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Kapitel 1

Einleitung

"

Mathematik

ist das Alphabet, mit dessen Hilfe

Gott das Universum beschrieben hat.\

Galileo Galilei (1564{1642)

E

ine bin

are Mischphase, also das homogene Gemisch zweier Komponenten, wie zum Bei-

spiel eine aus zwei

ussigen Metallen bei hoher Temperatur gebildete Legierung, kann

beim Abk

uhlen in einen Zustand

ubergehen, in dem die Bestandteile der anf

anglichen Mi-

schung als zwei koexistente Phasen in verschiedenen Bereichen lokalisiert sind. Man bezeichnet

diese sto�iche Konstellation als Mischungsl

ucke, den Wechsel des Systems von der Mischphase

zur Mischungsl

ucke als Phasentrennung (Abbildung 1.1, zu den Begri�en vergleiche Tabelle 1.1).

Abbildung 1.1: Phasentrennung:

Ubergang von der Mischphase zur Mischungsl

ucke

F

ur das prinzipielle Verst

andnis dieses Ph

anomens der physikalischen Chemie, genauer der che-

mischen Thermodynamik, betrachtet man die Freie Enthalpie (Abbildungen 1.2 und 1.3), denn

sie ist charakteristisch f

ur das Verhalten des bin

aren Systems. Aus dem Verlauf dieser Zustands-

funktion leitet sich au�erdem die Darstellung des Phasendiagramms (Abbildung 1.4) ab, das

die Abh

angigkeit zwischen der Temperatur und der relativen Zusammensetzung des Gemischs

beschreibt, und somit auch Aufschlu�

uber bei bestimmten Temperaturen stabile, metastabile

oder instabile Konzentrationsbereiche gibt.

Um die Bedeutung der Freien Enthalpie zu erkennen, erinnern wir uns daran, da� thermo-

dynamische Systeme bestrebt sind, diese zu minimieren, da� also au�erhalb ihrer Minima alle

Zust

ande instabil sind. Dennoch ist das suggestive Modell einer Kugel, die von den Bergen in die

T

aler des Graphen der Freien Enthalpie (Abbildung 1.3) rollt, nicht ganz richtig, weil die Pha-

sentrennung kein Vorgang ist, bei dem die gegebene Mischphase ihre Zusammensetzung

andert.

Vielmehr �ndet ein Zerfall in zwei Phasen statt. Es kommt also dann zur Phasentrennung, wenn

7

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8 KAPITEL 1. EINLEITUNG

Phase: Bez

uglich der physikalischen Gr

o�en homo-

gener Bereich eines Systems. Innerhalb einer Pha-

se treten demnach keine sprunghaften

Anderungen

der Zusammensetzung oder der Eigenschaften auf.

Bin

are Mischphase: Phase, die homogenes Ge-

misch zweier Komponenten ist.

Mischungsl

ucke: Zustand der Koexistenz von

Phasen, die nicht gemischt sondern r

aumlich ge-

trennt vorliegen.

Phasentrennung: Entmischung, also der

Uber-

gang von der Mischphase zur Mischungsl

ucke.

Freie Enthalpie: Sie wird auch h

au�g mit Gibbs{

Energie bezeichnet. Die Freie Enthalpie ist die Dif-

ferenz aus Enthalpie, einer energieartigen themody-

namischen Zustandsgr

o�e, und gebundener Energie

des Systems.

Gleichgewicht: Ruhezustand des Systems. Man

unterscheidet stabiles Gleichgewicht (den Zustand

global minimaler Energie, in der Mechanik k

onn-

te dies zum Beispiel ein Quader sein, der auf seiner

gr

o�ten Seiten

ache liegt) und metastabiles Gleich-

gewicht (den Zustand lokal minimaler Energie, et-

wa ein Quader, der auf einer der kleineren Sei-

ten

achen liegt). Bei metastabilen Gleichgewichten

kann eine gen

ugend starke St

orung das Gleichge-

wicht aufheben. Schlie�lich gibt es noch das insta-

bile Gleichgewicht, jede noch so kleine St

orung hebt

hier den Ruhezustand auf (zum Beispiel bei einem

Quader, der auf einer Ecke steht). In der experimen-

tellen Thermodynamik tritt das instabile Gleichge-

wicht wegen der in der Praxis immer vorhandenen

kleinsten St

orungen nicht auf.

Tabelle 1.1: Einige Fachbegri�e der chemischen Thermodynamik

die homogene Phase enthalpisch ung

unstiger als zwei koexistente Phasen ist. Wann dieser Fall

eintritt, untersuchen wir am Beispiel des Graphen 1.3.

-

6

-

6

Konzentration Konzentration

F

r

e

i

e

E

n

t

h

a

l

p

i

e

F

r.

E

n

t

h.

~

u

1

u u

2

T

1

T

2

T

3

Abbildung 1.2: Freie Enthalpie f

ur verschie-

dene Temperaturen T

1

> T

2

> T

3

Abbildung 1.3: Freie Enthalpie der Misch-

phase und der koexistenten Phasen

Bezeichnen A und B die beiden Komponenten des Systems, dann ist die Freie Enthalpie der

Mischphase in Abh

angigkeit von der Konzentration (also des relativen Anteils) des Bestandteils

A aufgetragen. Wir vergleichen die Freie Enthalpie (u) der Mischphase der Zusammensetzung

u mit der Freien Enthalpie

~

der Situation nach dem Zerfall in die beiden Phasen der Zusam-

mensetzung u

1

bzw. u

2

. Hat die Phase der Konzentration u

1

den Anteil � an der Gesamtheit des

Systems, so berechnet sich

~

als Konvexkombination der Werte (u

1

) und (u

2

) im Verh

altnis

� zu (1� �):

~

= � (u

1

) + (1� �) (u

2

).

Da die Gesamtmenge der Bestandteile sich durch die Phasentrennung nicht

andert (die Sto�e

liegen gewisserma�en nur anders r

aumlich verteilt vor) k

onnen u

1

und u

2

nicht beide gr

o�er

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oder beide kleiner als u sein. Vielmehr gilt:

u = �u

1

+ (1� �)u

2

und deswegen

(u) = (�u

1

+ (1� �)u

2

).

O�ensichtlich kann also eine Mischphase im Konzentrationsbereich des strikt konkaven Anteils

des Graphen der Freien Enthalpie nicht best

andig sein, weil dort f

ur jeden Zerfall ihre Energie

(u) gr

o�er ist als die Energie

~

der getrennten Phasen. In den

au�eren Bereichen links bzw.

rechts der beiden Minima der Kurve ist es genau umgekehrt: Hier liegt jede Verbindungsgerade

zweier Punkte oberhalb des Graphen, also ist Phasentrennung in diesem Konzentrationbereich

enthalpisch ung

unstiger als die Mischphase. In den Intervallen zwischen den Minima und den

Wendepunkten kann das ebenso der Fall sein; allerdings gibt es global gesehen Entmischungen,

deren Freie Enthalpie niedriger als die der Mischphase ist. In diesem Konzentrationsbereich

kann eine homogene Phase zwar bestehen, dennoch f

uhren hinreichend starke St

orungen des

metastabilen Gleichgewichts zur Phasentrennung.

Zusammenfassend k

onnen wir festhalten, da� die Minima und Wendepunkte des Graphen der

Freien Enthalpie die Konzentrationbereiche stabiler, metastabiler und instabiler Gleichgewichts-

zust

ande voneinander trennen. Da die Freie Enthalpie eine temperaturabh

angige Gr

o�e ist |

zum Beispiel ist ihr Graph oberhalb einer kritischen Temperatur strikt konvex (siehe Abbildung

1.2), so da� es keine Mischungsl

ucke gibt | liegt es nahe, Minima und Wendepunkte in ein

Koordinatensystem von Konzentration und Temperatur einzutragen. Man erh

alt dann etwa das

folgende Phasendiagramm:

-

6

Konzentration

T

e

m

p

e

r

a

t

u

r

SK S K

S: Spinodale

K: Konodale

Abbildung 1.4: Phasendiagramm

Oberhalb der Linie der Minima | sie hei�t Konodale | ist die Mischphase stabil, unterhalb der

Spinodalen | das ist die Linie der Wendepunkte | liegen die instabilen Konzentrationen der

Mischungsl

ucke, und im Bereich zwischen der Konodalen und der Spinodalen ist die homogene

Phase metastabil.

In der vorliegenden Arbeit wird das Ph

anomen der Entmischung mathematisch modelliert, und

es werden Erfahrungen und Ergebnisse bei der numerischen Simulation mit Finiten Elementen in

zwei Raumdimensionen vermittelt. Neben den vielf

altigen mathematischen Aspekten beinhaltet

die Numerik auch immer Gesichtspunkte der graphischen Visualisierung, die wir in zahlreichen

Abbildungen und in einem kleinen Video�lm ber

ucksichtigt haben. Zur praktischen Relevanz

des Problemgebietes m

ochten wir schlie�lich noch anmerken, da� es Anwendungen nicht nur

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10 KAPITEL 1. EINLEITUNG

in der Chemie gibt, wo die Bildung von Mischungsl

ucken z. B. zur Trennung von Gemischen

benutzt wird, sondern u. a. auch in der Metallkunde, wenn es etwa um die Frage der Alterung

(und damit der Haltbarkeit) von Legierungen geht. (Literatur: Wedler [16].)

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Kapitel 2

Mathematische Formulierung der

physikalischen Situation

D

ie in der Einleitung vorgestellte physikalische Situation betrachten wir in diesem Kapitel

unter einem mathematischen Blickwinkel. Insbesondere leiten wir die Cahn{Hilliard{

Gleichung her, ein parabolisches System partieller Di�erentialgleichungen, welches die

Grundlage dieser Arbeit bildet. Gleichzeitig dient dieser Abschnitt zur Festlegung der sp

ater

verwendeteten Gr

o�en wie der Wahl der Nichtlinearit

at � und der Voraussetzungen an das

Gebiet . Am Ende des Kapitels fassen wir r

uckblickend die bekannte Existenztheorie der

Cahn{Hilliard{Gleichung zusammen und geben Bedingungen f

ur die Existenz und Eindeutigkeit

einer L

osung der schwachen Formulierung an.

2.1 Physikalisches Ph

anomen und Cahn{Hilliard{Gleichung

Wir betrachten ein beschr

anktes Gebiet � IR

d

; 1 � d � 3 mit Lipschitzrand. In be�nde

sich eine bin

are Mischphase, z.B. eine Legierung, die aus den Substanzen A und B bestehe.

Die reellwertige Funktion u(x; t) beschreibe die Konzentration der Komponente A in x 2 IR

d

zur Zeit t 2 IR

+

.

Zu Beginn be�nde sich die Legierung in isothermalem Gleichgewicht mit der konstanten Konzen-

tration u � u

m

. K

uhlen wir nun sprunghaft unter die kritische Temperatur ab, d.h. T < T

C

, so

ist das isothermale Gleichgewicht, wie in der Einleitung erl

autert, gest

ort. Es setzt Phasentren-

nung ein, und die Konzentration der Legierung wechselt von einem gleichm

a�ig durchmischten

Zustand zu einer r

aumlich getrennten, zweiphasigen Struktur. zerf

allt in zwei disjunkte Teil-

mengen

a

und

b

mit charakteristischen Konzentrationen u

a

und u

b

.

Wir wollen nun ph

anomenologisch eine Gleichung herleiten, die die makroskopischen Vorg

ange

beschreibt, ohne dabei die mikroskopischen Gesetzm

a�igkeiten zu kennen. Hierzu eignen sich

die statistischen Ans

atze der Thermodynamik ganz besonders. Wir f

uhren also den Gibbschen

Freien Energieterm (u; T ) ein, der wie folgt de�niert ist: F

ur u aus einem eindeutig bestimm-

ten

"

spinodalen\ Intervall [u

s

a

; u

s

b

] erf

ullt die Bedingungen

uu

(u; T ) > 0 f

ur T > T

C

bzw.

uu

(u; T ) < 0 f

ur T < T

C

, siehe Abbildung 2.1.

Abbildung 2.1: Der Graph der Nichtlinearit

at f

ur T < T

C

11

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12 KAPITEL 2. MATHEMATISCHE FORMULIERUNG

Da wir sprunghaft unter die kritische Temperatur T

C

abk

uhlen und dann die einsetzende Pha-

sentrennung f

ur konstantes T < T

C

betrachten, nehmen wir im folgenden vereinfachend an, da�

nicht von T abh

angt.

Isothermales Gleichgewicht herzustellen bedeutet, da die Masse des Systems konstant ist:

Minimiere

Z

(u) unter der Nebenbedingung

Z

u = u

m

jj: (2.1)

F

uhrt man einen Lagrange{Multiplikator � 2 IR ein und de�niert F (u) := (u)� �(u� u

m

), so

ist das Problem 2.1 wegen

Z

F (v) =

Z

(v)� �

Z

(v � u

m

) =

Z

(v)

f

ur ein v, das die Nebenbedingung erf

ullt,

aquivalent mit:

Minimiere

Z

F (v) unter der Nebenbedingung

Z

v = u

m

jj: (2.2)

W

ahlt man f

ur � die passenden Werte, so k

onnen die L

osungen von 2.2 leicht bestimmt werden.

Eine kurze Rechnung zeigt, da� man f

ur T > T

C

� :=

0

(u

m

) setzen mu�, damit

d

d�

E(u

m

+ ��)

�=0

:=

d

d�

Z

F (u

m

+ ��)

�=0

= 0

gilt. Also hat das Energie{Funktional E ein eindeutiges Minimum bei u = u

m

, was einer

gleichf

ormigen Konzentration entspricht.

F

ur T < T

C

gibt es aufgrund der W{Form von zwei eindeutig de�nierte Werte u

a

und u

b

mit

0

(u

a

) =

(u

b

)� (u

a

)

u

b

� u

a

=

0

(u

b

):

An diesen beiden Punkten stimmt also die Tangente

uberein.

F

ur u

a

� u

m

� u

b

w

ahlen wir demnach � := ( (u

b

)� (u

a

))=(u

b

� u

a

):

Dann ergibt eine Rechnung analog der obigen, da� E zwei Minima besitzt bei u = u

a

und u = u

b

.

Ein Gleichgewicht wird also erreicht f

ur

u(x) =

(

u

a

(x); falls x 2

a

;

u

b

(x); falls x 2

b

;

und es gilt

u

a

j

a

j+ u

b

j

b

j = u

m

jj: (2.3)

Dies erkl

art auch, warum wir oben nur die Konzentration von A betrachtet haben. Wie man

ferner zeigen kann, gilt Bedingung 2.3 f

ur u =2 [u

a

; u

b

] nicht.

Wir beschreiben nun, wie man mit Hilfe der Thermodynamik eine makroskopische Gleichung

f

ur die Phasentrennung herleiten kann. Als Massen u� de�nieren wir

J := �M

00

(u)ru ;

wobei M > 0 die Mobilit

at der Legierung beschreibt.

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2.1. PHYSIKALISCHES PH

ANOMEN UND CAHN{HILLIARD{GLEICHUNG 13

Sei V � ein Testvolumen. Aufgrund der Massenerhaltung gilt nach dem Satz von Gau�:

d

dt

Z

V

u = �

Z

@V

J� = �

Z

V

r � J

=

Z

V

r � (M

00

(u)ru):

Da V beliebig gew

ahlt war, ergibt sich als Di�erentialgleichung in also

@

t

u = r � (M

00

(u)ru):

Abbildung 2.2: mit Testvolumen V

Cahn und Hilliard [2] ersetzten nun noch (u) durch (u) +

2

jruj

2

, um die Ober

achenenergie

bei Phasen

uberg

angen zu kontrollieren. Dabei ist eine positive reelle Konstante.

bestimmt, wie steil die

Uberg

ange zwischen zwei Phasen verlaufen. Dies wird an Beispielen in

Abschnitt 6.8 noch genauer spezi�ziert.

Das verallgemeinerte chemische Potential w ist erste Variation des Energie{Funktionals

E(u) :=

Z

(u) +

2

jruj

2

;

und eine kurze Rechnung ergibt die Beziehung w =

0

(u)� 4u.

Als Di�erentialgleichung in ergibt sich nach dieser

Anderung :

@

t

u = r � (Mrw) = r � (Mr(

0

(u)� 4u)):

F

ur den folgenden Text wollen wir einige Vereinbarungen tre�en:

Wir setzen M � 1 zur Vereinfachung der Di�erentialgleichung. Als einfachen Term mit den

oben beschriebenen Eigenschaften w

ahlen wir (dabei sei � 2 IR; � > 0 ):

(u) :=

1

4

(u

2

� �

2

)

2

: (2.4)

Wir de�nieren noch �(u) :=

0

(u). F

ur den {Term aus 2.4 gilt also �(u) = u(u

2

� �

2

).

Damit erhalten wir die folgende nichtlineare, zeitabh

angige partielle Di�erentialgleichung 4.

Ordnung vom parabolischen Typ, die Cahn{Hilliard{Gleichung:

@

t

u = 4w = 4�(u)� 4

2

u in ; t > 0 (2.5)

mit den Anfangs- und Randwerten

@

w = @

u = 0 auf @; t > 0;

u(�; 0) = u

0

in :

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14 KAPITEL 2. MATHEMATISCHE FORMULIERUNG

Die Neumann{Bedingung @

w = 0 auf @ garantiert, da� die Gesamtmasse des Systems konstant

bleibt. Die zweite Bedingung @

u = 0 auf @ entspricht den nat

urlichen Randwerten des 2.2

assoziierten Minimierungsproblems

minimiere

Z

(u) +

2

jruj

2

unter der Nebenbedingung

Z

u = u

m

jj

und ist nicht physikalisch motiviert.

2.2 Existenz von L

osungen

In diesem Abschnitt stellen wir ohne Beweis einen Existenzsatz f

ur das schwache semidiskrete

System

(@

t

u; �) + (rw;r�) = 0 8� 2 H

1

();

(ru;r�) + (�(u); �) = (w; �) 8� 2 H

1

();

u(�; 0) = u

0

in

auf. Dieses Schema ergibt sich mittels partieller Integration aus der klassischen Formulierung,

seine Herleitung und Einordnung in einen allgemeinen Zusammenhang �ndet sich in Abschnitt

3.1. Alle Funktionenr

aume, die in dieser Arbeit ben

otigt werden, sind im Anhang A.2 de�niert,

so auch der obige Sobolev{Raum H

1

() = H

1;2

().

Wir de�nieren noch

T

:= � (0; T ). Dann gilt folgender Satz:

Satz 2.1:

Es gelte �(u) := �u+

1

u

2

+

2

u

3

; und sei ein beschr

anktes Gebiet des IR

d

mit Lipschitzrand.

Falls

2

> 0; und u

0

die Bedingung

u

0

2 H

2;2

E

() :=

v 2 H

2;2

()

@v

@�

= 0 auf @

erf

ullt, so hat das obige schwache System eine eindeutige globale L

osung u 2 H

4;1

(

T

). Wenn

au�erdem noch u

0

2 H

6;2

()\H

2

E

() f

ur d � 3 und 4

2

u

0

2 H

2

E

() gilt, so ist die L

osung eine

klassische.

Die Aussagen des Satzes sind allgemein bekannt und werden in vielen Publikationen

uber die

Cahn{Hilliard{Gleichung aufgef

uhrt. Ein Beweis des Satzes �ndet sich in [7].

Der durch 2.4 bestimmte �{Term hat nach Skalierung mit

1

2

die im Satz geforderderte Gestalt,

und der Existenzsatz 2.1 ist anwendbar. Der obige Existenzsatz bildet die Grundlage f

ur die

Untersuchungen des Kapitels 3. Er sichert den von der Numerik gew

ahlten Ansatz des Galerkin{

Verfahrens, welcher auch von der schwachen Formulierung ausgeht, theoretisch ab.

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Kapitel 3

Galerkin{Approximation und

Fehlerabsch

atzungen

I

n diesem Kapitel beschreiben wir numerische Ans

atze zur L

osung des in Kapitel 2 hergeleite-

ten gekoppelten nichtlinearen Systems partieller Di�erentialgleichungen, der Cahn{Hilliard{

Gleichung. Die Konzentration u und das chemische Potential w seien klassische L

osung des

Systems

@

t

u = 4w in ; t > 0; (3.1)

w = �(u)� 4u in ; t > 0; (3.2)

mit den Anfangs- und Randwerten

@u

@�

=

@w

@�

= 0 auf @; (3.3)

u(�; 0) = u

0

in : (3.4)

Dabei sei � IR

d

ein beschr

anktes Gebiet mit Lipschitzrand, und � bezeichne wieder die

au�ere

Normale an .

Wir haben das Kapitel in f

unf Abschnitte unterteilt. Zun

achst beschreiben wir in den Abschnit-

ten 3.1 und 3.2 den verwendeten L

osungsansatz des Galerkin{Verfahrens mit linearen Finiten

Elementen und stellen wesentliche in den folgenden Abschnitten ben

otigte Aussagen zusammen.

In den Abschnitten 3.3 bis 3.5 beweisen wir dann Fehlerabsch

atzungen f

ur semidiskrete und

diskrete Schemata, die auf

"

mass lumping\ und lineare Finite Elemente zur

uckgreifen.

Abschnitt 3 geht zur

uck auf einen Artikel von Elliott, French und Milner [5]. Diese Ver

o�entli-

chung weist allerdings an einigen Stellen Fehler auf und enth

alt einige L

ucken. Die erhaltenen

Aussagen sind jedoch von theoretischem Interesse. Au�erdem wird Abschnitt 3 f

ur die Beweise

und zum Verst

andnis der Abschnitte 4 und 5 ben

otigt, wo wir die Absch

atzungen von Elliott,

French und Milner auf den volldiskreten Fall verallgemeinert haben. Daher wiederholen wir hier

den Beweis, wobei wir uns bem

uht haben, die fr

uheren Bezeichnungen weitgehend beizubehal-

ten. An einigen Stellen haben wir die Beweise jedoch vereinfacht. Die in den Abschnitten 3,

4 und 5 benutzte Technik der

"

elliptischen Projektionen\, verbunden mit dem Aufspalten der

zu bestimmenden Fehler, geht ma�geblich zur

uck auf eine Ver

o�entlichung von Johnson und

Thom�ee [11] aus dem Jahre 1981. Als allgemeine Referenz diente uns das Buch von Thom�ee

[14], in dem vergleichbare Aussagen f

ur die W

armeleitungsgleichung mit Dirichlet{Randwerten

bewiesen werden.

15

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16 KAPITEL 3. GALERKIN{APPROXIMATION UND FEHLERABSCH

ATZUNGEN

3.1 Galerkin{Approximation

Ein Standard{Galerkin{Ansatz mit konformen Finiten Elementen zur L

osung der gekoppelten

Cahn{Hilliard{Gleichung 2.5

@

t

u = 4�(u)� 4

2

u

erfordert, da� der approximierende Raum S

h

in H

2;2

E

() (de�niert wie in Satz 2.1) liegt. Eine

andere M

oglichkeit ist die Verwendung von nichtkonformen Elementen. Beide Ans

atze wurden

bereits in einer Raumdimension von Elliott und French numerisch durchgef

uhrt und sind selbst-

verst

andlich auch f

ur Raumdimensionen d > 1 m

oglich.

Eleganter ist die Aufspaltung der obigen Gleichung 4. Ordnung in zwei Gleichungen, die beide

von 2. Ordnung sind und daher mit H

1;2

{Elementen numerisch gel

ost werden k

onnen. Diese

Aufspaltung haben wir bereits in 3.1 bis 3.4 angegeben und gehen auch im folgenden von ihr

aus, da sie in der Realisierung weniger aufwendig ist.

Wollen wir also das System 3.1 bis 3.4 mittels Galerkin{Ansatz mit linearen Finiten Elementen

l

osen, so gehen wir von der schwachen Formulierung dieser Gleichungen in H

1

() aus:

Finde fu;wg mit u(�; t); w(�; t) 2 H

1

(); u(x; �) 2 C

1

([0; T ]); so da�

(@

t

u; �) + (rw;r�) = 0 8� 2 H

1

();

(ru;r�) + (�(u); �) = (w; �) 8� 2 H

1

();

u(�; 0) = u

0

in :

Dabei bezeichne hier und im folgenden (�; �) das L

2

{ Skalarprodukt auf . Alle Funktionenr

aume

dieses Kapitels sind im Anhang A.2 de�niert.

F

ur u(�; t); w(�; t) 2 C

2

() ist diese schwache Formulierung mit der starken

aquivalent und

liefert dasselbe L

osungspaar fu,wg. So erh

alt man die obige schwache Formulierung aus 3.1

bis 3.4, indem man mit einer Testfunktion aus H

1

() multipliziert,

uber aufintegriert und

partiell integriert. Die entstehenden Randterme verschwinden dabei nach der Greenschen Formel

aufgrund der Neumann{Randwerte. Umgekehrt erh

alt man 3.1 und 3.2, indem man in den

beiden oberen Gleichungen mit � 2 C

1

0

() (� H

1

0

() dicht) testet, partiell integriert und das

Fundamentallemma der Variationsrechnung, siehe Alt [1, S.57], anwendet.

Um im folgenden Probleme mit der Approximation von @ zu verhindern, wollen wir ab jetzt

der Einfachheit halber annehmen, da� polygonal berandet ist. Somit k

onnen wir vollst

andig

mit Dreiecken

uberdecken.

Abbildung 3.1: Eine regul

are Triangulierung von mit 25 Knoten und 32 Dreiecken

Sei T

h

eine zul

assige Triangulierung (vgl. Abschnitt 5.1) von , wobei h de�niert ist durch

h := max

T2T

h

fdiam Tg .

Bei der Galerkin{Approximation ersetzt man H

1

() durch einen endlich{dimensionalen Teil-

raum S

h

. Wir verwenden ausschlie�lich lineare Finite Elemente, d.h. wir w

ahlen

S

h

:=

n

' 2 C

0

() j '

jT

ist linear f

ur alle T 2 T

h

o

� H

1;2

()

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3.1. GALERKIN{APPROXIMATION 17

mit der Basis ('

i

)

1�i�N

. N entspricht der Anzahl der Knoten (x

i

)

1�i�N

der Triangulierung.

Eine Basisfunktion '

i

nimmt im i{ten Knoten den Wert 1 an und f

allt linear zu den Nachbar-

knoten auf den Wert 0 ab. An allen Knoten au�er dem i{ten besitzt '

i

den Wert 0. Der Graph

von '

i

bildet also eine Pyramide.

Au�erdem wollen wir die Methode der

"

lumped masses\ benutzen. Wir de�nieren dazu als

Approximation des L

2

{Skalarproduktes f

ur u; v 2 C

0

()

(u; v)

h

:=

N

X

i=1

M

ii

u(x

i

)v(x

i

); (3.5)

mit den reellen Zahlen M

ii

:=

N

P

j=1

R

'

i

'

j

.

Es gilt also M

ij

= �

ij

N

P

k=1

~

M

ik

, mit der vollen

"

Massenmatrix\

~

M

ik

=

R

'

i

'

k

. Dieser Ansatz hat

numerisch den Vorteil, da� das Invertieren der Matrix M zur Trivialit

at wird, w

ahrend man bei

der vollen Massenmatrix

~

M einen zeitraubenden Gleichungsl

oser, i.a. das cg{Verfahren, ben

otigt.

Mit diesem Ansatz schreibt sich unsere schwache Formulierung jetzt wie folgt:

Finde fu

h

; w

h

g mit u

h

(�; t); w

h

(�; t) 2 S

h

und

(@

t

u

h

; �)

h

+ (rw

h

;r�) = 0 8� 2 S

h

; (3.6)

(ru

h

;r�) + (�(u

h

)� w

h

; �)

h

= 0 8� 2 S

h

; (3.7)

u

h

(0) = u

h

0

(2 S

h

): (3.8)

Dabei ist u

h

0

eine geeignet gew

ahlte Approximation von u

0

in S

h

.

In Abschnitt 3.3 werden wir f

ur die Di�erenz u � u

h

zwischen der klassischen L

osung und

der L

osung des obigen semidiskreten Schemas eine Fehlerabsch

atzung herleiten und damit die

Verwendung der

"

lumped masses\ mathematisch rechtfertigen.

Wir nennen das Schema 3.6 bis 3.8 semidiskret, weil die Zeitableitung @

t

u

h

noch nicht aufgel

ost

wurde. Es sind verschiedene Di�erenzenquotienten denkbar, wobei der Vorw

artsdi�erenzenquo-

tient jedoch zu einem nicht stabilen Verfahren f

uhrt und daher in der Anwendung wenig sinnvoll

ist. Mit dem R

uckw

artsdi�erenzenquotienten

u

h

(�; t) � u

h

(�; t � k)

k

� @

t

u

h

(�; t);

wobei k > 0 eine feste, vorgegebene Zeitschrittweite bezeichne, erhalten wir aus 3.6 bis 3.8 das

folgende implizite Schema:

Finde f

ur n � 1 (U

n

;W

n

); so da� gilt:

1

k

(U

n

� U

n�1

; �)

h

+ (rW

n

;r�) = 0 8� 2 S

h

;

(rU

n

;r�) + (�(U

n

)�W

n

; �)

h

= 0 8� 2 S

h

;

U

0

= u

h

0

:

Der Index oben legt dabei die Zeit fest. Zum Beispiel gilt U

n

= u

h

(�; nk). F

ur dieses Schema

werden wir in Abschnitt 3.4 eine Fehlerabsch

atzung herleiten, vgl. ?? bis ??. Betrachten wir das

System 3.6 bis 3.8 zur Zeit t = (n �

1

2

)k und ersetzen die Zeitableitung durch den Zentralen

Di�erenzenquotienten, so erhalten wir das folgende Crank{Nicholson{Schema:

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18 KAPITEL 3. GALERKIN{APPROXIMATION UND FEHLERABSCH

ATZUNGEN

Finde f

ur n � 1 (U

n

;W

n

); so da� gilt:

1

k

(U

n

� U

n�1

; �)

h

+ (rW

n+1

;r�) = 0 8� 2 S

h

; (3.9)

(rU

n+

1

2

;r�) + (�(U

n+

1

2

)�W

n+1

; �)

h

= 0 8� 2 S

h

; (3.10)

U

0

= u

h

0

: (3.11)

U

n+

1

2

sei dabei de�niert als

1

2

(U

n

+ U

n�1

). Auch f

ur dieses Schema zeigen wir in Abschnitt 5

eine Fehlerabsch

atzung. Das Crank{Nicholson{Schema wurde von uns bevorzugt verwendet, da

es sich in der Praxis durch hohe Rechengeschwindigkeit auszeichnet.

F

ur hinreichend kleines k besitzen das implizite wie das Crank{Nicholson{Schema jeweils f

ur

jeden Zeitschritt eine eindeutige L

osung. F

ur das Crank{Nicholson{Schema ergibt sich dies aus

den Konvergenz

uberlegungen des Abschnitts 4.2 mit Hilfe des Banachschen Fixpunktsatzes als

Nebenprodukt. Genauso kann man diese Aussage aber auch f

ur das implizite Schema beweisen.

