Post on 25-Jan-2015
description
Szenario-Projekt zur Versorgung von Menschen mit Demenz im Jahre 2030 (Sze-Dem)
Ines Buscher Niederrheinischer Pflegekongress: Krefeld 28./29.09.2011
Kerstin Goluchowicz, Ewa Dönitz, Bernd Beckert, Sabine Bartholomeyczik, Horst Christian Vollmar
Seite 2 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Gliederung
Hintergrund Ziele Methode Ergebnisse Diskussion Stärken und Schwächen
Seite 3 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Hintergrund
• Die Anzahl der Menschen mit Demenz wird weltweit zunehmen!
• Die Demenz wird zu einer zunehmenden gesellschaftlichen und gesundheitsökonomischen Herausforderung!
• Wie sich die Versorgungssituation in der Zukunft gestalten wird und welche Weichen bereits heute gestellt werden könnten, um die zukünftige Situation in einer gewünschten Weise zu beeinflussen, ist unklar!
(vgl. Bickel 2002; vgl. Hallauer 2002; vgl. Rothgang 2010; vgl. Ziegler/Dohlhammer 2010)
Seite 4 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Ziele Es sollen gezielte Entscheidungen getroffen werden,
die die Weichenstellungen in die gewünschte Richtung unterstützen.
• Sze-Dem will den Blick für zukünftige Problemstellungen schärfen und Lösungsstrategien entwerfen
• Das Projekt will den heutigen Akteuren in Forschung und Politik Handlungsoptionen und Empfehlungen für den Umgang mit der zukünftigen Situation aufzeigen
• Hierzu wurden Szenarien für die Versorgungssituation von Menschen mit Demenz im Jahre 2030 entwickelt
Seite 5 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Methode Die Szenario-Methode ist ein universelles Instrument,
das komplexe Zukunftsfragen systematisch behandeln kann.
• Diskussion mit Studierenden (Ermittlung der Einflussfelder) • Experten-Workshop (Ermittlung relevanter Deskriptoren) • Literaturanalyse (Beschreibung des Ist-Zustandes der Deskriptoren
und Ableitung von Ausprägungen) • Szenario-Workshop (Bewertung der gegenseitigen Beeinflussung der
einzelnen Ausprägungen)
(vgl. Beckert et al. 2008; vgl. Grausemeier et al. 1996; vgl. Kosow/Gaßner 2008)
Seite 6 DZNE – Standort Witten
Bildung konsistenter Ausprägungsbündel mittels paarweiser
Konsistenzbewertungen
Problemanalyse und Identifikation der relevanten Einflussfelder
Sammlung wichtiger Deskriptoren zu den Einflussfeldern
Bildung und Auswahl alternativer Ausprägungen
Versorgung von MmD
2030
Forschung & Technologie
politischer & juristischer
Rahmen
medizinische Versorgung &
Pflege
Gesellschaft, Ethik & Werte
finanzieller Rahmen
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Ausarbeitung der Szenarien und Szenario-Interpretation
Seite 7 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Methode
Versorgung von MmD
2030
Forschung & Technologie
politischer & juristischer
Rahmen
medizinische Versorgung &
Pflege
Gesellschaft, Ethik & Werte
finanzieller Rahmen
Grundlagen
• Literatur
• Seminare mit Studierenden
Problemanalyse und Identifikation der relevanten Einflussfelder
Seite 8 DZNE – Standort Witten
Bildung konsistenter Ausprägungsbündel mittels paarweiser
Konsistenzbewertungen
Problemanalyse und Identifikation der relevanten Einflussfelder
Sammlung wichtiger Deskriptoren zu den Einflussfeldern
Bildung und Auswahl alternativer Ausprägungen
Versorgung von MmD
2030
Forschung & Technologie
politischer & juristischer
Rahmen
medizinische Versorgung &
Pflege
Gesellschaft, Ethik & Werte
finanzieller Rahmen
Regionale Wirtschafts -
struktur Forschung & Technologie
Deskriptor 1
Deskriptor 2
Deskriptor 3
…
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Ausarbeitung der Szenarien und Szenario-Interpretation
Seite 9 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Methode
Regionale Wirtschafts -
struktur
Versorgungsangebote für Menschen mit Demenz und ihre
