WOZ: Wo bitte geht´s hier zum Altar?

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Kultur / Wissen  23 WOZ Nr. 12 22. März 2012 Monoblockstühle bis zum Horizont: Im Prayers Camp in Lagos feiern 750 000 Gläubige. FOTO: BITTER / WEBER Der Brief von «Safranblau» war an neolibe- ralem Kauderwelsch kaum zu überbieten: «Hallo, Kaspar», begann er ganz spontan. Mit einem «attraktiven Portfolio für junge, krea- tive und offene Menschen von heute ist Safran- blau die Nummer Eins im Bereich zielgruppen- orientierter Kirche.» Zwar vermute man, dass ich einen ziemlich vollen Terminkalender hät- te, aber vielleicht interessierte ich mich gerade deswegen für die Work-Life-Balance und ein Mentaltraining. Falls ich eher die klassische Spiritualität vermissen würde, biete man auch ein Stadtgebet an: «Es ist schlicht, klar und ganz einfach state of the art!» Vom sündigen zum gottgefälligen Ort Halleluja, dachte ich und beschloss erst recht, am Freitag, 16. März, nach Zürich-Altstetten zu fahren. Im Autonomen Beauty Salon, einem besetzten Gewerbeareal, war ein Vortrag zum Thema «Beten und wirtschaften in der neo- liberalen Welt» angekündigt. Dämmerung über den Gleisen, die Hohlstrasse staubig wie immer, vor dem Schönheitssalon wurde Holz gehackt. Drinnen hing eine Fahne, auf der sich ein Hochhaus verbeugte, ein Slogan forderte: «Geld oder Leben!» Rund fünfzig Leute sassen dicht nebeneinander. Die VeranstalterInnen vom Stadtforschungsnetzwerk Inura und dem Verein Güterbahnhof überraschte das Interesse. «Offenbar wird zum ersten Mal über die Verbin- dung von neuen religiösen Bewegungen und Stadtplanung gesprochen», meinte Richard Wolff von Inura. Als Referent geladen war der Berliner Stadtforscher Jochen Becker. Mit KollegInnen hat er die Ausstellung «Global Prayers» erar- beitet, die noch bis Ende März in Graz zu sehen ist. «Die Religionsindustrie ist ein weltweites Phänomen», begann Becker: von den Evange- likalen in Rio de Janeiro, die Drogenabhängige in den Favelas bekehren, über die schiitische Hisbollah, die in Beirut als Bauunternehmen günstigen Wohnraum schafft, bis zu den natio- nalistischen Hindus der Shiv Sena in Bombay, die unterklassige Händler unterstützen. «Die Bewegungen bieten ein Dreieck von Leistungen an: soziale Dienste, wenn die Staaten ausfallen, wirtschaftliche Investitionen als Firmen sowie spirituelle Praxis», sagte Becker. Dabei handle es sich nicht nur um ein globales, sondern um ein in sich globalisiertes Phänomen: Die Kirchen folgen den Migrations- routen und funktionieren über ein Filialsys- tem. Becker zeigte ein Foto eines ehemaligen Kinos in London, das den Evangelikalen aus Rio als Filiale dient: «Vergnügungspaläste sind beliebt für neue Kirchenräume. Zum einen be- dienen sich die Gläubigen an Formen der Pop- kultur. Gleichzeitig können sündige Örtlich- keiten durch gottgefällige verdrängt werden.» Der Urbanist betonte, er wolle eine Ent- wicklung beobachten und verstehen und sie nicht von vornherein qualifizieren. «Auf jeden Fall ist festzuhalten, dass derzeit neue religiöse Bewegungen die Stadt mitgestalten.» Ausführlich ging Becker auf das Beispiel der Redeemed Christian Church of God (RCCG) in Nigeria ein, gegründet in den fünfziger Jah- ren. Eine halbe Autostunde von der Metropo- le Lagos entfernt betreibt sie eine eigentliche Stadt: mit eigener Stromversorgung, Universi- tät und Bank. Und vor allem mit einer Mega- kirche für 750 000 Gläubige. Im Dezember wird während sechs Tagen der «Holy Ghost Con- gress» mit Ansprachen und Gesängen gefeiert. Die Gläubigen kommen jeweils über Nacht, den Altar sehen sie nur auf Bildschirmen. Die ICF baut aus «Das Areal der RCCG erscheint als Idealstadt, nicht nur moralisch, sondern auch funktio- nal», so Becker. In der Megakirche strahlt die ganze Nacht Flutlicht. Es vermittle in doppelter Hinsicht «Power», meinte Becker: Weil in Ni- geria Stromausfälle an der Tagesordnung sind, symbolisiere das Licht neben der religiösen Er- leuchtung die wirtschaftliche Potenz der RCCG. Als Gegenmacht zum Staat ist die Kirche aller- dings nicht zu verstehen, vielmehr reprodu- ziert sie dessen Machtstrukturen: Christliche Präsidentschaftsanwärter holen sich am Hei- liggeistkongress den Segen. In der Diskussion wurde versucht, das Phänomen in der Stadt Zürich festzumachen. Ausgangspunkt war die Abstimmung um den Güterbahnhof. Die Forderung nach günstigem Wohn- und Gewerberaum scheiterte, auf dem Areal soll ein Justiz- und Polizeigebäude entste- hen. Dies ist frühestens Ende 2012 der Fall, bis dahin nutzt die Firma Rufener Events einzelne Hallen als Kongresszentrum: «Hauptkundin von Rufener ist die International Christian Fel- lowship ICF, die sich die Miete von 30 000 Fran- ken pro Abend leisten kann», berichtete Vesna Tomse vom Verein Güterbahnhof. Die Meinungen gingen auseinander, ob die Popkirche die Stadtentwicklung mitgestal- tet. Vielleicht rücke die ICF nur in den Fokus, weil sie vom Maag-Areal in den Güterbahnhof umgezogen sei und man den selbst gern hätte, meinte ein Zuhörer: «Ob die CS oder die ICF die Hallen mietet, ist doch egal. Wichtig ist, wer sie vermietet.» Tomse entgegnete, vermutlich habe sich die ICF am Umbau zum Kongresszentrum beteiligt. Tatsächlich vermeldet die Kirche auf ihrer Website, der Umbau sei nur dank des Ein- satzes von Fachleuten und unzähligen «Volun- teers» möglich gewesen. Und dank Gottes Hilfe. Eine Reportage zur ICF ist in WOZ 44/10 erschienen. Mehr Infos zur Ausstellung: www.globalprayers.info. RELIGION UND STADTENTWICKLUNG Wo bitte   gehts hier zum Altar? Vom «Holy Ghost Congress» in Lagos zur Popkirche ICF: Der Urbanist Jochen Becker sprach in Zürich zur Frage, wie neue religiöse Bewegungen auf die Stadtplanung Einfluss nehmen. VON KASPAR SURBER

