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Das Magazin der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung paraplegie Wenn Bilder erzählen… Katja Snozzi kennt die Licht- und Schattenseiten des Lebens Juni 2011 / Nr. 138 / Standard Fortschritt dank Forschung | Einsatz im Ausland | Pilot im Rollstuhl

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Das Magazin der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung

paraplegie

Wenn Bilder erzählen…Katja Snozzi kennt die Licht- und Schattenseiten des Lebens

Juni 2011 / Nr. 138 / Standard

Fortschritt dank Forschung | Einsatz im Ausland | Pilot im Rollstuhl

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editorial

Liebe Gönnerinnen und Gönner

die Sanierung der Invaliden-Versicherung (IV) gehört zu den Dauerbrennern der nationalen Politik. Seit Jahren revidieren Bundesrat und Parlament an diesem

Sozialwerk. Ziele sind eine ausgeglichene Rechnung bis 2018, wenn die Zusatzfinanzierung abläuft, sowie ein Abbau des ziemlich hohen Schuldenberges. Gelingt dies nicht, würde die IV in ihrer Substanz gefährdet .Seit der 5. IV-Revision, 2008 rechtskräftig geworden, sind wichtige Instrumente vorhan-den, um den Grundsatz «Eingliederung vor Rente» besser verwirklichen zu können. Mittlerweile haben National- und Ständerat im Rahmen der 6. IV-Revision ein erstes Paket weiterer Reformen beschlossen. Sie sehen unter anderem Einsparungen bei Hilfsmitteln sowie die Einführung eines Assistenzbeitrages vor. Bedeutender noch sind verstärkte Massnahmen zur beruflichen Wiedereingliederung von Menschen mit einer Behinderung, die bereits IV-Rente beziehen.Die Schweizer Paraplegiker-Gruppe (SPG) unterstützt die Bemühungen zur finanziellen Gesundung der Invalidenversicherung. Und sie steht vorbehaltslos hinter der Zielsetzung, mehr Betroffenen eine dauerhafte Rückkehr ins Erwerbsleben zu ermöglichen. Daran arbeiten wir seit Jahren gemeinsam und sehr intensiv – mit grossem Erfolg. Heute werden über 80 Prozent der Patienten nach Abschluss der Erstrehabilitation im SPZ Nottwil wieder berufstätig. Manche sogar in einem 100 Prozent-Pensum, viele in Teilzeitjobs. Letztere würde es daher umso härter treffen, wenn wahr werden sollte, was in der nächsten Etappe der 6. IV-Revision auch zur Debatte stehen wird: eine erhebliche Kürzung der IV-Renten. Dieses Rezept ist, bei allem Respekt gegenüber dem Willen, die Finanzen wieder ins Lot zu bringen, allerdings untauglich. Denn durch weiteren Leistungsabbau würden jene bestraft, die bei der Bewältigung ihres Alltages auf IV-Leistungen angewiesen sind.

Daniel JoggiPräsident Schweizer Paraplegiker-Stiftung

IMPRESSUM: Paraplegie. Das Magazin der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, www.paraplegie.ch 35. Jahrgang. Ausgabe: Juni 2011/Nr. 138, Standard | Erscheinungsweise: vierteljährlich in Deutsch, Französisch und Italienisch | Gesamtauflage: 1‘011‘000 Exemplare | Auflage Standard: 210‘000 Exemplare | Copyright: Abdruck nur mit Genehmigung der Herausgeberin und der Redaktion.Herausgeberin: Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, 6207 Nottwil, [email protected] | Verantwort-lich: Schweizer Paraplegiker-Stiftung, Unternehmenskommunikation, 6207 Nottwil | Redaktion: Roland Spengler (Leitung), Christine Zwygart. Bild: Walter Eggenberger, Astrid Zimmermann-Boog, [email protected] | Layout: Luciano Pangari, Karin Distel | Anzeigen: Fachmedien Axel Springer Schweiz AG, 8021 Zürich, [email protected] | Vorstufe/Druck: Swiss-printers AG, 4800 Zofingen.

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inhalt

20 Professor Martin schwab

Der 62-jährige Basler ist eine Kapazität auf dem Gebiet der Rückenmarks-Forschung. Im Interview berichtet er über seine Arbeit.

26 rollstuhl-sitz-zentruM Querschnittgelähmte müssen perfekt sitzen, damit keine Haltungsschäden

oder Schmerzen entstehen. Die Ergotherapeuten in Nottwil helfen dabei.

32 Mein tag iM rollstuhl

Er hebt ab. Pilot und Paraplegiker Doros Michaelides sass bereits wenige Monate nach der Rehabilitation wieder im Cockpit.

34 finale TV-Moderator Kurt Aeschbacher beschreibt die Risiken des Lebens.

6 news

Unter Mitwirkung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung und -Forschung findet in St. Gallen der «World Ageing & Generations Congress» statt.

8 Katja snozzi

Die Fotografin bereiste die ganze Welt und hielt fröhliche, aber auch tragische Momente fest. Sie selber erlitt 2008 einen Schicksalsschlag.

12 Positives ergebnis Die Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung präsentiert für das Geschäftsjahr 2010 eine positive Bilanz.

14 nachhaltige hilfe in drittwelt-ländern

Querschnittgelähmte überleben in Entwicklungsländern die ersten Tage nach dem Unfall meistens nicht. Denn die nötige medizinische Behandlung fehlt, und das Wissen in Paraplegiologie ist rar. In solchen Fällen helfen Spezialisten der Schweizer Paraplegiker-Gruppe. Regelmässig stehen Pflegende, Therapeuten und Ärzte im Einsatz – in Nepal, Haiti und vielleicht bald in Äthiopien.

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news

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test mit neuenPatientenzimmernAuf der Station B des Schweizer Paraplegiker-Zentrums (SPZ) sind derzeit Bauarbeiter am Werk. Die Klinik in Nottwil ist seit über 20 Jah - ren in Betrieb, und die Pflegestationen müssen in den kommenden Jahren saniert werden. Aber wie? Bei dieser Frage sollen vorerst drei unterschiedlich eingerichtete Testzimmer – ein 4er-, ein 2er- und ein 1er-Zimmer – weiterhelfen, die ab Mitte Juli zur Verfügung stehen: Die Anordnung der Betten und Lavabos sowie die Ausgestaltung der Nasszellen variieren, Vorhänge sorgen für mehr Privatsphäre, die Schränke sind grösser und enthalten einen Safe. Auch die Telefon-, Internet-, TV- und Radio-Systeme werden auf den neu sten Stand gebracht. Gegen die starke Sonneneinwirkung und Hitze im Sommer kommen neu Storen sowie Decken- oder Bodenkühlungen zum Einsatz. Letztere könnten dereinst ökologisch sinnvoll und hocheffizient sogar mit Wasser aus dem Sempachersee gekühlt werden. Patienten und Mitar - beitende testen die Zimmer ab Sommer während drei Monaten. Ihre Erfahrungen und Anregungen sind später massgebend für das weitere Vorgehen der zuständigen Projektgruppe, der Mitarbeitende aus diver - sen Bereichen des SPZ sowie Rollstuhlfahrer angehören.

6

An der Leichtathletik-WM für Junioren (U16–U23) in Dubai gewann das zehnköpfi-ge Schweizer Rollstuhl-Team insgesamt34 Med aillen, davon 11 goldene, 9 silberne und 14 bronzene. Vor allem wegen des ungewöhnlich frühen Austragungszeit-punkts (Mitte April) waren vergleichsweise wenige Nationen und Athleten am Start. Unabhängig davon belegen Leistungen und Bilanz der Schweizer ihre Stärken im weltweiten Vergleich. Erfolgreichste war Catherine Debrunner (Mettendorf TG) mit fünf WM-Titeln, einem zweiten Platz und einem neuen Weltrekord über 200 Meter in der Kategorie T53. Ebenfalls je sechs Medaillen brachten Andrea Von Büren (Basel) sowie Patricia Keller (Waltenschwil AG) nach Hause.

Benno Fuchs, CEO des Luzerner Kantons-spitals (LUKS), ist neues Mitglied des Verwaltungsrats der Schweizer Paraplegi-ker-Zentrum (SPZ) Nottwil AG. Seine Wahl ist ein weiterer Schritt in der erfolgreichen Zusammenarbeit des SPZ mit dem Luzerner Kantonsspital: «Ich freue mich auf die neue Herausforderung in Nottwil und bin überzeugt, dass wir mit unserer Public Private Partnership auf dem rich- ti gen Weg sind», erklärt der 49-Jährige. Fuchs ersetzt Ständerätin Helen Leumann, die nach acht Jahren zurücktrat.

Eine Studie der belgischen Universität Lüttich kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis: 72 Prozent der befragten Pa - tienten mit einem sogenannten «Locked-in-Syndrom» bezeichnen sich als glücklich. Diese Krankheit zeichnet sich durch eine vollständige Lähmung aus, die Betroffenen sind in ihrem eigenen Körper wie «einge-schlossen». Die Untersuchung zeigt weiter, dass bestmögliche Pflege sich positiv auf das Befinden der Patienten auswirkt.

splitter

In Nottwil befindet sich das Zentrum des weltweit einzigartigen Leistungsnetzes der Schweizer Paraplegiker-Stiftung für die ganzheitliche Rehabilitation von Quer-schnittgelähmten. Wesentliches zu deren Re-Integration, Lebensqualität und Chancen-gleichheit trägt die dort vorhandene Fachkompetenz von Spezialisten bei. Sie haben es sich längst auch zur Pflicht gemacht, Wissen und Erfahrung in vielen Diszi plinen an andere weiterzugeben. An der «Rollivision» (Bild) etwa präsentierten 70 Aussteller aus dem In- und Ausland ihre Produkte und Hilfsmittel für Menschen mit einer Behinderung. Ein Anlass, den Betroffene und Angehörige schätzen, da sie sich über neuste Entwicklungen informieren können.Aber auch Mediziner und Pflegende tauschen sich regelmässig aus – wie am Nottwiler Wund-forum «Skintact» rund ums Motto «Gesund (w)und glücklich» oder am Pflegesymposium, das dem Thema «Verwahrlosung – Gratwanderung zwischen Originalität und Selbstauf-gabe» gewidmet ist. An diesen Fachtagungen gewähren Experten in Referaten und Work-shops tieferen Einblick in ihre tägliche Arbeit. Und helfen so mit, das Verständnis für die be-sonderen Bedürfnisse von Menschen im Rollstuhl sowie neue Methoden und Mittel in der Betreuung zu fördern.

