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ThüringenForst Projektinformationen 01/2019: Raufußhühner August 2019 Sehr geehrte Partner und an den Raufußhuhnprojekten von ThüringenForst Interessierte, mit diesem ersten Rundschreiben möchten wir über die aktuellen Entwicklungen 2018 im Auerhuhn-und Haselhuhnprojekt berichten. Der Rundbrief soll das Engagement von Thürin- genForst und seinen Partnern zum Schutz der Raufußhühner in Thüringen in Zahlen und Fak- ten dokumentieren. Das gegenüber den bisherigen Jahresberichten reduzierte Format er- laubt einen aktuelleren Stand der Informationen und einen kürzeren Berichtszeitraum. Ne- ben einem Rückblick auf die Projektaktivitäten des Jahres 2018 wollen wir auch über die diesjährige Fangaktion und Auswilderung schwedischer Wildhennen, laufende Fördervorha- ben und die Ergebnisse des aktuellen Monitorings 2018/2019 berichten. Dieses Format soll fortgesetzt werden, um Sie besser auf dem Laufenden zu halten. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen. Für weiterführende Fragen steht die Projektko- ordination beim SG Waldnaturschutz, Schutzgebiete (Luise Stephani, [email protected], Tel.: 0361 37 89 869) zur Verfügung. Abbildung 1: links: Auswilderung einer gezüchteten Junghenne am Hasenhügel, Revier Reichmannsdorf. Rechts: Vitale Heidelbeere als wichtiges Strukturelement im Auerhuhnlebensraum (Fotos: L. Stephani).

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ThüringenForst Projektinformationen

01/2019: Raufußhühner

August 2019

Sehr geehrte Partner und an den Raufußhuhnprojekten von ThüringenForst Interessierte,

mit diesem ersten Rundschreiben möchten wir über die aktuellen Entwicklungen 2018 im

Auerhuhn-und Haselhuhnprojekt berichten. Der Rundbrief soll das Engagement von Thürin-

genForst und seinen Partnern zum Schutz der Raufußhühner in Thüringen in Zahlen und Fak-

ten dokumentieren. Das gegenüber den bisherigen Jahresberichten reduzierte Format er-

laubt einen aktuelleren Stand der Informationen und einen kürzeren Berichtszeitraum. Ne-

ben einem Rückblick auf die Projektaktivitäten des Jahres 2018 wollen wir auch über die

diesjährige Fangaktion und Auswilderung schwedischer Wildhennen, laufende Fördervorha-

ben und die Ergebnisse des aktuellen Monitorings 2018/2019 berichten. Dieses Format soll

fortgesetzt werden, um Sie besser auf dem Laufenden zu halten.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen. Für weiterführende Fragen steht die Projektko-

ordination beim SG Waldnaturschutz, Schutzgebiete (Luise Stephani,

[email protected], Tel.: 0361 37 89 869) zur Verfügung.

Abbildung 1: links: Auswilderung einer gezüchteten Junghenne am Hasenhügel, Revier Reichmannsdorf.

Rechts: Vitale Heidelbeere als wichtiges Strukturelement im Auerhuhnlebensraum (Fotos: L. Stephani).

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Inhalt

Auerhuhnprojekt

Lebensraumverbesserung

Bestandesstützung und –monitoring

Raubwildbejagung

Haselhuhnprojekt

Lebensraumverbesserung

Bestandesstützung und -monitoring

Ausblick

Abbildung 2: Das Auerhuhnprojekt besitzt drei Projektsäulen, Lebensraumverbesserung, Prädatorenmanagement und Be-

standesstützung. Die ersten beiden werden als besonders wichtig erachtet. Die Schaffung und Erhaltung optimaler besonnter

Heidelbeerbereiche (linkes Bild), steht im Fokus der Biotoppflegen (Freistellung und Beräumung, rechtes Bild). Die Bejagung

mit Kofferfallen wird als effektivstes Mittel zur Reduktion des lokalen Bestandes der Prädatoren gesehen (Bild Mitte). Alle

Fotos: L. Stephani.

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Auerhuhnprojekt - Lebensraumverbesserung

ThüringenForst legt einen klaren Fokus auf die Aufwertung vorhandener Waldbestände und

auf den Aufbau lichter und alter Waldstrukturen, auf die Schaffung von Verbindungskorrido-

ren (Trittsteinbiotopen) und damit langfristig auf die Entstehung eines größeren Biotopver-

bundes. Viele der auerhuhnfreundlichen Maßnahmen lassen sich problemlos in die reguläre

forstliche Bewirtschaftung integrieren und begünstigen ebenfalls andere seltene, geschützte

Arten wie beispielsweise Waldeidechsen, Kreuzottern, Ziegenmelker, Sperlings- und Raufuß-

kauz, Spechtarten, Schwarzstorch, Waldameisen und viele Waldschmetterlingsarten.

Die Erfassung und Kartierung potentieller Auerhuhnlebensräume bildet nach wie vor die

Grundlage für die Planung von Lebensraumgestaltungsmaßnahmen. Die seit 2012 laufenden

Kartierungsarbeiten und die Umsetzung der Lebensraumoptimierung wurden im Jahr 2018

fortgesetzt.

