Post on 08-Apr-2016
description
Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de06.2010 . 2. Jahrgang
5,80 Euro
Nicht nur Gebäudeverdienen Denkmalschutz
Brunnen, Wasseresel undSchafe erleichtern den AlltagFamilie Krome und ihre„Hilfe für Äthiopien”
Stifterunterhalt aus dergemeinnützigen StiftungStifter bei der Festlegung desVersorgungsberechtigten frei
Kleine Projekte mitgroßer WirkungDAVID 2010 zeichnet dreiSparkassenstiftungen aus
Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt Erhalt zweier historischer Schiffe
Werte stiften � 3
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
in der letzten Ausgabe haben wir geschrieben, dass trotz
der Banken- und Wirtschaftskrise in Deutschland eine
ungebrochene Spendier-und Stifterfreudigkeit herrschen
würde. Wie die jüngste Erhebung der Wirtschaftforscher
der Gesellschaft für Konsumforschung GfK in Nürnberg
ergab trifft das leider für das Gesamtjahr 2009 nicht zu.
So hat die Spendenbereitschaft der Deutschen im letzten
Jahr leicht nachgelassen. Gegenüber dem Vorjahr redu-
zierte sich das Spendenvolumen um drei Prozent auf
knapp 2,1 Milliarden Euro. Das Spendenaufkommen hat
sich demnach vor allem in der ersten Jahreshälfte 2009
deutlich rückläufig entwickelt. Im zweiten Halbjahr lag
es fast auf Vorjahresniveau. Auslöser für die Spendenbe-
reitschaft im Herbst waren vor allem Naturkatastrophen
in Südostasien, wie der schwere Wirbelsturm auf den
Philippinen und das Erdbeben auf Sumatra. Insgesamt re-
duzierten sich die Zuwendungen an Hilfsorganisationen,
gemeinnützigen Organisationen und Kirchen jedoch um
rund 65 Millionen Euro gegenüber 2008.
Auch die Zahl der privaten Spender war im letzten
Jahr deutlich rückläufig. So sank erstmals die Spender-
quote knapp unter die 20 Prozentmarke. Besonders ge-
berfreudig zeigten sich weiterhin die älteren Menschen.
Rund die Hälfte des Spendenvolumens kam von Perso-
nen mit einem Alter von 60 Jahren oder darüber. Ange-
sichts der Finanz-und Wirtschaftskrise reduzierten die
Spendenorganisationen ihre postalischen Spendenauf-
rufe deutlich. Mit rund 182 Millionen Mailings lag die
Zahl um fast 18 Prozent unter dem Vorjahr.
Den leichten Rückgang des Spendenaufkommens
haben alle Empfängerorganisationen gleichermaßen zu
spüren bekommen. Immerhin gehen die Spenden an rund
600.000 gemeinnützige Vereine und 15.000 Stiftungen.
In diesem Jahr scheint sich wieder eine Normalisierung
abzuzeichnen, auch wenn die Euro-Krise, die durch das
Schuldendesaster von Griechenland ausgelöst wurde,
deutliche Spuren hinterlassen wird. Denn bisher hat
diese neuerliche Krise den Aufschwung in Deutschland
nicht gedämpft. Wirtschaftsinstitute erwarten in diesem
Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,75 Prozent und
2011 sogar von zwei Prozent. Eine schlechte Simmung
in der Wirtschaft belastet nicht nur das Spendenaufkom-
men, auch bei den Stiftungen sind Konjunkturschwan-
kungen spürbar. Noch aber wird gespendet und noch
verzeichnen die Stiftungen kaum Rückgänge. Eine Studie
zeigt, dass in Deutschland die Infrastruktur rund um das
Thema gemeinnütziges Engagement und Spenden aus-
baufähig ist. Es gibt zu wenig unabhängige Mittlerorgani-
sationen, die Fördermöglichkeiten aufzeigen und bewer-
ten. Nicht einmal jede zweite Stiftung bewertet ihre Ar-
beit regelmäßig oder stellt strategische Überlegungen an.
Nachdem aber in Deutschland immer noch viel Geld auf
der hohen Kante liegt, vor allem auch bei Privatperso-
nen, müssen noch mehr Anreize für Stiftungen geschaf-
fen werden. Eine Aufgabe, der sich auch dieses Magazin
verpflichtet fühlt.
In diesem Sinne
Dr.Wolf-R. Scharff
Chefredakteur
dr.wolf-r.scharff@werte-stiften.de
4 � Werte stiften
Vergessene Krisen im FOKUS
Fotoausstellung von „Ärzte der
Welt” und Instituto Cervantes
München eröffnet
Seite 66
Foto
: Ya
nn
is K
on
tos
Leben als Verstümmelter„Zwischen 1991 und 2002 geriet Si-erra Leone in eine Spirale von Kon-flikten und Gewalt. Auslöser warenAuseinandersetzungen um das Dia-mantenvorkommen des Landes. Ob-wohl Sierra Leone jährlich Diaman-ten im Wert von 300 bis 450 Millio-nen Dollar exportiert und damit einesder rohstoffreichsten Länder der Weltist, ist die Bevölkerung des Landesarm. Günstlinge des Regimes berei-chern sich, während die breite Bevöl-kerung mit dem niedrigsten Durch-schnittseinkommen der Welt lebt. Indem Bürgerkrieg wurden 75.000 Men-schen getötet und etwa 20.000 ver-stümmelt. Die Rebellen der Revolutio-nären Front (RUF) verbreiteten Angstund Schrecken unter der Zivilbevölke-rung, indem sie ihren Opfern Hände,Arme oder Beine amputierten. AbuBakarr Kargbo, 31 Jahre alt, ist einervon Tausenden Amputierten.“
Werte stiften � 5
Portraits8 Gegründet für das Wohl der Kinder in der Region
Die Treuhandstiftung von Dr. Konrad Wiegand
unterstützt das SOS-Kinderdorfs Oberpfalz
12 Brunnen, Wasseresel und Schafe erleichtern
den Alltag
Familie Krome und ihre „Hilfe für Äthiopien”
Meldungen14 Die „Graue Tiertafel“
14 Bei REWE blüht Ihnen was
15 Mobil zum Spiel
15 Vermögen trotz Finanzkrise vermehrt
16 34 Schülerstipendien
16 Roland Berger Preis für Menschenwürde verliehen
17 Richtig. Wichtig. Lebenswichtig!
18 Bibliothek Braunschweig erhält Bibliothekspreis
der VGH-Stiftung
18 Auch Flüchtlingskinder sind nun endlich Kinder
19 Uwe Seeler hängt HSV-Spatzen-Hochhaus auf
20 Leise Superlative
20 Deutscher Engagementpreis 2010
21 Auf dem Laufsteg für den guten Zweck
21 Leben mit Parkinson
22 Bürgerstiftung Puschendorf gegründet
22 Bildung für alle
23 Spannende Umweltbildung
23 Zahnarzttermin für Meister Petz
Aktuelles24 3.000 Kinder in Äthiopien danken der MS Europa
26 „Sie sind die Einzige, bei der ich nichts muss“
27 Das „zufällige“ Waisenhaus in Benin
28 Kleine Projekte mit großer Wirkung
Stiftungspreis DAVID 2010
31 Solidarität – jetzt erst recht!
Verein SODI feiert 20-jähriges Bestehen
32 Gib ab! Deine Stimme für „Schulen für Afrika“
Kampagne für das Recht auf Bildung
33 Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten
34 Soziale Marktwirtschaft in der Globalisierung
Theodor Heuss Preis 2010
35 „Ich verdanke euch mein Leben“
Amnesty International rettet 17-jährigen Jemiten
36 Netzwerkbildung für das Gemeinwohl
2. „Kieler StiftungsGespräche“
37 Engagement verbindet
Berichte und Kampagnen38 Mit Stiftungen Gutes tun – für sich selbst und andere
Stiftungsberatung am Beispiel der Sparkasse Leipzig
39 Für ein Leben in Würde
Inhalt
6 � Werte stiften
Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner, dieter.weisner@werte-stiften.deStephan Bühring, stephan.buehring@werte-stiften.de
Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, info@werte-stiften.de
Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff, dr.wolf-r.scharff@werte-stiften.de
Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Andrea Löb,Holger Carstens, Karola Weisner, Silke Bobbert
Autoren:Georg Handwerger
Anzeigen:Monika Rockrohr, Telefon 0 91 31.5 30 20-83monika.rockrohr@werte-stiften.de
Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de
Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus
Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Malim Jahr. Es gelten die AGB der Bühring und WeisnerVerlagsgesellschaft GbR und die Anzeigenpreislistevom 01.01.2010
Impressum
40 Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg –
eine Erfolgsgeschichte
43 Bildung im Vorübergehen
Zusatzschilder für hallesche Straßen
44 Neuer Dachreiter für St. Jakobi
Die Sparkassenstiftung Lübeck hilft
45 40 Jahre Engagement für Brasilien
Der gemeinnützige Verein Kinderdorf Rio
46 Streichinstrumente für junge Nachwuchstalente
Giovanni Angeleri unterstützt Albert-Eckstein-Stiftung
49 Eine Lebensgeschichte
Seit 28 Jahren in Kambodscha aktiv
50 Partnerschaft braucht ein Gesicht
Martha-Maria-Stiftung unterstützt Krankenhaus
51 Mitmachen Ehrensache
Jugendliche jobben für den guten Zweck –
52 Von der Nothilfe zur Selbsthilfe
53 Ärzte der Welt
Medizinische Hilfe ohne Krankenversicherung
55 Unterstützung für das Bayerische Rote Kreuz
Erste Ausschüttung der Stiftergemeinschaft der
Sparkasse Bad Kissingen
56 Nicht nur Gebäude verdienen Denkmalschutz
In Bremerhaven unterstützt die Deutsche Stiftung
Denkmalschutz zwei historische Schiffe
Förderpreise / Wettbewerbe58 Kennen Sie die wahren Helden der Einheit?
58 Allianz für Bürgersinn
58 KOMPASS 2010
59 1,4 Millionen Euro für gesellschaftliches Engagement
59 Kroschke Förderpreis 2010
Vermögen und Finanzen60 Nur auf den ersten Blick ein Exot
Der Bertelsmann Genussschein 2001
Recht und Steuern63 Gewährung von Stifterunterhalt aus der
gemeinnützigen Stiftung
Stifter bei der Festlegung des Versorgungs-
berechtigten frei
Personalien66 Personen und Personalien
Termine und Veranstaltungen66 Aktuelle Termin- und Veranstaltungsübersicht
66 Vergessene Krisen im Fokus
Werte stiften � 7
Eine Erfolgsgeschichte
Mit der Stiftergemeinschaft der
Sparkasse Bamberg entwickelt
sich Bamberg zu einer der Stif-
tungshochburgen
Seite 40
8 � Werte stiften
Die Treuhandstiftung von Dr. Konrad Wiegand unterstützt gezielt und nachhaltig die Arbeit des SOS-Kinderdorfs Oberpfalz
Foto: Mathis Leicht
Werte stiften � 9
Portraits
Gegründetfür das Wohlder Kinderin der Region
Manche Kinder und Jugendliche können nicht bei ihren El-
tern aufwachsen. Sie haben ihre Eltern verloren oder sind
sogenannte soziale Waisen. Die sen Kindern eine Familie zu
geben, ist Ziel des SOS-Kinderdorf e.V. Von den insgesamt 46
Einrichtungen gibt es in Deutschland 15 SOS-Kinderdörfer.
Hier leben die Kinder und Jugendlichen zusammen mit
ihrer Kinderdorf-Mutter bzw. ihrem Kinderdorf-Vater in
einem Haus. Und natürlich ihren eigenen sowie neu dazu
gewonnenen Geschwistern. In den SOS-Kinder dörfern
haben die Kinder und Jugendlichen ein ganz normales Fa-
milienleben. Sie gehen zur Schule, helfen im Haushalt, tref-
fen sich mit Freunden, gehen Hobbys nach, machen Sport.
Sie finden Liebe und Geborgenheit, lernen Konflikte und
Probleme zu lösen. Kurz: Die Kinder und Jugendlichen wer-
den auf ein eigenständiges Leben vorbereitet und haben die
Perspektive auf eine gute Zukunft.
Den Weg dieser Kinder und Jugendlichen begleiten viele
Menschen auch außerhalb des SOS-Kinderdorf – durch eh-
renamtliche Tätigkeit, durch Spenden und Stiftungen. Bür-
gerschaftliches Engagement ist für die Mehrheit der Deut-
schen eine Selbstverständlichkeit, ob ihnen die Bedürfnisse
der Kinder und Jugendlichen im Ausland am Herzen liegen
oder ob sie in der eigenen Gemeinde oder Region Gutes
tun wollen. Einige haben zudem den Wunsch, nachhaltig zu
helfen, zum Beispiel Dr. Konrad Wiegand.
Eine Stiftung unter dem Dachder SOS-Kinderdorf-Stiftung
Der Unternehmer aus dem oberfränkischen Steinbach im
Wald hat im November 2006 unter dem Dach der SOS-Kin-
derdorf-Stiftung eine Treuhandstiftung gegründet, die Dr.
Konrad Wiegand Stiftung. Der Grund: Dr. Wiegand glaubt an
die Philosophie von SOS-Kinderdorf, möchte aber ganz ge-
zielt die benachteiligten Kinder und Jugendlichen in seiner
Heimat unterstützen. Seine unselbstständige Stiftung gibt
ihm die Möglichkeit, einen eigenen Stiftungszweck in der
Satzung zu definieren: „Die Stiftung stellt ihre Mittel dem
SOS-Kinderdorf Oberpfalz in Immenreuth und den dort un-
tergebrachten Kindern und Jugendlichen zur Verfügung.“
Damit fließen die erwirtschafteten Erträge des Kapitals, das
er in seiner Stiftung angelegt hat, jedes Jahr aufs Neue dem
SOS-Kinderdorf Oberpfalz zu. In diesem Jahr konnte die
SOS-Einrichtung zum Beispiel den in die Jahre gekommenen
Spielplatz umgestalten. Dank der Dr. Konrad Wiegand Stif-
tung können sich die jüngsten SOS-Bewohner nun in einem
neuen Sandkasten und einer pädagogisch konzipierten
Spielburg austoben. Und von dieser Begeisterung und
Freude kann sich Dr. Wiegand persönlich über zeugen.
Auch mit Zustiften hilft manden Kindern und Jugendlichen
Neben der Dr. Konrad Wiegand-Stiftung gibt es unter dem
Dach der SOS-Kinderdorf-Stiftung derzeit weitere 30 un-
selbstständige Stiftungen. Alle Gründer erfüllen sich mit
ihrem Stiftungszweck einen Herzenswunsch oder regeln
darüber ihren Nachlass. Und alle freuen sich, dass sich ihre
Dach stiftung, die SOS-Kinderdorf-Stiftung, um die organisa-
torischen und bürokratischen Angelegenheiten kümmert.
Zusätzlich zu den unselbstständigen Stiftungen zählt die
SOS-Kinderdorf-Stiftung über 330 Zustifter. Im Unterschied
zu den unselbstständigen Stiftungen fließen die Beträge der
Zustifter dem Dachkapital der SOS-Kinderdorf-Stiftung zu.
Alles Weitere folgt dem selben nachhaltigen Prinzip: Die er-
wirtschafteten Erträge kommen jährlich der SOS-Kinder-
dorfarbeit im In- und Ausland zu Gute.
Portraits
Die SOS-Kinderdorf-Stiftung ist eine rechtlich eigenstän-
dige, gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts.
Vor sieben Jahren unter dem Dach des SOS-Kinderdorf
e.V. gegründet, unterstützt sie die Arbeit des SOS-Kinder-
dorf e.V. im In- und Ausland. Die Mittel des Stiftungskapi-
tals kommen damit den benachteiligten Kindern und
Jugendlichen sowie Menschen mit Behinderungen, die
in den SOS-Kinderdorf-Einrichtungen betreut werden
zu Gute. Derzeit fördern 34 unselbstständige Stiftungen,
die unter dem Dach der SOS-Kinderdorf-Stiftung ge-
gründet wurden, und über 370 Zustifter mit ihrem Ka-
pital nachhaltig die Projekte von SOS-Kinderdorf.
� www.sos-kinderdorf-stiftung.de
Foto: Mathis Leicht Foto: Mathis Leicht
Wasser ist ein kostbares Gut. In Deutschland beträgt der täg-
liche Wasserverbrauch pro Kopf 126 Liter. Davon werden je-
doch nur 3 Liter zum Trinken und Kochen gebraucht. Was
hierzulande noch in rauen Mengen vorhanden ist, ist in an-
deren Ländern Mangelware. Äthiopien gehört zu den ärm-
sten Ländern der Welt. Nur jeder Sechste hat dort Zugang zu
sauberem Trinkwasser. Besonders in ländlichen Gegenden
müssen Frauen und Kinder oft stundenlange Märsche mit
schweren Tongefäßen auf sich nehmen, um an Wasser zu ge-
langen. Da die Wasserstellen auch den heimischen Tieren
als Trinkstätte dienen, enthalten diese häufig verunreinigtes
Wasser. Folge sind Durchfallerkrankungen, Cholera, etc.. Die
Privatinitiative „Hilfe für Äthiopien“ setzt sich für den Bau
von Brunnen und Quellfassungen ein. Die Idee dazu ent-
stand 2006, als ein Bekannter den Eheleuten Krome von
einem Brunnenprojekt in Äthiopien erzählte. Er weckte bei
ihnen so viel Interesse, dass sie sich dazu entschlossen, dort
einen Brunnen zu spenden. Der Baustein für diese Privatin-
itiative war gelegt. Im Februar 2007 konnten sie „ihren“
Brunnen in Inseno besichtigen. Sie waren begeistert zu
sehen, welche positiven Effekte ein Brunnen auf das Dorfle-
ben hatte. Durch den Zeitgewinn hatten die Frauen auf ein-
mal mehr Zeit für Hof- und Hausarbeiten. Die Kinder konn-
ten zur Schule gehen. Es gab weniger Krankheiten. Die
Dorfgemeinschaft wuchs besser zusammen, da man beim
Brunnen, Wasseresel und Schafeerleichtern den Alltag in Äthiopien
Familie Krome aus Ostwestfalen setzt sich mit ihrer „Hilfe für Äthiopien”für die Versorgung mit Trinkwasser im Osten Afrikas ein
von Andrea Löb
Portraits
12 � Werte stiften
Werte stiften � 13
Wasserholen miteinander redete und sich besser kennen
lernte. Aus einem gespendeten Brunnen entstand dann die
Privatinitiative „Hilfe für Äthiopien“, welche eng mit der
Welthungerhilfe und der Wasserstiftung vor Ort zusammen-
arbeitet. Gemeinsam mit den heimischen Wasserwirtschafts-
ämtern und äthiopischen Wasserbauingenieuren wird ent-
schieden, wo Brunnen und Quellfassungen errichtet wer-
den sollen. Um eine Wertschätzung und Identifikation mit
dem Projekt zu erreichen, werden die Dorfbewohner bei
der Errichtung der Brunnen einbezogen. Steht ein Brunnen,
erfolgt die Wasserausgabe zu festen Zeiten jeweils morgens
und abends und wird von einem Brunnenwächter beauf-
sichtigt. Für das Wasser müssen die Bewohner einen gerin-
gen Geldbetrag entrichten. Diese Gelder werden für die War-
tung des Brunnens und für die Schulung eines ausgewählten
Wasserkomitees verwendet. Jeder Familie stehen 40 Liter
Wasser/Tag zu, welches zum Trinken und Kochen benutzt
wird. In der Regel wird ein Brunnen von 90 Familien bzw.
450 Menschen genutzt.
Kleinvieh macht auch Mist
Im Laufe der Zeit sind „Wasseresel“, Schafe und Ziegen
als Spende hinzugekommen. Diese Tiere werden meist an
hilfsbedürftige Frauen (Alleinerziehende, Witwen, HIV-Infi-
zierte) gegeben. Dabei werden die Esel zum Transport von
Wasser verwendet. Die Ziegen und Schafe hingegen sollen
zur Zucht eingesetzt werden.
Seit 2007 konnte die Privatinitiative 51.000 Euro für ihre
Projekte sammeln. Der Familie Krome ist es dabei ein Anlie-
gen, das jeder Cent in das Projekt fließt. Alle anfallenden Ko-
sten für Porto, Webauftritt, Fotos, etc. werden von ihnen ge-
tragen. Die Preise für einen Brunnen betragen 3800 Euro.
Für einen Wasseresel mit Tragegestell und Kanistern ist ein
Betrag in Höhe von 100 Euro nötig, Ziegen und Schafe ko-
sten 20-25 Euro. Als persönliches Dankeschön erhält jeder
Spender ein Foto mit seiner Spende. Die Spende wird vor
Ort mit dem Namen des Spenders versehen. Damit zukünf-
tig noch mehr Wasser in äthiopischen Dörfern fließen kann,
benötigt die Privatinitiative finanzielle Unterstützung (Bar-
bara Krome Spendenkonto 7588304 bei der Sparkasse Höx-
ter, BLZ 47251550). �
� www.hilfe-fuer-aethiopien.de
Der Brunnen erleichtert den Familien die Beschaffung von Trinkwasserund verschafft ihnen mehr Zeit für Hof- und Hausarbeiten
Im Februar 2007 besucht Familie Krome den Ort Inseno in Äthiopienum „ihren“ Brunnen zu besichtigen
Portraits
Meldungen
„Niemand soll allein bleiben, nur weil er alt ist.“ Unter die-
sem Motto hat die Tiertafel Deutschland das Projekt Graue
Tiertafel ins Leben gerufen. Ziel ist es, ältere Menschen und
ältere Tiere zusammenzubringen und somit neue Partner-
schaften für einen gemeinsamen Lebensabend zu schaffen.
„Ältere Menschen haben so gut wie keine Chance, ein Tier
aus dem Tierheim oder vom Züchter zu bekommen, das zu
ihnen passt. Geht der Mensch zuerst, bleibt die Sorge um den
Verbleib des geliebten Tieres“, so Claudia Hollm, Vorstand
der Tiertafel und Initiatorin des Projektes. „Mit der Grauen
Tiertafel ist ein völlig neues Konzept entstanden, dass der
Entwicklung in unserer Gesellschaft mehr als gerecht wird“,
so Philip McCreight von TASSO e.V. So kümmert sich die
Tiertafel um eine Zielgruppe, die immer größer wird. Und
das sowohl beim Zwei- wie auch beim Vierbeiner. �
� www.tiertafel.de, www.tasso.net
Im Mai fand in den REWE-Supermärkten in Hochheim, Del-
kenheim, Kostheim und Wiesbaden die Aktion „Bei REWE
blüht Ihnen was“ statt. Den ganzen Tag pflanzten REWE-Mit-
arbeiter die in ihrem Supermarkt gekauften Pflanzen ko-
stenlos in mitgebrachte Pflanzgefäße der Kunden und spen-
deten 10 % des Erlöses aus dem Pflanzenverkauf an den So-
zialfond der Petra Lustenberger Stiftung. Stattliche 2100
Euro kamen dabei zusammen. Unterstützt werden aus dem
Sozialfond der Petra Lustenberger Stiftung bedürftige kin-
derreiche Familien, Waisen und arme ältere Menschen.
„Vielen kinderreichen Familien ist es z. B. nicht möglich,
Klassenfahrten für all ihre Kinder zu bezahlen”, sagt Stif-
tungsgründerin Petra Lustenberger. „Damit diese Kinder
nicht zu Außen-
seitern werden,
unterstützen
wir sie mit un-
serem Sozial-
fond.“ Um Miß-
brauch vorzu-
beugen, wird
direkt an die
Schule gezahlt.
So haben auch
Spender die Gewissheit, dass Ihr Geld seinen Empfänger
auch erreicht. Bargeld wird selten ausgezahlt, sondern meist
direkt und indirekt Sachleistungen erbracht. Die Stiftung
freut sich über Spenden, (Spendenkonto 3750820082 bei
der Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 70020500), die auch on-
line möglich sind. �
� www.petra-lustenberger-stiftung.de
Bei REWE blüht Ihnen was
Sozialfond der Petra Lustenberger Stiftungerhält 2100 Euro
Die „Graue Tiertafel“Ein Projekt für zwei- und
vierbeinige Senioren
Es war die größte „Probefahrt“, die die Metropolregion
Rhein-Neckar je erlebt hat: 52 Mannschaftsbusse in blau-
weiß sorgten Anfang Mai in Mannheim für Aufsehen. Es
waren die Team-Busse, die die Dietmar Hopp Stiftung im
Rahmen ihrer Aktion „Mobil zum Spiel“ an Vereine in der
Metropolregion gespendet hat, welche im ehrenamtlichen
Jugendfußball Vorbildliches geleistet hatten.
Zunächst war aber die „schauspielerische Leistung“ von
Bussen und Besatzung gefragt: Zur Erinnerung an die Aktion
dreht Rhein-Neckar-Fernsehen einen Dokumentarfilm.
Dafür wurden alle Vereine, die ein „Mobil zum Spiel“ erhal-
ten haben – sie verteilen sich gleichmäßig und damit groß-
flächig auf die gesamte Metropolregion, von Buchen bis
Hambach, von Bensheim bis Kandel – auf den großen Mai-
markt-Parkplatz nach Mannheim eingeladen.
Aber wie es sich für echte Film-Profis gehört, wurde auch
ein wenig getrickst. Denn noch sind nicht alle 52 Busse an
die jeweiligen Vereine übergeben, schließlich läuft „Mobil
zum Spiel“ noch vier Wochen! So war es also für drei Ver-
eine eine echte Probefahrt. Sie durften den Bus nur für die
Dreharbeiten in Empfang nehmen, mussten ihn später wie-
der beim Händler „parken“ – bis er offiziell übergeben wird.
Vorher wurde aber rund um den „heiligen“ Rasen von 1899
Hoffenheim geprobt, ob und wie alle Busse dort präsentiert
werden können. So viel sei verraten: Es hätte kein 53. Bus
mehr hingepasst. Als wäre die Rhein-Neckar-Arena eigens
für exakt 52 „Mobil zum Spiel“-Busse gebaut worden.
