Hilflos ohne Mama - persoenlichkeits-blog.de

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JournalMünchner Merkur

Das Wochenend-Magazin des Münchner Merkur

Münchner Merkur Nr. 221, Wochenende, 24./25. September 2011

Heißes EisenBrandzeichen oder Chip?Pferde-Liebhaber im Streit. > Seite 3

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BUCHTIPPS> Frauen wollen erwachseneMänner: Warum Männer sichablösen müssen, um lieben zukönnenVon Roland Kopp-Wichmann,Kreuz-V., 200 S., 16,95 Euro.> Vater-Töchter, Mutter-Söh-ne: Wege zur eigenen Identi-tät aus Vater- und Mutterkom-plexenVon Verena Kast, Kreuz-Verlag,280 Seiten, 14,95 Euro.> Mutter und Sohn.Eine besondere Beziehung.Von Evelyn Bassoff, PatmosVerlag, 253 Seiten, 9,95 Euro.

IMPRESSUMVerantwortliche LeitungMatthias Buschmbusch@merkur-online.deTel: 089/5306-412Fax: 089/5306-8657

MAMAS BERÜHMTE LIEBLINGE .........................

WICHTIGER ALS ALLES ANDERE> Fußballstar Ronal-do: „Ich bin ein Mut-tersöhnchen.“> Modezar RudolphMoshammer (gest.:2005): „Ich hattenur eine einzige Ver-traute: Mama.“> Schauspieler Co-lin Farrell: „Ich liebenichts so sehr, wiemeine Mutter zu ver-wöhnen. Alles wasich erreicht habe,ist alleine ihr zu ver-danken.“> Rapper Bushido:„Mama bleibt dieschönste Frau hierauf Lebenszeit. Soein großes Herz hatkeine andere Frau.“(aus dem Song: Nurfür Dich (Mama).> „Kaiser“ Franz Be-ckenbauer: „MeineMutter war die wich-tigste Frau meinesLebens.“> Sänger Justin Tim-berlake: „Sie be-deutet mir mehr alsalles andere. Sie istdie Einzige, derenRat ich voll respek-tiere.“> Hollywood-StarLeonardo DiCaprio:„Für meine Mutterbin ich immer nochder kleine Bub, derbeschützt werdenmuss. Das ist sehrheilsam für mich.“> Schauspieler Mat-thew McConaughey:„Von Mama habeich alles gelernt.“

Fußballer Ronaldo mit Mama Sonia. DDP

Matthew McConaughey mit Mama Kay.

Rapper Kanye West mit Mama Donda. AP

Schwiegermutter aus demHaus und ruft theatralisch:„Sie oder ich!“Dass David nicht eher eineTrennlinie gezogen hat, ist ty-pisch für Muttersöhne. „Sietrauen sich nicht, die Mutterloszulassen“, sagt Diplom-Psychologe Roland Kopp-Wichmann. „Denn im Grun-de ist er immer noch ein Bub.Und sie ist immer noch FrauNummer eins. Insofern setzter alles dran, damit es ihr gutgeht. Seine Partnerin musssich hinter ihr einreihen.“Wer glaubt, dass das ein sel-tenes Phänomen ist, irrt.„Schätzungsweise die Hälftealler Männer sind noch nichtvon ihrer Mutter abgelöst“,so Kopp-Wichmann. Das zei-ge sich darin, dass der Kon-takt zu ihr entweder total ab-gebrochen oder aber außer-gewöhnlich intensiv ist.

