Was gab es Neues auf dem Arzneimittelmarkt 2015 · verhandlungenbis 12. Monat ... durch stark...
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10. Jahrgang, 2. Ausgabe 2016, 46-65
Lysosomale saure Lipase (LAL)
Genetischer LAL-Mangel
Sebilipase (rekombinante LAL)
Glucosylceramidsynthase
Morbus Gaucher
Eliglustat
- - - Rubrik Neue Arzneimittel - - -
Was gab es Neues auf dem
Arzneimittelmarkt 2015
Teil 3: Seltene Erkrankungen
Neue Arzneimittel 2015 – Seltene Erkrankungen
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(2):46-65
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Was gab es Neues auf dem Arzneimittelmarkt 2015
Seltene Erkrankungen
Prof. Dr. Georg Kojda
Fachpharmakologe DGPT, Fachapotheker für Arzneimittelinformation
Institut für Pharmakologie und klinische Pharmakologie Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität
Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf [email protected]
*Aus einem Vortrag des Autors vom 25.01.2016 im großen Hörsaal des LFI der Universitätsklinik Köln (organisiert durch Apothekerkammer Nordrhein/Apothekerverband
Köln e.V./Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein Bezirksstelle Köln)
Den Fortbildungsfragebogen zur Erlangung eines Fortbildungspunktes zum Fortbildungstelegramm Pharmazie finden Sie hier:
http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/Kurzportraet.html
Titelbild : Universitätsbibliothek New York , Urheber: Photoprof, Lizenz: Fotolia
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Was gab es Neues auf dem Arzneimittelmarkt 2015?
Prof. Dr. Georg KojdaFachpharmakologe, Fachapotheker für Arzneimittelinformation
Fortbildungsbeauftragter Apothekerkammer Nordrhein, Apothekerverband Köln e.V.Herausgeber „Fortbildungstelegramm Pharmazie“
Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum, Düsseldorf,
Fortbildungsvortrag vom 25.01.2016 organisiert durch Apothekerkammer Nordrhein, Apothekerverband Köln e.V., Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, Bezirksstelle Köln
Der Autor erhielt Forschungsgelder1 sowie dienstlich genehmigte Beratungs-2
und Referentenhonorare3 von folgenden Arzneimittelherstellern:Actavis1, Allergan2, Boehringer3, Mundipharma3, Schwarz Pharma1, Pfizer1,2, Shire1
Wichtige Hinweise
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Hinweise
Übersicht
ZeitraumDie Auflistung beinhaltet erstmals auch neue Arzneistoffe aus 2015, deren Ausbietung zum 01.01.2016 erfolgte (Efmoroctocogalpha und Sacubitril/Valsartan). Die Kombination aus Ceftolozan/Tazobactam (Zerbaxa®) wurde nicht aufgenommen.
KostenDie Berechnung der Tages-Therapiekosten erfolgte auf der Basis des Apothekenverkaufspreises des jeweils größten erhältlichen Packung und der vom Hersteller empfohlenen Dosierung.
ErweiterungDie Auflistung beinhaltet ebenfalls neue Impfstoffe (Neisseriameningitidis der Gruppe C [Stamm C11] konjugiert) sowie autologe menschliche Hornhautepithelzellen (erste Stammzelltherapie).
38 neue Arzneistoffe in 2015(12 Zytostatika, 11 Orphan-Drugs!)