Im Rahmen der Aktion „Mobil zum Spiel“ vergab die
Dietmar Hopp Stiftung ein Jahr lang bis Juni 2010 jede
Woche einen Mannschaftsbus – insgesamt 52 Fahrzeuge im
Gesamtwert von über zwei Millionen Euro – als Auszeich-
nung für vorbildliches ehrenamtliches Engagement im Ju-
gendfußball. �
� www.mobil-zum-spiel.de
Mobil zum Spiel
Corso von 52 Mannschaftsbussen derDietmar Hopp Stiftung eroberte Mannheim
Meldungen
Vermögen trotzFinanzkrise vermehrt
Vermögensverwaltung derVolkswagenStiftung ausgezeichnet
Bei der VolkswagenStiftung sind aktuell 2,3 Milliarden
Euro Kapital zu verwalten – und vor allem zu vermehren,
um auch langfristig die Erfüllung des Stiftungszwecks zu
garantieren. Die gemeinnützige, private Institution ver-
gibt pro Jahr rund 100 Millionen Euro an wissenschaftli-
che Einrichtungen und ermöglicht so die Umsetzung von
etwa 350 Vorhaben in Forschung und Lehre. Für eine
Performance von knapp 10 Prozent im Jahr 2009 wurde
nun die Vermögensabteilung der Stiftung als „Beste Stif-
tung“ mit dem portfolio institutionell Award 2010 aus-
gezeichnet. Derzeit enthält das Portfolio 26 Prozent Ak-
tien, 53 Prozent verzinsliche Wertpapiere, 16 Prozent
Immobilien und 5 Prozent Alternative Investments. �
� www.volkswagenstiftung.de
Meldungen
34 Schülerstipendien
Stiftung Mercator und AFS ermöglichenein Schuljahr in Asien und der Türkei
34 Schüler erhalten von der Stiftung Mercator ein Sti-
pendium und gehen damit im Schuljahr 2010/2011 für
ein Jahr nach China, Malaysia, Hongkong, Indonesien
oder in die Türkei. „Mit den Schülerstipendien möch-
ten wir Schüler unterstützen, denen ein Schuljahr im
Ausland aus finanziellen Gründe nicht möglich ist“, so
Dr. Bernhard Lorentz, Vorsitzender der Geschäftsfüh-
rung der Stiftung. „Bei den Aufenthalten in ihren Gast-
familien lernen die Jugendlichen neben der fremden
Sprache auch die fremde Kultur kennen und werden
so in ihrer sozialen und interkulturellen Kompetenz
gestärkt. Ziel ist es, die Zukunftschancen der Jugendli-
chen zu verbessern und einen Beitrag zur Völkerver-
ständigung zu leisten.“ Mit Unterstützung der Stiftung
Mercator und AFS haben seit 1999 bereits über 600
Schüler ein Jahr in Asien und der Türkei verbracht. �
� www.afs.de, www.stiftung-mercator.de
Bei einem Festakt in Berlin wurde Ende April Altbundes-
kanzler Dr. Helmut Kohl mit dem diesjährigen „Roland Ber-
ger Preis für Menschenwürde” geehrt. Überreicht wurde der
Preis von Bundespräsident Horst Köhler. Hessens Minister-
präsident Roland Koch nahm den Preis stellvertretend für
Helmut Kohl entgegen, der krankheitsbedingt nicht anwe-
send sein konnte. Die Auszeichnung erhält Kohl für sein hi-
storisches politisches Lebenswerk, das seinen Höhepunkt
gefunden hat in der Vertiefung der europäischen Integration
und der Wiedervereinigung Deutschlands sowie in dessen
Eingliederung in das vereinigte Europa und das westliche
Bündnissystem. Helmut Kohl vollendete die deutsche Ein-
heit, als sich die Chance dazu bot. Damit wurde für die fast
17 Millionen Bürger des ehemaligen Unrechtsstaates DDR
ein Leben in Freiheit und Menschenwürde begründet.
„Für Helmut Kohl war die deutsche Einheit nie Utopie“,
sagte der Gründer und Vorsitzende des Kuratorium der Ro-
land Berger Stiftung Prof. Dr. h.c. Roland Berger in seinem
Grußwort zur Preisverleihung. „Er hat sein gesamtes politi-
sches Leben lang am Ziel der deutschen Einheit und an der
Präambel unseres damaligen Grundgesetzes festgehalten, in
freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutsch-
lands zu vollenden.“
Der jährlich vergebene Roland Berger Preis ist mit einer
Million Euro dotiert. Davon wird mit 700.000 Euro an der
Universität Heidelberg eine „Helmut Kohl Gastprofessur für
Europäische Kultur und Politische Philosophie“ errichtet,
und 300.000 Euro werden für den Neubau eines Kinder-
krankenhauses in Sri Lanka eingesetzt, das Helmut Kohl seit
der Tsunami Katastrophe Ende 2004 unterstützt. �
� www.rolandbergerstiftung.org
Roland Berger Preis fürMenschenwürde verliehen
Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhlerehrt Bundeskanzler a. D. Dr. Helmut Kohl
Ministerpräsident Roland Koch, Bundespräsident Horst Köhler, Staatssekre-tär Wladyslaw Bartoszewski und Roland Berger mit der Preismedaille
Werte stiften � 17
Richtig. Wichtig. Lebenswichtig!
Am 5. Juni 2010 ist bundesweit Tag der Organspende
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation, Selbsthilfever-
bände, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung,
Ministerien, Gesundheitsämter und kirchliche Einrichtungen
informieren am 5. Juni in ganz Deutschland über Organspende
und setzen sich dafür ein, dass möglichst viele Menschen
eine Entscheidung für Organspende treffen. Die Botschaft
lautet: Es ist richtig und wichtig, sich für Organspende zu
entscheiden, denn Organspende geht uns alle an. Jeder kann
plötzlich durch eine schwere Krankheit oder einen Unfall
in die Situation geraten, auf ein neues Organ angewiesen zu
sein. In dieser Lage würde jeder dankbar eine Organspende
annehmen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, selbst irgend-
wann auf eine Organspende angewiesen zu sein, viel höher,
als tatsächlich als Organspender in Frage zu kommen.
Eine Entscheidung zur Organspende ist lebenswichtig –
für die 12.000 Patienten auf der Warteliste bedeutet sie die
Rettung. Jeden Tag sterben drei Patienten, weil nicht recht-
zeitig ein passendes Organ zur Verfügung steht. Nach wie
vor werden in Deutschland nicht genügend Organe gespen-
det, um allen
Wartelistepa-
tienten helfen
zu können.
Dabei kann ein einzelner Organspender bis zu sieben
schwerkranken Menschen helfen.
Ein „Ja“ im Organspende-ausweis rettet Leben
Seit 39 Jahren ist der Organspendeausweis gleichzeitig
Dokument und Symbol für eine Entscheidung zur Organ-
spende sowie ein Ausdruck der Solidarität und der Nächsten-
liebe. Wenn ein Organspendeausweis nicht vorliegt, werden
im Falle des Falles die Angehörigen in einer akuten Trauersi-
tuation mit dieser schwierigen Frage zusätzlich belastet.
Schon aus diesem Grund sollte jeder seine persönliche Ent-
scheidung treffen und innerhalb der Familie besprechen. �
� www.dso.de, www.fuers-leben.de
Meldungen
18 � Werte stiften
Bibliothek Braunschweigerhält Bibliothekspreis
der VGH-Stiftung
6.000 Euro für neue Jugendbibliothek
Auch Flüchtlingskindersind nun endlich Kinder
Durchbruch für Kinderrechte in Deutschland
Die Stadtbibliothek Braunschweig erhielt Ende April den
mit 6.000 Euro dotierten Preis für gelungene Bibliotheks-
entwicklung im Rahmen des Bibliothekspreises der VGH-
Stiftung 2009. Das Preisgeld ist für die Einrichtung der
neuen Jugendbibliothek bestimmt. „Die Stadtbibliothek
Braunschweig hat sich zu einem kulturellen Mittelpunkt
der Stadt entwickelt, leiste vorbildliche Kinder- und Ju-
gendarbeit und biete hervorragende Leseförderungsmaß-
nahmen für alle Altersstufen und Bildungsschichten an”,
lobte Dr. Georg Ruppelt, Direktor der Gottfried-Wilhelm-
Leibniz-Bibliothek Hannover, in seiner Laudatio.
„Die VGH-Stiftung ist sich der tragenden Verantwor-
tung von Bibliotheken als zentrale und unverzichtbare ge-
sellschaftliche Bildungseinrichtungen bewusst. Im 21.
Jahrhundert erschweren jedoch ökonomische Zwänge
und die Konkurrenz durch andere Freizeitangebote die Ar-
beit von Büchereien. Um dennoch Interesse zu wecken,
bedarf es einer modernen, ganzheitlichen Bibliotheksar-
beit. Büchereien, die – wie die Stadtbibliothek Braun-
schweig – diese Herausforderung erfolgreich annehmen,
möchte unser Bibliothekspreis auszeichnen“, so Dr. Sabine
Schormann, Geschäftsführerin der VGH-Stiftung.
Die VGH-Stiftung feiert 2010 ihren 10. Geburtstag. Des-
halb hat die Stifterin, die VGH Versicherungen, das Stif-
tungskapital um weitere 5 Mio. Euro auf nunmehr 32,5
Mio. Euro erhöht, um die Schwerpunktförderung noch
besser voranzutreiben. Diese bewegt sich in den Berei-
chen: Förderung wissenschaftlicher Vorhaben, Garten-
denkmalpflege, Restaurierung beweglichen Kulturgutes
in Museen, Archiven und Bibliotheken, Unterstützung der
Hospizarbeit, Kunstvermittlung, Museumspädagogik und
Literaturvermittlung. Projekte für Kinder und Jugendliche
werden vorrangig vorangetrieben. Bisher wurden rund
5,6 Mio. Euro für unterschiedli-
che Initiativen ausgeschüttet. �
� www.nsks.de, www.vgh-stiftung.de
Meldungen
Dr. Sabine Schormann (Foto) über-reichte die Auszeichnung an den Kultur-dezernenten der Stadt BraunschweigWolfgang Laczny und die Leiterinder Stadtbibliothek BraunschweigDr. Anette Haucap-Naß.
Auch Flüchtlingskinder haben nun endlich die gleichen
Rechte wie Minderjährige mit deutschem Pass. Das Bundes-
kabinett hat am 3. Mai beschlossen, die Kinderrechtskon-
vention der UN uneingeschränkt anzuerkennen. Für dieses
Ziel hatte die Kindernothilfe gemeinsam mit dem „Forum
Menschenrechte“ seit Jahren gekämpft.
Seit der Ratifizierung am 5. April 1992 galten die Kinder-
rechts-Bestimmungen hierzulande nur mit Einschränkun-
gen. Und die hatten besonders fatale Folgen für Flüchtlings-
kinder, die ohne Eltern oder als Opfer von Menschenhänd-
lern nach Deutschland gelangten. Die deutsche Justiz be-
handelte Flüchtlingskinder ab 16 Jahren wie Erwachsene,
obwohl die Kinderrechtskonvention alle Kinder unter 18
Jahren einschließt. Ihre Asylanträge wurden häufig abge-
lehnt und sie genossen beim Schulunterricht nicht die glei-
chen Rechte wie deutsche Kinder. Barbara Dünnweller,
Kinderrechtsexpertin der Kindernothilfe: „Dieser Schritt
war längst überfällig. Es ist der Verdienst einer wachen Zivil-
gesellschaft, der Erfolg gemeinsamer, beharrlicher Arbeit
von Kinder- und Menschenrechtsverbänden, Flüchtlingsor-
ganisationen und vielen Bürgerinnen und Bürgern, die sich
seit 18 Jahren für die uneingeschränkte Geltung der Kinder-
rechte aller Kinder in Deutschland eingesetzt haben."
Das Forum Menschenrechte ist ein Zusammenschluss
von über 50 deutschen Nichtregierungsorganisationen, die
sich für einen verbesserten und umfassenden Menschen-
rechtsschutz einsetzen. �
� www.kindernothilfe.de
Werte stiften � 19
Meldungen
Uwe Seeler hat ein großes Herz für den Spatz. Am Gebäude
der Golfanlage Gut Wulfsmühle in Tangstedt hängte er ein
blaues HSV-Spatzen-Hochhaus auf – eine Nisthilfe für zwei
Spatzenfamilien. „Eine Stadt ohne Spatzen kann ich mir
nicht vorstellen“, betonte der Fußball-Held und Ehrenspiel-
führer der Deutschen Fußballnationalmannschaft gegen-
über Birgit Radow, der Geschäftsführerin der Deutschen
Wildtier Stiftung. „Der Spatz muss auch in Zukunft zu uns
gehören, wie Elbe und Alster zu Hamburg“, appellierte er.
Die Golfanlage Gut Wulfsmühle ist ein idealer Standort. Sie
wurde vom Deutschen Golfverband mit dem Zertifikat
„Golf und Natur“ ausgezeichnet.
„Die Idee, dem Spatz ein HSV-Hochhaus zu bauen, finde
ich großartig“, sagte Uwe Seeler und schwang den Hammer
auf dem Golfplatz, um die Nisthilfe zu befestigen. Er will mit
seiner Aktion auf der Golfanlage Gut Wulfsmühle möglichst
viele Fußball-Fans und Golf-Freunde animieren, es ihm
gleich zu tun und Spatzen-Nisthilfen aufzuhängen.
Das Engagement des Hamburger Sport Vereins für den
Spatz hat bereits Tradition. Schon 2008 machten sich Fuß-
ball-Idol Uwe Seeler, Torwart Frank Rost und Verteidiger Ba-
stian Reinhardt für den kleinen frechen Vogel stark. Erst vor
wenigen Wochen bekannte sich Lotto King Karl im Stadion
als Spatzenfreund und verloste Ostermontag acht HSV-Spat-
zen-Hochhäuser mit den Worten: „Hängt das HSV-Spatzen-
Hochhaus der Deutschen Wildtier Stiftung bei euch auf,
damit der kleine Vogel auch in Zukunft noch in Hamburg zu
hören ist.“
Anlass der HSV-Unterstützung ist die Aktion „Rettet den
Spatz – Gebt ihm ein Zuhause“ der Deutschen Wildtier Stif-
tung. Mit der Kampagne will die Stiftung auf die dramati-
sche Situation des Spatzen aufmerksam machen. Denn der
quirlige Vogel findet kaum noch Nistplätze und immer weni-
ger Nahrung für seine Jungen. Bundesweit steht der sympa-
thische Vogel inzwischen auf der Vorwarnliste der Roten
Liste der gefährdeten Brutvögel Deutschlands.
„Der Spatz braucht Platz – und jeder kann direkt helfen,
indem er Nisthilfen anbringt“, erklärt Birgit Radow, Ge-
schäftsführerin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Wer ein
blaues HSV-Spatzen-Hochhaus mit der Raute kauft, hilft dop-
pelt. Von jedem verkauften HSV-Spatzen-Hochhaus, das in
einer Behindertenwerkstatt gebaut wurde, fließen zwei
Euro in das Spatzenprojekt. Unser Ziel: In allen Sportstätten
des HSV soll bald das blaue HSV-Hochhaus hängen.“
Das HSV-Spatzen-Hochhaus gibt es für 39,90 plus 5,50
Euro Versandkosten bei der Deutschen Wildtier Stiftung. �
� www.deutschewildtierstiftung.de
Uwe Seeler hängt HSV-Spatzen-Hochhaus auf
Fußball-Legende engagiert sich als Spatzen-Retter für die Deutsche Wildtier Stiftung
Uwe Seeler, Birgit Radow von der Deutschen Wildtier Stiftung undChristina Druve von der Golfanlage Gut Wulfsmühle GmbH (von links)
20 � Werte stiften
Meldungen
Bis zum 29. August 2010 zeigt die Klassik Stiftung Weimar
ausgezeichnete Arbeiten von Alexander Olbricht und Mar-
cus Behmer im Schiller-Museum. Beide Künstler gelten bei
Kennern und Liebhabern der Graphik als Geheimtipp.
Sammler bibliophiler Werke schätzen besonders die zur
Gründungsphase des Insel-Verlages entstandenen eigenwilli-
gen Schöpfungen von Alexander Olbricht (1876-1942) und
Marcus Behmer(1879-1958). Weimar und Berlin waren Le-
bens- und Schaffenszentren der über 40 Jahre freundschaft-
lich eng verbundenen Künstler. Aus dem Familiennachlass
Olbricht erwarb die Klassik Stiftung Weimar im vergange-
nen Jahr umfangreiche Konvolute für die Graphischen
Sammlungen und die Herzogin Anna Amalia Bibliothek und
macht diese seitdem der Öffentlichkeit zugänglich. �
� www.klassik-stiftung.de
Leise Superlative
Klassik Stiftung Weimar zeigt Werke vonAlexander Olbricht & Marcus Behmer
Die Kampagne „Geben gibt.“ ruft erneut den Deutschen
Engagementpreis aus und fordert zur Nominierung von
Personen, Institutionen und Unternehmen auf, die sich
vorbildlich für die Gesellschaft einsetzen. Die Auszeich-
nung wird in den Kategorien Politik & Verwaltung, Wirt-
schaft, Gemeinnütziger Dritter Sektor & Einzelpersonen
und der Schwerpunktkategorie „Jugendengagement“ ver-
geben. „Geben gibt.“ zeigt, dass jeder Bürger geben kann
– und in jedem Fall etwas zurück bekommt. Denn alle
denkbaren Formen des Gebens – sei es in Form von Stif-
ten, Spenden oder Geben von Zeit und Ideen – haben
einen positiven Effekt auch für den Geber und die Gebe-
rin selbst. Das heißt, Geben gibt: Anerkennung, Kompe-
tenz, Lebenserfahrung, Freude, Einflussmöglichkeit, Selbst-
bestätigung. Diesen positiven Geist möchte die Kampa-
gne fördern und so Lust auf Engagement machen.
„Nur wenn sich Jugendliche und Erwachsene freiwillig
engagieren, werden die zukünftigen Herausforderungen,
wie zum Beispiel der demografische Wandel, zu bewälti-
gen sein“, sagt Bundesfamilienministerin Kristina Schrö-
der. „Umso wichtiger ist es, diejenigen für ihre Arbeit aus-
zuzeichnen, die sich engagieren und den Zusammenhalt
unserer Gesellschaft dadurch erst möglich machen.“
Die Einreichungsfrist der Vorschläge endet am 31. Juli
2010. Ab Anfang Oktober kann über den Gewinner des
Preises im Internet abstimmt werden. Der Träger des Pu-
blikumspreises erhält 10.000 Euro für die Weiterentwick-
lung seines Projektes bzw. eine Fortbildung. �
� www.geben-gibt.de
DeutscherEngagementpreis 2010
„Geben gibt.“ ruft zur Nominierungfreiwillig engagierter Menschen auf
Werte stiften � 21
Im Lichte, nicht im Schatten
einer Krankheit: Das Buch
„Parkinson – Leben mit einer
Krankheit” rückt moderne Er-
kenntnisse zum Thema Parkin-
son ins rechte Licht. Neben
umfangreichen wissenschaftli-
chen Informationen bietet der
Ratgeber vor allem auch
menschliche Ansätze zum Um-
gang mit der Krankheit. Die
Stiftung Gesundheit hat das
Werk geprüft und zertifiziert.
In Deutschland leben derzeit etwa 250.000 bis 300.000
Menschen, die an „Morbus Parkinson“ erkrankt sind, so die
Deutsche Parkinson Vereinigung. Die Krankheit gilt nach
heutigen Erkenntnissen als nicht heilbar. Umso wichtiger ist
es für die Betroffenen, sich mit der Krankheit zu arrangie-
ren. Die Deutsche Parkinson Vereinigung hat den Ratgeber
herausgegeben, um das Informationsbedürfnis der Patienten
zu decken. Der erste Teil des Buches beleuchtet die Erkran-
kung aus unterschiedlichen medizinischen, psychologi-
schen und historischen Blickwinkeln. Im zweiten Abschnitt
erzählen dann Betroffene von ihren ganz persönlichen Er-
fahrungen mit der Krankheit und geben wertvolle Tipps,
wie sie im Umgang mit der Familie, in ihrer Freizeit und im
Berufsleben mit ihrer Parkinson-Erkrankung leben.
Der Ratgeber ist für 12,90 Euro zzgl. 1,45 Euro Versand-
kosten bei der Deutschen Parkinson Vereinigung erhältlich. �
� www.stiftung-gesundheit.de, www.parkinson-vereinigung.de
Leben mit Parkinson
Patientenratgeber von derStiftung Gesundheit zertifiziert
Auf dem Laufstegfür den guten Zweck
Petra Lustenberger Stiftung veranstaltetModenschau zugunsten ihres Sozialfonds
Meldungen
Bereits zum zweiten Mal veranstaltete Anfang Mai die Petra
Lustenberger Stiftung in Zusammenarbeit mit der Stadt
Hochheim eine Modenschau für einen guten Zweck. Die
auf dem Laufsteg in der Seniorenwohnanlage Schweden-
straße präsentierte Kleidung wurde von Hochheimer Bür-
gern gespendet.
„Großen Spaß“ mache ihr dieses Model-Laufen, vor allem
mit „derart schicken Outfits“ meinte Doro Herrmann, die
schon zum zweiten Mal dabei war. Fachfraulich und unent-
geltlich geschminkt und frisiert, schlüpften die acht Models
in je vier verschiedene Stilrichtungen vom morgendlichen
Business- bis zum extravaganten abendlichen Ausgeh-Look.
Nach der Vorführung konnten sich die Besucher dann
an den verschiedenen Kleiderständern ihre eigenen Favo-
riten aussuchen. „Wo ist die aparte lila Lederjacke, die Sie
eben gezeigt haben,“ wurde Birgit Stern gefragt, aber die
war schon längst weg. „Was muss ich dafür zahlen?“, fragte
eine Seniorin, die sich ein lindgrünes Kostüm samt Desi-
gner-Strohhut ausgesucht hatte. Aber es gab keine festen
Preise, die man bezahlen „musste“, sondern jeder spendete
das, was er konnte oder was angemessen schien, ab 1 Euro
war alles möglich. Und so konnte die Stiftung am Ende
rund 700 Euro für ihren Sozialfonds einnehmen und
gleichzeitig konnten die Besucher auch bei kleinstem Bud-
get für einen symbolischen Spendenbetrag ein oder auch
mehrere Kleidungsstücke oder Accessoires mit nach
Hause nehmen. �
� www.petra-lustenberger-stiftung.de
22 � Werte stiften
Meldungen
Die Bürgerstiftung Puschendorf
wurde im Rahmen der gemeinnützi-
gen Stiftergemeinschaft der Spar-
kasse Fürth errichtet. Während der
Bürgerversammlung wurde die Er-
richtungsurkunde für die Bürgerstif-
tung Puschendorf von Bürgermeister
Wolfgang Kistner und dem Vor-
standsvorsitzenden der Sparkasse
Fürth, Herrn Hans Wölfel, offiziell un-
terzeichnet. Puschendorf hat sich für
die Errichtung der Bürgerstiftung in
der Stiftergemeinschaft der Sparkasse
Fürth entschieden, da das zur Gründung der Stiftung not-
wendige Kapital deutlich niedriger ist, als bei einer rechtsfä-
higen Stiftung und die laufende Verwaltung der Stiftung ko-
stengünstig durch den Treuhänder übernommen wird. Die
Bürgerstiftung Puschendorf ist die zweite Bürgerstiftung in-
nerhalb der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth. Die
Stadt Stein hat bereits im letzten Jahr
eine Bürgerstiftung in der Stifterge-
meinschaft gegründet.
Ab einem Betrag von 25.000 Euro
kann eine Stiftung im eigenen
Namen errichtet werden, bei der der
Stifter den Stiftungszweck selbst be-
stimmen kann. Wie Bürgermeister
Wolfgang Kistner ausführte, ging es
den Initiatoren darum mit der Stif-
tung zu beginnen, um die Bürger an-
zuregen. Nach dem Motto „Bürger
für Bürger“ ermögliche die Bürger-
stiftung jedem, sich in seinem Wohnort zu engagieren und
etwas für Schwache und Bedürftige zu tun, so Kistner. Un-
mittelbar mit Gründung der Bürgerstiftung hat die Theater-
gruppe des örtlichen Gesangsvereins bereits 1.000 Euro für
bedürftige Familien im Ort gespendet.
� www.die-stifter.de
Bürgerstiftung Puschendorf gegründet
Zweite Bürgerstiftung unter dem Dach der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth
Ab 11. Juni findet in Südafrika die Fußball-Weltmeisterschaft
statt. Doch neben Abseits, Toren und Fair Play wird es dabei
auch um das Thema Bildung gehen. Denn noch immer kön-
nen 72 Millionen Kinder nicht zur Schule gehen. Ende April
wurde die Kampagne „1GOAL – Bildung für alle!“ im Bun-
desministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung vorgestellt. Initiator von 1GOAL ist die Global
Campaign
for Educa-
tion, die mit
Unterstüt-
zung der
FIFA mehr
Engagement
für das UN-
Entwick-
lungsziel
„Bildung für
alle“ fordert.
In Deutschland wird 1GOAL von der Globalen Bildungs-
kampagne, der auch das Kinderhilfswerk Plan International
angehört, organisiert. Weitere Partner sind CARE,
Marianne M. Raven, Geschäftsführerin von Plan Deutsch-
land: „Plan setzt sich seit mehr als 70 Jahren für die Bildung
von Kindern und Jugendlichen ein. Besonders Mädchen wer-
den dabei immer noch stark benachteiligt: Sie nehmen selte-
ner am Unterricht teil oder müssen oft die Schule vorzeitig
abbrechen.“ Deshalb unterstützt Plan die Gemeinden bei-
spielsweise bei Einrichtungen zur Frühförderung, beim
Schulbau, bei Lehrerfortbildungen sowie Berufsausbildungen.
Die Kampagne „1GOAL – Bildung für alle!“ will weltweit
30 Millionen Stimmen und Unterschriften für bessere Bil-
dungschancen in armen Ländern sammeln. Bis zum 31. Juli
2010 können sich Schulen, Jugendverbände und Fußballver-
eine auf der ganzen Welt für eine bessere Bildung in Ent-
wicklungsländern engagieren.
Plan International ist als eines der ältesten Kinderhilfs-
werke in 48 Ländern tätig. In der Entwicklungszusammenar-
beit finanziert Plan nachhaltige und kindorientierte Selbst-
hilfeprojekte. Plan Deutschland betreut 300.000 Kinderpa-
tenschaften und erreicht so in den Programmgebieten über
zwei Millionen Menschen. �
� www.plan-deutschland.deFoto: Adam Hinton
Bildung für alle
„1GOAL“ im Bundesministerium vorgestellt
Die Umweltstiftung Lippe hat im Jahr 2009 vier Projekte mit
insgesamt rund 39.000 Euro gefördert. Ziel der Umweltstif-
tung ist es, das Umweltbewusstsein zu stärken. Über Bildungs-
angebote und Information sollen die Zusammenhänge um-
weltbelastender Vorgänge und die Wechselbeziehungen funk-
tionierender Ökosysteme verdeutlicht werden. In den Ge-
nuss der Förderung kamen die folgenden vier Einrichtungen:
An sechs Schulen wurden beim Projekt „Ein Garten macht
Schule“ eigene Gärten eingerichtet und ein Handbuch inkl.
Rezepten erstellt. Durch aktive Mitarbeit im schuleigenen
Nutzgarten wurden Bewegung und Interesse am Erzeugen
und Genießen gesunder Lebensmittel vermittelt.
Die Gemeinschaft für Naturschutz Senne und OWL e.V.
wird beim Aufbau des Senne-Umweltbildungszentrums unter-
stützt. Ziel ist es, Wissen über ökologische und wirtschaftli-
che Zusammenhänge zu vermitteln und einen emotionalen
Bezug zur natürlichen Umwelt herzustellen. In Schwerpunkt-
kursen mit hohem Praxisanteil sollen Nachhaltigkeit, Arten-
kenntnis, praktischer Naturschutz wie auch Natur-Kultur als
attraktives Lern-Erlebnisangebot vermittelt werden.
Die Anlage einer Unterwasser-Beobachtungsstation er-
möglicht einen Einblick in die heimische Unterwasserwelt
und trägt dazu bei, die Erhaltenswürdigkeit der Kleingewäs-
ser mit ihrer Vielfalt an Leben sichtbar zu machen. Sie ist ein
Fenster zur Natur und erschließt die geheimnisvolle Welt
unter dem Wasserspiegel. Das Umweltzentrum Heerser Mühle
hat eine in der Region einzigartige Attraktion erhalten.
