Post on 06-Apr-2015
Sprachwissenschaftliche Grundlagen des Textens
Prof. Dr. Claudia Villiger
Wintersemester2013/2014
Semiotik
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Semiotik: Lehre vom Zeichen
Semiotik
Wahrnehmung von Zeichen
Zeichen-typen
Komplexe Zeichen
Zeichen-
modelle
Semiotik alsWissenschaft
Zeichen in der
Technischen Redaktion
Semiotik als Wissenschaft und Wahrnehmung von Zeichen
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Wozu brauchen wir Zeichen?
• nach Augustinus (beruhend auf Aristoteles): Aliquid stat pro aliquo
etwas steht für etwas anderes
Zeichen steht für Bezeichnetes– Zeichen haben eine Stellvertreter-Funktion– salopp ausgedrückt: Zeichen beziehen sich auf
etwas in der „Realität“– Zeichen ermöglichen Kommunikation
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Semiotik: Definition und Disziplinen
• Theorie und Lehre von sprachlichen und nichtsprachlichen Zeichen und Zeichenprozessen.
• Außer Sprach- und Kommunikationstheorie be-schäftigen sich viele Disziplinen mit Semiotik (z. B. Graphik, Kunstwissenschaft, Filmwissenschaft, Mythenforschung, Psychoanalyse, Religionswissenschaft)
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Wahrnehmung von Zeichen
• optisch (z. B. Verkehrsschild)• akustisch (z. B. Signalton im Telefon)• taktil (z. B. Blindenschrift)• olfaktorisch/Riechwahrnehmung (z. B. Duftmarken im
Tierreich)• Geschmackszeichen (z. B. versalzene Suppe)
Wir testen Zeichen
Wir testen ZeichenPassenger Briefing
Test der Zeichen beginnt
Bitte nehmen Sie Papier und Stift zur Hand.
Notieren Sie kurz: Worauf weist das Zeichen hin/wozu leitet es an?
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Wir testen Zeichen Passenger Briefing
A
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Wir testen Zeichen Passenger Briefing
B
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Wir testen Zeichen Passenger Briefing
C
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Wir testen Zeichen Passenger Briefing
D
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Wir testen Zeichen Passenger Briefing
E
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Wir testen Zeichen Passenger Briefing
F
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Wir testen Zeichen Passenger Briefing
Wir bilden Zweiergruppen, die jeweils zwei Buchstaben bearbeiten (A+B, C+D, E+F).
Vielen Dank!
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KleingruppenarbeitWie haben Sie die Zeichen interpretiert?
Vergleichen Sie Ihre Antworten: Bei welchen der Zeichen kommen Sie zu inhaltlich unterschiedlichen Interpretationen. Warum?
Sie haben 5 Minuten Zeit. Danach besprechen wir Ihre Ergebnisse.
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KleingruppenarbeitAnalyse von komplexen Zeichen
Alle Zeichen sind komplexe Zeichen, da sie aus mehreren Elementen bestehen. Außerdem spielen Farbgebung und Form eine Rolle. Beschreiben Sie die Zeichen mit Blick auf die Elemente, Farbgebung und Form.
Sie haben 10 Minuten Zeit. Danach besprechen wir Ihre Ergebnisse.
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KleingruppenarbeitKriterium für die Analyse von Zeichen
Wie sieht für Ihre Zeichen das Verhältnis zwischen Zeichen und Bezeichnetem aus? Wählen Sie für jedes Zeichen eine oder mehrere der folgenden Aussagen und kommentieren Sie Ihre Auswahl kurz.
1. Das Zeichen hat optische Ähnlichkeit mit dem Bezeichneten.
2. Das Zeichen zeigt, was die Folge des Bezeich-neten ist (z. B. Lachen als Zeichen für Freude).
3. Das Zeichen wurde erlernt und ist per Abspra-che/Konvention dem Bezeichneten zugeordnet.
Sie haben 15 Minuten Zeit. Danach besprechen wir Ihre Ergebnisse.