Bezugspersonen
Konzeption und Umsetzung von Versorgungsplänen
Wohnsituation von Menschen mit Demenz
Personalsituation
Pflegearrangements
Sammlung wichtiger Deskriptoren zu den Einflussfeldern Grundlagen
• Experten-Workshop („von der Stammzell-forscherin bis zur Architektin“)
medizinische Versorgung &
Pflege
Seite 10 DZNE – Standort Witten
Bildung konsistenter Ausprägungsbündel mittels paarweiser
Konsistenzbewertungen
Problemanalyse und Identifikation der relevanten Einflussfelder
Sammlung wichtiger Deskriptoren zu den Einflussfeldern
Bildung und Auswahl alternativer Ausprägungen
Versorgung von MmD
2030
Forschung & Technologie
politischer & juristischer
Rahmen
medizinische Versorgung &
Pflege
Gesellschaft, Ethik & Werte
finanzieller Rahmen
Regionale Wirtschafts -
struktur Forschung & Technologie
Deskriptor 1
Deskriptor 2
Deskriptor 3
…
Deskriptor 1
Deskriptor 3
Deskriptor 2
Deskriptor 4
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Ausarbeitung der Szenarien und Szenario-Interpretation
Seite 11 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Methode
Wohnsituation von Menschen
mit Demenz
Vielfältige Wohnformen in ausreichender Anzahl
Vielfältige Wohnformen aber in unzureichender Anzahl
Variationsarme Wohnformen
Personal-situation
Personal verfügbar, aber nicht hinreichend qualifiziert
Personalmangel
Qualitativ angemessenes Personal verfügbar
Bildung und Auswahl alternativer Ausprägungen Grundlagen
• Experten-Workshop („von der Stammzell-forscherin bis zur Architektin“)
• Literatur-sichtung
Seite 12 DZNE – Standort Witten
Bildung konsistenter Ausprägungsbündel mittels paarweiser
Konsistenzbewertungen
Problemanalyse und Identifikation der relevanten Einflussfelder
Sammlung wichtiger Deskriptoren zu den Einflussfeldern
Bildung und Auswahl alternativer Ausprägungen
Versorgung von MmD
2030
Forschung & Technologie
politischer & juristischer
Rahmen
medizinische Versorgung &
Pflege
Gesellschaft, Ethik & Werte
finanzieller Rahmen
Regionale Wirtschafts -
struktur Forschung & Technologie
Deskriptor 1
Deskriptor 2
Deskriptor 3
…
Deskriptor 1
Deskriptor 3
Deskriptor 2
Deskriptor 4
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Ausarbeitung der Szenarien und Szenario-Interpretation
5 2 4 4 3 3 3 5 2 1 4 3 4 3 2 1 3 2 5 3 1 5 3 2 4 3
Seite 13 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Methode
Vielfältige Wohnformen aber in unzu-reichender
Anzahl
Variations-arme
Wohnformen
Vielfältige Wohnformen
in ausreichen-der Anzahl
Personal verfügbar, aber nicht
hinreichend qualifiziert
Personal-mangel
Qualitativ ange-
messenes Personal verfügbar
4 3 3
3 3 3
2 3 4
Legende: 1= totale Inkonsistenz 2= partielle Inkonsistenz 3= neutral 4= gegenseitige Unterstützung 5= starke gegenseitige Unterstützung
Bildung konsistenter Ausprägungsbündel mittels Paarweiser Konsistenzbewertungen Grundlagen
• Szenario-Workshop
• Literatursichtung
Seite 14 DZNE – Standort Witten
Bildung konsistenter Ausprägungsbündel mittels paarweiser
Konsistenzbewertungen
Problemanalyse und Identifikation der relevanten Einflussfelder
Sammlung wichtiger Deskriptoren zu den Einflussfeldern
Bildung und Auswahl alternativer Ausprägungen
Versorgung von MmD
2030
Forschung & Technologie
politischer & juristischer
Rahmen
medizinische Versorgung &
Pflege
Gesellschaft, Ethik & Werte
finanzieller Rahmen
Regionale Wirtschafts -
struktur Forschung & Technologie
Deskriptor 1
Deskriptor 2
Deskriptor 3
…
Deskriptor 1
Deskriptor 3
Deskriptor 2
Deskriptor 4
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Ausarbeitung der Szenarien und Szenario-Interpretation
5 2 4 4 3 3 3 5 2 1 4 3 4 3 2 1 3 2 5 3 1 5 3 2 4 3
Seite 15 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Darstellung der euklidischen Distanz
Über 7 Billionen potenziell mögliche Kombinationen!
