etwas schleimig. So pflücken wir die Trauben von

Abb.�(links)�Rebsorte�Isabela,�Foto:�H.�Schreiweis�(rechts)�siehe�Literatur�am�Endes�des�Artikels�

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ThemenschwerpunkT

weingärten vom gartenkünstlerDr.�habil.�Clemens�Alexander�Wimmer

Die Beschäftigung mit dem Park eines Weinguts in Nierstein am Rhein, an dessen Wiederherstellung er mit-wirken durfte, nahm der Autor zum Anlass zu einer kleinen Recherche nach Weingärten in der Gartenkunst.Als erster bezog wohl Friedrich der Große in Sanssouci einen Weinberg in ein Garten-kunstwerk ein. Hier baute er versuchsweise Rebsorten aus aller Welt unter Glas und am Wandspalier an. Weingärten finden sich in der Gartentheorie selten berücksichtigt. Indessen kamen sie doch hin und wieder in landschaftlichen Anlagen des späten 18. Jahrhunderts vor, so im Prinz-Emil-Garten zu Darmstadt oder im Gutspark Alt-Madlitz in Brandenburg. Ihre Funktion war es, die wirtschaftliche Grundlage der Besitzung in exemplarischer, idealisierter Form zu sym-bolisieren.In der Forschung fanden Weingutsgärten bislang wenig Berücksichtigung. Einen Hin-weis liefert lediglich Dorothee Nehring 1980: „Eine�besondere�Gruppe�bilden�die�Weinguts-gärten�in�der�Pfalz�und�in�Rheinhessen.�Hier�hat�der�Garten�häufig�die�Bedeutung�eines�Verbin-dungselementes�zwischen�der�Villa�und�dem�Weinberg;�der�Gartenpavillon�steht�stets�an�der�Grenze,�am�Übergang�vom�Garten�zum�Wein-berg,�von�wo�aus�die�visuelle�Verbindung�zwi-schen�Garten�und�Weinberg,�die�Integration�der�Weinbergsumgebung�in�den�Villen-�und�Garten-bezirk�und�umgekehrt�möglich�ist.�Manchmal�ist�dieses�Wechselverhältnis�zusätzlich�durch�einen�sogenannten�‚Weinbergtunnel’�verstärkt�wie�zum�

Beispiel�auf�dem�Grundstück�des�‚Weinschlös-sels’�in�Rhodt�in�der�Pfalz,�wo�der�Weinbergtun-nel�als�weinberankter�Laubengang�in�der�Achse�des�Gebäudes�die�Achse�des�Gartens�in�den�Weinberg�verlängert.“Drei Entwürfe des Pariser Landschaftsarchi-tekten François Duvillers aus den Jahren 1852-1868 zeigen Landschaftsparks reicher Bürger, in die Weinanlagen integriert sind. Es ging den bürgerlichen Bauherrn vermut-lich darum, ihre Verbundenheit mit der

Abb.�Duvillers,�Parc�paysagiste�et�viticole�in�Sauvagère,�1852/53;�Quelle:�Abb,�1,2,3,6�Bücherei�des�Deutschen�Gartenbaues

Landwirtschaft zu demonstrieren und sich dem Adel gleichrangig zu zeigen. Ein deutsches Beispiel ist der „Landschaftli-che Obst- und Gemüsegarten mit Wein-berg“ von Hermann Jäger (1845). Dem Plan zufolge handelt es sich um einen Hügel in der hinteren Ecke des Gartens, auf den zwei landschaftliche Wege führen und auf des-sen Gipfel eine Laube steht. Jäger schreibt hierzu: „Ein�Stück�Weinberg�schließt�sich�der�natürlichen�Anlage�ungezwungen�an,�und�es�

fällt�darin�die�Regelmäßigkeit�der�Pflanzung�kaum�auf.�[…]�Der�Weinberg�bietet�namentlich�von�der�Laube�aus�eine�schöne�Aussicht�des�Gartens�und�der�Umgegend.“ (S. 110) Genauere Aussagen zur Weinpflanzung macht Jäger nicht.

Abb.�H.�Jäger,�Entwurf�eines�wohl��idealen�Gartens�mit�Weinberg

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ThemenschwerpunkT

weinbau im calmont, dem steilsten weinberg europas

Jürgen�Franzen

Der Rebenanbau an den Steilhängen der Mosel ist geprägt vom Schiefergestein. Die Entstehung dieser Gesteinsformation liegt im Erdzeitalter des Devon vor etwa 400 Mio. Jahren. Damals war Mitteleuropa von einem Flachmeer überflutet, die tonigen Sedimente verdichteten sich im Laufe der Jahrmillionen zu Schiefer. Durch spätere Auffaltungen entstanden die mitteleuropä-ischen Gebirge (Variskisches Falten-gebirge). Den heutigen Westteil der Mittel-gebirgsschwelle bezeichnet man als Rheinisches Schiefergebirge.Die Flüsse Rhein, Mosel, Nahe, Ahr, Lahn u. a. schufen im Laufe der Zeit die heutigen Flusslandschaften. Die unterschiedliche Härte der aus Tonschiefer, Grauwacken und Quarziten aufgebauten Gesteinsschichten zwang die Flüsse teilweise zu einem mäan-dernden Lauf. So ist auch der Flussabschnitt der Mosel zwischen Trier und Koblenz ge-prägt von engen und weiten Flusswindun-gen. Luftlinie beträgt die Entfernung der beiden Städte etwa hundert Kilometer, die Flusslänge beträgt gut das Doppelte. Dem Rebbau kommt das zugute, vergrö-ßern doch die vielen Schleifen, Krampen und Windungen des Flusslaufes die Zahl der ihn begleitenden Weinhänge um ein Mehrfaches.

Abb.�Moselschleife:�Die�flachen�Weinberge�auf�der�Halbinsel�bestehen�erst�seit�1950,�dort�stehen�Müller-Thurgau-�und�Burgunderreben,�links�der�Steilhang�des�Calmont�mit�Rieslingreben.�

An die nach Süden geneigten Steilhänge der Mosel brachten schon die Römer den Weinbau. Um 280 n. chr., als der römische Kaiser Marcus Aurelius Probus das Verbot des Rebenanbaus außerhalb Italiens auf-hob, begann sich der Weinbau in vielen Teilen Frankreichs, aber auch an Rhein und Mosel auszubreiten. Aus dem um 370 n. chr. entstandenen Gedicht „Mosella“ des Dichters Ausonius geht hervor, dass der Weinbau bereits damals, also hundert Jahre später, in hoher Blüte stand (Trier war zu dieser Zeit Hauptstadt des weströmischen Reiches und Ausonius aus Burdigala, dem heutigen Bordeaux, wurde als Prinzenerzie-her an den trierischen Kaiserhof berufen). Ausonius beschreibt in seinem Gedicht, dass die Berghänge des Moseltals bereits überall mit Reben bestanden waren:

“…�Wo�auf�Felsen,�auf�sonnigen�Höhen,�an�Hängen,�in�Mulden�Reben�sich�schwingen�als�habe�Natur�hier�gebaut�ein�Theater.�Bis�zum�Gipfel�hinauf�der�himmelan�strebenden�Berg-wand�klettert�vom�Flußsaume�her�der�grünen�Reben�Geranke�…“

Goethe, der die Mosel 1400 Jahre später bereiste, berichtet Ähnliches:„Jeder�sonnige�Hügel�war�benutzt,�bald�aber�bewunderten�wir�schroffe�Felsen�am�Strom,�auf�deren�schmalen�vorragenden�Kanten,�wie�auf�zufälligen�Naturterrassen,�der�Weinstock�zum�allerbesten�gedieh.“Vielerorts an der Mosel erinnert die Land-schaft an die Zeilen dieser und anderer Dichter, doch auf keinen Berghang passen sie besser als auf den steilsten aller, den calmont – calidus mons (heißer Berg), wie ihn die Römer nannten.Der harte Fels des calmont zwang die Mosel zu einer 180°-Kehre. Zum einen entstand die engste Moselschleife, die für manchen Schiffsführer der großen Frachtkähne eine Herausforderung darstellt, zum anderen schuf die Mosel den „steilsten Weinberg Europas“, der den Winzern alles abverlangt.

Abb.�(unten)�Calmont-Impression�an�einem�Frühsommermorgen;�charakteristisch�die�Felsrippen-�und�Muldenstruktur.�Fotos�(alle�dieses�Artikels):�D.�Franzen

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26�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�27

Fast drohend wie eine Wand steigt er von der Mosel aus 300 m aufwärts, in manchen Passagen beträgt die Steigung bis zu 60°. Die Steilheit dieses in Jahrmillionen ent-standenen Hanges lässt sich erst begreifen, wenn man in die Terrassen steigt. Es gibt keine zusammenhängende Rebfläche, sie wird immer wieder von steil abfallenden Felswänden durchbrochen. Um den Berg für den Weinbau nutzbar zu machen, leg-ten die Winzer Terrassen an mit Hilfe von Trockenmauern, die aber auf Dauer dem Druck des Berges nicht standhalten, nach einer Zeit teilweise wieder einstürzen und immer wieder ausgebessert oder neu auf-gebaut werden müssen.Die Aufwendungen der Winzer an Arbeit und Kosten zur Bebauung und Erhaltung der Weinberge waren seit jeher immens. Kein Weg führt in den calmont, nur schma-le Pfade winden sich in Serpentinen den Berg hoch, überwinden durch Treppen die Felsen und Mauern der Terrassen. Maschinen werden nie zum Ein-satz kommen, um den Winzern die mühevolle und anstrengende, mitunter nicht ungefährliche Arbeit zu erleichtern.

So ist es kein Wunder, dass der Weinbau im calmont in den letz-ten 100 Jahren stetig zurückging. Immer mehr Flächen fielen brach, der Rebenanbau war auf ein Drit-tel der ursprünglichen Fläche geschrumpft. Vor etwa zehn Jahren wurde eine Wende einge-leitet. Verantwortliche in den zuständigen Gemeinden, Winzer und das Kulturamt überlegten, wie man den Verfall dieser Kulturlandschaft aufhalten könnte. Etwa 20 Zahnradbahnen (Monorackbahnen)

wurden in den Berg gebaut. Das erleichtert die Arbeit der Winzer, denn früher musste alles, was im Weinberg gebraucht wurde, auf dem Rücken hoch getragen werden, die Trauben im Herbst talwärts. Ein Kletter-steig, über den man den ganzen Berg durchwandern kann, wurde angelegt, um Besuchern den Steillagenweinbau erlebbar zu machen. Dabei wurden alte Wein-bergspfade und Treppen in den Steig integ-riert, an einigen Stellen Leitern und Siche-rungshilfen wie Seile und Tritteisen angebracht. Viele zusätzliche Initiativen bewirkten, dass die Weinlage „calmont – steilster Weinberg“ einen hohen Bekannt-heitsgrad erlangte und heute praktisch zum Inbegriff des Steillagenweinbaus wur-de. Dies inspirierte viele Winzer, ihre Wein-berge weiter zu bewirtschaften und darü-ber hinaus auch bereits brach gefallene Flächen wieder mit Reben zu bepflanzen.

Abb.�Klettersteig:�Der�Klettersteig�führt�durch�Felsen,�bewirtschaftete�Weinberge,�Brach-flächen.�Eine�gute�Möglichkeit,�den�Steillagen-weinbau,�aber�auch�Fauna�und�Flora�kennenzu-lernen.

rekultivierungIm Jahr 2004 beschlossen auch vier Bürger des Weinortes Bremm (einer davon der Autor), bisher keine Win-zer, aber aus Weinbaufamilien stam-mend und daher mit Weinbau und Weinbereitung bestens vertraut und von der Begeisterung für diesen einmaligen Berg gepackt, eine eigene Rekultivierungsaktion im calmont zu starten. Dahinter stand auch die Idee, wenigstens einen kleinen Teil daran mitzuarbeiten und mitzuhel-fen, diese großartige Kulturland-schaft zu erhalten.

In einer der steilen Felsmulden, die in ihrem mittleren und oberen Teil fast vollständig brach lag, wurden etwa 30 Einzelparzellen unterschied-licher Größe erworben und ein zu-sammenhängendes Weinbergsareal von knapp 0,5 ha geschaffen. Dann haben die vier Neuwinzer die Wein-bergsterrassen von Hand gerodet, von Brombeerbüschen und Gehölzen befreit, jeden Quadratmeter mit der Kreuzhacke durchgegraben und die Unkraut- und Heckenwurzeln her-ausgerissen. Die zum Teil eingefalle-nen Trockenmauern haben sie wie-der repariert (u. a. Lebensraum von Mauereidechsen, Schlingnattern u. v. m.), eine Monorack-Zahnrad-bahn zur besseren Bewirtschaftung des Geländes in den Berg gebaut und im Folgejahr etwa 2500 Ries-lingreben gepflanzt. 2007 gab es dann die erste etwa halbe, 2008 die erste volle Ernte (ca. 2000 l Wein). Abb.�(oben)�Beginn�des�Rodens�(2004)�

Abb.�(Mitte)�Gerodete�Fläche�(Ende�2004)�Abb.�(unten)�Weinberg�(2008)

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Arten noch überleben können, und zwar zum Teil in hohen Individuenzahlen. Einfach ausgedrückt kann man sagen, einige Arten, die sonst extrem selten sind, sind im calmont häufig. Die häufigste Reptilienart ist die Mauereidechse, aber auch der ungiftigen Schlingnatter, die sich hauptsächlich von Mauereidechsen und Blindschleichen er-nährt, kann man begegnen und mit viel Glück auch der scheuen und seltenen Sma-ragdeidechse. Eine ornithologische Rarität in unseren Breiten ist die Zippammer. Das Hauptverbreitungsgebiet dieser Art ist der Mittelmeerraum. Der calmont wurde Hei-mat für einige Brutpaare.

Auch die Insektenfauna hat einiges zu bieten, z .B. den Apollofalter (Parnassius�apollo), eine Unterart des Alpenapollo, der nur noch an einigen wenigen Südhängen an der Mosel vorkommt. Die Futterpflanze der Raupe ist der weiße Mauerpfeffer (Sedum�album). Als weitere extrem wärme-liebende Arten sind der Segelfalter zu nen-nen, die Steppen-Sattelschrecke (Ephippiger�ephippiger) und die Rotflügelige Ödland-schrecke (Oedipoda�germanica), eine Heu-schreckenart, die in Deutschland vom Aus-sterben bedroht ist. Diese Art hat hohe Habitatsansprüche: Sie kommt nur an vegetationsarmen bis völlig unbewachse-nen, steinigen, sehr trockenen und sehr warmen Südhängen vor. Wächst die Fläche zu, verschwindet die Art. Bereits ein An-stieg der Luftfeuchte durch höhere Nieder-schläge oder Nebel führt zu einem Rück-gang der Population. Bis etwa zum Jahr 2000 fand man diese Heuschrecke im cal-mont nur an einigen kleinen, isolierten, völlig unbewachsenen Steinfluren. Seit 2002 hat man dann nach und nach groß-räumig Flächen gerodet und es entstanden

weite, vegetationslose Schiefersteinflä-chen. Da die Junganlagen bis zur völligen Belaubung etwa drei Jahre benötigen, fand O.�germanica als extrem wärme- und trocken-heitsliebende Art auf den sich stark aufhei-zenden, vegetationsarmen Schieferfluren ideale Lebensbedingungen und hat sich erheblich ausgebreitet. Heute findet man die Art von der Uferstraße hinauf auch in den alten Rebflächen in hoher Individuen-zahl. Wer über den Kletterpfad oder durch die Weinberge geht, kann die ständig auf-fliegende schöne Heuschrecke wunderbar beobachten, im Flug leicht erkennbar an den intensiv leuchtend rot gefärbten Flügeln.

