VerhelfendemJenaerWeinzumAufschwung ... · MORO KeineScheu vordiesem Tropfen D ie Eltern sind...

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ldregen bleibt überraschend niese Kirsch-Wein VON WOLF-DIETRICH BALZEREIT M an könnte mit bösartiger Zunge Vergleiche zu den Galliern um Asterix zie- hen, wenn man die Bemühungen Jenaer Hobby-Winzer betrachtet, der thüringer Universitätsstadt zu- rück zum Status der Wein-Metro- pole zu verhelfen. Doch die heitere Ernsthaftigkeit, mit der die Mit- glieder der Interessengemein- schaft Jenaer Weinbau ihre Ziele verfolgen, nötigt einfach nur Re- spekt ab. Auch wenn dem Auswär- tigen Sätze wie: „Ohne den Wein- bau wäre Jena heute nicht größer als Kahla oder Camburg“, die Stirn in Falten legen. Doch die Enthusi- asten um Karsten Kirsch verstehen keinen Spaß, wenn sie sich die Ge- schichte der Zeiss-Stadt über Re- ben definieren. „Jena verdankte seinen Reichtum vor Gründung der Universität dem Weinbau“, lesen sie aus der Geschichte, den mit 700 Hektar üppigen Rebhängen im Mit- telalter und dem Stellenwert der Winzer in der Stadtgeschichte. Und da gerät es fast zum Streit um des Kaisers Bart, ob 1282 die Erster- wähnung des Weinbaus zu datie- ren ist oder gut 30 Jahre früher. Aber in genau diesem Span- nungsfeld zwischen Definition der Herkunft und der Erzeugung trink- barer Weine im Hier und Heute sieht die „IG“ ihre Aufgabe. Die IN VINO VERITAS Über kurz oder lang wird Jena seinen Status als Weinhauptstadt Thüringens grandios zurückerobern, weil Enthusiasten es richtig ernst meinen. Weintraube im Wappen, bieten die Hügel um Jena geradezu ideale Be- dingungen für den Weinbau. Dum- merweise hat eben die aus dem Weinbau bedingte Prosperität der Universitäts- und späteren Zeiss- Stadt die meisten der Rebhänge ge- fressen. Heute stehen auf den bes- ten Weinflächen Wohnhäuser. Das aufstrebende Bürgertum hat die Top-Lagen mit Villen gepflastert. Und doch, der Weinbau hat über- lebt und erlebt eine zaghafte Re- naissance. Auf zwei, drei größeren und vielen kleinen Flächen blüht er auf. Wieder. Erleb- und trinkbar. Daran hat Karsten Kirsch seinen Anteil. In Wenigenjena hat er am Fuß des Jenzig 700 Stöcke in Pfle- ge. 1993 kaufte man den idylli- schen Garten hoch über Jena. Wein-Touren durch verschiedenste Anbaugebiete ließen den Wunsch wachsen, auch einmal selbst Trau- ben zu ernten. 2002 kamen zehn (!) Regent-Reben, von der Mo- sel mitgebracht, in die Erde. 2005 wurde daraus der erste eigene Wein im Ballon gekeltert. 2006 be- gann Karsten Kirsch gemeinsam mit Waldfried Graf aus Bad Sulza eine Winzerausbildung im zweiten Bildungsweg in Franken. 2008 machten beide ihren Abschluss. Ir- gendwann fand man den Weg in den Weinbauverein Bad Sulza. 2007 hatte Kirsch weitere 250 Re- ben in die traditionsreiche Jenaer Erde gebracht. Pinotin, Cabertin, Cabernet Blanc. Die lieferten 2010 erste Weine. Weitere Pflanzungen folgten. Jetzt hat er sogar nochmal Rebrecht für 1000 Stöcke erhalten. Da werden wohl einige mächtige Tannen weichen müssen. In Jena ist das einfacher als anderswo. Dass Kirsch sich auf „pilzresisten- te“ Sorten spezialisiert hat, redu- ziert seine Spritzungen auf vier pro Jahr. Die Flächen zwischen den Zeilen sind grün. Abwechselnd ge- mäht oder voller Wildkräuter. Und zwischen den Reben wird im Früh- jahr gehackt, danach kann alles wachsen. Eine Vielzahl von Blu- men und Kleingetier dankt es ihm. Und offenbar der Wein. Erstmals hat der Ur-Jenaer des Baujahrs 1956 zwei Weine zur Landeswein- prämierung eingereicht. Und da die Winzer ihre Ergebnisse immer gleich nach der Prämierung erfah- ren, kann man sein zufriedenes Lä- cheln wohl so deuten, dass er nicht medaillenlos geblieben ist. Wofür er welche Medaillen erhalten hat, darf er aber nicht vor der Auszeich- nungsveranstaltung Mitte Juni in Leipzig verraten. Doch zurück zur „IG“. 14 Mitglie- der hat die, und Karsten Kirsch baut seit letztem Jahr zwei Weine unter deren Logo aus. Einen Mül- ler-Thurgau für den Gerhard Hirsch von den Terrassen des Käuzchenbergs, Wolfram Stock vom Jenzig und Alfred Engelbert von seiner Wöllnitzer Fläche. Dazu ein rotes Cuvee, für den Hirsch Dornfelder und Portugieser bei- steuert, Stock Dornfelder, Engel- bert Portugieser und Karsten Kirsch einen Teil seines Pinotins. Vom Müller wurden es 210 Liter, vom Cuvee 170. Mit Wolfram Prop- pe, dem Kellermeister des Thürin- ger Weingutes in Bad Sulza und selbst Winzer im Jenaer Weichbild, hat man einen ebenso kundigen Berater wie an der Historie des Je- naer Weinbaus Interessierten ge- wonnen. Proppes Arbeitgeber, Andreas Clauß, hat noch letzte Wo- che zwei Hektar im Norden Jenas aufgerebt. Es geht voran im Jenaer Wein- bau. Wenn auch langsam. Karsten Kirsch, sonst Elektronik-Ingenieur am Uni-Klinikum, und seine eben- falls an der Uni tätige Ehefrau Cor- nelia wollen dazu mit ihren IG-Kol- legen beitragen. Für Stock machte Kirsch auch noch einen Traminer. Wie aber kann man am Jenaer Aufschwung teilhaben? Am 9. Juni öffnen Kirsch und Stock ihre Reb- zeilen zum Tag der offenen Gärten. Auch bei den Tagen der offenen Keller Anfang August ist man da- bei. In manchem Laden der Zeiss- Stadt ist Wein aus Jena und Umge- bung zu bekommen. Oder man fragt bei Kirsch und seinen Mit- streitern direkt an. Verhelfen dem Jenaer Wein zum Aufschwung: Cornelia und Karsten Kirsch. FOTO: WOLF-DIETRICH BALZEREIT

