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SCHLOSS ALBRECHTSBERG PHIL 2017/18 21./ 25. MRZ 2018 Con molto espressione Kammermusik italienischer Meister

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S C H LO S S A L B R E C H T S B E R G

P H I L 2 0 1 7 / 1 8

21./ 25. MRZ 2018

Con molto espressione Kammermusik italienischer Meister

d r e s d n e r p h i l h a r m o n i e . d e

P R O G R A M M

Gaetano Donizetti (1797 – 1848)„Introduzione“ für Streicher D-Dur (1829)

Gioacchino Rossini (1792 – 1868)ZUM 225. GEBURTSTAG

„Prélude prétentieux“ für Klavier (zwischen 1857 und 1868)„Une larme“ für Kontrabass und Klavier (1858)

Niccolò Paganini (1782 – 1840) „Mosè-Fantasia“. Variationen über ein Thema von Rossini

für Violine und Klavier (1818)Einleitung: Adagio – Thema: Tempo alla marciaVariation I – Variation II – Variation III – Finale

Gioacchino Rossini (1792 – 1868)Sonata a quattro Nr. 4 B-Dur

für Streicher (1804)Allegro vivace – Andante – Allegretto

P A U S E

Luigi Boccherini (1743 – 1805)ZUM 275. GEBURTSTAG

„Stabat mater“für Sopran und Streichquintett (Originalfassung von 1781)

Stabat mater – Cujus animam – Quae moerebat – Quis est homo – Pro peccatis Eja Mater – Tui nati – Virgo virginum – Fac ut portem – Fac me plagis – Quando corpus

Stephanie Krone | SopranDaniel Heyne | Klavier

Dresdner StreichquintettWolfgang Hentrich | Violine

Alexander Teichmann | ViolineMatan Gilitchensky | Viola

Matthias Bräutigam | VioloncelloTobias Glöckler | Kontrabass

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Italien im 19. Jahrhundert ist das Reich des Belcanto. Alles, was zählt, ist der Gesang: Oper, Oper, und nochmals Oper. Dass hier im Barock das Concerto grosso erfunden wurde, das der Instrumentalmusik zu einem ersten Höhepunkt in der Entwicklung einer von der Vokalmusik emanzipierten Sprache verhalf, scheint vergessen. Musik ohne Gesang ist nicht mehr in. Schon die letzte Generation großer Komponisten von Instrumentalmusik suchte im Ausland ihr Glück. Luigi Boccherini zum Beispiel blieb bis zu seinem Tod 1805 in Spanien. Die meisten festen Orchester wurden aufgelöst, und auch in den Salons wollte man Arien oder zumindest Opernfantasien hören. Streichquartette? Ein Unikum in dieser Zeit, auch wenn einige adelige und bürgerliche Kreise die Pfl ege der Instrumentalmusik fortsetzten und für kleinere Besetzungen Mittel zur Verfügung stellten. Wo sich, wie in den großen Musikzentren, Orchester noch behaupten konnten, standen vor allem reisende Virtuosen im Rampenlicht, und Opern-melodien beherrschten auch hier das Podium – in Gestalt von Bearbeitungen.Einer der großen Belcanto-Komponisten war Gaetano Donizetti. Er hat über 70 Opern komponiert, darunter „L’elisir d’amore“ (1832), „Lucia di Lammermoor“ (1835) und „Don Pasquale“ (1843). Aber Donizettis Werk-verzeichnis nennt auch 18 Streichquartette, komponiert zwischen 1817 und 1821 –

SEHR MELANCHOLISCHD O N I Z E T T I : „ I N T R O D U Z I O N E “

Gelegenheitswerke, die wohl entstanden sind aus Spaß am Musizieren im privaten Kreis.So vermutlich auch seine „Introduzione“ D-Dur, 1829 für Streichquintett (oder Streich-orchester) geschrieben – ein einsätziges Stück in wiegendem 6/8-Metrum, dunkel, gesanglich, ausdrucksvoll und dicht gesetzt. Gewürzt wird das Ganze mit kleinen Solokadenzen für die Violine. Donizetti zeigt hier alles, was einen großen Belcanto-Komponisten auszeichnet: große, weit gespannte, ariose, eindringliche Melodiebögen und viel Gefühl. Was diese Introduzione einleiten sollte, ist nicht überliefert. Der Tonfall und die Stimmung sind allerdings sehr melancholisch.