Fachkompetenzweitergeben

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Vom 29. August bis 2. September 2011 findet an

der Universität St.Gallen der 7. «World Ageing &

Generations Congress» statt. Der Anlass bildet

eine weltweite Plattform für Wissens- und Erfah-

rungsaustausch zu Alters- und Generationenfra-

gen. An vier Tagen diskutieren Teilnehmer und

Experten über Einflüsse des demographischen

Wandels auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, ins-

besondere aber auch auf das Gesundheits- und

Sozialwesen.

Am Fach-Kongress aktiv beteiligt sind 2011 erst-

mals auch die Schweizer Paraplegiker-Stiftung

(SPS) und die Schweizer Paraplegiker-Forschung

(SPF). Die SPS unterstützt die Durchführung in

Partnerschaft mit den Organisatoren. Die SPF

SPS und SPF dabei agenda 2011

4. juniInternationaler Rollstuhl-Marathon

und Handbike-Strassenrennen

Oensingen SO

22. – 26. juniSchweizer Meisterschaften Handbike

Sierre VS

25. juniSommerfest für ehemalige SPZ-Patienten

SPZ Nottwil

Weitere Infos und Anmeldung unter

www.paranet.ch/Veranstaltungen

7. – 17. juliWeltmeisterschaften Bogenschiessen

Turin (Italien)

12. – 17. juliSwiss Open Rollstuhl-Tennis, Genf

13. augustSchweizer Meisterschaften Junioren

Rollstuhl-Leichtathletik, SPZ Nottwil

ihrerseits gestaltet zwei Spezialsessionen, die

sich mit «Älterwerden mit Querschnittlähmung»

(30. August) bzw. «Alter, Funktionalität und

Gesundheitswesen» (31. August) beschäftigen.

Gleichzeitig kommen mehrere Fachreferenten

aus Nottwil.

SPS-Präsident Daniel Joggi: «Dank Fortschritten in

Medizin und Rehabilitation steigt die Lebenser-

wartung von Menschen mit Querschnittlähmung.

Gleichzeitig erhöht sich, wie bei Fussgängern

auch, die Wahrscheinlichkeit gesundheitlicher

Komplikationen, etwa Herz-Kreislauf-Probleme

oder Diabetes. Hinzu kommen lähmungsbeding-

te Störungen bestimmter Organe, die sich im

Alter verschärfen können, sowie neue, zusätzli-

che Anforderungen im Umfeld. Im Sinne von Prä-

vention und im Interesse der Betrof fenen enga-

gieren wir uns hier vermehrt. Vor allem die SPF

kann durch ihre Arbeit wesentlich dazu beitra-

gen, bevorstehende Herausfor derungen richtig

anzugehen und tragbare Lösungen zu finden.»

Weitere Informationen und Anmeldung:

www.wdaforum.org

Swiss Paralympic erhält finanzielle und anderweitige Unterstützung von fünf weiteren Unternehmen. Eine bedeutsame Partnerschaft zur Förderung von Schweizer Spitzensportlern mit einer Behinderung wurde mit Allianz Suisse geschlossen. Der Beitrag der Versicherungsgesellschaft soll mithelfen, ambitionierten Athleten bessere Voraussetzungen für das Erreichen hochgesteckter Ziele an internationalen Meisterschaften zu gewährleisten. Zudem verspricht man sich von weitreichender Zusammenarbeit auch, in der Öffentlichkeit mehr Interesse am paralympischen Sport wecken zu können. Allianz SE sponsert auch das Internationale Paralympische Komitee (IPC). Ein Kooperationsvertrag wurde zudem mit der Rehaklinik Bellikon (AG) unterzeichnet. Auch diese ist nun offizieller Partner von Swiss Paralympic. DermaPlast wiederum stellt Erst-Hilfe-Material zur Verfügung, während die Leistungen von BP einen Förderungsbeitrag, Benzin-Gutscheine sowie ständigen Rabatt für Mitglieder an BP-Tankstellen in der Schweiz umfassen. Neuer, zusätzlicher Gold-Team-Sponsor ist Globetrotter – ein Reiseanbieter, der spezielle Bedürfnisse von Sportlern aus langer Erfahrung kennt.

Fünf neue Partner

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Porträt

bilder sagen mehr als Worte. Vielleicht hätte Fotografin Katja Snozzi diese Sze-

nerie früher sogar mit ihrer Kamera festge-halten: Der Wind, der durch ihren Garten in Verscio TI fegt und die ausladenden Blätter der Tessiner Palmen zerzaust. Die Blumen-töpfe mit Stiefmütterchen und Margriten, die den Sitzplatz zieren. Und dann mitten in dieser Idylle, zwischen Haus und Rasen, steht ein knallroter Rollstuhl. Einsam und verlas-sen. Unschuldig und doch irgendwie ver-dächtig. Ein Verräter, der mehr über die Be-wohnerin preisgibt, als ihr lieb ist. Sie selber bezeichnet ihn ironisch als «meinen Ferra-ri», zu dem sie eine zwiespältige Beziehung

pflege: «Er ist immer für mich da, aber ich will ihn nicht überstrapazieren.»Im Haus benützt die 64-Jährige lieber ihren Rollator, der auch jetzt neben dem weissen Sofa in Griffnähe steht. Mit ihrem Ehemann Mucio geniesst Katja Snozzi hier einen Kaf-fee und lässt den Morgen gemütlich ange-hen. Das ebenerdige Haus ist mit antiken und modernen Möbeln eingerichtet, deko-riert mit viel afrikanischer Kunst. «Ich habe meine Kindheit in Kenia verbracht, meine Eltern hatten eine Farm in der Nähe von El-doret», erzählt sie. Dort ist ihre Liebe zum schwarzen Kontinent entbrannt. Und lodert bis heute.

Gefühllos

Eine Safari im Rollstuhl – ob das wohl mög-lich wäre? Katja Snozzi überlegt und erzählt dann, was im Dezember 2008 passiert ist: Nach einer Routine-Operation am Rücken erwacht sie mit dem Gefühl, dass etwas nicht stimmt: «Ich kann bis heute mein linkes Bein und den Fuss nicht kontrollieren, das Gefühl von der Taille an abwärts ist kaum vorhanden.» Was genau dazu führte, versu-chen Gutachter herauszufinden. «Anfangs

war ich optimistisch, dachte, das sei nur vor-übergehend.» Doch nach zwei von insge-samt sechs Monaten im Schweizer Paraplegi-ker-Zentrum (SPZ) in Nottwil sagten die Ärzte: «Das wird nicht besser», und bestell-ten ihr einen eigenen Rollstuhl. Ein entsetzli-cher Moment sei das gewesen. «Ich? Ein Roll-stuhl? Soll ich den mit nach Hause nehmen? Das war für mich undenkbar.»Mittlerweile habe sie sich in die neue Situa-tion «notgedrungen hineingelebt». Ohne Ehemann Mucio und gute Freunde hätte sie diese schwere Phase nie überstanden. «Mein Leben hat sich radikal verändert. Hilfe anzu-nehmen, fällt mir noch immer schwer. Denn ich kann nicht viel zurückgeben.» Ihr Mann winkt ab und meint: «Sicher haben wir uns

Über Jahrzehnte hat Katja Snozzi mit ihrer Kamera das Weltgeschehen

festgehalten – fröhliche, schaurige und traurige Momente. Heute fotografiert

die 64-Jährige kaum mehr; seit einer Operation im Dezember 2008 ist

sie auf den Rollstuhl angewiesen. Das hindert sie jedoch nicht daran, eine

grosse Ausstellung in Locarno vorzubereiten.

Text: Christine Zwygart | Bilder: Astrid Zimmermann-Boog

ein leben inschwarz-weiss

Zweisamkeit. Katja und Mucio Snozzi sind seit über 40 Jahren verheiratet.

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Gemütlichkeit. Das Ehepaar Snozzi beim Lesen daheim in Verscio TI. Katjas Rollator steht griffbereit neben dem Sofa.

die Pension anders vorgestellt. Doch wir kommen zurecht.» Seit über 40 Jahren sind die beiden verheiratet, haben zwei Kinder und drei Enkel, die Bande sind stark. Und na-türlich gibt’s vieles, das nie mehr sein wird wie zuvor. Grosse Sachen, wie spontane Aus-flüge und Reisen, aber auch kleine, banale: «Ich liebe Handtaschen! Doch im Rollstuhl oder an Krücken kommen sie mir nur in die Quere. Deshalb habe ich meine schönsten Stücke verschenkt.»

Berührend

Über 30 Jahre hat Katja Snozzi im Auftrag von Medien und humanitären Institutionen die Welt bereist und fotografiert. Menschen standen dabei immer im Mittelpunkt, oft ge-beutelt von Krieg, Armut und Hunger. «Auf meinen Instinkt konnte ich mich in heiklen Momenten stets verlassen.» Trotz bester Vorbereitung geriet die Fotografin aber auch in kritische Situationen: So war sie in Ku-wait-City, als Saddam Hussein 1990 dort

einmarschierte – und wurde zu einer seiner Geiseln. «Einen Monat lebte ich mit 23 Per-sonen im kleinen Schweizer Konsulat. Das war happig, denn wir wussten nie, was Sad-dam macht und wie lange das Ganze dauert.»Fidel Castro, Dalai Lama, Yasser Arafat – die Fotografin hat unzählige Persönlichkeiten des Weltgeschehens getroffen. Doch geblie-ben sind ihr im Herzen andere Menschen: Wie das Mädchen Shani in Ruanda, das von Macheten verstümmelt worden ist. Das Lei-den der Flüchtlinge im Bosnien-Krieg. Oder die 500 Kinder, die in Somalia Tag für Tag vor ihren Augen verhungert sind. «Am meisten beeindruckt haben mich Männer und Frau-en, die in ihrem Leid die Würde und den Mut nicht verloren haben.» Ihren Protagonisten

« Ich? Im Rollstuhl? Undenkbar!»

