Tierreport 1/2009

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TIER REPORT OFFIZIELLES ORGAN DES SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS CHF 5.– / EURO 4.– 1/2009 Kosmetika mit Herz: Gepflegt ohne Tierversuche Gejagt und ausgenutzt – Tierschutz brauchts

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Tierreport - die Zeitschrift des Schweizer Tierschutz STS / Ausgabe 1/2009

Transcript of Tierreport 1/2009

  • TIERREPORTO F F I Z I E L L E S O R G A N D E S S C H W E I Z E R T I E R S C H U T Z S T S

    CHF 5. / EURO 4. 1/2009

    Kosm

    etika

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    Tier

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    Gejagt und ausgenutzt Tierschutz brauchts

  • TIERREPORT 1/20092

    4 Farce um Farasi Ausgerechnet der Circus Royal bietet einen Platz fr Flusspferd Farasi an.

    5 Pezltierfarmen In vielen Pelztierfarmen Norwegens herrschen skandalse Zustnde.

    6 Hhnerschicksal Schweizer Legehennen landen im Zementofen ethisch usserst fragwrdig.

    8 Tierqulerei Immer mehr Heimtiere werden geqult, besonders Hunde sind betroffen.

    9 Schwaben Park Der Freizeitpark missbraucht Primaten fr eine lcherliche Show.

    10 Aktuelles Schweiz Kurzmeldungen aus der Schweiz.

    12 Rennpferde In St. Moritz werden am White Turf fr Geld und Prestige Pferde geschunden.

    15 Kindertorero Ein Kindertoreo wollte unbedingt in das Guiness-Buch der Rekorde.

    16 Zebras Mit Zebrastreifen sicher durch die Savanne.

    20 Kosmetika mit Herz Die Kapampagne fr tierfreundlich hergestellte Kosmetika zeigt Erfolge.

    22 Tierschicksale Bewegende Geschichten aus den Tierheimen der STS-Sektionen.

    24 Schweinerei In der EU herrschen in vielen Schweinesmastbetrieben unhaltbare Zustnde.

    26 Aktuelles Welt Kurzmeldungen aus aller Welt.

    28 Tierhandel Im Internet werden viele Tiere angeboten oft aus dubiosen Quellen.

    30 Stacheldraht Das Engagement des STS gegen Stacheldrahtzune zeigt Wirkung.

    31 Hilfe ntig Ein heftiger Orkan hat das Tierheim Apan bei Barcelona schwer beschdigt.

    32 Tiere suchen ... Ausgesetzte, verlassene Tiere suchen ein neues, richtiges Zuhause.

    TIERREPORT (ehemals Du+die Natur)Offizielles Organ des Schweizer Tierschutz STS136. Jahrgang, Nr. 1, Mrz 2009, erscheint viermal jhrlichHerausgeber: Schweizer Tierschutz STSDornacherstrasse 101, 4008 BaselTelefon 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, [email protected]

    Redaktor: Mark Rissi

    Mitarbeiter dieser Nummer: Lydia Baumgarten, Matthias Brunner, LLJulika Fitzi-Rathgen, Hansuli Huber, Catherine Reber, Peter Schlup,Stefan TschoppTT

    Gestaltung, Produktion: die zwei, Basel

    Druck: Birkhuser+GBC, Reinach

    Abonnementspreise:Jahresabonnement (4 Ausgaben) CHF 12.80 inkl. MWStEinzelnummer CHF 5.

    Tierreport-Abonnentendienst:General-Wille-Strasse 144, 8706 Meilen, Tel. 044 925 38 20, Fax 044 925 36 96, [email protected]

    Abdruck nach Genehmigung durch die Redaktionmit Quellenangabe gestattet

    ISSN 1424-9537, Papier 100% Recycling

    Besuchen Sie uns im Internet:

    www.tierschutz.com oder www.tierreport.ch

    Die Sektionen des Schweizer Tierschutz STS: Aargau Appenzell Basel-Stadt Basel-Land Bern Kanton Bern Stadt Biasca Biel-Seeland Ceresio/Mendrisi-otto Emmental Frauenfeld Fribourg Frutigen Glarus Graubnden Grenchen Haut-Lman Heiden Horgen Interlaken Jura/AJPAPP Jura/Soubey Kreuzlin-gen La Chaux-de-Fonds Liechtenstein Linth Locarno Lugano Luzern Monthey Neuchtel Nidwalden Niedersimmental Nyon Oberaargau Obersimm-ental Oberwallis Obwalden Olten Rheintal Romanshorn Rorschach St. Gallen Kanton St. Gallen Stadt Saanenland Sargans-Werdenberg Schaffhausen Schwyz Sirnach Solothurn/Wasseramt Steckborn Thun Toggenburg Uri Uster Valais Vaud Winterthur Zug Fondation Neuchteloise dTT Accueil pour Ani-maux Gerenau-Stiftung fr Tierschutz, Wdenswil Stiftung Mensch+Tier, Basel-Stadt AKUT Aktion Kirche und Tier APS Auffangstation fr Sittiche und Papageien Club der Rattenfreunde Schweizer Jugendtierschutz Schweizer Wildstation Landshut PRT Protection et Rcupration des Tortues VTT AVV Z Verein Aquarium Zrich

    TIERREPORT 1/2009

    TITE

    LFO

    TO:I

    STO

    CK

    PH

    OTO

  • TIERREPORT 1/2009 3

    EDITORIAL

    Schnheit, nicht von Wrme. Ob sie wohl noch nie von den

    Pelztiermrkten und Ttungspltzen in China gehrt hat? Oder

    die andere Dame im Pelz, die ihr Schosshndchen herumtrug und

    berhaupt keine Antwort auf die Frage des Reporters wusste. Ob

    sie sich wohl einen Augenblick lang bewusst wurde, dass auch

    die Felle ihrer Pelzjacke einmal lebenden Tieren gehrt hatten?

    Wie hat es doch Feng Chen, der 18-jhrige Student, so tref-ff

    fend ausgedrckt, als er letztes Jahr in Beijing den ersten Preis

    des vom STS in China ausgeschriebenen Antipelz-Plakatwett-

    bewerbs entgegennahm:

    Ich weiss, dass wirkliche Schnheit nicht aus dem Leiden von

    Tieren entstehen kann. Wirkliche Schnheit ist einfach und in-

    nerlich, nicht extravagant und nicht verbunden mit Tierqu-

    lerei.

    Wenn ein junger Chinese das ffentlich sagt, so besteht die

    Hoffnung, dass bei kommenden Generationen ein Umdenken in

    Gang gesetzt werden kann. Auf diese Weise wird die Pelzmode

    in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht einmal nicht mehr als

    warm und kuschelig empfunden, sondern als das, was sie ist,

    nmlich unmenschlich und kalt.

    Herzlich, Ihr

    Heinz Lienhard, Prsident Schweizer Tierschutz STS

    Liebe Leserin, lieber Leser

    Wir sehen dem Frhling entgegen, und eigentlich wre jetzt

    nicht der Zeitpunkt, um ber die Pelzmode, eine der schlimms-

    ten Massentierqulereien unserer Gesellschaft, zu schreiben.

    Nachdem ich aber die Filmdokumentation vom diesjhrigen

    Winterpferderennen in St. Moritz gesehen habe, kann ich es

    doch nicht lassen.

    In dieser Ausgabe des TIERREPORT werden Sie lesen, wie die

    Pferde an solchen Rennen behandelt werden. Aber nicht nur

    diese bedenkliche Tatsache ist ein Skandal. Die Rennen in St.

    Moritz waren auch einmal mehr der Treffpunkt von Leuten, die

    ihre Pelze zur Schau tragen wollen und glauben, so zu den obe-

    ren Zehntausenden zu gehren. Es wird wohl immer Snobs ge-

    ben, denen nur das ussere von Bedeutung ist und die unbelehr-

    bar sind. Daran muss man sich gewhnen. Was mich dagegen

    beeindruckt hat, sind die Antworten, welche der Reporter auf

    seine Fragen in St. Moritz zu hren bekam.

    Ein Herr im Pelzmantel klammerte sich an das altbekannte,

    ewiggestrige Argument, dass er sich nicht schme, so etwas zu

    tragen. Sein Mantel stamme nmlich von Tieren, die anstndig

    und artgerecht gehalten worden seien, denn nur solche wr-

    den so wunderschne Felle abgeben. Anstndig und artgerecht

    gehalten, in engen Drahtgitterkfigen? Wildtiere, die gemacht

    sind, um in Freiheit grosse Gebiete zu durchstreifen?

    Eine Dame im Nerz lsst sich von Spinnern nicht verbieten,

    etwas so Schnes zu tragen. Wohlverstanden, sie sprach von

    Schnheit?

  • TIERREPORT 1/20094

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    YAL.

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    Zugegeben, fr ein Flusspferd wirkt Farasi

    im Grssenvergleich zu seiner Mutter ge-

    radezu niedlich, obwohl der Kleine be-

    reits bei seiner Geburt im November 2008

    immerhin bereits rund stattliche 50 Kilo-

    gramm auf die Waage brachte.

    Kaum auf der Welt, sorgte Farasi schon

    fr Schlagzeilen. Als bekannt wurde, dass

    das Flusspferd spter nicht im Zoo Basel

    bleiben kann, setzte sich ungefragt Zir-

    kusdirektor Oliver Skreinig in Szene. Ge-

    genber dem Sonntagsblick verkndete

    Skreinig lauthals, er wolle Farasi in seinen

    Circus Royal bernehmen. Grossspurig er-

    klrte er, dafr extra einen Spezialwagen

    mit integriertem Wasserbecken fr bis zu

    200 000 Franken anzuschaffen.

    Billiger PR-GagDafr sollte dann Farasi in der Manege

    eine Runde drehen, wie es in der Bou-

    levardzeitung hiess.

    So stellt sich also Skreinig eine artge-

    msse Haltung des Nilpferds vor. Es drfte

    sich wohl eher um einen billigen PR-Gag

    handeln. Denn gerade der Circus Royal

    ist seit Jahren fr seine mangelhafte Tier-

    haltung bekannt und ist dadurch negativ

    aufgefallen.

    Im STS-Zirkusbericht von 2008 ist

    festgehalten, dass fast smtliche Gehege

    Farce um Flusspferd Farasi

    Kaum ist bekannt geworden, dass der Zoo Basel fr sein Flusspferdbaby Farasi einen Platz suchen muss, drngte sich der Circus Royal auf. Ausgerechnet, ist doch dieses Zirkusunternehmen fr seine mangelhafte Tierhaltung be-kannt.

    Circus Royal: Die Affen wirken ungesund und haben keine Rckzugsmglichkeiten.

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    der Tiere zu klein sind. Bei der Affenhal-

    tung sind nicht einmal die gesetzlichen

    Minimalvorschriften eingehalten worden.

    Im Kanton Bern luft deshalb sogar ein

    Verfahren gegen den Zircus, nachdem der

    Dachverband Berner Tierschutzorganisati-

    onen beim Veterinramt interveniert hat.

    Keine Zirkuskarriere fr FarasiDer Zoo Basel dementierte inzwischen

    klar, dass eine Platzierung im Circus Ro-

    yal berhaupt nicht in Frage kme. Eine

    Einzelhaltung wrde sowieso abgelehnt,

    liess der Zoo auf Nachfrage von TIERRE-

    PORT wissen. berzhlige Tiere wrden

    hauptschlich mit anderen wissenschaft-

    lich gefhrten Zoos ausgetauscht.

    ber diese klare Stellungnahme ist der

    STS froh, erwartet aber vom Zoo Basel

    auch, dass er alles unternimmt, um einen

    artgemssen Platz fr Farasi zu finden.

    Zu dem ganzen Medienrummel fhrte

    ein Nebensatz von Zoosprecherin Tanja

    Dietrich, in dem sie erwhnte, dass Farasi

    euthanasiert werden msste, falls fr den

    kleinen Bullen spter keinen Platz gefun-

    den werden sollte. Der Vater wrde ihn

    mit der Zeit als Rivalen ansehen und nicht

    akzeptieren.

    Es entspricht der Praxis des Zoos,

    Nachwuchs zuzulassen, damit die Tiere

    die Fortpflanzung als wichtigen Bestand-

    teil ihres natrlichen Verhaltens ausleben

    knnen. Mark Rissi

  • 5TIERREPORT 1/2009

    FORB

    YPEL

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    O

    FORB

    YPEL

    S.N

    O

    Fchse und Nerze, die auf ihrem Kot dahin-

    vegetierten, verletzte oder tote Tiere in den

    Kfigen, achtlos weggeworfene Tierkada-

    ver zwischen den Kfigreihen: Dies waren

    die skandalsen Zustnde, die Mitarbeiter

    der Organisation Nettverk for dyrs frihet

    in ihrer breit angelegten Untersuchung auf

    mehr als hundert Pelztierfarmen in Norwe-

    gen vorgefunden haben.