GAETANO DONIZETTI * 29. November 1797 in Borgo Canale (heute Bergamo)† 8. April 1848 in Bergamo

„ I N T R O D U Z I O N E “ F Ü R S T R E I C H E R D - D U R

Entstehung1829Spieldauerca. 8 MinutenBesetzung2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass

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Gioacchino Rossini: Meister des Schöngesangs und des Witzes, Opernstar und Genießer. Auch er komponierte Instrumentales: kleine, leichte, luftige Formen. Als gerade mal 12-Jähriger schrieb er die sechs Sonate a quattro. Schon hier zeigt er eine besondere Vorliebe für den Klang des tiefsten Streich-instruments: Denn besagte Streichquartette richten sich nicht etwa an 2 Violinen, Viola und Cello, sondern an 2 Violinen, Cello und Kontrabass. Und Letzterer darf sich sogar ge-legentlich aus der sonoren Grundierung lösen und das eine oder andere Solo übernehmen.Später, als Rossini als Opernkomponist in den Ruhestand gegangen sein wird, kommt sein größter Coup in Sachen Kammermusik: Zwi-schen 1857 und 1868 schreibt er seine „Péchés de vieillesse“, seine „Alterssünden“, wie er sie ironisch nennt. Er tut dies mit einem Augen- zwinkern und wohl wie Donizetti zum Privat-vergnügen: für die regelmäßigen musikalischen Salons, die er in seiner Wohnung in Paris-Passy veranstaltet. Der Druck und der Stress der Opernproduktion sind abgefallen. Viele Stücke sind es, die der Alte in seinen letzten Lebensjahren verfasst – und zum Druck nie freigegeben hat. Erst als er 1868 stirbt, findet man in seinem Nachlass diese rund 150 Kompositionen. Es sind geistreiche, oft witzige, auch parodistische Stücke, in 14 Bänden gebündelt nach Gattungen: weltliche und geistliche Gesangstücke mit Klavier, Klavier-solo-Stücke, Kammermusik.Darunter findet man in Band VIII das „Prélude prétentieux“ für Klavier solo, dessen knappes

ALTERSSÜNDENR O S S I N I : „ P R É LU D E P R É T E N T I E U X “, „U N E L A R M E “

Vorspiel in eine gediegene, barock empfundene Fuge mündet, deren Hauptthema durch seinen charakteristischen Aufschwung in die kleine Septe im Ohr kleben bleibt. Die herzergreifende kleine Elegie „Une larme“ für Kontrabass und Klavier schrieb sich Rossini vermutlich in einem schweren Moment von der Seele. Im heutigen Konzert erklingt die Erstfassung, deren Autograph erst kürzlich von Tobias Glöckler in St. Petersburg wieder-entdeckt wurde.

GIOACCHINO ROSSINI* 29. Februar 1792 in Pesaro, Kirchenstaat (heute Italien)† 13. November 1868 in Paris

„ P R É L U D E P R É T E N T I E U X “„Überhebliches Präludium“ für Klavier, aus: „Péchés de vieillesse“ („Alterssünden“), Band VIII, Nr. 5

Entstehungzwischen 1857 und 1868Spieldauerca. 5 Minuten

„ U N E L A R M E “„Eine Träne“ für Kontrabass und Klavier (Erstfassung), spätere Bearbeitung für Violoncello und Klavier in: „Péchés de vieillesse“, Band IX, Nr. 10

Entstehung1858Spieldauerca. 3 Minuten

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Der Komponist und legendäre Geigenvirtuose Niccolò Paganini hat von Rossini viel gelernt. Dazu bot sich ihm auch ausgiebig Gelegen-heit. Rossini berichtete später einmal: Paganini war „durch lange Jahre beinahe fortwährend in meiner Nähe. Er behauptete, meinem Sterne, wie er es nannte, zu folgen, und ich war nicht leicht an einem Orte, ohne dass er hinkam. Er blieb ganze Tage und Nächte bei mir sitzen, während ich kompo-nierte. Er war voll origineller Einfälle; ein wunderlicher Kauz. Aber welch ein Talent! Man musste ihn vom Blatt spielen hören. Er übersah eine halbe Seite mit einem Blick.“Paganini pflegte in seinen umjubelten Kon-zerten ausschließlich eigene Werke zu spielen: „Ich habe meine eigene Spielmethode, nach dieser habe ich meine Kompositionen

