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I Übungsbeispiele zum Artikel „Aktive Übungen bei Nackenschmerzen“ Diese illustrierten und geordneten Beispiele ergänzen folgende Artikel (mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift für Physiotherapeuten): Schomacher J. Aktive Übungen bei Nackenschmerzen, Teil 1: Untersuchung und Indikationsstellung. Z. f. Physiotherapeuten 67; 11:25-44 Schomacher J. Aktive Übungen bei Nackenschmerzen, Teil 2: Behandlung mit Übungen. Z. f. Physiotherapeuten 67; 12:25- 38 Inhalt 1 Untersuchung ....................................................................................................................................... 1 2 Übungen ............................................................................................................................................... 3 2.1 Übungen mit Traktion..................................................................................................................... 4 2.2 Kompression .................................................................................................................................. 5 2.3 Kraniozervikale Flexion und Extension .......................................................................................... 7 2.4 Kraniozervikale Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung ............................................. 9 2.5 Traktion in den Bogengelenken der unteren HWS ...................................................................... 11 2.6 Gleiten nach kranial-ventral wie für Flexion ................................................................................. 12 2.7 Gleiten nach kaudal-dorsal wie für Extension.............................................................................. 15 3 Literatur............................................................................................................................................... 19 Jochen Schomacher, PhD PT-OMT, MCMK (F), DPT (USA), B.Sc. und M.Sc. Phys. Alte Landstrasse 142 CH 8700 Küsnacht ZH Schweiz

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Übungsbeispiele zum Artikel „Aktive Übungen bei Nackenschmerzen“ Diese illustrierten und geordneten Beispiele ergänzen folgende Artikel (mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift für Physiotherapeuten):

Schomacher J. Aktive Übungen bei Nackenschmerzen, Teil 1: Untersuchung und Indikationsstellung. Z. f. Physiotherapeuten 67; 11:25-44

Schomacher J. Aktive Übungen bei Nackenschmerzen, Teil 2: Behandlung mit Übungen. Z. f. Physiotherapeuten 67; 12:25-38

Inhalt 1 Untersuchung ....................................................................................................................................... 1

2 Übungen ............................................................................................................................................... 3

2.1 Übungen mit Traktion ..................................................................................................................... 4

2.2 Kompression .................................................................................................................................. 5

2.3 Kraniozervikale Flexion und Extension .......................................................................................... 7

2.4 Kraniozervikale Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung ............................................. 9

2.5 Traktion in den Bogengelenken der unteren HWS ...................................................................... 11

2.6 Gleiten nach kranial-ventral wie für Flexion ................................................................................. 12

2.7 Gleiten nach kaudal-dorsal wie für Extension.............................................................................. 15

3 Literatur ............................................................................................................................................... 19

Jochen Schomacher, PhD PT-OMT, MCMK (F), DPT (USA), B.Sc. und M.Sc. Phys. Alte Landstrasse 142 CH – 8700 Küsnacht ZH Schweiz

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1 Untersuchung Test der kraniozervikalen Flexion

Ein Luftdruckkissen (air inflated pressure sensor = pressure biofeedback unit) oder eine Blutdruckmanschette liegt unter der oberen HWS und wird auf 20 mm Hg aufgepumpt. Der Patient soll eine Nickbewegung durchführen und dadurch den Druck in 2-er-Schritten von 20 auf 30 mm Hg steigern. In der zweiten Testphase soll er jede Stufe für 10 sec. halten (Jull et al., 2008). Dabei wird betont die Aktivierung der tiefen kraniozervikalen Flexoren getestet (Falla et al., 2003; Falla et al., 2006; Cagnie et al., 2008). .

Test der kraniozervikalen Flexion (Variante)

Das Luftdruckkissen liefert Messwerte. Alternativ kann der Therapeut seine Hand unter den Nacken des Patienten legen und an den Processus spinosi fühlen, ob die kraniozervikale Flexion wirklich in der oberen HWS betont geschieht, oder auch in der mittleren.

