ПРИВЕТ – Hallo! (PRIWIET). Referentinnen: Kamila Gryszkiewicz Teresa Kapustka.
Universität zu Köln Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze...
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Universität zu Köln
Seminar: Theorie und Technik verschiedener psychotherapeutischer Ansätze
Dozentin: Dr. C. Eichenberg
ReferentInnen: Ursula Lackhoff, Angelika Otto, Stefan Bethke
2. Juli 2009
I. EinleitungII. Personzentrierte PsychotherapieIII. GestalttherapieIV. Logotherapie und ExistenzanalyseV. PsychodramaVI. Literatur
2Humanistische Ansätze
Grundsätze des Menschenbildes der humanistischenPsychologie:1. Autonomie des Individuums in der sozialen
Interdependenz2. Streben nach Selbstverwirklichung3. Sinn- und Zielorientiertheit des Menschen4. Ganzheit5. Bedeutung der Subjektivität
3Humanistische Ansätze
Hauptvertreter der humanistischen Psychologie• Carl Rogers• Charlotte Bühler• Abraham MaslowSie gründeten 1962 in den USA die Gesellschaftfür humanistische Psychologie.Ziel: Abgrenzung gegenüber der Psychoanalyse und dem Behaviorismus
4Humanistische Ansätze
Weitere Vertreter der humanistischenPsychologie
Reinhard und Annemarie Tausch Ruth Cohn Fritz Perls Viktor Frankl Jacob Moreno Wilhelm Reich
5Humanistische Ansätze
Synonyme:
• „nicht direktive Therapie“• klientenzentrierte Therapie• personenzentrierte Therapie• Gesprächspsychotherapie
◦ (in Deutschland geprägt durch Reinhard Tausch; übernommen◦ von der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie)
6Humanistische Ansätze
Bedeutung:
Gesprächspsychotherapie = dritte Säule neben der Psychoanalyse und der
Verhaltenstherapie aber : keine Anerkennung als Psychotherapieform im Psychotherapeutengesetz
7Humanistische Ansätze
Biographie Carl Rogers (1902-1987)
Studium der Agronomie, Geschichte und Theologie Schließlich Psychologie – Studium Tätigkeit in der Erziehungsberatung 1940 akademischer Durchbruch: Angebot eines Ordinariums an der Ohio State University 11.12.1940 Geburtsstunde der Klientenzentrierten Therapie: Rogers Vortrag an der University of Minnesota
8Humanistische Ansätze
Grundkonzepte:
Nichtdirektivität Selbstverantwortlichkeit des Klienten Ablehnung des medizinischen Defizitsmodells
9Humanistische Ansätze
Persönlichkeits- und Entwicklungstheorievon C. Rogers
1. Selbstkonzept
2. Aktualisierungstendenz
3. Selbstaktualisierung
10Humanistische Ansätze
Grundhaltung des Therapeuten
1. Empathie2. Kongruenz3. Akzeptanz
11Humanistische Ansätze
Therapeutenverhalten: unbedingte positive Zuwendung keine trainierte Freundlichkeit Achtung vor dem Klienten keine Ratschläge und Empfehlungen Beziehungsangebot für den Klienten Rückmeldung von Gefühlen wenig Interpretation
12Humanistische Ansätze
Ziel der Therapie:
= konstruktive Persönlichkeitsentwicklung, die sich1. in der Selbstexploration des Klienten und2. in der aktiven Auseinandersetzung mit seinen Problemen zeigt.