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Article on a lecture by Jochen Becker in Zuerich.

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Kultur / Wissen  23WOZ Nr. 12 22. März 2012

«Der Implex»

Ohne Lenin scheint es nicht zu gehenDietmar Dath und Barbara Kirchner legen eine glühende Verteidigungsschrift des Kommunismus vor. An den zeitgenössischen Debatten beteiligen sie sich nicht. Lesenswert ist das Buch trotzdem.

VOn RauL ZeLiK

Vor vier Wochen erst ist Barbara Kirchners und Dietmar Daths «Roman in Begriffen», immerhin 880 Seiten dick, erschienen, und schon haben ein Dutzend deutschsprachiger Feuilletons das Buch vorgestellt. Das ist umso überraschender, als es sich hier­bei um eine glühende Verteidi­gungsschrift des Kommunis­mus, genau er: der Traditions­linie Marx­Engels­Lenin handelt. Das Interesse hat nicht nur mit der Krise, sondern auch mit den AutorInnen zu tun: Kirchner, Pro­fessorin für theoretische Chemie, schreibt Science­Fiction­Romane; Dath war Wissenschaftsredaktor der FAZ, leitete das Musikmaga­zin «Spex» und gilt als einer der originellsten deutschsprachigen Schriftsteller. Wenn diese beiden sich zum Ziel setzen, den – in den Verhältnissen implizierten (daher «Implex») – Möglichkeiten der Verände­rung nachzuspüren, kann man Vielschichtiges erwarten.