Das Kartiergebiet umfasst aktuell 30.100 ha (Stand 2018) mit Schwerpunkt in den EU-

Vogelschutzgebieten. Aufgrund großflächig geeigneter Habitatstrukturen wurde die Kartie-

rung 2018 auf wichtige Bereiche des Forstamtes Sonneberg ausgeweitet. Hier wurden Flä-

chen im Umfang von 3.600 ha (siehe folgende Karte) erfasst. Im Jahr 2019 ist die Kartierung

des Bereichs Paulinzella im Forstamt Gehren geplant (Staatswald circa 1.315 ha) und für das

Jahr 2020 ist (vorbehaltlich einer Förderzusage) eine Kartierung von Waldflächen in weiteren

Revieren des Forstamtes Sonneberg vorgesehen.

Neben Aussage zur Qualität und Quantität der Lebensräume gibt die Kartierung auch über

deren räumliche Verteilung flächenscharfe Auskunft. In Bereichen, in denen gehäuft optima-

le Habitatstrukturen auftreten, werden Potenzialgebiete ausgewiesen. In diesen Potenzial-

gebieten richtet sich die forstliche Bewirtschaftung weitestgehend an den Lebensrauman-

sprüchen des Auerhuhns aus. Zwischen diesen Potenzialgebieten werden Trittsteinflächen

entwickelt, so dass ein Verbund aus Einzelflächen entsteht. Derzeit sind 19 Potenzialgebiete

mit ca. 7.550 ha ausgewiesen, was ca. 25% der Kartierfläche entspricht. Die aus der Kartie-

rung vorgeschlagenen Maßnahmenflächen umfassen ca. 2.100 ha.

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Abbildung 3: Stand der Habitatkartierung Auerhuhn, Thüringen, Dezember 2018

Quelle und Kartenerstellung: Dr. R. Siano

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Seit dem Jahr 2013 zeigt sich mit der Zunahme der kartierten Fläche ein deutlicher Anstieg

der jährlich aufgewerteten Flächen. Eine genaue Entwicklung der Maßnahmenfläche für je-

des Projektjahr kann dem folgenden Diagramm entnommen werden.

Abbildung 4: Jährlich umgesetzte flächige Maßnahmen zur Auerhuhn Habitatverbesserung seitdem Jahr 2013

(in ha), Reduktion Fichtennaturverjüngung in Gruppen/Inseln

Tabelle 1: Flächige Maßnahmen zur Auerhuhn Habitatverbesserung seit 2013 (in ha)

Jahr Arbeits-

stunden

Forstwirte

Fläche Reduk-

tion Fichtenver-

jüngung zur

Förderung Hei-

delbeere (ha)

Durchforstung

(ha)

Hordengatter

(lfm)

Pflanzung

(Weißtanne,

Weichlaub-

holz [Stk.])

2013 2.650 100,00 34,85 3.224 2.200

2014 3.731 55,31 256,05 3.850 1.600

2015 4.415 97,14 109,83 695 800

2016 5.146 169,12 525,71 1.770 1.950

2017 4.666 158,00 890,89 990 850

2018 5.615 225,72 465,00 1.690 4.150

26.223 579,57 2282,33 10.529 7.550

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Im Jahr 2018 wurde gegenüber dem Jahr 2017 der Flächenumtrieb der Habitatverbesserung

(Reduktion Fichtenverjüngung zur Förderung der Heidelbeere als wichtiges Strukturelement)

um 68 ha erhöht. Diese Erhöhung der Fläche der Habitatverbesserung war ThüringenForst

unter anderem aufgrund einer Gewährung von ELER Fördermitteln für die Realisierung von

zusätzlichen Maßnahmen im Forstamt Neuhaus möglich. Aus eigenen finanziellen und per-

sonellen Ressourcen heraus wäre eine Erhöhung der Maßnahmenflächen nicht möglich ge-

wesen.

Die Reduktion des Flächenanteils bei den Durchforstungen auf 465 ha ist durch die verstärkt

auftretende Borkenkäferkalamität im Projektgebiet bedingt. Als Folge des trockenen Som-

mers 2018 sind Fichtenbestände vom Absterben betroffen. Im Hinblick auf die Planung 2019

muss der Verlauf des Schadgeschehens und der Witterung im Sommer 2019 abgewartet

werden. Eine zusätzliche Auflichtung von Borkenkäferflächen verbietet sich verständlicher-

weise. Außerdem können sich Kalamitätsflächen zu günstigen Auerhuhnbiotopen entwi-

ckeln, wie das Beispiel des Nationalparks Bayerischer Wald zeigt.

Eine weitere Schutzmaßnahme ist die Errichtung von Hordengattern aus Holz. Im Jahr 2018

konnten über eine ELER Fördermaßnahme sieben Hordengatter (1.690 lfm) mit 4.150 Pflan-

zen (Weißtanne, Gemeine Kiefer, Europäische Lärche) errichtet werden.

Der Gesamtaufwand für alle Auerhuhnmaßnahmen belief sich auf 5.615 Arbeitsstunden

Forstwirte (Inklusive der Betreuung der Auswilderungsvolieren Revier Piesau, Forstamt Neu-

haus mit 565 Stunden) und inklusive dem Betrieb der Aufzuchtstation in Langenschade

(2.596 Stunden).

