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Straßenmagazin für Münster und das Münsterland 0,70 Euro für den Verkäufer www.muenster.org/draussen 1,80 06 | 10 Hallas in Hellas

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Straßenmagazin für Münster und das Münsterland 0,70 Euro für den Verkäufer www.muenster.org/draussen

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06 | 10

Hallas in Hellas

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

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dass das, was Politiker versprechen und letztendlich halten, zwei völlig verschiedene Dinge sind, ist man ja gewohnt. Aber was da im Moment abläuft, kommt wieder einmal einem Schild-bürgerstreich gleich. Vor der letzten Bundestagswahl wurden großspurig Steuersenkungen angekündigt. Und das, obwohl die Finanzkrise, von der Experten behaupten, dass sie noch längst nicht überwunden sei, gerade riesige Löcher in die öffentlichen Kassen gerissen hatte und niemand wusste, wie diese Steu-ervergünstigungen überhaupt finanziert werden sollen. Als es dann scheinbar wieder aufwärts ging, da geriet plötzlich das EU-Gerüst ins Wanken. Griechenland pleite, der Euro in Gefahr. Wieder wurde eine riesige Summe für die Rettung der EU und ihrer Währung aufgebracht. Und nun kommt in Deutschland gar die Diskussion in Gang, wieder einmal die Mehrwertsteuer zu erhöhen.

_Man muss wirklich kein Politik- oder Finanzgenie sein, um zu erkennen, dass die Unsummen, die zur Rettung unseres Wirtschafts- und Finanzsystems aufgebracht werden, nur den Banken, Konzernen und Großverdienern nützlich sind. Für die Geringverdiener, die Rentner, Hartz IV-Empfänger, für all jene, die am Tropf der Gesellschaft hängen, ebenso für die fast nicht mehr vorhandene Mittelschicht, bleibt nichts vom Kuchen üb-rig. Sie müssen bezahlen, sie werden geschröpft! Und der deut-sche Schuldenberg, der mittlerweile auf 1.800 Milliarden Euro (eine Zahl mit 13 Stellen) angewachsen ist, wächst unaufhörlich weiter. Jede Sekunde um weitere 4450 Euro.

_Dieser Versuch, den maroden Kapitalismus zu retten, erinnert mich an eine Gnu-Herde in Afrika, die verzweifelt versucht, den reißenden, vor Krokodilen wimmelnden Fluss zu verlassen und das hohe Steilufer zu überwinden. Alles, was zu schwach ist, wird dabei niedergetrampelt. Nur die stärksten Tiere schaffen es. Ohne zu ahnen, dass nur ein kleines Stück weiter schon wie-der ein vor Krokodilen wimmelnder Fluss den Weg kreuzt.

_Wir von der ~ lassen uns von diesem ganzen Heck-Meck jedoch nicht beeindrucken. Wir schauen nach vorn und feiern am 5. und 6. Juni das fünfjährige Jubiläum unserer Fußball-berber ~- Münster 05, und zwar hinter dem Toom-Bau-markt an der Hammer Straße auf dem Gelände von Schwarz-Weiß-Münster. Jeder, der mit uns feiern möchte, ist herzlich eingeladen,

Ihr

Sigi Nasner

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Ihre Unterstützung ist Hife, die direkt ankommt

Jeder Euro wird sinnvoll und verantwortungsvoll genutzt, um Obdachlosen und schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen neue Chancen zur Verbesserung ihrer Lebenssi-tuation zu bieten. Helfen Sie mit, es gibt vielfältige Möglichkeiten:

Kaufen und Weiterempfehlen der ~ ist die direkte Hilfe zur Selbsthilfe für die VerkäuferInnen (kleines Zubrot, Akzeptanz, Eröffnung neuer Perspektiven) und steigert die Auflage der Zeitung. Preis: 1,80 Euro.

Seitensponsoring ist eine besondere Form, die Druckkosten einer Seite in der ~ direkt zu finanzieren. Preis: ab 50,- Euro. (Kto 33878, BLZ 40050150)

Werbung in ~ unterstützt die laufenden Betriebskosten und zeigt außer-dem Ihr gesellschaftliches Engagement und Ihre soziale Verantwortung. Preis ab 58,- Euro (incl. MwSt.) (Kto 33878, BLZ 40050150)

Spenden sind wichtig für den Erhalt des Projektes. Summe: beliebig (Kto 33878, BLZ 40050150)

Patenschaften ermöglichen uns die Finanzierung von Voll- und Teilzeitstellenfür Verkäufer. Summe: langfristig und beliebig

Für IhrePatenschaftunserPatenspendenkonto

Kto 34205427BLZ 40050150Sparkasse Münsterland Ost

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~ sagt „Danke!“ für die Tickets zum Zirkusbesuch

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Impressum Inhalt

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Herausgeber

„~“ e. V.

Berliner Platz 8

48143 Münster

Redaktionsteam

Thorsten Enning

Jörg Hüls

Sabrina Kipp

Sigi Nasner

Carsten Scheiper (V.i.S.d.P.)

Tel.: 0251 / 4909118

E-Mail-Adresse

[email protected]

Streetwork

Sabrina Kipp

[email protected]

Internetseite

www.muenster.org/draussen

Administrator: Cyrus Tahbasian

An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet:

Henning Baxmann, Ursel Busch, Thors-ten Enning, Sonja Fölting, Horst Gärt-ner, Lisa Haalck, Martina Hegemann, Michael Heß, Annalena Koch, Sabrina Kipp, Sigi Nasner, Fräulein Nina, Na-tascha Papanakli, Tasos Papadopou-los, Annette Poethke, Petra Schulze Göcking, Annika Waymann, Joachim Zawischa

Fotos

Henning Baxmann, Berliner Tafel e.V., Heinz Dalmühle, Sonja Fölting, Martina Hegemann, Michael Heß, Zirkus Knie, Annalena Koch, Sigi Nasner, Tasos Pa-padopoulos, Carsten Scheiper, Petra Schulze Göcking, Annika Waymann,

Illustrationen

Ernst Kassenbrock, Thorsten Enning, Tenzin Wangmo

Titelfoto

Tasos Papadopoulos

Layout, Titelgestaltung

Heinz Dalmühle

Gestaltungskonzept

Lisa Schwarz/Christian Büning

Druck

Borgsmüller Druck

Auflage 8000

unterstützt durch

Siverdes-Stiftung

Bankverbindung

Sparkasse Münsterland Ost

Konto-Nr. 33 878

BLZ 400 501 50

Paten-Spenden-Konto

Sparkasse Münsterland Ost

Konto-Nr. 34205427

BLZ 400 501 50

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Griechen gegen Europa?

Angela, hol unsere Jungs nach Hause!

Der ewige Unfallschwerpunkt

Kinderkochkurse im Doppeldecker

Der Baumkletterer

Yazid – ein Straßenjunge in Uganda

Karikatur als Selbstschutz

„Kalt, aber sehr verlockend“

Münster im Sommer

Gemeinsam ins Gespräch kommen

Politisches Mikado

Bye bye Deutschland

Columne: „~ auf Cuba“

Rezepte

Zur Lage in Griechenland

Demokratie mit Waffengewalt? Sinnlos!

Mit dem Kreisel muss man leben lernen

,,KIMBA“ macht die Schüler froh und die Lehrer ebenso!

„Ich habe mich für das Tastbare, für die Natur entschieden.“

„Wenn man auf der Straße schläft, träumt man nicht“

Münsteraner Zeichner Ernst Kassenbrock im Gespräch

BrasilianerInnen zu Besuch in Münster

In den Hauptrollen: Aasee, Hafen, Südpark

20 Jahre Frühstückstreffen für Frauen in Münster

Die Stadt sitzt in der Schuldenfalle fest

Jugendliche sollten eine längere Zeit im Ausland verbringen

Recht - Gerechnet

Nervennahrung für Fußballfans

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Bericht | Text und Fotos: Natascha Papanakli, Tasos Papadopoulos

Griechen gegen Europa?Zur Lage in Griechenland

Als deutschsprachige Griechen werden wir in den letzten Wochen immer mal wieder von deutschen Freunden ge-fragt, was denn los sei in Griechenland. Bei manchen ist durch die Medien das Gefühl entstanden, die Griechen wür-den in so einer Art Bürgerkrieg leben, andere hüten sich davor, in den Ur-laub nach Griechenland zu fahren, aus Angst, sie bekämen „eine Bombe auf den Kopf“, sobald sie aus dem Flugzeug stiegen. Dann wiederum lesen wir in der deutschen Presse, was für Betrüger wir seien (s. „Focus“) und wie die „faulen“ Griechen von EU- und Deutschlandgel-dern profitieren. Wir fühlen uns hilf-los und wütend zugleich. Deshalb ha-ben wir nicht gezögert, als wir von der ~ gefragt wurden, wie es bei uns so zugeht, diesen Artikel zu schreiben.

Die griechische Mentalität, auch die, die zum Teil mit zur Krise beigetragen hat, und auch der griechische Alltag können nicht auf zwei Seiten und auch nicht auf mehre-ren Seiten beschrieben werden. Aber leben die Griechen wirklich über ihre Verhält-nisse? Arbeiten die Griechen genauso wie alle anderen Europäer? Gemäß Eurostat arbeiten die Griechen im Durchschnitt 43,7 Stunden pro Woche (EU-Schnitt 41,8), das ist die zweitlängste Arbeitszeit europaweit, und sie haben ein durchschnittliches Ein-kommen von 1651 € (EU-Schnitt 2222 €), mit dem sie gerade noch den 15. Platz in der EU einnehmen. Dadurch wird klar, dass die griechischen Arbeitnehmer auf keinen Fall über ihre Verhältnisse leben.

_In Griechenland gibt es zwei Gruppen. Auf der einen Seite sind es einfache Leu-te wie z.B. die Arbeitslosen, die, wenn sie nicht über ihre Verhältnisse leben würden, überhaupt nicht leben würden! Darüber hinaus gibt es noch einen kleinen Teil der Bevölkerung, der über seine Verhältnisse lebt. Das sind die Politiker, die Bürokraten und Technokraten, die Ausschussmitglie-der etlicher Banken und anderer Konzerne, Industrielle, Reeder usw. Sie verschlingen mehr als die Hälfte des Bruttoinlandspro-

duktes (BIP), ohne in der Tat etwas dazu beizutragen, während sich Millionen von Arbeitnehmern, die in Wirklichkeit das gesamte BIP produzieren, sich mit lächer-lichen 36,2% zufrieden geben müssen. Diese wenigen Daten machen deutlich, dass die Griechen nicht eine einheitliche Masse sind, sondern in Wirklichkeit in zwei „Völker“ aufgeteilt. Auf der einen Seite steht das Volk der Produzenten, der Arbeit-nehmer, der Leute, die jeden Tag arbeiten gehen, sofern sie noch eine Arbeit haben, jedoch schlecht dafür bezahlt werden, auf der anderen Seite sind die Arbeitgeber und allerlei „Parasiten“ der Politik – so die gängige Volksmeinung über die Politiker, die Verwaltung und die Businesswelt.

_In den letzten Jahren ist der Lebensstan-dard der Arbeitnehmer in Griechenland drastisch gesunken. Die offizielle Arbeitslo-senquote ist von 6,6% im Mai 2008, kurz vor dem Ausbruch der Krise, auf 12,1% im Februar 2010 gestiegen. Die griechische Regierung hat neulich Sparmaßnahmen ergriffen, die das Einkommen der Beam-ten um mehr als 10% kürzen. Geplant ist die Liberalisierung des Arbeitsmarktes, die Lockerung der Entlassungsquote, die Sen-kung der Mindestrente auf 360 € und vieles mehr.

_Zur gleichen Zeit sind die Gewinne der Banken und vieler großen Konzerne in-mitten der Krise gestiegen. Diese Gewinne wurden nur durch die staatliche Subventi-onierung ermöglicht. Allein die Banken er-hielten 28 Milliarden Euro (ca. 12% des BIP), viel mehr Gelder flossen in Richtung an-derer Betriebe. Natürlich sind dadurch das Defizit und die Staatsschulden dramatisch gestiegen. Hinzu kommen auch die un-verhältnismäßig hohen Rüstungsausgaben Griechenlands, die im Schnitt der letzten 20 Jahre bei 4% des BIP liegen, im Gegensatz z.B. zu Dänemark mit 1,7%. Zu den größten Waffenlieferanten zählen die USA, Deutsch-land und Frankreich. Jedoch sind sich die Arbeitgeberverbände, die Regierung, die

Kommission, die EZB, der IWF einig und wollen die Welt davon überzeugen, dass die „faulen“ Griechen daran schuld sind, weil sie über ihre Verhältnisse leben, weil der Staat zu groß und unproduktiv ist. In Wirklichkeit sind es die Banken, die großen Konzerne und Menschentötungsindustrie, die von den Defiziten und den Schulden profitieren, denn in ihre Kassen (sprich auch in Deutschlands Kassen) ist der größ-te Teil dieser Gelder geflossen und wird es weiterhin tun. Die Last der Krise aber müs-sen die „faulen“ Arbeitnehmer tragen.

_Am 5. Mai, Tag der Debatte über das Spar-programm im Parlament, beteiligte sich ein beeindruckend großer Teil der arbeitenden Bevölkerung am Generalstreik. Mehr als 100.000 Menschen protestierten auf den Straßen der Hauptstadt Athen, mehr als 20.000 auf den Straßen der zweitgrößten Stadt, Thessaloniki, und viele mehr in an-deren Städten. Sie forderten mehr Geld für Bildung und Gesundheit und gaben der EU, dem Euro und dem IWF die Schuld an ihrer schlechten finanzielle Lage. Viele von ihnen machten den Kapitalismus im Allgemeinen dafür verantwortlich. Ziel dieser Menschen war es, vor dem Parlament zu demons-trieren, wo sie von den Spezialeinheiten der Polizei - diese Beamten sind übrigens von den Sparmaßnahmen ausgenommen - mit massenweise Tränengas empfangen wurden.

_Auf dem Weg zum Parlament gab es Krawalle. Unruhestifter waren Personen mit Masken oder Helmen, die sich unter die Demonstranten gemischt hatten und Banken und Geschäfte ruinierten. Solche unidentifizierbare Personen tauchen in Griechenland oft in Demos auf. Es waren solche Personen, die Molotowcocktails in eine Bankfiliale warfen und sie in Brand steckten, wobei drei Angestellten, dar-unter eine schwangere Frau umkamen. _Wer sind aber diese Unruhestifter? War-um verhaftet die Polizei sie nicht, obwohl

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auf jeder Demo Dutzende Demonstranten verhaftet werden, die schließlich nichts mit den Unruhen zu tun haben, wie letz-tens Mario Z. Manchmal geht die Polizei so brutal gegen die Demonstranten vor, dass einige von ihnen im Krankenhaus landen, z.B. Avgoustinos Dimitriou am 17. November 2006. Und die verantwort-lichen Polizisten werden erst Jahre später verurteilt. Es gibt Stimmen, die behaup-ten, dass Personen, die von der Polizei geduldet werden, sich als Unruhestifter verkleiden und bei den Krawallen teil-nehmen. _Wer profitierte von den Krawallen und vom Tod der drei Angestellten? Auf kei-nen Fall die Arbeitnehmer, die sich am Streik und an der Demonstration betei-ligten. Denn nach der Demonstration sprach niemand mehr von der größten Demo der letzten drei Jahrzehnte, son-dern nur noch von den Unruhen. So musste sich die Regierung bereits am selben Tag dieser großen Aktion nicht mehr damit auseinandersetzen, denn die Presse, ein anderer treuer Diener des Sys-tems, hatte sowohl im Inland als auch im Ausland schon dafür gesorgt, dass genug Ablenkung durch den tragischen Tod un-serer Mitmenschen gegeben war.

