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Wie viel Rückschnitt verträgt eine Rosskastanie? 63 Wie viel Rückschnitt verträgt eine Rosskastanie? ERK BRUDI, ANDREAS DETTER, FRANK BISCHOFF Schwache Schutzzonen und weiches Holz Rosskastanien verfügen über weiches Holz. Ihre Leitgefäße sind zerstreutporig bis halbringporig angeordnet (SCHWEINGRUBER 1990). Die äußeren zehn bis 20 Jahrringe des saftführenden Splinthol- zes sind von einem Netz lebender Parenchymzellen durchzogen. Diese reagieren bei Verletzung und Lufteinbruch in das Leitgefäßsystem mit einer Abfolge von biochemischen Prozessen (Thyllen- bildung, Einlagerungen von Phenolen u.a.). Dies führt zur Bildung einer chemischen Schutzzone,die als Abschottung bezeichnet wird (SHIGO 1990). Im Gegensatz zu Buchen und Platanen können Rosskastanien nur schwache Schutzzonen gegen Pathogene bilden (DUJESIEFKEN,LIESE 1998). Je grös- ser eine Wundoberfläche ist und je tiefer eineWun- de in den Holzkörper reicht, desto weniger leben- de Zellen sind vorhanden und desto größer ist die Fäuleausdehnung. Untersuchungen an Rosskastanien haben ge- zeigt, dass selbst kleine Schnittwunden von nur 6 cm Durchmesser bereits zu ausgedehnten Fäulen führen, die sich bis in das Kernholz erstrecken (DUJESIEFKEN,LIESE 1998). So gesehen sind Rosskas- tanien nur wenig schnittverträglich. Erfahrene und qualifizierte Baumpfleger ent- nehmen daher bei Rosskastanien nur dünnere Äste mit bis zu 5 cm Durchmesser (ZTV Baumpflege, Ausgabe 2001). Gerade ältere Bäume, die in der Vergangenheit schon häufiger, teils sogar massiv, zurückgeschnit- ten wurden, sind im Inneren des Stammes und der Starkäste oftmals faul oder sogar hohl. Die Schwä- chung der Bruchsicherheit auf Grund von Fäule wird bei Rosskastanienjedoch durch starken Dicken- zuwachs des Stammes und intensives Triebwachs- tum wieder ausgeglichen (REINARTZ,SCHLAG 1997). Auf Grund der starken Regenerationsfähigkeit nach massiven Rückschnitten ist vielen Baumeigentü- mern und Biergartenpächtern nicht bewusst, wie stark sich ein solcher, nach heutigen Maßstäben unfachgerechter Rückschnitt auf den Fortbestand und dieVerkehrssicherheit des jeweiligen Baumes auswirkt. Kappungen und ihre Folgen Per Definition sind Kappungen unfachgerechte, baumzerstörerische Rückschnitte,bei denen große Astungswunden von mehr als 10 cm Durchmesser entstehen (ZTV Baumpflege, Ausgabe 2001). Aus dem Randbereich dieser großen Astungswunden entstehen oft noch in derselben, spätestens jedoch in der auf den Schnitt folgendenVegetationsperio- de zahlreiche, meist sehr dicht stehende Zweige. Mit zunehmendem Längenzuwachs bilden sie sich zu langen Hebelarmen aus. Da diese neuen Triebe nur aus der äußeren Holz- schicht entspringen, sind sie nicht so stabil im Holz verankert wie natürlich gewachsene Äste. Die ge- ringen Abstände der dicht stehenden Triebe führen im Kontaktbereich schon nach wenigen Jahren zu keilförmig wirkenden Spannungen. Wegen des gleichzeitig zunehmenden Trieblängenwachstums vergrößern sich die Hebelarme. Dies lässt die Bruchgefahr der nur in den äußeren Jahrringen ver- ankerten Äste ansteigen. Aus diesem Grund stuft Rosskastanien prägen seit Jahrhunderten die Biergärten im bayerischen Raum. Die Pflege die- ser schattenspendenden Bäume beschränkt sich oft auf mehr oder weniger regelmäßige Rück- schnitte oder Fällungen. Den wenigsten Biergartenbesitzern ist bekannt, dass massive Rückschnit- te nicht nur unfachgemäß und baumschädigend sind, sondern auch eine monetäre Entwertung im doppelten Sinn darstellen. Zum einen sind große Schnittwunden Eintrittspforten für holzzersetzende Pilze, die ausgedehn- te Fäulen verursachen und so einen erhöhten Kontrollaufwand im Sinne der Verkehrssicherungs- pflicht nach sich ziehen. Zum anderen entstehen im Randbereich großer Astungswunden zahlrei- che neue Triebe, die regelmäßig nachgeschnitten werden müssen. Dadurch steigt der Pflegeauf- wand. Die vor zehn Jahren entwickelte SIA-Methode (= Statisch Integrierte Abschätzung) kann die visuelle Baumkontrolle bei Rosskastanien ergänzen.

