Integration verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen ... · (Hörmannsdorfer et al. 2007) –...

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G Integration verschiedener wissenschaftlicherDisziplinen in die Risikobewertung –das Beispiel MRSA beim Schwein

Annemarie Käsbohrer & Bernd-Alois Tenhagen

Fachgruppe Infektionsepidemiologie und Zoonosen

Nationales Referenzlabor für Antibiotikaresistenz

A. Käsbohrer, 08.11.2007, 5 Jahre BfR - Wie kann Wissenschaft Verbraucher schützen? Seite 2

Gliederung

Mikrobiologische

Risikobewertung

MRSA als Beispiel eines

„neuen“ hazard

Integration der Disziplinen

in die Risikobewertung

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Komponenten der Risikobewertung

Gefahrenidentifizierung

Expositionsabschätzung Gefahrencharakterisierung

Risikocharakterisierung

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Gefahrenidentifikation – Staphylococcus aureus

katalasepositive Kokken, fakultativ anaerob

vergleichsweise unempfindlich

gegen Umwelteinflüsse

weit verbreitet

Lebensmittelvergiftung

– hitzestabile Enterotoxine

Tierkrankheiten

– z.B. Mastitis

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Gefahrenidentifikation –

Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA)

Resistenz gegen Oxacillin- bzw. Cefoxitin

• Bildung des zusätzlichen Penicillinbindeproteins (PBP2a),

• kodiert durch das importierte Gen mecA

• Mobiles genetisches Element: Genkassette(„Staphylococcus cassette chromosome mec (SCCmec)“)

SCCmec codiert Mehrfachresistenz

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Gefahrencharakterisierung - MRSA beim Menschen

Fakultativ pathogener Besiedler von Haut und Schleimhäuten

– Häufig temporäre Besiedlung

Erreger nosokomialer Infektionen im Krankenhaus

(hospital acquired - hMRSA)

Infektionen unabhängig von Krankenhausaufenthalten

(community acquired – cMRSA)

– Risikofaktor für cMRSA-Besiedlung:

Antibiotische Behandlung

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MRSA bei Tieren - Wie alles begann…

Sporadische Nachweise bei zahlreichen Tierarten

– Nachweise vor allem im Zusammenhang mit Tierkliniken

– Bei klinisch erkrankten Tieren

– Menschen als wahrscheinliche

Infektionsquelle

– Rückübertragung möglich

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MRSA beim Schwein – die neueren Funde

Hohe Prävalenz von MRSA bei Landwirten in NL und F

Häufung von Besiedlungen in einer Landwirtsfamilie in NL

� Untersuchungen im Umfeld der Familie

� Nachweis des Erregers

– in der Nase klinisch unauffälliger Schweine

� Einleitung umfangreicher Untersuchungen an Schlachtschweinen

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Gehäufter Nachweis von MRSA bei Schweinen

Untersuchung von 540 Schweinen aus 54 Schlachtchargen:

– 45 / 54 (81%) Schlachtchargen positiv

– 41 % der Tiere waren positiv

– Alle nachgewiesenen Isolate waren genetisch verwandt

– Nachweis des MLST - Typs ST 398

De Neeling et al., 2007

� Der Typ MRSA ST398 wurde in der Vergangenheit in NL selten beim Menschen nachgewiesen

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Nachweis auf allen ProduktionsstufenZuchtsauen, Ferkel, Mastschweine

Verbreitung über Handelidentische Klone in Zulieferbetrieben

Antibiotika als Standardmedikation ist Risikofaktor

In positiven Betrieben meist auch Landwirte besiedelt

Van Duijkeren et al., 2007

Weitere Untersuchungen bei Schweinen in NL

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Nachweise von MRSA bei Schweinen in D

– Bayern: 20 / 100 Isolaten

(Hörmannsdorfer et al. 2007)

– Bft-GermVet: 6 / 90 Isolaten (ST 398)

(Schwarz et al. 2007)

Oxacillin-Resistenz bei S. aureus aus klinischem Material

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Nachweise von MRSA in Lebensmitteln

Lebensmittel insgesamt

– 0 / 42 Bayern

Schweinefleisch

– 5 / 25 Niederlande (Veerman 2006)

– 0 / 142 Schweiz (Nitzsche et al. 2007)

Geflügel

– 5 / 24 Niederlande (Veerman 2006)

Kalbfleisch

– 2 / 64 Niederlande (Veerman 2006)