Der Verein Tiere im Dorf baut mit „Kleinen Baumeistern“
Nisthilfen und Quartiere aus Holz für heimische Tiere. An-
schließend geht es in den Wald oder Garten, wo die Nisthil-
fen aufgehängt werden. Dort werden ökologische Zusam-
menhänge und Besonderheiten vor Ort erklärt. Hierüber
sollen Kinder und Jugendliche für die Natur und den Arten-
schutz begeistert werden.
Die Umweltstiftung Lippe wird verwaltet durch die Stif-
tung Standortsicherung Kreis Lippe, die die Förderung von
Bildung, Wissenschaft und Kultur in Lippe zur Aufgabe hat. �
� www.lippeimpuls.de, www.umweltstiftung-lippe.de
Spannende Umweltbildung
Umweltstiftung Lippe fördertBildungsprojekte mit 39.000 Euro
Zahnarzttermin für Nastasija, Seida und Co.: Im VIER PFO-
TEN Bärenschutzzentrum, dem Tanzbärenpark Belitsa in
Bulgarien, ging es Karius und Baktus an den Kragen: der
Hamburger Zahnarzt Dr. Marc Loose behandelte die Zähne
der bärigen Bewohner Mitte Mai 2010. Nastasija und Seida
haben Zahnschmerzen. Ihre Zahnkronen sind zum Teil
komplett zerstört. Sie sind die letzten zwei serbischen
Tanzbären, die die Stiftung VIER PFOTEN vor gut einem
Jahr befreien konnte. Die schlechte Ernährung und die an
Nase und Lefzen befestigten Eisenketten haben ihre Spu-
ren bei den ehemaligen Tanzbären hinterlassen – die Fol-
gen für die Zähne sind meist verheerend. Oft können die
von VIER PFOTEN befreiten Bären nach Jahren qualvoller
Haltung erstmals wieder ohne Zahnschmerzen fressen.
Seit 2006 engagiert sich Loose ehrenamtlich für VIER
PFOTEN und hat bereits über 60 Bären behandelt. In die-
sem Jahr stehen 12 Bären auf dem OP-Plan.
Alle Tiere erfahren einen kompletten Gesundheitscheck.
„Einige unserer Bären sind erblindet. Augenspezialisten
werden die Bären untersuchen. Vielleicht besteht ja doch
noch Hoffnung“, erklärt Carsten Hertwig, Leiter des Kom-
petenzzentrum Bären bei VIER PFOTEN. Im VIER PFOTEN
Bärenschutzzentrum in Bulgarien leben 26 ehemalige
Tanzbären in weiträumiger, natürlicher Umgebung. �
� www.vier-pfoten.de
„Karies, Absplitterungen und völlige Zerstörungen der Zahnkronen sinddie häufigsten Befunde, die es zu behandeln gilt“, erklärt Dr. Loose.
Zahnarztterminfür Meister Petz
Hamburger Zahnarzt behandelt Tanzbären
Foto
: VIE
R P
FOTE
N -
Stif
tun
g fü
r Ti
ersc
hu
tz
24 � Werte stiften
Aktuelles
Mit einer bewegenden Feier haben Friedrich Jan Akker-
mann, Kapitän des Kreuzfahrtschiffs MS Europa, und Axel
Haasis, Geschäftsführer von Menschen für Menschen, in
Äthiopien eine neue Schule für 3.000 Kinder und Jugendli-
che eingeweiht. Die Fugnan BiraHigher Primary School im
Nordosten Äthiopiens wurde bereits als dritte Einrichtung
mithilfe von Charity-Aktionen der MS Europa finanziert. Seit
Jahren wird am Ende jeder Kreuzfahrt traditionsgemäß die
Seekarte unter den Passagieren versteigert – rund 300.000
Euro kamen somit für das Bildungsprogramm ABC-2015 von
Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe und den Bau der neuen
Schule zusammen.
Welch großes Glück die Möglichkeit, eine Schule zu be-
suchen, für junge Menschen in Äthiopien bedeutet, konnte
Kapitän Friedrich Jan Akkermann bei der Einweihung am ei-
genen Leib erfahren.
Versteigerung der Seekarte unter denPassagieren bringt rund 300.000 Euro
Hunderte Kinder bedankten sich bei ihm für ihre Chance
auf Bildung. Akkermann: „Ich bin überwältigt von der
Freude der jungen Menschen. Und kann mich im Namen
der MS Europa nur bei all unseren großzügigen Passagieren
bedanken, die den Bau dieser Schule durch ihre Spende er-
möglicht haben. Natürlich werden wir das Bildungspro-
3.000 Kinder in Äthiopiendanken der MS Europa
Kapitän Akkermann und Axel Haasis von Menschen für Menschen weihen neue Schule ein
Foto: Rainer Kwiotek Foto: Rainer Kwiotek
MedizinrechtStiftungsrecht
Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt zehn Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.
Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.
Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.
Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.
Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: kanzlei@proh.de
www.medizinrecht-kanzlei.de
gramm ABC-2015 auch weiterhin tatkräftig unterstützen.“
Mit dem Bau der jetzt eröffneten und durch die MS
Europa finanzierten Einrichtung werden die Bildungs- und
Ausbildungsmöglichkeiten einer ganzen Region verbessert.
Die Fugnan Bira Higher Primary School besteht aus insge-
samt sechs Gebäuden mit je vier Klassenräumen und er-
möglicht rund 3.000 Schülern, sich mit eigener Kraft aus
der Armut zu befreien. Nicht einmal 40 Prozent aller Er-
wachsenen in Äthiopien können lesen und schreiben.
Und die Hilfe geht weiter. Der Bau der vierten Schule,
der Hawa Yember Higher Primary School in Illubabor, West-
Äthiopien, wurde bereits bei der großen Charity-Nacht der
MS Europa 2009 in Cannes finanziert. Mit ABC-2015 hat die
Stiftung Menschen für Menschen ihr Engagement im Schlüs-
selbereich Bildung weiter verstärkt. Ziel des Bildungspro-
gramms ist es, bis ins Jahr 2015 Hunderttausenden Kindern
den Zugang zu Bildung zu ermöglichen – und die Alphabeti-
sierungsrate im Land drastisch zu steigern. Weitere Spenden
hierfür sind herzlich willkommen. Spendenkonto 18180018
bei der Stadtsparkasse München, BLZ 70150000. �
� www.menschenfuermenschen.org
Foto: Rainer Kwiotek
Die schönste Yacht der Welt mit den spendabelsten Passagierender Welt: Bei der traditionellen Versteigerung der Seekarteam Ende jeder Reise wurden rund 300.000 Euro erlöst, diedem Bildungsprogramm ABC-2015 zugute kommen.
26 � Werte stiften
Mit 500.000 Euro unterstützt die Dietmar Hopp Stiftung im
Rahmen ihrer Aktion „Starke Weggefährten“ die Weiterbil-
dung der über tausend ehrenamtlichen Sterbebegleiter in
der Metropolregion Rhein-Neckar. Regelmäßige Weiterbil-
dung ist das Rüstzeug, um die anspruchsvolle Aufgabe der
Sterbebegleitung meistern zu können. Sterbebegleiter sind
„starke Weggefährten“, die Menschen auf dem letzten Weg
zur Seite stehen und ihnen helfen, diesen Weg in Würde und
auf ihre ganz eigene Art zu gehen. Martina Strübig (51) aus
Bensheim ist eine der „starken Weggefährten“.
Ehrlicher und intensiver ist das Leben von Martina Strü-
big in den letzten 13 Jahren geworden. Seit 1997 begleitet
sie Menschen auf ihrem letzten Weg. Auf ihrem eigenen Le-
bensweg hat sie dabei Erfahrungen gemacht, die sie so nicht
für möglich gehalten hätte: „Wir alle haben ja vielfältige
«Überlebensstrategien», die zunächst ein wertvoller Schutz
sind. Nicht hinterfragt, können sie aber auf Dauer das ei-
gene Leben behindern. Die Hospizarbeit verlangt von mir
bei der Begleitung von Menschen, die auf ihr Leben zurück-
blicken, auch die Auseinandersetzung mit meiner eigenen
Biografie und Persönlichkeit.“
Mit dem Thema Sterbebegleitung kam Martina Strübig in
Berührung, als ein Sterbefall ihre Familie auf eine emotio-
nale Achterbahn schickte: „Meine Schwägerin war an Krebs
erkrankt. Sie hatte immer sehr viele Freunde gehabt, doch je
näher sie dem Tod kam, desto weniger Freunde wurden es.
Das hat mich betrübt und irritiert, aber auch motiviert, nach
Menschen zu suchen, die anders mit dem Sterben umgehen
– Sterbebegleiter. Ihr Umgang mit dem Sterben hat mich
sehr angesprochen.“ Nach einem Informationsabend zur
Hospizarbeit entschloss sich Martina Strübig, einen Qualifi-
kationskurs zu machen und engagiert sich nun seit vielen
Jahren im Hospiz-Verein Bergstraße.
Wenn Martina Strübig eine Sterbebegleitung beginnt, ist
dies immer ein vorsichtiges Fragen und Erspüren, was jeweils
an Unterstützung gewünscht und benötigt wird. „Es gibt aber
auch Patienten, die mich geradezu durchleuchten, mir auf
den Zahn fühlen.“ Das verwundert bei näherer Betrachtung
nicht, gehen doch Patient und Sterbebegleiterin eine sehr
persönliche Beziehung zueinander ein. Seit zwei Jahren be-
gleitet Martina Strübig einen Patienten im Wachkoma. Gerade
bei diesem Patienten ist die Hilfe für die Angehörigen ein
wichtiger Teil ihrer Arbeit: „Es geht darum, seine Frau, die
mit großem Einsatz tagein tagaus rund um die Uhr für ihren
Mann da ist, wenigstens einige Stunden zu entlasten.“
„Jede Begleitung ist anders, denn jeder Mensch ist anders.
Es geht immer um eine Begegnung zwischen Menschen mit
ganz unterschiedlichen Werten, Vorstellungen und Wünschen.
Manchmal trifft die Sterbebegleiterin dabei auch auf Verbit-
terung: „Ich habe eine Dame begleitet, die sehr schwierig
im Umgang war. Man konnte ihr nichts recht machen. Lange
hatte ich nicht den Eindruck, ihr mit irgendetwas eine Freude
bereiten zu können. Doch eines Tages sagte sie zu mir: «Sie
sind die Einzige, bei der ich nichts muss!»“ �
� www.starke-weggefaehrten.de
„Sie sind die Einzige,bei der ich nichts muss“
Martina Strübig aus Bensheim begleitet Sterbende auf ihrem letzten Weg
Foto: Thomas Neu
Die Dietmar Hopp Stiftung fördert Projekte aus den Be-
reichen Sport, Medizin, Soziales und Bildung. Das Stif-
tungsvermögen besteht aus SAP-Aktien, die Dietmar
Hopp aus seinem privaten Besitz eingebracht hat. Seit
ihrer Gründung im Jahr 1995 hat die Stiftung insgesamt
rund 250 Millionen Euro ausgeschüttet. Der Schwerpunkt
der Förderaktivitäten liegt in der Metropolregion Rhein-
Neckar, mit der sich der Stifter eng verbunden fühlt.
� www.dietmar-hopp-stiftung.de
Aktuelles
Auf dem Rückweg nach Deutschland von einem medizini-
schen Hilfs-Camp im westafrikanischen Benin warteten die
Mitarbeiter von Humanity First in Porto Novo auf ihren
Flug. Eigentlich war für die wenigen Tage Hotelaufenthalt in
der Hauptstadt des Landes Erholung von den körperlichen
und seelischen Anstrengungen der letzten Wochen einge-
plant. Eher zufällig wurde das Team auf die beklemmten Le-
bensumstände in den örtlichen Waisenhäusern aufmerksam.
Spontan entschloss man sich, zu helfen. Kurzfristig wurden
Nahrungsmittelspenden organisiert.
Die Heime sind in lokaler Verwaltung und die aufopfe-
rungsvolle Hingabe der Heimschwestern, die diese den Kin-
dern entgegen brachten, beeindruckte. Allerdings lebten die
Kinder dort in verwahrlosten und in viel zu engen Löchern.
Die Häuser waren klein, schmutzig und die Versorgung mit
Lebensmitteln unregelmäßig. Bereits am folgenden Tag
konnte ein Treffen mit dem Bürgermeister arrangiert wer-
den, der seinerseits mit der Bitte an Humanity First heran
trat, ein Heim zu errichten. Die Notwendigkeit war also be-
kannt. Nach einigen Verhandlungen überlies die Stadt Hu-
manity First kostenlos ein 1,4 Hektar großes Grundstück für
den Bau eines neuen Waisenhauses. Das Projekt „Orphan
Care“ wurde geboren! Im Mai 2010 begannen die Bauarbei-
ten, die mit 260.000 Euro veranschlagt wurden. Bis Ende
des Jahres 2010 soll das Waisenhaus bezugsfertig sein. Auch
ein Heimleiter wurde mit Herrn Dieffenthaler bereits gefun-
den, der sich gemeinsam mit seiner Frau bereits länger eh-
renamtlich für Kinder engagiert.
Einige Spendengelder zum Bau des Waisenhauses konn-
ten bereits gewonnen werden. So ging z. B. die letztjährige
Weihnachtsspende der Deka Bank an das Projekt „Orphan
Care“. Die DekaBank unterstützt damit das ehrenamtliche
Engagement der Mitarbeiter, die jährlich dazu aufgerufen
werden, Empfänger der Weihnachtsspende selbst vorzu-
schlagen. „Mit unserer traditionellen Weihnachtsspende
möchten wir das persönliche Engagement unserer Beschäf-
tigten würdigen und karitative Einrichtungen fördern, die
ihnen wichtig sind“, so Dr. h.c. Friedrich Oelrich, Finanzvor-
stand der Deka. Bei den Beschäftigten kommt diese Aktion
gut an, wie die Zahl der eingereichten Vorschläge belegt.
Gebraucht werden nun weitere Spender, um den Betrieb
des Waisenhauses sicherzustellen sowie Paten für die Wai-
senkinder, die sich bereits in der Obhut von Humanity First
befinden. Spendenkonto 500284676 bei der Frankfurter
Volksbank, BLZ 50190000, Stichwort: Orphan Care. �
� www.humanityfirst.de
Aktuelles
Das „zufällige“ Waisenhaus in Benin Humanity First startet mit der Aktion „Orphan Care“ spontan den Bau eines Waisenhauses
Familie Dieffenthaler inmitten ihrer Schützlinge in Porto Novo Für zahlreiche Waisenkinder in Benin werden noch Paten gesucht
Mit dem DAVID 2010 für kleinere Stiftungsprojekte der
Sparkassen-Finanzgruppe wurden in diesem Jahr Stiftungen
der Sparkassen Starkenburg, Aue-Schwarzenberg und Düs-
seldorf ausgezeichnet. Der DAVID wird jährlich an Projekte
verliehen, die sich durch Innovation oder besonderen Ein-
fallsreichtum bei der Umsetzung auszeichnen. Das gleiche
gilt für Projekte, die maßgeschneidert in die jeweilige Re-
gion passen und Besonderheiten vor Ort unterstützen.
Die Sparkassenstiftung Starkenburg überzeugte mit ihrem
Projekt Grundschulkiste Klimawerkstatt „Ohne Eis kein Eis-
bär“ durch Innovation und besonderen Einfallsreichtum bei
der Umsetzung. In der Klimawerkstatt mit praxisorientier-
ten Lernmaterialien erforschen schon Grundschüler an 20
Schulen im Wirkungsgebiet der Sparkassenstiftung Starken-
burg altersgerecht das Thema Kli-
mawandel. „Erfolgreich und
nachhaltig wird dieses Pro-
jekt durch eine spezielle
Fortbildung, die den Lehrern den thematischen Zugang zum
Thema erleichtert und neue Lernformen vermittelt“, berich-
tet Direktor Hans Adler. Schwerpunkte der Klimawerkstatt
seien Eisbären, Klimawandel, Treibhauseffekt, Folgen des Kli-
mawandels sowie Tipps zum Klimaschutz. Die „Kiste“ ent-
hält eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien wie Bücher,
Filme, CDs, Bildbände, 30 Stationen, neun Versuche, Plakate
und Fotos sowie ein Lehrerbegleitheft. Die handlungsorien-
tierte Themenerarbeitung führt zu praktischen Tipps zum
Klimaschutz durch Energiesparen, Bäume pflanzen und
Nutzung erneuerbarer Energien. Eine Lehrerfortbildung run-
det das Projekt ab. Das Projekt ermutigt Kinder, selbst aktiv
zu werden und durch ihr Handeln heute ihre Zukunft zu ge-
stalten. Der Erwerb von zukunftsfähigen Handlungskompe-
tenzen, z. B. vorausschauend denken und planen können,
Wissen anwenden, weltoffen sein, sich und andere motivie-
ren, ist ein wichtiges Ziel. „Die Klimawerkstatt ist ein
Projekt in Grundschulen, das über Jahre hinweg ein-
gesetzt und selbständig erwei-
28 � Werte stiften
Kleine Projekte mit großer WirkungStiftungspreis DAVID 2010 zeichnet Sparkassenstiftung Starkenburg,
SparkassenStiftung für Jugend und Sport der Kreissparkasse Aue-Schwarzenbergund die Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf aus
Aktuelles
tert werden kann“, führte Stiftungsmanagerin Andrea Helm
aus. In der Urkunde zum DAVID 2010 heißt es unter ande-
rem „Die professionelle Umsetzung des Projektes und das
besondere Engagement der Mitarbeiter der Sparkassenstif-
tung Starkenburg und der Lehrer sowie die bereits erfolgte
Übertragbarkeit auf andere Stiftungen wurden von der Jury
besonders hervorgehoben“.
Die Sparkassenstiftung Starkenburg wurde im Jahr 2000
gegründet. Das Gründungsvermögen von 1,385
Mio. Euro ist bis zum 31. Dezember 2009 auf 37,7
Millionen angewachsen. Jährlich werden
für Aufwendungen und Investitionen 1,1
Million Euro ausgeschüttet. Diese fließen
unter anderem in die Bereiche Kunst und
Kultur, Jugend- und Altenhilfe, Sportförde-
rung, Umwelt- und Klimaschutz sowie
für Mildtätigkeit.
Aktuelles
Werte stiften � 29
Freuen sich gemeinsam bei derPreisverleihung vor dem Branden-burger Tor in Berlin:Ute Georgi, FachkoordinatorinStiftungen von der KreissparkasseAue-Schwarzenberg; DirektorHans Adler und Stiftungsmanage-rin Andrea Helm von der Spar-kassenstiftung Starkenburg; JensStephan, Vorstandsmitglied derStiftungen der KreissparkasseAue-Schwarzenberg; Martina Wa-ertermans, Geschäftsführerin derKunst- und Kulturstiftung derStadtsparkasse Düsseldorf; Volk-mar Viehweg, Vorstandsvorsitzen-der der Stiftungen der Kreisspar-kasse Aue-Schwarzenberg; Clau-dia Rinke, Kunst- und Kulturstif-tung der Stadtsparkasse Düssel-dorf (von links)
Aktuelles
Der 2. Preis des Wettbewerbes DAVID 2010 ging an die
SparkassenStiftung für Jugend und Sport der Kreissparkasse
Aue-Schwarzenberg mit dem Projekt „Robert Schumann
meets Edvard Grieg“. Ein Schüleraustausch der besonderen
Art zwischen Norwegen und Deutschland ermöglicht gei-
stig behinderten Kindern ganz neue Einblicke in die Kultur
des anderen Landes. Die Musik von Robert Schumann und
Edvard Grieg wurde das verbindende Element und Kommu-
nikationsmittel und stand im Mittelpunkt aller Aktivitäten.
Kognitive, praktische und soziale Kompetenzen der geistig
behinderten Kinder konnten auf eine ganz neue Weise ge-
stärkt werden. Die neuartige Herangehensweise und profes-
sionelle Umsetzung des Projektes sowie das besondere En-
gagement aller Beteiligten sind beispielhaft.
Neben der Sparkassenstiftung für Jugend & Sport führt
die Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg auch die Sparkassen-
stiftung für Kunst & Kultur, die Sparkassenstiftung für Um-
welt & Soziales und eine Stiftergemeinschaft. Die drei Spar-
kassenstiftungen wurden im Jahr 1993 gegründet und mit
einem Stiftungskapital von jeweils 500.000 Euro ausgestat-
tet. Der Tätigkeitsbereich erstreckt sich auf das Geschäftsge-
bietes der Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg.
Den 3. Preis erhielt die Kunst- und Kulturstiftung der
Stadtsparkasse Düsseldorf für das Projekt „Stadtmuseum
macht Schule – Durch das Netz in die Stadt“. Internet-Rallye,
Spurensuche vor Ort im Stadtmuseum, eine freie Arbeit zur
Sammlung des Museums und die Prämierung des kreativ-
sten Beitrages sind die verschiedenen Teile, aus denen sich
das Projekt für Schüler der Sekundarstufen I und II zusam-
mensetzt. Bei der Abschlusspräsentation im Stadtmuseum
kann dann die Vielfalt der Ideen bestaunt werden, die in den
Skulpturen, Zeichnungen, Filmen, Reportagen, Collagen und
vielem mehr steckt. So wird Stadtgeschichte spannend und
fördert auf innovative Weise die kreative Auseinanderset-
zung mit der eigenen Heimat.
Derzeit existieren 679 Stiftungen der Sparkassen-Finanz-
gruppe, die über ein Stiftungskapital von rund 1,8 Milliar-
den Euro verfügen und jährlich Projekte und Vorhaben mit
über 70 Millionen Euro unterstützten. Die Sparkassen-Fi-
nanzgruppe ist die stifterisch aktivste Unternehmensgruppe
in Deutschland. �
� www.sparkasse-starkenburg.de
� www.sparkasse-aue-schwarzenberg.de
� www.kulturstiftung-sskduesseldorf.de
Werte stiften � 31
Aktuelles
Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise stellt entwicklungs-
politische Organisationen vor neue Herausforderungen.
Denn in der aktuellen Debatte über milliardenschwere Hilfs-
programme für die Rettung von Banken, Unternehmen und
Staaten, besteht die Gefahr, dass die notwendige Unterstüt-
zung für Entwicklungsländer aus dem Blickwinkel gerät. Die
Menschen in den Entwicklungsländern sind zwar nicht die
Verursacher der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise, den-
noch leiden sie am stärksten unter den Auswirkungen. Der-
zeit leiden laut FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorga-
nisation der UNO) ca. eine Milliarde Menschen an Hunger,
der Export bricht ein und Überweisungen von in Industrie-
ländern lebenden Familienmitgliedern bleiben aus. Daher ist
es umso wichtiger, dass zivilgesellschaftliche Akteure gerade
in der Krise die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Länder
des Südens lenken. Einer dieser Akteure ist der Solidaritäts-
dienst-international e. V. (SODI). Seit 20 Jahren verwirklicht
SODI unter dem Slogan „Solidarität – weltweit und hautnah“
Projekte in Entwicklungsländern. In diesem Jahr feiert der
Verein sein 20-jähriges Bestehen. Seit 1990 hat SODI und
seine Partner mit über 900 Projekten in 32 Ländern von
Armut betroffenen Menschen geholfen, sich selbst zu helfen.
SODI realisiert nicht nur Projekte der Entwicklungszu-
sammenarbeit in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteu-
ropa, sondern leistet in Deutschland auch Informations-
und Bildungsarbeit über die Ursachen von Armut, Krieg, Ge-
walt und Umweltzerstörung. Der Schwerpunkt der Aus-
landsarbeit liegt vor allem in Asien und Afrika. Vor Ort arbei-
tet der Verein eng mit regionalen Partnern zusammen. „Für
unsere Arbeit ist es unabdingbar, die Erfahrungen und Kom-
petenzen unserer Partner einzubinden. So werden nicht nur
die lokalen Strukturen, sondern auch die emanzipatorischen
Kräfte der Menschen vor Ort gestärkt“, so Susanne Laudahn,
Projektmanagerin bei SODI.
In Vietnam unterstützt der Verein seit 2008 den Bau
einer Siedlung für 60 landarme Familien. Dort wo einst
Minen und Blindgänger als traurige Hinterlassenschaft des
Vietnamkrieges drohten, entsteht nun eine Siedlung mit
Wohnhäusern und Infrastruktur, einschließlich Schule, Kin-
dergarten und Gemeindezentrum. Ziel des Projekts ist es,
die Lebensverhältnisse dieser 60 Familien grundlegend zu
verbessern. Neben der Schaffung von Infrastruktur werden
die zukünftigen Bewohner der Siedlung auch durch ein
Kleinkreditprogramm unterstützt. Mit Hilfe dieser Kleinkre-
Solidarität – jetzt erst recht!Verein SODI feiert 20-jähriges Bestehen – über 900 Hilfsprojekte in 32 Ländern
dite können die Familien Schweine, Kühe oder Ziegen kau-
fen und so ihre Einkommensstruktur langfristig verbessern.
Vor der Auszahlung der Kredite nehmen Vertreter der Fami-
lien an Trainingskursen teil, in denen Kenntnisse über Kre-
ditmanagement und Haushaltsführung sowie über Obstan-
bau und Tierhaltung vermittelt werden.
300 Trockentoiletten sparenjährlich 21 Millionen Liter Wasser
Ein weiteres wichtiges Projekt des Vereins besteht in
dem Bau von Trockentoiletten in Namibia. Nach Angaben
der Vereinten Nationen sterben täglich mehr als 6.000 Kin-
der weltweit an Krankheiten, die durch unsauberes Wasser
und fehlende Toiletten verursacht werden. Zudem leben
immer noch 2,5 Milliarden Menschen ohne ausreichende
sanitäre Versorgung. Um die Gesundheitssituation in Nami-
bia zu verbessern, baut SODI gemeinsam mit dem Clay
House Project Trockentoiletten. „Gerade in trockenen Län-
dern wie Namibia ist die flächendeckende Versorgung mit
Wassertoiletten nicht möglich und zudem mit erheblichen
Kosten verbunden“, erklärt Susanne Laudahn. „Wir haben
eine nachhaltige Lösung geschaffen: Die Trockentoiletten
sind hygienisch, sparen Wasser und sind auch für arme Men-
schen erschwinglich.“ Die Technik der Toiletten nutzt die
natürliche Sonnen-
energie, um die Fä-
kalien auszutrock-
nen. Dadurch wer-
den Bakterien ab-
getötet, die häufig
Ursache für le-
bensgefährliche In-
fektionskrankhei-
ten sind. Zudem
spart eine Trocken-
toilette bis zu
70.000 Liter Was-
ser im Jahr. 300
der geplanten 600
Toiletten konnten
bereits gebaut wer-
den. �
� www.sodi.de
In Trockentoiletten werden durch die Kraftder Sonne die Fäkalien ausgetrocknet unddamit Bakterien abgetötet
32 � Werte stiften
Aktuelles
Ein halbes Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika
starten der internationale UNICEF-Botschafter Sir Roger
Moore und die UNICEF-Paten Eva Padberg und Oliver Bier-
hoff die Kampagne „Gib Deine Stimme ab – für Schulen für
Afrika!“, um allen Kindern im südlichen Afrika einen Platz in
der Schule zu verschaffen. Nach Schätzungen von UNICEF
gehen dort 45,5 Millionen Kinder nicht zur Schule. Die
Hälfte aller Kinder, die nicht zur Schule gehen, leben im süd-
lichen Afrika. „Ohne Bildung haben diese Kinder kaum eine
Chance der Armut zu entkommen“, sagte Sir Roger Moore.