13Humanistische Ansätze
Entwicklungsrichtung: „Fully functioning person“d.h. der Klient entwickelt mehr Autonomie Selbstakzeptanz Selbstachtung Flexibilität Kreativität
14Humanistische Ansätze
Skalen
zur Messung des Therapieverlaufes: Der Therapiefortschritt zeigt sich beim Klienten durch folgende Faktoren: 1. Fähigkeit, Gefühle auszudrücken 2. Fähigkeit, Inkongruenzen wahrzunehmen 3. Fähigkeit zur Kommunikation über sich selbst 4. Fähigkeit, Probleme als zu sich selbst gehörig zu attribuieren 5. Steigerung der Stärke der Erlebnisqualität 6. Erhöhung der Subjektivität des Erlebens 7. Fähigkeit, Beziehungen zuzulassen
15Humanistische Ansätze
Skalen Zur Messung von einfühlendem Verstehen Nach Tausch äußert sich das einfühlende Verstehen in der
Fähigkeit, emotionale Inhalte zu verbalisieren. Dafür wurde von Carkhuff 1969 eine Beurteilungsskala entwickelt.
Die Extreme auf der Empathieskala sind: Stufe 1: Der Therapeut befaßt sich nicht mit den Äußerungen des Klienten oder schmälert sie. Er ist gelangweilt oder uninteressiert. Stufe 5: Der Therapeut geht mit Genauigkeit auf alle Gefühle ein. Er faßt zusammen, was er erspürt hat, er konzentriert sich auf die mitschwingenden Gefühle.
16Humanistische Ansätze
Skalen
Selbstexplorations- und Erlebnisskala Die Extreme auf dieser Skala sind: Stufe 1: Der Klient spricht nicht gerne über persönlich bedeutende Inhalte Stufe 5: Der Klient bemüht sich, neue Inhalte zu erfahren, er wird zunehmend entspannter und gewinnt gefühlsmäßige Sicherheit
17Humanistische Ansätze
Erweiterung der Therapieform mit zweierlebnisfördernden Interventionsformen
1. Experiencing 2. Focusing
18Humanistische Ansätze
Experiencing bezeichnet das konkrete Erleben eines Klienten
- es geht darum, den Klienten mit seinen vielschichtigen
Erfahrungen in Kontakt zu bringen
- Gefühle sollen nicht nur verbalisiert werden, sondern reaktiviert
werden
- dabei sollen Gefühle des Klienten von ihm nicht intellektuell
umschrieben werden, z.B. warum und wie das Gefühl zustande
kam. Es soll kein Gedankengebäude aufgebaut werden,
sondern im Gegenteil das unmittelbare Gefühlsleben fokussiert
werden. Kernaspekt ist die gefühlte Bedeutung des Erlebten.
19Humanistische Ansätze
2. Focusing - bezeichnet das Zentrieren / Konzentrieren des Erlebens
- es wird eingesetzt,
wenn der Klient einen bedeutungsvollen Inhalt vermeidet,
wenn das Gespräch zu sachorientiert und zu wenig ge-
fühlsmäßig abläuft
- der Klient wird aufgefordert, auf seine Empfindungen zu
achten, seine Gefühle zu vertiefen
- Bsp: Therapeut interveniert: „Bleibe bei dieser Sache. Was
ist der Kern? Achte auf Deine Gefühle. Suche keine Lösungen,
sondern warte ab, bis Bilder und Erinnerungen auftauchen“
20Humanistische Ansätze
Effektivität : Es sind kaum Untersuchungen gemacht worden,- ob bestimmte Persönlichkeitstypen auf die Therapie besonders gut ansprechen- bei welchen Störungen Gesprächstherapie wirksam eingesetzt werden kann Laut einer Metaanalyse von Smith, Glass & Miller (1980) zum Vergleich verschiedener Therapieformen: Verbesserung bei 50 % der behandelten
Klienten mit GT ( im Vergleich zu 28 % der Klienten mit Psychoanalyse und 22 % der Klienten mit Verhaltenstherapie) In Standardfragebögen wie MMPI, EPI, FPI verbessern sich die Werte für
Neurotizismus, Depression, Gehemmtheit, Unsicherheit, Selbstachtung, Spannung, Minderwertigkeitskomplexe, Niedergeschlagenheit und Introversion
21Humanistische Ansätze
Kritik:
Unklare Definition der Begriffe, z.B. des Selbstkonzeptes Die Theorie ist zu subjektivistisch, weil es dem Einzelnen überlassen ist
zu definieren, wann er sich wohl fühlt. Rogers Behauptung der notwendigen und hinreichenden Bedingung von
Empathie, Akzeptanz und Kongruenz ist unhaltbar. Lt. Mitchel et al.(1977)
korrelierte jeweils nur ein Drittel der Therapeutenmerkmale mit dem
Therapieerfolg.
