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Universität zu Köln Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze Dozentin: Dr. C. Eichenberg ReferentInnen: Ursula Lackhoff, Angelika Otto, Stefan Bethke 2. Juli 2009

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Universität zu Köln

Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze

Dozentin: Dr. C. Eichenberg

ReferentInnen: Ursula Lackhoff, Angelika Otto, Stefan Bethke

2. Juli 2009

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I. EinleitungII. Personzentrierte PsychotherapieIII. GestalttherapieIV. Logotherapie und ExistenzanalyseV. PsychodramaVI. Literatur

2Humanistische Ansätze

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Grundsätze des Menschenbildes der humanistischenPsychologie:1. Autonomie des Individuums in der sozialen

Interdependenz2. Streben nach Selbstverwirklichung3. Sinn- und Zielorientiertheit des Menschen4. Ganzheit5. Bedeutung der Subjektivität

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Hauptvertreter der humanistischen Psychologie• Carl Rogers• Charlotte Bühler• Abraham MaslowSie gründeten 1962 in den USA die Gesellschaftfür humanistische Psychologie.Ziel: Abgrenzung gegenüber der Psychoanalyse und dem Behaviorismus

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Weitere Vertreter der humanistischenPsychologie

Reinhard und Annemarie Tausch Ruth Cohn Fritz Perls Viktor Frankl Jacob Moreno Wilhelm Reich

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Synonyme:

• „nicht direktive Therapie“• klientenzentrierte Therapie• personenzentrierte Therapie• Gesprächspsychotherapie

◦ (in Deutschland geprägt durch Reinhard Tausch; übernommen◦ von der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie)

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Bedeutung:

Gesprächspsychotherapie = dritte Säule neben der Psychoanalyse und der

Verhaltenstherapie aber : keine Anerkennung als Psychotherapieform im Psychotherapeutengesetz

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Biographie Carl Rogers (1902-1987)

Studium der Agronomie, Geschichte und Theologie Schließlich Psychologie – Studium Tätigkeit in der Erziehungsberatung 1940 akademischer Durchbruch: Angebot eines Ordinariums an der Ohio State University 11.12.1940 Geburtsstunde der Klientenzentrierten Therapie: Rogers Vortrag an der University of Minnesota

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Grundkonzepte:

Nichtdirektivität Selbstverantwortlichkeit des Klienten Ablehnung des medizinischen Defizitsmodells

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Persönlichkeits- und Entwicklungstheorievon C. Rogers

1. Selbstkonzept

2. Aktualisierungstendenz

3. Selbstaktualisierung

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Grundhaltung des Therapeuten

1. Empathie2. Kongruenz3. Akzeptanz

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Therapeutenverhalten: unbedingte positive Zuwendung keine trainierte Freundlichkeit Achtung vor dem Klienten keine Ratschläge und Empfehlungen Beziehungsangebot für den Klienten Rückmeldung von Gefühlen wenig Interpretation

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Ziel der Therapie:

= konstruktive Persönlichkeitsentwicklung, die sich1. in der Selbstexploration des Klienten und2. in der aktiven Auseinandersetzung mit seinen Problemen zeigt.

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Entwicklungsrichtung: „Fully functioning person“d.h. der Klient entwickelt mehr Autonomie Selbstakzeptanz Selbstachtung Flexibilität Kreativität

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Skalen

zur Messung des Therapieverlaufes: Der Therapiefortschritt zeigt sich beim Klienten durch folgende Faktoren: 1. Fähigkeit, Gefühle auszudrücken 2. Fähigkeit, Inkongruenzen wahrzunehmen 3. Fähigkeit zur Kommunikation über sich selbst 4. Fähigkeit, Probleme als zu sich selbst gehörig zu attribuieren 5. Steigerung der Stärke der Erlebnisqualität 6. Erhöhung der Subjektivität des Erlebens 7. Fähigkeit, Beziehungen zuzulassen

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Skalen Zur Messung von einfühlendem Verstehen Nach Tausch äußert sich das einfühlende Verstehen in der

Fähigkeit, emotionale Inhalte zu verbalisieren. Dafür wurde von Carkhuff 1969 eine Beurteilungsskala entwickelt.