Fa�t man die Gleichungen 3.9 und 3.10 zusammen und setzt als Testfunktionen der Reihe nach

die Basisfunktionen ('

j

); 1 � j � N ein, so erh

alt man eine gekoppelte Gleichung im IR

N

,

die vom Programm gel

ost werden mu�. Im n

achsten Kapitel werden wir zu diesem Zweck zwei

Prediktor{Korrektor{Verfahren zur L

osung dieser Gleichung vorstellen. Einen praxisnahen Ver-

gleich zwischen der Crank{Nicholson{Implementierung f

ur die Cahn{Hilliard{Gleichung und

einem entsprechenden total impliziten Algorithmus �ndet sich in Kapitel 6.

3.2 Grundlegende Aussagen

In den folgenden drei Abschnitten werden wir einige Standard{Absch

atzungen im Umgang mit

linearen Finiten Elementen und

"

lumped masses\ ben

otigen. Um eine bessere

Ubersichtlichkeit

zu erzielen, stellen wir diese Aussagen voran.

Die Aussagen sind aus Elliott, French undMilner [5] entnommen und werden dort auch bewiesen.

Folgende Absch

atzungen gelten in Verbindung mit

"

lumped masses\:

j(�; �)

h

� (�; �)j � ch

2

k�k

H

1

()

k�k

H

1

()

8�; � 2 S

h

; (3.12)

j(�; �)

h

� (�; �)j � ch

2

k�k

H

1

()

k�k

H

2

()

8� 2 S

h

; � 2 H

2

(); (3.13)

c

0

k�k

L

2

()

� j�j

h

:=

q

(�; �)

h

� c

1

k�k

L

2

()

8� 2 S

h

; (3.14)

j(�; �)

h

� (�; �)j � ch

h

hj�j

H

2

()

+ k�k

H

1

()

i

k�k

L

2

()

8� 2 S

h

; � 2 H

2

(); (3.15)

j� � �j

h

� c

h

h

2

j�j

H

2

()

+ k� � �k

L

2

()

i

8� 2 S

h

; � 2 H

2

(); (3.16)

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3.2. GRUNDLEGENDE AUSSAGEN 19

und die

"

inversen\ Ungleichungen

k�k

L

1

()

� c

q

log(1=h) k�k

H

1

()

8� 2 S

h

; d = 2; (3.17)

k�k

L

1

()

� ch

�3=2

k�k

L

2

()

8� 2 S

h

; d = 3; (3.18)

k�k

H

1

()

� c

1

h

k�k

L

2

()

8� 2 S

h

: (3.19)

Au�erdem ben

otigen wir f

ur Abschnitt 3 das folgende Lemma von Gronwall, das der Theorie der

gew

ohnlichen Di�erentialgleichungen entstammt. Der Beweis ist entnommen aus [15, x29 V].

Lemma 3.2.1: (Lemma von Gronwall)

Sei J = [0; a] � IR ein Intervall und � 2 C

0

(J), es gelte f

ur t 2 J

�(t) � �+ �

t

Z

0

�(�) d�

mit Konstanten �; � 2 IR; � > 0.

Dann gilt

�(t) � �e

�t

f

ur t 2 J:

Beweis:

W

ahle ein � > 0 und de�niere

(t) := (�+ �)e

�t

:

ist L

osung der gew

ohnlichen Di�erentialgleichung

0

= �

, also erf

ullt

die Integraliden-

tit

at

(t) = �+ �+ �

t

Z

0

(�) d�:

Wir zeigen � <

in J . Diese Ungleichung gilt nach Konstruktion f

ur t = 0.

Wir nehmen an, da� � <

nicht in ganz J gilt.

Dann existiert ein t

0

2 (0; a] mit �(t

0

) =

(t

0

) und �(t) �

(t) f

ur 0 � t � t

0

aufgrund der

Stetigkeit von �. Somit gilt

�(t

0

) � �+ �

t

0

Z

0

�(�) d� < �+ �+ �

t

0

Z

0

(�) d� =

(t

0

)

im Widerspruch zur Annahme. Also gilt � <

in J .

Wegen � > 0 beliebig folgt die Behauptung 2

Nach diesen Vorbereitungen kommen wir nun in den folgenden drei Abschnitten zu den wesent-

lichen Aussagen dieses Kapitels. Wir beginnen mit einer Fehlerabsch

atzung f

ur das semidiskrete

System 3.6 bis 3.8 und zeigen dann zwei Absch

atzungen f

ur die Fehler der von uns in der Praxis

verwendeten volldiskreten Schemata. Neben der f

ur die Praxis relevanten Aussage

uber die G

ute

der numerisch berechneten Ergebnisse stellen diese S

atze gleichzeitig eine mathematisch exakte

Rechtfertigung der zun

achst

"

ingenieurtechnisch\ eingef

uhrten Methode der

"

lumped masses\

dar.

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20 KAPITEL 3. GALERKIN{APPROXIMATION UND FEHLERABSCH

ATZUNGEN

3.3 Fehlerabsch

atzung f

ur das semidiskrete Schema

In diesem Abschnitt wollen wir eine optimale Fehlerabsch

atzung f

ur das semidiskrete Schema un-

ter Verwendung von

"

lumped masses\ und linearen Finiten Elementen herleiten. Das zu l

osende

semidiskrete Schema lautet:

Finde u

h

; w

h

: [0; T ]! S

h

, so da� gilt:

(@

t

u

h

; �)

h

+ (rw

h

;r�) = 0 8� 2 S

h

; (3.20)

(ru

h

;r�) + (�(u

h

)� w

h

; �)

h

= 0 8� 2 S

h

; (3.21)

u

h

(0) = u

h

0

(2 S

h

): (3.22)

Dabei bezeichnet (�; �) wieder das L

2

{ Skalarprodukt auf und (�; �)

h

die Approximation von

(�; �) durch

"

lumped masses\.

Wir betrachten die L

osungen u und w als gegeben und f

uhren zun

achst zwei diskrete Neumann{

Probleme ein, um die zu bestimmenden Fehler aufspalten zu k

onnen:

Finde ~u

h

; ~w

h

: [0; T ]! S

h

, so da� gilt:

(r ~w

h

;r�) = (�4w + �

h

1

; �)

h

8� 2 S

h

; (3.23)

( ~w

h

� w; 1) = 0 ; (�4w + �

h

1

; 1)

h

= 0; (3.24)

(r~u

h

;r�) = ( ~w

h

� �(u)� �

h

2

; �)

h

8� 2 S

h

; (3.25)

(~u

h

� u; 1) = 0 ; ( ~w

h

� �(u)� �

h

2

; 1)

h

= 0: (3.26)

Die L

osungen ~w

h

bzw. ~u

h

der Neumann{Probleme 3.23 bzw. 3.25 sind nur bis auf Konstanten

eindeutig bestimmt. Diese Konstanten werden durch den ersten Teil der Gleichung 3.24 bzw.

3.26, also die Bedingungen ( ~w

h

�w; 1) = (~u

h

�u; 1) = 0, festgelegt. �

h

1

und �

h

2

kompensieren die

durch die numerische Integration (�; �)

h

entstehenden Fehler.

Wir erl

autern noch kurz den Ansatz 3.23 bis 3.26 und zeigen die Existenz von �

h

1

und �

h

2

.

Wird keine numerische Integration (�; �)

h

verwendet, dann de�nieren wir die

"

elliptische Projek-

tion\ ~w

h

: [0; T ]! S

h

durch

(r ~w

h

;r�) = (�4w;�) 8� 2 S

h

;

( ~w

h

� w; 1) = 0; (�4w; 1) = 0:

Die Bedingung (�4w; 1) = 0 gilt nach der 1. Greenschen Formel wegen @

w = 0 auf @, siehe

auch den Beweis von Lemma 3.3.2. Solche

"

elliptische Projektionen\ wurden zuerst von Johnson

und Thom�ee [11] verwendet, �nden sich aber etwa auch in [14]. Sie sind inzwischen Standard.

Die Existenz von �

h

1

und �

h

2

ist nun leicht nachzuweisen. Wir haben beispielsweise im Falle von

~w

h

nur zu zeigen, da� f

ur eine gegebene Funktion z := 4w 2 L

2

() ein �

h

1

2 L

2

() existiert mit

(�

h

1

; �)

h

= (z; �)

h

� (z; �) 8� 2 S

h

: (3.27)

Die Linearform (�

h

1

; �)

h

ist als Element des endlich{dimensionalen Dualraumes von S

h

eindeutig

durch ihre Werte auf ('

i

)

1�i�N

festgelegt. Dies wird erreicht, indem man �

h

1

auf den Knoten

(x

i

)

1�i�N

vorgibt:

h

1

(x

k

) := z(x

k

)�

1

M

kk

(z; '

k

);

und eine kurze Rechnung unter Beachtung von 3.5 ergibt die gew

unschte Beziehung 3.27.

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3.3. FEHLERABSCH

ATZUNG F

UR DAS SEMIDISKRETE SCHEMA 21

Wir verwenden folgende Fehleraufspaltung:

u

h

� u = (u

h

� ~u

h

) + (~u

h

� u) =: �

u

+ �

u

;

w

h

� w = (w

h

� ~w

h

) + ( ~w

h

�w) =: �

w

+ �

w

:

Wir wollen zun

achst ein wesentliches Hilfsmittel herleiten. Wir formulieren dazu die obige Si-

tuation allgemein:

Zu gegebenem f 2 H

2

() sei v 2 H

1

() L

osung von

(rv;r�) = (f; �) 8� 2 H

1

(): (3.28)

Die L

osung ist nur bis auf eine additive Konstante eindeutig bestimmt. Aus � � 1 in 3.28 folgt

(f; 1) = 0 als notwendige Voraussetzung an f zur L

osbarkeit von 3.28. Dies erkl

art auch die

zweiten Teile der Bedingungen 3.24 und 3.26.

Das zu 3.28 geh

orige Finite{Elemente-Problem mit numerischer Integration (�; �)

h

lautet:

Finde v

h

2 S

h

mit

(rv

h

;r�) = (f + �

h

; �)

h

8� 2 S

h

; (3.29)

(v

h

� v; 1) = 0; (3.30)

(f + �

h

; 1)

h

= 0: (3.31)

F

ur den Fehler kv

h

� vk ergibt sich:

Lemma 3.3.1:

Seien v und v

h

wie oben. Falls j�

h

j

h

� ch

2

, dann gilt mit einer Konstanten C unabh

angig von h:

kv � v

h

k

L

2

()

+ h krv �rv

h

k

L

2

()

� Ch

2

;

kv � v

h

k

L

1

()

� C log(1=h)h

2

(d = 2):

Beweis: Sei z

h

die Finite{Elemente{Approximation zu v, d.h. erf

ulle

(rz

h

;r�) = (f; �) 8� 2 S

h

; (z

h

� v; 1) = 0: (3.32)

Nach Standardargumenten gilt (vgl. Ciarlet [3, S. 165f.]):

kv � z

h

k

L

2

()

+ h krv �rz

h

k

L

2

()

� ch

2

jvj

H

2

()

; (3.33)

kv � z

h

k

L

1

()

� ch

2

log(1=h) kvk

H

2

()

: (3.34)

Beachte, da� v 2 H

2

() entsprechend der elliptischen Regularit

atstheorie (vgl. Gilbarg, Trudin-

ger [9, Satz 8.12]) ist. Nun gilt nach 3.29 , 3.32, 3.13 und der Cauchy{Schwarz{Ungleichung:

(rz

h

�rv

h

;r�) = (f; �)� (f; �)

h

� (�

h

; �)

h

� ch

2

kfk

H

2

()

k�k

H

1

()

+ j�

h

j

h

j�j

h

:

Wegen j�

h

j

h

j�j

h

� ch

2

j�j

h

� ch

2

k�k

H

1

()

nach 3.14 folgt

(rz

h

�rv

h

;r�) � ch

2

k�k

H

1

()

: (3.35)

Nach 3.32 gilt

R

(z

h

� v

h

) = 0. Mit Hilfe der Poincar�e{Ungleichung mit Mittelwert 0 (Gilbarg,

Trudinger [9, Absch

atzung (7.45), S. 164], folgt

kz

h

� v

h

k

L

2

()

� c krz

h

�rv

h

k

L

2

()

: (3.36)

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22 KAPITEL 3. GALERKIN{APPROXIMATION UND FEHLERABSCH

ATZUNGEN

W

ahle nun � := z

h

� v

h

in 3.35, so folgt

krz

h

�rv

h

k

L

2

()

� ch

2

: (3.37)

Somit gilt die erste Behauptung, da

kv � v

h

k

L

2

()

+ h krv �rv

h

k

L

2

()

� kv � z

h

k

L

2

()

+ h krv �rz

h

k

L

2

()

+ kz

h

� v

h

k

L

2

()

+ h krz

h

�rv

h

k

L

2

()

� ch

2

:

Dabei wurden die ersten beiden Summanden rechts mit 3.33, die letzten beiden mit 3.36 und

3.37 abgesch

atzt. F

ur den Fall d = 2 ergibt sich:

kv � v

h

k

L

1

()

� kv � z

h

k

L

1

()

+ kz

h

� v

h

k

L

1

()

� ch

2

log(1=h) + c

q

log(1=h) kz

h

� v

h

k

H

1

()

nach 3.34 und 3.17

� ch

2

log(1=h) nach 3.36, 3.37, falls h klein genug.

Und damit gilt auch die zweite Behauptung 2

Mit diesem Hilfssatz k

onnen wir nun in einem ersten Schritt die Gr

o�en �

u

und �

w

absch

atzen:

Lemma 3.3.2:

Sei h � h

0

. Sind u und w hinreichend glatt, so gilt f

ur t 2 [0; T ] :

kD

j

t

u

(t)k

L

2

()

+ h krD

j

t

u

(t)k

L

2

()

� ch

2

; j = 0; 1; 2; : : : (3.38)

kD

j

t

w

(t)k

L

2

()

+ h krD

j

t

w

(t)k

L

2

()

� ch

2

; j = 0; 1; 2; : : : (3.39)

und ferner f

ur d = 2:

kD

j

t

u

k

L

1

()

� ch

2

log(1=h); j = 0; 1; 2; : : : (3.40)

kD

j

t

w

k

L

1

()

� ch

2

log(1=h); j = 0; 1; 2; : : : (3.41)

Dabei bezeichnet c von h unabh

angige positive Konstanten und D

j

t

:= (@=@t)

j

.

Beweis:

Wir zeigen zun

achst die Absch

atzungen f

ur �

w

:

Nach 3.24 gilt

jD

j

t

h

1

j

h

� cjD

j

t

(�

h

1

; 1)

h

j = cjD

j

t

(4w; 1)

h

j:

Sei w(�; t) 2 C

2

(). Nach der 1. Greenschen Formel (siehe Gilbarg, Trudinger [9, S. 17]) gilt

(4w; 1) =

Z

4w =

Z

@

@

w = 0; analog (4u; 1) = 0:

Somit erh

alt man

jD

j

t

h

1

j

h

� cj(D

j

t

4w; 1)

h

� (D

j

t

4w; 1)j � ch

2

kD

j

t

4wk

H

2

()

mit 3.13

� ch

2

nach 3.14. (3.42)

Mit Lemma 3.3.1 folgen nun 3.39 und 3.41. Mit 3.24 ergibt sich

0 = (4u; 1) = (�(u) � w; 1) = (�(u)� ~w

h

; 1): Und es folgt

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3.3. FEHLERABSCH

ATZUNG F

UR DAS SEMIDISKRETE SCHEMA 23

jD

j

t

h

2

j

h

� cj(D

j

t

h

2

; 1)

h

j = cj(D

j

t

( ~w

h

� �(u)); 1)

h

j nach 3.26

= cj(D

j

t

~w

h

; 1)

h

�(D

j

t

~w

h

; 1) + (D

j

t

�(u); 1)

| {z }

=0

�(D

j

t

�(u); 1)

h

j

� ch

2

( kD

j

t

~w

h

k

H

1

()

+ kD

j

t

�(u)k

H

2

()

) nach 3.12 und 3.13.

Aufgrund der Beziehung

kD

j

t

~w

h

k

H

1

()

� kD

j

t

wk

H

1

()

+ kD

j

t

w

k

H

1

()

� c(1 + h

2

) nach 3.39

� c f

ur h � h

0

gilt also

jD

j

t

h

2

j

h

� ch

2

: (3.43)

Weiter gilt:

(r~u

h

;r�) =

1

( ~w

h

� �(u) � �

h

2

; �) nach 3.25

=

1

( ~w

h

� 4u� w � �

h

2

; �)

h

; da �(u) = 4u+ w

= �(4u; �)

h

+

1

( ~w

h

� w � �

h

2

; �)

h

=: �(4u; �)

h

+ (�

h

3

; �)

h

:

Letztlich haben wir daher

jD

j

t

h

3

j

h

= jD

j

t

( ~w

h

� w � �

h

2

)j

h

jD

j

t

w

j

h

+ jD

j

t

h

2

j

h

� ch

2

; wobei 3.39 und 3.43 verwendet wurde.

Mit Lemma 3.3.1 folgen nun die behaupteten Ungleichungen 3.38 und 3.40 2

F

ur Lemma 3.3.4 ben

otigen wir noch folgenden Hilfssatz:

Lemma 3.3.3:

Sei h � h

0

. Dann ist k@

t

~u

h

k

L

1

()

beschr

ankt unabh

angig von h.

Beweis:

F

ur d = 2 folgt dies aus 3.40.

F

ur d = 3 gilt (dabei bezeichne P

h

@

t

u die Interpolierende von @

t

u):

k@

t

~u

h

k

L

1

()

� k@

t

u� P

h

@

t

uk

L

1

()

+ kP

h

@

t

u� @

t

~u

h

k

L

1

()

+ k@

t

uk

L

1

()

� ch

2

+ ch

�3=2

kP

h

@

t

u� @

t

~u

h

k

L

2

()

+ k@

t

uk

L

1

()

nach 3.18

� c

h

2

+ h

1=2

+ 1

� c; da h � h

0

2

Nachdem wir in Lemma 3.3.2 �

u

und �

w

abgesch

atzt haben, sind wir jetzt in der Lage, auch die

Gr

o�en �

u

und �

w

zu kontrollieren. Beide Resultate zusammen werden uns Aussagen

uber den

Fehler u� u

h

erm

oglichen.

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24 KAPITEL 3. GALERKIN{APPROXIMATION UND FEHLERABSCH

ATZUNGEN

Lemma 3.3.4: Sei ku

h

(�; �)k

L

1

()

beschr

ankt unabh

angig von h gleichm

a�ig in � . Dann gilt:

Es gibt eine Konstante C > 0, unabh

angig von h; u

h

; w

h

; so da� f

ur t 2 [0; T ]

j�

u

(t)j

2

h

+

t

Z

0

j�

w

(�)j

2

h

d� � C

h

4

+ j�

u

(0)j

2

h

; (3.44)

kr�

u

(t)k

2

L

2

+j�

w

(t)j

2

h

+

t

Z

0

j@

t

u

(�)j

2

h

+ kr�

w

(�)k

2

L

2

d� � C

h

4

+k�

u

(0)k

H

1+j�

w

(0)j

2

h

: (3.45)

Beweis:

Mit 3.20 und nach De�nition von �

u

und �

w

erh

alt man

(@

t

u

; �)

h

+ (r�

w

;r�) = (@

t

(u

h

� ~u

h

); �)

h

+ (r(w

h

� ~w

h

);r�)

= �(@

t

~u

h

; �)

h

� (r ~w

h

;r�) 8� 2 S

h

:

Wegen �~u

h

= �u� �

u

; (r ~w

h

;r�) = (�4w + �

h

1

; �)

h

nach 3.23 folgt

(@

t

u

; �)

h

+ (r�

w

;r�) = (�@

t

u

; �)

h

� ( @

t

u

|{z}

=4w

; �)

h

+ (4w � �

h

1

; �)

h

= (�@

t

u

� �

h

1

; �)

h

8� 2 S

h

: (3.46)

Addiert man 3.21 zu 3.25, so erh

alt man

� (r�

u

;r�) + (�

w

; �)

h

=

�(u

h

)� �(u)� �

h

2

; �

h

8� 2 S

h

: (3.47)

Setzt man � := �

u

in 3.46 und � := �

w

= in 3.47 ein und addiert, so ergibt sich

1

2

d

dt

j�

u

j

2

h

+

1

j�

w

j

2

h

= (�@

t

u

� �

h

1

; �

u

)

h

+

1

�(u

h

)� �(u)� �

h

2

; �

w

h

� j@

t

u

+ �

h

1

j

h

j�

u

j

h

+

1

j�

h

2

j

h

j�

w

j

h

+

1

�(u

h

)� �(u)

h

j�

w

j

h

:

Den ersten Summanden rechts sch

atzt man mit 3.38 und 3.42 gegen ch

2

j�

u

j

h

ab, beim zweiten

verwendet man 3.43. Den dritten Summanden behandelt man wie folgt:

�(u

h

)� �(u)

2

h

=

N

X

i=1

m

i

�(u

h

(x

i

))� �(u(x

i

))

2

nach 3.5

N

X

i=1

m

i

L

2

u

h

(x

i

)� u(x

i

)

2

= L

2

u

h

� u

2

h

;

mit der Lipschitzkonstante L := k�k

C

0;1. Also gilt

�(u

h

)� �(u)

h

� cju

h

� uj

h

� c (j�

u

j

h

+ j�

u

j

h

) � ch

2

+ cj�

u

j

h

:

Man beachte auch, da� die (lokale) Lipschitzeigenschaft von � verwendet werden darf, da nach

Voraussetzung ku

h

k

L

1

()

beschr

ankt ist. Damit erh

alt man

1

2

d

dt

j�

u

j

2

h

+

1

j�

w

j

2

h

� c

h

2

j�

u

j

h

+ h

2

j�

w

j

h

+ j�

u

j

h

j�

w

j

h

:

Page 19: 1 Einleitung - Willkommen | TH Bingen · 2019-07-18 · ts h rec der b eiden Minima e Kurv ist es genau ehrt: umgek Hier liegt jede erbindungsgerade V eier zw Punkte ob erhalb des

3.3. FEHLERABSCH

ATZUNG F

UR DAS SEMIDISKRETE SCHEMA 25

Im folgenden ben

otigen wir die Youngsche Ungleichung 2ab � �a

2

+b

2

=� f

ur ein beliebiges � > 0,

welche aus der Ungleichung 0 � (

p

�a� b=

p

�)

2

resultiert.

Wendet man diese Ungleichung an und absorbiert die �

w

{ Terme links, so folgt

1

2

d

dt

j�

u

j

2

h

+

1

j�

w

j

2

h

� c

h

4

+ j�

u

j

2

h

:

Wir fassen die st

orenden Konstanten

1

2

und

1

in der Konstante c zusammen, was man sp

atestens

nach dem folgenden Aufintegrieren einsieht. Integrieren von 0 bis t (� T ) ergibt

1

(t) := j�

u

(t)j

2

h

+

t

Z

0

j�

w

(�)j

2

h

d� � j�

u

(0)j

2

h

+

t

Z

0

c

h

4

+ j�

u

(�)j

2

h

d�

� j�

u

(0)j

2

h

+ c(T )h

4

+ c

1

t

Z

0

1

(�) d�:

Mit dem Gronwall{Lemma 3.2.1 (� := j�

u

(0)j

2

h

+ c(T )h

4

; � := c

1

; � := �

1

) folgt

j�

u

(t)j

2

h

+

t

Z

0

j�

w

(�)j

2

h

d� � C

j�

u

(0)j

2

h

+ h

4

e

c

1

t

� C(T )

j�

u

(0)j

2

h

+ h

4

; also 3.44.

Setzt man � := �

w

in 3.46 und � := �@

t

u

in 3.47 ein und addiert, so erh

alt man

kr�

w

k

2

L

2

()

+

2

d

dt

kr�

u

k

2

L

2

()

=

�@

t

u

� �

h

1

; �

w

h

+

�(u)� �(u

h

) + �

h

2

; @

t

u

h

� j@

t

u

+ �

h

1

j

h

j�

w

j

h

+ j�

h

2

j

h

j@

t

u

j

h

+

�(u)� �(u

h

)

h

j@

t

u

j

h

� ch

2

j�

w

j

h

+ ch

2

j@

t

u

j

h

+ c

h

2

+ j�

u

j

h

j@

t

u

j

h

: (3.48)

Di�erenzieren von 3.47 nach t ergibt

(@

t

w

; �)

h

� (r@

t

u

;r�) = (@

t

(�(u

h

)� �(u))� @

t

h

2

; �)

h

8� 2 S

h

: (3.49)

Setzt man � := �

w

in 3.49 und � := @

t

u

in 3.46 ein und addiert, so erh

alt man

1

2

d

dt

j�

w

j

2

h

+ j@

t

u

j

2

h

= (� @

t

u

� �

h

1

; @

t

u

)

h

+ (@

t

(�(u

h

)� �(u)) � @

t

h

2

; �

w

)

h

� ch

2

j@

t

u

j

h

+ ch

2

j�

w

j

h

+

@

t

(�(u

h

)� �(u))

h

j�

w

j

h

: (3.50)

Wieder gilt es, den Term mit der Nichlinearit

at � abzusch

atzen. Wir verwenden die Aufspaltung

@

t

(�(u

h

)� �(u))

h

0

(u

h

)(@

t

u

h

� @

t

~u

h

)

h

+

(�

0

(u

h

)� �

0

(u))@

t

~u

h

h

+

0

(u)(@

t

~u

h

� @

t

u)

h

=: jIj + jIIj + jIIIj:

Wir sch

atzen die drei Terme der Reihe nach ab:

j I j =

0

(u

h

)@

t

u

h

� k�

0

(u

h

)k

L

1

j@

t

u

j

h

= cj@

t

u

j

h

;da ku

h

k

L

1

� c n. Vor.

Page 20: 1 Einleitung - Willkommen | TH Bingen · 2019-07-18 · ts h rec der b eiden Minima e Kurv ist es genau ehrt: umgek Hier liegt jede erbindungsgerade V eier zw Punkte ob erhalb des

26 KAPITEL 3. GALERKIN{APPROXIMATION UND FEHLERABSCH

ATZUNGEN

(beachte jvj

2

h

=

N

X

i=1

m

i

jv(x

i

)j

2

� jj kvk

2

L

1

()

);

j II j �

0

(u

h

)� �

0

(u)

h

k@

t

~u

h

k

L

1

()

� cju

h

� uj

h

nach Lemma 3.3.3 und da � 2 C

1;1

� c (j�

u

j

h

+ j�

u

j

h

)

� c

h

2

+ j�

u

j

h

j III j =

0

(u)@

t

u

h

� k�

0

(u)k

L

1

()

j@

t

u

j

h

� ch

2

:

Und damit folgt aus 3.50, indem man die obigen Absch

atzungen verwendet

1

2

d

dt

j�

w

j

2

h

+ j@

t

u

j

2

h

� ch

2

j@

t

u

j

h

+ ch

2

j�

w

j

h

+ cj�

w

j

h

j@

t

u

j

h

+ h

2

+ j�

u

j

h

� c

h

2

j@

t

u

j

h

+ h

2

j�

w

j

h

+ j�

w

j

h

j@

t

u

j

h

+ j�

w

j

h

j�

u

j

h

: (3.51)

Addiert man 3.48 zu 3.51, so folgt

kr�

w

k

2

L

2

()

+ j@

t

u

j

2

h

+

1

2

d

dt

j�

w

j

2

h

+

2

d

dt

kr�

u

k

2

L

2

()

� c(h

2

j@

t

u

j

h

+ h

2

j�

w

j

h

+ j�

u

j

h

j@

t

u

j

h

+h

2

j@

t

u

j

h

+ j�

w

j

h

j@

t

u

j

h

+ j�

w

j

h

j�

u

j

h

):

Verwendet man wieder die Youngsche Ungleichung und absorbiert die @

t

u

{ Terme links, so

folgt

kr�

w

k

2

L

2

()

+ j@

t

u

j

2

h

+

1

2

d

dt

j�

w

j

2

h

+

2

d

dt

kr�

u

k

2

L

2

()

� c

h

4

+ j�

w

j

2

h

+ j�

u

j

2

h

; (3.52)

dabei ist c = c(T; u; ; ku

h

k

L

1

()

), aber unabh

angig von h. Die Konstanten ;

1

2

und

2

links

st

oren wie oben nicht.

Integrieren der so erhaltenen Gleichung von 0 bis t (� T ) ergibt

2

(t) :=

t

Z

0

j@

t

u

(�)j

2

h

+ kr�

w

(�)k

2

L

2

()

d� + kr�

u

(t)k

2

L

2

()

+ j�

w

(t)j

2

h

� kr�

u

(0)k

2

L

2

()

+ j�

w

(0)j

2

h

+ c

t

Z

0

h

4

+ j�

u

(�)j

2

h

+ j�

w

(�)j

2

h

d�

� kr�

u

(0)k

2

L

2

()

+ j�

w

(0)j

2

h

+ c(T )h

4

+ c

t

Z

0

j�

u

(�)j

2

h

+ j�

w

(�)j

2

h

d�:

Nach 3.44 ist j�

u

(�)j

2

h

� c(h

4

+ j�

u

(0)j

2

h

) f

ur alle � 2 [0; T ]: Daher hat man

2

(t) � kr�

u

(0)k

2

L

2

()

+ j�

w

(0)j

2

h

+ c(T )h

4

+ c(T )j�

u

(0)j

2

h

+ c

2

t

Z

0

2

(�) d�

� c(T )

h

4

+ k�

u

(0)k

H

1

()

+ j�

w

(0)j

2

h

+ c

2

t

Z

0

2

(�) d� nach 3.14.

