14 Röbi-Ronggapps.vorarlberg.at/weisszonen/pdf/14.pdfDie beiden ehemaligen Sennalpen Röbi und...

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Übersicht Weißzonentyp: Vorwiegend Pufferzone Gemeinde(n): St. Gallenkirch Fläche: 6,3 km² Erschließungsgrad: 1,8 % Mittlere Meereshöhe: 2064 (1376 – 2559) m ü. A. Gebirgsgruppe: Rätikon Geologische Einheit: Silvrettakristallin, (Gargellner Fenster) Alp-/ Waldflächen: 269 ha (43 %) / 91 ha (14,5 %) Die Alpgebäude der Rongg Alpe (Fleisch 2014) 14 Röbi-Rongg Ein Mosaik aus Alpen, Weiden, steilen Wäldern, malerischen Gipfeln, artenreichen Pflanzengesellschaften, Schluchten und Wasserfällen bietet eine außergewöhnliche landschaftliche Vielfalt. :^!8= 26% 94% 33% 56% 61% Gesamtfläche Anteil unerschlossene Fläche Anteil Biotope und Schutzgebiete Konnektivität Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

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ÜbersichtWeißzonentyp: Vorwiegend Pufferzone Gemeinde(n): St. Gallenkirch Fläche: 6,3 km² Erschließungsgrad: 1,8 % Mittlere Meereshöhe: 2064 (1376 – 2559) m ü. A. Gebirgsgruppe: Rätikon Geologische Einheit: Silvrettakristallin, (Gargellner Fenster) Alp-/ Waldflächen: 269 ha (43 %) / 91 ha (14,5 %)

Die Alpgebäude der Rongg Alpe (Fleisch 2014)

14 Röbi-Rongg

Ein Mosaik aus Alpen, Weiden, steilen Wäldern, malerischen Gipfeln, artenreichen Pflanzengesellschaften, Schluchten und Wasserfällen bietet eine außergewöhnliche landschaftliche Vielfalt.

c+26+94+33+56+6126%

94%

33%

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61%Gesamtfläche

Anteil unerschlossene Fläche

Anteil Biotope und Schutzgebiete

Konnektivität

Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

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112 | 14 Röbi-Rongg

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| 11314 Röbi-Rongg | Gebietsbeschreibung

Die Weißzone Röbi-Rong befindet sich auf der ost-exponierten Seite des mittleren Gargellen-tals im Gemeindegebiet von St. Gallenkirch. Das Gebiet beinhaltet die Taltobel von Röbi und Rongg, die Kammlagen zwischen den Gargellner Köpfen und dem Riedkopf und Bereiche des Gargellner Alpto-bels (Täscher). Zum Osten und Süden wird das Ge-biet durch den Siedlungsraum im Gargellental bzw. das Skigebiet am Schafberg begrenzt. Im Norden und Westen besteht Anschluss an die Weißzone Pla-tina-Sarotla bzw. zu den wenig erschlossenen Ge-ländekammern östlich von St. Antönien und Part-nun. Der höchste Berg an der Wasserscheide zur Schweiz ist der Riedkopf mit 2552 m ü. A. Auch die Rotspitze (2517 m ü. A.) und die Ronggspitze (2530 m ü. A.) sind über 2500 m hoch. Der tiefste Punkt liegt bei ca. 1375 m ü. A. am Talboden des Sugga-dinbachs. Der Name Rongg lässt sich höchstwahr-scheinlich auf das romanische Wort für „roden“ zu-rückführen (Kasper 2009b).

