Rückstandsproblematik in Bienenprodukten. Was sollte der ... · PDF...

Post on 06-Feb-2018

216 views 0 download

Transcript of Rückstandsproblematik in Bienenprodukten. Was sollte der ... · PDF...

RRüückstandsproblematik in ckstandsproblematik in

Bienenprodukten.Bienenprodukten.

Was sollte der Imker wissen?Was sollte der Imker wissen?

Dr. Klaus Wallner

Universität Hohenheim

Landesanstalt für Bienenkunde

August-von-Hartmann-Str. 13

70593 Stuttgart

Tel: 0049-711-4592-22662

Klaus.Wallner@uni-hohenheim.de

2700 Honiganalysen pro Jahr

• Ziele:

• Image das Honigs sichern (⇒ Preis).

• Qualitätsvorsprung gegenüber Importhonigen erhalten.

• Qualität mindernde Einflußfaktoren identifizieren (Imkerei und Landwirtschaft).

• Wirkstoffströme in das Bienenvolk definieren.

• Datenbasis für die Beratung schaffen.

• Alternative Produkte testen.

500 Wachsanalysen

• Wie wird die Wachsqualität beeinflußt?

• welche Konsequenzen sind zu erwarten?

• Negative Effekte des Wachskreislaufs?

• welche Mittelwandqualität brauchen wir?

• Kontrollproben von Ökoverbände

• Datenbasis für die Beratung

• Die zentrale Rolle der Wachsqualität

Probleme der Imkerei

Krankheiten und ParasitenKrankheiten und Parasiten

• amerikanische und europäische Faulbrut (Bakterien)

• Sackbrut (Virus)

• Kalkbrut (Pilz)

• Varroa

• Nosema

• Tracheenmilbe

• Viren (DFW, ABP)

• Amöben (Ruhr)

• Varroa

Brut Bienen

• Wachsmotte

• Wabenschimmel

• Mäuse

• Holz

• Fäulnis

• Verwitterung

• Specht

Probleme der Imkerei

SchSchäädlingedlinge

Wachs und Waben Bienenkästen

• Rauch

• Abschreckmittel, Repellents,

• Bienenfutter

• Mittelwände

Völkerbetreuung

Arbeiten in der Imkerei

BetriebsmittelBetriebsmittel

Imkerei der vergangenen JahrzehnteImkerei der vergangenen Jahrzehnte

Faulbrut Sulfonamide, Tetracycline, Nitrofurane u.a.

Sackbrut-Virus -

Kalkbrut-Pilz -

Varroamilbe Brompropylat, Fluvalinat, Coumaphos, Flumethrin, Amitraz, org. Säuren. ätherische Öle u.a.

Nosema Nosemack (Hg), Fumidil

Tracheenmilbe Chlorbenzilat

Viren (DFW, ABP) -

Amöben (Ruhr) -

Wachsmotte Paradichlorbenzol, Schwefel, Esssigsäure

Wabenschimmel - Holzschutz, Verwitterung Lindan, PCB, Dichlofluanid, Chlorthalonil,

Rauch

Repellents Benzaldehyd, Carbol, Nelkenöl, Fabi Spray

Bienenfutter Vergällungsmittel

Mittelwände Holzschutzmittel, PDCB, Pflanzenschutzmittel, Umweltschadstoffe, Varroazide,

heuteheuteFaulbrut Sulfonamide, Tetracycline, Nitrofurane u.a. -

Sackbrut-Virus - -

Kalkbrut-Pilz - -

Varroamilbe Brompropylat, Fluvalinat, Coumaphos, Flumethrin, +

Amitraz, org. Säuren. ätherische Öle u.a.Nosema Nosemack (Hg), Fumidil -

Tracheenmilbe Chlorbenzilat -

Viren (DFW, ABP) - -

Amöben (Ruhr) - -

Wachsmotte Paradichlorbenzol, Schwefel, Esssigsäure +

Wabenschimmel - - Holzschutz, Verwitterung Lindan, PCB, Dichlofluanid, Chlorthalonil, -

Rauch

Repellents Benzaldehyd, Carbol, Nelkenöl, Fabi Spray -

Bienenfutter Vergällungsmittel -

Mittelwände Holzschutzmittel, PDCB, Pflanzenschutzmittel, -

Umweltschadstoffe, Varroazide, +

Paradichlorbenzol im BienenwachsProzentsatz belasteter Proben (1998-2001)

52,4%

10,0%

2,1% 1,0%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

1998 (n= 51) 1999 (n=70) 2000 (n=144) 2001 (n=97)

Fazit:Fazit:

Die Verwendung von Chemie in der Imkerei hat deutlich

abgenommen.