Mit dem Gronwall{Lemma 3.2.1 folgt wie oben

t

Z

0

j@

t

u

(�)j

2

h

+ kr�

w

(�)k

2

L

2

()

d� + kr�

u

(t)k

2

L

2

()

+ j�

w

(t)j

2

h

Page 21: 1 Einleitung - Willkommen | TH Bingen · 2019-07-18 · ts h rec der b eiden Minima e Kurv ist es genau ehrt: umgek Hier liegt jede erbindungsgerade V eier zw Punkte ob erhalb des

3.3. FEHLERABSCH

ATZUNG F

UR DAS SEMIDISKRETE SCHEMA 27

� c

h

4

+ j�

w

(0)j

2

h

+ k�

u

(0)k

2

H

1

()

e

c

2

t

� c(T )

h

4

+ j�

w

(0)j

2

h

+ k�

u

(0)k

2

H

1

()

f

ur t 2 [0; T ] 2

F

ur den n

achsten Satz wollen wir folgende abk

urzende Schreibweise einf

uhren:

kpk

L

q

([0;T ];X)

:= k kp(�; t)k

X

k

L

q

([0;T ])

f

ur einen Banachraum X und 1 � q � 1:

Nach diesen Vorbereitungen kommen wir nun zur wesentlichen Aussage dieses Abschnittes:

Satz 3.1:

fu;wg seien hinreichend glatt. Dann gelten die folgenden Aussagen:

(1) Falls ku

0

� u

h

0

k

L

2

()

� ch

2

; dann gilt

ku� u

h

k

L

1

(L

2

)

+ kw � w

h

k

L

2

(L

2

)

� ch

2

:

(2) Falls k~u

h

(0)� u

h

0

k

H

1

()

� ch

2

; k ~w

h

(0)� w

h

(0)k

L

2

()

� ch

2

; dann gilt

(a) ku� u

h

k

L

1

(L

2

)

+ kw � w

h

k

L

2

(L

2

)

+ k@

t

u� @

t

u

h

k

L

2

(L

2

)

� ch

2

;

(b) ku� u

h

k

L

1

(H

1

)

+ kw � w

h

k

L

2

(H

1

)

� ch;

(c) ku� u

h

k

L

1

(L

1

)

+ kw � w

h

k

L

2

(L

1

)

� ch

q

log(1=h); falls d = 2:

Beweis:

Wir nehmen zun

achst ku

h

(�)k

L

1

()

� c unabh

angig von h an gleichm

a�ig f

ur � 2 [0; T ]:

Zu (1): Nach Voraussetzung gilt

k�

u

(0)k

L

2

()

� k�

u

(0)k

L

2

()

� k�

u

(0) + �

u

(0)k

L

2

()

= ku

0

� u

h

0

k

L

2

()

� ch

2

:

Damit gilt mit Lemma 3.3.2 (f

ur j = 0) und 3.14

j�

u

(0)j

h

� ch

2

:

Sei 0 � t � T fest. Mit dem gerade Gezeigten, 3.44 und 3.14 gilt

k�

u

(t)k

L

2

()

� ch

2

:

Mit Lemma 3.3.2 folgt

ku(t)� u

h

(t)k

L

2

()

� k�

u

(t)k

L

2

()

+ k�

u

(t)k

L

2

()

� ch

2

;

also auch

ku� u

h

k

L

1

(L

2

)

< C(T )h

2

:

Aus 3.44 und 3.14 folgt

k�

w

k

L

2

([0;T ];L

2

())

=

0

@

T

Z

0

k�

w

(�)k

2

L

2

()

d�

1

A

1=2

� c(T )h

2

:

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28 KAPITEL 3. GALERKIN{APPROXIMATION UND FEHLERABSCH

ATZUNGEN

Mit Lemma 3.3.2 folgt wieder

kw

h

� wk

L

2

(L

2

)

� k�

w

k

L

2

(L

2

)

+ k�

w

k

L

2

(L

2

)

� c(T )h

2

:

Zu 2(a): Sei 0 � t � T fest.

Mit k�

u

(0)k

H

1

()

� ch

2

ist auch die Voraussetzung f

ur Aussage (1) erf

ullt.

Aus 3.45, 3.14 und den Voraussetzungen an �

u

(0) und �

w

(0) folgt

k@

t

u

k

L

2

([0;T ];L

2

())

=

0

@

T

Z

0

k@

t

u

(�)k

2

L

2

()

d�

1

A

1=2

� ch

2

:

Mit Lemma 3.3.2 folgt wie oben die Behauptung.

Zu 2(b): Mit 3.45 und Lemma 3.3.2 gilt

kru(t)�ru

h

(t)k

L

2

()

� kr�

u

(t)k

L

2

()

+ kr�

u

(t)k

L

2

()

� ch;

krw �rw

h

k

L

2

(L

2

)

� kr�

w

k

L

2

(L

2

)

+ kr�

w

k

L

2

(L

2

)

� ch

und mit der bereits bewiesenen Aussage 2(a) folgt die Behauptung.

Zu 2(c):

ku(t)� u

h

(t)k

L

1

()

� k�

u

(t)k

L

1

()

+ k�

u

(t)k

L

2

()

� ch

2

log(1=h) + ch

2

nach Lemma 3.3.2 und wie oben

� ch

2

log(1=h):

k�

w

k

L

2

([0;T ]; L

1

())

=

0

@

T

Z

0

k�

w

(�)k

2

L

1

()

d�

1

A

1=2

� c(T )

q

log(1=h)

0

@

T

Z

0

k�

w

k

2

H

1

()

d�

1

A

1=2

nach 3.17

= c(T )

q

log(1=h)k�

w

k

L

2

(H

1

)

� ch

q

log(1=h):

k�

w

k

L

2

([0;T ]; L

1

())

0

@

T

Z

0

k�

w

(�)k

2

L

1

()

d�

1

A

1=2

� c(T )h

2

log(1=h):

Also kw � w

h

k

L

2

(L

1

)

� k�

w

k

L

2

(L

1

)

+ k�

w

k

L

2

(L

1

)

� ch

q

log(1=h)

1 + h

q

log(1=h)

:

Wir zeigen nun ku

h

(�)k

L

1

()

� c f

ur � 2 [0; T ] a posteriori:

Sei I

0

:= fu(x; t) j x 2 ; t 2 [0; T ]g =: [a; b]. W

ahle ein � > 0: I

:= [a� �; b+ �]:

Zu u

0

w

ahle u

h

0

2 S

h

, so da� ku

0

� u

h

0

k

L

2

()

� ch

2

. Sei � die Interpolierende von u

0

. Dann gilt

ku

0

� u

h

0

k

L

1

()

� ku

h

0

� �k

L

1

()

+ k�� u

0

k

L

1

()

� ch

�1

ku

h

0

� �k

L

2

()

+ k�� u

0

k

L

1

()

� ch

�1

ku

h

0

� u

0

k

L

2

()

+ ch

�1

k�� u

0

k

L

2

()

+ k�� u

0

k

L

1

()

� ch: (3.53)

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3.3. FEHLERABSCH

ATZUNG F

UR DAS SEMIDISKRETE SCHEMA 29

Somit ku

h

0

k

L

1

()

2 I

�=2

f

ur h � h

0

mit einem geeigneten kleinen h

0

. Also sind 3.20 bis 3.22

wohlde�niert und besitzen zumindest f

ur kleines t eine L

osung.

Sei 0 < t

h

� T so gew

ahlt, da� ku

h

(t)k

L

1

()

2 I

f

ur alle t 2 [0; t

h

].

Dann gilt die Aussage (1) von Satz 3.1 f

ur t � t

h

: Es folgt ku(t)� u

h

(t)k

L

2

()

� ch

2

.

Wie in 3.53 folgt

ku(�; t) � u

h

(�; t)k

L

1

()

� ch f

ur alle t � t

h

;

<

2

f

ur h � h

0

; wobei h

0

nicht von t

h

abh

angt.

Insbesondere gilt ku

h

(t

h

)k

L

1

()

2 I

�=2

, und u

h

existiert

uber t

h

hinaus. Iterativ folgt daraus

ku

h

(�)k

L

1

()

� c f

ur alle � 2 [0; T ]:

Analog folgert man auch f

ur (2), wobei man Aussage 2(b) benutzt 2

Bemerkungen:

Die Absch

atzungen des Satzes 3.1 sind in dem Sinne optimal, als bekanntlichO(h

2

) { Konvergenz

in L

2

bzw. O(h) { Konvergenz in H

1;2

() f

ur Methoden mit linearen Finiten Elementen optimal

sind.

Die gezeigten Aussagen bleiben auch g

ultig, wenn ein zus

atzlicher Gravitationsterm f hinzu-

kommt. Diese Modi�kation wird in Kapitel 7.1 er

ortert. Dies wird o�enkundig, wenn man den

zus

atzlichen Term formal zur Nichtlinearit

at � dazunimmt. Die Lipschitzeigenschaften von �

beeintr

achtigt das nat

urlich nicht.

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Kapitel 4

L

osungsverfahren

L

etztlich stellt sich nach der Herleitung des voll{diskreten Crank{Nicholson{Schemas f

ur

die Cahn{Hilliard{Gleichung (s. Seite 16) die Frage, wie man solche Schemata l

osen kann.

Anf

angliche

Uberlegungen haben uns dabei zu Gleichungsl

osern f

ur nichtlineare Glei-

chungssysteme gef

uhrt. Konkrete Ans

atze zum Einsatz eines Newton{Verfahrens, wie wir es in

Abschnitt 7.3 beschreiben, haben uns dann allerdings gezeigt, da� ein solcher Algorithmus nur

bedingt praktikabel ist: In jedem Iterationsschritt mu� die L

osung einer N -dimensionalen linea-

ren Gleichung berechnet werden, deren zugeh

orige N � N Matrix weder schwach besetzt noch

positiv de�nit ist. Zudem h

angt diese Matrix von dem vorangegangenen Iterationsvektor ab, so

da� f

ur gro�e N (typischerweise: N > 1000) erheblicher Rechenzeit- und Speicherplatzbedarf

besteht.

Da die oben beschriebenen Gegebenheiten eine e�ziente Arbeit des Newton{Verfahrens nicht

erwarten lie�en, haben wir uns einer anderen M

oglichkeit zugewandt:

Wir kennen aus der Numerik der gew

ohnlichen Di�erentialgleichungen sogenannte Prediktor{

Korrektor{Verfahren, deren Vorteil in hoher Konvergenzordnung bei gleichzeitigem Verzicht

auf nichtlineare Gleichungsl

oser, wie zum Beispiel das besagte Newton{Verfahren, liegt. Solche

Prediktor{Korrektor{Verfahren sind Iterationen, die in jedem Zeitschritt eine Folge von Vekto-

ren liefern, deren Grenzwert L

osung des gegebenen Schemas ist. Ihr Vorzug, sich (zumindest im

nichtlinearen Anteil) auf eine explizite Iteration zur

uckziehen zu k

onnen, motiviert den Einsatz

von Prediktor{Korrektor{Verfahren auch im Bereich der (nichtlinearen) partiellen Di�erential-

gleichungen.

F

ur den Fall der Cahn{Hilliard{Gleichung in einer Raumdimension wird ein solches Verfahren

bei Elliot und French [6] vorgeschlagen. Wir haben die Idee dieser Prediktor{Korrektor{Iteration,

die sich unmittelbar auf zwei Raumdimensionen

ubertragen l

a�t, aufgegri�en, und nebem dem

Konvergenzbeweis und der L

osungseigenschaft bez

uglich des Crank{Nicholson{Schemas auch

eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen einer vorgegebenen Ortsdiskretisierung h und

der Wahl der Zeitschrittweite 4t hinzugef

ugt.

Zus

atzlich haben wir eine zweite eigene Variante einer Predikor{Korrektor{Iteration zur L

osung

des Crank{Nicholson{Schemas erarbeitet. Sie unterscheidet sich durch explizite Terme im linea-

ren Anteil der Iterationsvorschrift, wo bei Elliot und French noch implizite Terme auftreten,

also in jedem Schritt einen Gleichungsl

oser f

ur lineare Gleichungen erforderlich werden lassen.

Der Wegfall der impliziten linearen Terme schr

ankt die Wahl der Zeitschrittweite 4t in bezug

auf eine vorgegebene Ortsdiskretisierung h st

arker ein. Wir untersuchen das in Zusammenhang

mit dem Konvergenzbeweis genauer. Unter Ber

ucksichtigung einiger Absch

atzungen, die wir

30

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4.1. VERWENDETE PREDIKTOR{KORREKTOR{VERFAHREN 31

vornehmen werden, f

uhrt der Vergleich beider Varianten zu

� 4t � h

2

f

ur die Iteration mit impliziten Termen im linearen Anteil,

� 4t � h

4

f

ur die Iteration mit expliziten Termen im linearen Anteil.

In diesem Kontext stellen wir

Uberlegungen zum Rechenaufwand des cg{Verfahrens an, auf das

wir zur L

osung der linearen Gleichungen der ersten Variante zur

uckgreifen wollen. Zu zeigen,

da� unser eigenes Verfahren in der Praxis einen erheblichen Rechenzeitvorteil bietet | trotzdem

es der

"

imliziteren\ Formulierung theoretisch unterliegt | wird Aufgabe des Kapitels 6 sein;

das Ende dieses Kapitels bildet eine kleine Betrachtung zur Massenerhaltung.

4.1 Verwendete Prediktor{Korrektor{Verfahren

Bei gegebener Zeitschrittweite 4t bezeichne u

n

2 IR

N

die L

osung zur Zeit t, u

n+1

2 IR

N

die

L

osung zur Zeit t+4t. Die nicht unerhebliche Schwierigkeit im vorliegenden Crank{Nicholson{

Schema (vergleiche mit Seite 16)

1

4t

M(u

n+1

� u

n

) + TM

�1

T

u

n+1

+ u

n

2

+ TM

�1

h

u

n+1

+ u

n

2

!

= 0 (4.1)

in der Nichtlinearit

at �

h

(u) = (

R

�(

P

i

u

i

'

i

)'

j

)

1�j�N

implizite Terme zu berechnen, wird

bei den folgenden Prediktor{Korrektor{Verfahren vermieden. Dort stehen implizite Terme ent-

weder nur im linearen Anteil des Schemas, wo die zugeh

origen Gleichungen mit cg{Verfahren

gel

ost werden k

onnen, oder es wird ohnehin nur explizit gerechnet. Ein Zeitschritt eines solchen

Prediktor{Korrektor{Verfahrens ist charakterisiert durch den Startwert des Prediktor{Schrittes

u

n+1

0

2 IR

N

und die Korrektor{Iteration (u

n+1

j

), j = 1; 2; 3; : : : und u

n+1

j

2 IR

N

, die diesen

Wert sukzessive verbessert. Der Limes der durch die Korrektor{Iteration de�nierten Folge wird

dann als L

osung u

n+1

2 IR

N

zur Zeit t + 4t interpretiert: u

n+1

= lim

j!1

u

n+1

j

. Numerisch

wird die Folge der u

n+1

j

als konvergent betrachtet, wenn die Di�erenz zweier Folgenglieder in

der Maximumsnorm eine vorgegebene Fehlerschranke unterschreitet.

Geben wir zun

achst die Berechnungsvorschrift f

ur das im linearen Anteil implizite Prediktor{

Korrektor{Verfahren an:

Prediktor{Schritt: Finde u

n+1

0

2 IR

N

mit

1

4t

M(u

n+1

0

� u

n

) + TM

�1

T

u

n+1

0

+ u

n

2

+ TM

�1

h

(u

n

) = 0,

Korrektor{Iteration: Finde u

n+1

j

2 IR

N

; j = 1; 2; 3; : : :, mit

1

4t

M(u

n+1

j

� u

n

) + TM

�1

T

u

n+1

j

+ u

n

2

+ TM

�1

h

u

n+1

j�1

+ u

n

2

!

= 0.

Verfahren 4.1: Im linearen Anteil implizites Prediktor{Korrektor{Verfahren

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32 KAPITEL 4. L

OSUNGSVERFAHREN

Das

"

explizitere\ Verfahren unterscheidet sich dann dadurch, da� im linearen Anteil auf den

schon bekannten Wert u

n+1

j�1

anstelle von u

n+1

j

Bezug genommen wird:

Prediktor{Schritt: Finde u

n+1

0

2 IR

N

mit

1

4t

M(u

n+1

0

� u

n

) + TM

�1

T

u

n+1

0

+ u

n

2

+ TM

�1

h

(u

n

) = 0, (4.2)

Korrektor{Iteration: Finde u

n+1

j

2 IR

N

; j = 1; 2; 3; : : :, mit

1

4t

M(u

n+1

j

� u

n

) + TM

�1

T

u

n+1

j�1

+ u

n

2

+ TM

�1

h

u

n+1

j�1

+ u

n

2

!

= 0.

In diesem Fall kann man die Berechnungsvorschrift f

ur u

n+1

j

ausdr

ucklich hinschreiben und sehr

leicht auswerten, weil M , wenn wir

"

lumped masses\ benutzen, Diagonalgestalt hat.

W

ahlt man im Prediktor{Schritt 4.2 im mittleren Summand ebenfalls u

n

statt u

n+1

0

, dann kann

der Prediktor{Schritt als Zuweisung des Startwertes u

n

aufgefa�t werden, wodurch sich das

Verfahren auf folgende Iteration reduziert:

Prediktor{Korrektor{Iteration: Berechne u

n+1

j

2 IR

N

; j = 0; 1; 2; : : :, durch

u

n+1

0

= u

n

und (f

ur j > 0)

u

n+1

j

= u

n

� 4tM

�1

TM

�1

T

u

n+1

j�1

+ u

n

2

�4tM

�1

TM

�1

h

u

n+1

j�1

+ u

n

2

!

.

Verfahren 4.2: Im linearen Anteil explizites Prediktor{Korrektor{Verfahren

In den folgenden Abschnitten besch

aftigen wir uns mit der Konvergenz der vorgestellten Ver-

fahren und dem Zusammenhang zwischen Zeit- und Ortsschrittweite. Hier werden wir den we-

sentlichen Unterschied zwischen den beiden Varianten erkennen.

4.2 Konvergenz der Prediktor{Korrektor{Verfahren

Bildet man in den Korrektor{Iterationen der Verfahren 4.1 und 4.2 jeweils den Grenzwert f

ur

j !1, so erh

alt man das Crank{Nicholson{Schema 4.1. Daraus folgt, da� u

n

und die Grenz-

werte, falls sie existieren, L

osungen von 4.1 sind, so da� nur die Konvergenz der Verfahren zu

zeigen bleibt.

Die Existenz der Grenzwerte beweisen wir mit dem Banachschen Fixpunktsatz und betrachten

zun

achst die Iteration des Verfahrens 4.2. De�niert man die Abbildung F : IR

N

! IR

N

durch

F : u 7! u

n

� 4t(M

�1

T )

2

u+ u

n

2

�4tM

�1

TM

�1

h

u+ u

n

2

,

so gilt:

u

n+1

j

= F

u

n+1

j�1

.

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4.3. VERH

ALTNIS VON ZEIT- ZU ORTSSCHRITTWEITE 33

Wir w

ahlen u; v 2 IR

N

beliebig und rechnen nach:

jF (u)� F (v)j � 4t(

2

kM

�1

k

2

kTk

2

ju� vj+ kM

�1

k

2

kTk j�

h

(u)� �

h

(v)j), (4.3)

wenn k � k die Spektralnorm bezeichnet. Es folgt, da� die Abbildung F f

ur hinreichend kleine

Zeitschritte 4t eine Kontraktion ist: kM

�1

k und kTk sind unabh

angig von 4t beschr

ankt und

es gilt �

h

2 C

0;1

, wenn wir � 2 C

0;1

voraussetzen.

Bevor wir exaktere Absch

atzungen in Abh

angigkeit der Ortsschrittweite h herleiten, wenden wir

uns der Iterationsvorschrift des impliziten Verfahrens 4.1 zu. Dort hat die Abbildung F , f

ur die

u

n+1

j

= F

u

n+1

j�1

gilt, die Form:

F : u 7!

Id+

2

4t(M

�1

T )

2

�1

u

n

2

4tM

�1

TM

�1

Tu

n

�4tM

�1

TM

�1

h

u+ u

n

2

��

.

Um zu zeigen, da� F auch in diesem Fall eine kontrahierende Abbildung ist, sch

atzen wir ab:

jF (u) � F (v)j � 4tk(Id+

2

4t(M

�1

T )

2

)

�1

k kM

�1

k

2

kTk j�

h

(u)� �

h

(v)j. (4.4)

O�ensichtlich sind kM

�1

k und kTk unabh

angig von 4t beschr

ankt, und f

ur die Matrix

(Id+

2

4t(M

�1

T )

2

)

�1

konvergiert die Norm im Limes4t! 0 gegen Eins, ist also insbesondere

f

ur kleine Zeitschrittweiten beschr

ankt. Wir werden allerdings zeigen (siehe Gleichung 4.8), da�

ohnehin gilt:

k(Id +

2

4t(M

�1

T )

2

)

�1

k = 1.

Auf jeden Fall ist aber jetzt schon bewiesen, da� auch die Iteration des Verfahrens 4.1 f

ur

hinreichend kleine Zeitschrittweiten konvergiert.

Also sind die im vorangegangenen Abschnitt de�nierten Verfahren bei angemessener Wahl der

Zeitschritte wohlde�niert, und der Grenzwert u

n+1

= lim

j!1

u

n+1

j

l

ost zusammen mit u

n

das

Crank{Nicholson{Schema 4.1. Jetzt ist es von Interesse festzustellen, welche Unterschiede zwi-

schen der

"

impliziteren\ und der

"

expliziteren\ Variante der Iterationen bestehen. Wir erwarten,

da� das explizite Verfahren, gewisserma�en als Preis f

ur den deutlich reduzierten Rechenauf-

wand, weniger stabil ist als der implizite Algorithmus, also die Zeitschrittweite 4t im Verh

altnis

zur Gr

o�enordnung der Ortsdiskretisierung kleiner gew

ahlt werden mu�, um noch Konvergenz

zu erzielen.

4.3 Verh

altnis von Zeit- zu Ortsschrittweite

In den Ungleichungen 4.3 und 4.4 m

ussen die Spektralnormen der Stei�gkeitsmatrix T , der

Massenmatrix M , ihrer Inversen, die Norm von (Id +

2

4t(M

�1

T )

2

)

�1

und der Ausdruck

j�

h

(u) � �

h

(v)j abgesch

atzt werden. Dazu setzen wir voraus, da� die zugrundeliegende Tri-

angulierung T

h

, h = h

max

= max

�2T

h

Seitenl

ange(�), quasiuniform ist, d. h. f

ur alle Dreiecks-

winkel � gelte: � � �

0

> 0 unabh

angig von h. Daraus folgt unter anderem, da� ein Knoten

aus T

h

h

ochstens zu 2�=�

0

verschiedenen Dreiecken geh

oren kann. Ferner nehmen wir an, um

in der Absch

atzung f

ur kM

�1

k anstelle von h

min

= min

�2T

h

Seitenl

ange(�) auch h schreiben

zu k

onnen, da� h

min

proportional zu h ist. Das ist z. B. bei den von uns eingesetzten globalen

Verfeinerungsstrategien der Fall.

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34 KAPITEL 4. L

OSUNGSVERFAHREN

Wir bezeichnen das euklidische Skalarprodukt mit (�; �) und die dreielementige Menge der Indizes

der Basisfunktionen, deren Tr

ager das Dreieck � umfa�t, mit I

:

I

:= fi : supp('

i

) \ � 6= ;g.

Dann sch

atzen wir f

ur die Stei�gkeitsmatrix T ab:

(T�; �) =

N

X

i;j=1

i

j

Z

r'

i

r'

j

=

Z

N

X

i=1

i

r'

i

!

2

=

X

�2T

h

Z

0

@

X

i2I

i

r'

i

1

A

2

X

�2T

h

Z

3

X

i2I

2

i

jr'

i

j

2

| {z }

�Cj� j

�1

� C

X

�2T

h

X

i2I

2

i

� Cj�j

2

,

wobei C > 0 eine von h unabh

angige Konstante ist. Die Ungleichung jr'

i

j

2

� Cj� j

�1

folgt z. B.

aus der Darstellung f

ur r'

i

auf dem Dreieck � durch die zugeh

orige H

ohe

~

H in � : r'

i

=

~

H

j

~

Hj

2

.

Wir werden diese Darstellung in Abschnitt 5.2 herleiten. Weil die Innenwinkel der Dreiecke nach

Voraussetzung nicht beliebig klein werden k

onnen, erh

alt man: jr'

i

j

2

= j

~

H j

�2

� Cj� j

�1

.

Nach dieser Absch

atzung f

ur den gr

o�ten Eigenwert der Stei�gkeitsmatrix T kommen wir zum

kleinsten Eigenwert von T . T ist nicht positiv de�nit, obschon (T�; �) � 0 f

ur alle � gilt. Ganz

o�ensichtlich ist der Vektor 1 := (1; : : : ; 1) ein Eigenvektor zum Eigenwert 0:

(T1)

i

=

N

X

j=1

Z

r'

i

r'

j

=

Z

r'

i

r(

N

X

j=1

'

j

) = 0, (4.5)

weil die Linearit

at von

N

P

j=1

'

j

auf den einzelnen Dreiecken und

N

P

j=1

'

j

= 1 in den Knoten bedin-

gen, da�

N

P

j=1

'

j

� 1 gilt.

Fassen wir zusammen: F

ur den kleinsten Eigenwert �

min

und den gr

o�ten Eigenwert �

max

bzw.

die Norm der Stei�gkeitsmatrix T wurde gezeigt:

min

(T ) = 0, kTk = �

max

(T ) � C unabh

angig von h. (4.6)

Die Vorgehensweise, um den gr

o�ten bzw. den kleinsten Eigenwert der Massenmatrix M ab-

zusch

atzen, ist

ahnlich. Wir erhalten aber nat

urlich andere Schranken, denn auf den einzelnen

Dreiecken gelten andere Ungleichungen als bei der Stei�gkeitsmatrix. Das liegt daran, da� wir

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4.3. VERH

ALTNIS VON ZEIT- ZU ORTSSCHRITTWEITE 35

nicht die Gradienten, sondern die Basisfunktionen selbst betrachten m

ussen:

(M�; �) =

N

X

i;j=1

i

j

Z

'

i

'

j

=

Z

N

X

i=1

i

'

i

!

2

=

X

�2T

h

Z

0

@

X

i2I

i

'

i

1

A

2

X

�2T

h

Z

3

X

i2I

2

i

'

2

i

|{z}

�1

� Ch

2

j�j

2

,

mit einer positiven von h unabh

angigen Konstante C.

F

ur den kleinsten Eigenwert von M schreiben wir entsprechend:

(M�; �) =

X

�2T

h

Z

0

@

X

i2I

i

'

i

1

A

2

X

�2T

h

j� j

12

X

i2I

2

i

� Ch

2

min

j�j

2

,

wobei C eine positive von h unabh

angige Zahl ist. Die vorletzte Ungleichung folgt z. B. durch

Einsetzen in eine f

ur quadratische Polynome exakte Quadraturformel (siehe Ciarlet [3, x4.1]),

oder indem man wie in Abschnitt 5.2 beschrieben auf ein Referenzdreieck transformiert. Ist wie

wir vorausgesetzt haben h

min

proportional zu h | genaugenommen gen

ugte auch, da�

h

h

min

beschr

ankt ist |, dann gilt h

2

min

� Ch

2

. Wir halten daher fest:

kM

�1

k =

1

min

(M)

� Ch

�2

, kMk = �

max

(M) � Ch

2

. (4.7)

Da� diese Ungleichungen insbesondere dann gelten, wenn wir M durch

"

lumped masses\ erset-

zen, ist wegen der damit verbundenen Diagonalgestalt von M unmittelbar einsichtig.

Da� nach 4.6 �

min

(T ) = 0 ist, f

uhrt schlie�lich noch zu der bereits im Konvergenzbeweis des

impliziten Verfahrens erw

ahnten Eigenschaft

k(Id+

2

4t(M

�1

T )

2

)

�1

k =

1

1 +

2

4t�

min

((M

�1

T )

2

)

= 1. (4.8)

Um eine Aussage

uber die Wahl der Zeitschrittweite in Abh

angigkeit von h zu bekommen, fehlt

nur noch eine obere Schranke f

ur die Di�erenz der �

h

-Terme. Zur Vereinfachung der Notation

de�nieren wir die Menge T

h

j

:

T

h

j

:= f� 2 T

h

: supp('

j

) \ � 6= ;g:

Wegen der Voraussetzung, da� die Dreieckswinkel nicht beliebig gro� werden, ist die Anzahl

ihrer Elemente unabh

angig von h beschr

ankt.

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36 KAPITEL 4. L

OSUNGSVERFAHREN

Jetzt schreibt sich j�

h

(u)��

h

(v)j folgenderma�en:

j�

h

(u)� �

h

(v)j

2

=

N

X

j=1

j(�

h

(u))

j

� (�

h

(v))

j

j

2

=

N

X

j=1

j

X

�2T

h

j

Z

(�(

X

i2I

u

i

'

i

)� �(

X

i2I

v

i

'

i

))'

j

j

2

� C

N

X

j=1

X

�2T

h

j

j� j

2

X

i2I

ju

i

� v

i

j

2

� Ch

4

N

X

j=1

ju

i

� v

i

j

2

= Ch

4

ju� vj

2

mit einer von h nicht abh

angigen positiven Zahl C. In der ersten Ungleichung haben wir uns u. a.

die Lipschitzstetigkeit von � und die Tatsache, da� j

P

� � � j

2

� C

P

j � � � j

2

bei fester Anzahl von

Summanden gilt, zunutze gemacht. Wir erhalten also f

ur die Di�erenzen in der Nichtlinearit

at

h

eine h

2

-Absch

atzung

j�

h

(u)� �

h

(v)j � Ch

2

ju� vj, (4.9)

die | das sieht man an der obigen Rechnung | auch gilt, wenn das Integral nicht exakt

berechnet sondern, wie wir es sp

ater getan haben, durch die Schwerpunktformel approximiert

wird.

Der Gewinn von zwei h-Potenzen in der �

h

-Di�erenz bewirkt letztendlich, da� die implizite

Variante ein besseres Verh

altnis von Orts- zu Zeitschrittweite hat als das

"

explizitere\ Verfahren,

wo die h

�4

-Terme von kM

�1

k

2

diesen Gewinn in der Summe absorbieren. Das wird ersichtlich,

wenn wir die Ergebnisse 4.6, 4.7 und 4.9 in die Konvergenzabsch

atzungen 4.3 bzw. 4.4 einsetzen:

� Die explizite Iteration (Verfahren 4.2) konvergiert f

ur 4t � h

4

.

� Die implizite Iteration (Verfahren 4.1) konvergiert f

ur 4t � h

2

.

Die g

unstigere h-Potenz der impliziten Variante erkauft man sich mit mehr Rechenaufwand,

weil in jedem Iterationsschritt ein Gleichungssystem gel

ost werden mu�. Setzt man dazu ein

cg{Verfahren ein, h

angt die Zahl der ben

otigten Iterationen von der Kondition der Matrix ab.

Genauer: Ist A eine (symmetrische und positiv de�nite) Matrix, so ist die Kondition cond(A)

von A de�niert durch

cond(A) := kAk kA

�1

k =

max

min

,

und f

ur ein lineares Gleichungssystemes mit der Matrix A gilt: Je kleiner cond(A), desto schneller

konvergiert das cg{Verfahren (vergleiche Stoer, Bulirsch [13, S. 301]).

Bei der Umsetzung des impliziten Verfahrens haben wir f

ur das cg{Verfahren nicht die Matrix

Id+

2

4t(M

�1

T )

2

sondern die symmetrische Matrix M +

2

4tTM

�1

T eingesetzt:

Id+

2

4t(M

�1

T )

2

| {z }

i. a. nicht symmetrisch

=M

�1

(M +

2

4tTM

�1

T )

| {z }

symm., cg{Verfahren anwendbar

.

Ausgehend von einer Diagonalmatrix f

urM durch

"

lumped masses\, reduziert sich die Multipli-

kation mit M

�1

auf N -maliges Dividieren. Der Rechenaufwand f

ur die Auswertung der Matrix

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4.4. MASSENERHALTUNG DER PREDIKTOR{KORREKTOR{VERFAHREN 37

M +

2

4tTM

�1

T in jedem Schritt des cg{Verfahrens | de�niert als Anzahl ben

otigter Elemen-

taroperationen, wie etwa Additionen oder Multiplikationen reeller Zahlen | ist dann ebenfalls

proportional zu N , sofern man das Produkt TM

�1

T nicht als solches berechnet, sondern durch

aufeinanderfolgendes Anwenden der einzelnen Matrizen auf einen gegebenen Vektor ermittelt.