Übersicht
ZytostatikaBlinatumomab (Blincyto®)Carfilzomib (Kyprolis®) OCeritinib (Zykadia®)Cobimetinib (Cotellic®)Lenvatinib (Lenvima®) ONintedanib (Vargatef®)Nivolumab (Opdivo®)Olaparib (Lynparza®) OPanobinostat (Farydak®) OPembrolizumab (Keytruda®)Ramucirumab (Cyramza®)Trametinib (Mekinist®)
AntiinfektivaDasabuvir (Exviera®)Isavuconazol (Cresemba®)Ombitasvir in Kombination mit Paritaprevir und Ritonavir (Viekirax®)Paritaprevir (Viekirax®)Tedizolid (Sivextro®)
StoffwechselAlirocumab (Praluent®)Evolocumab (Repatha®)Dulaglutid (Trulicity®)
AndereNaloxegol (Moventig®) Neisseria meningitidisder Gruppe C (Stamm C11) konjugiert (Menjugate®) Netupitant (Akynzeo®) Nonacog gamma (Rixubis®)Safinamid (Xadago®)Vasopressin (Empressin®)Vortioxetin (Brintellix®)
Seltene ErkrankungenAsfotase alfa (Strensiq®)Efmoroctocog alfa (Elocta®) Eliglustat (Cerdelga®)Idebenon (Raxone®) Lumacaftor / Ivacaftor (Orkambi®) Nintedanib (Ofev®)Sebelipase alfa (Kanuma®)autologe menschliche Hornhautepithelzellen (Holoclar®)
Herz-KreislaufCangrelor (Kengrexal®)Edoxaban (Lixiana®)Sacubitril/Valsartan (Entresto®)
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Frühe Nutzenbewertung nach AMNOG
Übersicht
Abb. modifiziert nach: http://www.vfa.de/de/download-manager/_infografik-amnog-fruehe-nutzenbewertung.pdf
Dossier
IQWiG
Prüfung des Dossiersinnerhalb von 3 Monaten
G-BA
Anhörung und Beschlusszwischen 4. – 6. Monat
Erstattungsbetrags-verhandlungen bis 12. Monat
Schiedsspruch bis 15. Monat
Marktrücknahmedurch Hersteller
möglich
Einigung
Einigung
Klage oderMarkt-
rücknahme
erheblich > beträchtlich > gering und nicht quantifizierbar (z.B. bei Orphan-Drugs)Bewertung erfolgt im Verhältnis zur „zweckmäßigen Vergleichstherapie“.
Gruppe seltene Erkrankungen
Übersicht
Vollständige Liste erhältlich unter: http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/fortbildungkoeln/index.html
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ArzneistoffSebelipase alfa (Kanuma®)
IndikationLangfristige Enzymersatz-therapie (EET) bei Patienten aller Altersgruppen mit einemMangel an lysosomaler saurer Lipase (LAL-Mangel)
Sebelipase alfa (Kanuma®)
noch nicht festgelegt
ZusatznutzenAlexion Pharma Germany GmbH
Hersteller
Bild aus: http://alexion.com/about-alexion-pharmaceuticals
Sebelipase alfa (Kanuma®)
http://www.lalsolace.org
The SOLACE Organization (Support Organization for LAL Deficiency - Advocacy, Care and Expertise)
Der Mangel an lysosomaler saurer Lipase (LAL-Mangel) ist eine autosomal-rezessive lysosomale Speichererkrankung mit schwerwiegendem und lebensbedrohlichem Verlauf für die bislang kaum therapeutische Möglichkeiten existieren.
Die Erkrankung wird durch eine Mutation des LIPA-Gens auf Chromosom 10q23.2-q23.3 verursacht, welches die LAL kodiert. Sie tritt in verschiedenen Formen auf.
Bei besonders schwerwiegendem Verlauf, auch als „Wolman-Erkrankung“ bekannt, treten bereits im Säuglingsalter Wachstumsstörungen, massive Hepatomegalie, Erhöhungen von Transaminasen, Hyperbilirubinämie, Koagulopathie und Hypoalbuminämie auf. Dabei können sich rasch Leberfibrose und Leberzirrhose entwickeln und die betroffenen Kinder leben selten länger als 6 Monate.
Die Inzidenz dieser sehr seltenen Verlaufsform liegt bei etwa 2 Individuen pro 1 Million Personen.
EMA: EPAR Kanuma
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Sebelipase alfa (Kanuma®)
Abb. aus: Sun et al., Mol Genet Metab. 2014 Jul;112(3):229-41
Eine weniger progressive Verlaufsform wird durch Mutationen verursacht (z.B. c.849G>A), die eine Restfunktion der LAL zulassen und die auch als „Cholesterinester-Speicherkrankheit“ bekannt ist.
Dennoch treten auch bei dieser Form bereits in jungen Jahren Hepatomegalie, Splenomegalie, Anämie, Thrombozytopenie sowie Leberfibrose und Leberzirrhose auf.
