Wie soll man Entwicklung messen? Saurer Judith Schneider Peter Kruse Clemens.
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Wie soll man Entwicklung messen?
Saurer JudithSchneider PeterKruse Clemens
Agenda
Einleitung
Rückblick
Ursprung der Indikatoren
Planung und Internationale Entwicklung
Einleitung
Definition: Entwicklung– „Eine Aufeinanderfolge verschiedener Formen oder Zustände,
die sich von der bloßen Veränderung dadurch unterscheidet, dass die späteren aus den früheren mit einer inneren Notwendigkeit hervorgehen und das ihre Abfolge eine durchgehende Richtung einhält.“ (Brockhaus, 1968)
– „der politische und ökonomische Begriff: Entwicklung als nachholende Entwicklung der sog. Entwicklungsländer, die dem Weg der Industrieländer zu folgen hätten. Oft wird der Begriff hier mit Wirtschaftswachstum gleichgesetzt. Mit diesem Begriff sind meist stark positive oder negative Bewertungen verbunden;“ (Wikipedia, 16.10.2007)
Rückblick
Philip von Zesen (1619-1689)– „Ent-Wicklung, als ein Auseinanderwickeln, Hervorbringen,
von etwas, dass im eingewickelten Zustand bereits existiert.“ Karl Marx (1818-1883)
– „Entwicklung hin zur sozialistischen und somit klassenlosen Gesellschaft.“
Harry S. Truman, US Präsident (1884-1972)– „Staaten der südlichen Erdhälfte unterentwickelt, es gelte sie
zu Entwickeln,…“ (1949 Inaugurationsrede) Latouche (Afrika Forscher)
– „Entwicklung ist nichts anderes als die Fortsetzunge der Kolonialisierung mit anderen Mitteln.“
Rückblick
70er Jahre UNRISD, UNESCO
– Diskussion über Sozial und Entwicklungsindikatoren 80er Jahre:
UNESCO– Methodologische Studien
UNU– Projekt: Goals, Processes and Indikators of Development
(GPID)
Rückblick
80er Jahre: Vereinte Nationen – Handbook on Social Indikators (1989)
90er Jahre:UNDP – Human Development Report (HDR)– Human Development Index (HDI)
Rückblick
Heute: UNDP– Human Development Index– the Gender-related Development Index– the Gender Empowerment Measure– the Human Poverty Index – National Human Development Reports in über 120
Ländern
Ursprung der Indikatoren
Phase 1:– Volkseinkommen– Pro Kopf Einkommen
Phase 2– Nahrung– Kleidung – Unterkunft– Arbeit
Ursprung der Indikatoren
Armut:Die Menschen in der Gesellschaft sind arm, die nicht in der Lage sind an „Aktivitäten, Lebensbedingungen und Annehmlichkeiten, die in ihrer Gesellschaft üblich sind zu partizipieren“
(Peter Townsend (1970) relatives Konzept der Armut)
Ursprung der Indikatoren
Ist Entwicklung gleich Wachstum ?
Ursprung der Indikatoren
Objektivität– Die Perspektiven von Regierungen– Regierungen als Bestandteil der Entwicklung– Andere Nationen als Vorbilder
Welcher Nation sollte man Nacheifern Unterschiede in Mentalität, Voraussetzung, Rohstoffen,
……. Nachteile der Hoch-Entwickelten Nationen
– Stress, Luftverschmutzung
Ursprung der Indikatoren
Messtechniken– Volkseinkommen als wertfreier Indikator?
Probleme– Staatlich festgesetzte Preise– Produktion von Nahrung zum Eigenbedarf– Fischfang– Hausbau
Planung und Internationale Entwicklung
Hat sich die Welt international entwickelt– Relative Entwicklung– Objektive Entwicklung
Messung internationaler Ungleichheit– Speziell in der Nachkriegszeit– Kluft zwischen Arm und Reich steigt stetig
(Höherer Grad an) Gleichheit als erstrebenswertes Ziel
Planung und Internationale Entwicklung
Planungsziele– Volkseinkommen(Wachstum) alleine ist nicht geeignet– Ziele definieren für
Armut Beschäftigung und Einkommensverteilung
Grundziel:– Jede Familie über das, durch den Bedarf an Lebensmitteln
definierte Existenzminimum zu heben (Dudley Seers)
Agenda
Definition des Begriffes Indikator Funktion und Nutzen Konstruktions- und Verfahrensprobleme Probleme der Auswahl und Gewichtung von
Indikatoren Typen von Indikatoren Kritik am BSP-Indikator
Indikatoren
Definition: Indikator
– Umstand oder Merkmal das als (beweiskräftiges) Anzeichen oder als Hinweis auf etwas anderes dient….
Duden, Fremdwörterbuch
Indikatoren
Definition: Indikator– Der Indikator (lat. indicare „anzeigen“) ist ein
Hilfsmittel, das die Verfolgung intransparenter Abläufe ermöglicht, indem es das Erreichen oder Verlassen bestimmter Zustände anzeigt. Ein Indikator ist ein Operator, der einen Indiz erzeugt. Jeder Indikator hat zwar die Aufgabe etwas anzuzeigen, jedoch nimmt der Indikator an sich dabei unterschiedlichste Formen ein.
Wikipedia
Indikatoren
Definition: Indikator– … ökonomische und soziale Indikatoren sind nicht
einfach Statistiken und Statistiken sind nicht ipso facto Indikatoren- es sei denn, eine Theorie oder Annahmen mache sie dazu, indem die Indikator Variable zu einem Phänomen in Beziehung gesetzt wird das nicht ist, was sie direkt und voll misst.
Donald McGraham
Indikatoren
Funktion und Nutzen
– Diagnose von gesamtgesellschaftlichen und sektoralen Lebens- und Entwicklungsbedingungen
– Zur Informationsbeschaffung über soziale Probleme und Krisenpotential
Indikatoren
Funktion und Nutzen
– Zur Grundlegung von politischer Planung und zur Vorbereitung von politischen Entscheidungen
– Zur Evaluierung globaler/sektoraler Zielsysteme und -implementation
Indikatoren
INDIKATOREN SIND ANALYTISCHE HILFSINSTRUMENTE UND KEIN SELBSTZWECK
Indikatoren
Indikatoren ersetzen nicht die theoretische Reflexion und kritische Analyse; sondern setzen diese voraus.
Indikatoren
Konstruktions- und Verfahrensprobleme– Partialität
Indikator indiziert etwas, was er allenfalls partiell selbst ist.– Substituierbarkeit
Indikator repräsentiert etwas, was auch durch andere Indikatoren repräsentiert werden könnte.
Indikatoren
Konstruktions- und Verfahrensprobleme– Versuch der UNRISD
Durch Eliminierung, Korrelierung und Aggregierung von Variablen zunächst 73 ökonomische und soziale Variablen
Durch weitere Eliminierung auf 42 durch weitere Aussonderungen und Korrelationen auf 24 Übrig geblieben sind 18 „core indicators“
Indikatoren
Konstruktions- und Verfahrensprobleme– Definition von Bereichen bzw. Komponenten, die als
signifikant für gesamtgesellschaftliche/sektorale Entwicklungen gelten können;
– Bestimmungen und Auswahl von Indikatoren, die die Situation in den Untersuchungsbereichen am besten repräsentieren vermögen;
– Zerlegung komplexer Aggregate in messbare Komponenten/Subkomponenten oder Aggregierung der Komponenten zu übergeordneten Gesamtindikatoren;
Indikatoren
Probleme der Auswahl und Gewichtung von Indikatoren
– Verfügbarkeit von Daten– Vergleichbarkeit von Daten– Die Konsistenz, Vollständigkeit und
Verlässlichkeit der Daten;– Validität
Indikatoren
Probleme der Auswahl und Gewichtung von Indikatoren
– Begriffliche Signifikanz– Unterscheidungskraft– Die Ausgewogenheit und Vermeidung von
Doppelzählungen innerhalb einer Indikatorengruppe;
Indikatoren
Probleme der Auswahl und Gewichtung von Indikatoren
Wichtig ist aber WAS gemessen wird, weil die Gewichtung und Auswahl von Indikatoren setzen eine Theorie voraus!
Indikatoren
Jede Kennziffer erhält ihre Aussagekraft erst im Rahmen eines theoretischen Konzepts.
Indikatoren
Typen von Indikatoren
– Pro-Kopf-Typ
– Prozent-Typ
– Struktur-Typ
Kritik am BSP- Indikator
Abweichende Zahlen von internationalen Organisationen
Verzerrend in Gesellschaft voller Selbstversorger
Marktferne als Unterentwicklung? US Dollar Zahlen – tatsächliche Kaufkraft? Bevorzugt Tauschwert gegenüber
Gebrauchswert
Kritik am BSP- Indikator
Lässt soziale Wohlfahrt, Rechte und andere Werte außer Acht
Kümmert sich nicht um ökologische Kosten des Wachstums
Das PKE verdeckt große Einkommensunterschiede
Geringschätzung des kulturellen Reichtums Menschen als Kostenfaktoren, Mittel zum
Zweck
Kritik am BSP- Indikator
Da er aber immer ein wichtiger Indikator bleiben wird, sollte man ihn als Entwicklungspotential ansehen!
Agenda
Sozialindikatoren für soziale Entwicklung Aggregierte Indizes für Armut und Wohlfahrt Indikatoren für die Verwirklichung der sozialen
und politischen Menschenrechte Indikatoren für außenwirtschaftliche
Verwundbarkeit Vorschläge Nohlen/Nuscheler
1. Sozialindikatoren
Flankierung des Pro-Kopf-Einkommens (PKE) Massenelend als Operationsfeld der Sozial-
Indikator (SI) Bewegung Grundbedürfnisstrategie Armut messen?
– Es soll nicht nur biologisches sondern auch menschenwürdiges Überleben ermöglicht werden
Differenzen unterschiedl. Einschätzungen
Ernährung
Elementarste Grundbedürfnis Kalorien- und Energieverbrauch
– Kernindikator: tägliche Kalorienverbrauch / Kopf– ergänzt um antropometrische Größen
Zusätzlich Proteinverbrauch (v.a. tierischen Ursprungs) qualitativ ausreichende Ernährung
Gesundheit
Inputorientierte Gesundheitsvorsorge– Materielle Ausstattung– teure klinische Medizin– Umorientierung zu Einfach- und Präventivmedizin
Outputorientierte Gesundheitsvorsorge– Gesundheitszustand– Veränderung der Lebenserwartung– Veränderung der Sterberaten
Indikatoren für Todesursache
Umwelt und„substainable Development“
Physische Infrastruktur– Anteil der Bevölkerung, mit Zugang zu Trinkwasser
Innerhalb der Wohnung Umkreis von 100 m
– Trinkwasser ist daher Ersatzindikator für Umwelt Städtische Marginalität
Substainable Development– Kein vergleichbarer Datenzusammenhang
Wohnen
Bewohner / Raum & Wohnfläche / Person Kein Maß für Qualität UNRISD: Anteil der Wohnungen mit Elektrizität kein Indikator kann überzeugen
– Punktuelle Erforschung in den Slums
Bildung
Anteil der Analphabeten an der Gesamtbevölkerung (über 15 Jahre)
Einschulungsraten? UNESCO Definition:
– Funktionale Bildung, die „Einstellungen und Verhaltensweisen verändert und Fähigkeiten zur individuellen und kollektiven Selbstentfaltung vermittelt“ (vgl. Nohlen/Nuscheler S. 90)
Anteil der Studierende in landwirtschaftlichen und technischen Ausbildungsgängen
2. Aggregierte Indizesfür Armut bzw. Wohlfahrt
Unterschiedliche Problemsicht unterschiedlicher Auswahl an Indikatoren
Warum überhaupt synthetische Indizes? Physical Quality of Life Index Kritik (Hicks/Streeten)
– Quantität sagt nichts über Qualität aus– Problem der Gewichtung nicht gelöst
Leitindikatoren
Human Development Index (HDI)
Erfassen von menschlicher Entwicklungin 3 Dimensionen
Definition menschlicher Entwicklung– „Prozess der Erweiterung der Wahlmöglichkeiten sowie der
Bildung und Nutzung von menschlichen Fähigkeiten“ (vgl. Nohlen/Nuscheler S. )
Konstruktion: Wert eines Landes wird auf– den internationalen Minimalwert bezogen– den internationalen Maximalwert bezogen– Arithmetrisches Mittel
Vorraussetzungen & Probleme
Kritische Grenzen für Bedürfnisbefriedigung und Armutslinien– Definition Existenzminimum– Unterscheidung relativer und absoluter Armut
Auswahl des repräsentativen Warenkorbes Verzerrungs- und Täuschungseffekte
– Verschleierung regionaler und sozialer Verteilungsungleichheit
Lage von Frauen und Kindern
female-male-gap– z.B. weibl. HDI in Kenia– seit 1991 ist HDR geschlechterspezifisch
Geringes Datenmaterial UNICEF Erforschung der Situation der
Kinder Zusammenhang im HDI
3. Verwirklichung der sozialen und politischen Menschenrechte
Strukturnormen entziehen sich der Messbarkeit Grundbedürfnisse sind nicht nur materiell Für ein menschenwürdiges Leben erfordert es
„tiefgreifende Veränderungen der sozialen und politischen, nationalen und internationalen Strukturen“ (vgl. Nohlen/Nuscheler)
Soziale Gerechtigkeit
Grundsätzliche Gleichberechtigung der Ansprüche aller Menschen
HDI lässt keinen Rückspruch auf Verteilung zu Seers: Gini-Koeffizient Marginalität messen?
– Anteil der Lohn- und Gehaltsempfänger von der gesamten ökonomisch aktiven Bevölkerung
Arbeitslosigkeit ungeeignet?
Politische Freiheit
„human development is incomplete without human freedom“
1985: Charles Humana Human Freedom Index (HFI)
Jahresberichte Amnesty International „Freedom in the World“-Bericht Operationalisierungs- und Messvorschläge für
den Prozess der Demokratisierung
Indikatoren für Partizipation
Bindung von Partizipation an Wahlakte? Partizipation ist …
– Entwicklung von unten– Mitwirkung und Teilhabe am Entwicklungsprozess– Chance zum selbstbestimmten Handeln
Ersatzindikator HDI– Gradmesser für die Verwirklichung
der sozialen Freiheit
Außenwirtschaftliche Verwundbarkeit (Unabhängigkeit)
Fehlende Indikatoren– Unterbewertung externer Rahmenbedingungen– Methodische Schwierigkeiten
Abhängigkeit steckt auch in den Köpfen Tiefenlagen des Alltagsbewusstseins
entziehen sich den Messmethoden
Schuldenquotient alsIndikator für Abhängigkeit
Seit 80er Jahren Kernproblem Kreditauflagen = Souveränitätseinbußen
– Verfügbarkeit von Devisen ist Handlungsspielraum– Schuldentilgung schränkt ein– Ungleichheit der Positionen
Vorgeschlagene Indikatoren:– Umsatzanteile von Multis & Exportquote– Schuldendienstquotient
Handelsabhängigkeit
Außenhandelsquote ungenügend „…strukturell verwurzelte Ausrichtung an den
Bedürfnissen der industriellen Metropolen und Anfälligkeit der Rohstoffländer für Preis- und Nachfrageschwankungen“
– Anteil eines Monoproduktes (oder weniger Produkte) am Gesamtexport
– Anteil der Rohstoffexporte und Fertigwarenimporte Warenmäßige Zusammensetzung der Importe Unfähigkeit zur Selbstversorgung
self-reliance(autozentrierte Entwicklung)
Definition:– „…letztlich soll self-reliance auf der Basis einer
eigenständigen kulturellen Identität eines autonomen politischen Entscheidungs- und Steuerungsapparates und einer Nutzung lokal vorhandener sozioökonomischer Ressourcen und technologischen Fähigkeiten eine den jeweiligen Gegebenheiten und Bedürfnissen angemessenen und nicht fremdbestimmte […] Existenz ermöglichen“
Self-reliance messen?
Was? Wie messen?Abbau der vertikalen „feudalen Handelsstruktur
Veränderungen an den Exportanteilen von Rohstoffen
Abbau der „außengerichteten Entwicklung“
1.) Importquote2.) Investitionsanteile
Eigenständige und kooperative Entwicklung
1.) Produktionssteigerung zu Arbeitsplatz2.) Anteil importierter Technologien
Ausbau größerer Wirtschafts-räume (regionale Integration)
Anteil des Außenhandels
Aufbau von Süd-Süd-Beziehungen
Anteil des Außenhandels mit der übrigen Dritten Welt
Abschließendes Plädoyer
Analytische Nutzung von Entwicklungsindikatoren
Hilfsinstrumente Indikatoren können qualitative Analyse nicht
ersetzen, sie sollen nur datensammlerische Aktivitäten strukturieren
Danke für Eure Aufmerksamkeit
Judith SaurerPeter SchneiderClemens Kruse