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Methode
Seite 16 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Methode
Grundlagen
• Ergebnisse der Szenario-berechnungen
• 5 konsistente Szenarien
Gregor Kierkowicz
Ausarbeitung der Szenarien und Szenario-Interpretation
Seite 17 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Ergebnisse „(…) In diesen Zeiten kann die Forschung kaum noch etwas für den Menschen erreichen. (…) Wen kümmert es, dass Menschen mit Demenz notdürftig von ihren Familien versorgt werden oder völlig verwahrlost in ihren Wohnungen dahin vegetieren? (…) Die staatliche „Gesundheitsversicherung“ hat die gesetzlichen Leistungen so weit runter gefahren, dass nur noch „die überlebenswichtigen Leistungen“ finanziert werden. Was für Menschen mit Demenz da noch übrig bleibt sind sedierende Präparate.(…)“ (Auszug aus der Storyline)
Seite 18 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Ergebnisse „(…) In der Uhr ist ein Positionschip enthalten, der mit der Überwachungszentrale der Wohnsiedlung verbunden ist und diese automatisch verständigt, wenn Herr S. seinen Flur verlässt. (…) Der alleinstehende Mann leidet sichtlich unter diesem Zustand ebenso wie unter Vereinsamung. (…) Herr S. hatte keine Wahl: Entweder blieb er unter Aufsicht in seiner Wohnung oder er hätte in das nächstgelegene Pflegeheim umziehen müssen. (…) Die Einzigen, die sich um Menschen wie ihn kümmern, sind preiswerte Arbeitskräfte (…)“ (Auszug aus der Storyline)
Seite 19 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Ergebnisse „(…) jetzt schicken die mir einmal in der Woche eine Demenztrainerin. Eine junge Ärztin. Die erzählt mir was über irgendwelche Programme. Ich versteh kein Wort. (…) Dann kam die mit so einem technischen Quatsch an, den ich kaufen soll. Viel zu teuer und ich weiß gar nicht wie man damit umgeht. Soll mich angeblich entlasten. Und stell dir vor, da schlägt die mir noch vor zu einer Risikountersuchung zu gehen. (…) Als wenn ich das jetzt wissen will. Ich habe andere Probleme. (…)“ (Auszug aus der Storyline)
Seite 20 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Ergebnisse „Der 13-jährige Robert muss zur U10. Diese Untersuchung (…) ist mittlerweile bei allen 12-14 jährigen Schülern Pflicht. Bei Robert wurde dabei mittels Genanalyse (…) festgestellt, dass er ein 65-prozentiges Risiko hat, bis zu seinem siebzigsten Lebensjahr an einer Alzheimer- Demenz zu erkranken. (…) Wegen des erhöhten Risikos hat ihn die Kinderärztin zur Impfung einbestellt. Eigentlich mag Robert keine Spritzen, aber seine Mutter hat gesagt, dass sie sonst seine Krankenkassenbeiträge nicht mehr bezahlen könne. (…)“ (Auszug aus der Storyline)
Seite 21 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Ergebnisse „(…) Gemeinsam mit der Demenzberaterin wurde der Hilfeplan angepasst. Frau B. erhält jetzt eine ambulante Tagesbetreuung. Die gerontopsychiatrische Fachkraft Frau A. besucht sie zweimal täglich für mehrere Stunden. Dank ihrer hohen kommunikativen Kompetenzen findet sie schnell einen Zugang zu Frau B. und kann Missverständnisse zwischen ihr und der Umwelt entschärfen. Auch wirkt Frau B. wesentlich entspannter, seitdem Frau A. mit ihr gemeinsam alte Fotoalben anschaut, ihren geliebten Beethoven hört und mit Duftölen und speziellem Licht für eine gemütliche Atmosphäre sorgt. (…)“ (Auszug aus der Storyline)
Seite 22 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Diskussion
• Die Personalsituation wird schwierig, aber nicht hoffnungslos! • Die Versorgung von Menschen mit Demenz lässt sich kaum ohne die
Nutzung ehrenamtlicher und ausländischer Kräfte abdecken! • Wirksame Interventionsmöglichkeiten können die gesellschaftliche Akzeptanz
der Demenz als „normale Erkrankung“ unterstützen! • Die gesellschaftliche Definition der Demenz als „normale Krankheit“ kann
positive Auswirkungen auf das bürgerschaftliche Engagement für Menschen mit Demenz haben!