Die Kondition von M +

2

4tTM

�1

T hat die gleiche Gr

o�enordnung wie die der Matrix

Id+

2

4t(M

�1

T )

2

, denn aus den obigen Absch

atzungen ihrer Norm, bzw. der Eigenwerte von

M und T folgt f

ur eine Konstante C > 0:

cond(M +

2

4tTM

�1

T ) � cond(M) cond(Id+

2

4t(M

�1

T )

2

)

� C(1 +

2

4tkM

�1

k

2

kTk

2

)

� C(1 +4th

�4

).

4.4 Massenerhaltung der Prediktor{Korrektor{Verfahren

Setzt man in der schwachen Formulierung der Cahn-Hilliard-Gleichung

Z

@

t

u� = �

Z

rwr�,

Z

w� =

Z

( rur� +�(u)�)

f

ur � 2 H

1;2

() die Testfunktion � � 1, folgt

@

t

Z

u = 0, also

Z

u = const,

bzw. physikalisch gesprochen, die Masse ist eine Invariante bez

uglich der Zeit.

Es stellt sich die Frage, ob die vorgestellten Prediktor{Korrektor{Verfahren ebenfalls die Eigen-

schaft besitzen, die Masse zu erhalten. Dazu erinnern wir uns an den Eigenwert 0 der Stei�g-

keitsmatrix T . Es war nach Gleichung 4.5

T1 = 0 mit 1 := (1; : : : ; 1).

Die bisher diskutierten Verfahren haben die Gestalt

M(u

n+1

j

� u

n

) = T ~u,

wobei

~u =

8

>

>

<

>

>

:

� 4tM

�1

T

u

n+1

j�1

+u

n

2

�4tM

�1

h

u

n+1

j�1

+u

n

2

f

ur das explizite Verfahren 4.2,

� 4tM

�1

T

u

n+1

j

+u

n

2

�4tM

�1

h

u

n+1

j�1

+u

n

2

f

ur das implizite Verfahren 4.1.

Daher ergibt sich aus der Symmetrie der Stei�gkeitsmatrix T und der oben erw

ahnten und

bereits gezeigten Eigenschaft T1 = 0

(M(u

n+1

j

� u

n

);1) = (T ~u;1) = (~u; T1) = 0,

also

(Mu

n+1

j

;1) = (Mu

n

;1), (4.10)

wenn (�; �) das euklidische Skalarprodukt bezeichnet. O�ensichtlich bedeutet die Identit

at 4.10

gerade die Massenerhaltung f

ur die numerischen Gr

o�en u

n+1

j

und u

n

, sowie daraus folgend f

ur

den Zeitschritt u

n+1

= lim

j!1

u

n+1

j

.

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Kapitel 5

Programmbeschreibung

P

rinzipiell bereitet die Implementierung numerischer Verfahren keine au�ergew

ohnlichen

Schwierigkeiten, beschreibt doch die Numerik ihre (zumeist iterativen) Algorithmen sehr

"

computergerecht\. Die Arbeit mit Finiten Elementen erfordert allerdings stellenweise

etwas umfangreichere

Uberlegungen, die zu folgender zweckm

a�igen Gliederung des Problems

in Teilaspekte f

uhren:

� Die Repr

asentation der Triangulierung als Datenstruktur und die angepa�te Umsetzung

eines Verfeinerungsalgorithmus.

� Die Berechnung und Abspeicherung derMassen- und Stei�gkeitsmatrix. Dabei mu� die spe-

zielle Bescha�enheit der Matrizen im Hinblick auf optimierten Speicherplatzbedarf ebenso

ber

ucksichtigt werden wie der Anspruch, Operationen mit diesen Matrizen sp

ater leicht

und schnell durchf

uhren zu k

onnen.

� Das eigentliche numerische Verfahren. Betrachtet man lineare Probleme, wird hier eine li-

neare Gleichung aufgestellt und durch einen entsprechenden Gleichungsl

oser ausgerechnet.

Im nichtlinearen Fall werden die meisten Algorithmen wohl iterieren, wobei dann z. B. in

jedem Schritt eine lineare Gleichung gel

ost werden mu�.

� Die Implementation eines geeigneten Gleichungsl

osers. Das kann etwa ein cg{ oder ein

SOR{Verfahren sein.

� Bei zeitabh

angigen Aufgaben kann eine Steuerung der Zeitschrittweiten hinsichtlich der

Optimierung des Rechenzeitbedarfs eingebaut werden. Wird die Schrittweite so gro�, da�

die Verfahren nicht mehr konvergieren, mu� ebenfalls korrigiert werden.

� Weitere Gr

o�en, die ein Indiz daf

ur sind, ob die Ergebnisse des Verfahrens brauchbar sind,

m

ussen berechnet werden. Das k

onnen Fehler gegen

uber bekannten, zur Kontrolle nume-

risch ermittelten L

osungen sein oder Erhaltungsgr

o�en, deren zeitliche Konstanz

uberpr

uft

wird.

� Die berechnete L

osung mu� angemessen, d. h. aussagekr

aftig, graphisch dargestellt werden.

Im Falle eines zeitabh

angigen Problems bedeutet dies z. B., da� die zeitliche Entwicklung

der L

osung visuell nachvollzogen werden kann.

Zur Umsetzung dieses durch die oben erw

ahnten Gesichtspunkte skizzierten Konzeptes in ein

Programm haben wir auf die Programmiersprache C zur

uckgegri�en, um auf einfachste Weise

38

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39

e�zienten Gebrauch von den M

oglichkeiten der graphischen Entwicklungsumgebung zur dreidi-

mensionalen Visualisierung GRAPE [10] machen zu k

onnen. Dabei haben wir folgende Anfor-

derung an unser Programm gestellt:

Die Darstellungsumgebung mu� gleichzeitig Arbeitsumgebung sein, in der wir interaktiv Ein u�

auf die numerischen Abl

aufe und die Form ihrer Visualisierung nehmen k

onnen. D. h. man mu�

zur gleichen Zeit in die Lage versetzt werden, Parameter zu ver

andern und damit verbundene

Auswirkungen zu bewerten.

Wir haben dieses Ziel im wesentlichen durch folgende Strategie erreicht:

� Konsequente Fortf

uhrung der in GRAPE praktizierten objektorientierten Vorgehensweise

in den eigenen Programmen. Dadurch wird es u. a. erleichtert, Manipulationen noch zur

Laufzeit vorzunehmen.

� Dynamische Speicherverwaltung f

ur alle Vektoren bzw. Matrizen, deren Gr

o�e vom Grad

der Verfeinerung abh

angt. Damit gibt es Beschr

ankungen an den Grad der Verfeinerung der

zugrundeliegenden Geometrie nur durch die auf dem Rechner vorhandene Kapazit

at, und

die Daten beanspruchen nicht mehr Speicher als tats

achlich ben

otigt wird. Selbstverst

and-

lich kann auf diese Weise auch gezielter interaktiv verfeinert und vergr

obert werden.

� Eigene problemangepa�te Formen der graphischen Darstellung als Erg

anzung zu den be-

stehenden Standardm

oglichkeiten von GRAPE.

Abbildung 5.1: Graphische Arbeitsumgebung unseres Programms zur Cahn{Hilliard{Gleichung

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40 KAPITEL 5. PROGRAMMBESCHREIBUNG

Zus

atzlich zu der in Abbildung 5.1 gezeigten Arbeitsumgebung haben wir noch eine Version

mit eingeschr

ankter 3D{Graphikausgabe entwickelt, die auf kleineren Computern lau�

ahig ist.

Wir werden darauf allerdings nur an einer Stelle im Anhang eingehen, n

amlich dort, wo wir das

Programmlisting f

ur den in diesem Fall verwendeten Verfeinerungsalgorithmus abdrucken.

Die in einzelne Abschnitte untergliederte Programmbeschreibung beinhaltet haupts

achlich

Aspekte von allgemeinerem Interesse, weswegen Fragestellungen einer speziellen Entwicklungs-

umgebung unber

ucksichtigt bleiben. Zum besseren Verst

andnis zitieren wir aber ausgew

ahlte

Teile unserer Programmlistings, die wir vollst

andig im Anhang auff

uhren. Im Hinblick auf das

Kapitel 4 ist der Abschnitt

uber die Berechnung der Stei�gkeits- und Massenmatrix besonders

wichtig, weil wir dort in Kapitel 4 benutzte Darstellungen herleiten.

5.1 Triangulierungen und Verfeinerungen

Eine Triangulierung ist die Unterteilung des Gebietes, auf dem gerechnet werden soll, in einzelne

Dreiecke, so da� f

ur zwei beliebige, voneinander verschiedene Dreiecke �

1

und �

2

der Triangulie-

rung gilt:

1

\ �

2

=

8

>

<

>

:

; oder

gemeinsamer Eckpunkt oder

gemeinsame Kante.

Eine vorgegebene Makrotriangulierung wird dann in verschiedenen Stufen verfeinert, d. h. ihre

Dreiecke werden weiter in kleinere Dreiecke zerlegt.

Man unterscheidet globale Verfeinerung, bei der alle Dreiecke verfeinert werden, lokale Verfei-

nerung, wo nur bestimmte Dreiecke weiter unterteilt werden, und adaptive Verfeinerung f

ur

zeitabh

angige Probleme. Hier k

onnen Dreiecke vor der Berechnung eines Zeitschritts verfeinert

oder vergr

obert werden, so da� die im Ort fein diskretisierten Gebiete immer dort sind, wo

"

viel

passiert\ (z. B. dort, wo bei Str

omungen Wirbel auftreten). Adaptive Verfeinerungen reduzie-

ren die Zahl der ben

otigten Dreiecke und sparen auf diese Weise Speicherplatz und Rechenzeit.

Ihr Einsatz erfolgt beinahe zwingend bei Tetraedierungen, also in drei Raumdimensionen, wo

man mit globalen Verfeinerungen schnell Gr

o�enordnungen im Speicher- und Rechenzeitbedarf

erreicht, die auch leistungsf

ahige Computer

uberfordern.

\

\

\

\

\

\

\

\

\

\

\

\

-

verfeinern

Abbildung 5.2: Verfeinerung durch Halbieren der Dreicke

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5.1. TRIANGULIERUNGEN UND VERFEINERUNGEN 41

\

\

\

\

\

\

\

\

\

\

\

\

-

verfeinern

Abbildung 5.3: Regul

are Verfeinerung: aus einem Dreieck werden vier

In unserem Fall der zweidimensionalen Cahn-Hiliard-Gleichung konnten wir, ausgehend von einer

Makrotriangulierung, global verfeinern. Dabei haben wir zwei verschiedene Verfeinerungsalgo-

rithmen benutzt:

� Verfeinern durch Halbieren der Dreiecke (siehe Abbildung 5.2).

� Regul

are Verfeinerung, bei der ein Dreieck durch Seitenhalbierung geviertelt wird (siehe

Abbildung 5.3).

Der zuerst erw

ahnte Algorithmus ist bereits in GRAPE implementiert, so da� wir lediglich ge-

eignete Datenstrukturen zur internen Darstellung der Triangulierung w

ahlen mu�ten, um ihn zu

benutzen. Als Datenstruktur ist die sogenannte Klasse Triang2d vorgesehen (das objektorienter-

te Konzept von GRAPE spricht von Klassen. Eine Klasse unterscheidet sich von Datentypen in

der herk

ommlichen Programmierung durch zus

atzliche Information, etwa

uber Unterprogramme,

sogenannte Methoden), deren Aufbau im Prinzip wie folgt aussieht:

typedef struct triang2d {

int number_of_points;

int max_number_of_points;

int number_of_elements;

int max_number_of_elements;

float *x, *y, *z;

INT3 *vertex; /* INT3 ist definiert durch: typedef int INT3[3]; */

INT3 *neighbour;

} TRIANG2D;

Die Idee dieser Umsetzung einer Triangulierung beruht auf der Numerierung aller Dreiecke

(Elemente) und ihrer Ecken (Knoten). Die Variablen x, y, z sind die Koordinaten aller Ecken.

Dabei darf die Liste der z{Koordinaten auch leer sein (was bei uns der Fall ist). Das Feld

vertex ordnet den lokalen Nummern 0, 1, 2 der Ecken eines Dreiecks i ihre globalen Nummern

vertex[i][0] bis vertex[i][2] zu. Um die Beziehung zwischen den Dreiecken festzuhalten,

gibt es das Feld neighbour Es liefert zu jeder lokalen Eckennummer eines Dreiecks die Nummer

des gegen

uberliegenden Dreiecks oder, falls eine Kante des Randes gegen

uberliegt, eine negative

Zahl, die die Art des Randes charakterisiert (z. B. Dirichlet- oder Neumannrand). Der in GRAPE

implementierte Algorithmus zur Verfeinerung benutzt nun diese Datenstruktur, um, basierend

auf einer Makrotriangulierung, neue Dreiecke zu erzeugen.

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42 KAPITEL 5. PROGRAMMBESCHREIBUNG

Die regul

are Verfeinerung ben

otigt

ahnliche Datenstrukturen mit Informationen

uber Nachbar-

schaftsbeziehungen zwischen den Dreiecken. Wie der Algorithmus im Detail funktioniert, kann

dem entsprechenden Programmlisting im Anhang entnommen werden.

Wir zeigen hier nur noch das Bild einer Quadratgittertriangulierung, wie sie bei uns f

ur das

Gebiet = [0; 1]

2

nach viermaligem Halbieren der Dreiecke entstanden ist.

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@�

�@

@

@

@

@

@

�@

@

@

@

@

@

Abbildung 5.4: Quadratgittertriangulierung: Makrotriangulierung und vier Verfeinerungen

5.2 Stei�gkeits- und Massenmatrix

Die Vorgehensweise bei der Erstellung der Stei�gkeitsmatrix T

ij

=

R

r'

i

r'

j

und der Massen-

matrixM

ij

=

R

'

i

'

j

, deren Namen

ubrigens aus der ingenieurtechnischen Anwendung kommen,

ist die, da� die Integrale elementweise (=

uber den einzelnen Dreiecken) ausgewertet und ge-

eignet aufsummiert werden. Weil Verfeinerungsalgorithmen so gew

ahlt werden k

onnen, da� ein

Knoten, egal wie oft verfeinert wurde, immer nur h

ochstens eine feste Anzahl von Nachbarn

besitzt, gibt es in den Matrizen in einer Zeile auch nur eine feste Anzahl von Eintr

agen, die von

Null verschieden sind. Diese Eigenschaft mu� man sich beim Abspeichern zunutze machen, um

den Speicherplatzbedarf der Matrizen zu begrenzen.

X

X

X

X

X

X�

�!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

X

X

X

X

X

X

`

`

`

`

`

`

`

`

H

H

H

H

H

H

H

H

H

H

H

H

H

H

H

e

e

e

e

e

e

e

e

e

e

e

e

Abbildung 5.5: Lineare Basisfunktion

uber einer Triangulierung

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5.2. STEIFIGKEITS- UND MASSENMATRIX 43

Sehen wir uns die Zusammenh

ange genauer an: Hat man ein beliebiges Dreieck � der Triangu-

lierung und bezeichnet man die Koordinaten der Ecken mit (x

1

; y

1

) bis (x

3

; y

3

), so kann man

nachrechnen, da� f

ur die Fl

ache j� j des Dreiecks � gilt:

2j� j = (x

1

� x

2

)(y

2

� y

3

)� (y

1

� y

2

)(x

2

� x

3

)

= (x

2

� x

3

)(y

3

� y

1

)� (y

2

� y

3

)(x

3

� x

1

)

= (x

3

� x

1

)(y

1

� y

2

)� (y

3

� y

1

)(x

1

� x

2

).

Zu � geh

oren drei Basisfunktionen, n

amlich diejenigen, die in der jeweiligen Ecke von � den

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

l

l

l

l

l

l

l

l

(x

1

; y

1

)

(x

3

; y

3

)

(x

2

; y

2

)

Dreieck �

'

i

(x

i

; y

i

) = 1

Wert Eins annnehmen. Wir bezeichen sie mit '

1

bis '

3

. Die Darstellung dieser Basisfunktionen

auszurechnen, ist eine einfache Interpolationsaufgabe. Eingeschr

ankt auf � und mit den obigen

Formeln f

ur die Dreiecks

ache ergeben sich folgende Terme f

ur '

1

bis '

3

und ihre Gradienten

r'

1

bis r'

3

:

'

1

(x; y) =

(x� x

2

)(y

2

� y

3

)� (y � y

2

)(x

2

� x

3

)

2j� j

;

'

2

(x; y) =

(x� x

3

)(y

3

� y

1

)� (y � y

3

)(x

3

� x

1

)

2j� j

; (5.1)

'

3

(x; y) =

(x� x

1

)(y

1

� y

2

)� (y � y

1

)(x

1

� x

2

)

2j� j

;

r'

1

(x; y) =

1

2j� j

(y

2

� y

3

; x

3

� x

2

);

r'

2

(x; y) =

1

2j� j

(y

3

� y

1

; x

1

� x

3

); (5.2)

r'

3

(x; y) =

1

2j� j

(y

1

� y

2

; x

2

� x

1

):

~

G

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

l

l

l

l

l

l

l

l

-

6

' = 0

' = 1

~

H r' =

~

H

j

~

Hj

2

=

~

G

?

j

~

Gjj

~

Hj

=

~

G

?

2j� j

Abbildung 5.6: Die Beziehung zwischen H

ohe und zugeh

origer Basisfunktion '

Sp

atestens jetzt f

allt auf, da� die auf den Reziprokwert ihrer L

ange skalierten H

ohen des Drei-

ecks � (logischerweise) gerade die Gradienten der entsprechenden Basisfunktion sind, so da�

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44 KAPITEL 5. PROGRAMMBESCHREIBUNG

man ihre Terme auch mit diesem Ansatz h

atte herleiten k

onnen (siehe Abbildung 5.6), zumal

die explizite Darstellung 5.1 der Basisfunktionen im folgenden nicht ben

otigt wird.

Weil die Gradienten r'

1

bis r'

3

auf � konstant sind, folgt f

ur ihr Integral

Z

r'

i

(x; y)r'

j

(x; y) dx dy = j� jr'

i

r'

j

. (5.3)

Wir bezeichnen die Stei�gkeitsmatrix eines Dreiecks mit T

ij

und setzen 5.2 in 5.3 ein:

T

11

=

1

4j� j

((y

2

� y

3

)

2

+ (x

3

� x

2

)

2

);

T

12

=

1

4j� j

((y

2

� y

3

)(y

3

� y

1

) + (x

3

� x

2

)(x

1

� x

3

));

T

13

=

1

4j� j

((y

2

� y

3

)(y

1

� y

2

) + (x

3

� x

2

)(x

2

� x

1

));

T

21

= T

12

;

T

22

=

1

4j� j

((y

3

� y

1

)

2

+ (x

1

� x

3

)

2

);

T

23

=

1

4j� j

((y

3

� y

1

)(y

1

� y

2

) + (x

1

� x

3

)(x

2

� x

1

));

T

31

= T

13

;

T

32

= T

23

;

T

33

=

1

4j� j

((y

1

� y

2

)

2

+ (x

2

� x

1

)

2

).

ref

(0; 0) (1; 0)

(0; 1)

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

-

�1

(x

1

; y

1

)

(x

2

; y

2

)

(x

3

; y

3

)

c

c

c

c

c

c

c

c

Abbildung 5.7: Die Abbildung � transformiert �

ref

auf �

Die Transformation

�(�; �) := (x

1

; y

1

) + �((x

2

; y

2

)� (x

1

; y

1

))� �((x

3

; y

3

)� (x

1

; y

1

))

bildet das Referenzdreieck �

ref

mit den Ecken (0; 0), (1; 0) und (0; 1) auf das Dreieck � ab (siehe

Abbildung 5.7) und f

ur die Massenmatrix M

ij

des Dreiecks � k

onnen wir uns im Integral auf

die Basisfunktionen '

ref

1

= '

1

� � bis '

ref

3

= '

3

� � des Referenzdreiecks �

ref

beziehen.

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5.2. STEIFIGKEITS- UND MASSENMATRIX 45

Wegen der Identit

aten

'

ref

1

(�; �) = 1� � � �, '

ref

2

(�; �) = �, '

ref

3

(�; �) = �

und

det�

0

(�; �) = (x

2

� x

1

)(y

3

� y

1

)� (y

2

� y

1

)(x

3

� x

1

) = 2j� j

folgt aus der Transformationsformel:

M

ij

=

Z

'

i

(x; y)'

j

(x; y) dx dy

= 2j� j

Z

ref

'

ref

i

(�; �)'

ref

j

(�; �) d� d�

=

(

j� j

6

f

ur i = j,

j� j

12

f

ur i 6= j.

Bevor wir zeigen, wie man aus den Elementmatrizen M

und T

die eigentlichen Matrizen M

und T berechnet und wie diese dann zweckm

a�ig abgespeichert werden, erinnern wir daran,

da� Indizierungen in der Programmiersprache C

ublicherweise mit Null beginnend gez

ahlt wer-

den. Wir haben uns bei Eckennummerierungen, Vektoren usw. daran gehalten, so da� in den

Programmlistings Indizes gegen

uber den Ausf

uhrungen in diesem Kapitel um Eins nach unten

verschoben sind.

F

ur die Elementmatrizen M

2 IR

3�3

bzw. T

2 IR

3�3

haben wir als Datenstruktur nat

urlich

ein zweidimensionales Feld mit 3 � 3 Elementen gew

ahlt. Die Matrizen M und T werden als

zweidimensionales Feld der Gr

o�e N � (b + 1) abgespeichert, wobei N die Anzahl der Knoten

ist und b die maximale Anzahl der Nachbarknoten, die ein Knoten haben kann. F

ur unsere

Verfeinerungsalgorithmen und eine entsprechend gew

ahlte Makrotriangulierung gilt b = 8 (Ver-

feinerung durch Halbieren der Dreiecke) bzw. b = 6 (regul

are Verfeinerung). Die Gr

o�e von b ist

entscheidend f

ur die Zahl der von Null verschiedenen Elemente der Matrizen M und T . Es gibt

n

amlich in jeder Zeile von M bzw. von T nur (b + 1) Eintr

age, die nicht Null sind. Welche das

sind, d. h. zu welcher Spalte sie jeweils geh

oren, wird in einem ebenfalls N � (b+ 1) dimensio-

nalen Indexfeld vermerkt. Hat ein Knoten weniger als b Nachbarknoten, steht im Indexfeld an

der entsprechenden Stelle der Wert �1.

Wie diese Datenstrukturen in C de�niert sind, und wie man mit ihnen eine Matrixoperation

ausgef

uhrt wird, zeigen wir im folgenden Programmlisting. Dort ist das Indexfeld mit memo

bezeichnet, anstelle von N schreiben wir f

ur die Anzahl Knoten NP, und f

ur die Bandbreite

(b+ 1) der Matrizen steht in unseren Programmen BANDB.

#define BANDB 9 /* max. Anzahl von Nachbarknoten + 1 */

typedef float FLOATBANDB[BANDB];

typedef int INTBANDB[BANDB];

FLOATBANDB *M = NULL; /* Massenmatrix */

FLOATBANDB *T = NULL; /* Steifigkeitsmatrix */

float *L = NULL; /* Massenmatrix "lumped masses" */

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46 KAPITEL 5. PROGRAMMBESCHREIBUNG

void matrix(A,x,y) /* berechntet y = Ax */

FLOATBANDB A[];

double x[],y[];

{

int i,j,m;

for(i = 0; i < NP; i++) {

y[i] = 0.;

for(j = 0; j < BANDB; j++) {

if((m = memo[i][j]) >= 0) y[i] += A[i][j] * x[m];

}

}

}

Wie die Massen- bzw. Stei�gkeitsmatrix aus den Elementmatrizen berechnet wird, sieht man am

besten im Listing unten. Die Unterprogramme el_mass bzw. el_stiffness liefern die Werte

der elementweisen Matrizen. Beim nachfolgenden Aufsummieren ihrer Eintr

age zur Massen-

bzw. Stei�gkeitsmatrix, wird schlie�lich auch das Indexfeld memo belegt, um die Zuordnung der

Eintr

age in den kompakt abgespeicherten Matrizen zur tats

achlichen Spalte zu erm

oglichen:

void set_matrix() /* belegt die Matrizen M, L und T */

{

float el_m[3][3],el_t[3][3]; /* Matrizen der Dreiecke */

int i,j,k,l,m,ik,il;

/* Speicherplatz fuer Hilfsvektoren holen */

M = (FLOATBANDB *)VECmalloc(M,sizeof(FLOATBANDB),NP);

T = (FLOATBANDB *)VECmalloc(T,sizeof(FLOATBANDB),NP);

L = (float *)VECmalloc(L,sizeof(float),NP);

memo = (INTBANDB *)VECmalloc(memo,sizeof(INTBANDB),NP);

for(i = 0; i < NP; i++)

for(j = 0; j < BANDB; j++) {

M[i][j] = T[i][j] = 0.;

memo[i][j] = -1;

}

for(i = 0; i < NT; i++) {

el_mass(i,el_m);

el_stiffness(i,el_t);

for(k = 0; k < 3; k++) {

ik = vertex[i][k];

for(l = 0; l < 3; l++) {

il = vertex[i][l];

for(j = 0; (memo[il][j] >= 0) && (memo[il][j] != ik); j++);

M[il][j] += el_m[l][k];

T[il][j] += el_t[l][k];

memo[il][j] = ik;

}

}

}

}

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5.3. PREDIKTOR{KORREKTOR{VERFAHREN 47

Au�erdem wird aus der Massenmatrix M noch die Matrix der sogenannten

"

lumped masses\

berechnet, die eine Diagonalmatrix mit dem i{ten Diagonalelement

P

j

M

ij

ist. Diese Matrix,

die physikalisch gesehen eine Konzentration der Massen auf Schwerpunkte bedeutet, wird im

Programm als Vektor abgespeichert und mit L bezeichnet.

for(i = 0; i < NP; i++) {

L[i] = 0.;

for(j = 0; j < BANDB; j++)

L[i] += M[i][j];

}

5.3 Prediktor{Korrektor{Verfahren

In unseren Programmen haben wir sowohl die implizite als auch die explizite Variante der

Prediktor{Korrektor{Verfahren implementiert. Die explizite Iteration

u

n+1

0

= u

n

,

u

n+1

j

= u

n

� 4tM

�1

TM

�1

T

u

n+1

j�1

+ u

n

2

�4tM

�1

TM

�1

h

u

n+1

j�1

+ u

n

2

!

ist sehr leicht umzusetzen. Im Falle von

"

lumped masses\ reduziert sich die Multiplikation mit

der Inversen der Massenmatrix auf N Divisionen, so da� sogar ein Gleichungsl

oser

uber

ussig

wird:

static void iteration(u0,u1,u2,dt) /* berechnet u2 aus u0 und u1 */

double u0[],u1[],u2[];

double dt; /* Zeitschrittweite */

{

int i;

static double *w = NULL,*p = NULL;

w = (double *)VECmalloc(w,sizeof(double),NP);

p = (double *)VECmalloc(p,sizeof(double),NP);

for(i = 0; i < NP; i++)

u2[i] = 0.5 * (u0[i] + u1[i]);

phi_vec(u2,p);

matrix(T,u2,w);

for(i = 0; i < NP; i++)

w[i] = (GAMMA * w[i] + p[i]) / L[i];

matrix(T,w,u2);

for(i = 0; i < NP; i++)

u2[i] = u0[i] - dt * u2[i] / L[i];

}

Die eigentliche Prediktor{Korrektor{Routine braucht das obige Unterprogramm dann nur noch

mit den richtigen Parametern aufzurufen, d. h. f

ur den Prediktor{Schritt mu� zweimal der Start-

wert u0

ubergeben werden, denn erst bei der Korrektor{Iteration hat man die beiden Vektoren

u0 und u1 zur Verf

ugung:

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48 KAPITEL 5. PROGRAMMBESCHREIBUNG

int pk_expl(u0,u1,dt) /* berechnet u1 aus u0 mit Pred.-Korr.-Verf. */

double u0[],u1[];

double dt; /* Zeitschrittweite */

{

int i,n;

double d0,d1;

static double *u2 = NULL;

u2 = (double *)VECmalloc(u2,sizeof(double),NP);

/*--- PREDIKTOR-Schritt: ---*/

iteration(u0,u0,u1,dt);

printf("pk: ");

/*--- KORREKTOR-Iteration: ---*/

n = 1; /* zaehlt die Anzahl der Schritte */

d0 = 1E10;

do {

n++;

iteration(u0,u1,u2,dt);

d1 = dist(u1,u2);

if(d1 >= d0) {

printf(" Keine Konvergenz!\n");

return -1; /* keine Konvergenz! */

}

d0 = d1;

for(i = 0; i < NP; i++)

u1[i] = u2[i];

printf("*");

}

while(d1 > PKEPS);

printf(" %g\n",d1);

return n; /* Anzahl der benoetigten Schritte zurueckgeben */

}

Hier werden zus

atzlich noch die ben

otigten Schritte gez

ahlt, was f

ur eine sinnvolle Steuerung

der Zeitschrittweite wichtig ist. Au�erdem wird auf Konvergenz gepr

uft.

Bevor wir das etwas kompliziertere implizite Verfahren vorstellen, erkl

aren wir den Aufruf

phi_vec. Er dient dazu, den Term �

h

(u

n

) zu berechnen. Wir approximieren mit der Schwer-

punktformel:

(�

h

(u

n

))

j

=

Z

�(

X

i

u

n

i

'

i

)'

j

X

j� j�(

X

i

u

n

i

'

i

(s

))'

j

(s

),

wobei j� j die Fl

ache und s

der Schwerpunkt des Dreiecks � sind.

Im Programmlisting sieht die dreiecksweise Berechnung dann wie folgt aus:

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5.3. PREDIKTOR{KORREKTOR{VERFAHREN 49

void el_phi(u,i,el) /* phi-Term des i-ten Dreiecks */

double u[]; /* phi = phi(u) */

int i;

double el[3];

{

int i0,i1,i2;

float x0,y0,x1,y1,x2,y2,xs,ys,area;

float us;

triangle(i,&i0,&i1,&i2,&x0,&y0,&x1,&y1,&x2,&y2,&xs,&ys,&area);

us = (u[i0] + u[i1] + u[i2]) / 3.;

el[0] = el[1] = el[2] = area * phi(us) / 3.;

}

void phi_vec(u,p) /* belegt p mit phi-Werten */

double u[],p[];

{

int i,j;

double el[3];

for(i = 0; i < NP; p[i++] = 0.);

for(i = 0; i < NT; i++) {

el_phi(u,i,el);

for(j = 0; j < 3; j++)

p[vertex[i][j]] += el[j];

}

}

Der Aufruf triangle(i,&i0,...,&area) setzt dazu die Variablen i0; : : : ; area auf die entspre-

chenden Werte des Dreiecks mit der Nummer i.

F

ur die implizitere Variante der Prediktor{Korrektor{Verfahren ben

otigen wir sehr wohl einen

Gleichungsl

oser, wenn wir folgende Berechnungsvorschrift umsetzen wollen:

Prediktor{Schritt: Finde u

n+1

0

mit

1

4t

M(u

n+1

0

� u

n

) + TM

�1

T

u

n+1

0

+ u

n

2

+ TM

�1

h

(u

n

) = 0,

Korrektor{Iteration: Finde u

n+1

j

, j = 1; 2; 3; : : :, mit

1

4t

M(u

n+1

j

� u

n

) + TM

�1

T

u

n+1

j

+ u

n

2

+ TM

�1

h

u

n+1

j�1

+ u

n

2

!

= 0.

Wesentlicher Bestandteil der Implementierung ist das Aufstellen des Gleichungssystems, ins-

besondere wird ein Unterprogramm zur Verf

ugung gestellt, das die Matrixoperation f

ur das

cg{Verfahren realisiert:

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50 KAPITEL 5. PROGRAMMBESCHREIBUNG

static double adt; /* aktuelle Zeitschrittweite als Parameter */

static void matrix_a(x,y) /* y = L/dt*x + 0.5*GAMMA*T/L*T*x */

double x[],y[];

{

int i;

static double *z = NULL;

z = (double *)VECmalloc(z,sizeof(double),NP);

matrix(T,x,z);

for(i = 0; i < NP; i++)

z[i] /= L[i];

matrix(T,z,y);

for(i = 0; i < NP; i++)

y[i] = L[i] * x[i] / adt + 0.5 * GAMMA * y[i];

}

Diese Routine wird beim Aufruf des cg{Verfahrens im Prediktor{Schritt bzw. in der Korrektor{

Iteration als Parameter

ubergeben:

int pk_impl(u0,u1,dt) /* berechnet u1 aus u0 mit Pred.-Korr.-Verf. */

double u0[],u1[];

double dt; /* Zeitschrittweite */

{

int i,n;

double d0,d1;

static double *p = NULL,*u2 = NULL; /* Hilfsvektoren */

static double *v = NULL; /* speichert L*u0/dt - 0.5*GAMMA*T*T*u0/L */

static double *b = NULL; /* rechte Seite des lin. Gleichungssystems */

p = (double *)VECmalloc(p,sizeof(double),NP);

u2 = (double *)VECmalloc(u2,sizeof(double),NP);

v = (double *)VECmalloc(v,sizeof(double),NP);

b = (double *)VECmalloc(b,sizeof(double),NP);

adt = dt;

/*--- berechne v = L*u0 - 0.5*dt*GAMMA*T*T*u0/L ---*/

matrix(T,u0,p);

for(i = 0; i < NP; i++)

p[i] /= L[i];

matrix(T,p,v);

for(i = 0; i < NP; i++)

v[i] = L[i]*u0[i]/dt - 0.5*GAMMA*v[i];

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5.3. PREDIKTOR{KORREKTOR{VERFAHREN 51

/*--- PREDIKTOR-Schritt: ---*/

phi_vec(u0,p);

for(i = 0; i < NP; i++)

p[i] /= L[i];

matrix(T,p,b);

for(i = 0; i < NP; i++) {

b[i] = v[i] - b[i]; /* b = v - dt*T*phi(u0)/L */

u1[i] = u2[i] = u0[i];

}

n = cg(matrix_a,u1,b); /* loest (L + 0.5*dt*GAMMA*T*T/L) * u1 = b */

/*--- KORREKTOR-Iteration: ---*/

d0 = 1E10;

do {

for(i = 0; i < NP; i++)

b[i] = 0.5 * (u0[i] + u1[i]);

phi_vec(b,p);

for(i = 0; i < NP; i++)

p[i] /= L[i];

matrix(T,p,b);

for(i = 0; i < NP; i++) {

b[i] = v[i] - b[i]; /* b = v - dt*T*phi(0.5*(u0+u1))/L */

}

n += cg(matrix_a,u2,b); /* loest (L + 0.5*dt*GAMMA*T*T/L) * u2 = b */

d1 = dist(u1,u2);

if(d1 >= d0) {

printf(" Keine Konvergenz!\n");

return -1; /* keine Konvergenz! */

}

d0 = d1;

for(i = 0; i < NP; i++)

u1[i] = u2[i];

printf("*");

}

while(d1 > PKEPS);

printf(" %g\n",d1);

return n; /* Anzahl der benoetigten Schritte zurueckgeben */

}

In der impliziten Variante z

ahlen wir die Schritte mit, die das cg{Verfahren ben

otigt, um die

Gleichung zu l

osen. Der Rechenaufwand im cg{Verfahren h

angt von der Zeitschrittweite ab, die

nat

urlich m

oglichst so gew

ahlt werden sollte, da� der Gesamtaufwand minimiert wird, d. h. der

Quotient aus Rechenzeitbedarf und Zeitschrittweite mu� klein werden.

Wir diskutieren dieses Problem etwas detaillierter im Abschnitt

uber die Steuerung der Zeit-

schrittweite.

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52 KAPITEL 5. PROGRAMMBESCHREIBUNG

5.4 cg{Verfahren

Zur L

osung des Gleichungssystems, das durch die symmetrische und positiv de�nite Matrix

M +

2

4tTM

�1

T

gegeben ist, verwenden wir ein cg{Verfahren, also eine Minimierung auf Unterr

aumen.

Die folgende Implementierung (in Anlehnung an [13]) ben

otigt als Parameter eine Routine, die

zu einem Vektor x den zugeh

origen Bildvektor liefert. Wie diese Routine aussieht, haben wir im

vorangegangenen Abschnitt gezeigt.

int cg(matrix,u,b) /* cg-Verfahren */

void (*matrix)(); /* matrix(x,y) liefert zu einem Vektor x den Bildvektor y */

double u[],b[];

{

double alpha,beta,rr0,rr1;

int i,n;

static double *r = NULL,*d = NULL,*h = NULL; /* Hilfsvektoren */

r = (double *)VECmalloc(r,sizeof(double),NP);

d = (double *)VECmalloc(d,sizeof(double),NP);

h = (double *)VECmalloc(h,sizeof(double),NP);

(*matrix)(u,r);

for(i = 0; i < NP; i++) {

r[i] -= b[i];

d[i] = -r[i];

}

rr0 = sp(r,r);

n = 1;

while(rr0 > CGEPS) {

n++;

(*matrix)(d,h);

alpha = rr0 / sp(d,h);

for(i = 0; i < NP; i++) {

u[i] += alpha * d[i];

r[i] += alpha * h[i];

}

rr1 = sp(r,r);

beta = rr1 / rr0;

rr0 = rr1;

for(i = 0; i < NP; i++) {

d[i] = beta * d[i] - r[i];

}

}

return n;

}

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5.5. MASSENBERECHNUNG 53

5.5 Massenberechnung

Wir hatten schon erw

ahnt, da� wir sowohl von der Theorie der Di�erentialgleichung als auch

von den Verfahren eine Erhaltung der Masse erwarten. Deswegen haben wir die Masse berechnen

und ausgeben lassen.

double masse(u) /* berechnet (1,...,1) * u in L-Skalarprodukt */

double u[];

{

int i;

double s = 0.;

for(i = 0; i < NP; i++)

s += L[i] * u[i];

return s;

}

Die Kontrolle der Massenerhaltung dient uns ebenso der

Uberpr

ufung der korrekten Arbeitsweise

der Programme, wie auch die Ausgabe des Fehlers, der entsteht, wenn man die L

osungen u

n

und

u

n+1

in das Crank-Nicholson-Schema 4.1 einsetzt. Die Formulierung dazu als Unterprogramm

kann dem Anhang entnommen werden.

5.6 Steuerung der Zeitschrittweite

Eine bez

uglich der ben

otigten Rechenzeit optimale Zeitschrittweite minimiert den Quotienten

aus der Anzahl der notwendigen Rechenoperationen und der Schrittweite. Wieviele Rechen-

schritte in unseren Verfahren zu erwarten sind, h

angt wesentlich von zwei Gr

o�en ab:

� Vom Grad der Verfeinerung, d. h. von der Ortsschrittweite h. Wir hatten gezeigt, da�

z. B. in der expliziten Variante der Prediktor{Korrektor{Verfahren die Zeitschrittweite 4t

mit der vierten Potenz von h gew

ahlt werden mu�, um die Konvergenz der Iteration zu

gew

ahrleisten.

� Von der L

osung u

n

, die im vorherigen Schritt berechnet wurde, und die jetzt Startwert der

Iteration ist, mit der wir u

n+1

�nden wollen.

Wenn wir annehmen, da� der Graph des Quotienten aus der Anzahl der Rechenschritte und

der Zeitschrittweite in etwa konvex verl

auft, besteht ein naheliegender Algorithmus zur Steue-

rung der Zeitschrittweite darin, mit einer vorgegeben Schrittweite 4t

0

zu beginnen, und diese

dann sukzessive in Richtung des Minimums zu verbessern. Wir verwenden eine Heuristik (siehe

Flu�diagramm, Abbildung 5.8), die eine Anfangsunterteilung der Zeitschrittweite variiert. Ob

die Unterteilung vergr

o�ert wird (die Zeitschrittweite wird dann kleiner, Strategie � = 1) oder

umgekehrt (Strategie � = �1), wird von der Anzahl der ben

otigten Rechenschritte abh

angig

gemacht: Steigt die Rechenzeit, wird die entgegengerichtete Strategie eingeschlagen.

Beim Mitz

ahlen der vom Verfahren ben

otigten Rechenschritte ist im Fall der impliziten Variante

der Prediktor{Korrektor{Iteration die Laufzeit des cg{Verfahrens zu ber

ucksichtigen. Da die

Matrix des linearen Gleichungssystems ebenfalls von der Zeitschrittweite4t abh

angt,

uberrascht

es nicht, da� die Rechenzeit des cg{Verfahrens stark mit 4t schwankt.

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54 KAPITEL 5. PROGRAMMBESCHREIBUNG

N := N + �, ist N = 0, setze N := 1.

Mehr Schritte

als beim letzten

Durchlauf?

JA

NEIN

H

H

H

H

H

H

H

H

H

H

H

H

N-fache Berechnung der Prediktor-Korrektor-

Iteration mit Zeitschrittweite 4t :=

4t

0

N

.

Z

ahle die Iterationsschritte.

Vorgegeben sei die Zeitschrittweite 4t

0

und

ihre N-fache Unterteilung.

Die Strategie sei � := 1.

� := ��

?

?

?

-

�-

Abbildung 5.8: Funktionsweise der Zeitschrittweitenheuristik

Weiterhin ist es eine wichtige Aufgabe der Zeitschrittweitensteuerung, eine Korrektur vorzu-

nehmen, wenn das Verfahren bei zu gro� gew

ahlten Zeitschritten nicht mehr konvergiert. In

unseren Programmen wird das in der Iteration

uberpr

uft. Divergiert das Verfahren, erh

oht der

Algorithmus die Zahl der Unterteilungen.

Die Implementierung der Heuristik haben wir etwas allgemeiner vorgenommen: Das Verfahren,

dessen Zeitschrittweite kontrolliert werden soll, kann als Parameter

ubergeben werden. Der Vor-

teil besteht darin, da� wir f

ur alle Varianten unserer Prediktor{Korrektor{Verfahren dasselbe

Unterprogramm benutzen k

onnen. Die Quelltexte hierzu �nden sich im Anhang.

Abschlie�end ist zu dieser Art der Zeitschrittweitensteuerung noch folgendes zu bemerken: Theo-

retisch ist eine Vorgehensweise, bei der die Unterteilung eines vorgegebenen Zeitschritts additiv

erfolgt

"

fragw

urdig\. Beispiel: Erh

oht man die Unterteilung des Zeitschritts von 4 auf 5 Inter-

valle, entspricht das einer Verringerung der Zeitschrittweite um 20%; erh

oht man hingegen von

100 auf 101, macht das f

ur die Schrittweite weniger als 1% aus. Trotzdem hat unsere Heuristik

| das zeigt das Kapitel 6 | im praktischen Einsatz bei geschickter Wahl einer Anfangsunter-

teilung ihre Brauchbarkeit unter Beweis gestellt, weswegen wir Ans

atze zu einer Steuerung, die

die Unterteilung multiplikativ ver

andert nicht weiterverfolgt haben.

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Kapitel 6

Numerik

N

achdem wir uns im 4. Kapitel den theoretischen Aspekten unserer L

osungsverfahren ge-

widmet haben und im 5. Kapitel ihre Umsetzung in ein Computerprogramm beschrieben

wurde, wenden wir uns jetzt den Erkenntnissen zu, die wir beim Studium der numerischen

Resultate gewonnen haben. Anhand zahlreicher Abbildungen veranschaulichen wir Beispiele, die

die Phasentrennung bei unterschiedlichen Parametern und Anfangswerten zeigen.

Neben diesen Betrachtungen, die die berechneten L

osungen betre�en und versuchen, das Ph

ano-

men der Phasentrennung zu verdeutlichen, steht die Analyse des Verhaltens der eingesetzten

Algorithmen. Wir veri�zieren z. B. theoretische Aussagen des 4. Kapitels zur Wahl der Zeit-

schrittweite.

6.1 Ergebnisveri�kation

Bevor wir in den folgenden Teilen des Kapitels die berechneten L

osungen darstellen, wollen

wir zun

achst in diesem Abschnitt untersuchen, inwieweit unsere Finite{Elemente{Programme

korrekte L

osungen liefern. Dabei ergibt sich folgende Schwierigkeit:

Wenn wir L

osungen des Cahn{Hilliard{Systems explizit angeben k

onnten, so w

are es leicht, die

numerische L

osung mit dieser exakt gegebenen zu vergleichen und beispielsweise den L

2

{ oder

H

1;2

{Fehler im Programm zu berechnen. In diesem Fall k

onnte man auch die Fehlerabsch

atzun-

gen des Kapitels 3

uberpr

ufen.

Allerdings sind au�er den trivialen konstanten L

osungen keine L

osungen ohne gro�en Aufwand

ersichtlich. Diese konstanten L

osungen werden von den Programmen aber exakt ermittelt, weil

die L

osungen im Finite{Elemente{Raum S

h

enthalten sind. Damit scheidet dieses direkte Vor-

gehen aus. Daneben g

abe es noch die M

oglichkeit, eine bei einer sehr hohen Verfeinerungsstufe

numerisch gefundene L

osung als Referenzl

osung heranzuziehen und andere, bei niedrigeren Ver-

feinerungsstufen berechnete L

osungen mit dieser Referenzl

osung zu vergleichen. Da aber erfah-

rungsgem

a� solche Vergleiche recht ungenau sind, haben wir auf eine Durchf

uhrung verzichtet.

Um trotzdem eine Kontrolle

uber die Programmausgabe zu erhalten, haben wir als Begleitfak-

tor die Gesamtmasse des Systems untersucht. Wie schon fr

uher dargelegt, mu� aufgrund der

Neumann{Randbedingungen diese Gesamtmasse vom Programm konstant gehalten werden. Bei

allen von uns untersuchten Problemen schwankt bei doppelt genauer Rechnung die Gesamtmasse

der numerischen L

osung im Rahmen der Rechengenauigkeit.

Neben der Massenerhaltung

uberpr

ufen wir zur Kontrolle noch die Bedingung 2.3 aus Kapitel

2. Wir vergleichen eine errechnete L

osung mit einer von demselben Algorithmus berechneten

55

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56 KAPITEL 6. NUMERIK

L

osung, bei der nur die Phasen bei sonst gleichen Anfangswerten vertauscht werden. Bei den

L

osungen sind auch nur die Phasen vertauscht. Der von uns nach Vertauschung berechnete

Supremumsfehler ist bei doppelt genauer Rechnung bei allen untersuchten Problemen genau

Null. Dies ist unabh

angig von der Zahl der Verfeinerungen, der Wahl von oder des gew

ahlten

zul

assigen Korrektor{Fehlers. Die erhaltenen L

osungen sind also immer absolut identisch, und

es macht keinen Unterschied, welche der beiden Phasen A und B wir vom Programm berechnen

lassen. Wir illustrieren diesen Sachverhalt an den Graphiken 6.1 und 6.2.

Abbildung 6.1: Anfangswerte und L

osung bei t = 0:2 mit betrachteter Phase A

Abbildung 6.2: Anfangswerte und L

osung bei t = 0:2 mit betrachteter Phase B

Als eine zus

atzliche Kontrolle haben wir die durch die Korrektor{Iteration gefundene L

osung

wieder in die zu l

osende Gleichung eingesetzt und den entstehenden Fehler berechnet. Dies ge-

schieht in der Routine Error, die den Programm{Listings des Anhangs entnommen werden kann.

Durch dieses Vorgehen erhalten wir eine Kontrolle

uber die vom Iterationsverfahren ermittelten

L

osungen, auch wenn dies keine Aussagen

uber die G

ute unserer L

osungen zul

a�t, da die rechte

Seite Null ist.

Weiterhin bietet sich die Untersuchung der numerischen L

osungen auf einige, bekannte E�ekte

der Cahn{Hilliard{Gleichung an. So bestimmt der Parameter die Sch

arfe der Phasen

uberg

ange,

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6.2. L

OSUNGSBEISPIELE 57

vergleiche mit Abschnitt 6.8. Au�erdem kann man den vertrauten Vorgang der Phasentrennung

mit allen seinen bekannten Formen wie Bildung metastabiler Zust

ande bis schlie�lich dem Er-

reichen von Halbrauml

osungen sehr sch

on beobachten. In diesem Sinne sprechen die L

osungen,

die wir in den folgenden Abschnitten pr

asentieren, f

ur sich selbst.

6.2 L

osungsbeispiele

Die Beschreibung dreier numerischer L

osungen zur Cahn{Hilliard{Gleichung ist Vorgri� und

Einf

uhrung zugleich: Vorgri�, weil wir einige Zusammenh

ange | insbesondere in bezug auf

die Beispiele mit Gravitation | erst sp

ater kl

aren; Einf

uhrung, und deswegen auch an dieser

Stelle zu lesen, weil es wichtig ist, sich zu Beginn einen allgemeinen Eindruck

uber die Art der

Ph

anomene zu verscha�en. Dazu sollen insbesondere die Abbildungen auf den nachfolgenden

Seiten dienen. Sie sind unserem Video�lm zur Phasentrennung entnommen.

Zun

achst unsere Beobachtungen:

� Startet man mit zuf

alligen Anfangswerten und ohne Gravitation (1. Beispiel), dann beginnt

die ungeordnete, gleichm

a�ige Verteilung der Konzentration sich zu vergr

obern. Die beiden

Phasen scheinen wie

"

Fettaugen auf einer Boullion\ zusammenzulaufen, und es bilden

sich rundlich berandete Zusammenhangskomponenten aus. Betrachtet man die Werte der

Konzentration, so kann man die scharfen Phasen

uberg

ange registrieren: Die Konzentration

betr

agt

achenhaft ungef

ahr +� oder ��, und nur an den schmalen

Uberg

angen werden

die Zwischenwerte angenommen. (Zur Erinnerung: Die Werte �� bezeichnen die Stellen,

an denen der nichtlineare Enthalpieterm minimal ist.)

� Der zeitliche Ablauf der Vergr

oberung ist charakterisiert durch einen raschen Beginn

und eine nachfolgende best

andige Verlangsamung, die nur unterbrochen ist, wenn Pha-

sen

uberg

ange

"

zusammenwachsen\.

� Schlie�lich erscheint die Vergr

oberung mehr als ein Vorgang des unmerklichen Wanderns

und Verschiebens der steilen Fronten der Konzentrationsfunktion. Dabei n

ahert sich die

Konzentration der

"

einfachsten\ station

aren L

osung. (Das ist eine Funktion, deren Null-

durchgang eine Gerade ist, die das Gebiet in zwei Rechtecke teilt.) Der Zeitraum, in dem

das statt�ndet, ist verglichen mit der anf

anglichen Vergr

oberung um viele Gr

o�enordnun-

gen l

anger.

� Wenn wir das Modell um Gravitation erweitern (2. Beispiel), dann tritt die Phasentren-

nung in Konkurrenz mit dem Bestreben der Substanzen sich entsprechend der (konstanten)

Gravitation auszurichten. In der numerischen Simulation beobachtet man, da� die Verlang-

samung, die ohne Gravitation auftritt, wenn die Vergr

oberung in die Frontenverschiebung

ubergeht, hier durch die gravitationsbedingte Bewegung der Phasen kompensiert wird. Die

station

are L

osung, die das Gebiet halbiert, bildet sich daher vergleichsweise schnell aus.

� Aber auch die Vergr

oberung der zuf

alligen Anfangswerte tr

agt dann deutlich andere Z

uge:

In unserem Fall ist das Gravitationspotential am linken Rand des Gebietes maximal, am

rechten Rand minimal. Die dargestellte Substanz hat das Bestreben, sich nach rechts zu

bewegen, weswegen sie sich vom linken Rand l

ost, und es bildet sich (interessanterweise)

rechts davon dann eine Art

"

Stau\: Man erkennt auf dem Bild der vorherrschenden Sub-

stanzen deutlich, da� am linken Rand ein Streifen der einen (leichteren) Phase entsteht,

an den sich unmittelbar rechts ein Streifen der anderen (schwereren) Phase anschlie�t. Am

rechten Rand kann man den gespiegelten E�ekt beobachten: Durch das Weg ie�en der

schwereren Phase gegen den rechten Rand bilden sich dort ebenfalls zwei Streifen aus.

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58 KAPITEL 6. NUMERIK

� Betrachtet man kreisf

ormige Anfangswerte (3. Beispiel), registriert man ohne Gravitation

nach einer anf

anglichen Gl

attung

uber lange Zeit kaum Ver

anderungen. Wenn man (wie

hier im 3. Beispiel) die Gravitation des System von Null verschieden w

ahlt, dann gibt es

eine best

andige Konzentrations

anderung zur der L

osung hin, bei der das Gebiet halbiert

wird. Wir beobachten, da� die Kreise sowohl zum Rand wandern als auch schrumpfen, bis

sich nach kurzer Zeit diese station

are L

osung einstellt.

Nachfolgende Seiten: Farbabbildungen mit Beispielen

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6.3. VERFEINERUNGEN 77

6.3 Verfeinerungen

Unsere Berechnungen beziehen sich ausnahmslos auf das Gebiet = [0; 1]

2

, das wir ausge-

hend von einer Makrotriangulierung bestehend aus zwei Dreiecken regul

ar, meistens aber durch

Halbieren (vergleiche Abbildung 6.3) verfeinert haben.

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@

@�

�@

@

@

@

@

@

�@

@

@

@

@

@

Abbildung 6.3: = [0; 1]

2

: Makrotriangulierung und vier Verfeinerungen

Je nach Verfahren wurden die Dreiecke bis zu elfmal geteilt, so da� sich bei der Verfeinerung

durch Halbieren folgende Werte f

ur die Ortsdiskretisierung h und die Zahl der Knoten N ergeben:

Verfeinerung Dreiecke Knoten Ortsdiskretisierung

0 2 4

p

2

1 4 5 1

2 8 9

p

2=2

3 16 13 1=2

4 32 25

p

2=4

5 64 41 1=4

6 128 81

p

2=8

7 256 145 1=8

8 512 289

p

2=16

9 1024 545 1=16

10 2048 1089

p

2=32

11 4096 2113 1=32

n 2

n+1

2

n

+ 2

b

n

2

c

+1

+ 1 2

1�n

2

Im Falle der n{maligen regul

aren Verfeinerung gilt f

ur N und h

h = 2

1�2n

2

; N = 4

n

+ 2

n+1

+ 1;

da die Dreiecke jeweils geviertelt werden.

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78 KAPITEL 6. NUMERIK

6.4 Gr

o�tm

ogliche Zeitschrittweiten

Als wir die beiden Prediktor{Korrektor{Verfahren erarbeitet haben, konnten wir die Konver-

genz der Iterationsfolgen zusichern, wenn die gew

ahlten Zeitschrittweiten 4t im Verh

altnis zu

den durch den Grad der Verfeinerung vorgegebenen Ortsdiskretisierungen h folgender Propor-

tionalit

atsbeziehung gen

ugen:

� 4t � h

4

f

ur die explizite Iteration (Verfahren 4.2),

� 4t � h

2

f

ur die implizite Iteration (Verfahren 4.1).

Die obigen Proporionalit

atsbeziehungen sind allerdings nur hinreichende Kriterien f

ur die Kon-

vergenz der Verfahren. Wir k

onnen also in der Praxis unter Umst

anden ein

"

besseres\ Verhalten

der Algorithmen erwarten. Insbesondere h

angt nat

urlich die Gr

o�e der Zeitschrittweite von den

Anfangswerten des Testbeispiels ab. Wir haben zu verschiedenen Daten und mit variierten Ver-

feinerungen Prediktor{Korrektor{Schritte berechnen lassen. Allen Beispielen gemeinsam war die

Wahl der Nichtlinearit

at � und der Materialkonstante :

� �(u) =

d

du

1

4

(u

2

� �

2

)

2

= u(u

2

� �

2

), mit � = 0; 4 und

� = 10

�4

.

F

ur die Anfangswerte galt:

Tabellen 6.1 und 6.2 u

0

(x; y) = �

10

, zuf

allig, jedoch mit gleicher Wahrscheinlichkeit, so da�

die Gesamtmasse den Erwartungswert 0 hat.

Tabellen 6.3 und 6.4 u

0

(x; y) = ��+2��

fx<1=2g

, wobei �

fx<1=2g

die charakteristische Funk-

tion der Halbebene links der Achsenparallele x = 1=2 bezeichnet. Wir haben diese Sprung-

funktion gew

ahlt, weil sie nach schneller Gl

attung zur

"

einfachsten\ station

aren L

osung

wird.

Die gr

o�tm

ogliche Zeitschrittweite wurde nun durch Intervallschachtelung ermittelt, d. h. ein

gegebenes Intervall [4t

1

;4t

2

] wird solange halbiert, bis sich 4t

1

und 4t

2

nur noch um einen

kleinen relativen Fehler (hier: < 10

�2

) unterscheiden:

Ersetze [4t

1

;4t

2

] durch

(

[4t

1

;

4t

1

+4t

2

2

], falls das Verfahren f

ur 4t =

4t

1

+4t

2

2

divergiert;

[

4t

1

+4t

2

2

;4t

1

], falls das Verfahren f

ur 4t =

4t

1

+4t

2

2

konvergiert.

Um die Abh

angigkeit von den Anfangsdaten nicht vollkommen unber

ucksichtigt zu lassen, ha-

ben wir in den Beispielen zu den Tabellen 6.1 und 6.2 zehnmal mit verschiedenen zuf

alligen

Startwerten begonnen, in denen zu den Tabellen 6.3 und 6.4 zehn Zeitschritte rechnen lassen.

Dadurch haben wir nicht einen, sondern pro Verfeinerung jeweils zehnWerte f

ur die g

o�tm

ogliche

Zeitschrittweite erhalten. In den Tabellen sind ihr Minimum (Spalte

"

min 4t\), ihr Maximum

(Spalte

"

max 4t\) und ihr Durchschnitt (Spalte

"

;4t\) aufgef

uhrt, wobei zu bemerken ist, da�

diese Werte | insbesondere beim expliziten Verfahren | f

ur feine Diskretisierungen kaum noch

streuen.

Die rechte Spalte gibt die Gr

o�e des Exponenten � an, der sich aus zwei aufeinanderfolgenden

Werten f

ur 4t berechnen l

a�t, wenn man die Beziehung

4t � h

zwischen Zeitschrittweite 4t und Ortsdiskretisierung h annimmt. Wir haben dabei f

ur 4t die

kleinsten Werte (Spalte

"

min 4t\) eingesetzt, weil sie, genau wie die theoretischen Absch

atzun-

gen, den

"

worst case\ beschreiben.

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6.4. GR

OSSTM

OGLICHE ZEITSCHRITTWEITEN 79

Explizites Verfahren

Verfeinerung min4t max4t ;4t �

2 1; 64 2; 45 1; 89 {

3 1; 14 1; 38 1; 24 1; 05

4 4; 48�10

�1

4; 85�10

�1

4; 68�10

�1

2; 69

5 2; 12�10

�1

2; 41�10

�1

2; 32�10

�1

2; 16

6 6; 03�10

�2

6; 03�10

�2

6; 03�10

�2

3; 63

7 1; 51�10

�2

1; 51�10

�2

1; 51�10

�2

4; 00

8 3; 76�10

�3

3; 76�10

�3

3; 76�10

�3

4; 01

9 9; 41�10

�4

9; 41�10

�4

9; 41�10

�4

4; 00

10 2; 35�10

�4

2; 35�10

�4

2; 35�10

�4

4; 00

11 5; 88�10

�5

5; 88�10

�5

5; 88�10

�5

4; 00

Tabelle 6.1: Explizites Verfahren: Gr

o�tm

ogliche Zeitschrittweiten f

ur zuf

allige Anfangswerte

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80 KAPITEL 6. NUMERIK

Implizites Verfahren

Verfeinerung min4t max4t ;4t �

2 1; 64 8; 79 2; 57 {

3 1; 13 1; 36 1; 22 1; 07

4 4; 28�10

�1

5; 49�10

�1

4; 79�10

�1

2; 80

5 3; 02�10

�1

3; 27�10

�1

3; 19�10

�1

1; 01

6 1; 87�10

�1

2; 10�10

�1

2; 01�10

�1

1; 38

7 1; 18�10

�1

1; 26�10

�1

1; 21�10

�1

1; 33

8 7; 23�10

�2

8; 54�10

�2

8; 11�10

�2

1; 41

9 5; 34�10

�2

6; 09�10

�2

5; 74�10

�2

0; 87

10 4; 00�10

�2

4; 84�10

�2

4; 50�10

�2

0; 88

Tabelle 6.2: Implizites Verfahren: Gr

o�tm

ogliche Zeitschrittweiten f

ur zuf

allige Anfangswerte

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6.4. GR

OSSTM

OGLICHE ZEITSCHRITTWEITEN 81

Explizites Verfahren

Verfeinerung min4t max4t ;4t �

2 4; 68�10

�1

7; 25�10

�1

5; 92�10

�1

{

3 4; 98�10

�1

6; 46�10

�1

5; 59�10

�1

�0; 18

4 1; 25�10

�1

1; 57�10

�1

1; 40�10

�1

3; 99

5 7; 01�10

�2

1; 05�10

�1

8; 73�10

�2

1; 67

6 2; 31�10

�2

2; 82�10

�2

2; 56�10

�2

3; 20

7 1; 09�10

�2

1; 53�10

�2

1; 30�10

�2

2; 17

8 3; 55�10

�3

3; 78�10

�3

3; 67�10

�3

3; 24

9 9; 41�10

�4

9; 41�10

�4

9; 41�10

�4

3; 83

10 2; 35�10

�4

2; 37�10

�4

2; 36�10

�4

4; 00

11 5; 88�10

�5

5; 88�10

�5

5; 88�10

�5

4; 00

Tabelle 6.3: Explizites Verfahren: Gr

o�tm

ogliche Zeitschrittweiten f

ur u

0

= �� + 2��

fx<1=2g

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82 KAPITEL 6. NUMERIK

Implizites Verfahren

Verfeinerung min4t max4t ;4t �

2 4; 68�10

�1

7; 01�10

�1

5; 71�10

�1

{

3 4; 98�10

�1

7; 52�10

�1

6; 11�10

�1

�0; 18

4 1; 25�10

�1

1; 66�10

�1

1; 49�10

�1

3; 99

5 8; 71�10

�2

1; 22�10

�1

1; 09�10

�1

1; 04

6 3; 47�10

�2

4; 43�10

�2

3; 91�10

�2

2; 66

7 3; 12�10

�2

3; 80�10

�2

3; 42�10

�2

0; 31

8 1; 87�10

�2

2; 41�10

�2

2; 05�10

�2

1; 48

9 1; 17�10

�2

1; 50�10

�2

1; 31�10

�2

1; 35

10 8; 58�10

�3

1; 03�10

�2

9; 41�10

�3

0; 89

11 6; 68�10

�3

8; 27�10

�3

7; 47�10

�3

0; 72

Tabelle 6.4: Implizites Verfahren: Gr

o�tm

ogliche Zeitschrittweiten f

ur u

0

= �� + 2��

fx<1=2g

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6.4. GR

OSSTM

OGLICHE ZEITSCHRITTWEITEN 83

Der Zusammenhang zwischen Zeit- und Ortsschrittweite kann auch graphisch verdeutlicht wer-

den. Die Zeitschrittweiten sind logarithmisch auf der y-Achse gegen den Grad der Verfeinerung

auf der x-Achse aufgetragen, so da� die Abh

angigkeit 4t � h

als Gerade aufzufassen ist:

-

Verfeinerung

Kreuze: zuf

allige Anfangswerte

Dreiecke: Sprungfunktion als Anfangswert

6

4t

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

10

�4

10

�3

10

�2

10

�1

Abbildung 6.4: Explizites Verfahren: Gr

o�tm

ogliche Zeitschrittweiten

-

Verfeinerung

Kreuze: zuf

allige Anfangswerte

Dreiecke: Sprungfunktion als Anfangswert

6

4t

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

10

�2

10

�1

Abbildung 6.5: Implizites Verfahren: Gr

o�tm

ogliche Zeitschrittweiten

Die in tabellarischer und graphischer Form aufbereiteten Daten f

uhren zu folgender Interpreta-

tion:

� Explizites Verfahren:

{ Das explizite Verfahren erlaubt bei feineren Disretisierungen in der numerischen Pra-

xis Zeitschrittweiten 4t, die sich wie die vierte Potenz der Ortsschrittweite h verhal-

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84 KAPITEL 6. NUMERIK

ten: 4t � h

4

. Diese Erkenntnis steht in

Ubereinstimmung mit unseren theoretischen

Betrachtungen.