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ist sie immer gegenübergetreten, hat nie einfach nur aus der Ferne abgedrückt. So sind Aufnahmen entstanden, die unter die Haut gehen. Bilder, die einerseits das Leiden der Schwächsten sichtbar machen, andererseits aber auch ausgelassene Lebenslust und Fröh-lichkeit zeigen. Rückblickend sagt Katja Snozzi: «Ich realisierte schnell, dass Bilder oft mehr bewirken als Worte.»

Phantasievoll

Man hört ihr gerne zu. Nicht nur, weil ihre Ge-schichten packend sind – Katja Snozzis Stimme ist angenehm tief und rauchig. Manchmal ver-gisst man dabei fast, auf den Inhalt zu achten. Doch dann kommt dieser monumentale Satz: «Heute fotografiere ich nicht mehr.» Pause. Wieso nicht? «Im Rollstuhl? Nein, bitte! Um auf meine Art zu fotografieren, muss ich beide Hände frei haben und mich schnell bewegen können.» Sie mag keine halben Sachen. Basta. Obwohl: Die Akkus der Kamera lädt sie immer wieder mal auf – eine jahrelange Angewohn-heit. Man wisse ja nie . . .Ihre Welt ist kleiner geworden, und ihr Lebens-mittelpunkt ist heute in Verscio. In diesem

Dorf am Eingang zum Centovalli bewegt sich Katja Snozzi mit ihrem Rollstuhl eigentlich nie – zu eng und stotzig sind die Strassen und Gäss-chen. «Will ich mir was Gutes tun, begleitet mich meine Freundin Lucia ins Shopping-Cen-ter.» Sie sagt’s mit einem herzhaften Lachen, erzählt dann von der Physiotherapie, die sie zwei Mal pro Woche besucht. Ansonsten pas-siere in ihrem Alltag nicht viel. «Ja, ich sitze oft einfach da, höre Musik oder lese.» Das tönt nicht anklagend, es ist mehr eine Feststellung. Dann wird die Frau etwas verlegen; dank den tollen «Lehrerinnen» im Atelier für Gestaltung im SPZ habe sie eine neue Herausforderung an-genommen: Töpfern und Seidenmalen. «Aus-gerechnet! Dabei habe ich doch jahrelang über die Makramee-Kurse in der Toscana gespot-tet . . .» Im Moment bleibt jedoch kaum Zeit für diese neue, kreative Ader. Denn eine Idee von Katja Snozzi verwirklicht sich gerade: Nach verschiedenen Ausstellungen in früheren Jah-ren gibt’s diesen Sommer eine Retrospektive.

Atemberaubend

Im Büro daheim stapeln sich Bilderrahmen mit Vergrösserungen, Reise- und Fotobücher – in

« Bilder bewirken oft mehr als Worte»

Küche. Der Tisch lässt sich unterfahren. Das macht die Arbeit hier einfacher – wie das Schneiden der Colomba.

Garten. Katja Snozzi liebt Blumen, früher «gärtnerte» sie oft und gerne.

all den Jahren hat sich viel angesammelt. Dias und Negative sind längst eingescannt und ge-ordnet. Katja Snozzis Fotos entstanden auf allen Kontinenten, die Intensität in ihrer Fülle ist atemberaubend. Das fand auch eine befreun-dete Künst lerin, die jemanden kannte, der je-manden kannte . . . So standen bald die Verant-wortlichen von Locarnos Kulturdiensten bei ihr im Wohnzimmer. Das Ergebnis: «Wir ma-chen eine Ausstellung!» Und zwar im Sommer während des Filmfestivals. «Das bedeutet mir sehr viel», erzählt die Künstlerin, die sich selber nie als solche bezeichnen würde. In Locarno wurde sie geboren, und hier zeigt sie nun eine Auswahl ihres Lebenswerks. Obwohl: «Mittler-weile habe ich fast ein bisschen Angst davor», gesteht Katja Snozzi. Und sie werde nach der Vernissage gleich für ein paar Tage mit Ehe-mann und Freunden nach Italien verreisen. «Die Besucher sollen meine Bilder anschauen. Nicht mich.» Lobhudeleien und all das Gerede mag sie nicht. Typisch Fotografin – ihre Bilder sagen eben mehr als Worte.

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Porträt

Flüchtlingsfrau an der Kosovo-Albanischen Grenze 1999

Mutter mit Kind im orthopädischen Zentrum des IKRK, Huambo (Angola)1997

Ehepaar in Marama (Nigeria) 1992

Jameela, Beirut (Libanon) 1979

Ausstellung Katja Snozzis «MondoMomenti» findet vom 29. Juli bis 21. August in «La Casorella» (Eingang via Castello Visconteo) in Locarno statt. Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr. www.katjasnozzi.ch

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solidarität

zu den hervorstechenden Ergebnissen der Tätigkeit der Gönner-Vereinigung

im vergangenen Jahr gehörte dasjenige in der Mittelbeschaffung. 2010 summierten sich die Einnahmen in der Sparte Solidarität – Mitgliederbeiträge, Spenden, Erbschaften und Legate – auf 73,7 Mio. Franken. Dies entsprach einem Anstieg von gegen fünf Prozent im Vergleich zu 2009. Auf hohem Niveau blieben auch der Bestand der aktiven

Mitglieder sowie die Anzahl Neuregistrie-rungen (41’200). Mit 835’000 Haushalten bzw. rund 1,5 Mio. Personen, die ihr ange-hören, ist die GöV weiterhin zweitgrösste NPO-Mitgliederorganisation im Lande.Geführt wird sie von einem achtköpfigen Vorstand. Vier Mitglieder desselben – Barbara Moser-Blanc (Rheinfelden AG), Vreni Stöckli (Ibach SZ), Pius Segmüller (Luzern) und Stephan Zimmermann (Zürich) – wurden an

der Mitglieder-Versammlung für weitere zwei Jahre gewählt. Präsident Heinz Frei (Etziken SO), Hans Jürg Deutsch (Greifensee ZH), Hans Georg Koch (Grosswangen LU) und Christian Wenk (Dagmersellen LU) als übrige müssen erst 2012 bestätigt werden. Weiter wurden, nebst der Jahresrech nung, die Statuten in überarbeiteter Fassung genehmigt sowie die Beibehaltung der Mitgliederbeiträge in aktuell gültiger Höhe beschlossen.

Anstieg der Ausgaben

Höheren Erträgen standen letztes Jahr aller-dings auch Mehr-Ausgaben für eine umfas-sende Versorgung von querschnittgelähm-ten Menschen gegenüber. Von 55,8 Mio. Franken insgesamt entfielen 15 Mio. auf Leistungen für unmittelbar Betroffene. An Direkthilfe wurden 6,3 Mio., zur Begleichung ungedeckter Pflegekosten 3,9 Mio. und an Unterstützungsbeiträgen für 29 GöV-Mit-glieder 4,8 Mio. Franken entrichtet. Weitere 0,5 Mio. Franken erhielten verschiedene Ins-titutionen für spezifische Projekte zu Guns-ten von Menschen im Rollstuhl. Aus den glei-chen Quellen stammten Betriebsbeiträge an die zum Leistungsnetz der SPG gehörenden Organisationen. Der Sektor Medizin (Haupt-träger SPZ Nottwil) erhielt 13,6 Mio. Franken. Für den Bereich Integration und lebens lange

Die Gönner-Vereinigung (GöV) der Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) ist für die Zukunft

gut gerüstet. An der Mitglieder-Versammlung in Nottwil wurde eine positive Bilanz des

Geschäftsjahres 2010 präsentiert. Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der breiten Unter-

stützung der gemeinnützigen Institution durch die Bevölkerung.

Gut gerüstet für die Zukunft

Die Gönner-Vereinigung (GöV) der Schweizer Paraplegiker-Stiftung hat ihren Geschäftssitz seit 1. Juli 2010 in Nottwil. Im dortigen Contact Center können Mitglieder auch den Einzel-Geschäftsbericht 2010 der GöV, die neuen Statuten und allgemeinen Mitgliedschafts-be stimmungen in gedruckter Form beziehen. Die genannten Doku-mente sind ausserdem zum Herunterladen auf der Internet-Plattform www.paraplegie.ch erhältlich. Kontaktadresse: Gönner-Vereinigung, Contact Center, 6207 Nottwil, Telefon 041 939 62 62, [email protected]

Geschäfts- und Finanzbericht SPG 2010Die Tätigkeit 2010 von sämtlichen Gesellschaften der Schweizer Paraplegiker-Gruppe (SPG) und ihr nahestehenden Organisationen ist in allen Einzelheiten im Geschäftsbericht sowie im separaten Finanzbericht der SPG dokumentiert. Diese Publikationen gibt es ebenfalls auf www.paraplegie.ch oder in gedruckter Form.Kontaktadresse: Sekretariat Schweizer Paraplegiker-Stiftung, 6207 Nottwil, Telefon 041 939 63 63, [email protected]).

ihre informationsquellen

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2010 2009

Total Erlös (Angaben in Mio. CHF) 73,7 70,5

Mitgliederbeiträge 63,6 62,4

Spenden, Erbschaften und Legate 10,1 8,1

Total verwendete Mittel (Angaben in Mio. CHF) 55,8 55,4

Unterstützungsbeiträge

Unterstützung GöV-Mitglieder 4,8 2,9

Direkthilfe querschnittgelähmte Personen 6,3 4,9

Abgeltung ungedeckter Pflegekosten 3,9 2,9

Direkthilfe gemeinnützige Institutionen 0,5 0,8

Betriebsbeiträge

Bereich Medizin 13,6 13,7

Bereich Integration und lebenslange Begleitung 5,5 7,2

Bereich Forschung1) 6,2 9,7

Gönner-Vereinigung 3,0

Zuweisung Fonds

«Ganzheitliche Rehabilitation» 12,0 13,3

Leistungs-Kennzahlen Sparte Solidarität

1) Das Labor wurde am 1. Januar 2010 von der Stiftung übernommen.

