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5/20/2018 Archplus Ausgabe 112 Seite 21
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Dieser Wrfel darf
nicht fallen
Am 21. Mai
1992
fand in den
Rumendes Badischen Kunstver-
eins ein Hearingzum Entwurf
vo nRem Koolhaasfr dasZen-
trum fr Kunst und M edientech-
nologiestatt.
Anlades Hearings waren
neuere Kostenberechnungen, die
nachweisen, da derKool-
haas sche Entwurfum30 Millio-
nen Mark teurer sein wird als
die Sanierung einesaltenIndu-
striegebudes, derIndustriewer-
ke
Karlsruhe/Augsburg
(IWKA),
einst Deutschlands grte Muni-
tionsfabrik vordem Bauwettbe-
werbhatteesnoch geheien,
da eine Sanierung des IWKA
um einMehrfaches kostspieliger
wre
als ein
Neubau).
Vo nden Redebeitrgen au f
de m Hearing im Badischen
Kunstverein haben wir diejeni-
gen von GntherUhlig Peter
Weibl und GtzGroklaus ausge-
whlt, diewir im folgenden ge -
krzt wiedergeben:
W as waren die Argumente fr
den Koolhaas'schen Entwurf?
Man kennt das Jahrhundert-
problem Karlsruhes, seine sterile
Nord-Sd-Achse. Whrend die
alte Handelsstrae vom Berg
zum Wasser, von Durlach nach
Mhlburg, bis heute Karlsruhe
belebt, blieb die Senkrechte da-
zu, die Nord-Sd-Achse, tot,
un d sie ist es heute noch. Rich-
tig war es daher, da
Prof.
Mar-
tin, Leiter des Stadtplanungsam -
tes,an die historischen, von
Weinbrenner eingeleiteten Bem-
hungen anknpfte und den
Stadtrand am unteren gedachten
Ende der Via triumphalis als
Standort fr das ZKM vorschlug.
Es soll ein Spannung sbogen auf-
gebaut werden.
Skeptiker, zu denen ich vor
dem Wettbewerb gehrte, lieen
sich vom postmodernen Wunsch-
bild sdlicher Stadteingang" ab-
schrecken und so schlugen wir
einen Standort in der Stadtmitte
vo r. Der erste Preis jedoch hat
mich berzeugt: der Standort
hinter" dem Bahnhof wurde
richtig und sogar zwingend.
Denn der Wettbewerb brachte
eine Lsung: den Entwurf von
O.M.A..
Hart neben der Achse plaziert
setzt der Bau an der Peripherie
der Innenstadt ein Signal der Zu-
sammengehrigkeit von Stadt
und Region. Das neue Ereignis
ZKM wird nicht der Innenstadt
einverleibt, sondern grozgig
nach Sden verlegt. Es ist ein
geistiger Stadteingang gewor-
den, fr eine Stadtregion, die
sich weiter ausspannt als bisher,
die sich im Wrfel wiederer-
kennt und dennoch in ihren Tei-
len eigenstndig bleibt. Seine
Kraft schpft der Bau aus seiner
Minimalform, die alle Anbiede-
rung ausschlgt, dennoch nicht
fremd bleibt. Denn erstens ist er
Teil der Megamaschine Bahn, an
der die groen Schuppen und
Trme stehen, wo die Lakonie
dem Hause gerne zugebilligt
wird, zweitens ist die stereometri-
sche Einfachheit des Krpers
kein Zwangsgesetz, das sich pe-
dantisch dem Inneren auf-
zwngt, im Gegenteil: die innere
Flle aus bizzarem Spiel von Ra-
tionalitt der Strukturen und ih-
rer Beglaubigung durch Strung,
Wechsel und berraschung,
drngt sich von Innen gegen die
dnne, durchscheinende Haut.