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Wie viel Rückschnitt verträgt eine Rosskastanie?

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Wie viel Rückschnitt verträgt eine Rosskastanie?ERK BRUDI, ANDREAS DETTER, FRANK BISCHOFF

Schwache Schutzzonen undweiches Holz

Rosskastanien verfügen über weiches Holz. IhreLeitgefäße sind zerstreutporig bis halbringporigangeordnet (SCHWEINGRUBER 1990). Die äußerenzehn bis 20 Jahrringe des saftführenden Splinthol-zes sind von einem Netz lebender Parenchymzellendurchzogen. Diese reagieren bei Verletzung undLufteinbruch in das Leitgefäßsystem mit einerAbfolge von biochemischen Prozessen (Thyllen-bildung, Einlagerungen von Phenolen u.a.). Diesführt zur Bildung einer chemischen Schutzzone,dieals Abschottung bezeichnet wird (SHIGO 1990).

Im Gegensatz zu Buchen und Platanen könnenRosskastanien nur schwache Schutzzonen gegenPathogene bilden (DUJESIEFKEN, LIESE 1998). Je grös-ser eine Wundoberfläche ist und je tiefer eine Wun-de in den Holzkörper reicht, desto weniger leben-de Zellen sind vorhanden und desto größer ist dieFäuleausdehnung.

Untersuchungen an Rosskastanien haben ge-zeigt, dass selbst kleine Schnittwunden von nur6 cm Durchmesser bereits zu ausgedehnten Fäulenführen, die sich bis in das Kernholz erstrecken(DUJESIEFKEN, LIESE 1998). So gesehen sind Rosskas-tanien nur wenig schnittverträglich.

Erfahrene und qualifizierte Baumpfleger ent-nehmen daher bei Rosskastanien nur dünnere Ästemit bis zu 5 cm Durchmesser (ZTV Baumpflege,Ausgabe 2001).

Gerade ältere Bäume, die in der Vergangenheitschon häufiger, teils sogar massiv, zurückgeschnit-ten wurden, sind im Inneren des Stammes und der

Starkäste oftmals faul oder sogar hohl. Die Schwä-chung der Bruchsicherheit auf Grund von Fäulew i rd bei Rosskastanienj e d o chd u rchs t a rke n D i cke n -zuwachs des Stammes und intensives Triebwachs-tum wieder ausgeglichen (REINARTZ, SCHLAG 1997).Auf Grund der starken Regenerationsfähigkeit nachmassiven Rückschnitten ist vielen Baumeigentü-mern und Biergartenpächtern nicht bewusst, wiestark sich ein solcher, nach heutigen Maßstäbenunfachgerechter Rückschnitt auf den Fortbestandund die Verkehrssicherheit des jeweiligen Baumesauswirkt.

Kappungen und ihre FolgenPer Definition sind Kappungen unfachgerechte,

baumzerstörerische Rückschnitte, bei denen großeAstungswunden von mehr als 10 cm Durchmesserentstehen (ZTV Baumpflege, Ausgabe 2001). Ausdem Randbereich dieser großen Astungswundenentstehen oft noch in derselben, spätestens jedochin der auf den Schnitt folgenden Vegetationsperio-de zahlreiche, meist sehr dicht stehende Zweige.Mit zunehmendem Längenzuwachs bilden sie sichzu langen Hebelarmen aus.