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Page 1: VerhelfendemJenaerWeinzumAufschwung ... · MORO KeineScheu vordiesem Tropfen D ie Eltern sind umstritten, ganzevierHektarsindan SaaleundUnstrutmitihr bestockt. Die Scheurebe gehört

B U R G E N L A N D - J O U R N A L 72. JUNI 2012SONNABEND,

Goldregen bleibt überraschend nieseligNeuigkeiten rund um Reben und Winzer - aufgeschnappt zwischen Weinfrühling und Weinmeile.

VON WOLF-DIETRICH BALZEREIT

E reignisreiche Wochen habenden Mai geprägt, Weinfrüh-ling in Freyburg, Weinfrüh-

ling in Bad Sulza und die Weinmei-le zu Pfingsten. Und zwischen-durch noch die Landesweinprämie-rung. Gelegenheit, viele tolle Wei-ne zu verkosten, so manche Neuig-keit aufzuschnappen und mit Win-zern ins Gespräch zu kommen.

Beim Weinfrühling gab es eineFülle überzeugender Weine auchvon kleineren Betrieben zu verkos-ten. So die wieder in Schleberodavon Waschfelds selbst gekeltertenWeine. Und was Frau Waschfeld damit ihrem Sohn gebastelt hat, kannsich sehen lassen. Respekt. Künftigwill sie alle Weine wieder im eige-nen Haus machen.