    Die Fuchs- und Nerzfarmen wurden

    nach dem Zufallsprinzip aus allen sieb-

    zehn Landkreisen ausgesucht und kont-

    rolliert. Somit wurde im Kontrollbericht

    ein Fnftel aller Pelztierfarmen Norwe-

    gens erfasst. Insofern kann die Recherche

    als reprsentativ fr die gesamte norwe-

    gische Pelzindustrie gelten. Die Betriebe

    wurden fotografiert und gefilmt, die Do-

    kumentation wurde zusammen mit einem

    schriftlichen Bericht dem Landwirtschaft-

    ministerium bergeben. Gegen besonders

    krasse Farmer wurde bei der Polizei um-

    gehend Anzeige erstattet.

    Unhaltbare ZustndeDie Videoaufnahmen zeigen gestresste

    und kranke Tiere, Verhaltensstrungen, zu

    kleine Kfige, beschdigte Maschengitter

    Schnfrberei entlarvtKrschner beziehen sich gerne auf die angeblich strikte berwachung der Pelztierzucht-farmen in Skandinavien. Doch dabei handelt es sich um eine Irrefhrung der Konsumen-ten, wie eine aktuelle Untersuchung in Norwegen beweist.

    und erhebliche Umweltbelastung. Dabei

    hatte die Pelzindustrie zehn Jahre Zeit, um

    ihre Tierhaltung der Pelztierverordnung

    anzupassen, die Ende 2009 in Kraft tritt.

    Es handelt sich um die ersten Richtlinien

    zur Haltung von Pelztieren in Norwegen.

    Es war offensichtlich, dass die besuchten

    Betriebe weit davon entfernt waren, ihre

    Anlagen in den verbleibenden Monaten

    den neuen Bestimmungen anzupassen.

    Keine Verbesserung stattgefundenDer STS hatte bereits vor zehn Jahren auf

    einer eigens einberufenen Medienkonfe-

    renz eine Videodokumentation ber die

    jmmerlichen Bedingungen in den norwe-

    gischen Pelztierfarmen verffentlicht und

    die norwegische Regierung aufgefordert,

    aktiv zu werden.

    Der Schweizer Pelzfachverband Swiss

    Fur behauptete hingegen, dass in Skandi-

    navien alles bestens unter Kontrolle sei.

    Nun zeigt die aktuelle Untersuchung leider,

    dass sich die Situation in der Zwischenzeit

    um keinen Deut verbessert hat.

    In einem Schreiben protestierte der

    STS erneut bei der norwegischen Bot-

    schaft und beim Landwirtschaftsminister.

    Etwas kleinlaut fiel die Antwort des Minis-

    ters aus: Man werde die fehlbaren Farmer

    bestrafen und in Zukunft die in Kraft ge-

    tretene Verordnung durchsetzen. Ein klei-

    ner Lichtblick: Die Ergebnisse der Unter-

    suchung wurden von der Regierung nicht

    beschnigt. Auf neue Ausflchte des Pelz-

    fachverbands Swiss Fur darf man gespannt

    sein. Mark Rissi

    Verletzt: Verhaltensstrungen sorgen fr gegenseitige Aggressionen.

    Verdreckt: Die Tiere vegetieren unter erbrmlichen Umstnden dahin.

  • TIERREPORT 4/20084 TIERREPORT 4/2008TIERREPORT 4/2008644

    Schweizer Legehennen landen im Zementofen Die gute Nachricht vorneweg: Die Schwei-

    zer Legehennenhalter sind Freilandwwelt-

    meister. Die rund 13 000 landwirtschaft-

    lichen Erwerbsgeflgelhalter besitzen 1,8

    Millionen Legehennen. Davon knnen

    65 Prozent, also fast 1,2 Millionen Tiere,

    wie ihre wilden Urahnen aus Sdostasien

    ganzjhrig auf einer Weide im Freien

    Licht, frische Luft und Sonne geniessen

    und nach Herzenslust picken und schar-

    ren. Im Unterschied zum oft rauen Leben

    ihrer Vorfahren finden sie aber nachts

    sowie bei schlechter Witterung im Stall

    Schutz, und der Mensch sorgt fr stets

    gefllte Futtertrge.

    Diese tierschtzerische Erfolgsge-

    schichte ist nur mglich geworden, weil

    immer mehr Menschen Schweizer Frei-

    landeier kaufen und bereit sind, fr diese

    tierfreundliche, aber auch arbeitsintensi-

    vere Haltung etwas mehr zu bezahlen.

    Legehennen enden im ZementofenTrotz der Erfolgsstory geraten unsere Le-

    gehennenhalter nun unter massiven Druck.

    Grund dafr ist die Tatsache, dass die Ge-

    flgelschlachthfe nicht mehr bereit sind,

    ausgediente Legehennen zu schlachten

    und deren Fleisch sinnvoll zu verwerten

    (Suppenhhner), wie dies in unseren Nach-

    barlndern noch die Regel ist. Das sei heute

    nicht mehr wirtschaftlich, wird argumen-

    tiert.

    Seit Jahren mssen Hhnerhalter fr

    jedes Tier, das am Ende der Legeperiode in

    den Schlachthof geliefert wird, einen Fran-

    ken bezahlen. Ein Teil der jhrlich anfal-

    lenden, rund 1,5 Millionen Schlachtkrper

    wurde bislang zu Tierfutter verarbeitet, der

    Rest wird obwohl es sich um hochwer-

    tiges, auch fr die menschliche Ernhrung

    bestens geeignetes Fleisch handelt ent-

    sorgt, indem er beispielsweise in Zement-

    fen verbrannt wird!

    Importfleisch aus tierqulerischer ProduktionSchuld an dieser Misere sind in erster Linie

    die zunehmenden Hhnerfleischimporte.

    Eine absurde, ja skandalse Situation: Die

    Schweiz lsst aus wirtschaftlichen Grn-

    den das Fleisch ihrer weltweit am besten

    gehaltenen Legehennen in Zementfen

    verbrennen und importiert dafr jhrlich

    gegen 40 000 Tonnen Geflgelfleisch aus

    der EU, Brasilien und dem Fernen Osten.

    CHRISTOF STACHE/KEYSTONE

  • TIERREPORT 1/2009

    REUT

    ERS

    Die Zustnde in diesen auslndischen

    Mastfabriken sind extrem tierqulerisch

    und widersprechen in allen Belangen der

    eidgenssischen Tierschutzgesetzgebung.

    Hunderttausend und mehr Tiere werden in

    riesigen Hallen innert nur 40 Tagen hochge-

    mstet. Damit die Tiere mehr fressen, wer-

    den die Stlle Tag und Nacht mit Kunstlicht

    beleuchtet. Auf einen Quadratmeter Flche

    werden oft die anderthalbmal so viele Tiere

    gepfercht wie in der Schweiz. Kein Wunder,

    dass in dieser drangvollen Enge die krank-

    machenden Salmonellen hufig anzutref-ff

    fen sind, whrend diese in Schweizer Hh-

    nerstllen nahezu unbekannt sind.

    Das Beispiel der guten Schweizer Hhnerhaltung macht nun auch

    in einigen EU-Lndern Schule. So leben in sterreich, Holland,

    Schweden, Luxemburg, Grossbritannien und Rumnien bereits

    mehr Hhner in Boden- und Freilandhaltungen als in konventio-

    nellen Kgbatterien. In der EU werden gesamthaft 388 Millionen

    Legehennen gehalten. In Riesenschritten geht der Trend mit Aus-

    nahme von Frankreich (80 % Kgbatterieanteil) und Deutschland

    (60 %), den beiden Umstellungsbremsern berall weg von den

    Kgen. Schweizer Wissenschaftler, Hhnerhalter, Stallbauer und

    Tierschtzer leisteten hier erfolgreiche Tierschutz-Entwicklungshilfe.

    Mittlerweile regt sich auch in den USA und Kanada, wo gegen

    99 % der Hhner in Kgbatterien gehalten werden, Widerstand. Vor

    einem Jahr reichte die amerikanische Tierschutzorganisation Human

    Society of the United States in Kalifornien eine von 800 000 Men-

    schen unterschriebene Volksinitiative gegen die Kgbatteriehal-

    tung und andere tierqulerische Formen der Nutztierhaltung ein.

    Whrend in Nordamerika berechtigter Anlass zu Hoffnung be-

    steht, werden andernorts noch immer ohne Rcksicht auf das Tier-

    wohl neue Tierfabriken mit Kgbatterien erstellt. In Indien, Brasi-

    lien und der Ukraine stehen dabei den Legehennen in den Kgen

    maximal 300 bis 400, in den USA und Kanada 430 und in der EU

    550 Quadratzentimeter Flche zur Verfgung.

    Dankenswerterweise importieren Migros und Coop seit ber

    zehn Jahren keine Kgbatterieeier mehr, sondern bieten ihren Kun-

    den nebst tierfreundlichen Schweizer Eiern ausschliesslich ausln-

    dische Eier aus Boden- oder Freilandhaltung an. Wobei der Import-

    anteil unter 25 % liegt.

    Schweiz als Vorbild fr die Hhnerhaltung

    Die Ruhr-Universitt Bochum hat eine

    philosophische Arbeit von Kirsten

    Schmidt ausgezeichnet, die allen Erns-

    tes der Frage nachgeht, ob man mittels

    Gentechnik blinde Hhner erzeugen

    drfe, weil diese weniger zu Federpi-

    cken und Kannibalismus neigen.

    Blinde Hhner wrden sich wahr-

    scheinlich subjektiv im Stall besser

    fhlen als ihre sehenden Artgenossen

    mit all ihrem Stress. Da stellt sich doch

    die Frage, ob heutzutage geisteswis-

    senschaftliche Dissertationen ganz

    ohne Geist auskommen drfen, und im

    Ruhrpott Unwissenheit und Realitts-

    ferne preiswrdig sind. Denn ein kurzer

    Einblick in die Resultate der Verhal-

    tensforschung an Hhnern htte dem

    Bochumer Lehrstuhl fr Ethik in Medizin

    und Biowissenschaften rasch gezeigt,

    dass die Dissertation vllig unntig ist,

    da die Auslser der erwhnten Verhal-

    tensstrungen in einer nicht hhnerge-

    mssen Aufzucht, Haltung und Nutzung

    liegen und nicht in der Tatsache, dass TT

    Hhner sehen knnen. Artwidrig gehal-

    tene Hhner sind gestresst und leiden,

    ob sie nun sehend oder blind sind.

    Widersinnige Forschung

    Tierfabrik: Mit knstlichem Licht werden die Tage verlngert und die Mast beschleunigt.TT

    Der STS kmpft gegen diese Entwick-

    lung. Er will dafr sorgen, dass mit derart

    tierschutzwidrigen Importen Schluss ge-

    macht wird. Und er setzt sich dafr ein,

    dass unsere Legehennen bis zum Schluss

    nicht nur tierfreundlich gehalten, sondern

    auch anstndig behandelt werden. Aus

    kologischen und ethischen Grnden be-

    kmpft er das unsinnige Entsorgen un-

    serer Legehennen und setzt sich fr eine

    sinnvolle Nutzung der Schlachtkrper ein.

    Bitte untersttzen Sie uns dabei!

    Hansuli Huber,

    STS-Geschftsfhrer Fachbereich

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  • TIERREPORT 4/20084 TIERREPORT 1/20098

    Da werden Hunde getreten, geschlagen

    und geschunden, Katzen vergiftet oder

    sogar beschossen die Liste von grausa-

    men Tiermisshandlungen ist lang. Die ak-

    tuellste Statistik fr das Jahr 2007 belegt,

    dass die Tierschutzstrafflle gegenber

    dem Vorjahr um sechs Prozent auf die

    Besorgnis erregende Rekordzahl von 617

    durchgefhrten Strafverfahren gestiegen

    sind. Das ist ein alarmierendes Zeichen,

    sagt STS-Prsident Heinz Lienhard.

    Dabei bezieht sich die alljhrlich von

    der Stiftung fr das Tier im Recht (TIR)

    verffentlichte Statistik zur Schwei-

    zer Tierschutzstrafpraxis gezwungener-

    massen nur gerade auf jene Flle, wel-

    che dem Bundesamt fr Veterinrwesen

    (BVET) von den Kantonen gemeldet wur-

    den. Doch dies ist vermutlich bloss die

    Spitze des Eisbergs. Denn die Dunkelzif-

    fer drfte erfahrungsgemss betrchtlich

    hher liegen, ist doch meistens der Tier-

    quler identisch mit der Person des Hal-

    ters, weshalb es nur selten berhaupt zu

    einer Anzeige kommt.

    Ursachen liegen im DunkelnAuffallend an den neusten Zahlen ist die

    Tatsache, dass immer mehr Tierschutz-

    delikte an Heimtieren begangen werden.