Begleitung wurden 5,5 Mio. und für die Forschungstätigkeit 6,2 Mio. Franken aufge-wendet. Überdies flossen 12 Mio. Franken in den Fonds «Ganzheitliche Rehabilitation».

Starkes Image als Trumpf

Obschon die GöV und die SPS derzeit auf ge-sunden Beinen stehen, müssen die Marke-ting- und Fundraising-Anstrengungen wei-ter intensiviert werden. Bei all dem können beide, ausser auf breite Unterstützung und Treue der Bevölkerung, auf einen besonderen Trumpf zählen: Die SPS gehört – neben der REGA und Médecins sans frontières – zu je-nen gemeinnützigen Institutionen mit dem besten Image. Zusätzlichen Schub im Kampf um öffentliche Aufmerksamkeit gab es durch TV-Werbespots, die auch im laufenden Jahr gezielt eingesetzt werden. Flankierende Unterstützung leisten das Magazin «Para-plegie», das seit 2010 in grösserem Format und zeitgemässer Aufmachung erscheint, eine modernisierte, besser zugängliche In-ternet-Plattform (www.paraplegie.ch) sowie ein neuer, berührender Imagefilm mit dem Titel «Tag für Tag».

Mehr Effizienz im Verkauf

Der Verkauf von «Parashop»-Artikeln wur-de in technischer und logistischer Hinsicht optimiert. Infrastruktur wie auch Lagerver-waltung, Versand und Inkasso sind durch eine externe Firma sichergestellt. Die Ko-operation mit dieser ermöglicht auch eine effiziente Bearbeitung von Online-Bestel-lungen sowie das Bezahlen mittels Kredit-karten. Der Betrieb der Parabörse in Basel hingegen wurde nach 16 Jahren eingestellt und der gesamte Bestand in einer Auktion verkauft. Der Erlös floss vollumfänglich in die Unterstützung von querschnittgelähm-ten Menschen.

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DOSSIER

Zerstörung, Elend, Armut. Nachdem verheerenden Erdbeben in Haiti ist der Alltag für alle Betroffenen schwer. Besonders aber für Verletzte – und Querschnittgelähmte.

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Weltweit im Einsatz

Haiti, Nepal, Äthiopien – Mitarbeitende der Schweizer Paraple-

giker-Gruppe helfen dort, wo die Not am grössten ist. Mit ihrem

Wissen können Ärzte, Therapeuten und Pfl egefachleute in Kri-

sengebieten Leben retten. Solche humanitären Einsätze sind eine

moralische Verpfl ichtung, fi nden die Verantwortlichen in Nottwil.

Bild: KEYSTONE/AP Photo/Esteban Felix

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sonal trägt selbst im Gebäude Winterjacken – ein Heizung fehlt. Braucht einer der 50 Patien-ten ein Medikament, müssen die Angehörigen dieses zuerst bezahlen. Mit Patienten, Pfl egen-den und Angehörigen übt das Team aus der Schweiz einfache, aber hilfreiche Handgriff e. Wie kann ein Patient rückenschonend vom Bett in den Rollstuhl transferiert werden? Mi-riam van Schriek und ihre Kolleginnen zeigen die Prozedur und schulen so das einheimische Personal: «Manchmal ist das schwierig, weil nicht alle gut englisch verstehen.»

Manchmal sorgen Katastrophen für Auf-sehen und rücken ein Land in den Fo-

kus des Weltgeschehens. So wie das Erdbeben in Haiti, das unzählige Tote, Verletzte, Ob-dachlose forderte – und viele Querschnitt-gelähmte zurückliess. Manchmal geschehen Schicksalsschläge aber auch, ohne dass die Welt davon erfährt. Wenn jemand beispiels-weise in Nepal auf dem Dach eines Busses mitfährt, beim Bremsen herunterfällt und sich den Rücken bricht. Oder wenn Men-schen in Äthiopien bei der Nahrungssuche von Bäumen stürzen und ihre Beine nicht mehr spüren.In Entwicklungsländern sind die Folgen für Querschnittgelähmte noch gravierender als anderswo. Die meisten sterben in den ersten Stunden oder Tagen, da sie keine medizini-sche Behandlung erhalten. Überstehen sie mit Glück die kritische Phase, stehen ihnen schwere Zeiten bevor. Denn Rehabilitations-Kliniken gibt es in Drittwelt-Ländern kaum und medizinische Nachsorge fehlt. Um dies zu ändern, geben Spezialisten der Schweizer Paraplegiker-Gruppe (SPG) ihre Erfahrungen in Betreuung, Behandlung und Begleitung von Querschnittgelähmten weiter.

Nepal im März 2009

Pfl ege-Expertin Miriam van Schriek muss ei-nem Mann Blut abnehmen und weiss: «Das darf nicht danebengehen.» Denn medizini-sches Material ist knapp im Spinal Injury Re-habilitation Centre (SIRC) in Nepal, und alles müssen die Patienten selber bezahlen. Über-haupt ist das Arbeiten in der Rehabilitations-klinik bei Banepa, 20 Kilometer südöstlich von Katmandu, ganz anders als im Schweizer Para-plegiker-Zentrum (SPZ). «Das ‹europäische› Denken schaltet man besser ab», sagt die 41-Jährige. Der Zusammenhalt untereinander ist stärker, jeder hilft jedem. Dafür gibt’s nur ein paar Stunden pro Tag Strom, und das Per-

Hans Georg Koch, Oberarzt im SPZ, versucht derweilen, die schlecht informierten Patien-ten aufzuklären. «Anhand von Röntgen-bildern erläutere ich den Sachverhalt. Und bringe ihnen schonend bei, dass eine Quer-schnitt lähmung nicht plötzlich wieder ver-schwindet.» Aus Sperrholz bastelt der 56-jäh-rige Mediziner mit den Paraplegikern Rutsch-bretter für den Transfer – geübt wird dann mit der Ambulanz. «Das ist das einzige Auto, das uns zur Verfügung steht.» Verbände wech-seln, Krankenakten durchgehen, kniff lige

Text: Christine Zwygart | Bilder: Mitarbeitende der SPG

Wertvolle Hilfe vor Ort.1 Michael Baumberger,

Chefarzt Klinik SPZ, und Sibille Bühlmann im Prothesen-Zentrum von Jimma (Äthiopien).

2 Miriam van Schriek beim Transfer-Training in Nepal.

3 Sibille Bühlmann mit Patientin in Haiti und

4 Alexandra Rauch beim Daten erheben.

5 Michael Baumberger mit einem haitianischen Arzt.

1 2

3

4 5

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Fälle begutachten – das Team arbeitet hier mit viel Engagement. Im Schnitt ein Mal pro Jahr reisen SPZ-Mitarbeitende für ein paar Wo-chen nach Nepal, um Kontinuität und Nach-haltigkeit zu garantieren.

Haiti im Sommer 2010

Drückend liegt die Hitze über Cap Haitien im Norden des Landes. «Das Arbeitstempo ist hier auf Haiti langsamer, denn die Tempera-turen setzen Grenzen», erzählt Alexandra Rauch. Die 42-jährige Physiotherapeutin und

Basteln. SPZ-Oberarzt Hans Georg Koch feilt mit einem Patienten in Nepal ein Rutschbrett, das beim Transfer aus dem Rollstuhl hilft.

DOSSIER

Gesundheitswissenschaftlerin arbeitet inder Schweizer Paraplegiker-Forschung (SPF). Fünf Monate nach dem Erdbeben reist sie mit einem SPZ-Team ins Provinzspital, um bei der Rehabilitation von Querschnittgelähm-ten mitzuhelfen. Wie immer bei solchen Ein-sätzen geht es darum, fehlendes Wissen zu vermitteln. Von den Lebensbedingungen vor Ort ist sie erschüttert: «Die in Armut leben-den Haitianer haben kein sauberes Trink-wasser und die hygienischen Bedingungen sind katastrophal.»

Die Forscherin ist mit einem speziellen Auf-trag hier her gereist: Sie erhebt Daten über Querschnittgelähmte. Wie sieht es aus punkto Blasen- und Darmfunktion, Schlaf, Schmer-zen, Mobilität, Zugang zu Gebäuden, der be-rufl ichen Situation, der Integration in die Ge-sellschaft und dem entsprechenden Bedarf an Pfl ege und Therapien? «Längerfristig wollen wir ein einfaches Instrument entwickeln, mit dem Informationen über den rehabilitativen Bedarf von Querschnittgelähmten gewonnen werden können.» Damit Länder in Not einen

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Überblick erhalten: Was ist bereits vorhanden, und was muss für eine gute Rehabilitation noch eingerichtet und organisiert werden.Während der vier Wochen vor Ort gelingt es dem SPZ-Team, die Patienten aus den Betten zu nehmen und zu mobilisieren, mit ihnen Kraft zu trainieren sowie ihre Selbstständig-keit mit dem Rollstuhl und ihre Körperpfl ege zu verbessern. Dabei kämpfen die Schweizer mit ungewohnten Arbeitsbedingungen wie Ziegen und Hunden, die durch die Klinik streunen. Oder Zäpfchen, die sich in der Brut-hitze aufl ösen. Geplant ist nun der Aufbau ei-ner Reha-Abteilung mit sechs Betten, damit die Nachsorge gesichert ist. Ein haitianischer Arzt reist eigens nach Nottwil, um im SPZ das entsprechende Know-how zu erhalten.