Da diese neuen Triebe nur aus der äußeren Holz-schicht entspringen, sind sie nicht so stabil im Holzverankert wie natürlich gewachsene Äste. Die ge-ringen Abstände der dicht stehenden Triebe führenim Kontaktbereich schon nach wenigen Jahren zukeilförmig wirkenden Spannungen. Wegen desgleichzeitig zunehmenden Trieblängenwachstumsvergrößern sich die Hebelarme. Dies lässt dieBruchgefahr der nur in den äußeren Jahrringen ver-ankerten Äste ansteigen. Aus diesem Grund stuft

Rosskastanien prägen seit Jahrhunderten die Biergärten im bayerischen Raum. Die Pflege die-ser schattenspendenden Bäume beschränkt sich oft auf mehr oder weniger regelmäßige Rück-schnitte oder Fällungen. Den wenigsten Biergartenbesitzern ist bekannt, dass massive Rückschnit-te nicht nur unfachgemäß und baumschädigend sind, sondern auch eine monetäre Entwertungim doppelten Sinn darstellen.

Zum einen sind große Schnittwunden Eintrittspforten für holzzersetzende Pilze, die ausgedehn-te Fäulen verursachen und so einen erhöhten Kontrollaufwand im Sinne der Verkehrssicherungs-pflicht nach sich ziehen. Zum anderen entstehen im Randbereich großer Astungswunden zahlrei-che neue Triebe, die regelmäßig nachgeschnitten werden müssen. Dadurch steigt der Pflegeauf-wand. Die vor zehn Jahren entwickelte SIA-Methode (= Statisch Integrierte Abschätzung) kann dievisuelle Baumkontrolle bei Rosskastanien ergänzen.

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Wie viel Rückschnitt verträgt eine Rosskastanie?

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man stark gekappte Rosskastanien im Sinne derHaftung (u.a.§ 823 BGB) als vorgeschädigt ein. ZurVerhinderung von Ausbrüchen nach Starkwind-ereignissen müssen die dicht stehenden und inKonkurrenz schnell in die Höhe wachsenden Trieberegelmäßig zurückgeschnitten werden.

Es gibt bereits eine erste Richtlinie für die Über-prüfung der Verkehrssicherheit von Bäumen (FLL2004), aber nach aktueller obergerichtlicher Recht-sprechung gilt, dass vorgeschädigte Bäume minde-stens zweimal mal pro Vegetationsperiode jeweilsim belaubten und unbelaubten Zustand visuell zukontrollieren sind.

FazitKronenkappungen sind gerade für Rosskasta-

nien schädlich und erhöhen die Unterhaltskostenerheblich (BRELOER 1998,2003).

Die Rosskastanien in Abbildung 1 in einem bay-erischen Biergarten wurden bis in den Starkastbe-reich gekappt. Aus den einfaulenden Aststummelnhaben sich neue, bis zu 8 m lange Triebe gebildet.Mit erhöhtem Aufwand müssen nun die oberen Ästeder Krone regelmäßig zurückgeschnitten werden.

Vom Boden aus lässt sich nicht immer erkennen,dass sich unterhalb von Kappungsstellen ausge-dehnte Höhlungen befinden, die von einem Stark-ast oft nur noch eine dünnwandige Schale übriglassen.

Zwischen den neu gebildeten Trieben ist Rindeeingeschlossen. Zunehmendes Dickenwachstumder Triebe führt zu keilförmig wirkenden Spannun-gen und damit zu einer erhöhten Ausbruchgefahr.

Gekappte Bäume sind im Sinne der Verkehrs-sicherungspflicht als vorgeschädigt einzustufenund müssen daher häufiger und intensiver kontrol-liert werden. Um die Bruchgefahr der dicht stehen-den Zweige und Äste zu reduzieren, sind regelmä-ßige Rück s chnitte erfo rd e rl i ch . A l l e rdings ve rk ü r ze nKappungen das Leben von Bäumen und verursa-chen erhöhte Unterhaltskosten (DUJESIEFKEN 1998).