Abbildung 5:

Biotoppflege, Revier Wildschopfe

Forstamt Neuhaus, Förderung aus ELER

Mitteln des Europäischen Landwirt-

schaftsfonds für die Entwicklung des

ländlichen Raumes. (Fotos: L. Stephani)

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Auerhuhnprojekt - Bestandesstützung und –monitoring

Auerhuhnaufzuchtstation - Entwicklung im Jahr 2018/2019

Zu Beginn des Jahres 2018 umfasste der Zuchtbestand 14 Tiere (4 Hähne, 10 Hennen). Durch

Nachzucht aus Eiern schwedischer Wildhennen und einer Schenkung von Tieren aus dem

Schaugehege des Nationalparks Harz wurde der Zuchtbestand der Auerhennen von 7 auf 10

Hennen aufgestockt. Diese Tiere bilden eine wichtige Ergänzung zum bestehenden Zuchtbe-

stand. Dem Nationalpark Harz sei für diese Überlassung nochmals herzlich gedankt. Zudem

wurde versucht aus 4 Eiern schwedischer Wildhennen Jungvögel für den Stationsbetrieb

nachzuziehen, was bei 2 Eiern glücken konnte. Im Jahr 2018 kamen auf diesem Wege 1 Hen-

ne und 1 Hahn zum Zuchtbestand hinzu.

Von den 10 Hennen gab es 2018 6 Gelege mit insgesamt 64 Eiern. Von diesen 6 Gelegen

führten auch alle 6 Hennen ein Gesperre. Insgesamt schlüpften 38 Küken. Letztendlich konn-

ten 29 Jungvögel ausgewildert werden, hierbei handelte es sich um 9 Hähne und 20 Hennen.

Im Jahr 2018 sind für die Unterhaltung der Aufzuchtstation Gesamtkosten von 80.035 € an-

gefallen. An diesem Betrag haben die Lohnkosten mit >90 % den höchsten Anteil. Den Rest

bilden Futter -, Verbrauchsmittel und Baumaterial. Den Lohnkosten liegen 2.595 Waldarbei-

terstunden zugrunde.

Im Laufe des Jahres 2018 verendeten 2 Hähne und 3 Hennen. Die Todesursachen konnten

nicht immer einwandfrei ermittelt werden, bei einem Hahn und 2 der Hennen liegt jedoch

aufgrund von Frakturen am Schädel ein Totflug in der Voliere nahe. Die verbleibenden 2 ver-

endeten Tiere waren bereits vor 2012 Bestandteil des Zuchtbestandes, daher liegt ein al-

tersbedingtes Verenden nahe.

Aufgrund der oben geschilderten Zu- und Abgänge im Laufe des Jahres 2018 ergab sich zum

Jahresende in der Station ein Bestand von 14 Tieren (4 Hähne, 10 Hennen).

Insgesamt verlief auch im Jahr 2018 die Aufzucht nicht komplikationsfrei. Die Auerhennen

brüteten nicht alle zuverlässig und durchgehend, das Brutgeschehen wurde durch junge

nicht brütende Hennen gestört (Anbrüten von vorhandenen Gelegen und in der Folge ein

Absterben der Embryonen). Jedoch ist allen Turbulenzen zum Trotz die Auswilderung von 29

Jungvögeln ein akzeptabler Aufzuchterfolg und spricht für die Weiterentwicklung der Me-

thoden und des hohen Engagements der Stationsbetreuer.

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Die laufende Aufzuchtsaison 2019 brachte zu Beginn einige Komplikationen mit sich. Nicht

alle Hennen des Zuchtbestandes, die Eier gelegt hatten, bebrüteten diese auch. Die Seiden-

hennen kamen daher als Brüter zum Einsatz. Zusätzlich wurde der Brutautomat zum ausbrü-

ten von aufgegebenen oder kurz angebrüteten Gelegen genutzt. Nach den geschilderten

Anlaufschwierigkeiten kam erfreulicherweise noch eine Schenkung von 12 Eiern aus dem

Tierpark in Suhl hinzu. Derzeit führen 6 Hennen 33 Küken. Die Entwicklung in den folgenden

Wochen wird zeigen, welche der Jungvögel zur Auswilderung gebracht werden können.

Abbildung 6: Aufzuchtstation Langenschade

links oben: Junghahn aus Nachzucht der Eier einer schwedischen Wildhenne

links unten: Gesperre führende Mutterhenne

rechts oben: Farbringe und Stahlringe der Vogelschutzwarte für due Beringung der Auswilderungstiere

rechts unten: Brutautomat ausgestattet mit Wende- und Feuchteautomatik. (Fotos: L. Stephani)

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Auswilderung 2018

Wie in den vergangenen Jahren wurde mit 4 Jungvögeln (3 Auerhennen, 1 Auerhahn) eine

gesonderte Auswilderung unter Beteiligung des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und

Landwirtschaft und dem Vorstand der ThüringenForst Anstalt öffentlichen Rechts im Forst-

amt Gehren, Revier Hohe Tanne durchgeführt. Der Termin fand im Beisein von Presse und

Rundfunk öffentlichkeitswirksam statt.