Ebenfalls im Vordergrund stehen massive Dyslipidämien, die sich kaum von den deutlich häufiger auftretenden Störungen des Lipidstoffwechsels wie heterozygote familiäre Hypercholesterolämie unterscheiden. Sie sind durch stark erhöhte Spiegel von LDL, VLDL und Triglyceriden sowie einer Erniedrigung von HDL gekennzeichnet.
Die Inzidenz dieser häufigeren Verlaufsform liegt bei etwa 8-25 Individuen pro 1 Million Personen.
LAL-Defizienz in transgenen Mäusen
24 Wochen unbehandelt(Pfeil: Hepatomegalie)
24 Wo. rhLAL Wildtyp
EMA: EPAR Kanuma
Sebelipase alfa (Kanuma®)
Über den LDL-Rezeptor gelangen Cholesterolester(CE) und Triglyceride (TG) ins Lysosom.
Dort können sie wegen des LAL-Mangels nicht zu freiem Cholesterol (FC) und Fettsäuren (FS) gespalten werden.
Dadurch wird den Zellen ein Mangel an FC und FS vorgetäuscht, der über die Sterol regulatorisches Element-bindende Proteine (SREPs) zu einer Steigerung der Synthese von Cholesterol und Fettsäuren und zu einer vermehrten VLDL-Synthese führt.
Der konsekutive Anstieg von VLDL und LDL bewirkt auch eine vermehrte Aufnahme von LDL in Hepatozyten und begünstigt die weitere Akkumulation von CE und TG im Lysosom.
Gleichfalls werden Leber X Rezeptoren (LXRs) und die Synthese des Cholesterol Transporter ATP-bindende Cassette Transporter A1 (ABCA-1) gehemmt, was zu einer Verminderung des Cholesterol-Transportes in Apolipoprotein A1 (ApoA-1) und damit auch der Bildung von HDL führt.
Abb. nach: Rader DJ, N Engl J Med. 2015 Sep 10;373(11):1071-3
Pathologie
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Sebelipase alfa (Kanuma®)
Abb. nach: Rader DJ, N Engl J Med. 2015 Sep 10;373(11):1071-3
Sebelipase alfa wirkt als Enzymersatztherapie. Diese rekombinante Form der LAL (rhLAL) gelangt über den Mannose-6-phosphat (M6P) Rezeptor in das Zytosol von Hepatozyten (und anderen Körperzellen) und reichert sich, wie die endogene LAL, im Lysosom an.
Die katalytische Aktivität bewirkt eine Steigerung der Bildung von FC und FS und damit eine Reduktion der Akkumulation von CE und TG im Lysosom.
Dadurch wird die gesteigerte Synthese von Cholesterol, FS und VLDL wieder reduziert und die Bildung von HDL gefördert.
In der Folge bessern sich u.a. die Amino-transferase Spiegel im Plasma, der Fettgehaltder Leber und die Hepatomegalie.
Frühere Versuche der Herstellung einer rhLALin CHO-Zellen, Hefezellen oder Zellen der Tabakpflanze Nicotiana benthamiana konnten nicht zu klinischen Anwendung gebracht werden.
Wirkungsmechanismus
Sebelipase alfa (Kanuma®)
Studien- und Patientencharakteristikamultizentrisch, doppelblind, randomisiert (1:1), Placebo-kontrolliert, primärer Endpunkt war eine Normalisierung der Alanin-Aminotransferase (ALT)
66 Patienten mit LIPA-Mutationen, hauptsächlich c.849G>A, mittleres Alter ca. 16 Jahre (mediane Spanne 4-56), 50 % weiblich
Alle Patienten wiesen deutliche Veränderungen des Lipidstoffwechsels auf:- stark erhöhtes LDL-Cholesterol- stark erhöhtes Gesamt-Cholesterol- stark erhöhtes nicht HDL-Cholesterol- erniedrigtes HDLund ca. 40 % erhielten Lipidsenker, hauptsächlich Statine (könnten Progression beschleunigen!).
Alle Patienten mit Leberbiopsie (n=32) zeigten eine Fibrose und etwa ein Drittel eine Zirrhose. Das Lebervolumen war im Mittel auf das 1,4-fache erhöht und der Fettgehalt der Leber lag bei etwa 8,5 % (Norm ca. 5 %)
Dosierung: 1 mg/kg alle 2 Wochen
Klinische Wirksamkeit
Der primäre Endpunkt wurde von 31 % der Patienten unter Sebelipase erreicht
(Placebo 7 %, P=0,03).
