100 Ideen für Deutschland – Innovationen querfeldein
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100 Ideen für Deutschland
Innovationen querfeldein
Ländliche Räume neu gedacht.Innovationen querfeldein
4
Wettbewerb 2014
5
Wettbewerb 2014
Wettbewerb 2014
6
»Treffender hätte ein Jahresthema
Deutschlands regionale Vielfalt gar nicht
abbilden können: Die ‚Ausgezeichneten
Orte‘ bilden ein einmaliges Netzwerk aus
technologischen, wissenschaftlichen und
sozialen Innovationen, mit denen wir hier-
zulande die Zukunft gestalten.«
»Ob Breitbandversorgung, Mobilität oder
demografischer Wandel: Die einhundert
‚Ausgezeichneten Orte‘ zeigen eindrucks-
voll, dass gute Ideen überall in Deutschland
entwickelt werden. Für die Wettbewerbsfä-
higkeit unseres Landes ist das von heraus-
ragender Bedeutung.«
Jürgen Fitschen
Co-Vorsitzender des Vorstands und
des Group Executive Committee der
Deutsche Bank AG sowie Mitglied
des Präsidiums Deutschland – Land
der Ideen e. V.
Ulrich Grillo
Präsident des Bundesverbands der
Deutschen Industrie e.V. sowie Prä-
sident des Deutschland – Land der
Ideen e. V.
Wettbewerb 2014
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Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen 2014
8 Der Wettbewerb 2014
10 Wer wird „Ausgezeichneter
Ort 2014“?
12 Land in Sicht: Zahlen und
Stimmen zum Wettbewerb
14 Innovationen querfeldein:
Die Themen des Wettbewerbs
Preisträger 2014
16 Kategorie Wirtschaft
38 Kategorie Kultur
56 Kategorie Wissenschaft
72 Kategorie Umwelt
86 Kategorie Bildung
100 Kategorie Gesellschaft
130 Impulsgeber 2014: Die Preis-
träger über den Wettbewerb
134 Vorstellung der Wettbewerbsjury
und des Fachbeirats
136 Übersicht der „Ausgezeichneten
Orte 2014“
138 Faszination Stadt:
Das Wettbewerbsjahr 2013
Innovation und Kreativität
140 Design Thinking: Ideen
schmieden nach Plan
144 Interview„Ideen sind für
uns Gold wert“
146 Mit Methode zur Innovation:
Kreativitätstechniken
Anhang
150 Bildnachweis, Quellenangaben
151 Impressum
INHALT
Wettbewerb 2014
8
Dr. Ulrich Neubauer
Referatsleiter „Entwicklung ländli-
cher Räume“, Bundesministerium für
Ernährung und Landwirtschaft sowie
Mitglied im Fachbeirat des Wettbe-
werbs „Ausgezeichnete Orte im Land
der Ideen“
Mehr über den Wettbewerb unter:
www.ausgezeichnete-orte.de
www.deutsche-bank.de/ideen
Wettbewerb 2014
9
Sehr geehrte Preisträgerinnen und Preis-
träger, liebe Leserinnen und Leser,
die ländlichen Räume in Deutschland
überzeugen mit ihrer Vielfalt und Innova-
tionskraft. Sie bedeuten für die Menschen
Lebensqualität und Gemeinschaft. Denn
ländliche Regionen sind Lebensgrundlage
und Produktionsstandort, Erholungsraum
und Touristenmagnet, Naturreservoir
und Kulturlandschaft. Für mehr als die
Hälfte der deutschen Bevölkerung sind sie
zudem Heimat und versprechen soziale
Geborgenheit.
Gleichzeitig steht das Land vor vielfältigen
Herausforderungen: Abseits der Großstädte
behaupten sich kleine und mittelständi-
sche Unternehmen als Marktführer in der
Globalisierung. Moderne Technologien
aus zahlreichen Forschungseinrichtungen
verändern Landwirtschaft und Kultur-
landschaft. Ländliche Kommunen stellen
sich dem demografischen Wandel bei der
Sicherung von Infrastruktur, Grundversor-
gung und Arbeitsplätzen.
Wie machen wir unsere ländlichen Re-
gionen fit für die Zukunft? So lautete die
zentrale Frage des Wettbewerbs „Ausge-
zeichnete Orte im Land der Ideen 2014“,
den die Initiative „Deutschland – Land der
Ideen“ und die Deutsche Bank gemeinsam
Vorwort von Dr. Ulrich Neubauer
ausgerufen haben. So vielfältig, wie Sie mit
Ihren Ideen im diesjährigen Wettbewerb
für ein gutes Leben und Arbeiten auf dem
Lande beigetragen haben, sind auch die
Möglichkeiten für Veränderungen. Die über
1.000 Bewerbungen zum Jahresthema
„Innovationen querfeldein – Ländliche Räu-
me neu gedacht“ haben gezeigt, dass die
ländlichen Räume Kreativität entfalten.
Was mich dabei besonders erfreut hat:
Der Ideenreichtum der Bewerber spiegelt
eindrucksvoll die Vielfalt der Herausfor-
derungen wider, vor denen die ländlichen
Regionen stehen. Projekte, die sich mit
Abwanderung und Überalterung der
Gesellschaft, der ungleichen regionalen
Entwicklung oder der Behebung des Ärz-
temangels beschäftigen, zählen ebenso zu
den Preisträgern wie kreative Lösungen für
den öffentlichen Personenverkehr, die Nah-
versorgung vor Ort, die Nutzung schneller
Internetverbindungen oder innovative Ver-
triebsplattformen für regionale Produkte.
Hier zeigt sich, dass Zusammenarbeit zum
Erfolg führt und Ideen das Land verändern
können.
Es gibt viele Gewinner im Wettbewerb –
aber nur 100 Sieger, denen ich herzlich
gratuliere. Alle tragen dazu bei, das Leben
auf dem Land lebenswert zu gestalten.
Dafür möchte ich mich im Namen des
DER WETTBEWERB 2014
Bundesministeriums für Ernährung und
Landwirtschaft bedanken und hoffe, dass
die Ideen der 100 „Ausgezeichneten Orte“
möglichst 1.000-fach genutzt werden.
Allen Preisträgern wünsche ich eine
interessierte Leserschaft und begeisterte
Nachahmer. Vielleicht inspiriert die Lektüre
ja auch zu weiteren Projekten oder Ideen
zu der Frage, wie Sie vor Ort aktiv werden
und dazu beitragen können, die ländlichen
Regionen noch attraktiver zu gestalten.
Ihr Dr. Ulrich Neubauer
Wettbewerb 2014
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WER WIRD „AUSGEZEICHNETER ORT 2014“?
Wettbewerbsjury tagt in Berlin
„Das ist eine wunderbare Idee!“ „Aber
hat sie Vorbildcharakter?“ „Unbedingt!
Die Umsetzung ist stark und könnte als
Best-Practice-Beispiel für viele Kommunen
im ländlichen Raum interessant sein. Ich
halte die Initiative daher für auszeichnungs-
würdig!“ Konzentrierte Atmosphäre unter
den Experten bei der Jurysitzung in Berlin.
Auf der Tagesordnung: die Wahl der Sieger
des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im
Land der Ideen 2014“. An einem hufeisen-
förmigen Tisch diskutieren die Mitglieder
der hochrangig besetzten Wettbewerbsjury
aus Wissenschaftlern, Unternehmern,
»Viele der Siegerprojekte illustrie-
ren, wie wichtig Kooperationen
zwischen Kommunen und Unter-
nehmen, zwischen Bürgergesell-
schaft und staatlichen Instanzen
sind. Sie tragen dazu bei, dass
ländliche Räume neue Perspekti-
ven gewinnen.«
Prof. Dr. Michael Hüther
Direktor des Instituts der deutschen
Wirtschaft Köln und Juryvorsitzender
des Wettbewerbs »Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen«
Kulturmanagern, Politikern und Bildungs-
experten lebhaft, teils kontrovers über die
Bewerber. Unter dem Vorsitz von Prof. Dr.
Michael Hüther und Prof. Dr. Martin Roth
haben die 18 Juroren die Aufgabe, die
Preisträger in den Kategorien Wirtschaft,
Kultur, Wissenschaft, Umwelt, Bildung
und Gesellschaft zu bestimmen. Zur Seite
stehen ihnen sechs Experten für den ländli-
chen Raum, die den Fachbeirat bilden.
Die Kriterien für die Bewertung haben
es in sich: Jedes der Projekte muss in
mehrfacher Hinsicht überzeugen. Bietet
Wettbewerb 2014
11
»Immer wenn es den Kulturschaf-
fenden in ländlichen Räumen ge-
lingt, die Gegebenheiten und die
Menschen vor Ort in ihre Projekte
einzubinden, kann Kunst zum
Mittler werden: zwischen Stadt
und Land, Alteingesessenen und
Zuzüglern, Jung und Alt. Dann
werden ländliche Regionen auch
zu künstlerischen Freiräumen,
in denen Neues entstehen und
wachsen kann.«
Prof. Dr. Martin Roth
Direktor des Victoria and Albert Mu-
seum in London und Juryvorsitzen-
der des Wettbewerbs »Ausgezeich-
nete Orte im Land der Ideen«
es Lösungen für die drängenden Proble-
me der ländlichen Räume, hilft es, deren
Zukunftsperspektiven zu stärken? Ist die
Idee innovativ – und zugleich umsetzungs-
stark? Und nicht zuletzt: Hat das Projekt
Vorbildcharakter und das nötige Potenzial,
um zum Markenzeichen für den Standort
Deutschland zu werden?
Keine einfache Entscheidung für die Jury.
Vielfältig sind die Ideen, breit ist das
Spektrum der Einreichungen und hoch die
Qualität der Projekte. Kategorie für Katego-
rie gehen die Juroren die einzelnen Projekte
durch und beraten: Welches überzeugt,
welches weniger? Zunächst werden die
100 „Ausgezeichneten Orte“ ausgewählt.
Anschließend stimmt die Jury ab, wen
sie jeweils als Bundessieger in den sechs
Kategorien küren will. Immer wieder ringen
die Juroren mit Argumenten und beziehen
den Fachbeirat ein, dessen Mitglieder über
ausgewiesene Expertise in den Bereichen
Landwirtschaft und Regionalentwicklung
verfügen.
„Ein erfolgversprechender Ansatz. Eine
Auszeichnung im Wettbewerb könnte ihn
nach vorne bringen und zum Nachah-
men anregen“, findet ein Juror. Und ein
Fachbeiratsmitglied pflichtet bei: „Die Idee
ist praxistauglich – und löst eine Infra-
strukturfrage der Region.“ So berät die
Expertenjury, bis schließlich nach Stunden
intensiver Debatte die Preisträger fest-
stehen. Am Ende sind sich alle einig: Die
Besten haben gewonnen.
Wettbewerb 2014
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Die 100 besten Ideen aus 1.000 Bewerbungen haben gewonnen. Welchen Themen widmen sich die Siegerprojekte? Welche Herausfor-derungen meistern sie? Aus welchem Bundesland kommen die meisten Gewinner? Und wie sieht das Fazit der Jury aus? Der Wettbewerb im Überblick.
LAND IN SICHT: ZAHLEN UND STIMMEN ZUM WETTBEWERB
1.000Bewerbungen wurden in diesem Jahr
eingereicht.
der Projektinitiatoren sind Vereine, 1/3 sind
Unternehmen.
1/4der Siegerprojekte richten sich an Anwoh-
ner, 20% adressierten Landwirte.
44%
Fachbeiratsmitglieder unterstützten die
18 Mitglieder der Wettbewerbsjury bei der
Auswahl der Siegerprojekte.
6»Durch den Wettbewerb habe ich
viel erfahren über bürgerschaft-
liches Engagement, verantwor-
tungsvolles Handeln und den
starken Zusammenhalt in der
Gemeinschaft.«
Thomas Krüger
Präsident der Bundeszentrale für po-
litische Bildung sowie Jurymitglied
des Wettbewerbs „Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen“
Ländliche Räume neu ent-decken: Das Themenportal
zum Wettbewerb
Wer sind die heimlichen Helden,
die ländliche Regionen voranbrin-
gen? Wo schlummern vielver-
sprechende Ideen im Grünen?
Wie gelingt es, dass diese Ideen
zu Innovationen heranwachsen?
Antworten liefert das Themen-
portal zum Wettbewerb. Unter
innovationen-querfeldein.de
entdecken Interessierte die andere
Seite dörflicher Idylle und merken:
Ländliche Regionen sind Orte, an
denen Neues entsteht.
Wettbewerb 2014
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Bildung
Wissenschaft
Wirtschaft
Umwelt
Kultur
Gesellschaft
„Ausgezeichnete Orte“: Die Preis-träger nach Bundesländern
100 Sieger aus 16 Bundesländern: Auch in
diesem Jahr erreichten die Wettbewerbs-
jury Bewerbungen aus ganz Deutschland.
Die meisten Auszeichnungen gingen nach
Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
„Ausgezeichnete Orte“: Die Preis-träger nach Kategorien
Die Gewinner wurden in sechs Kategorien
prämiert. Besonders stark vertreten sind
Projekte, die gesellschaftliche Impulse
setzen.
28
1213
20
12
15
»Die eingereichten Projekte
zeigen, dass auch junge Leute
ihr Landleben lieben. Nach dem
Motto ‚Wo nichts los ist, wird
was losgemacht’ lassen sie sich
einiges einfallen, um ihre Heimat
noch attraktiver zu gestalten.«
Kathrin Funk
Bundesvorsitzende der Deutschen
Landjugend sowie Fachbeiratsmit-
glied des Wettbewerbs „Ausgezeich-
nete Orte im Land der Ideen“
»Der Wettbewerb überzeugt mich,
weil er gute Ideen und Initiativen
aufspürt und sichtbar macht. Nur
so entfalten sie ihre Wirkung und
ihren Vorbildcharakter.«
Prof. Dr. Heiderose Kilper
Leiterin des Leibniz-Instituts für
Regionalentwicklung und Struktur-
planung sowie Fachbeiratsmitglied
des Wettbewerbs „Ausgezeichnete
Orte im Land der Ideen“
3
34
41
15
15
12
7
7
7
1
1
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84
Wettbewerb 2014
14
1 Business Development für den
ländlichen Raum
Deutschland ist das Land der Ideen. In
ländlichen Räumen bestehen Innovatio-
nen den Praxistest und inspirieren Regio-
nen im In- und Ausland – vom vernetzten
Nahverkehr über das mobile Rathaus bis
zur Algen-Biogasanlage.
2 Natur als Ressource
Das ökologische Bewusstsein der
Deutschen wächst und ist ein Motor für
neue Wirtschaftskonzepte im ländlichen
Raum. Ob als Tourismusmagnet, Öko-
produkt oder Energielieferant: Natur wird
zur wichtigen Ressource.
Besonders ländliche Gemeinden und einzelne Regionen profitieren von den Siegerprojekten.1 Fünf Trends, die für das Land von morgen wichtig werden, zeichnen sich bei der Analyse der Gewinner ab – von wirtschaft-lichen Innovationen über die Aufwertung bürgerschaftlichen Engage-ments bis hin zur wachsenden Regionalisierung.
INNOVATIONEN QUERFELDEIN: DIE THEMEN DES WETTBEWERBS
1 Trendstudie des Fraunhofer-Instituts für
Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im
Auftrag der Deutschen Bank, Juli 2014
Wettbewerb 2014
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5 Vernetztes Land
Wie fließt künftig Wissen auf dem Land?
Wie bleibt Mobilität bezahlbar? Wie wird
Hightech zum Erntehelfer? Intelligente
Informations- und Kommunikationstech-
nologien werden zum Schlüssel für mehr
Lebensqualität in ländlichen Regionen.
3 Neue Identität für den ländlichen Raum
Der Trend zur Regionalisierung hält an.
Auf dem Land werden aus lokalen Tra-
ditionen und neuen Impulsen kulturelle
Markenzeichen, die Regionen ein Gesicht
geben – und ihren Bewohnern ein Wir-
Gefühl.
4 Soziale Innovationen
Bürgerengagement boomt. Vor allem auf
dem Dorf stärkt es soziale Innovationen.
Sie sind der soziale Kitt für die Generati-
onen und sorgen dafür, dass Alte bleiben
und Junge eine Perspektive bekommen.
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Kategorie: Wirtschaft
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S. 25 Schwedt/Oder KombiBus – Transport-service für die Uckermark
S. 26 Meißen Marketing- und Vertriebs-plattform „Manufaktur-haus“
S. 27 Kirchlinteln-Otersen Multifunktionaler Dorf-laden und Wissenstrans-ferstelle für den ländlichen Raum
S. 28 UnterschweinbachNetzwerk „UNSER LAND“
S. 29 OberharmersbachNUR-HOLZ – Massiv- holzelemente für ökologisches Bauen
S. 30 OstercappelnOstercappelner Kaufhaus
S. 31 MöhrendorfRegiomino – Online-Super-markt für Regionales
S. 32 Potsdam Regionalentwicklungs-programm „entersocial“
S. 33 BraunschweigRollende Arztpraxis – mobile Versorgung im Kreis Wolfenbüttel
S. 34 WürzburgSatellitentechnik für die Landwirtschaft
S. 35 DortmundStandardisierte Kommunikation mit dem M2M-Teledesk
S. 36 GrünbachTextiler Wärmespeicher
S. 37 OvelgönneZentrale Vernetzungsstelle „Grünlandzentrum“
S. 18 Attendornacs – Kompetenz zentrum für wirtschaftlichen Leichtbau
S. 19 CochemBreitband für alle in Cochem-Zell
S. 20 NiedereschachEGON – Existenz-gründungsoffensive Niedereschach S. 21 Muchentia – Gute Dinge, die lächeln
S. 22 OstrachFörderung der Breitband-versorgung in Baden- Württemberg
S. 23 Paderbornit’s OWL – Netzwerk für Hightech aus Ostwestfalen-Lippe
S. 24 SimmernKarrierefibel „WILD-WUCHS – Starke Jobs. Starke Typen.“
17
Kategorie: Wirtschaft
Der Mittelstand ist das Rückgrat der
deutschen Wirtschaft – auch in ländlichen
Regionen. Neben einzelnen Großunterneh-
men sind es mehr und mehr die seit Gene-
rationen in den Gemeinden verwurzelten
Betriebe, die Ausbildung und Einkommen
auf dem Land sichern. Zudem haben viele
Hidden Champions ihren Sitz in ländlichen
Gegenden, ebenso wie zahlreiche land-
wirtschaftliche Betriebe: Aufgrund ihrer
engen Verflechtung mit vor- und nachgela-
gerten Branchen spielen sie weiterhin eine
wichtige Rolle. Angesichts des verschärf-
ten Standortwettbewerbs steigt jedoch der
Druck auf Firmen in ländlichen Regionen.
Nur mit neuen Ideen bleiben Unternehmen
konkurrenzfähig und beugen dem vieler-
orts drohenden Fachkräftemangel vor.
Die „Ausgezeichneten Orte 2014“ bele-
gen, wie gut viele Betriebe auf dem Land
bereits für die Zukunft gewappnet sind.
So zeigt die it’s OWL-Clustermanagement,
einer der Sieger in der Kategorie Wirt-
schaft, wie es Unternehmen gelingen
kann, sich durch Vernetzung international
zu positionieren. Kooperation ist auch
der Schlüssel zum Erfolg der Breitband-
Infrastrukturgesellschaft Cochem-Zell: Mit
vereinten Kräften sorgen hier Landkreis,
Gemeinden und Unternehmen dafür, dass
innerhalb weniger Jahre alle Ortschaften
Zugang zu schnellem Internet bekommen.
Der Preisträger „Rollende Arztpraxis“ –
ein mit Laptop, Liege und Laborgeräten
ausgestatteter Kleintransporter – wird
zum Behandlungszimmer und ergänzt die
medizinische Versorgung in einer länd-
lichen Region. Und mit überregionalen
Vertriebswegen für Behindertenwerkstät-
ten sichert die Onlineplattform entia.de
Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap
auf dem Land.
K A T E G O R I E W I R T S C H A F T
Preisträger 2014
18
Kategorie: Wirtschaft
Autos mit Leichtbauteilen gehört die
Zukunft – auch in der Region Olpe. Hier
haben Zulieferer, Hochschulen und Kom-
munen das Gemeinschaftsunternehmen
Automotive Center Südwestfalen gegrün-
det. Mit gebündelten Kompetenzen treiben
sie die Entwicklung der immer gefragteren
hybriden Bauteile aus Metall und Kunst-
acs – Kompetenzzentrum für wirtschaftlichen Leichtbau
Automotive Center
Südwestfalen GmbH (acs) Kölner Straße 125 57439 Attendorn
www.acs-innovations.de
stoff voran – wozu ein Mittelständler allein
in der Regel kaum in der Lage wäre. Der
wechselseitige Wissenstransfer stärkt
Hochschulen und Unternehmen. Die ländli-
che Region wird attraktiver für Nachwuchs-
und Fachkräfte. Mittelständische Zulieferer
positionieren sich für neue Hightech-Auf-
träge der Fahrzeughersteller.
Zulieferer, Hochschulen und Kommunen auf dem Land fördern gemein-sam die Entwicklung innovativer Autoteile
ZUSAMMEN LEICHTER UNTERWEGS
19
Kategorie: Wirtschaft
Breitband für alle in Cochem-Zell Breitband-Infrastrukturgesellschaft (BIG) Cochem-Zell mbH Endertplatz 2 56812 Cochem www.cochem-zell.de
Ein Landkreis und fünf Verbandsgemeinden schließen sich beim Breitbandausbau zusammen und bringen ihre Region voran
DATENAUTOBAHN IN DIE DÖRFER
Zwei Jahre, 92 Gemeinden und 340
Kilometer Glasfaserkabel – das sind die
Eckdaten eines bundesweit einzigartigen
Projekts, an dem sich der rheinland-
pfälzische Landkreis Cochem-Zell, fünf
Verbandsgemeinden sowie Unternehmen
beteiligen. Das Ziel dieser öffentlich-priva-
ten Partnerschaft: Bis 2015 sollen alle Orte
im Kreis Zugang zu schnellem Internet er-
halten. Ob Homeoffice, E-Government oder
Telemedizin, getreu dem Motto „Breitband
für alle“ profitieren von der Datenautobahn
in die Dörfer Unternehmen ebenso wie
Verwaltung und Bürger.
20
Kategorie: Wirtschaft
Neue Gründer braucht unsere Gemeinde,
dachte man sich im Rathaus von Nieder-
eschach. Aufgrund des demografischen
Wandels und eines stärker werdenden
Standortwettbewerbs beschloss die länd-
liche Schwarzwald-Gemeinde, ihre alte
Gründerkultur neu zu beleben und startete
im Jahr 2012 EGON. Das Herz der Offensi-
EGON – Existenzgründungsoffensive Niedereschach
Gemeinde Niedereschach
Villinger Straße 10 78078 Niedereschach
www.niedereschach.de/ pb/,Lde/EGON.html
ve ist ein Lotsenprogramm. Ehrenamtliche
Mentoren – meist ältere Selbstständige
– stehen jungen Gründern mit Know-how
und Kontakten zur Seite, begleiten sie etwa
zu Behörden oder beraten sie in Geneh-
migungs- und Finanzierungsfragen. Mit
Erfolg: Bislang zwölf Start-ups lotsten sie
so ins sichere Fahrwasser.
Mit einem ehrenamtlichen Lotsenprogramm unterstützt eine Gemeinde Start-ups und fördert so die lokale Wirtschaft
MEHR GRÜNDERGEIST FÜRS LAND
21
Kategorie: Wirtschaft
entia – Gute Dinge, die lächeln Media diSain Internet GmbH Walterscheid 32 53804 Much www.entia.de
Ein Onlineshop schafft eine Vertriebsplattform, die Werkstätten für Men-schen mit Behinderung deutschlandweit nutzen können
PER MAUSKLICK ZUM GESCHÄFTSERFOLG
Vom Design-Schirmständer über die
Handytasche bis zum Hosenträger: Mehr
als 1.200 Handwerksprodukte aus allen
Regionen Deutschlands können Käufer auf
entia.de bestellen. Das Onlinekaufhaus
präsentiert in seiner virtuellen Auslage ein
Warensortiment, das in über 80 Werk-
stätten von Menschen mit Behinderung
hergestellt wurde. Insbesondere Betrieben
aus ländlichen Räumen bietet die Internet-
plattform die Chance, neue, überregionale
Absatzmärkte zu erschließen und Arbeits-
plätze zu sichern. Die Macher der Plattform
übernehmen für die Werkstätten die Lage-
rung der Waren, den Verkauf, den Versand
– und nicht zuletzt das Marketing.
22
Kategorie: Wirtschaft
In vielen ländlichen Regionen gleicht das
Internet einem holprigen Feldweg: Schnell
ist man hier nicht unterwegs. Die priva-
te Franz & Regine Frauenhoffer Stiftung
aus dem oberschwäbischen Ostrach
will das ändern und die Dörfer Baden-
Württembergs möglichst bald an die
Datenautobahn anschließen. Mit Know-
Förderung der Breitbandversorgung in Baden-Württemberg
Franz & Regine Frauenhoffer Stiftung
Kapellenweg 18 88356 Ostrach
www.frauenhoffer-stiftung.de
how, Kontakten und Spenden schultert sie
gemeinsam mit Bürgerinitiativen sowie
Verwaltungen die Investitionskosten und
trägt als Vertragspartner des jeweiligen
Telekommunikationsunternehmens das
Projektrisiko. Schnelles Internet für alle ist
der Wunsch der Stiftung – damit das Leben
auf dem Land kein Standortnachteil bleibt.
Eine private Stiftung unterstützt Bürger und Gemeinden auf dem Land, einen Breitbandanschluss zu realisieren
SCHNELLER SURFEN IN JEDEM DORF
23
Kategorie: Wirtschaft
it’s OWL – Netzwerk für Hightech aus Ostwestfalen-Lippe it’s OWL Clustermanagement GmbH Zukunftsmeile 1 33102 Paderborn www.its-owl.de
Mit gebündelten Kompetenzen bringt eine ländlich strukturierte Region Deutschland an die Spitze der Hightech-Produktion
INDUSTRIE 4.0 FÜR DEN MITTELSTAND
Mähdrescher, die ihre Umgebung erken-
nen. Maschinen, die unterschiedliche
Produkte herstellen. Oder ein Knethaken,
der den Brotteig erfühlt. In der Hightech-
Region Ostwestfalen-Lippe (OWL) rund um
die Großstädte Bielefeld und Paderborn
arbeiten Wirtschaft und Wissenschaft
Hand in Hand. In der Initiative „it’s OWL“
entwickeln über 170 Partner in enger Ko-
operation intelligente Produkte und Produk-
tionssysteme. Mithilfe der Forschungser-
gebnisse und Technologien des Netzwerks
haben kleine und mittlere Unternehmen der
Region die Chance, überregional wettbe-
werbsfähig zu bleiben und Arbeitsplätze für
Fach- und Führungskräfte zu sichern.
24
Kategorie: Wirtschaft
Aufgewachsen auf dem Land – doch nach
dem Schulabschluss zieht es viele junge
Menschen in Ballungsräume. Der Regio-
nalrat Wirtschaft Rhein-Hunsrück will die
Kehrtwende bewirken: In einer Karrierefibel
erfahren Söhne und Töchter des Land-
kreises, welche ihnen noch unbekannten
Berufspotenziale ihre Heimat bietet. Über
Karrierefibel „WILDWUCHS – Starke Jobs. Starke Typen.“
Regionalrat Wirtschaft
Rhein-Hunsrück e. V. Koblenzer Straße 3
55469 Simmern (Hunsrück) www.rhein-hunsrueck.de
60 Betriebe aus der Region stellen sich
darin vor. Nicht nur an Schulen erhalten die
Jugendlichen die Fibel: Die Internetseite
in jungem Design informiert über Ferien-
jobs, Praktika und Ausbildungsplätze. Auf
Facebook und Twitter werden die Schüler
außerdem zu interaktiven Aktionen einge-
laden.
Eine Karrierefibel zeigt Schülern auf dem Land, welche Ausbildungs- perspektiven ihre Heimat bietet
AUSBILDUNGSBÖRSE MIT ÜBERRASCHUNGSEFFEKT
25
Kategorie: Wirtschaft
KombiBus – Transport service für die Uckermark Uckermärkische Verkehrsgesellschaft mbH Steinstraße 5 16303 Schwedt/Oder www.WirbewegenSie.de
Ein Busunternehmen bringt Menschen und Waren ans Ziel und die ländliche Versorgung auf die Überholspur
ALTER POSTBUS NEU GEDACHT
In die Linienbusse der Uckermärkischen
Verkehrsgesellschaft steigen nicht nur
Fahrgäste ein. Sie transportieren auch
Pakete oder Tiefkühlkost bis ins entle-
genste Dorf. Als KombiBusse bedienen sie
dabei flächendeckend alle Haltestellen des
öffentlichen Nahverkehrsnetzes. So werden
Geschäfte, Restaurants und Unternehmen
mehrmals am Tag beliefert – und Radver-
leiher bekommen ihre Mieträder schnell zu-
rück. Für die dünn besiedelte Region lohnt
sich der KombiBus: Unternehmen sparen
lange Wege und Kosten für Wareneinkauf
oder -versand. Und vor Ort können sich die
Kunden darauf verlassen, dass die Regale
stets gut gefüllt sind.
AUSBILDUNGSBÖRSE MIT ÜBERRASCHUNGSEFFEKT
26
Kategorie: Wirtschaft
Kunstblumenmacher, Leinenweber, Spiel-
zeugmacher: Das Manufakturhaus aus
Meißen betreibt seit 2010 einen Online-
shop und seit 2011 auch ein Ladengeschäft
für die Produkte traditionell in ländlichen
Regionen agierender Kleinproduzenten.
Gründerin Ute Czeschka bündelt auf der
Plattform Marketing und Vertrieb für mehr
als 50 deutsche Manufakturen und hilft
so, tradiertes Handwerkswissen und damit
Kulturgut vor dem Vergessen zu bewah-
ren. Organisiert werden zudem regionale
Veranstaltungen wie ein weihnachtlicher
Manufakturenmarkt. Einige Betriebe haben
sich untereinander vernetzt: Sie bilden Ein-
kaufsgemeinschaften oder nutzen gemein-
same Messeauftritte.
Marketing- und Vertriebsplattform „Manufakturhaus“
Manufakturhaus
Ute Czeschka e.K. Fleischergasse 1
01662 Meißen www.manufakturhaus.com
Ein Vertriebs- und Informationsnetzwerk erhöht die Bekanntheit und Wertschätzung für Erzeugnisse regionaler Handwerksbetriebe
HANDELSHAUS FÜR DEUTSCHE MANUFAKTURWAREN
27
Kategorie: Wirtschaft
Multifunktionaler Dorfladen und Wissenstransferstelle für den ländlichen Raum Multifunktionaler Dorfladen Otersen Steinfeld 9 27308 Kirchlinteln-Otersen www.dorfladen-netzwerk.de
Über ein Netzwerk geben Bürger ihre Erfahrungen beim Aufbau des eigenen Dorfladens an andere Regionen weiter
BUSINESS-TIPPS FÜR TANTE EMMA 2.0
Als im Jahr 2000 die Schließung des letzten
Lebensmittelgeschäfts im niedersächsi-
schen Otersen bevorstand, ergriffen die
Bürger die Initiative. Sie schlossen sich
zu einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts
zusammen und gründeten einen Dorfla-
den. Er ist mittlerweile nicht nur Einkaufs-
möglichkeit, sondern auch Treffpunkt und
Nachrichtenbörse des 510-Seelen-Dorfes.
Otersen wurde zum Motor einer Bewegung:
Die Bürger im Ort riefen das Dorfladen-
Netzwerk ins Leben, veröffentlichten das
„Dorfladen-Handbuch“ und beraten mit der
„Wissenstransferstelle für den ländlichen
Raum“ Gründer, die ebenfalls Einkaufsmög-
lichkeiten in anderen Gemeinden etablieren
wollen.
28
Kategorie: Wirtschaft
Brot aus heimischen Bäckereien, Apfelsaft
von Streuobstwiesen in der Nähe: Das
Netzwerk UNSER LAND bietet Produkte
an, die aus der Region stammen. Dadurch
möchte der Zusammenschluss, der aus
einem Dachverein, zehn Solidargemein-
schaften und einer GmbH besteht, die
Lebensgrundlage von Menschen, Tieren
und Pflanzen im Großraum München und
Netzwerk UNSER LAND
Dachverein UNSER LAND e. V. Boschstraße 2b
82281 Unterschweinbach www.unserland.info
Augsburg sichern. Neben dem Verkauf
heimischer Lebensmittel geht es dem
Netzwerk auch um die Information der
Verbraucher. Mit zahlreichen Projekten –
zum Beispiel Schulunterricht beim Imker
oder Kinderkochkursen – engagieren sich
UNSER LAND und die rund 250 Landwirte
für die Wertschätzung regionaler Kreisläufe
und ökologischer Vielfalt.
Ein Netzwerk stärkt durch den Verkauf heimischer Produkte die regionale Vielfalt und informiert Verbraucher
HEIMISCHE LEBENSMITTEL ALS ERFOLGSREZEPT
29
Kategorie: Wirtschaft
NUR-HOLZ – Massivholzelemente für ökologisches Bauen Rombach Bauholz und Abbund GmbH Holdersbach 7 77784 Oberharmersbach www.nur-holz.com
Ein neues Massivholzsystem macht es möglich, Häuser ohne Leim und Metall zu bauen – mit Holz aus heimischen Wäldern
NUR HOLZ. SONST NICHTS
Warum in die Ferne schweifen, wenn man
ebenso gut die heimische Wald- und Holz-
wirtschaft fördern kann? Das dachte sich
der Zimmermann Rolf Rombach, als ihm
2009 die Idee kam, Häuser ausschließlich
aus naturbelassenem Holz aus dem
Schwarzwald zu bauen – ohne Leim
und ohne Metall. Mit einer eigens
von der Oberharmersbacher Firma
entwickelten Holzschraube klappte
die Umsetzung des Konzepts. Zahl-
reiche Einfamilienhäuser, Kinder-
tagesstätten und Bürogebäude
landauf, landab setzen seitdem auf
das günstige, naturschonende und
komplett rückbaubare Massivholz-
system NUR-HOLZ. Das freut auch
die örtlichen Forstwirte.
30
Kategorie: Wirtschaft
Ungepflegte Plätze, Brachflächen, verwais-
te Läden – davon sind in Zeiten zuneh-
menden Internethandels viele Ortszentren
auf dem Land betroffen. Die Händler und
Immobilienbesitzer im niedersächsischen
Ostercappeln gründeten deshalb das
„Ostercappelner Kaufhaus“. Als Standort-
gemeinschaft kümmern sie sich seither
Ostercappelner Kaufhaus
Standortgemeinschaft Ostercappeln Südstraße 1
49179 Ostercappeln www.ostercappelner-kaufhaus.de
zusammen mit der Verwaltung nicht nur
um ein einheitliches Marketing des Ortes
als Einkaufszentrum, sondern auch um leer
stehende Ladenlokale, Geschäftsnachfol-
gen, Parkraum sowie die Gestaltung und
Pflege öffentlicher Plätze. Das hilft, Arbeits-
plätze zu sichern und nutzt so der ganzen
Gemeinde.
Einzelhändler, Immobilienbesitzer und Verwaltung schließen sich zusammen, um die Gemeinde als Einkaufszentrum attraktiv zu halten
OPEN AIR SHOPPING
31
Kategorie: Wirtschaft
Regiomino – Online-Supermarkt für Regionales Regiomino GmbH Habichtweg 6 91096 Möhrendorf www.regiomino.de
Regionale Erzeuger können ihre Lebensmittel per E-Commerce anbieten und sparen damit Zeit für die Produktion
DINKELBROT IM DIREKTVERTRIEB
Regionale Lebensmittel schonen durch
kurze Vertriebswege Umwelt und Klima.
Doch in vielen Supermärkten sind sie
Mangelware, stellten zwei Bamberger fest
– und gründeten „Regiomino“: Die Online-
plattform ermöglicht seit 2013 Landwirten
und anderen regionalen Erzeugern, ihre
Waren wie Gemüse, Käse oder Brot direkt
zu vermarkten. Die Kunden können so aus
einem breiten Angebot auswählen und sich
den Einkauf bequem nach Hause oder an
eine nahe Abholstation liefern lassen. Für
Erzeuger wie Verbraucher eine Win-win-
Situation, von der zudem Wirtschaft und
Umwelt im ländlichen Raum profitieren.
32
Kategorie: Wirtschaft
Viele Dörfer in Brandenburg schrumpfen.
Das Regionalentwicklungsprogramm
„entersocial“ der Social Impact gGmbH
will diese Entwicklung bremsen und bildet
deshalb sogenannte „Dorfkümmerer“ aus.
Also Menschen, die andere motivieren,
neue Ideen und Perspektiven für ihre Hei-
mat zu erarbeiten. Das Programm fördert
Regionalentwicklungsprogramm „entersocial“
Gemeinnützige
Social Impact GmbH Schiffbauergasse 7
14467 Potsdam www.entersocial.de
zudem die Gründung von sozialen Unter-
nehmen oder die Entwicklung touristischer
Angebote auf dem Land. Mit Erfolg: In
Altkünkendorf eröffnete ein Infopunkt zum
nahegelegenen Weltnaturerbe Buchenwald
Grumsin, in Klockow revitalisierten die
Bürger ihre Dorfmitte, in Flieth-Stegelitz
entstand eine neue Stadt-Land-Solidarge-
meinschaft.
Eine Agentur unterstützt engagierte Menschen dabei, die Entwicklung ihres Dorfes voranzutreiben
HELFENDE HAND FÜR KREATIVE KÖPFE
33
Kategorie: Wirtschaft
Rollende Arztpraxis – mobile Versorgung im Kreis Wolfenbüttel Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) An der Petrikirche 1 38100 Braunschweig www.rollende-arztpraxis.de
Dörfer profitieren von einem ungewöhnlichen medizinischen Versorgungs konzept: einer rollenden Arztpraxis
HAUSARZT AUF RÄDERN
Flöthe ist eine von vielen Gemeinden in
Niedersachsen, denen es an medizini-
scher Versorgung fehlt. Ein neues Konzept
schafft im Landkreis Wolfenbüttel Abhilfe:
Seit August 2013 besucht die „Rollende
Arztpraxis“ der „Zukunftsregion Gesund-
heit“ die Patienten in der kleinen Gemeinde
Wolfenbüttel und in anderen Orten der
Region. Ein umgebauter Kleintransporter
mit Liege, Laptop und Laborgeräten dient
als Behandlungszimmer. Ein Modell, das
Schule machen könnte, um dem Ärzteman-
gel auf dem Land zu begegnen. Wissen-
schaftlich begleitet und evaluiert wird das
Projekt von der Technischen Universität
Braunschweig.
34
Kategorie: Wirtschaft
Aus 730 Kilometer Höhe lässt sich Acker-
bau in Hochpräzision betreiben. Und das
geht so: Satellitenaufnahmen liefern Bilder
verschiedener Nutzpflanzen, die je nach
Wachstum und Fruchtart das Sonnenlicht
unterschiedlich reflektieren. In Kombination
mit den regionalen Klimadaten wertet das
Satellitentechnik für die Landwirtschaft
Green spin UG
Josef-Martin-Weg 54/2 97074 Würzburg
www.greenspin.de
Würzburger Unternehmen green spin diese
Aufnahmen am Rechner aus und erstellt
ein Erntewachstumsmodell. Mithilfe des
Modells werden Prognosen für Landwirte
erstellt, die dank des Services effizienter
wirtschaften und Umweltauflagen leichter
einhalten können.
Ein Gründerunternehmen wertet Satellitendaten aus, die Landwirten zu einer besseren Ernte verhelfen sollen
GRÜNER DAUMEN AUS DEM ALL
35
Kategorie: Wirtschaft
Standardisierte Kommunikation mit dem M2M-Teledesk VIVAI Software AG Betenstraße 13-15 44137 Dortmund www.m2m-teledesk.de
Erntezeit – und der Tank des Feldhäckslers
ist randvoll mit Mais. Wo bleibt der Anhän-
ger zum Abladen? Um teure Wartezeiten zu
vermeiden, sollen landwirtschaftliche Ma-
schinen künftig per WLAN oder Handynetz
kommunizieren und sich aufeinander ab-
stimmen. Eine IT-Lösung für die Maschine-
zu-Maschine-Kommunikation (M2M) hat
Hersteller VIVAI aus Dortmund zusammen
mit der örtlichen Fachhochschule und dem
Landmaschinenhersteller Claas aus dem
nordrhein-westfälischen Harsewinkel ent-
wickelt. Ob bei automatischer Fütterung,
Düngerdosierung oder Wetterprognosen:
Der Software-Kommunikationsstandard för-
dert reibungslose Abläufe und spart Kosten
für die Landwirtschaft.
Agrargerätschaften auf Hof und Feld stimmen sich über eine zentrale Plattform per Mobilfunk miteinander ab
WENN ERNTEMASCHINEN MITEINANDER PLAUDERN
36
Kategorie: Wirtschaft
Jeans, T-Shirts, Tischdecken – daran lässt
das Stichwort Textilien denken, kaum an
Hightech. Dass dies ein Irrtum ist, zeigt
die patentierte Erfindung des sächsischen
Unternehmens STS Textiles. Drei Jahre
tüftelte es an einem Gewebe, das thermi-
sche Energie speichern und nach Bedarf
kühlen oder wärmen kann. Das Ergebnis:
Textiler Wärmespeicher,
STS Textiles GmbH & Co. KG Muldenberger Straße 4D
08223 Grünbach www.sts-textiles.com
Ein wahrer Wunderstoff aus Paraffin,
einem synthetischen Wachs, der Fassaden
zuverlässig dämmt oder als Bekleidungs-
material vor extremer Kälte und Hitze
schützt. Eine Entwicklung, die Energie
spart, die Umwelt schont – und zugleich
einen brachliegenden Wirtschaftszweig
der ländlichen Gemeinde neu belebt.
Aus Paraffinfäden hat eine junge Firma einen Stoff entwickelt, der Wärme und Kälte speichern kann
WUNDERSTOFF AUS WACHS
37
Kategorie: Wirtschaft
Zentrale Vernetzungs stelle „Grünlandzentrum“ Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e. V. Albrecht-Thaer-Straße 1 26939 Ovelgönne www.gruenlandzentrum.org
Ein Verein holt alle an einen Tisch, die verschiedene Interessen an der Nutzung von Grünland haben
WINDANLAGE, WEIDELAND ODER WILDBLUMEN?
Weideland für Kühe, Standort für Wind-
kraftanlagen oder Naturschutzgebiet für
bedrohte Tierarten? Oft gehen die Meinun-
gen darüber, wie man Grünland am besten
nutzen sollte, auseinander. Der Verein
Grünland Niedersachsen/Bremen setzt sich
dafür ein, Weiden und Wiesen als wertvolle
Kulturlandschaft zu erhalten und die Flä-
chen nachhaltig wirtschaftlich zu nutzen.
Er vermittelt zwischen den verschiedenen
Akteuren aus Wirtschaft, Umweltschutz,
Wissenschaft oder Energieerzeugung,
erkennt Nutzungskonflikte und macht sich
dafür stark, einvernehmliche Lösungen zu
erzielen.
38
Kategorie: Kultur
S. 40 Hamburg Bundesjugendballett – die Bühne ist überall S. 41 GöttingenErlebnisführungen im Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft
S. 42 Ferdinandshof KinderAkademie im ländlichen Raum – Nahsehn statt Fernsehn
S. 43 HürthKinderoper in der Region Hürth
S. 44 SchöppingenKraftwerk Künstlerdorf
S. 45 Zittau„Kultur gegen Leerstand“
S. 46 Sundern-Dörnholt-hausenKultur Rockt – Das Sommerfestival im Pferdestall
S. 47 ApoldaKulturfabrik Apolda
41
43
51
46
53
47
52
4050
49
42
45
S. 48 Steinach (Thür.)Kulturprogramm Schwarzwurzel
S. 49 SundhagenOPERNALE – Das Opern-festival im ländlichen Norden
S. 50 HamburgProjekt Metropolregion – „Thalia Kulturlandschaften“
S. 51 Bad IburgSommerflimmern – Kino auf dem Lande
S. 52 FriedbergTheater Altes Hallenbad
S. 53 TrierTouround – Freizeit- und Tourismus-App für Mosel, Saar und Eifel
S. 54 RendsburgWACKEN:MUSIC:CAMP
44
48
54
39
Kategorie: Kultur
Sie gilt noch als Geheimtipp: die facetten-
reiche Kultur abseits der Metropolen. Doch
mittlerweile locken Open-Air-Konzerte, The-
ater in Klöstern und Herrenhäusern oder
Freiluftmuseen zunehmend Städter aufs
Land. Trotz knappem Budget haben viele
Dörfer und Gemeinden den Wert kultureller
Angebote erkannt – für die Lebensqualität
der Menschen vor Ort und als Besucherma-
gneten. Ohne ehrenamtliches Engagement
und die Kooperation zwischen Künstlern,
Kommunen und Unternehmen ist kulturelle
Vielfalt jedoch in vielen ländlichen Regio-
nen nicht denkbar. Noch ist das Potenzial
zur Vernetzung nicht ausgeschöpft. Neue
Bündnisse und Umnutzungskonzepte
schaffen beste Voraussetzungen dafür,
dass Kulturorte in ländlichen Gemeinden
auch in Zukunft tragfähig und attraktiv
bleiben.
Die „Ausgezeichneten Orte“ zeigen,
wie Kultur auf dem Land lebendig wird:
Einer der Sieger in der Kategorie Kultur,
das „Kulturprogramm Schwarzwurzel“,
verwandelt leer stehende Gebäude einer
schrumpfenden Kleinstadt in Ateliers, Aus-
stellungs- und Theaterräume. Im Projekt
„Thalia Kulturlandschaften“ kooperiert das
Hamburger Thalia Theater erfolgreich mit
Kultureinrichtungen und Kommunen auf
dem Land: Speicher oder ausrangierte
Schiffe werden zur Bühne, um den Aus-
tausch zwischen Metropole und Umland
zu fördern und ungenutztes touristisches
Potenzial zu erschließen. Das Preisträger-
projekt OPERNALE, ein gemeinnütziges
Opernfestival, bringt Hochkultur in die
ländlichen Gegenden Vorpommerns und
unterstützt zugleich lokale Künstler.
Preisträger 2014
K A T E G O R I E K U L T U R
40
Kategorie: Kultur
Ballett sollte nicht nur ein Vergnügen für
Menschen in den Metropolen sein, finden
die acht Tänzerinnen und Tänzer des Bun-
desjugendballetts. Die Kompanie dreht ihre
Pirouetten deshalb nicht auf einer festen
Bühne in der Großstadt, sondern zeigt ihr
Können in den verschiedensten Regionen
Bundesjugendballett – Die Bühne ist überall
Bundesjugendballett
Caspar-Voght-Straße 54 20535 Hamburg
www.bundesjugendballett.de
Deutschlands. Ob das Gefängnis in Rotten-
burg am Neckar oder das leer gepumpte
Schwimmbad im Nordseebad Otterndorf:
Mit seinen Auftritten an außergewöhn-
lichen Orten ist das junge Ensemble ein
kulturelles Highlight auf dem Land – für
Einheimische und Touristen.
Mit ihren Auftritten an ungewöhnlichen Orten begeistert eine junge Tanzkompanie Landbewohner
MIT DEM SPITZENSCHUH AUFS DORF
41
Kategorie: Kultur
Unter den Begriffen Kulturführung, Natu-
rerlebnis und Bildungsunterhaltung stellt
ein Diplom-Forstwirt die Geschichte des
Harzes vor. Ob bei Expeditionen durch
Bergwerkstollen oder Wanderungen zu
geschichtsträchtigen Orten: vor allem die
Idee der Nachhaltigkeit wird am histori-
schen Ort der Entstehung beleuchtet und
so werden Erkenntnisse der Vergangenheit
Erlebnisführungen im Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft Christian Barsch – Glückauf- Consulting und Coaching Nonnenstieg 28 37075 Göttingen www.ohwr.de
in gesellschaftliche Fragen der Gegenwart
und Zukunft übertragen. Mit einem inter-
aktiven und unterhaltsamen Bildungskon-
zept werden der Harz modern präsentiert
und der Tourismus gefördert. Angebote
wie Businesslounges am Lagerfeuer oder
Teambuildings in Harzer Bergwerken
sprechen Unternehmen als Zielgruppe
besonders an.
Ein Diplom-Forstwirt macht mit seinen Führungen die Natur- und Kulturlandschaft Harz erlebbar
ABENTEUER ÜBER UND UNTER TAGE
42
Kategorie: Kultur
Im mecklenburg-vorpommerschen Dorf
Ferdinandshof studieren bereits die Kleins-
ten Kultur: Welches „Fach“ sie interessiert,
können sie in der KinderAkademie von
Angelika Janz ausfindig machen. So erfah-
ren die jungen Teilnehmer in Wort und Bild
vom Leben und Werk berühmter Künstler;
im „Ichbuch“ greifen sie zu Stift und Pinsel
und halten ihr Leben in Fotos und Bildern
KinderAkademie im ländlichen Raum – Nahsehn statt Fernsehn
Kunstpädagogin Angelika Janz
OT Aschersleben 32 17379 Ferdinandshof
www.werkstatt-n.de/projekte/ kinderakademie-im-laendlichen-raum
verschiedener Kunsttechniken fest. Und
beim Ausflug in umliegende (Heimat-)
Museen und Künstlerateliers lernen sie ihre
Region besser kennen. Ob sozial benach-
teiligt oder mit Handicap: In gemeinsamen
Workshops haben Kinder auf dem Land die
Chance, - unterstützt von ehrenamtlichen
Seniorinnen - Kunst und Kultur intensiv zu
erleben.
Eine Künstlerin führt Dorfkinder aus bildungsfernen Familien an Malerei, Fotografie oder Musik heran
VON DER KITA INS ATELIER
43
Kategorie: Kultur
Arien? Für Kinder zu langweilig! Wer das
denkt, den belehrt die Opernwerkstatt am
Rhein eines Besseren. Gemeinsam mit der
RheinEnergieStiftung Kultur schuf sie 2010
ein neues Kulturangebot für die ländlichen
Gemeinden rund um Hürth: „Kinderoper
in der Region“. Seitdem bringt das Projekt
Hochkultur zu Grundschülern, die weit
Kinderoper in der Region Hürth Opernwerkstatt am Rhein Bachstraße 93 50354 Hürth www.opernwerkstatt-am-rhein.de
entfernt vom nächsten Opernhaus wohnen.
In Workshops setzen sie sich mit Arien
oder Schauspielkunst auseinander. Die
Schulaula oder Turnhalle wird zur Bühne:
Professionelle Sänger und weitere Musiker
zeigen den jungen Zuschauern, dass Oper
besser ist als ihr Ruf. Viel besser.
In Workshops und Opernaufführungen tauchen Dorfschüler in die Welt des Musiktheaters ein
ALTE KLÄNGE FÜR JUNGE OHREN
44
Kategorie: Kultur
Windkraftanlagen und Stromtrassen
prägen viele ländliche Regionen – oft
zum Leidwesen der Bürger, die diese als
Belastung empfinden. Im nordrhein-west-
fälischen Schöppingen entwickeln Künstler
des „Kraftwerks Künstlerdorf“ hingegen
Modelle, mit denen sich Energie gewin-
nen lässt – und die zugleich schön sind.
Kraftwerk Künstlerdorf
Stiftung Künstlerdorf Schöppingen Feuerstiege 6
48624 Schöppingen www.stiftung-kuenstlerdorf.de
Wie etwa eine Installation, die Strom aus
Gemüse erzeugt und ihm erstaunliche Töne
entlockt. Oder ein Windrad, auf dessen
Flügeln – ähnlich einem Daumenkino – ein
springender Hirsch zu sehen ist. Nur zwei
Anregungen, wie Energieerzeugung künftig
nicht allein unter funktionalen Gesichts-
punkten betrachtet werden könnte.
Künstler entwickeln ästhetische Modelle zur Energieerzeugung, die grünen Strom auf dem Land ins Gespräch bringen
KUNST TRIFFT WINDKRAFT
45
Kategorie: Kultur
Wände neu verputzen oder Holzleisten für
Bilder anbringen – für Kulturangebote und
Workshops wurde der Saal im einst leer
stehenden Haus an der Inneren Weberstra-
ße im sächsischen Zittau extra aufpoliert.
„Kultur gegen Leerstand“ nennt sich das
Konzept des Freiraum Zittau e. V. Die Idee:
Eigentümer verwaister Gebäude stellen
„Kultur gegen Leerstand“ Freiraum Zittau e. V. Innere Weberstraße 16 02763 Zittau www.freiraumzittau.de
dem Verein die Räume gegen die laufen-
den Betriebskosten zur Verfügung. Dessen
Mitglieder halten das Haus in Schuss
und gestalten das kulturelle Leben in der
ländlichen Region mit – sei es mit Film-
oder Tanzprojekten. Das belebt den Ort mit
neuen Ideen - und schützt gleichzeitig alte
Häuser vor Vandalismus und Verfall.
Von Theaterstück bis Filmfestival: Ein Verein belebt verwaiste Gebäude auf dem Land mit kreativen Ideen
KULTUR BESETZT HAUS
46
Kategorie: Kultur
Wenn im Sommer alle Pferde nachts auf
der Weide bleiben, erwacht der Stall des
Hotels „Haus Berghoff“ im sauerländi-
schen Sundern zu neuem Leben: Zwischen
Boxen und Strohballen wird eine Bühne
aufgebaut, auf der Stars spielen wie der
Pianist und Echo-Preisträger Alexander
Krichel oder Schauspieler August Diehl
mit der Band „Hands up – Excitement!“.
Kultur Rockt – Das Sommerfestival im Pferdestall
Haus Berghoff In der Ecke 6
59846 Sundern-Dörnholthausen www.haus-berghoff.de/kultur-rockt
Mit dem 2013 erstmals ausgetragenen Fes-
tival schließen die Veranstalter, zu denen
neben dem Hotel der Verein der Freunde
und Förderer der Stadtbücherei Sundern
e. V. in Kooperation mit dem Kulturbüro
der Stadt Sundern gehören, nicht nur eine
Lücke im Kulturangebot. Sie locken auch
Touristen aufs Land und steigern die Be-
kanntheit der Region.
Mit Musik, Theater, Lesungen und bildender Kunst wird ein Pferdestall auf dem Land zur Bühne für namhafte Künstler
KLÄNGE VOM KONZERTFLÜGEL IM STROH
47
Kategorie: Kultur
In der Karl-Köcher-Strickwarenfabrik in
Apolda liefen früher Stoffe vom Band.
Heute heißt der Ort Kulturfabrik Apolda.
Junge Kreative des Thüringer Umlands
treffen dort auf hiesige etablierte Künstler
sowie Künstler der Freien Akademie Köln,
die in der Fabrik in großzügigen, bezahl-
baren Ateliers arbeiten. Die Nachwuchsta-
lente erhalten professionelle Unterstützung
Kulturfabrik Apolda Frau Müller GbR Dr. Külz-Straße 4 99510 Apolda www.kulturfabrik-apolda.com
und präsentieren ihre Werke dem Publi-
kum. Auch Werbeaufträge, die die Fabrik
gewinnt, sind für die jungen Kreativen
attraktiv. Sie erleben, wie sie die Kunstsze-
ne auch abseits der Metropolen mitgestal-
ten können. Entstanden ist ein Ort, an dem
sich der ländliche Raum kulturell weiterent-
wickeln kann.
Ein Kulturzentrum eröffnet jungen Kreativen auf dem Land berufliche Perspektiven
SPIELRÄUME FÜR KREATIVE VIELFALT
48
Kategorie: Kultur
Die Zeichen des Strukturwandels sind
deutlich: Seit die Schiefergriffelproduktion
im thüringischen Steinach eingestellt ist,
stehen Fabriken leer, Arbeitsplätze fehlen
und Junge wandern ab. Was bleibt? Das
fragte sich eine Gruppe von Künstlern
und machte sich im Jahr 2010 mit den
Steinachern an eine kulturelle Spurensu-
Kulturprogramm Schwarzwurzel
Kulturverein Schwarzwurzel e. V. Tröbach 20B
96523 Steinach (Thür.) www.schwarzwurzel.net
che – und das Schwarzwurzel-Projekt war
geboren. Fabrikgebäude wurden zu Thea-
ter- und Ausstellungsräumen, der Bahnhof
zum Atelier, ein Kiosk zur Disco. Was nur
für einen Sommer geplant war, fand so
viel Zuspruch, dass nun ein Laientheater
jedes Jahr ein Stück mit Geschichten aus
Steinach auf die Bühne bringt.
Leer stehende Gebäude auf dem Land verwandeln sich in Ateliers, Ausstellungs- und Theaterräume
NEUES LEBEN IN ALTEN HÄUSERN
49
Kategorie: Kultur
OPERNALE – Das Opern festival im ländlichen Norden OPERNALE e. V. Jager 13 18519 Sundhagen www.opernale.de
Ein gemeinnütziges Opernfestival tourt übers Land und belebt damit die regionale Kulturswirtschaft
OPER FÜR ALLE
Ob Mozart im Barockschloss oder Musik-
theater in der Schule – in Vorpommern
begeistert der gemeinnützige Verein
OPERNALE Menschen quer durch alle
Altersklassen und Gesellschaftsschichten
für Kultur. Ziel ist es, Identifikation mit der
Kulturgeschichte der Region zu stärken,
lokale Künstler zu fördern und allen Men-
schen auf dem Land Zugang zu kulturellen
Angeboten zu ermöglichen. Seit 2011
findet im Sommer die OPERNALE statt, die
2014 als „OPERNALE auf Tour“ an histori-
schen Guts- und Gartenhäusern im Grünen
haltmacht. In begleitenden Kinderprojekten
stecken professionelle Künstler die Jüngs-
ten in der Region mit dem Kulturfieber an.
50
Kategorie: Kultur
Ein reetgedeckter Schafstall, ein Kornspei-
cher oder ein ausrangierter Frachter sind
eigentlich keine klassischen Orte der Hoch-
kultur. Das Ensemble des Thalia Theaters
jedoch macht sie zur Bühne und bringt so
Weltklasse-Schauspielkunst in die Dörfer
und Kleinstädte auf dem Land. Das Ziel die-
ser ungewöhnlichen Kooperation zwischen
Projekt Metropolregion – „Thalia Kultur landschaften“
Thalia Theater Hamburg
Alstertor 20095 Hamburg
www.thalia-theater.de/ kulturlandschaften
dem Theater und der Metropolregion Ham-
burg: den Kulturaustausch zwischen der
Hansestadt und dem Umland fördern und
damit kulturelle und touristische Geheim-
tipps stärker in den Fokus rücken. Von der
gestiegenen Lebensqualität profitiert der
Wirtschaftsstandort – und nicht zuletzt die
Menschen in der Region.
Mit Lesungen und Stücken verwandeln Schauspieler historische Gebäude in außergewöhnliche Kulturorte auf dem Land
WENN DIE WERFT ZUR BÜHNE WIRD
51
Kategorie: Kultur
Dörfer haben kulturell nichts zu bieten?
Von wegen! Mit ihrem „Sommerflimmern“
machen der Landschaftsverband Osnabrü-
cker Land und die Film- und Bildungsiniti-
ative Bauernhöfe zu Lichtspielhäusern. So
füllen die Veranstalter längst nicht nur das
Vakuum, das geschlossene Kinos hinter-
Sommerflimmern – Kino auf dem Lande Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V. und Film- und Bildungsinitiative e. V. Schloss Iburg – Hofapotheke 49186 Bad Iburg www.lvosl.de
lassen haben. Mehr noch: Sie steigern die
touristische Attraktivität ihrer Region. Land-
wirte öffnen ihre Höfe für Stallbesichtigun-
gen oder Konzerte und präsentieren selbst
gemachte kulinarische Genüsse. Das lockt
Städter aufs Land und schafft Bewusstsein
für den Wert ländlicher Räume.
Mit Kino, Konzert und Kochkunst werden Bauernhöfe zu Kulturorten auf dem Land
FILM AB IN DER SCHEUNE
52
Kategorie: Kultur
Statt platschender Schwimmgeräusche
hallen durch das Jugendstilbad im hes-
sischen Friedberg heute die Reime von
Poetry-Slammern und musikalische Klänge.
Seit der Badebetrieb 1980 eingestellt wur-
de, stand das Gebäude leer – bis sich 2007
zwei Rentner seiner annahmen. Über eine
gemeinnützige GmbH und mit Spenden-
geldern verhalfen sie dem historischen
Bauwerk zu neuem Glanz. Allerdings nicht
Theater Altes Hallenbad
Theater Altes Hallenbad gGmbH Haagstraße 29
61169 Friedberg www.aha-friedberg.de
als Schwimmhalle, sondern als Kulturzen-
trum auf dem Land. Statt zu Lesungen
oder Konzerten ins 40 Kilometer entfernte
Frankfurt fahren zu müssen, erleben die
Einwohner Kultur jetzt direkt am Ort – und
dürfen auch mehr Gäste aus der Region in
Friedberg begrüßen.
Bürger restaurieren ein Jugendstilbad und machen es zum Ort der Kultur
GESTERN SCHWIMMHALLE, HEUTE OPERNSAAL
53
Kategorie: Kultur
Vulkane, römische Baudenkmäler, mittelal-
terliche Burgen – die Großregion um Mo-
sel, Saar und Eifel ist reich an Sehenswür-
digkeiten. Gerade Dörfer und kleine Städte
beherbergen zudem kulturelle Schätze, die
kaum jemand kennt. Die App „Touround“
soll das ändern: Sie macht das Smartphone
zum Audio-Guide, mit dem Urlaubsgäste
Touround – Freizeit- und Tourismus-App für Mosel, Saar und Eifel Audiobits – Ute Schneider-Ludwig und Markus Ludwig GbR Auf der Weismark 35 54294 Trier www.touround.de
die Großregion über bislang acht verschie-
dene Routen entdecken können. Karten,
Videos und Spiele machen das Angebot
abwechslungsreich und nutzerfreundlich.
Nicht nur für Reisende ein Service: Unter-
nehmen und Museen bietet die App die
kostengünstige Möglichkeit, ihr Angebot
überregional zu präsentieren.
Mithilfe eines digitalen Guides entdecken Reisende die kulturelle Vielfalt ländlicher Regionen
WENN DAS SMARTPHONE ZUM REISEFÜHRER WIRD
54
Kategorie: Kultur
In Wacken rockt in der Festivalsaison der
Bär. Das wollen der Landesverband der
Musikschulen in Schleswig-Holstein und
seine Partner nutzen, um junge Menschen
mit neuen Angeboten für die ländliche
Region zu begeistern. Eine Woche nach
dem weltgrößten Heavy-Metal-Open-Air
findet das WACKEN:MUSIC:CAMP statt.
WACKEN:MUSIC:CAMP
Landesverband der Musikschulen in Schleswig-Holstein e. V.
Am Gerhardshain 44 24768 Rendsburg
www.musikschulen-sh.de
Eingebettet in ein Rahmenprogramm mit
regionalen Aktionen wird hier vor allem
Musik von Hand gemacht. Den Spaß daran
finden die Jugendlichen mit professionel-
len Musikern und Profi-Ausstattung. Sie
bilden eigene Bands, campieren auf dem
Festivalgelände und schreiben Songs für
ihr Abschlusskonzert.
Auf dem Gelände des legendären Wacken-Festivals werden Jugendliche in Workshops zu Rockstars
HARTE TÖNE SELBST GEMACHT
55
56
Kategorie: Wissenschaft
S. 58 GießenAlgen-Biogas-Konzept
S. 59 HarsewinkelCLAAS – Telekom Indus-trie 4.0 in der Landwirt-schaft
S. 60 StraubingDemonstrationsanlage zur Verbrennung und Vergärung von Trebern
S. 61 GreifswaldForschungsprojekt „Kulti-vierung von Torfmoos“
S. 62 KleveForschungsprojekt „Smart Villages“
S. 63 FreisingGPS-Weidemanagement-system S. 64 ChemnitzKULAN – Das Leichtbau-fahrzeug
S. 65 PotsdamOptimierte Biokohle aus agrarischen Reststoffen
58
66
67
68
61
625970
60
63
64
65
69
S. 66 WitzenhausenPROGRASS – Bioenergie aus Grünabfällen
S. 67 Frankfurt am MainRETHINK – Fallstudien für eine moderne Landwirtschaft
S. 68 KaiserslauternSmart Rural Areas – Intel-ligente Technologien für das Land von morgen
S. 69 Berlin„SW-Agent“: Stadtwerke als Gestalter der Energie-wende – modellbasierte Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
S. 70 Bad Rothenfelde Telemonitoring für Kunstherzpatienten
57
Kategorie: Wissenschaft
Preisträger 2014
K A T E G O R I E W I S S E N S C H A F T
17 Prozent aller Hochschulen haben ihren
Sitz fernab der großen Städte.1 Besonders
Forscher angewandter Wissenschaften
schätzen das Land als Freiluftlabor. Kein
Wunder, dass sich viele Gemeinden und
Kleinstädte längst zu attraktiven Wissens-
standorten entwickelt haben. Eine Win-
win-Situation, von der auch die Wirtschaft
profitiert: Firmen bieten Hochschulabsol-
venten Berufsperspektiven auf dem Land
und gewinnen auf diese Weise wertvolle
Experten für das eigene Unternehmen.
Regionale Netzwerke helfen Betrieben
und Forschungsinstituten, sich im inter-
nationalen Wettbewerb zu behaupten und
unterstützen den Wissenstransfer. Neue
Wege beschreiten Hochschulen, wissen-
schaftliche Einrichtungen, Unternehmen,
Kommunen und Länder. Sie fördern Bran-
chenschwerpunkte oder Willkommensser-
vices, um Spitzenforscher, Studenten und
Fachkräfte zu gewinnen und auf diese Wei-
se ländliche Wissensstandorte zu sichern.
Wie das funktionieren könnte, zeigen die
Preisträger in der Kategorie Wissenschaft:
RETHINK, eine groß angelegte Fallstudie,
bringt europäische Wissenschaftler zusam-
men, um anhand von Best-Practice-Bei-
spielen nachhaltige Agrartrends aufzuspü-
ren. Das Forschungsprojekt „Kultivierung
von Torfmoos“ könnte Bauern durch den
Anbau von Moosen, die für die Herstellung
einer umweltfreundlichen Pflanzenerde
genutzt werden, neue Einkommensquel-
len erschließen. Ein weiterer Sieger, das
Projekt „Smart Villages“, erforscht anhand
eines Modelldorfes, wie sich die Zukunft
schrumpfender Landgemeinden mithilfe
von modernsten Informations- und Kom-
munikationstechniken sichern lässt.
58
Kategorie: Wissenschaft
Wie können Landwirte ihre Biogasanlagen
wirtschaftlicher betreiben? Nur etwa 40 Pro-
zent des verbrannten Gases wird in Strom
umgewandelt, der Großteil der Energie fällt
als Abwärme an – doch im ländlichen Raum
fehlen oft die Abnehmer dafür. Abhilfe
könnte die Idee der Forscher von der Gieße-
ner Justus-Liebig-Universität schaffen. Die
Algen-Biogas-Konzept
Professur für Abfall- und Ressourcenmanagement
der Universität Gießen Heinrich-Buff-Ring 26c
35392 Gießen www.algenland.de
Mit CO2 und Abwärme aus Biogasanlagen züchten Forscher Algen – als Rohstoff für Kosmetik oder Biodiesel
GRÜNES GOLD
Wissenschaftler testen, wie die Abwärme
genutzt werden kann, um das Wachstum
von Bioanlagen anzukurbeln. Das „grüne
Gold“ ist als Rohstoff in Kosmetik, Pharma-
zie und Chemie einsetzbar oder lässt sich zu
Biodiesel weiterverarbeiten. Die Algen spei-
chern zudem Kohlendioxid – und verbessern
so die Klimabilanz der Anlagen.
59
Kategorie: Wissenschaft
CLAAS – Telekom: Industrie 4.0 in der Landwirtschaft CLAAS/Deutsche Telekom Münsterstraße 33 33428 Harsewinkel www.claas.com
Mobilfunk- und Sensortechnik erleichtert Landwirten die Arbeit
MÄHDRESCHER AN TRAKTOR: BITTE KOMMEN
Landmaschinen, die miteinander „spre-
chen“? Das klingt nach Zukunftsmusik,
ist aber im Rahmen von „Farming 4.0“,
einem Pilotprojekt der Deutschen Telekom
und dem Landmaschinenhersteller CLAAS,
im sachsen-an-haltischen Hinsdorf bereits
Realität: Wenn ein Mähdrescher erkennt,
dass sein Korntank voll ist, meldet er
dies automatisch. Traktor und Anhänger
stehen rechtzeitig zur Korntankentleerung
bereit. So werden Wartezeiten vermieden,
Arbeitsabläufe optimiert und Mitarbei-
ter von unnötigem Stress entlastet. Die
Maschinen sind mit Sensoren ausgestattet,
die über Mobilfunk im Sekundentakt Daten
versenden und den Fahrern in Echtzeit
Informationen zum Erntestand übermitteln.
Hightech revolutioniert die Feldarbeit: Vom
Einzelspieler zum Teamplayer.
60
Kategorie: Wissenschaft
Der Preiskampf in der Bierbranche setzt ge-
rade kleine und mittelständische Brauerei-
en im ländlichen Raum unter Druck. Umso
willkommener sind Ideen, um Energiekos-
ten zu sparen. Ein neues Verfahren, das
die Technische Universität München und
das Fraunhofer UMSICHT – Institutsteil
Sulzbach-Rosenberg unter anderem mit
der Brauerei „Weisses Bräuhaus“ aktuell
Demonstrationsanlage zur Verbrennung und
Vergärung von Trebern
Technische Universität München, Lehrstuhl für Rohstoff- und
Energietechnologie Petersgasse 18
94315 Straubing www.rohstofftechnologie.de
entwickeln, könnte zukunftsweisend sein:
Mit dem Verfahren wären Biertreber – aus-
gelaugte Malzrückstände aus dem Braupro-
zess – direkt vor Ort in eigenen Biomasse-
heizwerken für die Wärmegewinnung der
Brauerei nutzbar. Ein Mehrwert nicht nur
für die Unternehmen, sondern auch für
Umwelt und Klima.
Optimierte energetische Nutzung von Biertreber durch die Kombination biologischer, mechanischer und thermischer Verfahren
ENERGIE AUS BIERRÜCKSTÄNDEN
61
Kategorie: Wissenschaft
Forschungsprojekt „Kultivierung von Torfmoos“ Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald – Institut für Botanik und Landschaftsökologie Soldmannstraße 15 17487 Greifswald www.torfmooskultivierung.de
Wissenschaftler gewinnen aus Moos Substrate für den Gartenbau und wollen so einen neuen landwirtschaftlichen Zweig aufbauen
MOOS STATT TORF
Rund neun Millionen Kubikmeter Torf
verbrauchen die Deutschen jährlich, meist
ohne es zu wissen. Denn Torf ist ein ideales
Substrat für den Anbau von Gemüse und
Zierpflanzen. Die Kehrseite: Der Abbau
von Torf schädigt Umwelt und Klima. In
Deutschland sind nur noch 5 Prozent der
natürlichen Moorlandschaften intakt, vor
allem aufgrund der Entwässerung für die
Landwirtschaft. Wissenschaftler der Uni-
versität Greifswald haben daher ein Verfah-
ren entwickelt, mit dem man Moose hierzu-
lande als Alternative zum Torf kultivieren
kann. Bauen Landwirte Torfmoose an,
werden degradierte Hochmoore nachhaltig
genutzt und dauerhafte Einkommensquel-
len erschlossen.
62
Kategorie: Wissenschaft
In Grieth am Niederrhein fahren nur noch
selten Busse, viele historische Fischerhäus-
chen stehen leer. Wie sich solchen Orten
neues Leben einhauchen lässt, untersucht
ein Forscherteam der Hochschule Rhein-
Waal im Projekt „Smart Villages“: Vor Ort
entwickelt es gemeinsam mit den Bewoh-
nern Zukunftsideen. Im „Smart Village“
Forschungsprojekt „Smart Villages“
Hochschule Rhein-Waal
Marie-Curie-Straße 1 47533 Kleve
www.hochschule-rhein-waal.de
gewinnen die Einwohner beispielsweise im
Internet Finanziers für ihren gemeinschaft-
lichen Dorfladen. Flugdrohnen helfen den
Landwirten beim Ackerbau. Und Mitglieder
einer generationsübergreifenden Bürgerge-
nossenschaft stehen anderen Dorfbewoh-
nern zur Seite und bekommen dafür später
selbst Unterstützung.
Studenten machen ein Dorf zu ihrem Feldlabor und erforschen, wie sterbende Orte ihre Zukunft sichern können
DIE DORFRETTER
63
Kategorie: Wissenschaft
GPS-Weidemanagement system Institut für Landtechnik und Tierhaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft Vöttinger Straße 36 85354 Freising www.lfl.bayern.de/ilt
Ein Ortungssystem für Tiere erleichtert Hirten die Arbeit und sichert so die Bewirtschaftung von Almen
KÜHE HÜTEN PER SMARTPHONE
Das Handy gibt Alarm: Eine Kuh hat sich
von der Alm zu weit entfernt oder verlau-
fen. Um das zu bemerken, müssen Hirten
regelmäßig die Herde kontrollieren. Ist ein
Tier verschwunden, heißt es suchen. Das
kostet Zeit. Das „GPS-Weidemanagement-
system“, das die Bayerische Landesanstalt
für Landwirtschaft in Freising für Smart-
phones zusammen mit der Industrie entwi-
ckelt, soll Hirten die Arbeit erleichtern und
damit die Zukunft der Almbewirtschaftung
sichern: Jede Kuh bekommt einen Sender
und ist damit sofort zu orten. Doch damit
nicht genug: Künftig soll das System auch
Hinweise auf Über- oder Unterbeweidung
geben oder melden, wann Tiere in Gefahr,
krank oder paarungsbereit sind.
64
Kategorie: Wissenschaft
Er ist ein Fliegengewicht, kann aber
schwerste Lasten schleppen: der KULAN,
ein elektrobetriebenes Leichtbaufahrzeug.
Geplant und gebaut wurde er im Rahmen
des Netzwerkprojekts „POLY-LAB.NET“,
an dem sich 14 Unternehmen und zwei
Forschungseinrichtungen aus Sachsen
beteiligt haben. Das Ziel: ein Nutzfahrzeug
KULAN – Das Leichtbaufahrzeug
POLY-LAB.NET Reichenhainer Straße 88
09126 Chemnitz www.poly-lab.net
für die Landwirtschaft der Zukunft zu ent-
werfen, das leistungsfähig ist, aber Umwelt
und Ressourcen schont. Noch läuft die
Entwicklung, trotzdem nutzt der KULAN
schon jetzt der ländlichen Region der Ober-
lausitz: Von der Kooperation profitieren
hier Wirtschaft, Fachkräftenachwuchs und
Forschung.
14 Firmen und zwei Forschungsinstitute entwickeln ein elektro-betriebenes Nutzfahrzeug für ländliche Räume
LEICHTER LASTESEL
65
Kategorie: Wissenschaft
Optimierte Biokohle aus agrarischen Reststoffen Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB) e. V. Max-Eyth-Allee 100 14469 Potsdam www.atb-potsdam.de
Forscher entwickeln ein Verfahren, um Felder mit verkohlten Gärresten aus der Biogasherstellung zu düngen
WENN BIOKOHLE DEN ACKER FRUCHTBAR MACHT
Intensive Landwirtschaft laugt Ackerböden
aus. Im Leibniz-Institut für Agrartechnik
Potsdam-Bornim e.V. erforschen Wissen-
schaftler deshalb, wie sich Biokohle als
nachhaltiger Dünger einsetzen lässt, um
an ertragsschwachen Standorten bessere
Ernten zu erhalten. Die Idee: Wenn aus
Mais oder Getreidestroh Biogas produziert
wird, bleiben Gärreste übrig. Aus ihnen
wird Biokohle hergestellt, die dem Boden
wichtigen Kohlenstoff zuführt. Das che-
mische Element ist zudem fest im Dünger
gebunden und kann auf diese Weise nicht
in Form von Treibhausgasen in die Atmos-
phäre entweichen – ein Plus fürs Klima.
66
Kategorie: Wissenschaft
Bioenergie ist umstritten – vor allem, weil
sie in Konkurrenz zur Nahrungsmittelpro-
duktion steht. Kasseler Wissenschaftler
sind jedoch einer umweltfreundlichen
Alternative auf der Spur: Sie erforschen
die Nutzung von Gras und Laub. Bislang
ließen sich diese nicht als Brennstoff
nutzen. Doch mit einer Art Waschverfahren
haben die Forscher es nun geschafft,
PROGRASS – Bioenergie aus Grünabfällen
Universität Kassel,
Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe
Steinstraße 19 37213 Witzenhausen
www.uni-kassel.de/agrar/gnr
Pflanzenreste in brauchbare Brennstoffe
umzuwandeln. Schon bald könnten Land-
wirte und Kommunen aus Grünabfällen
wertvolle Brennstoffe herzustellen. Die
Bioenergie schont das Klima und trägt dazu
bei, die Bewirtschaftung von Grünflächen
auf dem Land und in der Stadt aufrecht-
zuerhalten.
Forscher untersuchen, wie sich aus ländlichem und städtischem Grünschnitt umweltfreundliche Bioenergie erzeugen lässt
BRENNSTOFFE AUS GRÜNSCHNITT
67
Kategorie: Wissenschaft
RETHINK – Fallstudien für eine moderne Landwirtschaft Institut für Ländliche Strukturforschung (IfLS) an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Alfred-Delp-Straße 40 60599 Frankfurt/Main www.ifls.de
Eine groß angelegte Studie bringt europäische Wissenschaftler an einen Tisch – für mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft
EUROPAS LANDWIRTE UNTER DER LUPE
Welche Strategien machen ländliche Regi-
onen in Europa krisensicher? Was können
deutsche Bauern von schwedischen, spa-
nischen oder irischen Landwirten lernen?
Wissenschaftler der Goethe-Universität in
Frankfurt am Main wagen mit RETHINK
den Blick über den Tellerrand: Gemein-
sam mit Projektpartnern aus anderen
europäischen Ländern erforschen sie,
wie moderne Landwirtschaft in Europa
künftig nachhaltiger gestaltet werden kann.
Anhand von 14 Best-Practice-Beispielen
wollen die Forscher mögliche Agrartrends
aufspüren. Die Ergebnisse der internati-
onalen Vergleichsstudie fließen direkt in
EU-Förderprogramme ein.
68
Kategorie: Wissenschaft
Autos liefern automatisch Pakete aus
oder fahren Senioren zum Arzt: Könnte
so in Zukunft unser Leben auf dem Land
aussehen? Im Forschungsprojekt „Smart
Rural Areas“ des Fraunhofer-Instituts für
Experimentelles Software Engineering ar-
beiten Wissenschaftler und Unternehmen
an innovativen Konzepten für ein attrakti-
ves Leben auf dem Land von morgen. Die
Smart Rural Areas – Intelligente Tech-nologien für das Land von morgen
Fraunhofer-Institut für Experimentelles
Software Engineering (IESE) Fraunhofer-Platz 1
67663 Kaiserslautern www.iese.fraunhofer.de
Vernetzung von Software und Systemen
zu offenen Smart Ecosystems bildet die
entscheidende Grundlage, um Heraus-
forderungen in den Bereichen Mobilität,
Logistik, Medizin, Energie, Wohnen, Arbei-
ten, Lernen und Landwirtschaft zu bewälti-
gen. Die Westpfalz ist Modellregion für die
Initiative, die damit auch die Wirtschaft
vor Ort stärkt.
Wissenschaftler und Unternehmen forschen an intelligenten Technologien, die das Landleben leichter machen
VERNETZTE ZUKUNFT AUF DEM LAND
69
Kategorie: Wissenschaft
„SW-Agent“: Stadtwerke als Gestalter der Energiewende – modellbasierte Entwicklung neuer Geschäftsmodelle Technische Universität Berlin, Fachgebiet Energiesysteme sowie Universität Hohenheim, Lehrstuhl Innovationsökonomik Einsteinufer 25 (TA8) 10587 Berlin www.sw-agent.de
Mithilfe von Computersimulationen erforschen Wissenschaftler, wie Stadtwerke die Energiewende meistern
NEUE GESCHÄFTSMODELLE FÜR KOMMUNALE VERSORGER
Im ländlichen Raum ebenso wie in vielen
Großstädten spielen die Stadtwerke eine
wichtige Rolle als Arbeitgeber und Infra-
strukturbetreiber. Doch die Energiewende
setzt sie unter Druck: Der Preisverfall an
den Strombörsen brachte viele Stadtwerke
zuletzt in die roten Zahlen. Wie können
kommunale Versorger die Energiewende
trotzdem meistern? Eine Frage, auf die der
„SW-Agent“ von TU Berlin und Universität
Hohenheim Antworten finden soll: Anhand
computersimulierter Modell-Stadtwerke
analysieren die Forscher verschiedene
Szenarien und entwickeln neue Geschäfts-
modelle für kommunale Gas- und Strom-
anbieter.
70
Kategorie: Wissenschaft
Nach der Operation schnell wieder nach
Hause und trotzdem nicht auf fachärztliche
Betreuung verzichten? Das können Kunst-
herzpatienten der Schüchtermann-Klinik
in Bad Rothenfelde – dank Telemonitoring.
Wenn sie am Ergometer trainieren, haben
Mediziner Blutdruck, Pulsrhythmus oder
Herzfrequenz via Internet im Blick. Für
Telemonitoring für Kunstherzpatienten
Schüchtermann-Klinik
Ulmenallee 5-11 49214 Bad Rothenfelde
www.schuechtermann-klinik.de
Kranke, die nicht in der Nähe der Klinik
leben, eine Erleichterung: Ohne diese
Überwachung müssten sie zur Nachsorge
ins Krankenhaus kommen – oder gleich
dableiben. So bietet die Telemedizin nicht
nur Perspektiven für Herzkranke, sondern
gerade auch für die ländliche Gesundheits-
versorgung.
Mittels elektronisch übertragener Daten überwachen Mediziner die Nachsorge von Kranken aus der Ferne
STANDLEITUNG ZUM ARZT
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72
Kategorie: Umwelt
74
S. 74 LangenhagenArche-Region Flussland-schaft Elbe
S. 75 SchmöllnFischfreundliches Wehr aus Schmölln-Putzkau
S. 76 BerlinGrüner Bahnhof Horrem
S. 77 AugsburgIntelligente Straßenbe-leuchtung „Bewegtes Licht“
S. 78 JühndeJühnde – Bioenergiedorf 2.0
S. 79 RendsburgLandjugend Klimawald Schleswig-Holstein S. 80 StuttgartNetz-E-2-R: Anschlussmobilität für die Region Stuttgart
S. 81 SchlechingÖkomodell Achental – Bündnis für Nachhaltigkeit
S. 82 HamburgRegionale B.A.U.M. Zukunftsfonds – Genos-senschaften für Energie-effizienz
S. 83 RendsburgSmartRegion Pellworm
S. 84 CavertitzTreptitz – gemeinsam für nachhaltige Infrastruktu-ren im ländlichen Raum
S. 85 HolzmindenUmbau statt Zuwachs – Baulücken- und Leer-standskataster
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81
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73
Kategorie: Umwelt
Ob Wattenmeer oder Elbsandsteinge-
birge: Deutschlands Natur ist einzigartig.
Unzählige Tier- und Pflanzenarten sind hier
beheimatet. Im Laufe der Jahrhunderte
entstanden viele Landschaften auch durch
Menschenhand, so etwa Almen, Marschen
oder Heiden. Heute sind Biosphärenreser-
vate und Naturschutzgebiete gleicherma-
ßen Lebensraum von Flora und Fauna wie
Anziehungspunkte für Naturliebhaber und
Touristen. Ländliche Kommunen stehen
mehr denn je vor der Herausforderung,
diese Kulturlandschaften zu bewahren und
gleichzeitig den dringend nötigen Struk-
turwandel in ihrer Region zu vollziehen.
Hilfreich sind innovative Umweltschutz-
technologien, die ländliche Versorgungs-
strukturen fit für die Zukunft machen. Neue
ökologische Anbauverfahren tragen zudem
dazu bei, die biologische Vielfalt und die
natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden,
Wasser und Luft zu erhalten.
Im Projekt „Ökomodell Achental“, einer
der „Ausgezeichneten Orte“ der Kategorie
Umwelt, setzen neun Gemeinden bei der
touristischen und landwirtschaftlichen Ent-
wicklung ihrer Region auf Nachhaltigkeit,
um die Natur zu schützen und Arbeitsplät-
ze zu sichern. Mit dem „Grünen Bahnhof
Horrem“, einem weiteren Preisträger,
entsteht durch den Einsatz modernster
Umwelttechnologien Deutschlands erste
kohlendioxidneutrale Zugstation. Für das
Preisträgerprojekt „Treptitz - gemeinsam für
nachhaltige Infrastrukturen im ländlichen
Raum“ taten sich die Bürger zusammen,
um die Abwasser- und Energieinfrastruktur
ihres Ortes zukunftsfähig zu machen. Seit-
dem schonen neue Fernwärmeleitungen,
die die Haushalte mit einer Biogasanlage
verbinden, die Umwelt und die Haushalts-
kasse der Bürger.
Preisträger 2014
K A T E G O R I E U M W E L T
74
Kategorie: Umwelt
Ob Schweine mit roten Borsten, kunter-
bunte Mistkratzerhühner oder Kühe mit
schneeweißem Fell – viele alte Bauern-
hoftiere werden wieder in der niedersäch-
sischen Arche-Region Flusslandschaft
Elbe gehalten und gezüchtet. Hier weidet
die Hälfte der vom Aussterben bedroh-
ten Haustierrassen unter freiem Himmel.
Arche-Region Flusslandschaft Elbe
Am Markt 5
19273 Neuhaus www.arche-region-elbe.de
Das nutzt auch Spatz, Grille oder Gras-
frosch, denn die Weidehaltung fördert den
Artenreichtum in der von Agrarindustrie
geprägten Landschaft. Die 16 zertifizierten
Arche-Höfe bieten Menschen, die in der
strukturschwachen Region leben, Arbeit.
Hofläden, Feste und Führungen ziehen
immer mehr Touristen an.
Eine Region züchtet bedrohte Nutztiere und gibt auf diese Weise Leben und Arbeiten auf dem Land neue Impulse
NEUES ZUHAUSE FÜR ALTE NUTZTIERRASSEN
75
Kategorie: Umwelt
Fischen die Auf- und Abwanderung in
einem Bach ermöglichen und gleichzeitig
Strom erzeugen: Um beides unter einen
Hut zu bringen, hat der Ingenieur Klaus
Petrasch zusammen mit der Käppler &
Pausch GmbH ein neues Wehr entwickelt.
In einem Wirbelbecken wird das strömende
Wasser mit einer Turbine so abgebremst,
Fischfreundliches Wehr aus Schmölln-Putzkau ecoligent Tröbigauer Straße 1a 01877 Schmölln-Putzkau www.ecoligent.com
Eine neuartige Fischwanderhilfe schützt Fische bei der Wanderung durch Bäche und erzeugt zugleich Energie
GEFAHRLOS AUF GROSSE REISE GEHEN
dass die Tiere gefahrlos durch die großen
Schaufelräder auf- und absteigen können.
Die Pilotanlage im sächsischen Dorf Groß-
harthau macht den zusätzlichen Bau einer
teuren Fischtreppe überflüssig und liefert
Strom für zehn Haushalte – ein Beitrag
zur wohnortnahen Energieerzeugung im
ländlichen Raum.
76
Kategorie: Umwelt
Photovoltaik auf dem Dach, mit Erdwärme
beheizte Räume und Regenwasser, das als
Brauchwasser aufgefangen wird – zwei Zie-
le verfolgte die Deutsche Bahn beim Bau
des „Grünen Bahnhofs“ im Kerpener Orts-
teil Horrem: Die Zugstation im Rheinland
sollte gleichermaßen klima- und kunden-
freundlich sein. Das Gebäudekonzept setzt
Grüner Bahnhof Horrem
Deutsche Bahn AG Europaplatz 1 10557 Berlin
www.deutschebahn.com
deshalb auf energieeffiziente Umwelttech-
nologien, regionale Materialien – und viel
Tageslicht: Das spart Strom, schont natür-
liche Ressourcen und macht das Gebäude
hell und übersichtlich. Mit Park-and-Ride-
System, Fahrrad- und Busstation wird der
Bahnhof zur Mobilitätsdrehscheibe.
Aus einer regionalen Zugstation wird dank energieeffizienter Umwelttechnologie Europas erster CO
2-neutraler Bahnhof
BAHN FREI FÜR DEN KLIMASCHUTZ
77
Kategorie: Umwelt
Kaum genutzte Wege auf dem Land nachts
durchweg zu beleuchten, beschert Kom-
munen hohen Energieverbrauch und hohe
Kosten. Das Dauerlicht kann Anwohner
zudem um ihren Nachtschlaf bringen. Der
Energieversorger Lechwerke hat zusam-
men mit Leipziger Leuchten GmbH in
Pilotprojekten in den bayerischen Orten
Königsbrunn und Friedberg an einem Rad-
und Fußweg LED-Systeme installiert. Ein
Sensor registriert herannahende Personen,
schaltet die gedimmte Leuchte heller und
gibt das Signal an die nächste Lampe wei-
ter. Nach einer programmierten Zeit ver-
dunkeln sich die Laternen wieder. Ergebnis:
Sichere Wege im ländlichen Raum bei bis
zu 70 Prozent weniger Stromverbrauch.
Intelligente Straßenbeleuchtung „Bewegtes Licht“ Lechwerke AG Schaezlerstraße 3 86150 Augsburg www.lew.de
Gedimmte Lampen, die nur beim Vorbeigehen und -fahren hell leuchten, helfen Kommunen, Strom zu sparen
DIE STRASSENBELEUCHTUNG, DIE RADLER BEGLEITET
78
Kategorie: Umwelt
Das Dorf Jühnde in Südniedersachsen ist
ein Vorreiter der Energiewende: Als erste
Gemeinde in Deutschland erzeugt es seit
dem Jahr 2005 Strom und Wärme selbst
– ausschließlich aus erneuerbaren Quellen
wie Getreide oder Gülle. Inzwischen pro-
duzieren die Jühnder sogar mehr Energie,
als der Ort benötigt. Diese Überschüsse
wollen sie für den Betrieb von Elektroau-
Jühnde – Bioenergiedorf 2.0
Bioenergiedorf Jühnde eG Koppelweg 1
37127 Jühnde www.bioenergiedorf.de
tos nutzen – und damit auch Pioniere der
umweltfreundlichen Mobilität werden.
Dazu wurden Ladesäulen und ein E-Car-
SharingModell installiert. Geplant ist auch
ein Kompetenzzentrum, in dem sich Firmen
präsentieren und Besucher über regenera-
tive Energien und E-Mobilität informieren
können.
Schritt für Schritt macht sich eine ländliche Gemeinde unabhängig von fossilen Energieträgern
EIN DORF VOLLER ENERGIE
79
Kategorie: Umwelt
Der Countdown läuft: Bis Mitte Novem-
ber 2014 wollen rund 6.000 Jugendliche
aus verschiedenen Ortsgruppen des
Landjugendverbands Schleswig-Holstein
genug Geld zusammenbekommen, um
gemeinsam 10.000 Quadratmeter Wald
im Kreis Dithmarschen anzupflanzen. Mit
ihrer Aktion unterstützen sie die Stiftung
Landjugend Klimawald Schleswig-Holstein Landjugendverband Schleswig-Holstein e. V. Grüner Kamp 19-21 24768 Rendsburg www.landjugend-sh.de
Jugendliche sammeln Spenden, um 10.000 Quadratmeter neuen Wald anzupflanzen
GEMEINSAM ZUKUNFT PFLANZEN
Klimawald. Die Idee: Bürger werden zu
„Waldbesitzern“ in ihrer Region, damit
Bäume gepflanzt werden können, die dem
Klimaschutz zugute kommen. Mit der
Aktion sensibilisiert der Verband zudem
die Jugend auf dem Land für den Wert der
heimatlichen Natur.
80
Kategorie: Umwelt
Der Bus zu selten, der Fußmarsch zu weit
– selbst für umweltbewusste Berufspendler
ist das Auto auf dem Land oft die einzige
Möglichkeit, um zur nächsten Bahnstation
zu gelangen. Die „Nachhaltig mobile
Region Stuttgart“ (NAMOREG) bietet eine
Lösung, und zwar mit E-Bike-Stationen an
zahlreichen Bahnhöfen der Region. Der
Clou: Zu einem günstigen Tarif können
NETZ-E-2-R: Anschlussmobilität für
die Region Stuttgart
NAMOREG – Nachhaltig mobile Region Stuttgart
Wilhelmsplatz 11 70178 Stuttgart
www.nachhaltig-mobile- region-stuttgart.de
die Elektrofahrräder nach der Arbeit mit
nach Hause genommen und am nächsten
Morgen zurückgebracht werden. Dank Ver-
netzung der verschiedenen Verleihstationen
können die Räder an unterschiedlichen
Orten eingecheckt werden – das macht
sie auch für Freizeitnutzer attraktiv. So
wird Mobilität auf dem Land einfacher und
umweltfreundlicher.
Ein neues Verleihsystem für E-Bikes bringt Berufspendler flexibel und umweltfreundlich auf Touren
MIT DEM ELEKTROFAHRRAD SAUBER ÜBERS LAND
81
Kategorie: Umwelt
Wiesen, Moore, unverbaute Berghänge:
Schon früh erkannten die Menschen im
bayerischen Achental das Kapital ihrer
Region, die intakte Natur. Diese touristisch
und landwirtschaftlich zu nutzen, ohne
sie zu zerstören – das war die Vision von
neun Gemeinden, die vor 15 Jahren den
Verein Ökomodell Achental gründeten. Ob
Ökomodell Achental – Bündnis für Nachhaltigkeit Ökomodell Achental e. V. Kirchplatz 1 83259 Schleching www.oekomodell.de
Neun Gemeinden treiben gemeinsam die nachhaltige Entwicklung ihrer ländlichen Region voran
EIN TAL ALS BIO-PIONIER
kohlendioxidneutrale Wärmeversorgung
durch ein gemeinsam genutztes Holzkraft-
werk, Streuobstwiesen zur Bio-Most- und
Marmeladenproduktion oder zusammen
entwickelte touristische Angebote – das Tal
setzt strikt auf Nachhaltigkeit und sichert
so Natur und Arbeitsplätze gleichermaßen.
82
Kategorie: Umwelt
Auf grüne Energien zu setzen, ist wichtig.
Aber reicht das? Nein, sagt der Bundes-
deutsche Arbeitskreis für Umweltbewuss-
tes Management (B.A.U.M.) und macht
Energiesparen in Städten und Landkreisen
zum Thema. Die Idee: Regionale Ener-
gieeffizienzgenossenschaften sammeln
private Gelder, mit denen Energieeffizienz-
projekte vor Ort umgesetzt werden – für
Regionale B.A.U.M. Zukunftsfonds – Genossenschaften für Energieeffizienz
Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management
(B.A.U.M.) e. V. Osterstraße 58
20259 Hamburg www.baumev.de
Unternehmen, kommunale Einrichtungen
oder Privathaushalte. Das Konzept fördert
das grüne Wirtschaftswachstum, schafft
neue Arbeitsplätze, reduziert Energiekosten
sowie CO2-Emissionen. Und beflügelt die
Energiewende in der Region.
Energieeffizienzgenossenschaften bringen Städte und Landkreise auf Energiesparkurs – und helfen auf diese Weise der Umwelt
AUF NACH ENERGIEEFFIZIENZLAND!
83
Kategorie: Umwelt
Die Besonderheit auf Pellworm ist nicht der
rot-weiße Leuchtturm, sondern ein Hybrid-
kraftwerk, bestehend aus einer Windkraft-
anlage und einem Photovoltaikfeld. Schon
heute produziert es gemeinsam mit weite-
ren Erzeugungsanlagen auf der Insel mehr
Strom als die knapp 1.100 Einwohner der
Insel benötigen. Damit solche Überschüsse
SmartRegion Pellworm Schleswig-Holstein Netz AG Kieler Straße 47 24768 Rendsburg www.smartregion-pellworm.de
Das erste intelligente Stromnetz ermöglicht es, erneuerbare Energie dort zu nutzen, wo sie erzeugt wird – vor Ort
GRÜNER STROM FÜR DIE INSEL
vor Ort genutzt werden können, hat die
Schleswig-Holstein Netz AG unter anderem
gemeinsam mit dem E.ON Forschungs-
verbund ein intelligentes Stromnetz mit
umfangreichen Speichertechnologien
entwickelt. In Zukunft wird die überschüs-
sige Energie in leistungsfähigen Batterien,
Heizungen oder Elektroautos gespeichert.
84
Kategorie: Umwelt
Die Kläranlage im sächsischen Treptitz
(Cavertitz) hat ihre besondere Geschichte:
Gebaut haben sie die 140 Dorfbewohner
gemeinsam. Bis 2015 müssen alle länd-
lichen Klärwerke auf dem neusten Stand
sein – so will es die EU. Viele Grundstücks-
besitzer bringt das in finanzielle Bedräng-
nis. Das Werk der Treptitzer aber spart
Kosten für alle. Als die neuen Abwasserka-
Treptitz – gemeinsam für nachhaltige Infrastrukturen im ländlichen Raum
Verein zum ökologischen
Gewässerschutz Treptitz e. V. Heidestraße 10 04758 Cavertitz www.treptitz.de
näle verlegt wurden, installierte man eine
Fernwärmeleitung gleich mit: Darüber sind
die Haushalte nun an eine Biogasanlage
angeschlossen und sparen rund 130.000
Liter Heizöl jährlich. Nicht nur günstiger
ist das Leben im Dorf geworden – sondern
auch attraktiver für heutige und künftige
Bewohner.
Bürger eines Dorfes machen ihre Abwasser- und Energieinfrastruktur mit vereinten Kräften reif für die Zukunft
KLARE SACHE
85
Kategorie: Umwelt
Eine einstige Metzgerei zum Wohnhaus
umgestalten oder ein Gasthaus auf dem
leeren Grundstück in der Dorfmitte bauen:
Gemeinden im niedersächsischen Weser-
bergland haben mithilfe des Landesamts
für Geoinformation und Landentwicklung
Niedersachsen (LGLN) eine webbasier-
te Datenbank entwickelt, die sie bei der
Planung in Regionen mit starkem Be-
völkerungsrückgang unterstützt. Daten
Umbau statt Zuwachs – Baulücken- und Leerstandskataster Landkreis Holzminden Bürgermeister-Schrader-Straße 24 37603 Holzminden www.rek-weserbergland.de
Mit einer Internetplattform erhalten Gemeinden Überblick über Leerstand und Baulücken – Planungsgrundlagen inklusive
DIE DATENBANK FÜR ORTSPLANER
zu Leerständen, Baulücken sowie zur
Altersstruktur pflegen die Gemeinden unter
Berücksichtigung des Datenschutzes in
das Kataster ein. Sie erhalten Karten, die
kritische Ausmaße von Leerstand oder
Überalterung für die Verwaltungen sichtbar
machen. Auf dieser Basis können sie Ent-
wicklungsprojekte anstoßen und Ortskerne
durch Um- oder Rückbau lebenswerter
machen.
86
Kategorie: Bildung
S. 88 Blomberg„Aubikom“ – Blomberger Kooperation für mehr Ausbildungskompetenz
S. 89 AllendorfAusbildungszentrum für Zerspanungstechnik – Karriere auf dem Land
S. 90 MelsungenB. Braun Kinder- und Jugendwochen „Forschung braucht Nachwuchs“ S. 91 MainzBildungsprojekt „Werde WELTfairÄnderer“
S. 92 Hoppstädten- WeiersbachElektromobilitätszentrum Birkenfeld
S. 93 PotsdamGemüseAckerdemie
S. 94 Halle (Saale)Klasse Allgemeinmedizin – Mentoren für angehende Landärzte
S. 95 BerlinNatuRaum – das innova- tive TechLabor vom Land
S. 96 Bremerhaven Netzwerk SWW: Job-perspektiven für die Region Unterweser
S. 97 Thierhaupten Schule der Dorf- und Land entwicklung Thierhaupten
S. 98 Frankfurt a.M.Workshops „Schüler entdecken Design“
S. 99 Altenkirchen Pädagogikkonzept „Leben-diges Lernen vom Land“
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Kategorie: Bildung
Regionale Schulgemeinschaften, mobile
Dorflehrer und Bürgeruniversitäten: Bildung
auf dem Land hat viele Gesichter. Denn die
meisten Kommunen haben längst erkannt,
dass sie umdenken müssen, wenn sie Jung
und Alt weiterhin den Zugang zu Bildung
ermöglichen wollen. Bis 2020 wird es laut
Statistischem Bundesamt rund 12 Prozent
weniger Sechs bis 15-Jährige als 2009 ge-
ben.2 Die Folge: Vor allem Schulen in dünn
besiedelten Regionen müssen schließen.
Lokale Bündnisse für Bildung sind ein Weg,
um diese Entwicklung zu stoppen. Viel-
versprechende Chancen liefern naturnahe
Bildungsthemen. So führen beispielsweise
Landwirte in Kooperation mit Schulen Kin-
der und Jugendliche an Themenbereiche
wie Ackerbau oder Umweltschutz heran
– und nutzen ihre Bildungsallianzen, um
potenziellen Nachwuchs für ihre Branche
zu begeistern.
Schon heute werden ländliche Gegenden
zu Experimentierräumen für neue Bildungs-
konzepte. Das beweisen die zwölf „Aus-
gezeichneten Orte“ der Kategorie Bildung.
Einer der Sieger, das Projekt „Lebendiges
Lernen vom Land“, bildet Landwirte zu
Bauernhofpädagogen aus, die bei Schülern
das Bewusstsein für die Bedeutung der
Landwirtschaft und das Interesse an Ag-
rarberufen wecken. Im „NatuRaum“ lernen
Kinder, wie die Natur als Ideengeber für
erfolgreiche Erfindungen dienen kann. Das
Preisträgerprojekt „Klasse Allgemeinmedi-
zin“ vermittelt Medizinstudenten Landärzte
als Mentoren, um sie für die Arbeit des
Allgemeinmediziners zu interessieren.
Für Fachkräftenachschub sorgt auch ein
Implantate-Hersteller – mit einem eigenen
Ausbildungszentrum auf dem Land.
Preisträger 2014
K A T E G O R I E B I L D U N G
88
Kategorie: Bildung
Statt über die mangelnde Ausbildungsrei-
fe Jugendlicher zu klagen, engagiert sich
Phoenix Contact aus dem lippischen Blom-
berg im Projekt „Aubikom“. In das Förder-
programm nehmen das mittelständische
Elektrotechnikunternehmen und die örtliche
Hauptschule jährlich 15 Zehntklässler auf,
die dem Einstellungstest für Ausbildungs-
„Aubikom“ – Blomberger Kooperation für mehr
Ausbildungskompetenz
Phoenix Contact GmbH & Co. KG Flachsmarktstraße 8
32825 Blomberg www.phoenixcontact.com
plätze nicht gewachsen sind. Ausbilder und
Lehrer frischen nicht nur die Kenntnisse der
Schüler in Deutsch, Mathematik und Physik
auf, sondern vermitteln ihnen auch soziale
Kompetenzen. Die Region profitiert, weil
mehr junge Menschen fit für das Berufsle-
ben im ländlichen Raum rund um Blomberg
gemacht werden.
Mit außerschulischem Förderunterricht bereitet ein Unternehmen Hauptschüler aufs Berufsleben in der Region vor
SPRUNGBRETT IN DEN ARBEITSMARKT
89
Kategorie: Bildung
Die besten Zerspanungsmechaniker kom-
men vom Land – davon ist die Firma König-
see Implantate überzeugt. Die Fachkräfte
stammen zum größten Teil aus dem Dorf
des Unternehmenssitzes sowie den Nach-
barorten. Das Besondere: Weil die beste-
henden Kooperationen zu Ausbildungspart-
nern keinen Bestand mehr hatten, gründete
Ausbildungszentrum für Zerspanungstechnik – Karriere auf dem Land Königsee Implantate GmbH Am Sand 4 07426 Allendorf OT Aschau nach Allen www.koenigsee-implantate.de
Ein Implantate-Hersteller gründet auf dem Land sein eigenes Ausbildungs zentrum für Zerspanungstechnik
NACHWUCHS AUS DEM NACHBARDORF
die Königsee Implantate in den Räumen
eines ehemaligen Ferienwohnheims eine
eigene Fachwerkstatt für ihre Auszubilden-
den. Mit Erfolg: Im Ranking der ostthüringi-
schen Industrie- und Handelskammer sind
die Azubis ganz vorne mit dabei. Und der
Fachkräftenachschub ist gesichert.
90
Kategorie: Bildung
Spannende Praxis statt nüchterne Theorie:
Um den Nachwuchs für Naturwissen-
schaften und Technik zu begeistern, lädt
der hessische Medizintechnikhersteller
B.Braun seit 2008 Kinder und Jugendliche
aus der Region Melsungen zu 14-tägi-
gen Forscherwochen ein. In Workshops
erleben Kindergarten- und Schulkinder die
B. Braun Kinder- und Jugendwochen „Forschung
braucht Nachwuchs“
B. Braun Melsungen AG Carl-Braun-Straße 1
34212 Melsungen www.bbraun.de
Welt der Wissenschaft gemeinsam mit
Experten, experimentieren zum Beispiel
mit Solarenergie oder gehen dem Thema
Recycling auf den Grund. Eine Initiative,
bei der Unternehmen, Schulen und Kinder-
gärten kooperieren – für mehr Bildung und
gegen Fachkräftemangel außerhalb der
Metropolen.
Jährliche Forschungswochen machen Kindern und Jugendlichen Lust aufs Experimentieren und Entdecken
FORSCHERGEIST FRÜHZEITIG WECKEN
91
Kategorie: Bildung
Erst zogen die „WELTfairÄnderer“ von
Schulhof zu Schulhof in Mainz, nun
schlagen sie auch in ländlichen Regionen
ihre Zelte auf. Im Gepäck: Workshops für
Kinder zum Thema Nachhaltigkeit. Welche
Folgen hat mein Konsum für Menschen
in anderen Ländern? Was hat ein Apfel
aus regionalem Anbau mit Klimaschutz
Bildungsprojekt „Werde WELTfairÄnderer“ Bund der Deutschen Katholischen Jugend, Bischöfliches Jugendamt Mainz Am Fort Gonsenheim 54 55122 Mainz www.bdkj-mainz.de
Mit Spielen und Aktionen lernen Kinder und Jugendliche in ländlichen Regionen nachhaltiges Handeln
WORKSHOPS FÜR WELTVERBESSERER
zu tun? Wie groß ist mein ökologischer
Fußabdruck? Ziel des Projekts, das die
Katholische Jugend und das Bischöfliche
Jugendamt Mainz seit 2010 organisieren,
ist es, Schülern spielerisch zu vermitteln,
wie sie selbst Umwelt und natürliche Res-
sourcen schützen können.
92
Kategorie: Bildung
Wie bleibt der ländliche Raum auch in
Zukunft nachhaltig in Bewegung? Für das
Elektromobilitätszentrum (EmobZ) Birken-
feld in Rheinland-Pfalz ist die Antwort klar
– durch die Förderung grüner Mobilitäts-
projekte in der Region. Dafür setzt das
EmobZ auf drei Säulen: Information der
Bevölkerung, Forschung und Entwick-
Elektromobilitätszentrum Birkenfeld
Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS), Hoch-
schule Trier – Umwelt-Campus Birkenfeld
Campusallee 9926 55768 Hoppstädten-Weiersbach
www.stoffstrom.org
lung sowie Beratung von Kommunen und
regionalen Unternehmen. So erfahren
beispielsweise Kfz-Betriebe und Schulklas-
sen, wie sich herkömmliche Fahrzeuge zu
Elektroautos umrüsten lassen. Die frühe
Einbindung aller Beteiligten soll die Akzep-
tanz für die grüne Mobilität fördern.
Ein Mobilitätszentrum begeistert Bevölkerung und Unternehmen für die Vorzüge umweltfreundlicher Fahrzeuge
VORFAHRT FÜR ELEKTROMOBILITÄT AUF DEM LAND
93
Kategorie: Bildung
Ein Schülerbesuch auf dem elterlichen
Bauernhof inspirierte den Wissenschaftler
Dr. Christoph Schmitz zur „GemüseAcker-
demie“: Das schulbegleitende Bildungs-
programm, das in Zusammenarbeit mit
Landwirten, ehrenamtlichen Mentoren
und Pädagogen in Berlin-Brandenburg
und Nordrhein-Westfalen durchgeführt
GemüseAckerdemie Ackerdemia e. V. Prager Straße 19 14482 Potsdam www.ackerdemia.de
Ein schulbegleitendes Bildungsprogramm vermittelt ganzheitliches Wissen über Landwirtschaft und gesunde Ernährung
ACKERN SCHAFFT WISSEN
wird, will junge Menschen für die Land-
wirtschaft begeistern. Schüler bauen in
kleinen Gruppen über 30 verschiedene Ge-
müsesorten an. Im „AckerSpiel“ können
sie ihr neues Wissen online testen. Das
Ziel: Kinder und Jugendliche entwickeln
ein Verständnis für natürliche Prozesse
und werden zu kritischen Verbrauchern.
VORFAHRT FÜR ELEKTROMOBILITÄT AUF DEM LAND
94
Kategorie: Bildung
In ländlichen Regionen praktizieren immer
weniger Hausärzte. Anlass für die Universi-
tät Halle-Wittenberg, ein neues Programm
für Medizinstudenten ins Leben zu rufen.
Das Besondere daran: Angehende Ärzte
bekommen schon zu Beginn ihres Studi-
ums einen Mentor an die Seite gestellt, der
als Allgemeinmediziner in einer ländlichen
Klasse Allgemeinmedizin – Mentoren für angehende
Landärzte
Medizinische Fakultät der Universität Halle-Wittenberg
Magdeburger Straße 8 06112 Halle (Saale)
www.medizin.uni-halle.de
Region praktiziert. Durch den Kontakt und
eine Hospitanz in dessen Praxis lernt der
Nachwuchs frühzeitig den Arbeitsalltag
kennen und profitiert von den Erfahrungen
des Älteren. Das Ziel dieser Förderung:
Mehr Junge für den vermeintlich unattrak-
tiven Beruf des Landarztes vorbereiten und
motivieren.
Landärzte begeistern als Mentoren Studierende für den Mediziner- alltag fernab der Städte
REZEPT GEGEN NACHWUCHSMANGEL
95
Kategorie: Bildung
Der Klettverschluss, der die Widerhaken
der Klette nachahmt. Schwimmflossen,
mit denen wir wie ein Fisch durchs Wasser
gleiten. Oder Fassadenfarben, von denen
der Schmutz wie bei einer Lotusblüte ab-
perlt. Für viele erfolgreiche Erfindungen hat
die Natur Modell gestanden. Wie man ihre
cleveren Ideen nutzen kann, um Innovati-
NatuRaum – das innovative TechLabor vom Land Biomimicry Germany e. V. Habelschwerdter Allee 17 14195 Berlin www.biomimicrygermany.org
Jugendliche aus Stadt und Land lernen, wie die Natur als Ideengeber für erfolgreiche Erfindungen dienen kann
KLETTE, FISCH, BLÜTE & CO. ALS VORBILD
onen zu entwickeln, zeigt das Schülerlern-
labor „NatuRaum“ des Vereins Biomimicry
Germany. In Workshops und Lesungen
lernen Jugendliche aus Berlin und Bran-
denburg, welche Schätze es in der Natur zu
entdecken gibt: Gemeinsam erforschen sie,
wie die Umwelt als Inspiration für kreative
Ideen dienen kann.
96
Kategorie: Bildung
Arbeitsplätze sind rar in den ländlichen,
strukturschwachen Räumen entlang der
Unterweser. Die Folge: Gut ausgebildete
junge Menschen wandern ab. Im Netz-
werk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft
ziehen deshalb Unternehmen, Schulen,
Kommunen und wissenschaftliche Einrich-
tungen an einem Strang, um Schülern und
Netzwerk SWW: Jobperspektiven für die
Region Unterweser
Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft
für die Region Unterweser e. V. Am Alten Hafen 118 27568 Bremerhaven
www.netzwerk-sww.de
Uniabsolventen den Berufseinstieg in der
Heimat zu erleichtern. Mit Schnupperta-
gen an der Hochschule, Berufsinfomessen
oder der Vermittlung von Arbeits- und
Ausbildungsplätzen fördert und bindet
das Netzwerk junge Fachkräfte an die Re-
gion – und erhöht so die Attraktivität des
gesamten Unterweserraumes.
Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft für die Region Unterweser e. V.
GEMEINSAM FÜR DEN KARRIERESTART IM GRÜNEN
97
Kategorie: Bildung
Ob Biogasanlage, Bücherei oder Boule-
Platz: Der Verein Schule der Dorf- und
Landentwicklung im bayerischen Thier-
haupten greift Bürgern und Politikern bei
großen und kleinen Planungsvorhaben
unter die Arme. Wie können die Men-
schen vor Ort motiviert werden, sich an
Projekten zu beteiligen? Wie lässt sich die
Schule der Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten Schule der Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten e. V. Klosterberg 8 86672 Thierhaupten www.sdl-inform.de
Mit praktischem Know-how unterstützt ein Verein Bürger dabei, die Zukunft ihrer Gemeinden selbst in die Hand zu nehmen
HANDWERKSZEUG FÜR DORFERNEUERER
Zusammenarbeit zwischen Kommunen
gestalten? Vielfältige Fragen, auf die ein
breit gefächertes Seminar-, Tagungs- und
Exkursionsprogramm Antworten gibt.
Praktisches Know-how vermitteln, Bürger
und Gemeinden vernetzen, das ist das Ziel
des Vereins. Damit ländliche Regionen
auch in Zukunft lebenswert bleiben.
98
Kategorie: Bildung
Warum sind Tassen rund und nicht eckig?
Wie kreiert man einen Stuhl? In den
bundesweiten Workshops der Stiftung
Deutsches Design Museum lernen Kinder
und Jugendliche das kleine Einmaleins der
Gestaltung. Dazu kommt die Stiftung mit
mobilen Workshops in ländliche Regionen.
Von namhaften Fachleuten erfahren Schü-
ler, wie viel Design in Alltagsgegenständen
Workshops „Schüler entdecken Design“
Stiftung Deutsches Design Museum
Friedrich-Ebert-Anlage 49 60327 Frankfurt
www.deutschesdesignmuseum.de
steckt. Dabei dürfen sie selbst Hand anle-
gen – vom Entwurf bis zum Bau eines Pro-
totypen. So erfahren sie in der Praxis, was
es heißt, kreativ zu sein. Die Workshops
stärken den Erfindergeist der Kinder und
fördern ihr ästhetisches Urteilsvermögen.
Bundesweite Workshops bringen Kindern Gestaltung nahe
DESIGNWORKSHOPS – ÜBERALL IN DEUTSCHLAND
99
In der Bevölkerung fehlt es oft an Ver-
ständnis für die Aufgaben der Land-
wirtschaft. Immer weniger Menschen
können die Arbeit der Landwirtschaft
wertschätzen. Hier setzt das Projekt der
Evangelischen Landjugendakademie im
rheinland-pfälzischen Altenkirchen an: Es
bildet Landwirtinnen und Landwirte in der
Bauernhofpädagogik aus und unterstützt
Pädagogikkonzept „Lebendiges Lernen vom Land“ Evangelische Landjugend- akademie Altenkirchen Dieperzbergweg 13-17 57610 Altenkirchen www.lja.de
Mit Bauernhofpädagogik begeistern Landwirtinnen und Landwirte junge Menschen für das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum
WENN DIE SCHEUNE ZUM LERNORT WIRD
diese dabei, gemeinsam mit Schulen und
Kirchengemeinden Bildungsangebote zu
entwickeln. Das Ziel: Kindern und Jugend-
lichen praktische Einblicke in die landwirt-
schaftliche Arbeit zu ermöglichen. Damit
fördert die Initiative bei jungen Menschen
das Bewusstsein für die Bedeutung der
Landwirtschaft und weckt manchmal
sogar Interesse an Agrarberufen.
Kategorie: Bildung
100
Kategorie: Gesellschaft
S. 102 KorbachAllgemeinmediziner- Initiative „Gesundheit schafft Zukunft“
S. 103 Verden (Aller) alma – Integratives Netz-werk für die Landwirt-schaft
S. 104 KirchheilingenAltersgerechtes Wohnen und Wiederbelebung der ländlichen Bausubstanz S. 105 OlfenBedarfsorientierter Schulbusverkehr
S. 106 OhlstadtDemenz-WGs – selbst-bestimmt leben in Bayern
S. 107 NettersheimE-ifel mobil – E-Car sharing auf dem Land
S. 108 WelzheimEins+Alles Erfahrungsfeld der Sinne, Welzheim
S. 109 OberreichenbachElektro-Bürgerauto Oberreichenbach
S. 110 Papenburg Fachkräfteinitiative „Ems-Achse: Jobmotor Nordwest“
S. 111 Holzkirchen FOKUS – Forum der Kultu-ren und Sprachen
S. 112 LoitzGemeinsam neue Wege gehen – Wohnquartier nach Bürgerwillen
S. 113 UffenheimGenossenschaft „Regional versorgt“
S. 114 LüchowGrüne Werkstatt Wend-land
S. 115 Bad Münder Ideenwerkstatt Dorf-zukunft in Flegessen, Hasperde und Klein Süntel
S. 116 Künzelsau Internationale Fachkräfte-kampagne im ländlichen Raum
S. 117 StuttgartInternetportal „Rollstuhl-wandern in Baden-Würt-temberg“
S. 118 BambergJAM – Jugendarbeit im ländlichen Raum Bambergs S. 119 HiddenhausenJung kauft Alt – Kommu-nales Förderprogramm gegen Gebäudeleerstand
S. 120 BerlinKunst fürs Dorf – Dörfer für Kunst
S. 121 Elsterwerda Lebensfreude – Netzwerk für Demenzkranke
S. 122 RadebeulMehrgenerationen häuser – Familienhilfe in Sachsen
S. 123 GersheimMobiles Rathaus Gersheim
S. 124 OlpeNetzwerk „Zukunft der Dörfer in Südwestfalen“
S. 125 KölnOnline-Portal „Taste of Heimat“
S. 126 TemplinWillkommens-Agentur Uckermark
S. 127 WölfersheimWölfersheimer Gemeinde-App
S. 128 TemplinZahnärztlicher Hausbe-suchsdienst Uckermark
S. 129 LegdenZukunftsDORF Legden
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101
Kategorie: Gesellschaft
Bürgerschaftliches Engagement ist eine
wichtige Säule des Zusammenlebens.
Gerade auf dem Land ist die Motivation,
sich für andere einzusetzen, groß. In vielen
Dörfern und kleinen Gemeinden sichert
Ehrenamt seit jeher ein wichtiges Stück
Lebensqualität. Dieser Einsatz des Einzel-
nen wird in Zukunft mehr denn je gefordert
sein, denn die alternde Gesellschaft stellt
insbesondere die ländlichen Räume vor
immense Herausforderungen. Um trotz
leerer Kassen Infrastruktur, medizinische
Versorgung und Mobilität zu gewährleisten,
müssen Kommunen stärker kooperieren,
sei es mit Nachbargemeinden, Unterneh-
men oder Bürgern. Ob bedarfsorientierter
Schulbusverkehr, zahnärztliche Haus-
dienste oder E-Verwaltung: Neue Lösungs-
ansätze sind gefragt, damit Dörfer und
Gemeinden auf dem Land für Jung und Alt
attraktiv bleiben.
Einer der Sieger der Kategorie Gesellschaft,
die „Ideenwerkstatt Dorfzukunft“, rettete
erst die Grundschule, initiierte dann Kino,
Dorfladen und Kinderbetreuung und hält
so drei kleine Orte lebendig und liebens-
wert – auch für kommende Generationen.
Mit betreuten Wohngemeinschaften hilft
das Preisträgerprojekt „Demenz-WGs –
Selbstbestimmt leben in Bayern“ älteren
und kranken Menschen, in ihrem Heimatort
zu bleiben. Auf diese Weise trägt es dazu
bei, Pflege und Gesundheitsversorgung
auf dem Land zu gewährleisten. Und ein
weiterer Sieger, das „alma – Integratives
Netzwerk für die Landwirtschaft“, ver-
mittelt Menschen mit Handicap Jobs in
Agrarbetrieben und beteiligt sich so daran,
Inklusion in ländlichen Regionen voranzu-
treiben.
Preisträger 2014
K A T E G O R I E G E S E L L S C H A F T
102
Kategorie: Gesellschaft
Wie in vielen ländlichen Regionen feh-
len auch im nordhessischen Waldeck-
Frankenberg Haus- und Fachärzte. Eine
Lage, die sich in Zukunft verschärfen wird,
wenn nicht Gegenmaßnahmen ergriffen
werden. Das tut der Landkreis, indem er
zusammen mit niedergelassenen Medizi-
nern und kassenärztlicher Vereinigung über
Allgemeinmediziner-Initiative „Gesundheit schafft Zukunft“
Landkreis Waldeck-Frankenberg
Südring 2 34497 Korbach
www.landkreis-waldeck- frankenberg.de
die eigens eingerichtete Onlineseite www.
landarzt-werden.de um junge Ärzte wirbt.
Das Angebot: ein Weiterbildungspaket, zu
dem Mentoring und Hospitanzen gehören,
sowie ein Willkommensservice, der bei der
Wohnungs- oder Kitaplatzsuche hilft und
so das Ankommen in der Region erleich-
tert.
Mit Willkommensservice und Weiterbildungsangeboten wirbt eine ländliche Region um Nachwuchsmediziner
LANDÄRZTE WILLKOMMEN
103
Kategorie: Gesellschaft
alma – Integratives Netzwerk für die Landwirtschaft alma e. V. – arbeitsfeld landwirtschaft mit allen Artilleriestraße 6 27283 Verden (Aller) www.netzwerk-alma.de
Ein Verein macht sich stark für Arbeitnehmer mit Handicap in der Landwirtschaft
WUNSCHBERUF BAUER? KEIN PROBLEM!
Kühe versorgen, das Feld bestellen oder
Früchte ernten: Menschen mit Handicap
wünschen sich oft, auf dem Bauernhof zu
arbeiten. Viele Landwirte wiederum suchen
nach motivierten Arbeitskräften. Der
Verdener Verein „alma – arbeitsfeld land-
wirtschaft mit allen“ bringt sie zusammen
– und miteinander weiter. Die ehrenamtli-
chen Mitglieder des Vereins qualifizieren
behinderte Menschen für die Hofarbeit
und beraten Landwirte, Angehörige oder
soziale Einrichtungen zu Arbeitsmodellen,
Zuschüssen und Förderungen. Das Ziel:
Bundesweit in den strukturschwachen
Regionen Arbeitsplätze schaffen und Men-
schen mit Behinderung ins Erwerbsleben
integrieren.
104
Kategorie: Gesellschaft
Ein Umzug vom Bauernhof in den Bunga-
low lohnt sich für Jung und Alt – so die
Idee der Stiftung Landleben: Ein Zusam-
menschluss aus mehreren Gemeinden im
Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen baut
für ältere Dorfbewohner seniorengerechte
Wohnungen in den Ortszentren. Leerste-
hende Bauernhöfe werden saniert, um sie
Altersgerechtes Wohnen und Wieder-belebung der ländlichen Bausubstanz
Stiftung Landleben
Bahnhofstraße 186a 99947 Kirchheilingen
www.stiftung-landleben.de
an junge Familien zu vermieten. Die Dörfer
begegnen so dem demografischen Wandel
auf dem Land: Ältere Menschen können
in ihrer gewohnten Umgebung bleiben,
für junge Familien steht Wohnraum zur
Verfügung. Dieser Austausch der Gene-
rationen erhält das Dorfleben und die alte
Bausubstanz.
Eine Stiftung baut Wohnungen für Senioren und renoviert die frei gewordenen Gehöfte für Familien
HAUSTAUSCH AUF DEM LANDE
105
Kategorie: Gesellschaft
Bedarfsorientierter Schulbusverkehr Stadt Olfen Kirchstraße 5 59399 Olfen www.olfen.de
Dank eines neuen Schulbus-Navis verkürzen sich die Fahrzeiten für die Kinder – und Kommunen sparen Kosten
OHNE UMWEG NACH HAUSE
Ein Schulbus, der nur dort hält, wo Kinder
auf ihrem Heimweg aussteigen wollen –
anstatt eine Standardroute abzuklappern?
Das ist im münsterländischen Olfen dank
moderner Technik bereits Wirklichkeit. Und
so funktioniert’s: Die Schüler halten beim
Einsteigen ihre persönliche Chipkarte an ein
Lesegerät, das die Daten mit ihrer heimi-
schen Haltestelle an einen Computer über-
mittelt. Dieser berechnet automatisch die
kürzeste Route für den Busfahrer. Das spart
angesichts sinkender Schülerzahlen in länd-
lichen Räumen Kosten für die Kommunen.
Kürzere Strecken ohne Leerfahrten scho-
nen die Umwelt – und die Kinder kommen
schnell und ohne Umwege nach Hause.
106
Kategorie: Gesellschaft
In der Mitte der Gesellschaft leben, un-
abhängig von Alter oder Krankheit: Das
gelingt den Bewohnern der betreuten
Wohngemeinschaften für Demenzkranke in
Bayern. Hinter der neuen Wohnform steht
die MARO Genossenschaft für selbstbe-
stimmtes und nachbarschaftliches Wohnen.
Sie hat sich auf den Bau von Demenz- und
Demenz-WGs – Selbst bestimmt leben in Bayern
MARO Genossenschaft für selbstbe-
stimmtes und nachbarschaftliches Wohnen eG
Buchenweg 14 82441 Ohlstadt
www.maro-genossenschaft.de
Pflege-WGs spezialisiert und ermöglicht
älteren Menschen auf diese Weise, trotz
Erkrankung in ihrem Heimatort zu bleiben
und selbstbestimmt zu leben. Das Modell
hilft auch den Jüngeren: Mit dem Kauf von
Genossenschaftsanteilen unterstützen sie
den Bau weiterer Demenz-WGs.
Eine Genossenschaft richtet Wohngemeinschaften für Demenzkranke auf dem Land ein
WG STATT PFLEGEHEIM
107
Kategorie: Gesellschaft
Zur Arbeit, zum Einkaufen oder ins Kino –
auf dem Land geht oft nichts ohne eigenes
Auto. Mehr als die Hälfte aller Haushalte
in der Eifel besitzt davon mindestens zwei.
Grund genug für die LEADERRegion Eifel,
„E-ifel mobil“ ins Leben zu rufen. In fünf
Dörfern nutzen Bürger gemeinsam ein
Elektroauto sowie Pedelecs.
Während der Testphase stellen lokale
Energieversorger und die Kreisverwaltung
Düren die Fahrzeuge kostenlos zur Verfü-
gung. Anschließend soll sich das Modell
selbst tragen. Das Ergebnis: Immer
mehr Menschen in der Mittelgebirgs-
region entdecken, dass sich E-Carsharing
für Haushaltskasse und Umwelt lohnt.
Flexibel und klimaschonend unterwegs – Bürger auf dem Land teilen sich ein E-Car
FÜNF DÖRFER, EIN ELEKTROAUTO
E-ifel mobil – E-Car sharing auf dem Land LEADER Region Eifel Bahnhofstraße 16 53947 Nettersheim www.leader-eifel.de
108
Kategorie: Gesellschaft
Schon einmal mit nacktem Fuß den Unter-
schied zwischen Stein und Glas erfühlt?
Oder mit einem Riesenpendel die Erdbewe-
gung im Sand nachgezeichnet? Im Erfah-
rungsfeld der Sinne EINS+ALLES mitten im
Naturschutzgebiet Schwäbisch-Fränkischer
Wald ist das möglich. An über 80 Sinnes-
stationen und Land-Art-Objekten entdeckt
man nicht nur die eigene Wahrnehmung
neu, sondern begegnet auch Menschen
mit Handicaps. Sie arbeiten im Café-
Restaurant, der Kaffeerösterei und weiteren
Werkstätten des Parks, der Führungen,
Workshops und Erlebnisprogramme für
Jung und Alt bietet. Ein ungewöhnliches
Inklusionsprojekt, das einen regionalen
Anziehungspunkt für Touristen und die
einheimische Bevölkerung schafft.
EINS+ALLES Erfahrungsfeld der Sinne, Welzheim
Christopherus Lebens- und
Arbeitsgemeinschaft Laufenmühle e. V.
Laufenmühle 8 73642 Welzheim
www.eins-und-alles.de
Im Naturerlebnispark der Sinne begegnen Menschen mit Behinderung Erholungsuchenden auf Augenhöhe
WAHRNEHMEN OHNE BERÜHRUNGSÄNGSTE
109
Kategorie: Gesellschaft
Ob zum Hausarzt im Nachbarort oder
zum Supermarkt – Oberreichenbach im
Schwarzwald macht seit 2012 mit dem
Elektro-Bürgerauto mobil. Ein wichtiger
Termin am nächsten Tag und es fährt kein
Bus? Per Telefonanruf können die Bewoh-
ner des Orts den Haustürservice buchen
und sich von einem der 20 ehrenamtlichen
Helfer zu ihrem Ziel bringen lassen. Das
Bürgerauto ergänzt wochentags von acht
bis 20 Uhr das Angebot des öffentlichen
Nahverkehrs in der ländlichen Region – und
verbessert so die Mobilität vor Ort. Die
Fahrten kosten zwischen ein und drei Euro.
Aufgeladen wird das Elektrofahrzeug an
der Bürgersolaranlage am Rathaus.
Ein Elektroauto mit ehrenamtlichen Fahrern ergänzt das Nahverkehrs-angebot einer ländlichen Gemeinde
Elektro-Bürgerauto Oberreichenbach Gemeinde Oberreichenbach Schulstraße 3 75394 Oberreichenbach www.oberreichenbach.de
PER CHAUFFEUR FÜR DREI EURO INS NACHBARDORF
110
Kategorie: Gesellschaft
Mehr als 400 Mitglieder und 2.000 Partner
haben sich im Emsland, in der Grafschaft
Bentheim und in Ostfriesland zur „Wachs-
tumsregion Ems-Achse“ zusammenge-
schlossen, um gemeinsam Fachkräfte zu
gewinnen. Firmen, Kammern und Kommu-
nen engagieren sich ebenso wie Jobcenter
und Hochschulen. Sieben Servicestellen
Fachkräfteinitiative „Ems-Achse: Jobmotor Nordwest“
Wachstumsregion
Ems-Achse e. V. Hauptkanal links 60
26871 Papenburg www.emsachse.de
etwa helfen potenziellen Kandidaten,
Wohnung, Kitaplatz oder eine Stelle für
den Partner zu finden. Anwerberinitiativen,
Jobbusse oder Existenzgründerberatungen
sind weitere Beispiele für eine Vielzahl von
Maßnahmen, mit denen die Ems-Achse die
Zukunft des ländlichen Wirtschaftsstand-
orts sichern will.
Ein regionales Bündnis setzt sich dafür ein, Fachkräfte zu gewinnen und zu binden
HIER GIBT’S DIE JOBS!
111
Kategorie: Gesellschaft
FOKUS – Forum der Kulturen und Sprachen Bürgerstiftung Holzkirchen Postfach 1103 83601 Holzkirchen www.h-fokus.de
Eine Bürgerstiftung engagiert sich für die Integration von ausländischen Mitbewohnern auf dem Land
EINE HEIMAT FÜR ALLE
„Heimat ist dort, wo man sich wohlfühlt“,
sagt Ali Sene, der aus dem Senegal nach
Deutschland emigriert ist. „Mittlerweile
ist das für mich Holzkirchen.“ Dafür, dass
er und rund 1.500 andere Einwohner aus
78 Nationen sich in der Gemeinde im
bayerischen Landkreis Miesbach zu Hause
fühlen, engagiert sich seit 2012 die Bürger-
stiftung Holzkirchen. Ihre Mitglieder haben
zum Beispiel eine wissenschaftliche Studie
angestoßen, um herauszufinden, welche
Verbesserungswünsche ihre ausländischen
Mitbürger haben. Und beim jährlichen
Festival der Kulturen sind alle Holzkirchener
eingeladen, Tanz, Musik und Essen aus
anderen Ländern kennenzulernen.
112
Kategorie: Gesellschaft
Seit der Wende verliert das vorpom-
mersche Städtchen Loitz immer mehr
Einwohner. Was kann die Kommune tun,
um den Menschen eine Perspektive zu
bieten? Um darauf eine Antwort zu finden,
befragten Mitarbeiter des zuständigen
Amts die Bürger. Nach der Auswertung der
Studie steht der Bau eines neuen Wohn-
viertels an, das ganz auf die Bedürfnisse
Gemeinsam neue Wege gehen – Wohnquartier nach Bürgerwillen
Amt Peenetal/Loitz
Lange Straße 83 17121 Loitz
www.loitz.de
seiner Bewohner zugeschnitten ist. Ein
Architektenwettbewerb liefert die genera-
tionengerechten Lösungen dazu. Auf Basis
der Umfrage werden zudem Handbücher,
Checklisten und Mobilitätsangebote ent-
wickelt, die der strukturschwachen Region
Hilfestellungen beim Generationenwechsel
geben sollen.
Eine ländliche Gemeinde entwickelt ein generationengerechtes Wohn gebiet nach den Wünschen seiner Bewohner
SAG MIR, WIE DU MORGEN LEBEN WILLST
113
Kategorie: Gesellschaft
Genossenschaft „Regional versorgt“ Regional versorgt – Energie und Nahversorgung in Bürgerhand eG Marktplatz 19 97215 Uffenheim www.regional-versorgt.de
In einer Genossenschaft fördern die Bürger gemeinsam die Infra- struktur in ihrer Region
DIE ENERGIE IM DORF LASSEN
Abwarten ist nicht Sache der Menschen
im mittelfränkischen Landkreis Neustadt-
Aisch/Bad Winsheim: Mit der Genossen-
schaft „Regional versorgt“ nehmen sie die
Zukunftsprobleme ihrer Gegend selbst in
die Hand. Carsharing lohnt sich nicht auf
dem Land? In Emskirchen rollt erfolgreich
ein Gemeinschaftsauto, von Bürgern
finanziert. Umweltfreundlicher Strom ist zu
teuer? Wer sich an Windkraftanlagen und
Blockheizkraftwerken beteiligt, bekommt
ihn preisgünstiger. Daneben investiert die
Genossenschaft in Kulturprojekte sowie
Dorf- und Stadtteilläden. Das fördert die
Infrastruktur und hält die ländliche Region
lebenswert.
114
Kategorie: Gesellschaft
Stadt, Land, Beruf – diese Reihenfolge
spricht für das Bildungsprojekt der Grünen
Werkstatt Wendland. Ihr Ziel ist es, Studie-
rende und Hochschulabsolventen für ein
Arbeitsleben auf dem Land zu interessie-
ren. Weil die Region keine eigene Hoch-
schule hat, kooperiert sie mit Partnerunis
und bringt rund 50 lokale Unternehmen
Grüne Werkstatt Wendland
Grüne Werkstatt
Wendland (ZEE e. V.) Salzwedeler Straße 13
29439 Lüchow www.gruene-werkstatt-wendland.de
und Initiativen mit den jungen Talenten
zusammen. In praxisnahen Workshops
arbeiten Studierende zum Beispiel interdis-
ziplinär daran, Produkte wie „Biosaft-to-go“
zu entwickeln. Eine gute Basis, um auch
nach dem Studium im Wendland kreativ
zu sein. Mit Ideen, von denen die Region
profitiert.
Mit kreativen Workshops begeistert eine Initiative junge Talente für die Arbeit auf dem Land
NACH DEM STUDIUM AB AUFS LAND!
115
Kategorie: Gesellschaft
Ideenwerkstatt Dorf zukunft in Flegessen, Hasperde und Klein Süntel Ideenwerkstatt Dorfzukunft e. V. Danziger Straße 1 31848 Bad Münder, OT Flegessen www.ideenwerkstatt-dorfzukunft.de
Mit Gemeinschaftsprojekten und viel Tatendrang machen sich drei Dörfer fit für die Zukunft
ANPACKEN FÜR DREI
Eigentlich wollten sie nur ihre Grundschule
vor der Schließung bewahren. Schnell war
den Einwohnern von Flegessen, Hasperde
und Klein Süntel jedoch klar, dass sie mehr
tun wollen für die Zukunft ihrer Heimat-
orte, die alle drei zum niedersächsischen
Bad Münder gehören. Sie gründeten die
„Ideenwerkstatt Dorfzukunft“ – und packen
seitdem gemeinsam an. Ein Kino, eine
Dorfhochschule, verbesserte Kinderbetreu-
ungsangebote, ein Bioladen in Bürgerhand
oder Selbstversorgergärten sollen ihre
Dörfer lebenswerter machen – für die Ein-
wohner, für kommende Generationen und
für junge Familien, die sie fürs Landleben
begeistern wollen.
116
Kategorie: Gesellschaft
Vielen Unternehmen in Deutschland fehlen
qualifizierte Arbeitskräfte. Besonders Mittel-
ständler in ländlichen Regionen tun sich
schwer, Nachwuchs im In- und Ausland zu
rekrutieren. Mit einer internationalen Kam-
pagne zeigt der Künzelsauer Motoren- und
Ventilatorenhersteller Ziehl-Abegg, wie es
gelingen kann. Offensiv wirbt er mit seiner
Internationale Fachkräftekampagne im ländlichen Raum
ZIEHL-ABEGG SE
Heinz-Ziehl-Straße 74653 Künzelsau
www.ziehl-abegg.de
Willkommenskultur um Arbeitskräfte aus
Süd- und Osteuropa. Ob Sprachkurs oder
Hilfe bei Wohnungssuche und Umzug –
so sichert das Unternehmen langfristig
nicht nur die eigene Zukunft, sondern trägt
auch zum positiven Image der ländlichen
Region bei.
Ein Unternehmen wirbt mit Willkommenskultur und den attraktiven Seiten des ländlichen Raums um ausländische Fachkräfte
WILLKOMMEN IN KÜNZELSAU
117
Kategorie: Gesellschaft
Internetportal „Rollstuhlwandern in Baden-Württemberg“ Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg e. V. Am Mühlkanal 25 70190 Stuttgart www.lv-koerperbehinderte-bw.de
Eine Internetplattform hilft Rollstuhlfahrern dabei, das Land zu erkunden
VOLL AUF TOUREN
Scheint die Sonne, lockt ein Ausflug aufs
Land. Im Schwarzwald, auf der Schwäbi-
schen Alb oder am Bodensee laden viele
Wanderwege zu kleinen und großen Touren
ein. Für Rollstuhlfahrer oder gehbehinder-
te Menschen kann der Ausflug ins Grüne
jedoch vorschnell enden. Steinige Pfade,
Stufen, Wurzeln oder steile Anstiege wer-
den zum unüberwindbaren Hindernis.
Damit das nicht passiert, gibt die Website
www.rollstuhlwandern-in-bw.de Tipps für
barrierefreies Wandern, die alle vom Lan-
desverband für Menschen mit Körper- und
Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg
in der Praxis getestet wurden: für ein
ungehindertes Freizeitvergnügen im ländli-
chen Raum.
118
Kategorie: Gesellschaft
Keine Disko, kein Treff, keine Möglichkeit,
selbst aktiv zu werden – in vielen ländli-
chen Regionen fehlen Freizeitangebote für
Kinder und Jugendliche. Doch um neue
Erfahrungen zu sammeln oder sich in der
Gemeinde einzubringen, brauchen sie
Raum. Diesen gibt ihnen der Verein „Inno-
vative Sozialarbeit“ in Kooperation mit
JAM – Jugendarbeit im ländlichen Raum Bambergs
Innovative Sozialarbeit e. V.
Geisfelder Straße 14 96050 Bamberg
www.iso-ev.de
14 Gemeinden und dem Landratsamt im
Landkreis Bamberg. Ob Fußballturnier,
Ferienprogramm oder freiwilliges Engage-
ment – mit seinem Programm unterstützt
JAM junge Menschen beim Erwachsenwer-
den und fördert gleichzeitig die Identifikati-
on mit der Heimat.
Zusammen mit mehreren Gemeinden organisiert ein Verein Freizeit angebote für junge Menschen im ländlichen Raum
ERLEBEN, ENTDECKEN, ERWACHSEN WERDEN
119
Kategorie: Gesellschaft
Jung kauft Alt – kommunales Förderprogramm gegen Gebäudeleerstand Gemeinde Hiddenhausen Rathausstraße 1 32120 Hiddenhausen www.hiddenhausen.de
Eine Gemeinde fördert Familien beim Kauf von Altbauten im Ortskern und beugt so dem drohenden Leerstand vor
FRISCHER WIND FÜR ALTE DORFHÄUSER
Was tun, wenn Familien lieber am Dorfrand
wohnen – und der Ortskern verwaist?
Dieser Frage musste sich das ostwestfäli-
sche Hiddenhausen stellen und beschloss,
nicht länger in Baugebiete am Ortsrand zu
investieren. Stattdessen geht die Gemeinde
seitdem gezielt gegen den drohenden
Leerstand an und greift in ihre Fördertöpfe:
Familien, die einen Altbau in der Dorfmitte
kaufen, erhalten Zuschüsse und für jedes
Kind einen Bonus. Ein Modell, das die
Region für Jüngere attraktiv macht: Mitt-
lerweile lebt mindestens ein Kind in jedem
geförderten Haus.
120
Kategorie: Gesellschaft
Für sechs Monate bezieht ein Künstler in
einem Dorf Quartier und macht zusammen
mit den Einheimischen Kunst. Nach diesem
Prinzip funktioniert die Aktion der Deut-
schen Stiftung Kulturlandschaft. Alle zwei
Jahre können sich Gemeinden mit weniger
als 3.000 Einwohnern um die Teilnahme
bewerben. 2013 wurden drei Dörfer in
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und
Hessen ausgewählt. Über das gemeinsame
Kunst fürs Dorf – Dörfer für Kunst
Landschafft - Deutsche Stiftung Kulturlandschaft Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin www.landschafft.info
Arbeiten und die Auseinandersetzung mit
ihrem Ort gewinnen die Teilnehmer ganz
neue Perspektiven auf ihr Lebensumfeld
und ihre Dorfgemeinschaft. Sie werden
motiviert, ihre Zukunft auf dem Land selbst
zu gestalten.
Künstler und Dorfbewohner setzen gemeinsam Kreativität frei
LAND SCHAFFT KUNST
121
Kategorie: Gesellschaft
Lebensfreude – Netzwerk für Demenzkranke Ärztenetz Südbrandenburg Consult GmbH Elsterstraße 23 04910 Elsterwerda www.ansb.de
Ein Netzwerk aus Profis und Ehrenamtlichen ermöglicht Menschen mit Demenz ein selbstbestimmtes Leben auf dem Land
GEMEINSAM GEGEN DAS VERGESSEN
Junge verlassen das Dorf, Alte bleiben. Die
Folge: In ländlichen Regionen steigt der
Anteil der Demenzkranken. Das Ärzte netz
Südbrandenburg hat einen Weg gefunden,
damit Menschen mit Demenz möglichst
lange ein selbstbestimmtes Leben führen
können und ihre Angehörigen entlastet
werden. Ärzte, Fall Manager, Gemeinde-
schwestern und Ehrenamtliche organisie-
ren die Hilfe zur Selbsthilfe und bieten eine
Versorgungsstruktur. Therapiegruppen,
Tagespflegeplätze und in Zukunft auch eine
Demenz-Wohngemeinschaft ergänzen das
Angebot. So hilft die Initiative dabei, die
Gesundheitsversorgung in der Region Elbe-
Elster zu sichern.
122
Kategorie: Gesellschaft
Ländliche Regionen für Jung und Alt
lebenswerter machen: Diesem Ziel hat
sich der Interessenverbund Sächsischer
Mehrgenerationenhäuser verschrieben. Er
hat das Projekt „Familien profitieren von
Generationen“ aus der Taufe gehoben, um
insbesondere Familien in ihrem Lebens-
alltag zu unterstützen. In 16 Mehrgenerati-
Mehrgenerationen häuser – Familienhilfe in Sachsen
Interessenverbund Sächsischer Mehrgenerationenhäuser e. V.
Altkötzschenbroda 20 01445 Radebeul
www.mgh-sachsen.de
onenhäusern in Sachsen laden Familienca-
fés zum Austausch ein. Experten beraten in
den offenen Nachbarschaftstreffpunkten zu
Erziehung, Familienbudget oder Ernährung.
Senioren übernehmen als ehrenamtliche
Helfer Familienpatenschaften und entlasten
auf diese Weise junge Eltern auf dem Land.
Familien auf dem Land erhalten in Mehrgenerationenhäusern tatkräftige Unterstützung
SOZIALES MITEINANDER HAT EIN ZUHAUSE
123
Kategorie: Gesellschaft
Mobiles Rathaus Gersheim Mobiles Rathaus Gersheim Bliesstraße 19a 66453 Gersheim www.gersheim.de
Verwaltungsmitarbeiter ersparen älteren, behinderten oder kranken Bürgern auf dem Land den Behördengang
HAUSBESUCHE VOM AMT
In Gersheim hat das Rathaus Räder: Die
saarländische 7.000-Einwohner-Gemeinde
reagiert auf den demografischen Wan-
del und bietet ihren älteren, behinderten
oder kranken Bürgern mit dem „Mobilen
Rathaus“ Hausbesuche an. In einem Koffer
haben die Amtsmitarbeiter alles dabei, was
sie für den Rentenantrag oder den neuen
Ausweis benötigen. Selbst ihr Wahlkreuz
können die Einwohner im eigenen Wohn-
zimmer setzen. Und das ohne zusätzliche
Kosten. So bewältigen die Landbewohner
auch in Zukunft notwendige Behördengän-
ge ohne fremde Hilfe – weil die Gemeinde
ihnen entgegenkommt.
124
Kategorie: Gesellschaft
Wie bleibt unser Dorf trotz gesellschaftli-
cher Alterung und Abwanderung lebens-
wert? Vor dieser Herausforderung stehen
die Menschen in der Region zwischen
Soest und Siegen. Die Südwestfalen
Agentur GmbH bietet Hilfe zur Selbsthilfe:
Sie motiviert Bürger jeden Alters, etwa bei
Dorfgesprächen auf der Haferkiste, sich mit
den Zukunftsfragen ihrer Orte auseinander-
Netzwerk „Zukunft der Dörfer in Südwestfalen“
Südwestfalen Agentur GmbH
Martinstraße 15 57462 Olpe
www.suedwestfalen.com
zusetzen. So entsteht in Südwestfalen ein
Netz von Aktiven, bei dem auch Kommu-
nen, Kreise und Politiker neue Wege der
Projektentwicklung und der Zusammenar-
beit über Gemeindegrenzen hinweg gehen.
Zum Beispiel wollen neuerdings Dörfer,
Sportvereine und Krankenkassen kooperie-
ren, um die Reha für Schlaganfallpatienten
auf dem Land zu verbessern.
Eine Agentur motiviert die Menschen auf dem Land, gemeinsam Perspektiven für ihre Heimatorte zu entwickeln
GESPRÄCHE AUF DER HAFERKISTE
125
Kategorie: Gesellschaft
Online-Portal „Taste of Heimat“ Valentin Thurn Filmproduktion, Köln Marsiliusstraße 36 50937 Köln www.tasteofheimat.de
Mithilfe einer neuen Onlineplattform finden Verbraucher die besten Lebensmittelangebote aus der Region
SO SCHMECKT DAS LAND
„Vom Acker in die Küche“ lautet die De-
vise von „Taste of Heimat“. Die von dem
Regisseur Valentin Thurn – dem bekann-
ten Macher des Dokumentarfilms „Taste
the Waste“ – initiierte Internetplattform
macht Appetit auf Obst und Gemüse vom
Bauern um die Ecke. Eine Umkreissuche
hilft, Angebote in der Umgebung zu finden:
Welches Restaurant kocht saisonal? Wer
liefert Gemüsekisten? Wo kann ich selbst
ernten? Ein Taste-O-Mat fragt nach den
persönlichen Vorlieben und empfiehlt pas-
sende Anbieter vor der Haustür. Außerdem
informiert das Portal über alternative Ver-
triebssysteme und vernetzt Produzenten,
Verbraucher und Initiativen.
126
Kategorie: Gesellschaft
Immer noch wandern bis zu 2.000 Men-
schen jährlich aus der Uckermark ab –
dabei tut sich dort seit einigen Jahren viel
Positives. So sucht etwa das Gesundheits-
wesen Fachkräfte und am Industriestandort
Schwedt werden Techniker gebraucht. Der
Verein „Zuhause in Brandenburg“ bewirbt
mit der „Willkommens-Agentur Ucker-
mark“ die neuen Chancen in der ländlichen
Willkommens-Agentur Uckermark
Zuhause in Brandenburg e. V.
Ernst-Thälmmann-Straße 11 17268 Templin
www.willkommens-agentur.de
Region. Und das mit Erfolg: Seit dem Start
2013 hat die Agentur binnen eines Jahres
mehr als 200 Rückkehrer und Zuzügler
auf ihrem Weg in die Region unterstützt.
Sie hilft Neubürgern etwa bei der Suche
nach der passenden Arbeitsstelle, der
geeigneten Immobilie oder bei Fragen zum
Schulangebot.
Mit einer Charmeoffensive und Beratungsangeboten lockt ein Verein Weggezogene und Zuzügler aufs Land
HERZLICH WILLKOMMEN, JUNGE FACHKRAFT!
127
Kategorie: Gesellschaft
Wölfersheimer Gemeinde-App Gemeinde Wölfersheim Hauptstraße 60 61200 Wölfersheim www.woelfersheim.de
Eine App bietet Bewohnern einer Gemeinde hilfreichen Service zu ihrem Ort und stärkt den lokalen Einzelhandel
EIN GANZES DORF IN EINER HAND
Wann kommt die Müllabfuhr, wann hat der
Bäcker um die Ecke geöffnet? Die Bürger in
Wölfersheim müssen nicht lange suchen,
wenn sie Informationen rund um ihre Ge-
meinde erhalten möchten. Eine App liefert
ihnen Wissenswertes auf iPhone und iPad.
Mit der Anwendung können sie außerdem
Schäden in ihrem Ort melden, etwa defekte
Straßenlaternen. Das Angebot soll die Iden-
tifikation bei jungen Einwohnern schaffen.
Auch ortsansässige Geschäfte nutzen die
App: In einer Straßenkarte können sie po-
tenziellen Kunden ihr Sortiment vorstellen –
ein Beitrag zum Erhalt lokaler Infrastruktur
auf dem Land.
128
Kategorie: Gesellschaft
Seit langem behandelte eine Zahnärztin
Patienten in Templin, als sie bemerkte,
dass der Kontakt zu langjährigen Patienten
irgendwann abbrach. Für viele der meist
Älteren war der Weg aus dem Umland zu
weit geworden. Deshalb packte die Ärztin
ihre Geräte, kaufte einen Kleinbus und
ließ sich eine Behandlungseinheit in einen
Rollkoffer einbauen, um ihre Patienten zu
Zahnärztlicher Hausbesuchsdienst Uckermark
Zahnarztpraxis Kerstin Finger
Dargersdorfer Straße 11 17268 Templin
Hause versorgen zu können. Selbst strenge
Entsorgungsvorschriften kann sie dabei
einhalten – auch das Einlesen der Versi-
chertenkarte erfolgt vor Ort. Jede Woche
ist die Ärztin im Einsatz und trägt so dazu
bei, die medizinische Versorgung älterer
und pflegebedürftiger Menschen in der
ländlichen Region zu sichern.
Mit einer mobilen Praxis behandelt ein Zahnarztteam auf dem Land Ältere und Pflegebedürftige zu Hause
DEN BOHRER IM GEPÄCK
129
Kategorie: Gesellschaft
ZukunftsDORF Legden Gemeinde Legden Amtshausstraße 1 48739 Legden www.gemeinde-legden.de
Jung und Alt entwickeln zusammen Lösungen für die älter werdende Gesellschaft in ländlichen Regionen
Wie wollen wir auf dem Land leben, wenn
wir alt sind? Im ZukunftsDORF Legden
im Münsterland stellen sich Jung und Alt
gemeinsam diese Frage. Das Ziel: Alle
Menschen, unabhängig von Alter oder
Handicaps, sollen so lange wie möglich in
den eigenen vier Wänden leben können.
Dafür engagieren sich Bürger, Vereine,
Institutionen und Unternehmen gemein-
sam. So entstand beispielsweise das
Gesundheits- und Präventionszentrum
Münsterland, in dem sich Experten unter
anderem für Demenzprävention und
-früherkennung engagieren. Eine der vielen
zukunftsweisenden Ideen für mehr Lebens-
qualität, von denen die gesamte Region
profitiert.
MASTERPLAN FÜR GENERATIONEN- GERECHTES MITEINANDER
130
Wettbewerb 2014
Das ereignisreiche Wettbewerbsjahr ist gestartet. Gewinner berichten über ihre Erfahrungen beim Netzwerktreffen in Berlin und schildern ihre Erwartungen an den Wettbewerb:
IMPULSGEBER 2014: DIE PREISTRÄGER ÜBER DEN WETTBEWERB
»Beim Netzwerktreffen habe ich mit
anderen Initiativen wertvolle Erfah-
rungen ausgetauscht. Für mich war
es interessant, Möglichkeiten für eine
künftige Vernetzung und Zusammenar-
beit zu finden.«
Susanne Schnell von der Universität Halle-
Wittenberg arbeitet für das Projekt „Klas-
se Allgemeinmedizin“, das Studierende
als Landärzte gewinnen will.
»Die Auszeichnung ist ein Gütesiegel
für unser Projekt. Sie hilft uns dabei,
neue Geldgeber zu gewinnen. Denn
die brauchen wir, um unsere Idee
weiterzuentwickeln.«
Uli Lang gehört zu den Friedberger
„Hallenbadfreunden“. Der Verein sanierte
ein Jugendstilbad und wandelte es in ein
Theater um.
131
Wettbewerb 2014
»Die Auszeichnung trägt dazu bei, den
Bekanntheitsgrad unseres Projekts zu
steigern und neue Forschung-Praxis-
Partnerschaften zu stiften. Gemeinsa-
mes Ziel ist die Orientierung an den
wirklichen Zukunftsanforderungen
wie der effizienten und nachhaltigen
Nutzung natürlicher Ressourcen.«
Dr. Karlheinz Knickel, Institut für Länd-
liche Strukturforschung (IfLS) an der
Goethe-Universität Frankfurt am Main, ist
wissenschaftlicher Leiter des internatio-
nalen RETHINK Forschungsprogramms.
Wettbewerb 2014
132
»Die Auszeichnung macht unser
Projekt bundesweit sichtbar. Mit dem
Jugendcamp wollen wir die einmali-
ge Peripherie in Wacken nutzen, um
Jugendlichen ein ganz besonders
kreatives Angebot mit tollen Freizeitge-
staltungen zu bieten.«
Enno Heymann entwickelte und leitet
das WACKEN:MUSIC:CAMP, das junge
Musikfans ins schleswig-holsteinische
Wacken lockt.
»Ich finde es toll, dass das Land durch
den Wettbewerb zum Taktgeber für die
Stadt wird. Niemand erwartet, dass
die Landtechnik technologisch ganz
vorne ist.«
Dr. Bettina Horster gewann mit dem Kon-
zept „Standardisierte Kommunikation mit
dem M2M-Teledesk“, das landwirtschaftli-
che Abläufe verbessert.
Wettbewerb 2014
133
»Die Auszeichnung trägt dazu bei,
dass die Leute merken: In infrastruk-
turschwachen Regionen passiert
etwas. Man kann wieder dorthin
zurückziehen und etwas bewegen.«
Sibylle Müller engagiert sich für die thü-
ringische Kulturfabrik Apolda, die jungen
Kreativen neue Perspektiven auf dem
Land eröffnet.
»Die Auszeichnung bedeutet uns
ungeheuer viel. Sie ist Rückenwind für
die lebendige Mitmach- und Zukunfts-
gestaltungskultur in unseren drei
Dörfern.«
Tanja Kühn (links) und Merle Schrader
(rechts) setzen sich im Projekt „Ideen-
werkstatt Dorfzukunft“ dafür ein, die
Lebensqualität in drei kleinen niedersäch-
sischen Orten zu erhalten.
134
Jurymitglied Johannes Boege
General Manager, DIE WELT/WELT am
SONNTAG
Juryvorsitzender Prof. Dr. Michael Hüther
Direktor und Mitglied des Präsidiums, Institut
der deutschen Wirt-schaft Köln e. V.
DIE WETTBEWERBSJURY UND DER FACHBEIRAT
Juryvorsitzender Prof. Dr. Martin Roth
Direktor, Victoria and Albert Museum, London
Jurymitglied Stephanie Bschorr
Präsidentin, Verband deutscher Unternehme-
rinnen e. V. (VdU)
Jurymitglied Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. e. h. mult. Dr. h. c. mult.
Hans-Jörg Bullinger Mitglied des Senats,
Fraunhofer-Gesellschaft
Jurymitglied Dr. Ansgar Burghof
Leiter der Intendanz, Deutsche Welle
Jurymitglied Sabine Heimbach
Leiterin des Haupt-stadtbüros, Deutsches
Aktieninstitut
Jurymitglied Prof. Dr. Claudia KemfertAbteilungsleiterin Ener-
gie, Verkehr, Umwelt, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
e. V. (DIW) und Professo-rin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit, Her-
tie School of Governance
Jurymitglied Thomas Krüger
Präsident, Bundes-zentrale für politische
Bildung
Jurymitglied Andrej Kupetz
Fachlicher Leiter und Geschäftsführer, Rat für
Formgebung
Jurymitglied Prof. Dr. h. c. Klaus-
Dieter LehmannPräsident,
Goethe-Institut e. V.
Jurymitglied Holger Lösch
Mitglied der Haupt-geschäftsführung,
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.
Wettbewerb 2014
135
Mitglied im Fachbeirat Justus SchmitzVizepräsident Gesamt-verband textil+mode
Jurymitglied Prof. Dr. sc. nat. Christoph MeinelInstitutsdirektor und Geschäftsführer, Inha-ber des Lehrstuhls für Internet-Technologien und -Systeme, Hasso-Plattner-Institut
Jurymitglied Cornelia Quennet-ThielenStaatssekretärin, Bundesministerium für Bildung und Forschung
Jurymitglied Judith RakersJournalistin und TV-Moderatorin
Jurymitglied Christian RummelDeputy Global Head of Brand Communications & Corporate Citizenship, Deutsche Bank AG
Jurymitglied Mehmet TanrıverdiPräsident, Bundesar-beitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland e. V. (BAGIV)
Jurymitglied Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. mult. Wolfgang WahlsterVorsitzender der Geschäftsführung und technisch-wis-senschaftlicher Leiter, Deutsches Forschungs-zentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH
Mitglied im Fachbeirat Kathrin FunkBundesvorsitzende, Bund der Deutschen Landjugend
Mitglied im Fachbeirat Philipp Freiherr zu GuttenbergPräsident, AGDW – Die Waldeigentümer
Mitglied im Fachbeirat Prof. Dr. Hans-Günter Henneke Geschäftsführendes Präsidialmitglied, Deut-scher Landkreistag
Mitglied im Fachbeirat Prof. Dr. Heiderose KilperDirektorin, Leibniz-Institut für Regio-nalentwicklung und Strukturplanung (IRS)
Mitglied im Fachbeirat Dr. Ulrich NeubauerReferatsleiter „Ent-wicklung ländlicher Räume“, Bundesminis-terium für Ernährung und Landwirtschaft
Wettbewerb 2014
Wettbewerb 2014
136
AAckerdemia e.V., S.93 • alma e.V. – ar-
beitsfeld landwirtschaft mit allen, S.103 •
Amt Peenetal/Loitz, S.112 • Arche-Region
Flusslandschaft Elbe, S.74 • Ärztenetz
Südbrandenburg Consult GmbH, S.121
• audiobits – Ute Schneider-Ludwig und
Markus Ludwig GbR, S.53 • Automotive
Center Südwestfalen GmbH (acs), S.18
BB. Braun Melsungen AG, S.90 • Bioener-
giedorf Jühnde eG, S.78 • Biomimicry
Germany e.V., S.95 • Breitband-Infrastruk-
turgesellschaft Cochem-Zell (BIG) mbH,
S.19 • Bund der Deutschen Katholischen
Jugend, Bischöfliches Jugendamt Mainz,
S.91 • Bundesdeutscher Arbeitskreis
für Umweltbewusstes Management
(B.A.U.M.) e.V., S.82 • Bundesjugendbal-
lett, S.40 • Bürgerstiftung Holzkirchen,
S.111
CChristian Barsch – Glückauf-Consulting
und Coaching, S.41 • Christopherus
Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Lau-
fenmühle e.V., S.108 • CLAAS/Deutsche
Telekom, S.59
ÜBERSICHT DER AUSGEZEICHNETEN ORTE 2014
DDachverein UNSER LAND e.V., S.28 •
Deutsche Bahn AG, S.76
Eecoligent, S.75 • Ernst-Moritz-Arndt-
Universität Greifswald – Institut für Botanik
und Landschaftsökologie, S.61 • Evange-
lische Landjugendakademie Altenkirchen,
S.99
FFranz & Regine Frauenhoffer Stiftung, S.22
• Frau Müller GbR, S.47 • Fraunhofer-Insti-
tut für Experimentelles Software Enginee-
ring, S.68 • Freiraum Zittau e.V., S.45
GGemeinde Hiddenhausen, S.119 •
Gemeinde Legden, S.129 • Gemeinde
Niedereschach, S.20 • Gemeinde Oberrei-
chenbach, S.109 • Gemeinde Wölfersheim,
S.127 • gemeinnützige Social Impact
GmbH, S.32 • green spin UG, S.34 • Grüne
Werkstatt Wendland (ZEE e.V.), S.114 •
Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen
e.V., S.37
HHaus Berghoff, S.46 • Hochschule Rhein-
Waal, S.62 • Ideenwerkstatt Dorfzukunft
e.V., S.115
IInnovative Sozialarbeit e.V., S.118 • Institut
für angewandtes Stoffstrommanagement
(IfaS), Hochschule Trier – Umwelt-Campus
Birkenfeld, S.92 • Institut für Ländliche
Strukturforschung (IfLS) an der Johann
Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
am Main, S.67 • Institut für Landtechnik
und Tierhaltung der Bayerischen Landes-
anstalt für Landwirtschaft, Freising, S.63
• Interessenverbund sächsischer Mehrge-
nerationenhäuser e.V., S.122 • it’s OWL
Clustermanagement GmbH, S.23
KKassenärztliche Vereinigung Niedersach-
sen (KVN), S.33 • Königsee Implantate
GmbH, S.89 • Kulturverein Schwarzwurzel
e.V., S.48 • Kunstpädagogin Angelika Janz,
S.42
LLandkreis Holzminden, S.85 •
Landesverband der Musikschulen in
Schleswig-Holstein e.V., S.54 • Landesver-
band für Menschen mit Körper- und Mehr-
Wettbewerb 2014
137
fachbehinderung Baden-Württemberg e.V.,
S.117 • Landjugendverband Schleswig-
Holstein e.V., S.79 • Landkreis Waldeck-
Frankenberg, S.102 • Landschafft – Deut-
sche Stiftung Kulturlandschaft, S.120 •
Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V.
und Film- und Bildungsinitiative e.V., S.51
• LEADER Region Eifel, S.107 • Lechwerke
AG, S.77 • Leibniz-Institut für Agrartechnik
Potsdam-Bornim e.V. (ATB), S.65
MManufakturhaus Ute Czeschka e.K., S.26 •
MARO Genossenschaft für selbstbestimm-
tes und nachbarschaftliches Wohnen eG,
S.106 • Media diSain Internet GmbH, S.21
• Medizinische Fakultät der Universität
Halle-Wittenberg, S.94 • Mobiles Rathaus
Gersheim, S.123 • Multifunktionaler Dorfla-
den Otersen, S.27
NNAMOREG – Nachhaltig mobile Region
Stuttgart, S.80 • Netzwerk Schule, Wirt-
schaft und Wissenschaft für die Region
Unterweser e.V., S.96
OÖkomodell Achental e.V., S.81 • OPER-
NALE e.V., S.49 • Opernwerkstatt am
Rhein, S.43
PPhoenix Contact GmbH & Co. KG, S.88 •
POLY-LAB.NET, S.64 • Professur für Abfall-
und Ressourcenmanagement der Universi-
tät Gießen, S.58
RRegiomino GmbH, S.31 • Regional versorgt
– Energie und Nahversorgung in Bürger-
hand eG, S.113 • Regionalrat Wirtschaft
Rhein-Hunsrück e.V., S.24 • Rombach
Bauholz und Abbund GmbH, S.29
SSchleswig-Holstein Netz AG, S.83 •
Schüchtermann-Klinik Bad Rothenfelde,
S.70 • Schule der Dorf- und Landentwick-
lung Thierhaupten e.V., S.97 • Stadt Olfen,
S.105 • Standortgemeinschaft Ostercap-
peln, S.30 • Stiftung Deutsches Design
Museum, S.98 • Stiftung Künstlerdorf
Schöppingen, S.44 • Stiftung Landleben,
S.104 • STS Textiles GmbH & Co. KG, S.36
• Südwestfalen Agentur GmbH, S.124
TTechnische Universität Berlin, Fachgebiet
Energiesysteme sowie Universität Hohen-
heim, Lehrstuhl Innovationsökonomik,
S.69 • Technische Universität München,
Lehrstuhl für Rohstoff- und Energietechno-
logie, S.60 • Thalia Theater Hamburg, S.50
• Theater Altes Hallenbad gGmbH, S.52
UUckermärkische Verkehrsgesellschaft
mbH, S.25 • Universität Kassel, Fachgebiet
Grünlandwissenschaft und Nachwachsen-
de Rohstoffe, S.66
VValentin Thurn Filmproduktion, Köln, S.125
• Verein zum ökologischen Gewässer-
schutz Treptitz e.V., S.84 • VIVAI Software
AG, S.35
WWachstumsregion Ems-Achse e.V., S.110
ZZahnarztpraxis Kerstin Finger, S.128 •
ZIEHL-ABEGG SE, S.116 • Zuhause in
Brandenburg e.V., S.126
Wettbewerb 2014
138
Ideen finden Stadt: Unter diesem Jahresthema suchten die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank im vergangenen Jahr die 100 besten Lösungen für Deutschlands Städte. Für viele Sieger wurde die Preisverleihung zum Auftakt ihrer eigenen Erfolgsgeschichte.
Leichtgewicht: Mit dem Elektroklapproller
„Scuddy“ sind Stadtbewohner abgasfrei und
flexibel unterwegs (Links oben)
Mit Durchblick: Das Gießener Siegerprojekt
„Intelligentes Glas“ sorgt mit energieeffizienten
Fenstern für Wohlfühlklima (Rechts oben)
Tomatenfisch: Dank dem Aquaponiksystem
ASTAF-PRO können Stadtbauern gleichzeitig Fi-
sche züchten und Gemüse anbauen (Links unten)
Farbe fürs Viertel: Die „Lego-Brücke Wuppertal“
ist „Ausgezeichneter Ort 2013“ in der
Kategorie Kultur (Rechts unten)
FASZINATION STADT: DAS WETTBEWERBSJAHR 2013
Wettbewerb 2014
139
Leuchtturmprojekt in der Kategorie Kultur: Das
Oberhausener Konzept „Revitalisierung Wasser-
turm Essen-Bredeney“ (Links)
Preisgekrönt: Studenten produzieren die „Zeit-
schrift der Straße“, die Bedürftige verkaufen –
eine Bremer Initiative fördert Solidarität
(Mitte oben)
„Modernes Wohnen in der Kirche Herz-Jesu“:
Dieses Vorhaben gelang in Mönchengladbach –
und gewann in der Kategorie Wirtschaft (Mitte
unten)
Marktplatz statt Spinnrad: Die Initiative „Alte
Baumwolle: Neues Stadtzentrum für Flöha“ punk-
tete in der Kategorie Gesellschaft (Rechts)
140
D E S I G N
141
Design Thinking: Ideen schmieden nach Plan Gastbeitrag von Prof. Ulrich Weinberg
Glühbirne, Computer, Internet: Ideen ver-
ändern die Welt. Als Rohstoff der Zukunft
gewinnen sie immer mehr an Bedeutung.
Doch viele Menschen haben zu wenig Ver-
trauen in die eigene Kreativität. Dabei sind
Ideen keine Zufallsprodukte. Im Gegenteil:
Sie lassen sich systematisch finden. Die Fä-
higkeit, frei zu assoziieren und mit anderen
zu kooperieren, wird jedoch im deutschen
Bildungssystem selten trainiert. Insbeson-
dere der hohe Stellenwert, den wir dem
analytischen Denken beimessen, hat dazu
beigetragen, dass die meisten Menschen
ihr kreatives Potenzial nicht ausschöpfen.
Dieses müssen wir aber freisetzen, um die
Herausforderungen von heute und morgen
bewältigen zu können.
In sechs Schritten zur Lösung
Design Thinking setzt genau hier an: Diese
Denk- und Arbeitsweise, die traditionell
vor allem die Kreativbranche nutzt, spricht
bewusst beide Hirnareale an – die für das
analytische Denken zuständige linke Hälfte
ebenso wie die für die Intuition verantwort-
liche rechte Hälfte. David Kelley, Professor
an der Eliteuniversität Stanford, hat darauf
aufbauend vor rund zehn Jahren die Schule
des Design Thinking als einen Weg etab-
liert, um Kreativität zu fördern.
In Gruppenarbeit werden dabei sechs
Schritte vollzogen (siehe Abbildung
Seite 142/143)
142
AUFGABEVERSTEHEN
PROBLEMFELDBEOBACHTEN
STANDPUNKTDEFINIEREN
Ein Beispiel aus der Praxis: Für ein Logis-
tikunternehmen sollten Studierende des
Hasso-Plattner-Instituts ein Konzept für
einen Paketdienst entwerfen. Nachdem die
Aufgabe im Team genau definiert worden
war, lautete die Fragestellung: Wie kann ein
Paket in einer autofreien Stadt der Zukunft
ausgeliefert werden?
Nach intensiver Recherche und Feldbe-
obachtung entwickelten die Studierenden
unterschiedliche Ansätze, für die sie an-
schließend einfache Prototypen zur
Veranschaulichung bauten, wie zum
Beispiel Mini-Drohnen oder ein Rohrpost-
system.
Schließlich hatte ein Student, der eine
Zeit in Indien gelebt hatte, die zünden-
de Idee. Diese orientierte sich an einem
Essensdienst in Mumbai, bei dem die
Gerichte zu Hause gekocht und ohne
Autos oder öffentliche Verkehrsmittel über
mehrere Stationen an den Arbeitsplatz
ausgeliefert werden. Der Clou: Menschen,
die ohnehin bestimmte Wege zurücklegen,
nehmen das Essen ein Stück weit mit,
übergeben dann an einen anderen Boten.
Die Idee wurde konkretisiert, verfeinert
und schließlich im Jahr 2010 international
vorgestellt. Mit Erfolg: Heute gibt es den
Bringdienst „MyWays“ in Schweden.
»Eine Grundregel beim Design
Thinking ist es, früh zu scheitern,
um eher erfolgreich zu werden.
Denn das ermöglicht immer wie-
der neu die Chance, dazuzulernen
und die Idee zu verbessern.«
Prof. Ulrich Weinberg
leitet seit 2007 die School of Design
Thinking am Hasso-Plattner-Institut
in Potsdam
Weitere Informationen unter
www.hpi.uni-potsdam.de/d_school
143
IDEEN ENTWICKELN
PROTOTYPBAUEN
IDEEVERFEINERN
Dreiklang für Kreativität: Prozess, Team, Raum
Neben dem sechsstufigen Prozess ist
die Arbeit in interdisziplinären Teams ein
zentrales Element des Design Thinking,
das sich für jedes Themenfeld eignet. Das
Prinzip: Entscheidend für den Erfolg ist ein
vielschichtiger Blick auf das Thema. Denn
im digitalen Zeitalter wird immer wichtiger,
was der Einzelne gemeinsam mit anderen
erreichen kann – Wir-Qualität en (WeQ)
statt Ich-Qualitäten (IQ). Ein Beispiel für
diese Entwicklung ist die Weltenzyklopädie
Wikipedia. Oder Design Thinking: Nicht
selten sind Unternehmen überrascht, dass
sich selbst aus einer vermeintlich homo-
genen Mitarbeiterschaft Teams mit großer
Interessenvielfalt zusammenstellen lassen.
Und staunen am Ende des Kreativprozes-
ses, wie enorm ihr Innovationspotenzial ist.
Ebenfalls interessant für Unternehmen ist,
dass auch das Arbeitsumfeld den Ideen-
reichtum beeinflusst. Das Schlüsselwort
lautet hier Mobilität. Bewegliche Stehtische
etwa können Kreativität fördern. Der Grund
dafür ist einfach: Im Stehen sind Menschen
aktiver und werden weniger schnell müde.
Whiteboards und Materialien wie Legostei-
ne, Knetgummi und Pappe helfen, Ideen
schnell zu visualisieren oder anhand eines
Modells zu simulieren.
Ideen wachsen im geschützten Raum
Für solch ein kreatives Umfeld ist aller-
dings ein Grundsatz essenziell: Fehler
sind ausdrücklich erlaubt. Sie gehören zur
Kreativität dazu, genauso wie das Nutzen
fremder Gedanken. Im Prozess der Ideen-
findung befruchten sie sich gegenseitig. So
entstehen originelle Lösungsansätze, die
ein Einzelner allein nicht hätte entwickeln
können. Im Idealfall wird der Konferenzsaal
zum „geschützten Raum“, in dem Ideen
ohne Bewertung wachsen können – und in
dem beste Bedingungen für Innovationen
herrschen.
144
Design Thinking zahlt sich für Unternehmen aus: Interview mit Katharina Berger, Head of Design Thinking, Deutsche Bank AG
Immer mehr Betriebe setzen auf Design
Thinking. Auch die Deutsche Bank hat die
Kreativitätsmethode für sich entdeckt. Weil
es sich kein Unternehmen leisten kann, auf
das kreative Potenzial seiner Mitarbeiter zu
verzichten, sagt Katharina Berger, Head of
Design Thinking, Deutsche Bank AG.
Frau Berger, warum ist Design Thinking für
die Deutsche Bank so interessant?
Unser Ziel ist es, neue Services und Pro-
dukte zu entwickeln, die den Bedürfnissen
der Kunden wirklich entsprechen. Auch zur
Vereinfachung und Verbesserung von Pro-
zessen kann Design Thinking einen wert-
vollen Beitrag leisten: Es ermöglicht, schon
während der Ideenfindung die Perspektive
der Kunden miteinzubeziehen.
Durch den Dialog mit den späteren Nutzern
können wir auf diese Weise frühzeitig über-
prüfen, ob wir ein Problem richtig verstan-
den haben und ob unsere Lösungsansätze
dem tatsächlichen Bedarf entsprechen. So
bleiben wir kundennah.
In welchen Bereichen setzen Sie die Kreati-
vitätsmethode ein?
Wir arbeiten in Kooperation mit der Uni-
versität St. Gallen bereits seit sechs Jahren
mit Design Thinking. Genutzt haben wir es
seitdem in unterschiedlichen Unterneh-
mensbereichen, zum Beispiel im Personal-
wesen und im Privatkundengeschäft.
„IDEEN SIND FÜR UNS GOLD WERT“
145
Welche Produkte entstanden im Design-
Thinking-Prozess? Ein Beispiel bitte.
Eine der ersten Fragen, auf die wir mithilfe
der Methode eine Antwort finden wollten,
war: Wie wecken wir bei unseren Kunden
das Interesse für Finanzplanung? Heraus-
gekommen ist die Idee des „Zukunftspla-
ners“.
Zuerst ganz einfach aus einem Pappkarton
als Prototyp gebaut, entstand später ein
interaktives Softwaretool, mit dem die
Kunden auf einem Zeitstrahl ihre Wünsche
oder bestimmte Ereignisse wie eine Hoch-
zeit oder die Geburt eines Kindes eintragen
können. Durch den Abgleich von voraus-
sichtlichen Ausgaben und Einnahmen
bekommen sie einen Überblick, wie hoch
künftig ihr finanzieller Bedarf sein wird –
und wie sie dafür vorsorgen können. Der
„Zukunftsplaner“ wird heute erfolgreich im
Beratungsgespräch genutzt.
Was hat sich seit der Einführung von Design
Thinking verändert?
Ganz klar unsere Arbeitsweise! Normaler-
weise definieren wir ein Ziel und arbeiten
darauf hin. Das Problem ist nur: Das Ziel ist
nicht immer leicht zu erkennen. Der tech-
nologische Wandel geht immer schneller
vonstatten – und dies gilt dann auch für die
Veränderungen im Lebensstil und in den
Bedürfnissen der Kunden. Hierauf müssen
wir als Bank reagieren, unsere Produkte
und Services anpassen. Innovationen sind
deshalb stetig gefragt. Mit Design Thinking
haben wir einen Weg gefunden, unsere
Mitarbeiter dabei zu unterstützen und ihre
Kreativität zu fördern. Jedem von ihnen
begegnet tagtäglich Inspirierendes. Das
wollen wir nutzen. Denn Ideen sind für
unser Unternehmen Gold wert.
146
MIT METHODEZUR INNOVATIONFünf Pfade für erfolgreiche Geistesblitze
Zündende Ideen liefern? Funktioniert nicht
auf Knopfdruck, glauben die meisten. Da-
bei sind kreative Köpfe in vielen Bereichen
so begehrt wie nie. Gut zu wissen: Jeder
kann lernen, neue Lösungen zu entwickeln.
Fünf Techniken, die dabei helfen.
1 Brainstorming: Jede Idee ist wertvoll
Brainstorming: der Klassiker unter den
Kreativitätstechniken. Bei dieser Methode
lassen die Teilnehmer ihrem Einfallsreich-
tum freien Lauf. Alles, was ihnen durch den
Kopf geht, darf ausgesprochen werden.
Wichtigste Regel: Jeder Lösungsansatz
ist zunächst einmal geeignet und darf
während des Brainstormings nicht kritisiert
werden – egal ob er verrückt, waghalsig
oder auf den ersten Blick völlig abwegig
erscheint. Ziel ist es, möglichst viele Ideen
zu sammeln. Erst nach der Ideenfindung
wird geprüft, welche Lösung umsetzbar
und damit die beste ist.
2 Mindmapping: Erkenntnisse vom Baum der Ideen
Auch beim Mindmapping „brainstormen“
die Teilnehmer – aber gezielter. Während
der Sitzung werden Gedanken und Ideen
in eine Gedankenlandkarte eingefügt. So
entsteht eine Art Baumdiagramm: In der
Mitte ist die konkrete Aufgabe notiert, von
der dicke Äste mit den Hauptthemenfel-
dern abzweigen. Dünnere Zweige tragen
mögliche Unterkategorien. Schlüsselbegrif-
fe, Zahlen, Symbole und Farben helfen, die
Aufgabe zu verdeutlichen und Zusammen-
hänge oder Querverbindungen aufzuzeigen.
Alle weiteren Ansätze werden während des
Prozesses in diesen Ideenbaum integriert.
147
3 Kopfstandmethode: Neuer Blick-winkel befreit Kreativität
Bei dieser Technik wird die Aufgabe auf
den Kopf gestellt. Soll beispielsweise in
der Gemeindeverwaltung der Service für
Senioren verbessert werden, stellen sich
die Mitarbeiter die Frage: Wie können
wir älteren Bürgern das Leben besonders
schwer machen? Am Ende wird die Idee
zur „Anti-Idee“ umgedreht – und damit die
Lösung der eigentlichen Aufgabe gefun-
den. Eine Methode, die dazu beitragen
kann, eingefahrene Denkstrukturen aufzu-
brechen und Platz für ungewöhnliche Ideen
zu schaffen.
4 Try to become the problem: Die Aufgabe verinnerlichen
Ein anderer Perspektivwechsel findet bei
der Methode „Try to become the problem“
statt. Bei dieser Imaginationstechnik versu-
chen die Ideensucher, sich in die Problem-
situation hineinzuversetzen. Wie ergeht
es mir in dieser Lage? Was brauche ich
jetzt, was stört mich besonders? Und wie
kann ich es schaffen, dass es allen besser
geht? Die Idee hinter dieser Methode, die
das Vorstellungsvermögen jedes Einzelnen
fordert: Je besser man eine Herausforde-
rung versteht, desto einfacher lassen sich
konkrete Lösungen finden.
5 Sechs-Hüte-Methode: Diskurs der Denktypen
Bei dieser Technik symbolisieren sechs
Hüte die unterschiedlichen Denktypen. Ein
Teilnehmer bekommt beispielsweise den
weißen Hut: In der Diskussion übernimmt
er die Rolle des Analytikers, der sich an den
Fakten orientiert. Der nächste trägt als „der
Emotionale“ eine rote Kappe – und steuert
seine Gefühle und Meinungen bei. Weitere
Typen: der kritische Kopf, der Optimist, der
ordnungsliebende Moderator sowie der
Kreative, der auch Alternativen in petto
hat. Bei dieser Technik soll die Aufgabe aus
möglichst vielen Blickwinkeln angegangen
werden.
148
• Zielsicher am Start:
Wer komplexe und fachlich schwierige
Probleme lösen will, sollte sie zunächst
einmal verstanden haben.
• Ungezwungen auf Ideensuche:
Am besten locker an die Fragestellung
herangehen. Denn ein verkrampfter Geist
ist nicht besonders einfallsreich.
• Zeitfenster festlegen:
Extremer Termindruck hemmt Kreativität
– ebenso wie zu viel Spielraum. Hilfreich
1 Testing: Ein früher Ideencheck verhindert späte Rückschläge
Beim Testing werden Ideen sofort auf die
Probe gestellt. Das geht so: So früh wie
möglich setzen Unternehmen erfolgverspre-
chende Lösungsansätze in einfache Proto-
typen um und schicken sie in verschiedene
Testphasen. Dabei sollte das Testumfeld
der zu lösenden Aufgabe entsprechen. Ziel
ist, so viele Rückmeldungen zum Produkt
einzuholen wie möglich – und den Prototy-
pen so lange anzupassen, bis alle zufrieden
sind. Auf diese Weise werden Rückschläge
in späteren Projektphasen umgangen. Und
am Ende ist die künftige Innovation optimal
auf die Bedürfnisse ihrer Nutzer zugeschnit-
ten.
So kennt Ideenreichtum keine Grenzen
Innovationstipps für Unternehmen
2 Crowdsourcing: Schwarm- intelligenz fördert Innovationen
Aus Outsourcing, der Auslagerung be-
stimmter Bereiche oder Aufgaben, und
Crowd, Englisch für „Menge“, wird Crowd-
sourcing. Heißt in der Praxis: Wer Ideen
oder Lösungen sucht, wendet sich an die
Internetgemeinde. Diese hilft beispielswei-
se Unternehmen dabei, neue Produkte zu
gestalten, oder mischt bei Forschungspro-
jekten mit. So nutzen Betriebe schnell und
kostenfrei das breite Spektrum an Interes-
sen und Expertenwissen in den sozialen
Medien. Open-Innovation-Plattformen wie
innovationskraftwerk.de unterstützen sie
dabei.
ist es, zeitliche Grenzen zu stecken, in
denen die Aufgabe erledigt werden soll.
• Je öfter, desto besser:
Bei allen eingesetzten Kreativitätstech-
niken gilt die alte Handwerkerweisheit:
Übung macht den Meister.
• Ideencheck am Schluss:
Erst wenn ein ganzer Sack voll Ideen
geschnürt ist, werden die einzelnen An-
sätze bewertet und die aussichtsreichs-
ten herausgefiltert.
149
THINKING
150
Bildnachweis
S.3 Deutschland – Land der Ideen/Deutsche Bank
• S.4–5 Deutschland – Land der Ideen/ Bernd
Brundert • S.6 Grillo: Christian Kruppa, Fitschen:
Deutsche Bank • S. 8 Deutschland – Land der
Ideen/Bernd Brundert • S.10–11 Deutschland –
Land der Ideen/Bernd Brundert
WirtschaftS.18 Michael Gehrig/acs • S.19 Gabi Min-
dermann • S.20 Albert Bantle • S.21 Moritz
Ziegert • S.22 Brigitte Göppel • S.23 Heinz
Nixdorf Institut Universität Paderborn • S.24
Rudi Dick • S.25 Uckermärkische Verkehrsge-
sellschaft mbH • S.26 Ute Czeschka • S.27
Günter Lühning • S.28 Marianne Wagner •
S.29 Rombach Bauholz und Abbund GmbH •
S.30 Arndt Hauschild • S.31 Regiomino GmbH
• S.32 Christian Klant • S.33 Constanze Richter
• S.34 green spin UG • S.35 CLAAS GmbH •
S.36 STS Textiles • S.37 Günter Mühlner
KulturS.40 Melanie Couson • S.41 Christian Barsch •
S.42 Angelika Janz • S.43 Sascha von Donau/
Opernwerkstatt am Rhein • S.44 De Lane
Bredvik, Stiftung Künstlerdorf Schöppingen •
S.45 Jens Järschel • S.46 Matthias Berghoff •
S.47 Sibylle Müller • S.48 Lucio Nardi • S.49
Vincent Leifer • S.50 Andreas Brüggmann •
S.51 Gabriele Janz • S.52 Marc Rohde • S.53
Markus Ludwig • S.54 Olaf Malzahn, www.
wacken.com
WissenschaftS.58 Professur für Abfall- und Ressourcenma-
nagement und Mainova AG/Felix Vlasak • S.59
CLAAS/Deutsche Telekom • S.60 Technische
Universität München, Lehrstuhl für Rohstoff- und
Energietechnologie • S.61 Sabine Wichmann
• S.62 Beate Becker • S.63 Jan Maxa • S.64
Jürgen Jeibmann/Fraunhofer IWU, Design: Felix
Götze, Tom Mudra, Hans-Tobias Schicktanz •
S.65 Mumme/ATB • S.66 Dr. Lutz Bühle • S.67
Ger Shortle/TEAGASC • S.68 Stephan Thiel •
S.69 Stadtwerke Tübingen, Jörg Jäger • S.70
Uwe Lewandowski
UmweltS.74 Angelika Hoffmann, 19273 Bitter • S.75
Anke Krsanowski (ecoligent/Käppler & Pausch
GmbH) • S.76 I.SBP ArchitektenundIngeni-
eure, DB Station&Service AG • S.77 Rainer
Funk/Lechwerke AG • S.78 Wolfgang Beiwert/
Beisert&Hinz • S.79 Landjugendverband
Schleswig-Holstein e.V., Anke Weltzien • S.80
Pressereferat der Stadt Bietigheim-Bissingen •
S.81 Mareile Simon • S.82 Rainer Kant/B.A.U.M.
e.V. • S.83 Carsten Bernot/Luftbildservice Bernot
• S.84 Roland Körpert • S.85 Jessica Switala/
Landkreis Holzminden
BildungS.88 Phoenix Contact GmbH & Co. KG • S.89
Marcel Mende/Königsee Implantate GmbH •
S.90 Florian Funck Fotografie • S.91 Simone
Brandmüller (BDKJ Mainz) • S.92 IfaS War-
tenphul • S.93 Christoph Schmitz • S.94 Dr.
med. Ute Schnell • S.95 Andreas Trepte (www.
photo-natur.de), Martin Chen • S.96 Netzwerk
Schule, Wirtschaft und Wissenschaft für die
Region Unterweser e.V. • S.97 Martin Kluger •
S.98 Martin Diepold (www.fotografberlin.eu)/Rat
für Formgebung • S.99 Claudia Leibrock
GesellschaftS.102 Katharina Kappelhoff • S.103 Claudia
Hübschmann • S.104 Petra Krey • S.105
Wettbewerb 2014
Katharina Kappelhoff • S.106 Foto Gronau
Weilheim • S.107 Nadine Heinze • S.108 Char-
lotte Fischer • S.109 Karlheinz Kistner • S.110
Nils Siemen • S.111 Klaus Offermann • S.
112 Karin Heymann, Reise und Medien, Loitz •
S.113 Harald Kempe/ BGM Emskirchen • S.114
Nicole Servatius • S.115 Sabine Dörbaum •
S.116 Achim Köpf • S.117 Jutta Pagel-Steidl •
S.118 Julia Quaschnik/iSo e.V. • S.119 Christian
Grube, Gemeinde Hiddenhausen • S.120 Karin
Hoßfeld • S.121 Kirstin Eilitz • S.122 Claudia
Hübschmann • S.123 Gemeinde Gersheim/
Wolfgang Degott • S.124 André Dünnebacke/
Südwestfalen Agentur GmbH • S.125 Thurn-
film, Valentin Thurn • S.126 Michaela Bentzin
• S.127 nerdgeschoss GmbH • S.128 Burkhard
Peter • S.129 Greta Schüttemeyer/© LWL-Medi-
enzentrum für Westfalen
S. 130–133 Deutschland – Land der Ideen/Bernd
Brundert
Jury: S. 134–135 Hüther: Institut der deutschen
Wirtschaft Köln, Roth: Victoria and Albert Muse-
um London, Boege: Axel Springer SE, Bschorr:
VdU, Henriette Olbrisch, http://henrietteolbrisch.
de, Bullinger: Ansgar Pudenz/Fraunhofer, Burg-
hof: Deutsche Welle, Heimbach: Bundesregie-
rung – Bergmann, Kemfert: Paul Ripke, Krüger:
Lars Welding, Kupetz: Lutz Sternstein/www.
lutz-sternstein.com, Lehmann: Mirko Krizanovic,
Lösch: Christian Kruppa, Hamburg, Meinel: Kay
Herschelmann, Quennet-Thielen: BMBF, Rakers:
Amanda Berens, Rummel: Deutschland – Land
der Ideen/Bernd Brundert, Tanrıverdi: Franz Möl-
ler, Wahlster: Jim Rakete, Funk: Carina Gräschke,
zu Guttenberg: Dominik Gigler, Henneke: ZDF/
Carmen Sauerbrei, Kilper: Markus M. Mey, Neu-
bauer: K. Neubauer, Schmitz: Markus Hauschild,
www.hauschild.biz
151
Wettbewerb 2014
S.138–139 Elektroroller Scuddy: Deutschland
– Land der Ideen/Bernd Brundert, Intelligentes
Glas: Deutschland – Land der Ideen/Uwe Völkner/
FOX. Tomatenfisch: Deutschland – Land der
Ideen/Bernd Brundert, LEGO-Brücke Wuppertal:
Deutschland – Land der Ideen/Bernd Brundert,
Kirche-Herz-Jesu: Deutschland – Land der Ideen/
Uwe Völkner/FOX, Wasserturm: Deutschland –
Land der Ideen/Uwe Völkner/FOX, Zeitschrift der
Straße: Deutschland – Land der Ideen/ Christian-
Arne de Groot
Quellenangaben
1 Bundesministerium für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit (Hg.): Ökologisch
wirtschaften: Zukunftsperspektiven ländlicher
Räume, 2009, S. 65, URL: http://www.bfn.de/
fileadmin/MDB/documents/themen/oekonomie/
dokumente/BMU_2010_zukunftsperspektiven_la-
endlicher_raeume.pdf, Stand: 20.07.2014
2 Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Da-
tenreport 2013 – Ein Sozialbericht für die Bundes-
republik, 2013, S. 23, URL: https://www.destatis.
de/DE/Publikationen/Datenreport/Downloads/Da-
tenreport2013Kap1.pdf?__blob=publicationFile,
Stand: 20.07.2014
Impressum
HerausgeberDeutsche Bank AG
Taunusanlage 12
60325 Frankfurt am Main
Lareena Hilton, Global Head of Brand Communi-
cations & Corporate Citizenship
Christian Rummel, Deputy Global Head of Group
Brand Communications & Corporate Citizenship
Deutschland – Land der Ideen
Land der Ideen Management GmbH
Kurfürstendamm 21
10719 Berlin
Holger Lösch, Mitglied der Hauptgeschäftsfüh-
rung, Bundesverband der Deutschen Industrie
e.V. und Vorsitzender des Aufsichtsrats der
Deutschland – Land der Ideen Management
GmbH
Ariane Derks, Geschäftsführerin Land der Ideen
Management GmbH
PublikationskonzeptFlorence Schneider (Deutsche Bank)
Diana Ali, Stefan Volovinis (Deutschland – Land
der Ideen)
Marco Wedemann (fischerAppelt, relations)
Redaktion und TextRegina Dombrowski, Sandra Haake-Sonntag,
Nadine Klingert (Deutsche Bank)
Dörte Schütz (Deutschland – Land der Ideen)
Inga Beutler, Ralf Junge, Antje Lenz, Kristin
Lübcke, Sophia Steinmann (fischerAppelt,
relations)
Sandra Schmid (redaktionelle Mitarbeit für
fischerAppelt, relations)
Gestaltung, Layout und GrafikfischerAppelt, furore
ProduktionStaudt Medienproduktion, Hattersheim
DruckereiW. B. Druckerei GmbH, Hochheim am Main
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unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Jede
Art der Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbrei-
tung und jede Art der Verwertung außerhalb der
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tionsrechte zu klären. Eventuelle rückwirkende
Ansprüche bitten wir über projektbuero.land-der-
[email protected] an die Deutsche Bank zu richten.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf
die gleichzeitige Verwendung männlicher und
weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche
Personenbezeichnungen gelten für die männliche
wie die weibliche Form.
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Wettbewerb 2014
153
Wettbewerb 2014
ausgezeichnete-orte.de
deutsche-bank.de/ideen