Schiefes und Lesenswertes

Die Fähigkeit, in nichtzwingenden Verknüp­fungen zu denken, ist auch die grosse Stärke des Buchs. Für Kirchner und Dath, die mit Ver­achtung für den «Poststrukturalismus» nicht geizen, muss ein derartiges Lob irritieren, deswegen sei es ihnen an dieser Stelle nicht erspart: In seiner assoziativen Methode, zwi­schen den Feldern zu springen und sich auf den jeweiligen Ebenen wuchernd auszudehnen,

erinnert «Der Implex» an «Tausend Plateaus» von Gilles Deleuze und Felix Guattari. Bei die­sen kam meist Blödsinn heraus, wenn sie Na­turwissenschaftliches einbauten; bei Dath und Kirchner wird es am schiefsten, wenn sie im

engeren Sinn politisch argumen­tieren.

Das ist problematisch, weil «Der Implex» das emanzipato­rische Projekt der Aufklärung rehabilitieren und Marxismus als dessen Verlängerung sicht­bar machen will. Auf dieser Li­nie entwickeln die AutorInnen viel Lesenswertes: Kirchners «Feminima Moralia» etwa, wo es um Geschlechterdifferenz und Feminismus geht, oder das Kapitel «Oh, l’amour», in dem

Liebe als empirischer Beweis für freiere sozi­ale Beziehungen reflektiert wird. Doch an ent­scheidenden Stellen schlägt «Der Implex» in schlimmsten tra di tions mar xis ti schen Wahr­heitssprech um: Kritisches Denken, das ohne Lenin auskommt, wird lässig heruntergeputzt, teleologische Begriffe werden begeistert aus der Klamottenkiste der Zweiten Internationa­le gekramt, und als Beispiel politischer Praxis wird auf die stalinistische KP Griechenlands verwiesen. Hallo?, möchte man fragen, auf wel­chem Planeten habt ihr die letzten dreissig Jah­re gelebt?

So belesen die AutorInnen sein mögen: In politischer Hinsicht wirkt «Der Implex» er­staunlich schlecht informiert, oder richtiger: kontextlos. Dath und Kirchner ziehen gegen

die Technikfeindlichkeit der neuen Linken ab 1970 zu Feld. Dass «zurück aufs Land» keine ge­sellschaftliche Strategie sein kann – geschenkt. Doch wie verhält es sich mit klügeren Einwän­den der Fortschrittskritik? Wenn Technik nicht neutral ist, da sich Herrschaftsverhältnisse in sie einschreiben, wie kann sie emanzipatorisch angeeignet werden? Dass sich der Staatssozia­lismus für die fordistische Fabrik begeisterte, war ja mehr als eine Fussnote dieses geschei­terten Projekts. Analog hierzu wäre auch zu erklären, wie man den «Fortschritt» rehabili­tieren will, ohne die Kritik zu übergehen, die Entwicklung als (post­)koloniales Herrschafts­paradigma entziffert hat.

Wie ein autistischer Monolog

Oft hat man den Eindruck, dass sich «Der Im­plex» systematisch gegenüber Irritationen ab­zuschirmen versucht. Im «Staatskapitel» zie­hen Dath und Kirchner über die Anarchisten her und kehren nach kurzer Schlacht zu Lenin zurück: Die Eroberung der Staatsmacht ist un­umgänglich. Der Erkenntnisgewinn tendiert gegen null, denn die Frage stellt sich längst weit komplexer: Welches Verhältnis müsste eine Emanzipationsbewegung zum Staat entfalten, wenn klar ist, dass der Staat Gegenbewegungen bis zur Unkenntlichkeit assimiliert, dass mi­kropolitische Praxen keinen Systembruch nach sich ziehen und neuere Entwicklungen (vor allem in Lateinamerika) zeigen, dass Regie­rungspraxis zwar durchaus das Potenzial zur Aneignung von unten besitzt, aber diese nur selten wirklich fördert?

