Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika ... · Die Studie untersucht die Versorgungsrelevanz...

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IGES Institut. Ein Unternehmen der IGES Gruppe. | Gesundheit | Mobilität | Bildung | 1.P.001 Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika – Marktentwicklung, Regulierung und Versorgungssicherheit Martin Albrecht, Fabian Berkemeier, Ariane Höer, Christoph de Millas, Meilin Möllenkamp IGES Institut im Auftrag von Pro Generika Januar 2017

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Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 11.P.

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IGES Institut. Ein Unternehmen der IGES Gruppe.

| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

1.P.

001

Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika –Marktentwicklung, Regulierung und VersorgungssicherheitMartin Albrecht, Fabian Berkemeier, Ariane Höer, Christoph de Millas, Meilin Möllenkamp

IGES Institut im Auftrag von Pro Generika Januar 2017

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 21.P.

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Inhaltsverzeichnis

Inhalt Folien-nummer

Executive Summary 4-18

1. Marktanalyse und Auswirkungen von Regulierungsinstrumenten 19-63

1.1 Marktanalyse• Ambulanter Antibiotikamarkt• Stationärer Antibiotikamarkt• Gegenüberstellung ambulanter und stationärer Sektor

20-46

1.2 Regulierungsinstrumente• Übersicht: Bedeutung von Rabattverträgen und Festbeträgen für

den ambulanten Antibiotikamarkt• Rabattverträge• Festbeträge• Einfluss des Festbetragsniveaus auf die Anbieterkonzentration am

Beispiel Amoxicillin

47-67

1.3 Fazit 68-70

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 31.P.

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Inhaltsverzeichnis

Inhalt Folien-nummer

2. Lieferengpässe, Auswirkungen und Lösungsansätze 71-96

2.1 Lieferengpässe und Auswirkungen auf die Versorgung • Lieferengpässe bei Antibiotika in Deutschland• Fallbeispiel 1: Ampicillin + Sulbactam• Fallbeispiel 2: Benzylpenicillin-Benzathin• Zwischenfazit

72-90

2.2 Instrumente zur Vermeidung von Lieferengpässen bei Arzneimitteln

91-93

2.3 Fazit 94-96

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 41.P.

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| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

Executive Summary

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 51.P.

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Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika –Marktentwicklung, Regulierung und Versorgungssicherheit

Hintergrund und Zielstellung der Studie Die Studie untersucht die Versorgungsrelevanz von Generika und den Einfluss

aktueller Marktentwicklungen sowie von Regulierungsinstrumenten auf das Risiko von Lieferengpässen bei Antibiotika.

Berichte von Lieferengpässen bei Antibiotika geben Anlass zur Sorge, dass die Versorgungssicherheit kurz- und langfristig gefährdet sein könnte.

Gegenstand der Studie Entwicklung des Antibiotikamarktes (Umsatz, Verbrauch, Marktkonzentration)

im ambulanten und stationären Sektor in Deutschland im Zeitraum 2005 bis 2015, insbesondere Generika.

Bedeutung von Rabattvereinbarungen und Festbetragsregulierung für den Antibiotikamarkt.

Datenbasis• Verordnungsdaten ambulanter Sektor: INSIGHT Health NVI (alle Antibiotika

in verschiedenen therapeutischen Untergruppen)• Verbrauchsdaten stationärer Sektor: IMS Health DKM® (ausschließlich

systemische Antibiotika)• Festbetragsstufen und Erstattungsniveaus: IGES nach Lauer-Taxe®

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 61.P.

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Auf Generika entfallen gegenwärtig mit 84% im ambulanten und 85% im stationären Sektor der überwiegende Teil der Versorgung mit Antibiotika. Damit haben Generika im Vergleich zum Gesamtmarkt bei Antibiotika einen überdurchschnittlich hohen Anteil am Antibiotikaverbrauch.

Der Antibiotikaverbrauch ist seit 2005 im ambulanten Sektor weitgehend konstant, im stationären dagegen deutlich gestiegen.

Versorgung mit Antibiotika überwiegend durch Generika

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Antibiotikaverbrauch ambulant (DDD)

Generika Altoriginal keine Generikasituation Patent

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI.

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Antibiotikaverbrauch stationär (DDD)

Generika Altoriginal keine Generikasituation Patent

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 71.P.

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Ambulanter Sektor: Rückläufige Anbieterzahl und steigende Marktkonzentration bei konstantem Verbrauch

Der Antibiotikaverbrauch bewegt sich seit 2005 auf einem weitgehend konstanten Niveau von etwa 500 Mio. DDD im Jahr. Aufgrund des gestiegenen Generikaanteils sank der Antibiotika-umsatz (ApU) seit 2005 um 30% auf 286 Mio. €.

Die Marktkonzentration (HHI) ist auf aggregierter Ebene moderat und für die große Gruppe der systemischen Antibiotika zeitweise erhöht, aber ohne Aufwärtstrend.

Auf Einzelwirkstoffebene hat die Anbieterkonzentration deutlich zugenommen, die Anbieterzahlen sind rückläufig. Auch für die fünf verbrauchs-stärksten Antibiotika zeigt sich eine hohe Anbieterkonzentration.

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS und NVI.*HHI = Herfindahl-Hirschman-Index

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Durchschnittliche Anbieterzahl und Marktkonzentration eines Wirkstoffs

Anbieterzahl Marktkonzentration

Starke Marktkonzentration

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 81.P.

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Stationärer Sektor: Steigende Wettbewerbsintensität bei steigendem Verbrauch, stark sinkendes Preisniveau

Der Verbrauch systemischer Antibiotika (J01) hat seit 2005 von ca. 65 Mio. auf ca. 88 Mio. DDD (+35%) zugenommen.

Seit 2011 sinken die Ausgaben trotz weiterhin steigenden Verbrauchs, gleichzeitig erhöht sich die Generikaquote. Insbesondere das Preisniveau der verbrauchsstärksten Antibiotika ist seit 2005 stark gesunken.

Gleichzeitig hat sich der Wettbewerb im Betrachtungszeitraum deutlich intensiviert: Die Gesamtzahl der Anbieter stieg um 58%, die Marktkonzentration (HHI) sank auf aggregierter Ebene um ca. 20%. Sie liegt damit unter dem Schwellenwert für eine hohe Konzentration. Auf Einzelwirkstoffebene ist die Anbieterkonzentration hingegen weiterhin erhöht.

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS und NVI.*HHI = Herfindahl-Hirschman-Index

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Durchschnittliche Anbieterzahl und Marktkonzentration eines Wirkstoffs

Anbieteranzahl Marktkonzentration

Starke Marktkonzentration

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 91.P.

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Über 90% der Generikaverordnungen werden durch Rabattverträge und/oder Festbeträge reguliert

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI (Insight Health).

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Nur Festbetrag Rabattvertrag und Festbetrag Rabatt ohne Festbetrag Kein Regulierungsinstrument

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 101.P.

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Fokussierung auf wenige Anbieter im Rabattmarkt lässt Marktkonzentration im Gesamtmarkt steigen

Der Verbrauch von Antibiotika unter Rabattvereinbarungen hat im Betrachtungszeitraum deutlich zugenommen. Es zeigt sich eine zunehmende Marktsegmentierung der Anbieter nach Wirkstoffen.

Bei immer mehr Wirkstoffen konzentrieren sich Rabattvereinbarungen auf wenige Anbieter des Wirkstoffs.

Je verbrauchsstärker ein Wirkstoff, desto höher ist die Bedeutung von Rabattvereinbarungen.

Insgesamt trägt diese Entwicklung zur Erhöhung der Marktkonzentration bei.

Seit 2008 halbierte sich die durchschnittliche verbrauchsgewichtete Anzahl von Anbieterkonzernen eines Wirkstoffes im Rabattmarkt von 12 auf 5.

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS und NVI. Verbrauchsgewichtete Durchschnitte eines Einzelwirkstoffs*HHI = Herfindahl-Hirschman-Index

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Durchschnittliche Anbieterzahl und Marktkonzentration eines

Wirkstoffs Anbieterzahl RabattmarktAnbieterzahl GesamtmarktMarktkonzentration RabattmarktMarktkonzentration GesamtmarktStarke Marktkonzentration

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 111.P.

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Nur 3% des rabattierten Antibiotikaverbrauchs im ambulanten Sektor entfällt nicht auf die TOP 10-Konzerne

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI.

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RabattmarktTOP 3 TOP 4-7

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 121.P.

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Rabattausschreibungen im 1-Partner-Modell nehmen wieder zu: weitere Marktverengung wahrscheinlich

Quelle: IGES nach Insight Health. Bestimmung der TOP 5 Wirkstoffe durch Insight Health anhand verordneter Packungseinheiten

Seit 2013 steigt der Anteil von Rabattausschreibungen im 1-Partner-Modell. Im Jahr 2014 wurde über ein Drittel der Rabattausschreibungen für Antibiotika im

1-Partner-Modell durchgeführt. Dieser Trend unterstützt die zunehmende Marktverengung auf wenige Anbieter und

begünstigt potenziell die Entstehung von Lieferengpässen.

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Ausschreibungen der TOP 5 verbrauchsstärksten Antibiotika (nach Verordnungen)

1-Partner-Modell 3-Partner-Modell

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 131.P.

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Effekte von Festbetragsanpassungen überlagert von Rabattvereinbarungen

Ein systematischer Einfluss der Festbetragsregulierung auf die Veränderung von Anbieterzahlen und Marktkonzentration ließ sich nicht feststellen.

Grund dafür könnte sein, dass für die Mehrheit der festbetragsregulierten Antibiotika Rabattverträge gelten und sich somit Einflüsse überlagern.

Eine Erhöhung von Festbeträgen allein dürfte daher vermutlich kaum zu einer Senkung der Marktkonzentration beitragen.

Aufgrund des sehr hohen Rabattver-tragsanteils am Verbrauch (86% bzw. 63% für feste bzw. flüssige orale Dar-reichungsformen) ist davon auszugehen, dass Festbetragserhöhungen nur bedingt dazu beitragen können, die Marktkonzentration zu senken.

Quelle: IGES Berechnungen nach LauerTaxe® und NVI.