Analytik Analytik -- Was wird gesucht?Was wird gesucht?

• Illegale Substanzen.

• Wettbewerb der Labore durch Nulltoleranz-Regelungen der EU. – Nur durch Festlegen von Höchstgrenzen zu bremsen!

• Hohes analytisches Interesse an für Image-beeinflussenden Kriterien (Genpollen).

• Substanzen mit niedrigen zulässigen Höchstgrenzen.

Analytik Analytik -- Was wird nicht gesucht?Was wird nicht gesucht?

• Analytisch schwierige Substanzen – Amitraz-Metabolite

– Flumethrin

• Substanzen ohne Höchstgrenzen– Ameisensäure

– Milchsäure

– Oxalsäure

– ätherische Öle (Apilife VAR)

Wie wird gemessen?Wie wird gemessen?

• neue Analysenverfahren (z.B. Antikörper, Ultra-Chips)

• Einführung der LC-MS/MS (hydrophile Substanzen)

• dadurch sehr einfache Probenaufarbeitung möglich

• Bestimmungsgrenzen derzeit 1 µg/kg (1 ppb) und tiefer.

• Nachweisgrenzen für Antibiotika (z.B. Streptomycin) fallen um Faktor >1000 innerhalb von 4 Jahren.

• Hoch empfindlich: PCR-Verfahren für den Nachweis von Genpollen (⇔ Mikroskopie).

• Zukünftige Entwicklungen werden durch europäischeHöchstmengenregelungen beeinflußt.

Was ist ein RWas ist ein Rüückstand?ckstand?

• Alles was mit einer anerkannter Methode messbar ist.

• Die Nachweisgrenzen fallen - der Begriff bleibt!

• Welche Größenordnungen heute?

• 1 ppb = 1 µg/kg = 1 ng/g = 0,000 000 001 g

• Bei einer Honigbelastung mit 1 ppb würden mit einem Honigbrot etwa 20 Nanogramm eines Wirkstoff mit gegessen.

• Zulässige Höchstgrenzen sind keine toxikologisch relevanten Schwellenwerte!

• Unwissenheit und Ängste des Verbrauchers können ausgenutzt werden.

• demnächst können alle synthetisch hergestellten Substanzen in allen Lebensmitteln nachgewiesen werden.

• Unbelastete Lebensmittel herzustellen wird unmöglich werden.

RRüückstckstäände und Hnde und Hööchstgrenzenchstgrenzen

Was sollten wir wissen?Was sollten wir wissen?

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Toxikologie und den

festgelegten Höchstgrenzen?

ja nein

Oder: „Wird ein Lebensmittel gefährlich, wenn die Rückstände die zulässigen Höchstgrenze überschreiten?“

Warum Höchstgrenzen?• Die Anwender der Pflanzenschutzmittel bzw. der

Tierarzneimittel sollen gezwungen werden, die Präparate entsprechend der Vorschriften zu verwenden.

• Eine Überschreitung dieser Höchstgrenze (überwacht durch nationale Rückstandskontrollpläne) zeigt an, daß ein Präparat nicht ordnungsgemäß verwendet worden ist.

• Jetzt wird verhindert, daß diese Ernteprodukte den Verbraucher erreichen, also verkauft werden.

• Der Wirkstoff-Anwender muß einen wirtschaftlichen Schaden erdulden und soll aus seinen Fehlern lernen.

• Die Verwendung illegaler Präparate soll verhindert werden.

Weitere Verwendung

• Steuerelement in Hinblick auf den Gesamtwirkstoffmenge im „Warenkorb“.

• Handelsinstrument, um Konkurrenzprodukte vom Markt fernzuhalten.

• regelmäßig Argument für Sensations-meldungen in der Presse, v.a. dann, wenn Höchstgrenzen überschritten werden.

Maximum Residue Limits (MRL)sind europäische Grenzwerte

• Regeln Rückstände von Tierarzneimitteln in Lebensmitteln aus tierischer Produktion.

• Sind notwendige Voraussetzung für die Zulassung eines Tierarzneimittels.

• Werden in der Regel von der Industrie beantragt.

• Die Festlegung kostet viel Geld (EMEA).

• Veröffentlicht im Amtsblatt der europäischen Union.

• Wirkstoffe, die keinen MRL haben dürfen nicht verwendet werden.

• Gleichzeitig eine Nulltoleranz für Rückstände.

Wie werden MRL´s festgelegt?