_In dieser kurzen Analyse wird deutlich, dass die Arbeitnehmer Griechenlands weder für die finanzielle Krise noch für die Unruhen der letzten Wochen verant-wortlich sind. Sie werden nur als solche dargestellt, damit die Profiteure in und außerhalb Griechenlands das Sparpro-gramm durchsetzen können, denn es ist klar, dass das Geld, das bei den Gehältern eingespart wird, nicht den Arbeitneh-mern zugute kommen wird, die immer weiter verarmen, sondern die Gewinne der Banken und Konzerne fördern wird. Auch haben die Arbeitnehmer in Europa und auf der restlichen Welt nichts von ihren griechischen Kollegen zu befürch-ten, da sie nicht auf ihre Kosten leben,

sondern hart für ihr Einkommen arbeiten müssen.

_Aber Griechenland war nur das Experi-ment. Spanien hat schon die ersten Spar-maßnahmen getroffen und in Deutsch-land ist auch schon davon die Rede. Wie es scheint, ist geplant, Gehälter in ganz Europa zu kürzen, um die Gewin-ne in ganz Europa zu stützen. Wer sich in Wirklichkeit gegenübersteht, das sind einerseits die arbeitende Bevölkerung in Europa und weltweit und andererseits die Geschäftemacher und ihre politischen Diener in der EU, dem IWF und den Re-gierungen. #

Natascha Papanakli ist Rechtsanwäl-tin, Dozentin an der Universität Thessaloniki und Lehrerin am Goe-the-Institut Thessaloniki, allein er-ziehende Mutter von zwei Kindern und verdient mit ihren drei Jobs als Akademikerin und ihrer 70-Stunden-Woche ungefähr so viel wie eine deutsche Lehrerin. Tasos Papa-dopoulos ist Beamter beim Finanz-amt, Vater von zwei Kindern. Was er als „fauler“ Beamter im Vergleich zu seinen europäischen Kollegen ver-dient, mag hier dahin gestellt blei-ben.

Kontakt: [email protected]

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Bericht | Text: Thorsten Enning

Angela, hol unsere Jungs nach Hause!Über die Sinnlosigkeit, die Afghanen mit Waffengewalt zu demokratisieren

„Tod und Verwundung sind Beglei-ter unserer Einsätze geworden und sie werden es auch in den nächsten Jahren sein“. Es fällt schwer diese unvorsichtig gewählten Worte von Bundesverteidi-gungsminister zu Guttenberg anzuneh-men. Sie bedeuten nichts anderes, als dass die schwarz-gelbe Regierung un-ter Merkel/Westerwelle auch weiterhin ohne Zögern junge Menschen mit einer unzureichenden Ausbildung in einen heißen Krieg schickt und eindrücklich beweist, wie vermessen es ist, in einem internationalem Konflikt mitzumischen, dem Deutschland nicht gewachsen ist. ~-Autor Thorsten Enning über die Sinnlosigkeit, die Afghanen mit Waffen-gewalt zu demokratisieren.

Der 11. September 2001 war ein Tag, der die Welt veränderte. Islamistische Fun-damentalisten steuerten entführte Li-nienmaschinen in die Türme des World Trade Centers, dessen Kollaps Tausende von Unschuldigen das Leben gekostet hat. Die damalige US-Regierung unter George W. Bush verfolgte die Spur der At-tentäter, allen voran Top Terrorist Osama bin Laden, vom Irak über die Achse des Bösen bis hin nach Afghanistan. Beseelt von Rachegedanken und ihrem ange-staubten Patriotismus machte sich das Trio Infernale bestehend aus Bush jr., dem arrogant wirkenden Donald Rums-feld und Ex-Weltbankchef Paul Wolfowitz auf, um dem Taliban-Regime den Krieg zu erklären. Doch das geht schlecht im Alleingang und so tritt man „geschwächt und schwer verletzt“ an die Vereinten Nationen heran und stellt seine Verbün-deten vor vollendete Tatsachen. „Entwe-der ihr seid für uns oder gegen uns“!

_Viele europäische Nationen bildeten ein unzureichend informiertes und organi-siertes Bündnis um Uncle Sam zur Seite zu stehen. Die Bundesrepublik Deutsch-land hatte sich erst nach der Wiederwahl von Rot/Grün im Jahre 2002 diesem Ra-chefeldzug angeschlossen. Aber nicht etwa um Kampfhandlungen zu unter-

stützen, sondern um Aufbauhilfe zu leis-ten. Kurz: Deutschland ist in friedlicher Mission unterwegs. Doch das amerika-nische Truppenkontingent wird weiter aufgestockt und der Feind macht darauf-hin keinen Unterschied mehr zwischen Aggressoren und passiv Beteiligten. Die Gegenseite tötet nun wahllos. Auch junge Deutsche, die dem Mandat aus Berlin fol-gen und sich nun unweigerlich in Kampf-handlungen befinden.

_Bedauerlicherweise sind seit dem Be-ginn des Bundeswehreinsatzes vor genau acht Jahren genau 43 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Sie sind nicht mehr länger nur getötet worden, sie sind gefallen. Sie starben als Opfer in den Wir-ren eines Zwei-Fronten Krieges. Der da-malige Bundesverteidigungsminister der großen Koalition, Franz Josef Jung, wurde nach den ersten bitteren Beisetzungen von Angehörigen der Toten so wie der eigenen Truppe dazu gedrängt endlich einzugestehen, dass Menschen an der Front gefallen sind. Die Bundeswehr ist längst in einen Krieg verwickelt. Seit 1945 hat sich die Bundesregierung gegen den Begriff „gefallen“ gestellt und bei To-desfällen deutscher Soldaten nicht mehr verwendet.

_Dann erleidet die deutsche Heereslei-tung erneut einen herben Rückschlag. Oberst Georg Klein, der deutsche Kom-mandant in Kunduz, ordnet den Angriff auf zwei von Taliban-Kriegern entführte Tanklastzüge an. Die Bomben treffen ihr Ziel. Die internationale Kritik auf die-sen fatalen Angriff wuchs stetig und der Druck auf die Bundesregierung stieg be-drohlich an. Dabei sterben mehrere An-hänger des Taliban-Regimes und über 100 Zivilisten. Der Tod von dutzenden Unschuldigen hat die Kanzlerin in eine schwere Krise geführt und lässt unbeque-me Fragen offen. Wieso hatte Oberst Klein das alleinige Kommando für diesen Ein-satz? Und warum war er sich so sicher nur

Taliban zu treffen? Und warum gab Franz Josef Jung als letzte Instanz grünes Licht für diesen Einsatz? Der damalige Vertei-digungsminister, oberster Befehlshaber, sah nicht entspannt aus, als er sich dem Ermittlungsausschuss stellen musste und mit unangenehmen Fragen konfrontiert wurde. Er beantwortete alle Fragen des Untersuchungskomitees protokollgemäß und tat dies mit einem absolut reinen Gewissen. Er habe nichts gewusst von Zivilisten, die bei dieser Aktion starben.

_Doch nach der letzten Bundestagswahl im vergangenen September kam eine unbequeme Wahrheit ans Licht. Franz Josef Jung hatte gelogen. Er hatte das deutsche Volk belogen. Er hatte die Sol-daten belogen und wissentlich in den Tod geschickt. Er tritt zurück, entzieht sich seiner Verantwortung und heuchelt den trauernden Hinterbliebenen der Op-fer sein Mitgefühl vor. Und das alles nur um das Wahlergebnis 2009 nicht zu ge-fährden So funktioniert Demokratie. Sich wählen lassen, Fehler machen, danach zurücktreten und schließlich das Desas-ter Afghanistan einem über 20 Jahre jün-geren Nachfolger überlassen. Schon ist man aus der Nummer raus. Aber so etwas sagt man niemals den Müttern und Ehe-frauen der toten Männer, die ihre Söhne und Partner hergeben müssen für eine Mission, die letztendlich nicht durch-führbar scheint. Die Frage wurde laut, ob Deutschland sich eines Kriegsverbrechens schuldig gemacht hat. _Bundesverteidigungsminister zu Gut-tenberg ist noch keine sechs Monate im Amt, da sterben erneut deutsche Sol-daten in der Hölle am Hindukusch. Und wieder geht ein Schrei durch das deut-sche Land. Schon wieder brechen ganze Familien in Tränen aus und müssen ein-studierte Phrasen der Trauer und der Be-stürzung über sich ergehen lassen. Wa-rum halten unsere Herren Volksvertreter immer noch fest an diesem Wahnsinn?

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Wieso schwört man uns weiter darauf ein, mit noch mehr im Kugelhagel ge-töteten und durch Granaten zerfetzten Körper zu rechnen? Andererseits könnte es sein, dass die immer noch desolate innere Sicherheit völlig zusammenbricht und ein Land entsteht, das Chaos heißt und unterdrückt wird von einer grausa-men Regierung namens Anarchie. So weit darf es einfach nicht kommen. Aber ge-nauso falsch ist es einer fatalen Ideologie zu folgen, die unerbittlich scheitern wird. Ist es undemokratisch sich aus interna-tionalen Konflikten herauszuhalten und den Fokus auf innerdeutsche Krisen zu lenken statt sich ums „friendly fire“ zu sorgen? Fanatische Gotteskrieger gegen scheinbar aufgeklärte Demokraten des Abendlandes. Religiöse Reibungsflächen dienen als Vorwand, den Tod von unzäh-ligen Menschen und die Zerstörung einer Jahrtausende alten Kultur zu rechtferti-gen. Ein Land wie Afghanistan ist weder zu erobern noch zu demokratisieren. Ale-xander der Große versuchte dieses Land zu erschließen. Dann kamen die Briten. Ihnen folgten die Russen. Sie alle bissen sich die Zähne aus am unerschütterlichen Freiheitsdrang des afghanischen Volkes. Und auch fast zehn Jahre nach den Ter-roranschlägen vom 11. September werden unsere führenden Industrienationen und deren Militärmaschinerien daran erin-nert, wie sinnlos es ist, anders Denken-den und Gläubigen westliche Werte auf-zudrängen. Am 8. Mai, also genau vor 65 Jahren endete der grausamste von Men-schen herbeigeführte Völker-Konflikt der vergangenen 2000 Jahre. Insgesamt über 60 Millionen Tote und der Völkermord an den europäischen Juden sowie ein zer-störter Kontinent waren die Folge von gefährlichen Ideologien und Menschen-rechtsverletzungen. Ein guter Zeitpunkt: Angela, hol unsere Jungs nach Hause! #

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Bericht | Text und Fotos: Michael Heß

Der ewige UnfallschwerpunktMit dem Kreisel muss man leben lernen

Endloses Stop-and-go, Blinken, Gesti-kulieren und Hupen, kreuzende Passan-ten und Radler, ein dichter Schilderwald – am Ludgerikreisel verzweifelte schon mancher Fahrschüler. Den städtischen Verkehrsplanern dürfte es ähnlich ge-hen, stehen die teuren Umbauten der letzten fünf Jahre doch in permanenter Kritik. ~-Autor Michael Heß be-schäftigt sich seit zwölf Jahren intensiv mit dem Kreisel und erläutert die Ursa-chen der unbefriedigenden Situation.

Unbestritten gehört der Ludgerikreisel zu den liebsten Plätzen der Münstera-ner. Er ist in seiner Anlage einmalig, er atmet Atmosphäre und stiftet Heimatge-fühl und war vor sechs Jahren sogar für das Ende einer absoluten Ratsmehrheit mitverantwortlich. Der Name des Platzes zwischen Stadthaus II und Promenade erinnert an den Stadtgründer Li-udger. Auf der Promenadenseite stand während der Jahrhunder-te bis 1785 zudem das Liudgertor unweit der heutigen Ludgerikir-che. Im Zuge der Schleifung der Mauern nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) wurde der Torturm abgetragen und hundert Jahre später endgültig in eine Grünanlage umgewandelt. Die Anlage des Kreisverkehrs erfolgte erst 1936, auf älteren Fotos des Areals sieht man eine imposante Kreuzung und ein solides Hotel, wo heute das Stadthaus II steht. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg teilten Straßenbahngeleise das Rondell, erst seit etwa 50 Jahren zeigt es sich in heutiger Gestalt. Beim genauen Hinsehen zeigen es die noch jungen Bäume. Von anderem Kaliber sind schon drei als Na-turdenkmäler geschützte Bäume auf dem Areal. Wechselhaft ist auch die Geschich-te der „Magd mit Stier“ und des „Knecht mit Pferd“. Ursprünglich 1912 aufgestellt, verschwanden beide Figuren in den 50er Jahren und fanden erst zur Skulpturen-ausstellung 1987 an ihren alten Ort zu-

rück. Damals wie heute nicht ohne hitzi-ge Diskussion.

_Davon können die städtischen Ver-kehrsplaner ein eigenes Lied singen. In der endlosen Debatte der letzten Jahre verwiesen sie immer wieder auf die Ein-zigartigkeit des Platzes. Einmalig sei die Zweispurigkeit bei sechs Einmündungen und Zebrastreifen, hieß es plausibel. Dennoch geht es noch komplizierter. In Hamburg und Berlin gibt es Kreisel mit umlaufendem Radweg, in die direkt Au-tobahnen münden (A 8 und A 24). Mehr noch, es gibt in Hamburg-Rothenbaum einen Kreisverkehr mit allen Merkmalen des Münsteraner Exemplars und Park-buchten samt innenliegenden Ein- und Ausfahrten sowie Zugängen zur U-Bahn. Komplizierter geht es kaum und doch ist

der Hamburger Stern kein Unfallschwer-punkt. Die bauliche Gestaltung allein kann nicht der entscheidende Faktor sein.

_Das Verkehrsaufkommen ist entschei-dend und das ist beträchtlich. Täglich nutzen etwa 38.000 Kfz sowie 12.000 Radler den Kreisel, die Zahlen schwan-ken je nach Zählung geringfügig. Damit sind Probleme vorprogrammiert und die Straßenlage tut ein Übriges. Sechs Stra-

ßen münden in den Kreisel ein. Vier der sechs Straßen gelten als innerstädtische Hauptverkehrswege, die Hammer Straße und die Moltkestraße sind zudem Teil der Bundesstraße 54. In der Folge vermisst man kaum ein Kfz im Kreisel: Brummis und Busse aller Art, Kräder, Mofas und Trikes und natürlich jede Menge PKW. Es knubbelt sich Tag für Tag.

_Warum ist das so ist, verrät der wahl-weise Blick in Google Earth oder den Stadtplan. Auffällig sind die Straßenrin-ge um die Altstadt herum. Ausgerechnet im großen Ring (gebildet aus den Stra-ßen mit -ring“ im Namen) fehlt aber das Stück zwischen Kolde- und Hansaring. Deshalb müssen die Kraftfahrer über die Weseler Straße, Moltkestraße und Hafen-straße zum Hansaring fahren und damit

zwangsläufig über den Ludgeri-kreisel.