Äthiopien im Dezember 2010

Die Zimmer des Universitäts-Spitals in Jimma sind zum Bersten voll, es herrschen chaotische Zustände. SPZ-Physiotherapeutin Sibille Bühl-mann versucht sich einen Überblick zu ver-schaff en, wer hier für was zuständig ist: «Doch das ist nicht einfach, denn vom einheimischen Personal tragen alle weisse Kittel», erzählt die 32-Jährige. Die Klinik liegt 250 Kilometersüdwestlich der Hauptstadt Addis Abeba, die

Patienten hier leiden an Tuberkulose, Lepra und Aids. Auch Querschnittgelähmte werden eingeliefert – wenn sie den oft langen Trans-port überleben. Niemand kennt sich hier mit dieser Behinderung aus, Rollstühle sind rar, und meistens liegen die Patienten im Bett. Wenn sie nicht mehr arbeiten können, fallen sie der Sippe sowieso nur zur Last.Begeistert sind Oberarzt Koch und Sibille Bühlmann hingegen vom Prothesen-Zentrum, das zum Spital gehört: «Hier herrscht Ord-nung, und das Personal ist gut ausgebildet.» Fünf Angestellte fertigen Mass-Schuhe, Geh-apparate, Korsette und Prothesen. Geplant ist eine Produktion von Rollstühlen mit Teilen, die im Fahrradhandel erhältlich sind. «Somit wären sie unabhängig von Ersatzteilen aus dem Ausland. Da der Import schwierig ist, wäre dies sinnvoll», urteilt Koch.Das SPZ-Team ist nach Äthiopien gereist, um einen Augenschein zu nehmen. Soll sich die SPG hier engagieren? Die Stiftung könnte bei-spielsweise das Prothesen-Zentrum unterstüt-zen, die dringend nötigen Physio- und Ergo-therapeuten besser ausbilden oder beim Aufbau einer Rehabilitations-Abteilung hel-fen. Noch ist off en, wie und ob sich Nottwil in Äthiopien engagiert.

Können verpfl ichtet

Manchmal wird die SPG direkt angefragt, ob sie helfen kann (zum Beispiel in Nepal), manchmal bietet sich die Stiftung selber an (Haiti), und manchmal wünschen sich andere Partner vor Ort ein Engagement der Spezialis-ten in Nottwil (Äthiopien). Die SchweizerDirektion für Entwicklung und Zusammen-arbeit Deza unterstützt fi nanziell das Interna-tionale Komitee vom Roten Kreuz und Handi-cap International, die sich beide für Anliegen der Rollstuhlfahrer stark machen. Eigene Pro-jekte hat die Deza indes nicht: «Die fachlich sehr spezifi sche Unterstützung und Behand-lung von Querschnittgelähmten stellt in un-seren Partnerländern keine Priorität dar», sagt Sprecher Lars Knuchel. Die Deza konzen-triere sich darauf, dort die Basis der Gesund-heits-Versorgung zu verbessern.So bleibt Nottwil erste Anlaufstelle für An-fragen aus dem Ausland. Denn hier arbeiten die Mitarbeitenden, die das komplexe Wis-sen mitbringen und mit Herzblut dabei sind. So sagt Sibille Bühlmann: «Ich kann mit ei-nem Einsatz im Ausland zwar nicht die Welt verändern, aber einem einzelnen Menschen etwas Gutes tun.» Nie mehr vergessen wird Miriam van Schriek das Abschiedsfest mit Kuchen und Tee in Nepal: «Da gabs nur strah-lende Gesichter und viele Hände, die gleich einen Vorrat an Süssigkeiten hamsterten.» Und tief eingebrannt hat sich bei Alexandra Rauch der krasse Unterschied auf der karibi-schen Insel Haiti: «Hier ein traumhafter Strand, da die katastrophalen Lebensbedin-gungen.» Antrieb für alle ist der humanitäre Aspekt. Oder wie Hans Georg Koch betont: «Wir nehmen für uns in Anspruch, in der Rehabilitation von Querschnittgelähmten die Besten zu sein. Das verpfl ichtet uns, ande-ren zu zeigen, wie das gemacht wird.» Zum Wohle von Para- und Tetraplegikern auf der ganzen Welt.

Hausbesuch in Nepal. Das Leben weitab von geteerten Wegen ist mit dem Rollstuhl schwierig – auch für diesen Familienvater.

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ROLLSTÜHLE

«Wir geben Wissen weiter – das ist sehr nachhaltig»

Daniel Joggi, 61, ist Präsident der Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS), die auch Hilfseinsätze im Ausland fi nanziert.

Ist Katastrophen- und Entwicklungshilfe wirklich eine Aufgabe

der SPS?

Wir besitzen in der Behandlung und Pfl ege von Querschnittgelähm-ten ein grosses Wissen. Dieses bieten wir gerne an, wenn irgendwo auf der Welt Not herrscht. Sicher gehört Entwicklungshilfe aber nicht zu unserem Kerngeschäft, deshalb suchen wir auch nicht aktiv nach Projekten, die wir unterstützen könnten.Gibt es für solche Einsätze ein spezielles Budget?

Nein, wir entscheiden von Fall zu Fall. Dabei geht es auch nicht um sehr hohe Beträge: Die Löhne der Mitarbeitenden laufen normal wei-ter, die Stiftung übernimmt Transport, Unterkunft und Logistik. So hat der vierwöchige Einsatz in Haiti beispielsweise 30’000 Franken gekostet – ohne Löhne.Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, ob sich die Stiftung

engagiert?

Das ist sehr individuell, denn bis jetzt haben wir kein generelles Kon-zept. Eine Idee wäre jedoch, dass wir eine Art Notfall-Container parat stellen und die Mitarbeitenden darauf schulen. So wäre es künftig möglich, nach einer Katastrophe schnell auszurücken, um bereits in den wertvollen ersten Tagen vor Ort zu sein.Es kommen auch ausländische Fachleute ins SPZ. Was bekommen

sie mit auf den Weg?

Wir können zeigen, wie weit entwickelt die Technologie heute ist. Und was man auch mit einer weniger modernen Ausrüstung erreichen kann. Denn der Prozess ist meistens wichtiger als das Gerät. Wenn die Aufl ösung des Röntgenbildes nicht so hoch ist, spielt das nur bei einem von zwanzig Fällen eine Rolle. Viel wichtiger ist die richtige Interpre-tation.Wie nachhaltig sind die Projekte?

Wir erledigen die Arbeit nicht selber, sondern bilden Einheimische vor Ort aus. Dieser Wissens-Transfer ist sehr nachhaltig. Wer weiss, wie ein Prozess funktioniert, kann sein Können immer und überall einsetzen.Sind wir verpfl ichtet zu helfen?

Ja, wir sind moralisch verpfl ichtet, jenen zu helfen, denen es schlechter geht als uns. Der Solidaritätsgedanke ist typisch für die Schweiz.

Theo Basler gehört zu den Entwicklungshelfern der erst en Stunde. Der Pfl ege-Experte arbeitete erstmals Anfang der 80er-Jahre im Auftrag des Internationa-len Komitees vom Roten Kreuz in der pakistanischen Stadt Peshawar und half dort, ein neues Rehabilita-tionszentrum für Kriegsverletzte zu eröffnen. Nach dem grossen Erdbeben kehrte er im Januar 2007 er-neut nach Pakistan zurück – diesmal als Mitarbeiter des Schweizer Paraplegiker-Zentrums. «Die Sicherheitslage war damals schwierig, frei bewegen konnten wir uns nicht», erinnert sich der heute 66-Jährige.Der Einsatz fand in Rawalpindi, der Zwillingsstadt von Islamabad, statt. In einem Rehabilitationszentrum des Militärs schulte das SPZ-Team einheimisches Personal – und fand dabei alte Relikte: «Die Drehbetten, die dort im Einsatz waren», erzählt Theo Basler, «kannte ich noch aus den 70er-Jahren.» Und er erinnert sich auch gut an die Schwierigkeiten, die es zwischen den Kulturen gab: «Ein in der Tradition verwurzelter Pakis-tani würde nie eine fremde Frau berühren. Und eine einheimische Frau nie einen fremden Mann. Anders verhalten sich Leute, die mit westlichem Denken in Be-rührung kamen.» So waren für die Pfl ege der Patienten die Angehörigen zuständig. Nur nach und nach fi elen diese Schranken, denn die Schweizer Helfer packten überall beherzt zu.Der Einsatz in Pakistan ist eines von vielen Projekten, das die Schweizer Paraplegiker-Stiftung in der Vergan-genheit unterstützte. So fanden auch Workshops in Thailand, Arbeitseinsätze in Litauen, Fachreferate in Indien und Italien statt.

Projekt in Pakistan

Praktische Übung. Pakistanische Pfl egerinnen wickeln Theo Baslers Beine für eine Lymphdrainage ein.

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2020

Professor Martin E. Schwab ist federführend auf dem Gebiet der Rückenmarks-

Forschung. Mit seinem 30-köpfigen Team kann er an der Universität Zürich erste

Erfolge verbuchen. Der 62-Jährige über intakte Chancen, lähmende Bürokratie

und weltweite Projekte.

Interview: Christine Zwygart | Bilder: Astrid Zimmermann-Boog

«wir dürfen keine wunder erwarten»

Tier – und in Zukunft hoffentlich ein Patient – sein Bein oder den Arm besser bewegen kann. Gemeinsam mit Novartis entwickel-ten wir einen Antikörper, den wir den Menschen verabreichen können. Der Anti-körper wird in den Flüssigkeitsraum ge-spritzt, der sich unten in der Lendenwirbel-säule befindet.

Die klinische Studie dazu läuft noch.

Gibt’s dennoch bereits Tendenzen?

Tests an über 50 Patienten zeigen: Die Anti-körper erzeugen keine Nebenwirkungen. Und es ist möglich, das Medikament wie ge-schildert ins Rückenmark zu bringen – das

sie forschen seit über 25 Jahren, wie

man durchtrennte Nerven wieder

zum Wachsen bringen kann. Was

interessiert Sie daran?

Dieses wissenschaftliche Thema galt früher als hoffnungslos. In Lehrbüchern stand, es gebe keine Reparatur von Hirn- oder Rü-ckenmark nach grossen Verletzungen. Ich arbeitete damals auf diesem Gebiet und hat-te Hinweise, dass sich da vielleicht doch et-was machen liesse. Deshalb beschloss ich, diese Nuss zu knacken.

Wie kam es zu Ihrer Entdeckung eines

körpereigenen Stoffes, der die Nerven

hindert, wieder zusammenzuwachsen?

Der Ursprung war eine Beobachtung in Zell-kulturen, die sich komisch verhielten. Wir studierten und kamen auf die Idee, dass es so etwas wie Wachstums-Hemmstoffe ge-ben könnte. Also gingen wir der Frage nach, was diese Hemmer genau verhin-dern. Und was sie im Rückenmark oder im Hirn bewirken.