Fassade und gestapelter Inhalt
stehen in einem Dialogverhlt-
nis und bernehmen Aufgaben-
teilung: die Fassade ist Screen,
sie ist Spiegel und Fenster in ei-
nem. Die Fassade kann von je-
dem gelesen" werden. ber-
haupt kein Vorverstndnis ist n-
tig,
man mu nicht Eingeweih-
ter" sein, Architekturkenner gar,
um den Wrfel zu kapieren; kei-
ne elitre Baukunst" legt sich
in den Weg. Aufdringliches ber-
zeugenwollen und Einschchte-
rungsgesten blicher Kulturarchi-
tekturen fehlen hier vllig.
Dennoch stellt sich, durch die
Fabrikbaulogik des Baus hin-
durch, so etwas wie ein Anklang
an barocke Allegorie ein.
So wie der Baum der barok-
ken schlonahen Allee wrfelig
gestutzt ist und mit seiner
Fremdheit aber anzeigt, da ich
mi h jetzt nicht mehr verlaufen
kann, so wuchert hinter der glat-
ten Fassade des Wrfels das La-
byrinth, lauert hinter der Geome-
trie der Wald und ich lasse mich
gerne verfuhren.
In diesem verwirrend klaren
Spiel verwischen sich die Abhn-
gigkeiten und Hierarchien von
Funktion und Form, das Gebu-
de tritt ins Gesprch mit sich
selbst, wird selbstbezglich und
erhebt sich damit in die hheren
Sphren der Zw ecklosigkeit,
kurz: es wird zum Mythos.
Gnther Uhlig
Ob en:
Schni t te durch den
M e d i e n t u r m .
Rechts:
Axonometr ie der
Erschl ieungen.
Grundrisse verschiedener
Ebenen:
von links nach rechts:
Niveau 116, Niveau 121
( M edi ent hea t er ) ,
N i veau 137 f t 140 ( M e -
d i enm useum und W er k -
s t t t en) .
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Ob en:
Schni t t m i t M edi ent hea -
ter , Medienmuseum und
Gegenwartsmuseum,
Links:
M ode l l f o t o .
Zum Rem Koolhaas
-
ZKM Gebude
Es gibt seit einigen Jahren die
Grndungen von Medienhoch-
schulen. Ein notwendiger
Schritt. Aber genauso notw endig
ist es, da die neuen Medien
nicht in alte Gebude abgescho-
ben werden, sondern in Gebu-
de,
die auf ihre Bedrfnisse zuge-
schnitten sind, neue Prsenta-
tions-
und Forschungsmglich-
keiten erhalten. Das ZKM-Gebu-
de von Rem Koolhaas hat ber
seinen tatschlichen Gebrauchs-
wert hinaus eine symbolische
und signalhafte Wirkung in das
21 . Jahrhundert, die fr d ie Legi-
timitt der Medienkunst unerl-
lich ist. Das sthetische Feld ope-
riert ja in keiner machtfreien Zo-
ne, sondern innerhalb anderer
Felder, die konomisch und poli-
tisch besetzt sind. Insofern wre
der Nicht-Bau des Koolhaas-Pro-
jektes eine kulturelle Katastro-
phe fr die Medienkunst. Denn
es ist das erste Architekturpro-
jekt, das die Frage nach dem ge-
eigneten architektonischen
Raum fr die Knste des elektro-
nischen Raumes stellt, also die
Frage nach der Funktion eines
Gebudes im telematischen Zeit-
alter.
Peter W eibel
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Der Wrfel
als
mediales Tor
Der Koolhaas-Wrfel setzt ein
Zeichen fr die Stadt von mor-
gen. Warum?
Zunehmend erleben wir die
Zeichen-Werdung des urbanen
Raum es, die tendenzielle Um-
wandlung des architektonischen
Ding-Krpers in einen Zeichen-
Krper. Diese Umwandlung zeigt
sich der W ahrnehmung z.B.
im Transparent-Werden der
dinglich-materialen Oberflchen,
in den neuen Durchsichtigkei-
ten, in denen die Grenzen von
Innen und Auen verwischt
werden;
in der Spiegelhaftigkeit der
Glasfassaden, die die Wnde zu
enormen Bildflchen werden
lassen;
in der beschleunigten Um-
wandlung von Raumkrpern
und Raumfeldern in museale, hi-
storisch e Texte.