Die Extreme auf der Empathieskala sind: Stufe 1: Der Therapeut befaßt sich nicht mit den Äußerungen des Klienten oder schmälert sie. Er ist gelangweilt oder uninteressiert. Stufe 5: Der Therapeut geht mit Genauigkeit auf alle Gefühle ein. Er faßt zusammen, was er erspürt hat, er konzentriert sich auf die mitschwingenden Gefühle.

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Skalen

Selbstexplorations- und Erlebnisskala Die Extreme auf dieser Skala sind: Stufe 1: Der Klient spricht nicht gerne über persönlich bedeutende Inhalte Stufe 5: Der Klient bemüht sich, neue Inhalte zu erfahren, er wird zunehmend entspannter und gewinnt gefühlsmäßige Sicherheit

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Erweiterung der Therapieform mit zweierlebnisfördernden Interventionsformen

1. Experiencing 2. Focusing

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Experiencing bezeichnet das konkrete Erleben eines Klienten

- es geht darum, den Klienten mit seinen vielschichtigen

Erfahrungen in Kontakt zu bringen

- Gefühle sollen nicht nur verbalisiert werden, sondern reaktiviert

werden

- dabei sollen Gefühle des Klienten von ihm nicht intellektuell

umschrieben werden, z.B. warum und wie das Gefühl zustande

kam. Es soll kein Gedankengebäude aufgebaut werden,

sondern im Gegenteil das unmittelbare Gefühlsleben fokussiert

werden. Kernaspekt ist die gefühlte Bedeutung des Erlebten.

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2. Focusing - bezeichnet das Zentrieren / Konzentrieren des Erlebens

- es wird eingesetzt,

wenn der Klient einen bedeutungsvollen Inhalt vermeidet,

wenn das Gespräch zu sachorientiert und zu wenig ge-

fühlsmäßig abläuft

- der Klient wird aufgefordert, auf seine Empfindungen zu

achten, seine Gefühle zu vertiefen

- Bsp: Therapeut interveniert: „Bleibe bei dieser Sache. Was

ist der Kern? Achte auf Deine Gefühle. Suche keine Lösungen,

sondern warte ab, bis Bilder und Erinnerungen auftauchen“

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Effektivität : Es sind kaum Untersuchungen gemacht worden,- ob bestimmte Persönlichkeitstypen auf die Therapie besonders gut ansprechen- bei welchen Störungen Gesprächstherapie wirksam eingesetzt werden kann Laut einer Metaanalyse von Smith, Glass & Miller (1980) zum Vergleich verschiedener Therapieformen: Verbesserung bei 50 % der behandelten

Klienten mit GT ( im Vergleich zu 28 % der Klienten mit Psychoanalyse und 22 % der Klienten mit Verhaltenstherapie) In Standardfragebögen wie MMPI, EPI, FPI verbessern sich die Werte für

Neurotizismus, Depression, Gehemmtheit, Unsicherheit, Selbstachtung, Spannung, Minderwertigkeitskomplexe, Niedergeschlagenheit und Introversion

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Kritik:

Unklare Definition der Begriffe, z.B. des Selbstkonzeptes Die Theorie ist zu subjektivistisch, weil es dem Einzelnen überlassen ist

zu definieren, wann er sich wohl fühlt. Rogers Behauptung der notwendigen und hinreichenden Bedingung von

Empathie, Akzeptanz und Kongruenz ist unhaltbar. Lt. Mitchel et al.(1977)

korrelierte jeweils nur ein Drittel der Therapeutenmerkmale mit dem

Therapieerfolg.

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Zusammenfassung

Gesprächstherapie ist eine ganzheitliche, humanistische Therapieform Ihre Basis ist eine menschlich bereichernde Beziehung zwischen

dem Therapeuten und dem Klienten Die hilfreiche Beziehung kommt zustande, wenn drei Qualitäten des

Therapeuten eingesetzt werden: Empathie, Echtheit und Akzeptanz Ziel der Therapie ist eine konstruktive Persönlichkeitsentwicklung,

durch die der Klient zur Selbstexploration und Auseinandersetzung mit

seinen Problemen kommt („fully functioning person“) Neuere Formen sind das Experiencing und das Focusing

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1. Historisches2. Philosophie3. Gestaltpsychologie und Gestalttherapie4. Gestalttherapeutische Grundkonzepte5. Gestalttherapeutische Intervention6. Vergleich zu anderen psychotherapeutischen