FRUCHT EINER SABOTAGE?PA G A N I N I : „ M O S È - FA N T A S I A“

eingerichtet. Um die Kompositionen anderer Tondichter zu spielen, müsste ich diese nach meinem Genre ganz ummodeln; eben so leicht komponiere ich mir eine Pièce, wo ich meiner Gedankenfreiheit keine Fesseln anzulegen brauche.“Er erweiterte die spieltechnischen Möglich-keiten seines Instrumentes um einiges. Was muss man nicht alles beherrschen, um seine Kompositionen zu bewältigen: Pizzicati mit der linken Hand, Doppelgriffe jeglicher Art, so auch im Flageolett, perfektes Staccato- und Flageolett-Spiel, Doppeltriller, Triller-ketten, rauschende Arpeggi, mehrstimmiges Spiel, Passagen in parallelen Terzen, Sexten, Oktaven und Dezimen. An diesen Anforde-rungen scheitert auch heute noch so mancher Solist.

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Die „Mosè-Fantasia“ freilich, die Paganini 1818 auf ein �ema seines Idols Rossini komponierte (dem Gebetsgesang „Dal tuo stellato soglio“ aus der Oper „Mosè in Egitto“), fordert eine ganz andere Schwierig-keit: Das ganze Stück soll ausschließlich auf der tiefsten (G-)Saite der Geige gemeistert werden, spielt sich doch sonst violinistische Virtuosität eher in den hohen Gefilden ab. In der schmachtenden Adagio-Einleitung der „Mosè-Fantasia“ mag das ja noch vergleichs-weise problemlos umzusetzen sein, aber beim darauffolgenden buffonesk hüpfenden und kichernden �ema und seinen drei hoch-virtuosen Variationen wird das zur ziemlich haarigen Angelegenheit: Sehr schwierig, die rasenden und immer engfingriger werdenden Läufe in der hohen Lage samt Flageoletts in einigermaßen passabler Intonation über die Bühne zu bringen.Zu diesem Stück gibt es ein nette Legende: Missgünstige Neider, die dem Teufelsgeiger Böses wollten, sollen vor einem seiner Konzerte heimlich drei Saiten seiner Geige angesägt haben. Ohne etwas zu ahnen soll Paganini sein Konzert begonnen haben. Dann: ein fieses Klirren – und die drei Saiten waren gerissen. Aber um den Hohn und Spott, der ihm nun aus dem Publikum ent-gegenprasselte, kümmerte er sich nicht. Der geniale Geiger begann auf der verbliebenen Saite eine zu dieser Zeit äußerst populäre Arie zu spielen und darüber wild zu impro-visieren. Zum Vergnügen des Publikums, das ihn nun einmal mehr als den König der Virtuosen feierte.

NICCOLÒ PAGANINI* 27. Oktober 1782 in Genua† 27. Mai 1840 in Nizza

„ M O S È - F A N T A S I A“V A R I A T I O N E N Ü B E R E I N T H E M A V O N R O S S I N I aus der Oper „Mosè in Egitto“

Uraufführung der Oper5. März 1818, NeapelEntstehung der Variationen1818Spieldauerca. 8 MinutenBesetzungVioline, Klavier

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Auch seine jugendlichen sechs Sonate a quattro komponierte Rossini 1804 fürs private Vergnügen. Seine Familie (Vater Hornist, Mutter Sängerin) hatte sich gerade in Lugo niedergelassen. Der kleine Gioacchino konnte in der Bibliothek einer befreundeten Familie Werke Haydns und Mozarts studieren. Sein Mäzen Agostino Triossi, der selbst ein bisschen Kontrabass spielte, regte seinen jungen Freund zu eigenen Stücken an. Man traf sich gelegent-lich auf seinem Gut, um gemeinsam der Haus- musik zu frönen. Für diesen Zweck entstanden die Sonate a quattro. Aufs Manuskript derselben schrieb Rossini viele Jahre später: „Stimmen für sechs schreckliche Sonaten, die ich auf dem Landgut (nahe Ravenna) meines Freundes und Maecenas Triossi komponierte, als ich noch im kindlichsten Alter war, ohne je eine Lektion im Begleiten erhalten zu haben; das Ganze komponiert und kopiert in drei Tagen und aufgeführt von Triossi, Kontrabass, Morri, seinem Vetter, erste Violine, dessen Bruder, Cello, die wie Hunde spielten, und mir selbst als zweite Geige, der bei Gott nicht am wenigsten sich wie ein Hund benahm.“Understatement, Koketterie! Diese allesamt dreisätzigen Werke sind von souveräner Stil-sicherheit und couragierter Eigenständigkeit: kontrastreich, unterhaltsam, reich an Melodien. Auch die Sonata a quattro Nr. 4 B-Dur ist