• Die Koordination der Versorgung, die v.a. den spezifischen Bedürfnissen der Generationen und den regionalen Gegebenheiten Rechnung trägt, ist möglich!
• Innovationen können nachhaltig umgesetzt werden!
Seite 23 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Handlungsempfehlungen
Basisprinzipien: • Bei allen geplanten Maßnahmen ist stets das Wohl der Betroffenen zu
berücksichtigen • Dazu gehört auch eine Teilhabe der Menschen mit Demenz an allen
Prozessen und Entscheidungen, die ihre Person betreffen
Personalprobleme: • Es sind wissenschaftliche und politische Konzepte zu entwickeln und zu
evaluieren, wie der Personalmangel aufgefangen werden kann • Konzepte sowie gesetzliche Regelungen zur Einwanderung von Fachkräften
sind zu entwickeln und umzusetzen
(vgl. Georgieff 2008,2009; vgl. von Kutzleben 2011)
Seite 24 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Handlungsempfehlungen
Forschungsförderung • Die Versorgungsforschung (im Bereich der Demenz) sollte insgesamt durch
ein höheres Fördervolumen gestärkt werden • Sie sollte so gestaltet werden, dass auch „Freiheiten“ in Grundlagen-,
translationaler, klinischer und anwendungsnaher Forschung möglich sind, um auf diese Weise kreative neue Ideen zu generieren
• Speziell die Implementierungsforschung sollte durch ein höheres Fördervolumen gestärkt werden, denn die besten Ergebnisse sind nutzlos, wenn sie nicht eingesetzt werden
(vgl. BMBF 2010: vgl. Piot 2010)
Seite 25 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Handlungsempfehlungen
Grundlagenforschung und Technologie • Neue therapeutische Verfahren sind hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und
Sicherheit zu überprüfen • Neue diagnostische Verfahren sind hinsichtlich ihrer therapeutischen
Konsequenzen zu hinterfragen • Ethische Konsequenzen (z.B. der Einsatz von Biomarkern, um das
Alzheimer-Risiko zu ermitteln) sollten auf breiter gesellschaftlicher Basis diskutiert werden
• Unterstützende und autonomieförderenden Technologien sind hinsichtlich ihrer Effektivität und Effizienz zu untersuchen
(vgl. Georgieff 2008)
Seite 26 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Handlungsempfehlungen Professionelle Gesundheitsversorgung: • Vorhandene Versorgungsstrukturen und -angebote sind bezogen auf ihren
Nutzen für die Betroffenen nach wissenschaftlichen Kriterien zu evaluieren und weiterzuentwickeln
• Beratungs- und Versorgungsstrukturen sind so zu gestalten, dass sie für die Betroffenen transparent sind
Familiäre Pflege und Ehrenamt: • Selbsthilfegruppen sollten in ihrer Funktion des „Stimmorgans für Betroffene“
weiter gefördert und in diesen Prozess einbezogen werden • Unterstützende und entlastende Maßnahmen für pflegende Angehörige sind
weiterzuentwickeln, zu evaluieren und zu vernetzen • Der Gestaltung bürgerschaftlichen Engagements sollte besondere
Aufmerksamkeit gewidmet werden
(vgl.SVR 2009; vgl. Bührlen et al. 2008; vgl. Bierboom et al. 2011; vgl. Grass-Kapanke et al. 2008; vgl. IQWiG 2009; vgl. Olazaran et al. 2010; vgl. Sauer/Wißmann 2007; vgl. Vogelwiesche/ Sporket 2008)
Seite 27 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Handlungsempfehlungen
Gesellschaft und Demenz • Projekte der gemeindenahen Versorgung („Quartier“) sollten gefördert und
wissenschaftlich evaluiert werden. Hierbei ist auch die Einbindung quartiersnaher Strukturen (Geschäfte, Kirchen, etc.) vorzusehen