Dath und Kirchner bekennen sich zum Marxismus, doch an zeitgenössischen an Marx anlehnenden Debatten beteiligen sie sich nicht. Genau das aber würde man gern lesen: Wie las­sen sich David Harveys Thesen zum organisier­ten antikapitalistischen Übergang weitertrei­ben, oder warum sind sie vielleicht falsch? Was ist brauchbar an der von Slavoj Zizek, Judith Butler und andern geführten Debatte darü­ber, wie sich in fragmentierten Gesellschaften gegenhegemoniale Bewegungen konstituie­ren können? Und, ja, sicher: Rosa Luxemburgs Texte zu Reform und Revolution oder zur Land­nahme sind aktuell. Aber wo und wie beschrei­ben sie unsere Realität konkret?

Gerade für jemanden, der ihr Anliegen teilt, liest sich «Der Implex» zuweilen wie ein autistischer Monolog. Sprachlich indes spriesst hier so viel und in so viele Richtungen, dass der Wahrheitsverkündung ästhetisch ein Rie­gel vorgeschoben wird. Insofern geht «Der Implex» als Prosa weit über die auf Handhab­barmachung bedachte Tradition der Zweiten Internationale hinaus. Ein gutes Beispiel dafür, dass die Form den Inhalt produktiv unterlau­fen kann. Der richtige Roman also, nur mit der falschen Geschichte?

Monoblockstühle bis zum Horizont: Im Prayers Camp in Lagos feiern 750 000 Gläubige. Foto: B itter / WeBer

Hallo?, möchte man fragen, auf welchem Planeten habt ihr die letzten dreissig Jahre gelebt?

Der Brief von «Safranblau» war an neolibe­ralem Kauderwelsch kaum zu überbieten: «Hallo, Kaspar», begann er ganz spontan. Mit einem «attraktiven Portfolio für junge, krea­tive und offene Menschen von heute ist Safran­blau die Nummer Eins im Bereich zielgruppen­orientierter Kirche.» Zwar vermute man, dass ich einen ziemlich vollen Terminkalender hät­te, aber vielleicht interessierte ich mich gerade deswegen für die Work­Life­Balance und ein Mentaltraining. Falls ich eher die klassische Spiritualität vermissen würde, biete man auch ein Stadtgebet an: «Es ist schlicht, klar und ganz einfach state of the art!»

Vom sündigen zum gottgefälligen Ort

Halleluja, dachte ich und beschloss erst recht, am Freitag, 16. März, nach Zürich­Altstetten zu fahren. Im Autonomen Beauty Salon, einem besetzten Gewerbeareal, war ein Vortrag zum Thema «Beten und wirtschaften in der neo­liberalen Welt» angekündigt. Dämmerung über den Gleisen, die Hohlstrasse staubig wie immer, vor dem Schönheitssalon wurde Holz gehackt. Drinnen hing eine Fahne, auf der sich ein Hochhaus verbeugte, ein Slogan forderte: «Geld oder Leben!» Rund fünfzig Leute sassen dicht nebeneinander. Die VeranstalterInnen vom Stadtforschungsnetzwerk Inura und dem Verein Güterbahnhof überraschte das Interesse.

«Offenbar wird zum ersten Mal über die Verbin­dung von neuen religiösen Bewegungen und Stadtplanung gesprochen», meinte Richard Wolff von Inura.

Als Referent geladen war der Berliner Stadtforscher Jochen Becker. Mit KollegInnen hat er die Ausstellung «Global Prayers» erar­beitet, die noch bis Ende März in Graz zu sehen ist. «Die Religionsindustrie ist ein weltweites Phänomen», begann Becker: von den Evange­likalen in Rio de Janeiro, die Drogenabhängige in den Favelas bekehren, über die schiitische Hisbollah, die in Beirut als Bauunternehmen günstigen Wohnraum schafft, bis zu den natio­nalistischen Hindus der Shiv Sena in Bombay, die unterklassige Händler unterstützen. «Die Bewegungen bieten ein Dreieck von Leistungen an: soziale Dienste, wenn die Staaten ausfallen, wirtschaftliche Investitionen als Firmen sowie spirituelle Praxis», sagte Becker.