    Mssen so Tiere als Prellbock fr eigene

    Frustrationen herhalten? Oder ist diese

    Tatsache als Zeichen der allgemein fest-

    stellbaren zunehmenden Verrohung und

    Verhrtung der Gesellschaft zu werten?

    ber die wahren Ursachen kann nur spe-

    kuliert werden.

    Fakt ist: Fast jedes zweite Opfer im

    Heimtierbereich ist ein Hund. Mglicher-

    weise spielt hier die ffentlich heiss ge-

    fhrte Diskussion um gefhrliche Hunde

    eine Rolle, weshalb die entsprechenden

    Instanzen vielleicht schneller reagieren.

    Allerdings ist auch nicht auszuschliessen,

    dass die zunehmende Aggression der Be-

    vlkerung gegen Hunde mitverursachend

    ist.

    Grosse kantonale UnterschiedeDass die meisten gemeldeten Flle aus

    dem Kanton Zrich kommen, ist kein

    Zufall. Nicht, dass hier die Bevlkerung

    tierfeindlicher eingestellt wre als an-

    dernorts, sondern weil es bisher der ein-

    zige Kanton ist, der einen Tierschutzan-

    walt hat.

    Fragwrdig erscheint eher, dass bei-

    spielsweise Genf, Nidwalden oder das

    Wallis teilweise ber Jahre keinen ein-

    zigen Tierschutzfall angezeigt haben.

    Gerade deshalb braucht es in smtli-

    chen Kantonen Tierschutzanwlte, for-

    dert Heinz Lienhard. Diese brauche es,

    um knftig Tierqulereien konsequenter

    zu verfolgen und zu bestrafen. ]]Matthias Brunner

    Die Zahl von Tierqulereien nimmt zu, wie eine statistische Erhebung belegt. Von bergriffen betroffen sind vor allem immer mehr Hunde. Diese erschreckende Entwicklung zeigt, dass kantonale Tierschutzanwlte dringend notwen-dig wren.

    Immer mehr Heimtiere werden geqult

    ISTO

    CKPH

    OTO

  • TIERREPORT 1/2009 9

    Abgerichtet: Als Jungtier von der Gruppe getrennt und frs Publikum zum Affen gemacht.

    Auf einem kleinen Motorrad mit Seiten-

    wagen sitzen drei Schimpansen und dre-

    hen so Runde um Runde in der Manege

    des Schwaben Parks, der in der Nhe von

    Stuttgart gelegen ist. Nchste Nummer:

    Ein junger Schimpanse fhrt auf einem

    Kinderdreirad, ein anderer schiebt sich

    auf einem kitschigen Plastikpferd auf

    Rdern vorwrts. In einer andern Szene

    muss sich ein Affe in ein Kinderbett le-

    gen und zudecken. Bei einer Nummer

    muss ein Schimpanse sogar auf dem

    Rcken eines Ponys reiten. Wie sich die

    beiden einander fremden Tiere wohl da-

    bei fhlen?

    Wrde der Tiere verletztWhrend der zweimal tglich stattfin-

    denden und je rund zwanzig Minuten

    dauernden Auftritte werden die Schim-

    pansen zudem in Kleider gesteckt. Dabei

    wirbt der Freizeitpark auf seiner Home-

    page im Internet noch stolz damit, Eu-

    ropas einzige Schimpansen-Show an-

    zubieten. Hoffentlich!

    In der Schweiz wrde eine solche

    Art der Prsentation von Tieren vermut-

    lich erst gar nicht bewilligt, da sie ganz

    klar die Wrde der betroffenen Tiere

    verletzt und damit gegen das geltende

    Tierschutzgesetz verstsst. Solche For-

    men der vermenschlichenden Zurschau-

    stellung von Primaten existierten hier-

    zulande in Zoos und Zirkussen noch im

    vergangenen Jahrhundert und gehren

    zum Glck bereits seit Jahrzehnten der

    Vergangenheit an.

    Trotzdem sind sich zahlreiche Pro-

    mis wie die Moderatoren Gnter Jauch

    und Thomas Gottschalk, Ex-Rennfahrer

    Michael Schumacher oder der Schwei-

    zer Entertainer DJ Bobo nicht zu schade

    dafr, sich mit einem Schimpansen im

    Schwaben Park ablichten zu lassen.

    Kein Bewusstsein vorhandenDer STS findet es absolut unverstndlich,

    dass der Schwaben Park diese hoch ent-

    wickelten Primaten auf diese Weise miss-

    braucht und dem Publikum zur reinen Be-

    lustigung vorfhrt.

    Damit Schimpansen dressiert werden

    knnen, werden sie bereits als Jungtiere

    aus ihrer Gruppe herausgerissen und ab-

    gerichtet. Wenn solche Affen dann das Er-

    wachsenenalter erreicht haben und auf-

    grund ihrer enormen Krfte nicht mehr

    fr Showzwecke verwendet werden kn-

    nen, sind sie kaum mehr in einen Famili-

    enverband mit Artgenossen integrierbar.

    Was mit solchen Tieren dann geschieht,

    ist ungewiss.

    Mit einem Protestschreiben ist der STS

    an den Schwaben Park gelangt und rt auf

    jeden Fall, derartige Volksbelustigungen

    auf Kosten der Tiere zu meiden. Peter Schlup, STS-Fachstelle Wildtiere

    Schimpansen zum Affen gemacht

    Ein Freizeitpark in Sd-deutschland hlt Schimpan-sen und missbraucht sie fr eine Show, bei der die Pri-maten lcherlich gemacht werden. In der Schweiz wre dies ein Verstoss gegen das Tierschutzgesetz, welches die Wrde der Tiere wahrt. Der STS protestierte mit ei-nem Schreiben an die Park-leitung gegen diese entwr-digende Behandlung der Schimpansen.

    KEYS

    TON

    E

  • TIERREPORT 1/200910

    S T S - I N I T I A T I V E

    Gegenvorschlag zu Anwlten fr Tiere

    Die WBK des Nationalrats hlt trotz abschlgigem Bescheid aus der Schwesterkom-

    mission des Stnderats an einem Gegenvorschlag zur Tierschutzanwalt-Initiative

    fest. Die STS-Volksinitiative verlangt, dass in Strafverfahren wegen Tierqulerei

    und andern Verstssen gegen das Tierschutzgesetz ein Tierschutzanwalt die Inter-

    essen der Tiere vertritt. Der Bundesrat lehnt die Initiative ab, weil er angeblich nicht

    in die Organisationsautonomie der Kantone eingreifen will.

    Die Kommission fr Wissenschaft, Bil-

    dung und Kultur (WBK) des Nationalrats

    ist von der ldee abgekommen, einzelne

    Hunderassen zu verbieten. Stattdessen

    will sie jetzt in einem eigenen Gesetz die

    Halter verstrkt in die Pflicht nehmen.

    Seit der tdlichen Pitbullattacke auf

    einen sechsjhrigen Knaben im zrcheri-

    schen Oberglatt vor gut drei Jahren sind

    landesweit Bemhungen um eine politi-

    sche Lsung der Kampfhundeproblematik

    angelaufen.

    Die WBK hatte in einem ersten Ent-

    wurf ein Verbot von Pitbulls und anderen

    gefhrlichen Hunderassen sowie eine Un-

    terteilung der Hunde in drei Gefhrlich-

    keitskategorien vorgeschlagen. Von dieser

    Idee nimmt die WBK-Subkommission jetzt

    N A T I O N A L R A T

    Nationales Hundegesetz

    Die Freiburger Tierversuchskommission

    hat einen Affenversuch nicht bewilligt

    und an die Eidgenssische Tierversuchs-

    kommission weitergereicht, die ihn im

    Mrz behandeln soll. Die Forscher woll-

    ten mit Wasserentzug arbeiten, begrn-

    det der Freiburger Kantonstierarzt Fabien

    Loup das Nein.

    An der Universitt Freiburg wird seit

    Jahren die Regeneration von Rcken-

    markverletzungen erforscht an Maka-

    ken, die einseitig gelhmt werden. Mit ei-

    ner Antikrpertherapie sollen die durch-

    trennten Nerven wieder auswachsen. Bei

    den neusten Versuchen geht es um das

    visuelle System und die Aufmerksam-

    keit. Die Tiere htten vor ihren Aufgaben

    keine Flssigkeit erhalten. Danach wren

    sie mit Wasser belohnt worden.

    Zuletzt wurden 2006 in Zrich zwei

    Affenversuche abgelehnt. Die Kommis-

    sion argumentierte damals mit der Ver-

    letzung der verfassungsmssigen Wrde

    des Tiers unter anderem, weil die For-

    scher die Makaken ebenfalls mit Wasser-

    entzug trainieren wollten. Der Fall ist im-

    mer noch beim Bundesgericht hngig.

    In der Schweiz wurden 2007 in Tier-

    versuchen 335 Affen eingesetzt. Laut Fa-

    bien Loup wollen die Kantone Primaten-

    versuche knftig durch die Eidgenssi-

    sche Tierversuchskommission einheitlich

    beurteilen zu lassen. Aufgrund des Resul-

    tats erlassen die Kantone Bewilligungen.

    Eine Zentralisierung forderten bereits

    2006 zwei nationale Kommissionen.

    V O R L U F I G E R E R F O L G

    Tierversuch mit Affen abgelehnt

    aber nicht zuletzt aufgrund der ablehnen-

    den Vernehmlassungsresultate Abstand.

    Bei 60 Prozent Mischlingen sei ein Verbot

    einzelner Rassen problematisch.

    Das vorgesehene Gesetz umfasst un-

    ter anderem die bereits heute bestehende

    Haftpflicht und obligatorische Kurse fr

    Hundehalter. Letztere seien heute im Tier-

    schutzgesetz verankert, dienten aber nicht

    nur dem Tierschutz, sondern auch dem

    Schutz der Menschen. An sensiblen Orten

    besteht Leinenzwang. Zudem sollen ag-

    gressive Hunde nicht erst gemeldet wer-

    den, wenn sie zugebissen haben, sondern

    wenn sie auffllig wurden. Das Gesetz

    listet weitere mgliche Massnahmen auf:

    von obligatorischen Kursbesuchen bis zur

    Einschlferung der Tiere.

    + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H

    ALES

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    CKPH

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  • TIERREPORT 1/2009 11

    A K T I V

    Spendenaktion fr STS

    Eine erfolgreiche Spendenaktion fr den

    STS hat sich Nadine Sonderegger ausge-

    dacht. Sie schneiderte 70 Hundehalstcher

    und spendete den Erls von 630 Franken

    durch den Verkauf fr unsere Kampagne

    gegen den unserisen Welpenhandel.

    Die Menge der vertriebenen Antibiotika in

    der Veterinrmedizin ist in der Schweiz im

    Jahr 2007 im Vergleich zum Vorjahr um

    5 Prozent auf 72 Tonnen gestiegen. 63,3

    Tonnen Antibiotika wurden bei Nutztie-

    ren eingesetzt, 1,1 Tonen bei Heimtieren

    und 7,6 Tonnen bei Heim- und Nutztieren,

    wie das Schweizerische Heilmittelinstitut

    V E T E R I N R M E D I Z I N

    Tierrzte brauchen mehr Antibiotika

    Swissmedic in einer Medienmitteilung

    schreibt. Der Anstieg sei vor allem dar-

    auf zurckzufhren, dass bei Nutztieren

    mehr Ftterungsarzneimittel verabreicht

    wurden. Ein mglicher Zusammenhang

    besteht mit dem vermehrt beobachteten

    Auftreten von Durchfallerregern in der

    Schweinemast.

    K O N S E Q U E N T E R E R T I E R S C H U T Z V O L L Z U G

    Berner mssen vernachlssigte Tiere melden

    S T A T I S T I K

    Rekordbestand bei den Khen

    Der Kanton Bern setzt im Tierschutz ver-

    mehrt auf Frherkennung und auf bessere

    Informationsflsse. Der Regierungsrat

    hat die entsprechende Verordnung ver-

    abschiedet. Im Tierschutzvollzug ttige

    Private, die Gemeinden und die Polizei-

    organe des Kantons werden verpflichtet,

    Tierschutzverstsse dem Veterinrdienst

    zu melden. Ausgenommen von der Mel-

    depflicht seien nur geringfgige Verfeh-

    lungen, wie beispielsweise eine einma-

    lige und vorbergehende Verschmutzung

    von Tieren.

    Auch die Tierrzte seien verpflich-

    Der Kuhbestand in der Schweiz hat wohl

    seinen Hchststand erreicht. Davon gehen

    die Branchenexperten aus. 725 000 Khe

    sind in der Tierverkehrsdatenbank derzeit

    registriert, so viele wie seit Jahrzehnten

    nicht mehr.

    H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S

    ISTO

    CKPH

    OTO

    ZVG

    SIM

    ON

    TEM

    PLAR

    tet, schwerwiegende Tierschutzverstsse

    dem Veterinrdienst zu melden. Sie wr-

    den dabei ihre berufliche Schweigepflicht

    nicht verletzen. Mit der Meldepflicht will

    der Kanton die vorhandenen Informatio-

    nen besser zusammenfhren.