Der Armut durchBildung entkommen
Gemeinsam rufen UNICEF und die VZ-Netzwerke dazu
auf, im Internet mit ihrer Unterschrift auf einem virtuellen
Fußball ihre Solidarität zu zeigen. So soll der Druck auf die
Regierungen erhöht werden, das Recht auf Bildung für jedes
Kind zu verwirklichen. Insgesamt bleibt nach UNICEF-
Schätzungen im südlichen Afrika jedem dritten Kind das
Recht auf Bildung verwehrt. Nach Berechnungen der Verein-
ten Nationen fehlen jährlich etwa 16 Milliarden US-Dollar,
damit jedes Kind einen Platz in der Grundschule hat.
„Als größtes soziales Netzwerk in Deutschland mit 16
Millionen Mitgliedern möchten wir so viele Menschen wie
möglich auf das UNICEF-Projekt aufmerksam machen, sagte
Markus Berger-de León, Geschäftsführer der VZ-Netzwerke.
2004 hat UNICEF gemeinsam mit der Nelson-Mandela-
Stiftung und der Hamburger Gesellschaft zur Förderung der
Demokratie und des Völkerrechts das Bildungsprogramm
„Schulen für Afrika“ gestartet. Seitdem haben mit Hilfe vie-
ler Spender aus Deutschland 3,6 Millionen Kinder einen
guten, kinderfreundlichen Platz in der Schule erhalten.
UNICEF und viele Partner haben dazu beigetragen, dass
die Einschulungsrate weltweit gestiegen ist. Heute gehen
weltweit 85 von 100 Kindern zur Schule, in den 1960er Jah-
ren waren es nur 50. UNICEF verfolgt mit seinen Bildungs-
programmen grundsätzlich das Ziel, alle Kinder in die
Schule zu bringen und die Schulen kinderfreundlich zu ge-
stalten. UNICEF trägt daher dazu bei, auch in entlegenen
Gegenden Schulen zu bauen, Schulgebühren abzuschaffen
und Mädchen die gleichen Chancen zu geben.
Mit dem Programm „Schulen für Afrika“ hilft UNICEF,
verfallene Klassenräume wieder herzurichten oder neue zu
bauen. Die Dorfgemeinschaft fasst mit an und engagiert sich
für die Instandhaltung. UNICEF sorgt für sicheres Trinkwas-
ser sowie einfache Latrinen an den Schulen. Um Kinder vor
Krankheiten zu schützen, werden Hygieneregeln gelehrt.
UNICEF versorgt Schüler und Lehrer mit Büchern, Heften
und Lehrmaterial und stellt Bänke und Tafeln für die Klas-
senzimmer bereit. UNICEF schult die Lehrer, damit sie ihren
Unterricht kindgerechter gestalten und besser auf die Kin-
der eingehen. Schulleiter erhalten Hilfe, um den Schulbe-
trieb gut zu organisieren.
In Deutschland haben bisher bereits über 155.000 Men-
schen für „Schulen für Afrika“ gespendet. Allein 600.000
Kinder haben an Schülerläufen für Bildungsprojekte teilge-
nommen. Rund 3.000 Unternehmen haben die Kampagne
unterstützt. UNICEF konnte so in Angola, Malawi, Mosambik,
Ruanda, Simbabwe und Südafrika über 680 Schulen neu
bauen oder reparieren. Mehr als 80.000 Lehrer wurden aus-
oder fortgebildet. Hunderttausende Kinder erhielten Schul-
material. �
� www.schulenfürafrika.de
Gib ab!Deine Stimme für „Schulen für Afrika“
UNICEF-Botschafter Sir Roger Moore, Eva Padberg und Oliver Bierhoffengagieren sich für die Kampagne für das Recht auf Bildung
Foto: UNICEF/Claudia Berger
Auf einem echten Fußball unterschrieben zum Kampagnenstart imMünchener Prinzregententheater Sir Roger Moore, Eva Padberg und Oli-ver Bierhoff. Sir Roger Moore, Eva Padberg, Oliver Bierhoff und MarkusBerger-de León, (Geschäftsführer der VZ-Netzwerke)
Zum Ersten, zum Zweitenund zum Dritten
Versteigerung der Aktion „Kunst am Meer” zu Gunsten des Kinderhospiz Cuxhaven
von Stephan Bühring
Aktuelles
Werte stiften � 33
Die Idee war einfach und vielversprechend zugleich: 150
Bilder sollten in 150 Tagen gemalt werden. Nicht von Künst-
lerhand, sondern von Feriengästen, die ihren Urlaub im be-
schaulichen Dorum an der deutschen Nordseeküste ver-
brachten. Nach Abschluss der Aktion sollten die Bilder für
einen guten Zweck versteigert werden.
Malen unter freiem Himmelfür den guten Zweck
„Kunst am Meer“ startete am 1. Mai 2009 und wurde in-
itiiert vom Ehepaar Gütschow. Sie – Edeltraud – ist Künstle-
rin, er – Peter – betreibt einen Fisch-Imbiss. Als verbinden-
des Element der beiden hielt so die Kunst Einzug in den Do-
rumer Kutterhafen. Als „Atelier” diente dabei die Hafenter-
rasse. Malen unter freiem Himmel – den Urlaubern gefiel
die Idee. Inspiriert von der rauen Schönheit der Nordsee,
Urlaubserlebnissen
und sicher auch
von Bildern, die be-
reits entstanden
sind, griffen die Ur-
lauber täglich zu
Pinsel und Farbe.
Jeden Tag entstand
ein neues, kleines
Kunstwerk. Die Ak-
tion sprach sich
schnell herum. Neben Urlaubsgästen beteiligten sich auch
regionale Künstler und Bekanntheiten, wie der Künstler ALI,
der die Mainzelmännchen erfand, die Künstlerin Verena Grä-
fin von Bernstorff und die niedersächsische Landtagsvize-
präsidentin Astrid Vockert.
Die abschließende Versteigerung war für den Herbst
2009 geplant, 20 Euro Startgebot je Bild. Mit dem Kinder-
hospiz Cuxhaven stand auch schon der Nutznießer der Ein-
nahmen der Versteigerung fest. Nur das Wetter spielte nicht
mit: Ein Herbststurm zog über die Küste. Die Gäste auf der
Dorumer Hafenterrasse wurden weniger.
Als Ersatztermin wurde der 1. Mai 2010 festgelegt. Ein
symbolträchtiges Datum – genau ein Jahr nach Beginn der
Aktion. Peter Gütschow tauschte das Fischbrötchen gegen
den Versteigerungshammer. Zum Ersten, zum Zweiten und
zum Dritten schallte es 75 mal durch den Dorumer Kutter-
hafen, angereichert durch kleine Anekdoten zu der Entste-
hung der Bilder, an die sich Peter Gütschow noch gut erin-
nern konnte. Ulli Möhring und Dean Collins sorgten dank
der finanziellen Unterstützung der Kreissparkasse Weser-
münde-Hadeln für einen passenden musikalischen Rahmen
und versetzten die Zuschauer in Steigerlaune. 4.181,91 Euro
kamen so zusammen und wurden in Scheckform am 26. Mai
2010 an den Vorsitzenden des Kinderhospizvereins Cuxha-
ven Dr. Dieter Czapski überreicht.
Beflügelt von dem Erfolg der Aktion startete Kunst am
Meer in die zweite Runde. Seit 1. Mai 2010 heißt es in
Dorum wieder 150 Tage – 150 Bilder. �
� www.kult-am-meer.deTauschte Fischbrötchen gegen Versteigerungshammer: FischbudenbesitzerPeter Gütschow bei der Versteigerung auf der Dorumer Hafenterrasse
34 � Werte stiften
Aktuelles
Angesichts der aktuellen Weltwirtschaftskrise und der Fi-
nanzprobleme um den Euro muss die soziale Marktwirt-
schaft neue Prioritäten setzen. Diese Forderung erhob die
Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan bei der Verleihung
des 45. Theodor Heuss Preises in Stuttgart. Dabei räumte
Schwan für diese neue soziale Marktwirtschaft in der Globa-
lisierung neben der traditionellen Politik auch dem Privat-
sektor und der organisierten Zivilgesellschaft eine herausra-
gende Rolle ein.
„Persönliche Freiheit und Verantwortung müssten durch
starke politische Regeln zur Erhaltung des Wettbewerbs,
aber auch der Sozialpartnerschaft und Chancengleichheit
ergänzt werden“, meinte Schwan. Weil die nationalstaatliche
Politik heute in ihrer Reichweite beschränkt sei, gelte es,
neue Institutionen, Akteure und Verfahren zu finden. Eine
globale soziale Marktwirtschaft erfordere große Nachhaltig-
keit bei Produkten sowie Konsum „und die langfristige Per-
spektive einer Angleichung nach oben“, resümierte Schwan,
damit durch die Senkung von Sozialstandards nicht nur eine
Verliererperspektive übrig bleibe. Erforderlich sei beson-
ders in der Privatwirtschaft, über die Partikularinteressen
hinaus politische Gemeinwohlverantwortung für die Folgen
des eigenen Handelns zu übernehmen.
Mit dem diesjährigen Theodor Heuss Preis wurden die
beiden Unternehmer Berthold Leibinger und Michael Otto
ausgezeichnet. Damit ehrt die Stiftung nicht nur ihre wirt-
schaftlichen Erfolge – bei Leibinger im Maschinenbau und
der Lasertechnik, bei Otto im Versandhandel und Dienstlei-
stungssektor – sondern auch ihr zivilgesellschaftliches Enga-
gement. Während Leibinger vor allem als Mäzen und Stifter
für soziale, kulturelle und kirchliche Einrichtungen hervor-
trat, hat Otto die Einhaltung von Umweltschutz und Sozial-
standards in seinen internationalen Handels- und Lieferge-
schäften durchgesetzt. Leibinger habe, so die Laudatio des
ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten
Lothar Späth, immer ein System der Privatinitiative nach vorn
gestellt. Wenn alle bei der Erfüllung der Bürgerpflichten han-
delten wie der Stuttgarter Unternehmer, dann hätten Politik
und Gesellschaft mehr Spielräume. Der Umweltforscher
Ernst Ulrich von Weizsäcker hob vor allem die mannigfalti-
gen Initiativen des hanseatischen Firmenchefs Otto hervor.
Seine Vorstellungen zur verantwortlichen Herstellung und
Lieferkette seiner Produkte seien ehrgeizig, aber verlässlich,
so Weizsäcker. Dabei habe der Versandhauschef auch viele
andere Unternehmen mit ins Boot gezogen. Ottos gesell-
schaftlicher Erfolg garantiere dabei große Dauerhaftigkeit.
Mit einer Medaille der Theodor Heuss Stiftung ausge-
zeichnet wurden bei der gleichen Veranstaltung auch zwei
Nichtregierungsorganisationen: einmal der Verein „Free
Software Foundation Europe“, der sich dafür einsetzt, Com-
puter-Software für jeden Zeck frei zu verwenden und allen
Menschen die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen;
dann der Verein Oxfam Deutschland, der über die Erträge in
seinen 35 Shops und durch Spenden weltweit Entwick-
lungsprojekte für Gesundheitsfürsorge, Umweltschutz und
Bildung fördert, zugleich intensive Lobby- und Kampagnen-
arbeit in der Bundesrepublik für mehr und bessere Entwick-
lungshilfe organisiert. Bei der Stuttgarter Preisverleihung
stand das Thema „Soziale Marktwirtschaft in der Globalisie-
rung“ im Mittelpunkt. Deren Vorsitzender Ludwig Theodor
Heuss sprach von einer Bewährung für die Demokratie vor
dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise. Ange-
sichts der Ratlosigkeit in Ökonomie und Gesellschaft sei die
Anpassung des Konzepts der sozialen Marktwirtschaft an
heutige Verhältnisse dringend geboten, um die Zukunftsfä-
higkeit freiheitlicher Lebensformen zu sichern. �
� www.theodor-heuss-stiftung.de
Soziale Marktwirtschaftin der Globalisierung
Unternehmer Michael Otto und Berthold Leibinger erhalten Theodor Heuss Preis 2010
Dr. Ludwig Theodor Heuss, Enkel des 1. Bundespräsidenten und Vorsit-zender der Theodor Heuss Stiftung (links) freut sich gemeinsam mitMichael Otto und Berthold Leibinger bei der Preisverleihung.
Foto
: Su
san
ne
Ker
n
Werte stiften � 35
Aktuelles
Anfang April 2010 begrüßte ein aufgewühlter Hafez Ibrahim
den Amnesty-Ermittler Lamri Chirouf, jenen Mann, dem er
seine Rettung vor der fast sicheren Exekution zuschreibt.
Hafez Ibrahim war im Alter von 17 Jahren zum Tode verur-
teilt worden – und das, obwohl das jemenitische Strafgesetz-
buch die Verhängung der Todesstrafe gegen Minderjährige
eigentlich untersagt. Der heute 22-jährige Hafez beschreibt
stolz seine Entschlossenheit, das Beste aus seinem Leben
machen zu wollen, das ihm zurückgegeben wurde. Er stu-
diert Jura an der Universität der jemenitischen Hauptstadt
Sana'a und will sich für den Schutz der Menschenrechte ein-
setzen. Seine Geschichte zeigt, wie ungerecht und grausam
die Todesstrafe ist – besonders wenn sie gegen Minderjäh-
rige verhängt wird.
Hafez Ibrahim war 16 als er bei einer Hochzeit in seiner
Heimatstadt Ta'izz zu Gast war. Die meisten männlichen Hoch-
zeitsgäste trugen Waffen, so wie es in dem Land Tradition ist.
Irgendwann kippte die Stimmung, es kam zu einem Kampf,
eine Schusswaffe ging los und jemand wurde getötet.
„Der erste Richter verurteilte mich 2005 zum Tode“, be-
richtete er Amnesty International. Dann wurde der Fall an
einen anderen Richter verwiesen, der das Todesurteil bestä-
tigte. Dem Jugendlichen wurde es nicht gestattet, Berufung
einzulegen. Zwei Jahre später erhielt Lamri Chirouf in der
Londoner Zentrale von Amnesty International eine Kurzmit-
teilung auf seinem Mobiltelefon: „Sie bereiten unsere Hin-
richtung vor. Hafez.“ Es war Hafez gelungen, im Zentralge-
fängnis von Ta'izz an ein Handy zu gelangen, von dem er sei-
nen verzweifelten Hilferuf versenden konnte.
Hafez wusste, was ihm bevorstand. Man würde ihn zwin-
gen, sich im Gefängnis mit dem Gesicht nach unten auf den
Boden zu legen. Dann würden ihm die Wachen mit einem
automatischen Gewehr durchs Herz schießen. Für den jun-
gen Mann begann der grausame Countdown für den Tod.
„Wegen dieser Nachricht waren wir am Boden zerstört
und schickten sofort Appelle an den Präsidenten und die
Behörden Jemens“, erinnert sich Amnesty-Mitarbeiter Lamri
Chriouf. Die Bemühungen zeigten Erfolg: Der Präsident ge-
währte einen Hinrichtungsaufschub, um Zeit dafür zu ge-
winnen, die Angehörigen des Mordopfers um eine Begnadi-
gung zu bitten. Als dies ergebnislos blieb, wurde ein neuer
Hinrichtungstermin angesetzt. Amnesty International sandte
erneut Appelle an den Präsidenten, der einen weiteren drei-
tägigen Hinrichtungsaufschub anordnete. Die Angehörigen
des Mordopfers erklärten sich nach Verhandlungen damit
einverstanden, die Hinrichtung auf einen Termin nach dem
heiligen Monat Ramadan zu verschieben. Am 30. Oktober
2007 entschied sich die Familie des Mordopfers schließlich
dafür, Hafez Ibrahim gegen ein so genanntes „Blutgeld“ von
25 Millionen jemenitischen Rial (etwa 90.000 Euro) zu be-
gnadigen. Nachdem die Entschädigungszahlung erfolgt war,
wurde Hafez aus dem Gefängnis freigelassen. „Ich war so
glücklich“, sagte er Lamri Chirouf Anfang April 2010 in Sa-
na'a. „Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben. Ich habe
das Empfinden, dass es eigentlich unmöglich ist, dass ich
noch am Leben bin.“
Hafez Ibrahims Heimatland Jemen ist eines der wenigen
Länder, das Todesurteile auch an Minderjährigen vollstreckt
hat. Immer wieder werden Personen zum Tode verurteilt,
selbst wenn es berechtigte Hinweise dafür gibt, dass sie
zum Zeitpunkt der Tat noch unter 18 Jahre alt waren. Amne-
sty International ist seit langem über die Anwendung der To-
desstrafe in Jemen besorgt, insbesondere da Todesurteile
häufig nach Verfahren verhängt werden, die den internatio-
nalen Standards für ein faires Gerichtsverfahren nicht ent-
sprechen. 2009 wurden im Jemen über 30 Menschen hinge-
richtet, hunderte Gefangene sitzen derzeit in Todeszellen. �
� www.amnesty.de
„Ich verdanke euch mein Leben“Amnesty International rettet 17-jährigen Jemiten vor der Hinrichtung
Foto
: Cla
re F
erm
on
t, A
mn
esty
In
tern
ati
on
al.
36 � Werte stiften
Aktuelles
Am Abend des 18. Mai 2010 trafen sich zahlreiche Vertreter
der regionalen Stiftungsszene in der Förde Sparkasse in Kiel
zu den 2. „Kieler StiftungsGesprächen“. Insgesamt 45 Gäste
folgten der persönlichen Einladung durch die Stiftergemein-
schaft der Förde Sparkasse, um sich über gemeinnützige Stif-
tungsarbeit auszutauschen und untereinander Netzwerke
zu knüpfen. Nachdem die Auftaktveranstaltung im letzten
November sehr positiv in der regionalen Stiftungslandschaft
angenommen worden ist, ist dies bereits die zweite Ge-
sprächsrunde dieser Art in der Förde Sparkasse.
Nachhaltiger Kapitalerhaltfür gemeinnützige Stiftungen
Erklärtes Ziel der „Kieler StiftungsGespräche“ ist es, ge-
meinnützigen Stiftungen aus der Region ein Forum zu bie-
ten für einen unmittelbaren Informations- und Erfahrungs-
austausch. Auf diese Weise können aktuelle Themen frühzei-
tig erkannt und für die eigene Stiftungsarbeit aufgegriffen
werden. So stieß der Vortrag zum Thema „Nachhaltiger Ka-
pitalerhalt für gemeinnützige Stiftungen“ auf großes Inter-
esse unter den Gästen. Denn auch in Zeiten wirtschaftlicher
Unsicherheit und wachsender Inflationssorgen müssen Stif-
tungen ihr Vermögen dauerhaft erhalten. Als Vorstandsvorsit-
zender der Familie Mehdorn Stiftung gewährte Prof. Dr. Hu-
bertus Maximilian Mehdorn anschließend einen Einblick in
die Stiftungsarbeit seiner Familie. Erst kürzlich verlieh die
Stiftung ihre Förderpreise, die jährlich für herausragende
Projekte der neurochirurgischen Forschung sowie für be-
sonderes Engagement um die interkulturelle Kommunika-
tion zwischen Deutschland und Frankreich verliehen wer-
den. Kernelement der Veranstaltung aber waren die eigentli-
chen „StiftungsGespräche“.
In ungezwungenem Rahmen nutzten die Gäste aktiv die
Zusammenkunft, um einander kennenzulernen und um
über die gemeinnützige Arbeit der vertretenen Stiftungen
ins Gespräch zu kommen. Große Einigkeit herrschte unter
den Teilnehmern darüber, dass ehrenamtliches und beson-
ders auch finanzielles Engagement für die Arbeit der Stiftun-
gen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Hier gelte es, die
Mitmenschen zu begeistern, das Stiftungswesen nicht nur
mit Spenden nachhaltig zu stärken, sondern auch dauerhaft
über Zustiftungen das Stiftungskapital zu erhöhen.
„Wir sind überzeugt, dass gute Stiftungsarbeit und die
Vernetzung der Akteure in besonderer Weise miteinander in
Verbindung stehen“, so Götz Bormann, Vorstandsvorsitzen-
der der Förde Sparkasse und in dieser Funktion auch Vor-
stand der Stiftergemeinschaft der Förde Sparkasse. Es gelte,
die eigenen Stiftungsmittel optimal für das Gemeinwohl ein-
zusetzen. Gemeinsamkeiten sollten genutzt und ungewollte
Überschneidungen vermieden werden. Dabei helfe es sehr,
wenn Stiftungen einander kennen und diese ein klares Pro-
fil in der regionalen Stiftungslandschaft besitzen. „Wir sehen
uns als Partner und Knotenpunkt eines solchen Stiftungs-
netzwerks. Mit den „Kieler StiftungsGesprächen“ möchten
wir dem direkten Austausch unter gemeinnützigen Stiftun-
gen auch zukünftig eine geeignete Plattform geben.“ �
� www.foerde-sparkasse.de/stiftungen
Netzwerkbildung für das Gemeinwohl2. „Kieler StiftungsGespräche“ bieten gemeinnützigen Stiftungen aus der Region ein Forum
Sich für Menschen engagieren, die herzkrank sind und/oder
an Diabetes leiden und deren Anzahl stetig wächst – das
verbindet die Deutsche Herzstiftung mit der Stiftung DHD
Der herzkranke Diabetiker und mit Sternekoch Johann Lafer.
Der gebürtige Grazer ist ein Freund der gesunden Küche
und seit vielen Jahren Partner in der Diabetes-Aufklärung,
weil „Vorsorge wichtig ist, wenn man weiß, dass Deutsch-
land so viele Diabetiker wie Österreich Einwohner hat.
Gesundheit und Genussschließen sich nicht aus
Mit der richtigen Lebensweise lässt sich Herzerkrankun-
gen und Diabetes vorbeugen“, sagt der bekennende Fein-
schmecker, Gesundheit und Genuss schließen sich dabei
keineswegs aus. „Gewusst wie“, lautet das Motto und genau
das wird Thema der Talkshow an Bord der Flusskreuzfahrt
mit Herz im goldenen Oktober sein, die von der Deutschen
Herzstiftung und der Stiftung DHD gemeinsam empfohlen
wird. Hier werden die Reisegäste durch einen Mediziner be-
treut, der sich mit den gesundheitlichen Belangen auskennt.
Der Arzt ist für den Akutfall gerüstet und mit allem medizi-
nisch Notwendigen ausgestattet. Außerdem bieten profes-
sionell ausgebildete Trainer mehrmals am Tag Herz-Sport an.
„Die Flusskreuzfahrten sind ein attraktives Angebot für
herzkranke Diabetiker, unbeschwert und sicher in den Ur-
laub zu fahren, ohne großes Risiko für die eigene Gesund-
heit“, sagt Professor Dr. Dr. Diethelm Tschöpe von der Stif-
tung DHD aus Bad Oeynhausen. Die Reise-Richtlinien der
Stiftungen werden erfüllt. Durch die fachärztliche Begleitung
kann ein hohes Maß
an Sicherheit ge-
währleistet werden.
Die Qualität der Be-
treuung wird konti-
nuierlich geprüft.
Zusammen mit Jo-
hann Lafer werden
Professor Tschöpe
(Vorsitzender Stif-
tung DHD) und Pro-
fessor Becker (Vorsit-
zender Deutsche
Herzstiftung) als
Gäste am 3. Oktober 2010 die Reise begleiten und sich den
Fragen des Bordpublikums stellen. Vom 30. September bis 7.
Oktober 2010 führt die Route „Historisches Flussquartett“
über Saarbrücken, Koblenz und Mainz, entlang von Saar,
Mosel, Rhein und Neckar. �
� www.carara.com, www.stiftung-dhd.de
Engagement verbindetJohann Lafer ist Gast bei Flusskreuzfahrt mit Herz
Professor Tschöpe,Vorsitzender derStiftung DHD undProfessor Becker,Vorsitzender derDeutsche Herzstif-tung stehen denReiseteilnehmernRede und Antwort(v. l.)
Sternekoch Johann Lafer engagiert sichin der Diabetes-Aufklärung für dieDeutsche Herzstiftung und die StiftungDHD Der herzkranke Diabetiker
Aktuelles
Foto
: Ka
trin
Her
tra
mpf
Vorbei sind die Zeiten, in denen Stiftungen nur Sache der
Wohlbetuchten waren – auch im kleinen Rahmen kann man
Gutes tun. Dass das deutsche Stiftungswesen Hochkonjunk-
tur hat, beweist auch die Gründung von 914 neuen Stiftun-
gen allein im vergangenen Jahr. Bundesweit wuchs die Zahl
der rechtsfähigen Stiftungen von 505 im Jahre 1998 auf ak-
tuell circa 3.300.
Gerade nach der Finanzkrise, die auch die öffentlichen
Haushalte schwer getroffen hat, fehlt es in vielen sozialen
und kulturellen Bereichen an den nötigen Mitteln. Doch Stif-
tungen helfen nicht nur, wichtige Einrichtungen und inno-
vative Projekte zu unterstützen, sondern bieten darüber hin-
aus die Möglichkeit, das eigene Lebenswerk für die „Ewig-
keit“ zu bewahren. Gerade, wenn keine Nachkommen vor-
handen oder die Erben bereits materiell abgesichert sind,
bietet es sich an, sein Vermögen oder Teile davon einem ge-
meinnützigen Zweck zu widmen. Entweder
zu Lebzeiten oder erst nach dem Tode – bei-
des ist möglich. Grundgedanke einer Stiftung
ist, das Vermögen auf Dauer zu erhalten, wobei
der Stiftungszweck nur mit den Kapitalerträgen
oder durch gezielte Spenden gefördert wer-
den kann. Im Prinzip können einer Stiftung
alle Vermögensgegenstände, unter anderem
Immobilien, Antiquitäten oder Unternehmens-
anteile, überschrieben werden. Einen hohen
Anreiz bieten die steuerlichen Begünstigun-
gen für Stiftungen, die einem gemeinnützigen,
kirchlichen oder mildtätigen Zweck gewid-
met sind. Dabei beträgt die Höchstgrenze für
den Spendenabzug einheitlich 20 Prozent des
Jahreseinkommens. Durch das „Gesetz zur
weiteren Stärkung des bürgerlichen Engage-
ments“ vom 10. Oktober 2007 haben sich weiterhin Ände-
rungen im Spendenrecht ergeben. Zum Beispiel können in
einem Zeitraum von zehn Jahren bis zu eine Million Euro
Zuwendungen an gemeinnützige Stiftungen als Sonderaus-
gaben steuerlich geltend gemacht werden.
Um den Weg zur eigenen Stiftung zu erleichtern, beglei-
tet der Bereich Generationenmanagement der Sparkasse
Leipzig Stiftungsinteressenten von der ersten Gründungs-
idee bis zur Umsetzung. Zu den Leistungen zählen unter an-
derem die Errichtung, Betreuung und Verwaltung der Stif-
tung und des Stiftungsvermögens. Auf Wunsch der Stifter
können zusätzlich ausgewählte Fachleute der Sparkasse
Leipzig im Stiftungsvorstand mitwirken.