JUGENDSÜNDENR O S S I N I : S O N A T A A Q U A T T R O

dreisätzig mit zwei schnellen Außensätzen und einem langsamen in der Mitte. Sie sprüht nur so vor Spielfreude. Harmonisch und in Hinsicht auf ihre motivisch-thematische Arbeit wirkt alles sehr schlicht und locker gereiht, der Tonfall ist divertimentohaft. Die Musikwissenschaftlerin Ingeborg Allihn schreibt dazu, Rossini habe in diesen sechs Quartetten „lange vor seinen ersten gültigen Werken den Ton seiner Musik, jene individuelle Sprache gefunden, die einen Bruch mit dem 18. Jahrhundert darstellt. Die Musik bezaubert durch melodiösen Charme, sprühende Einfälle, buffonesken Witz und schnöde Eleganz“.

GIOACCHINO ROSSINI* 29. Februar 1792 in Pesaro, Kirchenstaat (heute Italien)† 13. November 1868 in Paris

S O N A T A A Q U A T T R O N R . 4 B - D U R aus: Sechs Sonate a quattro

Entstehung1804Spieldauerca. 16 MinutenBesetzung2 Violinen, Violoncello, Kontrabass

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Es gehört bis heute zu den geistlichen Lieb-lingstexten zahlreicher Komponisten: das mittelalterliche Gedicht „Stabat mater dolo-rosa“ („Es stand die Mutter schmerzerfüllt“). Die poetischen Verse, verfasst von einem Unbekannten, beschreiben die Passion Christi aus der Perspektive seiner Mutter Maria, die laut Johannes-Evangelium am Leiden ihres Sohnes unter dem Kreuz stehend Anteil genommen haben soll: „Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebhatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich“ ( Johannes 19,25-27).Das Stabat-mater-Gedicht ist eine poetische Variante der Pietà-Tradition, jenen Vesper-bildern, die – ob als Bild oder Skulptur – Maria als leidende Mutter darstellen: in den Armen und auf dem Schoß den gemarterten Leichnam Jesu. Das Gedicht ging 1727 endgültig in die katholische Messliturgie ein, u.a. als Sequenz zum Gedenktag der „Schmerzen Mariens“ (15. September). Ursprünglich aber war es für die Privat-andacht gedacht, weshalb der Text in der Ich-Perspektive verfasst ist.

MUSIKALISCHE PIETÀB O C C H E R I N I : „ S T A B A T M A T E R “

Das gereimte Gebet soll dazu dienen, sich in den ungeheuren Schmerz Marias einzu-fühlen. Aus der völligen Identifikation mit den Leiden Marias und Jesu soll für den gläubigen Menschen Hoffnung auf Erlösung erwachsen.Über 600 Komponisten haben sich in den letzten Jahrhunderten und bis zum heutigen Tag der berühmten alten Verse angenommen. Besonders populär wurden etwa Giovanni Battista Pergolesis „Stabat mater“ (1736) sowie jenes von Antonín Dvořák (1876/77). Aber auch die Vertonung von Luigi Boccherini – der mit einem umfangreichen kammer- musikalischen Schaffen an Streichquartetten und -quintetten in die Musikgeschichte einging – kann sich sehen lassen. Ein Entstehungsanlass ist nicht überliefert, aber die kleine Besetzung der ersten Fassung von 1781 (für Solo-Sopran, zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass) verweist auf einen intimen, privaten Rahmen: etwa eine Aufführung am Hofe des spanischen Infanten Don Luis, des jüngsten Bruders des spanischen Königs Karl III. Bei Don Luis stand Boccherini als Kammerkomponist seit 1770 in Diensten.Dass jenes berühmte „Stabat mater“ Pergo-lesis Boccherini als Vorbild gedient hat, ist durchaus hörbar: etwa in der Grundtonart f-Moll, der durchweg solistischen Anlage, dem intimen Gestus und einigen melodischen