Die mittlere Senkung der ALT unter Sebelipase betrug -58 U/Liter (Placebo -7 U/Liter, P<0,001).
Abb. nach: Burton et al., N Engl J Med. 2015;373(11):1010-20
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Sebelipase alfa (Kanuma®)
Klinische Wirksamkeit
Der sekundäre Endpunkt „Änderung der Plasmakonzentration von LDL“zeigte einen deutlichen Effekt von Sebelipase.
Die mittlere Änderung betrug −28,4±22,3 % unter Sebelipase und −6,2±13,0 unter Placebo (P<0,001)
Der transiente Anstieg von LDL in den ersten 2-4 Wochen der Therapie mit Sebelipase wird mit der initialen Mobilisierung von Cholesterol in Verbindung gebracht. Ähnliches wurde auch für die Triglyceride beobachtet.
Abb. nach: Burton et al., N Engl J Med. 2015;373(11):1010-20
Sebelipase alfa (Kanuma®)
Klinische Wirksamkeit
Der sekundäre Endpunkt „Änderung der Plasmakonzentration von HDL“ zeigte ebenfalls einen deutlichen Effekt von Sebelipase.
Die mittlere Änderung betrug 19,6±16,8 % unter Sebelipase und −0,3±12,4 % unter Placebo (P<0,001)
Auch das nicht HDL Cholesterol sank unter Sebelipase deutlich stärker als unter Placebo.
Abb. nach: Burton et al., N Engl J Med. 2015;373(11):1010-20
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Sebelipase alfa (Kanuma®)
Klinische Wirksamkeit
Der sekundäre Endpunkt „Änderung des hepatischen Fettgehaltes“ zeigte ebenfalls einen deutlichen Effekt von Sebelipase (gemessen mit MRI).
Die mittlere Änderung betrug −32.0±26.8 % unter Sebelipase und −4.2±15.6 % unter Placebo (P<0,001)
Hinweis: jede Säule gibt die Änderung bei einem Patienten wieder
Abb. nach: Burton et al., N Engl J Med. 2015;373(11):1010-20
Sebelipase alfa (Kanuma®)
Nebenwirkungen
Sehr häufige unerwünschte Wirkungen bei Säuglingen bis 6 Monate (> 10%):- Augenlidödem- Agitiertheit, Reizbarkeit- Hypotonus- Tachykardie- Hypertonie, Blässe- Atemnot, Giemen, Husten, Rhinitis, Nasenverstopfung, Niesen- Diarrhoe, gastroösophageale Refluxkrankheit, Brechreiz, Erbrechen- Urtikaria, Ausschlag, Ekzem, Pruritus, makulo-papulöser Ausschlag- Schüttelfrost, Hyperthermie, Pyrexie, Ödem- erhöhte Körpertemperatur, verringerte Sauerstoffsättigung, erhöhter Blutdruck, erhöhte Herzfrequenz, erhöhte Atemfrequenz
ABDA-Datenbank, Fachinformation
„Die schwerwiegendsten Nebenwirkungen, die bei 3 % der Patienten in klinischen Studien auftraten, waren Anzeichen und Symptome von Anaphylaxie. Diese Anzeichen und Symptome
umfassten thorakale Beschwerden, konjunktivale Injektion, Dyspnoe, generalisierten und juckenden Ausschlag, Hyperämie, leichtes Augenlidödem, Rhinorrhoe, schwere Atemnot,
Tachykardie, Tachypnoe und Urtikaria.“
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Sebelipase alfa (Kanuma®)
Nebenwirkungen
Häufige unerwünschte Wirkungen bei Kindern (ab 4 Jahre) und Erwachsenen (> 1% und < 10%):- Harnwegsinfektion- Anaphylaktische Reaktion, Augenlidödem- vorübergehende Hypercholesterinämie, vorübergehende Hypertriglyceridämie- Angst, Schlaflosigkeit- Schwindelgefühl- Tachykardie- Hyperämie, Hypotonie- Kehlkopfödeme, Dyspnoe- Diarrhoe, Abdominalschmerz, aufgetriebener Bauch, Übelkeit- Urtikaria, Ausschlag (einschließlich papulöser Ausschlag und Ausschlag mit Juckreiz),
Pruritus, Ekzem- Menorrhagie- Schüttelfrost, thorakale Beschwerden, Ödem, Ermüdung, Induration an der
Infusionsstelle, Pyrexie- erhöhte Körpertemperatur- Reaktion im Zusammenhang mit einer Infusion
ABDA-Datenbank, Fachinformation
„Die Daten beschreiben berichtete Nebenwirkungen bei Kindern undErwachsenen, die Sebelipase alfa in klinischen Studien mit einer Dosis
von 1 mg/kg einmal alle zwei Wochen erhielten.“
Sebelipase alfa (Kanuma®)
Kontraindikationen
Warnhinweise
Schwangerschaft Als Vorsichtsmaßnahme sollte eine Anwendung von Sebelipasealfa während der Schwangerschaft vermieden werden.