Ansprechpartnerin bei der Sparkasse Leipzig, Generatio-
nenmanagement, ist die Dipl. Juristin Sabine Philipp. �
� www.sparkasse-leipzig.de
Mit Stiftungen Gutes tun –für sich selbst und andere
Stiftungsberatung am Beispiel der Sparkasse Leipzig
Berichte und Kampagnen
Wer heute in Richtung Osten blickt, dem bietet sich meist
folgendes Bild: Einerseits entdeckt der Betrachter Länder
und Regionen, die seit dem Sturz des Kommunismus vor
über 20 Jahren große Fortschritte gemacht haben. Gleich-
zeitig prägen aber vielerorts Armut und Verzweiflung den
Alltag vieler Menschen. Zu ihnen gehören gescheiterte Fa-
milien, obdachlose Kinder oder benachteiligte Jugendliche
ebenso wie verarmte alte und arbeitslose Menschen, aber
auch Kriegsflüchtlinge und Angehörige von Minderheiten.
Die aktuelle Finanzkrise verschärft ihre ohnehin schon
schwierige Situation zusätzlich.
Dort, wo ihnen niemand mehr hilft, sind es meist die
christlichen Ortskirchen in Osteuropa, die sich mit Hilfe aus
dem westlichen Ausland um diese Menschen kümmern. Zu
diesen starken Partnern zählt seit 17 Jahren das katholische
Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, das konfessionsübergrei-
fend Menschen in 29 Staaten Mittel-, Ost- und Südosteuro-
pas unterstützt. Für mehr als 17.000 Projekte stellte Renova-
bis seinen Partnern vor Ort über 485 Millionen Euro bereit.
Dieses Geld stammt überwiegend von deutschen Katholi-
ken. Es kommt kirchlich-pastoralen, sozial-caritativen sowie
Bildungs- und Medienprojekten zugute.
Renovabis arbeitet dabei strikt nach dem Partnerprinzip.
Die Partner treten mit konkreten Anliegen an Renovabis
heran und bitten um finanzielle Unterstützung. Nach ent-
sprechender Prüfung und gemeinsamer Beratung kommt es
dann zu einer Projektzusammenarbeit. So werden die Part-
ner nicht von ihrer Verantwortung bei der Durchführung
der Projekte entlastet. Gleichwohl steht hier der Gedanke
der Solidarität im Vordergrund: Der Stärkere tritt für den
Schwächeren ein, bevormundet ihn aber nicht, sondern be-
gegnet ihm auf Augenhöhe. Das Geld fließt über Renovabis
unter anderem in den Bau von Kirchen und Gemeindezen-
tren, in die Ausstattung von Familien-, Frauen- und Jugend-
zentren, in den Unterhalt von Heimen für Waisen- und Stra-
ßenkinder, in die Ausbildung von Priestern, Ordensleuten
und in der Seelsorge tätigen Laien. Außerdem fördert Reno-
vabis Studierende und Lehrer.
Um die Arbeit von Renovabis dauerhaft und nachhaltig
zu fördern, wurde Ende 2003 die Renovabis-Stiftung gegrün-
det. Sie dient gemeinnützigen, mildtätigen und kirchlichen
Zwecken. Über das Renovabis-Stiftungszentrum richtet sich
Renovabis an diejenigen, die langfristig, effektiv und trans-
parent Menschen im Osten Europas eine neue Lebensper-
spektive schenken möchten. �
� www.renovabis-stiftungszentrum.de
Für ein Leben in WürdeSeit 1993 stellt sich Renovabis solidarisch an die Seite der Menschen im Osten Europas
Liebevoll nimmt die aus Georgien stammende Ordensfrau Nune Titojan,langjährige Projektpartnerin von Renovabis, eine alte Frau im NordenWeißrusslands in den Arm. Regelmäßig besucht Schwester Nune verein-samte, verarmte Menschen und versorgt sie mit einer warmen Mahlzeit.
Kinder aus einem Elendsviertel in der albanischen Hauptstadt Tirana.Dort fördert Renovabis ein Tageszentrum der Caritas Tirana-Durres.Mädchen und Jungen können in der Einrichtung essen, bekommenNachhilfeunterricht und werden medizinisch betreut.
40 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Leere Kassen werden in den nächsten Jahren deutliche Spu-
ren im Kunst-, Kultur-, Sport- und Sozialbereich hinterlassen.
Stiftungen sind eine Alternative zur Lösung dieser Probleme
für die Gemeinwohlsicherung. Engagierte Bürger nehmen
immer stärker das Heft in die Hand, um sich für die Allge-
meinheit einzusetzen.
Vor rund sieben Jahren nahm die Sparkasse Bamberg an
einer Stiftungsveranstaltung der Regierung von Oberfran-
ken teil, die im regelmäßigen Rhythmus herausragende Stif-
tungen und das persönliche Engagement der Stiftungsper-
sönlichkeiten prämiert. Das war für den Vorstandsvorsitzen-
den der Sparkasse Bamberg, Konrad Gottschall, der Anlass,
ein Stiftungskonzept für die nachhaltige Stärkung der Re-
gion Bamberg entwickeln zu lassen. Erfahrungen mit Stif-
tungen konnten bereits durch die im Jahr 1989 errichtete,
rechtlich selbstständige Stiftung für Kunst, Kultur und Denk-
malpflege der Sparkasse Bamberg gesammelt werden. In 21
Jahren ist das Dotationskapital auf 5 Mio. Euro angewachsen
und in dieser Zeit sind rund 2,2 Mio. Euro Ausschüttungen
in rund 423 Projekte geflossen. Dies zeigt, dass das Weltkul-
turerbe und der Landkreis Bamberg um vieles an Attraktivi-
tät gewonnen hat, was anhand der Beispiele wie des Bam-
berger Skulpturenweges, des Kunstraumes Fränkische Tos-
kana, des Wald- und
Wiesenlehrpfad rund
um den Gügel und die
Giechburg sichtbar
wird. 1989 waren die
Gründungsväter, im Jahr
des 175-jährigen Jubilä-
ums der damaligen
Kreissparkasse Bamberg,
von der Idee geleitet,
ewig Gutes für die Re-
gion zu tun. Das ist un-
strittig gelungen.
Die Stiftergemeinschaft der SparkasseBamberg – eine Erfolgsgeschichte
Bamberg entwickelt sich zu einer der Stiftungshochburgen
von Georg Handwerger
Stifter in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg können mit ihrer Zustiftung aus den zahlreichen, in der Stiftungssatzung festgelegten Stif-tungszwecken auswählen. Der Wechsel des Stiftungszwecks ist jederzeit problemlos möglich.
Der Deutsche Sparkassen- und
Giroverband legte für die Be-
ratung von stiftungswilligen
Kunden der Sparkassen die
Zusammenarbeit mit fachkun-
digen Kooperationspartnern
nahe. Die Referenzen der Spar-
kasse Fürth und Sparkasse
Rottal-Inn führten die Spar-
kasse Bamberg zur Deutschen
Stiftungstreuhand AG in Fürth,
ein auf diesem Sektor sehr er-
folgreich agierendes Dienstlei-
stungsunternehmen. Nach
rund zweijähriger Entwicklungszeit durch eine Projekt-
gruppe konnte die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bam-
berg am 1.12.2005 ins Leben gerufen werden. Mit einem
Gründungskapital von über 100.000 Euro, das durch die
Sparkasse Bamberg zur Verfügung gestellt wurde, startete
die Stiftergemeinschaft.
Vertreter aus Wirtschaft, Medizin und aus dem Sozialbe-
reich sowie der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse und ein
Stiftungsspezialist stellen die Weichen für die Konzeptwei-
terentwicklung. So sind Modelle für die Erbeinsetzung, für
Behinderte u. a. m. durch den Treuhänder der Stiftergemein-
schaft entwickelt worden. Besonders hervorzuheben ist,
dass bereits zwei Kuratoriumsmitglieder mit einer eigenen
treuhänderisch verwalteten Stiftung das Stiftungswesen in
der Region Bamberg mit beflügeln.
In den nahezu fünf Jahren seit Gründung der Stifterge-
meinschaft wurden 33 Stiftungen errichtet, davon zehn The-
menstiftungen. Mehr als 20 Stiftungserrichtungen stehen
unmittelbar bevor. Bisher wurden rund 3 Mio. Euro Stif-
tungskapital generiert. Durch Testamentsverfügungen beste-
hen Zustiftungsversprechen von mehr als 5 Mio. Euro. Rund
93.000 Euro wurden bereits ausgeschüttet, davon rund 80 %
für Projekte in der Region Bamberg.
Themenstiftungen sind Treiberfür Stiftungserrichtungen
Mehrere Stifterpersönlichkeiten, die anlässlich runder
Geburtstage mit Errichtungseinlagen eine tolle Öffentlich-
keitsarbeit machen, tragen wesentlich zum Erfolg der Stifter-
gemeinschaft bei. Das entlastet den Werbeaufwand der Spar-
kasse. Die personelle und finanzielle Unterstützung für das
jeweilige Werbekonzept der Themenstiftung und eine faire
Preisgestaltung bei der Errichtung und Verwaltung des Stif-
tungsvermögens zahlen sich aus.
Mittlerweile führt die Stiftergemeinschaft der Sparkasse
Bamberg folgende Themenstiftungen:
b Stiftung Altenburg Bamberg
bBürgerstiftung Gundelsheim
bBürgerstiftung Pommersfelden
bChapeau Claque Kinderstiftung
b Stiftung chronisch kranke Kinder
b Stiftung Helfen tut gut
b Stiftung Künstler fördern Kinder
b Stiftung Lebendige Pfarrei Litzendorf
b Stiftung Levi-Strauss-Museum
b Stiftung Sophia
Werte stiften � 41
Berichte und Kampagnen
Konrad Gottschall, Vorstands-vorsitzenden der SparkasseBamberg, freut sich über denErfolg der Stiftergemeinschaft
Stiftungszwecke der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg sind u. a. die Förderung von Kunst und Kultur, Denkmalschutz, Landschaftspflege,Tierschutz, Altenhilfe, Wissenschaft und Forschung, Bildung sowie Kinderschutz.
42 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
In der Region Bamberg sind Stif-
tungen bereits seit dem Jahr
1237 verankert (Bürgerspital-Stif-
tung Bamberg) und gemeinwohl-
orientiert tätig. Kontinuierlich
wurde in den zurückliegenden
Jahren die Stiftungsarbeit, auch
durch die Erzdiözese Bamberg
und die Stadt Bamberg, ausge-
baut. Nach Recherchen der Spar-
kasse Bamberg werden derzeit
32 Stiftungen durch die Erzdi-
özese Bamberg, 19 Stiftungen
und 5 Stiftungsfonds durch die
Stadt Bamberg und 33 rechtlich
unselbständige Stiftungen im
Rahmen der Stiftergemeinschaft
der Sparkasse Bamberg verwaltet.
Im Stiftungsverzeichnis Bayern
sind aktuell insgesamt 45 rechts-
fähige Stiftungen im Geschäftsge-
biet der Sparkasse verzeichnet – und einige noch nicht er-
fasst. Für 30 rechtlich selbständige Stiftungen verwaltet die
Sparkasse das Stiftungsvermögen.
Rund 140 Stiftungenin der Region Bamberg
Im Bamberger Raum gibt es rund 140 rechtsfähige und
treuhänderisch verwaltete Stiftungen. Bei 215.000 Einwoh-
nern kommen auf je 100.000 Bürger 65 Stiftungen. Im Hin-
blick auf den deutschlandweiten Vergleich des Bundesver-
bandes Deutscher Stiftungen belegt die Region Bamberg
einen hervorragenden Platz.
Für die Stiftungen der Stiftergemeinschaft werden die
Kapitalanlagen durch die Deutsche Stiftungstreuhand AG
auf Basis von Anlagevorschlägen der Sparkasse Bamberg ge-
tätigt. Das Stiftungskapital ist breit gestreut in Sparkassen-
briefen, festverzinslichen Wertpapieren, Investmentfonds
und offene Immobilienfonds angelegt.
Aktives Stiftungsmarketingerfordert Investitionen
Die Sparkasse Bamberg hat in den vergangenen Jahren
im Bereich Stiftungsmarketing viel investiert. In diesem Jahr
zeichnet sich ab, dass sich diese Investition mittel und lang-
fristig für die Region auszahlen wird. Im zweiten Schritt soll
jetzt auch die Testamentsvollstreckung implementiert wer-
den. Dies ist eine konsequente Weiterentwicklung in der
Stiftungsarbeit, da bereits heute rund 50 % der Stifter in der
Stiftergemeinschaft testamentari-
sche Verfügungen zu Gunsten
ihrer Stiftungen getroffen haben.
Durch Messeauftritte und Vor-
tragsveranstaltungen in einer ge-
meinsamen Netzwerkarbeit der
Beteiligten werden immer mehr
Menschen als Stifter für und in
der Region Bamberg aktiv.
Stiftergemeinschaftfindet auch überregionalgroßen Zuspruch
Das Bamberger Modell der Stif-
tergemeinschaft wurde bereits
von 23 Sparkassen in Deutsch-
land übernommen. Rund 20 wei-
tere Sparkassen werden diese
Konzeption einführen. In den
kommenden Jahrzehnten wer-
den riesige Vermögensmassen vererbt. Nach einer Schät-
zung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge werden in
den nächsten zehn Jahren 2,5 Bill. Euro an Bar- und Sach-
wertvermögen vererbt. Bei 15 Millionen Haushalten in
Deutschland bedeutet dies durchschnittlich je Haushalt
133.000 Euro.
Die Stiftungsarbeit wird sich weiter zu einem unver-
zichtbaren finanziellen Bestandteil für das Gemeinwohl des
Bamberger Raumes entwickeln. Kirchen, Kommunen und
die Finanzwirtschaft können wesentlich dazu beitragen, mit
den erzielten Erträgen und Spenden aus Stiftungen den
Wohlstand der Kulturregion Bamberg zu sichern. Einzelne
Stiftungen werden sich zu Leuchttürmen entwickeln und
andere zum Stiften inspirieren. �
� www.sparkasse-bamberg.de
Sparkassen-Urgestein Georg Hand-
werger arbeitet seit 44 Jahren bei
der Spkarkasse Bamberg, davon
über 20 Jahre als Marketingleiter
und seit mehr als 5 Jahren als Stif-
tungsberater. Bei der Entwicklung
des Bamberger Stiftungsmodells in
Zusammenarbeit mit der DT Deut-
sche Stiftungstreuhand AG und dem Sparkassenverband
Bayern wirkte er maßgeblich mit. Nach mehr als 40 Jah-
ren ehrenamtlichen Engagements war er 2008 Grün-
dungsstifter der Stiftung „Lebendige Pfarrei Litzendorf“.
Zu den ersten Themenstiftungen der Stifter-gemeinschaft der Sparkasse Bamberg zählendie „Altenburg Stiftung Bamberg“ und die„Stiftung Helfen tut gut“
Werte stiften � 43
Berichte und Kampagnen
Wer kennt schon die Ernestusstraße in Halle an der Saale?
Und wer oder was war „Ernestus”? Ernestus – so der Spitz-
name – hieß eigentlich Herzog Ernst von Sachsen und lebte
von 1464 bis 1513. Er war Erzbischof von Magdeburg und
Administrator von Halberstadt. Ernestus war Bauherr der im
Jahre 1503 fertig gestellten Moritzburg in Halle, die zu den
eindrucksvollsten spätmittelalterlichen Burganlagen Mittel-
deutschlands zählt. Nach ihrer Zeit als Residenz der Magde-
burger Erzbischöfe erlitt die Moritzburg im Dreißigjährigen
Krieg schwere Zerstörungen. Um 1900 erfolgte der Umbau
zum Museum, als welches sie auch heute noch genutzt
wird. 2008 folgte ein zeitgenössischer Erweiterungsbau, der
die historischen West- und Nordflügel der Burg mit einer
modernen Dachkonstruktion überspannt.
Mit dem Straßenschild der Ernestusstraße in Halle wurde
von der Bürger.Stiftung.Halle die 17. Straße mit einem Zu-
satzschild ausgestattet, um an den Namensgeber und seine
Verdienste zu erinnern. Schließlich bescherte er Halle mit
der Moritzburg ein bis heute herausragendes Wahrzeichen
im Stadtbild. Für weitere mehr als 100 Straßen haben inter-
essierte Bürger bei der Bürger.Stiftung.Halle bereits Vor-
schläge gemacht. Zunächst sollen dabei nur Straßen berück-
sichtigt, deren Namensgeber eine Verbindung zu Halle haben.
Neben zahlreichen Bürgern melden sich aber auch Nachfah-
ren der Namensgeber. Manche von ihnen waren selbst noch
nie in ihrem Leben in Halle.
„Die positive Resonanz in der Bevölkerung ist enorm”,
sagt Ingeborg von Lips, die Initiatorin des Projektes „Bil-
dung im Vorübergehen“, das durch die Bürger.Stiftung.Halle
koordiniert wird. Alle ursprünglich von der Bürgerstiftung
vorgeschlagenen Straßen und weitere darüber hinaus sind
bereits vergeben. Um weitere Zusatzschilder an halleschen
Straßen zu finanzieren, die über den Namensgeber der
Straße informieren, bittet die Bürger.Stiftung.Halle um Spen-
den (Spendenkonto 7 172 737 bei der Volksbank Halle, BLZ
800 937 84, Stichwort Zusatzschilder). Teilweise haben sich
bereits Spender gefunden, aber da es sich um große Straßen
handelt, werden weitere Spender gesucht, um Anfang und
Ende und auch größere Kreuzungen innerhalb der jeweili-
gen Straße mit einem Zusatzschild zu versehen.
Und wer nun neugierig geworden ist, welche Ge-
schichte sich hinter der Paula-Hertwig-Straße, der Rudolf-
Ernst-Weise-Straße oder der Schwetschkestraße in Halle ver-
birgt, wird auf der Homepage der Bürger.Stiftung.Halle auf
jeden Fall fündig. �
� www.buergerstiftung-halle.de
Bildung im VorübergehenBürger.Stiftung.Halle stiftet Zusatzschilder für hallesche Straßen
Die Bürger.Stiftung.Halle unterstützt Projekte von Bür-
gern für Bürger in Halle an der Saale in den Bereichen
Erziehung, Kunst, Wissenschaft und Kultur, in sozialer
Arbeit oder Umwelt und Denkmalschutz. Die Bürger.
Stiftung.Halle will erreichen, dass sich die Bürger stär-
ker in die Belange ihres Gemeinwesens einmischen.
Albert Dehne (1832–1906) wurde in Halle geboren und gründete 1857eine Werkstatt, die Armaturen herstellte.1862 baute er diese zu einerMaschinenfabrik für die damals florierende Zuckerindustrie aus. Um1900 gehörte er zu den reichsten Industriellen der Stadt. Er nutze seinenEinfluss um sich für kommunale, humanitäre, soziale Belange und wis-senschaftliche Projekte der Universität in Halle einzusetzen.
Die Moritzburg wurde 1503 von Herzog Ernst von Sachsen errichtet
Foto: Ludwig Rauch
44 � Werte stiften
Die Witterung hat dem Dachreiter von St. Jakobi zu Lübeck
arg zugesetzt. Das konnte die in unmittelbarer Nachbarschaft
ansässige Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck
nicht mit ansehen. Daher hat sie Anfang des Jahres 158.000
Euro für die Sanierung des Dachreiters bewilligt. Bereits im
Jahr 2005 hat die Stiftung mit einer Spendenzusage in Höhe
von 400.000 Euro als erste große Fördermaßnahme die Sa-
nierung des St. Jakobi-Kirchturms unterstützt. Erst beim Ab-
tragen der ersten Steinschichten stellten sich derart gravie-
rende Schäden im Mauerwerk des Turmes heraus, dass sich
die ursprünglich geschätzten Sanierungskosten um mehr als
die Hälfte erhöhten. Die Stiftungsgremien stockten darauf-
hin ihre Fördersumme um weitere 200.000 Euro auf.
Die St. Jakobi-Kirche ist weit über die Grenzen Lübecks
hinaus als Seefahrerkirche bekannt. Das geborgene Ret-
tungsboot der gesunkenen „Pamir“ wurde zum Gedenken
an die 1957 auf See gebliebenen Besatzungsmitglieder in
der Kirche aufgestellt. Am 50. Jahrestag des Pamir-Untergan-
ges wurde die St. Jakobi-Kirche im Rahmen eines feierlichen
Festaktes mit internationaler Beteiligung zur Nationalen Ge-
denkstätte der zivilen Schifffahrt – Pamir Lübeck – Interna-
tional Seafaring Memorial ernannt. Die für die Gedenkstätte
erforderlichen Umbauten und Ausstellungskomponenten
wurden von der Stiftung mit 68.000 Euro gefördert.
Die Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck be-
steht in ihrer heutigen Form seit 2004. Sie hält 74 Prozent
der Aktien der Sparkasse zu Lübeck AG. Aus den Dividenden
dieser Beteiligung und den Zinsen ihres sonstigen Vermö-
gens fördert die Stiftung in der Region Lübeck Projekte aus
den Bereichen Jugend- und Altenhilfe, Kultur, Denkmal-
pflege, Verbraucher-, Natur- und Umweltschutz, Bildung,
Mildtätigkeit sowie Sport.
Weitere Beispiele für die Umsetzung des Stiftungs-Mot-
tos „Gut für Lübeck“ sind die Fortführung des Kindergar-
ten-Fonds, den die Sparkassenstiftung im Jahr 2009 ein wei-
teres Mal für die Lübecker Kindertagesstätten mit 200.000
Euro dotiert hat. Aber auch dem Bildungs-Fonds, eine ge-
meinschaftliche Aktion mehrerer Stiftungen und der Stadt,
hat die Stiftung insgesamt 400.000 Euro zugeführt. Mit der
Realisierung dieses einzigartigen Konzepts soll möglichst
nachhaltig und flächendeckend sichergestellt werden, dass
bedürftige Kinder regelmäßig ein warmes Essen einnehmen
können und darüber hinaus Bildungsangebote, insbeson-
dere im Bereich der Sprachförderung, realisiert werden. Des
Weiteren fördert die Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu
Lübeck das Wissenschaftsmanagement in Lübeck mit insge-
samt 95.000 Euro für drei Jahre.
Im Jahr 2009 unterstützte die Sparkassenstiftung 164
Maßnahmen mit rund 1,6 Millionen Euro. Sie gilt als zweit-
größte Stiftung Lübecks und gehört zu den größten Stiftun-
gen des nördlichen Bundeslandes. �
� www.gemeinnuetzige-sparkassenstiftung-luebeck.de
Neuer Dachreiterfür St. Jakobi
Die Sparkassenstiftung Lübeck hilft
Berichte und Kampagnen
Die Jakobikirche ist eine dreischiffige Backsteinhallenkirche und wurdeum 1300 erbaut. Der barocke Dachreiter stammt aus dem Jahr 1622.
Die Seefahrerkirche St. Jakobi-Kirche in Lübeck ist „Nationale Gedenk-stätte der zivilen Schifffahrt – Pamir Lübeck” und beheimatet das gebor-gene Rettungsboot der gesunkenen Viermastbark „Pamir“, das zum Ge-denken an die 1957 auf See gebliebenen Besatzungsmitglieder in derKirche aufgestellt wurde.
Foto: Katja Launer
Foto
: Ka
tja
La
un
er
Werte stiften � 45
Flutartiger Regen überschwemmte Anfang April die Metro-
pole Rio de Janeiro und riss die Hütten der „favelas“, die
meist an Hängen gebaut sind, nieder. Franz Hillebrand, Ge-
schäftsführer des Kinderdorf Rio e.V., hat die Katastrophe
hautnah miterlebt und berichtet: „Oftmals leben Familien
mit jeweils mehr als fünf Personen in einer solchen Hütte
zusammen, die nicht größer ist, als ein Wohnzimmer bei uns.
Die Schlammlawinen rissen die Hütten mit sich und selbst
die einigermaßen befestigten Häuser wurden überflutet
und verwüstet.“ Über 250 Menschen starben durch Ver-
schüttung, viele andere ertranken. Den letzten Meldungen
zufolge, schätzt man, dass über 8000 Menschen obdachlos
geworden sind. Die Menschen, die ohnehin schon am
Rande der Gesellschaft leben, stehen vor dem „Nichts“ und
fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen.
„Mit unseren brasilianischen Partnern fuhren wir sofort
in die von uns unterstützten Gemeinden, um uns selbst ein
Bild von den Folgen der Überschwemmungen zu machen.
Entsetzliche Bilder boten sich uns: zerstörte Häuser, wei-
nende Menschen, die zum Teil schwer verletzt waren oder
Familienangehörige verloren haben”, sagt Franz Hillebrand.
Für die brasilianischen und deutschen Partner in der
Kinderdorfarbeit stand sofort fest: „Hier muss dringend
Hilfe geleistet werden.“ Der Verein Kinderdorf Rio sagte fi-
nanzielle Unterstützung zu, damit Lebensmittel, Decken,
Kleidung und Medikamente beschafft werden können. Mit
verlässlichen brasilianischen Vertretern der Kirche und den
einheimischen Fachkräften vor Ort wurden die Zuteilungen
der Sachspenden koordiniert. Leider reicht die eingeleitete
Sofortmaßnahme bei weitem nicht aus, um alle betroffenen
Familien zu unterstützen. Deshalb wurde ein Spendenkonto
(Konto Nr.: 855 855, Pax-Bank, BLZ 370 601 93, Stichwort
„SOS Rio – Niterói) eingerichtet.
Der Verein Kinderdorf Rio e. V. engagiert sich aber nicht
nur, wenn eine Naturkatastrophe über den Zuckerhut fegt,
sondern dauerhaft. Im Fokus der Hilfe stehen Kinder.
So werden Straßenkinder in neue Familien vermittelt und
Schritt für Schritt in ein eigenverantwortliches und selbstän-
diges Leben begleitet. Die Kinder erhalten nicht nur Lebens-
mittel und ein Dach über dem Kopf, sondern viel Zuwen-
dung und eine Schulausbildung. Eltern, die sich nur kurzfri-
stig nicht um ihre Kinder kümmern können, erhalten finan-
zielle und tatkräftige Unterstützung, so dass die Kinder
schnell zu ihren Eltern zurückkehren können. Auch nach
der Rückführung in ihre Ursprungsfamilie stehen Fach-
kräfte den Familien vor Ort mit Rat und Tat zur Seite.
Um schon im Vorfeld zu verhindern, dass aus Kindern
überhaupt verwahrloste Straßenkinder werden, erhalten
zahlreiche Eigeninitiativen der Bevölkerung, z. B. Kinderta-
gesstätten, Unterstützung. Die Kinder genießen in den Kin-
dertagesstätten feste Mahlzeiten, pädagogische Begleitung
und entsprechende Entfaltungsmöglichkeiten inmitten der
täglichen Armut und Gewalt, die das Leben in den soge-
nannten „favelas“ ausmachen. �
� www.kinderdorf-rio.de
40 Jahre Engagement für BrasilienDer gemeinnützige Verein Kinderdorf Rio unterstützt notleidende Kinder und Jugendliche
In Kindertagesstätten werden die Kinder unterrichtet und bekommeneine warme Mahlzeit.
Viele Hütten hielten den starken Regenfällen im April nicht stand
Berichte und Kampagnen
46 � Werte stiften
Giovanni Angeleri, in-
ternational renommier-
ter Violinist, Gewinner
des Paganini Wettbe-
werbs und Leiter des
Orchesters „delle Vene-
zie“, unterstützt die Al-
bert-Eckstein-Stiftung
mit Sitz in Elchingen
bei Ulm bei der Ver-
gabe und Auswahl der
Instrumente.
Herr Angeleri, wie kam
es dazu, dass Sie sich
für die Albert-Eckstein-
Stiftung engagieren?
Die Albert-Eckstein-Stiftung ist eine ganz besondere Stiftung,
die nach meinem Kenntnisstand in dieser Form einmalig ist
in Deutschland und Europa. Rolf Eckstein, der Gründer und
Stiftungsvorstand, vergibt erstklassige Streichinstrumente an
junge Nachwuchstalente, die ohne diese Förderung nicht in
der Lage wären sich auf internationalem Parkett zu behaup-
ten und ihre Karriere voranzutreiben. Sie müssen wissen,
dass für den Musiker das Instrument genauso wichtig ist
wie für einen Sänger seine Stimme und nur wenige der jun-
gen Musiker können sich ein entsprechend gutes Instru-
ment leisten.
Was macht die Albert-Eckstein-Stiftung so besonders?
Natürlich gibt es auch andere Stiftungen, die über einen In-
strumentenfonds verfügen und die häufig auf Grund von
Wettbewerben Instrumente vergeben. Ob das Instrument
wirklich zu dem Musiker passt ist erstmal zweitrangig. Rolf
Eckstein hat sich für ein anderes Auswahlverfahren ent-
schieden. Die Bewerber können den Stiftungsvorstand
durch ein Vorspiel und ein Gespräch überzeugen. Danach
werden sie eingeladen verschiedene Instrumente auszupro-
bieren, die vorher von mir und vom Stiftungsvorstand aus-
gesucht wurden. Ohne Namen, Alter und Wert des Instru-
mentes zu kennen, wählen die Bewerber das Instrument
nur unter dem Aspekt aus, dass es zu ihnen passt und ihnen
der Klang gefällt. Dass ein Sammler wie Rolf Eckstein aus
seiner Sammlung Spitzeninstrumente zur Verfügung stellt ist
sehr selten. Sammler neigen im Normalfall eher dazu ihre
Instrumente unter Verschluss zu halten. Rolf Eckstein je-
doch hatte die großartige Idee seine Instrumente zum
Leben zu erwecken, in dem er sie in die Hände hochbegab-
ter junger Musiker legte, wo die Instrumente seiner Mei-
nung nach hingehören. Diese Idee bietet dem musikali-
schen Nachwuchs eine einmalige Chance. Der soziale Hin-
tergrund der Bewerber spielt dabei eine große Rolle, da
Herr Eckstein vor allem junge Talente unterstützen möchte,
die nicht über die finanziellen Möglichkeiten verfügen sich
ein gutes Instrument zu kaufen.
Sie verbindet außerdem aber noch eine ganz besondere Ge-
schichte mit der Stiftung und der Familie Eckstein.
Das ist richtig. Ich traf Albert Eckstein zum ersten Mal als
ich 15 Jahre alt war bei
dem italienischen Gei-
genbauer Umberto La-
naro in Albignasego bei
Padua. Albert Eckstein
war ein bemerkens-
werter Mann, ein aus-
gezeichneter Kenner
von alten Instrumen-
ten und selbst ein
guter Violinist. Er ver-
fügte über das absolute
Gehör. Wie durch ein
Wunder hatte er die
schreckliche Nazizeit
überlebt. Seine Eltern
und alle Geschwister
Streichinstrumentefür junge Nachwuchstalente
Violinist Giovanni Angeleri unterstützt Albert-Eckstein-Stiftung
Berichte und Kampagnen
Nachwuchstalent Elin Kolev präsen-tiert seine Geige
Paganini-Preisträger Giovanni Angeleriunterstützt die Albert-Eckstein-Stiftung
fielen dem KZ zum Opfer. Er hatte sein Leben den Instru-
menten verschrieben und war ein leidenschaftlicher Samm-
ler wertvoller Violinen, Celli und Bratschen. Er hörte mich
bei diesem Zusammentreffen auf verschiedenen Geigen sei-
ner Sammlung spielen, aber es war nicht wirklich ein pas-
sendes Instrument für mich darunter. Ca. 4 Monate später
rief mich Umberto Lanaro an und sagte: „Herr Eckstein ist
wieder in meinem Atelier und er hat eine Violine mitge-
bracht von der er sicher ist, dass sie zu Dir und Deiner Spiel-
weise perfekt passt“. Albert Eckstein hatte recht damit. Von
der ersten Note an habe ich mich in dieses Instrument ver-
liebt. Ich habe alle
Wettbewerbe damit
gespielt, ich habe
den Paganini-Wett-
bewerb damit ge-
wonnen und ich
habe mit dieser Vio-
line Konzerte auf
allen 5 Kontinenten
gegeben. Ich spiele
noch heute die Vio-
Berichte und Kampagnen
Für immer unvergessen: Albert Eckstein in jungen Jahren
Stipendiat Manuel Kastl beim „Training”
48 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
line, die mir Albert Eckstein vor über 20 Jahren ausgesucht
hat und hüte sie wie meinen Augapfel.
Es ist Ihnen also wirklich ein persönliches Anliegen, das Ver-
mächtnis von Albert Eckstein in Form der Albert-Eckstein-
Stiftung zu erhalten.
Rolf Eckstein und ich sind uns einig, dass Albert Eckstein es
genau so gewollt hätte. Sein Sohn führt sein Werk mit der Al-
bert-Eckstein-Stiftung weiter, er sammelt Instrumente, lässt
sie restaurieren und haucht ihnen neues Leben ein.
Allerdings ist es nicht immer einfach eine gemeinnützige
Stiftung am Leben zu erhalten, denn die Albert-Eckstein-Stif-
tung ist keine typische Förderstiftung, sondern muss ihre fi-
nanziellen Mittel jedes
Jahr neu akquirieren.
Außer dem Geigenbau-
atelier Ulm haben wir
bisher noch keine
Sponsoren akquirieren
können. Dies ist aber
notwenig, um den Be-
stand an Instrumenten
weiter zu erhöhen und
die Instandhaltung und
Wartung der vorhande-
nen Instrumente ge-
währleisten zu können.
Mit den jungen Künst-
lern zu arbeiten macht
uns beiden große
Freude und wir sehen in den jährlichen Stiftungskonzerten
welche Fortschritte die Stipendiaten der Stiftung machen.
Das ist nicht zuletzt der Verdienst der hervorragenden In-
strumente. Die Dankbarkeit und Begeisterung der Musiker
zu spüren ist ein einmaliges Gefühl, das immer wieder für
die Arbeit, die so eine Stiftung macht, entschädigt. Ich bin
sehr stolz und froh,
dass Rolf Eckstein
mich in die Arbeit der
Albert-Eckstein-Stiftung
miteinbezogen hat.
Findet auch dieses Jahr
wieder ein Stiftungs-
konzert statt?
Selbstverständlich. Am
23. Oktober finden
sich wieder alle aktuel-
len Stipendiaten in
Ulm zu einem gemein-
samen Konzertabend
ein. Derzeit sind es 14
Musiker. Diese Kon-
zerte gehören mittlerweile zum kulturellen Leben in Ulm
und begeistern jedes Jahr mehr Freunde der klassischen
Musik. Die Stiftungskonzerte stellen immer eine große Her-
ausforderung dar, denn die Stipendiaten kommen aus den
verschiedensten Ländern und haben sich zum Teil vorher
noch nie gesehen, geschweige denn miteinander gespielt.
Innerhalb von 2 Tagen müssen sie das Programm miteinan-
der einstudieren und sich aufeinander einstellen. Ich spielte
bereits beim 1. Stiftungskonzert 2005 Stücke auf verschiede-
nen Geigen der Stiftung und konnte das Konzert zusammen
mit meiner Mutter als Korrepetitorin unterstützten. Im letz-
ten Jahr habe ich auf einer Stradivari gespielt und in diesem
Jahr habe ich die Leitung für die Vorbereitung mit den Sti-
pendiaten übernommen. Nicht nur die Zuschauer bestäti-
gen uns jedes Jahr aufs Neue welche Freude ihnen unsere
Konzerte machen, auch die Stipendiaten sprechen immer
wieder von einem ganz besonderen Erlebnis, dass sie in die-
ser Form selten erlebt haben. �
� www.albert-eckstein-stiftung.de
Damjan Saramandic bei einem Konzert
Stipendiatin Inken Dwars übt hoch-konzentriert
Berichte und Kampagnen
Das Ziel von Handicap International ist es, allen Menschen
mit Behinderung ein aufrechtes Leben zu ermöglichen. Die
Arbeit der Hilfsorganisation in rund 60 Ländern weltweit ist
auf die Bedürfnisse behinderter Menschen und ihrer Fami-
lien zugeschnitten. Die Betroffenen brauchen nicht nur kör-
perliche Rehabilitation, sondern müssen auch wieder ins
Leben ihrer Gemeinschaft integriert werden. Dass dies ein
Erfolg versprechender Ansatz ist, zeigen Lebensgeschichten
wie jene von Mom aus Kambodscha:
Auf den ersten Blick ist Mom eine junge kambodschani-
sche Frau wie alle anderen, mit den gleichen Träumen und
Wünschen. Aber das Schicksal wollte es anders: Als Kind lebte
Mom mit ihrer Familie am Tonle Sap, dem größten See Süd-
ostasiens. Ihre Familie war sehr arm und züchtete Schweine,
um über die Runden zu kommen. Alle mussten mit anpacken.
Moms Aufgabe war es, im Wald Futter für die Schweine zu
sammeln. Eines Tages veränderte der Weg in den Wald ihr gan-
zes Leben: Sie trat auf eine Mine. Die Explosion riss ihr rech-
tes Bein ab – eine Amputation war unvermeidlich. Mom war
zum Zeitpunkt des schrecklichen Unfalls gerade einmal acht
Jahre alt.
Nach sechs langen Monaten im Krankenhaus und vielen
Operationen konnte sie endlich ins Orthopädiezentrum von
Handicap International überwiesen werden, um mit ihrer
neuen Prothese wieder das Laufen zu lernen. Dies alles ist
nun 15 Jahre her. Bis heute kommt sie regelmäßig in eines
der Orthopädiezentren von Handicap International in Kam-
bodscha, um den Sitz ihrer Prothese von den Orthopädie-
technikern überprüfen zu lassen. Zum Dank engagierte sie
sich bei zahlreichen Sensibilisierungsaktionen der Organisa-
tion und erzählte dort ihre Geschichte.
Mom ist heute eine selbstbewusste junge Frau. Sie trägt
natürlich noch immer eine Prothese, lebt aber genauso wie
andere Frauen in ihrem Alter. Gerade bereitet sie sich auf
ihren Studienabschluss vor – und auch die Arbeit von Han-
dicap International begleitet sie weiter: Als Praktikantin im
kambodschanischen Büro der Organisation.
Handicap International gibt es mittlerweile seit 28 Jah-
ren in Kambodscha. Heute arbeiten in den Projekten vor
Ort 95 Mitarbeiter, darunter sechs aus dem Ausland. In den
Orthopädie- und Rehabilitationszentren kümmern sich die
Mitarbeiter um Minenopfer, aber auch um Menschen mit an-
deren Behinderungen wie z. B. Kinder mit Zerebralparese
oder Neugeborene, die an Klumpfüßen leiden. �
� www.handicap-international.de
Eine LebensgeschichteHandicap International ist seit 28 Jahren in Kambodscha aktiv
Im Reha-Zentrum von Handicap International in Kampong Chamlernen Betroffene nach ihrer Amputation das Laufen mit der Prothese.
Foto: N. Axelrod für Handicap International
Krankenschwester der Mütterstation im Kran-kenhaus Chicuque. Foto: Martha-Maria-Stiftung
Berichte und Kampagnen
50 � Werte stiften
Zwischen dem christlichen Landkrankenhaus Chicuque in
Mosambik und dem Diakoniewerk Martha-Maria besteht seit
2002 eine enge Verbindung. Unter dem Motto „Partner-
schaft braucht ein Gesicht“ haben persönliche Begegnun-
gen, um sich kennen zu lernen, Einblick zu bekommen und
sich auszutauschen, ein besonderes Gewicht. Mit diesem
Blickwinkel wurden neben finanzieller Unterstützung für
Programme und Infrastruktur des afrikanischen Kranken-
hauses auch Kurzeinsätze von Mitarbeitenden in Mosambik
organisiert sowie Hospitationen mosambikanischen Kran-
kenhauspersonals in Martha-Maria-Krankenhäusern ermög-
licht. Denn Martha-Maria versteht sein Engagement als ge-
genseitiges Geben und Nehmen.
Mission steht für Auftrag. Für die Weltmission der Evan-
gelisch-methodistischen Kirche (EmK) bedeutet Mission
auch Sendung, Liebe in Aktion und Überwindung von Gren-
zen. Dafür braucht sie Menschen, die sich praktisch einbrin-
gen. Von 2002 bis 2005 unterstützte ein deutsches Ärzte-
ehepaar im Auftrag der EmK-Weltmission in Chicuque die
Weiterbildung von medizinischem Personal sowie den Auf-
bau einer Arbeit mit HIV-infizierten Müttern. Durch diese
Kontakte wurde die Partnerschaft am Beginn maßgeblich
unterstützt und ausgebaut. Das 200-Betten-Krankenhaus
Chicuque ist eines von drei Krankenhäusern der Provinz In-
hambane. Mit derzeit zwei Ärzten wird ein Einzugsgebiet
von zirka 800.000 Menschen bedient. Die Krankheitsbilder
sind typisch für die tropische Region: Malaria, Aids, Hepati-
tis, Tuberkulose, Diarrhoe, Anämie und Mangelernährung
bei Kindern.
Martha-Maria hat im Lauf der Jahre mit über 110.000
Euro die Partnerschaft mit Chicuque gepflegt. Darin enthal-
ten sind zum Beispiel medizinische Kleingeräte, Einmalarti-
kel und Medikamente. Aber auch Ultraschallgeräte, ein Rönt-
gengerät und ein Krankenwagen wurden mitfinanziert.
2009 wurde ein Container an das Landkrankenhaus ver-
sandt. Der Inhalt: von Martha-Maria-Einrichtungen gespen-
dete Krankenhausbetten, Patiententische, Rollstühle und an-
dere nützliche Krankenhausartikel. Seit 2004 gibt es außer-
dem regelmäßige persönliche Begegnungen zwischen Mit-
arbeitern von Martha-Maria und Chicuque, die der Partner-
schaft ein „Gesicht“ geben.
Mitarbeiter spenden Restcent-Beträgedes monatlichenGehalts
Ein besonderes soziales Engagement leisten Martha-
Maria-Mitarbeiter dadurch, dass sie Restcent-Beträge ihres
monatlichen Gehaltes spenden und sich so mit dem mo-
sambikanischen Krankenhaus Chicuque solidarisieren.
Die Martha-Maria-Stiftung unterstützt die Arbeit des Dia-
koniewerkes Martha-Maria, vor allem Gesundheitsprojekte,
die kranken, alten und Not leidenden Menschen zugute
kommen. Die Martha-Maria-Stiftung sucht Menschen, die
sich zugunsten der Partnerschaft mit Mosambik engagieren
möchten: Spendenkonto 402 507 404 bei der Evangelischen
Kreditgenossenschaft Nürnberg (520 604 10) Stichwort:
Partnerschaft Mosambik
Martha-Maria ist ein selbstständiges Unternehmen in der
Evangelisch-methodistischen Kirche, die zur Arbeitsgemein-
schaft Christlicher Kirchen gehört, mit Sitz in Nürnberg und
ist Mitglied im Diakonischen Werk. Das Diakoniewerk Mar-
tha-Maria führt Krankenhäuser, Seniorenzentren und andere
soziale Einrichtungen mit über 3.400 Mitarbeitenden. �
� www.martha-maria.de
Partnerschaft braucht ein GesichtMartha-Maria-Stiftung unterstützt Krankenhaus in Mosambik
Kleines Mädchen in Mosambik. Foto: ThomasGünther
Anlieferung des neuen Ultraschallgerätes in dasKrankenhaus Chicuque. Foto: Eduardo Maia
Die Idee ist einfach und gut: Jugendliche suchen sich selb-
ständig einen Arbeitgeber ihrer Wahl und jobben dort im
Vorfeld oder am Internationalen Tag des Ehrenamts, dem 5.
Dezember. Sie verzichten auf ihren Lohn und spenden das
Geld jeweils regional ausgewählten „guten Zwecken“. Das
sind in der Regel Projekte der Jugendarbeit, die von Jugend-
lichen selbst ausgewählt werden, können aber auch gemein-
nützige Zwecke aller Art sein.
Jugendliche überprüfen bei „Mitmachen-Ehrensache“
ihre beruflichen Zukunftsvorstellungen und üben Bewer-
bungssituationen. Durch die unentgeltliche Arbeit für die
Gesellschaft wird ihre soziale Kompetenz gestärkt. Arbeitge-
ber dagegen lernen motivierte Jugendliche kennen. Gleich-
zeitig wird das regionale Netzwerks gestärkt und Kontakte
zwischen dem Träger der Aktion, Jugendlichen, Schulen, lo-
kalen Arbeitgebern und Verbänden geknüpft.
154.049 Euro für verschiedendeProjekte wurden erlöst
2009 beteiligen sich 22 Städte und Landkreise, 477 Schu-
len und 4712 Arbeitgeber aus Baden-Württemberg an der
Aktion. Die Teilnehmerzahl erhöhte sich auf 7860 Schüler.
Dabei erarbeiteten die Jugendlichen insgesamt 154.049
Euro. Die 22 Aktionsbüros in den Städten und Landkreisen
wählten unabhängig voneinander aus, welcher Einrichtung
das Geld zugute kommen solle. So wurden mehrere Jugend-
häuser gefördert, ein Skatepark errichtet und die „Aktion
Schulranzen“für bedürftige Schulanfänger im Kreis Heiden-
heim unterstützt. Der Kreis Hohenlohe und Stadt- und Land-
kreis Schwäbisch Hall förderten im Bereich der Entwick-
lungshilfe Kinderhilfsprojekte in Indien und Amazonien
sowie ein Projekt für Straßenkinder in Südafrika. Und im
Landkreis Tübingen sollen Kinderclowns in Krankenhäu-
sern die kleinen, kranken Patienten erheitern.
Seit 2003 sind die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft
und die Jugendstiftung Baden-Württemberg Träger der Ak-
tion. Träger der Jugendarbeit in Gemeinden und Kreisen
Baden-Württembergs sowie einzelne Schulen können sich
an der Aktion beteiligen und führen diese gemeinsam mit
Jugendlichen in ihrer Region durch. Die Träger werden bei
allen Fragen der Durchführung von „Mitmachen-Ehrensa-
che“ von der Jugendstiftung Baden-Württemberg und der
Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft begleitet.
2010 feiert „Mitmachen Ehrensache“ sein 10-jähriges Ju-
biläum. In Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium
laden die Träger der Aktion im Oktober rund 400 Mitma-
chen Ehrensache-Akteure aus dem ganzen Land zu einer
Festveranstaltung ins Neue Schloß nach Stuttgart ein. �
� www.mitmachen-ehrensache.de, www.jugendstiftung.de
Werte stiften � 51
Mitmachen EhrensacheJugendliche jobben für den guten Zweck –
14 Sparkassen aus Baden-Württemberg unterstützen die Aktion
Berichte und Kampagnen
52 � Werte stiften
Bereits seit 1994 engagiert sich die Medizinische Nothilfe
Albanien e. V. (MNA) in entlegenen Regionen Albaniens.
Durch den Zerfall des totalitären Staatsapparates waren vor-
handene Strukturen zerbrochen und die medizinische Ver-
sorgung der Bevölkerung lag in vielen Landesteilen darnie-
der. Teams aus Ärzten, Krankenschwestern, Technikern und
Fürbittern brachten dringend benötigte Hilfe aus Deutsch-
land. Da vor Ort wenige einheimische Fachkräfte verfügbar
waren, war es das Ziel, langfristige Hilfe zur Selbsthilfe zu
ermöglichen. So wurden ab 2003 mehrere 12 bis 18-mona-
tige Ausbildungskurse zu Krankenpflegehelfern und in der
Seelsorge vor Ort durchgeführt und ein Albaner zum Augen-
optiker ausgebildet. Eine albanische Zahnärztin wurde in
ihren Bemühungen um Prophylaxe und Behandlung vor
allem von Kindern unterstützt.
Behinderung gilt als Makel
Besonders betroffen sind Behinderte in Albanien, da es
den Beruf des Orthopädietechnikers nicht gibt. Deshalb
wurde bereits 2005 ein Orthopädieprojekt unter deutscher
Leitung auf die Beine gestellt, bestehend aus einer Orthopä-
diewerkstatt und einer Physiotherapie. Seit 2006 werden dort
zwei junge Albaner zu Orthopädietechnikern ausgebildet.
Für die nahe Zukunft sind verschiedene Projekte ge-
plant, um die Situation zu stabilisieren und weiter zu ver-
bessern: Um die Ausbil-
dungs- und Behandlungs-
kapazitäten zu erhöhen,
ist die Eröffnung eines
Rehabilitationszentrums
geplant, in dem auch das
Training für die Protheti-
ker im Umgang mit ihren
neuen „Körperteilen“
stattfinden soll. Um den
Patienten die mehrmalig
notwendige und teil-
weise lange, beschwerli-
che Anreise zu ersparen,
soll an das Rehabilitati-
onszentrum ein Gäste-
haus angeschlossen wer-
den. Die gute orthopädi-
sche Versorgung hatte sich herumgesprochen und mittler-
weile kommen Patienten aus ganz Albanien.
Auch eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung soll
Bestandteil des Rehabilitationszentrums werden, da diese
oft keine Möglichkeit der eigenständigen Lebensgestaltung
haben. Behinderung gilt in Albanien als Makel und der Staat
bietet keine Möglichkeiten zur Integration an.
Ein weiteres in Planung befindliches Projekt ist das Be-
gegnungszentrum. Dessen Arbeitsbereiche sollen ein Cafe,
in dem Behinderte bedienen und Kreativ-Angebote ver-
schiedenster Art sein. So sollen die Barrieren zwischen
Nichtbehinderten und Behinderten überwunden werden
und Menschen mit Behinderungen aus ihrer Isolation in ein
selbstbestimmtes Leben geführt werden.
Um die geplanten Projekte voran zu treiben werden
noch weitere Sponsoren und Unterstützer gesucht. Auch
deutsche Fachkräfte, die die auch weiterhin dringend not-
wendigen Fortbildungen in medizinisch-therapeutischen
Bereichen durchführen, sind willkommen
Die Medizinische Nothilfe Albanien e.V. finanziert ihre
gesamte Arbeit über Spenden. Seit Juli 2009 wird die Arbeit
der MNA in Albanien durch den von ihr gegründeten Part-
nerverein „Qendra Drita e Shpresës“ – Zentrum „Licht der
Hoffnung“ durchgeführt. �
� www.mna-ev.de
Von der Nothilfe zur SelbsthilfeMedizinischen Nothilfe Albanien e. V.
Berichte und Kampagnen
Ein Auszubildender zum Orthopädietechniker arbeitet an einer Prothese
So sehen in Albanien Prothesen aus,wenn den Menschen Geld und Zu-gang zu vernünftiger medizinischerVersorgung fehlen
Foto
s: M
NA
, A. N
icola
us,
L. S
chm
iedel
, J. G
old
am
mer
, E. C
un
i
Berichte und Kampagnen
Dienstagnachmittag in München. In der Görresstraße 43 ste-
hen die Türen schon weit offen. Um 17 Uhr beginnt die Be-
ratungszeit in der medizinischen Anlaufstelle von open.med,
dem Münchner Projekt von Ärzte der Welt. Elena R. hat sicht-
lich Mühe, die wenigen Stufen zu den Praxisräumen hinauf-
zusteigen. Das junge Mädchen leidet an rheumatischer Ar-
thritis, einer chronischen Erkrankung. Gegen die Schmerzen
nimmt sie täglich Tabletten, einmal in der Woche bekommt
sie Spritzen. Eine teure, aber notwendige Behandlung, die
sich die Eltern des Mädchens nicht leisten können. Da die
Familie nicht versichert ist müssen sie die gesamten medizi-
nischen Behandlungen und Medikamente selbst bezahlen.
Seit 2006 bietet die humanitäre Organisation Ärzte der
Welt in ihrer Anlaufstelle zweimal wöchentlich medizini-
sche Hilfe für Menschen, die in der Regel keinen Zugang zu
Gesundheitsleistungen haben, da sie nicht krankenversi-
chert sind. Zusätzlich wird zweimal im Monat eine Kinder-
sprechstunde angeboten. Bei Bedarf vermittelt der ehren-
amtlich tätige Arzt in der Sprechstunde die Patienten an
einen der rund 60 Fachmediziner weiter, die im Netzwerk
von open.med arbeiten und die Menschen dann kostenlos
oder zu einem geringen Preis behandeln.
Bevor die Patienten, die in die Görresstraße kommen
von einem Arzt behandelt werden erfolgt eine Sozialan-
amnese, bei der unter anderem festgestellt werden soll, aus
welchem Umfeld der Patient kommt und warum er keinen
Zugang zum regulären Gesundheitssystem hat. Eine Sozial-
pädagogin nimmt sich Zeit für Fragen oder einfach nur zum
Reden. Viele brauchen weit mehr als „nur“ medizinische
Hilfe. Die Menschen, die die Anlaufstelle besuchen stehen
oft unter hohem psychischen Druck. Wie so oft im Leben
passiert genau das was nicht passieren darf: Man wird krank
obwohl man es sich nicht leisten kann, weil man nicht kran-
kenversichert ist.
Ursprünglich gegründet für Menschen, die ohne Aufent-
haltsgenehmigung in Deutschland leben, kommen heute
Ärzte der WeltMedizinische Hilfe ohne Krankenversicherung
Foto
: Ja
kob B
oer
ner
Die Ärzte helfen nicht nur medizinisch, sondern nehmen sich Zeit undhören ihren Patienten bei ihren Sorgen und Nöten zu.
54 � Werte stiften
auch EU-Bürger vor allem aus Osteuropa in die Münchener
Anlaufstelle. Auch deutsche Staatsbürger kommen zu
open.med: Obwohl Versicherungspflicht in Deutschland
herrscht werden nicht alle Menschen vom sozialen Netz auf-
gefangen. Menschen, die selbständig arbeiten und Kleinst-
unternehmer etwa, die nicht den Basissatz der privaten
Krankenversicherungen aufbringen können. Das Team von
open.med legt besonderen Wert auf die Integration jedes
einzelnen Patienten (zurück) in das Gesundheitssystem.
Manchmal haben Patienten Anspruch auf Sozialhilfe, wissen
es nur nicht, andere schrecken vor den bürokratischen Hür-
den zurück, manchmal verhindern Sprachbarrieren die Wie-
dereingliederung. Das Team von open.med, zusammen mit
den Kollegen vom Kooperationspartner Café 104, versucht
zu helfen wo es geht. Beispielsweise helfen die Ehrenamtli-
chen schwangeren Migrantinnen ohne Papiere bei der Be-
antragung einer Duldung.