Beispiel Amoxicillin: Sinkende Anbieter-zahlen trotz steigendem Festbetragsniveau für flüssige orale Darreichungsformen

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FB-Entwicklung Anbieterzahl

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 141.P.

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Lieferengpässe von Antibiotika und Marktanteile im jeweiligen Sektor

seit 2013

Wirkstoffe mit gemeldeten Lieferengpässen vor allem im stationären Sektor von Bedeutung

Die Marktentwicklungen haben insgesamt zu einer tendenziell erhöhten Wahrscheinlichkeit von Lieferengpässen geführt.

Die Lieferengpässe betreffen vor allem Antibiotika, die hauptsächlich im stationären Sektor eingesetzt werden.

Von Lieferengpässen betroffen sind häufig Injektionen (Parenteralia) mit hohen Anforderungen an die Produktion.

Im Bereich der Antiinfektiva sind besonders Standardantibiotika aus der Klasse der ß-Lactame betroffen.

Anmerkung: Für Wirkstoffe der ATC-Gruppe J04 (Tuberkulosemittel) liegen für den stationären Markt keine Daten vor. Obwohl diese ebenfalls von Liefereng-pässen betroffen waren, sind sie daher nicht in der Grafik aufgeführt.

Quelle: Lieferengpässen: BfArM (2016): Lieferengpässe bei Humanarzneimitteln. Stand 06.06.2016; Marktanteile: IGES Berechnungen nach NVI und IMS

Marktanteil des Wirkstoffsrein

ambulanter Verbrauch

rein stationärer Verbrauch

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 151.P.

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Lieferengpässe konterkarieren rationalen Antibiotikaeinsatz: Beispiel Ampicillin+Sulbactam

Die untersuchten Fallbeispiele zeigen, dass im Falle von Lieferengpässen nicht immer gleichwertige Ausweichpräparate anderer Hersteller verfügbar waren.

Bei den meisten Lieferengpässen konnte auf andere Packungsgrößen, Darreichungsformen oder Ausweich-präparate zurückgegriffen werden.

Ausweichreaktionen auf Alternativ-wirkstoffe (z. B. Verordnung von Breitbandantibiotika anstelle spezifischer Wirkstoffe) beeinträchtigen jedoch teilweise einen rationalen Antibiotikaeinsatz.

Ärzte verharren teilweise bei der Verordnung des Ausweich-Wirkstoffes trotz Wiederverfügbarkeit des ursprünglichen Wirkstoffs.

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS Health.

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Ampicillin Ampicillin und Enzym-InhibitorenAmoxicillin und Enzym-Inhibitoren Piperacillin und Enzym-InhibitorenFlucloxacillin

1. 2. Lieferengpässe

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 161.P.

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Maßnahmen zur Vermeidung von Lieferengpässen zielen bisher vor allem auf Engpass-Management ab

Ein Großteil der in Deutschland implementierten Instrumente sowie aktuelle Reformansätze zielen auf eine Verbesserung der Informationslage und damit auf eine Optimierung des Engpass-Managements im Falle von Lieferengpässen ab:

1. Möglichkeit für Krankenhausapotheken oder krankenhausversorgende Apotheken nicht nach § 21 AMG in Deutschland zum Verkehr zugelassene Arzneimittel im Bedarfsfall (z. B. bei Lieferengpässen) zu importieren (Entwurf AMVSG)

2. Freiwilliges Melderegister des BfArM für Lieferengpässe bei Humanarzneimitteln• Selbstverpflichtung der Hersteller zur Meldung eingetretener/absehbarer Liefer-

engpässe bei versorgungsrelevanten Arzneimitteln in BFArM-Register (Pharmadialog)

3. Verpflichtende Mindestlagerbestände• Auflage der Lagervorhaltung für Großhändler (2 Wochen) (§ 52b (2) AMG) und für

Apotheker (1 Woche) (15 Abs. Apothekenbetriebsordnung)

Quellen: Bundesministerium für Gesundheit (2016): Bericht zu den Ergebnissen des Pharmadialogs. S.23-24. Deutsche Bundesregierung (2016): Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Arzneimittelversorgung in der GKV (BT-Drs. 18/10208).

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 171.P.

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Weitere Maßnahmen, die an den Ursachen von Lieferengpässen ansetzen, sind erforderlich

Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Vermeidung von Lieferengpässen diskutiert und gefordert. Erste Maßnahmen sind bereits initiiert:

1. Umsetzungsfrist (6 Monate) bei Rabattverträgen (Entwurf AMVSG)2. Mehrfachvergaben: Krankenkassen schließen Rabattverträge nicht nur mit

einzelnen Herstellern, sondern mit mehreren Herstellern1

• Vermehrter Einsatz von Mehrfachvergaben bei Ausschreibungen (Pharmadialog)

3. Selbstverpflichtung der Hersteller zu Prozessoptimierung und Qualitätsmanagement in der Versorgung (Pharmadialog)

4. erweiterte Möglichkeiten der Bundesoberbehörde, relevante Daten zur Verhinderung von Lieferengpässen und zur Schaffung von mehr Transparenz zu erlangen (Entwurf AMVSG)

5. Liste versorgungsrelevanter, engpassgefährdeter Arzneimittel (Pharmadialog)

Letztlich erfordert die Vermeidung von Lieferengpässen jedoch eine erhöhte Zahlungsbereitschaft des Gesundheitssystems für Antibiotika.

Quellen: Bundesministerium für Gesundheit (2016): Bericht zu den Ergebnissen des Pharmadialogs. S.23-24.AADeutsche Bundesregierung (2016): Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Arzneimittelversorgung in der GKV (BT-Drs. 18/10208).

Anmerkungen: 1) Bisher ist umstritten, ob die Krankenkassen von dieser Option ausreichend Gebrauch machen.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 181.P.

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Fazit: Marktentwicklung in beiden Sektoren erhöht die Gefahr von Lieferengpässen

Hohe Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika (84% / 85% des Verbrauchs) Ambulanter Sektor:

• Steigendes Risikopotenzial für Lieferengpässe im ambulanten Sektor durch stark sinkendes Preisniveau und sinkende Anbieterzahlen bzw. höherer Marktkonzen-tration (steigender HHI) aufgrund von Rabattverträgen (davon rd. 1/3 der Ausschreibungen im 1-Partner-Modell)

• Aber: Lieferengpässe im ambulanten Sektor weniger manifest. Mögliche Gründe: weiterhin höhere Anbieterzahl im ambulanten Sektor, unterschiedliche Definitionen von Lieferfähigkeit, ggü. stationär eingesetzten Antibiotika geringere Produktionskomplexität

Stationärer Sektor:• Für sich genommen senkt steigende Anbieterzahl bzw. geringere

Marktkonzentration (sinkender HHI) das Risiko von Lieferengpässen• Aber: stark sinkendes Preisniveau trotz höherer Anforderungen an die Pro-

duktion (hoher Anteil von parenteralen Lösungen) birgt Risikopotenzial

Lieferengpässe:• Praktisch stationärer Sektor von Lieferengpässen stärker betroffen• Insbes. bei parenteralen Darreichungsformen Produktionsprobleme These: Kein Produktionspuffer mehr vorhanden, um höherem Risiko von

Produktionsproblemen zu begegnen

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 191.P.

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| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

1. Marktanalyse und Auswirkungen von Regulierungsinstrumenten

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 201.P.

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| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

1.1 Marktanalyse

Ambulanter Antibiotikamarkt

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 211.P.

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Ambulanter Antibiotikaverbrauch ist seit 2005 weitgehend konstant. In dieser Zeit hat sich der Anteil von Generika an Antibiotika stark erhöht (von 69% auf

84%, bei systemischen Antibiotika sogar auf 94% im Jahr 2015). Damit war der Generikaanteil bei Antibiotika deutlich höher als im Gesamtmarkt (77%).

Infolge des Anstiegs des Generikaanteils sank der Antibiotikaumsatz um 30%. 2015 wurden im amb. Sektor 522 Mio. DDD verbraucht. Der Umsatz nach Listenpreisen

betrug 238,6 Mio. €.

Umsatzrückgang um 30% bei seit Jahren konstantem Verbrauch, Generikaanteil überdurchschnittlich hoch

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Generika Altoriginal keine Generikasituation Patent

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI. Umsatz anhand von Listenpreisen ohne Berücksichtigung von Individualrabatten.

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Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 221.P.

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Etwa 8-10% der Anbieter (Konzerne) sind Reimporteure. Reimporte machen nur ca. 1-2% des Gesamtverbrauchs von Antibiotika im ambulanten

Sektor aus, für systemische Antibiotika waren es 2015 lediglich 0,3%. Grund für die niedrigen Marktanteile von Reimporten ist das überwiegend generische

Marktumfeld. In Analysen von Anbieterzahlen und Marktkonzentrationen werden Reimporteure daher

im Rahmen dieser Analyse nicht einbezogen.

Reimporte spielen auf ambulantem Antibiotikamarkt wegen des hohen Generikaanteils keine bedeutende Rolle

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Ambulanter Antibiotikamarkt

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Quelle: IGES Berechnungen nach NVI.

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J01 - systemische Antibiotika

Marktanteil Reimporte Konzernanteil Reimporte

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 231.P.

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Auf die 20 verbrauchsstärksten (DDD) Antibiotika entfielen 2015 ca. 83% des gesamten ambulanten Antibiotikaverbrauchs

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI.

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Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 241.P.

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Systemische Antibiotika im ambulanten Sektor mit höchster Versorgungsrelevanz

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Verbrauch (DDD)

J01 - systemisch S01 - ophtalmologisch

D06 - dermatologisch Andere

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI. Keine Berücksichtigung von Rabatten aus Rabattverträgen.

Systemische Antibiotika (J01) machen etwa 75% des Verbrauchs aus. Rückgang des Umsatzanteils systemischer Antibiotika seit 2005 von 90% auf 80%. Die größten Verbrauchsanteile nach systemischen Antibiotika haben ophtalmologische

(15%) und dermatologische (3-5%) Antibiotika.

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Umsatz (ApU)

J01 - systemisch S01 - ophtalmologisch

D06 - dermatologisch Andere

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 251.P.

001

Betrachtung auf Konzernebene, da Mehrmarkenkonzerne im Hinblick auf Produktionsstandorte i.d.R. keine Reserve-Infrastruktur aufweisen.