_Letztlich ist er für die Steuerung der innerstädtischen Verkehrsströ-me unersetzlich. Verantwortlich für die Situation ist wieder ein-mal eine Bürgerinitiative. Näm-lich jene, die in den 70er Jahren genau diesen bereits projektierten Lückenschluss durchs Südviertel verhinderte und damit den noch jungen Südpark rettete, der sei-nerseits erst ein Dutzend Jahre zu-vor an der Stelle eines riesigen Kfz-Depots angelegt wurde. Neu ist er also wirklich nicht, der Kampf des

Grünen gegen graubraunen Asphalt und es gehört unbestritten zu Münsters lie-benswerten Zügen, dass das Grün in die-sem Fight immer wieder punktet.

_Andererseits macht das hohe Verkehrs-aufkommen den Platz zu dem Unfall-schwerpunkt in Münster. Wegen der ver-gleichsweise niedrigen Geschwindigkeit der Nutzer sind tödliche Unfälle zwar selten. Debatten um die Gestaltung des Kreisels kochen aber nach schwereren

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Unfällen immer wieder hoch. Als eine radfahrende Mutter im April 2004 unter einem ortsfremden Truck tödlich verun-glückte, war es wieder soweit. Die Dis-kussion drehte sich besonders um die Sicherheit der Radfahrer, wobei Politik und Stadtverwaltung einen erstaunlichen Aufwand betrieben. Ein interfraktioneller Arbeitskreis wurde gebildet, ein öffent-liches Kolloquium im Mai 2005 durchge-führt. Bürger, Politiker und Verkehrspla-ner ziehen an einem Strick - sollte wohl die Botschaft sein. Tatsächlich kam es zu baulichen Umgestaltungen in den Ein-fahrbereichen. So wurden dort Radwege auf die Straßen geführt, um die Kraft-fahrer zu höherer Aufmerksamkeit ge-genüber Radlern zu zwingen. Schwellen trennten zusätzlich die toten Bereiche zwischen den Einmündungen von den Fahrspuren ab. Bevor es zum absehba-ren Unfall kommen konnte (zum Beispiel nachts), verschwanden letztere aber nach wenigen Wochen wieder. Unterm Strich überzeugten die Ergebnisse nicht.

_Die nächste Runde startete deshalb im Winter 2008, befördert durch ein öffent-liches Hearing der CDU im Stadthaus II. „Alles teure Herumgebaue ist doch nur Verschlimmbesserung“, formulierte ein anwesender Bürger kritisch. Die Politik nickte wissend und machte doch weiter. Denn nun sollte es endlich der richtig gro-ße Wurf werden, millionenteuer und mit wirklichen Innovationen. Der Umbau fand im Sommer 2008 statt, seitdem gibt es die Riffelflächen und Stoppschilder und eini-ges andere mehr. Anderthalb Jahre später steht fest: Gebracht hat es wieder nichts. Im Gegenteil, die Unfallzahlen sind erneut gestiegen. Gab es 2003 „nur“ 98 Unfälle, stieg die Zahl nach dem vorletzten Um-bau auf 115. Im Folgejahr sank sie auf 105 Unfälle, um 2009 mit 156 einen Rekord zu markieren. Aber es kommt noch schlim-mer, ist die Unfallzahl im Vergleichzeit-raum für 2010 doch um nochmals 35 Pro-zent gestiegen. Zwar knallt es wegen der

nun noch niedrigeren Geschwindigkeiten zumeist nur glimpflich. Ambulante Ver-arztungen und Blechschäden sind jedoch ärgerlich genug. Und nicht immer bleibt es dabei, wie der vorläufig letzte schwe-re Unfall am 26. April zeigt. Wieder war ein ortsfremder Truck beteiligt und wieder stiftete der tote Winkel Unheil.

_Auf welche Weise die Beschilderung zur Unübersichtlichkeit beiträgt ist eigene Überlegungen wert. Ortsfremde dürften verzweifeln angesichts der Schilderflut im Areal. Etwa 90 Regelungszeichen aller Größen, Formen und Farben sind im Mai 2010 zu beachten: als stehendes Schild oder als Bodenmarkierung oder als Pik-togramm. Die Tafeln mit den Straßenna-men sind noch nicht einmal mitgezählt. Der Schilderwald sieht beeindruckend aus und dürfte verunsichernd wirken. Bis auf die Heimischen, die sich ohnehin nicht an die Beschilderung halten. Besonders die Stoppschilder werden mit Ignoranz ge-straft, konterkarieren sie doch den Sinn eines Kreisverkehrs. Nein, zufrieden ist wohl keiner der Beteiligten mit den teu-ren Ergebnissen der jahrelangen Umbau-ten. Was also wäre zu tun?

_Seit Jahren steht ein Vorschlag im Raum, der unter allen Lösungen noch die am wenigsten bedenkliche ist: der umlau-fende Radweg, konsequent abgetrennt von den Fahrspuren. Ein Rundweg um das Rondell herum. Mit eigenen Über-führungen in den Einmündungen ähnlich der vorhandenen Zebrastreifen. Im Herbst 2005 stellte die kleine UWG einen fundiert ausgearbeiteten Vorschlag in der Lokal-presse vor, in den Erkenntnisse deutscher und niederländischer Kommunen ein-flossen. Nur es war die falsche Partei und so blieb der Vorschlag in den parlamen-tarischen Gremien stecken. Mittels einer inhaltlichen Kritik der Verkehrsplaner, die sich auf den Standpunkt stellten, ein solcher Weg würde von Radlern in beiden Richtungen benutzt. Radfahrer von rechts

und links würden die Kraftfahrer an den Kreuzungspunkten überfordern und es käme zu noch mehr Unfällen. Damit war der Vorschlag in den politischen Gremien erledigt, nicht aber in der Bürgerschaft, die diese Lösung auf den Leserbriefseiten immer wieder thematisiert.

_Andererseits spiegelt sich dort die Brei-te der Meinungen wieder. Zu viele Leser fühlen sich als Fachleute, denn wer wie auch immer den Kreisel nutzt, darf schon deshalb mitreden. Von Ordnungsfeti-schismus bis zu Sarkasmus ist jedenfalls alles vertreten. „Eine Stoppschildkont-rolle ist hier schon lange überfällig“ ver-sus „gruselt das noch mehr als früher, da durchzufahren“ lauten die Wertungen der unbefriedigenden Ergebnisse. Ge-nau diese unreflektierte Simplifizierung macht es den städtischen Verkehrspla-nern um Stephan Böhme so schwer. Ein-geklemmt zwischen Volkes fachmänni-scher Stimme à la „Fahrradgarage unterm Kreisverkehr“ und dem tief verwurzelten Glauben der Lokalpolitik, eine bestimmte Summe Geldes löse noch jedes Problem, geben sie in den Medien die Prügelkna-ben ab. Immer wieder konfrontiert mit verbaler Unfairness. Die Erkenntnis, dass es für ein Gebilde wie den Ludgeriplatz nicht „die“ Lösung gibt, wäre ein echter Ansatz zum Ausstieg aus dem Hamsterrad der ewig gleichen Argumente.

_Prävention und Verkehrserziehung in Kitas und Schulen versprechen auf län-gere Sicht bessere Ergebnisse als jeder Umbau und doch können sie weitere schwere Unfälle niemals ausschließen. Wo Geld nicht hilft und Vergleichbares nicht existiert, bleibt nur eines: Mit den Potenzialen und Unzulänglichkeiten des Platzes leben zu lernen. Dies auch des-halb, weil die jüngere Geschichte des Kreisels nur eine zeitlose Lebensweisheit unterstreicht: Viel hilft eben nicht immer viel. #

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Bericht | Text: Lisa Haalck | Foto: Berliner Tafel e.V.

Kinderkochkurse im Doppeldecker,,KIMBA“ macht die Schüler froh und die Lehrer ebenso!

Der mobile Kinder- und Jugendimbiss der Berliner Tafel dreht seit dem 19. Ap-ril seine Runden in Berlin. Lisa Haalck war für ~ bei der Einweihung des Busses an der Charlotte-Salomon-Grundschule in Berlin Kreuzberg und hat den Nachwuchsköchen über die Schulter geschaut.

Es rollt ein großer Doppeldecker durch Berlin - nichts Ungewöhnliches bei den Hunderten von Stadt-und Touristenbus-sen, die sich täglich durch den dich-ten Verkehr bewegen. Doch dieser Bus ist anders: quietschgelb, lustig bemalt, eine rollende Villa Kunter-bunt. Ein Bus, der es in sich hat, im wahrsten Sinne des Wortes: Induktionsherd, Spülbecken, Kühlschrank, Backofen, Tische, Hocker, Sitzkissen, Bänke, Erste-Hilfe-Koffer und Feuerlö-scher, Geschirr und Besteck für eine ganze Rasselbande. Alles vorhanden im KIMBA, dem KinderImbissAktiv der Berliner Tafel.

_Das von der Berliner Tafel e.V. und anderen kreati-ven Köpfen initiierte Pro-jekt trifft auf euphorische Gegenliebe. Zumindest bei den Schülern der Charlotte-Salomon-Grundschule in Berlin Kreuz-berg, wo der Bus auf dem Schulhof heute eingeweiht wird. 20 Kinder schnibbeln mit Feuereifer Zwiebeln, Tomaten, Äp-fel und Bananen. Konrad hält ratlos ein paar grüne Blättchen in die Höhe, die er zerhacken soll, daneben steht Linus, der mit dem ovalen, violetten Gewächs gar nichts anzufangen weiß: ,,Kann man das essen?“ ,,Ist das Obst oder Gemü-se?“ ,,Wozu nützen die Kerne?“ ,,Warum muss ich von Zwiebeln weinen?“ Lautes Stimmengewirr, Töpfeklappern, auf dem Campingkocher brodeln die Nudeln, die Zwiebeln zischen im Öl, lautes Gelächter,

20 Heinzelmännchen in blauen Schürzen wuseln durch den Bus. Ralf Stegmann, Koch und mehrfacher Familienvater, kümmert sich um die Anleitung der vege-tarischen Bolognesesoße, ehrenamtliche Mitarbeiter übernehmen das Komman-do für den Obstsalat. Ina hat sich in den Finger geschnitten, das Pflaster ist nicht weit und nichts tut ihrer Euphorie einen Abbruch: ,,Das ist mir schon mal passiert. Manchmal helfe ich Papa nämlich in der Küche.“ Damit ist Ina allerdings eine Aus-nahme. ,,Die meisten Kinder wissen zum Teil gar nicht, dass es mehr als zwei Obst-

sorten gibt, können weder Namen noch Geschmack zu ordnen“, so Petra-Maria Gros-Frihs, Geschäftsführerin der Berli-ner Tafel. Das möchte das KIMBA ändern. Der Bus fährt Schulen im ganzen Berliner Stadtgebiet an. Die mobilen Kochkurse erreichen die Kinder genau dort, wo sie sind: in Schulen und Freizeiteinrichtun-gen. Das Angebot richtet sich an alle Kin-der, unabhängig vom Geldbeutel.

_Unter professioneller Leitung wird ge-kocht und gebacken, die Kinder sollen lernen, sich einfache, gesunde und güns-tige Snacks zuzubereiten, sie entdecken

die Vielfältigkeit der gesunden Ernährung und üben obendrein noch den richtigen Umgang mit Haushaltsgeräten. Im Vor-dergrund steht dabei immer der Spaß am Selbermachen.

_In Rücksprache mit den Schülern wird vorher ein Gericht ausgesucht, am Tag selbst werden die Zubereitung, Grund-sätzliches zur Hygiene und der Umgang mit den Geräten erklärt. Nach zwei Stun-den getaner Arbeit können die Nach-wuchsköche dann im Obergeschoss des Busses gemeinsam essen. Am Schluss er-

hält jeder das Rezept mit vielen nützlichen Tipps, die beim Kochen helfen können.

_Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen, doch das Interesse am KIMBA ist groß. Bis Ende Juni ist der Bus bereits ausgebucht. Das zeigt deutlich den Bedarf einer Ernährungserziehung, denn immer mehr Kinder sind nachmittags auf sich alleine gestellt, greifen dann zum Cheeseburger oder zu den Fertigravioli.

_Den Bus hat die Berliner Tafel übrigens für einen symbolischen Euro von der BVG (Berliner-Verkehrsbe-triebe) erworben, die Inneneinrichtung stammt von Dr. Florentine Sack. Der Umbau des Busses ist Ergebnis der ,,96 Stunden“-Aktion des rbb (Radio Berlin-Brandenburg). Die Zutaten für die Ge-richte sind Spenden, unterstützt wird die Arbeit von tatkräftigen Ehrenamtlichen. #

Mehr zur Berliner Tafel: www.berliner-tafel.de

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Bericht | Text: Fräulein Nina

„Immer im Interesse des Baumes“, so lautet die Devise des selbstständigen Baumkletterers Sander Dros aus Dort-mund. Zu dem Natur verbundenen Be-ruf ist er gekommen, nachdem er lange Jahre im Gartenlandschaftsbau tätig war. In Kombination mit seiner Leidenschaft für den Klettersport, inspiriert durch die Teilnahme als Besucher bei der Baum-klettermeisterschaft in Bad Nauheim, kam ihm die Idee, den Job des Baum-kletterers zu ergreifen. „Um diese Arbeit zu machen, kann man keine Ausbil-dung durchlaufen“, erklärt Sander Dros die vielen verschiedenen Fähigkeiten, die man mitbringen muss, um sich mit Seilen und Ankerpunkten in den Bäu-men bis in die Krone hinaufzuziehen. Die entsprechende körperliche Fitness in Kombination mit einer hohen Konzen-trationsfähigkeit ist da ebenso wichtig wie Kenntnisse über Baumwuchs und die vielen verschiedenen Baumarten. Im Jahr 2000 legte Sander Dros nach dreihundert Unterrichtsstunden die so genannte Prü-fung in „Seil unterstützter Klettertech-nik“ ab, die ihn zum Baumkletterer qua-lifiziert. „Meine Arbeit ist eigentlich der eines Gärtners sehr ähnlich“ erklärt er. Nur dass er sich nicht um Blumen, son-dern um Bäume kümmert.

_Bei seiner Tätigkeit muss er gut mit seinen Kräften haushalten und seinen Körper schützen und darauf achten, sich nicht zu überlasten. Er trägt eine Schnitt-schutzhose, einen Hör- und Gesichts-schutz und entsprechend stabile Schuhe, wenn er mit der Hand- oder Motorsäge in den Baum klettert. Dabei sichert ihn ein Seil, das durch einen so genannten Wurfsack in der Baumkrone verankert wird. „Aber eine Motorsäge - das ist schon eine Waffe - da muss man schon sehr genau wissen, wie man damit um-zugehen hat“, sagt er. Ein einziges Mal ist ihm die Motorsäge auf sein „bekleide-tes Bein“ abgerutscht , das gab immer-hin einen ziemlich großen blauen Fleck. Kleinere Augenverletzungen oder rissige Hände gehören zum Job dazu, „das ist nicht weiter tragisch.“

_Bei bestimmten Wetterlagen arbeitet Sander Dros nicht, um die Gefahren bei seinem Einsatz zu minimieren. „Irgend-wann kannst du die Wolken lesen und weißt, wie das Wetter wird oder wann es umschlägt“, sagt er. Aber er ist ei-gentlich zu allen vier Jahreszeiten in den Bäumen. Einsatzort sind viele Städte und Gemeinden des Ruhrgebiets. In jeder gilt eine eigene Baumschutzsatzung, die er kennen und an die er sich halten muss. Hauptsächlich kümmert er sich um die Verkehrssicherung durch den Baumbe-schnitt. Manchmal wird Sander Dros auch mit der Pflege von Denkmalbäumen be-auftragt.