Menschen fallendurch das Raster
„Wir wollen nicht die Hausarztpraxis ersetzten“, sagt Ma-
rion Chenevas, die Projektkoordinatorin von open.med.
„Das Problem, dass Menschen durch das Raster fallen, muss
politisch gelöst werden. Wir wollen und können nicht die
Regelversorgung ersetzen.“
Das Projekt ist von Spenden abhängig, die Ärzte der Welt
erhält. Neben den Spenden, helfen eine Stiftung sowie die
Stadt München das Projekt zu finanzieren. Von dem kleinen
Budget müssen vor allem Labor- und Röntgenuntersuchun-
gen sowie Verbandsmaterial und Medikamente finanziert
werden. „Es reicht nie wirklich“, sagt Marion Chenevas. �
� www.aerztederwelt.org
Ärzte der Welt ist eine internationale humanitäre Hilfs-
organisation mit 14 Vereinen weltweit, 11 davon in
Europa. Mit insgesamt 165 internationalen Gesundheits-
programmen leistet Ärzte der Welt Wiederaufbau-, Prä-
ventions- und Entwicklungsarbeit in ca. 68 Ländern. Vor-
dringliche Aufgaben sind die Gesundheitsversorgung
von Menschen, die von medizinischer Hilfe abgeschnit-
ten sind, sowie die Dokumentation von Menschen-
rechtsverletzungen und gesellschaftspolitischen Ent-
wicklungen. Seit 10 Jahren ist Ärzte der Welt nun auch
in Deutschland aktiv. Neben dem Projekt open.med in
München bietet die Organisation seit 2009 mit dem
Projekt MedMobil in Stuttgart ein mobiles medizini-
sches Angebot für Wohnungslose und Menschen, die in
einer unsicheren sozialen Situation leben.
Berichte und Kampagnen
Werte stiften � 55
Berichte und Kampagnen
Der Sparkasse Bad Kissingen liegt es neben dem eigenen
Engagement durch Spenden und Sponsoring am Herzen, den
Stiftungsgedanken für alle Bürger der Region zu fördern
und so einen nachhaltigen Beitrag für nachfolgende Genera-
tionen zu leisten. Bereits seit 1985 gibt es die Gemeinnüt-
zige Stiftung der Sparkasse Bad Kissingen, mit einem Grund-
stocksvermögen von 500.0000 Euro. Mit den Erträgen aus
der Stiftungsmasse werden unterschiedliche Maßnahmen in
den Bereichen Naturschutz, Landschafts- und Heimatpflege
sowie kulturelle und sportliche Aufgaben gefördert.
Zudem wurde Ende 2008 die Stiftergemeinschaft der Spar-
kasse Bad Kissingen gegründet. Sie ist jedoch keine Stiftung
der Sparkasse, sondern bietet das Dach für viele einzelne
Namensstiftungen ihrer Kunden. Das Grundstocksvermögen
hierzu wurde von der Sparkasse Bad Kissingen eingebracht.
Die Erträge einer im vergangenen Jahr eingebrachten Zu-
stiftung kommen auf Wunsch der Zustifterin jährlich einer
Einrichtung zur Rettung aus Lebensgefahr des Landkreises
Bad Kissingen zu Gute. Der Grund, gerade diesen Stiftungs-
zweck zu wählen, so die Stifterin, liegt in einem schlimmen
Erlebnis der Vergangenheit. Bei einem schweren Autounfall
vor etlichen Jahren erlitt eine nahe Angehörige der Stifterin
schwere Verletzungen. Der angeforderte Rettungswagen
war, als er endlich ankam, in einem so desolaten Zustand
dass er selbst abgeschleppt werden musste. Die Verletzte
konnte nicht in ihm versorgt und ins Krankenhaus gebracht
werden und musste noch im Unfallwagen ins nächste Kran-
kenhaus geschleppt werden. Die dann dort zügig geleistete
Hilfe kam jedoch zu spät. Die Stifterin ist sich noch heute si-
cher: „Wenn der Krankenwagen in einwandfreiem Zustand
gewesen wäre, wäre eine Rettung möglich gewesen.“
Deshalb wird mit der diesjährigen Ausschüttung aus
ihrer Stiftung das Bayerische Rote Kreuz in Bad Kissingen
unterstützt. Die Zuwendung wird von der Einrichtung im
Sinne der Stifterin verwendet. Möglichkeiten genug bieten
sich: beim Rettungsdienst zur Sicherstellung von qualifizier-
ten Krankentransporten über die Schnelleinsatzgruppe zur
Unterstützung des Rettungsdienstes bei größeren Schadens-
ereignissen bis hin zur Schulung von „Helfern vor Ort“, die
die „Erste Hilfe“ am Unfallort übernehmen können.
Dieses Erlebnis zeigt auch, wie wichtig Privatinitiative und
Bürgerengagement ist. Und die Errichtung einer Stiftung ist
denkbar einfach. Denn im Rahmen der Stiftergemeinschaft
hat die Sparkasse bereits alles Wesentliche vorbereitet. Be-
reits mit 25.000 Euro kann eine eigene Namensstiftung schon
zu Lebzeiten errichtet werden. Ebenso kann eine Stiftung per
Testament Erbin oder Vermächtnisnehmerin werden. Der
Stifter wählt hierzu eine zu fördernde Einrichtung und legt
die Höhe des Stiftungsvermögens fest. Für potentielle Stifter
ist das Angebot der Stiftergemeinschaft mit professioneller
Stiftungs- und Vermögensverwaltung zudem eine vergleichs-
weise kostengünstige Lösung. Denn bei vielen der kleineren
Stiftung drohen hohe Verwaltungskosten die Stiftungserträge
aufzuzehren. Mit der Errichtung einer Stiftung in eigenem
Namen kann jede gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche
Institution unterstützt werden. Die Stiftergemeinschaft bietet
den Stiftern die Möglichkeit, gemeinnütziges Wirken ihren
individuellen Interessen und Bedürfnissen anzupassen.
Dabei ist von Vorteil, dass Stifter den geförderten Zweck
ihren Lebensum-ständen entsprechend verändern können.
Es lohnt sich, in unserer heutigen „Ellbogengesellschaft“
für Grundwerte wie Solidarität, Hilfsbereitschaft und Mildtä-
tigkeit einzutreten sowie Verantwortung für Mitmenschen,
Umwelt und Natur zu übernehmen. Diese Wichtigkeit wird
bereits heute von Vielen erkannt denn die Nachfrage nach
Stiftungen steigt ständig. Durch die Errichtung weiterer Stif-
tungen bzw. durch Zustiftungen können diese für eine Ge-
sellschaft wichtigen Grundeinstellungen dauerhaft bewahrt
werden. �
� www.spk-kg.de
Unterstützung für dasBayerische Rote Kreuz in Bad Kissingen
Erste Ausschüttung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bad Kissingen
Neues Notarzt-Einsatzfahrzeug vor dem Regentenbau,einem der Wahrzeichen Bad Kissingens
56 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Nicht nur Gebäudeverdienen Denkmalschutz
In Bremerhaven unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutzden Erhalt zweier historischer Schiffe
von Stephan Bühring
Dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Ausbesserungs-
arbeiten von Spanten und Reling auf einem Schiff unterstützt,
kommt nicht jeden Tag vor. Aber warum eigentlich nicht –
kann doch auch ein Segelschiff ein Kulturdenkmal sein, des-
sen Erhalt für künftige Generationen von Bedeutung ist.
Gebaut wurde die 75 Meter lange „Seute Deern“ vor 91
Jahren in Amerika und transportierte unter dem Namen „Eli-
sabeth Bandi“ vornehmlich Holz. Nach ihrem Verkauf ge-
langte die „Seute Deern“ nach Deutschland und befuhr zu-
nächst die Ostsee. Im Jahre 1938 wurde der Viermastscho-
ner in Hamburg zur Dreimastbark umgebaut und als fracht-
fahrendes Segelschulschiff eingesetzt. Tausende deutsche
Seekadetten erlernten auf ihr den Beruf des Seemanns.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte ein Umbau des stol-
zen Seglers zum Hotel- und Restaurantschiff mit Liegeplatz
in den Niederlanden. Mitte der sechziger Jahre gelangte die
„Seute Deern“ schließlich nach Bremerhaven.
Die erst 1827 als Vorhafen der Hansestadt Bremen er-
richtete Stadt wollte mit dem Kauf der Bark an die gute, alte
Zeit erinnern, in der in Bremerhaven noch Großsegelschiffe
gebaut wurden und von hier aus auch mit zig Tausenden
Auswanderern aus ganz Europa in die „neue Welt” aufbra-
chen. So kam es, dass der letzte hölzerne Tiefwassersegler
der deutschen Handelsflotte und gleichzeitig größte noch
erhaltene Frachtsegler aus Holz zum Wahrzeichen Bremer-
havens wurde. Die „Seute Deern“ ist aber nicht nur Wahrzei-
chen einer Stadt – sie steht auch für eine ganze Epoche, in
deren Verlauf Dampfschiffe die Segelschiffe verdrängten
und der Holzbau der Stahlbauweise weichen musste.
Nach einer bewegenden, Biographie, wechselnden Ein-
satzzwecken und einem jahrzehntelangen Einsatz auf den
Weltmeeren hat die „Seute Deern“ 1975 ihren letzten Liege-
platz im Alten Hafen im Deutschen Schiffahrtsmuseum von
Bremerhaven gefunden und birgt u. a. ein Restaurant. Kenn-
zeichen des „Süßen Mädchens“ und beliebtes Fotomotiv ist
die Galionsfigur in Form einer üppigen Blondine, die unter
dem Bugspriet angebracht ist.
Im Oktober 2001 stand für die „Seute Deern“ ein länge-
rer Reparaturaufenthalt in der Werft an. Trotz aller Pflege
nagte der Zahn der Zeit an dem stolzen Schiff. Die Wogen
der See, die über das Deck schlagen, fehlen dem alten
Frachtsegler – mit der Folge, dass das Holz austrocknete,
sich zusammenzog und das Schiff undicht wurde. Zudem
drückte sich der Rumpf des Schiffes mangels Ballast in
Form von Ladung nach oben und drohte, die „Seute Deern“
in zwei Teile zu brechen.
Neben zahlreichen Spendern und Sponsoren unter-
stützte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die anstehen-
den Instandsetzungsarbeiten mit rund 200.000 Euro.
Um den Erhalt des Windjammers auch weiterhin sicherzu-
stellen, und regelmäßige Wartungsarbeiten durch Schiffs-
zimmerleute, Maler und Schlosser zu finanzieren, wurde im
Jahr 2004 die Stiftung „Seute Deern“ unter dem Dach der
Deutschen Stiftung Denkmal-
schutz errichtet. Für die regelmä-
ßig anstehenden Restaurierungs-
arbeiten werden weitere Zustif-
ter und Spender gesucht. Spen-
denkonto 1027758210 bei der
SEB Bank, BLZ 38010111, Stich-
wort: „Seute Deern“.
Neben der „Seute Deern“, dem
letzten erhaltenen hölzernen
Großsegler, verfügt das Deutsche
Schifffahrtsmuseum mit der
„Bremer Hansekogge“ von 1380
auch über den ersten.
Werte stiften � 57
Berichte und Kampagnen
Gefunden wurde die Kogge im Oktober 1962 beim Ausbag-
gern eines Hafenbeckens in Bremen. Der Baggerführer
wusste natürlich nicht, was er da gefunden hatte. Für ihn
war es nur ein hölzernes „Wrack”. Der herbeigerufene Hi-
storiker des Bremer Landesmuseums traute seinen Augen
nicht: eine Hansekogge. Die Jahresringe der Eichenhölzer,
der Kogge wurden von den Historikern analysiert und auf
die Zeit um 1380 datiert. Es gelang, das Geld für die Rettung
dieses einmaligen Schiffsfundes zu beschaffen. Der Plan die
Kogge zu bergen, zu konservieren und dann auszustellen,
waren der Gründungsanlass des Deutschen Schiffahrtsmu-
seums. So wurden die bei Ebbe aus dem Wasser ragenden
Balken und Planken vermesssen, nummeriert und von Tau-
chern und einem Schwimmkran geborgen. 1965 wurde mit
einer Taucherglocke eine 1400 m² große Fläche aus Schlick
und Sand nach weiteren Teilen der Kogge abgesucht.
Der nun folgende Aufbau der Kogge dauerte sieben Jahre
und war die reinste Puzzlearbeit: 2000 Holzteile mussten zu-
sammengesetzt werden, während Rasensprenger für eine
kontinuierliche Nässe der Koggehölzer sorgten, damit diese
nicht trockneten und dabei schrumpften. Anschließend
wurde die Kogge in einem 800.000 Liter fassenden Becken
im Deutschen Schiffahrtsmuseum konserviert, in das für die
Museumsbesucher Sichtscheiben eingelassen wurden. Nach
19 Jahren – mittlerweile wurde
das Jahr 1999 geschrieben – war
die Konservierung beendet. Seit-
dem kann die 23 m lange Kogge
aus dem Jahr 1380 im Deut-
schen Schiffahrtsmuseums be-
wundert werden.
Die Deutsche Stiftung Denkmal-
schutz förderte 2007 mit 50.000
Euro den Erhalt der mittelalterli-
chen Bremer Kogge.�
� www.denkmalschutz.de,
www.dsm.museum
Foto
: Ste
ph
an
Bü
hri
ng
Foto
: Deu
tsch
es S
chif
fah
rtsm
use
um
Foto
: Deu
tsch
es S
chif
fah
rtsm
use
um
Der Fundort der Bremer Kogge im Oktober 1962.... ....und nach ihrer Restaurierung als eines der Highlights des Museums
58 � Werte stiften
Förderpreise / Wettbewerbe
Wer sich in einer Bürgerstiftung engagiert, Mut zu Neuem
hat und dabei Verantwortung für andere übernimmt,
kann seine Ideen beim 1. Ideenwettbewerb der „Allianz
für Bürgersinn“ in die Tat umsetzen: Gesucht werden
vorbildliche Projekte in Bürgerstiftungen mit Gütesiegel,
die Menschen motivieren, sich ehrenamtlich zu enga-
gieren und die Gesellschaft jeden Tag zu verbessern.
Dies können Initiativen zur Weiterbildung, zur Würdi-
gung des Ehrenamts oder Konzepte sein, die Menschen
für die Arbeit in Bürgerstiftungen gewinnen. Ausgezeich-
net werden Vorschläge die zeigen, wie man Gutes im
Ehrenamt noch besser machen kann – damit die soziale
Bedeutung des Einsatzes in Bürgerstiftungen noch sicht-
barer wird. Bewerbungsschluss ist der 16. Juni 2010. �
� www.die-deutschen-buergerstiftungen.de
Die Bundeszentrale für politische Bildung ruft engagierte
Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme am „einheitspreis –
Bürgerpreis zur Deutschen Einheit“ auf. Bis zum 31. Juli
2010 können sich Personen und Projekte bewerben oder
auch vorgeschlagen werden, die auf originelle und bei-
spielhafte Weise die innere Einheit Deutschlands und die
Annäherung der Bundesrepublik an unsere östlichen
Nachbarn stärken. Der einheitspreis 2010 ist mit insgesamt
15.000 Euro Preisgeld dotiert und wird in den Kategorien
„Menschen“, „Kultur“ und „Jugend“ vergeben.
Menschen – Akteure der Einheit: Der persönliche Ein-
satz der „Akteure der Einheit“ steht bei dieser Kategorie
des einheitspreises im Vordergrund. Gesucht werden Bür-
gerinnen und Bürger, die durch ihr konsequentes Engage-
ment das Zusammenwachsen von Ost und West in
Deutschland und Europa voranbringen.
Kultur – Profil der Einheit: Geehrt werden kulturelle
Projekte, die den Annäherungsprozess von Ost und West
im deutschen und europäischen Raum auf originelle Weise
gestalten.
Jugend – Zukunft der Einheit: Prämiert werden Aktivitä-
ten, die gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen die Ge-
staltung der „Zukunft der Einheit“ angehen oder junge
Zielgruppen an die deutsch-deutsche Vereinigung und Ost-
West-Annäherung in Europa heranführen.
Die Preisverleihung des einheitspreises 2010 findet am
15. September 2010 in Berlin statt. �
� www.einheitspreis.de, www.bpb.de
Kennen Sie die wahrenHelden der Einheit?
Einheitspreis 2010 –Bürgerpreis zur Deutschen Einheit“
Ab sofort können sich Stiftungen aller Rechtsformen um
den Kommunikationspreis KOMPASS 2010 bewerben. Ein-
sendungsschluss ist der 3. August 2010. Mit dem KOMPASS
zeichnet der Bundesverband Deutscher Stiftungen im Herbst
Beispiele erfolgreicher Stiftungskommunikation aus, die rich-
tungsweisend für den Stiftungssektor sind. Ziel des Preises
ist es, zu einer weiteren Professionalisierung der Stiftungs-
kommunikation beizutragen, Beispiele guter Stiftungspraxis
zu zeigen und den Stiftungsgedanken stärker in die Öffent-
lichkeit zu bringen. Allen Bewerbern bietet der Bundesver-
band Deutscher Stiftungen gemeinsam mit der Deutschen
StiftungsAkademie die kostenlose Teilnahme am KOMPASS-
Seminar „Stiftungskommunikation” an.
Der Preis wird in folgenden drei Kategorien verliehen: � Gesamtauftritt einer Stiftung � Projektkommunikation (Öffentlichkeitsarbeit für ein
Projekt, Kampagnen) � Einzelne Kommunikationsmaßnahmen (z. B. Veranstaltungen,
Publikationen, Internetseite, Newsletter). Im Rahmen
dieser Kategorie würdigt der Bundesverband den besten
Jahresbericht einer Stiftung mit einem Sonderpreis. �
� www.stiftungen.org
KOMPASS 2010
Bundesverband Deutscher Stiftungen schreibtPreis für Stiftungskommunikation aus
Allianz für Bürgersinn
Ideenwettbwerb für Bürgerstiftungen
Werte stiften � 59
Förderpreise / Wettbewerbe
Kroschke Förderpreis 2010
Zum achten Mal lobt die 1993 gegründete Kroschke
Stiftung für Kinder den mit insgesamt 15.000 Euro do-
tierten Kroschke Förderpreis „Beispielhafte Hilfe für
kranke Kinder“ aus. Ausgezeichnet werden Elterninitia-
tiven, Selbsthilfegruppen oder Menschen, die sich eh-
renamtlich für die Gesundheit von Kindern einsetzen.
Die Bewerber sollen in Deutschland neue Wege zu
mehr Lebensqualität für chronisch kranke und behin-
derte Kinder oder für alle Kinder durch Gesundheits-
vorsorge beschreiten. Verliehen werden der Förderpreis
und Anerkennungspreise. Die Preisverleihung findet am
29.10.2010 in Hamburg statt. Einsendeschluss ist der
14. 08.2010. Stiftung für Kinder, Kennwort „Kroschke
Förderpreis 2010“, Ladestraße 1, 22926 Ahrensburg, Te-
lefon 04102 804-101. �
� www.kinderstiftung.de
Die Stiftung Mercator und der Stifterverband für die Deut-
sche Wissenschaft haben die Initiative „Mehr als Forschung
und Lehre! Hochschulen in der Gesellschaft“ gestartet.
Hochschulen sollen dabei unterstützt werden, gesellschaftli-
ches Engagement über bestehende Einzelprojekte hinaus
als strategisches Element ihrer institutionellen Weiterent-
wicklung in den Blick zu nehmen. Stifterverband und Stif-
tung Mercator stellen jeweils 700.000 Euro zur Verfügung.
Alle staatlich anerkannten Hochschulen in Deutschland
können sich bewerben. Eine Antragstellung ist auch im Ver-
bund möglich.
Es werden Konzepte gesucht, mit denen Hochschulen
ihre Rolle als gesellschaftlicher Akteur stärken wollen. Die
Hochschulen sollten sich in dieser Ausschreibung mit der
Frage nach ihrem Selbstverständnis und ihrer Rolle in der
Gesellschaft auseinandersetzen: In welcher Form hat die
Hochschule gesellschaftliches Engagement bereits umge-
setzt? Welche weiteren Schritte sind geplant? Wenn eine
Hochschule bereits mit gesellschaftlichen Akteuren koope-
riert, sollte sie darauf hinarbeiten zu überlegen, wie diese
Kooperationen weitergeführt oder vertieft werden können.
Das Antragsverfahren ist zweistufig. In einem ersten
Schritt können Hochschulen bis zum 30. Juli 2010 eine Pro-
jektskizze mit Zeitplan einreichen, in der sie ihr Konzept
einer „Hochschule in der Gesellschaft“ beschreiben. Auf
Grundlage dieser Skizzen werden von einem Gutachtergre-
mium zehn Hochschulen ausgewählt, die ihre Konzepte im
Februar 2011 auf einer internationalen Konferenz vor Gut-
achtern und Publikum präsentieren werden. Die zehn Kon-
zepte werden mit je 10.000 Euro prämiert. Bis zu sechs Pro-
jekte werden dann ausgewählt und mit bis zu 250.000 Euro
für die nächsten zwei Jahre gefördert.
Die Stiftung Mercator initiiert und unterstützt Projekte
für bessere Bildungsmöglichkeiten an Schulen und Hoch-
schulen. Der Stifterverband ist eine Gemeinschaftsinitiative
der Wirtschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung.
Spenden, Mitgliedsbeiträge und Stiftungserträge machen
den Stifterverband mit einem jährlichen Fördervolumen
von weit über 120 Millionen Euro zum größten privaten
Wissenschaftsförderer der Bundesrepublik. �
� www.stiftung-mercator.de, www.stifterverband.de
1,4 Millionen Euro für gesellschaftliches Engagement
Mehr als Forschung und Lehre! Hochschulen in der Gesellschaft
60 � Werte stiften
Vermögen und Finanzen
Nur auf den ersten Blick ein ExotDer Bertelsmann Genussschein 2001
von Holger Carstens
Künftig werden in dieser Rubrik interessante und/oder
neue Anlageprodukte für Entscheidungsträger von Stiftun-
gen vorgestellt. Die Auswahl berücksichtigt alle für den Stif-
tungssektor relevanten Assetklassen (Renten, Immobilien,
Aktien, Alternative Investments). Dabei richtet sich der Blick
auch durchaus beabsichtigt über den Tellerrand der klassi-
schen Anlageformen (Bankeinlagen, Staatsanleihen etc.) hin-
aus, um neue Ideen vorzustellen und auch die Grenzen des
Machbaren bei der Verwaltung des Grundstockvermögens
aufzeigen. Das aktuelle Zinsumfeld ist sicherlich ein Grund
für das steigende Interesse an alternativen Anlageformen.
Immer mehr Stiftungen und gemeinnützigen Einrichtungen
gelingt es kaum noch bei Renditen zwischen 1 % und 2 %
p.a. ihren ursprünglichen Stiftungszweck zu erfüllen. Aber
auch der seitens der Stiftungsaufsicht immer stärker in den
Vordergrund rückende Blick auf einen realen Kapitalerhalt
erfordert ein gewisses Umdenken bei der Geldanlage.
Der erste Beitrag untersucht gleich ein als Exoten zu be-
zeichnendes Anlageinstrument. Mit dem Bertelsmann Ge-
nussschein 2001 richtet sich den Blick auf eine Gattung, die
sicherlich ein genaueres Studium der Bedingungen erfor-
dert. Begriff und Inhalt der Genussscheine sind gesetzlich
nicht definiert und bieten dem Emittenten vielfältige Gestal-
tungsmöglichkeiten. Je nach Ausgestaltung kommen Ge-
nussscheine ihrem Charakter nach mehr einer Aktie oder
mehr einem verzinslichen Wertpapier nahe. Generell han-
delt es sich um Gläubigerpapiere, die auf einen Nominal-
wert lauten und mit einem Gewinnanspruch verbunden
sind. Gesellschaftliche Mitwirkungsrechte wie Teilnahme an
der Hauptversammlung und Stimmrecht verbriefen Genuss-
scheine nicht. Hier ähnelt die Ausstattung stark der von klas-
sischen Unternehmensanleihen. Häufig sind Genussscheine
aber an den Verlusten der emittierenden Gesellschaft betei-
ligt. Zudem sind sie in der Regel auch mit einer Nachrang-
abrede ausgestattet: Das heißt, dass im Insolvenzfall oder bei
Liquidation der Gesellschaft die Genussrechtsinhaber den
anderen Gläubigern der Gesellschaft bei der Befriedigung
ihrer Ansprüche im Rang nachstehen.
Der Emittent, die Bertelsmann AG, ist ein internationales
Medienunternehmen mit bekannten Marken wie RTL, Gru-
ner + Jahr oder Random House. Der Konzern hat trotz
schwieriger Marktlage das Geschäftsjahr 2009 mit einem
Gewinn abgeschlossen. Insbesondere das zweite Halbjahr
deutete eine deutlich verbesserte Ertragsstruktur an. Das
Minus bei Umsatz und operativem Ertrag im Gesamtjahr fiel
damit vergleichsweise moderat aus. Auch die Schulden
konnten signifikant zurückgeführt werden. Der Umsatz lag
2009 bei 15,4 Mrd Euro, das EBIT bei 1,4 Mrd. Euro. Der Aus-
blick für das laufende Jahr, übrigens das 175-jährige Firmen-
jubiläum von Bertelsmann, lässt einen stabilen Umsatz und
operativen Ertrag sowie einen deutlichen Anstieg beim Kon-
zerngewinn erwarten. Bereits im Jahr 2000 begab das Unter-
nehmen den hier vorgestellten Genussschein mit einem
Emissionsvolumen von insgesamt EUR 285.860.290.
Ausschüttung: Besonderes Augenmerk ist auf die Ausschüt-
tung zu legen. Diese beträgt grundsätzlich 15 % des Grund-
betrages, was aktuell bei einem Kurs von 183,0 % eine be-
achtliche Rendite von 8,20 % p.a. bedeutet. Aber im Gegen-
satz zu einer klassischen Unternehmensanleihe gibt es be-
sondere Regularien der Ausschüttung, die zu beachten sind.
Der Gewinnanteil von 15 % wird nämlich vorbehaltlich
eines ausreichenden Konzernjahresüberschusses gezahlt
und bestimmt sich zudem nach der sog. Gesamtkapitalren-
dite der Gesellschaft. Es kann somit auch zu einer reduzier-
ten oder erhöhten Ausschüttung kommen. Ganz verloren ist
Bertelsmann Genussschein 2001________________________________________________
Emittent Bertelsmann AG
WKN 522994
Laufzeit unbefristet
Zinssatz 15% des Grundbetrags
Rating BBB
Kurs 183,0 %
Rendite 8,20 % p.a.