Stillzeit Abwägung von Nutzen des Stillens und therapeutischem Nutzen
Fertilität keine Daten am Menschen, kein Einfluss in tierexperimentellen Studien
ABDA-Datenbank, Fachinformation
„Das Arzneimittel darf nicht angewendet werden bei lebensbedrohlicherÜberempfindlichkeit (anaphylaktische Reaktion) gegen den Wirkstoff,wenn Rechallenge-Versuche keinen Erfolg haben, oder gegen Ei oder
einen der sonstigen Bestandteile.“
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Sebelipase alfa (Kanuma®)
FazitSebelipase ist eine humane rekombinante lysosomale saurer Lipase (LAL), die aus
dem Eiweiß von Eiern transgener Hühner (Gallus gallus) gewonnen wird. Es handelt sich um ein neues Wirkprinzip. Diese Enzymersatztherapie ist die erste kausale
Möglichkeit der Behandlung eines genetisch bedingten LAL-Mangels.
Nach den Daten der Phase III Studie an Patienten mit der weniger schwerwiegenden Verlaufsform des LAL-Mangels führt die Infusion von Sebelipase (alle 2 Wochen) zu
einer deutlichen Verminderung der Plasmaspiegel von VLDL und LDL sowie der Akkumulation von Fett in der Leber. Gleichzeitig sinken die Plasmaspiegel von
Alanin- (ALT) und Aspartat-Aminotransferase (AST).
Nach bisherigen Daten geht die Therapie mit zahlreichen sehr häufigen (Säuglinge) und häufigen (Kinder und Erwachsene) Nebenwirkungen einher, die auch Anzeichen
und Symptome von Anaphylaxie einschließen. Patienten mit einer Allergie gegen Hühnereiweis waren von der Phase III ausgeschlossen worden.
Bislang ist nicht bekannt, ob durch Sebelipase die Entstehung und Verschlimmerung von Leberfibrose und Leberzirrhose verhindert wird. Für schwer betroffene Säuglinge
könnte Sebelipase lebensrettend sein. Diese Daten stehen aber noch aus (ClinicalTrials.gov Nummer, NCT02193867). Die Therapie kostet für einen
Erwachsenen mit 60 kg Körpergewicht 2.360,77 €/Tag.
ArzneistoffEliglustat (Cerdelga®)
IndikationLangzeitbehandlung von erwachsenen Patienten mit Gaucher-Krankheit des Typs 1, die nicht CYP2D6 ultraschnelle Metabolisierer sind oder bei Patienten mit unklarem Metabolisierungsstatus.
Eliglustat ist ein synthetischer Arzneistoff, der - im Gegensatz zu dem Aminozucker Miglustat - über die Strukturanalogie zu Ceramid
seine Wirksamkeit entfaltet.