{ Die Anfangswerte beein u�en die Wahl der Zeitschrittweite bei feineren Disretisie-

rungen immer weniger, insbesondere ist die vielleicht naheliegende Annahme, je mehr

man sich einer (quasi-)station

aren L

osung n

ahere, desto gr

o�er k

onne man die Zeit-

schrittweite w

ahlen, falsch, weil man f

ur u

0

= �� + 2��

fx<1=2g

sogar etwas kleinere

Schrittweiten vorgeben mu�, wie die Abbildung 6.4 zeigt.

� Implizites Verfahren

{ Das implizite Verfahren zeigt in der Praxis ein

"

besseres\ Verhalten, als unsere theo-

retische Absch

atzung (4t � h

2

) vermuten lie�. Fragt man sich jetzt, worin der Un-

terschied zwischen der theoretischen Absch

atzung und dem tats

achlichen Verhalten

begr

undet ist, f

uhrt das zu folgender Betrachtung:

F

ur die Abbildung F , die die Korrektor{Iteration des impliziten Verfahrens bestimmt,

gilt nach Ungleichung 4.4 auf Seite 31

jF (u) � F (v)j � 4tk(Id+

2

4t(M

�1

T )

2

)

�1

k kM

�1

k

2

kTk j�

h

(u)� �

h

(v)j

Ferner hatten wir gezeigt (Gleichung 4.8 auf Seite 33), da�

k(Id +

2

4t(M

�1

T )

2

)

�1

k = 1

ist. Diese Identit

at beruht darauf, da� die Stei�gkeitsmatrix T den Eigenwert 0 be-

sitzt, wie wir in diesem Zusammenhang nachgerechnet haben. Nun sind die Vektoren,

die in dem Verfahren in der Praxis auftreten, i. a. nicht gerade Eigenvektoren zum

Eigenwert 0, also Vielfache von (1; : : : ; 1), so da� die Matrix

2

4t(M

�1

T )

2

i. a. einen Beitrag liefert, der das Konvergenzverhalten des Verfahrens beein u�t,

bzw. gr

o�ere Zeitschrittweiten erlaubt.

Um das zu best

atigen, haben wir zu Vektoren x, die im Verfahren auftreten, den

Quotient

j(Id+

2

4t(M

�1

T )

2

)

�1

xj

jxj

berechnet, der in der Tat nicht bei 1, sondern h

au�g | vor allem dann, wenn 4t im

Vergleich zu h gro� war | deutlich unter 1 lag.

{ Der Ein u� der Anfangswerte bzw. des letzten Iterationsvektors ist beim impliziten

Verfahren st

arker als beim expliziten und f

ur u

0

= ��+2��

fx<1=2g

sind beim impli-

ziten Verfahren gr

o�ere Zeitschrittweiten m

oglich als f

ur zuf

allige Anfangswerte. Dies

kann man der Abbildung 6.4 entnehmen.

Abschlie�end bemerken wir, da� solche Test zur Ermittlung gr

o�tm

oglicher Zeitschrittweiten

sehr (rechen-)zeitaufwendig sind, weil die Verfahren im Grenzbereich zwischen Konvergenz und

Divergenz, also bei Zeitschrittweiten, bei denen sie gerade noch konvergieren oder gerade schon

divergieren, sehr viele Korrektor{Iterationen berechnen. Beim impliziten Verfahren kommt noch

hinzu, da� die Zahl der Schritte des cg{Verfahrens stark ansteigt und eine weitere Verlangsamung

bewirkt.

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6.5. OPTIMIERTE ZEITSCHRITTWEITEN 85

6.5 Optimierte Zeitschrittweiten

Die gr

o�tm

oglichen Zeitschrittweiten, die wir im vorangegangenen Abschnitt untersucht haben,

sind keineswegs optimal in bezug auf die ben

otigte Rechenzeit. Vielmehr mu� versucht werden,

Zeitschrittweiten zu �nden, die den Quotient Rechenzeit durch Schrittweite minimieren, so wie

es die im letzten Abschnitt der Programmbeschreibung vorgestellte Heuristik anstrebt.

Hier zeigen wir an Beispielen, wie sich die Zeitschrittweiten und Rechenzeit zusammen mit der

Schrittweitensteuerung verhalten. Wir haben dazu das implizite Verfahren 4.1 und das explizite

Verfahren 4.2 f

ur bis zu 11 Verfeinerungen getestet, indem wir beginnend mit zuf

alligen An-

fangswerten bis t = 5; 0 gerechnet haben (die Wahl der Nichtlinearit

at und anderer Parameter

war dabei wie im vorangegangenen Abschnitt).

Das Ergebnis

uberrascht:

Das explizite Verfahren ist schneller als das implizite!

O�ensichtlich kann das implizite Verfahren seinen theoretischen Vorsprung (4t � h

2

, zum Ver-

gleich: explizites Verfahren: 4t � h

4

) in der Praxis bei den von uns verwendeten Ortsschritt-

weiten nicht halten, weswegen wir die meisten Beispiele und den Video�lm mit dem expliziten

Verfahren berechnet haben. Nat

urlich haben wir uns vorher durch Tests vergewissert, da� beide

Verfahren auch bei gro�en Zeiten tats

achlich dieselben Ergebnisse liefern.

Die Abbildungen 6.6 und 6.7 zeigen die durch die Heuristik gew

ahlte Zeitschrittweiten in

Abh

angigkeit von dem Grad der Verfeinerung. Dabei zeigt sich, da� sich die Zeitschrittweiten

"

einpendeln\ und im weiteren Verlauf nur geringf

ugigen

Anderungen unterliegen (die best

andi-

gen Oszillationen charakterisieren die Eigenschaft der Heuristik die Zeitschrittweiten probeweise

zu variieren). Das Verhalten der so optimierten Zeitschrittweiten ist in bezug auf die Verfeinerung

prinzipiell wie bei den gr

o�tm

oglichen Zeitschrittweiten auch: Das explizite Verfahren erf

ullt (f

ur

kleine Ortsschrittweiten) die Proportionalit

atsbeziehung 4t � h

4

, das implizite Verfahren l

a�t

hingegen die Wahl gr

o�erer Schrittweiten zu als es die zugeh

orige Beziehung 4t � h

2

vermuten

l

a�t.

8 Verf.

9 Verf.

10 Verf.

-

t

6

4t

1 2 3 4 5

10

�3

10

�2

10

�1

Abbildung 6.6: Zeitschrittweite des impliziten Verfahrens f

ur 8, 9, 10 Verfeinerungen

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86 KAPITEL 6. NUMERIK

8 Verf.

9 Verf.

10 Verf.

11 Verf.

-

t

6

4t

1 2 3 4 5

10

�5

10

�4

10

�3

10

�2

Abbildung 6.7: Zeitschrittweite des expliziten Verfahrens f

ur 8, 9, 10, 11 Verfeinerungen

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6.5. OPTIMIERTE ZEITSCHRITTWEITEN 87

10 Verf.

9 Verf.

8 Verf.

-

t

6

Schritte

Zeit

1 2 3 4 5

10

4

10

5

10

6

10

7

Abbildung 6.8: Rechenschritte/Zeit beim impliziten Verfahren f

ur 8, 9, 10 Verfeinerungen

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88 KAPITEL 6. NUMERIK

Die Abbildungen 6.8 und 6.9 zeigen den Quotient aus Rechenschritten und Zeitschrittweite, also

die Anzahl der Rechenschritte, die notwendig sind, um aus einer gegebenen Konzentration u(t)

die Konzentration u(t+ 1) zu berechnen. Als einen Rechenschritt haben wir dabei

� einen Iterationsschritt des cg-Verfahrens (implizites Verfahren) bzw.

� einen Prediktor- bzw. Korrektorschritt (explizites Verfahren)

gez

ahlt. So ein Rechenschritt umfa�t also z. B. Matrixoperationen. Um das explizite mit dem

impliziten Verfahren vergleichen zu k

onnen, mu� man wissen, da� ein Rechenschritt des explizi-

ten Verfahrens bei gleicher Verfeinerungsstufe etwa die doppelte Rechenzeit eines Rechenschritts

des impliziten Verfahrens ben

otigt, wie wir durch Zeitmessungen herausgefunden haben.

Damit entnimmt man den Abbildungen 6.8 und 6.9 beispielsweise folgendes:

� 9 Verfeinerungen: Das implizite Verfahren ben

otigt f

ur eine Zeiteinheit ca. 2�10

5

Rechen-

schritte, das explizite rund 3�10

4

, was 6�10

4

Schritten des impliziten Verfahrens entspricht.

Also ist der explizite Algorithmus gut dreimal so schnell wie der implizite.

� 10 Verfeinerungen: Das implizite Verfahren ben

otigt f

ur eine Zeiteinheit ca. 3�10

5

Re-

chenschritte, das explizite rund 8�10

4

, was 1; 6�10

5

Schritten des impliziten Verfahrens

entspricht. Also ist der explizite Algorithmus immer noch beinahe doppelt so schnell wie

der implizite.

11 Verf.

10 Verf.

8 Verf.

9 Verf.

-

t

6

Schritte

Zeit

1 2 3 4 5

10

4

10

5

10

6

10

7

Abbildung 6.9: Rechenschritte/Zeit beim expliziten Verfahren f

ur 8, 9, 10, 11 Verfeinerungen

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6.6. VERGLEICH ZWISCHEN CRANK{NICHOLSON- UND IMPLIZITEM VERFAHREN89

6.6 Vergleich zwischen Crank{Nicholson- und implizitem Ver-

fahren

Im Abschnitt 3.1 hatten wir mit der Crank{Nicholson{Methode und dem impliziten Verfahren

zwei volldiskrete Schemata zur L

osung unseres zeitabh

angigen physikalischen Problems ein-

gef

uhrt. In den Abschnitten 3.4 und 3.5 hatten wir f

ur diese Verfahren Fehlerabsch

atzungen

hergeleitet und gezeigt, da�

kU

n

� u(�; nk)k

L

2

()

� C

ku

0

� u

h

0

k

L

2

()

+ h

2

+ �

(6.1)

f

ur die L

osung des impliziten Schemas gilt und

kU

n

� u(�; nk)k

L

2

()

� C

ku

0

� u

h

0

k

L

2

()

+ h

2

+ �

2

(6.2)

f

ur die L

osung des Crank{Nicholson{Schemas. Also besitzt das Crank{Nicholson{Schema eine

um Eins h

ohere Konvergenzordnung in der Zeit. Dabei bezeichne wie schon fr

uher � > 0 die

Zeitschrittweite und h die G

ute der Ortsdiskretisierung.

In diesem Abschnitt beschreiben wir das Laufzeitverhalten beider Algorithmen und untersuchen,

inwieweit der Crank{Nicholson{Ansatz dem impliziten Schema

uberlegen ist. Wie in Abschnitt

4.3 gezeigt, ben

otigen wir f

ur die Konvergenz des impliziten Prediktor{Korrektor{Verfahrens

die Bedingung � � h

2

, respektive � � h

4

f

ur das explizite L

osungsverfahren. Daher resultiert

aus den Gleichungen 6.1 und 6.2 zun

achst kein Vorteil des Crank{Nicholson{Verfahrens.

In der Praxis erwies sich das Crank{Nicholson{Verfahren dem impliziten Schema als deutlich

uberlegen. In der folgenden Tabelle 6.5 fassen wir die Laufzeiten beider Programme in Abh

angig-

keit von verschiedenen Verfeinerungsstufen und zusammen und geben die verwendete Zeit-

schrittweite an.

Parameter: � = 0:3; = [0; 1] � [0; 1] � IR

2

; �

PK

= 10

�7

; T = 3;

regul

are Verfeinerungsstrategie, expliziteres Prediktor{Korrektor{Verfahren,

u

0

: Zufallswerte aus (��;+�) mit Erwartungswert 0.

Verfeinerung implizites Verfahren Crank{Nicholson{Verfahren

3 10

�3

353 Sek. (�

0

= 0:35) 206 Sek. (�

0

= 0:7)

3 10

�4

138 Sek. (�

0

= 1:5) 75 Sek. (�

0

= 3:0)

3 10

�5

93 Sek. (�

0

= 3:0) 88 Sek. (�

0

= 6:0)

4 10

�3

116.6 Min. (�

0

= 0:03) 64.3 Min. (�

0

= 0:06)

4 10

�4

39.4 Min. (�

0

= 0:15) 22.1 Min. (�

0

= 0:3)

4 10

�5

17.6 Min. (�

0

= 0:5) 9.3 Min. (�

0

= 1:0)

5 10

�3

117 Std. (�

0

= 0:0015) 58.04 Std. (�

0

= 0:004)

5 10

�4

15.9 Std. (�

0

= 0:02) 8.4 Std. (�

0

= 0:04)

5 10

�5

278 Min. (�

0

= 0:15) 168 Min. (�

0

= 0:25)

Tabelle 6.5: Ausf

uhrungsgeschwindigkeiten der verglichenen Verfahren

Bei den angegebenen Zeiten wurde jeweils die Laufzeit dreier verschiedener Testl

aufe ber

uck-

sichtigt und die Ergebnisse gemittelt. Abh

angig von und der gew

unschten Verfeinerungsstufe

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90 KAPITEL 6. NUMERIK

wurde die Anfangszeitschrittweite �

0

m

oglichst g

unstig gew

ahlt. Zu Beginn wird �

0

vom Pro-

gramm M = 200-mal unterteilt, um die Einzelzeitschrittweite � zu erhalten. M wird durch die

in 5.6 beschriebene Zeitschrittweitenheuristik zur Laufzeit noch optimiert.

Wie man sieht, ist das Crank{Nicholson{Verfahren bei allen untersuchten Problemen fast dop-

pelt so schnell wie das implizite Verfahren. Bis auf eine Ausnahme erwies sich die verdoppelte

g

unstigste Anfangszeitschrittweite �

0

des impliziten Verfahrens auch als g

unstigster Wert f

ur

das Crank{Nicholson{Schema.

Wie aus Tabelle 6.5 ferner hervorgeht, nimmt die Laufzeit beider Programmversionen bis zum

Erreichen der vorgegebenen Endzeit T mit kleinerem ab. Mit diesem Ph

anomen besch

aftigt

sich ausf

uhrlich der nachfolgende Abschnitt.

6.7 Die Bedeutung von f

ur die Korrektor{Iteration

In Abschnitt 4.2 hatten wir gezeigt, da� bei dem expliziteren Prediktor{Korrektor{Verfahren

die zugeh

orige Iterationsfunktion F : IR

N

! IR

N

der Absch

atzung

kF (u) � F (v)k

2

� �

2

kM

�1

k

2

kTk

2

ku� vk

2

+ kM

�1

k

2

kTk k�

h

(u)� �

h

(v)k

2

(6.3)

gen

ugt, wenn � > 0 die Zeitschrittweite bezeichnet, u; v 2 IR

N

zwei beliebige Vektoren sind, und

k � k

2

die euklidische Norm im IR

N

bezeichnet, mit der die Matrixnorm

kAk := sup

x2IR

N

nf0g

kAxk

2

kxk

2

= �

max

(A)

vertr

aglich ist. �

max

(A) sei hierbei der gr

o�te Eigenwert der Matrix A. In 4.3 war ferner bewiesen

worden, da� f

ur die Matrizen M und T sowie f

ur k�

h

(u)� �

h

(v)k

2

die Absch

atzungen

kMk � ch

2

; kM

�1

k � ch

�2

; kTk � c; k�

h

(u)� �

h

(v)k

2

� ch

2

ku� vk

2

gelten. Diese Absch

atzungen auf 6.3 angewendet machen deutlich, da� der erste Summand

2

kM

�1

k

2

kTk

2

ku � vk

2

f

ur die Lipschitz{Konstante von F bei kleinem h der bestimmende ist.

Ein kleineres verbessert also die Kontraktionseigenschaft von F , und man erwartet, da� die

Korrektor{Iteration des expliziten Verfahrens in weniger Schritten konvergiert.

Diesen Sachverhalt konnten wir auch in der Praxis nachweisen. F

ur Tabelle 6.6 wurden drei

Testl

aufe mit verschiedenen Anfangswerten durchgef

uhrt und die so gewonnenen Ergebnisse

gemittelt.

Das explizite Prediktor{Korrektor{Verfahren reagiert emp�ndlicher auf St

orungen und die

Ver

anderung von Parametern als das implizite. Daher unterliegt auch der obige E�ekt gewissen

Schwankungen. So kann die Wahl eines sehr ung

unstigen � in der Praxis den beschriebenen

E�ekt neutralisieren.

Aus Tabelle 6.5 entnimmt man, da� sich der beschriebene E�ekt bei der impliziten Zeitdiskre-

tisierung genauso einstellt wie bei der Crank{Nicholson{Methode.

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6.7. DIE BEDEUTUNG VON F

UR DIE KORREKTOR{ITERATION 91

Wir wenden uns jetzt der impliziten Prediktor{Korrektor{Methode zu:

Die entsprechende Iterationsfunktion F : IR

N

! IR

N

hat diesmal wie in Abschnitt 4.2 dargestellt

die Form

u 7! F (u) := A

�1

u

n

2

M

�1

TM

�1

Tu

n

� �M

�1

TM

�1

h

u+ u

n

2

��

:

A

sei dabei de�niert als die Matrix A

:= Id+

2

(M

�1

T )

2

.

In Abschnitt 4.2, Gleichung 4.7, war gezeigt worden, da� f

ur die Spektralnorm von A

die

Identit

at kA

�1

k = 1 gilt. Deswegen k

onnen wir theoretisch keine Beschleunigung des Verfahrens

erwarten, wenn wir kleiner w

ahlen. In der Praxis jedoch konnten wir dieses Ph

anomen sehr

oft feststellen, wie aus Tabelle 6.7 weiter unten zu ersehen ist. Unseres Erachtens liegt dieser

Sachverhalt in folgendem Umstand begr

undet:

Die Beziehung kA

�1

k = 1 gilt, da 0 Eigenwert der Stei�gkeitsmatrix T ist. Also sind alle von

0 2 IR

N

verschiedenen konstanten Vektoren Eigenvektoren von A

�1

zu diesem Eigenwert. Solche

kostanten Vektoren treten aber bei unseren Berechnungen praktisch nie auf, im besonderen nicht,

wenn mit zuf

alligen Anfangswerten gestartet wird. F

ur alle konstanten Vektoren konvergieren

im

ubrigen beide Prediktor{Korrektor{Verfahren noch f

ur etwas gr

o�ere Zeitschrittweiten � , da

der Startvektor u

n

identisch mit dem zu berechnenden L

osungsvektor u

n+1

ist. Somit f

allt der

theoretisch schlimmste Fall in der Praxis weg. Es lassen sich aber in der Praxis auch F

alle �nden,

in denen die Spektralnorm der Matrix A

nahe an 1 r

uckt. Wir k

onnen also keine sch

arferen

theoretischen Aussagen erwarten als die in Kapitel 4 gezeigten.

Aufgrund der obigen

Uberlegungen liefert in der Praxis also

2

(M

�1

T )

2

einen nichtverschwin-

denden Anteil f

ur die Spektralnorm von A

, welcher mit kleinerem auch geringer ausf

allt.

Parameter: � = 0:4; = [0; 1] � [0; 1] � IR

2

; �

PK

= 10

�7

; T = 2;

Verfeinern durch Halbieren der Dreiecke,

explizites Prediktor{Korrektor{Verfahren mit Crank{Nicholson{Schema,

� = 0:001 (0:0002; 0:00005; 0:00001) f

ur 7 (8, 9, 10) Verfeinerungen,

u

0

: Zufallswerte aus (��;+�) mit Erwartungswert 0.

Verfeinerungen Gamma Korrektorschritte total

7 10

�3

6869

7 10

�4

6203

7 10

�5

5243

8 10

�3

20505

8 10

�4

15954

8 10

�5

13266

9 10

�3

90293

9 10

�4

85709

9 10

�5

80463

10 10

�3

400444

10 10

�4

385206

10 10

�5

366836

Tabelle 6.6: Iterationen des expliziten Korrektor{Verfahrens in Abh

angigkeit von

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92 KAPITEL 6. NUMERIK

F

ur die Daten aus Tabelle 6.7 haben wir alle Iterationen zusammenaddiert, die das cg{Verfahren

ben

otigt, um alle durch die Korrektor{Iterationen anfallenden Gleichungssysteme bis zum Errei-

chen der Endzeit T zu l

osen. Tabelle 6.7 stellt diese Gesamtzahl in Abh

angigkeit der gew

ahlten

Verfeinerungsstufe und der Wahl von dar. Bei den Testl

aufen wurden f

ur kleineres durchweg

weniger Iterationsschritte ben

otigt. F

ur die Daten aus Tabelle 6.7 wurden wieder drei Testl

aufe

durchgef

uhrt und die Resultate gemittelt. Die in Tabelle 6.7 aufgef

uhrten Werte sind f

ur die

Praxis typisch.

Parameter: � = 0:4; T = 2; = [0; 1] � [0; 1] � IR

2

; �

PK

= 10

�7

; �

cg

= 10

�25

;

Verfeinern durch Halbieren der Dreiecke,

implizites Prediktor{Korrektor{Verfahren mit Crank{Nicholson{Schema,

� = 0:01; (0:004; 0:001; 0:0003) f

ur 7 (8, 9, 10) Verfeinerungen,

u

0

: Zufallswerte aus (��;+�) mit Erwartungswert 0.

Verfeinerungen Gamma Iterationsschritte gesamt

7 10

�3

32142

7 10

�4

23533

7 10

�5

10008

8 10

�3

92790

8 10

�4

67871

8 10

�5

32245

9 10

�3

264010

9 10

�4

161490

9 10

�5

100325

10 10

�3

894804

10 10

�4

539037

10 10

�5

377562

Tabelle 6.7: Iterationen des impliziten Korrektor{Verfahrens in Abh

angigkeit von

6.8 Ein u� der Materialeigenschaft

Die Materialeigenschaft, die durch die Konstante beschrieben wird, bein u�t die Steilheit der

Phasen

uberg

ange. Pr

aziser: Je kleiner gew

ahlt wird, desto steilere Phasen

uberg

ange bilden

sich aus.

Wir illustrieren das an drei Beispielen, in denen wir auf dem achtfach verfeinerten Rechengebiet

= [0; 1]

2

mit der Sprungfunktion

u

0

(x; y) =

(

+�, falls x > 1=2;

��, falls x � 1=2

als Startwert begonnen haben (wobei die Nichtlinearit

at durch �(u) = u(u

2

� �

2

) mit � = 0; 4

de�niert war). Bei der Anwendung unseres expliziten Prediktor{Korrektor{Verfahrens haben

wir dann variiert, wobei man beachten mu�, da� eine sinnvolle Wahl von in Beziehung zur

Ortsdiskretisierung h stehen mu�.

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6.9. EINFLUSS DER ANFANGSWERTE 93

In den drei folgenden Bildbeispielen (Abbildungen 6.10, 6.11 und 6.12) haben wir mit

� = 0; 0005 (Abbildung 6.10),

� = 0; 0025 (Abbildung 6.11),

� = 0; 0125 (Abbildung 6.12)

gerechnet. Bereits nach kurzer Zeit haben sich dann L

osungen mit verschieden steilen Pha-

sen

uberg

angen ausgebildet, die wir als Graph f(x; y; u(x; y) : (x; y) 2 g dargestellt haben:

Abbildung 6.10: Phasentren-

nung f

ur = 0; 0005

Abbildung 6.11: Phasentren-

nung f

ur = 0; 0025

Abbildung 6.12: Phasentren-

nung f

ur = 0; 0125

6.9 Ein u� der Anfangswerte

Als wir die Beispiele f

ur die Graphen in Abschnitt 6.5 gerechnet haben, waren wir bei acht Ver-

feinerungen von zuf

alligen Anfangswerten ausgegangen. Die Anfangswerte f

ur neun, zehn und

elf Verfeinerungen haben wir aus diesen durch Verfeinerung und lineare Interpolation gewonnen.

Dadurch erh

alt man Anfangswerte, die sich f

ur zunehmende Verfeinerung immer mehr

ahneln.

Die nachfolgenden Abbildungen 6.13 bis 6.16 sollen zeigen, inwieweit sich bei so erzeugten

ahn-

lichen Anfangswerten auch

ahnliche oder gleiche L

osungen einstellen.

In der Tat entspricht das Ergebnis der Vermutung, da� es i. a. nicht mehr zur gleichen L

osung

f

uhrt, wenn man die gleichen Anfangswerte weiter verfeinert. Es stellt sich sogar eine v

ollig

andere L

osung ein, wie die Beispiele in den Abbildungen 6.13, 6.14 und 6.15 zeigen.

Lediglich der Vergleich zwischen den Abbildungen 6.15 und 6.16 l

a�t erkennen, da� die Frage, ob

ahnliche Anfangswerte zu

ahnlichen L

osungen f

uhren, nicht generell mit nein beantwortet werden

kann. Die Anfangswerte unterscheiden sich in diesen beiden Beispielen am wenigsten (denn f

ur

10 Verfeinerungen ist u

0

durch 2{maliges Verfeinern und Interpolieren der Anfangswerte f

ur

acht Verfeinerungen hervorgegangen; f

ur 11 Verfeinerungen durch 3{maliges Verfeinern und

Interpolieren derselben Daten), und die Werte zur Zeit t = 5 beschreiben (bis auf die feinere

Diskretisierung) o�ensichtlich dieselbe L

osung.

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94 KAPITEL 6. NUMERIK

Abbildung 6.13: 8 Verfeinerungen, t = 0 (links) und t = 5 (rechts)

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6.9. EINFLUSS DER ANFANGSWERTE 95

Abbildung 6.14: 9 Verfeinerungen, t = 0 (links) und t = 5 (rechts)

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96 KAPITEL 6. NUMERIK

Abbildung 6.15: 10 Verfeinerungen, t = 0 (links) und t = 5 (rechts)

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6.9. EINFLUSS DER ANFANGSWERTE 97

Abbildung 6.16: 11 Verfeinerungen, t = 0 (links) und t = 5 (rechts)

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98 KAPITEL 6. NUMERIK

6.10 Periodische und rotationssymmetrische station

are L

osun-

gen

W

ahrend wir in den bisherigen Abschnitten zuf

allige Anfangswerte gew

ahlt und untersucht

hatten, wie das Programm beim L

osen der Di�erentialgleichung die Trennung zweier bin

arer

Mischphasen simuliert, so suchen wir jetzt station

are rotationssymmetrische L

osungen der Cahn{

Hilliard{Gleichung. Wie fr

uher beschrieben geht ein gegebener metastabiler Zustand im Laufe

der Zeit in einen anderen, stabileren Zustand

uber, bis schlie�lich ein stabiler Zustand, im

allgemeinen eine Halbrauml

osung, erreicht wird. Dies machen wir uns jetzt zunutze. Wir w

ahlen

die folgenden kreisf

ormigen Anfangswerte:

u

0

(x) :=

(

+�; falls x 2 B

R

(z);

��; sonst.

(6.4)

z 2 IR

2

bezeichnet dabei den Mittelpunkt von .

Diese Anfangswerte werden im Laufe der Berechnung gegl

attet; die kreisf

ormige Gestalt bleibt

dabei erhalten, falls wir bei den Anfangswerten R nicht zu gro� gew

ahlt hatten (bei zu gro�em

Radius R wird der Rand des Gebietes involviert. Aufgrund der Neumann{Randwerte staut sich

dann die zun

achst kreisf

ormige Phase und die L

osung ist nicht l

anger rotationssymmetrisch).