Die Anzahl der Konzerne sank im Betrachtungszeitraum von 119 auf 110 (-8%). Bei systemischen Antibiotika sank die Anbieterzahl von 93 auf 84 (-10%). Die Anzahl der Wirkstoffe mit mindestens 15 Anbietern sank von 8 auf 2 (-75%). Im Jahr 2015 wurden 23 Wirkstoffe nur von einem Konzern angeboten.

Die Anbieterzahl (Original- und Generikakonzerne) ist im ambulanten Antibiotikamarkt rückläufig

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Anzahl Konzerne nach therapeutischer Untergruppe

Gesamt systemisch

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Quelle: IGES Berechnungen nach NVI.

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Anzahl Wirkstoffe mit mindestens 15 Anbietern

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 261.P.

001

Die TOP 10 verbrauchsstärksten Konzerne decken seit 2008 über 90% des Gesamtverbrauchs systemischer Antibiotika ab

58%63% 65%

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TOP 3 TOP 4-7

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 271.P.

001

Anstieg der Marktkonzentration im Betrachtungszeitraum; seit 2012 jedoch sinkender Trend für systemische Antibiotika

Quelle: IGES Berechnung nach NVI. Marktkonzentrationsschwellen nach US Department of Justice (bis 2010). Seit 2010 gelten aufgrund industriepolitischer Erwägungen höhere Schwellenwerte.

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Gesamt (Konzerne) systemische Antibiotika (Konzerne) Starke Marktkonzentration

ophtalmologische Antibiotika (Konzerne) dermatologische Antibiotika (Konzerne) Mittlere Marktkonzentration

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 281.P.

001

Aber: Anstieg der Anbieterkonzentration bei den fünf verbrauchsstärksten systemischen Wirkstoffen

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI. Marktkonzentrationsschwellen nach US Department of Justice (bis 2010). Seit 2010 gelten aufgrund industriepolitischer Erwägungen höhere Schwellenwerte.

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MarktkonzentrationAmoxicillin Cefuroxim

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Anbieterzahl

Amoxicillin Cefuroxim Doxycyclin

Ciprofloxacin Clindamycin

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 291.P.

001

Fazit: Ambulanter Antibiotikamarkt

Der Verbrauch von Antibiotika bewegt sich seit dem Jahr 2005 auf einem weit-gehend konstanten Niveau von etwa 500 Mio. DDD im Jahr (84% Generika).

Die verbrauchsstärksten therapeutischen Untergruppen bilden systemische Antibiotika (J01: 75%), ophtalmologische Antibiotika (S01: 15%) und dermatologische Antibiotika (D06: 3-5%).

Aufgrund eines steigenden Generikaanteils sank der Antibiotikaumsatz (ApU) im Zeitraum 2005 bis 2015 um 30%.

Auf Wirkstoffebene hat die Anbieterkonzentration zugenommen:• Sowohl im Gesamtmarkt als auch für systemische Antibiotika sank die aggregierte

Anbieterzahl nur leicht, die Anzahl der Wirkstoffe mit besonders intensivem Wettbewerb (15+ Anbieter) sank jedoch von 8 auf 2 Wirkstoffe.

• Die Marktkonzentration auf aggregierter Ebene (J01 und Gesamtmarkt) nahm zwischenzeitlich leicht zu, lag aber jüngst wieder unterhalb der Schwelle für eine starke Marktkonzentration. Auf Einzelwirkstoffebene zeigt sich dagegen ein Trend deutlich steigender Marktkonzentrationen. Der HHI des verbrauchsstärksten Wirkstoffs Amoxicillin (ca. 20% des Gesamtverbrauchs) stieg z.B. von ca. 2.300 auf 4.200 Punkte (+80%) und damit deutlich über den Schwellenwert (1.800 Punkte).

Zwar werden zunehmend weniger systematische Antibiotika von nur einem Anbieter angeboten, jedoch waren es 2015 noch 23 Wirkstoffe (33% aller Wirkstoffe), die damit tendenziell besonders anfällig für Lieferengpässe waren.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 301.P.

001

| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

1.1 Marktanalyse

Stationärer Antibiotikamarkt

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 311.P.

001

Charakteristika des stationären Arzneimittelmarktes und methodische Hinweise

Im stationären Arzneimittelmarkt existiert anders als im ambulanten Sektor keine Preisbindung für Arzneimittel.• Der Arzneimitteleinkauf durch Krankenhäuser ist stark von Einkaufsgemeinschaften

und Krankenhaus-Ausschreibungen geprägt, womit teilweise erheblicher Preisdruck auf pharmazeutische Unternehmer ausgeübt werden kann.

• Ausgaben und Preise dieser Analyse basieren daher auf Durchschnittswerten der tatsächlich gezahlten Preise der Krankenhäuser bzw. deren Einkaufsgemeinschaften.

Aufgrund der Umsatzsteuerbefreiung und entfallenden Distributionsmargen (Direktvertrieb) im stationären Sektor sind die verwendeten Preisdaten vergleichbar zu Abgabepreisen des pharmazeutischen Unternehmers (ApU) im ambulanten Sektor.

Der stationäre Antibiotikamarkt unterscheidet sich strukturell vom ambulanten, da Antibiotika vor allem als parenterale Zubereitungen eingesetzt werden, welche aufgrund ihrer intravenösen Anwendung deutlich höhere Anforderungen an den Produktionsprozess stellen (z.B. Sterilität).

Datengrundlage bilden Daten des Krankenhauspanels von IMS Health. Die Daten zum stationären Antibiotikamarkt umfassen ausschließlich systemische Antibiotika (J01).

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 321.P.

001

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Verbrauch (DDD)

Generika Altoriginal keine Generikasituation Patent

Verbrauch im stationären Sektor steigend, Ausgaben bei wachsendem Generikaanteil seit 2011 rückläufig

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS.

Stationärer Antibiotikaverbrauch stieg im Betrachtungszeitraum um 35%. Ausgaben sanken im Betrachtungszeitraum um 25%. Gesamtumsatz generischer Antibiotika im stationären Sektor 2015: 313,3 Mio. € Generika deckten 2015 im stationären Sektor 85% des Antibiotikaverbrauchs bei einem

Ausgabenanteil von 60%.

85%

60%

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 331.P.

001

Auf die 20 verbrauchsstärksten Antibiotika entfielen im Jahr 2015 ca. 90% des gesamten stationären Antibiotikaverbrauchs

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS.

Kein TOP 20 Wirkstoff im ambulanten Sektor2015 2005

TOP 20 Wirkstoff auch im ambulanten Sektor

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2015 2005

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 341.P.

001

Steigende Zahl von Generikaherstellern erhöht Anbieterzahl im stationären Sektor (Konzernebene)

Quelle: IGES Berechnung nach IMS.

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Anbieteranzahl (Konzerne) im Gesamt- und Gesamtmarkt

Systematische Antibiotika gesamt Generika

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Anbieteranzahl der 5 verbrauchsstärksten Wirkstoffe

Cefuroxim Ampicillin und Enz.-Inh.

Ciprofloxacin Ceftriaxon

Clarithromycin

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 351.P.

001

Steigende Anbieterzahl auch auf Wirkstoffebene, TOP 10-Konzerne jedoch weitgehend über 90% des stationären Verbrauchs

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS.

Die Anzahl der Wirkstoffe mit nur einem Anbieter sank von 32 auf 20. Der Anzahl der Wirkstoffe mit mindestens 5 Anbietern stieg von 14 auf 24. Der Verbrauchsanteil der Top 3 und Top 10-Konzerne blieb im Zeitverlauf dennoch

konstant.

32 35 33 33 32 26 25 25 23 21 20

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Verteilung der Wirkstoffe nach Anbieterzahl

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Verbrauchsanteil TOP 10-Konzerne

Top 3 Top 4-7

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 361.P.

001

Marktkonzentration gesunken, für verbrauchsstärkste Einzelwirkstoffe jedoch weiterhin oberhalb des Schwellenwerts

Quelle: IGES Berechnung nach IMS. Marktkonzentrationsschwellen nach US Department of Justice (bis 2010). Seit 2010 gelten aufgrund industriepolitischer Erwägungen höhere Schwellenwerte.

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Marktkonzentration (Konzerne) im Gesamt- und Generikamarkt

Systematische Antibiotika gesamt

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Marktkonzentration der 5 verbrauchsstärksten Wirkstoffe

Cefuroxim Ampicillin und Enz.-Inh.Ciprofloxacin CeftriaxonClarithromycin Starke Konzentration

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 371.P.

001

Preise (pro DDD) der verbrauchsstärksten Wirkstoffe seit 2005 im stationären Sektor erheblich gesunken

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS.

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2005 2015

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 381.P.

001

Fazit: Stationärer Antibiotikamarkt

Im stationären Sektor hat der Verbrauch systemischer Antibiotika (J01) seit 2005 von ca. 65 Mio. DDD auf ca. 88 Mio. DDD (+35%) zugenommen, aber seit 2009 weitgehend konstant (Generikaanteil 85%).

Seit dem Jahr 2011 sinken die Ausgaben trotz weiterhin steigenden Verbrauchs aufgrund eines stark gestiegenen Generikaanteils.

Die Preise der verbrauchsstärksten Antibiotika sind seit 2005 stark gesunken. Im Hinblick auf die meistverwendeten Antibiotika unterscheidet sich der

stationäre Sektor strukturell deutlich vom ambulanten:• Nur die Hälfte der 20 meistverordneten systemischen Antibiotika im stationären Sektor

zählen auch im ambulanten Sektor zu den verbrauchsstärksten.• Aufgrund eines deutlich höheren Anteils von Antibiotika in parenteralen Zuberei-

tungen (56% des Verbrauchs im Jahr 2015) ist das Preisniveau insgesamt höher. Im stationären Sektor hat sich der Wettbewerb im Betrachtungszeitraum

deutlich intensiviert:• Die Anbieterzahl stieg insgesamt um 24%.• Die Marktkonzentration auf aggregierter Ebene sank um ca. 20% und fiel deutlich

unter den Schwellenwert für eine starke Konzentration.• Auch auf Einzelwirkstoffebene sank die Marktkonzentration, lag aber dennoch

teilweise deutlich über dem Schwellenwert einer hohen Marktkonzentration.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 391.P.