Eliglustat (Cerdelga®)
Nicht quantifizierbar
Zusatznutzengenzyme GmbH
Hersteller
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Morbus Gaucher
Lysosomale Speichererkrankung mit einer Prävalenz von 1-2/100.000
hereditärer Glucocerebrosid-ß-Glucosidase-Mangel
Bildung von Gaucher-Zellen (Makrophagen mit gespeichertem ß-Glc-Ceramid), die sich in Leber, Milz, Lymphknoten und Knochenmark ansammeln
Typ 1: nicht neuronopathisch, hohe Restaktivität, langsam progredient, keine ZNS-Manifestation, gute Prognose, behandelt normale Lebensspanne, wird oft nicht erkannt (fehldiagnostiziert)
Typ 2: neuronopathisch, geringe Restaktivität, akut infantiler Typ, rasch progredient, schon Säuglinge mit schweren ZNS-Störungen, letal
Typ 3: neuronopathisch, mittlere Restaktivität, mäßig progredient, ab. 2. Lebensjahr, weniger neurologische Symptome, mäßige Prognose
Pharmakotherapie bei Morbus Gaucher
Philippe Charles Ernest Gaucher(1854-1918)
http://bibliotheque.academie-medecine.fr/membres/membres-g/
Morbus GaucherSchlüsselsymptome:
Anämie, Thrombozytopenie, Hepatomegalie, SplenomegalieSkelettpathologien
„Die wesentliche Einschränkung der Lebensqualität bei der Gaucher-Erkrankung resultiert aus der fortschreitenden Zerstörung des Knochens, die zur weitest gehenden Immobilisation (Gehhilfen, Rollstuhl, Bettlägerigkeit) und Analgetika-Abhängigkeit führen kann.“
Prof. Dr. med. Stefan vom Dahl*
* vom Dahl et al., Morbus Gaucher. Medikamentöse Therapie einer seltenen Stoffwechselerkrankung. Apothekemagazin Juni/Juli 2004; kostenlos unterhttp://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/apothekenmagazin/Fortbildungsartikel.html
Pharmakotherapie bei Morbus Gaucher
Glucosylceramid
Glucocere-brosidase
Glucose + Ceramid
Zellwand von Leuko-und Erythrozyten
Gaucher
Gaucherzelle
Symptomatikvorzeitiger Tod
Glycosylceramidsynthase
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Therapeutische Strategien
Pharmakotherapie bei Morbus Gaucher
Abb. aus Kojda G, Pharmakotherapie bei Morbus Gaucher. Teil I. Fortbildungstelegramm Pharmazie 2015;9(5):156-170Kostenfrei unter: http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/Fortbildungsartikel.html
Enzymersatz-Therapie
Pharmakotherapie bei Morbus Gaucher
Abb. aus Kojda G, Pharmakotherapie bei Morbus Gaucher. Teil I. Fortbildungstelegramm Pharmazie 2015;9(5):156-170Kostenfrei unter: http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/Fortbildungsartikel.html
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Substratreduktionstherapie
Pharmakotherapie bei Morbus Gaucher
Prinzip:
Hemmung der Bildung von Glukosylceramid
Verminderung der Akkumulation von Glukosylceramid in Makrophagen und damit der Bildung von Gaucher-Zellen
Verminderung der Anreicherung von Gaucher-Zellen in z.B. Knochen, Leber und Milz
Verminderung der Progression der Erkrankung
Miglustat ist als Reservetherapie zugelassen, wenn eine Enzymersatz-Therapie nicht eingesetzt werden kann (schwächere Wirkung, sehr häufige Nebenwirkungen:- Gewichtsverlust- Tremor- Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen)
Abb. aus Kojda G, Pharmakotherapie bei Morbus Gaucher. Teil I. Fortbildungstelegramm Pharmazie 2015;9(5):156-170Kostenfrei unter: http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/Fortbildungsartikel.html
Klinische Effektivität
Eliglustat (Cerdelga®)
modifiziert nach: Mistry et al., JAMA. 2015;313(7):695-706
Elstein D et al., Blood Cells Mol Dis
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Zeit (Monate)
Hämoglobin
Thrombozyten
Phase 3 Studie (ENGAGE)randomisiert, placebo-kontrolliert, doppelblind, geprüft wurde gegen Placebo, primärer Endpunkt war Verminderung des Milzvolumens
Typ 1 Gaucher, 40 Patienten, 16-63 Jahre ohne Behandlung in den letzten 6 (SRT) oder 9 (ERT) Monaten,
Dosierung: 2x50 mg/Tag Woche 1-4, danach entweder 50 mg/Tag oder 2x50 mg/Tag, je nach Plasmaspiegel in Woche 2
Ebenfalls Reduktion von Lebervolumen und Plasmamarkern (Chitotriosidase, CCL18)
Hauptergebnis:Eliglustat zeigte eine deutliche Verbesserung Krankheits-spezifischer Parameter bei Erwachsenen sowie eine gute Verträglichkeit. Um die derzeit noch unsichere klinische Relevanz zu erhärten, sind längere Behandlungs- und Beobachtungszeiten erforderlich (Mistry et al., 2015)
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Klinische Effektivität
Eliglustat (Cerdelga®)
Absolute Abnahme des mittleren Milzvolumens während einer 9-monatigen Behandlung von Gaucher (Typ-1) Patienten mit Eliglustat(Daten aus Mistry et al., JAMA. 2015;313(7):695-706)
Eine Head-To-Head Studie zeigte nicht Unterlegenheit gegenüber Imglucerase(Cox et al., Lancet 2015;385:2355-62.)