Landschaftskammern und Infrastrukturen

Die Weißzone Röbi-Rongg ist 6,3 km² groß und ge-hört damit zu den eher kleineren Weißzonen. Das Gebiet setzt sich aus den drei Landschaftskammern Röbi, Rongg und Gargellnerköpfe-Riedkopf zusam-men. Das Ronggtobel im Zentrum der Weißzone

14.01 Gebietsbeschreibung

Lage

bildet das Kerngebiet. Es führt bis in den äußeren Dauersiedlungsraum des Ortes Gargellen. Die an-grenzenden Landschaftskammern Röbi und Gar-gellner Köpfe-Riedkopf sind Pufferzonen. Mit über 70 % der Fläche haben diese Pufferbereiche einen erheblichen Anteil an der Weißzone. Im unteren Be-reich der Kernzone Rongg (Ortsteil Wolfa) befinden sich mehrere Wohngebäude bzw. deren Zufahrten. Am äußersten Rand der Kernzone verläuft die Gar-gellner Straße (L 192). Der Fahrweg zur Rongg Al-pe kann nur mit einem geländegängigen Fahrzeug wie einem Quad befahren werden und wurde dem-nach nicht als Straßeninfrastruktur berücksichtigt. Das Kerngebiet Rongg ist zu 6,3 % erschlossen, das gesamte Gebiet nur zu 1,8 %. Am unteren Rongg-bach, oberhalb des Ortsteils Wolfa befindet sich au-ßerdem eine Wasserfassung eines Privatkraftwerks.

Geologie

Die aufgeschlossenen Festgesteinseinheiten können vorwiegend dem Silvrettakristallin zugeordnet wer-den (Meta- und Ultrabasite). Kleinflächiger findet man auch Metasedimente und Orthogneise vor. Die Kare sind verbreitet mit quartärem Moränenmateri-al aufgefüllt. Am östlichen Rand der Weißzone, zwi-schen Alptobel, Rongg-, und Röbibachschlucht tritt das sogenannte Gargellner Fenster mit Gesteinen

Landschaftskammer Kategorie Infrastrukturen Fläche [km²] Erschließungsgrad [%]

Rongg Kernzone Gebäude und Wohnstraßen im Ortsteil Wolfa, L 192 (Gargellner Straße) 1,8 6,3

Röbi Pufferzone (Röbi Alpe wurde nicht als Infrastruktur berücksichtigt, Gebäude <200 m²)

4,5 -Gargellner Köpfe – Riedkopf Pufferzone

Beschreibungseinheit 6,3 1,8

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verschiedener tektonischer Einheiten hervor. Durch die Erosion des anstehenden Silvrettakristallins wurden hier Gesteine der Arosazone, der Sulzfluh-decke und des Prätigau-Flyschs freigelegt. Der Mai-säß Röbi liegt auf einer Verflachung oberhalb einer mehrere hundert Meter langen spätglazialen Ufer-moräne, welche etwa vor 13.000 Jahren bei einem Gletschervorstoß des Gargellner Gletschers entstan-den ist (Hertl 2001). Unterhalb der Rongg- und Rot-spitze befinden sich drei fossile Blockgletscher mit einer Gesamtfläche von ca. 5 ha.

Alpen-Maßliebchen (Aster bellidiastrum) (UMG 2014)

Klima

Jahresmitteltemperatur [°C], Sonneneinstrahlung [kWh/m²J], Jahresniederschlag [mm] und Schnee-deckendauer [Wochen] gemittelt über die Weißzone Röbi-Rongg. Die Skalen beziehen sich auf die Mi-nima bzw. Maxima der 83 Weißzonen. Datengrund-lage: Klimaperiode 1961-90; Werner & Auer 2002.