Verfahren7. Kritik

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Ganzheitlicher Ansatz Versteht sich als Persönlichkeitstheorie, Theorie der Neurose,

Therapie und Philosophie Einheit von Psyche und Körper wird betont Geht auf Frederick „Fritz“ Solomon Perls zurück (1893-1970) Anregungen aus dem Existentialismus, der Psychoanalyse und

Gestaltpsychologie Frühes Werk „Ich, Hunger und Aggression (1947)

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Entscheidende existentielle Grundsatz heißt Selbstverantwortlichkeit

Therapeut hat keine Verpflichtung, den Klienten zu unterstützen – der Klient hilft sich selbst

Therapeut übernimmt die Rolle des Herausforderers, der neue Erfahrungen zugänglich macht

Führt den Klienten aus der neurotischen Einengung und zeigt ihm Entwicklungsmöglichkeiten

Zusammenfassend zwei Grundsätze Bewusstheit und Selbstverantwortlichkeit

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• Gestalttherapie begreift den Menschen als Prozess – psychisch und physisch

• Psychisch zeigt sich dies in einem ständigen Wechsel von Bedürfnisgestalten und deren Zerstörung durch Befriedigung

• Prinzipien der Wahrnehmungsformation werden auf die Formation von Bedürfnissen übertragen (Perls)

• Gestalttherapie knüpft an die Befunde der Gestaltpsychologie an Zeigarnik-Effekt und Figur-Grund-Wahrnehmung

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Zentrale Begriffe:• Wachstum bzw. Selbstaktualisierung findet in einem

Fluss von „Gewahrsein“ oder „Bewusstheit“ (awareness) statt

• „Awareness“ wird im Sinne des Zen-Ziels als endloser „Weg“ auf dieses Ziel hin verstanden

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1. Assimilation und Wachstum• Am Beispiel der „Assimilation“ – Aufnahme und

Verarbeitung von (zunächst) fremden Bestandteilen zum Zwecke des eigenen Wachstums

• Perls macht diesen Vorgang am Beispiel der Nahrungsaufnahme deutlich Hungertrieb befriedigen

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2. Transformation und Selektion

• Transformation von Fremdmaterial in Eigenmaterial• Psychologisch ist damit die Auseinandersetzung mit

Erfahrungs- und Erlebnismaterial gemeint • Nahrungsaufnahme als Grundmuster kann auf den

„geistig-seelischen Stoffwechsel“ (Perls) übertragen werden

• Beispiel Hunger erste Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Umwelt

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3. Introjektion und Projektion Introjektion: Unverdautes, unbekömmliches Material, das

als fremder Bestandteil bestehen bleibt, nicht assimiliert wird

Übernahme von Ansichten, z.B. der Eltern, unter bedrohlich empfundenen Bedingungen

Es entstehen Fremdkörper in uns Introjekte Projektion: Gegensatz dazu, also Verweigerung der

Aufnahme von Material Teile werden nach außen verlagert, wie z.B. bestimmte

Bedürfnisse oder Ängste Projektionen

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4. Umweltkontakt und Selbstregulation Mensch als soziales Wesen Selbst umfasst die Teilsysteme „Ich“, „Es“ und

„Persönlichkeit“ Persönlichkeit ist mit Freuds Überich vergleichbar

als Ergebnis all des aufgenommenen assimilierten und nicht-assimilierten Materials

„Selbst“ als „System“ persönlicher Eigenschaften aufzufassen

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5. Kontaktzyklus

Bedürfnisse Kontaktaufnahme mit der Umwelt Bewusstwerden der Bedürfnisse erfordert Kontakt mit

uns selbst Kontakt ist Voraussetzung für Weiterentwicklung,

vermittelt die nötigen Erfahrungen Kontakt mit Personen und Ereignissen ist quasi das psychische Organ, um Beziehungen herzustellen

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Kontaktzyklus verläuft in vier Schritten1. Vorkontakt – aus dem Organismus oder Umwelt taucht ein

Verlangen/Reiz auf (Figur)2. Kontaktaufnahme – Verlangen wird zum Hintergrund – als

Figur tritt ein „Suchbild“ auf3. Kontaktvollzug – Körper und Umwelt im Hintergrund, Figur

und Kontakt selbst sehr intensiv. Person ist vom Erleben erfasst (Wahrnehmen, Fühlen)

4. Nachkontakt - Kontaktprozess beendet. Selbst verblasst, die Figur tritt in den Hintergrund. In der Begegnung mit dem „Nicht-Selbst“ vollzieht sich ein Wachstums- und Reifeschritt.

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Streben nach einer geschlossenen Gestalt wenn Kontaktaufnahme zur Umwelt geglückt ist, wird die Gestalt geschlossen, macht einer neuen Gestalt Platz

Ziel: Klienten helfen, seine Kontaktfähigkeit wiederherzustellen

Wenn Kontaktaufnahme unterbunden wird, entsteht eine unvollendete Gestalt, die nach ihrer Schließung drängt

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Unter dem Aspekt der Selbstregulation Formen der Kontaktvermeidung haben doppeltes Gesicht

Doppelgesichtigkeit des Widerstandes bekannt in allen Therapieansätzen:

aus Perspektive der therapeutischen Arbeit bzw. des voll funktionierenden Organismus: Widerstände, Charakter- bzw. Körperpanzerungen, Abwehrmechanismen, Blockierungen

aus Perspektive der Erfahrungsgeschichte des Organismus:Stützen, Bewältigungsstrategien, Schutzmechanismen

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6. Abwehr und Widerstand Verantwortlich für die Entstehung von Störungen sind

Mechanismen, die z.T. mit den klassischen Abwehrmechanismen der Psychoanalyse übereinstimmen:

Introjektion und Projektion (s.o.) Retroflektion Konfluenz Deflektion Desensitivierung

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7. Schichten um das Selbst Perls unterscheidet fünf Phasen

(Zwiebelschalenförmiges Modell): Klischeephase Rollenspielphase Blockierungsphase Implosionsphase Explosionsphase Später hinzugekommen: Aufarbeitungsphase und Verhaltensmodifizierende

Schlussphase

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1.Therapie Ziele und Regeln: Ziel ist die Aufhebung der Entfremdung durch Integration

abgespaltener Teile. Person soll als Gestalt vervollständigt werden.

Therapeut baut auf die Kraft der Selbstregulation Drei übergeordnete Ziele werden angestrebt:1. Bewusstseinskontinuum2. Selbstverantwortung3. Einheitliches Erleben von Körper und Psyche

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2. Prinzipien der Gestalttherapie Kraft der Selbstregulation ist so groß, Klient muss zu

nichts gezwungen werden Erfahrung und Selbstaktivierung sind wichtiger als

Nachdenken und Spekulieren über Symptome und Bedeutung

Paradox der Veränderung sich selbst zu akzeptieren, wie man ist, um sich dann zu verändern

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Aus dem Ziel der Selbstverantwortung leitet sich wichtigste Gestalttechnik her Dialog der Person mit sich selbst

Es wird nicht über das Problem geredet, sondern Klient übernimmt verschiedene Teile seines Selbst und lässt sie miteinander argumentieren

Der „leere Stuhl“ und der „heiße Stuhl“Setting der Gestalttherapiesitzungen

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3. Träume Abgelehnten, entfremdeten Anteile des Selbst tauchen

oft als „fremde Akteure“ auf vgl. die Auseinandersetzung mit dem Schatten bei C.G. Jung

Trauminhalte werden als Projektionen aufgefasst, die der Klient spielen soll

Fallbeispiel: 31-jährige Frau mit Mutter-Tochter-Konflikt

bilden Verhaltensmöglichkeiten und Umstrukturierungen wie auch Bedürfnisse des Träumers ab

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zur Psychoanalyse: Emotional getönte Wiederbelebungen der

Vergangenheit (unerledigte Geschäfte) Übertragung nicht bedeutsam Keine Interpretation der Aussagen des Klienten – Klient

deutet sein Verhalten selbst Widerstand wird anders behandelt: Therapeut arbeitet

an den Einwänden, dem Gefühl der Blockade, den Körperreaktionen des Klienten weiter

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zur Verhaltenstherapie: Verstärkung wird gezielt eingesetzt Therapeut will keine willigen und gelehrigen Schüler, sonder

kritische Klienten Vermeidung von neuen Introjektionen Oft kommt es zu Interventionen, die an Reizüberflutung und

Umstrukturierung erinnern Vorteil gegenüber einer programmorientierten Verhaltenstherapie

ist die individuelle Entwicklung des Problembewusstseins und der Therapiemotivation

Erlebnisaktivierung fördert die subjektive Bedeutsamkeit. Dadurch entsteht hilfreiche Motivation: Klient ist emotional beteiligt und hat, wie in der Analyse, Erinnerungen, auf die er seine momentane Störung attribuieren kann subjektive befriedigende Erklärung

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zur Gesprächstherapie:

Gemeinsamkeit durch das selbstregulatorische Prinzip und Förderung der Autonomie

Verzicht auf angstfreie Atmosphäre, da die Gestalttherapie meint, durch das Erleben von Frustrationen dem Mensch geholfen werden kann, Änderungen herbeizuführen

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Gestalttherapie verbindet Ansätze aus der Verhaltenstherapie und Psychoanalyse, hat aber grundsätzlich einen wissenschaftsfeindlichen Ansatz

Systematisierung der Anwendung wird verweigert, da die Intervention aus dem Augenblick heraus entwickelt wird und eine ganzheitliche individuelle Strategie darstellt.

Entzieht sich der Evaluation, da keine adäquaten Instrumente zur Erfassung des Therapieprozesses oder des Therapieeffektes entwickelt wurden.

Gestalttherapeut versteht sich eher als Künstler, der aus dem Rohmaterial des Klienten dessen Figur herausarbeiten möchte. Figur besteht in der Vollendung von Bedürfnissen, die bisher aus neurotischen Bedürfnissen zurückgestellt wurden.

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In den 20er und 30er Jahren von Viktor E. Frankl (1905-1997) entwickelt.

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Medizinstudium und Promotion Persönlicher Kontakt zu Freud und Adler 1928 Gründung von Jugendberatungsstellen 1933-1937 Leiter des „Selbstmörderinnenpavillons“ 1938 Verbot, „arische“ Patienten zu behandeln 1940 Leitung der neurologischen Abteilung des

Rothschild-Spitals 1942 Deportation ins Ghetto Theresienstadt 1944 Deportation über Auschwitz nach Türkheim 1945 nach Befreiung durch die US-Armee Rückkehr

nach Wien 1946 Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik

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Frankl stellte Wandel fest: Waren es Anfang dieses Jahrhunderts vor allem sexuelle Probleme, so stehen nun suizidale Probleme im Vordergrund.

Erfahrungen von einer allgemeinen Zunahme des Sinnlosigkeitsgefühls.

Eine Folgeerscheinung dessen, eine psychische Erkrankung, nennt Frankl „noogene Neurose“ (von griechisch „noos“ = menschlicher Geist).

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Geht nicht auf Komplexe und Konflikte im herkömmlichen Sinn zurück, sondern ist begründet

in einem Sinnlosigkeitsgefühl, dem existentiellen Vakuum, in Gewissenskonflikten und Wertkollisionen. somit hat sie geistige Ursachen .

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Noogene Neurose Somatogene Neurose Psychosomatische Erkrankungen Reaktive Neurosen Psychogene Neurosen

Für diese fünf Formen der Neurose hatte die „klassische“ Logotherapie jeweils unterschiedliche Therapiekonzepte entwickelt.

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Primäre Motivationskraft des Menschen sei ein angeborenes Streben nach einem größeren Zusammenhang, in welchem sich der Mensch verstehen kann.

Ohne Sinngefühl bzw. Sinnverständnis könne der Mensch keine Entscheidung treffen.

Aus einer anhaltenden Sinnleere resultiere ein übertriebenes Streben nach Lust und Macht.

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Logotherapie soll dem Leben des Patienten keinen Sinn von außen einverleiben. Den Sinn muss er selbst und selbständig finden.

Der Therapeut kann dem Patienten dabei helfen, sich auf die Suche nach einem Sinn in seinem Leben zu

begeben. die Überzeugung beim Patienten zu wecken, dass sich

der Einsatz für bestimmte Inhalte lohnt. selbst unter schlechten Bedingungen (z.B. sozial,

ökonomisch oder körperlich) einen Sinn im Leben zu finden.