Abb. aus Kojda G, Pharmakotherapie bei Morbus Gaucher. Teil II. Fortbildungstelegramm Pharmazie 2015;9(5):156-170Kostenfrei unter: http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/Fortbildungsartikel.html
„Die unwirksamsten und teuersten Arzneimittel sind jene, die nicht bzw. nicht regelmäßig wie verordnet eingenommen werden.“*
*Abb. und Zitat aus: Kojda G, Non-Compliance bei Arzneimitteltherapie. Fortbildungstelegramm Pharmazie 2008;2:123-135Kostenfrei unter: http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/SerieApothekenpraxis.html
Jede orale Dauertherapie ist mit dem Problem der Non-Compliance belastet.
Dies gilt insbesondere bei Therapien zur Verbesserung der Prognose und ebenso bei schwerwiegenden Erkrankungen.
Eliglustat (Cerdelga®)
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Kojda G, Non-Compliance bei Arzneimitteltherapie. Fortbildungstelegramm Pharmazie 2008;2:123-135Kostenfrei unter: http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/SerieApothekenpraxis.html
Statin-Therapie bei 34.501 älteren Patienten (80 % weiblich) mit
koronarer Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Hypertonie
und/oder Diabetes
Schon nach 3 Monaten haben sich 40 % der Patienten nur noch
teilweise an die Einnahme gehalten
Daten aus: Benner et al., JAMA. 2002 Jul 24-31;288(4):455-61
Eliglustat (Cerdelga®)
Interaktionen Eliglustat
Eliglustat (Cerdelga®)
+A B
Arzneimittel-wechselwirkungen
Patienten-immanenteInteraktionen
Veränderung von Wirksamkeit und
Verträglichkeit eines Arzneimittels durch CYP2D6/CYP3A4 Inhibitoren und
CYP3A4 Induktoren
Veränderung von Wirksamkeit und
Verträglichkeit eines Arzneimittels durch
CYP2D6 Polymorphismen
+NahrungsmittelInteraktionen
Veränderung von Wirksamkeit und
Verträglichkeit eines Arzneimittels durch
Grapefrucht
+
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Warnhinweise
Anwendung nicht empfohlen bei:CYP2D6 ultraschnellen Metabolisierern oder unklarem Metabolisierungsstatus(Genotypisierung obligat!)gleichzeitiger Therapie mit starken/mäßig starken CYP2D6/CYP3A4 Inhibitoren (erheblich erhöhte Plasmaspiegel) und starken/mäßig starken CYP3A4 Induktoren (Wirkverlust)Leber- und NierenfunktionsstörungenKinder, Jugendliche, ältere Patienten (Alter <18 und > 65 Jahre)Herzerkrankungen (Herzinsuffizienz, kurz zurückliegender akuter Myokardinfarkt,Bradykardie, Störungen der Erregungsleitung mit Blockbildung, ventrikuläreArrhythmie), Long-QT-Syndrom, in Kombination mit Antiarrhythmika der Klasse IA (z. B. Chinidin) und der Klasse III (z. B. Amiodaron, Sotalol)Lactose-IntoleranzSchwangerschaft StillzeitKinderwunsch (evtl. Verminderung der Spermatogenese)
Eliglustat (Cerdelga®)
ABDA-Datenbank, Fachinformation
NebenwirkungenDie unter Eliglustat am häufigsten berichtete Nebenwirkung ist Durchfall (bei etwa
6 % der Patienten). Weniger als 2 % der mit Eliglustat behandelten Patienten brachen die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen dauerhaft ab. Die in
klinischen Studien am häufigsten berichtete schwerwiegende Nebenwirkung war eine Synkope (0,76 %).