Jahresmitteltemperatur | min: -2,8 | max +4,6 °C

379+141+480=1° C

Sonneneinstrahlung | min: 832 | max: 1.351 kWh/m²

749+251=1222 kWh/m²

Jahresniederschlag | min: 1.462 | max: 2.768 mm

47+953=1521 mm

Schneedeckendauer | min: 26 | max: 40 Wochen

566+434=34 Wochen

Tier- und Pflanzenwelt

Der Hochgebirgsgrat mit dem Riedkopf an der Staatsgrenze zur Schweiz ist idealer Lebensraum für die Tierwelt alpiner Lebensräume; so wurde im Gebiet auch schon der in Vorarlberg ausgespro-chen seltene Steinrötel beobachtet. Kernstück der Weißzone ist der alpine Biotopkomplex der Inneren Rongg Alpe, der eine Fülle ursprünglicher Lebens-raumtypen der Silikatalpen aufweist. Besonderes Augenmerk gilt dabei den vollständig ausgebilde-ten Nivalfluren in den eher schattigen Gipfel- und Gratbereichen, den Amphibolitfelsfluren und dem großen Quell- und Flachmoorkomplex in Richtung Talgrund (Beiser & Staudinger 2008). Die Nivalfluren sind Lebensräume für Hochgebirgs-pflanzen wie den Gletscherhahnenfuß und Seguers Steinbrech. Bemerkenswert sind die Quellrasen mit der basische Standorte anzeigenden Rostsegge – ei-ne Eigentümlichkeit, die im Silikatgebiet in dieser Form nur noch am Valschavieler Maderer zu finden ist (Beiser & Staudinger 2008). Ebenfalls erwähnenswert sind die üppigen Moos-quellen und auffallend ausgedehnten Eisseggen-fluren und Moorbinsenrasen mit basenliebenden Arten wie Alpen-Maßliebchen, Kelchsimsenlilie, Ganzrandige Primel und Schnittlauch. Schließlich treten sogar reine Kalkflachmoore mit Davallsegge,

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| 11514 Röbi-Rongg | Gebietsbeschreibung

Ganzrandige Primel (Primula integrifolia) (UMG 2007)

Armblütiger Sumpfsimse und Alpenbinse, d.h. aus-gesprochenen Kalkzeigern, auf. Auch die stark ge-fährdete Floh-Segge kommt vor (Beiser & Staudin-ger 2008, Fischer et al. 2008).Weiter talwärts hat das Biotop „Felsfluren und Kalk-rasen zwischen Wißfluh und Ronggtobel“ ebenfalls Anteil an der Weißzone. Dieser Biotopkomplex liegt im Bereich des Gargellner Fensters, einem hetero-genen, teils karbonathaltigen geologischen Unter-grund, der sich durch das Kristallin zieht (Friebe 2007). Dieser Umstand erklärt das Nebeneinander von Kalk- und (sauren) Brandlattich-Fichtenwäl-dern und das Auftreten zahlreicher seltener Arten, wie etwa der kalksteten, seltenen Kurzähren-Segge oder dem kalkmeidenden, gefährdeten Fleischers Weidenröschen (Beiser & Staudinger 2008, Fischer et al. 2008).Die südexponierten Felsfluchten im Inneren Röbital enthalten eine Fülle seltener Arten, beispielsweise den kalkmeidenden Prachtsteinbrech, der „Charak-terpflanze“ des inneren Montafons, oder den Wim-pernfarn, das Kälte-Felsen-blümchen und die Echte Edelraute (Beiser & Staudinger 2008, Fischer et al. 2008).

Kelchsimsenlilie (Tofieldya calyculata) (UMG 2003)

Inselartig ausgebildete Kalkvegetation inmitten des Silikatgebiets zeigt sich beim geologischen Fens-ter am St. Antönierjoch/ Grüanablies. An der Ober-kante des Grüanablies wachsen niedrigwüchsige Blaugrasrasen und Polsterfluren des Schweizer Mannsschilds. Die Kalkgesellschaften werden im Mittelhang von hochwüchsigen Violettschwingel-rasen abgelöst. Diese Urwiesen werden hangabwärts stetig produktiver und entsprechen im Unterhang Kleerasen, in denen der Rasige Klee vorherrscht. Durch Blaikenbildung ist die Vegetationsdecke teil-weise inhomogen (Beiser & Staudinger 2008). Die Weißzone Röbi-Rongg glänzt durch ihre na-turbelassenen, hochalpinen Lebensräume. Durch den Einfluss des Amphibolits und die vielfältige Geologie existieren die typische Silikatflora und Basenzeiger bzw. Kalkpflanzen auf engem Raum nebeneinander.

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116 | 14 Röbi-Rongg | Nutzungsbeschreibung

In der Weißzone Röbi-Rongg befinden sich die Al-pen Röbi (1919 m ü. A.) und die Alpe Rongg (1600 m ü. A.), die etwa auf gleicher Höhe wie der obere Röbi Maisäß liegt. Letzterer liegt bereits außerhalb der Weißzone. Mit einer Fläche von 182 ha bzw. 185 ha zählen die beiden Alpen zu den kleinsten in der Gemeinde St. Gallenkirch. (Kasper 2009a). In der Landschaftskammer Gargellner Köpfe-Riedkopf lie-gen zudem weitere Alpflächen der Gargellen Alpe. In den Daten der AMA werden die Gargellen- und Rongg Alpe gemeinsam aufgeführt. Etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Förderflächen dieser Alpen liegen innerhalb der Weißzone Röbi-Rongg. Im ge-samten Alpgebiet sömmern (AMA 2013) 24 Pferde und 180 Rinder. Die Alpe Röbi befindet sich voll-ständig in der gleichnamigen Pufferzone. Auf ihr sömmerten im Jahr 2013 vier Pferde und 43 Rin-der. Die landwirtschaftlich geförderte Fläche be-trägt 269 ha. Dies sind 43 % der Gebietsfläche. Die Alpwirtschaft spielt somit eine entscheidende Rolle im Gebiet.Aus dendrochronologischen Untersuchungen sowie aus ersten urkundlichen Erwähnungen lassen sich die ersten alpwirtschaftlichen Nutzungen der Alpen Röbi und Rongg auf den Anfang des 17. Jahrhun-derts zurückführen (Kasper 2009b).„Vieles hat sich verändert auf dem Maisäß in den letzten Jahrzehnten, andererseits doch nicht so viel wie auf manch anderen Maisäßen – was angesichts der Nähe zum Tourismusort Gargellen überrascht“ (Hessenberger 2009). Von 15 Gebäuden der Alpen und Maisäße sind sechs bewohnbar und zwei da-von werden ganzjährig bewohnt. In den vergan-genen Jahrzehnten wurden einige Maisäßgebäude als Ferienhäuser vermietet. Mittlerweile ist dies nur mehr bei einem der Fall. Der Maisäß Röbi wird teil-weise noch landwirtschaftlich genutzt, meist zur Heugewinnung.Die beiden ehemaligen Sennalpen Röbi und Rongg wurden am Anfang des 20. Jahrhunderts von den Gemeinden Bürserberg und Lorüns aufgekauft. Die

14.02 Nutzungsbeschreibung

Landwirtschaft

Alpe Rongg wurde noch bis in die 1960er Jahre als Sennalpe weitergeführt. In den 70er und 80er Jah-ren wurde die Alpbewirtschaftung auf der Alpe Rö-bi aufgrund des allgemeinen Rückgangs der Land-wirtschaft für einige Jahre ausgesetzt. Nach dem Verkauf der Alpe an die Illwerke wird die Alpe an verschiedene Bauern verpachtet. Wie bereits be-schrieben, werden heute beide Alpen als Rinderal-pen genutzt.

Alpe Rongg (Fleisch 2014)

Forstwirtschaft

14,5 % oder 91 ha der Weißzone Röbi-Rongg sind Waldfläche. Die meist subalpinen Sauerboden-Fich-tenwälder beschränken sich auf die steilen Talhän-ge des orographisch linken Gargellentals. Nur 18 % der Gebietsfläche liegen unterhalb von 1800 m ü. A. Zudem wird die Waldgrenze durch die Alpnutzung herabgesetzt. Zwischen Alpen und Waldgrenze brei-ten sich Grünerlen-Krummhölzer aus, die teilweise bis in die Weideflächen hineinreichen. Der überwie-gende Teil des Waldes hat Objektschutzfunktion für das Siedlungsgebiet (Lawinenschutz).Um eine Bewirtschaftung mit genügend Natur-verjüngung des aus forsttechnischer Sicht nicht

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| 11714 Röbi-Rongg | Nutzungsbeschreibung

ausreichend erschlossenen Flurwalds sicherzu-stellen, wurde bereits die Errichtung eines Forst-wegs über die Rongg Alpe geprüft. Im Zuge von Schutzwald-Sanierungsmaßnahmen ist die Er-schließung des Flurwalds aus Sicht der Forstwirt-schaft erforderlich. Im Bereich Flurwald wurde bereits ein Gutachten über die flächenhafte Gefähr-dung des forstlichen Bewuchses erstellt.

Jagd

Die Jagdreviere Röbi und Rongg entsprechen weit-gehend der Ausbreitung der beiden Taltobel. Für beide Reviere zusammen wurde im Abschussplan (2014) der Wildregion Gargellental-Vermielt-al-Netza eine Mindest-abschusszahl von 6 Stück Rot- und 10 Stück Rehwild vorgesehen. Weiters be-findet sich das Jagdrevier Gargellen zu einem klei-nen Teil in der Weißzone Röbi-Rongg. In den Gip-felregionen sind Steinwildvorkommen ausgewiesen (Rätikon-Kolonie). Die Gams- und Steinwildjagd ist allerdings weniger von Bedeutung. Die Rehwildfüt-terung Flurwald sowie die Rowildfütterung Brenn-tawald liegen knapp außerhalb der Weißzone. Im Vergleich zu den östlich anschließenden Hochtä-lern der Silvretta und dem mittleren Rätikon, ist die Wilddichte im Südrätikon deutlich geringer. Her-vorzuheben ist die besonders große Verbreitung von Schneehühnern.

Tourismus und Erholung

Die Weißzone wird im Sommer und im Winter von vielen Erholungssuchenden besucht. Die Lifte der Bergbahnen Gargellen liegen südlich des Gebiets und ermöglichen eine einfache Zugänglichkeit. Die Rongg Alpe, die direkt an der Grenze der Weißzo-ne liegt, ist eines der ältesten Gebäude im Mon-tafon, mit Stalleinrichtungen aus dem frühen 15.

Jahrhundert. Die Röbi Alpe befindet sich in unmit-telbarer Nähe und ist nur durch ein Tobel getrennt. Der Maisäß Röbi wurde aufgrund seiner Nähe zur Schweizer Grenze häufig als Schmugglerroute ge-nutzt. Die Hochzeit des Schmuggelns begann am Ende des 19. Jahrhundert und dauerte bis nach dem 2. Weltkrieg an (Hessenberger 2008).Die beiden idyllisch gelegenen Alpen sind belieb-te Ausflugsziele im Sommer. Neben Wanderwegen können beide Alpen auch durch Klettersteige in der Rongg- und in der Röbischlucht erreicht werden. Der Klettersteig Rongg-Wasserfall verläuft durch die Ronggschlucht mit Engstellen und einer leicht überhängenden Passage. Der benachbarte Kletter-steig für EinsteigerInnen in der Röbi-Schlucht, liegt zwar außerhalb der Weißzone, jedoch bietet sich nach der Begehung ein Ausflug zu den Alpen an. Bei den Gargellner Köpfen befindet sich ein weite-rer Klettersteig mit Schwierigkeitsgrad C, der auch im Winter im Rahmen eines Skitourenrennens be-gangen wird. Der Riedkopf (2552 m ü. A.) wird im Sommer sehr stark frequentiert. Die Wanderung be-lohnt mit einem tollen Panorama auf die Sulzfluh, die Drei Türme und zahlreiche Gipfel der Silvret-ta. Der Auf- bzw. Abstieg kann durch die Schaf-bergbahn erleichtert werden. Auf alten Schmugg-lerpfaden führt eine beliebte grenzüberschreitende Wanderung an den Zollhäusern vorbei über das St. Antönier Joch (2379 m ü. A.) in die Schweiz.Im Winter wird das Gebiet zwischen den Gargellner Köpfen und dem Viereggerpass besonders stark von SkitourengeherInnen frequentiert. Es bieten sich entlang des Gipfelkamms zahlreiche Abfahrtsva-rianten innerhalb der Weißzone an. Das Areal wird sowohl von Vorarlberger Seite als auch aus dem Schweizer St. Antönien begangen. Die Tourenge-herInnen, die von der Schweizer Seite starten, be-suchen in der Regel lediglich die Gipfel und fahren außerhalb der Weißzone wieder retour. Besonders beliebt sind die Rotspitze (2517 m ü. A.) und das St. Antönier Joch (2379 m ü. A.). Eine klassische

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118 | 14 Röbi-Rongg | Nutzungsbeschreibung

Rätikondurchquerung startet in Gargellen und führt die Tourengeher über das St. Antönier Joch auf Schweizer Gebiet. Der Anstieg auf das St. Antö-nier Joch vom Skigebiet Gargellen aus beträgt nur eine halbe Stunde, sodass die Weißzone auch von VariantenfahrerInnen und ToureneinsteigerInnen frequentiert wird. Häufig bestiegen wird auch der Riedkopf. Wegen der verhältnismäßig kurzen Gip-felanstiege und der Liftanbindung unternehmen SkitourengeherInnen auch mehrere Gipfeltouren an einem Tag.

Winterkulisse beim St Antönier Joch (2379 m ü. A.) (Marlin 2015)

Für das Skigebiet Gargellen stellen weite Teile der Weißzone potenzielle Erweiterungsflächen dar. Un-ter den Gargellner Köpfen ist bereits ein Skitun-nel projektiert, der den Bereich zwischen St. An-tönier Joch und Rinderhütte zugänglich machen könnte. Dort sind ein Lift und mehrere Pisten an-gedacht. Auch unterhalb des Riedkopfs wäre für die Liftbetreiber eine zusätzliche Lifterschließung mit Abfahrtsmöglichkeiten in Richtung Gargellen bzw. Rongg Alpe denkbar (Lerch & Klehenz 2015, Interview).

Die Weißzone Röbi-Rongg entwässert über mehre-re steile Tobel in den Suggadinbach, welcher wie-derum beim Ort Galgenul in die Ill mündet. Wass-erwirtschaftlich relevante Anlagen befinden sich im unteren Abschnitt des Ronggbachs. Etwa 100 m oberhalb einer Geschiebesperre beim Ortsteil Wol-fa wird dem Ronggbach Wasser für den Betrieb ei-nes privaten Kraftwerks entnommen. Unweit davon befindet sich die Rongtobelquelle, die eine mittlere Schüttung von 50 l/s aufweist. Eine weitere Quelle zur privaten Trinkwasserversorgung befindet sich beim Rongbühel. Die beschriebene Bachfassung und die beiden Quellen sind unweit eines Fahrwe-ges situiert.

Wildbach- und Lawinenverbauung

Im südöstlichen Randbereich der Weißzone, im sog. Fluhwald befinden sich Lawinenschutzbauwerke der Tescherlawine. In den Jahren 1954 und 1955 wurden Erdterrassen und von 1977 bis 1979 Erd-druckhügel als Gleitschneeschutz errichtet. 1956 bis 1959, 1977, 1978 und 1999 wurde der darü-ber liegende Hangbereich mittels Stahlschneebrü-cken gesichert. Die gesicherten Flächen wurden aufgeforstet. Vor der Verbauung brach die Tescher-lawine fast jährlich aus den Abbruchgebieten am Osthang von Gargellen ab und drang in Abstän-den von etwa 20 Jahren bis in den Siedlungsbereich vor. Um den Verbauungserfolg nachhaltig sicher-stellen zu können, ist die Pflege und Ergänzung der Aufforstungen durch die Wildbach und Lawinen-verbauung unbedingt erforderlich. Unterhalb der Ronggschlucht wurde im Jahr 1981 eine Geschie-berückhaltesperre errichtet. Außerdem wurde zum Schutz des Ortsteils Wolfa an der rechten Uferseite des Röbibachs im Jahr 2000 ein Lawinenleitdamm aufgeschüttet. Der Suggadinbach, der den äußers-ten Rand der Weißzone definiert, ist beidseitig mas-siv mit Leitwerken verbaut.