Sie entwickelten einen Antikörper. Was

macht der genau?

Der so genannte «anti-Nogo»-Antikörper schaltet einen der wichtigsten Wachstums-hemmer aus; nämlich ein Eiweiss, das in den Nervenfaserhüllen im Rückenmark und Ge-hirn vorkommt. Dadurch können die Ner-venfasern nachwachsen. Viele verschalten sich wieder sinnvoll, sodass ein verletztes

Teamarbeit. Mit einer Mitar beiterin diskutiert Schwab eine Analyse.

hat zuvor noch niemand versucht. Als nächstes müssen wir nun die Wirksamkeit in einem Blindversuch nachweisen. Die ei-nen Patienten erhalten das Medikament, andere nur ein Placebo. Dieser Versuch beginnt noch 2011 und dauert etwa zwei Jahre.

Sind die Patienten dafür schon

bestimmt?

Frischverunfallte Patienten, die ausschliess-lich an einer Rückenmarksverletzung leiden und keine anderen gesundheitlichen Prob-leme haben, werden weltweit rekrutiert. Ge-sucht sind vorerst vor allem Tetraplegiker,

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2121

interview

Weltklasse. Professor Martin Schwab in seinem Labor an der Universität Zürich.

weil das Halsmark die Atmung und die Arme steuert. Experimente an Affen haben gezeigt, dass die Erfolgschancen dort am besten sind. Und wir arbeiten nur mit Frischverletzten, da diese auf die Therapie besser ansprechen.

Wieso?

Ist eine Nervenzelle verletzt, macht sie einen spontanen Reparaturversuch; wie ein Baum, der nach dem Zurückschneiden neu aus-schlägt. Dieser Prozess findet jedoch nur in den ersten zwei Wochen nach dem Unfall statt und stoppt dann wegen den Hemmstof-fen. Bei Querschnittgelähmten, die schon länger im Rollstuhl sitzen, sind die Nerven-

Martin E. Schwab wurde am 11. April 1949 in Basel geboren. Er studierte Zoologie mit Botanik und Chemie als Nebenfach und pro-movierte 1973. Als Postdoktorand konnte er am Biozentrum Basel einen Nervenwachs-tumsfaktor nachweisen. Nach der Habilita-tion 1978 arbeitete er in Harvard (USA) und am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München (D), wo er die Existenz von Nerven-wachstums-Hemmstoffen nachwies. 1985 wurde er ans Institut für Hirnforschung der Universität Zürich berufen. Seit 1997 hat er eine Doppelprofessur am Biologie-Departe-ment der ETH Zürich, die seit 1998 gemein-sam mit der Universität ein Zentrum für Neu-rowissenschaften betreibt. Seine Forschung konzentriert sich auf das Ausschalten des so genannten «Nogo»-Proteins, das die Nerven-fasern hindert, wieder zusammenzuwachsen. Schwab ist seit 1972 mit der Künstlerin Ruth Handschin verheiratet und lebt in Zürich.

Persönlich

zellen wachstumsinaktiv. Um diese zu reak-tivieren, braucht es zusätzliche Stimulation und eine Kombination von Antikörpern und Wachstumsfaktoren. In Tieren erzielten wir damit bereits Erfolge. In Menschen müssen wir aber zuerst zeigen, dass beide Therapien separat funktionieren. Daran arbeiten wir.

Wie funktioniert der klinische Test über

die Landesgrenzen hinweg?

Das ist unheimlich kompliziert, denn wir be-nötigen in allen Ländern eine spezielle Be-willigung. Ausserdem müssen wir sicherstel-len, dass die Antikörper überall gleich verabreicht, die anschliessenden Tests und

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Praxisinterview

die Rehabilitation gleich durchgeführt wer-den. Denn eines dürfen wir nicht vergessen: Das alleinige Verabreichen von ein paar Spritzen bringt wahrscheinlich nicht viel. Wir schaffen mit dieser Therapie bessere Vo-raussetzungen für die Rehabilitation. Diese wird’s immer brauchen. Wir geben dem Pati-enten zwar neue Nervenverbindungen, aber die müssen dann eintrainiert und stabilisiert werden.

Was erwarten Sie im besten Fall nach

zwei Jahren?

Wir arbeiten mit schwer verletzten Patien-ten. Wenn wir Erholungen sehen, die ausser-gewöhnlich sind – im Vergleich zu mehr als 2000 detailliert dokumentierten Fällen ohne Antikörper und der Placebo-Testgruppe – wäre das ein schönes Resultat.

An der Universität Zürich läuft ein

weiteres Projekt mit Elektro- und Boten-

stoff-Stimulation. Sieht das erfolgsver-

sprechend aus?

Seit 30 Jahren weiss man, dass unterhalb der Verletzungsstelle noch viele Schaltelemente vorhanden sind, die beispielsweise das Lau-

fen koordinieren können. Die Kontrolle vom Hirn her funktioniert allerdings nicht mehr. Wenn man diese Schaltkreise elektrisch sti-muliert, arbeiten sie wieder. Das wurde an Ratten und Mäusen getestet. Die Hoffnung ist, dass bei Schwerverletzten vielleicht dieser Prozess wieder in Gang gebracht und mit an-deren Therapien kombiniert werden kann.

Am Paraplegiker-Zentrum Balgrist in

Zürich sollen diesen Sommer zwölf

Patienten mit neuronalen Stammzellen

therapiert werden. Was will man damit

bewirken?

In einem amerikanischen Forschungsver-bund, der von der Stiftung des ehemaligen Superman-Darstellers Christopher Reeve fi-nanziert wird, arbeiten mehrere Gruppen mit Stammzellen im Tierexperiment. Diese Zellen können im Rückenmark eine Relais-Funktion übernehmen; also eine Umschalt-stelle bilden, die abgequetschte Nerven-stränge auf noch funktionierende Bahnen umlenkt. Diese Erkenntnisse sollen nun auf den Menschen übertragen werden, auch um sicherzustellen, dass es keine Nebenwirkun-gen gibt. Eine Gruppe in Schweden hat beim

Papierstösse. In seinem Büro in Zürich stapeln sich Arbeiten von Doktoranden, Unterlagen und Dokumente.

Die Schweizer Paraplegiker-Forschung (SPF) in Nottwil startet im Sommer mit einer grossangelegten Befragung: Die «Swiss Spinal Cord Injury Study» (SwiSCI) ist die erste Langzeitstudie für Menschen mit Rückenmarksverletzun-gen in der Schweiz. Sie setzt sich ganz-heitlich mit physiologischen Funktionen, aber auch mit psychologischen Aspek-ten und der gesellschaftlichen Integra-tion Betroffener auseinander – mit dem Ziel, deren Lebensqualität zu verbes-sern. Die Schwerpunkte erstrecken sich von der klinischen Rehabilitation, der pflegerischen und therapeutischen Ver-sorgung bis zur sozialen Teilhabe und Chancengleichheit in der Gesellschaft. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, welche Faktoren dazu beitra-gen, im Alter gesund zu bleiben. Die erhobenen Daten kommen dann in eine Datenbank, die Grundlage für ein natio-nales und internationales Forschungs-netzwerk bilden wird.

Die SPF wird von der Schweizer Paraple-giker-Stiftung (SPS) finanziell unterstützt. Mit der Anerkennung als ausseruniver-sitäre Forschungsinstitution durch Bund und Kanton Luzern, mit der Schaffung einer Professur an der Universität Luzern für Gesundheits-Wissenschaften und -Po-litik erfüllt die SPF auf dem Forschungs-platz Schweiz eine wichtige Aufgabe. Ihre Kernkompetenz umfasst die For-schung zum Zusammenspiel körperlicher, psychischer und sozialer Faktoren bei der Entwicklung und Überwindung von Be-hinderung.

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Versuch mit Ratten eine starke Schmerzrele-vanz festgestellt – da muss man also vorsich-tig sein.

Gibt’s weltweit andere Projekte, die Sie

aufmerksam verfolgen?

Eine Firma in Kalifornien versucht ebenfalls, mit Stammzellen die Nervenhüllen zu repa-rieren. Weiter laufen Versuche, Narbenge-webe enzymatisch abzubauen oder zu über-brücken. Andere Forscher versuchen, die Wachstumsfaktoren der Nerven zu begüns-tigen. Viele dieser Studien sind ermutigend, aber dennoch zur Zeit noch weit von einer klinischen Anwendung entfernt.

Arbeiten Forscher zusammen – oder sind

sie doch eher Konkurrenten?

Sie sind häufig beides: Kollegen, die zusam-menarbeiten, aber auch Konkurrenten. Den-noch ist die Vernetzung sehr wichtig, weil ein Resultat nur gut ist, wenn die Kollegen es kennen und sagen: Das ist gut! Deshalb publi-zieren wir alle unsere Resultate in inter na-tionalen Zeitschriften.

Wie erfolgreich ist die Schweiz im

Vergleich zum Ausland?

In der Hirnforschung ist die Schweiz hinter den USA und England die Nummer 2. Und im Bereich der Querschnittlähmung sind wir eines der bekanntesten Labors weltweit.

Ist unsere Gesetzgebung dabei

hilfreich?

Wir sind dankbar, dass uns die Politik finan-ziell unterstützt. Auch wenn wir nicht gerade im Geld schwimmen und viele Mittel selber akquirieren müssen. Unzumutbar ist hinge-gen die Bürokratie, die immer mehr zu-nimmt. Mein Tag ist ausgefüllt mit Vorlesun-gen geben, Geld beschaffen, Ideen haben, Publi ka tionen schreiben, Studenten betreuen – und so bleibt das Verständnis beim Ausfül-len des x-ten Formulars und bei der x-ten Zäh-lung jeder Maus auf der Strecke. Ich könnte heute nicht mehr arbeiten ohne jemand, der halbtags nichts anderes macht, als sich um diese Bürokratie zu kümmern. Wir müssen uns ernsthaft die Frage stellen: Stehen wir zur biologisch-medizinischen Forschung? Ja?

Dann braucht‘s Tierversuche. Und schliess-lich haben wir in der Schweiz die strengste Gesetzgebung weltweit.