Die Flora ist ebenfalls mediterran geprägt. Für den botanisch Interessierten bietet der calmont eine Vielzahl von Pflanzen, die der extremen Wärme und Trockenheit ange-passt sind, z. B. Weißer, Scharfer und Felsen-Mauerpfeffer (Sedum�album,�acre,�rupestre), Gemeine Pechnelke (Lychnis�viscaria), Dach-Hauswurz (Sempervivum�tectorum), Astlose Graslilie (Anthericum�liliago), Wohlriechende Weißwurz (Polygonatum�odoratum), Wim-perperlgras (Melica�celiata) und Goldaster (Aster�linosyris). Diese stammt ursprünglich aus südrussischen Steppengebieten, ist allgemein selten, im calmont häufig.

Ein Jahr wie 2011 war für den Riesling im calmont optimal. In dem sehr warmen und trockenen Frühjahr trieben die Reben be-reits Mitte April aus (langjähriges Mittel ist etwa Anfang Mai). Die Rebblüte setzte dann bereits Mitte bis Ende Mai ein, drei Wochen früher als normal. Der mäßig war-me Sommer (für den calmont warm ge-nug) brachte dann genau zur richtigen Zeit die erforderlichen Niederschläge. Ein über-aus trockener und warmer Spätsommer und Herbst beendete die Vegetations-periode. Mitte Oktober hatten die Trauben ihre volle Reife erlangt.Eine Mischung aus Fruchtaromen, minerali-schen Noten und Bodentönen zusammen mit einem hohen Zuckergehalt (bis 100 Grad Oechsle = weit über 200 g/l Zucker) und einer dazu passenden Säure geben vollreifen Trauben aus den Schiefer-steilhängen einen einmaligen Geschmack. Der durch die Gärung entstehende Wein beinhaltet manche dieser Aromen und Fruchtnoten unverändert, andere sind verschwunden, wieder andere durch die Fermentationsprozesse neu hinzuge-kommen.

Fauna und FloraViele unterschiedliche und abwechslungs-reiche Strukturen und Landschaftselemente wie bewirtschaftete Weinberge, Brachflä-chen, unzugängliche Felsen, Trockenmauern, Felsenheiden, Trockenrasen, Schuttfluren, Strauchgürtel, Gehölze, Steinhaufen und völlig unbewachsene Schieferflächen in Verbindung mit einem fast mediterranen Klima schaffen im calmont Lebensräume, in denen manche in Deutschland stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte

Abb.�Weinlese:�Traubentransport�mit�der��Monorackbahn

Abb.�(oben)�Schlingnatter�Abb.�(Mitte)�Smaragdeidechse�Abb.�(unten)�Apollofalter

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32�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�33

nicht so steil sind wie die steilsten Terras-senlagen. Man fragt sich dann, war es dies alles wert? Hätte nicht eine einfache Zu-sammenlegung der vielen kleinen Parzellen verschiedener Eigentümer zu größeren besitzrechtlichen Einheiten genügt, viel-leicht mit der ein oder anderen Wegebau-maßnahme, aber ohne die gesamte ur-sprüngliche Topographie zu verändern und der damit einhergehenden Umweltschädi-gung und Biotopzerstörung? Dies wäre auch wesentlich kostengünstiger gewesen.

In den calmont und in einige andere extre-me Steilstlagen traute sich die Flurberein-gungsbehörde mit ihren schweren Maschi-nen nicht hinein. So blieben diese Hänge zum Glück von den Sünden der Flurbereini-gung der 1970er und 1980er Jahren ver-schont und sie haben ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Diese Steillagen, wo zu Recht die ersten Reben der Mosel angepflanzt wur-den, haben die wechselvolle Geschichte von fast 2000 Jahren Weinbau überlebt. Sie haben nicht nur dem Moselwein, ja auch dem deutschen Wein zu weltweiter Berühmtheit verholfen.

Wir sollten heute alles tun, um diese einzig-artige Weinkulturlandschaft zusammen mit ihrer Lebensgemeinschaft bedrohter Arten zu erhalten, eine Landschaft, die geschaffen wurde durch traditionellen Steillagenwein-bau, und Jahrhunderte hindurch die Bewoh-ner der Dörfer entlang der Mosel ernährt hat. Wenn diese Weinlagen einmal ver-buscht, die Mauern verfallen sind, wird sie in der heutigen technisierten Zeit niemand mehr aufbauen und kultivieren. Es wäre ein unersetzlicher Verlust für die Landschaft mit ihrer Artenvielfalt, den Weinbau und den einzigartigen Steillagenwein.

Der calmont liegt im Kreis-cochem Zell zwischen den Ortschaften Bremmund Ediger-Eller.Informationen zur calmont-Region: www.calmont-mosel.deVideo einer Fahrt mit der Monorackbahn: tinyurl.com/d6fwkc4

LiteraturcHRISTOFFEL, K.: Moselland-Rebenland, 1975,

3.Aufl., SVA Südwestdt. Verlagsanstalt, Mann-heim

Weinland, Rhein-Mosel-Saar-Ruwer-Nahe-Ahr, o. Jgg. Hrsg.: Bauern-und Winzerverband Rhein-land-Nassau, Südwestdt. Verlagsanstalt GmbH, Mannheim

DANEScH, E. u. O.: Orchideen, Mitteleuropa (1980, 3.Aufl.) Hallwag Verlag, Bern u. Stuttgart ◗

Auch zwei Orchideenarten kommen im calmont vor: die Braunrote Stendelwurz (Epipactis�atrorubens) und das Schwertblätt-rige Waldvögelein (Cephalanthera�longifolia). Von letzterer Art findet man zahlreiche Pflanzen. Cephalanthera�longfolia findet man in Mitteleuropa meist auf Kalkböden (wie fast alle Orchideen), im Mittelmeerraum auch auf sauren Böden. Auch der calmont hat leicht sauren Boden, das Vorkommen dieser Art hier ist ein Hinweis für das medi-terrane Klima dieses Südhanges.Auch von den strauchartigen Gehölzen findet man hier viele Arten, die in Deutsch-land sehr selten sind. charakterarten des calmont sind z. B. der Felsenahorn (Acer�monspessulanum), eine typische Mittel-meerart, die Felsenbirne (Amelanchier��ovalis) und der große Bestände bildende Buchs-baum (Buxus�sempervirens).

Dies ist nur eine kleine Auswahl der diese Lebensgemeinschaft bildenden Vielfalt von seltenen Arten. Viele von ihnen reagieren ausgesprochen empfindlich auf Habitats-veränderungen. Um diesen Artenreichtum zu bewahren, muss auch der Weinbau im calmont erhalten bleiben. Andernfalls verbuscht das Gelände, das Artenspektrum verändert sich, die seltenen wärme- und trockenheitsliebenden Spezies verschwin-den. Langfristig wird dann der Wald als letzte Sukzessionsstufe das Terrain zurück-erobern.

ursprüngliche weinbergslandschaft oder FlurbereinigungAm calmont und einigen anderen Steillagen der Mosel kann man noch die in Jahrhun-derten mit traditionellem Trockenmauer-bau geschaffene, kleinräumig strukturierte Weinbau-Terrassenlandschaft bewundern. Die meisten weniger steilen Weinbergshän-ge wurden vor etwa dreißig Jahren flurbe-reinigt. Die Trockenmauern wurden heraus-gerissen, durch riesige versiegelte Mauern ersetzt, kein Lebensraum mehr für Reptilien und andere bedrohte Arten. Diese klotzigen Mauern werden wohl nicht mehr einstürzen, die Arbeitserleichterung für die Winzer durch diese Art von Flurbereinigung hält sich aber in Grenzen, denn vorher wurde durch die vielen kleineren Trockenmauern und durch die Vielzahl von Terrassen den Hängen die Steilheit genommen: Auf den Terrassen war das Gelände vergleichsweise weniger steil, der Winzer hatte einen be-quemeren und sichereren Stand und konn-te seine Arbeiten besser bewältigen. Heute sind die großräumigen Rebflächen zwischen den wenigen hohen Mauern schwieriger zu bearbeiten als vorher, da viel steiler, ob-wohl die Hänge in ihrer Gesamtheit längst Abb.�Orchidee:�Schwertblättriges�WaldvögeleinAbb.�Vollreife�Rieslingtrauben

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34�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�35

ThemenschwerpunkT

was uns rebsortennamen über die geschichte der rebsorten erzählen könnenEntstehung und Bedeutung der Rebsortennamen

Andreas�Jung

Von keiner anderen Frucht sind so viele Sortennamen überliefert wie von den Kul-turformen der Weinrebe Vitis�vinifera�L.�ssp.�sativa�De�Candolle. Im Zuge der Herausbil-dung geographisch eigenständiger Wein-baugebiete mit regionalen Weinbautraditi-onen und gebietstypischen Rebsorten entstanden lokale Sortennamen, welche die Winzer ihren Reben im Weinberg ga-ben. Da Rebsorten nur durch Steckholzver-mehrung erhalten werden können, müssen Blindhölzer für Neuanlagen aus bereits bestehenden Anlagen geerntet werden. Vor der Reblauskrise war dies ein ausge-sprochen einfaches Unterfangen. Vor dem Winterschnitt konnte man die Edelreiser aus den Weinbergen der Nachbarn schnei-den oder man markierte besonders wüchsi-ge und fruchtbare Stöcke für die gezielte Weitervermehrung einzelner Sorten oder Klone. Wo neue Weinbauregionen erschlos-sen wurden, ließ man die Edelreiser bündel-weise aus in- oder ausländischen Weinregi-onen kommen, meist aus Regionen, die für ihren guten Wein bekannt waren. Während der Nordausweitung des Weinbaus im Mittelalter benötigte man große Mengen

an Pflanzgut. So importierte Kaiser Karl IV (1316-1378), König von Böhmen und Mark-graf von Brandenburg, die edelsten Sorten aus Österreich, um sie in seinen neu ange-legten Weinbergen bei Prag und Branden-burg anzupflanzen. 1568 wurden ganze Ladungen fränkischer Rebsetzlinge geor-dert, um sie in neue Weinberge bei Garde-legen zu pflanzen. In der „Geschichte des Weinbaus der Mark Brandenburg“ von 1798 wird die Zahl der während des Mittelalters in Brandenburg und Schlesien etablierten Rebsorten auf etwa 150 Sorten geschätzt. Manche Reisende waren bei ihren Aufent-halten im Ausland vom fremden Wein so angetan, dass sie den Import von Edelreis-bündeln aus den Weinbergen dieser Regio-nen veranlassten. So ließ der noch vom süßen Ungarnwein berauschte Freiherr von Schwendi 1565 nach der erfolgreichen Rück-eroberung des Tokay von den Türken ton-nenweise Edelreiser in seine elsässische Heimatstadt Kientzheim bei colmar expor-tieren. 1604 ist zum ersten Mal die Rede von einem „Weiß Silber“ bei Rappoltswei-ler, 14 km von colmar entfernt.

Abb.�1�Silberweisse-Honigler

Die Silberweisse im Freiburger Rebsorti-ment ist identisch mit der ungarischen Sorte Mèzes alias Honigler, die heute noch an der Badischen Bergstraße und in Klin-genberg am Main in den Mischsätzen von alten Weinbergen zu finden ist. 1829 wur-den in nur 3 Badischen Distrikten 190 ver-schiedene Sorten registriert. Bis 2009 wur-den vom Autor allein an der Badischen Bergstraße bei Heidelberg 83 Rebsorten von insgesamt 243 historischen Traditions-sorten, die in den letzten alten Weinbergen Deutschlands überlebt haben, gezähltZur Erhöhung der Anwuchsraten war es von Vorteil, die Steckhölzer (Blindhölzer) in speziell vorbereiteten Anwuchsbeeten erst

zum Bewurzeln zu bringen, bevor man diese Wurzlinge in den neuen Weinberg setzte. Solch bewurzeltes Pflanzmaterial konnte man für wenige Kreuzer von Gärt-nereien und Rebschulen beziehen, die im 19. Jahrhundert in Deutschland zwischen 300 und 400 lokale, regionale und auslän-dische Sorten zum Kauf anboten. 1817 hatte man im Botanischen Garten von Genf be-reits 400 Rebsorten angepflanzt. 1878 soll das Sortiment in Turin stolze 6666 Auf-sammlungen von Rebsorten und Klonen aus ganz Europa enthalten haben. Es fiel der Reblaus zum Opfer. Bereits Mitte des 16. Jahrhunderts konnten die Winzer auf dem Weinmarkt in Esslingen große Mengen bewurzelter Rebsetzlinge von heimischen und exotischen Sorten erwer-ben, die bei Großbestellungen auch in die Nachbarländer geliefert wurden. So wurden

Abb.�Weinanlage,�Fotos�(alle�dieses�Artikels�bis�auf�ausgewiesene�Quellen)�A.�Jung

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38�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�39

stark durchwurzelten Wein-bergen einzuwurzeln und die Sommertrockenheit zu über-leben, bestand nur in nieder-schlagsreichen Gebieten mit Niederschlägen über 800–1000 mm oder auf den dauer-feuchten Auenböden am Rand der Weichholzaue in den großen Flusstälern. Die Wahrscheinlichkeit, dass die heutigen Wildreben direk-te oder indirekte Nachkom-men von Kultursorten sind, deren Samen als Vogelschiss irgendwo an die Waldränder der Flussauen eingetragen wurden, ist wesentlich höher, als die spontane Keimung eines Sämlings in einem bewirtschafteten und gepflegten Weinberg unter edaphisch und klimatisch trockenen Bedingungen.Trotzdem kann man nicht ausschließen, dass spontane Keimlinge aus dem Trester aufgepickt und gezielt in die Hausgärten oder in Lücken im Weinberg gepflanzt und speziell umsorgt wurden. Das Ganze war aber ein langwieriges und unsicheres Ge-schäft, da das Ergebnis erst nach 4 Jahren zu begutachten war. Nicht alle Sämlinge zeigen positive oder gewünschte Eigen-schaften. Winzer sind nicht zimperlich. Wenn die Merkmale ansprechend waren, behielt man den Stock der neuen Sorte, wenn nicht, riss man ihn wieder aus.

Nur wenn ein Stock gezielt vermehrt wur-de, konnte die Sorte sich im Weinberg an-reichern. Die Ergebnisse solch gärtnerischer Aussaatversuche sind an der Lahn zu be-gutachten, wo namenlose Sämlingssorten von Riesling, Traminer und der Tafeltraube Alfonse Lavallée an Hauswänden wachsen.

Der Riesling-Sämling ist extrem sauer, der Traminer zeigt sterile Blüten, der Sämling von Alfonse Lavalée weist lockere, statt kompakte Trauben auf und ähnelt ansons-ten sehr stark der Muttersorte.

leichter geht’s mit absenkernIm Weinberg waren die pflegebedürftigen Sämlinge eher ein Hindernis, die Schließung von Bestandslücken durch Absenker von Nachbarstöcken war die einfachste, sichers-te, billigste und erfolgreichste Methode, Reben im Weinberg neu zu etablieren. Hierzu wurden lange Endruten von Nach-barstöcken bis zur Bestandslücke in den Boden eingelegt und am freien Ort wieder herausgeführt. Aus dem Triebende wuchs ein neuer Rebstock, der sich selbst bewur-zelte, aber noch ein paar Jahre mit dem Mutterstock verbunden blieb, der ihn bei extremer Trockenheit mit dem Wasser aus tieferen Bodenschichten mitversorgte. Das funktionierte sehr gut.Für Händler von Edelreisern war die Neukre-ation von Sorten unprofitabel, für die Winzer im Weinberg hinderlich und unpraktisch.