Wasserwirtschaft

Aufstieg zum St. Antönier Joch (Fleisch 2015)

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| 11914 Röbi-Rongg | Nutzungsbeschreibung

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120 | 14 Röbi-Rongg | Exkurs

Die Alpen haben über 300 Mio. Jahre gebraucht, um sich zu ihrer heutigen Gestalt zu entwickeln, und immer noch sind sie ständiger Veränderung unter-worfen. Man kann drei Phasen der Gebirgsbildung unterscheiden. Vor etwa 200 Mio. Jahren setzten sich auf dem Grund des Urmeeres Tethys mächti-ge Sedimentschichten ab, die sich im Lauf der Zeit durch den überliegenden Druck zu Gesteinen ver-festigten. Durch die Kollision der afrikanischen mit der europäischen Platte wurde in den vergangenen 30 Mio. Jahren der Meeresboden der Tethys als De-cken übereinander geschoben und intensiv verfal-tet. Dabei fand eine Hebung statt, die mit ca. 0,5 mm pro Jahr noch immer anhält. In Vorarlberg findet man heute auf einer 80 km Nord-Süd-Erstreckung Gesteine, die früher auf 1000 km ausgebreitet wa-ren. Die heutigen Formen der Landschaft wurden vor allem durch erosive Prozesse gestaltet. Im Ter-tiär überwog die fluviale Abtragung. In den Eiszei-ten des Quartärs, das vor ca. 1,8 Mio. Jahren be-gann, prägten vor allem Gletscher die heutigen Talformen aus. Das Montafon ist geologisch beson-ders interessant, denn hier verläuft die Grenze zwi-schen Ost- und Westalpen. Die Decken dieser beiden Alpeneinheiten haben sehr unterschiedliche Her-kunft. Die penninischen und helvetischen Decken der Westalpen haben ihren Ursprung in der euro-päischen Platte. Die ostalpinen Decken waren vor-mals afrikanische Kontinentalplatte (Keller 1995). Die Gebirgsketten Rätikon, Verwall und Silvretta treffen im Montafon aufeinander. Im Norden findet man jüngere, fossilienreiche Kalkgesteine der Nörd-lichen Kalkalpen, südlich davon treten Sandsteine und vulkanische Gesteine auf, südlich des Rellstals schließt sich das ältere Silvrettakristallin mit Gnei-sen und Amphiboliten an. Im Montafon findet man die ältesten zusammenhängenden Gesteine Vorarl-bergs, auch Gesteine, die schon vor der Bildung der Alpen entstanden sind, wie die metamorphen Ge-steine der Silvrettadecke, die bis zu 600 Mio. Jah-re alt sind.

14.03 Exkurs

Das Gargellner Fenster

Das Gargellner Fenster ist eine tektonische Be-sonderheit im Montafon und liegt im Gebiet von Röbi-Rongg. Hier bietet sich ein Einblick in die Schichten, die unter dem hier 1.500 m dicken Sil-vrettakristallin verborgen liegen. Zum Vorschein kommen die penninischen Decken. Der zur penni-nischen Decke gehörende Sulzfluhkalk kommt nur in kleinen Teilen des Montafons vor, ist aber dort ein stark landschaftsprägendes Element. Zu dieser Deckenformation gehören auch die hellen Kalke der Sulzfluh, Drusenfluh und der Drei Türme. Die ur-sprünglich als tiefer Ozeanboden entstandenen De-cken tauchen eigentlich von Westen her unter ost-alpinen Decken ab, kommen aber in tektonischen Fenstern nochmals zum Vorschein. Im Gargellner Fenster findet man Kalk- und Tonschiefer, Radio-larite, grünliche Granite und Sandstein. Zum Teil sind diese Schichten deutlich zerstückelt, was dar-auf hindeutet, dass beim Deckenüberschub massive Kräfte gewirkt haben. Diese Einheiten wurden wäh-rend der Alpenbildung unter einer mehrere Kilome-ter dicken Gesteinsschicht eingeengt und transpor-tiert. Entstanden ist das Fenster durch Erosion des Suggadin Bachs, welcher sich im Verlauf der Zeit durch die obenliegende leicht erodierbare Kalks-chicht eingeschliffen hat. So wurden auf einer Flä-che von ca. sieben Quadratkilometern darunter lie-gende ältere Schichten freigelegt. So kann man im Gargellner Fenster runde abgetragene Formen gleich neben bizarren Kalkspitzen finden. Von der Ortschaft Gargellen erreicht man das Fenster beim Rongg-Wasserfall oder in der Röbibachschlucht zu Fuß in nur wenigen Minuten (Wolkersdorfer 2005).