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Expositionspfade für den Menschen

Mensch Mensch

Tier

Emissionen

Karkasse

Fleisch

Mahlzeit

Verzehr LM

Herstellung

Verarbeitung

Zubereitung

Kontakt LM

Tierhaltung

Kontakt mit Tieren

Umwelt�

� �

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Bakterien in der Abluft von Tierhaltungen

Nachweis von Staphylokokken bis

zu 470 m in Windrichtung vom Stall

(Hartung & Schulz 2007)

Nachweis resistenter Stämme in

der Abluft von Ställen bis zu 150 m

Entfernung (Gibbs et al. 2006)

1

10

100

1000

10000

100000

-25

innen 25 50 10

0

150

Abstand zur Anlage rel. zu Windrichtung (m)

Kei

mza

hl

(kb

E/c

m3)

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Expositionspfade für den Menschen

Mensch Mensch

Tier

Emissionen

Karkasse

Fleisch

Mahlzeit

Verzehr LM

Herstellung

Verarbeitung

Zubereitung

Kontakt LM

Tierhaltung

Kontakt mit Tieren

Umwelt�

?

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Staphylokokken auf Schweineschlachtkörper

0

25

50

75

100

Entbluten Brühen Entborsten und

Abflämmen

Trimmen Kühlung

Zeitpunkt Probenahme

An

teil

po

siti

ver

Pro

ben

(%

)

Schlachthof A

Schlachthof B

Quelle: (Spescha et al. 2006)

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S. aureus auf Schweinekeulen

0

10

20

30

40

0 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6

S. aureus Log10 kbE/cm2

An

teil

Hin

terv

iert

el %

•23 % der Hinterviertel trugen S. aureus

•Erhebliche Unterschiede in der

Keimkonzentration zwischen Lieferanten

Quelle: Schraft et al. 1992

Untersuchung im Verarbeitungsbetrieb, d.h. nach der Kühlung

10,5%

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Expositionspfade für den Menschen

Mensch Mensch

Tier

Emissionen

Karkasse

Fleisch

Mahlzeit

Verzehr LM

Herstellung

Verarbeitung

Zubereitung

Kontakt LM

Tierhaltung

Kontakt mit Tieren

Umwelt�

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MRSA hat ein zoonotisches Potential

Exposition des Menschen in Deutschland über verschiedene Wege und Tierarten ist nicht auszuschließen

Die Bedeutung der verschiedenen Wege und Tierarten kann

derzeit nicht quantitativ bewertet werden

Eine weite Verbreitung und Ausbreitung des Erregers ist zu

befürchten

Eine erhöhte Exposition (auch über Menschen) ist nicht

auszuschließen

Vorläufige Risikobewertung

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Integration verschiedener Disziplinen

Gefahrenidentifizierung

Mikrobiologie/Molekularbiologie

Epidemiologie

Expositionsabschätzung

Tierhygiene und Lebensmittelhygiene

Lebensmitteltechnologie

Mikrobiologie

Epidemiologie

Gefahrencharakterisierung

Mikrobiologie/Molekularbiologie

Human- und Veterinärmedizin

Ausbruchsuntersuchung

Epidemiologie

Risikocharakterisierung

Zusammenwirken aller Bereiche

Modellierung

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Beteiligte Bereiche

BfR, Abteilung 4, Biologische Sicherheit

FGr 41 - Mikrobiologie

FGr 42 - Lebensmittelhygiene, -technologie

FGr 43 - Epidemiologie, Analyse Prozesskette

FGr 44 - Ausbruchsuntersuchungen

FGr 45 - Molekulare Typisierung

4Z - Resistenzbestimmung

ExternBundesministerium (BMELV) und Landesministerien

Untersuchungseinrichtungen der Ländern

Bundesinstitute (RKI, FAL, FLI, BVL)

Universitäten

Internationales Netzwerk von Kontakten, einschließlich CRLs

NRL koagulase positive Staphylokokken

NRL Epidemiologie der Zoonosen

NRL Antibiotikaresistenz

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INS

TIT

UT

F

ÜR

RIS

IKO

BE

WE

RT

UN

G Vielen Dank

für die

Aufmerksamkeit

Annemarie Käsbohrer

Bundesinstitut für Risikobewertung

Thielallee 88-92 � D-14195 Berlin

Tel. 030-8412-2202 � Fax 030-8412-4741

a.kaesbohrer@bfr.bund.de � www.bfr.bund.de