4 Auerhennen und 4 Auerhähne wurden direkt in den Revieren Reichmannsdorf und Pie-

sau/Hasenthal freigelassen. Zwei Gesperre mit 13 Auerhennen und 4 Auerhähnen wurden

über die „Born to be free“ Auswilderungsvolieren im Revier Piesau im Forstamt Neuhaus

ausgewildert. Die Volieren wurden im Jahr 2018 mit einem Aufwand von 504 Waldarbeiter-

stunden von Reichmannsdorf nach Piesau umgesetzt (Gesamtkosten 14.588 €).

Analog dem Vorgehen in den letzten Jahren wurde das Waldgebiet um die Volieren gesperrt,

um eine Störung durch Waldbesucher, Forstarbeiten oder Schalenwild zu vermeiden. Die

Betreuung der Volieren erfolgte durch eine geschulte Fachkraft. Für eine sanfte Auswilde-

rung der Jungvögel wurden die Volieren nach wenigen Tagen geöffnet, und die Tiere konn-

ten selbstständig das Gebiet erkunden. In den ersten Wochen bis in den September hinein

wurden täglich sehr viele Jungvögel in der Umgebung der Volieren gesichtet. Die Tiere

baumten in den Umzäunungsgrenzen der Anlage rechtzeitig auf, und bei Beobachtungen am

Abbildung 7: Auswilderung eines jungen Hahns im Revier Piesau, Forstamt Neuhaus. (Fotos: L. Stephani)

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frühen Morgen konnte die Nutzung von Schlafbäumen festgestellt werden. Wie auch im Jahr

2017 wurden die meisten Tiere in den Abendstunden gesichtet. Die Zahl der Beobachtungen

nahm bis Ende September ab, dies wird mit der zunehmenden Dismigration der Jungvögel

erklärt. Wo sich die Jungvögel nach den typischen anfänglichen Suchflügen tatsächlich lang-

fristig etablieren und ob eine natürliche Reproduktion gelingt, werden das Monitoring und

die Gebietskontrollen der kommenden Jahre zeigen. Einige Hinweise hierzu enthält auch das

Kapitel Monitoring dieses Berichts.

Wildfangaktionen in Schweden 2018/2019

Für die Wildfangaktionen 2018 und 2019 wurde das 2017 identifi-

zierte Fanggebiet um Hamra erneut genutzt. Im Frühjahr 2019 kam

noch eine erhebliche Erweiterung des Fanggebietes auf den Bereich

um Särna hinzu. Entsprechend der Aussage der schwedischen Wildtierexperten ist die Regi-

on um die Ortschaft und den Nationalpark Hamra (Gävleborgs län und Jämtlands län) als

Fanggebiet am besten geeignet und, größeren Kahlschlägen zum Trotz, eines der besten Au-

erhuhn Gebiete in Schweden. Das Gebiet besitzt zudem eine gute Erschließung mit Forst-

straßen, die für den Fang zwingend erforderlich sind. Der Fang erfolgte nach derselben Me-

thode wie im Jahr 2017 aus dem fahrenden Kfz mit seitlich ausgerichtetem Kescher.

Nach eingehender Vorbereitung (Klärung veterinärmedizinischer Fragen, Ausschreibung

Charterflug, Beantragung aller notwendigen Genehmigungen, Konstruktion Volieren für Zwi-

schenhälterung u.a.) war der Beginn der Fangaktionen von der Witterung in den Fanggebie-

ten abhängig.

Frühjahr 2018

Im Frühjahr 2018 machte ein erneuter Schneefall am 1. Mai die Wege weitestgehend unpas-

sierbar und eine Woche später kam der Hochsommer und die Temperaturen lagen über 23

°C. Folglich schmolz die hohe Schneedecke im Fanggebiet innerhalb von wenigen Tagen ab,

setzte die Landschaft unter Wasser und weichte die Forststraßen auf. Trotzdem konnten

insgesamt 4 Hennen gefangen werden. Jedoch hatten diese Hennen einen gut ausgebildeten

Brutfleck. Das bedeutete, dass sich die Hennen Brustgefieder herauszupfen, um damit ihr

Nest auszupolstern. Es war also eindeutig erkennbar, dass die gefangenen Hennen bereits

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mit der Brut begonnen hatten. Für einen Fang brütender Hennen bestand zum einen keine

Genehmigung vom schwedischen Naturvårdsverket und zum anderen hätte dies gegen jegli-

che Tierschutzbelange und ethische Grundsätze verstoßen. Die Tiere wurden daher wieder

freigelassen. Die Wildfangaktion wurde also zu spät begonnen. Bedauerlicherweise hat der

Wegezustand schlichtweg keinen früheren Fang zugelassen. Zur Minimierung der Kosten

wurde die Fangaktion folglich am Morgen des 14.05.2018 abgebrochen und der Flug stor-

niert.