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und harmonischen Wendungen. Boccherinis besonderer Stil manifestiert sich dagegen in den weiten, weichen melodischen Bögen, die sich klangschön und elegant entfalten, im raffinierten Einsatz von Klangfarben, in der beweglichen Rhythmik und im durchsichtigen Satz. Da hört man an jeder Stelle den ver-sierten Kammermusikkomponisten heraus. Und weil Boccherini selbst ein hervorragender Cellist war, spielt dieses Instrument auch im „Stabat mater“ eine vergleichsweise große Rolle. Es dient hier nicht mehr nur als Bass-fundament, sondern steuert auch Melodien in hoher Lage bei.Eine zweite, überarbeitete Fassung des „Stabat mater“ gab Boccherini 1801 als op. 61 in Druck: jetzt für drei Singstimmen (Sopran, Alt und Tenor) und u.a. um eine instrumentale Einleitung erweitert.

LUIGI BOCCHERINI* 19. Februar 1743 in Lucca (Toskana)† 28. Mai 1805 in Madrid

„ S T A B A T M A T E R “ Originalfassung von 1781

TextKatholischer Hymnus aus dem 13. JahrhundertEntstehung1781 (überarbeitet 1801)Spieldauerca. 40 MinutenBesetzungSopran, 2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass

Stabat mater dolorosajuxta crucem lacrimosa,

dum pendebat filius.

Cuius animam gementem,contristatam et dolentem

pertransivit gladius.O quam tristis et afflicta

fuit illa benedictaMater unigeniti!

Quae moerebat et dolebatet tremebat cum videbat

nati poenas incliti.

Quis est homo, qui non fleret,Christi Matrem si videret

in tanto supplicio?Quis non posset contristari,piam Matrem contemplari

dolentem cum filio?

Schaut die Mutter voller Schmerzen,wie sie mit zerrißnem Herzenunterm Kreuz des Sohnes steht:

Ach! wie bangt ihr Herz, wie bricht es,da das Schwerdt des Weltgerichtestief durch ihre Seele geht!O wie bittrer Qualen Beuteward die HochgebenedeiteMutter des Gekreuzigten!

Wie die bange Seele lechzet!Wie sie zittert, wie sie ächzet,des Geliebten Pein zu sehn!

Wessen Auge kann der ZährenBey dem Jammer sich erwehren,der die Mutter Christi drückt?Wer nicht innig sich betrüben,der die Mutter mit dem liebenSohn in solcher Noth erblikt?

STABAT MATER

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Pro peccatis suae gentisvidit Jesum in tormentis

et flagellis subditum.Vidit suum dulcem natum

morientem, desolatum,dum emisit spiritum.

Eja Mater, fons amoris!Me sentire vim doloris

fac, ut tecum, lugeam.Fac, ut ardeat cor meum

in amando Christum Deum,ut sibi complaceam.

Sancta Mater, illud agas crucifixi fige plagas

cordi meo valide.

Tui nati vulnerati,tam dignati pro me pati,

poenas mecum divide.Fac me tecum pie flere,

crucifixo condolere.Donec ego vixero.

Juxta crucem tecum stare,te libenter sociare

in planctu desidero.

Virgo virginum praeclara,mihi tam non sis amara,fac me tecum plangere.

Fac, ut portem Christi mortem,passionis fac consortem

et plagas recolere.

Fac me plagis vulnerari,cruce hac inebriari

ob amorem filii.Inflammatus et accensus,

per te, Virgo, sim defensusin die judicii.

Fac me cruce custodiri,morte Christi praemuniri,

confoveri gratia.

Quando corpus morietur,fac ut animae donetur

paradisi gloria.

Für die Sünden seiner Brüder,sieht sie, wie die zarten Gliederschwehrer Geisseln Wuth zerreißt:Sieht den holden Sohn erblassen,Trostberaubt, von Gott verlassen,still verathmen seinen Geist.

Laß, o Mutter, Quell der Liebe,laß die Fluth der heil‘gen Triebeströmen in mein Herz herab!Laß in Liebe mich entbrennen,ganz für den in Liebe brennen,Der für mich sein Leben gab.Drük, o Heilge, alle Wunden,die dein Sohn für mich empfunden,tief in meine Seele ein!