22Humanistische Ansätze
Zusammenfassung
Gesprächstherapie ist eine ganzheitliche, humanistische Therapieform Ihre Basis ist eine menschlich bereichernde Beziehung zwischen
dem Therapeuten und dem Klienten Die hilfreiche Beziehung kommt zustande, wenn drei Qualitäten des
Therapeuten eingesetzt werden: Empathie, Echtheit und Akzeptanz Ziel der Therapie ist eine konstruktive Persönlichkeitsentwicklung,
durch die der Klient zur Selbstexploration und Auseinandersetzung mit
seinen Problemen kommt („fully functioning person“) Neuere Formen sind das Experiencing und das Focusing
23Humanistische Ansätze
1. Historisches2. Philosophie3. Gestaltpsychologie und Gestalttherapie4. Gestalttherapeutische Grundkonzepte5. Gestalttherapeutische Intervention6. Vergleich zu anderen psychotherapeutischen
Verfahren7. Kritik
Humanistische Ansätze 24
Ganzheitlicher Ansatz Versteht sich als Persönlichkeitstheorie, Theorie der Neurose,
Therapie und Philosophie Einheit von Psyche und Körper wird betont Geht auf Frederick „Fritz“ Solomon Perls zurück (1893-1970) Anregungen aus dem Existentialismus, der Psychoanalyse und
Gestaltpsychologie Frühes Werk „Ich, Hunger und Aggression (1947)
Humanistische Ansätze 25
Entscheidende existentielle Grundsatz heißt Selbstverantwortlichkeit
Therapeut hat keine Verpflichtung, den Klienten zu unterstützen – der Klient hilft sich selbst
Therapeut übernimmt die Rolle des Herausforderers, der neue Erfahrungen zugänglich macht
Führt den Klienten aus der neurotischen Einengung und zeigt ihm Entwicklungsmöglichkeiten
Zusammenfassend zwei Grundsätze Bewusstheit und Selbstverantwortlichkeit
Humanistische Ansätze 26
• Gestalttherapie begreift den Menschen als Prozess – psychisch und physisch
• Psychisch zeigt sich dies in einem ständigen Wechsel von Bedürfnisgestalten und deren Zerstörung durch Befriedigung
• Prinzipien der Wahrnehmungsformation werden auf die Formation von Bedürfnissen übertragen (Perls)
• Gestalttherapie knüpft an die Befunde der Gestaltpsychologie an Zeigarnik-Effekt und Figur-Grund-Wahrnehmung
Humanistische Ansätze 27
Zentrale Begriffe:• Wachstum bzw. Selbstaktualisierung findet in einem
Fluss von „Gewahrsein“ oder „Bewusstheit“ (awareness) statt
• „Awareness“ wird im Sinne des Zen-Ziels als endloser „Weg“ auf dieses Ziel hin verstanden
Humanistische Ansätze 28
1. Assimilation und Wachstum• Am Beispiel der „Assimilation“ – Aufnahme und
Verarbeitung von (zunächst) fremden Bestandteilen zum Zwecke des eigenen Wachstums
• Perls macht diesen Vorgang am Beispiel der Nahrungsaufnahme deutlich Hungertrieb befriedigen
Humanistische Ansätze 29
2. Transformation und Selektion
• Transformation von Fremdmaterial in Eigenmaterial• Psychologisch ist damit die Auseinandersetzung mit
Erfahrungs- und Erlebnismaterial gemeint • Nahrungsaufnahme als Grundmuster kann auf den
„geistig-seelischen Stoffwechsel“ (Perls) übertragen werden
• Beispiel Hunger erste Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Umwelt
Humanistische Ansätze 30
3. Introjektion und Projektion Introjektion: Unverdautes, unbekömmliches Material, das
als fremder Bestandteil bestehen bleibt, nicht assimiliert wird