_Da wird gesägt, geschnitten und der Baum von toten Ästen befreit. Per Fla-schenzug seilt er die Hölzer dann ab. Wenn es regnet, dauert seine Arbeit län-ger als im Sommer bei strahlend blauem Himmel. Bis zu sechs Stunden, aber nicht darüber hinaus, darf ein Baumkletterer am Tag arbeiten. Dabei hat Sander Dros ab und zu auch mal Zuschauer, häufig auch unliebsame. „Manche sind begeis-tert wegen der Akrobatik und des Gefah-renpotentials. Das spricht die Sensations-lust an. Oft kassiere ich aber auch diverse Kommentare zu meinem Vorgehen, so nach dem Motto: Da müssen Sie noch ein bisschen schneiden und da auch!“ Doch von solchen Sprüchen lässt er sich nicht mehr ablenken. „Mir ist aufgefallen, dass viele Menschen Bäume gar nicht mö-gen.“ Er ärgert sich über jene, die immer wieder behaupten, dass Bäume nur Ärger bringen - Dreck machen und durch ihre Wurzeln den Straßenasphalt aufreißen. Sander Dros liebt seinen Job. Aber manchmal muss er auch den „Henker spielen“ und alte oder kranke Bäume fällen. Er schätzt, dass er seinen Job als Baumkletterer höchstens zwanzig Jah-re lang ausüben kann. Kondition und Konzentrationsfähigkeit schwinden mit zunehmendem Alter und „da muss man dann aufhören, bevor die Kräfte nachlas-sen.“ Aber noch hat der junge Mann noch viele Jahre vor sich, die er seinem leiden-schaftlichen Beruf nachgehen kann. „Oft muss ich bis zu einem Drittel vom Geäst wegnehmen.“ Sander Dros geht dann so vor, dass man trotzdem kaum sehen kann, dass Äste gestutzt wurden. „Mir ist es wichtig, dass es den Bäumen gut geht und dass sie gut aussehen“, sagt er zu-frieden und lächelt dabei. #

Der Baumkletterer„Ich habe mich für das Tastbare, für die Natur entschieden.“

Sander Dros ist immer ganz weit oben im Baumwipfel. Auf oft in Hinterhöfen ge-legenen Bäumen klettert er herum, um sie zu pflegen und sie von toten Ästen zu befreien. Er arbeitet mit Hand- und Kettensäge an Stellen, an die man mit einem Hubwagen nicht herankommt. Fräulein Nina berichtet über den jungen Mann und seine ungewöhnliche Tätig-keit draußen.

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Bericht | Text und Fotos: Annika Waymann

Yazid – ein Straßenjunge in Uganda„Wenn man auf der Straße schläft, träumt man nicht“

Yazid (23) unterscheidet sich nicht groß von seinen ugandischen Altersgenossen. Er trägt ein grünes T-Shirt und eine bei-gefarbene Jeans über seinem durchtrai-nierten Körper. Seine krausen schwar-zen Haare sind kurz geschoren. Wie alle ugandischen Männer interessiert er sich für die Premier-League. Er spielt selber Fußball und ist ein Fan von Manchester United. Doch im Gegensatz zu seinen Altersgenossen ist Yazid auf der Straße aufgewachsen. Annika Waymann er-zählt seine Geschichte.

Seine Unterarme zieren tiefe Narben von einem Zusammenstoß mit Polizisten. Wir sitzen in einem kleinen Hinterhof in Jinja, einer etwa hunderttausend Ein-wohner zählenden Stadt am Westufer des Viktoriasees. Der Hinterhof gehört zu einer niederländischen Organisation namens Ado-lescent Development Sup-port Network, deren Ziel es ist, jugendlichen Straßen-kindern und ehemaligen Straßenkindern zu helfen, ihre Situation zu verbes-sern und sie eines Tages dazu zu befähigen, ihr Le-ben selbst in die Hand zu nehmen. Um uns herum tummeln sich etwa zehn Jungen zwischen 15 und 20 Jahren. Einer schläft auf einem Balken, der quer unter einem Tisch liegt, ein anderer bedruckt T-Shirts und wieder andere waschen ihre Kleidung. Als Yazid anfängt zu erzählen, gesellen sich nach und nach immer mehr von ihnen zu uns. Seine Geschichte beginnt in Ugandas Hauptstadt Kampala.

_„Ich wohnte mit meiner Stiefmutter und ihren Kindern in Kampala. Sie ließ mich immer alle Arbeit machen. Zum Beispiel musste ich manchmal zwölf Kanister Wasser am Tag holen. Wenn ich nicht tat,

was sie wollte, bestrafte sie mich. Also entschied ich mich wegzulaufen, als ich vier Jahre alt war. Zu dieser Zeit hörte ich Gerüchte, dass meine Mutter in Bus-sia wäre. Ich wollte sie finden, aber ich hatte kein Geld, um dort hinzufahren. Zum Glück brachten mir ältere Straßen-kinder bei, wie man auf der Straße über-lebt. Straßenkinder denken nur an eine Sache, wie sie an Geld kommen können. Sie benutzen die kleineren Kinder, um in Häuser einzubrechen. Um etwas Geld zu verdienen, sammelte ich außerdem Metall, Kanister, Plastik und leere Fla-schen. Für ein Kilo Plastik bekam man 400 Schilling. Am Tag konnte ich so bis zu 3000 (ein Euro) Schilling verdienen. Da-für kaufte ich Essen und Kleidung. Ich aß jeden Tag Poscho (Maisbrei) und Bohnen,

weil es das billigste Essen ist. Ein Teller kostete 500 Schilling. Für den Rest kaufte ich Drogen. Wenn man einmal ein Stra-ßenkind ist, muss man Drogen nehmen. Wir schnüffelten Benzin statt eine Decke zu benutzen. Ich schlief in einem Ghetto. Wir hatten viel Rumgeschubse dort. Ältere Straßenkinder konnten kommen und dir befehlen, deine Schuhe auszuziehen und ihnen zu geben. Um uns zu schützen, be-

wegten wir uns nur in Gruppen. Als ich acht war, wurde ich von der Polizei ge-schnappt und eingesperrt. Sie wollen die Kinder nicht auf den Straßen. Wir hat-ten, was sie schlechte Angewohnheiten nennen, wie stehlen. Wenn sie dich auf der Straße schlafend finden, verprügeln sie dich, schicken dich nach Hause oder verhaften dich. Wenn man auf der Straße schläft, träumt man nicht. Man hat sei-ne Ohren immer draußen. Man kann für etwa eine Minute schlafen, dann wacht man auf, dann schläft man wieder eine Minute, dann wacht man wieder auf. Das geht immer so weiter. Man muss im-mer bereit sein. Zur Weihnachtszeit ist es sogar noch schlimmer, weil sie wollen, dass die Stadt schön ist für die Touristen. Normalerweise nehmen sie nur die Jun-

gen. Mädchen haben vie-le Chancen. Sie schicken die Mädchen nach Hause. Wenn sie älter sind - viel-leicht 16 oder 17 -, kann jemand kommen und sa-gen, ich werde für deine Ausbildung bezahlen, da-nach wirst du meine Frau.

_Mein Leben im Heim war gut. Sie misshandelten keine Kinder und wir be-kamen genug zu essen. Wenn wir krank waren, haben sie sich um uns gekümmert. Das Heim ge-hörte der Frau des Präsi-denten. Sie wollte Leuten wie Straßenkindern ein

gutes Leben zeigen. Wenn du zum Bei-spiel nicht wusstest, wie du dich ändern solltest, konnten sie dich zwingen, dich zu ändern. Die Frau des Präsidenten ist ein guter Mensch, weil sie dir gibt, was immer du brauchst. Sie kam immer an großen Tagen wie Weihnachten und gab uns Kleidung. Es war ein gutes Leben. Sie brachten uns Fußball spielen und schrei-ben bei. Nur ihren Regeln zu folgen,

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war schwierig. Wenn einer einen Feh-ler machte, wurden alle bestraft. Wenn ein Junge mit einem anderen kämpfte, konnten wir alle 200 Hiebe bekommen.

Eines Tages hauten wir zusammen mit vielen Jungs ab. Nachdem wir eine län-gere Zeit dort gelebt hatten, fingen sie an, uns zu vertrauen. Sie ließen uns ge-hen, wohin wir wollten. Wenn sie dich beim Abhauen erwischten, konnten sie dich einfrieren. Sie steckten dich für eine halbe Minute bis zu einer halben Stun-de in einen kleinen Raum mit Eis. Nach meiner Flucht ging ich wieder nach Kam-pala. Dort fand mich mein Vater und brachte mich zurück nach Hause. Wieder war mein Leben nicht gut. Meine Stief-mutter bevorzugte ihre eigenen Kinder. Ich musste ihre Arbeit machen und ihre Sachen waschen. Wenn mein Vater über die Wochenenden nach Hause kam, tat sie so, als ob sie mich gut behandeln würde. Nachdem er zurück zu seinem Ge-schäft musste, wechselte sie ihr Gesicht. Mein Vater glaubte mir nicht. Ich musste wieder wegrennen. Zurück auf der Stra-ße fand ich einen Mann, der mir einen Schlafplatz und etwas zu essen gab. Er kaufte Plastik und verkaufte es einer Fabrik, die daraus Eimer herstellte. Ich schrieb für ihn die Reporte. Dann brach sein Geschäft zusammen und Kampa-la wurde schlimmer, also ging ich nach Jinja. Ich überlebte wieder, in dem ich Plastik sammelte. Ich schlief im Busch. Wenn die Soldaten von der „Local defen-se Unity“ zu viel wurden, mussten wir in die Bäume flüchten. Manchmal schlief ich sogar in einem Müllcontainer. Aber nach einiger Zeit, wurden die Soldaten schlau und benutzen ihre Gewehre, um nach uns in dem Müll zu suchen. 2006 kam Königin Elisabeth nach Uganda, also mussten sie Bettler und Straßenkinder aus der Stadt verjagen. Zu der Zeit wurde ich geschnappt und wegen Kleinigkeiten zum Gericht gebracht, aber man lies mich wieder frei.

_Als ich 18 war, kam ich zum ADSN. Sie mieten einen Raum für mich, geben mir Essen und bringen mir bei, wie ich mein eigenes Geld verdienen kann. Ich bin ein Spezialist im LKW beladen, Matoo-ke (Kochbananen) und Zement tragen. Mein Traum ist es ein Geschäftsmann zu werden wie mein Vater und eine Familie zu gründen. Ich möchte nicht mehr als eine Frau haben und nur vier Kinder, so dass ich mich um sie kümmern kann. Ich wünsche mir eine gebildete Frau, die mir beibringen kann, was ich nicht weiß. Das Problem ist, dass du aufwächst ohne zu wissen, was eine Frau ist, wenn du auf der Straße lebst. Kein Mädchen will einen Typen, der kein Geld hat. Da sind diese Geschäftsfrauen, die vorgeben zu helfen, aber danach benutzen sie dich. Wenn ich ein Mädchen treffe, bin ich zu schüch-tern, um sie anzusprechen.“

_Mit diesen Worten beendet Yazid sei-ne Geschichte. Auf Nachfrage beginnen auch andere zu erzählen. Viele von ih-nen hatten nie wie Yazid die Möglichkeit, Englisch zu lernen. Sie sprechen nur eine oder mehrere der etlichen ugandischen Stammessprachen. Manche von ihnen wollen gar nicht über ihre Vergangen-heit reden. Die Erinnerungen wiegen zu

schwer. Aber der Rest wirkt lebensfroh und gesprächig. Ihre Geschichten ähneln der von Yazid. Es ist keiner unter ihnen, der nicht längere Zeit im Gefängnis gewe-sen wäre. Längere Zeit, damit meinen sie mehrere Jahre. Im Gefängnis mussten die Jungen auf dem nackten Boden schlafen und harte körperliche Arbeit verrichten. Zu Essen bekamen sie nur einmal am Tag: Poscho mit Bohnen oder Suppe. Trotz al-lem, was ihnen widerfahren ist, sind sie alle gläubig. „Gott hat mir geholfen, aus dem Gefängnis zu fliehen“, sagt einer von ihnen. Zwischendurch kommt „Uncle Paul“ vorbei und stellt einen großen Kar-ton mit kleinen Päckchen Pfirsichmarme-lade auf den Tisch, die die Jungen glück-lich auslecken. „Uncle Paul“ ist ein etwa fünfzigjähriger Holländer. Mit seiner Glatze und seinem ärmellosen Shirt wirkt er etwas verschroben. Seine lockere et-was sarkastische Art scheint genau richtig im Umgang mit diesen Jungen zu sein. Er ist Künstler und animiert die Jungen auch dazu ihre Kreativität auszuleben. Die Wände eines Raumes zieren Zeichnungen und Zukunftswünsche der Jungen. Vie-le von ihnen wollen „Geschäftsmänner“ werden, alle wollen später eine Familie gründen. Ihre Kindern sollen einmal ein besseres Leben haben. #

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Bericht | Text und Foto: Henning Baxmann | Karikaturen: Ernst Kassenbrock

Karikatur als SelbstschutzMünsteraner Zeichner Ernst Kassenbrock im Gespräch

Ernst Kassenbrock ist Maler und Zeichner und insbesondere als Karikaturist im-mer wieder öffentlich zu sehen. In den Siebzigern war er Teil der Künstlergrup-pe AgitGraf, die stark in die damalige Studentenbewegung eingebunden war. Zuletzt stellte er in der Kulturkneipe Frauenstraße 24 aus, Henning Baxmann hat sich dort mit dem Autodidakten un-terhalten.

~: Ist ein Ausstellungsort wie die Frauenstraße 24 für dich ungewöhnlich? Denn sonst hast du für den LWL oder die Stadt Osnabrück ausgestellt.

Kassenbrock: Frauenstraße 24 ist im Mo-ment mein Hauptausstellungsort. Denn ich selbst bin alter Hausbesetzer und habe im Haus gewohnt. Da es diese Kul-turkneipe gibt, ist es für mich selbstver-ständlich, immer mal wieder auch hier auszustellen. Da sich Karikaturen im Gegensatz zu anderen Kunstformen von selbst erklären und somit relativ schnell verstanden werden, ist das in einer Knei-pe auch recht gut zu machen.

~: Das Zeichnen hast du dir völlig selbständig beigebracht?

Kassenbrock: Genau. Angefangen hat das im langweiligen Mathe-Unterricht, den ich mit Zeichnen ausgefüllt habe. Was früher eher so sporadisch war, ist mit der Zeit ist aber dauerhaft und ein bisschen politischer geworden. ~: Wie war das in den Siebzigern als Künstler im Gegensatz zu heute?