• Anwendung der Präparate nach Vorschrift unter guter fachlicher Praxis.

• Messung der auftretenden Rückstände.

• Antrag zur Festlegung eines Höchstwerts durch die Industrie.

• Festlegung der zulässigen Mengen durch europäische Behörde (EMEA European Agency for theEvaluation of Medicinal Products)

Festsetzung der Höchstmengen für Tierarzneimittelrückstände

in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs; Verordnung (EWG)

Nr. 2377/90

MRL-Regelung Einschränkung Amtsblatt d. EuropäischenGemeinschaften

Apitol (BRD) Cymiazol 1000 µg/kg Bis 1.7.2001 L 240/9Perizin (BRD) Coumafos 100 µg/kg Bis 1.7.2001 L 240/10

Menthol Kein Höchstwert L 60/36Milchsäure Kein Höchstwert L 60/36Eucalyptol Kein Höchstwert L 60/40

Bestandteil vonAmeisensäure

Formaldehyd Kein Höchstwert L 60/40

Ameisensäure (BRD) Ameisensäure Kein Höchstwert L 60/40Bayvarol (BRD) Flumethrin Kein Höchstwert L337/23Apistan/Klartan Tau-Fluvalinat Kein Höchstwert L 205/27

Thymol Kein Höchstwert L 205/27Apivar Amitraz 200 µg/kg Bis 1.7.99Folbex VA Neu Brompropylat Nicht geregeltCekafix Cekafix-WS Nicht geregelt

Tetradifon Nicht geregeltGabon PA (Ostblock) Acrinathrin Nicht geregeltSupona (Spanien) Chlorfenvinphos Nicht geregeltOxalsäure Oxalsäuredihydrat Nicht geregelt

Fazit:Fazit:

• Höchstgrenzen sollen den verantwortungsbewußten und fachlich richtigen Umgang mit Pflanzenschutz -und Tierarzneimitteln erzwingen.

• Niedrige Höchstgrenzen zeigen an, daß der Wirkstoff, solange er nach Gebrauchsanweisung verwendet wird, zu niedrigen Rückständen führt.

• Niedrige Höchstgrenzen haben also nichts mit einer besonderen Gefährdung durch den Wirkstoff in Verbindung mit einem Lebensmittel zu tun!

ADI-Werte• Geben Informationen über die Toxikologie

(Giftigkeit, Gefährlichkeit etc.) eines Wirkstoffs.

• „Wieviel Wirkstoff kann pro Tag ein Leben lang ohne Schaden konsumiert werden“.

• werden in Tierversuchen ermittelt.

• Sind abhängig vom Körpergewicht und daher variabel.

• Festgelegt und veröffentlicht von der WHO (Weltgesundheitsorganisation).

Acceptable Daily Intake - ADI

ADI = duldbare tägliche Aufnahmemenge

..“indem der an der empfindlichsten untersuchten Säugetierspecies ermittelte no-effect-level NOEL-Wert unter Berücksichtigung sogenannter Sicherheitsfaktoren auf den

Mensch übertragen wird“.

NOEL x Körpergewicht / Sicherheitsfaktor = ADI

Beispiele ADI

Perizin Coumaphos 0,00025

Apitol Cymiazol 0,001

Bayvarol Flumethrin 0,0018

Amitraz + Metabolite 0,003

mg Wirkstoff pro kg Körpergewicht

Perizin: Giftiger Honig?

• Würde der ADI-Wert zugrunde gelegt, dann könnte ein Honig Coumaphos-Rückständein einem Bereich von 875 ppb (µg/kg) enthalten (20 g am Tag gegessen), ohne negative Folgen für die Gesundheit zu haben.

• Bereits ab 100 ppb ist aber die zulässige Höchstgrenze überschritten und der Honig nicht mehr verkehrsfähig.

Streptomycin: Giftiger Honig?

• Würde der ADI-Wert zugrunde gelegt, dann könnte ein Honig Streptomycin-Rückständein einem Bereich von 80 750 ppb (µg/kg) enthalten (20 g am Tag gegessen), ohne negative Folgen für die Gesundheit zu haben.

• Bereits ab 20 ppb ist aber die zulässige Höchstgrenze überschritten und der Honig nicht mehr verkehrsfähig.

Tylosin: Giftiger Honig?

• Würde der ADI-Wert zugrunde gelegt, dann könnte ein Honig Tylosin-Rückstände in einem Bereich von 1 750 000 ppb (µg/kg) enthalten (20 g am Tag gegessen), ohne negative Folgen für die Gesundheit zu haben.