Häufige unerwünschte Wirkungen (> 1% und < 10%):
- Kopfschmerzen
- Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen
- Arthralgie
- Ermüdung
Eliglustat (Cerdelga®)
ABDA-Datenbank, Fachinformation
Neue Arzneimittel 2015 – Seltene Erkrankungen
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(2):46-65
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Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile
CYP2D6 intermediäre Metabolisierer (IMs) oder schnelle Metabolisierer (EMs) und gleichzeitige Einnahme eines starken oder mäßig starken CYP2D6-Inhibitors und eines starken oder mäßig starken CYP3A-Inhibitors
CYP2D6 langsame Metabolisierer (PMs) und gleichzeitiger Einnahme eines starken CYP3A-Inhibitors
Eliglustat (Cerdelga®)
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FazitMorbus Gaucher (Typ 1) kann durch Hemmung der Glukosylceramid
(Glukozerebrosid)-Synthase mit Eliglustat gut behandelt werden. Eliglustat stellt im Rahmen der Substratreduktions-Therapie kein neues Wirkprinzip dar, weist
jedoch gegenüber Miglustat eine bessere Wirksamkeit und Verträglichkeit auf. Im Gegensatz zu Imiglucerase ist Eliglustat bei der chronisch neuronopathischen
(Typ 3) Gaucher-Krankheit nicht indiziert.
Eliglustat ist insgesamt besser verträglich als Miglustat. Häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen, Arthralgie
und Ermüdung.
Eliglustat ist im Gegensatz zur Enzymersatztherapie zwar oral bioverfügbar, aber nicht besser wirksam. Dieser Vorteil wird allerdings durch die Anwendungs-
beschränkungen, die vielen möglichen Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln und anderen Arzneimitteln sowie die zu erwartende Non-Compliance begrenzt. Außerdem erfordern diese therapeutischen Probleme in der ambulanten
Versorgung einen besonderen Betreuungsaufwand durch Ärzte und Apotheker.
Bei 2x84 mg/Tag kostet die Therapie 1.131,19 €/Tag.(Imiglucerase, Cerezyme®, 400 E/alle 2 Wochen: 139,33 €/Tag)
Eliglustat (Cerdelga®)
Neue Arzneimittel 2015 – Seltene Erkrankungen
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(2):46-65
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Hinweise
1) Die Bezeichnung Zusatznutzen bezieht sich auf das Gesetz zur Neuordnung des Arz-neimittelmarkts (AMNOG), wonach der G-BA eine Nutzenbewertung neu zugelassener Arzneimittel nach § 35 a SGB V durchführt.
2) Die Informationen zu den Arzneimitteln sind verkürzt dargestellt. Ausführlichere Informationen finden besonders interessierte Leser unter Weblink 1 und Weblink 2.
3) Eine vollständige Liste der im Jahr 2015 zugelassen Arzneistoffe mit Indikationen und Zusatznutzen bei dieser Indikation ist unter folgendem Link erhältlich: http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/fortbildungkoeln/index.html
Weblinks 1) wissenschaftliche Diskussion der Arzneistoffdaten einschließlich Nutzen-Risiko Einschätzung in den European Public Assessment Reports (EPARs,) der Zulassungsbehörde European Medicinal Agency (EMA), verzeichnet nach Handelsnamen, abgelegt unter Assessment History (nur in englischer Sprache) http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/medicines/landing/epar_search.jsp&murl=menus/medicines/medicines.jsp&mid=WC0b01ac058001d125&jsenabled=true
2) Webseiten des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) mit einer Übersicht der Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen, für die der G-BA eine Nutzenbewertung nach § 35a SGB V durchführt oder bereits abgeschlossen hat. Dort sind die Gutachten des IQWiG sowie die tragenden Gründe der Beschlüsse einsehbar. http://www.g-ba.de/informationen/nutzenbewertung/
Literatur Zitate zu Leitlinien, Phase III-Studien und anderer verwendeter Literatur sind - soweit nicht aufgeführt - auf Nachfrage beim Autor erhältlich
Impressum: http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/impressum.html