Frühjahr 2019

Zunächst war Ende April die Schneeschmelze rasch voran geschritten und die Fanggebiete

waren gut zugänglich. Jedoch waren die Tiere noch in der Balzphase, die Auerhennen waren

also an den Balzplätzen gebunden und nicht entlang der Wege anzutreffen. Es gab in den

ersten Tagen des Fangs sehr wenige Beobachtungen und der Fang wurde auf Anraten der

schwedischen Experten um Prof. Göran Ericsson (SLU) um ein paar Tage nach hinten ver-

schoben. Bedauerlicherweise hat sich dieses Verschieben nicht ausgezahlt, denn es folgte

ein erneuter mehrtägiger Schneefall und die Fanggebiete waren nicht mehr flächig zugäng-

lich. Aufgrund Schneefall und Kälte konnten keine Tiere mehr beobachtet werden. Insgesamt

wurden vier Auerhennen gefangen, nach Thüringen gebracht und im Projektgebiet ausge-

wildert.

Fazit

Einer zeitintensiven und umfänglichen Vorbereitung zum Trotz ließ die Umsetzung der Fang-

aktionen im Frühjahr 2018 keinen Fang von Auerhennen im Fanggebiet Hamra zu und auch

2019 konnten lediglich 4 Auerhennen gefangen werden. Nichtsdestotrotz fallen durch die

Vorbereitung und Umsetzung der Fangaktion Kosten an, die nicht umgangen werden konn-

ten. Wie im Jahr 2017 legten einige der Auerhennen während der Zwischenhälterung in

Schweden und während des Transports nach Thüringen Eier. Dieses wertvolle genetische

Material wurde an der ThüringenForst eigenen Aufzuchtstation in Langenschade ausgebrü-

tet und bildet eine wertvolle Ergänzung zum Zuchtbestand der Aufzuchtstation (siehe oben).

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Aktuelles Monitoring 2018-2019

Für ein besseres Verständnis der Ansiedlung und Wanderbewegung der Auerhühner wird

das Projekt auch weiterführend durch ein Auerhuhn-Monitoring durch Dr. Siano und Dr.

Klaus fachlich begleitet. Das bedeutet im Rahmen des Projektes einen 2-mal jährlich stattfin-

denden Geländebegang im Projektgebiet (auf fest gelegten Kontrollrouten und -flächen in

den Kernhabitaten) und das Sammeln von direkten und indirekten Nachweisen. Hierbei flie-

ßen Sichtbeobachtungen, Verhören an Balzplätzen, Reproduktionsnachweise aber auch Lo-

sungs- und Federfunde, Trittsiegelfunde und Huderstellen in die Erfassung ein. Grundlegend

muss festgestellt werden, dass die Populationsgröße für eine scheue Waldhuhnart wie das

Auerhuhn keinesfalls genau ermittelt werden kann. Das beruht einerseits auf der erhebli-

chen Größe des Projektegebietes und andererseits auf den schwer zu erkennenden indirek-

ten Nachweisen. Daher erfolgt die Angabe der Bestandsschätzung immer innerhalb einer

Spanne. Für die Thüringer Auerhuhnpopulation betrug diese Spanne 2018 mindestens 11

Vögel (3 Hähne, 8 Hennen) und maximal 17 Vögel (6 Hähne, 11 Hennen). Dem liegt eine

Dunkelziffer von 30% zugrunde, folglich ergeben sich 14 bis max. 22 Auerhühner. Das Ge-

schlechterverhältnis liegt bei 32 % Hähnen und 68 % Hennen. Im Bereich des Langen Berges

gab es mehrfach Einzelnachweise einer Henne und eines Hahnes. Insgesamt gingen 155

Nachweise ein (2017: 179), wobei es sich meistens um Losungsfunde handelte. Erfreulicher-

weise gab es zwei Balznachweise und die Sichtung eines Gesperres im Verbreitungsgebiet

Quittelsberg/Meuraer Heide durch den Revierleiter vor Ort. Es gab 3 Totfunde von Hähnen

und insgesamt ist ein Bestandsrückgang von knapp 30 % gegenüber dem Jahr 2017 zu ver-

zeichnen. Hierbei macht es sich bemerkbar, dass der Bestand durch die fehlgeschlagene

Wildfangaktion nicht durch schwedische Wildvögel verstärkt werden konnte.

Im Jahr 2018 herrschte durch das trockene und warme Wetter die beste Witterung für die

Reproduktion der Auerhühner. Nach dem bisherigen Stand des Frühjahresmonitoring 2019

(Zeitraum 01.01. bis 31.05.2019) wird der Frühjahresbestand auf Basis der erbrachten

Nachweise auf 18-29 Auerhühner geschätzt. Entsprechend den Angaben von Dr. Siano liegt

das deutlich über dem Frühjahresbestand 2018, der mit 12-18 Individuen angegeben wurde.

Nach wie vor liegt der Verbreitungsschwerpunkt eher im Nordteil des Schiefergebirges, je-

doch hat der Standort der Auswilderungsvolieren im Revier Piesau auch zu einer Etablierung

von Tieren im südlichen Projektgebiet geführt. Am Langen Berg haben sich erfreulicherweise

2-4 Auerhühner etablieren können und es gab begründete Vermutungen für einen Balz-

nachweis. Das Geschlechterverhältnis wird zugunsten der Hennen auf 70/30 % geschätzt.