Übernahme von Ansichten, z.B. der Eltern, unter bedrohlich empfundenen Bedingungen
Es entstehen Fremdkörper in uns Introjekte Projektion: Gegensatz dazu, also Verweigerung der
Aufnahme von Material Teile werden nach außen verlagert, wie z.B. bestimmte
Bedürfnisse oder Ängste Projektionen
Humanistische Ansätze 31
4. Umweltkontakt und Selbstregulation Mensch als soziales Wesen Selbst umfasst die Teilsysteme „Ich“, „Es“ und
„Persönlichkeit“ Persönlichkeit ist mit Freuds Überich vergleichbar
als Ergebnis all des aufgenommenen assimilierten und nicht-assimilierten Materials
„Selbst“ als „System“ persönlicher Eigenschaften aufzufassen
Humanistische Ansätze 32
5. Kontaktzyklus
Bedürfnisse Kontaktaufnahme mit der Umwelt Bewusstwerden der Bedürfnisse erfordert Kontakt mit
uns selbst Kontakt ist Voraussetzung für Weiterentwicklung,
vermittelt die nötigen Erfahrungen Kontakt mit Personen und Ereignissen ist quasi das psychische Organ, um Beziehungen herzustellen
Humanistische Ansätze 33
Kontaktzyklus verläuft in vier Schritten1. Vorkontakt – aus dem Organismus oder Umwelt taucht ein
Verlangen/Reiz auf (Figur)2. Kontaktaufnahme – Verlangen wird zum Hintergrund – als
Figur tritt ein „Suchbild“ auf3. Kontaktvollzug – Körper und Umwelt im Hintergrund, Figur
und Kontakt selbst sehr intensiv. Person ist vom Erleben erfasst (Wahrnehmen, Fühlen)
4. Nachkontakt - Kontaktprozess beendet. Selbst verblasst, die Figur tritt in den Hintergrund. In der Begegnung mit dem „Nicht-Selbst“ vollzieht sich ein Wachstums- und Reifeschritt.
Humanistische Ansätze 34
Streben nach einer geschlossenen Gestalt wenn Kontaktaufnahme zur Umwelt geglückt ist, wird die Gestalt geschlossen, macht einer neuen Gestalt Platz
Ziel: Klienten helfen, seine Kontaktfähigkeit wiederherzustellen
Wenn Kontaktaufnahme unterbunden wird, entsteht eine unvollendete Gestalt, die nach ihrer Schließung drängt
Humanistische Ansätze 35
Unter dem Aspekt der Selbstregulation Formen der Kontaktvermeidung haben doppeltes Gesicht
Doppelgesichtigkeit des Widerstandes bekannt in allen Therapieansätzen:
aus Perspektive der therapeutischen Arbeit bzw. des voll funktionierenden Organismus: Widerstände, Charakter- bzw. Körperpanzerungen, Abwehrmechanismen, Blockierungen
aus Perspektive der Erfahrungsgeschichte des Organismus:Stützen, Bewältigungsstrategien, Schutzmechanismen
Humanistische Ansätze 36
6. Abwehr und Widerstand Verantwortlich für die Entstehung von Störungen sind
Mechanismen, die z.T. mit den klassischen Abwehrmechanismen der Psychoanalyse übereinstimmen:
Introjektion und Projektion (s.o.) Retroflektion Konfluenz Deflektion Desensitivierung
Humanistische Ansätze 37
7. Schichten um das Selbst Perls unterscheidet fünf Phasen
(Zwiebelschalenförmiges Modell): Klischeephase Rollenspielphase Blockierungsphase Implosionsphase Explosionsphase Später hinzugekommen: Aufarbeitungsphase und Verhaltensmodifizierende
Schlussphase
Humanistische Ansätze 38
1.Therapie Ziele und Regeln: Ziel ist die Aufhebung der Entfremdung durch Integration
abgespaltener Teile. Person soll als Gestalt vervollständigt werden.