• Haben sich Versorgungssettings, Pflegearrangements oder Technologien als sinnvoll erwiesen, so sollten diese nachhaltig in die Versorgung implementiert werden
• In der Gesellschaft ist die Sensibilität bezüglich der Demenzerkrankungen und den Folgen für die Betroffenen weiter zu stärken
• Impulse aus der Gesellschaft sollten an forschende Organisationen und Unternehmen weitergereicht werden
(vgl. KDA 2007; vgl. Grebe 2010; vgl. Kruse 2010)
Seite 28 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Limitationen
• Gefahr der Überschätzung der scheinbaren Genauigkeit explorativer Szenarien • Bewertung der Vorhersagegenauigkeit ist aufgrund des hypothetischen
Charakters der Szenario-Methode nicht anwendbar • Szenarien beschreiben keine umfassenden Bilder der Zukunft und haben daher
keinen Anspruch auf Vollständigkeit bzw. Richtigkeit • Die Qualität der Szenarien ist erheblich von der Kompetenz, der
Informationsbasis und der Vorstellungskraft der beteiligten Experten abhängig • Stellen keine Vorhersage der Zukunft dar, denn alle Schritte beinhalten immer
subjektive Einschätzungen und Bewertungen abstrahierter komplexer Sachverhalte durch Experten
(vgl. Bierbooms et al. 2011; vgl. Kosow/ Gaßner 2008; vgl. van Beek/Machenbach 1997; vgl. Wright et. al 2008; vgl. Schwarz 1996; vgl. Fink/Schlake 2000, vgl. Ling/Hadridge 2000; vgl. Baker et al. 2006; vgl. Gausemeier et al. 1996)
Seite 29 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Stärken
• Unterstützt die systematische Auseinandersetzung mit unsicheren alternativen Zukünften
• Reduktion der wahrgenommene Komplexität der untersuchten Wechselwirkungen und macht Ergebnisse nachvollziehbar
• Unterstützung einer zukunftsoffenen Denkweise, indem sie alternative Zukunftsentwicklungen berücksichtigt
• gute Anschlussfähigkeit an weitere Verfahren der Zukunftsanalyse wie z.B. die Delphi-Befragung oder Roadmapping-Prozesse
(vgl. Bierbooms et al. 2011; vgl. Kosow/ Gaßner 2008; vgl. van Beek/ Machenbach 1997; vgl. Wright et. Al 2008; vgl. Schwarz 1996; vgl. Fink/Schlake 2000)
Seite 30 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Kontakt
Kontakte: Dipl-PfleWi (FH) Ines Buscher; Wissenschaftliche Mitarbeiterin Ines.Buscher@dzne.de
PD Dr. Horst Christian Vollmar, MPH; Projektleitung: Horst.Vollmar@dzne.de
Verwendete Literatur kann bei der Referentin angefragt werden.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Seite 31 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Literatur Baker J, Lovell K, Harris N. How expert are the experts? An exploration of the concept of "expert" within Delphi panel
techniques. Nurse Researcher 2006; 14:59-70. Beckert B, Goluchowicz K, Kimpeler S. Die IT- und Medienwelt in Baden-Württemberg im Jahr 2020. Vier
Basisszenarien. Stuttgart: MFG - Stiftung Baden-Württemberg, 2008. Bickel H. Stand der Epidemiologie. In: Hallauer JF, Kurz A, editors. Weißbuch Demenz Versorgungssituation relevanter
Demenzerkrankungen in Deutschland. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag, 2002:10-4. Bierbooms JJ, Bongers IM, van Oers HA. A scenario analysis of the future residential requirements for people with
mental health problems in Eindhoven. BMC Med Inform Decis Mak 2011; 11:1. Bührlen B, Kickbusch I, Biedenkopf KH, Gaisser S, Henke KD, Meyer-Krahmer F, Nusser M, Reiß T.