Roland Bähler stellte mal wiedereinen Traminer ins Schaufenster,

der verblüffte. Diesmal, weil erwieder ein Traminer war. Klasse.Johannes Beyer und seine Freundevom Stand am Freibad kamen mitihren Weinen vor allem bei der Ju-gend gut an. Längrichts fühltensich bei ihrem Einstand sichtlichwohl, da wird es wohl weitere Auf-tritte geben. Harry Goldschmidthat sich eingelebt und packte im-mer wieder kleine Überraschun-gen aus. Und dass Matthias Hem-pel nach nur einjähriger Rückkehrin die Familie der offiziell an derVeranstaltung Beteiligten sich wie-der in die Illegalität zurückgezogenhat, konnte nur vom Roten Muska-teller überspielt werden.

Bei den fast ausnahmslos vonExoten gefüllten Weinen der BadSulzaer Frühlings-Ausgabe gab eswieder Neuentdeckungen. Die Mit-glieder des Weinbauvereins habenneue Räumlichkeiten bezogen und

damit im Kronhof endlich eineHeimstatt. Zur Feier gönnte mansich den Luxus, dass die Mitglie-der, die ihre Trauben bei Zahns inKaatschen keltern lassen, nun ge-meinsame neue Etiketten präsen-tieren, die für jeden einzelnenTraubenlieferanten extra Fassun-gen bieten. So tauchte erstmalsWein von Georg Heinecke oderNeuhäuser-Ammann auf. Insge-samt gibt es gut 50 verschiedeneetikettierte Weine. Sechs Rebsor-ten von über 20 Winzern.

Weil wir gerade bei Zahns sind.Die Thüringer haben expandiert.Über die Landesgrenze nach Sach-sen-Anhalt. Gut 4,5 Hektar wurdenoberhalb von Kaatschen in südli-cher Richtung vom Dachsberg be-pflanzt. Auf einer Fläche, die zuTultewitz und damit zum Burgen-landkreis gehört. Wie die Lage ein-mal heißen wird, ist noch offen.

Bei der Weinmeile war der An-drang zu Recht groß. Auch wennStephan Herzer die Kapazitäts-grenzen erreicht sieht, sollte mandie zunehmende Freude der Men-schen an Landschaft und Wein alsetwas Positives akzeptieren. So fie-len mir neben den großen Anbie-tern vor allem einige Kleine alsechte Bereicherung auf. Der Win-zerhof Altmann, für alle, die in BadKösen starteten, eine der erstenAdressen, konnte erneut mit sehrsoliden Weinen beeindrucken. Fa-milie Schmutzler hat sich bei Herz-ers erstmals einen eigenen Ries-ling keltern lassen. Ein überra-schend würziges Kraftpaket, derdie heimische Riesling-Familietrefflich bereichert. Lobes Müller-Thurgau, bei Altmann ausgebaut,hielt sich da sehr tapfer.

Durchstechers Weinhaus amMaiselberg präsentierte einen soli-

den Kerner halbtrocken, bei Flori-an Deckert gekeltert.

Die Hempels der Weinmeile, Fa-milie Kohlmann (wie Rebell Mat-thias Hempel beim FreyburgerWeinfrühling öffnen sie, ohne beimWeinmeilen-Verein dabei zu sein),die ihre Weine jetzt bei Zahns inKaatschen ausbauen lassen,schickten sehr würzigen Ortegaund einen ungewöhnlichen Trami-ner auf die Meile. Und bei WeigelsLuisenberg ließen sich erneut Spit-zenweine aus Super-Trauben, vonAndré Gusseks Meisterhand ge-formt, probieren, die, fast unbe-merkt, zur Spitze des Anbaugebie-tes zählen. Klein, fein – allein dieTraminer-Auslese ein Gedicht.

Noch kurz zur Landesweinprä-mierung. 129 Medaillen bei 152Anstellungen klingen nichtschlecht. Zwölf Goldene beschei-den. Warum auch immer sich die

Jury in einem sehr guten Jahrgangderart bescheidet - ich weiß esnicht. Nun gut, ich kam bei meinerprivaten Parallel-Verkostung auchnur auf 16 Goldene. Unsere Freun-de aus Sachsen hätten sich bei die-sem Angebot sicher um die 40 Gol-dene gegönnt. Die Ergebnisse wer-den erst Mitte Juni präsentiert.

Dass nach Pawis, Lützkendorf,Hey oder Deckert weitere Güterdarüber nachdenken, sich künftigdie Landesweinprämierung zuschenken, sollte nicht zu laschenUrteilen, aber vielleicht zu einerÜberprüfung der Maßstäbe führen.

Der Kerner Beerenauslese derFreyburger Winzervereinigunghatte bei der jüngsten Bundeswein-prämierung übrigens die Höchst-note 5,0 bekommen. Ob er diesenWert bei der Landesprämierung er-reicht hätte – ich habe da meineZweifel!

Kirsch-WeinVON WOLF-DIETRICH BALZEREIT

M an könnte mit bösartigerZunge Vergleiche zu denGalliern um Asterix zie-

hen, wenn man die BemühungenJenaer Hobby-Winzer betrachtet,der thüringer Universitätsstadt zu-rück zum Status der Wein-Metro-pole zu verhelfen. Doch die heitereErnsthaftigkeit, mit der die Mit-glieder der Interessengemein-schaft Jenaer Weinbau ihre Zieleverfolgen, nötigt einfach nur Re-spekt ab. Auch wenn dem Auswär-tigen Sätze wie: „Ohne den Wein-bau wäre Jena heute nicht größerals Kahla oder Camburg“, die Stirnin Falten legen. Doch die Enthusi-asten um Karsten Kirsch verstehenkeinen Spaß, wenn sie sich die Ge-schichte der Zeiss-Stadt über Re-ben definieren. „Jena verdankteseinen Reichtum vor Gründung derUniversität dem Weinbau“, lesensie aus der Geschichte, den mit 700Hektar üppigen Rebhängen im Mit-telalter und dem Stellenwert derWinzer in der Stadtgeschichte. Undda gerät es fast zum Streit um desKaisers Bart, ob 1282 die Erster-wähnung des Weinbaus zu datie-ren ist oder gut 30 Jahre früher.

Aber in genau diesem Span-nungsfeld zwischen Definition derHerkunft und der Erzeugung trink-barer Weine im Hier und Heutesieht die „IG“ ihre Aufgabe. Die

IN VINO VERITAS Über kurz oder lang wird Jena seinen Status als WeinhauptstadtThüringens grandios zurückerobern, weil Enthusiasten es richtig ernst meinen.

Weintraube im Wappen, bieten dieHügel um Jena geradezu ideale Be-dingungen für den Weinbau. Dum-merweise hat eben die aus demWeinbau bedingte Prosperität derUniversitäts- und späteren Zeiss-Stadt die meisten der Rebhänge ge-fressen. Heute stehen auf den bes-ten Weinflächen Wohnhäuser. Dasaufstrebende Bürgertum hat dieTop-Lagen mit Villen gepflastert.

Und doch, der Weinbau hat über-lebt und erlebt eine zaghafte Re-naissance. Auf zwei, drei größerenund vielen kleinen Flächen blühter auf. Wieder. Erleb- und trinkbar.

Daran hat Karsten Kirsch seinenAnteil. In Wenigenjena hat er amFuß des Jenzig 700 Stöcke in Pfle-ge. 1993 kaufte man den idylli-schen Garten hoch über Jena.Wein-Touren durch verschiedensteAnbaugebiete ließen den Wunschwachsen, auch einmal selbst Trau-ben zu ernten. 2002 kamenzehn (!) Regent-Reben, von der Mo-sel mitgebracht, in die Erde. 2005wurde daraus der erste eigeneWein im Ballon gekeltert. 2006 be-gann Karsten Kirsch gemeinsammit Waldfried Graf aus Bad Sulzaeine Winzerausbildung im zweitenBildungsweg in Franken. 2008machten beide ihren Abschluss. Ir-gendwann fand man den Weg inden Weinbauverein Bad Sulza.2007 hatte Kirsch weitere 250 Re-ben in die traditionsreiche Jenaer

Erde gebracht. Pinotin, Cabertin,Cabernet Blanc. Die lieferten 2010erste Weine. Weitere Pflanzungenfolgten. Jetzt hat er sogar nochmalRebrecht für 1000 Stöcke erhalten.Da werden wohl einige mächtigeTannen weichen müssen. In Jenaist das einfacher als anderswo.Dass Kirsch sich auf „pilzresisten-te“ Sorten spezialisiert hat, redu-ziert seine Spritzungen auf vierpro Jahr. Die Flächen zwischen denZeilen sind grün. Abwechselnd ge-mäht oder voller Wildkräuter. Undzwischen den Reben wird im Früh-jahr gehackt, danach kann alleswachsen. Eine Vielzahl von Blu-men und Kleingetier dankt es ihm.

Und offenbar der Wein. Erstmalshat der Ur-Jenaer des Baujahrs1956 zwei Weine zur Landeswein-prämierung eingereicht. Und dadie Winzer ihre Ergebnisse immergleich nach der Prämierung erfah-ren, kann man sein zufriedenes Lä-cheln wohl so deuten, dass er nichtmedaillenlos geblieben ist. Wofürer welche Medaillen erhalten hat,darf er aber nicht vor der Auszeich-nungsveranstaltung Mitte Juni inLeipzig verraten.

Doch zurück zur „IG“. 14 Mitglie-der hat die, und Karsten Kirschbaut seit letztem Jahr zwei Weineunter deren Logo aus. Einen Mül-ler-Thurgau für den GerhardHirsch von den Terrassen desKäuzchenbergs, Wolfram Stock

vom Jenzig und Alfred Engelbertvon seiner Wöllnitzer Fläche. Dazuein rotes Cuvee, für den HirschDornfelder und Portugieser bei-steuert, Stock Dornfelder, Engel-bert Portugieser und KarstenKirsch einen Teil seines Pinotins.Vom Müller wurden es 210 Liter,vom Cuvee 170. Mit Wolfram Prop-pe, dem Kellermeister des Thürin-ger Weingutes in Bad Sulza undselbst Winzer im Jenaer Weichbild,hat man einen ebenso kundigenBerater wie an der Historie des Je-naer Weinbaus Interessierten ge-wonnen. Proppes Arbeitgeber,Andreas Clauß, hat noch letzte Wo-che zwei Hektar im Norden Jenasaufgerebt.

Es geht voran im Jenaer Wein-bau. Wenn auch langsam. KarstenKirsch, sonst Elektronik-Ingenieuram Uni-Klinikum, und seine eben-falls an der Uni tätige Ehefrau Cor-nelia wollen dazu mit ihren IG-Kol-legen beitragen. Für Stock machteKirsch auch noch einen Traminer.

Wie aber kann man am JenaerAufschwung teilhaben? Am 9. Juniöffnen Kirsch und Stock ihre Reb-zeilen zum Tag der offenen Gärten.Auch bei den Tagen der offenenKeller Anfang August ist man da-bei. In manchem Laden der Zeiss-Stadt ist Wein aus Jena und Umge-bung zu bekommen. Oder manfragt bei Kirsch und seinen Mit-streitern direkt an.

AUSSCHANK

DerJunirocktundstecktvollerFesteNoch bis morgen rockt die Wein-jugend Freyburg und Umgebung.Ein Muss für Heranwachsende,die zum Wein finden wollen. HeuteAbend großes Konzert im Freibad.

Ihre dritte Auflage erfährt die Kri-mi-Wanderung bei Zahns in Kaat-schen. Am Sonnabend und Sonn-tag wird wieder ein Täter gesuchtund leckerer Wein gefunden. Startist 13.22 Uhr.

Ein paar Kilometer südlich feiertHubertus Hüttich in Golmsdorfvon 13 bis 19 Uhr sein Hoffest.

Am 8. Juni steigt das GroßjenaerKinder- und Weinblütenfestund geht auf dem Festplatz bis 10.

Vom 9. bis 10. lädt Memlebenzum Wein- und Ablassfest ein.

Für Höhnstedter Weinfreude gibtes am 9. das Händelweinblüten-fest bei Zappendorf.

Im Kloster Schulpforte geht es am9. um „Wein und Kloster“.

Am 14. bitten Zahns, auf der Ter-rasse des Weingutes Summerfee-ling und hauseigene Weine nebst3-Gang-Menü und Mond-Schein-Schlauchbootfahrt zu genießen.

Die Winzervereinigung öffnetam 16. zu „Käse und Wein“ ab 18Uhr die Pforten. Vorher kann manschon bei Dr. Hage zum Weinfestin Zeuchfeld vorbei schauen. Oderin Beuditz bei Seeligers. Ab 14Uhr wird ausgeschenkt. Oderbeim Hoffest von Andre Gussek,das schon ab 12 Uhr, wobei derauch am 17. noch geöffnet hat.

Am 17. reihen sich dann Triebesin Würchwitz (ab 17 Uhr) und Dr.Lindicke in Werder ein.

Am 18. kann man in Leipzig prü-fen, ob die Medaillen-Vergabe zurLandesweinprämierung den eige-nen Geschmack trifft. Ab 17 Uhrin der Konsum-Zentrale. Für39,60 Euro gib’s 120 Weine.

Vom 22. bis 23. Juni steigt dasHoffest bei Florian Deckert.

Am 23. bitten Wölblings zu„Weischütz kulinarisch“. 11 Uhr.

Den Monat beschließen dasWeingut Hey mit dem 2. Kulinari-schen Weinabend am 29. ab 19Uhr, gleich über drei Tage feiertdas Weingut Thürkind sein 18.Weinfest – wie immer mit viel Mu-sik und leckeren Speisen.

Und am 30. Juni und 1. Juli gibt esauch noch das Sommerweinfestin Steigra. MORO

KeineScheuvordiesem

Tropfen

D ie Eltern sind umstritten,ganze vier Hektar sind anSaale und Unstrut mit ihr

bestockt. Die Scheurebe gehörtzu den sehr seltenen Rebsorten,zumal die gut zwei Hektar derWinzervereinigung nicht sepa-rat ausgebaut werden. So gibt esScheurebe in der Flasche nurvon Andreas Clauß in Bad Sulza,der auch die Trauben des Wein-hauses Sonnenuhr keltert.

Das Roßbacher Weingut Frö-lich-Hake macht bemerkenswer-te Unikate, auch in der liebli-chen Version. Und eben Hart-mut Schreiters Wein-Werk inHöhnstedt. Übrigens gab es inden Neunzigern auch eineScheurebe von den Lützken-dorfs, die die Trauben damalsvon Hans-Jürgen Busch aus

Verschmähte Rebsortekann faszinieren.

Burgenland-JournalWein-Kritik

Balgstädt zukauften. Von ebenjener Fläche, von der jetzt Vol-ker Frölich profitiert.

Neueste Forschungen erga-ben, dass der Riesling wohl El-ternteil ist, als Partner wird eineunbekannte Wildrebe vermutet,die Georg Scheu einkreuzte.1916 war das. Gern wird dieScheurebe für liebliche Weineoder edelsüße verwendet. Hart-mut Schreiter baut ihn in seinerGarage trocken aus. Das Bukettbesticht, der Wein erzeugt einentraumhaft vollen Mund. Fürmich als bekennenden Freundder Bukett-Sorten ein Fest. Mankann sich auf ein Feuerwerk anAromen und einen Korb vollerFrüchte freuen. Neben den übli-chen Verdächtigen aus denHöhnstedter Obstplantagen(Aprikose aber auch reifer Apfelund Pfirsich) sind exotische No-ten von Grapefruit und Litschizu schmecken aber auchSchwarze Johannisbeere.

In Österreich ist er auch gernmal als Sämling 88 anzutreffen.Die „Scheu“ ist alles andere alseine einfache Sorte, sonst hättesie wohl größere Verbreitung ge-funden. Wie aber trifft man aufSchreiters Scheurebe? Klingelnin Höhnstedt. Oder bei der Vino-Info in Höhnstedt. Bei der Jung-weinprobe der Höhnstedter gabes jedenfalls erstauntes „Hallo!“zu diesem Wein.

Gut 300 Liter sind es vom 11ergeworden, der mit 88 GradOechsle gelesen wurde. Eine Ra-rität von Saale-Unstrut, die es zuentdecken lohnt. MORO

Scheurebe trocken, 2010 oder2011, Wein-Werk Höhnstedt, bei

der Vino-Info für 8,50 Euro

Verhelfen dem Jenaer Wein zum Aufschwung: Cornelia und Karsten Kirsch. FOTO: WOLF-DIETRICH BALZEREIT