Die Beurteilung der Verkehrssicher-heit von Rosskastanien

Materialuntersuchungen an der UniversitätStuttgart, veröffentlicht im „Handbuch der Baum-statik“ (WESSOLLY, ERB 1998) ergaben, dass das grü-ne Holz von Rosskastanien mit 1,4 kN/cm2 (14 MPa)die geringste Druckfestigkeit von allen gemessenen

Abb. 1: Unfachgemäße Kappung an Rosskastanien(Foto: BRUDI)

Abb. 2: Fäule in einem Ast der Rosskastanie infolgeeines unfachgerechten Rückschnitts (Foto: DUJESIEFKEN)

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Baumarten aufweist. Eine weitere schwächendeKomponente ist die große Steifigkeit der Krone. Daselbst schon die einjährigen Zweige von Rosskasta-nien Durchmesser von fast 1 cm aufweisen, ist diegesamte Krone sehr starr und wirkt stark windver-sperrend. Damit steigt der Winddruck bei Sturm-böen erheblich. Zusätzlich verfügen Rosskastanienüber eine nur schwache Abschottungsfähigkeit.Dies begünstigt Fäule und Höhlenbildungen.

Diese drei in Bezug auf die Verkehrssicherheiteher ungünstigen Faktoren können Rosskastanienausgleichen, indem sie unter geeigneten Standort-bedingungen schnell an Dicke zunehmen. Aufdiese Weise wird das Biegewiderstandsmoment desStammes erhöht. Alte und wenig vitale hohle Ross-kastanien, die kaum noch neues Holz bilden, steu-ern hingegen oft innerhalb von wenigen Jahren aufden physischen Kollaps zu.

Jegliche seriöse Sicherheitsbeurteilung basiertauf der Einbeziehung der drei wesentlichen Grund-pfeiler der Statik. Bei Bäumen sind dies die Wind-last, die Materialeigenschaften des grünen Holzesund die Stammgeometrie bestehend aus Stamm-durchmesser und Höhlungsgrad.

Mit der von WESSOLLY entwickelten SIA-Methode(WESSOLLY, ERB 1998) steht jetzt auch Praktikern einWerkzeug zur Verfügung, das es gemäß den Regelnder Statik ermöglicht, die Verkehrssicherheit vorOrt abzuschätzen.

Diese Methode berücksichtigt das Zusammen-spiel zwischen den bereits genannten Grundkom-ponenten der Statik. Mit wenigen Rechenschrittenkann der Praktiker vor Ort die Sicherheit eines Bau-mes abschätzen und bei hohlen Baumstämmensogar die Dicke der erforderlichen Restwand be-rechnen. Dazu werden lediglich ein Baumhöhen-messer, ein Maßband und die SIA-Diagramme be-nötigt. Sollten nach einer ersten statisch integrier-ten Abschätzung noch immer Zweifel bestehen, isteine baumfreundliche technische Untersuchungerforderlich.

Mit Hilfe von drei Diagrammen (A, B und C)kann die Bruchsicherheit eines Stammes ermitteltwerden.

Die ve rs chiedenen Ku rven in Diag ramm A (sieheAbb. 4) repräsentieren jeweils eine Kronenform. Sieenthalten die Materialeigenschaften grünen Ross-kastanienholzes, die Steifigkeit der Baumkrone(Rosskastanie cwWert = 0,35) sowie den Winddruck,der bei Sturmböen um 117 km/h entsteht.

Aus dem Diagramm folgt, dass eine 20 m hoheRosskastanie mit breiter Krone (Form 3) einengesunden Stamm mit einem Mindestdurchmesservon 80 cm braucht,um Orkanböen widerstehen zukönnen.

Nach der Messung der Baumhöhe wird einestandardisierte Kronenform ausgewählt. Entsprichtdie vor Ort vorgefundene Kronenform nicht einem

Abb. 3: Auszugaus dem StuttgarterFestigkeitskatalog(Quelle: L.WESSOLLY

1998)

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der vier standardisierten Beispiele,wird das Ergebnis mit zunehmenderAbweichung unschärfer. Bei der SIA-Methode handelt es sich lediglich umeine Abschätzung,die eine eingehen-de technische Untersuchung nichtersetzen kann.