Innovationssystem Gesundheit: Ziele und Nutzen von Gesundheitsinnovationen : Ergebnisse des 1. MetaForums "Innovation im Gesundheitswesen". Fraunhofer IRB Verl., Stuttgart, 2008.
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung. Bonn, Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), 2010.
Fink A, Schlake O. Scenario management - an approach for strategic foresight. Competitive Intelligence Review 2000; 11:37-45
Gausemeier J, Fink A, Schlake O. Szenario-Management: Planen und Führen nach Szenarien. München, Wien: Carl Hanser Verlag, 1996.
Georgieff P. Ambient Assistet Living. Marktpotenziale IT-unterstützter Pflege für ein selbstbestimmtes Alter. Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe: MFG - Stiftung Baden-Württemberg, 2008.
Georgieff P. Aktives Alter(n) und Technik. Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) zur Erhaltung und Betreuung der Gesundheit älterer Menschen zu Hause. Strategiefondprojekt "Demografie und Innovation". Karlsruhe: Frauenhofer-Institut für System und Innovationsforschung, 2009.
Grass-Kapanke B, Kunczik T, Gutzmann H. Studie zur Demenzversorgung im ambulanten Sektor - DIAS. In: Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie, editor. Berlin, 2008.
Seite 32 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Literatur Grebe H. Diskursethnographische Altersbildforschung – Ein Entwurf für die Analyse von Bildern des hohen Alters in
Medien und Alltag. In: van Elsbergen A, Engelhardt F, Stiefbold S, editors. Ansichten - Einsichten - Absichten Beiträge aus der Marburger Kulturwissenschaft. Marburg: Förderverein der Marburger kulturwissenschaftlichen Forschung und Europäischen Ethnologie e.V. , 2010:183-99.
Hallauer JF. Epidemiologie für Deutschland mit Prognose. In: Hallauer JF, Kurz A, editors. Weißbuch Demenz Versorgungssituation relevanter Demenzerkrankungen in Deutschland. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag, 2002.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Abschlussbericht: Nichtmedikamentöse Behandlung der Alzheimer Demenz. IQWiG-Berichte. Köln: IQWiG - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, 2009.
Kosow H, Gaßner R. Methoden der Zukunfts- und Szenarioanalyse - Überblick, Bewertung und Auswahlkriterien. Werkstatt Bericht. Berlin: Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT), 2008:88.
Kruse A. Lebensqualität bei Demenz? Zum gesellschaftlichen und individuellen Umgang mit einer Grenzsituation im Alter. In: Kruse A, editor. Menschenbild und Menschenwürde als grundlegende Kategorien der Lebensqualität demenzkranker Menschen. Heidelberg: Akademische Verlagsgesellschaft, 2010:8-26
Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), editor. Ergebnisanalyse des Werkstatt-Wettbewerbs Quartier und Handlungsempfehlungen. Köln: KDA/ Bertelsmann Stiftung, 2007.
Ling T, Hadridge P. The Madingley scenarios for the future context of healthcare: understanding today by imagining tomorrow. Br Homeopath J 2000; 89 Suppl 1:S3-7; discussion S8-9.
Olazaran J, Reisberg B, Clare L, Cruz I, Pena-Casanova J, Del Ser T, Woods B, Beck C, Auer S, Lai C, Spector A, Fazio S, Bond J, Kivipelto M, Brodaty H, Rojo JM, Collins H, Teri L, Mittelman M, Orrell M, Feldman HH, Muniz R. Nonpharmacological therapies in Alzheimer's disease: a systematic review of efficacy. Dementia and Geriatric Cognitive Disorders 2010; 30:161-78.