Spüren Sie Druck von Seiten der

Rollstuhlfahrer?

Ich kenne viele Betroffene von der Arbeit her oder aus meinem Bekanntenkreis. Und wir erhalten unzählige Briefe und E-Mails von Betroffenen aus der ganzen Welt. Ihnen allen erklären wir offen, wo wir mit unserer Arbeit stehen. Uns ist bewusst, dass viel Hoffnung auf unserer Arbeit ruht. Ich schreibe den Menschen, dass bei unserer Forschung sicher etwas herauskommen wird – aber damit nicht alle Probleme gelöst sind. Wir erzielen höchstens einen Teilerfolg, aber weitere Schritte werden folgen. Unser Ziel ist mo-mentan, dass ein inkomplett Gelähmter in seiner Wohnung den Rollstuhl nicht mehr braucht. Oder dass ein Tetraplegiker seine Hände wieder benützen oder selber atmen kann. Darauf konzentrieren wir uns im Moment. Wunder dürfen wir jedoch keine erwarten.

«Mir schreiben Betroffene aus der ganzen Welt»

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Praxis

verdrehtes Becken, buckliger Rücken, überspannter Nacken – sitzt ein Roll-

stuhlfahrer nicht optimal in seinem Gefährt, beginnen früher oder später die Probleme. Stephan Mausen weiss, was das bedeutet: «Die Schultern schmerzen, die Rippen sind gequetscht, die Atmung fällt aufgrund der eingesunkenen Haltung schwer, und auf der Haut können gefährliche Druckstellen entstehen.» Der Ergotherapeut hilft Betroffe-nen im Rollstuhl-Sitz-Zentrum (RSZ) in Nott-wil, die für sie idealen Anpassungen vorzu-nehmen. Manchmal braucht es dazu mass - geschneiderte Sitz- und Rückenschalen, manchmal helfen auch spezielle Antidekubi-tus-Sitzkissen oder das korrekte Einstellen des Rollstuhls. Querschnittgelähmten fehlt die Motorik im Rumpf und das Bewusstsein für eine gute Körperhaltung. «Ist jedoch alles optimal auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt, gewinnt dieser Lebensqualität, Balance und Selbstständigkeit zurück», so der Therapeut.

Gerade Haltung, kaum Schmerzen

Das hat auch Philippe Blanchard am eigenen Körper erfahren. Der 43-Jährige aus Sorvilier BE ist seit 1989 im Rollstuhl und litt früher arg: Sein Becken stand schief, die Wirbel-säule war krumm. «Heute habe ich keine Probleme mehr, die Schmerzen sind so gut

wie weg», erzählt der Paraplegiker. Eine Rückenschale gibt nun Halt, stützt hinten und auf der Seite. Ebenfalls hilft ihm eine Sitzschale, die den Druck aufs Gesäss optimal verteilt und seine Beckenknochen in eine horizon tale Linie bringt – sodass Bauchnabel und Brustbein vertikal wieder gerade überei-nander ausgerichtet sind. «Ich habe mich schnell an diese neuen Hilfsmittel gewöhnt. Mir geht es viel besser.»Jemanden nach Jahren wieder gerade auf-zurichten, ist ein Prozess, der Monate in Anspruch nimmt. «Die Verkrümmung kam ja auch nicht von heute auf morgen», erklärt Stephan Mausen. Zuerst ermittelt der Spezia-list mit Hilfe eines Fragebogens den Ist- Zustand, misst die Druckverteilung beim Sitzen, nimmt Abdrücke von Gesäss sowie Rücken und findet heraus, wie aktiv der Pati-

ent im Alltag ist. «Denn viele Patienten ha-ben Angst, dass wir sie mit grossen Rücken-schalen einbetonieren und einengen», sagt Mausen. Natürlich bedeute mehr Halt auch mehr Material und somit mehr Gewicht am Rollstuhl. «Doch kenne ich niemanden, der die Hilfsmittel nach der Eingewöhnungszeit zurückgeben wollte.»Besonders berührt hat ihn die Geschichte einer Rollstuhlfahrerin, die nach 20 Jahren erstmals wieder beide Hände gleichzeitig benutzen konnte: «Die Balance im Rumpf stimmte nicht, sodass sie sich immer mit einem Arm irgendwo festhalten musste, um nicht nach vorne zu kippen.» Dank optima-ler Sitzposition konnte dieses Problem gelöst werden. Heute kann die Patientin wieder beide Händen zum Essen und Tippen auf der PC-Tastatur brauchen.

Querschnittgelähmte verbringen viele Stunden pro Tag im Sitzen. Stimmen Haltung

und Stabilität nicht, hat das gravierende Folgen.

Text: Christine Zwygart | Bilder: Astrid Zimmermann-Boog

Der Sitz muss sitzen

Um das Optimum für den Patienten herauszuholen, arbeitet im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) Nottwil ein ganzes Team für ihn: Ergothe-rapeuten helfen bei der Anpassung des Rollstuhls. Orthopädisten formen aus Schaum- und Kunststoffen dann

die massgeschneiderten Sitz- und Rückenschalen. Und Physiotherapeu-ten trainieren mit dem Betroffenen den Gebrauch der neuen Hilfsmit-tel. Angegliedert ist das Rollstuhl-Sitz-Zentrum an die Ergotherapie.

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PraxisBeratung. Ergotherapeut Stephan Mausen (r.) erklärt Patient Philippe Blanchard die Funktion eines speziellen Sitzkissens für den Rollstuhl.

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Gedenktag. Die Familie Fera und Freunde von Giuseppe mit einer Collage des Verstor-benen und dem Scheck für die Stiftung.

die besondere sPende

in erinnerung an «giùgiù»Zwei Mal im Jahr gedenkt die Familie Fera ihres Giuseppe: An seinem Geburtstag im März und an seinem Todestag im August. «Giùgiù», wie ihn alle nannten, starb im Sommer 2009 an einer Schädelverletzung – nachdem ein Fremder vor einem Club in Lugano auf den damals 31-Jährigen eingeprü-gelt hatte. Seither sammeln Freunde, Bekannte und die Familie am Gedenk-tag jeweils Geld, das sie einem Hilfswerk spenden. So kam es, dass Vertreter der Schweizer Paraplegiker-Stiftung im Tessin einen Scheck von CHF 5000.– entgegennehmen durften. Wir danken von Herzen für diese grosszügige Spende.

Prävention im arbeitsalltagAm Monteurentag der Roth Gerüste AG in Frauenkappelen BE stand das Thema Sicherheit im Zentrum – schliesslich erfordert die Arbeit in luftiger Höhe eine konsequente Prävention, um Unfälle zu vermeiden. Beeindruckend war der Erfahrungsbericht eines Mitarbeiters, der sich beim Gleitschirmfliegen schwere Rückenverlet-zungen zugezogen hatte und für die Rehabilita-tion im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) Nottwil weilte. In einem Referat erklärte SPZ- Oberarzt Hans Georg Koch den Monteuren an schliessend die medizinische Seite einer Querschnittlähmung und erzählte von seiner Arbeit mit den Patienten. Beide Vorträge stiessen auf reges Interesse. Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung bedankt sich herzlich für die Spende von CHF 3000.–, die sie von der Firma ent-gegennehmen durfte.

geste der verbundenheitDie Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) und die Swissprinters Gruppe pflegen seit mehreren Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit. In Zofingen, Standort des grössten ihrer vier Betriebe im ganzen Land, wird im Auftrag der SPS das Magazin «Paraplegie» hergestellt. Durch die enge Kooperation ist bei den Mitarbeitenden dort mittlerweile eine starke Verbundenheit mit dem

Thema Querschnittlähmung und Menschen im Rollstuhl entstan-den. Ausdruck dessen war jüngst die Übergabe eines Schecks über CHF 10’000.– durch eine Delega tion von Swissprinters, angeführt von Alfred Wälti, Vor sitzender der Unternehmens leitung. Die Schwei-zer Paraplegiker-Stiftung dankt dem Tradi tions-Unternehmen herzlich für diese aussergewöhnliche Geste.

Scheck-Übergabe in Nottwil. Stehend, von links: Alfred Wälti (Vorsitzender Unterneh-mensleitung, Swissprinters AG ), Nicolas Sauvant (Gesamtleiter Verkauf, Swissprinters AG), Agnes Jenowein (Leiterin Unternehmenskommunikation und Marketing SPS), Renato Bolt (Leiter Verkauf Deutschschweiz, Swissprinters AG). Vorne: Daniel Joggi (Stiftungsratspräsident SPS).

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Für einen guten ZweckDer «Kalender 2012 für Gesundheit und Lebensfreude» enthält ein ausführliches Kalendarium, Tipps zur Ernährung und fürs Alter nach 60. Rhythmus, Wellness und eine Kindergeschichte sind weitere Themen. Zudem wird über querschnittgelähmte Menschen berichtet, die trotz ihrer Behinderung ein weit gehend selbstbestimmtes Leben führen. Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung, Trägerin eines einzigar-tigen Leistungsnetzes für Betroffene, hilft diesen umfassend bei der Rehabilitation und Wiedereingliederung. Mit dem Kauf des Kalenders helfen auch Sie, denn der Netto erlös kommt der gemeinnützigen Institution zugute. Erhältlich in Deutsch und Französisch. Preis CHF 19.50. Zu bestellen bei: Hallwag Kümmerly+Frey AG, Gruben strasse 109, 3322 Schönbühl, Telefon 0848 808 404 (Lokaltarif), [email protected]

briefe an die stiftung

«Für mehr Selbstständigkeit»Mir fiel ein Stein vom Herzen, als Sie mir in Windeseile die finanzielle Unterstützung bei der Reparatur meines Elektrorollstuhls zusi-cherten. Ich hoffe, dass ich damit wieder lan-ge zu den Therapien ins Kantonsspital fahren kann. Ganz herzlichen Dank für diesen gros-sen Beitrag. Ohne Ihre Hilfe könnte ich diese Rechnung nicht bezahlen.Elisabeth Bösch, Luzern

Für die grosszügige Unterstützung bei der Anschaffung meines neuen Fahrzeuges und für das aufmunternde, von Verständnis und Wertschätzung getragene Schreiben, danke ich Ihnen von ganzem Herzen.Beat Ramseyer, Basel