Verwöhnt undverhätschelt„Doch die Männer merken inder Regel überhaupt nicht,dass sie ihrer Mutter zu nahesind“, weiß der Experte. DasProblembewusstsein fehlevöllig. „Wenn die Frau ge-nervt ist, dass er täglich mitseiner Mutter telefoniert,heißt es meist: Ich habe halteinen guten Draht zu meinerMutter, was soll denn daranschlimm sein?“ Mamas Lieb-ling sei, auch typisch, beson-ders schnell eingeschnappt,sagt Kopp-Wichmann. Legesich die Ehefrau womöglichnoch mit der Mutter an, dannfängt er das Toben an.Wenn alle nur so wären wieMama – diesen Wunsch über-trägt der Muttersohn auf sei-ne Partnerin. Sie soll sich umihn kümmern, ihn versorgen,bekochen, verhätscheln, ihmhinterherräumen und mög-lichst jeden Wunsch von denAugen ablesen. Da mutierenselbst erfolgreiche Unterneh-mer zum Bub. Sie machenweltweit Geschäfte, sind abernicht in der Lage, getrageneUnterhosen in die Schmutz-wäsche zu werfen. Egal, wiesehr das die Partnerin nervt.„Wie es ihr geht, ist wenigerwichtig, es geht in erster Li-nie um ihn“, so Kopp-Wich-mann. „Schließlich ist er seitfrühester Kindheit gewohnt,dass sich die Welt um ihndreht.“ Doch im Alter vonvier bis sieben Jahren hätte erden Absprung schaffen müs-sen – raus aus dem Machtbe-

VON S.-SOPHIE SCHINDLER

Paul Winkelmann ist verliebt.Und da lässt man(n) sich ger-ne mal zu großen Wortenhinreißen. So gesteht er sei-ner Margarethe: „Dann mussich jetzt etwas zu Ihnen sa-gen, was ich nur einmal imLeben zu einer Frau gesagthabe: Ich würde mich mit Ih-nen in einer Tonne durch dieNiagara-Fälle treiben las-sen... Das hab’ ich bisher nurzu meiner Mutter gesagt.“Margarethes Antwort ist er-nüchternd: „Da würde ichSie dann doch bitten, liebermit Ihrer Frau Mutter zu rei-sen.“Recht hat sie! Denn Mutter-söhnchen vom Schlage einesPaul Winkelmann, der in Lo-riots erstem Kinofilm „Ödi-pussi“ noch mit 56 Jahren un-ter der Fuchtel seiner resolu-ten Mama steht, sollte Fraudie Finger lassen. Auch wennein Mann, der sich wie einMinderjähriger aufführt, einewunderbare Witzfigur abgibt:In der Realität ist der Um-gang mit „Mamas kleinemLiebling“ alles andere als einZuckerschlecken.

Mutti ist dieNummer einsDavon kann Pia ein Lied sin-gen. Die 29-Jährige hat erlebt,wie sehr die enge Bindungzwischen ihrem Mann undseiner Mutter die Ehe zerrüt-tet hat. „Ständig war sie umDavid besorgt. Mindestensein- bis zweimal in der Wo-che kam sie vorbei und koch-te für ihn. Oft machte sie dieWäsche gleich mit oderwischte im Bad noch maldurch“, erzählt die Münch-nerin. Doch damit nicht ge-nug: Manchmal übernachtetedie Schwiegermutter auf derCouch im Wohnzimmer, be-gleitete ihren Sohn und Piains Restaurant, flog mit inden Urlaub. Irgendwann ras-tet Pia aus: Sie wirft die

HilflosohneMamaJeder 2. Mann ist ein Muttersohn

Die Freundin ist weg, die Mama blieb ihm: Filmstar Leonardo DiCaprio auf der Berlinale 2010zwischen seiner Ex-Lebensgefährtin Bar Refaeli und Mutter Irmela. REUTERS

reich der Mutter und hineinin die Welt der Männer. „Dasgeht natürlich nur, wenn einVater oder ein anderer männ-licher Bezugspartner da ist,der sich um ihn kümmert“, soder Psychologe. „Also einer,der mit ihm zum Zelten geht,Fußball spielt, gemeinsamein Baumhaus baut.“Wo männliche Vorbilder feh-len – sei es durch Trennungder Eltern oder weil der Vaterzwar physisch anwesend,aber emotional nicht erreich-bar ist –, vergrößert sich auto-matisch der Raum, den dieMutter einnimmt. Und stattihn loszulassen, was ein na-türlicher Prozess in der El-tern-Kind-Bindung sein soll-te, bindet sie ihn noch stärkeran sich. „Oft erhält der Sohneinen Platz, der dem Vatergehört – er wird zum Partner-ersatz“, sagt die Sozialwis-senschaftlerin Claudia Hey-ne. Somit ist er in allen Le-benslagen Ratgeber der Mut-ter. „Einerseits schmeicheltdas dem Sohn, andererseitsist er mit der Rolle überfor-dert, denn er ist Kind derMutter und nicht derenMann oder gar Geliebter!“