Seite 33 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Literatur Piot P. HIV-Infektion: Die Antwort auf die Pandemie muss neu konzipiert werden. Dtsch Arztebl 2010; 107:A-2330. Rothgang H, Iwansky S, Müller R, Sauer S, Unger R. BARMER GEK Pflegereport 2010. Schwerpunktthema: Demenz
und Pflege. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse. Schwäbisch Gmünd, 2010. Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR). Gutachten 2009 des
Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Koordination und Integration – Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens. Deutscher Bundestag, 2009.
Sauer P, Wißmann P. Niedrigschwellige Hilfen für Familien mit Demenz. Frankfurt: Mabuse-Verlag, 2007. Schwartz P. The Art of the Long View. Paths to Strategic Insight for Yourself and your Company. New York, London,
Toronto, Sydney, Auckland: Doubleday, 1996. van Beeck EF, Mackenbach JP. Future health scenarios as a tool in the surveillance of unintentional injuries. Health
Policy 1997; 40:13-28. Vogelwiesche U, Sporket B. Strategien zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements älterer Menschen in
Deutschland und den Niederlanden. Berlin, Dortmund: Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V. Institut für Gerontologie an der Universität Dortmund, 2008.
von Kutzleben M, Schmid W, Halek M, Holle B, Bartholomeyczik S. Community-dwelling persons with dementia: What do they need? What do they demand? What do they do? A systematic review of reviews on the subjective experiences of persons with dementia. Aging & Mental Health 2011; 15.
Wright G, Van der Heijden K, Burt G, Bradfield R, Cairns G. Scenario planning interventions in organizations : an analysis of the causes of success and failure. Futures 2008; 40:218-36.
Ziegler U, Doblhammer G. Zahl der Betroffenen steigt auf mindestens zwei Millionen. Prognose der Demenzfälle in Deutschland bis zum Jahr 2050. Demografische Forschung - Aus Erster Hand 2010; 7:4.
Seite 34 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Fazit
• Bei politisch und wirtschaftlich konstanten Rahmenbedingungen ist eine sehr gute Versorgung von Menschen mit Demenz möglich
• Egal, wie erfolgreich oder nicht erfolgreich die Grundlagenforschung ist, die Investition in eine gute Versorgung zahlt sich für die Betroffenen auf jeden Fall aus
• Voraussetzung ist ein Umdenken in der Gesellschaft
Seite 35 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Fragestellung
• Wie können Menschen mit Demenz in Zukunft versorgt werden? • Wer soll dies leisten? • Welche technischen Hilfsmittel könnten nutzbringend eingesetzt
werden? • Welche therapeutischen Optionen werden voraussichtlich verfügbar
sein? • Wie kann dies finanziert werden? • Welche Modelle zur Integration der Versorgung von Menschen mit
Demenz in den gesamtgesellschaftlichen Kontext erscheinen sinnvoll?
Seite 36 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Beantwortung der Fragen
Wer soll dies leisten?
• Die Versorgung von Menschen mit Demenz lässt sich kaum ohne die Nutzung ehrenamtlicher und ausländischer Kräfte abdecken
• Entsprechende Konzepte zur Förderung des Ehrenamtes sowie gesetzliche Reformationen der Einwanderungspolitik scheinen geradezu notwendig
• Gesellschaftlichen Ressourcen sollten gebündelt werden, um die vorhandenen oder nachwachsenden professionellen Fachkräfte im Gesundheitswesen (Pflegende, Haus- und Fachärzte, u.a.) ausreichend zu qualifizieren und angemessen zu vergüten
Seite 37 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Beantwortung der Fragen
Welche technischen Hilfsmittel könnten nutzbringend ein gesetzt werden?