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Bei noogenen Neurosen (Förderungsschwerpunkt: Sinnfindung)

Bei reaktiven Neurosen (Förderungsschwerpunkt: Veränderung negativer Selbstdefinitionen)

Bei somatogenen Neurosen (Förderungsschwerpunkt: Leidbewältigung)

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Bei psychosomatischen Funktionsstörungen (und Schlafstörungen)

Bei bestimmten psychogenen Neurosen (besonders bei Sexualneurosen)

Ignorieren von Symptomen, indem die Aufmerksamkeit von ihnen abgelenkt wird!

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Erwartungsangst bezeichnet die neurotische Erwartung, dass irgendein ängstigendes Ereignis eintreten könne. Damit bewirkt die Erwartungsangst aber meist das Symptom, vor dem sich der Patient fürchtet.

Ein (schwaches) Symptom oder Erlebnis erzeugt ein unangenehmes Gefühl, aber die Angst davor verstärkt erst recht das Symptom.

Paradoxe Intention: Herbeiwünschen der befürchteten Symptome!

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Nur wenn der Patient die Unmöglichkeit des Inhalts erkennt und letztlich auch mit dem schlimmstmöglichen Ausgang der Übung zurecht käme, darf mit der paradoxen Intention begonnen werden.

Die klassische Indikation für diese Übung ist das Gefühl: „Ich weiß wohl, dass nichts passieren kann – allein, mir fehlt der Glaube“.

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Der Fokus wird von der Sinnfrage auf personale Prozesse verschoben, mit denen der Mensch sein Sein im dialogischen Austausch mit der Welt vollzieht.

Dabei werden sowohl die von Frankl wenig einbezogenen Emotionen und Affekte als auch die lebensgeschichtlichen Zusammenhänge des Patienten und seines Leidens stärker berücksichtigt.

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1. Die deskriptive Vorphase (inhaltliche Erfassung und Beschreibung der Fakten bzw. Probleme und Aufnahme der therapeutischen Beziehung)

2. Die phänomenologische Analyse (Bearbeitung der primären Emotion und deren phänomenaler Gehalt)

3. Die Phase der Restrukturierung der Person (Stellungnahme zum erlebten Inhalt, dieser wird mit den bestehenden Wertbezügen des Patienten in Verbindung gebracht, wodurch die Emotion verständlich wird. Eröffnung von Freiraum für neue Entscheidungen bezüglich des Problems)

4. Erarbeitung einer Gesamt-“Antwort“ in Form einer konkreten Handlung für die Problemherausforderung als adäquater Ausdruck der gesamten Existenz.

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Erfüllte Existenz beruht auf vier Grundpfeilern, mit deren Erhaltung der Mensch ständig beschäftigt ist, und die daher als „Grundmotivationen“ bezeichnet werden:

Das eigene „Sein-Können“: Schutz, Raum und Halt in „seiner Welt“ finden - „Arbeit am An-nehmen“

Das „Leben-Mögen“: Beziehung, Zeit und Nähe mit dem Wertvollen leben - „Arbeit am Zu-wenden“

Das „Selbstsein-Dürfen“: Rechtfertigung, Beachtung und Wertschätzung aufbringen - „Arbeit am An-sehen“

Das „Sinnvolle Wollen“: Zusammenhänge, aufgaben und Sinn realisieren - „Arbeit am Hin-geben“

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Das Psychodrama als Konzeption für eine erfahrungszentrierte Arbeit mit Gruppen, als soziometrischer Ansatz, aber auch als therapeutische Vorgehensweise wurde von Jakob Levy Moreno (1889-1974)entwickelt. Die Methoden und Konzepte haben starken Einfluss auf andere Therapieansätze ausgeübt, die viele Kernaspekte übernahmen, v.a. im Bereich der Gruppenpsychotherapie.

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Menschliches Handeln ist wesentlich an die Ausübung von Rollen gebunden; im Zusammenhang mit diesen Rollen entwickelt sich das menschliche Selbst.

Moreno betont jedoch mehr vielmehr das aktive Spielen einer Rolle („role playing“) als die Rollenübernahme („role taking“).

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• Raum ist nicht nur physisch, sondern insbesondere auch psychologisch und soziologisch zu verstehen, also der gesamte Lebensraum.

• Zeit wird durch das „Hier-und-Jetzt“-Prinzip bestimmt, also dadurch, dass Vergangenheit und Zukunft nur dann existieren, wenn sie vergegenwärtigt werden.