Hass gegenalle MännerDoch die notwendige Ablö-sung werde von der Mutter,wenn es bereits so weit ge-kommen ist, nur in den sel-tensten Fällen erlaubt. Späterschafft es der Sohn nurschwer, sich aus eigener Kraftabzulösen – meist gelingt daserst durch therapeutische Be-gleitung. So wie bei Stephan,42, aus einem MünchnerVorort. „Für mich war esganz normal, dass ich jedenTag nach der Arbeit bei Muttivorbeischaue. Sie hat ja sonstniemanden mehr“, erzähltder Akademiker. Erst dannsei er zu seiner Frau gefahren.Es wäre wohl endlos so wei-tergegangen, hätte ihn seineFrau nicht irgendwann zumPaartherapeuten geschleppt.„Da ging mir ein Licht auf“,sagt Stephan. Auch für dieFlaute im Bett gab’s plötzlicheine Erklärung: „Der Thera-peut hat mir klargemacht,dass ich keine Lust mehr aufSex mit meiner Frau hatte,weil ich in ihr die Mutter ge-sehen habe – und wer schläftColin Farrell mit Mama Rita. AP

Moshammer mit Mama Else (1993). DPA

Paraderolle: Loriot alsMuttersöhnchen PaulWinkelmann mit seinerFilmmama Louise (Ka-tharina Brauren) in„Ödipussi“ (1988).FOTO: VERLEIH

Für viele Männer gibtes nur eine Frau in ih-rem Leben: die Mama.Dass das nicht gutge-hen kann, zeigen auf-fällige Verhaltenswei-sen und Millionen ka-putte Beziehungen.

schon freiwillig mit seinerMutter?“Und es gibt auch den „bösenMuttersohn“. So weiß manum die ungewöhnlich engeMutter-Sohn-Bindung vonMännern, die wie Hitler, Sta-lin, Goebbels und Mussolinidie dunkelsten Kapitel derGeschichte geschrieben ha-ben. „Eine der auffälligstenEigenheiten ist: ihre Zerstö-rungsenergie richtet sich ge-gen Männer“, sagt VolkerElis Pilgrim. Der Psychologeund Autor erklärt das so: „Je-der litt unter einem anderenTyp von Vatermangel, der zurMutternähe führte. Der frü-here Hass auf den Vater, derden Sohn sozusagen im Stichgelassen hat, richtet sich nungegen alle Männer. Es ist diespäte Rache für das Nicht-Männlich-Geworden-Seinder Muttersöhne.“Ob man selbst ein Mutter-sohn ist oder mit einem sol-chen verheiratet, der besteWeg sei, sich dem Thema zustellen, so Kopp-Wichmann.„Ablösungskonflikte sindhäufig.“ Die Partnerin solltesich der ihr aufgedrängtenMutterrolle entziehen: „EineFrau hat mir erzählt, dass siedie Wäsche ihres Mannesnicht mehr wäscht, wenn sienicht im Wäschekorb liegt.Das ist ein Anfang, dennMänner reagieren eher aufKonsequenzen als auf Vor-würfe.“ Klare Grenzen mussauch der Mann ziehen undbeispielsweise zu häufige Be-suche ablehnen. Kopp-Wich-mann: „Man kann der Mutterfür vieles dankbar sein, aberdie Partnerin muss an ersterStelle stehen...“

LEBENSARTPerfekt per KlickMaßgeschneiderte Anzügeund Kleider sind immergefragter. > Seite 2

BÜCHERMagie unter WasserEin toller Bildband undspannende Romane heuteauf der Buchseite. > Seite 5

SPRITZTOURENZwei ungleiche BrüderHochalplkopf und Rappen-spitze: Einsame Tour imKarwendel. > Seite 6

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