Zervikaler Flexions-Ausdauertest

Der Patient hebt den Kopf ca. 1 cm von der Unterlage ab und hält ihn mit horizontal stehender Gesichtsebene. Der Therapeut misst die maximal mögliche Haltezeit (Grimmer, 1994; Sterling et al., 2001). Die Zeiten variieren stark (14,5 bis 95,7 Sek. bei Gesunden und 16,6 bis 24,1 Sek. bei Patienten mit Nackenschmerzen (Cagnie et al., 2008; Piper, 2009; Parazza et al., 2014). Der Test ist ausreichend zuverlässig (reliabel) (de Koning et al., 2008).

Zervikaler Flexions-Ausdauertest (Variante)

Patienten, die in Rückenlage eine zu geringe Haltezeit haben – besonders für das anschließende Üben -, können den Test bzw. die Übung auch auf einer geneigten Unterlage durchführen. Für die HWS-Extensoren wird der Test in Bauchlage mit dem Kopf im Überhang durchgeführt – Kopf und Rumpf auf einer horizontalen Gerade. Gesunde halten diese Position 608,3 ± 39,9 Sekunden, Patienten mit Nackenschmerzen, die noch keine Behandlung gesucht haben 480,8 ± 167,8 und Patienten mit Nackenschmerzen, die in Behandlung waren: 350,4 ± 199,3 (Lee et al., 2005) bzw. 246,7 ± 150 Sekunden (Parazza et al., 2014). Die lange Zeitdauer dieses Tests erschwert seine Anwendung in der täglichen Praxis wesentlich.

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Betonte Aktivierung der tiefen Extensoren

Der Therapeut übt mit Daumen und Zeigefinger einen Schub auf Höhe des Wirbelbogens nach ventral-kranial aus und fordert den Patienten auf, den Schub zu spüren und dann sich nicht bewegen zu lassen. Dabei werden die tiefen HWS-Extensoren mehr aktiviert als die oberflächlichen und mehr, als wenn der Widerstand am Occiput gegeben wird (Schomacher et al., 2012; Schomacher et al., 2013; Schomacher et al., 2015)

Test für die Aktivierung der Extensoren

Der Therapeut fixiert mit der Radialkante des linken Zeigefingers den Wirbelbogen von z. B. C5 und zieht mit der Palmarseite des rechten Zeige- oder Mittelfingers der rechten Hand den Wirbelbogen von z. B. C6 nach ventral-kaudal. Der Patient soll diesen Zug spüren und dann verhindern.

Test für die Aktivierung der Extensoren

Die gleiche Technik auf der anderen Seite zur Illustration der Fixationshand.

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2 Übungen Die gezeigten Übungen sind Beispiele, die selbstverständlich variiert werden können (Schomacher, 2013). Andere Übungen sind ebenfalls möglich. Für einige Übungen gibt es wenige Studien, die zeigen, welche Muskeln dabei aktiviert werden und wie die Übung auf Schmerz und schmerzbedingte Funktionseinschränkungen wirken. Beispiele sind die Haltungskorrektur (Falla et al., 2007; Caneiro et al., 2010; Edmonston et al., 2011), die kraniozervikale Flexion (Sterling et al., 2001; Jull et al., 2002; Jull et al., 2004; O'Leary et al., 2007), die zervikale Flexion als Ausdauertest (Cagnie et al., 2008), der manuelle Widerstand auf Höhe des Wirbelbogens (Schomacher et al., 2012; Schomacher et al., 2013)., die Übung mit Traktions- und Kompressionsimpulsen und die Übung im Unterarmstütz ohne und mit Widerstand auf Höhe des Wirbelbogens (Schomacher et al., 2015). Auch Übungen mit Seilzugwiderständen direkt am Kopf sind sinnvoll, um betont die tiefen HWS-Muskeln zu aktivieren (Rivard et al., zur Publikation eingereicht). Die „beste Übung“ im Sinne von der wirksamsten Übung ist zurzeit jedoch nicht bekannt (Ylinen, 2007; Kay et al., 2012). Vergleichende Studien bezüglich der Wirksamkeit von Übungen auf Schmerz und Funktionsstörungen fehlen weitgehend. Wenn statische Übungen gegen Widerstand und/oder dynamische Übungen noch nicht möglich sind, kann der Patient seine Augen maximal in alle Richtungen bewegen, um zumindest eine reflektorische Aktivierung einiger HWS-Muskeln zu erhoffen.

Augenbewegungen

Haltungskorrektur

Der Therapeut fordert den Patienten auf, sich gerade hinzusetzen. Dann korrigiert er die Anteversion des Beckens (oft mehr in Anteversion), die Stellung der BWS (oft mehr in Extension) und letztendlich die Stellung des Kopfes (oft mehr nach hinten, mit mehr kraniozervikaler Flexion). Am Ende kann der Patient sich vorstellen, von einem oben am Kopf befestigten Faden in Richtung Decke gezogen zu werden.

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Mechanisch betrachtet sind nur sieben Bewegungen in der HWS möglich. Das Prinzip der Übungen besteht darin, den Patienten diese Bewegungen zuerst spüren zu lassen. Dann soll er für statische Übungen diese Bewegung verhindern und für dynamische Übungen diese Bewegung mitmachen bzw. alleine durchführen.

1 a) Generelle Traktion 1 b) Betonte Traktion in der unteren HWS 2) Generelle Kompression

3) Flexion/Extension C0-C1 und C1-C2 4) Rotation gekoppelt mit Seitneigung wenig C0-C1, viel C1-C2 (keine Pfeile eingezeichnet) 5) Traktion im Bogengelenk 6) Gleiten nach kranial-ventral wie für Flexion 7) Gleiten nach kaudal-dorsal wie für Extension

2.1 Übungen mit Traktion Nur statische Übungen sind möglich. Der Patient soll den Bewegungsimpuls erst spüren und dann verhindern und sich nicht bewegen lassen.

Generelle Traktion

Der Therapeut zieht den Kopf mit beiden Händen nach kranial.

Generelle Traktion

Die gleiche Traktion von lateral gesehen

Traktion betont in der unteren HWS

Der Therapeut legt die Radialkante beider Zeigefinger auf Höhe der Wirbelbögen z. B. C5 und übt so eine Traktion betont in der unteren HWS aus, die oft hypermobil ist. Dies vermeidet Stress im kranialen Bereich der HWS.

Traktion betont in der unteren HWS

Die gleiche Traktion von lateral gesehen

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Generelle Traktion

Der Therapeut legt die hohle Hand um die Ohren und legt den Handballen kaudal der Ohren. Mit seinen Unterarmen berührt er die Schultern des Patienten, ohne sich darauf abzustützen. Dies hilft, die Arme ruhiger zu halten. Dann hebt er den Kopf nach kranial.

Traktion betont in der unteren HWS

Der Therapeut fixiert mit Daumen und Zeigefinger der dorsalen Hand den kaudalen Wirbel der hypermobilen Region auf Höhe der Wirbelbögen. Die Kleinfingerkante der ventralen Hand liegt auf Höhe des Wirbelbogens des kranialen Wirbels der hypermobilen Region. Mit der ventralen Hand und seinem Rumpf übt der Therapeut die Traktion aus.

2.2 Kompression Nur statische Übungen sind möglich. Der Patient soll den Bewegungsimpuls verhindern und sich nicht bewegen lassen. Zwar kann er die Kompression nicht bremsen, doch diese drückt die HWS in vermehrte Lordose, was der Patient verhindern kann.

Generelle Kompression

Der Therapeut schiebt mit seinem Becken gegen seine rechte Hand, die auf den Kopf des Patienten drückt.

Generelle Kompression

Die gleiche Technik von lateral gezeigt.

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Kompression mit Betonung der Muskelaktivierung in der unteren HWS

Zusätzlich zur oben beschriebenen Kompression drückt der Therapeut mit der Radialkante des linken Zeigefingers auf Höhe eines Wirbelbogens in der unteren HWS nach ventral (oder ventral-kaudal bzw. ventral-kranial). Der Patient soll diesen Schub spüren und dann dagegen halten.

Kompression mit Betonung der Muskelaktivierung in der unteren HWS

Die gleiche Technik von lateral gezeigt.

Generelle Kompression

Der Patient soll zuerst spüren, wie die Kompression in „zusammendrückt“ bzw. in mehr HWS-Lordose bringt. Dann soll er dies verhindern.

Kompression mit Betonung der Muskelaktivierung in der unteren HWS

Zusätzlich zur Kompression der ventralen Hand schiebt der Therapeut mit Daumen und Zeigefinger der dorsalen Hand auf Höhe der Wirbelbögen nach ventral-kranial. Der Patient soll diesen Schub spüren und dann dagegen halten.

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2.3 Kraniozervikale Flexion und Extension Als Übung hat die kraniozervikale Flexion Wirksamkeit bei Patienten mit unspezifischen Nackenschmerzen gezeigt. Sie kann daher empfohlen werden. Die kraniozervikale Extension fällt gewöhnlich vielen Patienten leicht.

Mobilisation zur Flexionsverbesserung

Die linke Hand des Therapeuten stützt mit der Radialkante des Zeigefingers den Atlasbogen. Mit der rechten Hand unter dem Occiput und der rechten Schulter auf der Patientenstirn schiebt der Therapeut den Kopf gegen den fixierten Atlas nach dorsal (Kaltenborn, 2012). Diese Mobilisation der Occiputkondylen nach dorsal zur Verbesserung der Flexion verbessert gewöhnlich die Wahrnehmung des Patienten für die kraniozervikale Flexion. Eine Studie at die Wirksamkeit dieser Technik in Kombination mit der aktiven kraniozervikalen Flexion auf Schmerz und den CCF-Test gezeigt, die jedoch geringer war als bei der alleinigen aktiven Übung, was möglicherweise auch an der Methodik lag (Lluch et al., 2014).

Mobilisation zur Flexionsverbesserung

Die gleiche Technik von vorne oben gezeigt.

Mobilisation zur Flexionsverbesserung

Die gleiche Technik mit mehr Abstand gezeigt.

Aktive kraniozervikale Flexion

Mit derselben Handfassung obiger Mobilisationstechnik führt der Therapeut wiederholt eine kraniozervikale Flexion durch. Der Patient soll die Bewegung spüren und dann mitmachen – mit Fixation und ohne, um den Unterschied zu spüren. Während der Flexion schaut der Patient zu seinem Bauch.

Aktive kraniozervikale Flexion

Anschließend führt der Therapeut die aktive kraniozervikale Flexion mit beiden, um den Kopf gelegten Händen. Schließlich soll der Patient die Bewegung alleine durchführen.

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Aktive kraniozervikale Flexion

Mit Daumen und Zeigefinger der dorsalen Hand auf Höhe der Wirbelbögen von Atlas bzw. Axis fixiert der Therapeut die untere HWS. Mit der ventralen Hand und seinem Rumpf führt er die kraniozervikale Flexionsbewegung und fordert den Patienten auf mitzumachen.

Aktive kraniozervikale Flexion

Der Therapeut instruiert den Patienten zur aktiven kraniozervikalen Flexion. Er soll eine Nickbewegung machen, dabei das Kinn in Richtung Kehlkopf bewegen und den Kopf nicht von der Wand lösen. Gleichzeitig kann er den Kopf in Richtung Decke schieben: „Versuchen Sie, sich größer zu machen!“

Aktive kraniozervikale Flexion

Ausgangsstellung

Aktive kraniozervikale Flexion

Endstellung Beachte die Neigung der Gesichtsebene

Kraniozervikale Extension

Der Unterarmstütz fixiert die BWS. Der Therapeut hält mit Daumen und Zeigefinger auf Höhe der Wirbelbögen ca. C2 und mit den übrigen Fingern die untere HWS stabil. Dann schaut der Patient nach vorne und oben. Hier die Ausgangsstellung …

Kraniozervikale Extension

… und die Endstellung. Der Therapeut kann die Bewegung des Kopfes mit seiner ventralen Hand führen.

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2.4 Kraniozervikale Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung Das Bewegungsausmaß ist mit ca. 5° Seitneigung (White and Panjabi, 1990) (p. 92) bzw. 2-3° (Karhu et al., 1999) in C0-C1 und C1-C2 klein. Die Rotation beträgt C0-C1 auch nur 5°, doch im Segment C1-C2 ca. 40° (White et al., 1990) (p. 92). Dennoch benutzt der Mensch diese Bewegungen zur Orientierung seiner Sinnesorgane. Die Rotation ist mit einer Seitneigung zur Gegenseite gekoppelt – im Segment C1-C2 auch in begrenztem Ausmaß allein möglich (White et al., 1990).

Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung

Der Therapeut führt mit beiden Händen die Bewegung Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung betont im kraniozervikalen Bereich durch. Der Patient soll diese Bewegung spüren und mitmachen.

Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung

Die gleiche Bewegung zur anderen Seite hin.

Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung

Der Therapeut fixiert mit Daumen und Zeigefinger der dorsalen Hand auf Höhe des Wirbelbogens den Atlas bzw. die Axis. Mit der ventralen Hand führt er den Kopf in Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung. Der Patient soll die Bewegung spüren und dann mitmachen. Hier die Ausgangsstellung …

Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung

… und die Endstellung.

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Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung

Der Therapeut hält mit Daumen und Zeigefinger der dorsalen Hand auf Höhe des Wirbelbogens den Atlas bzw. die Axis und mit den übrigen Fingern die untere HWS stabil. Mit der ventralen Hand und seinem Rumpf führt er die Bewegung durch, die der Patient spüren und dann mitmachen soll.

Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung

Der Therapeut hält wieder mit Daumen und Zeigefinger auf Höhe des Wirbelbogens den Atlas bzw. die Axis und mit den übrigen Fingern die untere HWS stabil. Dann fordert er den Patienten auf, nach vorne rechts oben zu schauen …

Rotation gekoppelt mit gegensinniger Seitneigung

… und führt mit der ventralen Hand am Kopf die Bewegung.

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2.5 Traktion in den Bogengelenken der unteren HWS Der Patient selbst kann aktiv keine Traktion ausführen. Diese Bewegung dient daher nur für statische Übungen.

Traktion im Bogengelenk

Der Therapeut fixiert mit der Radialkante des Zeigefingers der rechten Hand den kranialen Wirbels des zu beübenden Segments auf Höhe des Wirbelbogens, hier ca. C5. Mit der Palmarseite des Zeige- oder Mittelfingers der linken Hand zieht er den Wirbelbogen des kaudalen Wirbels, hier ca. C6, nach ventral-kaudal. Zur Orientierung kann er sich eine Traktionsbewegung im rechten Bogengelenk C5-C6 vorstellen. Der Patient soll den Bewegungsimpuls spüren und dann verhindern.

Traktion im Bogengelenk

Die gleiche Technik von lateral gezeigt.

Traktion im Bogengelenk

Nachdem der Patient gelernt hat, gegen den Traktionsimpuls zu halten, löst der Therapeut seine Fixationshand und übt mir ihr einen zusätzlichen statischen Widerstand in unterschiedliche Richtungen am Kopf aus …

Traktion im Bogengelenk

… oder am Schultergürtel bzw. am Arm. Der Patient soll wieder dagegen halten.

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2.6 Gleiten nach kranial-ventral wie für Flexion Gleitbewegungen geschehen in den Bogengelenken bei passiven und aktiven Bewegungen. Daher kann der Patient die Gleitimpulse als statische Übungen nutzen, indem er versucht sie zu verhindern. Oder er macht die Bewegungen mit und führt sie schließlich alleine durch, wodurch er dynamische Übungen erhält.

Gleiten wie für Flexion

Mit der Radialkante des linken Zeigefingers auf Höhe des Wirbelbogens ca. C3 fixiert der Therapeut die untere HWS. Mit der Palmarseite des Zeige- oder Mittelfingers der rechten Hand zieht er den Wirbelbogen des kranialen Wirbels, hier von C2, nach ventral-kranial. Dabei kann er sich ein Gleiten im Bogengelenk vorstellen wie für die Flexion.

Gleiten wie für Flexion

Die gleiche Technik mit mehr Abstand gezeigt

Gleiten wie für Flexion

Zuvor hat der Patient die Bewegung auf Höhe C2-C3 erlernt und der Therapeut ein Gefühl für die Anspannungsfähigkeit des Patienten gewonnen. Nun wiederholt der Therapeut die gleiche Technik im hypermobilen Bereich, hier ca. C5-C6.

Gleiten wie für Flexion

Die gleiche Technik von lateral gezeigt

Gleiten wie für Flexion

Wie zuvor mit zusätzlichen Widerstand am Kopf

Gleiten wie für Flexion

… und am Schultergürtel

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Aktive Flexion

Der Therapeut fixiert mit seiner dorsalen Hand die untere HWS auf Höhe der Wirbelbögen und führt mit seiner ventralen Hand und seinem Rumpf die Flexionsbewegung des Kopfes durch von der Nullstellung …

Aktive Flexion

… bis in maximale Flexion …

Aktive Flexion

… und auch in bzw. aus der maximalen Extension.

Aktive Flexion

Der Therapeut kann auch die Bewegungen betont in einem Bereich der HWS durchführen, indem er versucht, z. B. C6 zu fixieren und C5 zu bewegen.

Aktive Flexion gegen Widerstand

Ein Seilzug oder Theraband um den Kopf gelegt kann dem Patienten einen Widerstand für die statische bzw. dynamische Flexion geben. Der Therapeut kann mit Daumen und Zeigefinger auf Höhe der Wirbelbögen im hypermobilen Bereich nach ventral-kranial schieben und den Patienten auffordern, betont dagegenzuhalten. Dadurch werden die Muskeln in diesem Bereich vermehrt aktiviert.

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Aktive dynamische Flexion

Der Patient hält seinen Kopf in verschiedenen Flexionsstellungen in etwas Flexion …

Aktive dynamische Flexion

… und viel Flexion …

Aktive dynamische Flexion

… sowie etwas Extension …

Aktive dynamische Flexion

… und maximale Extension.

Aktive dynamische Flexion Als Heimübung soll der Patient die aktive Flexion durch das gesamte Bewegungsausmaß wiederholt durchführen. Eingangs soll er einmal die maximal mögliche Wiederholungszahl testen und dann mit 60-70% davon mehrere Serien üben.

Ausdauerübung für die Flexoren

Fehlt dem Patienten die Kraft für die aktive Flexionsbewegung in Rückenlage, kann er die Ausdauerübung im nach hinten geneigten Sitz beginnen. Dazu hält er den Kopf in Verlängerung der geraden Körperlängsachse und misst die maximal mögliche Haltezeit.

Ausdauerübung für die Flexoren Als Heimübung führt der Patient mehrere Serien mit 60-70% der maximalen Haltezeit durch.

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2.7 Gleiten nach kaudal-dorsal wie für Extension Auch diese Gleitbewegung in den Bogengelenken geschieht bei passiven wie aktiven Bewegungen. Der Patient kann sie daher für statische wie dynamische Übungen benutzen (wie 2.6).

Gleiten wie für Extension

Der Therapeut fixiert mit der Radialkante des linken Zeigefingers auf Höhe des Wirbelbogens den kaudalen Wirbel des hypermobilen Bereichs, hier ca. C6. Mit der Palmarseite des Zeige- bzw. Mittelfingers der rechten Hand schiebt er den Wirbelbogen von C5 nach kaudal-dorsal. Mit seiner Flanke berührt er die linke Schläfe des Patienten und rollt den Kopf auf der Unterlage sanft nach rechts, damit er der HWS-Bewegung folgt.

Gleiten wie für Extension

Die gleiche Technik von lateral gezeigt Wenn der Patient Schwierigkeiten hat, die Bewegung im hypermobilen Bereich zu spüren und zu verhindern bzw. durchzuführen, dann soll er die Bewegung zuerst in einem gut funktionierenden Bereich wie z. B. C2-C3 erlernen (siehe unten).

Gleiten wie für Extension

Die Technik auf Höhe ca. C2-C3

Gleiten wie für Extension

Die Technik auf Höhe ca. C5-C6

Gleiten wie für Extension

Hat der Patient die Aktivierung der Muskeln gelernt, löst der Therapeut die Fixationshand und gibt mit ihr einen zusätzlichen Widerstand am Kopf …

Gleiten wie für Extension

… und am Schultergürtel.

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Betonte Aktivierung der tiefen Extensoren

Mit Daumen und Zeigefinger der dorsalen Hand schiebt der Therapeut auf Höhe des Wirbelbogens nach kranial-ventral. Der Patient soll den Bewegungsimpuls spüren und dann dagegen halten. Erst lernt er diese Muskelaktivierung in einem gut funktionierenden Bereich wie z. B. auf Höhe ca. C2-C3 …

Betonte Aktivierung der tiefen Extensoren

… und führt sie dann im hypermobilen Bereich durch, z. B. ca. C5-C6.

Betonte Aktivierung der tiefen Extensoren

Der Therapeut gibt mit seiner dorsalen Hand weiterhin den aktivierenden Reiz im hypermobilen Bereich, wogegen der Patient hält. Gleichzeitig führt er zusätzlich dynamische Bewegungen mit dem Arm durch.

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Betonte Aktivierung der tiefen Extensoren

Daumen und Zeigefinger der dorsalen Hand fixieren weiterhin auf Höhe der Wirbelbögen die HWS, anfangs in einem gut funktionierenden Bereich wie z. B. auf Höhe ca. C2-C3. Dann führt der Therapeut mit der ventralen Hand und seinem Rumpf eine Extensionsbewegung des Kopfes durch, die er oberhalb seiner Fixationshand betont.

Betonte Aktivierung der tiefen Extensoren

Anschließend wiederholt der Therapeut die Übung im hypermobilen Bereich wie z. B. C5-C6. Dabei kann er mit der ventralen Hand am Kopf fassen (langer Hebel) oder besser mit der Kleinfingerkante von ventral gegen den Processus transversus von C5 nach dorsal-kaudal schieben (rotatorische Bewegung). Dadurch betont er die Bewegung im Bereich ca. C5-C6, also im hypermobilen Bereich.

Aktivierung der Extensoren

Der Patient stützt seine Unterarme auf einem Tisch und stabilisiert dadurch seine BWS. Der Therapeut richtet Kopf und Rumpf in Nullstellung aus, also auf einer geraden Linie der Körperlängsachse. Dies aktiviert die HWS-Extensoren {Schomacher, 2015 #1330} und dient der Haltungsschulung.

Aktivierung der Extensoren – betont im CTÜ

Der Therapeut legt die Kleinfingerseite seiner ventralen Hand ventral gegen den Processus transversus von ca. C7 und schiebt diesen nach dorsal in Richtung Extension (rotatorisch). Mit seiner dorsalen Hand fixiert er die BWS zusätzlich oder stimuliert die Muskelaktivierung im zervikothorakalen Übergang (CTÜ`). Der Patient soll die Bewegung spüren und mitmachen. Um die Bewegung im CTÜ zu betonen und eine kompensatorische Extension in der mittleren und oberen HWS zu vermindern, soll der Patient einen (gelben) Gegenstand, zwischen seinen Unterarmen liegend, während der aktiven Extension anschauen.

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Aktivierung der Extensoren

Der Therapeut kann die Aktivierung der Extensoren im CTÜ versuchen zu betonen, indem er mit seinen Fingern die Haut im CTÜ kräftig zusammenzieht. Dieser Hautreiz hilft oft dem Patienten, die Bewegung im CTÜ besser wahrzunehmen.

Aktivierung der Extensoren

Der Therapeut kann auch mit Daumen und Zeigefinger der dorsalen Hand auf Höhe der Wirbelbägen in der (hypermobilen) unteren HWS, z. B. C5, nach kranial-ventral schieben und den Patienten auffordern, den Schub zu spüren und dagegen zu halten. Dies aktiviert betont die tiefen und oberflächlichen Extensoren in der unteren HWS {Schomacher, 2015 #1330}.

Aktive Extension Als Heimübung fixiert der Patient seine BWS im Unterarmstütz auf einem Tisch im Stand oder auf seinen Oberschenkeln im Sitz. Dann bewegt er die HWS aus der maximalen Flexion in die maximale Extension. Dabei fixiert er mit seinem Blick einen Gegenstand zwischen seinen Unterarmen bzw. Füßen, um zu viel Extension in der mittleren und oberen HWS zu vermeiden und die Bewegung so in dem zervikothorakalen Übergang zu betonen.

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3 Literatur Cagnie B, Dickx N, Peeters I, et al. The use of functional MRI to evaluate cervical flexor activity during

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