• Bereits ab dem kleinsten meßbarem Wert, derzeit 0,30 ppb, ist der Honig nicht mehr verkehrsfähig.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Toxikologie und den

festgelegten Höchstgrenzen?

ja nein

„Wird ein Lebensmittel gefährlich, wenn die Rückstände die zulässigen Höchstgrenze überschreiten?“

Aber:Aber:

• Honig gilt als sehr sauberes Lebensmittel.

• Der Verbraucher kann die Fachbegriffe nicht einordnen.

• Die Presse hat kein Interesse an Aufklärung.

• ⇒ Rückstände im Honig zerstören das Honig-Image und gefährden den Honigpreis.

• ⇒ Produktion ohne messbare Rückstände ist der einzig gangbare Weg.

VarroabekVarroabekäämpfungmpfung

Der Imker umgeht das Sicherungssystem der Sammelbienen

Einträufeln von Perizin

Hochwirksam nur bei eng sitzenden Bienen

Wachskreislauf in der ImkereiWachskreislauf in der Imkerei

Mittelwände

WabenWaben altern

Altwaben werden aussortiert

Blöcke aus Altwachs verlassen den Betrieb

Wachs wird umgearbeitet

Baurahmenwachs Entdecklungswachs

Bienenwachs kann Wirkstoffe aufnehmen und anreichern

und in Spuren langsam wieder abgeben.

Wirkstoffe aus dem Wachs im Wirkstoffe aus dem Wachs im Futtersaft der Larven?Futtersaft der Larven?

Mittelwände aus Polen

Jungbienen gelingt es nicht aus den Zellen zu schlüpfen

Die Puppenhäute strangulieren die Jungbienen

EinfluEinflußß der Rder Rüückstckstäände im nde im Wachs auf die HonigqualitWachs auf die Honigqualitäätt

- Wachspartikel im Honig

- Migrationsprozesse aus dem Wachs in den Honig

Bienenwachs kann Wirkstoffe an den Bienenwachs kann Wirkstoffe an den Honig abgeben!Honig abgeben!

VarroazideParadichlorbenzol (Imker Globol)

Fabi Spray (DEET)Pflanzenschutzmittel

und andere Stoffe

Herstellung der Wachsschalen

Auftragen der Honigschicht

Landesanstalt für Bienenkunde, Universität

Hohenheim

Abgießen des Honigs

Bienenrepellent DEET

im Fabi Spray:

Ergebnisse zu Fabi Spray

DEET im Wachs: Effekt auf den Honig:

• 0,5 mg/kg 0,01 mg/kg

• 5 mg/kg 0,07 mg/kg

• 10 mg/kg 0,12 mg/kg

• 20 mg/kg 0,20 mg/kg

DEET im Wachs führt bereits ab 0,5 mg/kg (ppm)

zu einer Honigbelastung im Bereich der

zulässigen Höchstgrenze!

Brompropylat-Rückstände (Folbex VA Neu ) in deutschen Honigen1989 - 2005

42,0

19,8

31,0

13,5

17,8

23,5

20,217,4

11,8

4,22,1 1,8 0,8 0,4 0,2 0,1 0,3

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

1989

(n=1

40)

1990

(n=2

70)

1991

(n=7

70)

1992

(n=4

76)

1993

(n=7

80)

1994

(n=6

05)

1995

(n=5

69)

1996

(n=9

29)

1997

(n=7

44)

1998

(n=9

58)

1999

(n=7

02)

2000

(n=6

87)

2001

(n=7

04)

2002

(n=1

681)

2003

(n=2

568)

2004

(n=1

819)

2005

(n=2

559)

Anteil belasteter Honige in

%

Die Wachsqualität nimmt eine zentrale Rolle für die Gesundheit des

Bienenvolkes und die Qualität aller anderen Bienenprodukte ein.

Die Verarbeitung von Altwachs zu Mittelwänden ist riskant!

Welchen Auftrag Welchen Auftrag

haben haben

Wachsmotten?Wachsmotten?

Was tun wir?Was tun wir?

Die Temperaturbedingungen in einer Kerzenflamme

Modernes WachsmanagementModernes Wachsmanagement

Waben altern

Altwaben werden aussortiert

Blöcke aus Altwachs verlassen den Betrieb

Baurahmenwachs Entdecklungswachs

Naturbauwachs

Mittelwände

Waben

Jungfernwachs wird

umgearbeitet

Wirkstoffe

Kerzen, etc.

Klaus.Wallner@uni-hohenheim.de

Danke fDanke füür das Interesser das Interesse