001

| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

1.1 Marktanalyse

Gegenüberstellung ambulanter und stationärer Sektor (systemische Antibiotika)

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 401.P.

001

Während der Verbrauch systemischer Antibiotika im ambulanten Sektor weitgehend konstant ist, ist er im stationären Sektor gestiegen, seit 2009 aber weitgehend konstant.

Seit 2006 übersteigen die Ausgaben im stationären Sektor die des ambulanten Sektors. Seit 2011 zeigt sich eine deutlich rückläufige Ausgabenentwicklung im stationären Sektor

bei gleichzeitig steigendem Verbrauch.

Stationärer Sektor mit deutlich stärkerer Verbrauchs- und Ausgabenentwicklung als ambulanter Sektor

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS und NVI. Keine Berücksichtigung von Rabatten aus Rabattverträgen im ambulanten Sektor.

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Antibiotikaverbrauch

Verbrauch Ambulant Verbrauch Stationär

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 411.P.

001

Anteil des stationären Sektors am Gesamtverbrauch systemischer Antibiotika 15-19%. Mit 48-57% ist der Anteil des stationären Sektors an den Gesamtausgaben für

systemische Antibiotika (J01) somit überproportional hoch. Grund sind strukturelle Unterschiede der Versorgung (höherpreisige Antibiotika in

parenteralen Lösungen, z. B. Betalactame, die ambulant kaum eingesetzt werden).

Stationärer Sektor mit überproportional hohen Ausgaben für systemische Antibiotika

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS und NVI. Keine Berücksichtigung von Rabatten aus Rabattverträgen im ambulanten Sektor.

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Verbrauch

Verbrauch Ambulant Verbrauch Stationär

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 421.P.

001

Höherer Preis* bei 7 der TOP 10-Wirkstoffen wegen unterschiedlicher Struktur der Applikationsform

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS und NVI. Keine Berücksichtigung von Rabatten aus Rabattverträgen im ambulanten Sektor.* Umsatz je DDD; ambulant: Umsatz auf Basis von Listenpreisen, stationär: auf Basis tatsächlich gezahlter Preise

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Ambulant 2015 Stationär 2015

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 431.P.

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Preise* bei gleicher Applikationsform jedoch für TOP 5-Wirkstoffe im stationären Sektor niedriger

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS und NVI. Keine Berücksichtigung von Rabatten aus Rabattverträgen im ambulanten Sektor.* Umsatz je DDD; ambulant: Umsatz auf Basis von Listenpreisen, stationär: auf Basis tatsächlich gezahlter Preise

Verbrauchsanteil an Wirkstoffverbrauch im ambulanten Sektor < 0,1%

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Ambulant 2015 Stationär 2015

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 441.P.

001

Sinkende Preise (Umsatz je DDD) bei steigendem Generikaanteil für systemische Antibiotika

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS und NVI. Keine Berücksichtigung von Rabatten aus Rabattverträgen im ambulanten Sektor.

Der Generikaanteil im stationären Sektor hat sich im Betrachtungszeitraum weitgehend dem Niveau des ambulanten Sektors angenähert.

Damit ging ein Preisrückgang (Umsatz je DDD) einher, der strukturelle Unterschied (4- bis 6-facher Umsatz je DDD) bleibt jedoch erhalten.

Grund für den Preisunterschied ist der höhere Anteil parenteraler Darreichungs-formen im stationären Sektor.

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Umsatz je DDD

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Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 451.P.

001

Gegenläufige Entwicklung und Angleichung von Anbieterzahl und Marktkonzentration auf Wirkstoffebene

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS und NVI.

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MarktkonzentrationAmbulant Stationär Starke Marktkonzentration

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 461.P.

001

Fazit: Vergleich ambulanter und stationärer Sektor (systemische Antibiotika)

Auf den stationären Antibiotikamarkt entfallen nur 15-20% des Verbrauchs, aber ca. 50% der Ausgaben für systemische Antibiotika.

Seit 2006 übersteigen die Umsätze im stationären Sektor die des ambulanten Sektors (für systemische Antibiotika).

Die Preise (Umsatz je DDD) sanken in beiden Sektoren im Zeitverlauf, das Preisniveau im stationären Sektor bleibt 4- bis 6-fach höher. • Grund hierfür ist der deutlich größere Anteil von höherpreisigen Antibiotika in

parenteralen Lösungen im stationären Sektor. Auf sie entfielen im Jahr 2015 ca. 56% des stationären Verbrauchs, im ambulanten Sektor werden sie kaum verordnet.

• Dagegen sind die Listenpreise bei den häufigsten Wirkstoffen im ambulanten und stationären Sektor mit identischer Darreichungsform im stationären Bereich deutlich niedriger. Aufgrund von Rabattverträgen können die tatsächlichen Preise im ambulanten Sektor jedoch niedriger sein.

Während sich im ambulanten Sektor die Marktkonzentration bei sinkenden Anbieterzahlen leicht erhöhte, sank sie im stationären Sektor bei steigenden Anbieterzahlen.• Seit 2008 ist die Marktkonzentration bezogen auf die Gesamtheit der Wirkstoffe im

ambulanten Antibiotikamarkt höher als die im stationären. • Auf Einzelwirkstoffebene hat eine starke Angleichung der Marktkonzentration

zwischen ambulant und stationär stattgefunden.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 471.P.

001

| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

1.2 Regulierungsinstrumente

Übersicht: Bedeutung von Rabattverträgen und Festbeträgen für den ambulanten Antibiotikamarkt

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 481.P.

001

Der Großteil festbetragsregulierter Verordnungen wird zusätzlich unter Rabattvertrag abgegeben (Gesamtmarkt)

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI.

58%63%

48%

31%26% 25% 23% 26% 28% 25% 23%

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Nur Festbetrag Rabattvertrag und Festbetrag Rabattvertrag ohne Festbetrag Kein Regulierungsinstrument

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 491.P.

001

Über 90% der Generikaverordnungen werden durch Rabatt-verträge und/oder Festbeträge reguliert (Generikamarkt)

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI.

73% 76%

54%

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2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

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Nur Festbetrag Rabattvertrag und Festbetrag Rabatt ohne Festbetrag Kein Regulierungsinstrument

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 501.P.

001

Fazit: Bedeutung von Regulierungsinstrumenten für den ambulanten Antibiotikamarkt

Der mengenbezogene Anteil des ambulanten Antibiotikamarktes (DDD), der durch Festbeträge reguliert ist, stieg im Betrachtungszeitraum von 58% auf 75%.

Im Jahr 2015 fielen 52% (Gesamtmarkt) bzw. 60% (Generikamarkt) des Verbrauchs sowohl unter Rabattverträge als auch unter Festbetrags-regulierung. Für jeweils weitere 6% galten Rabattverträge ohne Festbetragsregulierung.

Die fünf verbrauchsstärksten Wirkstoffe sind alle festbetragsreguliert. Gleichzeitig galten im Jahr 2015 für ca. 80% ihres Verbrauchs Rabattvereinbarungen.

Nur ca. 20% (Gesamtmarkt) bzw. ca. 10% (Generikamarkt) des Gesamtverbrauchs werden aktuell weder durch Festbeträge noch durch Rabattverträge reguliert. Es handelt sich dabei hauptsächlich um nicht-systemische (z.B. ophthalmologische und dermatologische) Antibiotika.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 511.P.

001

| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

1.2 Regulierungsinstrumente

Rabattverträge

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 521.P.

001

Nur 3% des rabattierten Antibiotikaverbrauchs im ambulanten Sektor entfällt nicht auf die TOP 10-Konzerne

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI.

58% 63%

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71%

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71%

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RabattmarktTOP 3 TOP 4-7

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 531.P.

001

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Marktanteil (2015) (logarithmiert)

Rabattkonzentration der TOP 20 verbrauchsstärksten systemischen Antibiotika

2015 2010 Log. (2015) Log. (2010)

Je höher der Marktanteil eines Wirkstoffs, desto größer die Bedeutung von Rabattverträgen

Für die 20 verbrauchsstärksten systemischen Antibiotika stieg der durchschnittliche Anteil am rabattierten Verbrauch seit 2010 von 57% auf 64%.

Der Verbrauch eines Wirkstoffes bestimmt signifikant die Bedeutung von Rabattverträgen:• Je höher der Anteil eines Wirkstoffes am

Gesamtverbrauch, desto höher ist auch sein Anteil am rabattierten Verbrauch.

• Für die TOP 3-Wirkstoffe blieb der Rabattanteil konstant auf einem sehr hohen Niveau von ca. 80%.

• Seit 2010 zeigt sich aber auch bei weniger verbrauchsstarken Wirkstoffen ein Anstieg der Verbrauchsanteile unter Rabattvertrag.

Quelle: IGES Berechnung nach NVI.

64%57%

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 541.P.

001

Marktverengung auf wenige Anbieter im Rabattmarkt lässt Marktkonzentration im Gesamtmarkt steigen

Seit 2008 halbierte sich die durchschnittliche verbrauchsgewichtete Anzahl von Anbieterkonzernen eines Wirkstoffs im Rabattmarkt von 12 auf 5.

Diese Verengung auf wenige Anbieter im Rabattmarkt erklärt maßgeblich die sinkenden Anbieterzahlen pro Wirkstoff im Gesamtmarkt.

Die Entwicklung der Marktkonzentration im Gesamtmarkt wird maßgeblich durch die Entwicklung im Rabattmarkt beeinflusst.

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI.

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Anbieterzahl und Marktkonzentration: Verbrauchsgewichteter WirkstoffdurchschnittAnbieterzahl Rabattmarkt Anbieterzahl Gesamtmarkt Marktkonzentration RabattmarktMarktkonzentration Gesamtmarkt Starke Marktkonzentration

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 551.P.

001

Der Anteil von Ausschreibungen für 1-Partner-Modell steigt wieder seit 2012 und beträgt aktuell fast 40%

* 1. Halbjahr 2015Quelle: IGES nach Insight Health. Bestimmung der TOP 5 Wirkstoffe durch Insight Health anhand verordneter Packungseinheiten

Seit 2012 steigt der Anteil von Rabattausschreibungen für 1-Partner-Modelle. Im Jahr 2014 wurde über ein Drittel der Rabattausschreibungen bei Antibiotika für

1-Partner-Modelle durchgeführt. Dieser Trend verstärkt die Marktsegmentierung, zudem sind 1-Partner-Modelle anfälliger

für die Entstehung von Lieferengpässen.