Zeichentypen und Zeichenmodelle
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Vom Zeichen zum BezeichnetenZeichentypen
• Entsprechend dem Verhältnis zwischen Zeichen (Bezeichnendes) und dem Bezeichneten unterscheiden wir verschiedene Zeichentypen:– Ikon– indexikalisches Zeichen– Symbol
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• Ikonische Zeichen erzeugen Bedeutung durch Ähnlichkeit mit dem Bezeichneten
• Ikone sind prinzipiell international gültig• auch lautmalerische/onomatopoetische
Wörter sind oft Ikone (zumindest heute)
/mu/muh
ZeichentypenDas Ikon (griech. Bild)
http://www.linse.uni-essen.de/linkolon/semiotik/flash/semiotikstart.html
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Zeichentypen Indexikalisches Zeichen
• Ausdruck eines Verhältnisses: Ursache-Wirkung, Zweck-Mittel etc.
• Voraussetzung ist: Kenntnis des Verhältnisses
Lachen als ein Zeichen von Freude
Rauch als ein Zeichen von Feuer
• Indexikalische Zeichen in der Internetkommunikation
Emoticons
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Zeichentypen Symbol
• willkürliches Verhältnis zum Bezeichneten (Saussure: Arbitrarität)• müssen per Konvention
zugeordnet werden (Saussure: Konventionalität des sprachlichen Zeichens)
Baum
tree
arbre
• sprachliche Zeichen sind generell symbolischer Natur
Ikon -> Krone, crown, couronneSymbol -> ?
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Bank
ZeichenmodelleDas sprachliche Zeichen nach Saussure
Prof. Dr. Claudia Villiger Sprachwissenschaftliche Grundlagen des Textens 27nach Michael Beißwenger 2001
Orange
ZeichenmodelleDas sprachliche Zeichen nach Saussure
Apfelsine
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Zeichenmodelle Das semiotische Dreieck nach Morris
Bank
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Ikonisch fundierte Schriftsysteme (Auswahl) Keilschrift
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Ikonisch fundierte Schriftsysteme (Auswahl) Hieroglyphen
Ihre Namen: http://www.touregypt.net/ename/
Stöbern Sie in den ägyptischen Schrifen: http://aaew.bbaw.de/tla/index.html
Informationenhttp://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84gyptische_Hieroglyphen
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Ikonisch fundierte Schriftsysteme (Auswahl) Entwicklung chinesischer Schriftzeichen
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Zeichentypen Ikone in der Technische Dokumentation
• Otl Aicher 1967: Erscheinungsbild Olympiade in München 1972
• viele Piktogramme sind Ikone, aber nicht alle
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Zeichentypen Ikone in Softwareprogrammen
http://www.iacobaeus.com/bilder/projekt/ikoner.gif [Seite existiert nicht mehr]
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Wozu brauchen wir die Semiotik?
• Wir beschäftigen uns hauptsächlich mit dem symbolischen Charakter von Sprache.
• Wir werden uns häufig fragen:– Kann ich das signifié (Bezeichnete) anders
ausdrücken?– Inwiefern ist das signifiant von der
Kommunikationssituation abhängig?– Wie (z. B. Medium) sollte ich bestimmte
Informationen kommunizieren.
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Untersuchung der Gegenwartssprache
Untersuchung von früherenSprachzuständen Althochdeutsch (750-1050)Mittelhochdeutsch (1050 -1350)Früh-Neuhochdeutsch (1350 -1650)Neuhochdeutsch (1650 bis heute)
versus• diachron
Rück- und AusblickSichtweisen auf Sprache: synchron und diachron
• synchron
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• paradigmatisch Einheiten eines TypsBsp.: alle Substantive einer Sprache
Sichtweisen auf Spracheparadigmatisch und syntagmatisch
Zusammenwirken von EinheitenBsp.: Wie setzt sich ein Satz zusammen?
versus
• syntagmatisch
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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Literatur/Internetressourcen
Dürscheid, Christa. 2006. Einführung in die Schriftlinguistik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 3. Aufl. Aufzüge unter http://books.google.de/books?hl=de&id=FdX2WhgnT0oC&dq=D%C3%BCrscheid+Einf%C3%BChrung+in+die+Schriftlinguistik&printsec=frontcover&source=web&ots=mJwHkYBMoc&sig=d2NFkSD8sOiUij5nS2Us9cf48C4&sa=X&oi=book_result&resnum=1&ct=result
Linke, Angelika/Nussbaumer, Markus/ Portmann, Paul R. 2001. Studienbuch Linguistik. Tübingen: Niemeyer. [Kapitel 1 Semiotik, S. 13-42]
Portalingua 2005. L;nokolon: Semiotik. http://www.linse.uni-essen.de/linkolon/semiotik/flash/semiotikstart.html. [letzter Zugriff: 10.10.2006]