Dabei handle es sich nicht nur um ein globales, sondern um ein in sich globalisiertes Phänomen: Die Kirchen folgen den Migrations­routen und funktionieren über ein Filialsys­tem. Becker zeigte ein Foto eines ehemaligen Kinos in London, das den Evangelikalen aus Rio als Filiale dient: «Vergnügungspaläste sind beliebt für neue Kirchenräume. Zum einen be­dienen sich die Gläubigen an Formen der Pop­kultur. Gleichzeitig können sündige Örtlich­keiten durch gottgefällige verdrängt werden.»

Der Urbanist betonte, er wolle eine Ent­wicklung beobachten und verstehen und sie nicht von vornherein qualifizieren. «Auf jeden Fall ist festzuhalten, dass derzeit neue religiöse Bewegungen die Stadt mitgestalten.»

Ausführlich ging Becker auf das Beispiel der Redeemed Christian Church of God (RCCG) in Nigeria ein, gegründet in den fünfziger Jah­ren. Eine halbe Autostunde von der Metropo­le Lagos entfernt betreibt sie eine eigentliche Stadt: mit eigener Stromversorgung, Universi­tät und Bank. Und vor allem mit einer Mega­kirche für 750 000 Gläubige. Im Dezember wird während sechs Tagen der «Holy Ghost Con­gress» mit Ansprachen und Gesängen gefeiert. Die Gläubigen kommen jeweils über Nacht, den Altar sehen sie nur auf Bildschirmen.

Die ICF baut aus

«Das Areal der RCCG erscheint als Idealstadt, nicht nur moralisch, sondern auch funktio­nal», so Becker. In der Megakirche strahlt die ganze Nacht Flutlicht. Es vermittle in doppelter Hinsicht «Power», meinte Becker: Weil in Ni­geria Stromausfälle an der Tagesordnung sind, symbolisiere das Licht neben der religiösen Er­leuchtung die wirtschaftliche Potenz der RCCG. Als Gegenmacht zum Staat ist die Kirche aller­dings nicht zu verstehen, vielmehr reprodu­ziert sie dessen Machtstrukturen: Christliche

Präsidentschaftsanwärter holen sich am Hei­liggeistkongress den Segen.

In der Diskussion wurde versucht, das Phänomen in der Stadt Zürich festzumachen. Ausgangspunkt war die Abstimmung um den Güterbahnhof. Die Forderung nach günstigem Wohn­ und Gewerberaum scheiterte, auf dem Areal soll ein Justiz­ und Polizeigebäude entste­hen. Dies ist frühestens Ende 2012 der Fall, bis dahin nutzt die Firma Rufener Events einzelne Hallen als Kongresszentrum: «Hauptkundin von Rufener ist die International Christian Fel­lowship ICF, die sich die Miete von 30 000 Fran­ken pro Abend leisten kann», berichtete Vesna Tomse vom Verein Güterbahnhof.

Die Meinungen gingen auseinander, ob die Popkirche die Stadtentwicklung mitgestal­tet. Vielleicht rücke die ICF nur in den Fokus, weil sie vom Maag­Areal in den Güterbahnhof umgezogen sei und man den selbst gern hätte, meinte ein Zuhörer: «Ob die CS oder die ICF die Hallen mietet, ist doch egal. Wichtig ist, wer sie vermietet.» Tomse entgegnete, vermutlich habe sich die ICF am Umbau zum Kongresszentrum beteiligt. Tatsächlich vermeldet die Kirche auf ihrer Website, der Umbau sei nur dank des Ein­satzes von Fachleuten und unzähligen «Volun­teers» möglich gewesen. Und dank Gottes Hilfe.

Eine Reportage zur ICF ist in WOZ 44/10 erschienen. Mehr Infos zur Ausstellung: www.globalprayers.info.

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Wo bitte  gehts hier zum altar?Vom «Holy Ghost Congress» in Lagos zur Popkirche ICF: Der Urbanist Jochen Becker sprach in Zürich zur Frage, wie neue religiöse Bewegungen auf die Stadtplanung Einfluss nehmen.

VOn KaspaR suRbeR

Dietmar Dath, Barbara Kirchner: «Der Implex. Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee». Suhrkamp Verlag. Berlin 2012. 880 Seiten. Fr. 40.50.