56%

32% 33% 36% 38%

44%

68% 67% 64% 62%

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201116 Ausschreibungen

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Ausschreibungen der TOP 5 verbrauchsstärksten Antibiotika (nach Verordnungen)

1-Partner-Modell 3-Partner-Modell

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 561.P.

001

Fazit: Rabattverträge

Der Rabattmarkt ist stark auf die zehn absatzstärksten Konzerne konzentriert, auf die seit dem Jahr 2008 mind. 95% des gesamten Verbrauches mit Rabattvereinbarungen entfallen.• Innerhalb der Gruppe der zehn verbrauchsstärksten Konzerne verteilen sich die Anteile

am Verbrauch mit Rabattvereinbarungen tendenziell gleichmäßiger als noch im Jahr 2008, d.h. der Anteil der drei verbrauchsstärksten Konzerne ist zurückgegangen.

Rabattverträge werden v.a. für verbrauchsstarke Wirkstoffe geschlossen. Bezogen auf einzelne Wirkstoffmärkte findet eine zunehmende Fokussierung

auf wenige Anbieter statt: Je Wirkstoff sinkt die durchschnittliche Anzahl der Anbieter, mit denen Rabattverträge geschlossen werden.• Dieser Trend wird dadurch begünstigt, dass seit 2012 wieder zunehmend

Rabattausschreibungen bei Antibiotika für 1-Partner-Modelle durchgeführt werden.• Gleichzeitig bleiben die unter Rabattvertrag abgegebenen Verbrauchsanteile konstant

oder steigen, so dass die zunehmende Fokussierung auf wenige Anbieter im Rabatt-segment eine steigende Marktkonzentration im ambulanten Sektor bewirkt.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 571.P.

001

| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

1.2 Regulierungsinstrumente

Festbeträge

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 581.P.

001

Vorbemerkung: Stufen des Festbetragssystems und Berechnung von Festbeträgen

Bei der Bildung von Festbetragsgruppen werden drei Stufen unterschieden:Stufe 1: Arzneimittel mit identischen WirkstoffenStufe 2: Arzneimittel mit pharmakologisch-therapeutisch vergleichbaren Wirkstoffen,

insbesondere mit chemisch verwandten StoffenStufe 3: Arzneimittel mit therapeutisch vergleichbarer Wirkung, insbesondere

Arzneimittelkombinationen Innerhalb dieser Stufen werden Festbetragsgruppen gebildet, für die der G-BA

äquivalente Vergleichsgrößen zur Dosierung der unterschiedlichen Präparate ermittelt.

Auf Grundlage der Vergleichsgrößen werden vom GKV-Spitzenverband die konkreten Festbeträge für jedes Präparat (und jede Packungsgröße) berechnet.

Der konkrete Festbetrag stellt den maximalen durch die GKV erstatteten AVP dar.

Zur Gewährleistung der Zeitkonsistenz wurden im Zuge der folgenden Analysen alle Festbeträge (AVP) auf die Preisbasis des ApU umgerechnet.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 591.P.

001

Antibiotika: Festbeträge Stufe 1 (identisch) verlieren gegenüber Stufe 2 (verwandt) Versorgungsanteile

Quelle: IGES Berechnungen nach LauerTaxe® und NVI. WS = Wirkstoffe

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Festbetrag Stufe 1 Festbetrag Stufe 2 Kein Festbetrag

Anzahl Gruppen Stufe 1 Anzahl Gruppen Stufe 2

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 601.P.

001

Festbeträge der 5 verbrauchsstärksten Festbetragsgruppen liegen auf Ebene des ApU zwischen 34 Cent und 27,78 Euro.

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€1,91

€1,11

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€19,49

€27,78

€10,08

€7,08

Fluorchinolone (oral, fest, Gruppe 2)

Fluorchinolone (oral, fest, Gruppe 1)

neuere Makrolide (oral)

Doxycyclin (oral, fest)

Cefalosporine (oral, Gruppe 3)

Cefalosporine (oral, Gruppe 2)

Cefalosporine (oral, Gruppe 1)

Amoxicillin (oral, flüssig)

Amoxicillin (oral, fest)

Die konkreten Festbeträge innerhalb einer Gruppe werden für jedes Präparat individuell berechnet.

Daraus ergeben sich Spannen innerhalb der Festbetragsgruppen (z.B. wegen unterschiedlichen Packungsgrößen oder Wirkstärken).

Aus den auf Ebene des AVP festgelegten Festbeträgen wurde jeweils der korrespondierende ApU berechnet und dargestellt.

Quelle: IGES Berechnungen nach LauerTaxe®.

8 Stück Amoxicillin 500mg 30 Stück Amoxicillin 1000mg

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 611.P.

001

| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

1.2 Regulierungsinstrumente

Einfluss des Festbetragsniveaus auf die Anbieterkonzentration am Beispiel Amoxicillin

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 621.P.

001

Flüssige orale Darreichungsformen für Kinder

Flüssige orale Darreichungsformen von Antibiotika („Säfte“) werden vor allem für Kinder und Senioren eingesetzt, da diese Schwierigkeiten beim Schlucken der oftmals großen Antibiotika-Tabletten haben können.

Aufgrund deutlich geringerer Verordnungsmengen ist die Produktion von flüssigen oralen Darreichungsformen i.d.R. mit höheren Kosten verbunden als die Produktion von festen oralen Darreichungsformen.

Wenn keine eigenen Gruppen für flüssige orale Applikationsformen gebildet werden, dominieren feste Applikationsformen das Preisgefüge innerhalb der Gruppe und bestimmen so den niedrigeren Festbetrag.

Der Festbetrag kann in diesen Fällen unterhalb der Produktionskosten anderer Applikationsformen liegen, wodurch die Hersteller zu einem Marktaustritt gezwungen sein können.

Auch bei der Bildung eigener Festbetragsgruppen für flüssige orale Darreichungsformen kann jedoch die Entwicklung anderer Applikationsformen Rückkopplungseffekte haben, wie am Beispiel Amoxicillin dargestellt wird.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 631.P.

001

Für einige festbetragsregulierte Wirkstoffe/Wirkstoffgruppen existiert eine gesonderte Festbetragsgruppe für flüssige orale Darreichungsformen (sog. „Kindergruppen“).

Für viele verbrauchsstarke (neuere) Festbetragsgruppen existiert keine gesonderte Gruppe für flüssige orale Darreichungsformen (z.B. Cephalosporine, neuere Makrolide).

Der Verbrauchsanteil (innerhalb des Festbetragssystem) der Gruppen ohne Unterteilung nach Applikationsform stieg im Zeitverlauf, der von designierten Gruppen für flüssige orale Darreichungsformen halbierte sich.

Verbrauchsanteil von flüssigen oralen Applikationsformenhat sich trotz steigenden Festbetragsniveaus seit 2005 halbiert

Quelle: IGES Berechnungen nach LauerTaxe® und NVI.

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VerbrauchsanteileFB-Gruppen oral, flüssig ("Kinder/Senioren")FB-Gruppen oral, fest ("Erwachsene")Keine Unterteilung der FB-Gruppen nach Darreichungsform

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FestbetragsniveauFB-Gruppen oral, flüssig ("Kinder/Senioren")FB-Gruppen oral, fest ("Erwachsene")Keine Unterteilung der FB-Gruppen nach Darreichungsform

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 641.P.

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Festbetragsniveau und Anbieterentwicklung

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Festbetragsniveau und Marktkonzentration

FB-Entwicklung HHI

Amoxicillin: Sinkendes Festbetragsniveau und sinkende Anbieterzahlen für feste orale Darreichungsformen

Quelle: IGES Berechnungen nach LauerTaxe® und NVI.

FB in ApU:0,94€ - 7,08€

Die Anbieterzahl halbierte sich im Betrachtungszeitraum von 26 auf 13. Das Festbetragsniveau wurde seit 2012 geringfügig angehoben, die Anbieterzahl reduzierte

sich jedoch weiter. Im Dezember 2015 betrug der Festbetrag für eine Packung Amoxicillin 500mg (8 Stück)

12,17€. Davon erhält der Hersteller 0,94€ (ApU).

FB in ApU:0,94€ - 7,08€

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 651.P.

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Festbetragsniveau und Anbieterentwicklung

FB-Entwicklung Anbieterzahl

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Festbetragsniveau und Marktkonzentration

FB-Entwicklung HHI

Amoxicillin: Sinkende Anbieterzahlen trotz steigendem Festbetragsniveau für flüssige orale Darreichungsformen

Quelle: IGES Berechnungen nach LauerTaxe® und NVI.

FB in ApU:1,83€ - 10,08€

FB in ApU:1,83€ - 10,08€

Für flüssige orale Darreichungsformen wurde das Festbetragsniveau seit 2013 sukzessive moderat erhöht, so dass es inzwischen leicht über dem Wert von 2005 liegt.

Trotzdem ging die Anbieterzahl nach den leichten Festbetragserhöhungen weiter zurück. Insgesamt sank die Anbieterzahl im Betrachtungszeitraum von 21 auf 8 um 62%.

Die Marktkonzentration verdreifachte sich im Betrachtungszeitraum von 1.730 auf 5.060 Punkte und überschritt damit den Schwellenwert einer hohen Marktkonzentration.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 661.P.

001

Amoxicillin: Hohe Rabattierungsanteile am Verbrauch sowohl für feste als auch flüssige orale Darreichungsformen

Quelle: IGES Berechnungen nach LauerTaxe® und NVI.

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Amoxicillin: Anteile am rabattierten Verbrauch für flüssige und feste orale Darreichungsformen

feste, orale Darreichungsformen flüssige, orale Darreichungsformen

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 671.P.

001

Fazit: Effekte von Festbetragsanpassungen werden überlagert von anderen Festbeträgen und Rabattvereinbarungen

Am Beispiel Amoxicillin – dem verbrauchsstärksten Wirkstoff im ambulanten Sektor – ist eine deutliche Reduktion der Anbieterzahl und eine steigende Marktkonzentration zu beobachten.