Kassenbrock: Als Ende der Siebziger, An-fang der Achtziger die heiße Phase in der Frauenstraße lief, war das Zeichnen Mittel zum Zweck, um Flugblätter aufzu-peppen. In der Graphik-Gruppe AgitGraf haben wir Transparente für die Studen-tendemos designt, damit die ein wenig netter aussahen.

~: Wer war denn bei AgitGraf mit dabei?

Kassenbrock: Hauptsächlich Studenten der Fachbereiche Design und Sozialwesen haben diesen eher lockeren Verbund ge-bildet. In einem Hinterraum hier in der Frauenstraße 24 haben wir unsere Trans-parente entworfen.

~: Ich habe von einem Positions-Papier für die EXPO in Hannover gelesen, das du gestaltet hast. Was war das genau? Kassenbrock: Da ging es um den verant-wortungslosen Umgang mit Ressourcen auf dieser Welt. Es war quasi ein Öko-Papier. Da habe ich natürlich sofort die Chance ergriffen, die Zeichnungen dazu zu machen. Eine Mischung aus Zeich-nungen und Illustrationen, die sich auf den Text bezogen. Das war eine optimale Gelegenheit ein breites Publikum anzu-sprechen.

~: Und deine Arbeit mit dem LWL, was war das genau?

Kassenbrock: Für den LWL gab es eine ganze Zeit lang eine Jugendhilfezeit-schrift. Diese Zeitschrift habe ich immer mit einer oder zwei Karikaturen verse-hen. Die haben das nur eingestellt, weil ihnen alles, was sie nicht selber machten, irgendwann zu teuer wurde. Und ich hat-te keinen Bock, mich da so zu sagen aus-beuten zu lassen und auf lau dafür was zu machen, ohne dass sie wirklich meine Unterstützung brauchten. ~: Das Gefühl hatte ich auch. Es machen viele kostenlos auch durchaus hochwertige Sachen für Institutionen wie den LWL.

Kassenbrock: Man kennt das ja mittler-weile auch von Designern. Man wird in bestimmte Positionen gedrängt, wo ein-fach erwartet wird, dass man auf lau für

die arbeitet. Ich find’s völlig Scheiße, denn Künstler müssen auch leben. Ich bin zwar berufstätig und mache das alles nebenbei. Aber ich kann es einfach nicht leiden. ~: Gibt es denn heute im Vergleich zu früher mehr oder weniger Chancen für künstlerische Tätigkeiten mit politischem Engagement.

Kassenbrock: Naja, durch die neuen Me-dien gibt es schon viel mehr Möglichkei-ten, Arbeiten zu publizieren als früher.

~: Aber ob das dann beachtet wird, ist dann doch immer noch die Frage. Kassenbrock: Das Entscheidende ist na-türlich immer, wie politisch die Aussage ist, die man trifft. Bei der Karikatur ist es im Grunde wie beim Kabarett. Es gibt Sachen, die sind massenkompatibel, die könnte man jetzt auch in den Westfäli-schen Nachrichten veröffentlichen und auch ein „FDPler“ würde sich das ohne Probleme anschauen. Je konkreter aber die politische Kritik ist, desto geringer ist die Chance, dass sie auch Verbreitung findet. Ist ja klar, man eckt dann stärker an.

~: Du beziehst also stark Stellung. Kassenbrock: Klar! Wenn die Leute das nicht toll finden, was ich es ihnen in-haltlich vorgebe, dann sage ich: „Lasst es eben sein!“ Dann soll es mir egal sein. So habe ich es immer gehalten.

~: Hat deine künstlerische Arbeit viel mit deinem Beruf zu tun?

Kassenbrock: Inhaltlich teilweise. Ich habe einige Karikaturen über alte Men-schen gemacht, denn ich arbeite in ei-nem Altenheim. Da bekomme ich dann natürlich direkt mit, wie die Gesellschaft sich vorstellt, wie man mit alten Men-

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schen umgehen soll, sie nämlich einfach als Kostenfaktoren zu betrachten, die ansonsten nur stören, weil sie ja nicht mehr produktiv sind. Es ist ja so, dass das in unserer Gesellschaft wohl das Haupt-kriterium ist.

~: Der Wiedererkennungswert der Politiker, die du zeichnest, ist recht groß.

Kassenbrock: Das ist aber auch rela-tiv einfach. Deren Pfannen sieht man ja jeden Tag. Angefangen habe ich damals mit Franz Joseph Strauß, Altkanzler Kohl war auch immer ein dankbares Objekt.

~: Die Birnenform! Kassenbrock: Ja, genau. Und jetzt der Westerwelle, der sieht irgendwie so eckig aus, den kann man auch recht leicht zeichnen.

~: Schauen wir uns mal deine Ar-beiten an.

Kassenbrock: Hier habe ich den Obama dargestellt, wie er den Friedensnobel-preis bekommt und ich fand das schon obszön. Jemand der zwei Tage vorher vor dem amerikanischen Parlament gesagt hat, er will jetzt die Zahl der Soldaten im Einsatz erheblich erhöhen, dann diesen Preis dafür bekommt.

~: Du bist ja schon so’n Fan der Frankfurter Schule, oder?

Kassenbrock: Neue Frankfurter Schule. Die, die bei der Pardon gearbeitet und hinterher die Titanik gegründet haben, sind im Prinzip als Neue Frankfurter Schule bezeichnet worden. ~: Aber doch gewissermaßen eine Fortsetzung der Frankfurter Schule. Kassenbrock (lacht): Ja, gewissermaßen

die humoristische Fortsetzung mit an-deren Mitteln. Ansonsten sind für mich Wilhelm Busch und der „olle“ Zille noch ganz wichtig, weil das eben Leute waren, die klasse zeichnen konnten. Davon wur-de ich früh geprägt.

~: Es gehört vielleicht auch ein bisschen Schelmerei dazu, den Leuten den Spiegel vorzuhalten? Kassenbrock: Ja, aber ist das nicht auch ein bisschen Selbstschutz. Man kann die-ses ganze Gelaber einfach nicht mehr hören. Aber zum Teil sind diese Leute ja auch selber so. Zum Beispiel, was der Westerwelle da erzählt hat zur Spätrömi-schen Dekadenz. So was kann man als Kabarettist gar nicht erfinden. ~: Ja, ich weiß auch nicht, wie er auf so etwas kommt. Wie soll man sich mit Hartz IV so etwas wie eine spätrömi-sche Dekadenz leisten können. So etwas wie Orgien… Wüsste ich jetzt auch nicht.

Kassenbrock: Naja, zur spätrömischen Dekadenz gehören ja auch wahrschein-lich Sklaven. Aber das ist ja alles nur Ge-quatsche. Das sind Sachen, da kannst du dich ewig drüber aufregen oder es eben verwursten.

~: Bei Westerwelle fällt einem ja sofort was ein, wenn man den sieht. Kassenbrock: Ich habe ihn als aufge-pumpten Super-Guido dargestellt. Und sobald er den Mund aufmacht, kommt nur heiße Luft raus. Oder wenn Rüttgers jetzt eben zu mieten war, dann sind das Dinge, vor denen man im ersten Augen-blick fassungslos steht, aber mir kommt meist relativ spontan auch irgendeine Idee. Generationen von Kabarettisten und Karikaturisten leben ja von dem Zeug, das die Politiker so produzieren.

~: Momentan bieten sie wohl viel Stoff. Kassenbrock: Gerade was jetzt arme Leu-te angeht, die keine Lobby haben. Der Westerwelle versucht gerade, so ame-rikanische Diskussionsebenen herzu-stellen. Das man diese Menschen ganz ausblendet, sie sollen gar keine Rolle mehr spielen. Die Gesellschaft soll sie gar nicht mehr wahrnehmen. Das finde ich die Schweinerei. Es wird geschum-melt und gemogelt. Tausend Namen für Pseudo-Berufe, damit die Leute aus der Arbeitslosenstatistik herausfallen. Alles Tinneff, weil die Leute dadurch nicht in Arbeit kommen. Sie bleiben ja im Prinzip arbeitslos. ~: Auch meine Erfahrung. Ich musste das ja auch mitmachen.. Kassenbrock: Ich war auch mal früher in einer solchen ABM. Da war von vornher-ein klar, dass es weiter keinen anderen Sinn machte, als die Statistiken zu schö-nen. Und wenn man nicht aufpasst, dann hängt man da ganz schnell in so was drin und ist irgendwann auf Hartz IV. Dann ist eigentlich Essig. ~: Manche Leute stecken schon acht Jahre lang in solchen Maßnahmen und haben sich dran gewöhnt, dass jeder andere mehr zu sagen hat.

Kassenbrock: Solche Maßnahmen sind heute schon eher die Regel als die Aus-nahme. Die Leute bekommen so viel Druck. Die müssen jede Scheiße anneh-men, die man ihnen anbietet, und haben keine Möglichkeit zu sagen: „Jetzt hau ich mal auf den Tisch!“ Dann wären die sofort wieder weg vom Fenster.

~: Danke für das Gespräch. #

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Bericht | Text und Foto: Annalena Koch

„Kalt, aber sehr verlockend“BrasilianerInnen zu Besuch in Münster

„Ein kalter Traum aus Schokolade“, so beschrieb eine von zwölf jungen Brasili-anern und Brasilianerinnen ihren ersten Eindruck von Deutschland. Die Gruppe hatte sich auf den Weg gemacht, die seit dem Weltjugendtag 2005 bestehende Freundschaft zwischen der St. Franzis-kus Gemeinde Münster und der Gemein-de „Nossa Senhora“ in Timbiras, einer kleinen Stadt im „Hinterland“ des Bun-desstaates Maranhão, neu zu beleben. Dies war bereits die fünfte Jugendbe-gegnung dieser Art, über die Annalena Koch für ~ berichtet.

Die vier gemeinsam erlebten Wochen vom 24. März - 24. April wurden zu ei-ner großen Bereicherung beider Seiten, wenn auch anfangs Sprachbarrieren der Kommunikation im Weg standen. Da die deutsche Gruppe sowohl in der Alter-spanne als auch in der Dynamik höchst durchmischt war - insgesamt waren Ju-gendliche im Alter zwischen 12 und 16 Jahren, aber auch junge Erwachsene und Familien betei-ligt -, ist es am Ende umso er-freulicher festzustellen, dass die gemeinsam erlebte Zeit uns fast wie zu einer Familie zusammen-geschweißt hat.

_Herzstück des Austausches war ein Theaterprojekt, das von der deutsch-brasilianischen Jugend- gruppe und zwei Theaterpäda-gogikstudenten entwickelt und aufgeführt wurde. Die kreative Idee dahinter bestand darin, die jeweils andere Gruppe so, wie man sie wahr-genommen hatte, zu spielen. Dabei be-stätigten sich manche unserer Vorstel-lungen, andere nicht. Wir nahmen auch neue Aspekte am Anderen wahr, die wir noch nie so bemerkt hatten. Mit der Zeit schwanden die Sprachbarrieren und so manche Schüchternheit.

_Ein besonderes Merkmal war auch diesmal wieder die Gastfreundschaft

der deutschen Familien, die sich sehr liebevoll um ihre Gäste kümmerten. In Deutschland ist es im Vergleich zu Brasi-lien nicht selbstverständlich, spontan die gesamte Gruppe von 30 Leuten für einen Abend zum lustigen Beisammensein ein-zuladen. Deshalb schätze ich diese un-komplizierte Art sehr.

_Der Besuch teilte sich in mehrere Pha-sen auf. Am Anfang stand die kulturelle Umstellung und das Kennenlernen der Stadt Münster für die Gäste aus Brasilien im Vordergrund, einer Stadt, die älter ist als ihr Heimatland, das es als Staat erst seit 1500 gibt. Darauf folgten das The-aterprojekt in den Osterferien und das gemeinsame Feiern der Ostertage bei Gottesdiensten und in den Familien. Interessant waren dabei sicherlich die deutschen Bräuche wie Osterfeuer, Oster-eiersuche, die den Brasilianern gänzlich

unbekannt waren, die Messe war verbin-dendes Element, das alle kannten. Einen Tag verbrachten wir in Köln, wo wir un-ter anderem den Turm des Kölner Doms erklommen. Auf Wunsch der Brasilianer sind wir im Anschluss noch ins Haus der Geschichte nach Bonn gefahren. Wenn man die deutsche Geschichte Menschen aus anderen Ländern und Kulturen er-klärt, nimmt man sie selbst noch einmal etwas anders wahr.

_Der dritte Teil des Austausches war ge-prägt durch die Alltagsphase. Die Brasilia-ner besuchten Schulen, Kindergärten und ein Altenheim und konnten Einblicke in die Arbeitswelt der Erwachsenen bekom-men und im „Hoppengarten“ Kontakt zu Familien mit Migrationshintergrund, vor allem Kosovo-Albanern, aufnehmen. So sahen sie, dass auch in Deutschland nicht alles Gold ist, was glänzt. Höhepunkt in der Gemeinde war sicherlich die Famili-enmesse mit der Aufführung des gemein-samen Theaterstücks und einem Fuß-ballturnier. Hier war Teamgeist gefragt, denn die Teams mussten paritätisch und binational besetzt sein und es musste je ein Kind darin vorkommen. Weitere ge-meinsame Aktivitäten waren ein Projekt-chor zum Einüben von brasilianischen Liedern für die Sonntagsmesse, das ge-meinsame Capoeira-Training in der Hil-degardisschule und Straßenmusik in der

Fußgängerzone. Dabei knüpf-ten wir immer wieder zufällig Kontakte zu Brasilianern, die in Deutschland leben und anderen Menschen, die sich mit Brasilien verbunden fühlen. Auch diese Personen wurden herzlich auf-genommen und in die Gruppe integriert.

_Es entstand ein Miteinander, das so beim letzten Besuch 2007 noch nicht da gewesen war. Denjenigen, die wie Ge-meindereferent Andreas Rehm

schon von Anfang an dabei waren, wurde so noch einmal deutlich, dass ein Aus-tausch kein linearer einmaliger Prozess ist, sondern eine Freundschaft sich auch weiterentwickelt. In 2 Jahren planen wir als Gruppe einen Gegenbesuch, den die Jugendlichen kaum erwarten können. Vamos ver - wir werden sehen, wo der gemeinsame Weg uns noch hinführt. #

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Bericht | Text und Fotos: Petra Schulze Göcking

Wir Münsteraner sind Sonnenanbeter: Sobald die Sonne kitzelt, hält uns nichts mehr in der Wohnung. Dann wird über-all gegrillt, gechillt, getobt und musiziert. Die guten Gründe für einen Tag im Freien liegen auf der Hand: Es ist kostenlos, es macht gute Laune, es ist gesund (wegen der frischen Luft) und sehr gesellig. Wie gut, dass es in Münster zahlreiche Mög-lichkeiten gibt, ein ideales Plätzchen un-ter freiem Himmel zu finden. Zum Bei-spiel an einem dieser drei Orte:

Romantisches Segler-Mekka:Der AaseeDer Aasee hat Flair. Dafür sorgen die Segler auf dem Wasser genauso wie das üppige Grün drumherum. Die mondä-

nen Bauten am Ufer des Aasees geben ihm einen gewissen Chic. Und wo sonst hätte sich die tragische Liebesgeschichte zwischen Petra, dem schwarzen Schwan, und dem weißen Schwan-Tretboot besser abspielen können als hier? Kein Wunder also, dass der Aasee von verliebten Pär-chen stark frequentiert wird. Sei es für einen Spaziergang oder ein gemütliches Picknick fernab vom Trubel weiter hinten beim Zoo. Nur die Jogger huschen hier manchmal vorbei. Doch die sind schnell und daher auch schnell wieder ver-schwunden.

