Tierreport 1/2009
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TIERREPORTO F F I Z I E L L E S O R G A N D E S S C H W E I Z E R T I E R S C H U T Z S T S
CHF 5. / EURO 4. 1/2009
Kosm
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Tier
versu
che
Gejagt und ausgenutzt Tierschutz brauchts
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TIERREPORT 1/20092
4 Farce um Farasi Ausgerechnet der Circus Royal bietet einen Platz fr Flusspferd Farasi an.
5 Pezltierfarmen In vielen Pelztierfarmen Norwegens herrschen skandalse Zustnde.
6 Hhnerschicksal Schweizer Legehennen landen im Zementofen ethisch usserst fragwrdig.
8 Tierqulerei Immer mehr Heimtiere werden geqult, besonders Hunde sind betroffen.
9 Schwaben Park Der Freizeitpark missbraucht Primaten fr eine lcherliche Show.
10 Aktuelles Schweiz Kurzmeldungen aus der Schweiz.
12 Rennpferde In St. Moritz werden am White Turf fr Geld und Prestige Pferde geschunden.
15 Kindertorero Ein Kindertoreo wollte unbedingt in das Guiness-Buch der Rekorde.
16 Zebras Mit Zebrastreifen sicher durch die Savanne.
20 Kosmetika mit Herz Die Kapampagne fr tierfreundlich hergestellte Kosmetika zeigt Erfolge.
22 Tierschicksale Bewegende Geschichten aus den Tierheimen der STS-Sektionen.
24 Schweinerei In der EU herrschen in vielen Schweinesmastbetrieben unhaltbare Zustnde.
26 Aktuelles Welt Kurzmeldungen aus aller Welt.
28 Tierhandel Im Internet werden viele Tiere angeboten oft aus dubiosen Quellen.
30 Stacheldraht Das Engagement des STS gegen Stacheldrahtzune zeigt Wirkung.
31 Hilfe ntig Ein heftiger Orkan hat das Tierheim Apan bei Barcelona schwer beschdigt.
32 Tiere suchen ... Ausgesetzte, verlassene Tiere suchen ein neues, richtiges Zuhause.
TIERREPORT (ehemals Du+die Natur)Offizielles Organ des Schweizer Tierschutz STS136. Jahrgang, Nr. 1, Mrz 2009, erscheint viermal jhrlichHerausgeber: Schweizer Tierschutz STSDornacherstrasse 101, 4008 BaselTelefon 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, [email protected]
Redaktor: Mark Rissi
Mitarbeiter dieser Nummer: Lydia Baumgarten, Matthias Brunner, LLJulika Fitzi-Rathgen, Hansuli Huber, Catherine Reber, Peter Schlup,Stefan TschoppTT
Gestaltung, Produktion: die zwei, Basel
Druck: Birkhuser+GBC, Reinach
Abonnementspreise:Jahresabonnement (4 Ausgaben) CHF 12.80 inkl. MWStEinzelnummer CHF 5.
Tierreport-Abonnentendienst:General-Wille-Strasse 144, 8706 Meilen, Tel. 044 925 38 20, Fax 044 925 36 96, [email protected]
Abdruck nach Genehmigung durch die Redaktionmit Quellenangabe gestattet
ISSN 1424-9537, Papier 100% Recycling
Besuchen Sie uns im Internet:
www.tierschutz.com oder www.tierreport.ch
Die Sektionen des Schweizer Tierschutz STS: Aargau Appenzell Basel-Stadt Basel-Land Bern Kanton Bern Stadt Biasca Biel-Seeland Ceresio/Mendrisi-otto Emmental Frauenfeld Fribourg Frutigen Glarus Graubnden Grenchen Haut-Lman Heiden Horgen Interlaken Jura/AJPAPP Jura/Soubey Kreuzlin-gen La Chaux-de-Fonds Liechtenstein Linth Locarno Lugano Luzern Monthey Neuchtel Nidwalden Niedersimmental Nyon Oberaargau Obersimm-ental Oberwallis Obwalden Olten Rheintal Romanshorn Rorschach St. Gallen Kanton St. Gallen Stadt Saanenland Sargans-Werdenberg Schaffhausen Schwyz Sirnach Solothurn/Wasseramt Steckborn Thun Toggenburg Uri Uster Valais Vaud Winterthur Zug Fondation Neuchteloise dTT Accueil pour Ani-maux Gerenau-Stiftung fr Tierschutz, Wdenswil Stiftung Mensch+Tier, Basel-Stadt AKUT Aktion Kirche und Tier APS Auffangstation fr Sittiche und Papageien Club der Rattenfreunde Schweizer Jugendtierschutz Schweizer Wildstation Landshut PRT Protection et Rcupration des Tortues VTT AVV Z Verein Aquarium Zrich
TIERREPORT 1/2009
TITE
LFO
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STO
CK
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OTO
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TIERREPORT 1/2009 3
EDITORIAL
Schnheit, nicht von Wrme. Ob sie wohl noch nie von den
Pelztiermrkten und Ttungspltzen in China gehrt hat? Oder
die andere Dame im Pelz, die ihr Schosshndchen herumtrug und
berhaupt keine Antwort auf die Frage des Reporters wusste. Ob
sie sich wohl einen Augenblick lang bewusst wurde, dass auch
die Felle ihrer Pelzjacke einmal lebenden Tieren gehrt hatten?
Wie hat es doch Feng Chen, der 18-jhrige Student, so tref-ff
fend ausgedrckt, als er letztes Jahr in Beijing den ersten Preis
des vom STS in China ausgeschriebenen Antipelz-Plakatwett-
bewerbs entgegennahm:
Ich weiss, dass wirkliche Schnheit nicht aus dem Leiden von
Tieren entstehen kann. Wirkliche Schnheit ist einfach und in-
nerlich, nicht extravagant und nicht verbunden mit Tierqu-
lerei.
Wenn ein junger Chinese das ffentlich sagt, so besteht die
Hoffnung, dass bei kommenden Generationen ein Umdenken in
Gang gesetzt werden kann. Auf diese Weise wird die Pelzmode
in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht einmal nicht mehr als
warm und kuschelig empfunden, sondern als das, was sie ist,
nmlich unmenschlich und kalt.
Herzlich, Ihr
Heinz Lienhard, Prsident Schweizer Tierschutz STS
Liebe Leserin, lieber Leser
Wir sehen dem Frhling entgegen, und eigentlich wre jetzt
nicht der Zeitpunkt, um ber die Pelzmode, eine der schlimms-
ten Massentierqulereien unserer Gesellschaft, zu schreiben.
Nachdem ich aber die Filmdokumentation vom diesjhrigen
Winterpferderennen in St. Moritz gesehen habe, kann ich es
doch nicht lassen.
In dieser Ausgabe des TIERREPORT werden Sie lesen, wie die
Pferde an solchen Rennen behandelt werden. Aber nicht nur
diese bedenkliche Tatsache ist ein Skandal. Die Rennen in St.
Moritz waren auch einmal mehr der Treffpunkt von Leuten, die
ihre Pelze zur Schau tragen wollen und glauben, so zu den obe-
ren Zehntausenden zu gehren. Es wird wohl immer Snobs ge-
ben, denen nur das ussere von Bedeutung ist und die unbelehr-
bar sind. Daran muss man sich gewhnen. Was mich dagegen
beeindruckt hat, sind die Antworten, welche der Reporter auf
seine Fragen in St. Moritz zu hren bekam.
Ein Herr im Pelzmantel klammerte sich an das altbekannte,
ewiggestrige Argument, dass er sich nicht schme, so etwas zu
tragen. Sein Mantel stamme nmlich von Tieren, die anstndig
und artgerecht gehalten worden seien, denn nur solche wr-
den so wunderschne Felle abgeben. Anstndig und artgerecht
gehalten, in engen Drahtgitterkfigen? Wildtiere, die gemacht
sind, um in Freiheit grosse Gebiete zu durchstreifen?
Eine Dame im Nerz lsst sich von Spinnern nicht verbieten,
etwas so Schnes zu tragen. Wohlverstanden, sie sprach von
Schnheit?
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TIERREPORT 1/20094
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Zugegeben, fr ein Flusspferd wirkt Farasi
im Grssenvergleich zu seiner Mutter ge-
radezu niedlich, obwohl der Kleine be-
reits bei seiner Geburt im November 2008
immerhin bereits rund stattliche 50 Kilo-
gramm auf die Waage brachte.
Kaum auf der Welt, sorgte Farasi schon
fr Schlagzeilen. Als bekannt wurde, dass
das Flusspferd spter nicht im Zoo Basel
bleiben kann, setzte sich ungefragt Zir-
kusdirektor Oliver Skreinig in Szene. Ge-
genber dem Sonntagsblick verkndete
Skreinig lauthals, er wolle Farasi in seinen
Circus Royal bernehmen. Grossspurig er-
klrte er, dafr extra einen Spezialwagen
mit integriertem Wasserbecken fr bis zu
200 000 Franken anzuschaffen.
Billiger PR-GagDafr sollte dann Farasi in der Manege
eine Runde drehen, wie es in der Bou-
levardzeitung hiess.
So stellt sich also Skreinig eine artge-
msse Haltung des Nilpferds vor. Es drfte
sich wohl eher um einen billigen PR-Gag
handeln. Denn gerade der Circus Royal
ist seit Jahren fr seine mangelhafte Tier-
haltung bekannt und ist dadurch negativ
aufgefallen.
Im STS-Zirkusbericht von 2008 ist
festgehalten, dass fast smtliche Gehege
Farce um Flusspferd Farasi
Kaum ist bekannt geworden, dass der Zoo Basel fr sein Flusspferdbaby Farasi einen Platz suchen muss, drngte sich der Circus Royal auf. Ausgerechnet, ist doch dieses Zirkusunternehmen fr seine mangelhafte Tierhaltung be-kannt.
Circus Royal: Die Affen wirken ungesund und haben keine Rckzugsmglichkeiten.
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der Tiere zu klein sind. Bei der Affenhal-
tung sind nicht einmal die gesetzlichen
Minimalvorschriften eingehalten worden.
Im Kanton Bern luft deshalb sogar ein
Verfahren gegen den Zircus, nachdem der
Dachverband Berner Tierschutzorganisati-
onen beim Veterinramt interveniert hat.
Keine Zirkuskarriere fr FarasiDer Zoo Basel dementierte inzwischen
klar, dass eine Platzierung im Circus Ro-
yal berhaupt nicht in Frage kme. Eine
Einzelhaltung wrde sowieso abgelehnt,
liess der Zoo auf Nachfrage von TIERRE-
PORT wissen. berzhlige Tiere wrden
hauptschlich mit anderen wissenschaft-
lich gefhrten Zoos ausgetauscht.
ber diese klare Stellungnahme ist der
STS froh, erwartet aber vom Zoo Basel
auch, dass er alles unternimmt, um einen
artgemssen Platz fr Farasi zu finden.
Zu dem ganzen Medienrummel fhrte
ein Nebensatz von Zoosprecherin Tanja
Dietrich, in dem sie erwhnte, dass Farasi
euthanasiert werden msste, falls fr den
kleinen Bullen spter keinen Platz gefun-
den werden sollte. Der Vater wrde ihn
mit der Zeit als Rivalen ansehen und nicht
akzeptieren.
Es entspricht der Praxis des Zoos,
Nachwuchs zuzulassen, damit die Tiere
die Fortpflanzung als wichtigen Bestand-
teil ihres natrlichen Verhaltens ausleben
knnen. Mark Rissi
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5TIERREPORT 1/2009
FORB
YPEL
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FORB
YPEL
S.N
O
Fchse und Nerze, die auf ihrem Kot dahin-
vegetierten, verletzte oder tote Tiere in den
Kfigen, achtlos weggeworfene Tierkada-
ver zwischen den Kfigreihen: Dies waren
die skandalsen Zustnde, die Mitarbeiter
der Organisation Nettverk for dyrs frihet
in ihrer breit angelegten Untersuchung auf
mehr als hundert Pelztierfarmen in Norwe-
gen vorgefunden haben.
Die Fuchs- und Nerzfarmen wurden
nach dem Zufallsprinzip aus allen sieb-
zehn Landkreisen ausgesucht und kont-
rolliert. Somit wurde im Kontrollbericht
ein Fnftel aller Pelztierfarmen Norwe-
gens erfasst. Insofern kann die Recherche
als reprsentativ fr die gesamte norwe-
gische Pelzindustrie gelten. Die Betriebe
wurden fotografiert und gefilmt, die Do-
kumentation wurde zusammen mit einem
schriftlichen Bericht dem Landwirtschaft-
ministerium bergeben. Gegen besonders
krasse Farmer wurde bei der Polizei um-
gehend Anzeige erstattet.
Unhaltbare ZustndeDie Videoaufnahmen zeigen gestresste
und kranke Tiere, Verhaltensstrungen, zu
kleine Kfige, beschdigte Maschengitter
Schnfrberei entlarvtKrschner beziehen sich gerne auf die angeblich strikte berwachung der Pelztierzucht-farmen in Skandinavien. Doch dabei handelt es sich um eine Irrefhrung der Konsumen-ten, wie eine aktuelle Untersuchung in Norwegen beweist.
und erhebliche Umweltbelastung. Dabei
hatte die Pelzindustrie zehn Jahre Zeit, um
ihre Tierhaltung der Pelztierverordnung
anzupassen, die Ende 2009 in Kraft tritt.
Es handelt sich um die ersten Richtlinien
zur Haltung von Pelztieren in Norwegen.
Es war offensichtlich, dass die besuchten
Betriebe weit davon entfernt waren, ihre
Anlagen in den verbleibenden Monaten
den neuen Bestimmungen anzupassen.
Keine Verbesserung stattgefundenDer STS hatte bereits vor zehn Jahren auf
einer eigens einberufenen Medienkonfe-
renz eine Videodokumentation ber die
jmmerlichen Bedingungen in den norwe-
gischen Pelztierfarmen verffentlicht und
die norwegische Regierung aufgefordert,
aktiv zu werden.
Der Schweizer Pelzfachverband Swiss
Fur behauptete hingegen, dass in Skandi-
navien alles bestens unter Kontrolle sei.
Nun zeigt die aktuelle Untersuchung leider,
dass sich die Situation in der Zwischenzeit
um keinen Deut verbessert hat.
In einem Schreiben protestierte der
STS erneut bei der norwegischen Bot-
schaft und beim Landwirtschaftsminister.
Etwas kleinlaut fiel die Antwort des Minis-
ters aus: Man werde die fehlbaren Farmer
bestrafen und in Zukunft die in Kraft ge-
tretene Verordnung durchsetzen. Ein klei-
ner Lichtblick: Die Ergebnisse der Unter-
suchung wurden von der Regierung nicht
beschnigt. Auf neue Ausflchte des Pelz-
fachverbands Swiss Fur darf man gespannt
sein. Mark Rissi
Verletzt: Verhaltensstrungen sorgen fr gegenseitige Aggressionen.
Verdreckt: Die Tiere vegetieren unter erbrmlichen Umstnden dahin.
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TIERREPORT 4/20084 TIERREPORT 4/2008TIERREPORT 4/2008644
Schweizer Legehennen landen im Zementofen Die gute Nachricht vorneweg: Die Schwei-
zer Legehennenhalter sind Freilandwwelt-
meister. Die rund 13 000 landwirtschaft-
lichen Erwerbsgeflgelhalter besitzen 1,8
Millionen Legehennen. Davon knnen
65 Prozent, also fast 1,2 Millionen Tiere,
wie ihre wilden Urahnen aus Sdostasien
ganzjhrig auf einer Weide im Freien
Licht, frische Luft und Sonne geniessen
und nach Herzenslust picken und schar-
ren. Im Unterschied zum oft rauen Leben
ihrer Vorfahren finden sie aber nachts
sowie bei schlechter Witterung im Stall
Schutz, und der Mensch sorgt fr stets
gefllte Futtertrge.
Diese tierschtzerische Erfolgsge-
schichte ist nur mglich geworden, weil
immer mehr Menschen Schweizer Frei-
landeier kaufen und bereit sind, fr diese
tierfreundliche, aber auch arbeitsintensi-
vere Haltung etwas mehr zu bezahlen.
Legehennen enden im ZementofenTrotz der Erfolgsstory geraten unsere Le-
gehennenhalter nun unter massiven Druck.
Grund dafr ist die Tatsache, dass die Ge-
flgelschlachthfe nicht mehr bereit sind,
ausgediente Legehennen zu schlachten
und deren Fleisch sinnvoll zu verwerten
(Suppenhhner), wie dies in unseren Nach-
barlndern noch die Regel ist. Das sei heute
nicht mehr wirtschaftlich, wird argumen-
tiert.
Seit Jahren mssen Hhnerhalter fr
jedes Tier, das am Ende der Legeperiode in
den Schlachthof geliefert wird, einen Fran-
ken bezahlen. Ein Teil der jhrlich anfal-
lenden, rund 1,5 Millionen Schlachtkrper
wurde bislang zu Tierfutter verarbeitet, der
Rest wird obwohl es sich um hochwer-
tiges, auch fr die menschliche Ernhrung
bestens geeignetes Fleisch handelt ent-
sorgt, indem er beispielsweise in Zement-
fen verbrannt wird!
Importfleisch aus tierqulerischer ProduktionSchuld an dieser Misere sind in erster Linie
die zunehmenden Hhnerfleischimporte.
Eine absurde, ja skandalse Situation: Die
Schweiz lsst aus wirtschaftlichen Grn-
den das Fleisch ihrer weltweit am besten
gehaltenen Legehennen in Zementfen
verbrennen und importiert dafr jhrlich
gegen 40 000 Tonnen Geflgelfleisch aus
der EU, Brasilien und dem Fernen Osten.
CHRISTOF STACHE/KEYSTONE
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TIERREPORT 1/2009
REUT
ERS
Die Zustnde in diesen auslndischen
Mastfabriken sind extrem tierqulerisch
und widersprechen in allen Belangen der
eidgenssischen Tierschutzgesetzgebung.
Hunderttausend und mehr Tiere werden in
riesigen Hallen innert nur 40 Tagen hochge-
mstet. Damit die Tiere mehr fressen, wer-
den die Stlle Tag und Nacht mit Kunstlicht
beleuchtet. Auf einen Quadratmeter Flche
werden oft die anderthalbmal so viele Tiere
gepfercht wie in der Schweiz. Kein Wunder,
dass in dieser drangvollen Enge die krank-
machenden Salmonellen hufig anzutref-ff
fen sind, whrend diese in Schweizer Hh-
nerstllen nahezu unbekannt sind.
Das Beispiel der guten Schweizer Hhnerhaltung macht nun auch
in einigen EU-Lndern Schule. So leben in sterreich, Holland,
Schweden, Luxemburg, Grossbritannien und Rumnien bereits
mehr Hhner in Boden- und Freilandhaltungen als in konventio-
nellen Kgbatterien. In der EU werden gesamthaft 388 Millionen
Legehennen gehalten. In Riesenschritten geht der Trend mit Aus-
nahme von Frankreich (80 % Kgbatterieanteil) und Deutschland
(60 %), den beiden Umstellungsbremsern berall weg von den
Kgen. Schweizer Wissenschaftler, Hhnerhalter, Stallbauer und
Tierschtzer leisteten hier erfolgreiche Tierschutz-Entwicklungshilfe.
Mittlerweile regt sich auch in den USA und Kanada, wo gegen
99 % der Hhner in Kgbatterien gehalten werden, Widerstand. Vor
einem Jahr reichte die amerikanische Tierschutzorganisation Human
Society of the United States in Kalifornien eine von 800 000 Men-
schen unterschriebene Volksinitiative gegen die Kgbatteriehal-
tung und andere tierqulerische Formen der Nutztierhaltung ein.
Whrend in Nordamerika berechtigter Anlass zu Hoffnung be-
steht, werden andernorts noch immer ohne Rcksicht auf das Tier-
wohl neue Tierfabriken mit Kgbatterien erstellt. In Indien, Brasi-
lien und der Ukraine stehen dabei den Legehennen in den Kgen
maximal 300 bis 400, in den USA und Kanada 430 und in der EU
550 Quadratzentimeter Flche zur Verfgung.
Dankenswerterweise importieren Migros und Coop seit ber
zehn Jahren keine Kgbatterieeier mehr, sondern bieten ihren Kun-
den nebst tierfreundlichen Schweizer Eiern ausschliesslich ausln-
dische Eier aus Boden- oder Freilandhaltung an. Wobei der Import-
anteil unter 25 % liegt.
Schweiz als Vorbild fr die Hhnerhaltung
Die Ruhr-Universitt Bochum hat eine
philosophische Arbeit von Kirsten
Schmidt ausgezeichnet, die allen Erns-
tes der Frage nachgeht, ob man mittels
Gentechnik blinde Hhner erzeugen
drfe, weil diese weniger zu Federpi-
cken und Kannibalismus neigen.
Blinde Hhner wrden sich wahr-
scheinlich subjektiv im Stall besser
fhlen als ihre sehenden Artgenossen
mit all ihrem Stress. Da stellt sich doch
die Frage, ob heutzutage geisteswis-
senschaftliche Dissertationen ganz
ohne Geist auskommen drfen, und im
Ruhrpott Unwissenheit und Realitts-
ferne preiswrdig sind. Denn ein kurzer
Einblick in die Resultate der Verhal-
tensforschung an Hhnern htte dem
Bochumer Lehrstuhl fr Ethik in Medizin
und Biowissenschaften rasch gezeigt,
dass die Dissertation vllig unntig ist,
da die Auslser der erwhnten Verhal-
tensstrungen in einer nicht hhnerge-
mssen Aufzucht, Haltung und Nutzung
liegen und nicht in der Tatsache, dass TT
Hhner sehen knnen. Artwidrig gehal-
tene Hhner sind gestresst und leiden,
ob sie nun sehend oder blind sind.
Widersinnige Forschung
Tierfabrik: Mit knstlichem Licht werden die Tage verlngert und die Mast beschleunigt.TT
Der STS kmpft gegen diese Entwick-
lung. Er will dafr sorgen, dass mit derart
tierschutzwidrigen Importen Schluss ge-
macht wird. Und er setzt sich dafr ein,
dass unsere Legehennen bis zum Schluss
nicht nur tierfreundlich gehalten, sondern
auch anstndig behandelt werden. Aus
kologischen und ethischen Grnden be-
kmpft er das unsinnige Entsorgen un-
serer Legehennen und setzt sich fr eine
sinnvolle Nutzung der Schlachtkrper ein.
Bitte untersttzen Sie uns dabei!
Hansuli Huber,
STS-Geschftsfhrer Fachbereich
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TIERREPORT 4/20084 TIERREPORT 1/20098
Da werden Hunde getreten, geschlagen
und geschunden, Katzen vergiftet oder
sogar beschossen die Liste von grausa-
men Tiermisshandlungen ist lang. Die ak-
tuellste Statistik fr das Jahr 2007 belegt,
dass die Tierschutzstrafflle gegenber
dem Vorjahr um sechs Prozent auf die
Besorgnis erregende Rekordzahl von 617
durchgefhrten Strafverfahren gestiegen
sind. Das ist ein alarmierendes Zeichen,
sagt STS-Prsident Heinz Lienhard.
Dabei bezieht sich die alljhrlich von
der Stiftung fr das Tier im Recht (TIR)
verffentlichte Statistik zur Schwei-
zer Tierschutzstrafpraxis gezwungener-
massen nur gerade auf jene Flle, wel-
che dem Bundesamt fr Veterinrwesen
(BVET) von den Kantonen gemeldet wur-
den. Doch dies ist vermutlich bloss die
Spitze des Eisbergs. Denn die Dunkelzif-
fer drfte erfahrungsgemss betrchtlich
hher liegen, ist doch meistens der Tier-
quler identisch mit der Person des Hal-
ters, weshalb es nur selten berhaupt zu
einer Anzeige kommt.
Ursachen liegen im DunkelnAuffallend an den neusten Zahlen ist die
Tatsache, dass immer mehr Tierschutz-
delikte an Heimtieren begangen werden.
Mssen so Tiere als Prellbock fr eigene
Frustrationen herhalten? Oder ist diese
Tatsache als Zeichen der allgemein fest-
stellbaren zunehmenden Verrohung und
Verhrtung der Gesellschaft zu werten?
ber die wahren Ursachen kann nur spe-
kuliert werden.
Fakt ist: Fast jedes zweite Opfer im
Heimtierbereich ist ein Hund. Mglicher-
weise spielt hier die ffentlich heiss ge-
fhrte Diskussion um gefhrliche Hunde
eine Rolle, weshalb die entsprechenden
Instanzen vielleicht schneller reagieren.
Allerdings ist auch nicht auszuschliessen,
dass die zunehmende Aggression der Be-
vlkerung gegen Hunde mitverursachend
ist.
Grosse kantonale UnterschiedeDass die meisten gemeldeten Flle aus
dem Kanton Zrich kommen, ist kein
Zufall. Nicht, dass hier die Bevlkerung
tierfeindlicher eingestellt wre als an-
dernorts, sondern weil es bisher der ein-
zige Kanton ist, der einen Tierschutzan-
walt hat.
Fragwrdig erscheint eher, dass bei-
spielsweise Genf, Nidwalden oder das
Wallis teilweise ber Jahre keinen ein-
zigen Tierschutzfall angezeigt haben.
Gerade deshalb braucht es in smtli-
chen Kantonen Tierschutzanwlte, for-
dert Heinz Lienhard. Diese brauche es,
um knftig Tierqulereien konsequenter
zu verfolgen und zu bestrafen. ]]Matthias Brunner
Die Zahl von Tierqulereien nimmt zu, wie eine statistische Erhebung belegt. Von bergriffen betroffen sind vor allem immer mehr Hunde. Diese erschreckende Entwicklung zeigt, dass kantonale Tierschutzanwlte dringend notwen-dig wren.
Immer mehr Heimtiere werden geqult
ISTO
CKPH
OTO
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TIERREPORT 1/2009 9
Abgerichtet: Als Jungtier von der Gruppe getrennt und frs Publikum zum Affen gemacht.
Auf einem kleinen Motorrad mit Seiten-
wagen sitzen drei Schimpansen und dre-
hen so Runde um Runde in der Manege
des Schwaben Parks, der in der Nhe von
Stuttgart gelegen ist. Nchste Nummer:
Ein junger Schimpanse fhrt auf einem
Kinderdreirad, ein anderer schiebt sich
auf einem kitschigen Plastikpferd auf
Rdern vorwrts. In einer andern Szene
muss sich ein Affe in ein Kinderbett le-
gen und zudecken. Bei einer Nummer
muss ein Schimpanse sogar auf dem
Rcken eines Ponys reiten. Wie sich die
beiden einander fremden Tiere wohl da-
bei fhlen?
Wrde der Tiere verletztWhrend der zweimal tglich stattfin-
denden und je rund zwanzig Minuten
dauernden Auftritte werden die Schim-
pansen zudem in Kleider gesteckt. Dabei
wirbt der Freizeitpark auf seiner Home-
page im Internet noch stolz damit, Eu-
ropas einzige Schimpansen-Show an-
zubieten. Hoffentlich!
In der Schweiz wrde eine solche
Art der Prsentation von Tieren vermut-
lich erst gar nicht bewilligt, da sie ganz
klar die Wrde der betroffenen Tiere
verletzt und damit gegen das geltende
Tierschutzgesetz verstsst. Solche For-
men der vermenschlichenden Zurschau-
stellung von Primaten existierten hier-
zulande in Zoos und Zirkussen noch im
vergangenen Jahrhundert und gehren
zum Glck bereits seit Jahrzehnten der
Vergangenheit an.
Trotzdem sind sich zahlreiche Pro-
mis wie die Moderatoren Gnter Jauch
und Thomas Gottschalk, Ex-Rennfahrer
Michael Schumacher oder der Schwei-
zer Entertainer DJ Bobo nicht zu schade
dafr, sich mit einem Schimpansen im
Schwaben Park ablichten zu lassen.
Kein Bewusstsein vorhandenDer STS findet es absolut unverstndlich,
dass der Schwaben Park diese hoch ent-
wickelten Primaten auf diese Weise miss-
braucht und dem Publikum zur reinen Be-
lustigung vorfhrt.
Damit Schimpansen dressiert werden
knnen, werden sie bereits als Jungtiere
aus ihrer Gruppe herausgerissen und ab-
gerichtet. Wenn solche Affen dann das Er-
wachsenenalter erreicht haben und auf-
grund ihrer enormen Krfte nicht mehr
fr Showzwecke verwendet werden kn-
nen, sind sie kaum mehr in einen Famili-
enverband mit Artgenossen integrierbar.
Was mit solchen Tieren dann geschieht,
ist ungewiss.
Mit einem Protestschreiben ist der STS
an den Schwaben Park gelangt und rt auf
jeden Fall, derartige Volksbelustigungen
auf Kosten der Tiere zu meiden. Peter Schlup, STS-Fachstelle Wildtiere
Schimpansen zum Affen gemacht
Ein Freizeitpark in Sd-deutschland hlt Schimpan-sen und missbraucht sie fr eine Show, bei der die Pri-maten lcherlich gemacht werden. In der Schweiz wre dies ein Verstoss gegen das Tierschutzgesetz, welches die Wrde der Tiere wahrt. Der STS protestierte mit ei-nem Schreiben an die Park-leitung gegen diese entwr-digende Behandlung der Schimpansen.
KEYS
TON
E
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TIERREPORT 1/200910
S T S - I N I T I A T I V E
Gegenvorschlag zu Anwlten fr Tiere
Die WBK des Nationalrats hlt trotz abschlgigem Bescheid aus der Schwesterkom-
mission des Stnderats an einem Gegenvorschlag zur Tierschutzanwalt-Initiative
fest. Die STS-Volksinitiative verlangt, dass in Strafverfahren wegen Tierqulerei
und andern Verstssen gegen das Tierschutzgesetz ein Tierschutzanwalt die Inter-
essen der Tiere vertritt. Der Bundesrat lehnt die Initiative ab, weil er angeblich nicht
in die Organisationsautonomie der Kantone eingreifen will.
Die Kommission fr Wissenschaft, Bil-
dung und Kultur (WBK) des Nationalrats
ist von der ldee abgekommen, einzelne
Hunderassen zu verbieten. Stattdessen
will sie jetzt in einem eigenen Gesetz die
Halter verstrkt in die Pflicht nehmen.
Seit der tdlichen Pitbullattacke auf
einen sechsjhrigen Knaben im zrcheri-
schen Oberglatt vor gut drei Jahren sind
landesweit Bemhungen um eine politi-
sche Lsung der Kampfhundeproblematik
angelaufen.
Die WBK hatte in einem ersten Ent-
wurf ein Verbot von Pitbulls und anderen
gefhrlichen Hunderassen sowie eine Un-
terteilung der Hunde in drei Gefhrlich-
keitskategorien vorgeschlagen. Von dieser
Idee nimmt die WBK-Subkommission jetzt
N A T I O N A L R A T
Nationales Hundegesetz
Die Freiburger Tierversuchskommission
hat einen Affenversuch nicht bewilligt
und an die Eidgenssische Tierversuchs-
kommission weitergereicht, die ihn im
Mrz behandeln soll. Die Forscher woll-
ten mit Wasserentzug arbeiten, begrn-
det der Freiburger Kantonstierarzt Fabien
Loup das Nein.
An der Universitt Freiburg wird seit
Jahren die Regeneration von Rcken-
markverletzungen erforscht an Maka-
ken, die einseitig gelhmt werden. Mit ei-
ner Antikrpertherapie sollen die durch-
trennten Nerven wieder auswachsen. Bei
den neusten Versuchen geht es um das
visuelle System und die Aufmerksam-
keit. Die Tiere htten vor ihren Aufgaben
keine Flssigkeit erhalten. Danach wren
sie mit Wasser belohnt worden.
Zuletzt wurden 2006 in Zrich zwei
Affenversuche abgelehnt. Die Kommis-
sion argumentierte damals mit der Ver-
letzung der verfassungsmssigen Wrde
des Tiers unter anderem, weil die For-
scher die Makaken ebenfalls mit Wasser-
entzug trainieren wollten. Der Fall ist im-
mer noch beim Bundesgericht hngig.
In der Schweiz wurden 2007 in Tier-
versuchen 335 Affen eingesetzt. Laut Fa-
bien Loup wollen die Kantone Primaten-
versuche knftig durch die Eidgenssi-
sche Tierversuchskommission einheitlich
beurteilen zu lassen. Aufgrund des Resul-
tats erlassen die Kantone Bewilligungen.
Eine Zentralisierung forderten bereits
2006 zwei nationale Kommissionen.
V O R L U F I G E R E R F O L G
Tierversuch mit Affen abgelehnt
aber nicht zuletzt aufgrund der ablehnen-
den Vernehmlassungsresultate Abstand.
Bei 60 Prozent Mischlingen sei ein Verbot
einzelner Rassen problematisch.
Das vorgesehene Gesetz umfasst un-
ter anderem die bereits heute bestehende
Haftpflicht und obligatorische Kurse fr
Hundehalter. Letztere seien heute im Tier-
schutzgesetz verankert, dienten aber nicht
nur dem Tierschutz, sondern auch dem
Schutz der Menschen. An sensiblen Orten
besteht Leinenzwang. Zudem sollen ag-
gressive Hunde nicht erst gemeldet wer-
den, wenn sie zugebissen haben, sondern
wenn sie auffllig wurden. Das Gesetz
listet weitere mgliche Massnahmen auf:
von obligatorischen Kursbesuchen bis zur
Einschlferung der Tiere.
+ + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H
ALES
SAN
DRO
DEL
LA B
ELLA
/KEY
STO
NE
ISTO
CKPH
OTO
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TIERREPORT 1/2009 11
A K T I V
Spendenaktion fr STS
Eine erfolgreiche Spendenaktion fr den
STS hat sich Nadine Sonderegger ausge-
dacht. Sie schneiderte 70 Hundehalstcher
und spendete den Erls von 630 Franken
durch den Verkauf fr unsere Kampagne
gegen den unserisen Welpenhandel.
Die Menge der vertriebenen Antibiotika in
der Veterinrmedizin ist in der Schweiz im
Jahr 2007 im Vergleich zum Vorjahr um
5 Prozent auf 72 Tonnen gestiegen. 63,3
Tonnen Antibiotika wurden bei Nutztie-
ren eingesetzt, 1,1 Tonen bei Heimtieren
und 7,6 Tonnen bei Heim- und Nutztieren,
wie das Schweizerische Heilmittelinstitut
V E T E R I N R M E D I Z I N
Tierrzte brauchen mehr Antibiotika
Swissmedic in einer Medienmitteilung
schreibt. Der Anstieg sei vor allem dar-
auf zurckzufhren, dass bei Nutztieren
mehr Ftterungsarzneimittel verabreicht
wurden. Ein mglicher Zusammenhang
besteht mit dem vermehrt beobachteten
Auftreten von Durchfallerregern in der
Schweinemast.
K O N S E Q U E N T E R E R T I E R S C H U T Z V O L L Z U G
Berner mssen vernachlssigte Tiere melden
S T A T I S T I K
Rekordbestand bei den Khen
Der Kanton Bern setzt im Tierschutz ver-
mehrt auf Frherkennung und auf bessere
Informationsflsse. Der Regierungsrat
hat die entsprechende Verordnung ver-
abschiedet. Im Tierschutzvollzug ttige
Private, die Gemeinden und die Polizei-
organe des Kantons werden verpflichtet,
Tierschutzverstsse dem Veterinrdienst
zu melden. Ausgenommen von der Mel-
depflicht seien nur geringfgige Verfeh-
lungen, wie beispielsweise eine einma-
lige und vorbergehende Verschmutzung
von Tieren.
Auch die Tierrzte seien verpflich-
Der Kuhbestand in der Schweiz hat wohl
seinen Hchststand erreicht. Davon gehen
die Branchenexperten aus. 725 000 Khe
sind in der Tierverkehrsdatenbank derzeit
registriert, so viele wie seit Jahrzehnten
nicht mehr.
H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S
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tet, schwerwiegende Tierschutzverstsse
dem Veterinrdienst zu melden. Sie wr-
den dabei ihre berufliche Schweigepflicht
nicht verletzen. Mit der Meldepflicht will
der Kanton die vorhandenen Informatio-
nen besser zusammenfhren.
Neu einfhren will der Kanton zudem
Begleitpersonen fr Buerinnen und Bau-
ern, welche ihre Nutztiere vernachlssigt
haben. Solche Begleitgruppen seien wich-
tig, weil eine Vernachlssigung von Tie-
ren meistens mit einer schwierigen per-
snlichen Situation der Landwirte ver-
bunden sei.
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TIERREPORT 4/20084
Mit einem lauten Knall springen smt-
liche Tren der Startboxen auf, und die
Pferde preschen wie aus einem Katapult
abgeschossen heraus. Mit ber fnf-
zig Stundenkilometern strmen sie vor-
wrts, als mssten sie um ihr Leben ren-
nen. Es dauert keine zwei Minuten, und
nach 800 Metern galoppieren die Pferde
bereits ber die Ziellinie. Normalerweise
geht das Rennen ber 1200 Meter, doch
TIERREPORT 1/200912
aufgrund der ausserordentlichen Ver-
hltnisse musste es entsprechend ver-
krzt werden.
Treffpunkt derinternationalen SchickeriaDie Jockeys springen aus den Stteln und
treffen sich spter an der obligaten Cpli-
bar, whrend die Reichen und Schnen
oder zumindest jene, die sich dafr hal-
ten ihren Gewinn am Wettschalter ab-
holen, um anschliessend im VIP-Zelt aus-
giebig zu feiern.
Das alljhrlich im Winter stattfin-
dende White Turf auf dem zugefrorenen
See von St. Moritz zhlt zu den spekta-
kulrsten Pferderennen. Dabei ist auch
sehr viel Geld im Spiel: Es geht um Milli-
onenbetrge. Doch abseits dieser Glitzer-
und Glamourszene gehen die eigentlichen
Hauptakteure vergessen: die Pferde.
Grober Umgang mit den PferdenViele von ihnen stehen nach dem Ren-
nen mit weit aufgerissenen Augen, ver-
schwitzt und keuchend da, bis ihnen kurz
darauf von einem Stallburschen oder ei-
ner Helferin eine Decke bergeworfen
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Pferderennen versprechen vor allem ein hohes Prestige und ziemlich viel Geld auf Kosten der Pferde. TIER-REPORT hat am White Turf in St. Moritz vor Ort recherchiert. Eine Insiderin besttigt unsere schockierenden Beobach-tungen als blich und packt ber die Rennszene in der Schweiz aus.
Blockiert: Kaum ein Pferd lsst sich freiwllig in die enge Startbox zwngen. Helfer schieben und zerren das verngstigte Tier zwischen die Gitter.
Geschundene Rennpferde
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TIERREPORT 1/2009
wird. Noch vllig ausser sich vor lauter
ausgeschtteter Stresshormone tnzelt
einer dieser hochsensiblen Vollblter vor
sich hin, da wird ihm schon mit einem
krftigen Ruck am Zgel ins empfindliche
Maul gezogen.
Es ist erstaunlich, wie viel grobe Kraft-
einwirkung die zumeist zierlichen jungen
Mdchen, welche hufig als Pferdepflege-
rinnen arbeiten, im Umgang mit den ihnen
anvertrauten kostbaren Vierbeinern aus-
ben. Alles geschieht sehr hektisch. Die
Pferde wirken daher usserst gestresst.
Mglichst rasch zum Pferdetransporter
zurck und gleich wegfahren ist das Ziel
der Fhrpersonen.
Keinen Deut besser zeigt sich die Situ-
ation vor den Rennen. Ein Trabrennfah-
rer steigt auf seinen Sulky (eine Art Kut-
sche mit Kufen), whrend das Pferd be-
reits anzieht und fast mit einem Auto kol-
lidiert, da dessen Lenkerin wegen des vie-
len Schnees nicht gleich aus der Ausfahrt
herauskommt.
Start mit HindernissenSzenenwechsel: Gleich startet das nchste
Galopprennen. Kaum eines der Pferde
stellt sich freiwillig in die enge Startbox.
Die meisten mssen von Helfern hin-
eingestossen und -gezerrt werden. Zieh
dem Bock endlich einmal richtig den Kopf
runter!, brllt ein Mann einen der Hel-
fer an.
Als die Tr hinter dem einen Pferd
zufllt, gert es in Panik. Es bumt sich
auf, knallt mit dem Hinterteil gegen die
hintere Tr, verheddert sich mit den Hin-
terbeinen in der heruntergefallenen De-
cke und sackt hinten ein. Der Jockey kann
sich gerade noch mit einem Sprung aus
dem Sattel retten. Sofort ist ein weite-
res Crewmitglied zur Stelle und treibt das
Pferd wieder auf alle Beine hoch.
Ein weiterer Vorfall ereignet sich bei
einem der Trabrennen: Zwei Pferde blei-
ben auf der anderen Seite des Sees im ho-
hen Schnee stecken und strzen. Doch sie
haben Glck und bleiben unverletzt. Hier
wird deutlich: Die empfindsamen Pferde
werden zu blossen Sportmaschinen de-
gradiert.
Misshandlungen nicht seltenSind dies bloss zufllige, nicht reprsen-
tative Extrembeispiele einer Momentauf-
nahme? Die Insiderin Ariane Weissml-
ler* verneint. Diese Schilderungen trfen
grundstzlich auf alle Rennsportveran-
staltungen in der Schweiz zu. Schlimmer
noch: Beim Training gehe es indes noch
viel brutaler zu, wenn kein Publikum da-
bei sei. Viele Pferde werden oft nicht ge-
rade sanft behandelt, sagt Weissmller,
die lngere Zeit in einem Rennstall gear-
beitet hat und selbst ber eine Amateur-
lizenz verfgt.
Kinderarbeit mit PferdenBereits im zarten Alter von zwlf Mona-
ten bis anderthalb Jahren gelangten die
Pferde unter den Sattel und wrden trai-
niert. Diese Fohlen sind jedoch lngst
nicht ausgewachsen, und ihr Skelett des-
halb nicht gefestigt. Nach ein paar Run-
den an der Longe, oder nicht einmal das,
werde bereits der Sattel aufgelegt fr das
Fluchttier Pferd eine absolute berforde-
rung. Danach gehe es meistens gleich auf
die Rennbahn unter dem Jockey. Schon
bald danach folgten die ersten Rennein-
stze.
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Schmerzgesicht: Unter der groben Hebelwirkung auf die Trense sperrt das Pferd das Maul auf.
Allerdings haben derart junge Pferde
noch gar nicht ihr natrliches Gleichge-
wicht gefunden geschweige denn mit ei-
nem Reiter auf dem Rcken! So verwun-
dert die folgende Aussage von Weissml-
ler nicht: Manche Pferde verletzen sich
bereits whrend des Trainings.
An der letztjhrigen STS-Nutztierta-
gung ber Pferde geisselte der deutsche
Fachtierarzt fr Tierschutz, Maximilian
Pick, Pferderennen mit knapp zweijhri-
gen Vollbltern als Kinderarbeit.
Doping fliegt nur selten aufDoch fr den schnellen Erfolg scheinen
alle Mittel recht zu sein: Es kommt vor,
dass gedopt wird, besttigt Weissmller.
Vor allem das Schmerzmittel Butazolidin
sowie der Entzndungshemmer Cortison
wrden den Pferden in hohen Dosen ge-
spritzt, um sie schmerzunempfindlich zu
machen und frhere Verletzungen zu ver-
tuschen. Beide Medikamente, welche ur-
sprnglich aus der Humanmedizin stam-
men, knnen allerdings auch betrchtli-
che Nebenwirkungen hervorrufen. Das
veraltete Medikament Butazolidin wird
deshalb fr Menschen heute kaum mehr
verschrieben.
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TIERREPORT 1/200914
Gemss Aussagen von Jean-Pierre
Kratzer, Prsident des Schweizer Pfer-
derennsport-Verbands (SPV), werden bei
den Trab- und Galopprennen ab einem
Preisgeld von 15 000 Franken regelm-
ssig das Siegerpferd sowie ein weiteres
oder mehrere ausgeloste Pferde auf Do-
ping getestet. Bei 160 Kontrollen aus rund
400 Rennen wurden im vergangenen Jahr
zwei positiv getestete Flle festgestellt.
Dabei existiert in der Schweiz eine Null-
toleranz, wonach Pferde beim Start ab-
gesehen von ganz wenigen Ausnahmen
gar keine Medikamentenspuren aufwei-
sen drfen.
Diese ausgesprochen tiefe Zahl posi-
tiver Dopingflle berrascht auf den ers-
ten Blick. Doch Weissmller vermutet,
dass die Rennleitungstierrzte den An-
gaben der Trainer einfach oft gutglubig
vertrauen.
Gegenber der Onlineausgabe sport.
ARD.de usserte sich der deutsche Do-
pingspezialist Professor Wilhelm Schn-
zer in einem Interview im November 2008
jedoch mit Hinweis auf den Trab- und Ga-
loppsport eindeutig: Dort, wo die meisten
wirtschaftlichen Gewinne gemacht wer-
den, ist die Gefahr des Dopings am grss-
ten. Dies drfte grundstzlich auch auf
die Schweiz bertragbar sein, wenngleich
die Wetteinstze hierzulande wesentlich
geringer sind.
Pferde werden rasch verschlissenWeil die Pferde gnadenlos verheizt wer-
den, ist der Verschleiss bei den Galoppern
extrem hoch. Weissmller mutmasst, dass
frher oder spter rund neunzig Prozent
der Rennpferde beim Metzger landen.
Diese khne Behauptung scheint nicht
vllig aus der Luft gegriffen zu sein.
Nach einer wissenschaftlichen Stu-
die, die Maximilian Pick an der erwhn-
ten STS-Tagung zitierte, waren nach nur
anderthalb Jahren bereits ber 80 Prozent
der 436 beteiligten Pferde ausgeschieden.
ber die Hlfte davon litten an Erkran-
kungen des Bewegungsapparats, 22,6
Prozent hatten Atemwegsprobleme, 14,6
Prozent andere Krankheiten und 7,5 Pro-
zent wurden aufgrund von Verletzungen
aus dem Rennsport abgezogen.
Doch nur die wenigsten Pferdebesitzer
bemhen sich oft auch aus Ahnungs-
losigkeit darum, die gesundheitlichen
Schden behandeln zu lassen und danach
einen guten Platz fr die ehemaligen Ath-
leten zu finden. Stattdessen sehen sie sich
lieber an der nchsten Fohlenschau nach
einem neuen viel versprechenden Jungta-
lent um.] Matthias Brunner
*Name frei erfunden. Tatschlicher Name
der Redaktion bekannt.
Zwischenfall: Zum Glck blieb dieses Pferd (rechts) unverletzt, als es in Panik geriet und in der Startbox zu Boden ging.
Bepelzt: Sie kmmern sich nicht ums Wohlergehen der Tiere.
Temporeich: Mit ber fnfzig Stundenkilometern galoppieren die Pferde ber den Schnee des zugefrorenen St. Moritzer Sees.
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TIERREPORT 1/2009 15
Der elfjhrige franzsisch-mexikanische
Stierkmpfer Michelito Lagravere hat in
seiner Geburtsstadt Mrida in Mexiko
bereits einen traurigen Rekord errungen:
Sechs Stiere, die nicht lter als zwei Jahre
waren, qulte der Kindertorero an einem
einzigen Samstag zu Tode und bekam da-
fr zwei Ohren der toten Tiere als Trophe
zugesprochen. Doch damit nicht genug:
Die Eltern beantragten fr diesen Meu-
chelmord die Aufnahme in das Guinness-
Buch der Rekorde. berraschend schnell
hat Guinness World Records das widerli-
che Ansinnen des Lagravere-Clans, den
sechsfachen Stiermord als Weltrekord
anzuerkennen, scharf zurckgewiesen.
Erfolgloser WiderstandMexikanische Kinderschutz- und Antis-
tierkampforganisationen hatten zunchst
erreicht, dass das Spektakel in der Stier-
kampfarena Plaza de Toros von den Be-
hrden abgesetzt wurde. Direktorin der
Arena ist Michelitos mexikanische Mut-
ter. Ein daraufhin angerufenes Gericht
entschied jedoch, dass das blutige Spek-
takel trotzdem stattfinden knne.
Seit seinem sechsten Lebensjahr trai-
niert der Sohn des franzsischen Tore-
ros Michel Lagravere auf der vterli-
chen Stierkampfakademie fr das blutige
Schaugeschft. In Frankreich wurden
dem Minitorero letztes Jahr dank ener-
gischer Proteste von Tierschutzorganisa-
tionen Auftritte bei richtigen Stierkmp-
fen in den Arenen von Fontvieille und
Arles wegen unerlaubter Kinderarbeit
verboten.
Daraufhin organisierten die Stier-
kampfveranstalter eigens fr Michelito
in einem sdwestfranzsischen Provinz-
nest eine unblutige Schaucorrida, bei
der keine Folterinstrumente eingesetzt
werden durften. In diesem Jahr soll der
Wunderknabe erneut in Europa auftre-
ten.
Grosses MedienechoDie Eltern des jugendlichen Stiertters
behaupten stndig, dass der Knabe un-
entgeltlich als Amateurtorero auftrete
und damit keine Kinderarbeit leiste. Auf
das Salr des Kindertoreros knnen sie
auch leicht verzichten, da ihr Sohn fr
die volle familieneigene Arena in Merida
sorgt.
Die Tourneen durch die europischen
Stierkampfarenen und deren Medienecho
garantieren eine unbezahlbare Publizitt.
So betitelte die franzsische Zeitung Lib-
ration den jungen Michelito als L'enfant
roi de l'arne (der Kinderknig der Arena),
und 20 Minuten verstieg sich in der Jubel-
formulierung: Triomphe de l'enfant to-
rro: il tue six taureaux (Triumph des
Kindertoreros: Er ttet sechs Stiere). Die
Sonntagszeitung berichtete da um einiges
nchterner mit ihrer Titelzeile: Dreikse-
hoch macht aus Stieren Hackfleisch. ]] Mark Rissi
JACINTO KANEK /KEYSTONE
Kindertorero ist nicht rekordwrdigDieser vermeintliche Rekord ging sogar der Redaktion des legendren Guinness-Buchs der Rekorde zu weit. Die ruhmschtigen Eltern des elfjhrigen Michelito beantragten einen Ein-trag dafr, dass ihr Knirps an einem einzigen Tag sechs Stiere in der Arena abmurkste.
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TIERREPORT 1/2009
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TIERREPORT 1/2009 17
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Streifenmuster: In der irrenden Hitze erweist sich das Zebrafell als perfektes Tarnkleid.
Ein Zebrastreifen auf der Strasse soll die
Automobilisten darauf aufmerksam ma-
chen, die Fussgnger zu beachten. Ganz
anders verhlt sich dies in der freien Wild-
bahn: Da stellt sich das auffllige schwarz-
weisse Streifenmuster der Zebras in der
flirrenden Hitze unter der afrikanischen
Sonne als perfektes Tarnkleid heraus.
Schtzende StreifungDie Streifen bewirken, dass ein Zebra
durch das Luftflimmern auf einige hun-
dert Meter nicht mehr deutlich erkenn-
bar ist. Ein weiteres Phnomen tritt bei
einer ganzen Herde auf: Wenn die Zeb-
ras sich kreuz und quer bewegen, entsteht
eine Art Vexierbild, wodurch selbst Fress-
Im gestreiften Anzug durch die SavanneSie sind auffllig und doch perfekt getarnt: Zebras sind hervorragend an die harten Bedingungen ihrer Umgebung angepasst. Zwar unterscheiden sie sich je nach Art, doch sind viele Verhaltensweisen auch bei den ihnen verwandten, domestizierten Pferden erhalten geblieben.
feinde wie Lwen oder Hynen vermut-
lich verwirrt werden und ein einzelnes
Tier nicht mehr erkennen knnen. Mg-
licherweise wirkt dieser Schutz aus den
gleichen Grnden sogar gegen blutsau-
gende Insekten wie die krankheitsber-
tragende Tsetsefliege.
Handkehrum ist das Streifenmuster so
einzigartig wie der Fingerabdruck beim
Menschen. Es ist bei jedem Individuum
verschieden, und so knnen sich Zebras
gegenseitig unter vielen Artgenossen ein-
deutig identifizieren.
Das dekorative Fell wird den Zebras
mitunter aber auch zum Verhngnis. Denn
bei Trophenjgern ist es zum Teil auch
heute noch heiss begehrt. Geschtzt sind
Zebras nur lckenhaft, obwohl ausser dem
Steppenzebra alle anderen Arten und Un-
terarten als gefhrdet gelten. Besonders in
Lndern, in denen kriegerische Konflikte
herrschen, muss neben der legalen Jagd
auch mit Wilderei gerechnet werden.
Doch die grssere Bedrohung fr die
Zebrabestnde sind ihre schwindenden
Lebensrume, verursacht durch die Aus-
dehnung von Siedlungen und Farmen so-
wie deren Viehherden, welche zu Futter-
konkurrenten werden.
Unterschiedliche LebensweisenRein usserlich unterscheiden sich die drei
verschiedenen Zebraarten auf den ersten
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TIERREPORT 1/200918
Rangordnung: Kmpfe unter Hengsten werden erbittert ausgetragen.
Blick nicht enorm. Je nach Art oder Un-
terart variien jedoch Krpergrsse, Breite
der Streifen und Fellfrbung. Eine Be-
sonderheit sind die runden Ohren beim
Grevyzebra. Wie alle Wildpferde verf-
gen Zebras ber eine Stehmhne und ei-
nen Aalstrich auf dem Rcken.
Die Unterschiede zeigen sich eher in
der Weise, wie sich die Zebras ihrem je-
weiligen Lebensraum angepasst haben.
Das Bergzebra ist von seiner Umgebung
ausgesprochen stark geprgt. Geschickt
kann es sich dank seiner extrem harten
kurzen Hufe selbst in steilen Gerllhn-
gen mit traumwandlerischer Sicherheit
fortbewegen.
berleben durch berliefertes WissenPraktisch ausschliesslich in der Wste
Namib in Sdwestafrika kommt das
Hartmannzebra natrlicherweise vor. Es
ist usserst erstaunlich, wie diese Unter-
art in der anscheinend so lebensfeindli-
chen Gegend, wo die Temperaturen am
Tag auf ber 40 Grad Celsius klettern,
berleben kann.
Im Unterschied etwa zu Kamelen
mssen Zebras in der Regel jeden Tag
Wasser trinken knnen. Zwar gilt die
Wste Namib als einer der unwirtlichs-
ten Orte der Welt, an dem jhrlich durch-
schnittlich nur gerade 50 Millimeter
Regen fallen. Doch die Hartmannzebras
haben ber viele Generationen gelernt
und suchen jeweils gezielt jene Wasser-
stellen auf, wo es gerade Niederschlag
gegeben hat. Dazu legen sie bis zu hun-
dert Kilometer zurck.
Ausgetretene Trampelpfade zu den
Trnken beweisen, dass es sich hier um
ein weitergereichtes Wissen handeln
muss. Bis zu einem Meter tief mssen
die Zebras mit ihren Vorderhufen gra-
ben, um endlich ihren Durst stillen zu
knnen.
NomadenlebenWie die Bergzebras wandern auch die
Steppenzebras ber weite Distanzen. Sie
besiedeln als am weitesten verbreitete
Art die Steppengebiete vom Sden Su-
dans ber Ostafrika bis nach Sd- und
Sdwestafrika. Eine erfahrene Leitstute
fhrt die Herde zu den Wasserstellen und
Weidegebieten. Der Hengst folgt meist
als Letzter und beschtzt seine Stuten.
Es herrscht eine klare Rangordnung, der
sich jedes Familienmitglied fgen muss.
Mit sptestens vier Jahren verlassen
die Junghengste den Familienverband
und schliessen sich einer Junggesellen-
gruppe an, whrend Jungstuten mit ein
bis zwei Jahren von fremden Hengsten
entfhrt werden. Dagegen wehrt sich der
Vater vehement, wobei es zu erbitterten
ISTOCKPHOTO
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TIERREPORT 1/2009 19
Alle Zebras gehren zur Familie der Pferde (Equidae), zu welchen neben den
Wild- und Halbeseln auch die domestizierten Pferde zhlen. Das Grevyzebra
(Equus grevyi) ist mit einer Widerristhhe von bis zu 160 Zentimetern und einem
Gewicht von bis zu 450 Kilogramm der grsste Vertreter der drei Arten. Bekannt
sind insgesamt acht Unterarten, wobei das Quagga (Equus quagga) ausgestor-
ben ist.
Eine Stute bringt normalerweise nach einer Tragzeit von elf bis zwlf Monaten
ein Fohlen pro Jahr zur Welt. Schon nach wenigen Minuten steht das Fohlen
wenn auch noch etwas wackelig auf seinen vier Beinen und kann schon bald
seiner Mutter und der Herde folgen. Fr ein Fluchttier ist dies eine absolute Be-
dingung. Zebras knnen ein Alter zwischen 20 und 40 Jahren erreichen.
Tarnung durch Verwirrung: Durch die Streifen fllt es den Fressfeinden schwer, einzelne Tiere zu erkennen.
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GIAN SCHACHENMANN
Kmpfen mit dem Eindringling kommen
kann, die manchmal blutig enden. Die
Hengste bumen sich auf und schlagen
mit den Vorderhufen auf den Gegner ein
oder beissen ihm ins Genick.
Ganz anders ist die Sozialstruktur bei
den Grevyzebras, die hauptschlich in Ke-
nia sowie im Sden thiopiens und im
Westen von Somalia leben. Sie leben viel
individueller: Neben Hengst- und Stuten-
gruppen tolerieren die Grevys sogar ge-
mischte Herden. Dafr bewohnen sie feste,
riesige Territorien, die mehrere Quadratki-
lometer umfassen. Die einzelnen Gruppen
halten jedoch nur eine sehr lose Bindung
untereinander. Deshalb ndert sich deren
Zusammensetzung oft schon nach kurzer
Zeit erneut. Matthias Brunner
Zoologischer Steckbrief
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TIERREPORT 1/2009
In Europa werden noch immer Tierver-
suche fr Kosmetika durchgefhrt. Fr
unsere Schnheit mssen jhrlich bis zu
40 000 Tiere ihr Leben lassen.
Dabei msste kein einziges Tier fr
Kosmetika leiden und umgebracht wer-
den. Denn einerseits stehen Alternativen
zu Tierversuchen zur Verfgung, anderer-
seits sind mittlerweile bereits ber 8000
geprfte Roh- und Inhaltsstoffe vorhan-
den, die zur Formulierung von neuen und
attraktiven Kosmetika verwendet werden
knnen.
Kosmetika mit Herz
ber 60 Geschfte ausgezeichnetUm immer wieder neue Konservie-
rungsstoffe, Duftnuancen oder Farben
zu entwickeln, experimentiert die kos-
metische Industrie stndig mit chemi-
schen Stoffen. Diese sind Bestandteile von
pflegenden Kosmetika wie Gesicht- und
Handcrmes, Shampoos und Seifen sowie
dekorativen Kosmetika.
Bevor jedoch neue Stoffe verwen-
det werden, muss geprft werden, ob sie
zu Allergien fhren knnen, giftig sind
oder Haut und Schleimhute reizen. Fer-
ner wird untersucht, ob sie Krebs erregend
sind oder Einfluss auf die Genetik haben.
Oftmals wird auch nach Hinweisen
geforscht, ob und inwieweit die Substan-
zen vom Krper aufgenommen werden
knnen und wie sie ausgeschieden wer-
den. Die ntigen Informationen werden
zumeist anhand von Tierversuchen er-
mittelt. Diese sollen die Gesundheit der
Verbraucher sichern.
Wir kmpfen dafr, dass immer mehr
Kosmetikhersteller bei neuen Produk-
ten auf bereits geprfte Substanzen oder
auf Alternativen zum Tierversuch set-
20
Fr Kosmetika drfen keine Tiere mehr sterben. Mit seiner Kampagne will der STS den Verkauf von tierfreundlich herge-stellten Kosmetikprodukten frdern. Konsumentinnen und Konsumenten er-halten konkrete Hilfe, in welchen Lden sie diese Produktelinien nden knnen.
Ausgezeichnet: Rosie A. Maier und Jonny Scuderi von Lush Basel freuen sich,dass sie ausschliesslich tierversuchsfreie Kosmetika anbieten knnen.
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TIERREPORT 1/2009 21
zen. Kein Tier soll mehr fr Kosmetika
leiden mssen! Denn je mehr Menschen
fr ihr Wohlbefinden und ihre Schnheit
auf tierfreundliche Produkte setzen, desto
weniger Tiere werden geqult.
Es geht auch ohneTierversucheAus diesem Grund hat der STS im Jahr
2007 das Projekt Kosmetika mit Herz
lanciert. Unsere Aufklrungsarbeit be-
gann mit einer Broschre und einer Pres-
sekonferenz. Die Broschre enthielt ge-
rade mal 16 Kosmetikhersteller, die ihre
Produkte tierfreundlich herstellen. Nach
etwas mehr als einem Jahr ist die Liste der
tierfreundlichen Kosmetikproduzenten
auf erfreuliche 25 angestiegen. Es ist das
Ziel des Projekts, tierfreundliche Kosme-
tiklinien zu identifizieren, Konsumentin-
nen und Konsumenten aufzuklren und
ihnen zu zeigen, dass kein Tier fr unsere
Schnheit mehr sterben msste.
Natrlich versuchen wir weiterhin,
Firmen zu identifizieren, die tierfreund-
lich produzieren.
Im Herbst 2008 ging das Projekt in die
zweite Runde: Um noch mehr Transparenz
fr die Konsumentinnen und Konsumen-
ten von kosmetischen Produkten schaf-ff
fen zu knnen, haben wir die Detaillis-
ten in der Deutschschweiz angeschrieben.
Es gelang uns, mehr als 60 Geschfte zu
finden, die tierfreundlich hergestellte Pro-
dukte verkaufen. Diese Geschfte wurden
mit einer Urkunde des STS ausgezeich-
net. Alle diese Geschfte fhren mindes-
tens drei tierfreundliche kosmetische Pro-
duktelinien in ihrem Sortiment. Die meis-
ten davon bieten auch entsprechende Be-
ratung an. Um sicher zu sein, dass kein
Tier in Versuchen leiden musste, kaufen
Sie tierfreundliche Produkte bei einem der
von uns ausgezeichneten Detaillisten.
Kampagne geht weiterIst damit unser Ziel schon erreicht? Nein,
noch lange nicht! Wir arbeiten gerade da-
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Drogerie Schuwey AG, 1716 Plaffeien / Sonny Sport + Naturkost, 1716 Schwarzsee / Genossenschaft Phnix, 2502
Biel / Kropf & Co Drogerie Kruterhaus-Herboristerie, 2552 Orpund / LUSH Bern, 3011 Bern / Drogerie Zollikofen
Zodro AG, 3052 Zollikofen / Drogerie Lthi, 3110 Mnsigen / Impuls Drogerie Fischer, 3123 Belp / Drogerie Balmer
GmbH, 3150 Schwarzenburg / Drogerie Richter, 3232 Ins / Drogerie-Naturheilmittel Kser & Vgeli, 3422 Kirchberg
/ Drogerie Egger, 3425 Koppigen / Drogerie Sommer, 3472 Wynigen / Blliz Apotheke + Drogerie, 3600 Thun / Ge-
sundquelle Naturladen, 3714 Frutigen / Pedro-Drogerie Moser, 3770 Zweisimmen / Sadro Saanenland-Drogerie AG,
3780 Gstaad / Drogerie zum Chrterhsli, 4051 Basel / LUSH Basel, 4051 Basel / Hornstein AG Apotheke/Drogerie/
Reformhaus, 4153 Reinach / Laden 29, 4410 Liestal / Bio Laden Gnterli, 4500 Solothurn / Impuls Drogerie Nagel,
4500 Solothurn / Kornblume, der Bioladen, 4900 Langenthal / Naturata, 5430 Wettingen / Bio Peter, 5600 Lenzburg /
Drogerie Kaufmann, 5722 Grnichen / Drogerie Klaus Gmbh, 5726 Unterkulm / LUSH Luzern, 6004 Luzern / drogi.ch
Drogerie Giger, 6182 Escholzmatt / LUSH Switzerland AG, 6300 Zug / LUSH Zug, 6301 Zug / Drogerie Peter Luig, 6410
Goldau / Regenbogen Bio Reformhaus, 6430 Schwyz / Drogerie Geiser AG, 6460 Altdorf / Genossenschaft Rgawurm,
7000 Chur / Natur Laden Bio Reformprodukte, 7050 Arosa / Heid Drogerie, 7078 Lenzerheide / pill drogaria ilanz,
7130 Ilanz / Drogerie Schneider AG, 7430 Thusis / LUSH Zrich (Linthescher), 8001 Zrich / LUSH Zrich (Niederdorf),
8001 Zrich / Casa Natura, der Bioladen, 8050 Zrich / bambus fair trade bio laden, 8105 Regensdorf / Drogerie
Ritzmann, 8126 Zumikon / Natrlich hri Bioladen, 8180 Blach / viva natura Natrlich Pegen, 8200 Schaffhausen /
Drogerie Kaufmann, 8222 Beringen / Pro Natur, 8340 Hinwil / Drogerie Wyss, 8500 Frauenfeld / Drogerie Bohl, 8575
Brgelen / Bahnhof-Drogerie, 8580 Amriswil / Kornladen Kempten, 8623 Wetzikon / Bioladen Uznach, 8730 Uznach /
Dorfdrogerie Baumann, 8805 Richterswil / Einsiedler Drogerie Hensler und Merz AG, 8840 Einsiedeln / Paracelsus-
Apotheke, 8840 Einsiedeln / LUSH Spreitenbach, 8957 Spreitenbach / Falken Drogerie, 9000 St. Gallen / Neumarkt
Drogerie Parfmerie, 9000 St. Gallen / Stadtladen St. Gallen, 9000 St. Gallen / Rotmonten-Drogerie, 9010 St. Gallen /
aponatura Ackermann, 9053 Teufen / Claro Welt- + Bioladen, 9113 Degersheim / Adler Drogerie Reform, 9424
Rheineck / Drogerie-Naturheilmittel Lippuner, 9475 Sevelen / Bioladen Terra Viva, 9500 Wil / Punkt Wil, 9500 Wil
Geschfte, welche Kosmetika mit Herz verkaufen (nach Postleitzahlen)
ran, die Geschfte auf unserer Homepage
aufzufhren. So werden die Konsumen-
tinnen und Konsumenten in der Lage sein,
das am nchsten gelegene Geschft mit
tierfreundlichen Kosmetika in ihrer Re-
gion zu finden.
Parallel dazu weiten wir das Projekt
Kosmetika mit Herz auf die Romandie
aus. Auch in der franzsischsprachigen
Schweiz mchten wir die Transparenz
und die Aufklrung vorantreiben. In den
nchsten Wochen schreiben wir die De-
taillisten in der franzsischen Schweiz
an. Alle, die nachweislich mindestens
drei tierfreundliche kosmetische Pro-
duktelinien anbieten, werden wiederum
mit unserer Urkunde ausgezeichnet und
ebenfalls auf unserer Homepage aufge-
fhrt. Wir knnen erst ruhen, wenn kein
Tier mehr wegen unserer Schnheit ster-
ben muss. ]
Lydia Baumgarten
Tierrztliche Beratungsstelle STS
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TIERREPORT 4/20084 TIERREPORT 4/2008TIERREPORT 4/20082244
Bewegende Geschichten aus den Tierheimen der STS-Sektionen
ber dreizehn Jahre lebte der Sennenhund-Mischling Diana
wohl behtet bei seiner Familie in Luzern, bis die Besitzer aus
Altersgrnden ins Spital mussten und nicht mehr fr ihre treue
Wegbegleiterin sorgen konnten.
Anfnglich schien es ihr auch nichts auszumachen, im Tier-
heim zu leben. Sie bekam genug zu Essen, konnte jeden Tag
am Morgen und am Nachmittag auf die grosse Spielwiese ge-
hen, und es war immer etwas los. Sie benahm sich sehr gut ge-
genber ihren Artgenossen, sodass sie mit ihnen herumtollen
konnte.
Liebling des TeamsZwar konnte fr Diana ein schnes Zuhause gefunden werden,
doch konnte sie sich nicht eingewhnen und kam schliesslich
zurck ins Tierheim.
Die Tierpflegerinnen und Tierpfleger kmmerten sich lie-
bevoll um Diana und verwhnten sie richtiggehend. So hatte
Diana auch das Privileg, in der Nacht mit ins Dienstzimmer zu
gehen, wo sie beim Personal schlafen durfte. Das hat Diana
beraus geliebt. Wenn unsere Chef-Tierpflegerin Abenddienst
hatte, durfte Diana sogar zu ihr in die Wohnung, wo extra ein
Pltzchen fr sie bereitstand.
Diana sorgte fr HarmonieDa Diana eine so friedliebende Hundedame war, kam es so weit,
dass sie sich eines Tages frei im Tierheim bewegen durfte. Diana
fing wieder an zu fressen, schmeichelte sich bei der Kundschaft
ein und schien wieder eine rundum zufriedene Hundelady zu
sein. Dies zeigte uns, Diana wollte bei uns bleiben. Hier war ihr
Platz, und hier gehrte sie hin.
Whrend ihrer ganzen Zeit bei uns hatte Diana mit anderen
Hunden oder Personen nie eine Auseinandersetzung. Ihre Art-
genossen bewiesen Respekt vor ihr, als ob klar wre, dass Diana
zum Tierheim gehrte. Sie war so bekannt, dass es Leute gab,
die nur ihretwegen zu uns kamen.
Diana machte einen zufriedenen Eindruck, selbst als sie mit
der Zeit an Altersbeschwerden litt. Doch am 18. Februar 2009
bemerkt die erste Tierpflegerin, die am Morgen zur Arbeit kam,
dass Diana nicht mehr aufstehen konnte. Sie war einfach zu
schwach. Ruhig lag sie da und nahm jeden wahr, der bei ihr war,
bis sie friedlich einschlief. Das ganze Team sass neben Diana
am Boden und nahm Abschied von ihr. Den Krper von Diana
haben wir kremieren lassen. Die Asche ist bei uns im Tierheim
aufbewahrt, da, wo Diana hingehrt.
Tierheim an der Ron, Tierschutzverein des Kantons Luzern
Das Tierheim-Maskottchen
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TIERREPORT 1/2009 23
Aus dem Lftungs-
schacht gerettet
Ein Hauswart aus Neuendorf rief an und erzhlte, dass sich drei
Katzen auf einem Gelnde von Alterswohnungen aufhielten, die
zu niemandem gehrten. Wir fuhren sofort los und machten uns
ein Bild vor Ort. Als wir um das Gebude gingen, hrten wir ein
klgliches, leises Miauen. Doch woher stammte es wohl?
Ein Blick in den Lftungsschacht der Liegenschaft liess uns
innehalten: Da bewegte sich doch etwas! Tatschlich sass eine
Ktzin schtzend ber ihren drei kleinen Jungen. Sofort stell-
ten wir eine Katzenfalle mit leckerem Futter auf, um das Mut-
tertier anzulocken. Nicht lange mussten wir warten, und die
Falle schnappte zu. Nun konnten wir uns an die Rettung der
Kleinen machen.
Mit vereinten Krften hoben wir den Gitterdeckel vom
Schacht aus seiner Verankerung. Auf dem Bauch liegend und
mit gestreckten Armen konnten wir in den Schacht greifen.
Drei kleine Hufchen Elend, wrmesuchend, eng aneinander
geschmiegt, lagen auf dem kalten Kiesboden. Ein bereits zerfal-
lenes Skelett von einem Jungtier lag ebenfalls daneben.
Sofort holten wir
die erst etwa vier
Wochen alten
Ktzchen aus
dem Schacht
und brachten
sie zusammen
mit ihrer Mutter i
Tierklinik. Die Ktzchen waren alle voller Flhe und
sehr geschwcht.
Es gelang uns schliesslich, die Mutter sowie Mira und Moira
am Leben zu erhalten. Mit viel Liebe und Engagement von uns
allen entwickelten sich die beiden zu prchtigen Katzen. Auch
die Ktzin und die anderen von uns bei der Liegenschaft ein-
gefangenen Katzen wurden tierrztlich versorgt und kastriert.
Alle konnten von uns erfolgreich vermittelt werden und beka-
men tolle Endpltze bei Katzenliebhabern.
Tierdri Olten, Tierschutzverein Olten und Umgebung
Nachdem meine ehemaligen Besit-
zer nach Amerika auswanderten und
mich nicht mitnehmen konnten, war
ich zuerst traurig, als ich ins Tierheim
kam. Doch seit dem 20. Februar 2009
habe ich nun ein neues Zuhause in Zi-
zers. Im neuen Heim angekommen, be-
gutachtete ich alles; von der Wasch-
kche bis zum Schlafzimmer. So viele
Zimmer und so viel Platz! Solch gro-
sse Fenster hatte ich ja noch nie ge-
sehen! Was da draussen nicht alles los
war: Vgel, Bume und es schneite so-
gar noch. Ich konnte mich kaum halten,
mein Drang, draussen alles anzuschauen, war so gross.
Wahrscheinlich habe ich meine neuen Besitzer so geplagt,
dass die Frau schliesslich mit mir nach draussen ging. Sie stand
immer hinter mir, und ich schnupperte die frische Luft. So bin
ich zwei Stunden nach dem Einzug in das neue Heim schon
draussen herumgelaufen und konnte alles beschnuppern. Es ist
infach wunderschn hier, und
ch bin schon lngst keine Haus-
katze mehr.
Meine Besitzer haben auch
Namen: Herbert und Karo-
ina. Mich rufen sie Kalo. Das
heisst in der tibetischen Sprache
schwarz. Ist doch passend, und
der Name gefllt mir sehr.
Nachts darf ich sogar bei
Karolina auf dem Bett schla-
fen. Futter gibt es auch ganz
feines. Auch Katzengras ha-
ben sie speziell fr mich ange-
pflanzt. Kurz und gut: Ich fhle mich sauwohl bei meinen
neuen Besitzern.
Euch allen danke ich fr die Zeit im Tierheim; es war eine
schne Zeit. Ihr seid so lieb zu mir gewesen. Danke!
Euer Kalo
Tierheim und Tierhotel Arche Chur
Kalos neues Leben
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TIERREPORT 4/20084 TIERREPORT 4/2008TIERREPORT 4/20082444
Die meisten Schweine in der EU werden
in industriell geprgten Mastanlagen mit
bis zu 60 000 Tieren gehalten. Sie se-
hen niemals Tageslicht und vegetieren in
berfllten strukturlosen Buchten mit Be-
tonspaltenbden dahin, ohne Stroh und
ohne Beschftigungsmglichkeiten. Die
Tiere haben weder Auslauf noch Suhl-
und Scheuermglichkeiten. Diese Haltung
fhrt zu Gelenk- und Muskelkrankheiten,
Kreislaufschwche, schmerzhaften Druck-
stellen, Hautabschrfungen und Verlet-
zungen an den Klauen. Fehlende Beschf-ff
tigung und Enge frdern Aggressionen,
die schlechte Stallluft verursacht Lungen-
schden, der harte und glatte Stallboden
mit hohem Spaltenanteil bedingt Klauen-
verletzungen und Gelenkentzndungen.
Die rasante Gewichtszunahme von 30
Kilogramm bis auf das Schlachtgewicht
von 100 Kilogramm in nicht einmal vier
Monaten berfordert den Knochenappa-
rat und das Herz-Kreislauf-System der
Tiere.
Erschtternde ResultateDie Recherche der ECFA konzentrierte
sich auf die Schlsselindikatoren. ber
90 Prozent der Schweine hatten kupierte
Schwnze. Dabei ist das routinemssige
Kupieren in der EU verboten. Zuerst
mssten andere Massnahmen ausprobiert
werden, um das Schwanzbeissen zu ver-
hindern.
Viele Betriebe boten den Tieren kein
Beschftigungsmaterial an, obwohl das
in der EU fr neuere Anlagen ab 2003
vorgeschrieben ist. Die Langeweile und
der Stress in der Enge rufen Verhaltens-
strungen hervor, die vom Stangenbei-
ssen, ber das so genannte Trauern (da-
bei sitzt das Tier auf seinen Hinterlufen
und lsst den Kopf vornberhngen) und
das Schwanzbeissen bis hin zum Kanni-
balismus reichen.
Das Elend der ZuchtsauenDie allermeisten Zuchtsauen werden, bis
auf wenige Wochen im Jahr, einzeln in
so genannte Kastenstnde gesperrt. Diese
sind so eng, dass sich die Tiere weder
umdrehen noch nennenswert vor- oder
rckwrts bewegen knnen. Das Metall-
gitter fixiert die Tiere whrend der Ge-
EU: Bedingungen wie im Saustall
Die Resultate der Studie der europischen Nutztierkoali-tion European Coalition for Farm Animals (ECFA) sind er-schreckend: berall wurden tierqulerische Bedingungen und Gesetzesbertretungen festgestellt. Dabei wurden 2008 die Zustnde in ins-gesamt 60 reprsentativen Schweinebetrieben in 5 EU-Staaten ausgewertet.
REUTERS
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TIERREPORT 1/2009
burt und der Sugezeit. Doch wozu et-
was daran ndern, denken sich wohl die
Mster. Die EU erlaubt schliesslich Kas-
tenstnde noch bis 2013.
Grosse Nachfrage nachbilligem FleischSchuld an diesen unhaltbaren Zustnden
sind auch die Konsumenten, denn die
Nachfrage nach Schweinefleisch in der
EU ist gross. Allein in Deutschland wer-
den jhrlich ber 48 Millionen Schweine
geschlachtet Tendenz steigend. Da die
Konsumenten billiges Fleisch bevor-
zugen, haben kleinbuerliche Betriebe
keine Chance. Der Markt wird deshalb
von Grossproduzenten aus Holland, D-
nemark, Deutschland, Ungarn und Spa-
nien beherrscht.
Lobbying fr die TiereDie gngige industrielle Schweinehal-
tung widerspricht dem Tierschutzgesetz,
nach dem ein Tier, seinen Bedrfnissen
entsprechend, verhaltensgerecht unter-
gebracht werden muss. Die EU-Richtli-
nie zur Schweinehaltung soll nun in die-
sem Jahr berarbeitet werden, um den
Schweinen etwas mehr Lebensqualitt zu
bieten. Der STS wird sich als Mitglied der
europischen Nutztierschutzvereinigung
ECFA aktiv in das Lobbying fr die Tiere
einschalten. ]] Mark Rissi
Die aktuelle Studie der European Coalition for Farm Animals
(ECFA) malt ein erschtterndes Bild der EU-Schweinehaltungen.
Kenner der EU-Tierschutzpolitik berraschen diese Resultate al-
lerdings nicht. Die gleiche Situation ndet sich seit Jahren bei
den Schlachttiertransporten.
Statt eine ehrliche Abkehr von Tierfabriken und Qualtrans-
porten einzuleiten, wie sie von der Mehrheit der EU-Brger ge-
wnscht wird, betreibt Brssel beim Tierschutz Psterli- und
Symbolpolitik. Vollmundig werden der besorgten Bevlkerung je-
des Jahr neue Vorschriften angekndigt. Diese bungen bringen
den Nutztieren in der EU aber meist wenig, da sich die Vorschrif-
ten inhaltlich oft mehr an den Bedrfnissen der Tierfabrikanten
als am Tierwohl orientieren, und deren Vollzug in vielen Lndern
praktisch inexistent ist, wie die erwhnte ECFA-Studie zeigt.
Unter diesen Voraussetzungen ist das vom Schweizer Bun-
desrat gewnschte Freihandelsabkommen mit der EU im Be-
reich Landwirtschaft aus Tierschutzsicht usserst fragwrdig.
Die Schweiz kann nichts beitragen zur Verbesserung der Nutztier-
haltung und Schlachttiertransporte in der EU. Ja, unsere Fleisch-
importeure und all jene, die hierzulande auslndisches Fleisch
kaufen oder im Restaurant konsumieren frdern geradezu die
geschilderten Tierqulereien im Ausland. Ein Freihandelsab-
kommen wrde die tierschtzerischen Errungenschaften in der
Schweizer Landwirtschaft gefhrden und den Weg fr Tierfabri-
ken ebnen.
Hansuli Huber, STS-Geschftsfhrer Fachbereich
25
Land Schwanz kupiert keine BeschftigungsmglichkeitHolland 100 % 88 %Deutschland 70 % 98 %Spanien 100 % 100 %Ungarn 70 % 70 %England 54 % 36 %
Verstsse gegen den Tierschutz
Freihandelsabkommen gefhrdet Nutztierschutz
Leiden fr den Prot: Die Konsumenten wollen billiges Schweineeisch.
KEYS
TON
E
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TIERREPORT 1/200926
A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + +
T H A I L A N D
Schmuggler von Schuppentieren gefasst
C H I N A
Die ltesten Schildkrten
der WeltDer thailndische Zoll hat 130 Ex-
emplare des vom Aussterben bedroh-
ten und bei Feinschmeckern sehr be-
liebten Schuppentiers aus den Fngen
eines Schmugglers befreit. Die Tiere
seien bei der Kontrolle eines Lastwa-
gens in der zentralthailndischen Pro-
vinz Prachuab Khirikhan in wenigen
In China wurden 220 Millionen Jahre
alte Fossilien von Halb-Panzer-Schild-
krten mit Zhnen entdeckt: Der spek-
takulre Fund gibt Hinweise darauf, wie
sich der einzigartige Panzer der Tiere ent-
wickelt haben knnte. Rekordhalter wa-
ren bislang Funde aus Deutschland, die
auf rund 205 Millionen Jahre geschtzt
wurden. Nun haben Forscher in China
gleich drei Urschildkrten ausgegraben,
die rund 15 Millionen Jahre lter sind.
Die neu entdeckte Art, die lngst ausge-
storben ist, wurde von ihren Entdeckern
Odontochelys semitestacea getauft, was
auf Deutsch Halb-Panzer-Schildkrte
mit Zhnen heisst. Das wiederum ver-
weist auf ihre besondere Charakteristik:
Sie hat nur einen Bauch-, aber keinen R-
ckenpanzer.
Kfigen zusammengepfercht gefunden
worden, teilte die Zollbehrde mit. Der
Handel mit Schuppentieren, die wegen
ihres Aussehens auch Tannenzapfen-
tiere genannt werden, ist in dem asia-
tischen Land seit acht Jahren verboten.
Dem Fahrer des Fahrzeugs drohen nun
bis zu zehn Jahre Haft.
KEYS
TON
E
F R E R - I N S E L N
Aufruf fr Walfangstopp
K R A S N O D A R
Putins Tiger lebt in Zoo
Seit Jahren kmpfen Umweltschtzer fr
einen Fangstopp der friedlichen Meeres-
suger. Nun hat die Regierung der Frer-
Inseln im Nordatlantik dazu aufgerufen,
ab sofort keine Pilotwale mehr zu jagen.
Hintergrund der Geschichte: Die hchsten
Beamten des Gesundheitsministeriums
haben in selbst durchgefhrten Untersu-
chungen von Pilotwalen hohe Konzent-
rationen von Giftstoffen gefunden, wie
Der kleine Ussuritiger, den Wladimir Pu-
tin als Geburtstagsgeschenk erhielt, lebt
im Gelendshiker Safaripark in der Region
Krasnodar, teilte der Zoo mit. Zuvor ver-
weigerte die Direktion des Zoos offiziell
jegliche Kommentare dazu. Ob Putin den
Tiger tatschlich im Zoo Gelendshik un-
tergebracht habe, wurde weder besttigt
noch kommentiert.
Spter besttigte jedoch Boris Papia-
schwili, der Direktor des Safariparks,
dass der Tiger da lebe und sich gut fhle,
wie alle anderen Tiere im Park. Den
kleinen Tiger haben wir in einem geson-
derten Gehege mit allem Komfort unter-
gebracht, das fnf mal fnf Meter (Red.:
sic!) misst, sagte Papiaschwili.
die Onlineausgabe des Wissenschaftsma-
gazins New Scientist berichtete. Die In-
seln, die trotz einer eigenen Regierung zu
Dnemark gehren, aber nicht EU-Mit-
glied sind, haben an der seit Jahrtausen-
den existierenden Tradition des Walfangs
festgehalten. Tausende kleine Pilotwale
wurden zum Teil mit traditionellen Me-
thoden jedes Jahr gettet und auch von
den meisten Frern verzehrt.
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TIERREPORT 1/2009 27
+ + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T
R U S S L A N D
Froschfett von Zoll
beschlagnahmt
E N G L A N D
Zoo-Elefanten leben weniger lang
R O M
Jahr des GorillasZum Auftakt der UN-Artenschutzkonferenz ber wandernde Tierarten hat Frst
Albert II. von Monaco offiziell die weltweite Gorilla-Kampagne erffnet und das
Jahr 2009 zum Jahr des Gorillas erklrt. Die stark bedrohten afrikanischen Men-
schenaffen wrden allzu oft Opfer von Wilderern, Umweltzerstrung und Kriegen,
betonte Albert. Dabei soll die Tragdie der Menschen nicht jener der Tiere entge-
gengestellt werden, denn einmal mehr geht hier die Zerstrung der Natur mit der
Zerstrung des Menschen im Gleichschritt.
Wilderei, Kriege und die Zerstrung ihrer Lebensrume haben die Tiere inzwi-
schen an den Rand des Aussterbens gebracht. Drei der vier Gorilla-Unterarten ste-
hen auf der hchsten Gefhrdungsstufe auf der Roten Liste der Weltnaturschutz-
union IUCN, die vierte Unterart steht auf der zweithchsten Gefhrdungsstufe.
In der Region Primorje verhinderte der
Zoll die illegale Ausfuhr von 27 Kilo-
gramm Froschfett nach China. Mit Verst-
ssen gegen die CITES-Konvention wurde
der Zoll in Chassan schon fter konfron-
tiert. Aber eine so grosse Menge an Frosch-
fett wurde erstmals beschlagnahmt. Nach
sehr vorsichtigen Schtzungen kann der
Marktwert des Froschfetts mehr als 1,8
Millionen Rubel betragen. In der Region
Primorje wurden fr die Chinesen 13 000
Frsche gettet. In der traditionellen stli-
chen Medizin wird Froschfett (unbefruch-
teter Froschlaich) fr die Herstellung ver-
schiedener Arzneimittel und Salben ver-
wendet und wird genauso geschtzt wie
die Schen-Schen-Wurzel. Die Methode sei-
ner Gewinnung ist sehr grausam. Lebende
Frsche werden mit den Fssen nach oben
aufgehngt. Vorher werden die Gelenke
leicht eingeschnitten, damit das heraus-
tropfende Fett in einem Gefss aufgefan-
gen werden kann. Ein solcher Prozess dau-
ert einige Stunden, in dessen Verlauf der
Frosch langsam auf qualvolle Weise stirbt.
Die durchschnittliche Fettmenge, die von
einem Frosch gewonnen werden kann, be-
trgt zwei bis drei Gramm.
ISTO
CKPH
OTO
ISTO
CKPH
OTO
Elefanten in Zoos haben eine wesentlich
geringere Lebenserwartung als in Freiheit
lebende Tiere. Das haben britische Forscher
bei der Analyse der Lebensdaten von 4500
afrikanischen und asiatischen Elefanten
nachgewiesen. Die eingesperrten Dickhu-
ter leiden unter vielen Krankheiten, die in
freier Wildbahn sehr selten auftreten, sind
hufig zu dick und starken psychischen
Belastungen ausgesetzt. Ohne Nachwuchs
von jungen Elefanten, die in freier Wild-
bahn eingefangen werden, wrden Ele-
fanten in Zoos aussterben, sagen die Wis-
senschaftler um Ros Clubb von der Tier-
schutzorganisation RSPCA. Insgesamt un-
tersuchten die Forscher die Daten von 786
weiblichen Tieren in europischen Zoos,
von 1089 afrikanischen Elefanten aus dem
Amboseli-Nationalpark in Kenia und von
2905 asiatischen Elefanten aus der Holzin-
dustrie in Myanmar, dem frheren Burma.
Diese ebenfalls in Gefangenschaft leben-
den asiatischen Elefanten dienten dabei als
Vergleichsgruppe.
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TIERREPORT 4/20084 TIERREPORT 4/2008TIERREPORT 4/20082844
Mit ein paar wenigen Mausklicks kann
man sich im Internet fast jedes ge-
wnschte Tier bestellen. Eine Internetre-
cherche des STS im Oktober 2008 ergab,
dass an einem einzigen Tag auf 22 Inter-
netportalen ber 15 000 Inserate mit rund
500 verschiedenen Tierarten standen. Bei
einer aktuellen Stichprobe waren es sogar
bereits 20 000 Angebote fr Tiere.
ffchen als HaustiereangebotenErschreckend hoch dabei ist der Anteil
von Inseraten fr den Verkauf exotischer
Tiere wie Riesenschlangen, Echsen, Vo-
gelspinnen oder Kapuzinerffchen. Diese
werden alle als von Hand aufgezogen
angeboten. Somit ist davon auszugehen,
dass es sich um Wildfnge handelt. Die
kleinen Babyffchen werden ihren Mt-
tern brutal entrissen, oder die Mtter
werden zuvor gettet. Den Verkauf von
Kapuzinerffchen fhrt in der Schweiz
www.adoos.ch an. Selbst Schimpansen
und ber 1000 andere Tiere mit fragwr-
diger Herkunft werden auf diesem Inter-
netportal angeboten.
Tiermaa tummelt sich im InternetMarktplatz Internet: Vom Hundewelpen bis zum Grteltier wird fast jede gewnschte Tier-art angeboten. Dies hat der STS bei einer breit angelegten Recherche herausgefunden.Doch viele dieser Inserate sind unseris, oder es stehen sogar kriminelle Machenschaf-ten dahinter.
@JKF:BG?FKF
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TIERREPORT 1/2009
Hundeelend aus dem Osten angeliefertDoch die meisten Inserate betreffen
Hunde. Allerdings erscheinen nur we-
nige Annoncen seris, dies lsst einen flo-
rierenden Hundehandel mit dem Ausland
vermuten. Vor allem die osteuropischen
EU-Lnder (Slowakei, Ungarn, Bulgarien,
Tschechien, Slowenien) betreiben ein luk-
ratives Geschft mit der Ware Hund.
Vorgetuschte Testeinkufe des STS
haben besttigt: Die Tiere werden tatsch-
lich berallhin geliefert. Nur leider kom-
men die Hunde stark geschwcht und teil-
weise sterbenskrank beim Empfnger an.
In Anbetracht der schlechten, skandal-
sen Aufzuchtbedingungen in Zuchtfabri-
ken, der viel zu frhen und brutalen Ent-
whnung von Mutter und Geschwistern,
der langen und strapazisen Reise (ohne
Pausen, Wasser und Futter, tagelang, ber
tausende Kilometer!) und dem nachhaltig
gestrten Sozialempfinden und -verhal-
ten sind keine lebenstchtigen, gesunden
Tiere zu erwarten.
Hunde als MassenwareDie Verkufer bleiben stets anonym ein
klassisches Kennzeichen unseriser Inter-
netplattformen und deren Anbieter. Ein
unbescholtener Inserent kann seine Iden-
titt jederzeit und jedermann problemlos
preisgeben. Denn fr ihn gibt es nichts,
was verborgen oder verheimlicht werden
msste. Besonders auffllig sind Mehr-
fachinserate mit gleichen Bildern und
teilweise schlecht oder nur bruchstck-
haft bersetzten Texten. Keine oder sehr
niedrige Preisangaben (150400 CHF/
Euro) sind weitere Merkmale.
Typisch ist der Hinweis auf den Boten,
beziehungsweise die Tiertransportfirma.
Es muss nur bezahlt werden, wenn die
Ware Hund dann tatschlich auch ge-
fllt. Der tierqulerische Deal wird so ri-
sikofrei dargestellt. Einzeltiere sind nicht
wertvoll. Sterben sie beim Transport, so
knnen sie problemlos durch ein anderes
mitgefhrtes Tier ersetzt werden.
Teilweise werden mehr als 150 Tiere
auf engstem Raum in dunklen, nicht kli-
matisierten Fahrzeugen tausende Kilo-
29
meter weit transportiert. Auch Flugzeug-
transporte bilden keine Ausnahme.
Zwischen den EU-Lndern herrscht
ein blhender Hundehandel. So werden
allein aus der Slowakei jhrlich mindes-
tens 30 000 Welpen nach Spanien trans-
portiert. Aus Ungarn und Bulgarien wer-
den tausende von Hunden nach Italien und
Frankreich verbracht. Das Kilo Hund ist
billiger importiert, als in Spanien, Frank-
reich oder Italien selbst gezchtet. Die
Abnehmer sind Hundezchter, fr die ein
solcher Zwischenhandel deshalb lukrati-
ver ist als selbst zu zchten.
Was nicht ber Zchter abgesetzt wer-
den kann, landet als Ausschuss bei an-
deren Anbietern. Solche Hunde werden
ber dunkle Kanle durch Zoogeschfte
oder Tierhilfeorganisationen wieder reim-
portiert auch in die Schweiz. Von Wien
aus werden wchentlich circa 200 Wel-
pen allein aus der Slowakei nach Spanien
ausgeflogen. Solche Exporte werden sp-
testens am Flughafen kontrolliert, knnen
aber nur selten beanstandet werden, da
die Reisevorschriften anscheinend erfllt
werden.
Korrupte Tierrzte involviertHerkunft und tatschliches Alter der Wel-
pen knnen mit Hilfe kooperativer Ve-
terinre reise- und exportfhig ange-
passt werden. Die meist weit unter acht
Wochen alten Tiere drften nach EU-Recht
sonst nicht getrennt von der Mutter trans-
portiert werden. Erst das gut eingespielte
Dreiecksverhltnis zwischen dem ur-
sprnglichen (Massen-)Zchter, dem ver-
trauten, beteiligten Veterinr, dem Wel-
penkufer und -verkufer, bzw. dem ver-
meintlichen Zchter, ermglicht den mafis
strukturierten Hundehandel auf Dauer.
Doch unlngst konnte ein 25-jhriger
Mann aus Potsdam von der Polizei gefasst
werden, weil er mutmasslich ungeimpfte
Welpen aus Polen illegal als angebliche
Tiere aus deutscher Zucht in Deutschland
und der Schweiz ber das Internet ver-
kauft habe, so berichtete die Mrkische
Allgemeine Zeitung. ]Julika Fitzi-Rathgen
Leiterin STS-Fachbereich Hunde
Ich abonniere denTIERREPORT
Ich abonniere den TIERREPORT zumPreis von CHF 12.80 fr ein Jahr.
Ich verschenke ein TIERREPORT-Abo zum Preis von CHF 12.80 fr ein Jahr.Die Rechnung geht an mich.
Ich mchte die Arbeit des SchweizerTierschutz STS untersttzenund werde den Abobetrag um
CHF _________ zustzlich erhhen.
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K@
-
TIERREPORT 4/20084
In der Fragestunde whrend der
Frhlingssession hat die grnliberale
Nationalrtin Tiana Moser aus dem
Kanton Zrich vom Bundesrat Aus-
kunft darber verlangt, ob er ein gene-
relles Verbot fr Neuinstallationen von
Stahldrahtzunen befrwortet. Bei
Drucklegung war die Antwort des Bun-
desrats noch nicht bekannt. Neuste
Informationen sind im Internet unter
www.nationalrat.ch nachzulesen.
Nachgefragt
TIERREPORT 1/200930
Bereit zur Abgabe: Vertreterinnen und Vertreter des STS mit den Petitionsunterlagenvor dem BVET in Bern.
Medieninteresse: Hans Wyss, der Direktor desBVET (links), nimmt die Petition entgegen.
SIM
ON
TEM
PLAR
Petition gegen Stacheldrahtzune
Erste Erfolge fr den STS
Mit Stacheldraht verbindet sich sogleich
die Assoziation zu Krieg und Abwehr. Tat-
schlich ist Stacheldraht auch als Vieh-
zaun bedrohlich fr die Tiere, da er durch
seine spitzen Eisendorne eine erhebliche
Verletzungsgefahr darstel