Ist der vorgefundene Stamm deszu untersuchenden Baumes dickerals in Diagramm A gefordert, verfügter über ein Sicherheitspolster. Wiegroß dies ist, lässt sich mit Hilfe vonDiagramm B (siehe Abb. 5) ermitteln.

Ein Rosskastanienstamm von100 cm Durchmesser hat gemäß Dia-gramm A einen Bedarf von 80 cmund somit eine „Dickenreserve“ von20 cm. Gerechnet wird 100 cm/80 cm= 1,25. Bei einem Erhöhungsfaktorvon 1,25 beträgt die Bruchsicherheit200 %. Der Stamm ist demnach beiOrkanböen zweimal so sicher wienötig.

Der Erhöhungsfaktor aus Dia-gramm C (siehe Abb. 6) wird er-mittelt,indem der Wert 100 (%) durchden in Diagramm B errechneten Wertgeteilt wird, hier 100:200 = 0,5. DerErhöhungsfaktor wird auf der x-Ach-se gesucht, zu der Kurve verlängertund vom Berührungspunkt wiederauf die y-Achse projiziert. Der dortabgelesene Erhöhungsfaktor wird mitdem gemessenen Stammdurchmes-ser (abzüglich Rindendicke) multipli-ziert. Das Ergebnis ist die erforderli-che Mindestrestwandstärke, um auchOrkanböen widerstehen zu können.Die in unserem Beispiel 20 m hoheRosskastanie mit breiter, windver-sperrender Krone und einem Stamm-durchmesser von 100 cm benötigtlediglich eine tragfähige Restwand-stärke von 11 cm, um Orkanböenwiderstehen zu können.

Dünnschalige Stämme habenjedoch den Nachteil, dass sie beiDrehbelastungen (drehende Böen)plötzlich versagen können und ausder dünnen Splintholzschicht vorallem dickere waagrechte und weitausladende Äste ausbrechen kön-nen.

Abb. 4: Diagramm A: Wie dick muss ein gesunder Baumstamm sein, umOrkanen widerstehen zu können? (Quelle: L. WESSOLLY 1998)

Abb. 5: Diagramm B: Wie hoch ist die Grundsicherheit einer Rosskasta-nie in % ? (Quelle: L. WESSOLLY 1998)

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LiteraturBRELOER,H.(2003):Verkehrssicherungspflicht bei Bäumenaus rechtlicher und fachlicher Sicht. 6. Auflage, S.125-129

BRELOER, H. (1998): Kappung von Bäumen - auch eineVerschwendung von Steuergeldern. LA 6, S.33

FLL; ZTV (2001): Baumpflege. S.19,33

FLL (2004): „Baumkontrollrichtlinie“. S.10,16,22

REINARTZ, H.; SCHLAG, M. (1997): Stadt und Grün. Nr. 10,S.709-715

SHIGO,A. (1990): Neue Baumbiologie. S. 254-283, 458-469

SCHWEINGRUBER, F. (1990): Anatomie europäischer Hölzer.S.329

WESSOLLY, L.; ERB, M. (1998): Handbuch der Baumstatik.S.230-232

Abb. 6: Diagramm C: Wie hohl darf der Baumstamm sein, um Orkanböenwiderstehen zu können? (Quelle: L. WESSOLLY 1998)

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T r a u mH e rmann Hesse

Es ist immer derselbe Tra u m :

Ein ro t blühender Kastanienbaum,

Ein Gart e n ,voll von Sommerflor,

Einsam ein altes Haus davo r.

D o rt ,wo der stille Garten liegt,

H at meine Mutter mich gew i e g t ;

Vielleicht - es ist so lange her –

Steht Gart e n ,Haus und Baum nicht mehr.

Vielleicht geht jetzt ein Wi e s e n we g

Und Pflug und Egge drüber we g ,

Von Heimat ,G a rt e n ,Haus und Baum

Ist nichts geblieben als mein Tra u m .