    Neu einfhren will der Kanton zudem

    Begleitpersonen fr Buerinnen und Bau-

    ern, welche ihre Nutztiere vernachlssigt

    haben. Solche Begleitgruppen seien wich-

    tig, weil eine Vernachlssigung von Tie-

    ren meistens mit einer schwierigen per-

    snlichen Situation der Landwirte ver-

    bunden sei.

  • TIERREPORT 4/20084

    Mit einem lauten Knall springen smt-

    liche Tren der Startboxen auf, und die

    Pferde preschen wie aus einem Katapult

    abgeschossen heraus. Mit ber fnf-

    zig Stundenkilometern strmen sie vor-

    wrts, als mssten sie um ihr Leben ren-

    nen. Es dauert keine zwei Minuten, und

    nach 800 Metern galoppieren die Pferde

    bereits ber die Ziellinie. Normalerweise

    geht das Rennen ber 1200 Meter, doch

    TIERREPORT 1/200912

    aufgrund der ausserordentlichen Ver-

    hltnisse musste es entsprechend ver-

    krzt werden.

    Treffpunkt derinternationalen SchickeriaDie Jockeys springen aus den Stteln und

    treffen sich spter an der obligaten Cpli-

    bar, whrend die Reichen und Schnen

    oder zumindest jene, die sich dafr hal-

    ten ihren Gewinn am Wettschalter ab-

    holen, um anschliessend im VIP-Zelt aus-

    giebig zu feiern.

    Das alljhrlich im Winter stattfin-

    dende White Turf auf dem zugefrorenen

    See von St. Moritz zhlt zu den spekta-

    kulrsten Pferderennen. Dabei ist auch

    sehr viel Geld im Spiel: Es geht um Milli-

    onenbetrge. Doch abseits dieser Glitzer-

    und Glamourszene gehen die eigentlichen

    Hauptakteure vergessen: die Pferde.

    Grober Umgang mit den PferdenViele von ihnen stehen nach dem Ren-

    nen mit weit aufgerissenen Augen, ver-

    schwitzt und keuchend da, bis ihnen kurz

    darauf von einem Stallburschen oder ei-

    ner Helferin eine Decke bergeworfen

    MAT

    THIA

    S BR

    UNN

    ER

    Pferderennen versprechen vor allem ein hohes Prestige und ziemlich viel Geld auf Kosten der Pferde. TIER-REPORT hat am White Turf in St. Moritz vor Ort recherchiert. Eine Insiderin besttigt unsere schockierenden Beobach-tungen als blich und packt ber die Rennszene in der Schweiz aus.

    Blockiert: Kaum ein Pferd lsst sich freiwllig in die enge Startbox zwngen. Helfer schieben und zerren das verngstigte Tier zwischen die Gitter.

    Geschundene Rennpferde

  • TIERREPORT 1/2009

    wird. Noch vllig ausser sich vor lauter

    ausgeschtteter Stresshormone tnzelt

    einer dieser hochsensiblen Vollblter vor

    sich hin, da wird ihm schon mit einem

    krftigen Ruck am Zgel ins empfindliche

    Maul gezogen.

    Es ist erstaunlich, wie viel grobe Kraft-

    einwirkung die zumeist zierlichen jungen

    Mdchen, welche hufig als Pferdepflege-

    rinnen arbeiten, im Umgang mit den ihnen

    anvertrauten kostbaren Vierbeinern aus-

    ben. Alles geschieht sehr hektisch. Die

    Pferde wirken daher usserst gestresst.

    Mglichst rasch zum Pferdetransporter

    zurck und gleich wegfahren ist das Ziel

    der Fhrpersonen.

    Keinen Deut besser zeigt sich die Situ-

    ation vor den Rennen. Ein Trabrennfah-

    rer steigt auf seinen Sulky (eine Art Kut-

    sche mit Kufen), whrend das Pferd be-

    reits anzieht und fast mit einem Auto kol-

    lidiert, da dessen Lenkerin wegen des vie-

    len Schnees nicht gleich aus der Ausfahrt

    herauskommt.

    Start mit HindernissenSzenenwechsel: Gleich startet das nchste

    Galopprennen. Kaum eines der Pferde

    stellt sich freiwillig in die enge Startbox.

    Die meisten mssen von Helfern hin-

    eingestossen und -gezerrt werden. Zieh

    dem Bock endlich einmal richtig den Kopf

    runter!, brllt ein Mann einen der Hel-

    fer an.

    Als die Tr hinter dem einen Pferd

    zufllt, gert es in Panik. Es bumt sich

    auf, knallt mit dem Hinterteil gegen die

    hintere Tr, verheddert sich mit den Hin-

    terbeinen in der heruntergefallenen De-

    cke und sackt hinten ein. Der Jockey kann

    sich gerade noch mit einem Sprung aus

    dem Sattel retten. Sofort ist ein weite-

    res Crewmitglied zur Stelle und treibt das

    Pferd wieder auf alle Beine hoch.

    Ein weiterer Vorfall ereignet sich bei

    einem der Trabrennen: Zwei Pferde blei-

    ben auf der anderen Seite des Sees im ho-

    hen Schnee stecken und strzen. Doch sie

    haben Glck und bleiben unverletzt. Hier

    wird deutlich: Die empfindsamen Pferde

    werden zu blossen Sportmaschinen de-

    gradiert.

    Misshandlungen nicht seltenSind dies bloss zufllige, nicht reprsen-

    tative Extrembeispiele einer Momentauf-

    nahme? Die Insiderin Ariane Weissml-

    ler* verneint. Diese Schilderungen trfen

    grundstzlich auf alle Rennsportveran-

    staltungen in der Schweiz zu. Schlimmer

    noch: Beim Training gehe es indes noch

    viel brutaler zu, wenn kein Publikum da-

    bei sei. Viele Pferde werden oft nicht ge-

    rade sanft behandelt, sagt Weissmller,

    die lngere Zeit in einem Rennstall gear-

    beitet hat und selbst ber eine Amateur-

    lizenz verfgt.

    Kinderarbeit mit PferdenBereits im zarten Alter von zwlf Mona-

    ten bis anderthalb Jahren gelangten die

    Pferde unter den Sattel und wrden trai-

    niert. Diese Fohlen sind jedoch lngst

    nicht ausgewachsen, und ihr Skelett des-

    halb nicht gefestigt. Nach ein paar Run-

    den an der Longe, oder nicht einmal das,

    werde bereits der Sattel aufgelegt fr das

    Fluchttier Pferd eine absolute berforde-

    rung. Danach gehe es meistens gleich auf

    die Rennbahn unter dem Jockey. Schon

    bald danach folgten die ersten Rennein-

    stze.

    13

    MAT

    THIA

    S BR

    UNN

    ER

    Schmerzgesicht: Unter der groben Hebelwirkung auf die Trense sperrt das Pferd das Maul auf.

    Allerdings haben derart junge Pferde

    noch gar nicht ihr natrliches Gleichge-

    wicht gefunden geschweige denn mit ei-

    nem Reiter auf dem Rcken! So verwun-

    dert die folgende Aussage von Weissml-

    ler nicht: Manche Pferde verletzen sich

    bereits whrend des Trainings.

    An der letztjhrigen STS-Nutztierta-

    gung ber Pferde geisselte der deutsche

    Fachtierarzt fr Tierschutz, Maximilian

    Pick, Pferderennen mit knapp zweijhri-

    gen Vollbltern als Kinderarbeit.

    Doping fliegt nur selten aufDoch fr den schnellen Erfolg scheinen

    alle Mittel recht zu sein: Es kommt vor,

    dass gedopt wird, besttigt Weissmller.

    Vor allem das Schmerzmittel Butazolidin

    sowie der Entzndungshemmer Cortison

    wrden den Pferden in hohen Dosen ge-

    spritzt, um sie schmerzunempfindlich zu

    machen und frhere Verletzungen zu ver-

    tuschen. Beide Medikamente, welche ur-

    sprnglich aus der Humanmedizin stam-

    men, knnen allerdings auch betrchtli-

    che Nebenwirkungen hervorrufen. Das

    veraltete Medikament Butazolidin wird

    deshalb fr Menschen heute kaum mehr

    verschrieben.

  • TIERREPORT 1/200914

    Gemss Aussagen von Jean-Pierre

    Kratzer, Prsident des Schweizer Pfer-

    derennsport-Verbands (SPV), werden bei

    den Trab- und Galopprennen ab einem

    Preisgeld von 15 000 Franken regelm-

    ssig das Siegerpferd sowie ein weiteres

    oder mehrere ausgeloste Pferde auf Do-

    ping getestet. Bei 160 Kontrollen aus rund

    400 Rennen wurden im vergangenen Jahr

    zwei positiv getestete Flle festgestellt.

    Dabei existiert in der Schweiz eine Null-

    toleranz, wonach Pferde beim Start ab-

    gesehen von ganz wenigen Ausnahmen

    gar keine Medikamentenspuren aufwei-

    sen drfen.

    Diese ausgesprochen tiefe Zahl posi-

    tiver Dopingflle berrascht auf den ers-

    ten Blick. Doch Weissmller vermutet,

    dass die Rennleitungstierrzte den An-

    gaben der Trainer einfach oft gutglubig

    vertrauen.

    Gegenber der Onlineausgabe sport.

    ARD.de usserte sich der deutsche Do-

    pingspezialist Professor Wilhelm Schn-

    zer in einem Interview im November 2008

    jedoch mit Hinweis auf den Trab- und Ga-

    loppsport eindeutig: Dort, wo die meisten

    wirtschaftlichen Gewinne gemacht wer-

    den, ist die Gefahr des Dopings am grss-

    ten. Dies drfte grundstzlich auch auf

    die Schweiz bertragbar sein, wenngleich

    die Wetteinstze hierzulande wesentlich

    geringer sind.

    Pferde werden rasch verschlissenWeil die Pferde gnadenlos verheizt wer-

    den, ist der Verschleiss bei den Galoppern

    extrem hoch. Weissmller mutmasst, dass

    frher oder spter rund neunzig Prozent

    der Rennpferde beim Metzger landen.

    Diese khne Behauptung scheint nicht

    vllig aus der Luft gegriffen zu sein.

    Nach einer wissenschaftlichen Stu-

    die, die Maximilian Pick an der erwhn-

    ten STS-Tagung zitierte, waren nach nur

    anderthalb Jahren bereits ber 80 Prozent

    der 436 beteiligten Pferde ausgeschieden.

    ber die Hlfte davon litten an Erkran-

    kungen des Bewegungsapparats, 22,6

    Prozent hatten Atemwegsprobleme, 14,6

    Prozent andere Krankheiten und 7,5 Pro-

    zent wurden aufgrund von Verletzungen

    aus dem Rennsport abgezogen.

    Doch nur die wenigsten Pferdebesitzer

    bemhen sich oft auch aus Ahnungs-

    losigkeit darum, die gesundheitlichen

    Schden behandeln zu lassen und danach

    einen guten Platz fr die ehemaligen Ath-

    leten zu finden. Stattdessen sehen sie sich

    lieber an der nchsten Fohlenschau nach

    einem neuen viel versprechenden Jungta-

    lent um.] Matthias Brunner

    *Name frei erfunden. Tatschlicher Name

    der Redaktion bekannt.

    Zwischenfall: Zum Glck blieb dieses Pferd (rechts) unverletzt, als es in Panik geriet und in der Startbox zu Boden ging.

    Bepelzt: Sie kmmern sich nicht ums Wohlergehen der Tiere.

    Temporeich: Mit ber fnfzig Stundenkilometern galoppieren die Pferde ber den Schnee des zugefrorenen St. Moritzer Sees.

    MAT

    THIA

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    UNN

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    MAR

    K RI

    SSI

    MCI

    HI M

    ETTL

    ER

  • TIERREPORT 1/2009 15

    Der elfjhrige franzsisch-mexikanische

    Stierkmpfer Michelito Lagravere hat in

    seiner Geburtsstadt Mrida in Mexiko

    bereits einen traurigen Rekord errungen:

    Sechs Stiere, die nicht lter als zwei Jahre

    waren, qulte der Kindertorero an einem

    einzigen Samstag zu Tode und bekam da-

    fr zwei Ohren der toten Tiere als Trophe

    zugesprochen. Doch damit nicht genug:

    Die Eltern beantragten fr diesen Meu-

    chelmord die Aufnahme in das Guinness-

    Buch der Rekorde. berraschend schnell

    hat Guinness World Records das widerli-

    che Ansinnen des Lagravere-Clans, den

    sechsfachen Stiermord als Weltrekord

    anzuerkennen, scharf zurckgewiesen.