• Kosmos bezeichnet den gesamten Kontext, in dem der Mensch seinen Entwicklungsprozess vollzieht und zu seiner eigentlichen Bestimmung, der schöpferischen Selbstverwirklichung, findet.

• Realität besteht zwar nicht im Sinne der Alltagswelt, aber innerhalb der dargestellten Lebenswelt, der „psychodramatischen Hilfswelt“.

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Ein wesentlicher Aspekt der Psychodrama-

Therapie ist die Katharsis, die heilende Wirkung des Nacherlebens und Ausagierens von belastenden Erfahrungen.

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1. Die Bühne oder Spielfläche ist vom übrigen Raum der Gruppe deutlich abgegrenzt; ein Bühnenbild wird symbolisch, mit Hilfe der Vorstellungskraft geschaffen und um möglichst wenige reale Requisiten ergänzt.

2. Der Protagonist ist als Problemsteller bzw. Autor und Hauptdarsteller ein Mitglied der Gruppe, das auf der Bühne spontan in Szene setzt, was ihm in den Sinn kommt – in der Regel Szenen, die seine Probleme und Konflikte betreffen. Mit Hilfe des Spielleiters und der Mitspieler, durch Einsatz von Sprache, Mimik, Gestik, Bewegung usw. soll ein möglichst hoher affektiver Realitätsgehalt erreicht werden.

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3. Der Spielleiter oder Direktor ist der Regisseur, der dem Protagonisten beisteht und ihm ein möglichst intensives Spiel ermöglicht. Diese Rolle wird vom Therapeuten übernommen, der möglichst Anregung des Protagonisten aufgreift, auf eine Intensivierung der Probleme hinarbeitet und nach dem Spielgeschehen mit allen Mitgliedern der Gruppe das Geschehen bespricht und analysierend aufarbeitet.

4. Die Mitspieler, Hilf-Ichs oder Assistenten dienen dem Protagonisten bei der Realisierung seines Spiels, indem sie reale oder phantasierte Personen, Symbolfiguren usw. darstellen. Sie spielen ihre Rollen gemäß den Anweisungen des Protagonisten (bzw. Vorschlägen des Spielleiters) und müssen versuchen, sich möglichst gut in dessen Lebenswelt einzufühlen.

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5. Die Teilnehmer der Gruppe, die nicht gerade als Mitspieler eingesetzt sind, bilden als Publikum den Resonanzboden für das dramatische Geschehen und geben z.B. dem Protagonisten zusammen mit den Mitspielern in der Abschluss- und Nachbereitungsphase Rückmeldung.

6. Die Psychodrama-Techniken dienen dem Leiter als Werkzeuge, um für den Protagonisten und die Gruppe Prozesse, Fragen, Probleme, Beziehungen usw. deutlich werden zu lassen.

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1. Die Initialphase: „Warm-up“, Problemfindung2. Die Handlungsphase: Aktion, Spiel,

Problembearbeitung3. Die Abschlussphase: „Sum-up“, Gespräche,

Nachbearbeitung4. Die Neuorientierungsphase (ergänzt nach Petzold,

1978): Erproben neuer Verhaltensweisen

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Die grundlegenden Konzepte und Techniken sind in zahlreiche andere Therapieansätze eingeflossen.

Als eigenständiger Ansatz hat Moreno selbst auf fünf Anwendungsschwerpunkte hingewiesen: Forschung, Pädagogik, Prophylaxe, Diagnose, Therapie.

Seit den 70er Jahren findet sich eine zunehmende Verbreitung diese Ansatzes auch im Bereich von Selbsterfahrungsgruppen.

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Sie entstehen vor allem in der Hand ungeschulter Kräfte.

Es bestehen eindeutige Kontraindikationen bei der Anwendung als Therapie, nämlich u.a. präpsychotische oder gar akut psychotische Zustände, psychosomatische Erkrankungen im akuten Stadium und Suizidgefährdung.

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KRIZ, Jürgen: Grundkonzepte der Psychotherapie (2007), Kapitel 12, 13, 14, 15 und16; 6. Auflage. Weinheim: Beltz

REVENSTORF, Dirk: Psychotherapeutische Verfahren, Bd. 3.: Humanistische Therapien (1993), Kapitel 9 und 10; 2. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer

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