________________________________________________
Stand 28.04.2010
Umwelt- und
Naturschutz
Entwick-
lungshilfe
Bildung
Kinder-schutz
Denkmal-pflege
AltenhilfeSpor
t
Behinder-tenhilfe
Tierschutz
Erziehung
Empfänger:
_______________________________________________________________
Organisation / Firma
_______________________________________________________________
Titel, Vorname, Name
_______________________________________________________________
Straße
_______________________________________________________________
PLZ, Ort
_______________________________________________________________
Telefon
_______________________________________________________________
_______________________________________________________________
Datum, Unterschrift
Zahlungsweise:
� per Bankeinzug � per Rechnung
_______________________________________________________________
Kontoinhaber
_______________________________________________________________
Kontonummer
_______________________________________________________________
Bankleitzahl
_______________________________________________________________
Kreditinstitut
_______________________________________________________________
Datum, Unterschrift
Widerrufsrecht: Diese Bestellung kann ich innerhalb von zwei Wochen
ohne Nennung von Gründen schriftlich widerrufen an „Werte stiften”,
Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbR, Bayreuther Straße 1,
91054 Erlangen
_______________________________________________________________
BürgerschaftlichesEngagement
kennt keine Grenzen
Wenn Sie das Magazin „Werte stif-ten“ abonnieren möchten, sendenSie uns bitte untenstehendes Formu-lar ausgefüllt per Post an: Bühringund Weisner Verlagsgesellschaft GbR,Bayreuther Straße 1, 91054 Erlangenoder per Telefax: 09131.5302089.Oder abonnieren Sie „Werte stiften“über unsere Homepage unterwww.werte-stiften.de.
Hiermit bestelle ich „Werte stif-ten“ für ein Jahr im Abonnement(vier Ausgaben pro Jahr) zum Jah-respreis von 22 Euro inkl. Ver-sandkosten innerhalb Deutsch-lands. Wenn ich nicht bis späte-stens vier Wochen vor Ablaufeines Jahres kündige, verlängertsich mein Abonnement automa-tisch um ein weiteres Jahr.
Lesen Sie Werte stiften im Abonnement!
BürgerschaftlichesEngagement
kennt keine Grenzen
62 � Werte stiften
Vermögen und Finanzen
aber selbst in schlechten Jahren noch nichts. Sollte der Jah-
resüberschuss nicht ausreichen, um eine Ausschüttung vor-
nehmen zu können, so ist diese entsprechend in den Folge-
jahren nachzuholen. Ein Blick zurück zeigt, dass die Inhaber
des Genussscheines sich jedes Jahr über die avisierte Aus-
schüttung in Höhe von 15 % freuen durften. Auch für das
vergangene, schwierige Geschäftsjahr zahlt Bertelsmann
einen Gewinnanteil in Höhe von 15 % aus. Die Ausschüt-
tung erfolgt jeweils am ersten Bankarbeitstag nach der or-
dentlichen Hauptversammlung. Diese findet üblicherweise
im Laufe des Monats Mai statt.
Rückzahlung: Bei der Kapitalrückzahlung gibt es ebenfalls
Unterschiede zur Ausstattung klassischer Unternehmensan-
leihen. Zum einen gibt es kein Fälligkeitsdatum, d.h., dass
der Genussschein theoretisch unendlich läuft. Er kann je-
doch erstmals zum 30. Juni 2017 durch den Gläubiger ge-
kündigt werden. Zu beachten ist hierbei die Kündigungs-
frist von 2 Jahren! Eine Kündigung seitens Bertelsmann ist
nicht möglich. Zum anderen sollte beachtet werden, dass
aufgrund der Nachrangabrede die Aussichten auf Kapital-
rückzahlung im Falle einer Insolvenz der Bertelsmann AG
eher als gering einzustufen sind.
Kursverlauf: Nach einem turbulenten Verlauf in 2008 und
2009 hat sich der Kurs des Genussscheins wieder seinem
langjährigen Mittel um die 200,- Euro angenähert. Im Rah-
men der Finanzkrise sind vor allem Papiere mit Nachrang
und gewinnabhängiger Verzinsung in einen starken Ab-
wärtssog geraten. Die jüngsten Geschäftszahlen für 2008
sowie die Bestätigung der Ausschüttung in Höhe von 15%
haben den Markt jedoch wieder beruhigen können. Eine
weitere Maßnahme sorgte für eine schnelle Kurserholung:
Die Bertelsmann AG hatte am 2. Februar 2010 den Genuss-
scheininhabern ein Kaufangebot zum Kurs von 180 % ein-
schließlich der Ausschüttung für 2009 gemacht. Bertelsmann
möchte mit diesem Schritt seine Kapitalstruktur vereinfachen,
sowie die Kosten seiner Verbindlichkeiten reduzieren. Insge-
samt 43 % der ausstehenden Genussscheine wurden dem
Unternehmen zum Kauf angeboten. Somit dürfte sich zwar
einerseits die Liquidität an der Börse verschlechtern, ande-
rerseits bietet diese Maßnahme dem Kurs des Genussscheins
eine Unterstützung im Bereich von 165,- bis 180,- Euro.
Fazit: Mit dem Bertelsmann Genussschein bietet sich ein Pa-
pier an, dass über eine interessante Ausschüttung verfügt.
Der Renditeaufschlag gegenüber Bundesanleihen oder klas-
sischen Unternehmensanleihen drückt jedoch auch die grö-
ßeren Risiken und Unwägbarkeiten des Genussscheins aus.
Als langfristiges Investment können zwischenzeitliche Kurs-
schwankungen jedoch gut überstanden wer-
den und das jüngste Kaufangebot der Ber-
telsmann AG signalisiert eine starke Unter-
stützung. Auch die unbefristete Laufzeit
dürfte in einem Stiftungsportfolio gerade
unter Berücksichtigung der hohen Ausschüt-
tung kein Hindernis darstellen. Das soziale
und ökologische Engagement und gerade die
Nähe zur Bertelsmann Stiftung lassen ein In-
vestment auch unter dem Aspekt „Nachhal-
tigkeit“ zu. Für ein aktiv gemanagtes und di-
versifiziert aufgestelltes Portfolio stellt der
Bertelsmann Genussschein 2001 eine inter-
essante Beimischung dar. Eine maximale Ge-
wichtung von 5 % des Gesamtportfolios
sollte jedoch nicht überschritten werden! Da
die Ausschüttung zu einem Kursabschlag
führt (bei Genussscheinen werden keine
Stückzinsen gerechnet!), sollte ein Erwerb
nach der geplanten Auszahlung erfolgen! �
Bewertung des Genussscheins________________________________________________
Rendite � � � �
Risiko � � �
Kosten � � � �
Nachhaltigkeit � � �
max. Gewichtung 5 %
________________________________________________
Skala von � bis � � � � �
Werte stiften � 63
Auch eine gemeinnützige Stiftung kann dem Stifter selbst
oder von ihm bestimmten Personen Unterhaltsleistungen
gewähren. Zwar sind grundsätzlich sämtliche Mittel der Stif-
tung für die gemeinnützige Zweckverwirklichung einzuset-
zen. Nach § 58 Nr. 5 AO ist es jedoch nicht steuerschädlich,
wenn die Stiftung „einen Teil, höchstens jedoch ein Drittel
ihres Einkommens dazu verwendet, um in angemessener Art
und Weise den Stifter und seine nächsten Angehörigen zu
unterhalten, ihre Gräber zu pflegen und ihr Andenken zu
ehren.“ Es handelt sich hierbei um ein steuerliches Privileg
für rechtsfähige und nichtrechtsfähige steuerbegünstigte
Stiftungen, die anderen steuerbegünstigten Körperschaften,
wie z.B. Vereinen oder gemeinnützigen GmbHs, nicht zur
Verfügung steht. Aufwendungen für den Unterhalt des Stif-
ters müssen sich nach Meinung der Finanzverwaltung in
„angemessenem“ Rahmen bewegen, Maßstab hierbei ist
nach Meinung der Finanzverwaltung der Lebensstandard
des Zuwendungsempfängers. Neben der relativen Ober-
grenze des Stifterunterhalts von einem Drittel des Einkom-
mens werde hierdurch eine absolute Grenze, nämlich die
der „Angemessenheit“, festgelegt. Durch eine Verfügung der
Oberfinanzdirektion Magdeburg aus dem Jahr 2004 hat die
Finanzverwaltung diese Ansicht noch weiter ergänzt: Unzu-
lässig sei es hiernach, generell einen Teil der Ausschüttun-
gen an den Stifter und seine nächsten Angehörigen vorzu-
nehmen. Unterhaltszahlungen seien im Rahmen des § 58 Nr.
5 AO nur dann gemeinnützigkeitsunschädlich, wenn sie
„notwendig sind, um in angemessener Weise den Stifter und
seine nächsten Angehörigen zu unterhalten“.
Stiftungsdotation/Zustiftung unterVorbehalt von Unterhaltsleistungen
Die Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs und die Fi-
nanzverwaltung stimmen darin überein, dass Verbindlichkei-
ten, die in Ausführung des Stiftungsgeschäftes auf die Stif-
tung übergehen, – z.B. Unterhaltsansprüche, die sich der
Stifter vorbehält und die aus den Erträgen des Stiftungsver-
mögens zu bedienen sind – von vornherein das der Stiftung
zugewendete Vermögen mindern. Der zur Erfüllung von sol-
chen Ansprüchen erforderliche Teil des Stiftungsvermögens
steht den satzungsmäßigen Zwecken der Stiftung daher von
Anfang an nicht zur Verfügung. Insbesondere verstößt die
Stiftung bei Erfüllung derartiger Ansprüche nicht gegen die
Gebote der Selbstlosigkeit (§ 55 AO) und Ausschließlichkeit
(§ 56 AO).
Umstritten ist jedoch der Umfang, in dem solche Bela-
stungen begründet werden können: Nach Ansicht des Bun-
desfinanzhofs sind, soweit bei der Stiftungsdotation (sowie
auch bei späteren Zustiftungen) neben positiven Vermögens-
gegenständen auch negative Vermögensgegenstände (z.B.
Verbindlichkeiten gegenüber dem Stifter oder Dritten) auf
die Stiftung übergehen, derartige Aufwendungen generell
steuerlich unschädlich. Grund hierfür ist, dass sie aus Ver-
mögen bedient werden, die von vorneherein nicht der ge-
meinnützigkeitsrechtlichen Vermögensbindung unterliegen.
Auch die Finanzverwaltung konzediert, dass vorbehal-
tene Ansprüche dem Werte nach nicht der gemeinnützig-
Gewährung von Stifterunterhaltaus der gemeinnützigen Stiftung
Stifter bei der Festlegung des Versorgungsberechtigten frei
von Rechtsanwalt Horst Ohlmann
Recht und Steuern
Rechtsanwalt Horst Ohlmann ist
Gründungspartner der Kanzlei
Preißler Ohlmann & Partner, Fürth.
Er ist ständiger Referent der
DATEV eG für Veranstaltungen zur
Fortbildung von Steuerberatern im
Stiftungszivil- und -steuerrecht.
Neben seiner juristischen Tätigkeit
ist er Vorstandsvorsitzender der DT Deutsche Stiftungs-
treuhand AG, Fürth und Vorstand mehrerer Stiftungen.
� www.proh.de, www.stiftungstreuhand.com
Recht und Steuern
64 � Werte stiften
keitsrechtlichen Vermögensbindung unterliegen. Allerdings
will sie vorbehaltene Ansprüche der Höhe nach begrenzen:
Hiernach soll der Stifterunterhalt, der sich im Wege der Auf-
lage bei Gründung der Stiftung oder bei späteren Zustiftun-
gen vorbehalten wird, zusammen mit den anderen in § 58
Nr. 5 AO genannten Aufwendungen die dort genannte 1/3-
Grenze nicht übersteigen. Auf Basis dieser partiell überein-
stimmenden Ansichten von Rechtsprechung und Finanzver-
waltung kann nunmehr gestaltet werden: Beispielsweise
kann der Unterhaltsanspruch – zeitlich begrenzt – für die
Dauer ihrer Ausbildung auf die Kinder des Stifters übertra-
gen werden. Abhängig davon, welche sonstige Einkünfte die
Kinder erzielen, wird der Stifterunterhalt (in der Regel ganz
oder nahezu) steuerfrei vereinnahmt werden können.
Auch ist der Kreis der Empfangsberechtigten, anders als
die in § 58 Nr. 5 AO festgelegte gesetzliche Regelung, bei
vorbehaltenen Ansprüchen nicht auf die „nahen Angehöri-
gen“ begrenzt. Vielmehr können auch mit dem Stifter ver-
wandtschaftlich nicht verbundene Personen mit Versor-
gungsansprüchen ausgestattet werden. Der Stifter ist somit
in der Auswahl derjenigen Personen, denen er Unterhaltslei-
stungen zukommen lassen möchte, völlig frei.
Bewertung des Stifterunterhalts
Behält sich der Stifter bei Stiftungsdotation oder späterer
Zustiftung die Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen
vor, so ist der Wert der Stifterrente festzustellen. Nachdem
der vorbehaltene Unterhalt dem Werte nach nicht in das ge-
meinnützigkeitsrechtlich gebundene Stiftungsvermögen ge-
langt, ist er bei Erteilung der steuerlich abzugsfähigen Zu-
wendungsbestätigung von der in das Stiftungsvermögen
eingebrachten Summe in Abzug zu bringen. Dies soll nach-
folgendes Schaubild verdeutlichen.
Berechnungsbeispiel:
Im Jahr 2010 erfolgt die Stiftungsdotation in Höhe von
1 Mio Euro. Der 60jährige Stifter behält sich bei Stif-
tungserrichtung Unterhaltsansprüche in Höhe von 1/3
der zu erwartenden Erträge vor.
Der Nettoertrag aus dem Stiftungsvermögen nach
Abzug von Kosten ist schwankend. Er beträgt im Durch-
schnitt der zukünftigen Jahre voraussichtlich ca. 3,6 % p.a.
Der Stifter erhält von den nach Abzug der Kosten verblei-
benden Jahreserträgen in Höhe von 36.000,00 Euro 1/3
hiervon als Unterhalt ausbezahlt, somit durchschnittlich
12.000,00 Euro p.a..
Der Vervielfältiger für einen 60jährigen Mann beträgt
ab dem 01.01.2010 auf Basis der Sterbetafeln 2006/2008
des Statistischen Bundesamtes 12,590. Der steuerliche
Wert der Unterhaltsleistung berechnet sich wie folgt:
Wert der Unterhaltsleistung bei Zuwendung im Kalen-
derjahr 2010: 12.000,00 Euro x 12,590 = 151.080,00 Euro
Der für den Stifter mögliche Sonderausgabenabzug im
Kalenderjahr 2010 beträgt daher 848.920,00 Euro (1 Mio.
Euro abzgl. 151.080,00 Euro. �
Kurz und Knapp
Das Gesetz gibt dem Stifter die Möglichkeit, Teile der Erträge aus dem Stiftungsvermögen sich selbst oder nahen Ange-
hörigen zukommen zu lassen. Diese Möglichkeit wird von der Finanzverwaltung in der Praxis jedoch erheblich einge-
schränkt. Um hier Rechtsicherheit zu erlangen, sollte der Stifter die Stiftungsdotation bzw. die Zustiftung unter dem Vor-
behalt der Zahlung eines Stifterunterhalts leisten. Bleibt der vorbehaltene Unterhalt innerhalb des Rah-mens von einem
Drittel der nach Abzug der Kosten verbleibenden Stiftungserträge, so wird dies sowohl von der Finanzverwaltung als
auch vom Bundesfinanzhof als gemeinnützigkeits-rechtlich unbedenklich angesehen. Der Wert des Sonderausgabenab-
zugs ist allerdings um den Wert der Unterhaltsleistung zu reduzieren. Mit den vorbehaltenen Unterhaltsansprüchen kön-
nen, anders als bei der gesetzlichen Regelung des § 58 Nr. 5 AO, auch Personen be-dacht werden, die mit dem Stifter ver-
wandtschaftlich nicht verbunden sind. Wertmäßig be-rechnet sich die Unterhaltsleistung nach § 14 BewG i.V.m. den
vom Statistischen Bundesamt jährlich veröffentlichten Sterbetafeln. Diese werden jeweils durch BMF-Schreiben für das
Folgejahr bekanntgegeben.
Stifter
WertUnterhalt Sonderausgabenabzug
stiftet Steuervorteile
Werte stiften � 65
Personalien
Foto: Baden-Württemberg Stiftung
Foto: Ulrike Schamoni
Foto: DSO
Personalien
Dr. med. Detlef Bösebeck
Zum 1. November 2010 wird Dr. med. Detlef Bö-
sebeck, Facharzt für Innere Medizin und Gesund-
heitsökonom, neuer Geschäftsführender Arzt in
der Region Nord-Ost der Deutschen Stiftung Or-
gantransplantation (DSO). Bisher hatte er die
gleiche Funktion in der DSO-Region Bayern inne.
Vorher arbeitete Dr. Bösebeck als wissenschaftli-
cher Mitarbeiter in verschiedenen Krankenhäu-
sern mit dem Schwerpunkt Intensivmedizin. Sein
wichtigstes Ziel ist es, die Organspende in regio-
naler Zusammenarbeit weiter zu fördern und
den Patienten auf der Warteliste schnellstmög-
lich zu helfen. Gemeinsam mit seinem neunköp-
figen Team unterstützt und berät Dr. Bösebeck
künftig die rund 116 Krankenhäuser in Branden-
burg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern im
Organspendeprozess. �
� www.fuers-leben.de
Christoph Dahl
Seit 1. Mai 2010 ist Christoph Dahl neuer Ge-
schäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung
Stuttgart. Er folgt in dieser Funktion Herbert Moser.
Der studierte Historiker und Germanist arbeitete
zuletzt als Sprecher der baden-württembergi-
schen Landesregierung. Vorher war er u. a. Pres-
sesprecher im Wirtschaftsministerium Baden-
Württemberg und leitender Redakteur einer Ta-
geszeitung. Das aktuelle, 10-jährige Jubiläum der
Stiftung will Dahl dazu nutzen, die Stiftung, die
in den Bereichen Forschung, Bildung, Soziales
und Kultur aktiv ist, mit ihrem neuen Namen be-
kannter zu machen und nachhaltige Standort-
und Zukunftssicherung für das Land Baden Würt-
temberg betreiben. �
� www.bwstiftung.de
Petra Mül ler
Zum 1. Au gust 2010 tritt Petra Mül ler als Ge-
schäfts füh re rin der Film stif tung NRW die Nach-
fol ge von Micha el Schmid-Os pach an . Die stu-
dier te Ger ma nis tin und an er kann te Bran chen-
und Film ex per tin war bisher Ge schäfts füh re rin
der Me dien board Ber lin-Bran den burg, der Agen-
tur für Stand ort mar ke ting und Film för de rung in
der Haupt stadt re gi on. Vorher arbeitete sie als Un-
ter neh mens be ra te rin und als wis sen schaft li che
Mit ar bei te rin am Adolf-Grim me-In sti tut. Ihr Ziel
ist es, die Wei ter ent wick lung des Me dienstand or -
tes Nord rhein-West fa len ge zielt zu un ter stüt zen
und neue Im pul se zur Stär kung von Me di en kul-
tur und Me di en wirt schaft an Rhein und Ruhr zu
set zen. �
� www.filmstiftung.de
Marie-Luise Marjan
Schauspielerin Marie-Luise Marjan erhielt von
Bundespräsident Horst Köhler im Berliner
Schloss Bellevue das große Bundesverdienst-
kreuz der Bundesrepublik Deutschland für ihre
Jahrzehnte langen Verdienste im Ehrenamt.
Marie-Luise Marjan unterstützt das Kinderhilfs-
werk Plan International seit 20 Jahren als Patin.
Seit 1993 ist sie Mitglied des Kuratoriums. Durch
ihr langjähriges Engagement hat die Schauspiele-
rin einen großen Anteil am Erfolg der Arbeit von
Plan International. Marie-Luise Marjan fand nach
verschieden Theater-Engagements in den Jahren
1960 bis 1982 in Basel, Karlsruhe, Bonn, Bochum,
Berlin und Hamburg ihre Heimat als „Mutter Bei-
mer“ in der beliebten WDR-Serie „Lindenstraße“,
in der sie seit der ersten Folge im Jahre 1985 mit-
spielt. �
� www.plan-deutschland.de
Foto: Eisermann/Frommann
66 � Werte stiften
Termine und Veranstaltungen
1. bis 10. Juni 2010
1. Berliner Stiftungswoche:Über 70 Stiftungen präsentieren dieVielfalt ihrer gemeinnützigen Arbeit � www.berlinerstiftungswoche.eu
10. bis 11. Juni 2010
Intensive-Seminar „Presse und Fun-draising - wie unterstützt eine gutePressearbeit das Fundraising?"in Stuttgart� www.dorothea-schermer.de
11. Juni 2010
Fundraising-Tag der politischen Bil-dung in Köln � www.bpb.de
11. bis 12. Juni 2010
Tag des deutschen Familienunterneh-mens in Berlin� www.familienunternehmen.de
11. Juni 2010
Geldauflagenmarketing –Wie Sie systematisch neue Zuweisergewinnen, in Köln� www.fundraisingakademie.de
14. Juni 2010
Gewinnung von EU-Fördermittelnfür gemeinnützige Projekte inNeuendettelsau� www.foerder-lotse.de
14. bis 15. Juni 2010
Treffen des Gesprächskreises Stif-tungsmanagement� www.stiftungen.org
17. Juni 2010
Aktionstag BürgerstiftungenVor Ort aktiv, deutschlandweit� www.stiftungen.org
19. Juni 2010
Fundraising in der Praxis Wie Sie Spender und Sponsorengewinnen, in Bielefeld � www.fundraisingakademie.de
21. bis 22. Juni 2010
Professionelle Spendenakquirierungvon den Grundlagen bis zur Umset-zung in Köln� www.vsb-bildungswerk.de
21. bis 24. Juni 2010
CAS Nonprofit Governance &Leadership Modul 3 in Basel (CH)� www.ceps.unibas.ch
27. Juli 2010
Fundraising in der Praxis –Wie Sie Spender und Sponsorengewinnen, in Würzburg� www.fundraisingakademie.de
Termin- und Veranstaltungsübersicht
Am 10. Mai 2010 eröffnete Ärzte der Welt in Kooperation mit dem Instituto Cervantes München (Alfons-Goppel-Str. 7,
München), eine Retrospektive des internationalen Fotowettbewerbs Luis Valtueña für humanitäre Fotografie.
Wenn die erste Hilfe geleistet, die akute Arbeit getan und die Kameras der Fernsehstationen abgezogen sind, erlischt
das Interesse der Weltöffentlichkeit. Ein Ort der Not wird so zu einem Ort des Vergessens. Das Anliegen des Fotowettbe-
werbs „Luis Valtueña“, der 1998 von der spanischen Delegation von Ärzte der Welt ins Leben gerufen wurde, ist es, an-
dauernde Krisensituationen und Menschenrechtsverletzungen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen. Für
diese einmalige Retrospektive wurden 32 Werke von Fotografen aus dem spanischen Sprachraum ausgewählt. �
� www.aerztederwelt.org
Vergessene Krisen im Fokus
Fotoausstellung von „Ärzte der Welt” und Instituto Cervantes München eröffnet
Auge in Auge mit dem Hurrikan„Ein Junge steht bei heftigstem Regen mitten auf einer Straße im Südender Dominikanischen Republik. Tropische Stürme fordern insgesamt126 Tote, sowie über 150.000 Verletzte. Foto: Orlando Barría Maichil
Kinder als Opfer von Gewalttätigkeiten nach den Wahlen in Kenia„Nairobi, 17.Januar 2008: Der siebenjährige Monday Lawiland schreit,nachdem die kenianische Polizei die Tür seines Elternhauses in derVorstadt Kibera eingetreten hat.“ Foto: Walter Astrada
11. bis 12. Juni 2010
Stiftungstag 2010in Würzburg� www.dvev.de
14. bis 15. Juni 2010
Firmenkontakte knüpfen und Gesprä-che erfolgreich führen in Hamburg� www.fundraising-factory.org
14. bis 15. Juni 2010
Gewinnung von EU-Fördermitteln fürgemeinnützige Projekte in Stuttgart� www.foerder-lotse.de
14. bis 16. Juni 2010
Erfolgreich Spender und Sponsorengewinnen in Köln � www.asb.de
15. Juni 2010
Kostenloser Kunden- und Interessen-ten-Workshop zur Software ENTER-BRAIN in Alzenau� www.enter-services.de
15. Juni 2010
Mit SMS-Spenden und Web 2.0 diejunge Generation erreichen in Köln � www.fundraisingverband.de
16. Juni 2010
Aktionstag BürgerstiftungenVor Ort aktiv, deutschlandweit� www.die-deutschen-buergerstif-tungen.de
17. und 18. Juni 2010
Urbane PerspektivenHamburg, IBA-DOCK� www.bdla.de
17. bis 18. Juni 2010
SwissFundraisingDay in Bern� www.swissfundraisingday.ch
18. bis 20. Juni 2010
Fundraising und Sponsoring in deraktiven Bürgergesellschaft, in Wend-gräben� www.kas.de
21. bis 25. Juni 2010
16. internationale Sommerakademieder DBU in Ostritz� www.dbu.de/marienthal
20. bis 25. Juni 2010
Nachaltige Kapitalanlagen -Neue Chancen nach der Finanzkrise?in Ostritz� www.dbu.de
22. Juni 2010
3. Brandenburger Stiftungstagin Potsdam� www.brandenburger-stiftungs-tag.de
24. - 25. Juni 2010
2. Zukunftssymposium zum bürger-schaftlichen Engagement von Senio-ren in Köln� www.stiftungen.org
25. bis 26. Juni 2010
Neu in Vorstand oder Geschäftsfüh-rung einer Stiftung: Wie das Amt ge-stalten? in Hamburg� www.dr-wolf-schmidt.de
28. Juni 2010
2. Fundraising Tag Baden-Württem-berg in Stuttgart� www.fundraisingverband.de
29. Juni 2010
Fördermöglichkeiten für gemeinnüt-zige Projekte in Stuttgart� www.foerder-lotse.de
5. bis 9. Juli 2010
Fundraising School der Indiana Uni-versity in Wien� www.fundraising.co.at
bis 11. Juli 2010
Ausstellung in der Galerie der Scha-der-Stiftung in Darmstadt� http://galerie.schader-stiftung.de
22. bis 23. Juli 2010
Intensive-Seminar "Erbschaftsfun-draising" mit individueller Betreuungund Begleitung beim Umsetzungspro-zess in Stuttgart� www.dorothea-schermer.de
29. Juli 2010
Neuigkeiten im Gemeinnützigkeits-recht in München� www.em-faktor.de/fr-muenchen
20. bis 30. August 2010
Sommerakademie Stiftungsmanage-ment in Berlin und in Bonn� www.stiftungen.org
23. bis 24. August 2010
Profitieren von Unternehmens-Koope-rationen - Spenden, Sponsoring undStiftungsgelder in Wald-Michelbach� www.odenwaldinstitut.de
31. August 2010
Stiftungsmanagement - Die Grundla-gen in Berlin� www.stiftungen.org
DT Deutsche Stiftungstreuhand AGAlexanderstraße 2690762 FürthTelefon (0911) 740 76 80Telefax (0911) 740 76 86info@stiftungstreuhand.comwww.stiftungstreuhand.com
Ihr Partner für Stiftungsberatung und -verwaltung
Wir begleiten Privatpersonen, Unternehmen, Sparkassenund Banken, Kommunen und gemeinnützige Einrichtungenbei der Realisierung ihrer Stiftungsidee.
Die Verwaltung zahlreicher Stiftungen im Auftrag vonSparkassen, Kommunen und gemeinnützigen Einrichtungenzeugt von unserer Kompetenz.
Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Gesprächstermin.