    Erfolgloser WiderstandMexikanische Kinderschutz- und Antis-

    tierkampforganisationen hatten zunchst

    erreicht, dass das Spektakel in der Stier-

    kampfarena Plaza de Toros von den Be-

    hrden abgesetzt wurde. Direktorin der

    Arena ist Michelitos mexikanische Mut-

    ter. Ein daraufhin angerufenes Gericht

    entschied jedoch, dass das blutige Spek-

    takel trotzdem stattfinden knne.

    Seit seinem sechsten Lebensjahr trai-

    niert der Sohn des franzsischen Tore-

    ros Michel Lagravere auf der vterli-

    chen Stierkampfakademie fr das blutige

    Schaugeschft. In Frankreich wurden

    dem Minitorero letztes Jahr dank ener-

    gischer Proteste von Tierschutzorganisa-

    tionen Auftritte bei richtigen Stierkmp-

    fen in den Arenen von Fontvieille und

    Arles wegen unerlaubter Kinderarbeit

    verboten.

    Daraufhin organisierten die Stier-

    kampfveranstalter eigens fr Michelito

    in einem sdwestfranzsischen Provinz-

    nest eine unblutige Schaucorrida, bei

    der keine Folterinstrumente eingesetzt

    werden durften. In diesem Jahr soll der

    Wunderknabe erneut in Europa auftre-

    ten.

    Grosses MedienechoDie Eltern des jugendlichen Stiertters

    behaupten stndig, dass der Knabe un-

    entgeltlich als Amateurtorero auftrete

    und damit keine Kinderarbeit leiste. Auf

    das Salr des Kindertoreros knnen sie

    auch leicht verzichten, da ihr Sohn fr

    die volle familieneigene Arena in Merida

    sorgt.

    Die Tourneen durch die europischen

    Stierkampfarenen und deren Medienecho

    garantieren eine unbezahlbare Publizitt.

    So betitelte die franzsische Zeitung Lib-

    ration den jungen Michelito als L'enfant

    roi de l'arne (der Kinderknig der Arena),

    und 20 Minuten verstieg sich in der Jubel-

    formulierung: Triomphe de l'enfant to-

    rro: il tue six taureaux (Triumph des

    Kindertoreros: Er ttet sechs Stiere). Die

    Sonntagszeitung berichtete da um einiges

    nchterner mit ihrer Titelzeile: Dreikse-

    hoch macht aus Stieren Hackfleisch. ]] Mark Rissi

    JACINTO KANEK /KEYSTONE

    Kindertorero ist nicht rekordwrdigDieser vermeintliche Rekord ging sogar der Redaktion des legendren Guinness-Buchs der Rekorde zu weit. Die ruhmschtigen Eltern des elfjhrigen Michelito beantragten einen Ein-trag dafr, dass ihr Knirps an einem einzigen Tag sechs Stiere in der Arena abmurkste.

  • 16

    ISTO

    CKPH

    OTO

    TIERREPORT 1/2009

  • TIERREPORT 1/2009 17

    ISTO

    CKPH

    OTO

    Streifenmuster: In der irrenden Hitze erweist sich das Zebrafell als perfektes Tarnkleid.

    Ein Zebrastreifen auf der Strasse soll die

    Automobilisten darauf aufmerksam ma-

    chen, die Fussgnger zu beachten. Ganz

    anders verhlt sich dies in der freien Wild-

    bahn: Da stellt sich das auffllige schwarz-

    weisse Streifenmuster der Zebras in der

    flirrenden Hitze unter der afrikanischen

    Sonne als perfektes Tarnkleid heraus.

    Schtzende StreifungDie Streifen bewirken, dass ein Zebra

    durch das Luftflimmern auf einige hun-

    dert Meter nicht mehr deutlich erkenn-

    bar ist. Ein weiteres Phnomen tritt bei

    einer ganzen Herde auf: Wenn die Zeb-

    ras sich kreuz und quer bewegen, entsteht

    eine Art Vexierbild, wodurch selbst Fress-

    Im gestreiften Anzug durch die SavanneSie sind auffllig und doch perfekt getarnt: Zebras sind hervorragend an die harten Bedingungen ihrer Umgebung angepasst. Zwar unterscheiden sie sich je nach Art, doch sind viele Verhaltensweisen auch bei den ihnen verwandten, domestizierten Pferden erhalten geblieben.

    feinde wie Lwen oder Hynen vermut-

    lich verwirrt werden und ein einzelnes

    Tier nicht mehr erkennen knnen. Mg-

    licherweise wirkt dieser Schutz aus den

    gleichen Grnden sogar gegen blutsau-

    gende Insekten wie die krankheitsber-

    tragende Tsetsefliege.

    Handkehrum ist das Streifenmuster so

    einzigartig wie der Fingerabdruck beim

    Menschen. Es ist bei jedem Individuum

    verschieden, und so knnen sich Zebras

    gegenseitig unter vielen Artgenossen ein-

    deutig identifizieren.

    Das dekorative Fell wird den Zebras

    mitunter aber auch zum Verhngnis. Denn

    bei Trophenjgern ist es zum Teil auch

    heute noch heiss begehrt. Geschtzt sind

    Zebras nur lckenhaft, obwohl ausser dem

    Steppenzebra alle anderen Arten und Un-

    terarten als gefhrdet gelten. Besonders in

    Lndern, in denen kriegerische Konflikte

    herrschen, muss neben der legalen Jagd

    auch mit Wilderei gerechnet werden.

    Doch die grssere Bedrohung fr die

    Zebrabestnde sind ihre schwindenden

    Lebensrume, verursacht durch die Aus-

    dehnung von Siedlungen und Farmen so-

    wie deren Viehherden, welche zu Futter-

    konkurrenten werden.

    Unterschiedliche LebensweisenRein usserlich unterscheiden sich die drei

    verschiedenen Zebraarten auf den ersten

  • TIERREPORT 1/200918

    Rangordnung: Kmpfe unter Hengsten werden erbittert ausgetragen.

    Blick nicht enorm. Je nach Art oder Un-

    terart variien jedoch Krpergrsse, Breite

    der Streifen und Fellfrbung. Eine Be-

    sonderheit sind die runden Ohren beim

    Grevyzebra. Wie alle Wildpferde verf-

    gen Zebras ber eine Stehmhne und ei-

    nen Aalstrich auf dem Rcken.

    Die Unterschiede zeigen sich eher in

    der Weise, wie sich die Zebras ihrem je-

    weiligen Lebensraum angepasst haben.

    Das Bergzebra ist von seiner Umgebung

    ausgesprochen stark geprgt. Geschickt

    kann es sich dank seiner extrem harten

    kurzen Hufe selbst in steilen Gerllhn-

    gen mit traumwandlerischer Sicherheit

    fortbewegen.

    berleben durch berliefertes WissenPraktisch ausschliesslich in der Wste

    Namib in Sdwestafrika kommt das

    Hartmannzebra natrlicherweise vor. Es

    ist usserst erstaunlich, wie diese Unter-

    art in der anscheinend so lebensfeindli-

    chen Gegend, wo die Temperaturen am

    Tag auf ber 40 Grad Celsius klettern,

    berleben kann.

    Im Unterschied etwa zu Kamelen

    mssen Zebras in der Regel jeden Tag

    Wasser trinken knnen. Zwar gilt die

    Wste Namib als einer der unwirtlichs-

    ten Orte der Welt, an dem jhrlich durch-

    schnittlich nur gerade 50 Millimeter

    Regen fallen. Doch die Hartmannzebras

    haben ber viele Generationen gelernt

    und suchen jeweils gezielt jene Wasser-

    stellen auf, wo es gerade Niederschlag

    gegeben hat. Dazu legen sie bis zu hun-

    dert Kilometer zurck.

    Ausgetretene Trampelpfade zu den

    Trnken beweisen, dass es sich hier um

    ein weitergereichtes Wissen handeln

    muss. Bis zu einem Meter tief mssen

    die Zebras mit ihren Vorderhufen gra-

    ben, um endlich ihren Durst stillen zu

    knnen.

    NomadenlebenWie die Bergzebras wandern auch die

    Steppenzebras ber weite Distanzen. Sie

    besiedeln als am weitesten verbreitete

    Art die Steppengebiete vom Sden Su-

    dans ber Ostafrika bis nach Sd- und

    Sdwestafrika. Eine erfahrene Leitstute

    fhrt die Herde zu den Wasserstellen und

    Weidegebieten. Der Hengst folgt meist

    als Letzter und beschtzt seine Stuten.

    Es herrscht eine klare Rangordnung, der

    sich jedes Familienmitglied fgen muss.

    Mit sptestens vier Jahren verlassen

    die Junghengste den Familienverband

    und schliessen sich einer Junggesellen-

    gruppe an, whrend Jungstuten mit ein

    bis zwei Jahren von fremden Hengsten

    entfhrt werden. Dagegen wehrt sich der

    Vater vehement, wobei es zu erbitterten

    ISTOCKPHOTO

  • TIERREPORT 1/2009 19

    Alle Zebras gehren zur Familie der Pferde (Equidae), zu welchen neben den

    Wild- und Halbeseln auch die domestizierten Pferde zhlen. Das Grevyzebra

    (Equus grevyi) ist mit einer Widerristhhe von bis zu 160 Zentimetern und einem

    Gewicht von bis zu 450 Kilogramm der grsste Vertreter der drei Arten. Bekannt

    sind insgesamt acht Unterarten, wobei das Quagga (Equus quagga) ausgestor-

    ben ist.

    Eine Stute bringt normalerweise nach einer Tragzeit von elf bis zwlf Monaten

    ein Fohlen pro Jahr zur Welt. Schon nach wenigen Minuten steht das Fohlen

    wenn auch noch etwas wackelig auf seinen vier Beinen und kann schon bald

    seiner Mutter und der Herde folgen. Fr ein Fluchttier ist dies eine absolute Be-

    dingung. Zebras knnen ein Alter zwischen 20 und 40 Jahren erreichen.

    Tarnung durch Verwirrung: Durch die Streifen fllt es den Fressfeinden schwer, einzelne Tiere zu erkennen.

    ISTO

    CKPH

    OTO

    GIAN SCHACHENMANN

    Kmpfen mit dem Eindringling kommen

    kann, die manchmal blutig enden. Die

    Hengste bumen sich auf und schlagen

    mit den Vorderhufen auf den Gegner ein

    oder beissen ihm ins Genick.

    Ganz anders ist die Sozialstruktur bei

    den Grevyzebras, die hauptschlich in Ke-

    nia sowie im Sden thiopiens und im

    Westen von Somalia leben. Sie leben viel

    individueller: Neben Hengst- und Stuten-

    gruppen tolerieren die Grevys sogar ge-

    mischte Herden. Dafr bewohnen sie feste,

    riesige Territorien, die mehrere Quadratki-

    lometer umfassen. Die einzelnen Gruppen

    halten jedoch nur eine sehr lose Bindung

    untereinander. Deshalb ndert sich deren

    Zusammensetzung oft schon nach kurzer

    Zeit erneut. Matthias Brunner

    Zoologischer Steckbrief

  • TIERREPORT 1/2009

    In Europa werden noch immer Tierver-

    suche fr Kosmetika durchgefhrt. Fr

    unsere Schnheit mssen jhrlich bis zu

    40 000 Tiere ihr Leben lassen.

    Dabei msste kein einziges Tier fr

    Kosmetika leiden und umgebracht wer-

    den. Denn einerseits stehen Alternativen

    zu Tierversuchen zur Verfgung, anderer-

    seits sind mittlerweile bereits ber 8000

    geprfte Roh- und Inhaltsstoffe vorhan-

    den, die zur Formulierung von neuen und

    attraktiven Kosmetika verwendet werden

    knnen.

    Kosmetika mit Herz

    ber 60 Geschfte ausgezeichnetUm immer wieder neue Konservie-

    rungsstoffe, Duftnuancen oder Farben

    zu entwickeln, experimentiert die kos-

    metische Industrie stndig mit chemi-

    schen Stoffen. Diese sind Bestandteile von

    pflegenden Kosmetika wie Gesicht- und

    Handcrmes, Shampoos und Seifen sowie

    dekorativen Kosmetika.

    Bevor jedoch neue Stoffe verwen-

    det werden, muss geprft werden, ob sie

    zu Allergien fhren knnen, giftig sind

    oder Haut und Schleimhute reizen. Fer-

    ner wird untersucht, ob sie Krebs erregend

    sind oder Einfluss auf die Genetik haben.

    Oftmals wird auch nach Hinweisen

    geforscht, ob und inwieweit die Substan-

    zen vom Krper aufgenommen werden

    knnen und wie sie ausgeschieden wer-

    den. Die ntigen Informationen werden

    zumeist anhand von Tierversuchen er-

    mittelt. Diese sollen die Gesundheit der

    Verbraucher sichern.

    Wir kmpfen dafr, dass immer mehr

    Kosmetikhersteller bei neuen Produk-

    ten auf bereits geprfte Substanzen oder

    auf Alternativen zum Tierversuch set-

    20

    Fr Kosmetika drfen keine Tiere mehr sterben. Mit seiner Kampagne will der STS den Verkauf von tierfreundlich herge-stellten Kosmetikprodukten frdern. Konsumentinnen und Konsumenten er-halten konkrete Hilfe, in welchen Lden sie diese Produktelinien nden knnen.

    Ausgezeichnet: Rosie A. Maier und Jonny Scuderi von Lush Basel freuen sich,dass sie ausschliesslich tierversuchsfreie Kosmetika anbieten knnen.

  • TIERREPORT 1/2009 21

    zen. Kein Tier soll mehr fr Kosmetika

    leiden mssen! Denn je mehr Menschen

    fr ihr Wohlbefinden und ihre Schnheit

    auf tierfreundliche Produkte setzen, desto

    weniger Tiere werden geqult.

    Es geht auch ohneTierversucheAus diesem Grund hat der STS im Jahr

    2007 das Projekt Kosmetika mit Herz

    lanciert. Unsere Aufklrungsarbeit be-

    gann mit einer Broschre und einer Pres-

    sekonferenz. Die Broschre enthielt ge-

    rade mal 16 Kosmetikhersteller, die ihre

    Produkte tierfreundlich herstellen. Nach

    etwas mehr als einem Jahr ist die Liste der

    tierfreundlichen Kosmetikproduzenten

    auf erfreuliche 25 angestiegen. Es ist das

    Ziel des Projekts, tierfreundliche Kosme-

    tiklinien zu identifizieren, Konsumentin-

    nen und Konsumenten aufzuklren und

    ihnen zu zeigen, dass kein Tier fr unsere

    Schnheit mehr sterben msste.

    Natrlich versuchen wir weiterhin,

    Firmen zu identifizieren, die tierfreund-

    lich produzieren.

    Im Herbst 2008 ging das Projekt in die

    zweite Runde: Um noch mehr Transparenz

    fr die Konsumentinnen und Konsumen-

    ten von kosmetischen Produkten schaf-ff

    fen zu knnen, haben wir die Detaillis-

    ten in der Deutschschweiz angeschrieben.

    Es gelang uns, mehr als 60 Geschfte zu

    finden, die tierfreundlich hergestellte Pro-

    dukte verkaufen. Diese Geschfte wurden

    mit einer Urkunde des STS ausgezeich-

    net. Alle diese Geschfte fhren mindes-

    tens drei tierfreundliche kosmetische Pro-

    duktelinien in ihrem Sortiment. Die meis-

    ten davon bieten auch entsprechende Be-

    ratung an. Um sicher zu sein, dass kein

    Tier in Versuchen leiden musste, kaufen

    Sie tierfreundliche Produkte bei einem der

    von uns ausgezeichneten Detaillisten.

    Kampagne geht weiterIst damit unser Ziel schon erreicht? Nein,

    noch lange nicht! Wir arbeiten gerade da-

    SIM

    ON

    TEM

    PLAR

    Drogerie Schuwey AG, 1716 Plaffeien / Sonny Sport + Naturkost, 1716 Schwarzsee / Genossenschaft Phnix, 2502

    Biel / Kropf & Co Drogerie Kruterhaus-Herboristerie, 2552 Orpund / LUSH Bern, 3011 Bern / Drogerie Zollikofen

    Zodro AG, 3052 Zollikofen / Drogerie Lthi, 3110 Mnsigen / Impuls Drogerie Fischer, 3123 Belp / Drogerie Balmer

    GmbH, 3150 Schwarzenburg / Drogerie Richter, 3232 Ins / Drogerie-Naturheilmittel Kser & Vgeli, 3422 Kirchberg

    / Drogerie Egger, 3425 Koppigen / Drogerie Sommer, 3472 Wynigen / Blliz Apotheke + Drogerie, 3600 Thun / Ge-

    sundquelle Naturladen, 3714 Frutigen / Pedro-Drogerie Moser, 3770 Zweisimmen / Sadro Saanenland-Drogerie AG,

    3780 Gstaad / Drogerie zum Chrterhsli, 4051 Basel / LUSH Basel, 4051 Basel / Hornstein AG Apotheke/Drogerie/

    Reformhaus, 4153 Reinach / Laden 29, 4410 Liestal / Bio Laden Gnterli, 4500 Solothurn / Impuls Drogerie Nagel,

    4500 Solothurn / Kornblume, der Bioladen, 4900 Langenthal / Naturata, 5430 Wettingen / Bio Peter, 5600 Lenzburg /

    Drogerie Kaufmann, 5722 Grnichen / Drogerie Klaus Gmbh, 5726 Unterkulm / LUSH Luzern, 6004 Luzern / drogi.ch

    Drogerie Giger, 6182 Escholzmatt / LUSH Switzerland AG, 6300 Zug / LUSH Zug, 6301 Zug / Drogerie Peter Luig, 6410

    Goldau / Regenbogen Bio Reformhaus, 6430 Schwyz / Drogerie Geiser AG, 6460 Altdorf / Genossenschaft Rgawurm,

    7000 Chur / Natur Laden Bio Reformprodukte, 7050 Arosa / Heid Drogerie, 7078 Lenzerheide / pill drogaria ilanz,

    7130 Ilanz / Drogerie Schneider AG, 7430 Thusis / LUSH Zrich (Linthescher), 8001 Zrich / LUSH Zrich (Niederdorf),

    8001 Zrich / Casa Natura, der Bioladen, 8050 Zrich / bambus fair trade bio laden, 8105 Regensdorf / Drogerie

    Ritzmann, 8126 Zumikon / Natrlich hri Bioladen, 8180 Blach / viva natura Natrlich Pegen, 8200 Schaffhausen /

    Drogerie Kaufmann, 8222 Beringen / Pro Natur, 8340 Hinwil / Drogerie Wyss, 8500 Frauenfeld / Drogerie Bohl, 8575

    Brgelen / Bahnhof-Drogerie, 8580 Amriswil / Kornladen Kempten, 8623 Wetzikon / Bioladen Uznach, 8730 Uznach /

    Dorfdrogerie Baumann, 8805 Richterswil / Einsiedler Drogerie Hensler und Merz AG, 8840 Einsiedeln / Paracelsus-

    Apotheke, 8840 Einsiedeln / LUSH Spreitenbach, 8957 Spreitenbach / Falken Drogerie, 9000 St. Gallen / Neumarkt

    Drogerie Parfmerie, 9000 St. Gallen / Stadtladen St. Gallen, 9000 St. Gallen / Rotmonten-Drogerie, 9010 St. Gallen /

    aponatura Ackermann, 9053 Teufen / Claro Welt- + Bioladen, 9113 Degersheim / Adler Drogerie Reform, 9424

    Rheineck / Drogerie-Naturheilmittel Lippuner, 9475 Sevelen / Bioladen Terra Viva, 9500 Wil / Punkt Wil, 9500 Wil

    Geschfte, welche Kosmetika mit Herz verkaufen (nach Postleitzahlen)

    ran, die Geschfte auf unserer Homepage

    aufzufhren. So werden die Konsumen-

    tinnen und Konsumenten in der Lage sein,

    das am nchsten gelegene Geschft mit

    tierfreundlichen Kosmetika in ihrer Re-

    gion zu finden.

    Parallel dazu weiten wir das Projekt

    Kosmetika mit Herz auf die Romandie

    aus. Auch in der franzsischsprachigen

    Schweiz mchten wir die Transparenz

    und die Aufklrung vorantreiben. In den

    nchsten Wochen schreiben wir die De-

    taillisten in der franzsischen Schweiz

    an. Alle, die nachweislich mindestens

    drei tierfreundliche kosmetische Pro-

    duktelinien anbieten, werden wiederum

    mit unserer Urkunde ausgezeichnet und

    ebenfalls auf unserer Homepage aufge-

    fhrt. Wir knnen erst ruhen, wenn kein

    Tier mehr wegen unserer Schnheit ster-

    ben muss. ]

    Lydia Baumgarten

    Tierrztliche Beratungsstelle STS

  • TIERREPORT 4/20084 TIERREPORT 4/2008TIERREPORT 4/20082244

    Bewegende Geschichten aus den Tierheimen der STS-Sektionen

    ber dreizehn Jahre lebte der Sennenhund-Mischling Diana

    wohl behtet bei seiner Familie in Luzern, bis die Besitzer aus

    Altersgrnden ins Spital mussten und nicht mehr fr ihre treue

    Wegbegleiterin sorgen konnten.

    Anfnglich schien es ihr auch nichts auszumachen, im Tier-

    heim zu leben. Sie bekam genug zu Essen, konnte jeden Tag

    am Morgen und am Nachmittag auf die grosse Spielwiese ge-

    hen, und es war immer etwas los. Sie benahm sich sehr gut ge-

    genber ihren Artgenossen, sodass sie mit ihnen herumtollen

    konnte.

    Liebling des TeamsZwar konnte fr Diana ein schnes Zuhause gefunden werden,

    doch konnte sie sich nicht eingewhnen und kam schliesslich

    zurck ins Tierheim.

    Die Tierpflegerinnen und Tierpfleger kmmerten sich lie-

    bevoll um Diana und verwhnten sie richtiggehend. So hatte

    Diana auch das Privileg, in der Nacht mit ins Dienstzimmer zu

    gehen, wo sie beim Personal schlafen durfte. Das hat Diana

    beraus geliebt. Wenn unsere Chef-Tierpflegerin Abenddienst

    hatte, durfte Diana sogar zu ihr in die Wohnung, wo extra ein

    Pltzchen fr sie bereitstand.

    Diana sorgte fr HarmonieDa Diana eine so friedliebende Hundedame war, kam es so weit,

    dass sie sich eines Tages frei im Tierheim bewegen durfte. Diana

    fing wieder an zu fressen, schmeichelte sich bei der Kundschaft

    ein und schien wieder eine rundum zufriedene Hundelady zu

    sein. Dies zeigte uns, Diana wollte bei uns bleiben. Hier war ihr

    Platz, und hier gehrte sie hin.

    Whrend ihrer ganzen Zeit bei uns hatte Diana mit anderen

    Hunden oder Personen nie eine Auseinandersetzung. Ihre Art-

    genossen bewiesen Respekt vor ihr, als ob klar wre, dass Diana

    zum Tierheim gehrte. Sie war so bekannt, dass es Leute gab,

    die nur ihretwegen zu uns kamen.

    Diana machte einen zufriedenen Eindruck, selbst als sie mit

    der Zeit an Altersbeschwerden litt. Doch am 18. Februar 2009

    bemerkt die erste Tierpflegerin, die am Morgen zur Arbeit kam,

    dass Diana nicht mehr aufstehen konnte. Sie war einfach zu

    schwach. Ruhig lag sie da und nahm jeden wahr, der bei ihr war,

    bis sie friedlich einschlief. Das ganze Team sass neben Diana

    am Boden und nahm Abschied von ihr. Den Krper von Diana

    haben wir kremieren lassen. Die Asche ist bei uns im Tierheim

    aufbewahrt, da, wo Diana hingehrt.

    Tierheim an der Ron, Tierschutzverein des Kantons Luzern

    Das Tierheim-Maskottchen

  • TIERREPORT 1/2009 23

    Aus dem Lftungs-

    schacht gerettet

    Ein Hauswart aus Neuendorf rief an und erzhlte, dass sich drei

    Katzen auf einem Gelnde von Alterswohnungen aufhielten, die

    zu niemandem gehrten. Wir fuhren sofort los und machten uns

    ein Bild vor Ort. Als wir um das Gebude gingen, hrten wir ein

    klgliches, leises Miauen. Doch woher stammte es wohl?

    Ein Blick in den Lftungsschacht der Liegenschaft liess uns

    innehalten: Da bewegte sich doch etwas! Tatschlich sass eine

    Ktzin schtzend ber ihren drei kleinen Jungen. Sofort stell-

    ten wir eine Katzenfalle mit leckerem Futter auf, um das Mut-

    tertier anzulocken. Nicht lange mussten wir warten, und die

    Falle schnappte zu. Nun konnten wir uns an die Rettung der

    Kleinen machen.

    Mit vereinten Krften hoben wir den Gitterdeckel vom

    Schacht aus seiner Verankerung. Auf dem Bauch liegend und

    mit gestreckten Armen konnten wir in den Schacht greifen.

    Drei kleine Hufchen Elend, wrmesuchend, eng aneinander

    geschmiegt, lagen auf dem kalten Kiesboden. Ein bereits zerfal-

    lenes Skelett von einem Jungtier lag ebenfalls daneben.

    Sofort holten wir

    die erst etwa vier

    Wochen alten

    Ktzchen aus

    dem Schacht

    und brachten

    sie zusammen

    mit ihrer Mutter i

    Tierklinik. Die Ktzchen waren alle voller Flhe und

    sehr geschwcht.

    Es gelang uns schliesslich, die Mutter sowie Mira und Moira

    am Leben zu erhalten. Mit viel Liebe und Engagement von uns

    allen entwickelten sich die beiden zu prchtigen Katzen. Auch

    die Ktzin und die anderen von uns bei der Liegenschaft ein-

    gefangenen Katzen wurden tierrztlich versorgt und kastriert.

    Alle konnten von uns erfolgreich vermittelt werden und beka-

    men tolle Endpltze bei Katzenliebhabern.

    Tierdri Olten, Tierschutzverein Olten und Umgebung

    Nachdem meine ehemaligen Besit-

    zer nach Amerika auswanderten und

    mich nicht mitnehmen konnten, war

    ich zuerst traurig, als ich ins Tierheim

    kam. Doch seit dem 20. Februar 2009

    habe ich nun ein neues Zuhause in Zi-

    zers. Im neuen Heim angekommen, be-

    gutachtete ich alles; von der Wasch-

    kche bis zum Schlafzimmer. So viele

    Zimmer und so viel Platz! Solch gro-

    sse Fenster hatte ich ja noch nie ge-

    sehen! Was da draussen nicht alles los

    war: Vgel, Bume und es schneite so-

    gar noch. Ich konnte mich kaum halten,

    mein Drang, draussen alles anzuschauen, war so gross.

    Wahrscheinlich habe ich meine neuen Besitzer so geplagt,

    dass die Frau schliesslich mit mir nach draussen ging. Sie stand

    immer hinter mir, und ich schnupperte die frische Luft. So bin

    ich zwei Stunden nach dem Einzug in das neue Heim schon

    draussen herumgelaufen und konnte alles beschnuppern. Es ist

    infach wunderschn hier, und

    ch bin schon lngst keine Haus-

    katze mehr.

    Meine Besitzer haben auch

    Namen: Herbert und Karo-

    ina. Mich rufen sie Kalo. Das

    heisst in der tibetischen Sprache

    schwarz. Ist doch passend, und

    der Name gefllt mir sehr.

    Nachts darf ich sogar bei

    Karolina auf dem Bett schla-

    fen. Futter gibt es auch ganz

    feines. Auch Katzengras ha-

    ben sie speziell fr mich ange-

    pflanzt. Kurz und gut: Ich fhle mich sauwohl bei meinen

    neuen Besitzern.

    Euch allen danke ich fr die Zeit im Tierheim; es war eine

    schne Zeit. Ihr seid so lieb zu mir gewesen. Danke!

    Euer Kalo

    Tierheim und Tierhotel Arche Chur

    Kalos neues Leben

  • TIERREPORT 4/20084 TIERREPORT 4/2008TIERREPORT 4/20082444

    Die meisten Schweine in der EU werden

    in industriell geprgten Mastanlagen mit

    bis zu 60 000 Tieren gehalten. Sie se-

    hen niemals Tageslicht und vegetieren in

    berfllten strukturlosen Buchten mit Be-

    tonspaltenbden dahin, ohne Stroh und

    ohne Beschftigungsmglichkeiten. Die

    Tiere haben weder Auslauf noch Suhl-

    und Scheuermglichkeiten. Diese Haltung

    fhrt zu Gelenk- und Muskelkrankheiten,

    Kreislaufschwche, schmerzhaften Druck-

    stellen, Hautabschrfungen und Verlet-

    zungen an den Klauen. Fehlende Beschf-ff

    tigung und Enge frdern Aggressionen,

    die schlechte Stallluft verursacht Lungen-

    schden, der harte und glatte Stallboden

    mit hohem Spaltenanteil bedingt Klauen-

    verletzungen und Gelenkentzndungen.

    Die rasante Gewichtszunahme von 30

    Kilogramm bis auf das Schlachtgewicht

    von 100 Kilogramm in nicht einmal vier

    Monaten berfordert den Knochenappa-

    rat und das Herz-Kreislauf-System der

    Tiere.

    Erschtternde ResultateDie Recherche der ECFA konzentrierte

    sich auf die Schlsselindikatoren. ber

    90 Prozent der Schweine hatten kupierte

    Schwnze. Dabei ist das routinemssige

    Kupieren in der EU verboten. Zuerst

    mssten andere Massnahmen ausprobiert

    werden, um das Schwanzbeissen zu ver-

    hindern.

    Viele Betriebe boten den Tieren kein

    Beschftigungsmaterial an, obwohl das

    in der EU fr neuere Anlagen ab 2003

    vorgeschrieben ist. Die Langeweile und

    der Stress in der Enge rufen Verhaltens-

    strungen hervor, die vom Stangenbei-

    ssen, ber das so genannte Trauern (da-

    bei sitzt das Tier auf seinen Hinterlufen

    und lsst den Kopf vornberhngen) und

    das Schwanzbeissen bis hin zum Kanni-

    balismus reichen.

    Das Elend der ZuchtsauenDie allermeisten Zuchtsauen werden, bis

    auf wenige Wochen im Jahr, einzeln in

    so genannte Kastenstnde gesperrt. Diese

    sind so eng, dass sich die Tiere weder

    umdrehen noch nennenswert vor- oder

    rckwrts bewegen knnen. Das Metall-

    gitter fixiert die Tiere whrend der Ge-

    EU: Bedingungen wie im Saustall

    Die Resultate der Studie der europischen Nutztierkoali-tion European Coalition for Farm Animals (ECFA) sind er-schreckend: berall wurden tierqulerische Bedingungen und Gesetzesbertretungen festgestellt. Dabei wurden 2008 die Zustnde in ins-gesamt 60 reprsentativen Schweinebetrieben in 5 EU-Staaten ausgewertet.

    REUTERS

  • TIERREPORT 1/2009

    burt und der Sugezeit. Doch wozu et-

    was daran ndern, denken sich wohl die

    Mster. Die EU erlaubt schliesslich Kas-

    tenstnde noch bis 2013.

    Grosse Nachfrage nachbilligem FleischSchuld an diesen unhaltbaren Zustnden

    sind auch die Konsumenten, denn die

    Nachfrage nach Schweinefleisch in der

    EU ist gross. Allein in Deutschland wer-

    den jhrlich ber 48 Millionen Schweine

    geschlachtet Tendenz steigend. Da die

    Konsumenten billiges Fleisch bevor-

    zugen, haben kleinbuerliche Betriebe

    keine Chance. Der Markt wird deshalb

    von Grossproduzenten aus Holland, D-

    nemark, Deutschland, Ungarn und Spa-

    nien beherrscht.

    Lobbying fr die TiereDie gngige industrielle Schweinehal-

    tung widerspricht dem Tierschutzgesetz,

    nach dem ein Tier, seinen Bedrfnissen

    entsprechend, verhaltensgerecht unter-

    gebracht werden muss. Die EU-Richtli-

    nie zur Schweinehaltung soll nun in die-

    sem Jahr berarbeitet werden, um den

    Schweinen etwas mehr Lebensqualitt zu

    bieten. Der STS wird sich als Mitglied der

    europischen Nutztierschutzvereinigung

    ECFA aktiv in das Lobbying fr die Tiere

    einschalten. ]] Mark Rissi

    Die aktuelle Studie der European Coalition for Farm Animals

    (ECFA) malt ein erschtterndes Bild der EU-Schweinehaltungen.

    Kenner der EU-Tierschutzpolitik berraschen diese Resultate al-

    lerdings nicht. Die gleiche Situation ndet sich seit Jahren bei

    den Schlachttiertransporten.

    Statt eine ehrliche Abkehr von Tierfabriken und Qualtrans-

    porten einzuleiten, wie sie von der Mehrheit der EU-Brger ge-

    wnscht wird, betreibt Brssel beim Tierschutz Psterli- und

    Symbolpolitik. Vollmundig werden der besorgten Bevlkerung je-

    des Jahr neue Vorschriften angekndigt. Diese bungen bringen

    den Nutztieren in der EU aber meist wenig, da sich die Vorschrif-

    ten inhaltlich oft mehr an den Bedrfnissen der Tierfabrikanten

    als am Tierwohl orientieren, und deren Vollzug in vielen Lndern

    praktisch inexistent ist, wie die erwhnte ECFA-Studie zeigt.

    Unter diesen Voraussetzungen ist das vom Schweizer Bun-

    desrat gewnschte Freihandelsabkommen mit der EU im Be-

    reich Landwirtschaft aus Tierschutzsicht usserst fragwrdig.

    Die Schweiz kann nichts beitragen zur Verbesserung der Nutztier-

    haltung und Schlachttiertransporte in der EU. Ja, unsere Fleisch-

    importeure und all jene, die hierzulande auslndisches Fleisch

    kaufen oder im Restaurant konsumieren frdern geradezu die

    geschilderten Tierqulereien im Ausland. Ein Freihandelsab-

    kommen wrde die tierschtzerischen Errungenschaften in der

    Schweizer Landwirtschaft gefhrden und den Weg fr Tierfabri-

    ken ebnen.

    Hansuli Huber, STS-Geschftsfhrer Fachbereich

    25

    Land Schwanz kupiert keine BeschftigungsmglichkeitHolland 100 % 88 %Deutschland 70 % 98 %Spanien 100 % 100 %Ungarn 70 % 70 %England 54 % 36 %

    Verstsse gegen den Tierschutz

    Freihandelsabkommen gefhrdet Nutztierschutz

    Leiden fr den Prot: Die Konsumenten wollen billiges Schweineeisch.

    KEYS

    TON

    E

  • TIERREPORT 1/200926

    A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + +

    T H A I L A N D

    Schmuggler von Schuppentieren gefasst

    C H I N A

    Die ltesten Schildkrten

    der WeltDer thailndische Zoll hat 130 Ex-

    emplare des vom Aussterben bedroh-

    ten und bei Feinschmeckern sehr be-

    liebten Schuppentiers aus den Fngen

    eines Schmugglers befreit. Die Tiere

    seien bei der Kontrolle eines Lastwa-

    gens in der zentralthailndischen Pro-

    vinz Prachuab Khirikhan in wenigen

    In China wurden 220 Millionen Jahre

    alte Fossilien von Halb-Panzer-Schild-

    krten mit Zhnen entdeckt: Der spek-

    takulre Fund gibt Hinweise darauf, wie

    sich der einzigartige Panzer der Tiere ent-

    wickelt haben knnte. Rekordhalter wa-

    ren bislang Funde aus Deutschland, die

    auf rund 205 Millionen Jahre geschtzt

    wurden. Nun haben Forscher in China

    gleich drei Urschildkrten ausgegraben,

    die rund 15 Millionen Jahre lter sind.

    Die neu entdeckte Art, die lngst ausge-

    storben ist, wurde von ihren Entdeckern

    Odontochelys semitestacea getauft, was

    auf Deutsch Halb-Panzer-Schildkrte

    mit Zhnen heisst. Das wiederum ver-

    weist auf ihre besondere Charakteristik:

    Sie hat nur einen Bauch-, aber keinen R-

    ckenpanzer.

    Kfigen zusammengepfercht gefunden

    worden, teilte die Zollbehrde mit. Der

    Handel mit Schuppentieren, die wegen

    ihres Aussehens auch Tannenzapfen-

    tiere genannt werden, ist in dem asia-

    tischen Land seit acht Jahren verboten.

    Dem Fahrer des Fahrzeugs drohen nun

    bis zu zehn Jahre Haft.

    KEYS

    TON

    E

    F R E R - I N S E L N

    Aufruf fr Walfangstopp

    K R A S N O D A R

    Putins Tiger lebt in Zoo

    Seit Jahren kmpfen Umweltschtzer fr

    einen Fangstopp der friedlichen Meeres-

    suger. Nun hat die Regierung der Frer-

    Inseln im Nordatlantik dazu aufgerufen,

    ab sofort keine Pilotwale mehr zu jagen.

    Hintergrund der Geschichte: Die hchsten

    Beamten des Gesundheitsministeriums

    haben in selbst durchgefhrten Untersu-

    chungen von Pilotwalen hohe Konzent-

    rationen von Giftstoffen gefunden, wie

    Der kleine Ussuritiger, den Wladimir Pu-

    tin als Geburtstagsgeschenk erhielt, lebt

    im Gelendshiker Safaripark in der Region

    Krasnodar, teilte der Zoo mit. Zuvor ver-

    weigerte die Direktion des Zoos offiziell

    jegliche Kommentare dazu. Ob Putin den

    Tiger tatschlich im Zoo Gelendshik un-

    tergebracht habe, wurde weder besttigt

    noch kommentiert.