Die errechneten Zust

ande werden immer stabiler, schlie�lich pendeln sich die Unterschiede in

der Supremumsnorm zweier aufeinanderfolgender L

osungsvektoren in der Gr

o�enordnung von

10

�8

bis 10

�9

ein und werden nicht mehr kleiner. Auch bei sehr langer Rechnung (z.B. bis

T = 100) l

a�t sich praktisch kein Unterschied zwischen den L

osungen weit entfernter Zeitwerte,

z.B. bei t = 0:5 und t = 100, feststellen. Es ist anzunehmen, da� die im Programm auftretenden

Rundungsfehler verhindern, da� der Wert 10

�9

unterschritten wird. So wird bei einfach genauer

Rechnung nur ein Wert von etwa 10

�6

erreicht. Die Abbildung 6.17 illustriert die Entwicklung

der oben dargelegten Anfangswerte zur station

aren L

osung am Beispiel von 9 Verfeinerungen,

= 10

�4

; � = 0:3; R = 0:3 und �

PK

= 10

�7

:

Abbildung 6.17: Anfangswerte und sich daraus ergebende glatte L

osung bei t = 0:5

Das untersuchte Cahn{Hilliard{System

@

t

u = 4w in ; t > 0;

w = �(u)� 4u in ; t > 0;

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6.10. PERIODISCHE UND ROTATIONSSYMMETRISCHE STATION

ARE L

OSUNGEN 99

@

u = @

w = 0 auf @; t > 0

l

a�t sich f

ur station

are L

osungen vereinfachen. Wegen 0 = @

t

u = 4w und @

w = 0 auf @ ist w

konstant in . Ferner gilt (vgl. den Beweis von Lemma 3.3.2)

� :=

1

jj

Z

w =

1

jj

Z

(�(u)� 4u) =

1

jj

Z

�(u):

Damit erhalten wir als station

ares Problem:

��

2

4u = � � �(u) in ;

@

u = 0 auf @;

1

jj

Z

�(u) = �;

1

jj

Z

u =M;

falls � :=

p

. Falls �(u) = u

3

� u, also in unserer Notation � = 1 gilt, so ist durch

u

ref

(r) := � tanh

r � r

0

(6.5)

eine Approximation der tats

achlichen L

osung von erster Ordnung in � gegeben, was aus [12]

hervorgeht.

In 6.5 bestimmt r

0

die Nullstellen von u

ref

, im besonderen also auch die Masse

R

�u

ref

. Da M

vorgegeben ist, gilt also r

0

= r

0

(M; �).

Abbildung 6.18: u

ref

und numerisch gefundene rotationssymmetrische L

osung

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100 KAPITEL 6. NUMERIK

Bei unserem numerischen Vergleich zwischen u

ref

und der numerisch gefundenen radialsymme-

trischen L

osung, die wir im folgenden mit u

bezeichnen wollen, m

ussen die folgenden wichtigen

Aspekte beachtet werden:

� Der theoretische Grenz

ubergang ! 0 kann numerisch nicht nachvollzogen werden. In

der Praxis k

onnen wir nicht beliebig klein w

ahlen. Die E�ekte, die bei zu kleinem

auftreten, beschreibt der n

achste Abschnitt 6.11. Im vorliegenden Fall � = 1 ist leider

nur > 10

�4

zul

assig. Aufgrund der Beziehung � =

p

k

onnen also theoretisch die

Abweichungen zwischen u

ref

und u

in der Ordnung O(10

�2

) sein.

� Die numerisch gefundene L

osung u

ist nicht wirklich radialsymmetrisch, was schon aus

der Triangulierung und der Verwendung linearer Finiter Elemente hervorgeht.

� M sollte bei den numerischen Untersuchungen abh

angig von der verwendeten Verfeine-

rungsstufe so vorgegeben werden, da� u

diesenWert auch annehmen kann, sonst entstehen

zus

atzliche Fehler.

Bei unseren Testl

aufen entsprach der berechnete Fehler den theoretischen Erwartungen. u

ref

und u

haben gro�e

Ahnlichkeit miteinander, wie die Graphik 6.18 f

ur = 10

�3

und r

0

= 0:15

illustriert. kann aber nicht klein genug gew

ahlt werden, um wirklich signi�kante Ergebnisse

zu erzielen, daher verzichten wir an dieser Stelle auf weitergehende Analysen.

Da die rotationssymmetrische L

osung station

ar wird, ohne da� die sich in der Mitte be�ndende

Phase den Rand erreicht, k

onnen wir mit dieser

"

Zellenl

osung\ periodische L

osungen konstru-

ieren. Dazu teilen wir in n quadratische Teilgebiete auf und belegen jedes dieser Teilgebiete

mit den auf das Teilgebiet

ubertragenen Anfangswerten aus 6.4. Die Gesamtl

osung setzt sich

dann aus n Teill

osungen zusammen, die sich alle gegenseitig nicht beein ussen und sich abso-

lut synchron zueinander verhalten. F

ur gro�es n mu� allerdings eine hinreichend gro�e Verfei-

nerungsstufe gew

ahlt werden. Dieses periodische Verhalten zeigen die folgenden Abbildungen;

dabei wurde in 4 Teilgebiete zerlegt und mit 9 Verfeinerungen gerechnet.

F

ur die Parameter w

ahlten wir � = 0:3; = 10

�5

; R = 0:15 und �

PK

= 10

�7

.

Abbildung 6.19: Entwicklung zur station

aren L

osung f

ur 9 Verfeinerungen f

ur t = 0 und t = 1

Die L

osung wird genau wie die Zellenl

osung sehr schnell station

ar. Zum Vergleich zeigen wir

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6.11. RECHENGENAUIGKEIT 101

noch die L

osung bei t = 50, wo sich im Unterschied zur L

osung bei t = 1 praktisch keine

Ver

anderung ergeben hat.

Abbildung 6.20: station

are L

osung f

ur 9 Verfeinerungen bei t = 50 mit Darstellung der Phasen

6.11 Rechengenauigkeit

Bei jeder Umsetzung eines gegebenen mathematischen Problems in ein Computerprogramm

stehen Gesichtspunkte der endlichen Rechengenauigkeit an vorderster Stelle. Auch bei den von

uns entwickelten Programmen gab es einige wenige numerisch gefundene Resultate, die in diesem

Zusammenhang beachtet werden m

ussen. Diese Ph

anomene wollen wir in diesem Abschnitt

vorstellen und die Gr

unde analysieren, die zu diesen Fehlern f

uhrten.

Die von uns am h

au�gsten beobachteten Schwierigkeiten hingen mit der Wahl der Parameter

des Cahn{Hilliard{Problems zusammen. Besonders die Materialeigenschaft ist hier zu nennen.

kann je nach verwendetem � nicht beliebig klein gew

ahlt werden, sonst zeigt die berechnete

L

osung merkw

urdige Oszillationen, die nicht physikalisch motiviert sind. Diese Ph

anomene stel-

len sich aufgrund der endlichen Rechengenauigkeit ein. Bei einfach genauer Rechnung k

onnen

wir diese Oszillationen wahrnehmen, wenn wir kleiner als 5 � 10

�4

w

ahlen. Aber selbst bei

doppelt genauer Rechnung, die wir fast ausschlie�lich verwendet haben, konnten wir niemals

erheblich kleiner als 10

�5

w

ahlen.

In der unten folgenden Abbildung 6.23 zeigen wir exemplarisch eine solche

"

oszillierende\

L

osung.

Die vom Programm in obigem Beispiel berechnete L

osung oszilliert bei t = 0:04 bereits so heftig,

da� jede Graphik praktisch unverst

andlich w

are.

Wesentlich schw

acher, aber auch wahrnehmbar, sind E�ekte, die aus verschleppten Rundungs-

fehlern resultieren. Betrachten wir etwa die folgenden kreisf

ormigen Anfangswerte:

u

0

(x) :=

(

+�; falls x 2 B

0:19

(0:31; 0:31) [B

0:19

(0:69; 0:69);

��; sonst.

Das Beispiel ist so gew

ahlt, da� nach beendeter Gl

attung die beiden getrennten Phasen direkt

nebeneinander liegen, ohne sich zu tangieren. F

ur die numerisch erhaltene L

osung spielt in

diesem Fall die Rechengenauigkeit und die verwendete Hardware eine entscheidende Rolle:

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102 KAPITEL 6. NUMERIK

Bei einfach genauer Rechnung bewirken die auftretenden Rundungsfehler, da� beide Phasen bei

langer Rechnung ausbeulen und schlie�lich verschmelzen, was nicht der Wirklichkeit entspricht.

Dieser Vorgang wird in den Bildern 6.22 dargestellt.

Bei doppelt genauer Rechnung zeigt sich ein anderes Bild. Hier bleiben die beiden Phasen selbst

nach l

angster Rechnung unabh

angig voneinander, wie aus den Abbildungen 6.21 zu ersehen ist.

Abbildung 6.21: Anfangswerte und gegl

attete L

osung bei t = 0:5 bei doppelt genauer Rechnung

Abbildung 6.22: Anfangswerte und gegl

attete L

osung bei t = 0:5 bei einfach genauer Rechnung

Dieser Test zeigt, da� die erreichte Genauigkeit bei doppelt genauer Rechnung herausragend gut

ist. Abschlie�end wollen wir feststellen, da� numerische Fehler nur bei extremen Bedingungen

oder bei sehr langen Rechnungen auftreten und unsere Programme unter

"

normalen\ Umst

anden

zuverl

assige Ergebnisse liefern.

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6.11. RECHENGENAUIGKEIT 103

Parameter: � = 0:6; = 10

�6

; = [0; 1] � [0; 1] � IR

2

; �

PK

= 10

�7

;

9 Verfeinerungen (durch Halbieren der Dreiecke),

explizites Prediktor{Korrektor{Verfahren,

u

0

(x) :=

(

+� ; falls x 2 B

0:12

(0:5; 0:5);

�� ; sonst.

Abbildung 6.23: Anfangswerte und oszillierende L

osung bei t = 0:02

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Kapitel 7

Erweiterungen

W

ir haben im vorherigen Kapitel mit der Darstellung der numerischen Aspekte das

Thema dieser Arbeit zu einem gewissen Abschlu� gebracht. Die nachfolgenden

Uber-

legungen bilden eine Erweiterung in dem Sinne, da� wir einerseits Modi�kationen der

Problemstellung behandeln, die eine Erweiterung der Di�erentialgleichung zur Folge haben. Da-

zu geh

ort die Einf

uhrung eines Gravitationspotentials | die Abbildungen des Abschnitts 6.2

haben hierzu schon einige Ergebnisse vorweggenommen |, die Wahl logarithmischer Nichtlinea-

rit

aten | die z. B. in Zusammenhang mit Variationsungleichungen bei Copetti und Elliott [4] zur

Betrachtung des sog.

"

deep quench limits\ von Bedeutung sind | und eine Verallgemeinerung

der Gleichungen und Verfahren f

ur eine nichtkonstante Materialeigenschaft = (u).

Andererseits beinhaltet dieses Kapitel | neben den oben aufgef

uhrten Modi�kationen | eine

Erweiterung der Palette unserer L

osungsverfahren um einen ganz anderen numerischen Algo-

rithmus. Wir pr

azisieren ein Newton{Verfahren, wie es von uns eingangs im Kapitel 4 nur ganz

kurz erw

ahnt wurde. Obschon die numerische Analyse zeigen wird, da� das Verfahren ohne

weitere Optimierungen nicht konkurrenzf

ahig ist, er

ortern wir es aus zwei Gr

unden: Erstens,

weil es ein sehr naheliegendes Verfahren mit quadratischer Konvergenzordnung ist, und zwei-

tens, weil Newton{Verfahren generell sehr ausbauf

ahig sind und nach geeigneten Verbesserungen

m

oglicherweise doch eine Alternative zu den bestehenden Verfahren bilden k

onnten.

7.1 Phasentrennung mit Gravitation

Unter dem Ein u� eines Schwerefeldes ver

andert sich der freie Energieterm E(u) aus Kapitel 2

zu

E(u) :=

Z

(u) +

2

jruj

2

+ fu

mit einer Gravitationsfunktion f 2 L

1

(). Wir berechnen das chemische Potential w. Da w

erste Variation von E ist, erhalten wir die Beziehung

w =

0

(u)� 4u+ f:

Somit ergibt sich ein zus

atzlicher Term F

h

:= (

R

f'

j

)

1�j�N

2 IR

N

f

ur das Prediktor{

Korrektor{Verfahren, wobei ('

j

)

1�j�N

wieder die Standardbasis des Finite{Elemente{Raumes

bezeichne. Dieser mu� bei der Berechnung von w ber

ucksichtigt werden. Beispielsweise mu�

104

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7.1. PHASENTRENNUNG MIT GRAVITATION 105

man als Prediktor{Schritt des expliziten Verfahrens, das ohne jeden Gleichungsl

oser auskommt,

folgendes gekoppelte Gleichungssystem l

osen:

Finde U

n+1

0

, so da�

1

M

U

n+1

0

� U

n

+ TW

n+1

0

= 0;

TU

n

+�

h

(U

n

) + F

h

= MW

n+1

0

:

Dies entspricht dem Prediktor{Schritt des expliziteren Verfahrens, vgl. 4.2. F

ur den Korrektor{

Schritt erh

alt man mit der De�nition U

n+

1

2

j�1

:=

1

2

U

n+1

j�1

+ U

n

entsprechend:

Finde f

ur j � 1 U

n+1

j

, so da�

1

M

U

n+1

j

� U

n

+ TW

n+1

j

= 0;

TU

n+

1

2

j�1

+�

h

(U

n+

1

2

j�1

) + F

h

= MW

n+1

j

:

Dies ist eine Analogie zu dem Korrektor{Schritt des Verfahrens 4.2. Der zus

atzliche Term F

h

andert die Lipschitzkonstante der Iterationsfunktion F : IR

N

! IR

N

aus Abschnitt 4.2 nicht.

Damit besitzt das modi�zierte Verfahren theoretisch genau dieselben Konvergenzeigenschaften

wie das urspr

ungliche Verfahren, unabh

angig von der Wahl des Gravitationstermes F

h

.

Bei Verwendung eines Gravitationspotentials kann die statt�ndende Phasentrennung erheblich

beschleunigt werden. Bei Wahl eines geeigneten f erhalten wir sehr schnell ausgezeichnete sta-

tion

are L

osungen, wie sie in Abschnitt 6.?? de�niert wurden.

Wenden wir uns nun den numerisch gefundenen Ergebnissen zu:

Wir hatten schon in Abschnitt 6.2 vorgreifend zwei Beispiele f

ur die Wirkung eines Gravita-

tionspotentials vorgestellt, um dem Leser m

oglichst fr

uh einen Eindruck von den Ph

anomenen

der Cahn{Hilliard{Gleichung zu vermitteln. Beide F

alle stellen die E�ekte eines Gravitationspo-

tentials auf den Entmischungsvorgang deutlich dar. Die Beobachtung entspricht genau unseren

Erwartungen: die Masse des Systems wird in Richtung des Gravitationspotentials gezogen, bis

sich schlie�lich die einzig m

ogliche station

are L

osung einstellt. Die Gesamtmasse des Systems

bleibt dabei wie bei der Cahn{Hilliard{Gleichung ohne Gravitation eine invariante Konstante

in der Zeit.

Wir beobachten, da� unter dem Ein u� eines Gravitationspotentials die Phasen der L

osung

gegen andere Werte als �� streben. � war in Kapitel 2 als positive Nullstelle der Funktion �

de�niert worden. Nehmen wir den Gravitationsterm formal zur Funktion � hinzu, de�nieren also

~

�(u) := �(u) + f;

so ist das physikalische Problem mit Gravitation und Nichtlinearit

at � zu einem Problem ohne

Gravitation und ge

anderter Nichtlinearit

at

~

aquivalent. Die Funktion

~

� besitzt aber andere

Nullstellen, gegen die die Phasen des Problems mit Gravitation streben. Diesen E�ekt kann

man sich auch wie folgt veranschaulichen: Die Gravitation zieht die Masse des Systems an

einen Rand des Gebietes. Aufgrund der Neumann{Randwerte staut sich dort die Masse und

nimmt um so h

ohere Konzentrationen an, je gr

o�er der Gravitationsvektor ist. Die Sch

arfe der

Phasen

uberg

ange betri�t dies nicht.

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106 KAPITEL 7. ERWEITERUNGEN

7.2 Logarithmische Nichtlinearit

at

Die Nichtlinearit

at war bisher immer ein Polynom vierten Grades, z.B. das von uns bevorzugt

verwendete

(u) :=

1

4

(u

2

� �

2

)

2

(7.1)

Die polynomiellen Funktionen sind aber nur N

aherungen der tats

achlich in der Physik auftre-

tenden Terme, die logarithmischer Gestalt sind.

Allgemeiner de�nieren wir : [�1;+1]! IR durch

(u) :=

2

[(1 + u) ln(1 + u) + (1� u) ln(1� u)]�

c

2

u

2

; (7.2)

wobei � < �

c

; �; �

c

2 IR:

ist zun

achst nur f

ur u 2 (�1;+1) de�niert, l

a�t sich aber stetig auf das abgeschlossene Intervall

fortsetzen. Die Bedingung �

c

> � sichert, da� W{Form hat.

F

ur die Ableitungen gilt:

�(u) =

0

(u) =

2

ln

1 + u

1� u

� �

c

u;

0

(u) =

00

(u) =

1� u

2

� �

c

:

Man beachte auch, da� die Ableitungen von im Gegensatz zur Funktion selbst in den Punkten

�1 nicht beschr

ankt sind. Den Graphen von zeigt Abbildung 7.1.

Abbildung 7.1: Der Graph der logarithmischen Nichtlinearit

at

Mit +� und �� wollen wir wie in Kapitel 2 die Minima von bezeichnen, gegen die die

Konzentrationen f

ur gro�e Zeiten konvergieren.

� erf

ullt also die Bedingung

0

(�) = 0. Somit ist � implizit gegeben als L

osung der Gleichung

1

ln

1 + �

1� �

=

2�

c

:

Wir vergleichen nun den in 7.2 de�nierten logarithmischen Term mit den fr

uher verwendeten

polynomiellen.

Entwickelt man die Funktionen ln(1 + u) und ln(1� u) um +1 bzw. �1 in eine Taylorreihe, so

erh

alt man

ln(1 + u) = u�

u

2

2

+

u

3

3

u

4

4

+ : : : ;

ln(1� u) = �u�

u

2

2

u

3

3

u

4

4

� : : :

Es folgt

ln

1 + u

1� u

= ln(1 + u)� ln(1� u) = 2

u+

u

3

3

+

u

5

5

+ : : :

!

:

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7.2. LOGARITHMISCHE NICHTLINEARIT

AT 107

F

ur die Ableitung � gilt:

�(u) = (� � �

c

)u+ �

u

3

3

+

u

5

5

+

u

7

7

+ : : :

!

:

Es gelte nun � � �

c

. Physikalisch entspricht dies einem seichten Abk

uhlvorgang (

"

shallow

quench\).

F

ur kleines u f

uhrt dies unter Vernachl

assigung von Termen h

oherer Ordnung von � zu dem

polynomiellen Ansatz

~

�(u) :=

3

u

3

� (�

c

� �)u. Also kann man das logarithmische mit einem

polynomiellen

~

vom Grade 4 vergleichen. Dies erkl

art den von uns fr

uher verwendeten Ansatz.

Wir wollen noch ohne Beweis folgenden wichtigen Existenzsatz anf

ugen, der zuerst von Elliott

und Luckhaus, vgl. [4], bewiesen wurde. Dieser Satz entspricht dem Existenzsatz 2.1 aus Kapitel

2 f

ur das neue aus 7.2. Zur Abk

urzung vereinbaren wir �

0

(u) :=

2

ln

1+u

1�u

.

Der Satz garantiert die Wohlde�niertheit des Cahn{Hilliard{Systems, was im Hinblick auf die

Unbeschr

anktheit von �(u) =

0

(u) an den Punkten �1 von grundlegender Bedeutung ist.

Satz 7.1:

Seien u

0

2 H

1

() und ein � 2 (0; 1) gegeben, so da� ku

0

k

L

1

()

� 1 und

1

jj

j

R

u

0

j < 1 � �.

Dann existiert ein eindeutiges L

osungspaar fu;wg mit u(�; 0) = u

0

und

u 2 L

1

([0; T ];H

1

()) \ L

2

([0; T ];H

2

()) \ C

0

([0; T ];L

2

());

@

t

u 2 L

2

([0; T ]; (H

1

())

0

);

p

t@

t

u 2 L

2

([0; T ];H

1

());

p

tw 2 L

1

([0; T ];H

1

());

p

t�

0

(u) 2 L

1

([0; T ];L

2

());

die f

ur alle � 2 C

0

([0; T ]); � 2 H

1

() die Bedingungen

T

Z

0

�(t)

d

dt

< u; � > + < rw;r� >

dt = 0;

T

Z

0

�(t)[(w � �

0

(u) + �

c

u; �)� (ru;r�)] dt = 0

erf

ullen mit juj � 1 fast

uberall.

Wir halten fest, da� die Voraussetzungen des Satzes an u

0

erlauben, da� die Werte +1 und �1

in Nicht{Null{Mengen angenommen werden.

Wegen der Aussage

p

t�

0

(u) 2 L

1

([0; T ];L

2

()) kann u f

ur Zeiten t > 0 die Werte �1 nur in

Null{Mengen annehmen.

Copetti und Elliott [4] beweisen noch folgenden Satz, der die Existenz einer L

osung f

ur das

implizite Schema sicherstellt. Wir verwenden wieder dieselben Bezeichungen wie in Abschnitt

3.4. So bezeichnet k wieder eine feste, vorgegebene Zeitschrittweite und unter U

n

; W

n

2 S

h

verstehen wir die erhaltenen diskreten L

osungen zum Zeitschritt n > 0.

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108 KAPITEL 7. ERWEITERUNGEN

Satz 7.2:

Sei k <

4

2

c

und u

h

0

2 S

h

erf

ulle

1

jj

j

R

u

h

0

j < 1� �; ku

h

0

k

L

1

()

� 1.

Dann gibt es eindeutige L

osungen fU

n

;W

n

g von ?? bis ?? und es gilt

kU

n

k

L

1

()

< 1

f

ur alle n � 1.

Dieser Satz sichert, da� der Term

0

(U

n

) aus dem impliziten Schema, vergleiche ??, wohlde�niert

ist.

Wir wollen uns jetzt mit numerischen Besonderheiten besch

aftigen, die sich aus der Verwendung

des logarithmischen ergeben. Wie der obige Satz 7.2 zeigt, mu� die Zeitschrittweite k hinrei-

chend klein gew

ahlt sein, damit kU

n

k

L

1

()

< 1 f

ur n > 0 gilt. In der Praxis war der Quotient

4

2

c

nicht immer eine Richtschnur f

ur k. Wurde weniger als 9-mal durch Halbieren verfeinert, so

konnte k oft gr

o�er gew

ahlt werden, bei mehr als 8 Verfeinerungen mu�ten wir k kleiner w

ahlen.

Dies liegt vermutlich an den Prediktor{Korrektor{Verfahren, die konvergieren m

ussen. Aller-

dings konnten wir in der Praxis feststellen, da� mit der Wahl eines gr

o�eren �

c

auch k kleiner

zu w

ahlen war. Dieser E�ekt stellte sich auch f

ur das Crank{Nicholson{Schema ein.

Ist die verwendete Zeitschrittweite zu gro�, so f

uhrt dies im Programm zu Problemen, wenn f

ur

die numerisch gefundene L

osung der Fall kU

n

k

L

1

()

� 1 eintritt, z.B. f

ur � nahe 1. Copetti und

Elliott schlagen in diesem Zusammenhang vor, den vom Programm ermittelten L

osungsvektor

(C

j

)

j

2 IR

N

f

ur C

j

> 1 auf 1 zu setzen und so die Bedingung kU

n

k

L

1

()

< 1 zu erzwingen.

Dabei seien die Skalare C

j

erkl

art durch die Beziehung U

n

=

P

N

j=1

C

j

'

j

, und ('

j

)

j

sei wieder

die Basis des Finite{Elemente{Raumes S

h

. Wir halten dieses Verfahren des

"

Abkappens\ der

erhaltenen L

osung ebenso wie Copetti und Elliot jedoch f

ur ungeeignet, da das untersuchte

Problem m

oglicherweise ver

andert wird und die Konvergenz des Algorithmus nicht in allen

F

allen sichergestellt ist.

Wir bevorzugen deshalb folgende Methode:

Man w

ahlt ein passendes k > 0. Tritt nun im Laufe der Berechnung einmal der Fall kU

n

k

L

1

� 1

auf, so war k o�ensichtlich zu gro� gew

ahlt. Man wiederholt dann den letzten Schritt mit einem

kleineren k, bis die gew

unschte Bedingung erf

ullt ist. Dies stellt eine nat

urliche und einfache

Modi�kation des Algorithmus zur Steuerung der Zeitschrittweite dar, wie er in Abschnitt 5.6

beschrieben wurde.

Dieses Vorgehen ist besonders f

ur die Praxis zu empfehlen, da man im allgemeinen zu Beginn

einer Berechnung noch nicht ersehen kann, in welcher Gr

o�enordnung k zu setzen ist. Somit ist

es m

oglich, da� das Programm mit einer konstant gesetzten (und am Anfang auch g

unstigen)

Zeitschrittweite lange anstandslos arbeitet, bis bei einem bestimmten Zeitpunkt die gegebene

physikalische Situation eine kleinere Zeitschrittweite erforderlich macht und das Programm ab-

bricht.

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7.2. LOGARITHMISCHE NICHTLINEARIT

AT 109

In der folgenden Tabelle 7.1 vergleichen wir exemplarisch die Rechenzeiten, die sich bei Verwen-

dung eines logarithmischen bzw. polynomiellen � ergeben. Die Daten sind aus f

unf Testl

aufen

gewonnen. Aufgrund der oben erkl

arten Schwierigkeiten erwarten wir, da� im allgemeinen bei

einem logarithmischen Term � die Zeitschrittweite k kleiner gew

ahlt werden mu� als im po-

lynomiellen Fall, so da� die logarithmische Version mehr Zeitschritte bis zum Erreichen einer

fest vorgegebenen Endzeit T ben

otigt. Wir geben f

ur die Zeitschrittweite nur scharfe Schranken

an und bestimmen nicht das maximale k, da dies aufgrund der gro�en Anzahl der Korrektor{

Iterationen sehr zeitaufwendig ist (vgl. mit Abschnitt 6.4).

Parameter: � = 0:68545; = 10

�3

; � = 0:049; �

c

= 0:06;

PK

= 10

�7

; = [0; 1] � [0; 1] � IR

2

;

Crank{Nicholson{Verfahren mit expl. Prediktor{Korrektor{Verfahren,

Anfangswerte aus (��;+�) mit Erwartungswert 0.

Verfeinerung polynomielles � logarithmisches �

6 k<0.06 k>0.085

7 k<0.0016 k>0.0022

8 k<0.0004 k>0.0006

9 k<0.00009 k>0.00014

10 k<0.000024 k>0.000033

Tabelle 7.1: M

ogliche Zeitschrittweiten bei polynomiellem und logarithmischem �

Im folgenden vergleichen wir die L

osungen zwischen Programmen mit logarithmischem bzw.

kubischem �. Aus unseren Testl

aufen geht hervor, da� beide Ans

atze gleicherma�en geeignet

sind, die physikalischen Vorg

ange der Cahn{Hilliard{Gleichung qualitativ zu beschreiben. Bei

beiden Funktionen beobachtet man bei den berechneten L

osungen dieselben E�ekte, dies gilt

f

ur die einsetzende Phasentrennung zu Beginn der Rechnung ebenso wie f

ur die anschlie�en-

de Vergr

oberung, wie dies schon in Abschnitt 6.2, Beispiel 1, f

ur den polynomiellen Fall der

Nichtlinearit

at � vorgestellt wurde. Im folgenden Abschnitt 7.3 rechnen wir hierzu noch ein wei-

teres Beispiel mit logarithmischer Nichtlinearit

at unter zus

atzlicher Verwendung einer variablen

Materialeigenschaft .

Gibt man identische Anfangswerte vor und w

ahlt bei zwei Testl

aufen dieselbe konstante Zeit-

schrittweite, so lassen sich bei gleichem Verfahren und gleichen Parametern die erhaltenen L

osun-

gen mit logarithmischem bzw. polynomiellem Term � direkt vergleichen. F

ur u nahe 0 sollten

beide L

osungen einander

ahneln, wie dies oben mit Hilfe der Taylor{Entwicklung schon aus-

gef

uhrt wurde.

In der unten folgenden Tabelle 7.2 geben wir f

ur diesen Sachverhalt ein Beispiel an, das auch

die Abweichungen illustriert, wenn die L

osung gr

o�ere Eintr

age annimmt. Wir starten mit An-

fangswerten, die hinreichend nah bei 0 sind. Wie aus Tabelle 7.2 hervorgeht, ist der Unterschied

zwischen den verglichenen L

osungen zun

achst

au�ert gering. Aufgrund der nur marginalen Kon-

zentrationsunterschiede bei den Anfangswerten dauert es etwa bis t = 2:0, bis durch die einset-

zende Phasentrennung deutliche Konzentrationsunterschiede gescha�en werden. Da die L

osung

ab t = 2:0 nicht mehr nah bei 0 ist, weichen beide L

osungen im folgenden st

arker voneinander

ab, wie es die Theorie vorhersagt.

F

ur Tabelle 7.2 wurde bis T = 3 gerechnet. Bei l

angerer Rechnung wachsen die betrachteten

Fehler weiter an und streben gegen den maximal m

oglichen Wert 2�.

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110 KAPITEL 7. ERWEITERUNGEN

Parameter: � = 0:68545; = 10

�5

; � = 0:049; �

c

= 0:06;

cg

= 10

�33

; �

PK

= 10

�7

; T = 3; = [0; 1] � [0; 1] � IR

2

;

8 Verfeinerungen (durch Halbieren der Dreiecke),

Crank{Nicholson{Verfahren mit impl. Prediktor{Korrektor{Verfahren,

cg{Verfahren,

Anfangswerte: zuf

allige St

orung der 0: ku

0

k

L

1

()

< 0:01.

Zeitschritt Sup.{Fehler L

2

{Fehler

0.0 0.000E+00 0.000E+00

0.2 1.023E-08 2.548E-10

0.4 1.944E-08 2.908E-10

0.6 2.282E-08 3.238E-10

0.8 3.076E-08 4.604E-10

1.0 4.146E-08 8.025E-10

1.2 3.393E-08 2.129E-09

1.4 1.469E-07 9.987E-09

1.6 8.381E-07 5.136E-08

1.8 5.207E-06 2.834E-07

2.0 3.245E-05 1.632E-06

2.2 1.953E-04 9.461E-06

2.4 1.068E-03 5.264E-05

2.6 4.879E-03 2.640E-04

2.8 1.674E-03 1.112E-03

3.0 4.014E-02 3.703E-03

Tabelle 7.2: Vergleich der L

osungen zwischen logarithmischem und kubischem

Wir untersuchen jetzt rotationssymmetrische station

are L

osungen, die sich bei Verwendung eines

logarithmischen Termes � ergeben. Wir starten mit denselben kreisf

ormigen Anfangswerten wie

bei den Untersuchungen des Kapitels 6. Die unten folgenden Diagramme 7.3 und 7.4 stellen

zun

achst die Abweichung der L

osungen aufeinanderfolgender Zeitschritte in der Supremumsnorm

f

ur die Verfeinerungsstufen 7,8,9 und 10 dar.

Es f

allt auf, da� es bei logarithmischer Nichtlinearit

at sehr lange dauert, bis die L

osungen sta-

tion

ar werden. Besonders interessant ist der Verlauf der Kurve f

ur 9 Verfeinerungen, wobei eine

Vielzahl metastabiler Zust

ande durchlaufen wird.

Im folgenden stellen wir in den Abbildungen 7.2 und 7.3 beispielhaft die Entwicklung einer

L

osung bei 9 Verfeinerungen bis zum Erreichen eines station

aren Zustandes dar. Bei den An-

fangswerten w

ahlen wir

2

� 0:34 innerhalb der kreisf

ormigen Phase.