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Außerhalb des Projektgebietes (Fernflüge) gab es im in der ersten Hälfte des Jahres 2019

keine Nachweise.

Alle oben angeführten Daten sind das Resultat des Monitorings von Herrn Dr. Siano. Sie

schließen gemeldete Nachweise Dritter ein (Nachweise auf Landschaftsebene für das gesam-

te Projektgebiet). Die Bestandserfassung erfolgte auf Flächen im Thüringer Schiefergebirge

und im Paulinzellaer Buntsandsteinland.

Nach wie vor handelt es sich aber bei der Thüringer Auerhuhn-Population noch nicht um

eine tragfähige und ohne weitere Stützung überlebensfähige Population. Die Zwischenerfol-

ge unterstreichen aber die Notwendigkeit der Fortführung des Projekts.

Auerhuhnprojekt - Raubwildbejagung

Im Rahmen des Prädatorenmanagements waren auch im Jahr 2018 bis zum jetzigen Zeit-

punkt 2019 bis zu 70 Fallensysteme im Einsatz. Die Zahl der aktivierten Fallen schwankt im

Jahresverlauf. Aufgrund intensiver öffentlicher Diskussion um die Fallenjagd genügen diese

Fallen höchsten Ansprüchen des Tierschutzes und der modernen Fallenjagd. Bei den Fallen-

systemen handelt es sich (nahezu) ausschließlich um Lebendfangsysteme. Sie werden au-

ßerdem im Vorfeld der Scharfstellung durch Fotokameras überwacht, um Fehlfänge von be-

sonders geschützten Tierarten (u.a. Wildkatze) oder gefährdeten Arten (z.B. Baummarder)

auszuschließen. Alle Fallensysteme sind mit Fangmeldern ausgestattet. Der Einsatz dieser

technischen Hilfen macht tägliche Kontrollen an den Fallen überflüssig, somit wird keine

menschliche Witterung hinterlassen und die Effektivität der Fallen erhöht.

Seit 2016 werden im Rahmen des Projektes auch einzelne Revierpächter in angrenzenden

Pachtrevieren von den Berufsjägern mit eingebunden. Ihnen werden Fallen als Leihgabe

übergegeben. Sofern sich weitere Interessenten finden, soll dies in Zukunft noch erweitert

werden sowie auch die Beratung zur Durchführung anderer Bejagungsformen (Bsp. gemein-

same Gruppenansitze). Bisher wurden 10 Fallensysteme an private Jäger übergeben. Damit

wird durch das Prädatorenmanagement aktuell eine Fläche von bis zu 3.500 ha abgedeckt.

Zusätzlich zu den Lebendfangfallen ist es sehr effektiv, bestimmte Schwerpunktgebiete (Po-

tenzialgebiete) mit Kunstbauen zu bejagen. Derzeit sind 10 Stück in den Projektforstämtern

im Einsatz. Sie bringen während der Herbst- und Wintermonate ebenso gute Streckenergeb-

nisse wie die im Einsatz befindlichen Kofferfallen. Kunstbaue können tierschutzgerecht und

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effektiv bejagt werden. In diesem Zusammenhang wäre eine noch intensivere Einbindung

privater Jäger und Begehungsscheininhaber bei Interesse durchaus wünschenswert.

Im Jahr 2018 wurden in den Forstämter Neuhaus, Gehren, Sonneberg und Schönbrunn ins-

gesamt 180 Stück Raubwild, davon 48 Stück aus Fallenjagd, erlegt. In den Pachtrevieren

Meura, Rohrbach, Burkersdorf und Kirchenforst Bernsdorf fand eine intensive Beteiligung an

der Prädatorenbejagung statt. Hier kamen 33 Stück Raubwild zur Strecke, was die Gesamt-

strecke im Jagdjahr 2018 auf 213 Stück Raubwild erhöht (2017: 185 Stück). Im Gebiet des

Langen Berges wurden 2019 5 neue Fallensysteme in Betrieb genommen. Weiterhin steht

derzeit eine Umstrukturierung der Flächenabdeckung durch die Fallensysteme an. Es ist an-

gedacht größere Flächen mit weniger Fallensystemen abzudecken und stärker Externe in die

Betreuung einzubinden.

Im Jahr 2017 startete das Projekt „Fellwechsel“ in die erste Saison. Ziel des Projektes ist es,

das Fell von jagdlich erlegten Raubsäugern einer Nutzung zuzuführen. Hierbei werden im

Rahmen der nachhaltigen Jagd und den landesgesetzlichen Vorgaben in Deutschland erlegte

Rotfüchse, Marderhunde, Waschbären, Dachse, Stein- und Baummarder, Hermeline (Große

Wiesel), Iltisse, Minke, Nutria (Sumpfbiber) und Bisam angenommen. ThüringenForst stellt

hierbei gemeldete Sammelstellen für Raubwild bereit. Nähere Informationen auch unter

www.fellwechsel.org. Im Frühjahr 2019 wurden der Fellwechsel GmbH 31 balgreife Stücken

Raubwild übergeben.