Es hat mich ausserordentlich gefreut, dass die Stiftung die Reisekosten meiner Begleit-person übernimmt. Wenn man dauernd Hil-fe braucht, tut es sehr gut, mal mit einer neu-en Person unterwegs zu sein. Überhaupt ist es schön, Abstand vom Alltag zu haben. Das gibt mir neue Impulse und Kraft.Katharina Burri, Sirnach TG

Danke, dass es die Schweizer Paraplegiker-Stiftung gibt, die Entscheide schnell und un-bürokratisch fällt. Durch Ihre Unterstützung und Ihr Eingreifen ist es mir nun möglich, einen Elektro-Hilfsantrieb für meinen Roll-stuhl zu kaufen. Aufgrund von Rheuma war das Fortbewegen im Rollstuhl für mich sehr schmerzhaft bis unmöglich geworden. Des-halb bin ich überwältigt, dass die Stiftung diese Kosten übernimmt. Ich bedanke mich aus tiefstem Herzen.Camel Al-Seid, Kreuzlingen TG

Über die finanzielle Unterstützung beim Kauf eines neuen Autos habe ich mich riesig ge-freut. Und ich möchte mich herzlich bei Ih-nen bedanken. Das Fahren bereitet mir viel Spass, denn jetzt bin ich auf dem Weg zu noch mehr Selbstständigkeit. Dank Ihrem grosszügigen Beitrag war es möglich, ein praktisches Auto zu kaufen. Damit kann ich mein Liegebike, das 2,5 Meter misst, nun ohne Probleme transpor tieren.Nadine Mürset, Biberstein AG

Kalender 2012 für Gesundheit und Lebensfreude

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Mein tag iM rollstuhl

Ich bin kein Frühaufsteher, da ich oft bis nach Mitternacht arbeite. Aber

spätestens um 9 Uhr beginnt mein Tag mit einem Glas Schokomilch. Zwei Stunden brauche ich, bis ich startbereit bin. Das tönt für Aussenstehende immer nach wahnsin-nig viel Zeit; aber wir Rollstuhlfahrer benöti-gen für die Morgentoilette und fürs Anzie-hen halt einfach länger.Als Unternehmer bin ich unabhängig und kein Tag ist wie der andere – das liebe ich. Oft fahre ich ins Restaurant Pizza Zürich, wo ich mich um Administration, Personalwe-sen und Homepage kümmere. Manchmal organisiere ich einen Anlass für eine Firma – inklusive Lokalsuche, Catering und Mu-sik. Und manchmal passe ich in meiner Ga-rage in Dietikon Quads für Rollstuhlfahrer an. Mich hat schon immer alles fasziniert, was einen Motor besitzt; ganz besonders Flugzeuge: Mein Onkel war Testpilot bei der Schweizer Luftwaffe und nahm mich als Bub im Helikopter mit. Damals erwachte meine Liebe zur Fliegerei. Bis heute habe ich über 3300 Flugstunden absolviert – die meisten als Linienpilot im Rang eines ‹Se-nior First Officers› bei der Swissair, später auch bei Lufthansa und Balair; zuletzt auf der Boeing 757 und 767.

Trotz Querschnittlähmung habe ich den Traum vom Fliegen nie aufgegeben. Wenige Monate nach der Rehabilitation suchte ich nach einer Möglichkeit, ins Cockpit zurück-zukehren. Obwohl ich ja aus der Branche komme, erlebte ich einen Spiessrutenlauf durch Behörden und Ämter, bis es endlich so weit war: Mit einem Fluglehrer hob ich in Grenchen erstmals wieder ab. Das Gefühl in der einmotorigen Piper war überwältigend und gab mir einen riesigen Kick. Ich fühlte mich frei, und der Rollstuhl war plötzlich Nebensache.

Mit der Fliegerei wieder Geld verdienen

Weil ich die Seitenruder nicht mehr mit den Füssen betätigen kann, muss ich die Pedale mit einer Spezialkonstruktion verlängern. So lässt sich alles mit den Händen bedienen. Dieser Umbau dauert nur 15 Minuten und kann bei fast jeder einmotorigen Maschine gemacht werden. Die Prüfung für die Privat-pilotenlizenz bestand ich problemlos. Ich musste allerdings noch einen Kontrollflug mit dem Chefarzt des Bundesamts für Zivil-luftfahrt absolvieren, bevor ich die Zulassung erhielt. Mein nächstes Ziel ist es nun, die Be-rufspilotenlizenz zurück zu bekommen und die Ausbildung zum Fluglehrer zu machen.

Das würde mir erlauben, künftig mit der Fliegerei Geld zu verdienen; sei‘s als Lehrer oder mit Transport- und Touristenflügen. Die schönste Flugroute überhaupt führt über den Aletschgletscher. Dort haben wir wäh-rend der Swissair-Ausbildung oft trainiert. Und mein Traum ist es, irgendwann auf den Malediven eines dieser Wasserflug-zeuge zu pilotieren.Ab und zu lade ich Freunde zum Nachtessen ein, meistens kocht allerdings meine Freun-din – obwohl ich das auch könnte. Wenn ich jemanden beeindrucken will, zaubere ich ein argentinisches Rindsfilet mit Pasta an pikan-ter Tomatensauce auf den Tisch. Ein Mal pro Monat treffe ich mich zudem mit den Kolle-gen vom ‹Gentleman’s Chess Club› zum Schachspielen.Da mein Rückenmark gequetscht, aber nicht durchtrennt ist, habe ich noch gewisse Empfindungen. Das äussert sich unter an-derem mit einer Art Brennen in Füssen, Ge-säss und Beinen. Und so ist es wohltuend, wenn ich mich zwischendurch hinlegen kann. Manchmal muss ich spät abends nochmals ins Restaurant, um den Kassen-abschluss zu machen. Dann wird’s spät. Und der neue Tag bricht an, bevor ich ins Bett komme.

« Beim Fliegen wird der Rollstuhl zur Nebensache » Doros Michaelides war einst Pilot bei der Swissair. Den Traum vom Fliegen gab

der 42-Jährige auch nach seinem Unfall nicht auf – und kehrte als Paraplegiker

ins Cockpit zurück.

Aufgezeichnet von Christine Zwygart | Bild: RDB/SI/Dick Vredenbregt

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Der 42-Jährige sitzt seit einem Töff-unfall im Jahr 2001 im Rollstuhl: Der vierte Brustwirbel wurde dabei zertrümmert und das Rückenmark eingeklemmt. Heute lebt er am Zürichsee und betreibt eine eigene Firma für Eventmanagement sowie den Umbau von Quads und Autos an die Bedürfnisse von Rollstuhlfah-rern. Als ehemaliger Swissair-Pilot vermittelt er auch Informationen rund um die Fliegerei für Quer-schnittgelähmte. www.doros.ch.

doros Michaelides

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wir lebten in den letzten Jahren in der Illusion, dass alles kalkulierbar ist.

Niemand sprach mehr von möglichen Katastrophen, sondern höchs-

tens von Risiken, die man zudem berechnen – und damit auch versichern kann.

Und die Eintretens-Wahrscheinlichkeit ist vorhersehbar, einschätzbar, also kei-

neswegs bedrohlich. Meinten wir. Wenn sie dann trotzdem geschehen, diese

heillosen Katastrophen (im Leben eines Einzelnen oder Ungezählter), dann

sind sie plötzlich kein abstraktes Risiko mehr, das mit einer unwahrschein-

lichen Wahrscheinlichkeit eintritt. Dann wird das abstrakte Risiko zur erschüt-

ternden Tatsache, die wir möglichst schnell wieder aus der Welt schaffen möch-

ten. Zu ihrer Interpretation melden sich, wo immer eine Fernsehkamera, ein

Mikrofon oder ein Journalist auftaucht, Dutzende von Experten, die vorher kei-

ner kannte, die im Voraus von nichts wussten, aber im Nachhinein alles erklä-

ren können: dass es so weit kommen musste, wie es kam. Und mit ihnen sind

subito all die Stimmen-maximierenden Politiker zur Stelle, die bisher von

nichts wussten, jetzt aber alles interpretieren können: was die Katastrophe (die

auch sie nicht vorhergesehen haben) für die Zukunft bedeutet,

und hauptsächlich, dass sie (und nur sie) das Rezept schon

lange in der Tasche hätten, damit ein vergleichbares Unheil

nie mehr geschehen kann. Vorausgesetzt, man wählt sie! Sie

versprechen den Weg zurück in die unheilvolle Sicherheit

der zukünftigen Normalität, hin zur neuen Illusion, dass der

Verlauf des Lebens kalkulierbar sei.

Wir haben verlernt, uns in unserem Dasein auf das Schlimmste gefasst zu ma-

chen. Uns mit gesundem Menschenverstand im Alltag mit dem Unvorstellba-

ren auseinander zu setzen und trotzdem mit einer gewissen Gelassenheit (darf

man das Unwort «Demut» brauchen?) auf das Beste hinzuarbeiten. Wir haben

vergessen, dass sich die Zukunft nicht einfach aus der Vergangenheit extrapo-

lieren lässt. Wir müssen wohl wieder lernen, dass die Zukunft ausser Kontrolle

ist. Wir müssen wieder lernen, dass Besorgnis keine Krankheit, sondern viel-

mehr ein Zeichen von Gesundheit ist. Und nur wer mit einer gewissen Sorge in

die Zukunft schaut, ist fähig, die Gegenwart zu geniessen und den Moment zu

leben. Oder sterben nur die anderen und für einen selbst ist der Tod höchstens

ein Risiko, das eventuell mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreten

könnte?

« Das Schlimmste erwarten, das Beste erhoffen»

finale

Bild

: SF/

Mer

ly K

nörle

Kurt aeschbacher | Er arbeitet für das Schweizer Fernsehen und moderiert dort hauptsächlich Unter- haltungssendungen. Der 62-Jährige begleitet zudem Kongresse und führt durch Veranstaltungen. Ausserdem ist er als UNICEF-Botschafter tätig.

Kurt Aeschbacher

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