In einem derartigen semiotisch-
urbanen Feld mu sich der neue
architektonische Raumkrper be-
wh ren und behaupten. Ich den-
ke,
da der Koolhaas-Wrfel-
Entwurf fr das ZKM genau
das tut.
Der Wrfel entsteht an der
Peripherie der Stadt, n icht im
Zentru m, im Schnittfeld der Ver-
kehrsachsen, die Karlsruhe euro -
pisch vernetzen. Horizontal
und vertikal ist der Raumkrper
angeschlossen an Bewegungs-
und Zirkulationsflsse. Diese
ganz direkten Anschlsse durch
Unterfhrungen, Tunnels, Ram-
pen mit Bahnhof und Autobahn
ffnen den Bau, machen ihn
weltoffen, vernetzen ihn .medial'.
Das eigenartige industrielle
Brachland zwischen Bahnhof
und Autobahn erscheint als idea-
les .mythisches' Randterritori-
um : a ls idealer symbolischer O rt,
an dem sich gegenber dem be-
setzten zentralen Zeichenfeld
der Stadt prgnant und signifi-
kant ein neues Zeichen aufrich-
ten lt.
Das Zeichen des transparen -
ten Wrfels bezeichnet ein neu-
es mediales Tor zur Stadt, durch
das man hindurchgeht, in das
man hinein- und hinausgeht.
Das Gebude als Tor ist d urch-
gngig, durch-sichtig: von in-
nen durchsichtig auf das Auen
der Stadt, von auen durchsich-
tig auf das Innere des Gebudes.
Innen- und Auengrenzen vermi-
schen sich .medial' an diesem
Ort des Durchgangs.
Der Koolhaas-Wrfel wird
zum idealen Raumzeichen fr
die mediale Modernitt des n eu-
en Zeitalters. Der transp arente
Wrfel als mediales Tor kann so-
mit auf ganz andere Weise sym-
bolische Raummarke sein als es
je ein vorgegebener historischer
Raumkrper mit einer Flle von
mitlaufenden und zurcklaufen-
den Konnotationen sein knnte.
Von der Sprache der Zeichen her
betrachtet steht der Wrfel und
seine Botschaft - anders als das
IWKA-Gebude - auf demselben
Modernittsniveau - wie etwa
neueste medienvermittelte Texte
- und gerade um Produktion
und Reprsentation derartiger
Medientexte gehtesja in dem
neuen Zentrum fr Kunst und
Medientechnologie.
Der Wrfel erweitert signifi-
kant das Zeichen- und Textfeld
der Stadt - er setzt ein Zeichen
fr die Stadt von morgen.
Gtz Groklaus
Unt en:
Grundrisse von links
nach rechts:
Niveau 144 Et 145 (Ge-
genwartsmuseum),
Niveau 150 f t 153 (Vor-
tragssaal und Bibliothek),
N i ve a u 1 5 6 1 5 9 ( G e -
genwartsmuseum),
Niveau 168 Et 171
(Dachterrasse) .
Ob en:
Axonom et r i e des M e -
dienwrfels (Computer-
zeichnung) .
Rechts:
Fassadenausschnitt.
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inks und oben:
assadenausschnitte
(Computerzeichnung) .
Rechts
ob en:
Ostfassade
Rechts:
Westfassade.
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Frderpreis 1992
Junge Architekten
zeichnen'
Die Frankfurter Architekten
Heinrich Wrner und Eckhart
Zeller stiften
zum
fnften
Mal ih-
ren Frderpreis - , Junge Archi -
tekten zeichnen'
und
stellen
ihn
diesmal unter
den
Leitgedanken
v on
Le
Corbusier (1887-1956):
... Zeichnen, das heit sehen
und lernen,
wie
Dinge
und Men-
schen wachsen, sich entfal ten,
und sterben.. .
Ich
habe
nie
aufge-
hr t zu zeichnen und zu malen
und habe dabei nach
den Ge-
heimnissen der Form gesucht,
wo immer
ich sie
finden konn-
te..."