• Der Szenario-Prozess konnte Auskunft darüber geben, wie technische Hilfsmittel in der Versorgung von Menschen mit Demenz eingesetzt werden können und sollen
• Hilfsmittel können zum einen primär dazu dienen, Menschen mit Demenz zu überwachen; sie können aber auch dazu beitragen, die Autonomie der Betroffenen zu erhalten und zu fördern
• Welche Entwicklungstendenz sich mehr durchsetzten wird, hängt im Wesentlichen von dem gesellschaftlichen Bild der Demenz und den personellen Ressourcen ab
Seite 38 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Beantwortung der Fragen
Welche therapeutischen Optionen werden voraussichtlich verfügbar sein?
• Die Verbesserungen der therapeutischen Optionen werden zwar maßgeblich durch Forschung getriggert, zusätzlich sind aber politische Umsetzungsprogramme notwendig
• Psychosoziale Interventionen haben eine hohe Bedeutung • Es kommt nicht auf die Wirksamkeit einzelner isolierter Interventionen
an, sondern eher auf ein Gesamtkonzept, dass den Persönlichkeiten und den individuellen Lebensentwürfen der Betroffenen angepasst ist
• Auch hier erweisen sich die Qualifikation des Personals, das gesellschaftliche Bild der Demenz und innovative Wohnkonzepte als zentrale fördernde Faktoren
Seite 39 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Beantwortung der Fragen
Wie kann dies finanziert werden?
• Die Entwicklung der wirtschaftliche Lage in Deutschland ist zentral • Aber auch bei einem moderaten Wirtschaftwachstum ist eine
angemessene und sogar hochwertige Versorgung von Menschen mit Demenz möglich
• Zum Anderen wird die gesellschaftliche Sensibilität für das Thema Demenz und die Bereitschaft hierfür Ressourcen einzusetzen, über die Mittelverteilung entscheiden
• Im Hinblick auf die soziale Gerechtigkeit sollten zumindest Basisleistungen der Versorgung und Pflege von Menschen mit Demenz solidarisch getragen werden
Seite 40 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Beantwortung der Fragen
Welche Modelle zur Integration der Versorgung von Menschen mit Demenz in den gesamtgesellschaftlichen Kontext erscheinen
sinnvoll? • politische Umsetzungsprogramme zur Verhaltensveränderung in der Bevölkerung • Vernetztes transparentes Informations- und Versorgungssystem • Zusammenarbeit von Beratungsstellen mit Selbsthilfegruppen für Menschen mit
Demenz und pflegenden Angehörigen • Förderung eines entsprechenden Selbstverständnissens in den
Gesundheitsprofessionen • Ausbau von bedürfnisgerechten Wohnformen und einer autonomieerhaltenden
Infrastruktur • Zusammenarbeit zwischen professionellen Diensten, ehrenamtlichen Helfern,
Kommunen, Architekten und Anbietern/ Entwicklern von Technologien • Strategien gegen den quantitativen und qualitativen Personalmangel • Unterstützung ehrenamtlicher Helfer und pflegender Angehöriger • Bereits bestehende Strukturen und Maßnahmen sollten nach wissenschaftlichen
Kriterien evaluiert und weiter ausgebaut werden
Seite 41 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Beantwortung der Fragen
Wie können Menschen mit Demenz in Zukunft versorgt werden?
• Die Versorgungssituation kann in Zukunft nicht nur stabilisiert, sondern möglicherweise auch erheblich verbessert werden
• Das geht auch bei einem prognostizierten Anstieg der Demenzerkrankungen auf ca. 2 Millionen Menschen und einem moderaten Wirtschaftwachstum und ohne die Entwicklung eines „Heilmittels“
• Ein „Umdenken“ und konsekutiv ein anderer Umgang mit Menschen mit Demenz in der Gesellschaft sind dafür genauso notwendig, wie der gesellschaftliche Konsens, gut qualifiziertes Personal in ausreichender Anzahl auszubilden und zu finanzieren
• Hierfür sollten umgehend entsprechende Handlungsstrategien entwickelt und umgesetzt werden
Seite 42 DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz
Methode
Demenz vermeiden
Zusammenbruch der Versorgungsstrukturen
Verwahrung von Menschen mit Demenz
Gut gemeint und schlecht gemacht
Demenz meistern
Grundlagen
• Konsitenz-matrix
• Szenario-software
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder