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44 ULTRASCHALLUNTERSTÜTZTES RÜHRREIB- SCHWEISSEN (USE-FSW) – ERWEITERUNG DER EINSATZGRENZEN EINES INNOVATIVEN FÜGE- VERFAHRENS Stichworte Rührreibschweißen, Ultraschallunterstützung, Mischverbunde, Prozessüberwachung, Leichtbau Friction Stir Welding, Ultrasonic Enhancement, Dissimilar Joints, Process Monitoring, Lightweight Construction Ausgangssituation Innovativen Leichtbaukonzepten kommt in der industriellen Fertigung eine stetig wachsende Bedeutung zu. Besonders vorteilhaft hinsicht- lich einer hohen Leichtbaugüte erweisen sich Verbindungen, welche die positiven Eigenschaften mehrerer Werkstoffe zugleich ausnutzen. Eine Herausforderung besteht dabei in der Wahl geeigneter Fügever- fahren, welche die Herstellung hochfester Mischverbunde ermögli- chen. Durch konventionelle Schmelzschweißverfahren lassen sich sol- che Verbunde meist nicht mit ausreichender Festigkeit herstellen, da aufgrund auftretender Schmelzphasen die ausgeprägte Entstehung intermetallischer Sprödphasen in der Schweißzone unvermeidbar ist. Aus diesem Grund sind zur Herstellung stoffschlüssiger Verbunde besonders Pressschweißverfahren von technischem Interesse. Diese zeichnen sich durch eine Verbindungsbildung im verformungsfähigen Zustand der beteiligten Werkstoffe bei weitgehender Vermeidung von schmelzflüssigen Anteilen aus. Ein Verfahren, das stoffschlüssiges Fügen zwischen Leichtmetallen, aber auch zwischen Leichtmetallen und Stählen durch plastische Deformation ermöglicht, ist das Rührreibschweißen (Friction Stir Welding / FSW). Aufgabenstellung und Durchführung Untersuchungen des FSW-Prozesses sowie entsprechender Verbindungen haben gezeigt, dass trotz Fügetemperaturen deutlich unterhalb der Schmelztemperaturen der beteiligten Werkstoffe, die Entstehung festigkeitsmindernder intermetallischer Phasen nicht vollständig ausgeschlossen werden kann. Daher wurde im Rahmen des beschriebenen Projektes der vom Fraunhofer IZFP gemeinsam mit der TU Kaiserslautern zum Patent angemeldete Ansatz des ultraschallunterstützten Rührreibschweißens (Ultrasonic Enhanced Friction Stir Welding / USE-FSW) weiterentwickelt. Der synchron zum FSW-Prozess in die Fügeteile eingeleitete Ultraschall dient dabei der Beeinflussung der Durchmischung sowie der sich ausbildenden Mikrostruktur, speziell der zu erwartenden in- termetallischen Phasen im Bereich der Fügezone und somit der qua- sistatischen, zyklischen und korrosiven Eigenschaften der Verbunde. Aufgabe des Fraunhofer IZFP in dem noch laufenden Projekt ist zum einen die klassische Post-Process Verbindungsprüfung hinsichtlich Nahtunregelmäßigkeiten, aber auch die Steigerung der Effizienz des Prozesses, u. a. durch detaillierte Pre-Process Untersuchungen und Parameteroptimierungen der Ultraschalleinleitung. Im weiteren Projektverlauf soll vom Fraunhofer IZFP eine geeignete Methode zur Prozessüberwachung (In-Process) realisiert werden. Eine denkbare Alternative besteht in der Nutzung des ohnehin eingeleite- ten Ultraschalls zur Detektion möglicher Inhomogenitäten bereits im laufenden Prozess. Zudem erfolgen weitere mikrostrukturelle, mecha- nische und korrosive Untersuchungen durch die Konsortialpartner. Ergebnisse und Vorteile Zur Ermittlung adäquater Parameter des Fügeprozesses wurden FSW- und USE-FSW-Verbunde im Post-Process mittels diverser ZfP- Methoden (u. a. Röntgen, elektromagnetisch angeregter Ultraschall (EMUS)) untersucht. Körperschallmessungen im Bereich der Stoßfuge erlaubten die Identifikation optimaler Parameter der Ultraschalleinlei- tung im Hinblick auf eine maximale Wirkung. Eine gesteigerte Durch- mischung sowie die disperse Verteilung von intermetallischen Phasen

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ULTRASCHALLUNTERSTÜTZTES RÜHRREIB-SCHWEISSEN (USE-FSW) – ERWEITERUNG DER EINSATZGRENZEN EINES INNOVATIVEN FÜGE-VERFAHRENS

Stichworte

Rührreibschweißen, Ultraschallunterstützung, Mischverbunde,

Prozessüberwachung, Leichtbau

Friction Stir Welding, Ultrasonic Enhancement, Dissimilar Joints,

Process Monitoring, Lightweight Construction

Ausgangssituation

Innovativen Leichtbaukonzepten kommt in der industriellen Fertigung

eine stetig wachsende Bedeutung zu. Besonders vorteilhaft hinsicht-

lich einer hohen Leichtbaugüte erweisen sich Verbindungen, welche

die positiven Eigenschaften mehrerer Werkstoffe zugleich ausnutzen.

Eine Herausforderung besteht dabei in der Wahl geeigneter Fügever-

fahren, welche die Herstellung hochfester Mischverbunde ermögli-

chen. Durch konventionelle Schmelzschweißverfahren lassen sich sol-

che Verbunde meist nicht mit ausreichender Festigkeit herstellen, da

aufgrund auftretender Schmelzphasen die ausgeprägte Entstehung

intermetallischer Sprödphasen in der Schweißzone unvermeidbar ist.

Aus diesem Grund sind zur Herstellung stoffschlüssiger Verbunde

besonders Pressschweißverfahren von technischem Interesse. Diese

zeichnen sich durch eine Verbindungsbildung im verformungsfähigen

Zustand der beteiligten Werkstoffe bei weitgehender Vermeidung

von schmelzflüssigen Anteilen aus. Ein Verfahren, das stoffschlüssiges

Fügen zwischen Leichtmetallen, aber auch zwischen Leichtmetallen

und Stählen durch plastische Deformation ermöglicht, ist das

Rührreibschweißen (Friction Stir Welding / FSW).

Aufgabenstellung und Durchführung

Untersuchungen des FSW-Prozesses sowie entsprechender

Verbindungen haben gezeigt, dass trotz Fügetemperaturen deutlich

unterhalb der Schmelztemperaturen der beteiligten Werkstoffe, die

Entstehung festigkeitsmindernder intermetallischer Phasen nicht

vollständig ausgeschlossen werden kann. Daher wurde im Rahmen

des beschriebenen Projektes der vom Fraunhofer IZFP gemeinsam

mit der TU Kaiserslautern zum Patent angemeldete Ansatz des

ultraschallunterstützten Rührreibschweißens (Ultrasonic Enhanced

Friction Stir Welding / USE-FSW) weiterentwickelt.

Der synchron zum FSW-Prozess in die Fügeteile eingeleitete

Ultraschall dient dabei der Beeinflussung der Durchmischung sowie

der sich ausbildenden Mikrostruktur, speziell der zu erwartenden in-

termetallischen Phasen im Bereich der Fügezone und somit der qua-

sistatischen, zyklischen und korrosiven Eigenschaften der Verbunde.

Aufgabe des Fraunhofer IZFP in dem noch laufenden Projekt ist zum

einen die klassische Post-Process Verbindungsprüfung hinsichtlich

Nahtunregelmäßigkeiten, aber auch die Steigerung der Effizienz des

Prozesses, u. a. durch detaillierte Pre-Process Untersuchungen und

Parameteroptimierungen der Ultraschalleinleitung.

Im weiteren Projektverlauf soll vom Fraunhofer IZFP eine geeignete

Methode zur Prozessüberwachung (In-Process) realisiert werden. Eine

denkbare Alternative besteht in der Nutzung des ohnehin eingeleite-

ten Ultraschalls zur Detektion möglicher Inhomogenitäten bereits im

laufenden Prozess. Zudem erfolgen weitere mikrostrukturelle, mecha-

nische und korrosive Untersuchungen durch die Konsortialpartner.

Ergebnisse und Vorteile

Zur Ermittlung adäquater Parameter des Fügeprozesses wurden

FSW- und USE-FSW-Verbunde im Post-Process mittels diverser ZfP-

Methoden (u. a. Röntgen, elektromagnetisch angeregter Ultraschall

(EMUS)) untersucht. Körperschallmessungen im Bereich der Stoßfuge

erlaubten die Identifikation optimaler Parameter der Ultraschalleinlei-

tung im Hinblick auf eine maximale Wirkung. Eine gesteigerte Durch-

mischung sowie die disperse Verteilung von intermetallischen Phasen

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45www.izfp.fraunhofer.de | Jahresbericht 2016

Summary

In lightweight construction, structures exploiting positive properties

of multiple materials are notably favorable. The presented project

investigates the influence of ultrasound on the formation of

intermetallic and strength-reducing phases in case of the ultrasonic

enhanced friction stir welding (USE­FSW). To optimize the parameters

of the joining process, FSW and USE­FSW joints were analyzed in

the post-process by means of various NDT methods. Pre-process

measurements of the acoustic emissions in the area of the butt joint

facilitated the identification of optimal parameters for ultrasound

insonification. An increased mixing as well as the disperse distribution

of intermetallic phases and oxide bands in the joining area have been

proven. Both aspects bear positively on the mechanical properties.

Thus, the tensile strength of Al/Mg joints was increased by 25

percent and the cyclic lifetime by a factor of 3.5. Moreover, USE­FSW

disposes of the potential to reduce the process forces by the effect

of "acoustic softening", thus minimizing tool wear and process

times. Over the further course of the project, Fraunhofer IZFP will

realize a suitable in-process monitoring method. To this, a possible

way to detect inhomogeneities during the ongoing process involves

the use of the ultrasound already insonified. More micro structural,

mechanical and corrosive investigations will be carried out by the

project partners.

Ansprechpartner

Dr.­Ing. Benjamin Straß

+49 681 9302 3619

[email protected]

Dr.-Ing. Bernd Wolter

+49 681 9302 3883

[email protected]

und Oxidbändern im Fügebereich konnten nachgewiesen werden.

Beide Aspekte wirken sich positiv auf die erreichbaren mechanischen

Eigenschaften aus. So konnte die quasistatische Zugfestigkeit von Al/

Mg-Verbunden um 25 Prozent und die zyklische Lebensdauer um

den Faktor 3,5 gesteigert werden. Zudem besteht grundsätzlich das

Potenzial, wie vom Bohren oder Fräsen bekannt, die Prozesskräfte

durch den Effekt des Acoustic Softening im USE-FSW-Prozess zu

reduzieren, wodurch der Werkzeugverschleiß minimiert und die

Prozesszeiten beschleunigt werden können.

Projektträger

Das Vorhaben basiert auf dem gemeinsamen Patent von Fraunhofer

IZFP und TU Kaiserslautern zum Verfahren »Ultraschallunterstütztes

Rührreibschweißen« und wird von der Deutschen Forschungsge-

meinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunktprogrammes SPP1640

»Fügen durch plastische Deformation« seit dem Jahr 2013 gefördert.

Das Konsortium besteht aus dem Fraunhofer IZFP, der Professur für

Verbundwerkstoffe und Werkstoffverbunde der TU Chemnitz und

dem Dechema Forschungsinstitut (Frankfurt/Main).

Ultraschallunterstütztes Rührreibschweißen (USE-FSW) Computerlaminographie azn Al/Mg-Verbunden (Al ausgeblendet)