Region Schirak entstanden sein, die für ihre araratischen Schiraser Weine berühmt war. Wenn eine Sorte wie der Spätburgunder / Pinot noir (Galet 1990) vor 200 Jahren als Frühe Persische Korinthe (Kerner) doku-mentiert wurde, kann sie kaum eine Selek-tion aus westfranzösischen Wildreben sein. Die nationale Existenz von Elternsorten ist kein hinreichender Beweis für eine Samen-keimung der Kinder in Frankreich. Mutter-sorten und deren Kinder von vielen Vätern können zusammen im Mischsatz angebaut und zusammen exportiert bzw. importiert worden sein. Auch in Deutschland stehen Abkömmlinge und nahe Verwandte von Traminer mit Traminer im Mischsatz. Dennoch besteht kein Zweifel daran, dass Silvaner, Riesling, Elbling, Räuschling, Rotgipfler, Budai, Grüner Veltliner, Adelfränkisch, Süss-schwarz, Spätburgunder und die anderen Traminer-Verwandten mit Edelreisbündeln aus Osteuropa in die Westalpen und nach Zentraleuropa importiert worden sind.

sämlinge haben es schwerSicherlich gab es zu allen Zeiten frei abge-blühte, spontan im Trester oder im Kom-post gekeimte Sämlinge. Eine solche Kohor-te von Silvaner-Sämlingen habe ich bei Freyburg in einem Weinberg über Muschel-kalk gesehen, der mit Rindenmulch abge-deckt war und so ein geeignetes, saures und wasserspeicherndes Keimsubstrat bildete. Auch bei den Römern und im Mit-telalter wurden die Weinberge gehackt, von der Keimung eines Samens bis zur Etablierung einer Sorte im Weinberg verge-hen Jahre. Die meist edaphisch trockenen, stark durchwurzelten Weinbergsböden, der späte Austrieb in einer bereits im Frühjahr dichten Krautschicht und die frühere Zweit-nutzung als Gemüsegarten und zur Vieh-futtergewinnung waren auch in der Ver-gangenheit feindlich für die spontane Etablierung von Sämlingen und Jungpflan-zen. Rebenkeimlinge sind äußerst empfind-lich gegen Trockenheit. Eine chance für den Keimling, in den dicht bepflanzten und

Abb.�3�Frühe�Persische�Korinthe:�(oben)�Frucht,�Blatt�(rechts)�Zeichnung�J.�S.�Kerner

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42�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�43

als Blauer Römer (Babo & Metzger 1836) bekannt. Der Blaue Römer (Nast&Sprenger 1766) soll Mitte des 16. Jahrhunderts noch den Hauptsatz am Neckar gestellt haben. Das Additiv Tschaggele im Namen Tschag-gele Vernatsch ist jüngeren Datums. Es bezieht sich auf Tschaggo (österr. Tschako, ung. csákó) und bezeichnet den ungari-schen Husarenhut. Husaren kämpften als Söldner in ganz Europa, 1705 waren ungari-sche Husaren in Südtirol stationiert.

scheuchner – scheibkern – sheikürn – cakir – caxirBei Fernimporten aus dem fremdsprachi-gen Ausland waren die Sortennamen der Edelreiser oft nicht näher definiert oder die wenigen Namen waren fremdländische Vokabeln, deren Bedeutung man anderswo nicht kannte. So übertrug man den fremd-ländischen Klang der Namen in die Schreib-weise der Landessprache und passte die Aussprache an die jeweiligen regionalen Dialekte an. Der deutsche Gruppenname

Scheuchner ist so eine Abwandlung des österreichischen Scheibkern, der wiederum vom ungarischen Sheikürn abgeleitet ist. Sheikürn ist entlehnt vom türkischen Lehn-wort cakir und bedeutet graublau. In Aser-baidschan bedeutet caxir einfach Wein. Orte mit dem Namen cakir gibt es mehr-fach in der Türkei. Eine dieser in Deutsch-land Scheuchner genannten Sorten ist der norditalienisch-französische Chatus, dessen Name wohl von chalus, einer nordirani-schen Stadt abgeleitet ist. Die Sorte ist sowohl in Franken in Mischsätzen mit Silva-ner, Traminer, Riesling und Elbling, als auch an der Enz in alten Trollinger-Misch-sätzen und in Rheinhessen zwischen alten Portugieser, Lemberger und St. Laurent anzutreffen.

kriterien zur unterscheidung von historischen rebsorten bei der namensgebungWo die Sortennamen beim Kauf mitgelie-fert wurden, übernahm man diese in den lokalen Wortschatz. Der nach der Region Friaul benannte Frauler (coll. Gf) ist der historische Barthainer (Trummer 1841) der Steiermark und Kroatiens, der im 16. Jahr-hundert auf dem Esslinger Weinmarkt als Walmer (Walheimer) heiss begehrt war. Niemand konnte den Namen Walmer bis-her zuordnen. Es ist eine Verkürzung des Sortennamens Barthainer.

Der Trollinger ist in Württemberg auch mit seiner südtirolischen Bezeichnung Grossvernatsch bekannt. Zwischen dem Herzogtum Schwaben, der damals noch schwäbischen Ostschweiz und Südtirol herrrschten im Stauferreich enge Handels-beziehungen. Neben dem Grossvernatsch wurde auch der Mittel- und Kleinvernatsch importiert, die den in alten Trollinger-Beständen regelmäßig als Süßreserve bei-gemischten Roten und Blauen Urban, so-wie die bisher übersehene morphologische Mimikry-Sorte, Schwarzer Urban enthielt. Single (1860) trennt die Sorten in Roturban, den er als Weißweinsorte kategorisiert und in den Schwarzurban, den er als beste unter den gewöhnlichen Rotweinsorten bezeichnet. In der Tat kann man aus den Trauben des Schwarzurban bei langer Maischegärung und mehrjähriger Reifung im Holzfass einen exzellenten, schokoladig-fruchtigen und tiefschwarzen Rotwein herstellen. Der Roturban mit roten, grauen, violetten oder hellblauen Beeren gibt allen-falls einen Rosé, aber keinen fast schwarzen Rotwein. Die dem Lagrein ähnliche, in Ös-terreich (falscher) Urban genannte Version

wurde ebenfalls im Original-Bestand des Schwarzurban am Neckar gefunden. Der Gattungsname Urban dürfte sich nicht auf den Heiligen Urban, sondern auf einen Sortenimport aus dem serbischen Ort Ur-ban / Vrban (Vërban) im oberen Morava-Tal an der Makedonischen Grenze beziehen. Nicht zufällig liegt Vrban nahe dem Ort Vërnez, der vermutlich namensgebend für den Vernatsch war und nur eine zufällige Namensähnlichkeit mit Garnacha aufwei-sen dürfte. Das Gebiet ist heute von musli-mischen Albanern besiedelt, die wie die Bosnier Nachkommen der albanesischen Illyrer sind. So muss es nicht wundern, dass es auch in den von Albanern besiedelten Marschen an der Ostküste Mittelitaliens die Sorte Vernaccia nera gibt. Diese von Branas & Truel 1965 beschriebene Vernac-cia wurde im Mischsatz mit Trollinger und Blauer Elbing als (falscher) blauer Elbling am Neckar gefunden. Die Sorte war einst

Abb.�4�Walmer�Barthainer�Frauler:�(oben)�Frucht,�Blatt�(links)�Zeichnung�V.�Kreuzer

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70�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�71

pomologie

deutscher kaiser oder rheinischer Zuckerfabrikant?Die Geschichte der Apfelsorte Kaiser Wilhelm muss neu geschrieben werden.

Hans-Joachim�Bannier

In der DDR hatte man ihm den Titel ‚Kaiser’ ohnehin schon genommen und ihn res-pektlos „Wilhelmsapfel“ genannt, weil man im „Arbeiter- und Bauernstaat“ von Staats wegen nicht mehr dem Kaiser huldi-gen wollte. Jetzt – knapp 150 Jahre nach seiner Entdeckung 1864 – muss die Ge-schichte dieser Sorte wohl neu geschrieben werden: Denn die allseits bekannte und beliebte Sorte hat allem Anschein nach unter falschem Namen Karriere gemacht; der klangvolle Titel müsste ihr genau ge-nommen wieder entzogen werden. Hier das Ergebnis einer langwierigen Spurensu-che über den Ursprung der Apfelsorte Kai-ser Wilhelm:

Es begann damit, dass im Rahmen eines vom ‚Landschaftsverband Rheinland’ geför-derten Projekts nach alten, regionalen oder lokalen Obstsorten des Rheinlands ge-forscht werden sollte, um diese der Nach-welt zu erhalten. Zu den einstmals im Rheinland verbreiteten Sorten gehört auch die in alter Literatur erwähnte (und in man-chen Baumschulkatalogen angebotene) Apfelsorte Peter Broich. Da im Katalog der Baumschule Fey / Meckenheim1954/55 noch von einer „dauernden Anbausteige-

rung“ bei der Sorte Peter Broich die Rede ist, war davon auszugehen, dass diese Regi-onalsorte im Rheinland heute durchaus noch häufiger im Streuobst zu finden sein müsste.

Der Verfasser dieser Zeilen erhielt 2008/09 mehrfach Früchte des Peter Broich aus diversen Herkünften des Rheinlandes zur Sortenprüfung übersandt. Darunter befan-den sich sowohl Früchte von alten Streu-obstbäumen, deren Eigentümer sie als Peter Broich bezeichnet hatten, als auch Früchte von Bäumen, die in den letzten Jahren von der Baumschule Erich Neumann, Bergheim bei Köln, bezogen wurden – jener Baumschule also, deren Vorfahren die Sorte Peter Broich ab 1931 von Nordböhmen aus verbreiteten, u. a. auch nach Österreich, wo die Sorte in den 1930er Jahren in der Gar-tenzeitschrift ‚Nach der Arbeit’ (Farbtafel 355) beschrieben worden ist.

Abb.�(oben�und�rechts)�Kaiser�Wilhelm�oder�Peter�Broich?,�Fotos:�H.-J.�Bannier

Die Überraschung: Bei sämtlichen zur Über-prüfung eingesandten Fruchtproben des Peter Broich handelte es sich nach Über-

zeugung des Verfassers um die Sorte Kaiser Wilhelm. Auch ein molekulargenetischer Vergleich der vorgelegten Proben mit sol-chen der Sorte Kaiser Wilhelm durch die Universität Marburg bestätigte dasselbe Ergebnis.

Die Identität beider Sorten (an die zu glauben die meisten Protagonisten im Rheinland sich äußerst schwer taten) warf jedoch mehr Fragen auf als sie beantworte-te: Hat es ursprünglich womöglich zwei eigenständige Sorten gegeben, die dann im Laufe der Geschichte irgendwo verwechselt wurden und deren eine später verloren gegangen ist? Oder ist es möglich, dass beide Sorten schon immer identisch wa-ren? Wenn ja, welche Sorte war dann die ‚originale’ Sorte und welche die ‚falsche’? Und wie konnte es möglich sein, dass die Identität über all die Jahrzehnte keinem Pomologen oder Obstbauern aufgefallen ist?

die geschichte der apfelsorte peter broich …Die Sorte Peter Broich soll von Johann Wilhelm Schumacher (Rommerskirchen-Ramrath, bei Grevenbroich/Rheinland) gezüchtet worden sein. Schumacher, zu-nächst ab 1824 Vikar im benachbarten Hoeningen, gründete 1830 im linksrheini-schen Ramrath eine eigene Obstbaumschu-le, in der er bis zu seinem Tod 1864 bis zu 1440 verschiedene Sorten vermehrte und diverse neue Obstsorten (darunter 12 Ap-felsorten) züchtete.

Die Sorte Peter Broich fand zunächst Ver-breitung in und um den Entstehungsort Ramrath. Nach dem Tode Schumachers wurde die Sorte auch von dem bekannten Privatzüchter Diedrich Uhlhorn jr. aus dem nahen Grevenbroich vertrieben. Im 20. Jahrhundert nahmen auch größere Baum-schulen die Sorte mit in ihr Programm auf, z. B. die Baumschule christian Fey / Me-ckenheim oder ab 1931 die nordböhmische

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94�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�95

dunkelweinrote, wielackierte Deckfarbe

flache Kelcheinsenkung

milder rosenartiger Geschmack, knackiges Fruchtfleisch

Die Früchte sind in Originalgröße abgebildet.

Bei zehn der zwölf nun analysierten Proben wurde an allen 14 Loci genau dieses Profil gefunden. Dieses Ergebnis stimmt zum Großteil mit der pomologischen Bearbei-tung der Sortenmuster überein. Die Her-kunft „Fahnberg“ wurde als dem „Roter von Simonffi“ sehr ähnlich aber pomolo-gisch unterscheidbare Sorte definiert. Es gilt nun auszutesten, ob diese Diskrepanz durch den Standort oder die Unterlage bedingt ist. Die Genauigkeit der Mikro-satelliten Analyse ist schwer einschätzbar. Grundsätzlich könnten genetisch ähnliche Sorten bei der Analyse als ident angespro-chen werden.

Zwei Proben aus der Aufsammlung von 2010 zeigen andere genetische Profile. Bei einer Probe handelte es sich schlicht um eine Verwechslung bei der Probennahme. Die Sorte Ciganyalma aus Ungarn zeigte hingegen ein identisches genetisches Profil wie es bei mehreren Herkünften der Sorte Roter Stettiner aus den Sortensammlungen des Versuchszentrums Laimburg, des Instituts für Obstzüch-tung Dresden-Pillnitz und der Versuchsanlage des Obst- und Weinbauzent-rums St. Andrä im Lavant-tal gefunden wurde.�◗

Im Rahmen der Interreg-Projekte „Gene-Save“ und „Apple-Fingerprint“ sowie des EFRE-Projektes „Apfel-Fit“ wurde am Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszent-rum Laimburg eine Datenbank mit den genetischen Profilen von Apfelsorten aus verschiedenen Genbanken und Sorten-sammlungen erstellt (= Referenzsorten), um damit unbekannte Apfelsorten moleku-largenetisch bestimmen zu können. Das Blattmaterial der pomologisch bestimmten Referenzsorten wurde aus dreizehn europä-ischen Genbanken bezogen. Derzeit um-fasst die Referenzdatenbank rund 300 genetische Profile, von denen 200 als abge-sichert gelten, da sie durch jeweils drei unabhängige Akzessionen aus mindestens

drei Sortensammlungen/Genbanken bestä-tigt worden sind.

Ein in Niederösterreich verbreiteter Zigeu-nerapfel-Typ wurde im Jahr 2003 mit Hilfe einer ungarischen Pomologie als „Roter von Simonffi“ bestimmt. Blattmuster die-ser Sorte (Herkunft�Kronsegg) wurde von Arche Noah 2005 sowie 2010 dem Ver-suchszentrum Laimburg zur Analyse zuge-sandt (Kürzel�AN). Eine zweite Herkunft eines Zigeunerrapfels stammt vom LFZ Klosterneuburg und wurde bereits 2008 analysiert (Kürzel�KN). Beide Akzessionen weisen ein identisches genetisches Profil auf und dienten beim aktuellen Vergleich als Referenz.