Erwartet werden Freihand-
zeichnungen,
die im
Sinne
die-
ser Idee inspiriert sind. AlsPreis-
summe werden 10.000,-
DM zur
Verfgung gestel l t .
Der
Frder-
preis wird alle zwei Jahre
neu
ausgeschrieben.
Teilnahmeberechtigt sind alle
jungen Archi tekten
und
S tudie-
renden
der
Fachr ichtung Archi -
tektur
an
Gesamt-
und
Fach-
hochschulen, Universi tten
und
Kunstakademien
in
Deutschland.
Zugelassen sind
die
Teilnehmer
bi s
zum
Geburtsjahrgang
1964.
Abgabetermin
der
Arbeiten
ist
der
1.
Oktober
1992.
Im Preisgericht entscheiden:
Dr. Dieter Bartetzko, Freier Jour-
nalist, Frankfurt
-
Karsten
Bek-
ker, Architekt , Hamburg - Prof.
Peter Jokusch, Architekt, Kassel
- Prof. Rdiger Kramm, Archi-
tekt , Darmstadt
-
Claudia Meix-
ner, P reistrgerin 90, Frankfurt.
Die Preisverleihung
am 7. No-
vember 1992, mit anschlieen-
der Ausstellung aller Arbeiten,
findet in den Rumen desDeut -
schen Werkbundes, Frankfurt /
Main, stat t .
Die Wettbewerbsunterlagen
m it
den
Tei lnahmebedingungen
knnenvon denTeilnehmern an-
gefordert werden
bei
W r ner + Par tner
Archi tekteningenieure
Hammarskjldr ing
133
6000 Frankfurt /Main
50
Buchtips
Stadt
Arnold, Klaus-Peter: Garten-
stadt . Vom Sofakissen zum S td-
tebau.
Die
Geschichte
der
Deut -
schen Werksttten und der Gar-
tenstadt Hellerau, Dresden,
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City
De-
sign. Writ ings and Projects of
Kevin Lynch, Cambridge,
MA,1990
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Neue Stadtrume
in
Barcelona.
Stadterneuerung durch Pltze,
Parkanlagen
und
Skulpturen,
Zrich,
1991
Marcuse, Peter/F. Staufenbiel:
W ohnen
und
Stadtpolitik
im Um-
bruch. Perspektiven der Stadter-
neuerung nach
40
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DDR,
Berlin, 1991
Novy, Klaus/B.v. Neumann-Co-
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Berlin.
Ein
Arbeitsprogramm wird vorge-
stellt, Berlin
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Von der
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Wacker: Insel
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Ein
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Das
bauliche
Gestalten, Birkhuser Verlag,
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Intelligente Gebude- Energie
sparendes Bauen
Zur Entwurfswerkstatt Wohl-
temperierte Architektur" sind
zwei Publikationen erschienen.
Das Entwurfshandbuch (15,-
DM) informiert ber Konzepte
passiver Klimakontrolle, ber in-
telligente Haustechnik, variable
Gebudehllen und exemplar i -
sche Projekte.
Der
Katalog
zur
Ausstellung
in der
Galerie Aedes
(15,-
DM)
stellt
7
Projekte
fr
energiesparende Brogebude
in
Berlin
vor, die
whrend
der
Werkstatt
von 80
Studenten
in
Zusammenarbeit
mit
William
Al-
sop, Thomas Herzog, Peter
Hb-
ner,
Jan
Kaplicky, David Nelson,
Cedric Price, Otto Steidle
und 8
Ingenieuren entwickelt worden
sind. Beide Publikationen sind
im Fachbuchhandel oder gegen
Vorauszahlung (Scheck) erhlt-
lich
bei
Philipp Oswalt
Gneisenaustrae
43
1000 Berlin
61
Literatur zum
Thema: Gestaltung
der Landschaft
Denatured Visions. Landscape
and Culture
in the
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Century. Hrsg. Stuart Wrede
and Will iam Howard Adams,
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Pro-
gressive Architecture, Juli
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Landscape Design
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Wave
in California, Process: Architec-
ture, Tokyo 1985