Zusammenfassend stellen wir fest: In bezug auf station

are rotationssymmetrische L

osungen zeigt

sich bei der Verwendung eines logarithmischen Termes Phi ein teilweise anderes Verhalten als

das in Kapitel 6 beschriebene. Bei polynomiellem Phi werden kreisf

ormigen Anfangswerte wie

in 6.4 gegl

attet, die gegl

attete L

osung wird schlie�lich station

ar. Dabei bleibt die kreisf

ormige

Phase in der Mitte zusammenh

angend und bewahrt ihre kreisf

ormige Gestalt.

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7.2. LOGARITHMISCHE NICHTLINEARIT

AT 111

-

Zeit t

8 Verfeinerungen

7 Verfeinerungen

6

Abweichung

10 20 30 40 50 60 70 80 90

10

�8

10

�7

10

�6

10

�5

10

�4

10

�3

Tabelle 7.3: Abweichung der L

osung f

ur 7 und 8 Verfeinerungen

-

Zeit t

10 Verfeinerungen

9 Verfeinerungen

6

Abweichung

10 20 30 40 50 60 70 80 90

10

�8

10

�7

10

�6

10

�5

10

�4

10

�3

Tabelle 7.4: Abweichung der L

osung f

ur 9 und 10 Verfeinerungen

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112 KAPITEL 7. ERWEITERUNGEN

Abbildung 7.2: Exemplarische L

osung bei 9 Verfeinerungen f

ur t = 0 und t = 2

Abbildung 7.3: Exemplarische L

osung bei 9 Verfeinerungen f

ur t = 40 und t = 54

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7.2. LOGARITHMISCHE NICHTLINEARIT

AT 113

Bei logarithmischem Phi werden die Anfangswerte zun

achst wieder gegl

attet, die

Anderung der

betrachteten L

osung in der Zeit wird jedoch nur allm

ahlich klein. Diesmal ist der Rand des

Gebietes mit betro�en, dort w

achst die Konzentration zun

achst. Dies gilt auch, wenn wir f

ur

die Anfangswerte den Radius R noch kleiner w

ahlen. Nach einer gewissen Zeit jedoch kehrt sich

dieser Proze� um und die Masse wandert wieder in die Mitte zur

uck. Schlie�lich bildet sich in

der Mitte des Gebietes eine station

are, kreisf

ormige Phase, die den station

aren L

osungen der

polynomiellen Terme Phi stark

ahnelt. Bis zum Erreichen einer station

aren L

osung dauert es

jedoch erheblich l

anger. Der Verlauf der in den obigen Abbildungen dargestellten L

osung ist

daf

ur ein gutes Beispiel.

Um sicherzugehen, da� es sich bei dem nach l

angerer Zeit einstellenden Zustand wirklich um

eine station

are L

osung und nicht um einen weiteren metastabilen

Ubergangszustand oder um

verschleppte Rundungsfehler handelt, haben wir erheblich l

anger rechnen lassen, ohne da� dabei

eine merkliche Ver

anderung der L

osung sichtbar wurde. So ist die in Abbildung 7.3 dargestellte

L

osung f

ur T = 54, wo die L

osung station

ar wird, im wesentlichen identisch mit der L

osung in

T = 120. Da mit blo�em Auge kein Unterschied sichtbar ist, haben wir oben auf die graphische

Darstellung der L

osung bei T = 120 verzichtet.

Zum Abschlu� stellen wir wie in Kapitel 6 eine periodische L

osung vor, die sich durch Kombi-

nation der obigen rotationssymmetrischen L

osung ergibt. Wir zerlegen das Gebiet wieder nur

in vier Teilbereiche, um das Prinzip deutlicher darstellen zu k

onnen. Die folgenden Bilder zeigen

die Entwicklung dieser so konstruierten L

osung am Beispiel von neun Verfeinerungen, wobei als

Anfangswerte die Konzentration

2

gew

ahlt wurde, so da� die L

osung zun

achst noch w

achst.

Als Parameter w

ahlen wir � = 0:68545, = 10

�5

, R = 0:15 und � = 0:1:

Abbildung 7.4: L

osung bei 9 Verfeinerungen f

ur t = 0 und t = 0:1

Im Gegensatz zur

"

Einzellenl

osung\, die sehr viele verschiedene metastabile Zust

ande durchl

auft,

neutralisieren sich die

"

Einzell

osungen\ am Rand der Teilgebiete gegenseitig und stabilisieren

so die Gesamtl

osung. Ab t = 1 treten wesentliche Ver

anderungen nur noch am Rand der Ein-

zelgebiete auf.

Dazu zeigen wir hier exemplarisch die L

osungen zu den Zeiten t = 1 und t = 90:

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114 KAPITEL 7. ERWEITERUNGEN

Abbildung 7.5: Vergleich der L

osung f

ur t = 1 und t = 90

7.3 Nichtkonstante Materialeigenschaft

Beschreibt nicht wie in der bisher betrachteten Cahn{Hilliard{Gleichung

@

t

u = 4w in ; t > 0,

w = �(u)� 4u in ; t > 0

eine konstante, sondern eine von der Konzentration u abh

angige Eigenschaft, m

ussen einige

Anderungen in Betracht gezogen werden. Das chemische Potential w schreibt sich dann als

w = 1. Variation von ( (u) + (u)jruj

2

)

=

0

(u) +

1

2

0

(u)jruj

2

�r � ( (u)ru).

O�ensichtlich stimmt die Gleichung mit der bisherigen

uberein, falls eine Konstante ist. Gilt

dies nicht, sehen wir, da� unsere Verfahren 4.2 und 4.1 nicht, oder jedenfalls nicht ohne Mo-

di�kation, zu

ubernehmen sind. Unsere Idee, zur Herleitung eines Algorithmus alle Terme von

w so zu behandeln wie vorher die Nichtlinearit

at, f

uhrt zu folgendem (expliziten) Prediktor{

Korrektor{Verfahren:

Prediktor{Schritt: Finde u

n+1

0

2 IR

N

mit

1

4t

M(u

n+1

0

� u

n

) + TM

�1

~

h

(u

n

) = 0, (7.3)

Korrektor{Iteration: Finde u

n+1

j

2 IR

N

, j = 1; 2; 3; : : : , mit

1

4t

M(u

n+1

j

� u

n

) + TM

�1

~

h

u

n+1

j�1

+ u

n

2

!

= 0. (7.4)

Dabei bezeichnet

~

h

(u) die numerische Approximation, etwa durch Schwerpunktformel, von

Z

(

0

(u)'

i

+

1

2

0

(u)jruj

2

'

i

+ (u)rur'

i

)

1�i�N

; (7.5)

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7.3. NICHTKONSTANTE MATERIALEIGENSCHAFT 115

wobei u als Linearkombination der Basisfunktionen '

j

gegeben ist: u =

P

j

u

j

'

j

. Bevor gezeigt

wird, wie dieses Integral durch die Schwerpunktformel approximiert wird und sich dann leicht

numerisch auswerten l

a�t, bemerken wir, da� die Formeln 7.3 und 7.4 auf die Berechnungsvor-

schrift

Prediktor{Korrektor{Iteration: Berechne u

n+1

j

2 IR

N

, j = 0; 1; 2; : : :, durch

u

n+1

0

= u

n

und (f

ur j > 0)

u

n+1

j

= u

n

�4tM

�1

TM

�1

~

h

u

n+1

j�1

+ u

n

2

!

Verfahren 7.1: Prediktor{Korrektor{Verfahren f

ur variable Materialeigenschaft = (u)

reduziert werden k

onnen. Die Argumente des Konvergenzbeweises f

ur diese Iteration sind

ahnlich

zu denen, die wir bei den Verfahren 4.1 bzw. 4.2 ausf

uhrlich erl

autert haben.

Wenden wir uns nun wieder dem Term 7.5 zu. Als N

aherungswert f

ur das Integral

uber einem

einzelnen Dreieck � benutzen wir den Wert des Integranden im Schwerpunkt (x

s

; y

s

) des Dreiecks

� . Bezeichnen wir die Fl

ache von � mit j� j und die Eintragungen im L

osungsvektor u f

ur die

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

!

l

l

l

l

l

l

l

l

(x

1

; y

1

)

(x

3

; y

3

)

(x

2

; y

2

)

Dreieck �

Schwerpunkt:

(x

s

; y

s

) =

1

3

3

P

i=1

(x

i

; y

i

)

drei Eckpunkte von � mit u

1

bis u

3

, so erh

alt man f

ur das Integral des ersten Summanden von

7.5 folgende N

aherung:

Z

0

(u)'

i

� j� j

0

(u(x

s

; y

s

))'

i

(x

s

; y

s

) =

j� j

3

0

(

1

3

3

X

j=1

u

j

).

Erinnern wir uns an die elementweise Berechnung der Stei�gkeitsmatrix. Es war T

2 IR

3�3

die

Stei�gkeitsmatrix eines Dreiecks � gegeben durch

T

i;j

=

Z

r'

i

r'

j

= j� jr'

i

(x

s

; y

s

)r'

j

(x

s

; y

s

).

Damit k

onnen wir das Integral des dritten Summanden von 7.5 im wesentlichen auf Terme

zur

uckf

uhren, die ohnehin schon f

ur die Stei�gkeitsmatrix ben

otigt werden:

Z

(u)rur'

i

� (

1

3

3

X

j=1

u

j

)

3

X

k=1

u

k

j� jr'

k

(x

s

; y

s

)r'

i

(x

s

; y

s

)

= (

1

3

3

X

j=1

u

j

)

3

X

k=1

u

k

T

k;i

.

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116 KAPITEL 7. ERWEITERUNGEN

Mit der Umformung

3

X

k=1

u

k

r'

k

(x

s

; y

s

)

!

2

=

3

X

l;m=1

u

l

u

m

r'

l

(x

s

; y

s

)r'

m

(x

s

:y

s

)

=

3

X

l;m=1

u

l

u

m

1

j� j

T

l;m

folgt f

ur das Integral des zweiten Summanden:

Z

0

(u)jruj

2

'

i

� j� j

0

(

1

3

3

X

j=1

u

j

)

3

X

k=1

u

k

r'

k

(x

s

; y

s

)

!

2

'

i

(x

s

; y

s

)

=

1

3

0

(

1

3

3

X

j=1

u

j

)

3

X

l;m=1

u

l

u

m

T

l;m

.

Mit den obigen Approximationen kann die Nichtlinearit

at

~

h

leicht berechnet werden, so da�

die Implementierung des Verfahrens 7.1 keine Schwierigkeiten bereitet, weil die Unterprogramme

unseres bestehenden Programmpakets benutzt werden k

onnen. Das gilt auch f

ur die Zeitschritt-

weitensteuerung und die Berechnung der gr

o�tm

oglichen Zeitschrittweite (in Abh

angigkeit vom

Grad der Verfeinerung).

Verfahren 7.1

Verfeinerung 4t �

5 1; 42 {

6 3; 95�10

�1

3; 71

7 1; 07�10

�1

3; 75

8 2; 51�10

�2

4; 19

9 5; 16�10

�3

4; 57

10 1; 57�10

�3

3; 43

Tabelle 7.5: Gr

o�tm

ogliche Zeitschrittweiten f

ur zuf

allige Anfangswerte

Zu letzterem zeigt die Tabelle 7.5, bei welchen Zeitschrittweiten das Verfahren (gerade noch)

konvergiert. Als Beispiel dienten uns dabei zuf

allige Anfangswerte (wie in Abschnitt 6.4) und

die logarithmische Nichtlinearit

at, wie wir sie im vorherigen Abschnitt erl

autert haben:

�(u) =

2

ln

1 + u

1� u

� �

c

u:

Dazu haben wir = (u) wie folgt gew

ahlt:

(u) =

1� u

2

; also

0

(u) =

2�

(1� u

2

)

2

:

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7.3. NICHTKONSTANTE MATERIALEIGENSCHAFT 117

Die Konstanten haben wir auf � = 0; 049 und �

c

= 0; 06 gesetzt, woraus nach dem vorangegan-

genen Abschnitt � � 0; 685 folgt. Ferner war � = 10

�5

.

Die Tabelle 7.5 verdeutlicht, da� die Zeitschrittweiten 4t des Verfahrens 7.1 sich in ihrer

Abh

angigkeit von der Ortsdiskretisierung h

ahnlich verhalten wie die des expliziten Prediktor{

Korrektor{Verfahrens 4.2 (siehe Tabelle 6.1 auf Seite 77), allerdings erlaubt das Verfahren 7.1

etwa f

unf- bis siebenmal so gro�e Schrittweiten.

Unsere Betrachtungen zu Verfahren 7.1 bzw. zu dem modi�zierten Problem mit nichtkonstanter

Materialeigenschaft schlie�en wir mit einem Beispiel ab. Zu den obigen Parametern haben wir

bei acht Verfeinerungen ausgehend von zuf

alligen Anfangswerten bis zur Zeit t = 50 gerechnet

(siehe Abbildungen 7.6 bis 7.11) und festgestellt, da� die beobachteten Ph

anomene dem Wesen

nach mit denen der bekannten Probleme mit konstanter Materialeigenschaft und logarithmischer

bzw. polynomieller Nichtlinearit

at

ubereinstimmen, so da� das bisher Gesagte auch hier zutri�t.

Da auch der Phasen

ubergang keine sichtbaren Unterschiede zu fr

uheren Beispielen aufwies (die

Steilheit h

angt hier von der Gr

o�e von � ab, so wie sie in den Beispielen des Abschnitts 6.8 durch

beein u�t war), haben wir auf eine Darstellung der Konzentration als dreidimensionalenGraph

f(x; y; u(x; y) : (x; y) 2 [0; 1]

2

g verzichtet. Stattdessen zeigen wir wie

ublich in den Abbildungen

7.6 bis 7.11 die zeitliche Entwicklung der L

osung durch die Darstellung der vorherrschenden

Substanz, also der Bereiche von = [0; 1]

2

, in denen u(x; y) � 0 gilt.

Abbildung 7.6: t = 0 Abbildung 7.7: t = 0; 2 Abbildung 7.8: t = 2

Abbildung 7.9: t = 10 Abbildung 7.10: t = 25 Abbildung 7.11: t = 50

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118 KAPITEL 7. ERWEITERUNGEN

7.4 Newton{Verfahren als Alternative zu Prediktor{Korrektor{

Iterationen

Zur Motivation des Verfahrens gehen wir von dem impliziten Schema

1

U

n

� U

n�1

+ M

�1

TM

�1

TU

n

+M

�1

TM

�1

h

(U

n

) = 0 f

ur n � 1; (7.6)

(u

h

0

(x

i

))

1�i�N

= U

0

aus. Dabei sei � die Zeitschrittweite; es gelte die Darstellung U

m

=

P

1�k�N

u

m

k

'

k

mit reellen

Skalaren u

m

k

und �

h

(U

n

) := (

R

�(

P

k

u

n

k

'

k

)'

j

)

1�j�N

. Dieses Schema ergibt sich aus den Glei-

chungen ?? bis ?? des Abschnittes 3.4, indem man f

ur die Testfunktionen � 2 S

h

der Reihe

nach die Basisfunktionen '

j

; 1 � j � N einsetzt und die beiden aus ?? und ?? entstehenden

Gleichunssysteme des IR

N

zu einer Gleichung zusammenfa�t.

Die Gleichung 7.6 stellt ein implizites Gleichungssystem im IR

N

f

ur die Unbekannte U

n

dar. Es

liegt nahe, zur L

osung dieses Systems ein N{dimensionales Newton{Verfahren anzusetzen.

In diesem nachtragenden Abschnitt beschreiben wir dieses erste von uns entwickelte Verfahren

zur L

osung der obigen Gleichung 7.6. In der Praxis weist es einige Schw

achen auf. Es hat deut-

liche Nachteile im Vergleich zu den von uns deswegen nachfolgend ausgearbeiteten Methoden,

n

amlich den in Kapitel 4 vorgestellten und favorisierten Prediktor{Korrektor{Verfahren. Nichts-

destoweniger beschreiben wir ein funktionierendes Verfahren, das einen interessanten Vergleich

mit den Prediktor{Korrektor{Iterationen zul

a�t.

Wir betrachten diesen Abschnitt daher zum einen als Motivation f

ur die bislang dargestellten

L

osungsmethoden, die im Gegensatz zum hier vorgestellten Verfahren eine geringere Konver-

genzrate aufweisen, zum anderen als Ausblick auf ein alternatives Verfahren, welches unseres

Erachtens stark ausbauf

ahig ist, wenn einige praktische Schwierigkeiten gel

ost werden k

onnen.

Die L

osung der Gleichung 7.6 ist gleichzeitig Nullstelle der Funktion F : IR

N

! IR

N

mit

F (U) := U + �M

�1

TM

�1

TU � U

n�1

+ �M

�1

TM

�1

h

(U):

Der Vektor U

n�1

2 R

N

wurde durch das laufende Verfahren bereits im vorigen Zeitschritt

berechnet oder ist durch die Anfangswerte gegeben und somit bekannt.DF 2 GL(IR

N

) bezeichne

die Matrix der Ableitung von F . Die Iterationsvorschrift des Newton{Verfahrens

v

(m+1)

:= v

(m)

�DF (v

(m)

)

�1

F (v

(m)

); m � 0; (7.7)

v

(0)

:= U

0

de�niert eine Folge von Vektoren v

(i)

2 IR

N

. Gleichung 7.7 l

a�t sich umschreiben zu

DF (v

(m)

)(v

(m+1)

� v

(m)

) = �F (v

(m)

): (7.8)

Im Programm wird dieses lineare Gleichungssystem f

ur z := v

(m+1)

� v

(m)

gel

ost und danach

v

(m+1)

:= v

(m)

+ z gesetzt.

Mit der Kettenregel berechnet sich die Ableitungsmatrix DF als

DF (U

n

) = Id

IR

N

+ �M

�1

TM

�1

T + �M

�1

TM

�1

0

@

@

@u

n

j

Z

�(

N

X

k=1

u

n

k

'

k

(x)) '

i

(x) dx

1

A

i;j

= Id

IR

N

+ �M

�1

TM

�1

T + �M

�1

TM

�1

0

@

Z

0

(

X

k

u

n

k

'

k

(x))'

i

(x)'

j

(x) dx

1

A

i;j

:

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7.4. NEWTON{VERFAHREN 119

Die Berechnung der Eintr

age der Matrix DF erfolgt wie die Belegung der MassenmatrixM oder

der Stei�gkeitsmatrix T durch geeignete Quadraturformeln wie in Kapitel 5 ausgef

uhrt. Details

hierzu k

onnen dem Programm{Listing im Anhang entnommen werden. W

ahlt man � hinreichend

klein, so liegt der Startvektor v

(0)

des gerade de�nierten Verfahrens im Einzugsbereich der

gesuchten L

osung

U

n

:= lim

m!1

v

(m)

;

und das Newton{Verfahren konvergiert quadratisch gegen die gesuchte L

osung.

Die folgenden Punkte fassen die Nachteile zusammen, die wir bei der Implementierung des oben

vorgestellten Verfahrens feststellen mu�ten:

� Die Berechnung der Ableitungsmatrix DF ist recht aufwendig. Verfahrensbedingt mu�

DF f

ur jeden Iterationsvektor v

(m)

des Newton{Verfahrens neu erstellt werden.

� Die Matrix DF ist weder symmetrisch noch positiv de�nit. Zum L

osen des Gleichungssy-

stems 7.8 kann daher das cg{Verfahren keine Verwendung �nden. Stattdessen mu�ten wir

in unserer Implementierung ein SOR{Verfahren einsetzen, was deutlich langsamer ist.

� Die Matrix DF ist im Gegensatz zur Matrix M und T voll besetzt. F

ur gr

o�ere Verfeine-

rungsstufen ergeben sich daher Speicherprobleme, und in typischen Anwendungen ist der

Fall N > 1000 keine Seltenheit.

� Damit das Newton{Verfahren konvergiert, mu� der Startvektor hinreichend nah an der

gesuchten L

osung sein. Als Konsequenz ist � sehr klein zu w

ahlen. Das fr

uher eingef

uhr-

te implizitere Prediktor{Korrektor{Verfahren ist hier weitaus g

unstiger, das explizitere

Prediktor{Korrektor{Verfahren immerhin etwas g

unstiger (und dabei in der Abarbeitung

eines Zeitschrittes weitaus schneller).

Um die Probleme zu umgehen, die sich bei der Speicherung der vollbesetzten Ableitungsmatrix

ergeben, haben wir bei der Implementierung des Algorithmus folgenden Trick verwendet:

Das SOR{Verfahren zur L

osung des Gleichungssystems 7.8 ben

otigt jeweils nur eine Zeile von

DF . Diese wird bei Bedarf neu berechnet. Damit entfallen die Speicherplatzprobleme. Leider

wird das Verfahren dadurch bei gro�en Verfeinerungsstufen erheblich verlangsamt.

Wir wollen anmerken, da� das von uns eingef

uhrte Verfahren in einigen Punkten noch verbessert

werden k

onnte, um die beschriebenen Nachteile abzuschw

achen. Gerade bei Newton{Verfahren

gibt es eine un

ubersehbare Zahl m

oglicher Ver

anderungen. So ist der Einsatz eines modi�zierten

Newton{Verfahrens, welches f

ur beliebige Startvektoren konvergiert und somit ein gr

o�eres �

zul

a�t, denkbar. Die Ableitungsmatrix DF k

onnte unter Umst

anden einige Iterations{Schritte

lang unver

andert

ubernommen werden. Gel

ange es, die Ableitungsmatrix geschickt komprimiert

abzuspeichern, so br

achte dies eine starke Beschleunigung gegen

uber unserer Umsetzung, bei der

jeweils eine Zeile der Matrix berechnet und gespeichert wird. Man k

onnte einen geeigneteren (und

schnelleren) Gleichungsl

oser oder Bedingungen suchen, den Relaxationsparameter des SOR{

Verfahrens problemabh

angig g

unstig zu w

ahlen (in den Testl

aufen schien allerdings durchweg

! = 1 optimal zu sein). Schlie�lich ist der Einsatz einer Zeitschrittweitenoptimierung, wie sie in

Abschnitt 5.6 beschrieben wurde, naheliegend.

Als Fazit k

onnen wir dennoch feststellen, da� die h

ohere Konvergenzordnung des Newton{

Verfahrens zu teuer bezahlt wird und sich in der Implementierung erhebliche Nachteile ergeben.

Vor allem in der Ausf

uhrungsgeschwindigkeit ist das Newton{Verfahren den fr

uher vorgestell-

ten Prediktor{Korrektor{Verfahren deutlich unterlegen, die wir aus diesem Grund vorgezogen

haben.

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120 KAPITEL 7. ERWEITERUNGEN

Abschlie�end gibt die folgende Tabelle 7.6 einen Eindruck von den Ausf

uhrungsgeschwindig-

keiten beider Verfahren. Dabei vergleichen wir das Newton{Verfahren mit dem expliziteren

Prediktor{Korrektor{Verfahren, da in diesem Fall dieselbe Zeitschrittweite f

ur beide Verfahren

g

unstig ist.

Die Tabelle gibt die ben

otigten CPU{Sekunden zum L

osen eines Zeitschrittes mit der angegebe-

nen Schrittweite � an. Bei den Verfeinerungen handelt es sich um regul

are Verfeinerungen, bei

denen sich die Zahl der Dreiecke jeweils vervierfacht. Die Ergebnisse beider Verfahren sind bei

doppelt genauer Rechnung von vergleichbarer Genauigkeit. Auch das Newton{Verfahren erh

alt

wie die Prediktor{Korrektor{Verfahren die Masse genau, vergleiche mit Abschnitt 4.4.

Parameter: � = 0:4; = 10

�4

; = [0; 1] � [0; 1] � IR

2

;

Pred:Kor

= �

Newton

= �

SOR

= 10

�7

;

regul

are Verfeinerungsstrategie,

Anfangswerte aus (��;+�) mit Erwartungswert 0.

Verfeinerung � expl. Pred.-Kor.-Verfahren Newton-Verfahren

2 � = 0:04 0.16 Sek. 2.64 Sek.

3 � = 0:003 0.33 Sek. 11.1 Sek.

4 � = 0:0002 1.26 Sek. 111.4 Sek.

5 � = 10

�5

4.51 Sek. 1266.7 Sek.

Tabelle 7.6: Geschwindigkeitsvergleich des expliziten Prediktor{Korrektor{Verfahrens mit dem

Newton{Verfahren

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Anhang A

Bezeichnungen

A.1 Symbolverzeichnis

Zun

achst folgen einige topologische De�nitionen. F

ur A � IR

d

bezeichnen wir mit

A den topologischen Abschlu� von A;

A

den topologischen Kern von A;

@A := An

A

den Rand der Menge A;

diam(A) := supfkx� yk j x; y 2 Ag den Durchmesser von A:

Eine Menge nennen wir Gebiet, wenn o�en und zusammenh

angend ist.

Es folgt noch eine Liste von einigen

ublichen Bezeichnungen, die wir an fr

uherer Stelle verwendet

haben:

ij

:=

(

1; i = j;

0; i 6= j;

das Kronecker{Symbol,

f(x) = O(x

m

) das Landau{Symbol:

f(x) = O(x

m

) f

ur x! b; falls lim

x!b

(f(x)=x

m

) � C gilt.

A.2 De�nition der Funktionenr

aume

Wir wollen an dieser Stelle alle Funktionenr

aume de�nieren, die wir in den Kapiteln 2 bis 7

verwendet haben. Die De�nitionen sind weitgehend entnommen aus Alt [1]. Dort �ndet sich auch

eine Einf

uhrung in wichtige grundlegende Begri�e wie die Integrationstheorie von Lebesgue, auf

die hier aus Platzgr

unden nicht eingegangen werden kann.

Im folgenden bezeichne eine o�ene beschr

ankte Teilmenge des IR

d

mit d � 1. Wir de�nieren

dann

C

0

() := fv : ! IR j f ist stetig auf g, den Raum der stetigen Funktonen;

C

k

() := fv : ! IR j Dv 2 C

k�1

()g, die k mal stetig di�erenzierbaren Fkten.;

C

1

() :=

\

k2IN

C

k

(), den Raum der unendlich oft di�erenzierbaren Funktionen;

C

0;1

() := fv 2 C

0

() j lip(f ;) <1g, den Raum der Lipschitzstetigen Funktionen.

121

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122 ANHANG A. BEZEICHNUNGEN

Dabei sei lip(v ;) := sup

x ;y2

x 6=y

jv(x)�v(y)j

jx�yj

die Lipschitzkonstante einer Funktion v.

Funktionenr

aume, deren Elemente kompakten Tr

ager in haben, werden mit einer tiefgestellten

Null gekennzeichnet, etwa

C

1

0

() := fv 2 C

1

() j supp v := fx 2 j v(x ) 6= 0g � kompaktg:

Sei (;B; �) ein Ma�raum und f : ! IR �{me�bar. F

ur eine �{integrierbare Funktion f sei

Z

f d�

das Lebesgue{Integral von f

uber . Da mit f auch jf j Lebesgue{integrierbar ist, vereinbaren

wir

kfk

L

p

()

:=

0

@

Z

jf j

p

d�

1

A

1

p

; f

ur 1 � p <1;

kfk

L

1

()

:= inf

�(N)=0

sup

x2nN

jf(x)j:

Damit erhalten wir die Lebesgue{R

aume f

ur 1 � p � 1 als

L

p

() := ff : ! IR j f ist �-me�bar und kfk

L

p

()

<1g:

Wir erkl

aren noch den Begri� der schwachen Ableitung:

Sei m 2 IN und s 2 IN

d

ein Multi{Index, ferner 1 � p � 1. f

(s)

2 L

p

() hei�t schwache

Ableitung von f vom Grade jsj, falls gilt:

Z

f@

s

� = (�1)

jsj

Z

f

(s)

� 8� 2 C

1

0

(): (A.1)

Mit dieser Begri�sbildung k

onnen wir nun die Sobolev{R

aume de�nieren:

H

m;p

() := ff 2 L

p

() j f

ur jsj � m gibt es f

(s)

2 L

p

() und es gilt A.1g:

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Anhang B

Quelltexte

ch.c Hauptprogramm, von dem aus die interaktive Arbeitsumgebung gestartet wird.

ch expl.c, ch expl.h Explizite Prediktor{Korrektor{Iteration (Verfahren 4.2).

ch impl.c, ch impl.h Implizite Prediktor{Korrektor{Iteration (Verfahren 4.1).

ch pk.c, ch pk.h Unterprogramme, die sowohl f

ur das implizite als auch f

ur das explizite Ver-

fahren ben

otigt werden.

ch var.c, ch var.h Explizites Prediktor{Korrektor{Verfahren mit nichtkonstanter Material-

eigenschaft (siehe Abschnitt 7.3).

ch cg.c, ch cg.h cg-Verfahren (f

ur das implizite Prediktor{Korrektor{Verfahren).

ch matrix.c, ch matrix.h Bereitstellung und Auswertung von Stei�gkeits- und Massen-

matrix.

ch macro.c, ch macro.h Bereitstellung der Makrotriangulierung und eines Unterprogramms

zur dynamischen Speicherverwaltung.

ch param.c, ch param.h Festlegung der Parameter, wie z. B. Wahl der Nichtlinearit

at.

ch time.c, ch time.h Steuerung der Zeitschrittweite durch eine Heuristik (vergleiche Ab-

schnitt 5.6).

ch dtmax.c Bestimmung gr

o�tm

oglicher Zeitschrittweiten (wie in Abschnitt 6.4).

ch inter.c Vereinbarung der numerischen Programme als Methoden f

ur GRAPE.

ch prepare.c, ch prepare.h Hier werden Vorbereitungen getro�en, die notwendig sind, um

unsere Verfahren interaktiv (d. h. aus der Arbeitsumgebung heraus) aufzurufen, und um

Parameter interaktiv zu beein u�en.

at.c Spezielle Darstellungsmethode zur Visualisierung der vorherrschenden Substanz.

newton.c Newton{Verfahren zur L

osung des impliziten Zeit{Schemas (vgl. Abschnitt 7.3). Die-

se Datei enth

alt auch das Unterprogramm zur regul

aren Verfeinerung.

B.1 ch.c

123

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124 ANHANG B. QUELLTEXTE

B.2 ch expl.c

B.3 ch expl.h

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B.4. CH IMPL.C 125

B.4 ch impl.c

B.5 ch impl.h

B.6 ch pk.c

B.7 ch pk.h

B.8 ch var.c

B.9 ch var.h

B.10 ch cg.c

B.11 ch cg.h

B.12 ch matrix.c

B.13 ch matrix.h

B.14 ch macro.c

B.15 ch macro.h

B.16 ch param.c

B.17 ch param.h

B.18 ch time.c

B.19 ch time.h

B.20 ch dtmax.c

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126 ANHANG B. QUELLTEXTE

B.21 ch inter.c

B.22 ch prepare.c

B.23 ch prepare.h

B.24 at.c

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B.25. NEWTON.C 127

B.25 newton.c

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