Laß in Reue mich zerfließen,mit ihm leiden, mit Ihm büßen,mit Ihm theilen jede Pein!Laß mich herzlich mit dir weinen,mich durchs Kreuz mit Ihm vereinen,sterben all mein Lebenlang!Unterm Kreuz mit dir zu stehen,unverwandt hinauf zu sehen,sehn‘ ich mich aus Liebesdrang.

Gieb mir �eil an Christi Leiden,laß von aller Lust mich scheiden,die ihm diese Wunden schlug!

Auch ich will mir Wunden schlagen,will das Kreuz des Lammes tragen,welches meine Sünde trug.

Laß, wenn meine Wunden fließen,liebestrunken mich genießendieses tröstenden Gesichts!Flammend noch vom heilgen Feuer,deck, o Jungfrau, mich dein SchleyerEinst am Tage des Gerichts!Gegen aller Feinde StürmenLaß mich Christi Kreuz beschirmen,sey die Gnade mein Panier!

Dekt des Grabes düstre HöleMeinen Leib, so nimm die SeeleAuf ins Paradies zu dir!

(Übertragung: Christoph Martin Wieland, 1779)

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STEPHANIE KRONE | SOPRANStephanie Krone stammt aus Dresden und absolvierte hier ihr Gesangsstudium mit Auszeichnung. Zusätzlich studierte sie in Italien an der Accademia Italiana dell’Opera „I Malatesta“ und in Meisterkursen bei Sän-gern wie Katia Ricciarelli und Peter Schreier. Sie ist Preisträgerin des 40. Internationalen Antonín-Dvořák-Gesangwettbewerbs und Finalistin des Competizione dell’Opera 2007. Sie wird durch das Internationale Forum für Kultur und Wirtschaft gefördert und erhielt Stipendien des DAAD und der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden.Bereits während ihres Studiums sang Stephanie Krone in Produktionen der Hochschule. Sie war der Semperoper Dresden viele Jahre als Gast verbunden, gastierte in der Philhar-monie Luxembourg und am Grand �éâtre du Luxembourg in einer Produktion der Wiener Staatsoper sowie an der Deutschen Oper Berlin.

Derzeit ist sie an den Landesbühnen Sachsen engagiert und singt hier die Partien des jugendlich-dramatischen Sopranfachs, darunter Agathe, Rusalka und Tatjana, aber auch die Isabella in Wagners „Liebesverbot“ und die Titelpartie in Strauss’ „Ariadne auf Naxos“. Bereits zweimal wurde Stephanie Krone für die Verkörperung ihrer Rollen im Jahresrückblick der Sächsischen Zeitung als beste Sängerin des Freistaats genannt.Daneben widmet sie sich dem Konzert- gesang, hier gleichermaßen der großen Chorsinfonik wie auch Orchesterliedern. Stephanie Krone arbeitete mit renommier-ten Dirigenten wie Sir Colin Davis, Marc Albrecht, Ulf Schirmer, Udo Zimmermann, Hans-Christoph Rademann, Nello Santi, Jan Latham Koenig und Michail Jurowski zusammen.

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DANIEL HEYNE | KLAVIERDaniel Heyne, 1973 in Pirna geboren, studierte er an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden bei Winfried Apel und Peter Rösel, bevor er seine Ausbil-dung mit einem zweijährigen Aufbaustudium bei Hamish Milne an der Royal Academy of Music in London abschloss. Meisterkurse bei Jacob Lateiner, Paul Badura-Skoda und Rudolf Kehrer gaben ihm weitere Impulse für seine künstlerische Entwicklung.Er war Preisträger mehrerer Wettbewerbe, Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Seit 1999 lebt er als freischaffender Pianist und Klavierpädagoge wieder in Dresden. Konzertreisen führten ihn durch ganz Deutschland, nach Frankreich, Großbritannien, Italien und in die Schweiz.Er musizierte u.a. mit der Dresdner Staats- kapelle, der Staatskapelle Weimar, den Berliner Symphonikern und der Robert-Schumann-

Philharmonie Chemnitz unter namhaften Dirigenten wie Charles Dutoit, Michail Jurowski, Fabrice Bollon, Gianluigi Gelmetti, Heinz Rögner, Oleg Caetani, Jörg-Peter Weigle und Eckehard Stier. Aufnahmen entstanden bisher für den MDR und Deutschlandradio Berlin. Mit Soloabenden, als gefragter Kammer- musiker und Liedbegleiter gastierte er bei mehreren Festivals, u.a. beim Klavierfestival Ruhr und bei den Dresdner Musikfestspielen. Seit 2005 hat er einen Lehrauftrag im Hauptfach Klavier am Sächsischen Landes-gymnasium für Musik Dresden. Absolventen seiner Klasse sind mehrfache Preisträger bei nationalen und internationalen Wettbewerben und studieren nunmehr an den Musikhoch-schulen in Dresden, Weimar, Mannheim, Freiburg und London.