Die Marktkonzentration ist insbesondere für flüssige orale Darreichungsformen für Kinder und Senioren auf einem sehr hohen Niveau. Auch eine moderate Erhöhung des Festbetragsniveaus für diese Applikationsformen konnte den Trend rückläufiger Anbieterzahlen nicht brechen.

Ebenfalls rückläufige Anbieterzahlen bei festen oralen Applikationsformen lassen den Schluss zu, dass sich Konzerne bei einem Rückzug aus dem (größeren) Wirkstoffmarkt für feste Applikationsformen auch aus dem Markt für flüssige orale Applikationsformen zurückziehen („Komplettrückzug“).

Aufgrund des sehr hohen Rabattvertragsanteils am Verbrauch (86% bzw. 63% für feste bzw. flüssige orale Darreichungsformen) ist davon auszugehen, dass Festbetragserhöhungen nur bedingt dazu beitragen können, die Marktkonzentration zu senken.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 681.P.

001

| Gesundheit | Mobilität | Bildung |

1.3 Fazit

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 691.P.

001

Anbieterkonzentration in ambulantem und stationärem Sektor

Auf Generika entfällt mit einem Verbrauchsanteil von 84% (ambulant) bzw. 85% (stationär) gegenwärtig der überwiegende Teil der Versorgung mit Antibiotika.

Im ambulanten Bereich liegt die Anbieterkonzentration auf aggregierter Ebene sowie für die große Gruppe der systemischen Antibiotika (J01) etwa auf dem Niveau des Schwellenwertes einer starken Marktkonzentration.1)

Auf Einzelwirkstoffebene hat die Anbieterkonzentration hingegen im ambulanten Bereich deutlich zugenommen. • Allerdings sind hierbei mögliche Substitutionsbeziehungen zwischen den einzelnen

Wirkstoffen zu beachten.• Entscheidend ist aber, dass – bei angenommen unveränderter Substituierbarkeit –

die Anbieterkonzentration auf Wirkstoffebene zugenommen hat.

Im stationären Sektor hat sich dagegen der Wettbewerb deutlich intensiviert: Die Marktkonzentration auf aggregierter Ebene sank um ca. 20% und fiel deutlich unter den Schwellenwert für eine starke Konzentration. Auch auf Einzelwirkstoffebene sinkt die Marktkonzentration, liegt aber immer noch teilweise deutlich über dem Schwellenwert.

1) Marktkonzentrationsschwellen nach US Department of Justice (bis 2010). Seit 2010 gelten aufgrund industriepolitischer Erwägungen höhere Schwellenwerte.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 701.P.

001

Preise und Regulierungsinstrumente

Im stationären Bereich liegt der durchschnittliche Preis (Umsatz je DDD) für systemische Antibiotika 4- bis 6-fach über dem im ambulanten Bereich. • Grund hierfür ist der deutlich höhere Anteil von höherpreisigen Antibiotika in

parenteralen Lösungen im stationären Sektor.• Dagegen sind die Preise bei den häufigsten Wirkstoffen im ambulanten und stationären

Sektor mit identischer Darreichungsform im stationären Bereich deutlich niedriger. • In beiden Sektoren sind die Preise im Durchschnitt kontinuierlich gesunken.

Die Marktabdeckung von Rabattvereinbarungen hat im Betrachtungszeitraum zugenommen; gleichzeitig gibt es für Wirkstoffe mit Rabattvereinbarungen im Durchschnitt immer weniger Anbieter.

Dagegen konnte kein systematischer Einfluss der Festbetragsregulierung (Erstattungsniveau) auf die Veränderung von Anbieterzahlen und Markt-konzentration innerhalb der Festbetragsgruppen gezeigt werden. • Aufgrund des sehr hohen Rabattvertragsanteils am Verbrauch ist davon auszugehen,

dass Festbetragserhöhungen nur bedingt dazu beitragen können, die Marktkonzen-tration zu senken.

Die aufgezeigten Marktentwicklungen haben insgesamt zu einer tendenziell erhöhten Wahrscheinlichkeit von Lieferengpässen geführt.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 711.P.

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2. Lieferengpässe, Auswirkungen und Lösungsansätze

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 721.P.

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2.1 Lieferengpässe und Auswirkungen auf die Versorgung

Lieferengpässe bei Antibiotika in Deutschland

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 731.P.

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Das freiwillige Melderegister des BfArM informiert die Fachöffentlichkeit über versorgungsrelevante Lieferengpässe

Quelle: BfArM (2016) Lieferengpässe von Humanarzneimitteln: http://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/zul/amInformationen/Lieferengpaesse/lieferengp.html.

Definition Lieferengpass “Ein Lieferengpass ist eine über voraussichtlich 2 Wochen hinausgehende

Unterbrechung einer Auslieferung im üblichen Umfang oder eine deutlich vermehrte Nachfrage, der nicht angemessen nachgekommen werden kann.“

Kriterien für Listung als Lieferengpass für Humanarzneimittel im freiwilligen Melderegister des BfArM: Nur Lieferengpässe von Arzneimitteln, bei denen ein besonderer

Informationsbedarf der Fachöffentlichkeit vorausgesetzt wird:• verschreibungspflichtige Arzneimittel, die v.a. zur Behandlung

lebensbedrohlicher/schwerwiegender Erkrankungen bestimmt sind und für die keine Alternativpräparate verfügbar sind;

• z. B. Gruppe der Onkologika, Antibiotika, Notfallarzneimittel und Arzneimittel, die in Zusammenhang mit Operationen verwendet werden.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 741.P.

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Von April 2013 bis Juni 2016 wurden neunzehn Liefer-engpässe bei Antibiotika an das BfArM gemeldet

Wirkstoffname Jahr des Engpasses

Dauer des Engpasses

Marktanteil Ambulant

Marktanteil Stationär

Wirkstoffe mit primär ambulantem Marktanteil Cefixim 2013 5 Monate 1,25 % 0,26 %Benzylpenicillin Benzathin 2013 vrs. 31 Monate 0,003 % 0,001 %Benzylpenicillin Benzathin 2013 14 Monate 0,003 % 0,001 %Sulfamethoxazole und Trimethoprim 2014 15 Monate 3,88 % 2,62 %Rifampicin¹ 2014 9 Monate 0,000 % k. A. Rifampicin¹ 2015 vrs. 5 Monate 0,0003 % k. A. Sulfamethoxazol, Trimethoprim 2016 2 Wochen 3,85 % 2,38 %Wirkstoffe mit primär stationärem Marktanteil Fosfomycin 2013 34 Monate 0,07 % 0,18 %Linezolid 2013 6 Monate 0,000 % 0,73 %Ampicillin + Sulbactam 2013 5 Monate 0,000 % 11,79 %Clindamycin 2014 14 Monate 3,04 % 3,56 %Ampicillin+Sulbactam 2015 vrs. 15 Monate 0,000 % 11,98 %Tigecyclin 2015 1 Monat 0,001 % 0,15 %Sulbactam-Natrium, Ampicillin-Natrium 2015 1 Monat 0,000 % 11,98 %Flucloxacillin-Natrium 2015 2 Monate 0,09 % 0,90 %Flucloxacillin 2015 1 Monat 0,09 % 0,90 %Tigecyclin 2016 1 Monat 0,001 % 0,15 %Imipenem/Cilastatin 2016 vrs. 9 Monate 0,001 % 0,85 %Sultamicillintosilat 2016 vrs. 4 Monate 0,18 % 2,87 %

Anmerkungen: 1) Für Wirkstoffe der ATC-Gruppe J04 (Tuberkulosemittel) liegen für den stationären Markt keine Daten vor.Quelle: BfArM (2016): Lieferengpässe bei Humanarzneimitteln. Stand 06.06.2016.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 751.P.

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Wirkstoffe mit gemeldeten Lieferengpässen vor allem im stationären Sektor von Bedeutung

Anmerkung: Für Wirkstoffe der ATC-Gruppe J04 (Tuberkulosemittel) liegen für den stationären Markt keine Daten vor. Obwohl diese ebenfalls von Lieferengpässe betroffen waren, sind sie daher nicht in der Grafik aufgeführt.

Quelle: Lieferengpässe: BfArM (2016): Lieferengpässe bei Humanarzneimitteln. Stand 06.06.2016; Marktanteile: IGES Berechnungen nach NVI und IMS.

rein ambulanter Verbrauch

rein stationärer Verbrauch

Marktanteil des Wirkstoffs

Fosfomycin; 0,18%

Linezolid; 0,73%

Ampicillin + Sulbactam; 11,79%

Cefixim; 1,25%

Benzylpenicillin-Benzathin; 0,00%

Clindamycin; 3,56%Sulfamethoxazol und Trimethoprim; 3,88%

Ampicillin + Sulbactam; 11,98%

Tigecyclin; 0,15% Ampicillin + Sulbactam; 11,98%

Flucloxacillin; 0,90%

Flucloxacillin; 0,90%

Tigecyclin; 0,15%

Sulfamethoxazol und Trimethoprim; 3,85%

Imipenem und Enzym-Inhibitoren; 0,85%

Sultamicillin; 2,87%

Apr. 13 Jul. 13 Okt. 13 Jan. 14 Apr. 14 Jul. 14 Okt. 14 Jan. 15 Apr. 15 Jul. 15 Okt. 15 Jan. 16 Apr. 16 Jul. 16

Lieferengpässe von Antibiotika und Marktanteile im jeweiligen Sektorseit 2013

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 761.P.

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Lieferengpässe bei Antibiotika im stationären Sektoraufgrund vorwiegend parenteraler Darreichungsformen

Stationärer Sektor Steigende Anbieterzahl im stationären Sektor seit 2005Aber: Im Vergleich zum ambulanten Sektor bleibt Anbieterzahl im stationären

Sektor insgesamt niedrig Weiterhin steigender Verbrauch von Antibiotika im stationären Sektor Nach wie vor existieren Wirkstoffe mit nur wenigen Herstellern Vor allem problematisch bei parenteralen Darreichungsformen aufgrund hoher

Anforderungen an die Produktion Preisniveau ist im stationären Sektor seit 2005 aufgrund von steigendem

Generikaanteil deutlich gesunken In den USA wurde in einer aktuellen Studie (Yurukoglu, Liebman & Ridley 2016) über

Engpässe bei injizierbaren generischen Arzneimitteln ein Zusammenhang zwischen Marktmacht (= höhere Preise) und Investitionen in Produktionskapazitäten (= weniger Lieferengpässe) festgestellt.