Die große Freiheit:Der HafenEin Hafen wird gerne als Tor zur Welt be-zeichnet, als Sinnbild für Fernweh und Freiheit. Kann auch der kleine Münste-raner Hafen da mithalten? Ja, er kann! Wenn sich nach einer Fahrradtour am Kanal schließlich das große Hafenbecken vor einem ausbreitet, geht so manchem das Herz auf. Und wenn man dann noch die kleinen Frachtschiffe vorbeiziehen sieht, träumt man sich gerne mit ihnen an ferne Orte. Dabei ist es egal, dass der Frachter eigentlich nur nach Dort-mund oder ins Emsland zurücktuckert. Spannend ist aber nicht nur der Blick

aufs Wasser, sondern auch an die Ufer. Das Südufer mit dem spröden Industrie-Charme bildet einen schönen Kontrast zu dem immer vornehmer werdenden Kre-ativkai.

Bunt, laut, gut: Der SüdparkAuch wenn das Foto zugegebenermaßen anderes vermuten lässt: Wenn die Sonne scheint, wird der Südpark zum Star des Viertels. Dann wird hier jedes Fleckchen von Studenten, Familien, ganzen Clans oder Einzelgängern gekapert. Und dann, ja dann erlebt man ein Fest der Sinne: Man lauscht Gitarrenklängen, es riecht nach Gegrilltem und man erblickt fröh-liche Menschen jeglicher Couleur. Sie lesen, sie lachen, sie schlafen, sie ba-lancieren auf Seilen, spielen Hacky Sack und picknicken. Es geht nicht anders, von dieser Lebensfreude muss man sich ein-fach anstecken lassen. Um sich von ei-nem harten, nicht so schönen Arbeitstag abzulenken, ist der Südpark an Sonnen-tagen wunderbar geeignet. Weil diese Atmosphäre glücklich macht! #

Münster im SommerIn den Hauptrollen: Aasee, Hafen, Südpark

Endlich! Endlich scheint die Sonne! Und endlich hat sie so viel Kraft, dass wir Jacke und Pulli getrost im Schrank las-sen können. Es ist erstaunlich, was ein paar Sonnenstrahlen ausmachen: Die Welt erscheint entspannter und gelas-sener. Und obwohl Arbeit, Schule oder Uni rufen, fühlt sich alles ein bisschen wie Urlaub an. Ja, jetzt ist Sommer! Und diesen kann man in Münster besonders gut genießen. ~ nahm den Aasee, den Hafen und den Südpark unter die Lupe – und erklärt, was den besonderen Reiz dieser „Sommer-Oasen“ ausmacht.

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Bericht | Text: Ursel Busch

Gemeinsam ins Gespräch kommen20 Jahre Frühstückstreffen für Frauen in Münster

„Positive Akzente setzen in einer Zeit, in der das Negative an der Tagesordnung ist“. Diesen Impuls hatten 1983 dreißig junge Frauen in Zürich. Sie waren über-wiegend junge Ehefrauen und Mütter, die gemeinsam nach Hilfen Ausschau hielten, um mit den Anforderungen ihres Alltags besser fertig zu werden. Trotz unterschiedlicher konfessioneller Anbindung hatten sie erfahren, dass ihr Leben durch den Glauben an Jesus Christus verändert wurde. Bei Früh-stückstreffen wollten sie anderen Frau-en deshalb ein Forum bieten, miteinan-der über Lebens- und Glaubensfragen ins Gespräch zu kommen und sich so gegenseitig zu stärken. Ursel Busch be-richtet für ~.

Das erste Treffen fand in einem Hotel statt und übertraf von Anfang an alle Erwar-tungen: Aus der Schweiz und Deutsch-land waren fast 500 Teilnehmerinnen angereist. Schnell sprang die Idee von Zürich auf andere Schweizer Städte über. 1984 kam es zum ersten deutschen Früh-stückstreffen und inzwischen nehmen in über 200 Städten in Deutschland Frauen an diesen Frühstückstreffen teil. Pro Jahr werden in den jeweiligen Orten 3 Treffen von ca. 25 ehrenamtlichen Mitarbeite-rinnen vorbereitet. Wegen der großen Beteiligung werden zwei Treffen pro Jahr sogar doppelt angeboten, jeweils Frei-tagabend und Samstagmorgen. So haben auch Frauen mit einem dicht gedrängten Terminkalender Gelegenheit, in ange-nehmer Atmosphäre über Fragen ins Ge-spräch zu kommen, für die im Alltag oft nicht genug Zeit vorhanden ist, die uns aber dennoch alle betreffen: Lebensge-staltung, Vergangenheit und Gegenwart, Krisen, Familie und Freundschaft, aktu-elle Trends und neue Wege. Welche Ant-worten hat die Bibel zu diesen Themen, wie kann ein zeitnaher Bezug zwischen ihnen und der christlichen Lehre herge-stellt werden.

_Bei uns in Münster fand das erste Früh-stückstreffen 1990 unter dem Thema: „Die „neue“ Frau und ihre Identität – wenn Frauen aufbrechen“ statt. Seitdem ha-ben fast 8.000 Frauen an den Begeg-nungen teilgenommen. Für 13 € bietet sich an schön gedeckten Tischen wäh-rend eines Frühstücks oder Abendessens die Gelegenheit zum Austausch und zu Gesprächen anlässlich eines für Frauen aktuellen Vortrags. Ein zum Referat ange-passter Büchertisch und die Möglichkeit, den Vortrag auf CD zu bestellen, ergänzen das Angebot. Falls eine Frau das ange-sprochene Thema vertiefen möchte, kann sie dies in einem Gesprächskreis alle zwei Wochen bei einem Nachmittags-kaffee oder bei einem Seelsorger (Listen der Ansprechspartner liegen jeweils aus) tun. Hierfür ist eine konfessionelle Bin-

dung keine Voraussetzung. Die Frauen haben festgestellt, dass ab dem 30. Le-bensjahr Sinnfragen auftauchen, die in diesem Rahmen gut angesprochen wer-den können. Neben den Frühstückstref-fen sind auch Wanderungen nach einem Vortrag in der Planung. Nach dem Motto: „Schwestern gemeinsam unterwegs“. Vor zwei Jahren war ein solches Pilgern sehr gut angekommen. Geplant ist eine Wan-derung im Sommer am Prozessionsweg entlang. #

Die Vorbereitungen der diversen Treffen leisten 15 ehrenamtliche Mit-arbeiterinnen aus Münster und Um-gebung - das gesamte christliche Spektrum ist vertreten. Neue Ehren-amtliche sind herzlich willkommen und werden auch gesucht. Kontakt über Sabine Tolzin 2507/982723 bzw. [email protected].

Die nächsten Termine in Münster am Jugendgästehaus am Aasee, Bis-marckallee 31:

Freitag 18. Juni 2010, 19:00 Christina Brudereck: Sisterhood – Was Frauen einander bedeuten

Freitag, 12. November 2010, 19:00 & Samstag, 13. November 2010 9:30Christin Brückel: Hast du schon ge-hört? – Vom Umgang mit Klatsch und Tratsch

Kartenvorverkauf: Creperie du Ciel, Maria-Euthymia-Platz 9, Tel.: 0251/4829915Kiosk Pluggendorfer Marktplatz, Scharnhorststraße 49a, Tel.: 0251/521104.

Geplant ist zusätzlich ein Sommerfest im September in der Creperie du Ciel. Hierzu sind alle herzlich eingeladen.

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MS_Anz_draußen_42,7x126_sw_RZ.pdPage 1 31.08.2009 14:29:31 Uhr

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Bericht | Text: Michael Heß | Illustration: Tenzin Wangmo

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Der Haushalt 2011 wird bitterböse. Deshalb soll er noch im Dezember 2010 und mög-lichst parteiübergreifend verabschiedet werden. Der fiskalische Burgfrieden rückt näher, aber Details sind Verschlusssache. „Der Erste, der sich bewegt, ist politisch tot“, wird ein Kulturpolitiker der CDU zum politischen Mikado kolportiert; der Spruch gilt angesichts der aktuellen Zah-len nicht nur fürs Kulturelle. Zur Verdeut-lichung der Lage dient eine kurze Analyse der städtischen Einnahmen.

_Neben Kleinkram wie Hunde- und Ver-gnügungssteuer basieren die kommu-nalen Finanzen vor allem auf den Ein-nahmen aus der Gewerbe- und anteilig der Einkommensteuer. Hinzu kommen Zuweisungen des Landes, das Abschmel-zen von Rücklagen und so weiter. Nur die Rücklagen und das „Tafelsilber“ sind so-weit aufgebraucht und die Zuweisungen des ebenso chronisch klammen Landes NRW retten alleine nichts. Mehr noch nehmen auch die Hiobsbotschaften bei den kommunalen Steuern kein Ende, kommen aber nicht unerwartet. Anfang Mai prognostizierte die städtische Käm-merin Helga Bickeböller einen Einnah-merückgang aus der Gewerbesteuer im Vergleich zum Vorjahr um knappe 4 Pro-zent. In jedem Falle würden die 230 Mil-lionen Euro des Vorjahres nicht erreicht. Ähnlich sieht es aus bei der Einkommen-steuer: Einer geringfügigen Zunahme 2010 folgen 2011 höhere Einbrüche, so die Kämmerin angesichts weiterhin steigen-der Kosten. Münster hat ersichtlich ein

Einnahmeproblem und die städtischen Rücklagen sind de facto aufgebraucht. Die Haushaltssicherung steht vor den Stadttoren und damit der Verlust der Fi-nanzhoheit als Kernstück der kommuna-len Autonomie.

_Seit einiger Zeit ist das Wort „Entschul-dung“ in Rat und Verwaltung en vogue und bleibt doch nur Augenwischerei. Ei-nige Überlegungen verdeutlichen das.

_Zwar sind Kommunalkredite sehr niedrig verzinst. Um den Schuldenberg aber ab-zutragen, muss getilgt werden. Je nied-riger die Tilgungsrate, desto länger die Dauer der Entschuldung. Es ist genauso wie beim Häuslebau oder beim Konsu-mentenkredit. Die Verminderung der ak-tuellen Schuldsumme um jährlich nur ein halbes Prozent bedeutet aber schon 3,8 Millionen Euro zusätzlich aufzubringen zuzüglich der Zinsen. Bei einem halben Prozent Tilgung erstreckt sich die Lauf-zeit aber fast ins Unendliche, während die Stadt ihren Verpflichtungen weiterhin nachzukommen hat. Die bittere Wahrheit lautet eben: Aus eigener Kraft gibt es aus der Schuldenfalle kein Entkommen mehr. Unerbittlich wirken die Gesetze der Fi-nanzmathematik und, wer etwas ande-res suggeriert, lügt sich in die eigenen Taschen. Bestenfalls. Lösungen für die

Misere der deutschen Kommunen lassen sich allenfalls noch auf europäischer oder Bundesebene finden, wenn überhaupt. Dafür kennt die Wirtschaftsgeschichte sehr unangenehme Lösungen, die stets zu Lasten des kleinen Mannes ausfielen.

_Viel zum Gegensteuern hat die Stadt nicht. Als finanzieller Steinbruch bie-tet sich neben den Personalkosten vor allem der Teil des Haushalts an, der als „Freiwillige Leistung“ gilt, im Gegensatz zu den „Pflichtaufgaben“. Freiwillig, das sind vor allem Leistungen im Kultur- und teilweise im Sozialbereich. Doch wieder steckt der Teufel im Detail, denn nur etwa zehn Prozent des Etats gelten als „Frei-willige Leistung“. Davon ist der Löwen-anteil faktisch auch wieder gebunden für Stadttheater, Bücherei, Stadtmuseum und so weiter. Gespart werden kann ein-zig an Zuschüssen der Stadt für Träger im freien Kultur- und Sozialbereich, doch umfassen diese Ausgaben nicht einmal ein Prozent des städtischen Etats von 783 Millionen Euro. Da lässt sich so gut wie nichts sparen, aber sehr viel an ge-wachsenen Strukturen zerschlagen. Die Lebensqualität wird ersichtlich verarmen.

_Auch ein kräftiger Anstieg kommuna-ler Gebühren und Eintrittsgelder ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Alle die künstlichen Aufgeregtheiten der ver-gangenen Jahre um zu hohe oder in-transparente Müll-, Wasser- und sonsti-ge Gebühren sind dann der Schnee von gestern. Inwiefern sich die Gebühren-steigerungen langfristig kontraproduktiv auswirken werden, bleibt noch abzuwar-ten. Kurzfristig bewirken sie zunächst ein Mehr in der städtischen Kasse und allein das zählt. #

Die Zahlen sind entmutigend. Dem städtischen Haushalt von 783 Millionen Euro steht ein Schuldenberg von rund 750 Millionen Euro gegenüber. Wäre die Stadt Münster ein privates Unter-nehmen, stünde alsbald der Gang zum Konkursrichter wegen Überschuldung an. Als „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ sind Konkurse aber nicht vor-gesehen. ~-Autor Michael Heß macht sich Gedanken zur Situation.

Politisches MikadoDie Stadt sitzt in der Schuldenfalle fest

Zum Thema bereits erschienen:„Ende der Fahnenstange?“ in ~ Nr. 10/2009

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Bericht | Text und Foto: Sonja Fölting

Bye bye DeutschlandWarum junge Menschen eine längere Zeit im Ausland verbringen sollten

Dieser Artikel ist zum einen für alle jungen Leute gedacht, die noch daran zweifeln, ob sie für einige Zeit ins Aus-land gehen sollen. Zum anderen soll er vor allem die Eltern der Jugendlichen überzeugen, ihre Kinder los zu lassen in die große weite Welt. ~-Au-torin Sonja Fölting hat selbst von 1993 bis 1994 ein Jahr als Au-pair in den USA verbracht und profitiert noch heute von ihrem Aufenthalt in Chicago, Illinois.

Liebe Eltern, ich weiß, Sie haben Beden-ken, ihr Kind der großen, weiten Welt zu überlassen. Eben war es noch so klein und hilfebedürftig und plötzlich will es für ein Jahr als Praktikant in ein Kran-kenhaus nach Westafrika. Meine liebe Mutter ist beispielsweise regelmäßig und plötzlich – auch in aller Öffentlichkeit, zum Beispiel im Supermarkt, – in Tränen ausgebrochen, als feststand, dass ich nach dem Abitur für ein Jahr als Au-pair in die USA gehen würde. Ich weiß, es tut weh – und Sie haben Sorge. Die meist plötzliche, brutale Abnabelung, wenn der Flieger abhebt, die Angst um das Wohl-ergehen des Sprösslings im Gastland, die Ungewissheit der Ferne. Doch glauben Sie mir: Vernünftig geplant und organi-siert ist ein Auslandsaufenthalt so ziem-lich das Beste, was Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter in jungen Jahren passieren kann. Dabei ist es relativ egal, ob der flügge gewordene Junior seine Schwingen gen nahe gelegenes Nachbarland oder in die große, weite Ferne erhebt.