    Spter besttigte jedoch Boris Papia-

    schwili, der Direktor des Safariparks,

    dass der Tiger da lebe und sich gut fhle,

    wie alle anderen Tiere im Park. Den

    kleinen Tiger haben wir in einem geson-

    derten Gehege mit allem Komfort unter-

    gebracht, das fnf mal fnf Meter (Red.:

    sic!) misst, sagte Papiaschwili.

    die Onlineausgabe des Wissenschaftsma-

    gazins New Scientist berichtete. Die In-

    seln, die trotz einer eigenen Regierung zu

    Dnemark gehren, aber nicht EU-Mit-

    glied sind, haben an der seit Jahrtausen-

    den existierenden Tradition des Walfangs

    festgehalten. Tausende kleine Pilotwale

    wurden zum Teil mit traditionellen Me-

    thoden jedes Jahr gettet und auch von

    den meisten Frern verzehrt.

  • TIERREPORT 1/2009 27

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    R U S S L A N D

    Froschfett von Zoll

    beschlagnahmt

    E N G L A N D

    Zoo-Elefanten leben weniger lang

    R O M

    Jahr des GorillasZum Auftakt der UN-Artenschutzkonferenz ber wandernde Tierarten hat Frst

    Albert II. von Monaco offiziell die weltweite Gorilla-Kampagne erffnet und das

    Jahr 2009 zum Jahr des Gorillas erklrt. Die stark bedrohten afrikanischen Men-

    schenaffen wrden allzu oft Opfer von Wilderern, Umweltzerstrung und Kriegen,

    betonte Albert. Dabei soll die Tragdie der Menschen nicht jener der Tiere entge-

    gengestellt werden, denn einmal mehr geht hier die Zerstrung der Natur mit der

    Zerstrung des Menschen im Gleichschritt.

    Wilderei, Kriege und die Zerstrung ihrer Lebensrume haben die Tiere inzwi-

    schen an den Rand des Aussterbens gebracht. Drei der vier Gorilla-Unterarten ste-

    hen auf der hchsten Gefhrdungsstufe auf der Roten Liste der Weltnaturschutz-

    union IUCN, die vierte Unterart steht auf der zweithchsten Gefhrdungsstufe.

    In der Region Primorje verhinderte der

    Zoll die illegale Ausfuhr von 27 Kilo-

    gramm Froschfett nach China. Mit Verst-

    ssen gegen die CITES-Konvention wurde

    der Zoll in Chassan schon fter konfron-

    tiert. Aber eine so grosse Menge an Frosch-

    fett wurde erstmals beschlagnahmt. Nach

    sehr vorsichtigen Schtzungen kann der

    Marktwert des Froschfetts mehr als 1,8

    Millionen Rubel betragen. In der Region

    Primorje wurden fr die Chinesen 13 000

    Frsche gettet. In der traditionellen stli-

    chen Medizin wird Froschfett (unbefruch-

    teter Froschlaich) fr die Herstellung ver-

    schiedener Arzneimittel und Salben ver-

    wendet und wird genauso geschtzt wie

    die Schen-Schen-Wurzel. Die Methode sei-

    ner Gewinnung ist sehr grausam. Lebende

    Frsche werden mit den Fssen nach oben

    aufgehngt. Vorher werden die Gelenke

    leicht eingeschnitten, damit das heraus-

    tropfende Fett in einem Gefss aufgefan-

    gen werden kann. Ein solcher Prozess dau-

    ert einige Stunden, in dessen Verlauf der

    Frosch langsam auf qualvolle Weise stirbt.

    Die durchschnittliche Fettmenge, die von

    einem Frosch gewonnen werden kann, be-

    trgt zwei bis drei Gramm.

    ISTO

    CKPH

    OTO

    ISTO

    CKPH

    OTO

    Elefanten in Zoos haben eine wesentlich

    geringere Lebenserwartung als in Freiheit

    lebende Tiere. Das haben britische Forscher

    bei der Analyse der Lebensdaten von 4500

    afrikanischen und asiatischen Elefanten

    nachgewiesen. Die eingesperrten Dickhu-

    ter leiden unter vielen Krankheiten, die in

    freier Wildbahn sehr selten auftreten, sind

    hufig zu dick und starken psychischen

    Belastungen ausgesetzt. Ohne Nachwuchs

    von jungen Elefanten, die in freier Wild-

    bahn eingefangen werden, wrden Ele-

    fanten in Zoos aussterben, sagen die Wis-

    senschaftler um Ros Clubb von der Tier-

    schutzorganisation RSPCA. Insgesamt un-

    tersuchten die Forscher die Daten von 786

    weiblichen Tieren in europischen Zoos,

    von 1089 afrikanischen Elefanten aus dem

    Amboseli-Nationalpark in Kenia und von

    2905 asiatischen Elefanten aus der Holzin-

    dustrie in Myanmar, dem frheren Burma.

    Diese ebenfalls in Gefangenschaft leben-

    den asiatischen Elefanten dienten dabei als

    Vergleichsgruppe.

  • TIERREPORT 4/20084 TIERREPORT 4/2008TIERREPORT 4/20082844

    Mit ein paar wenigen Mausklicks kann

    man sich im Internet fast jedes ge-

    wnschte Tier bestellen. Eine Internetre-

    cherche des STS im Oktober 2008 ergab,

    dass an einem einzigen Tag auf 22 Inter-

    netportalen ber 15 000 Inserate mit rund

    500 verschiedenen Tierarten standen. Bei

    einer aktuellen Stichprobe waren es sogar

    bereits 20 000 Angebote fr Tiere.

    ffchen als HaustiereangebotenErschreckend hoch dabei ist der Anteil

    von Inseraten fr den Verkauf exotischer

    Tiere wie Riesenschlangen, Echsen, Vo-

    gelspinnen oder Kapuzinerffchen. Diese

    werden alle als von Hand aufgezogen

    angeboten. Somit ist davon auszugehen,

    dass es sich um Wildfnge handelt. Die

    kleinen Babyffchen werden ihren Mt-

    tern brutal entrissen, oder die Mtter

    werden zuvor gettet. Den Verkauf von

    Kapuzinerffchen fhrt in der Schweiz

    www.adoos.ch an. Selbst Schimpansen

    und ber 1000 andere Tiere mit fragwr-

    diger Herkunft werden auf diesem Inter-

    netportal angeboten.

    Tiermaa tummelt sich im InternetMarktplatz Internet: Vom Hundewelpen bis zum Grteltier wird fast jede gewnschte Tier-art angeboten. Dies hat der STS bei einer breit angelegten Recherche herausgefunden.Doch viele dieser Inserate sind unseris, oder es stehen sogar kriminelle Machenschaf-ten dahinter.

    @JKF:BG?FKF

  • TIERREPORT 1/2009

    Hundeelend aus dem Osten angeliefertDoch die meisten Inserate betreffen

    Hunde. Allerdings erscheinen nur we-

    nige Annoncen seris, dies lsst einen flo-

    rierenden Hundehandel mit dem Ausland

    vermuten. Vor allem die osteuropischen

    EU-Lnder (Slowakei, Ungarn, Bulgarien,

    Tschechien, Slowenien) betreiben ein luk-

    ratives Geschft mit der Ware Hund.

    Vorgetuschte Testeinkufe des STS

    haben besttigt: Die Tiere werden tatsch-

    lich berallhin geliefert. Nur leider kom-

    men die Hunde stark geschwcht und teil-

    weise sterbenskrank beim Empfnger an.

    In Anbetracht der schlechten, skandal-

    sen Aufzuchtbedingungen in Zuchtfabri-

    ken, der viel zu frhen und brutalen Ent-

    whnung von Mutter und Geschwistern,

    der langen und strapazisen Reise (ohne

    Pausen, Wasser und Futter, tagelang, ber

    tausende Kilometer!) und dem nachhaltig

    gestrten Sozialempfinden und -verhal-

    ten sind keine lebenstchtigen, gesunden

    Tiere zu erwarten.

    Hunde als MassenwareDie Verkufer bleiben stets anonym ein

    klassisches Kennzeichen unseriser Inter-

    netplattformen und deren Anbieter. Ein

    unbescholtener Inserent kann seine Iden-

    titt jederzeit und jedermann problemlos

    preisgeben. Denn fr ihn gibt es nichts,

    was verborgen oder verheimlicht werden

    msste. Besonders auffllig sind Mehr-

    fachinserate mit gleichen Bildern und

    teilweise schlecht oder nur bruchstck-

    haft bersetzten Texten. Keine oder sehr

    niedrige Preisangaben (150400 CHF/

    Euro) sind weitere Merkmale.

    Typisch ist der Hinweis auf den Boten,

    beziehungsweise die Tiertransportfirma.

    Es muss nur bezahlt werden, wenn die

    Ware Hund dann tatschlich auch ge-

    fllt. Der tierqulerische Deal wird so ri-

    sikofrei dargestellt. Einzeltiere sind nicht

    wertvoll. Sterben sie beim Transport, so

    knnen sie problemlos durch ein anderes

    mitgefhrtes Tier ersetzt werden.

    Teilweise werden mehr als 150 Tiere

    auf engstem Raum in dunklen, nicht kli-

    matisierten Fahrzeugen tausende Kilo-

    29

    meter weit transportiert. Auch Flugzeug-

    transporte bilden keine Ausnahme.

    Zwischen den EU-Lndern herrscht

    ein blhender Hundehandel. So werden

    allein aus der Slowakei jhrlich mindes-

    tens 30 000 Welpen nach Spanien trans-

    portiert. Aus Ungarn und Bulgarien wer-

    den tausende von Hunden nach Italien und

    Frankreich verbracht. Das Kilo Hund ist

    billiger importiert, als in Spanien, Frank-

    reich oder Italien selbst gezchtet. Die

    Abnehmer sind Hundezchter, fr die ein

    solcher Zwischenhandel deshalb lukrati-

    ver ist als selbst zu zchten.

    Was nicht ber Zchter abgesetzt wer-

    den kann, landet als Ausschuss bei an-

    deren Anbietern. Solche Hunde werden

    ber dunkle Kanle durch Zoogeschfte

    oder Tierhilfeorganisationen wieder reim-

    portiert auch in die Schweiz. Von Wien

    aus werden wchentlich circa 200 Wel-

    pen allein aus der Slowakei nach Spanien

    ausgeflogen. Solche Exporte werden sp-

    testens am Flughafen kontrolliert, knnen

    aber nur selten beanstandet werden, da

    die Reisevorschriften anscheinend erfllt

    werden.

    Korrupte Tierrzte involviertHerkunft und tatschliches Alter der Wel-

    pen knnen mit Hilfe kooperativer Ve-

    terinre reise- und exportfhig ange-

    passt werden. Die meist weit unter acht

    Wochen alten Tiere drften nach EU-Recht

    sonst nicht getrennt von der Mutter trans-

    portiert werden. Erst das gut eingespielte

    Dreiecksverhltnis zwischen dem ur-

    sprnglichen (Massen-)Zchter, dem ver-

    trauten, beteiligten Veterinr, dem Wel-

    penkufer und -verkufer, bzw. dem ver-

    meintlichen Zchter, ermglicht den mafis

    strukturierten Hundehandel auf Dauer.

    Doch unlngst konnte ein 25-jhriger

    Mann aus Potsdam von der Polizei gefasst

    werden, weil er mutmasslich ungeimpfte

    Welpen aus Polen illegal als angebliche

    Tiere aus deutscher Zucht in Deutschland

    und der Schweiz ber das Internet ver-

    kauft habe, so berichtete die Mrkische

    Allgemeine Zeitung. ]Julika Fitzi-Rathgen

    Leiterin STS-Fachbereich Hunde

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    Ich verschenke ein TIERREPORT-Abo zum Preis von CHF 12.80 fr ein Jahr.Die Rechnung geht an mich.

    Ich mchte die Arbeit des SchweizerTierschutz STS untersttzenund werde den Abobetrag um

    CHF _________ zustzlich erhhen.

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  • TIERREPORT 4/20084

    In der Fragestunde whrend der

    Frhlingssession hat die grnliberale

    Nationalrtin Tiana Moser aus dem

    Kanton Zrich vom Bundesrat Aus-

    kunft darber verlangt, ob er ein gene-

    relles Verbot fr Neuinstallationen von

    Stahldrahtzunen befrwortet. Bei

    Drucklegung war die Antwort des Bun-

    desrats noch nicht bekannt. Neuste

    Informationen sind im Internet unter

    www.nationalrat.ch nachzulesen.

    Nachgefragt

    TIERREPORT 1/200930

    Bereit zur Abgabe: Vertreterinnen und Vertreter des STS mit den Petitionsunterlagenvor dem BVET in Bern.

    Medieninteresse: Hans Wyss, der Direktor desBVET (links), nimmt die Petition entgegen.

    SIM

    ON

    TEM

    PLAR

    Petition gegen Stacheldrahtzune

    Erste Erfolge fr den STS

    Mit Stacheldraht verbindet sich sogleich

    die Assoziation zu Krieg und Abwehr. Tat-

    schlich ist Stacheldraht auch als Vieh-

    zaun bedrohlich fr die Tiere, da er durch

    seine spitzen Eisendorne eine erhebliche

    Verletzungsgefahr darstel