Quelle: Yurukoglu, Liebman und Ridley (2016).The Role of Government Reimbursement in Drug Shortages.URL: http://web.stanford.edu/~ayurukog/shortages.pdf

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 771.P.

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Lieferengpässe bei Antibiotika: DurchschnittlicheDauer knapp 9 Monate; vor allem Herstellungsprobleme

Dauer Im Durchschnitt dauerten die zwischen 2013 und 2016 beim BfArM gemeldeten

Lieferengpässe bei Antibiotika rd. 8,5 Monate (264 Tage)1,2

Gemeldete Ursachen Probleme in der Herstellung (Ursache bei 8 von 19 Lieferengpässen) Erhöhte Nachfrage (Ursache bei 4 von 19 Lieferengpässen)3

Engpässe in der Herstellung (Ursache bei 2 von 19 Lieferengpässen) Weitere einmalig auftretende Ursachen:

Wechsel des Wirkstoffherstellers, Lieferantenverzüge, Herstellerwechsel, noch nicht zugestimmte Änderungsanzeigen zum Wechsel des Wirkstoffherstellers, Wirkstoffengpässe

Anmerkungen: 1) Bei aktuellen Lieferengpässen wurde das voraussichtliche Ende des Lieferengpasses nach Auskunft des BfArM angenommen.2) Der Durchschnitt wird stark von einzelnen lang andauernden Lieferengpässen beeinflusst. Der Median beträgt 162 Tage ≙ 5 Monate.3) Bei dem Engpass des Arzneimittels Tardocillin (ATC: J01CE08) war die Ursache eine Kombination aus einer baulichen Revision des

Herstellungsbereiches und unerwartet hoher Nachfrage.Quelle: BfArM (2016): Lieferengpässe bei Humanarzneimitteln. Stand 06.06.2016.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 781.P.

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2.1 Lieferengpässe und Auswirkungen auf die Versorgung

Fallbeispiel 1: Ampicillin + Sulbactam

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 791.P.

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Beim Wirkstoff Ampicillin+Sulbactam traten in den letzten Jahren wiederholt Produktions- und Lieferprobleme auf

Ampicillin zählt zur Gruppe der β-Lactam-Antibiotika und wird zur Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten mit empfindlichen Erregern eingesetzt. Es wird mit dem β-Lactamase-Hemmer Sulbactam kombiniert, um Resistenzen zu überwinden.

Substanzklasse zählt gemäß WHO zu den dringend benötigten Wirkstoffen der höchsten Kategorie, nur sehr begrenzte Substitutionsmöglichkeiten.

Ampicillin+Sulbactam ist eines der verbrauchsstärksten Antibiotika im stationären Sektor. Der Preis je DDD ist mit 0,63€ (2015) gemessen am Durchschnitt aller parenteralen Antibiotika (4,14€) im stationären Sektor relativ niedrig.

Die Lieferengpässe betrafen das Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung (Parenteralia)

Berichtete Lieferengpässe bei Ampicillin+Sulbactam (2013-2016): 15. August 2013 – 15. Januar 2014 seit 25. Februar 2015

Gemeldete Ursache: Probleme bei der Herstellung im AuslandQuellen: Arznei-News (2013): Ampicillin + Sulbactam-ratiopharm 2000/1000 mg Vial 5 Pulver Lieferengpass.

BfArM (2016): LIEFERENGPÄSSE FÜR HUMANARZNEIMITTEL IN DEUTSCHLAND.Deutsche Apothekerzeitung (2013): Lieferengpässe von Humanarzneimitteln.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 801.P.

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Wirkstoff Ampicillin+Sulbactam: fast ein Viertel des stationären Verbrauchs systemischer Antibiotika (J01)

Anmerkungen: J01 = Antibiotika zur systemischen Anwendunggewichtet nach Verbrauch

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS (2016).

Der Marktanteil von Ampicillin+Sulbactam am stationären Verbrauch systemischer Antibiotika (J01) lag im Jahr 2015 bei knapp 14%. In den letzten 10 Jahren (2005-2015) ist der Marktanteil des Wirkstoffs kontinuierlich gestiegen.

Der Marktanteil von reinem Ampicillin war dabei konstant niedrig (ca. 2%), nur ein Hersteller.

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J01CA01 - Ampicillin J01CR01 - Ampicillin und Enzym-Inhibitoren

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 811.P.

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Die Lieferengpässe von Ampicillin+Sulbactam im stationären Sektor betrafen zwei von de facto vier Herstellern

Quelle: IGES Berechnungen nach IMS (2016).

Sechs Hersteller bieten die Fixkombination Ampicillin+Sulbactam im stationären Sektor an ̶̶ de facto nehmen jedoch nur vier Hersteller tatsächlich an der Versorgung teil.

Von den Lieferengpässen waren gemäß Datenlage vor allem Fresenius (1. Lieferengpass: August 2013–Januar 2014) und Teva (2. Lieferengpass: seit Februar 2015) betroffen.

Saisonale Verbrauchsschwankungen überlagern z. T. die Auswirkungen der Engpässe.

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Aurobindo Fresenius Novartis Ibisqus Pfizer Teva

2. Lieferengpass1. Lieferengpass

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 821.P.

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Saisonal bereinigte Daten zeigen fehlende Substitution durch andere Hersteller oder Alternativpräparate

Überdurchschnittlicher Verbrauch im Vorfeld des 2. Lieferengpasses von Ampicillin+Sulbactam, vermutlich infolge schwerer Grippewelle (2014/2015).

1. Engpass: Gegen Ende Verbrauchsanstieg bei Ausweichpräparaten Flucloxacillin und Piperacilin/Tazobactam – verändertes Verordnungsverhalten bleibt nach Engpass bestehen.

2. Engpass: Zunächst Verbrauchsanstieg bei Ausweichpräparaten Flucloxacillin und Ampicillin, ab April auch hier Verbrauchsrückgänge.

Anmerkungen: Wirkstoffverbrauch ist saisonal bereinigt (Abweichung vom mittleren Wirkstoffverbrauch des Kalendermonats). Quellen: IGES Berechnungen nach IMS (2016); RKI (2015).

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Ampicillin Ampicillin und Enzym-Inhibitoren Amoxicillin und Enzym-Inhibitoren Piperacillin und Enzym-Inhibitoren Flucloxacillin

2. Lieferengpass1. Lieferengpass

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 831.P.

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Auswirkung der Lieferprobleme bei Ampicillin+Sulbactam:Risiken für die Versorgung befürchtet

Lieferengpass des Antibiotikums Ampicillin+Sulbactam 2015 (häufig verwendete Fixkombination mit hohem Marktanteil) konnte nur begrenzt ausgeglichen werden• deutlicher Rückgang des saisonal bereinigten Gesamtverbrauchs (aller Hersteller)• zunächst deutlicher Verbrauchsanstieg bei Alternativpräparat Ampicillin (+50%),

aufgrund erheblich geringerer Marktbedeutung keine dauerhafte Kompensation möglich Lieferengpass Ampicillin

• Alternative Flucloxacillin zwar erhöhtes Verbrauchsniveau, aber auch dort Lieferengpass Fachgesellschaften betonen Risiken der Lieferengpässe für die Versorgung

• Einsatz von breiter wirksamen Präparaten als Ausweichreaktion (Breitband-Antibiotika) fördert Resistenzbildung der Bakterien gegen sog. Reserveantibiotika und damit Ausbreitung multiresistenter Bakterien.

• Alternative Kombination mehrerer Wirkstoffe beeinträchtigt Verträglichkeit. Lieferengpässe konterkarieren rationale Antibiotikaverschreibung

(Ziel Bundesregierung/10-Punkte-Plan zur Bekämpfung resistenter Erreger) Gefährdung der Patientensicherheit und erhebliche Folgekosten befürchtet

Bislang aber keine konkrete Patientengefährdung durch Lieferengpässe bekannt

Quelle: PM der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (dgi) und des Bundesverbands Deutscher Krankenhaus-apotheker e.V. (AdkA) zu Lieferengpässen bei Antibiotika (August 2015) und Ärzte Zeitung v. 24.09.2015.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 841.P.

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2.1 Lieferengpässe und Auswirkungen auf die Versorgung

Fallbeispiel 2: Benzylpenicillin-Benzathin

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 851.P.

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Benzathin-Benzylpenicillin: zeitgleiche Lieferengpässe des Wirkstoffs und eines Ausweichpräparats

Benzylpenicillin/Penicillin G zählt zur Gruppe der β-Lactam-Antibiotika. Benzylpenicillin-Benzathin kommt für die intramuskuläre Injektion als Standardtherapie bei Syphilis zum Einsatz.

Wirkstoff wurde 1953 patentiert – heute als Generikum im Handel.

Gemeldete Lieferengpässe bei Benzylpenicillin-Benzathin: seit 23.10.2013 für Arzneimittel „Pendysin 1,2 Mio. I.E” (Wirkstoff: Benzathin-

Penicillin), ab Mai/Juni 2016 voraussichtlich wieder eingeschränkt verfügbar. 23.10.2013 bis 19.01.2015 für Ausweichpräparat Tardocillin 1200 (Wirkstoff

Benzylpenicillin Benzathin) der Firmen InfectoPharm Arzneimittel und ConsiliumGmbH

Gemeldete Ursachen: Pendysin: Wechsel des Wirkstoffherstellers Tardocillin: bauliche Revision der Herstellungsräume in Verbindung mit erhöhter

Nachfrage

Quellen: Deutsches Ärzteblatt (2014) Benzathin-Penicillin-Mangel: Empfohlene Ausweichtherapien.Arznei-News.de (2014) Benzylpenicillin-Benzathin (Tardocillin, Pendysin).

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 861.P.

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Benzylpenicillin-Benzathin: zwar geringer Marktanteil, gemäß WHO aber unentbehrliches Arzneimittel

Quelle: IGES Berechnungen nach NVI (2016).

Zwei Hersteller nehmen an der Versorgung mit Benzylpenicillin-Benzathin im ambulanten Sektor teil.

Paralleler Lieferengpass bei beiden Herstellern von Benzylpenicillin-Benzathin. Zwar geringer Marktanteil am ambulanten Verbrauch systemischer Antibiotika (J01)

(0,005%), der Wirkstoff steht jedoch auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der WHO, da er für die Standardtherapie von Syphilis benötigt wird.

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Tardocillin Pendysin

Lieferengpass PendysinLieferengpass Tardocillin

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 871.P.

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Auswirkung der Lieferprobleme bei Benzathin-Benzylpenicillin: keine Risiken für die Versorgung

Im Fall des Antibiotikums Benzylpenicillin-Benzathin konnte auf alternative Wirkstoffe zurückgegriffen werden. • Von der Deutschen STI-Gesellschaft, der Deutschen AIDS-Gesellschaft und der

Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte für die Versorgung HIV-Infizierter empfohlenes Vorgehen bei Benzathin-Penicillin-Mangel:Ceftriaxon 2 g täglich i.v. (als Kurzinfusion, 30 min.) je nach Länge der Infektion über zehn oder über vierzehn Tage.

Es bestand auch die Möglichkeit zum Import wirkstoffgleicher Präparate aus dem Ausland (Österreich/Spanien).

Es wurde keine konkrete Gefährdung von Patienten berichtet.

Quellen: DAHKA e.V. HIV & Hepatitis kompetente Apotheken (2014): Lieferengpass von Syphilis-Präparaten.Deutsches Ärzteblatt (2014): Benzathin-Penicillin-Mangel: Empfohlene Ausweichtherapien.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 881.P.

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2.1 Lieferengpässe und Auswirkungen auf die Versorgung

Zwischenfazit

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 891.P.

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Vor allem im stationären Sektor häufig Lieferengpässe bei Antibiotika, bisher keine Gefährdung der Versorgungssicherheit

Häufig von Lieferengpässen betroffene Antibiotika: Die Lieferengpässe betreffen vor allem Antibiotika, die im stationären Sektor

eingesetzt werden. Von Lieferengpässen betroffen sind häufig Injektionen (Parenteralia) mit hohen

Anforderungen an die Produktion. Im Bereich der Antiinfektiva sind besonders Standardantibiotika aus der Klasse

der ß-Lactame betroffen.

Auswirkungen von Lieferengpässen: Bisher konnte bei den meisten Lieferengpässen auf andere Packungsgrößen,

Darreichungsformen oder auf Ausweichpräparate zurückgegriffen werden. Keine Angaben verfügbar, ob und wie viele Patienten durch Lieferengpässe in

Deutschland bisher konkret gefährdet wurden. Ausweichreaktionen (Verordnung von Breitband-Antibiotika) sind Risiko

für einen rationalen Antibiotika-Einsatz. Ärzte verharren teilweise bei der Verordnung des Ausweich-Wirkstoffes trotz

Wiederverfügbarkeit des ursprünglichen Wirkstoffs.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 901.P.

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Auswirkungen von Lieferengpässen bei Antibiotika auf die Versorgung vor allem abhängig von Substituierbarkeit

Aufgrund von spezifischen Resistenzen und unterschiedlicher Substituierbarkeit können die Auswirkungen eines Lieferengpasses bei Antibiotika nicht pauschal (z. B. über Marktanteile) beurteilt werden, sondern es bedarf stets einer Analyse des Einzelfalls. Auch Lieferengpässe von Wirkstoffen mit niedrigen Verordnungsmengen können für die betroffenen Patienten signifikante Auswirkungen haben.

Die untersuchten Fallbeispiele deuten darauf hin, dass im Falle von Lieferengpässen nicht immer eine vollständige Substitution innerhalb des Wirkstoffes (durch andere Präparate und Hersteller) möglich ist.

Ein Grund dafür könnte sein, dass das kontinuierlich sinkende Preisniveau von Antibiotika eine wirtschaftliche Produktion zunehmend erschwert. Auf Lieferengpässe eines Herstellers kann dann nicht durch Ausweitung der Produktion anderer Hersteller reagiert werden.

Am Beispiel des Lieferengpasses von Ampicillin+Sulbactam ist ersichtlich, dass der Marktaustritt eines Herstellers Kaskadeneffekte auf weitere Wirkstoffe begünstigen kann. Durch nachfrageinduzierte Lieferengpässe bei Substitutionswirkstoffen verstärken sich potenziell die Auswirkungen auf die Versorgung.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 911.P.

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2.2 Instrumente zur Vermeidung von Lieferengpässen bei Arzneimitteln

Aktueller Stand in Deutschland

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 921.P.

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Maßnahmen zur Vermeidung von Lieferengpässen zielen bisher vor allem auf Engpass-Management ab

Ein Großteil der in Deutschland implementierten Instrumente sowie aktuelle Reformansätze zielen auf eine Verbesserung der Informationslage und damit auf eine Optimierung des Engpass-Managements im Falle von Lieferengpässen ab:

1. Möglichkeit für Krankenhausapotheken oder krankenhausversorgende Apotheken nicht nach § 21 AMG in Deutschland zum Verkehr zugelassene Arzneimittel im Bedarfsfall (z. B. bei Lieferengpässen) zu importieren (Entwurf AMVSG)

2. Freiwilliges Melderegister des BfArM für Lieferengpässe bei Humanarzneimitteln• Selbstverpflichtung der Hersteller zur Meldung eingetretener/absehbarer Liefer-

engpässe bei versorgungsrelevanten Arzneimitteln in BFArM-Register (Pharmadialog)

3. Verpflichtende Mindestlagerbestände• Auflage der Lagervorhaltung für Großhändler (2 Wochen) (§ 52b (2) AMG) und für

Apotheker (1 Woche) (15 Abs. Apothekenbetriebsordnung)

Quellen: Bundesministerium für Gesundheit (2016): Bericht zu den Ergebnissen des Pharmadialogs. S.23-24. Deutsche Bundesregierung (2016): Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Arzneimittelversorgung in der GKV (BT-Drs. 18/10208).

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 931.P.

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Weitere Maßnahmen, die an den Ursachen von Lieferengpässen ansetzen, sind erforderlich

Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Vermeidung von Lieferengpässen diskutiert und gefordert. Erste Maßnahmen sind bereits initiiert:

1. Umsetzungsfrist (6 Monate) bei Rabattverträgen (Entwurf AMVSG)2. Mehrfachvergaben: Krankenkassen schließen Rabattverträge nicht nur mit

einzelnen Herstellern, sondern mit mehreren Herstellern1

• vermehrter Einsatz von Mehrfachvergaben bei Ausschreibungen (Pharmadialog)

3. Selbstverpflichtung der Hersteller zu Prozessoptimierung und Qualitätsmanagement in der Versorgung (Pharmadialog)

4. erweiterte Möglichkeiten der Bundesoberbehörde, relevante Daten zur Verhinderung von Lieferengpässen und zur Schaffung von mehr Transparenz zu erlangen (Entwurf AMVSG)

5. Liste versorgungsrelevanter, engpassgefährdeter Arzneimittel (Pharmadialog)

Letztlich erfordert die Vermeidung von Lieferengpässen jedoch eine erhöhte Zahlungsbereitschaft des Gesundheitssystems für Antibiotika.

Quellen: Bundesministerium für Gesundheit (2016): Bericht zu den Ergebnissen des Pharmadialogs. S.23-24.AADeutsche Bundesregierung (2016): Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Arzneimittelversorgung in der GKV (BT-Drs. 18/10208).

Anmerkungen: 1) Bisher ist umstritten, ob die Krankenkassen von dieser Option ausreichend Gebrauch machen.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 941.P.

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2.3 Fazit

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 951.P.

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Fazit: Marktentwicklung in beiden Sektoren erhöht die Gefahr von Lieferengpässen

Hohe Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika (84% / 87% des Verbrauchs) Ambulanter Sektor:

• Steigendes Risikopotenzial für Lieferengpässe im ambulanten Sektor durch stark sinkendes Preisniveau und sinkende Anbieterzahlen bzw. höherer Marktkonzen-tration (steigender HHI) aufgrund von Rabattverträgen (davon rd. 1/3 der Ausschreibungen im 1-Partner-Modell)

• Aber: Lieferengpässe im ambulanten Sektor weniger manifest. Mögliche Gründe: Nichtmeldung wg. Vertragsstrafe, ggü. stationär eingesetzten Antibiotika geringere Produktionskomplexität, weiterhin höhere Anbieterzahl im ambulanten Sektor

Stationärer Sektor:• Für sich genommen senkt steigende Anbieterzahl bzw. geringere

Marktkonzentration (sinkender HHI) das Risiko von Lieferengpässen• Aber: stark sinkendes Preisniveau trotz höherer Anforderungen an die Pro-

duktion (v. a. aufgrund von parenteralen Lösungen) birgt Risikopotenzial

Lieferengpässe:• Praktisch stationärer Sektor von Lieferengpässen stärker betroffen• Insbes. bei parenteralen Darreichungsformen Produktionsprobleme These: Kein Produktionspuffer mehr vorhanden, um höherem Risiko von

Produktionsproblemen zu begegnen

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 961.P.

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Lösungsansätze zur Vermeidung von Lieferengpässen bei Antibiotika: Verbesserung der Informationslage reicht nicht

Ein Großteil der in Deutschland implementierten Instrumente zielt aktuell auf eine Verbesserung der Informationslage und damit auf eine Optimierung des Engpass-Managements im Falle von absehbaren oder bereits eingetretenen Lieferengpässen ab.

Darüber hinaus sind jedoch weitere Maßnahmen erforderlich, die an den Ursachen von Lieferengpässen ansetzen und damit zu ihrer Vermeidung beitragen.

Letztlich erfordert die Vermeidung von Lieferengpässen jedoch eine erhöhte Zahlungsbereitschaft des Gesundheitssystems für Antibiotika.

Aktuelle Evidenz aus den USA deutet auf einen Zusammenhang zwischen niedrigem Preisniveau und höherer Anfälligkeit für Lieferengpässe hin.

Januar 2017Versorgungsrelevanz generischer Antibiotika Seite 971.P.

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IGES Institut. Ein Unternehmen der IGES Gruppe.

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IGES Institut

www.iges.com