_Die Abnabelung. Für die Eltern eigent-lich immer schmerzhaft, für den jungen Menschen unbedingte Voraussetzung für ein selbstständiges und selbstbewusstes Leben. Nicht nur die Eltern, sondern auch der oder die Jugendliche werden ganz bestimmt erst einmal ins kalte Wasser geworfen bei der Trennung beziehungs-weise der Ankunft im Gastland. Nicht wenige kämpfen zunächst mit nagendem Heimweh und Anpassungsschwierigkei-ten. Aber das geht meistens nach kurzer

Zeit vorbei und es gibt so viele tolle Vor-teile für die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen, wenn er loszieht und sich aufmacht eine andere Kultur – und dabei auch sich selber – zu entdecken.

_Der Vorteil, der direkt auf der Hand liegt und der für viele auch einer der Haupt-gründe ist, sich aufzumachen in die Fremde, ist das Erlernen oder Vertiefen der Sprache des Gastlandes. In einer zu-nehmend globalisierten Welt ist es von großem Wert, eine oder mehrere Fremd-sprachen zu beherrschen, aber da erzähle ich eigentlich nichts Neues.

_Ein Auslandsaufenthalt bietet jedoch noch soviel mehr für die Entwicklung ei-nes jungen Menschen. Ein bedeutsamer Punkt ist, eine fremde Kultur von innen heraus zu erfahren und wirklich kennen zu lernen. Man taucht ein und nimmt teil, wird im Idealfall sogar gewisserma-ßen Teil der Kultur. Das bereichert die Persönlichkeit und fördert ganz generell den Respekt vor anderen Menschen und die Toleranz ihrer Lebensweise. Der Gast gewinnt dadurch auch eine frische Per-spektive auf das eigene Ich und das ei-gene (bisherige) Dasein, wenn er in der

und aus der Fremde darauf blickt. Das kann sehr wertvoll sein für die Zukunft, zum Beispiel bezüglich der Berufswahl oder der Wahl des individuellen Lebens-entwurfs.

_Ein weiterer Grund für einen längeren Auslandsaufenthalt ist der, dass dieser oft (versteckte) Interessen des jungen Gastes zum Vorschein bringt. Mein Jahr in den USA hat mir zum Beispiel Kunst, Kultur, Literatur, Musik und Architektur nicht nur des Gastlandes näher gebracht, sondern auch generell das Interesse an diesen Aspekten von Kultur geweckt. Da-für bin ich heute noch dankbar.

_Natürlich soll und kann der junge Mensch aber nicht den ganzen Auslands-aufenthalt damit verbringen, zu reifen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Spaß und Erholung dürfen nicht zu kurz kommen. Viele legen ein Aus-landsjahr zwischen Schule und Ausbil-dung/Studium ein und diese Zeit soll si-cherlich auch der Regeneration dienen. Wahrscheinlich hat man nie wieder im Leben so viel Zeit für sich und seine In-teressen.

_Voraussetzung für einen gelungenen Aufenthalt ist aber, dass alles gut geplant und organisiert wird, besonders dann, wenn der Jugendliche zum ersten Mal ins gewählte Land reist. Zahlreiche Organisa-tionen für beispielsweise Au-pair- oder Praktikumsvermittlung und Schüleraus-tausch beraten Eltern und Ihre Spröss-linge gerne – zum Beispiel in Fragen der Versicherung im Ausland – und helfen bei der Organisation von Anreise und Un-terbringung. Wichtig ist, dass im Ausland ein Ansprechpartner vorhanden ist, der bei Problemen sofort helfen kann.

_Beachtet man ein paar Punkte und ist offen, ein bisschen mutig und flexibel, kann das Auslandsjahr eines der schöns-ten im Leben werden. #

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Columne: „~ auf Cuba“

In der letzten Ausgabe der ~ war eine E-Mail mit folgendem Wortlaut ab-gedruckt:„Leider kann ich meine Geldstrafe nicht zahlen und eine Ratenzahlung wurde abgelehnt. Deshalb muss ich ab April 90 Tage länger rein und bis zum 20. 7. halt ich das nicht mehr aus…“Mensch, dacht’ ich im ersten Moment. Haben die den Zumwinckel doch ver-knackt. Klaus Zumwinckel – Sie erinnern sich? Unser ehemaliger Postchef. Nun sagen Sie vielleicht, booah, das ist doch schon Ewigkeiten her. Nee, nee. Grade mal 14 Monate, da hat sich unser obers-ter Briefträger 20 Millionen Euro Pension auszahlen lassen. Und weitere 12 Monate vorher, da haben sie ihn erwischt, wie er den Staat – also uns – um eine Millio-nen erleichtert hat. Nun sind 14 Monate in unserer schnelllebigen Zeit tatsächlich eine Ewigkeit, da haben Sie ja Recht. Der Herr aus obiger Mail jedenfalls, soll we-gen viel schlimmerer Verbrechen einsit-zen: Schwarzfahren und Beamtenbelei-digung! Was sind dagegen 1 Million Euro Diebstahl.

_Nun rechnen wir noch mal langsam, damit wir nachvollziehen können, was gleiches Recht für alle bedeutet. Im Rechtsstaat meine ich. Also: Unser Klau-si von der Post sollte für 20 Jahre Brief-markenkleben 20 Millionen Euro Pension kriegen oder ca. 90.000 Euro monatlich. Jaja, ich weiß, dafür muss `ne polnische Putzfrau lange schrubben. Nur mal zum Vergleich. Ne Krankenschwester kriegt nach 40 Dienstjahren ca. 1.560 Euro und ein Wachtmeister sogar nur ungefähr 1.211 Euro. Monatlich.

_Nun hat sich unser Raffzahn Klaus ge-sagt, Krise hin, Krise her, 90.000 Euro im Monat find ich doof, da kann kein Rent-ner von leben, ich hol mir gleich alles mit einem Mal. Außerdem jeden Monat Rente holen, ist blöd, wenn ich die Kohle in ei-nem Batzen bekomme, hab ich weniger

Rennerei und der Staat weniger Arbeit, ach was für’n toller Kerl bin ich.

_Das darf er machen, ist ja sein Geld. Ist ja nur gerecht. Was er dann mit den 20 Mille macht, ist sein Bier. Wenn die alle sind, ist Schicht im Schacht.

_Jetzt sagen Sie vielleicht, boooah, das ist ja ungerecht, `ne Krankenschwester kriegt grad mal 1.500 Euro Rente im Mo-nat. Aus der Perspektive des Rechts-Staa-tes haben Sie dann einen Denkfehler ge-macht. Die Krankenschwester bekommt nämlich auch 20 Millionen. Nämlich 1.500 Euro verteilt auf 13333 Monate. Das sind ungefähr 1111 Jahre. Ja, wenn die Kran-kenschwester schon mit satten 70 Jahren in die Kiste springt, ist das ihr Pech, aber nicht die Ungerechtigkeit des Staates. Der kann ja nichts dafür, wenn die nicht 1111 Jahre alt wird, oder? (Nur mal nebenbei: Der Heesters lässt sich das nicht bieten.)

_Gerechtigkeit ist also nur eine Sache der Mathematik, also der Perspektive, also ob man von oben rechnet oder von unten. Naja, Sie wissen schon, was ich meine.

_Dem Schreiber der Mail empfehle ich, schreiben Sie doch mal Klaus Zumwin-ckel, vielleicht hat der ja noch ein paar Euro übrig, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Sorry, jetzt hab ich einen Denkfehler gemacht. Wenn man kein Gewissen hat, kann man ja auch kein schlechtes haben. #

Columne | Text: Joachim Zawischa

~ auf Cuba!

Cubarett ist die offene Kabarettbüh-ne Münsters im Cuba Nova, unter der Leitung von Christoph Tiemann

Seit April 2010 schreibt einer der ak-tuell auftretenden Künstler in der ~.

Diesmal ist es Joachim Zawischa.

Die neue ~erscheint am 01. 07. 2010Redaktionsschlussist der 10. 06. 2010

Recht - Gerechnet

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Rechtstipps | Text: Rechtsanwältin Annette Poethke

Neues aus dem FamilienrechtUnabänderbarkeit einer Unterhaltsvereinbarung

Aufgrund des am 1.1.2008 geltenden neuen Unterhaltsrechts sind einige ge-schiedene Eheleute der Ansicht, sich we-gen der neuen Rechtslage Unterhaltsver-pflichtungen durch Abänderung früherer Vereinbarungen entledigen zu können. Dies ist allerdings nicht möglich, wenn sich aus der Vereinbarung selbst ergibt, dass sie unabänderlich sein soll.

Folgender Fall musste vom Familienge-richt Flensburg entschieden werden:

Frieda und Max wurden im November 2001 nach fast 14-jähriger Ehe geschieden; aus ihrer Ehe ging ein gemeinsames Kind, ihr Sohn Kurt, hervor. Die Eheleute schlossen im April 2001 eine Scheidungsfolgenver-

einbarung vor dem Notar. Hierin wird für Frieda ein monatlicher Unterhaltsbetrag von 3.500,00 DM fest vereinbart. Gleich-zeitig vereinbaren Frieda und Max, dass damit auch der gesetzliche Zugewinnaus-gleich zwischen den Eheleuten geregelt sein soll. Wegen der Unterhaltszahlungen wird Unabänderbarkeit nach den gesetz-lichen Vorschriften (§ 323 ZPO) vereinbart, worüber der Notar auch belehrt.

Dennoch begehrt Max im Oktober 2009 wegen „Änderung der Rechtslage“ die Abänderung der notariellen Urkunde. Grundsätzlich (bei Juristen heißt das: es gibt Ausnahmen) erklärt das Amtsgericht Flensburg, dass sich bei Änderung der Rechtslage wie durch das Unterhalts-

rechtsänderungsgesetz zum 1.1.2008 ein Wegfall der Geschäftsgrundlage ergeben kann. Im vorliegenden Fall komme aber eine Abänderung der notariellen Urkun-de nicht in Betracht, weil die Parteien ausdrücklich Unabänderbarkeit verein-bart haben. Die Unabänderbarkeit sei nicht nur Geschäftsgrundlage, sondern Vertragsinhalt geworden. Hinzu komme, dass mit dem Unterhaltsfestbetrag auch zugleich der Zugewinn mitgeregelt wur-de. Die Regelungen hätten abschließen-den und Abfindungscharakter.

AG Flensburg, Beschluss vom 14.1.2010-92 F 325/09,Beck RS 2010,06435

§

Alyä

Die freundliche Riesenschnauzer-Mischlings-Dame musste aufgrund einer

Erkrankung ihres Frauchens ins Tierheim umziehen. Sie verfügt über einen

enormen Bewegungsdrang und ist daher wirklich nur für aktive Menschen

geeignet. Die knapp zweijährige Alyä hat in ihrem früheren Zuhause schon

eine Menge gelernt und kann nach einer gewissen Eingewöhnungsphase

problemlos ein paar Stunden alleine bleiben. Voraussetzung ist allerdings,

dass sie körperlich und geistig ausgelastet wird (Begleitung beim Radfah-

ren oder Joggen, Geschicklichkeitsspiele, Nasenarbeit…). Alyä verfügt über

einen ausgeprägten Jagdtrieb und kann daher nicht abgeleint werden. Sie

hat bereits Erfahrungen im Schleppleinentraining gemacht, die aber in

jedem Fall weiter ausgebaut werden sollten. Die nette Hündin verträgt sich

sehr gut mit anderen Hunden und Katzen und käme bestimmt auch in

einer Familie mit etwas älteren Kindern prima zurecht. Alyä ist eine tolle

Hündin, in deren weitere Erziehung aber noch viel Zeit und Arbeit inves-

tiert werden muss.

Tierfreunde Münster e. V., Kötterstr. 198, 48157 MünsterÖffnungszeiten:Samstags und sonntags von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr

www.tierfreunde-ms.de

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Kurz und knapp| Termine und Anzeigen

Mitarbeiter und Redaktionsmitglied des Straßenmagazins ~ sucht für seine Familie Haus oder Kotten im nä-heren Münsterland zur Miete.Tel.: ~-Redaktion: 0251 4909118

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Buchtipps | Text: Sigi Nasner

Lesen

Das größte Sportereignis des Jahres, die Fußballweltmeisterschaft, findet in die-sem Jahr in Südafrika statt. Die Erwartun-gen sind hoch und für viele Südafrikaner scheint es wie eine Zauberformel, die Wachstum, Wohlstand, Investitionen und Arbeitsplätze verspricht. Aber was bedeu-tet dieses sportliche Großereignis wirklich für das Land am Kap?

Der Autor dieses Buches, der seit vielen Jahren für „Die Zeit“ in Afrika arbeitet, gehört zum Beraterkreis des Bundesprä-sidenten. Grill hat selbst beim oberbayri-schen Fußballclub TSV Soyen gekickt und in Kapstadt eine Jugendmannschaft trai-niert. Er beschreibt, was die Fußball-WM für die Menschen auf dem „Schwarzen Kontinent“ bedeutet.

Sehr eingängig sind die Berichte über die Spieler Anthony Yeboah und Didier Drog-ba, denen es gelang, sich durch den Fuß-ball vom Sumpf der Armut zu befreien. Oder wie der legendäre deutsche Trai-ner Burkhard Pape, der die Mannschaft

von Uganda trainierte, vom damaligen berüchtigten Regimechef Idi Amin aus-sergewöhnliche Privilegien zugebilligt bekam und ihm sogar widersprechen durfte. Auch das Problem der Korruption beschreibt der Autor anhand verschiede-ner Beispiele. „Dubiose Machenschaften rund um den Sport gibt es auch in Eu-ropa, in vielen Verbänden und bei ihren Geschäftspartnern, aber in Afrika werde kräftiger und schamloser zugelangt“, sagt Grill. „Wenn Funktionäre Verbände ausplündern, habe das hier größere Aus-wirkungen, weil das Gesamtvermögen solcher Organisationen kleiner sei. Zu-dem gebe es weniger gute Journalisten, die solche Vorgänge aufdecken.“

Bartholomäus Grill erhielt für seine bis-herige Arbeit zahlreiche Auszeichnun-gen. So unter anderem den Egon-Erwin-Kisch-Preis und den Reportagenpreis der Europäischen Union. Sein Bestseller „Ach, Afrika“ wurde er vom „Spiegel“ als bes-tes deutschsprachiges Buch über Afrika gefeiert. #

Bartholomäus Grill„Laduuuuuma!“Verlag Hoffmann & Campe386 Seiten, 20,- EuroISBN 978-3-455-50121-6

Peter Wolter, seines Zeichens Vorsitzen-der des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) von Hamm und Münster, Beirat für Öffentlichkeitsarbeit, Autor vieler Beiträge in Verbandsbroschüren und Radtourenleiter, hat im vorliegen-den Radwanderführer zwölf ausgesuchte Radtouren rund um Münster ausgearbei-tet und beschrieben. Die Touren sind als Natur-, Kultur- und Genusstouren ge-gliedert, alle um die 50 Kilometer lang und daher auch für Anfänger und Famili-en geeignet. Sie führen zum Beispiel von Münster über Altenberge nach Steinfurt - eine Reise durch 1200 Jahre Geschich-te. Oder von Münster durch die Davert zurück nach Münster - eine Reise durch die münsterländische Fluss- und Park-landschaft. Wem eine Tour nicht genügt, der kann die einzelnen Touren auch mit-einander kombinieren, Tipps dazu sind in Karte und Infoteil vermerkt. So hat man

die Gelegenheit einen mehrtägigen Ak-tivurlaub zu gestalten, der nicht nur ge-sund ist, sondern auch die Möglichkeit bietet, seine kulturelle Bildung zu er-weitern und kulinarischen Genüssen zu frönen.