Nr. Probenbezeichnung Herkunft Ploidie-grad*

Übereinstimmung Genbank

1 ‚Roter von Simonffi‘ Kronsegg diploid AN, KN2 ‚Roter von Simonffi‘ Zöbing diploid AN, KN3 ‚Krampusapfel‘ Michelbach Baum 108 diploid AN, KN4 ‚Zigeunerapfel‘ Fahnberg diploid AN, KN6 ‚Zigeunerapfel‘ Baumschule Schiller, Sor-

tengarten Burgenland Nr. 70

diploid AN, KN

7 ‚Zigeunerapfel‘ grünfleischig

Steingraben diploid AN, KN

8 ‚Zigeunerapfel‘ rotfleischig

Strem diploid AN, KN

9 ‚Simonffy Piros‘ Ungarn diploid AN, KN11 ‚Meonerl‘ (Syn.

‚Zigeuner Apfel‘)Wartberg/Aist diploid AN, KN

12 ‚Zigeunerapfel‘ Stroheim diploid AN, KN

Tabelle�1:�Liste�der�Proben,�deren�genetische�Profile�untereinander�und�mit�gleichnamigen�Akzes-sionen�aus�anderen�Genbanken�an�allen�14�Mikrosatelliten-Loci�übereinstimmen.

Abb.�Roter von Simonffi Quelle: Arche Noah

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96�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�97

pomologie

apfel sein – das ist nicht schwer, kiwi sein – dagegen sehr

Werner�Merkel

So könnten die Spezialisten der TU München in Weihenstephan und der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim ausrufen, wenn es um die breite Akzeptanz dieser Obstart für den Garten- und Erwerbsobstbau geht. Das hat viele Gründe. Eine der Ursachen besteht darin, dass der Apfel – damals noch klein – in Europa seit Jahrhunderten zum Kultur-gut zählt und mit der langen züchterischen Bearbeitung zum heutigen „Tafelapfel“ aufgestiegen ist.Bei den Actinidien verlief der Prozess der Markteinführung umgekehrt. Zuerst wur-den die großfrüchtigen subtropischen Ar-ten den Kunden präsentiert. Diese bilden seitdem den Maßstab der Beurteilung der beerenartigen Früchte der Arten aus den nördlichen Klimazonen Asiens.

actinidien aus asien setzen sich als „kiwi“ im Fruchthandel durchActinidien bilden eine große Familie von über 40 Arten! Diese haben aber oft total unterschiedliche Art-Eigenschaften. Zum Vergleich ist die Familie der Prunusgehölze gut geeignet. Niemand würde bei der Beur-teilung der Kirsche oder der Pflaume einfal-len, zu kleine Fruchtgrößen gegenüber dem Pfirsich als Argument zu bringen. Die her-vorragenden Eigenschaften der Kiwiart

Actinidia�arguta stehen aber immer im Schatten der den Fruchtmarkt beherr-schenden großen Actinidia�deliciosa und A.�chinensis. Die Sorten beider vorgenannter Arten lassen sich, wie manches vor Jahren bei uns noch unbekannte Obst, aus dem Angebot des Handels nicht mehr wegden-ken. Ganzjährig – ab Herbst aus Italien und ab Frühjahr aus Neuseeland – stehen uns die behaarten, grünfleischigen Früchte zur Verfügung. Leider lässt oft das Aroma der noch ziemlich unreifen Früchte zu wün-schen übrig. Der Gedanke an den Anbau im eigenen Garten ist daher verständlich, wenngleich mit diesen Arten nicht erfüll-bar. Ist das Holz Temperaturen unter -12° c ausgesetzt, geht die Blütenanlage für die kommende Saison verloren. Die großblätt-rige, bepelzte A.�deliciosa treibt dann zwar im Frühling aus, entwickelt jedoch keine Blüten. A.�chinensis mit gelbem Frucht-fleisch, die „Goldkiwi“, ist eine weitere Art im Fruchthandel. Beide Actinidien stam-men aus Südchina und fanden bei den neuseeländischen Züchtern als Arten sowie mit ihren daraus gezüchteten Sorten eine neue Heimat. Diese aufgeführten Arten sind in ihrer Kultur auf spezielle subtropi-sche Klimagebiete beschränkt, weshalb sich nur Neuseeland und Italien im Anbau durchgesetzt haben. Die Anbaugebiete in

Spanien, Griechenland, chile, Kalifornien und selbst in china haben lediglich lokale Bedeutung. Das Potential der Actinidien ist damit jedoch längst nicht erschöpft, über 40 weitere Arten sind in china, Korea und im asiatischen Teil Russlands bis in die nördlichen Zonen heimisch.

Abb.�(oben)�„Bingo“�Fotos:�P.�Latocha��(unten)�1�Act.�deliciosa,�2�Act.�arguta,�3�Act.�purpurea,�4�Act.�kolomikta,�5�Act.�melanandra

das süßeste vitalfrüchtchen der kiwifamilieDie A.�kolomikta beispielsweise verträgt problemlos Temperaturen bis -35° c. Die männlichen Pflanzen schmücken sich im Frühsommer mit weißen bis rosaroten Blättern, die bis Juli allmählich vergrünen. Die weiblichen Exemplare entwickeln klei-ne süße Früchte, die schon im August rei-fen. Durch MITScHURIN (1855–1935) ist be-kannt, dass A.�kolomikta trotz

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102�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�103

pomologie

die baumhasel – ein baum trotzt allen umweltbedingungen und wetterkapriolen

Klaus�Schuh

Die Baumhasel, Corylus�colurna, auch als Türkische Baumhasel bekannt, ist eine Wildobstart und zählt zu den Schalenfrüch-ten wie die Esskastanie und die Walnuss. Sie gehört wie der Haselnussstrauch zur Familie der Birkengewächse.Vorwiegend finden wir diese eher seltene Laubholzart in unseren Breiten als Park-, Anlagen- oder Alleebaum in Städten und Gemeinden. In Österreich und Ungarn finden sich sogar ausgedehnte Waldbestän-de. Die robuste ursprünglich aus Südosteu-ropa stammende Baumhasel fühlt sich in unseren Gefilden sehr wohl und zeigt einen prächtigen pyramidalen Habitus.

1581 gelangten die ersten Baumhaselsamen durch den kaiserlichen Gesandten David von Ungnad nach Westeuropa. Aus diesen Nüssen wurden die ersten Bäume gezogen. Diese wertvolle europäische Nutzholzart hat den Vorzug auf Standorten zu gedei-hen, auf denen die meisten edlen Nutzholz-arten nicht wachsen. Aufgrund der positi-ven Eigenschaften des Baumes hinsichtlich Hitzestress, dem Überstehen von Trocken-perioden und einer Unempfindlichkeit gegenüber Straßenstaub und Autoabgasen wird die Baumhasel häufig an stark befah-renen Straßen angepflanzt.Die Baumhasel beeindruckt mit ihrer ma-jestätischen Größe. Sie erreicht beachtliche

Wuchshöhen von über 20 m und kann älter als 100 Jahre werden. Im Landwirtschaftli-chen Museum in Budapest befindet sich eine Baumscheibe einer 109 Jahre alten Baumhasel, die einen Stammumfang von 3,5 m aufwies.Die korkige, raue, weißgraue, zerklüftete Rinde schmückt den Stamm; daher rührt auch die Bezeichnung „Rauhfaserbaum“. Das sehr schön gemaserte Holz besteht aus einem breiten rötlichen Splint von hellro-tem Kern. Es wird in der Möbelindustrie gerne verwendet und ist in der Kunsttisch-lerei sehr gefragt.Im Gegensatz zur Hasel bildet die Baumha-sel keine Wurzelschosser und eignet sich deshalb als ideale Unterlage zur Veredlung von Haselnüssen. Die Baumhasel vermehrt sich generativ über ihre Früchte – rundliche Nüsse.

ab. Werden diese Mutanten reich mit Pollen bestäubt, bilden sie brauchbare, deutlich größere Früchte. Die Menge des Polleneintrages bestimmt die Anzahl der Samenkerne und diese wiederum beein-flusst den Zuwachs an Fruchtfleisch, wie bei der Erdbeere.

Abb.�Zahlreiche�gute�Gründe�also,�sich�durch�diese�süßen�Schwestern�der�Kiwi�verführen�zu�lassen.�Foto�(unten):�P.�Latocha�(oben):�„Freie�Presse“�Chemnitz

die „süßen kleinen“ erobern gärten und plantagenNeben Hobbygärtnern hat auch der Er-werbsobstbau in dieser neuen Kultur eine Möglichkeit gefunden, eine gute Flächen-rendite ohne aufwendige Kultur und ohne „chemische Keule“ zu erwirtschaften. Für den Besitzer eines kleinen Gartens bieten Kiwais weitere Möglichkeiten durch Lau-benbegrünung und Zaunbepflanzung den begrenzten Raum besser zu nutzen und damit persönlicher zu gestalten.

Der Autor hält den Vortrag „Der Kiwianbau nördlich der Alpen“, führt Anbauberatungen durch und informiert über Bezugsquellen der Arten und Sorten.www.mini-kiwi.de ◗

Abb.�Reife�Nüsse�der�Baumhasel�–�Schön�zu�sehen�die�Reifezeichen:�Aus�den�Büscheln�her-ausragende�Nüsse�und�büschelige�Fruchtklum-pen�mit�den�am�Ende�umgebogenen�Zipfeln,�Fotos�(alle�dieses�Artikels):�K.�Schuh

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104�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�105

pomologische beschreibung der Türkischen baumhasel nach goeschkeDie Fruchthüllen sind vielfach geschlitzt, von veränderlicher Gestalt, 17–20 cm lang, 12–18 mm breit. Die Schale ist sehr dick und fest, schwer zu öffnen und deutlich geriffelt.Das Schild auf der Oberseite der Nuss ist sehr groß und nimmt fast ein Drittel der Schalenfrucht ein.Der Fruchtkern ist klein bis mittelgroß, ist gut ausfüllend mit angenehmem Ge-schmack, ähnlich der Haselnuss.Die glatte strohgelbe hellbräunlich gesprenkelte Kernhaut lässt sich schwer lösen.Die sehr großen Fruchthüllen um-schließen die einzelnen Nüsse sehr fest und können nur gewaltsam ge-trennt werden zur Ernte.Die Fruchtbüschel haben ein knäul-artiges, wirres, zottiges Aussehen mit umgebogenen Spitzen.Die Erntezeit erstreckt sich von Ende September bis Mitte Oktober.Bemerkung: Nutzholz, Speisefrucht.

LiteraturGROSS, Emanuel: Die Haselnuß und ihre Kultur

und wirtschaftliche Bedeutung, 1902PALANDT, Heinrich Wilhelm: Der Haselstrauch

und seine Kultur, 1881ScHMIDT, Oberförster in Blumberg: Beitrag zur

Kultur der Haselnüsse. –In: Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau, 1860

ScHNEIDER, Erich: Erfolgreicher Haselnußanbau o. J.

Ausführlichere�Literaturliste�auf�Anfrage�beim�Autor�gerne�erhältlich. ◗

Die Baumhasel blüht in unseren Breiten in den Monaten Februar bis März. Männliche und weibliche Blüten finden sich auf einem Baum, die Pflanze ist getrennt geschlecht-lich einhäusig, im Gegensatz zur Weide, und wird von Insekten und vom Wind bestäubt.

Wer eine Baumhasel aus der Nähe betrach-tet, wird die große Ähnlichkeit mit der ihr nah verwandten Hasel erkennen. Insbeson-dere die herzförmige Form und die Struktur der Blätter mit der behaarten Blattunter-seite in der Jugend. Die Art, wie die Früchte in Hüllen verpackt sind, ähnelt stark der Hasel. Diese Übereinstimmung geht so weit, dass auf Jahre einer geringen Nuss-ernte bei beiden Nussträgern Jahre mit überdurchschnittlichen Erträgen folgen. Man spricht dann von „Nussjahren“; das letzte war 2010.Im Schnitt werden pro ausgewachsenen Baum etwa 15–20 kg Nüsse mit einer Kern-ausbeute von sieben bis acht kg geerntet. Es gibt keine andere Kulturhaselsorte, die diese enorme Ertragsleistung erbringt – ganz abgesehen von dem jährlichen

Zuwachs an edlem Nutzholz. Die nussför-migen Kerne der Schalenfrüchte der Baum-hasel sind sehr schmackhaft und als frische Wildfrucht zum Verzehr geeignet und eig-nen sich hervorragend zum Kuchenbacken. Der Baum trägt erst ab dem 15. Lebensjahr, dafür aber lange bis ins hohe Alter. Die Baumhasel ist durch die nahrhaften Nüsse und das edle Holz ein wertvolles Zweinut-zungsgewächs.Die einzelnen rundlichen meist sechs bis acht Nüsse hängen in monströsen Frucht-klumpen, die in zahlreichen zurückgeboge-nen Zipfel auslaufen. Noch lange nach dem Laubfall kann man an den kahlen Bäumen die Fruchtstände bis in den Winter hinein schon von Weitem erkennen.

Franz GOEScHKE, königlicher Obergärtner und Lehrer am Pomologischen Institut in Proskau, stellte ähnlich wie E. LUcAS und A. DIEL eine Klassifizierung für die Hasel nüsse auf von sechs Klassen und bis zu drei Unter-ordnungen (Jahresheft�2006). Die Türkische Baumhasel und die Levantinische Baum-hasel sind in der sechsten Klasse eingereiht.

Abb.�Nüsse�der�Baumhasel�–�oben:�Nussschale�mit�Kern,�unten:�Essbarer�Nusskern�

Abb.�Lichtdrucktafel�nach�Zeichnungen�des�Verfassers�mit�detailreicher�Darstel-lung�aller�Blüten�und�Sproßteile�der�„�Türkischen“�Baumhasel��(aus:�Goeschke:�Die�Haselnuss�–�ihre�Arten�und�ihre�Kultur,�1887)

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106�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�107

pomologie

wer kennt sie noch, die „ostpreußische gelbe spille“?

Irene�Schellstede

meine suche nach den spillenVor einigen Jahren ging ich auf die Suche nach der Ostpreussischen Gelben Spille, da meine Mutter in Erinnerung an ihre Kind-heit und Jugend immer zur Zeit der Zwetschgen- und Eierpflaumenreife von dem Geschmack dieser Spillen schwärmte.

Meine zunächst ziemlich ungezielte Suche im Internet nach dieser Pflaumenart ergab nur eine Angabe auf der Seite des BUNDs Lemgo. Sie führen im Inhaltsverzeichnis des Heftes „Normal-Sortiment der für die Pro-vinz Ostpreußen geeigneten Obstsorten“ aus dem Jahre 1918 diese Sorte auf. Nachdem die Antworten auf meine Anfra-gen in Baumschulen negativ ausfielen, habe ich 2009 bei einer Ostpreußin, die

heute zu der deutschen Minderheit in Polen gehört, angefragt, ob ihr die Bezeichnung „Spille“ bekannt ist und ob es evtl. diese Pflaumen noch gibt. Ich erhielt bald die Mitteilung, dass ihr selbstverständlich die Spillen bekannt seien und dass es diese auch noch gäbe. Sie bot mir an, mir in der ersten September-dekade 2009 eine wurzelechte Spille zu einem Ostpreußentreffen nach Deutsch-land mitzubringen,. Meine Bedenken, dass die Bäume das Umpflanzen um diese Jah-reszeit nur schwer verkraften und dass daher ihre Mühe vielleicht vergeblich sein könne, zerstreute sie. Und tatsächlich brachte sie mir ein großes, gut verschnür-tes Paket von ca. anderthalb Meter Länge mit. Als ich es zuhause auspackte, enthielt es wirklich neun voll belaubte, in der Länge etwas eingekürzte Büsche.

Ich habe sie sofort ge-wässert und sorgfältig eingepflanzt. Außer, dass sie kurzfristig ihr Laub vollständig abwarfen, überlebten alle diesen Transport und wurden im Frühjahr wieder grün.

Man merkt der Spille ihre kalte Heimat an. ca. 10 Tage vor unseren anderen Pflaumen und Zwetschgen beginnt sie im Frühjahr zu grünen. Eine Spille ging dann aber leider im Laufe des ersten Sommers aufgrund des für unseren Standort ungewöhnlich starken Engerling-Vorkommens ein. Obwohl ich die Spille noch ausgegraben habe, war es zu spät. Die Feinwurzeln waren allesamt ver-schwunden. 2010 und 2011 hatten die Spil-len trotz Bewässerung noch mit den Folgen des Umpflanzens zu kämpfen, aber im Frühjahr 2012 zeigten sich an zwei Büschen die ersten Knospen und Blüten. Jetzt be-gann die spannende Frage, sind es wirklich Spillen oder die in Ostpreußen auch häufig vorkommenden runden, ziemlich mehligen Mirabellen. Spillen sind nach Aussage älte-rer Ostpreußen längliche gelbe Pflaumen, keine runden.In diesem Frühjahr gab es keinen Obst-baum in unserem Garten, der so häufig besucht wurde. Mitte Mai konnte man erahnen, dass die Früchte eher länglich als rund sein würden. Die Wahrscheinlichkeit stieg, dass es Spillen sind. Leider haben die beiden Büsche, die zusam-men ca. 30 Blüten hatten, aufgrund der Witterung nur rund zehn Spillen angesetzt, von denen trotz Bewässerung der Bäume leider nur zwei Früchte übrigblieben.

Sie wurden von uns mit einem kleinen Netz vor Vogelfraß und größeren Insekten ge-schützt, damit ihnen nur nichts mehr pas-sierte. Aber den Pflaumenwickler hielt es trotz einer Pheromonfalle im Baum nicht ab eine. Wenn die Ernte in diesem Jahr auch minimal war, so erhielten wir zumindest die Bestätigung, dass es sich um Spillen han-delt und meine Mutter konnte nach 67 Jahren ihre erste Spille wieder essen.

Die Größe der Spillen ist ungefähr die älte-rer Zwetschgen. Mit den modernen, riesi-gen Pflaumen- und Zwetschgensorten können sie größenmäßig nicht mithalten, aber der Geschmack zählt mehr als die Größe. Der Geschmack ist ähnlich dem der Eierpflaumen. ◗

Abb.�(oben)�Blüte,�(unten�v.l.)�erste�Blätter�im�Frühjahr�und�Fruchtansatz�(rechts)�die�ersten�Früchte;�Fotos�(alle�dieses�Artikels)�A.�Schellstede

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114�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�115

gliederung unserer bäume der streuobstwiese

1 Art Schlehe, Schwarzdorn, Prunus�spinosa�L.1.1 Unterart herbe Gewöhnliche Schlehe, P.�spi-

nosa ssp. spinosa1.1.1a eiförmige Gewöhnliche Schlehe1.1.1b Gewöhnliche Schlehe mit rundlichem Stein1.1.1c Gewöhnliche Schlehe mit eiförmigem Stein1.1.1d aufrechte Gewöhnliche Schlehe1.1.1e spätblühende Gewöhnliche Schlehe1.1.1f Gewöhnliche Schlehe, noch nicht gliederbar

1.2 Unterart Großfruchtige Schlehe, P.�s.�ssp.�megalocarpa Domin

1.2.1 typische Großfruchtige Schlehe mit +/- länglichem Stein

1.2.1.9 — Sämling von 1.2.11.2.2 typische Großfruchtige Schlehe mit rundli-

chem Stein1.2.3 breitblättrige Großfruchtige Schlehe mit

kugeligem Stein1.2.4 Hofschlehe

1.3 Unterart Filzige Schlehe, P.�s.�ssp. dasyphylla Domin

1.3.1 kleine Filzige Schlehe, P.�s.�ssp.�dasyphylla�Domin

1.3.2 große Filzige Schlehe, P.�s.�ssp.�d.�var.�supra-densa�Hrabet

1.4 Unterart Milde Schlehe, P.�spinosa�ssp.�x�var. dulcescens Dom

2 Art Kirschpflaume, Prunus�cerasifera�Ehrhart2.1 Edelsorte2.2 wurzelechte Kirschpflaume2.3 eiförmige Kirschpflaume2.4 blaue Kirschpflaume2.5 bunte Kirschpflaume2.5.1 — Rebhuhn-Kirschpflaume2.5.2 — bunte Kirschpflaume

3 Art Pflaume/Zwetsche, Prunus�domestica Linne

A) Systematik nicht geklärt3.0.1 Staffordshire-Bullace, Typ 13.0.1.9 — Sämlinge von 3.0.13.0.2 kleine blaue Rostocker3.0.3 Sliwa lubaszka, Bryki, Polen3.0.4 Kriechele Dürnau3.0.5 Staffordshire-Bullace, Typ 23.0.6 Thüringer Hammelsäcke3.0.7 Sarner-Bullace, Typ 2, NW-Wales, noch im

Topf3.0.8 Pogauner, Pfälzer Maschen (Ofrk.)3.0.9 Große, gelbe, kugelige Primitivpflaume,

Ortenberg3.0.10 Sarner-Bullace, Typ 1, NW-Wales3.0.11 Shropshire Prune Damson, Typ 2, Wales3.0.12 Farleigh-Damson England3.0.13 Britische Black-Bullace3.0.14 Shepherds Bullace, England3.0.15 Oberreuter Landpflaume3.0.16 Kriechele Mehrstetten3.0.17 Kriechele Hemmenhofen3.0.18 Wildpflaume Deggingen3.0.19 kleine nicht-blaue Bornholmer Primitiv-

pflaume

B) Systenatik mehr oder weniger geklärt3.1 Unterart Kricke und Wiechel, P.�d.�ssp.

insititia�Bonnier et Layens3.1.1 Variante A. Kricke3.1.1a — Kricke,3.1.1b — Sämlinge von 3.1.1a3.1.2 Variante B. Wiechel, B 1 Normalform3.1.2a — Typ Brokdorf, S-H3.1.2.a9 — Sämlinge vom Typ Brokdorf3.1.2b — Typ Rondeshagen, S-H3.1.2c — Typ Harzvorland, S-A3.1.3 Variante B. Wiechel, B2 Süd- und Westform3.1.3a — Typ 1 Wissenbourg, Alsace, F3.1.3b — Typ 2 Hochsauerland, NRW

3.2 Unterart Ziparte, P.d.�ssp. prisca Bertsch3.2.1 gelbe Ziparte3.2.2 blaue Ziparte

3.3 Unterart Kreeke, P.�d.�ssp.�„acuticarpa“

3.4. Unterart Spilling, P.�d.�ssp.�pomariorum Werneck, u. Ähnliche

A. Spillinge3.4.1a — gelbroter Spilling3.4.1b — roter Spilling3.4.2 blauer Spilling3.4.3 gelber Spilling (Katalonischer Spilling?)3.4.4 Weidenberger Spindling, OFrk3.4.5 wohlriechender Spilling, R.P

B. Ähnliche3.4.6 Zweispitz, P.�d.�ssp. p.�var. bisacuminata�

Werneck3.4.7 Pemsen, P.�d.�ssp. versicolor�Werneck

3.5 Unterart Mirabelle, P.�d.�ssp.�syriaca�(Borkh.) Jannchen

3.5.1 Landsorte3.5.2 Edelsorte3.5.2a — Nancy Mirabelle3.5.2b — Nancy Mirabelle Klon 1510

3.6 Unterart Rund-Pflaume, P.�d.�ssp. italica (Borkh.) Gams

3.6.1 Echte Rund-Pflaume, var.�subrotunda (Bechstein) Werneck

3.6.2 Reneklode, var.�claudiana�(Poiret) Gams3.6.2.1a — blaue Landsorte3.6.2.1b — gelbe Landsorte3.6.2.2 — Edelsorte3.6.3 Bonne de Bry, von H. Woldring, Groningen,

NL, Bestimmung N. Plumbe, GB

3.7 Unterart Halbzwetsche, P.�d.�ssp.�intermedia Röder

3.7.1 Küchen-Zwetsche, var.�culinaria�Werneck3.7.1a — Landsorte3.7.1b — Edelsorte3.7.1c — Rotzwetschke, var mamillaris�Werneck3.7.2 Eier-Pflaume und Ähnliche3.7.2.1 — Gelber Bidling, var. praecox�Werneck3.7.2.2 — Eier-Pflaume, var. ovidea Martens3.7.2.3 — Gelbe Holsteiner3.7.3 Oval- Pflaume, var.�oxycarpa Bechstein3.7.3.1 kleine blaue S-H Primitivpflaume3.7.3.2 — Oval-Pflaume3.7.3.3 — Shropshire Prune Damson, Typ 13.7.4 Kreete, Bunte Frühpflaume, var.�„tricolor“3.7.4.1 — Fruchtsteine flach3.7.4.2 — Fruchtsteine mäßig dick3.7.5 Löhrpflaume

3.8 Unterart Echte Zwetsche, Prunus�d.�ssp.�domestica

3.8.1 Landsorte3.8.1a — Hauszwetsche aus Deutschland3.8.1b — Hauszwetsche aus Österreich3.8.2 Edelsorte

4.0.0 Mutmaßliche Bastarde und Hybride, S ektion Prunus

4.1.0 1.0.0 x 3.1.0 ? Typ 1, Habitus ähnlich Kricke4.2.0 1.0.0 x 3.1.0 ? Typ 2, Habitus ähnlich

Großfruchtige Schlehe4.3.0 1.0.0 x 3.7.3.2 ? Alte Obstwiese Neumünster4.4.0 Hybride 8396, 3.0.0 x 2.0.0, W. Hart-

mann, Hohenheim B-W4.5.0 Spillingskirschpflaume, 3.4.0 x 2.0.0,

Baumschule Ritthaler, R-P ◗

Abb.�Kricke�im�Dezember

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124�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�125

Rote Walze� Foto:�J.�Krenzer

apfelsorte des jahres 2012rhöner apfelinitiative

In Hausen/Rhön ist er als Ploatzapfel und in Frickenhausen bei Mellrichstadt als Trompetenapfel bekannt.Die Entstehung ist unbekannt, jedoch an-geblich in Deutschland. Sie war schon vor 1600 bekannt, galt aber als ausgestorben. 1996 entdeckte man sie in der Rhön. Dort gibt es noch einige Altbäume. Im Obstsor-tenerhaltungsgarten in Hausen/Rhön wur-de sie wieder kultiviert.Reife: Ende September, nicht Windfest.Verwertung: Gute Wirtschaftssorte, her-vorragend als Kuchenapfel (Ploatzapfel)Die Sorte ist anspruchslos an Boden und Klima, auch in rauen Höhenlagen in der Rhön in 700 m noch anzutreffen.Sie ist sehr robust, der Wuchs sehr stark und die Krone weit ausladend.Der Ertrag wechselt zwischen mittelhohen bis hohen Ernten und völligem Ertragsaus-fall.

Quelle:�www.rhoenapfel.de

Hauszwetsche� Foto:�W.�Hartmann

streuobstsorte des jahres 2012verband der gartenbauvereine saarland/rheinland­pfalz e.v.

Die ‚Hauszwetsche‘ ist eine sehr alte Sorte unbekannter Herkunft, die seit dem 17. Jh. in Deutschland verbreitet wurde. In Streu-obstwiesen ist die ‚Hauszwetsche‘ die Zwetschensorte schlechthin. Ihre weite Verbreitung verdankt sie ihrem hervorra-genden Geschmack, ihrer relativ einfachen Pflege und ihrer über drei bis vier Wochen (September bis Oktober) verteilten Reife-zeit. Die „folgernde“ Reife ist gerade für den Hausgebrauch ein sehr großer Vorteil – Wer möchte nicht über mehrere Wochen frischen Zwetschenkuchen essen?Oft gefragtHeißt es Zwetsche oder Zwetschge? Ganz einfach! In südlichen Regionen heißt es Zwetschge und in nördlichen Regionen Zwetsche. Im Saarland und in Rheinland-Pfalz wird die Zwetsche auch mundartlich „Quetsche“ genannt.

Text:�Walter�HartmannWeitere�Infos:�www.gartenbauvereine.de/saarland_rheinland-pfalz

Rotfranch� Foto:�Nimar�Blume

apfel des jahres 2012 in norddeutschland Freilichtmuseum kiekeberg und bund hamburg

Der Rotfranch, auch Weigelts Zinszahler (Thüringen) oder Swedenborgs Muskatre-nette genannt, ist Mitte September pflück-reif und kann vom Erntezeitpunkt bis ca. Ende Oktober verzehrt werden.Der rotschalige Apfel, dessen Herkunft unbekannt ist, war schon vor 1800 im Land Hadeln (Niederelbe) verbreitet. Die zu den Renetten gehörige Sorte hat eine raue Schale, ist sehr aromatisch und oft an Stiel-grube und Blüte braun berostet. Die Frucht ist klein bis mittelgroß, rundlich und zur Blüte hin leicht verjüngt. Das Fruchtfleisch ist weiß bis leicht gelblich und vom Ge-schmack her süß mit kräftigem, nussarti-gem Aroma.Der Baum wächst anfangs sehr steil nach oben und kommt erst spät in volleren Er-trag. Der Rotfranch ist hauptsächlich im nordwestlichen Elbe-Weser-Dreieck ver-breitet, sonst findet man ihn eher selten.Text: Eckart Brandt

Weitere�Infos:�www.apfeltage.info/

Rosenapfel von Schönbuch � Foto:�Dr.�W.�Hartmann

streuobstsorte des jahres 2012logl (landesverband für obstbau, garten und landschaft baden­württemberg e. v.)

Der Rosenapfel vom Schönbuch, auch als Kernrosenapfel oder Wilder Rosenapfel bezeichnet, verdankt seinen Namen der attraktiven, roten Farbe, die zum Reinbei-ßen verleitet. Der Geschmack des Tafelap-fels ist gut und seine lange Lagerfähigkeit ein Pluspunkt. Für typische Schorflagen ist die Apfelsorte aber nicht zu empfehlen.Herkunft: Aller Wahrscheinlichkeit ist der Rosenapfel vom Schönbuch ein Zufallssäm-ling aus Schönaich im Schönbuch (Land-kreis Böblingen).

Quelle�www.logl-bw.de

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142�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�143

hisTorie und liTeraTur

albert wachsmann (1849­1928) – siebenbürgischer apotheker und verdienstvoller pomologeMotto�„Aus�den�Träumen�des�Frühlings�wird��im�Herbst�Marmelade.“�(Volksmund)

Rudolf�Rösler

1. einleitungDas Bergland der Vorkarpaten Siebenbür-gens (Transilvania) bietet für den Obstbau überaus günstige klimatische Bedingungen. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts (1840) wurde in Reußmarkt (rum. Miercurea Sibi-ului) in Südsiebenbürgen der Feldbauern-Unterstützungsverein gegründet, der sich positiv auch auf den Obstbau auswirkte. Der Siebenbürgisch-Sächsische Landwirt-schaftsverein förderte ab 1870 neue Obst-anlagen und schon 1872 veranstaltete er die erste Obstausstellung in Hermannstadt / Sibiu. Hier sei erwähnt, dass der Bistritzer Bezirksverein (rum. Bistriţa) ab 1877 beson-dere Aktivitäten entwickelte, wo z. B. 1907 nach der Obstbauzählung des Vereins 39 % aller Obstbäume Siebenbürgens standen und wo sich das Zentrum des Exportes von Äpfeln befand. Bereits 1901 wurden im Nösnerland (Ţara Bistriţei, heute Judeţul Bistriţa-Năsăud) mehr als 200 Waggons (2000 t) Obst verladen.In der Zwischenkriegszeit hielt der Land-wirtschaftsverein in den Wintermonaten regelmäßig mehrwöchige Baumwart- und

mehrtägige Obstbaukurse ab und veranstal-tete Fachausstellungen, die letzte 1937 in Bistritz (Bistriţa). Auch nach dem 2. Welt-krieg blieb der Kreis Bistritz-Nassod im Obst-bau führend; allein 1973 wurden 30.000 t Äpfel geerntet und meist exportiert.2011 fand die Zusammenkunft verdienstvol-ler Pomologen und Forscher (internationale Pomologentage,�Anm.�d.�Red.) in diesem Obst- und Bärenreichen Großraum Nord-siebenbürgens organisierte.

2. historisch­pomologischer rückblickVor 850 Jahren folgten deutsche Aussiedler dem Ruf des ungarischen Königs Geisa II. (1141–1162) und zogen als „hospites“ (Gäste) in das „Land jenseits der Wälder“ (Transsil-vanien), der heutigen Zentralprovinz Rumä-niens-Siebenbürgen (rum. Transilvania; ung. Erdely). Ihre Aufgabe sollte es sein, das Hand-werk und das Städtewesen zu entwickeln und dabei auch die Grenzen zu schützen.Aus ihrer moselfränkischen Heimat (Rhein-land, Luxemburg, Lothringen) brachten sie nicht nur die Weinrebe mit, aus der in der neuen Heimat die geschätzte Rebsorte Silvaner entstand (KELLER 1979), sondern auch Pfropfreiser, aus denen über Jahrhun-derte zahlreiche einheimische Sorten gezo-gen wurden; diese waren schon zu Beginn sehr begehrt, auch außerhalb der Grenzen Siebenbürgens. So sandte der Rat der Stadt Bistritz (rum. Bistriţa, ung. Beszterce, da-mals Königreich Ungarn, heute Rumänien) als Ehrengaben u. a. dem Fürsten der Mol-dau Petru Rareş (herrschte 1527–1538 und 1541–1546) immer wieder neben Pokalen, Löffel und Messer aus Silber, auch Lebku-chen und Tafelobst; sehr beliebt waren am Fürstenhof die Bistritzer Sauerkirschen. Der Obstbau trug dem Nösnerland (heute Kreis

Bistritz-Nassod, rum. Judeţul Bistriţa-Năsăud) schon damals reichlich Gewinn ein, dank der vorhandenen edlen Sorten. So waren im Jahr 1591 die „Schogener Äpfel“ (rum. „măr de Şieu“), 1602 die „Eidauer Äpfel“ (rum. „măr din Viile Tecii“) und 1714 der „Horger-Apfel“ (nach dem Züchter genannt) wahre Modeäpfel. Der Pfarrer Georgius Rörich Nivillanus aus Petersdorf (rum. Pietriş, heute cetate), der 1620–1633 hier tätig war, pfropfte Wildlinge die er im Pfarrgarten zog. Hier sei bemerkt, dass schon 1591 der erste „Schogener Apfel-baum“ sowie 1602 vier „besonders gute“ Nussbäume in diesen Garten gepflanzt wurden (KIScH 1926).Es gehörte zur Tradition, dass Burschen der Orte Neudorf und Petersdorf das Pfropfen bis zu ihrer Volljährigkeit (Militärdienst) beherrschen mussten. So entstanden über

Jahrhunderte in den großflächigen Hutwei-den (mit zahlreichen wilden Apfel- und Birnbäumen sowie Schatten spendenden Alteichen) durch Umpfropfen wahre Baum-gärten, der größte bekannt als „Minarkner-Wäldchen“ (ORENDI 1895, BREDT 1924), heute rumänienweit bekannt als „Schwarzer Berg“ (rum. „Dealul Negru“).

Abb.�Ansicht�(Vogelperspektive)�des�Braunbären-biotops�mit�Teilbiotopen�im�Nösnerland,�rechts�oben�im�Bild�der�Schwarze�Berg:�W�Bereich�der�Winterhöhlen;�A�im�Sommer�bewirtschafteter�Almbetrieb;�K�Kahlflächen�(Windwürfe,�Schnee-brüche,�Brandflächen,�etc.);�H�Hutweiden�mit�Wildobstbäumen;�G�Getreide�(Hafer,�Mais,�etc.);�O�Obstplantagen�(Apfel-,�Pflaumenbäume);��T�Weingärten;�FI�Fichte;�BU Buche;�BMW�Berg-mischwald;�EI�Eiche;�Zeichnung�R.�Rösler

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162�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�163

obsTbau und obsTverwerTung

Thermische rindenschäden an bäumen und mögliche präventivmaßnahmen

Dr.�Axel�Schneidewind

Seit etwa 20 Jahren wird bundesweit eine erhebliche Zunahme von Stamm- und Rin-denschäden an jüngeren Bäumen verschie-dener Arten und Sorten beobachtet. Diese Erfahrungen bestätigen die Analysen und Empfehlungen des Deutschen Pomologen-Vereins von 1882/83 (GOETHE 1883).Vielfach beschrieben sind Schädigungen durch extreme Witterungsbedingungen wie starke Frost- und Hitzeperioden oder anhaltende Dürrephasen. Entsprechende Schadbilder werden als Frostrisse und –platten, Rinden- oder Sonnenbrand sowie Sonnenrisse bezeichnet. In der englisch-sprachigen Literatur befinden sich für diese Schadenskomplexe die Termini „frost crack“, „frost lesion“, „sun crack“, „sun-scald“ oder „sun-scorch“ (SINcLAIR et al. 1987). Seit 2002 zeichnet sich eine Verein-heitlichung in der Bezeichnung für ther-misch verursachte Stammschäden ab, die so genannten „Sonnennekrosen“ (DUJESIEF-KEN und STOBBE 2002). Diese werden in „Sommer-Sonnennekrosen“ (Rinden- oder Sonnenbrand) und „Winter-Sonnennekro-sen“ (Frostplatten) sowie echte Frostrisse unterteilt. Letzterer ist ein Spannungsriss der Rinde, der nachfolgend häufig auch zu einer Nekrose führt. Als gemeinsames Merkmal gilt die südliche bzw. südwestli-che Schadenslokalisierung an ungeschütz-ten Stämmen.

Darüber hinaus belegen die bisher durchge-führten Untersuchungen regionaler und überregionaler Straßenbaumneupflanzun-gen zahlreiche Stammschäden, die auf weitere abiotische und biotische Schad-faktoren zurückzuführen sind.Im klassischen Erwerbsobstbau spielen thermische Rindenschäden nach wie vor eine Rolle. Wobei in den letzten Jahren ein Schwerpunkt im Bereich des Steinobstes lag. Rindenrisse gelten als Haupteintritts-pforte für den Pseudomonas-Befall bei Zwetschge, ihre Vermeidung durch Weiß-anstriche als vordringlich (HINRIcHS-BERGER 2005, RENNER 2008, SIEGLER 2008).Auch in Agro-Forst-Plantagen ist die The-matik von Bedeutung. So wird von einem Totalausfall von Birne durch Frostrisse be-richtet (LUIcK und VONHOFF 2010).

Das Zentrum für Gartenbau und Technik Quedlinburg (ZGT) testet im Rahmen der Prüfung von Straßen- und Alleebaumarten seit 1995 auch verschiedene Stamm- und Rindenschutzmaterialien auf ihre Eignung. Zurückgegriffen wurde dabei auf die zum Teil über 100 Jahre alten Empfehlungen aus dem Obstbau, u. a. Jute- oder Lehmjute-Bandagen, Schilfrohr- und ähnliche Matten sowie den klassischen Weißanstrich. Neben der Bestätigung in der Wirkung dieser alten Empfehlungen wurden aber auch scheinbar gegensätzliche Ergebnisse erzielt, auf die im Folgenden eingegangen wird.

historischer rückblickBei der Sichtung der Literatur zum Thema thermische Rindenschäden fällt auf, dass im Obstbau der Schwerpunkt im Bereich der winterlichen Frostschäden gesehen wird. Das mag zum Teil damit zusammen-hängen, dass die Unterscheidung zwischen

„Sommer-“ und „Wintersonnennekrose“ schwierig ist, da das Erscheinungsbild gleich ist (ScHWERDTFEGER 1981). Erschwe-rend kommt hinzu, dass bei Sommerson-nennekrosen das Schadbild häufig erst zeitverzögert sichtbar wird. Der Schaden kündigt sich in der Regel mit einer Stamm-abflachung auf der Südwestseite an, her-vorgerufen durch ein vermindertes oder aussetzendes Radialwachstum.Die Vermutung liegt nahe, dass daher ein Teil der im Sommer verursachten Rinden-schäden dem Winter zugeordnet worden sind, zumal diese seinerzeit die höchste Bedeutung hatten. Die zunehmende Ge-fährdung durch sommerliche Rindenschä-den ist sicher auch auf die veränderten klimatischen Bedingungen zurückzuführen. Entscheidend sind dabei nicht die Durch-schnittstemperaturen, sondern die Tages-maxima. Abb.�1 zeigt den Trend der Zunah-me von Hitzetagen (T-Max > 30° c) am Beispiel der Station Karlsruhe (DWD 2003).

Noch deutlicher wird das Gefährdungspo-tential für ungeschützte Baumrinden, wenn die „extremen Hitzetage“ (T-Max > 35° c)

am Beispiel der Station Karlsruhe analysiert werden (s.�Abb.�2). Seit 1983 wird beinahe jährlich an mindestens einem Tag dieser kritische Temperaturwert erreicht oder überschritten (DWD 2003).Diese Tendenz ist auch im nordöstlichen Harzvorland um Quedlinburg nachgewie-sen und darüber hinaus nicht nur auf Euro-pa beschränkt. So berichtete NITScH (2009), dass in Oregon, einem der weltweit größ-ten Haselnuss-Anbaugebiete, seit einigen Jahren bei dünnrindigen Sorten ein som-merlicher Hitzeschutz mittels Weißanstrich erfolgt. Dieser sei in der Vergangenheit nicht nötig gewesen. Der Anstrich wird wiederholt, bis sich die Kronen der Reihen geschlossen haben und die Stämme be-schatten.In der klassischen Forstwirtschaft wird seit langem auf die Problematik der Rinden-überhitzung hingewiesen, allerdings mit dem Schwerpunkt der plötzlichen Beson-nung. So schreibt PFEIL in seinen „Kritischen Blättern“ von 1847: „Die Erscheinung, dass junge freigestellte Buchen … auf der Mit-tagsseite … der Rinde den Rindenbrand bekommen, ist eine so bekannte Erfahrung,

Abb.�1:�Jährliche�Häufigkeiten�von�Hitzetagen�(T-Max�>�30°�C)�an�der�Station�Karlsruhe�1953�–�2003

Tage

05

1 01 52025303540455055

1 953 1 958 1 963 1 968 1 973 1 978 1 983 1 988 1 993 1 998 2003

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obsTbau und obsTverwerTung

apfel, nuss und mandelkern – apfelallergie aus pomologischer sicht

Susanne�Becker

„Zwei Millionen Deutsche sind Apfel-Aller-giker – Äpfel können krank machen. Vor allem neue Züchtungen lösen verstärkt allergische Reaktionen aus – eine Alternati-ve sind Traditionsäpfel.“ So titelte die Zei-tung ‚Die Welt‘ in einem Beitrag vom 14.09.2011 auf ihrer Online-Präsenz. In den letzten Jahren werden in verschiedenen Medien alte Apfelsorten immer wieder als gut verträglich für Apfelallergiker empfoh-len, was meist mit ihrem höheren Polyphe-nolgehalt begründet wird. Tatsächlich leiden viele Menschen unter einer Apfelall-ergie und als Pomologe wird man von Ap-felallergikern häufig um Sortenempfehlun-gen gebeten. Doch aus pomologischer und auch aus medizinischer Sicht ist das Thema Apfelallergie – leider – sehr viel komplexer als in den Medienberichten dargestellt.

Eine Allergie ist eine überschießende Ab-wehrreaktion des Immunsystems auf Stof-fe aus der Umwelt, die für den Körper ei-gentlich harmlos und nicht bedrohlich sind. Der Kontakt mit den Allergenen, gegen die ein Mensch sensibilisiert ist, löst bei den Patienten typische Symptome aus, die in ihrer Stärke von einer Schwellung der Schleimhäute und schnupfenartigen Symp-tomen bis hin zu einem lebensbedrohlichen allergischen Schock variieren können.

In den letzten Jahrzehnten hat die Häufig-keit allergischer Erkrankungen deutlich zugenommen. Schon heute leiden in Euro-pa ca. 30 % der Kinder unter einer Allergie und aktuellen Schätzungen zufolge wird schon im Jahr 2015 jeder zweite Erwachse-ne betroffen sein. ca. 2 % der Deutschen, also ca. 1,6 Mio. Menschen, leiden unter einer Allergie gegen Äpfel.

birkenpollen als auslöser der apfelallergieEigentlicher Auslöser für die Unverträglich-keit gegenüber Äpfeln ist bei Nord- und Mitteleuropäern vor allem eine Allergie gegen Birkenpollen. Dabei reagiert das Immunsystems des Patienten meist auf ein bestimmtes Eiweißmolekül aus den Pollen: Bet�v�1. Die Abkürzung Bet�v steht dabei für Betula�verrucosa, den lateinischen Namen der Weißbirke.Bet�v�1 wird von der Pflanze als Reaktion auf belebte und unbelebte Stressfaktoren gebildet; man vermutet, dass es sich um einen Abwehrstoff handelt, mit dessen Synthese die Pflanzen z. B. auf Pilzinfektio-nen reagieren. Ein Eiweißmolekül im Apfel, Mal�d�1 – für Malus�x�domestica – weist sehr große Ähnlichkeiten in der Struktur mit Bet�v�1�auf (Abb.�1) Das Immunsystem einiger Birkenpollenallergiker verwechselt deshalb die beiden Moleküle, es entsteht eine soge-nannte Kreuzallergie: der Pollenallergiker reagiert auch auf den Verzehr von Äpfeln mit allergischen Symptomen.Die beiden Moleküle Bet�v�1 und Mal�d�1�gehören zu der sog. PR10-Eiweißfamilie. Weitere Vertreter dieser Molekül-Familie mit sehr ähnlichem Strukturaufbau finden sich in vielen anderen Pflanzen. Dies führt dazu, dass betroffene Patienten oft auch auf weitere pflanzliche Lebensmittel mit

allergischen Symptomen reagieren, so z. B. auf die Früchte verschiedener Rosenge-wächse (Birne, Pflaume, Kirsche, Mandel), aber auch auf Haselnüsse oder Sellerie und Möhren. Mehr als 70 % der Birkenpollenall-ergiker entwickeln im Laufe einiger Jahre eine Kreuzallergie gegen Äpfel oder andere Lebensmittel.

das orale allergiesyndromApfelallergiker, die primär unter einer Bir-kenpollenallergie leiden, reagieren auf den verzehr roher Äpfel meist mit relativ milden Symptomen, die von einem leichten Krib-beln der Mundschleimhaut, über einen Hautausschlag um den Mund, eine Schwel-lung der Zunge bis hin zu Schluck- und Atembeschwerden reichen. Diese Sympto-me sind eher unangenehm als gefährlich, führen aber dazu, dass die Betroffenen meist auf den Verzehr von Äpfeln verzichten.Das Eiweiß Mal�d�1 ist relativ instabil, unter dem Einfluss von Magensäure und Verdau-ungsenzymen zerfällt es sehr schnell und wird dann vom Immunsystem des Körpers nicht mehr erkannt, so dass es keine allergi-schen Reaktionen mehr auslöst. Deshalb beschränken sich die allergischen Sympto-me nach dem Verzehr von rohen Äpfeln meist auf den Mund- und Rachenbereich;

Reaktionen des tieferen Magen-Darm-Trak-tes, wie Magenbeschwerden oder Durch-fall, treten dagegen nur sehr selten auf. Mediziner sprechen entsprechend von einem oralen Allergiesyndrom.Auch durch Hitzeeinwirkung wird Mal�d�1�sehr schnell und effektiv zerstört, weshalb Produkte aus erhitzen Äpfeln – wie Apfel-kompott, Apfelkuchen oder pasteurisierte Säfte – von Apfelallergikern problemlos verzerrt werden können.

apfelallergie in europa – unterschiedliche symptomeDie Apfelallergie als Kreuzreaktion auf Birkenpollen ist vor allem in Nord- und Mitteleuropa verbreitet. Doch auch in Süd-europa, wo die Weißbirke nicht vorkommt, leiden Menschen unter allergischen Reakti-onen auf Äpfel. Hierbei handelt es sich vor allem um Patienten, die primär gegen ein Eiweißmolekül in Pfirsichen sensibilisiert sind: Pru�p�3; das entsprechende kreuzre-agierende Molekül im Apfel heißt Mal�d�3. Im Gegensatz zu Mal�d�1 ist Mal�d�3 sehr stabil gegenüber Erhitzung und auch ge-genüber der Verdauung im Magen-Darm-Trakt. Entsprechend kann der Verzehr von Äpfeln, auch in erhitzter Form, bei gegen Mal�d�3�sensibilisierten Patienten sehr star-ke allergische Reaktionen bis hin zum le-bensbedrohlichen allergischen Schock hervorrufen.

Abb.�Apfel,�Nuss�und�Mandelkern�…�Foto:�B.�Fortak

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sTreuobsT

vögel der streuobstwiese (5) – die meisen

Gerd�Bauschmann

einleitungIn den bisherigen Beiträgen wurden immer Vögel vorgestellt, die sowohl ganz speziell auf den Lebensraum Streuobstwiese ange-wiesen als auch besonders selten und ge-fährdet sind.

Auf der Streuobstwiese leben aber auch sogenannte „Allerweltsarten“, die nicht nur in diesem Lebensraum vorkommen, son-dern auch im Wald oder in der Siedlung auftreten können. Trotzdem bilden sie einen wichtigen Teil der Lebensgemein-schaft einer Streuobstwiese. Zu diesen Arten gehören unsere Meisen, auf die im Folgenden näher eingegangen werden soll.

kohlmeiseDie bei uns häufigste Meise ist die Kohlmei-se. Sie ist in ganz Eurasien und Nordafrika vom Tiefland bis in die mittleren Gebirgs-höhen verbreitet. In Mitteleuropa brüten ca. 11,4–22,1 Millionen Paare, wobei die Art in Deutschland mit geschätzten 3,5–7,6 Millionen Brutpaaren zu den häufigsten Brutvögeln überhaupt zählt. Die Zahlen können erheblichen Schwankungen unter-liegen, und nach kalten Wintern ist wegen Kälte und Nahrungsmangel regelmäßig mit

Bestandseinbrüchen zu rechnen, die aber von der sehr anpassungsfähigen Meise relativ schnell wieder ausgeglichen werden können.Der glänzend kohlschwarze Kopf hat unserer größten Meise auch den Namen gegeben. Dazu kontrastieren die weißen „Bäckchen“. Die Unterseite ist gelb mit schwarzem Mittelstreifen, der beim Weib-chen schmaler und oft ausgefranster ist als beim Männchen. Dazu trägt die Kohlmeise einen moosgrünen Mantel mit schmaler weißer Binde.Die Kohlmeise brütet, wo immer sich eine Brutmöglichkeit in natürlichen Baumhöh-len oder künstlichen Nistgelegenheiten bietet. Hierbei werden auch kurios wirken-de Brutstätten als „Höhle“ akzeptiert. So sind sehr außergewöhnliche Nistplätze wie z. B. Briefkästen, Röhren, Mauerspalten, Pumpen und Weinfässer dokumentiert. Die Regel sind 2 Jahresbruten. Ein Gelege be-steht aus 6–12 Eiern, die 13–15 Tage durch das Weibchen bebrütet werden. In dieser Phase wird das Weibchen vom Männchen gefüttert. Nach einer Nestlingszeit von meist 18–21 Tagen und dem Flüggewerden werden die Jungvögel noch 2–3 Wochen im Revier geführt.

Die Nahrung der Kohlmeisen ist sehr viel-seitig und besteht im Sommer hauptsäch-lich aus Insekten und deren Larven, die vornehmlich im Laub der Bäume gesam-melt werden, sowie anderen Wirbellosen. Die Jungvögel werden insbesondere mit Raupen gefüttert. Im Herbst und Winter steigen die Vögel auf pflanzliche Kost um und verzehren viele Sämereien und Obst. Gerne werden auch Winterfütterungen (z. B. Meisenknödel) angenommen. Durch diese Nahrungsanpassung ist die Kohlmei-se bei uns in der Regel Standvogel, nur bei absolutem Nahrungsmangel sind auch Wanderungsbewegungen, vorzugsweise vom Land in Dörfer und Städte, möglich. Nord- und osteuropäische Populationen sind oft Zugvögel.

Kohlmeisen besitzen ein vielfältiges Rufre-pertoire. Klassisch ist der Gesang „zi-zi-bäh“, „Ta-tit ta-tit ta-tit“ oder „züi-ti züi ti“, wobei jedes Männchen über verschiedene Stro-phentypen verfügt. Kohlmeisen- Männer sind darauf angewiesen, gehört zu werden. Schließlich müssen sie um Weibchen wer-ben, sich verpaaren und ihr Territorium gegenüber Artgenossen verteidigen. Da unsere Umwelt immer lauter wird,

Abb.�(unten)�Deutlich�ist�der�dicke�schwarze�Bauchstreif�des�Kohlmeisenmännchens�zu�erkennen;�Foto:�A.�Limbrunner�Abb.�(rechts)�Die�Kohlmeise�ist�eine�typische�Bewohnerin�der�Streuobstwiese;�Foto:�R.�Groß

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sTreuobsT

schutz von obstbäumen vor weidevieh

Hans�Letulé

Sehr oft stellt sich heute das Problem der Bodenpflege in Streuobstbeständen. Mä-hen ist allgemein zu teuer und an steileren Hängen, an welchen Handarbeit notwen-dig wird, praktisch unbezahlbar. Die fehlen-de Mahd führt zu unerwünschtem Un-krautwuchs, z. B. von Brennnesseln und Disteln, oder sogar zur Verbuschung. Im Lauf der Zeit bildet sich eine dicker Pelz abgestorbener Pflanzenreste – auch ein optimales „Biotop“ für Mäuse jeder Art.In manchen Bundesländern besteht des-halb nach dem Landeskulturgesetz eine Pflegepflicht.Anstatt einer Mahd kann auch eine regel-mäßige Beweidung durchgeführt werden, welche allerdings auch oft wieder mit Prob-lemen verbunden ist. Bei jeglicher Art von Beweidung besteht eine akute Gefahr des Verbisses von Zweigen, Abschälen von Rinde oder Umdrücken der Bäume durch Weidevieh. Dies bedeutet zwangsläufig, dass ein Schutz der Obstbäume unumgäng-lich ist.Für jede Art von Weidevieh ist aber ein besonderer Schutz. nötig bzw ausreichend:Während bei Rindvieh dieser Schutz sehr stabil sein muss, genügt bei Schafbewei-dung meistens ein einfacher Stammschutz, bei Ziegen muss auch ein Hochsteigen verhindert werden. Außerdem kommt es auf das Alter der zu schützenden Obstbäu-me an.

schutz bei schafbeweidungHier genügt bei Jungbäumen ein Stamm-schutz mit stabilen Drahtkörben, z. B. aus Viereckgeflecht, bei welchem die Längs- und Querdrähte miteinander verschweißt sind. Gute Erfahrungen wurden mit casa-net-Drahtgeflecht verzinkt, Größe 25,4 x 50,8 x 2,05 x 1500 mm gemacht (25-Meter Rollen) gemacht. Dieses Geflecht ist sehr stabil und kann leicht in der richtigen Grö-ße (Länge ca. 1,60 Meter = ca. 55 cm Durch-messer) mit einer guten Zange, notfalls auch mit einer kleinen Flex, auf Vorrat von den Rollen abgeschnitten werden (Abb.�1). Das Geflecht kann direkt an die Baumpfähle angenagelt werden (5 oder 6 Nägel). Am besten 50 mm lange Nägel verwenden, auf dreiviertel Länge einschlagen und dann über einem Querdraht umschlagen. Dies gewährleistet, dass auch die spätere Entfer-nung gut durchführbar ist, denn tief einge-schlagene Krampen kann man später kaum noch ziehen. Es war nach 12 Jahren Stand-zeit noch so gut, dass es nochmals verwen-det werden kann.Nicht verschweißtes, also nur geflochtenes Viereckgeflecht ist trotz dickerem Draht ungeeignet, da sich die Maschen bei Druck verschieben und dann erheblich größer werden. Geflochtenes Sechseckgeflecht, wie es im Forst verwendet wird, ist eben-falls ungeeignet, da es auf Grund der gerin-gen Drahtstärke zusammengedrückt wer-den kann.Zu beachten ist, dass die aus dem Draht-korb herauswachsenden Zweige bis zum Draht hin abgefressen werden! Dies dürfte aber keine große Rolle spielen, da diese sehr tief angesetzten Zweige zum Aufbau einer Krone nicht benötigt werden.Stammschosse können mit einer feinen Säge durch die Drahtmaschen hindurch

Abb.�Schafe�Fotos�(alle�dieses�Artikels)�H.�Letulé

Abb.�1�Drahtkorb�aus�stabilem�verschweißtem�Viereckgeflecht

Abb.�2�Säge,�welche�zwischen�die�Maschen�passt

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202�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�203

sTreuobsT

stammschutz bei beweidung durch schafe

Walther�Meiß

Schafe auf einer Streuobstwiese helfen nachhaltig bei der Pflege der Bodenvegeta-tion. Gras und üppiger Aufwuchs werden kurz gehalten, die Obstbaumwurzeln ha-ben dadurch weniger Konkurrenz bzgl. Wasser und Nährstoffen.Dieser Vorteil kann sich sehr schnell ins Gegenteil verkehren, wenn die Schafe mit ihren scharfen Zähnen an die Stämme, besonders die der jüngeren Bäume kom-men. Dann ist die Rinde in kurzer Zeit abge-nagt und die Bäume sind dem Tode ge-weiht, mindestens aber nachhaltig geschädigt.

Das haben wir auf einer gemeindeeigenen Streuobstwiese in Lohfelden bei Kassel erlebt. Die Stämme waren durch ungeeig-netes Material geschützt.Als ungeeignet erwies sich alles, was die Schafe zum Klettern bzw. zum Hochsteigen benutzen konnten, wie Maschendraht, Plastikgewebe oder waagerecht ange-brachte Latten. Die Tiere versuchen hierbei niedrig hängende Blätter und Zweige zu erreichen. Leicht wird dabei der Maschen-draht oder das Plastikgewebe runter getre-ten und die Stämme sind plötzlich ohne Schutz.Deutlich besser geeignet schienen zunächst aufgeschnittene Plastik-Drainage-Rohre. Sie schützen zwar vor Verbiss, aber es ist schwierig bis unmöglich Stamm-Austriebe wegzuschneiden. Probleme gab es außer-dem mit Ameisen, die ihre Nester hinein-bauten. Hauptnachteil ist aber das Nicht-Mitwachsen beim Dickenwachstum des Stammes und das spätere schwierige Ent-fernen der dicht anliegenden, spröden Kunststoffrohre.

Auf Grund dieser schlechten Erfahrungen planten und bauten wir Holzgestelle mit senkrechter Auflattung und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Die Bäume erhalten je drei Holzpfähle im Dreieck ge-setzt mit ca. 50cm Abstand von Pfahlmitte zu Pfahlmitte. Von außen werden dann drei Felder mit senkrechten Brettern aufge-schraubt. Sie reichen bis kurz unter die Baumkrone und haben einen Bodenab-stand von ca. 15 cm. Dieser Abstand ist so gewählt, dass einerseits die Schafe nicht von unten an die Stämme kommen, aber andererseits noch Pflege der Baumscheibe erfolgen kann.Die Lattenfelder hat der hiesige AK Um-welt- und Naturschutz im Bauhof der Ge-meinde vorgefertigt. Auf zwei Querriegel von 60 cm Länge und 8 cm Stärke wurden drei säge-raue Bretter von 12,5 x 2 cm im Abstand von 6 cm angeschraubt. Die Quer-riegel ragen dabei beidseitig 5 cm über die Lattenfläche hinaus und können in diesem Bereich an die Pfähle angeschraubt wer-den.Die Länge der Schalbretter oder Latten sollte bei 1,50 m bis 1,55 m liegen. Es bleibt dann oben ausreichend Abstand zu den Leitästen und unten genügend Abstand zum Boden.

Diese Stammschutz-Gestelle bewähren sich in vielerlei Hinsicht:◗ Bissschäden durch Schafe werden sicher

unterbunden.◗ Die Stämme können sich problemlos

über viele Jahre entwickeln.◗ Die Schattierung vermeidet mit Sicher-

heit alle Winterschäden bzgl. Frost- und Sonneneinstrahlung.

◗ Aus den drei Pfählen und den sie verbin-denden Lattenfeldern entsteht ein stabi-les Gerüst.

◗ Arbeiten am Stamm sind rel. gut möglich, indem man mit Schere oder Messer durch die 6 cm breiten Spalten greift oder ein ganzes Feld abschraubt. ◗

Abb.�Bewährter�Schutz�bei�Schafbeweidung�Fotos�(alle�dieses�Artikels):�W.�Meiß

Abb.�Mitglieder�des�AK�Umwelt�und�Naturschutz

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212�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�213

berichTe aus dem verein

rumänien – kirschen, klöster und karpaten

Annette�Braun-Lüllemann

einige ganz persönliche – nicht nur kir(s)chlich geprägte – reiseimpres­sionenSeit ca. 15 Jahren, genauer gesagt nach einem faszinierenden Fernsehbericht über die Siebenbürger Sachsen, war Rumänien mein Traum-Reiseziel. Jedoch, sei es, weil mein Wunsch in der Familie nicht so recht geteilt wurde, sei es, weil ich eine gewisse Schwellenangst nicht überwinden konnte, besucht hatte ich das Land in den 15 Jahren nicht. Was sich 2011ändern sollte, denn Mihai Bilegan lud das Internationale Pomo-logentreffen (IPT) nach Bistrita ein – und noch dazu zur Kirschenzeit.Über das IPT selbst ist ein ausführlicher Bericht auf den vorherigen Seiten dieses Heftes zu lesen. Ich möchte mich daher auf die von mir ganz persönlich erlebten und natürlich subjektiven Eindrücke beschrän-ken, die dieses faszinierende Land auf mich machte. Anlass des Besuches im Rumänien waren die Kirschen und Kirschen sollten wir während des Besuches in aller Vielfalt zu sehen bekommen.

historisches kirschsortimentBeim IPT wurde eine Karte präsentiert, auf der die ehemaligen deutschen Namen der Ortschaften verzeichnet waren, dazu ein Auszug aus Krauss (1943) „Nösnerländische Pflanzennamen“, in dem die damals vor-handenen lokalen Kirschsorten Siebenbür-gens mit Ortschaften ihres Anbaus gelistet waren.

Es waren hierbei auch in anderen Regionen gebräuchliche, unspezifische Namen wie „Herz“-, „Mai“-, „Johannis“-, „Glas“-, „Was-ser“-, Wein“- oder „Zuckerkirsche“ aufge-führt, deren Namen auf die Reifezeit, Fruchtfarbe oder Geschmack Bezug nimmt. Eine Zuordnung zu pomologisch beschrie-benen Sorten ist aufgrund der Namen meist nicht möglich. Interessant war u. a. der Ausdruck „Posskirsche“, hergeleitet von „Possen“, einem mundartlichen Ausdruck für Veredeln, der auch heute noch z. B. am Mittelrhein gebraucht wird. Hier wird die historische Beziehung zur Rhein-Moselregi-on deutlich, aus der die Vorfahren der Sie-benbürger Sachsen nach Rumänien einge-wandert sind.

Abb.�Historische�Karte�Siebenbürgens�mit�deut-schen�Ortsnamen

Eine Besonderheit sind in Rumänien auch heute noch die sog. „Bitterkirschen“, weichfleischige, Sorten mit Bittermandela-roma, die zur Verarbeitung genutzt wer-den, ähnlich wie dies von der ‚Bitteren Blanken‘ aus dem Alten Land bei Hamburg bekannt ist.

Auf dem IPT besonders herausgestellt wur-de die Sorte Bomba de Cotnari (cotnari = Bohne), die als Sorte des Jahres gewählt wurde und bereits seit 1300 bekannt sein soll. In Verarbeitungsversuchen von öster-reichischen Betrieben zeigte sie eine sehr gute Qualität als Einkochkirsche und ist daher auch in den Fokus der rumänischen Züchter gerückt. Die Sorte ist in Frucht und Stein der ‚Büttners Roten Knorpel‘ sehr ähnlich, welche allerdings erst um 1800 von Stiftsamtmann Büttner gezüchtet wurde. Ein molekulargenetischer Vergleich beider Sorten wäre daher sicherlich sehr interes-sant.

kirschenanbau und ländliches leben – das kirschendorf ciresoaiaZu den interessantesten Erlebnissen zählt für mich der Besuch im Kirschendorf cire-soaia, ca. 50 km westlich von Bistrita (NO-Rumänien). Hier werden durch die einst aus Ungarn eingewanderten Einwohner ca. 60 Kirschsorten angebaut. Leider war keine Sortenliste vorhanden, nur von einzelnen, auf der Exkursion aufgefundenen Sorten konnte ich die rumän. Namen ermitteln.

Abb.�Kunstvoll�gearbeitete�„Kirschenkrone“�aus�dem�Kirschendorf�Ciresoaia;�(unten)�‚Boamba de Cotnari‘,�eine�der�‚Büttners Rote Knorpel‘ sehr�ähnliche�Sorte�Fotos�(alle�dieses�Artikels)�A.�Braun-Lüllemann

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218�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�219

Neben bunten Gemüseständen, Lebendge-flügel, Gewürzen, selbst gewonnenem Saatgut und hausgemachtem Käse finden sich hier auch Sortenraritäten, die man auf deutschen Wochenmärkten schon lange nicht mehr sieht, sie gelten bei uns als zu Druckflecken-empfindlich, zu klein und zu weich: Rotbunte Kirschen à la Boamba, ebenso wie helle, kleine Sauerkirschen, die Amarellen.

Auf dem Markt, wie auch sonst in Rumäni-en, fällt der Kontrast auf zwischen Tradition und Moderne ins Auge: Das neueste Merce-des-Modell überholt ein Pferdefuhrwerk, SAT-Antennen auf zerfallenen Häusern, Marktfrauen mit Handy in der Hand.

Abb.�(von�oben�nach�unten)�Vermarktung�von�selbst�gewonnenem�Saatgut�ist�in�Rumänien�noch�üblich;�Sucht�man�auf�deutschen�Wochenmärkten�vergeblich:�rotbunte�Süßkirschen�und�Amarel-len�(helle�Sauerkirschen)

Abb.�Spannungsfeld�zwischen�Tradition�und�Moderne:�(oben)�Marktfrau�mit�Handy�…�(links)�…�Obstpflücker�mit�Weidenkorb�und�Plastikeimer…�(rechts)�Pferdefuhrwerk�neben�den�neuesten�Auto-Modellen

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220�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�221

klöster und kapartenEine kleine Gruppe von IPT-Teilnehmern (Katja und Wolfgang Hellmessen sowie Yvette Alimann) nahm das Angebot von Mihai Bilegan wahr, die Moldauklöster zu besuchen. In echt rumänischer Gastfreund-schaft stellte Mihai uns dafür seinen Ge-schäftswagen zur Verfügung. (Ich habe mich oft danach gefragt, welcher deutsche Geschäftsmann seinen Wagen wohl rumänischen Gästen zur Verfügung stellen würde …)Der Moldauklöster liegen nördöstlich von Bistrita in der landschaftlich sehr reizvollen südlichen Bukowina und gehen auf die Initiative von Stefan dem Großen zurück. Sie werden auch heute noch von rumä-nisch-orthodoxen Nonnen und Mönchen bewohnt. Ein Teil der aus dem 15. Und 16. Jahrhundert stammenden Gebäude gehört

heute zum UNEScO-Weltkulturerbe. Wir besuchten die Klöster Moldovita, Sucevita, Putna und Humor. Obwohl die stilistischen Gemeinsamkeiten offensichtlich sind, be-sitzt jedes seinen eigenen, individuellen charakter. Die perfekt deutsch sprechende, sehr hilfsbereite Schwester Tatjana in Mol-dovita vermittelte uns eine dem Kloster verbundene, familiäre Unterkunft, wo wir sehr nett aufgenommen und mit rumäni-schen Köstlichkeiten bewirtet wurden. Die südliche Bukowina ist in ihrer Ur-sprünglichkeit sicher eine der reizvollsten Berglandschaften Europas.

Abschluss der Reise bildete eine Tour ins Rodna-Gebirge der Ostkarpaten, wohin uns Mihai Bilegan mit seiner Bekannten Elisa-beth sowie die Familie Vogler begleiteten. Mihai stellte allen seine Berghütte zur

Abb.�Klosterkirche�von�Moldovita

Übernachtung zur Verfügung, Elisabeth sorgte für die köstliche und reichliche Ver-pflegung. Leider war das Wetter reichlich feucht, so dass wir eine Bergtour wegen undurchdring-lichen Nebels abbrechen mussten, welcher der Landschaft aber noch mehr Unwirklich-keit verlieh. Es war einmal … Mitgebracht habe ich zauberhafte Eindrücke, von der herzlichen Gastfreundschaft, der wundervollen Landschaft und den freundli-chen Menschen. Ein riesiges Dankeschön im Namen der deutschen Teilnehmergruppe an Mihai Bilegan, sein Team und seine Familie. Wir werden wiederkommen!

LiteraturKRAUSS, F. (1943): Nösnerländische Pflanzen-namen. Ein Beitrag zum Wortschatz der Sieben-bürger Sachsen. csallner, Bistritz, 768 S. ◗ Abb.�(oben)�Gipfelsturm�im�Nebel;��

(darunter)Erinnerungen�einer�Reise:�Mein�Sohn�Hans�Peter�mit�original�rumän.�Jäger-�und�Hirtenhut�beim�heimatlichen�Ziegenumtrieb�…;��(unten)�Blick�in�die�Berge�bei�Moldovita

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254�◗�Jahresheft�2012 � Jahresheft�2012�◗�255

ARGE Streuobst, c/o Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau, A-3400 Klosterneuburg, Wiener Str. 74 www.arge-streuobst.at

BADE, Jan, Kirchweg 1, 34260 Kaufungen

BANNIER, Hans-Joachim, Humboldtstr. 15, 33615 Bielefeld

BARIc, Mag. Dr. Sanja und STORTI, Alberto, Land- und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum Laimburg, Sektion Molekularbiologie, I-39040 Ora/Auer (BZ), Laimburg 6

BAUScHMANN, Dipl.-Biol. Gerd, Staatl. Vogel-schutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz u. Saarland, Steinauer Str. 44, 60386 Frankfurt/M

BEcKER, Susanne, Wemensiepen 11, 58809 N euenrade

BOScH, Hans-Thomas, Am Göhren 6, 88662 Überlingen

BRANDT, Eckart, Im Moor 1, 21712 Großenwörden

BRAUN-LÜLLEMANN, Dr. Annette, An der Kirche 5, 37318 Hohengandern

BRAUSS, Joachim, Deutschherrenstr. 94, 53177 Bonn

DEPPNER, Hedwig, Ostdeutsche Straße 15, 37520 Osterode

DREYER, Olaf, Wohlersallee 25, 22767 Hamburg

EcHIM. Dr. Theodor, Meißnerstr. 98, 34134 Kassel

EISENBARTH, Dr. Philipp, Im Röhrich 56, 67098 Bad Dürkheim

FALGE, Udo, Ziegelhüttenstraße 20, 08543 Pöhl/Ruppertsgrün

FORTAK, Sabine, Boimstorfer Straße 1, 38154 Königslutter

FRANZEN, H.-Jürgen, Auf cales 54, 56814 Bremm

HAHM, Manfred, Wilhelm-Löhe-Str. 5, 95176 Konradsreuth

HOLLER, christian, [email protected] siehe ARGE Streuobst

JAHNKE, Elke, [email protected]

JUNG, Andreas, Heidengasse 13, 67363 Lustadt

KAHL, Steffen, Grabenstraße 25, 35614 Aßlar

KAJTNA, Bernd, [email protected]

KLAUS, Anton, Am Hofgraben 5, 86865 Ober-neufnach

KUHLENKAMP, Fritz, Walsroder Str. 15, 31627 Rohrsen

LETULé, Hans, Rathausstr. 14, 78086 Brigachtal

LOcK, Dr. Peter Lock, Auf der Koppel 40, 22399 Hamburg

MEISS, Walther, Am Rain 6, 34253 Lohfelden

MERKEL, Werner, Am Kupfergrund 31, 09116 chemnitz

MORGENScHWEIS, Mechthild und Theo, Am Altenberg 8, 57290 Neunkirchen

MÜLLER, Hans-Roland, An den Dorfwiesen 9, 01936 Laußnitz

NUSSBAUM, Werner, Taunusstraße 17, 61137 Schöneck

RÖSLER, Rudolf, Schützenheimweg 24, 93049 Regensburg

RUHNAU, Michael, Zum Brook 1, 27412 Bülstedt

RUPPERT, Manfred, Pappelweg 6, 06366 Köthen

ScHAcK, Martin, Dehlenkamp 11, 32756 Detmold

ScHELLSTEDE, Irene, Lindenallee 7, 06449 Schackenthal

ScHLOTTMANN, Peter, Ansverusweg 15, 23909 Ratzeburg

ScHMIDT, Hartmut, Obstmanufaktur, Kirchweg 3, 34260 Kaufungen, 05605 800775

ScHNEIDEWIND, Dr. Axel, Fachbereichsleiter Garten- und Landschaftsbau, LLFG, Zentrum für Gartenbau und Technik Quedlinburg, Feld-mark rechts der Bode 6, 06484 Quedlinburg

ScHREIWEIS, Hermann W., Hauptstraße 34, 74255 Roigheim

ScHUH, Klaus, Weißenburgring 21, 35415 Pohlheim

ScHURIcHT, Dr. Werner, Th.-Mann-Str. 13a, 07743 Jena

SEYDEL, Manfred, Zur Elbe 1, 34466 Wolfhagen

STEIN, Holger, Hof Stein, Gitterseer Str. 44, 01705 Freital

SÜDBEcK, Dr. med. christoph, Lindenstr. 26, 15566 Schöneiche

THÖNE, claudia, Natur-Informationszentrum, Magistrat d. Stadt Naumburg, Burgstraße 15, 34311 Naumburg

WIMMER, Dr. c. A., Potsdamer Str. 187, 14469 Potsdam

WINDHORST, Maike, Mount Holly, castledon Road, Downham, BILLERIcAY, cM11 1LH, Essex, GB

ZENKER, Klaus, Weichselweg 30 ½, 86169 Augsburg

auTorenverZeichnis

ImpressumHerausgeber Pomologen-Verein e. V. Bundesgeschäftsstelle, c/o Martin Schack, Dehlenkamp 11, 32756 Detmold Tel. 052 31-98 07 502, Fax -98 07 503 [email protected] Bankverbindung GLS Gemeinschaftsbank eG, Kto 405 74 76 200, BLZ 430 609 67Redaktion Sabine FortakLektorat Dr. Werner SchurichtGestaltung, Layout Bettina Fortak, BerlinFotos Umschlag U. Falge, D. Franzen Fotos Innenteil siehe jeweiliger ArtikelAuflage 1.500 ExemplareSchutzgebühr (kostenlos für Mitglieder)Anzeigenpreise siehe Seite 236© 2012 Pomologen-Verein e.V. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausge-bers oder der Autoren; Belegexemplare an den Pomologen-Verein erbeten. Namentlich gekenn-zeichnete Beiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wiedergeben.

�ISBN�978-3-943198-12-6

Abb.�Titel�außen:��Tafeltrauben�im�Vogtland,�Foto:�U.�Falge�Titel�innen:��Vollreife�Rieslingtraube;�Foto:�D.�Franzen

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256�◗�Jahresheft�2012

71:�P.�Broich�/�K.�Wilhelm

107:�Ostpr.�Gelbe�Spille

99:�A.�polygama

92:�Roter�v.�Simonffi�

84:�Wohlschmecker�a.V.82:�Goldparmäne

109:�Roggenpflaume

100:�A.�purpurea 103:�Baumhasel

86:�Jonasapfel

98:�Sachsenkiwi�Julia

88:�Schafstallerbirne

83:�Hildesheimer�Goldrenette

96:�Bingo

113:�Kreete 115:�Kricke

Auf Seiten dieser Ausgabe

213:�Boamba�de�Cotnari 218:�Amarellen 227:�Augustbirne�Waldhof

122:�Spitzrabau

131:�Hardenp.�Butterbirne

126:�Rote�Gublernuss

124:�Rosenapfel�v.�Sch.123:�Offenbacher�Rote

138:�Dürkheimer�Riesen 138:�Geisenheim�IV

125:�Rote�Walze

130:�Weißer�Astrachan�

125:�Hauszwetsche

124:�Rotfranch

126:�Florianer�Rosmarin

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