Mit der Umsetzung des Prädatorenmanagements kann eine lokale Absenkung des Raubwild-

bestandes erreicht werden. Jedoch können mit diesen personal- und kostenintensiven Maß-

nahmen nur Effekte auf Revierebene und konzentriert auf die Auswilderungsgebiete erwirkt

werden. Die Konzeption und Flächenabdeckung des Prädatorenmanagements muss jährlich

geprüft und angepasst werden. Aus Kosten- und Personalgründen ist eine Erweiterung der-

zeit nicht realisierbar.

Auch die Entwicklung der Schalenwilddichten darf in Auerhuhngebieten nicht außer Acht

gelassen werden. Extremer Verbiss an Heidel- und Preiselbeere, vor allem durch stark über-

höhte Rotwildbestände, führt zu erheblichen Verlusten an Deckung und Sommeräsung für

das Auerhuhn und somit zu gravierenden Verschlechterungen des Lebensraumes. Schwarz-

wild, wenn es sich häufig bzw. in hoher Dichte in potentiellen Brut- und Aufzuchtgebieten

des Auerhuhns aufhält, wird sogar unmittelbar als Räuber für Eier und Küken gefährlich.

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Abbildung 8: Fallensysteme

links oben: eingebauter Kunstbau im Forstamt

Gehren

links unten: Kofferfalle vor dem Einbau

rechts oben: eingebaute und fangbereite Kofferfalle

mit Fangmelder ausgestattet

(Fotos: L. Stephani)

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Haselhuhnprojekt

Realisierung Förderprojekt im Thüringer Forstamt Saalfeld-Rudolstadt, Revier Lehesten

Eine Festlegung potentieller Flächen, für die eine Habitatverbesserung vorzusehen ist, er-

folgte bereits 2016. Ca. 30-40% der Revierfläche erschienen durch die bunt gemischten,

baumartenreichen Aufwüchse auf den durch den Orkan Kyrill verursachten Flächen bereits

jetzt gut geeignet als Haselhuhnbiotop. Darüber hinaus begann ein Projekt zur Bergbach-

Renaturierung (Entfichtung, Pflanzen von Erlen), eine Maßnahme, die neben dem Haselhuhn

zahlreichen streng geschützten Arten wie Schwarzstorch, Wasseramsel, Gebirgsstelze, Otter,

Amphibien und Wirbellosen helfen wird. Auch die Lebensraumvernetzung entlang der Fließ-

gewässer wird dadurch optimiert. Die Ansprüche des Haselhuhns an seine Biotope erfordern

neben ausreichend Deckung in Form von Koniferen auch das Vorhandensein von Weichlaub-

hölzern (Weide, Erle, Birke, Vogelbeere, Hasel) als Nahrungsgrundlage. Die Winternahrung

der Tiere besteht zum Großteil aus Kätzchen und Knospen dieser Arten. Zusätzlich spielen

kraut- und weichlaubholzreiche Gewässerläufe eine wichtige Rolle im Haselhuhn- Lebens-

raum. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen der Fördermaßnahme die Fichte entlang

von drei Waldfließgewässern entfernt (Gesamtlänge von ca. 5,5 km). Die mit Nadelbäumen

zugewachsenen Bachläufe und kleinräumig feuchtere Bereiche wurden aufgehauen und vor-

handene natürliche Vegetation entlang von Bachtälern erhalten. Die Maßnahme wurde auf

einer Breite von durchschnittlich 10-30 m rechts und links des Fließgewässers umgesetzt.

Dabei erfolgte die Entfichtung in Gruppen und Inseln entlang des Bachlaufes und nicht flä-

chig, um Bereiche mit Deckungsschutz für das Haselhuhn zu erhalten. Jedoch muss bei einer

Bewertung der Maßnahme beachtet werden, dass die Erle entsprechend lichte Bereiche für

eine positive Entwicklung benötigt und daher nicht zu kleinräumig vorgegangen wurde. Bei

der Maßnahme wurde nahezu alles anfallende Material, auch alle Äste, aus dem Bachbett

und den unmittelbar angrenzenden Bereichen vollständig beseitigt, sodass eine anschlie-

ßende Pflanzung von Schwarzerle (Alnus glutinosa) mit 2.200 Stück im Spätherbst 2018 reali-

siert werden konnte.

Weiterhin wurden eine größere Kyrill-Fläche und eine kleinere Offenfläche um wertvolles

Weichlaubholz durch Pflanzung ergänzt (Bergahorn 400 Stück, Schwarzerle 600 Stück, Sal-

weide, 1.000 Stück und Haselnuss 1.000 Stück). Aufgrund der sehr trockenen Witterungsver-

hältnisse im Sommer und Herbst 2018 wurde die Pflanzung weit in den Spätherbst hinein

verschoben.