Der handliche Tourenführer bietet neben detailliert beschriebenen Radtouren auch fundierte Hintergrundinformationen zu Sehenswürdigkeiten sowie gute Karten und einen Serviceteil mit wichtigen Fak-ten zu jeder Tour.

„Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“, zitiert der Autor ein chi-nesisches Sprichwort. Also denn liebe Le-ser: Den Radtourenführer kaufen, auf in den Sattel und ab geht die Post! #

Peter Wolter„12 Radtouren rund um Münster“Droste Verlag128 Seiten, 9,95 EuroISBN 978-3-7700-1358-6

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Rezepte | Text und Illustrationen: Martina Hegemann

Süßkartoffelchips

Zutaten:2 große SüßkartoffelnÖlSalz

Zubereitung:Die Süßkartoffeln schälen und in sehr dünne Scheiben schneiden oder hobeln.Reichlich Öl in einer hohen Pfanne heiß werden lassen. Darin die Scheiben por-tionsweise unter gelegentlichem Wen-den knusprig und goldbraun frittieren.Auf Küchenpapier entfetten, mit Salz be-streuen und abkühlen lassen. #

Käsedatteln

Zutaten:Datteln (frisch oder getrocknet)RoquefortButter

Zubereitung:Datteln längs einschneiden und Kern entfernen. Nicht komplett durchschnei-den. Roquefort mit soviel Butter verrüh-ren, bis die Masse sämig wird. Mit Hilfe eines Spritzbeutel (geht auch mit Ge-frierbeuteln, bei denen eine Ecke abge-schnitten wurde) in die Datteln spritzen.Zum Servieren Partyspießchen oder Zahnstocher hineinstecken und eventuell auf einem Salatblatt anrichten. #

Käsespiralen

Zutaten:200 g Tiefkühlblätterteig (in der Regel 2 Platten)150 g geriebener Parmesan (oder ande-rer würziger Hartkäse)1 TL edelsüßes Paprikapulver

Zubereitung:Die Teigplatten auftauen lassen und mit dem Nudelholz ein wenig in die Länge ausrollen. Den Backofen auf 200 Grad vor-heizen. Den Teig in längliche, etwa 1 cm breite Streifen schneiden. Wenn Sie ein Teigrad besitzen, mit diesem die Streifen ausradeln, das ergibt schön aussehende zackige Ränder. Das Backblech mit kal-tem Wasser abspülen. Den Käse und das Paprikapulver mischen. Die Teigstreifen mit wenig Wasser bepinseln und mit der Käsemischung bestreuen. Dann an bei-den Enden festhalten und die Streifen so gegeneinander verdrehen, dass eine Spi-ralform entsteht. Diese Spiralen auf das Backblech setzen, kurz ruhen lassen und dann auf einer unteren Schiene etwa 10 Minuten bakken. Danach herausnehmen und abkühlen lassen. #

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Fleischspieße mit Aprikosen (Sosaties)

Ein Gericht aus der kap-malaiischen Kü-che, das in Südafrika gern gegessen wird

Zutaten:Für die Marinade:3 Knoblauchzehen3 Zwiebeln4 EL Aprikosenkonfitüre1 El brauner Zucker2 El Curry1 TL Stärke (z.B. Kartoffelmehl)1 EL WeinessigSalzPfeffer

Für die Spieße:500 g Lammfleisch500 g Schweinefleisch100 g getrocknete Aprikosen

Zubereitung:Für die Marinade Knoblauch abziehen und pressen, Zwiebeln abziehen und vierteln, beides mit den restliche Zutaten und 4 El Wasser verrühren, kurz aufko-chen und etwas abkühlen lassen. Für die Spieße das Fleisch in mittelgroße Würfel schneiden, in die Marinade legen und über Nacht ziehen lassen. Aprikosen mit kaltem Wasser übergießen und etwa zwei Stunden einweichen. Danach abgießen und mit Küchenpapier trocken tupfen. Abwechselnd Fleischwürfel und Apriko-sen auf Spieße stecken und auf dem Grill braten. #

Warum werden zum Fußballspiel gern Chips und Co. gegessen? Weil es einfach ist: Tüte auf und los. Das Bedürfnis nach Snacks bei einem spannenden Spiel lässt sich aber auch anders und phantasievoller stillen. Gern gegessen werden dabei natürlich die herzhaften Häppchen. Mundgerechte Größe sollten diese nach Möglichkeit auch haben, damit nichts vom (hoffentlich) span-nendem Spiel ablenkt. Natürlich ist gegen die Klassiker wie z. B. Käsewürfel mit Weintrauben oder Schinkenschnittchen nichts einzuwenden. Wer es gern gesund mag, bietet klein geschnittene Rohkost an. In Streifen geschnittene Paprika oder andere feste Gemüse sind dafür gut geeignet. Da hat ja so jeder seine Hausrezepte und Favoriten. Und bei der passenden Auswahl halten sich der Aufwand und die Kosten auch in Grenzen. Dafür genießt man zudem noch etwas, das selbst gemacht wurde.Die folgenden Rezepte sind als Anregung zu verstehen. Lassen Sie Ihre Phantasie spielen und variieren Sie die Häppchen doch mal je nachdem, welche Länder gerade gegeneinander antreten. Tipp zum Schluss: So genannte Würzbissen gehen natürlich immer. Dazu zählen Oliven, Cornichons etc., je nach persönlichem Geschmack.

Nervennahrung für Fußballfans

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Bericht | Text: Horst Gärtner

SchlussakkordDas Zauberwort unserer Gesellschaft heißt „Leistung“; sie nennt sich ja auch „Leistungsgesellschaft“. Schaut man genauer hin, dann sieht man, dass „Leistung“ sich mittlerweile durch unser gesamtes System zieht: Das fängt im Kindergarten ganz harmlos mit „Förderkursen“ an, aber schon in der Schule entwickelt sich für viele die Leistungsanforderung zu einem „Pauken ohne Ende“, denn nur mit optimalem Abschluss- oder Abiturnoten kann man sich sein Studienfach aussuchen. Und es setzt sich ohne Rücksicht auf überfüllte Hörsäle an den Universitäten fort, später, im Beruf, wird der Einstieg der/des „Neuen“ im Kreise von Kolleginnen und Kollegen noch gefeiert, aber danach spürt man schnell die Zwei-poligkeit des „Leistungsbegriffs“: Auf der einen Seite der oft er-barmungslose Kampf auf der Karriereleiter und die Vorstellung von „leistungsgerechter Bezahlung“, d.h. genau genommen, dass der Arbeitnehmer/die Arbeitnehmerin für ihre Leistung das erhält, was ihnen zusteht (da muss man schnell die Diskussion über Mindest-löhne ausblenden). Der Leistungsdruck führt in vielen Fällen zu Depressionen oder zum völligen Zusammenbruch, zum Burnout. Monatelange Krankheiten sind oft die Folge; mancher findet in die alte Spur gar nicht mehr zurück. Das ist die Schattenseite unserer Leistungsgesellschaft, vor der wir oft die Augen schließen.

Es gibt aber auch eine Welt, in der Erfolgserlebnisse und „Leistung“ mit anderen Maßstäben gemessen werden!

Mein verstorbener geistig behinderter Sohn Markus hatte eine pa-nische Angst vor Dunkelheit; Licht, das war für ihn „Leben“, Dun-kelheit die große Bedrohung. Das galt auch für Aufzüge, bei denen die Enge noch hinzu kam (sie treibt auch manchem von uns den Schweiß auf die Stirn). Markus wurde in der St. Elisabeth-Schule in Steinfurt betreut, ich arbeitete wenige Meter entfernt bei einer Be-hörde im 4. Obergeschoss. Eines Tages stand er mit seiner Lehrerin in meinem Büro und strahlte über das ganze Gesicht, nahm mich an die Hand und führte mich zum Aufzug, fuhr mit mir ins Erd-geschoss. Das war für mich eine Sensation. Die Lehrerin schilderte mir anschließend, wie sie es fertig gebracht hatte, ihm die Angst vor der Dunkelheit und Enge des Aufzuges zu nehmen: Monate-lang hatte sie mit ihm trainiert, war mit ihm in Kleiderschränke gegangen, hatte nach und nach die Tür von innen geschlossen; ein monatelanger Lernprozess, der ihm ein Stück Lebensqualität erschlossen hatte.

Das war sein Erfolgserlebnis, das war ihre „Leistung“, die so gar nicht in den Leistungskatalog unserer „Leistungsgesellschaft“ hin-ein passt und die doch höchste Anerkennung verdient.

Ich wünsche Ihnen einen guten Einstieg in die Endphase des Früh-lings.

Coco und Chayenne

Coco und Chayenne sind ein sehr verschmustes Katerpaar von 2 Jahren. Sie mögen Kinder genauso wie Erwachsene. Sie sind beide sehr zutraulich und lieben es zu spielen und zu kuscheln, wobei Chayenne dabei der Chef ist. Schweren Herzens muss sich der derzeitige Besitzer von diesem hübschen und problemlosen Geschwisterpaar aufgrund eines Auslandsumzuges trennen. Sie sind beide Wohnungshaltung gewöhnt. Chayenne benötigt Spezial-futter vom Tierarzt, da sich sonst Kristalle im Harn bilden. Manche Kater neigen dazu, glücklicherweise wird das Spezialfutter gut angenommen und ist nicht wesentlich teurer als gutes „Normalfutter“.

Kontakt: Tel. 0251/8469757 oderwww.katzenhilfe-muenster.de

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Wer hat Angst vorm Schrebergarten?

Juni

1. Mo 21.6. 20 Uhr Eröffnung Sommeranfang Dr. Frieder Lauxmann „Der philosophische Garten

- Spaziergänge durch Denklandschaften“2. Fr 25.6. 20 Uhr Die Kleinbeetinhaberin Frau

Elfriede Möllenbaum besucht den freien Garten-akademisten Wilm Weppelmann zur Talkschau mit

Pelzkäppchen und rheinischem Frohjemüt

Juli

3. Do 1.7. 20 Uhr Stefan Leppert „Paradies mit Laube“ be-richtet von seiner Reise durch Deutschlands Schrebergärten

4. Mo 5.7. 20 Uhr Deutsche Premiere des Films „The Garden“, ein Film von Scott Hamilton Kennedy (in

englischer Sprache) Preise: u.a. Bester Dokumentarfilm SILVERDOCS Sterling USFeature Award 2008, anschließend

Gartengespräch mit Werner Heidemann, Präsidiumsmitglied Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e. V.

5. Do 8.7. 20 Uhr „The Art of Allotments“ a talk by Prof. David Crouch / University of Derby UK

6. Mi 14.7. 20 Uhr „Wer hat Angst vor Timm Ulrichs“ eine Chronotopie: 70 Jahre 70 Gäste - mit Timm Ulrichs, Pit

Hartmann und Carsten Bender, Szene: Wilm Weppelmann7. Fr 16.7. 20 Uhr Dierk Jensen „Reichtum ernten“

8. Do 22.7. 20 Uhr „Deep Schrott“ das einzige Bass-Saxophon-Quartett des Universums mit Andreas Kaling, Wollie

Kaiser, Jan Klare und Dirk Raulf, Reihe: openspace jazz9. Do 29.7. 20 Uhr Brita Reimers „Gärten

und Politik“, Gedanken und Bilder10. Do 5.8. 20 Uhr Prof. Dr. Gert Gröning Universität

der Künste Berlin, „Gärten als Elemente einer sich ständig verstädternden Welt“

August

11. So 8.8. 20 Uhr Rainer Schepper „Quer durchs Beet“ eine literarische Gartenlese

12. Mi 18.8. 21 Uhr Volker Gerling „Daumenkinographie“13. So 22.8. 20 Uhr Abschlussfest „The Queen of Gar-

den – Rock´n´ Rose“ mit „The Roal Squeze Box“und Gabriele Brüning

Interview und Termine | Text: W. Weppelmann

Freie Gartenakademie 2010

~: Hallo Wilm Weppelmann, du bist für die ~ kein Unbekannter, wir haben schon früher über deine Fotoausstel-lungen und deine „Freie Gartenakademie“ berichtet. Du be - ginnst dein Programm immer zum Sommeranfang am 21. Juni, diesmal unter dem Motto: Wer hat Angst vorm Schrebergarten? Was verbirgt sich hinter diesem Thema?

Wilm: Nun, die Angst, mit dem Schrebergarten den Kleinbür-ger in sich selbst zu entlarven, aber die kleine große Welt der Schrebergärten hat abseits der Klischees und Abziehbilder viele Spielräume und Möglichkeiten ein großes Stück Gartenkultur für sich zu verwirklichen. Der Schrebergarten ist ein verkanntes Ge-niestück menschlicher Fruchtbarkeit und kein biederer Eintopf.

~: Dein Gartenzweg liegt mit einem Messer im Rücken zwischen den Kürbispflanzen. Wer hat ihn ermordet?

Wilm: Ich bin gerade auf der Suche nach dem Täter, an der Wurzel des Bösen nagen nicht nur Wühlmäuse ...aber warum sollte ich über dieses Stück Volkskultur die Nase rümpfen, ich glaube in jedem Menschen steckt ein hohes Maß an Garten-zwergigkeit, schlimm wird es nur, wenn man nicht dazu steht, dann ist es Arroganz, Ignoranz, Intoleranz mit einer selbstherr-lichen Geschmackshoheit, was für ein Blech, also her mit dem Gartenzwerg ...

~: Parallel zur „Freien Gartenakademie“ beteiligst du dich noch an einem künstlerischen Gartenprojekt in der Nähe des Bodensees. Kannst du uns dazu noch etwas sagen?

Wilm: In Weingarten findet eine Ausstellung von „Künstlergär-ten“ statt. Schön, dass ich mich jetzt auch im Süden künstler-gärtnerisch austoben darf, zusammen mit Künstlern wie Ottmar Hörl, Barbara Nemitz, Daniel Bräg, also recht gute Leute, und mir hat man eine ganz exponierte Fläche, einen Teil des Stadt-gartens von Weingarten, vor den Spaten geworfen. 100 qm „The Hunger Garden“ werden dort hoffentlich wachsen, spannend ... und zum Schluß, am 19.9., gibt es „für den, der weiß, was Hunger ist, darf essen“, auch eine Hungersuppe, von mir an-gerichtet ...

~: Vielen Dank für das Gespräch und die Einladung, Wilm. Wir werden alle zusammen in deinen Garten kommen!

Heinz Dalmühle, unser Grafiker mit dem grünen Daumen, sprach mit dem Kleingärtner und Künstler Wilm Weppelmann.

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Annette PoethkeFachanwältin

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EherechtMiet - und Pachtrecht

Verkehrsrecht

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