Therapeut baut auf die Kraft der Selbstregulation Drei übergeordnete Ziele werden angestrebt:1. Bewusstseinskontinuum2. Selbstverantwortung3. Einheitliches Erleben von Körper und Psyche
Humanistische Ansätze 39
2. Prinzipien der Gestalttherapie Kraft der Selbstregulation ist so groß, Klient muss zu
nichts gezwungen werden Erfahrung und Selbstaktivierung sind wichtiger als
Nachdenken und Spekulieren über Symptome und Bedeutung
Paradox der Veränderung sich selbst zu akzeptieren, wie man ist, um sich dann zu verändern
Humanistische Ansätze 40
Aus dem Ziel der Selbstverantwortung leitet sich wichtigste Gestalttechnik her Dialog der Person mit sich selbst
Es wird nicht über das Problem geredet, sondern Klient übernimmt verschiedene Teile seines Selbst und lässt sie miteinander argumentieren
Der „leere Stuhl“ und der „heiße Stuhl“Setting der Gestalttherapiesitzungen
Humanistische Ansätze 41
3. Träume Abgelehnten, entfremdeten Anteile des Selbst tauchen
oft als „fremde Akteure“ auf vgl. die Auseinandersetzung mit dem Schatten bei C.G. Jung
Trauminhalte werden als Projektionen aufgefasst, die der Klient spielen soll
Fallbeispiel: 31-jährige Frau mit Mutter-Tochter-Konflikt
bilden Verhaltensmöglichkeiten und Umstrukturierungen wie auch Bedürfnisse des Träumers ab
Humanistische Ansätze 42
zur Psychoanalyse: Emotional getönte Wiederbelebungen der
Vergangenheit (unerledigte Geschäfte) Übertragung nicht bedeutsam Keine Interpretation der Aussagen des Klienten – Klient
deutet sein Verhalten selbst Widerstand wird anders behandelt: Therapeut arbeitet
an den Einwänden, dem Gefühl der Blockade, den Körperreaktionen des Klienten weiter
Humanistische Ansätze 43
zur Verhaltenstherapie: Verstärkung wird gezielt eingesetzt Therapeut will keine willigen und gelehrigen Schüler, sonder
kritische Klienten Vermeidung von neuen Introjektionen Oft kommt es zu Interventionen, die an Reizüberflutung und
Umstrukturierung erinnern Vorteil gegenüber einer programmorientierten Verhaltenstherapie
ist die individuelle Entwicklung des Problembewusstseins und der Therapiemotivation
Erlebnisaktivierung fördert die subjektive Bedeutsamkeit. Dadurch entsteht hilfreiche Motivation: Klient ist emotional beteiligt und hat, wie in der Analyse, Erinnerungen, auf die er seine momentane Störung attribuieren kann subjektive befriedigende Erklärung
Humanistische Ansätze 44
zur Gesprächstherapie:
Gemeinsamkeit durch das selbstregulatorische Prinzip und Förderung der Autonomie
Verzicht auf angstfreie Atmosphäre, da die Gestalttherapie meint, durch das Erleben von Frustrationen dem Mensch geholfen werden kann, Änderungen herbeizuführen
Humanistische Ansätze 45
Gestalttherapie verbindet Ansätze aus der Verhaltenstherapie und Psychoanalyse, hat aber grundsätzlich einen wissenschaftsfeindlichen Ansatz
Systematisierung der Anwendung wird verweigert, da die Intervention aus dem Augenblick heraus entwickelt wird und eine ganzheitliche individuelle Strategie darstellt.
Entzieht sich der Evaluation, da keine adäquaten Instrumente zur Erfassung des Therapieprozesses oder des Therapieeffektes entwickelt wurden.
Gestalttherapeut versteht sich eher als Künstler, der aus dem Rohmaterial des Klienten dessen Figur herausarbeiten möchte. Figur besteht in der Vollendung von Bedürfnissen, die bisher aus neurotischen Bedürfnissen zurückgestellt wurden.
Humanistische Ansätze 46
In den 20er und 30er Jahren von Viktor E. Frankl (1905-1997) entwickelt.
47Humanistische Ansätze
Medizinstudium und Promotion Persönlicher Kontakt zu Freud und Adler 1928 Gründung von Jugendberatungsstellen 1933-1937 Leiter des „Selbstmörderinnenpavillons“ 1938 Verbot, „arische“ Patienten zu behandeln 1940 Leitung der neurologischen Abteilung des
Rothschild-Spitals 1942 Deportation ins Ghetto Theresienstadt 1944 Deportation über Auschwitz nach Türkheim 1945 nach Befreiung durch die US-Armee Rückkehr
nach Wien 1946 Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik
48Humanistische Ansätze
Frankl stellte Wandel fest: Waren es Anfang dieses Jahrhunderts vor allem sexuelle Probleme, so stehen nun suizidale Probleme im Vordergrund.
Erfahrungen von einer allgemeinen Zunahme des Sinnlosigkeitsgefühls.
Eine Folgeerscheinung dessen, eine psychische Erkrankung, nennt Frankl „noogene Neurose“ (von griechisch „noos“ = menschlicher Geist).
49Humanistische Ansätze
Geht nicht auf Komplexe und Konflikte im herkömmlichen Sinn zurück, sondern ist begründet
in einem Sinnlosigkeitsgefühl, dem existentiellen Vakuum, in Gewissenskonflikten und Wertkollisionen. somit hat sie geistige Ursachen .
50Humanistische Ansätze
Noogene Neurose Somatogene Neurose Psychosomatische Erkrankungen Reaktive Neurosen Psychogene Neurosen
Für diese fünf Formen der Neurose hatte die „klassische“ Logotherapie jeweils unterschiedliche Therapiekonzepte entwickelt.
51Humanistische Ansätze
Primäre Motivationskraft des Menschen sei ein angeborenes Streben nach einem größeren Zusammenhang, in welchem sich der Mensch verstehen kann.
Ohne Sinngefühl bzw. Sinnverständnis könne der Mensch keine Entscheidung treffen.
Aus einer anhaltenden Sinnleere resultiere ein übertriebenes Streben nach Lust und Macht.
52Humanistische Ansätze
Logotherapie soll dem Leben des Patienten keinen Sinn von außen einverleiben. Den Sinn muss er selbst und selbständig finden.
Der Therapeut kann dem Patienten dabei helfen, sich auf die Suche nach einem Sinn in seinem Leben zu
begeben. die Überzeugung beim Patienten zu wecken, dass sich
der Einsatz für bestimmte Inhalte lohnt. selbst unter schlechten Bedingungen (z.B. sozial,
ökonomisch oder körperlich) einen Sinn im Leben zu finden.
53Humanistische Ansätze
Bei noogenen Neurosen (Förderungsschwerpunkt: Sinnfindung)
Bei reaktiven Neurosen (Förderungsschwerpunkt: Veränderung negativer Selbstdefinitionen)
Bei somatogenen Neurosen (Förderungsschwerpunkt: Leidbewältigung)
54Humanistische Ansätze
Bei psychosomatischen Funktionsstörungen (und Schlafstörungen)
Bei bestimmten psychogenen Neurosen (besonders bei Sexualneurosen)
Ignorieren von Symptomen, indem die Aufmerksamkeit von ihnen abgelenkt wird!
55Humanistische Ansätze
Erwartungsangst bezeichnet die neurotische Erwartung, dass irgendein ängstigendes Ereignis eintreten könne. Damit bewirkt die Erwartungsangst aber meist das Symptom, vor dem sich der Patient fürchtet.
Ein (schwaches) Symptom oder Erlebnis erzeugt ein unangenehmes Gefühl, aber die Angst davor verstärkt erst recht das Symptom.
Paradoxe Intention: Herbeiwünschen der befürchteten Symptome!
56Humanistische Ansätze
57Humanistische Ansätze
Nur wenn der Patient die Unmöglichkeit des Inhalts erkennt und letztlich auch mit dem schlimmstmöglichen Ausgang der Übung zurecht käme, darf mit der paradoxen Intention begonnen werden.
Die klassische Indikation für diese Übung ist das Gefühl: „Ich weiß wohl, dass nichts passieren kann – allein, mir fehlt der Glaube“.
58Humanistische Ansätze
Der Fokus wird von der Sinnfrage auf personale Prozesse verschoben, mit denen der Mensch sein Sein im dialogischen Austausch mit der Welt vollzieht.
Dabei werden sowohl die von Frankl wenig einbezogenen Emotionen und Affekte als auch die lebensgeschichtlichen Zusammenhänge des Patienten und seines Leidens stärker berücksichtigt.
59Humanistische Ansätze
1. Die deskriptive Vorphase (inhaltliche Erfassung und Beschreibung der Fakten bzw. Probleme und Aufnahme der therapeutischen Beziehung)
2. Die phänomenologische Analyse (Bearbeitung der primären Emotion und deren phänomenaler Gehalt)
3. Die Phase der Restrukturierung der Person (Stellungnahme zum erlebten Inhalt, dieser wird mit den bestehenden Wertbezügen des Patienten in Verbindung gebracht, wodurch die Emotion verständlich wird. Eröffnung von Freiraum für neue Entscheidungen bezüglich des Problems)
4. Erarbeitung einer Gesamt-“Antwort“ in Form einer konkreten Handlung für die Problemherausforderung als adäquater Ausdruck der gesamten Existenz.
60Humanistische Ansätze
Erfüllte Existenz beruht auf vier Grundpfeilern, mit deren Erhaltung der Mensch ständig beschäftigt ist, und die daher als „Grundmotivationen“ bezeichnet werden:
Das eigene „Sein-Können“: Schutz, Raum und Halt in „seiner Welt“ finden - „Arbeit am An-nehmen“
Das „Leben-Mögen“: Beziehung, Zeit und Nähe mit dem Wertvollen leben - „Arbeit am Zu-wenden“
Das „Selbstsein-Dürfen“: Rechtfertigung, Beachtung und Wertschätzung aufbringen - „Arbeit am An-sehen“
Das „Sinnvolle Wollen“: Zusammenhänge, aufgaben und Sinn realisieren - „Arbeit am Hin-geben“
61Humanistische Ansätze
Das Psychodrama als Konzeption für eine erfahrungszentrierte Arbeit mit Gruppen, als soziometrischer Ansatz, aber auch als therapeutische Vorgehensweise wurde von Jakob Levy Moreno (1889-1974)entwickelt. Die Methoden und Konzepte haben starken Einfluss auf andere Therapieansätze ausgeübt, die viele Kernaspekte übernahmen, v.a. im Bereich der Gruppenpsychotherapie.
62Humanistische Ansätze
Menschliches Handeln ist wesentlich an die Ausübung von Rollen gebunden; im Zusammenhang mit diesen Rollen entwickelt sich das menschliche Selbst.
Moreno betont jedoch mehr vielmehr das aktive Spielen einer Rolle („role playing“) als die Rollenübernahme („role taking“).
63Humanistische Ansätze
• Raum ist nicht nur physisch, sondern insbesondere auch psychologisch und soziologisch zu verstehen, also der gesamte Lebensraum.
• Zeit wird durch das „Hier-und-Jetzt“-Prinzip bestimmt, also dadurch, dass Vergangenheit und Zukunft nur dann existieren, wenn sie vergegenwärtigt werden.
• Kosmos bezeichnet den gesamten Kontext, in dem der Mensch seinen Entwicklungsprozess vollzieht und zu seiner eigentlichen Bestimmung, der schöpferischen Selbstverwirklichung, findet.
• Realität besteht zwar nicht im Sinne der Alltagswelt, aber innerhalb der dargestellten Lebenswelt, der „psychodramatischen Hilfswelt“.
64Humanistische Ansätze
Ein wesentlicher Aspekt der Psychodrama-
Therapie ist die Katharsis, die heilende Wirkung des Nacherlebens und Ausagierens von belastenden Erfahrungen.
65Humanistische Ansätze
1. Die Bühne oder Spielfläche ist vom übrigen Raum der Gruppe deutlich abgegrenzt; ein Bühnenbild wird symbolisch, mit Hilfe der Vorstellungskraft geschaffen und um möglichst wenige reale Requisiten ergänzt.
2. Der Protagonist ist als Problemsteller bzw. Autor und Hauptdarsteller ein Mitglied der Gruppe, das auf der Bühne spontan in Szene setzt, was ihm in den Sinn kommt – in der Regel Szenen, die seine Probleme und Konflikte betreffen. Mit Hilfe des Spielleiters und der Mitspieler, durch Einsatz von Sprache, Mimik, Gestik, Bewegung usw. soll ein möglichst hoher affektiver Realitätsgehalt erreicht werden.
66Humanistische Ansätze
3. Der Spielleiter oder Direktor ist der Regisseur, der dem Protagonisten beisteht und ihm ein möglichst intensives Spiel ermöglicht. Diese Rolle wird vom Therapeuten übernommen, der möglichst Anregung des Protagonisten aufgreift, auf eine Intensivierung der Probleme hinarbeitet und nach dem Spielgeschehen mit allen Mitgliedern der Gruppe das Geschehen bespricht und analysierend aufarbeitet.
4. Die Mitspieler, Hilf-Ichs oder Assistenten dienen dem Protagonisten bei der Realisierung seines Spiels, indem sie reale oder phantasierte Personen, Symbolfiguren usw. darstellen. Sie spielen ihre Rollen gemäß den Anweisungen des Protagonisten (bzw. Vorschlägen des Spielleiters) und müssen versuchen, sich möglichst gut in dessen Lebenswelt einzufühlen.
67Humanistische Ansätze
5. Die Teilnehmer der Gruppe, die nicht gerade als Mitspieler eingesetzt sind, bilden als Publikum den Resonanzboden für das dramatische Geschehen und geben z.B. dem Protagonisten zusammen mit den Mitspielern in der Abschluss- und Nachbereitungsphase Rückmeldung.
6. Die Psychodrama-Techniken dienen dem Leiter als Werkzeuge, um für den Protagonisten und die Gruppe Prozesse, Fragen, Probleme, Beziehungen usw. deutlich werden zu lassen.
68Humanistische Ansätze
1. Die Initialphase: „Warm-up“, Problemfindung2. Die Handlungsphase: Aktion, Spiel,
Problembearbeitung3. Die Abschlussphase: „Sum-up“, Gespräche,
Nachbearbeitung4. Die Neuorientierungsphase (ergänzt nach Petzold,
1978): Erproben neuer Verhaltensweisen
69Humanistische Ansätze
Die grundlegenden Konzepte und Techniken sind in zahlreiche andere Therapieansätze eingeflossen.
Als eigenständiger Ansatz hat Moreno selbst auf fünf Anwendungsschwerpunkte hingewiesen: Forschung, Pädagogik, Prophylaxe, Diagnose, Therapie.
Seit den 70er Jahren findet sich eine zunehmende Verbreitung diese Ansatzes auch im Bereich von Selbsterfahrungsgruppen.
70Humanistische Ansätze
Sie entstehen vor allem in der Hand ungeschulter Kräfte.
Es bestehen eindeutige Kontraindikationen bei der Anwendung als Therapie, nämlich u.a. präpsychotische oder gar akut psychotische Zustände, psychosomatische Erkrankungen im akuten Stadium und Suizidgefährdung.
71Humanistische Ansätze
KRIZ, Jürgen: Grundkonzepte der Psychotherapie (2007), Kapitel 12, 13, 14, 15 und16; 6. Auflage. Weinheim: Beltz
REVENSTORF, Dirk: Psychotherapeutische Verfahren, Bd. 3.: Humanistische Therapien (1993), Kapitel 9 und 10; 2. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer
72Humanistische Ansätze
73Humanistische Ansätze