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Haselhuhnprojekt - Bestandesstützung

Aus naturnaher Aufzucht wurden im Jahr 2018 keine Vögel freigelassen. Das Hauptproblem

liegt in den geringen Aufzuchterfolgen, welche durch extrem geringe Fertilität und geringe

Schlupfresultate seit 2015 bedingt sind. Es besteht der begründete Verdacht auf Inzucht-

Depression, da alle Haselhuhnzuchtbestände (auch tiergärtnerische Einrichtungen z. B. das

Tierfreigelände des Nationalparks Bayerischer Wald, der Alpenzoo Innsbruck) vom selben

Zuchtstamm abhängen. Durch Vermittlung kamen drei Eier aus einem Wildgelege aus der

Steiermark in den Zuchtbestand von Frau Wilmering. Der Züchterin gelang die Aufzucht aller

drei Tiere (1 Hahn, 2 Hennen), die für die Nachzuchten 2019 jeweils nach Verpaarung mit

Tieren aus dem vorhandenen Stamm für künftige Nachzuchten sorgen sollen. Die genetische

Variabilität sollte dadurch wesentlich verbessert werden. Der bewährte, bis ins hohe Alter

hoch motivierte Haselhuhnzüchter C. Beyer verstarb nach kurzer Krankheit in Gera. Derzeit

läuft die Suche nach einem geeigneten und interessierten Nachfolger.

Haselhuhnmonitoring durch Fotofallen

Im Sommer 2018 wurde durch den Tharandter Forstabsolventen Jörn Schönfeld ein Fotofal-

len-Monitoring durchgeführt. Das Untersuchungsgebiet befindet sich in den Revieren Wurz-

bach und Schlegel der Prinz Reuß'schen Forstverwaltung im Zentrum des Wiederansied-

lungsprojekts und sollte neben Zufallsbeobachtungen der Erfolgskontrolle dienen.

An zehn bereits 2017 angelegten Kieshaufen wurden ab 4. Juni 2018 zunächst vier Wildka-

meras platziert, ergänzt ab Mitte August 2018 durch fünf weitere Kameras. Die Aufnahmen

wurden einmal pro Woche ausgewertet. Die Kameras wurden vorwiegend dort eingesetzt,

wo Mulden in den Kieshaufen auf eine eventuelle Sandbade-Nutzung durch Haselhühner

hindeuteten. In Summe betrug der Zeitraum des Monitorings (Summe aller Fotofallentage)

rund 700 Tage. Zusätzlich wurden geeignete Habitate begangen und nach indirekten Nach-

weisen gesucht, außerdem wurden Beobachtungen von Waldarbeitern und anderen Orts-

kundigen erfasst. Die Kamera-Registrierung wurde Anfang Oktober 2018 beendet.

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Haselhuhn - Nachweise

An 700 Tagen gelang kein Haselhuhn-Nachweis durch die Fotofallen, obwohl die Standorte

im Zentrum des Aussetzungsgebiets gewählt wurden. Jedoch gelang nahe einer Falle die

Sichtung eines Haselhuhn-Paares durch einen Waldarbeiter am 14. Juni 2018 am Forstort

Rossbach. Ein weiteres Huhn wurde bei Wurzbach gesichtet. Als Hauptgrund für die geringe

Nachweisdichte werden Störungen, bedingt durch flächige Durchforstungsarbeiten im Ge-

biet des Fotofallen-Monitorings, angenommen. Die störanfälligen Haselhühner waren so zur

Umsiedlung gezwungen.

Immerhin gelangen durch die Fotofallen Nachweise anderer Arten: Rotkehlchen, Singdrossel,

Grünspecht, an Säugetieren gelangen als besonders wertvolle Nachweise von Gartenschlä-

fer, Wildkatze und Baummarder neben Dachs, Rotfuchs, Waschbär, Eichhörnchen, Reh und

Wildschwein. Das Fotofallenmonitoring sollte 2019 weitergeführt werden, allerdings nach

Beruhigung des Kerngebiets mit Nutzung der bereits etablierten Kiesschüttungen. Eine Aus-

weitung des Kontrollraumes erscheint ebenfalls zielführend, da einzelne Haselhühner inzwi-

schen bis zu 10 km entfernt nachgewiesen werden konnten. Vor diesem Hintergrund beauf-

tragt ThüringenForst einen Werkvertragsnehmer mit der Durchführung eines Beganges meh-

rerer Transekte (3-5 Routen) im Jahr 2019. Das Ergebnis dieses Monitorings ist noch offen.

Weitere Zufallsbeobachtungen verteilen sich von April über die Sommermonate bis in den

Oktober 2018. Am 11.10. gelang sogar eine Paarbeobachtung. Somit wurde ein längeres

Überleben der freigesetzten Tiere belegt. Ein Brutnachweis gelang im Jahr 2018 nicht.

Haselhuhn - Ausblick

Die neu gegründete kleine Population ist noch nicht stabil. Das Projekt sollte mit erhöhter

Zahl naturnah gezüchteter Tiere weitergeführt werden. Die Lebensraumoptimierung dient

vielen weiteren streng geschützten Arten im SPA-Gebiet. Die Kerngebiete der Aussetzung

bedürfen dringend der Beruhigung in den sensiblen Jahreszeiten. Für 2019 läuft im Auftrag

der Bayerischen Vogelschutzwarte in Garmisch eine Haselhuhnkartierung durch den Spezia-

listen Dr. Ralf Siano auf festgelegten Routen u.a. im bayerischen und im Auftrag von Thürin-

genforst auch im thüringischen Teil des Frankenwaldes (bes. in den Orten mit Reprodukti-

onsnachweisen). Eine gezielte Raubwildbejagung wäre auch dort dringend zu wünschen.