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WOLFGANG HENTRICH | VIOLINEWolfgang Hentrich ist seit 1996 Erster Konzertmeister der Dresdner Philharmonie. Er studierte an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden Violine bei Gudrun Schröter und in der Meisterklasse von Gustav Schmahl. Eine zusätzliche Aus-bildung erhielt er in den Fächern Streich-quartett bei Rudolf Ulbrich und Dirigieren bei Volker Rohde. Von 1987 bis 1996 war er Erster Konzertmeister der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz. Seitdem widmet er sich neben dem Orchesterspiel intensiv der Kammermusik. Er leitet das Philharmonische Kammerorchester Dresden, ist Primarius des Dresdner Streichquintetts und des Carus Ensemble Dresden.Das vielfältige Repertoire des Künstlers reicht von der Barockmusik über die zyklische Aufführung von Violinsonaten u.a. von Mozart, Schumann, Brahms und Grieg bis zu gemeinsamen Auftritten mit dem Rock-musiker Dirk Zöllner. Als Solist spielte er

mehrfach mit der Dresdner Philharmonie und führte u.a. Violinkonzerte von Proko�ew, Hindemith, Hartmann („Concerto funèbre“), Bernstein („Serenade“), Bruch („Schottische Fantasie“) und Peteris Vasks auf.Von den CD-Produktionen sind zu nennen: Violinkonzerte von Kurt Schwaen und Ruth Zechlin, Orchesterwerke von Johann Strauß, Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, „Arabesque“ mit der Harfenistin Nora Koch, Werke von Paganini für Violine und Gitarre mit Markus Gottschall, Mozarts Violinsonaten mit Camillo Radicke sowie „Romantischer Streicherklang“ mit dem Philharmonischen Kammerorchester Dresden. Nach dem Vor-bild des legendären Wiener Konzertmeisters Willi Boskovsky dirigiert er seit 1999 zahlreiche Neujahrskonzerte der Dresdner Philharmonie und der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz.Im Jahr 2002 gründete er mit musikbegeis-terten Laien das Fördervereinsorchester der Dresdner Philharmonie, das seitdem das

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Musikleben der Stadt bereichert. Seit 2013 ist Wolfgang Hentrich Chefdirigent der Deutschen Streicherphilharmonie. 2012 rief er mit dem Philharmonischen Kammer-orchester Dresden die von ihm konzipierte Konzertreihe „Dresdner Abende“ im Deut-schen Hygiene-Museum Dresden ins Leben, die in das Konzertangebot der Dresdner Philharmonie eingebettet ist.Wolfgang Hentrich ist Honorarprofessor für Violine an der Musikhochschule Dresden und widmet sich mit besonderem Einsatz speziellen Programmen für Kinder. Er spielt auf einer Violine des venezianischen Meisters Sanctus Seraphin aus dem Jahre 1725, die ihm der Förderverein der Dresdner Phil-harmonie zur Verfügung gestellt hat.

ALEXANDER TEICHMANN | VIOLINEAlexander Teichmann wurde in Dresden geboren. Er erhielt ersten Geigenunterricht bei Ingolf Brinkmann, besuchte die Spezial-schule für Musik in Dresden und studierte

Violine an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden bei Heinz Rudolf sowie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin bei Stephan Picard.Während des Studiums war er Stipendiat der Bayreuther Festspiele. Nach einem Orchester- praktikum am Staatstheater Wiesbaden wurde er 1996 Mitglied der Dresdner Phil-harmonie. Alexander Teichmann ist in verschiedenen Dresdner Kammerensembles und -orchestern tätig: im Philharmonischen Kammerorchester, im Dresdner Streichquintett und bei den Dresdner Sinfonikern.

MATAN GILITCHENSKY | VIOLAMatan Gilitchensky, geboren in Israel, erhielt seinen ersten Bratschenunterricht im Alter von 15 Jahren bei Lilach Levanon an der Buchmann-Mehta School of Music (Tel Aviv). Dort absolvierte er seinen Bachelor of Music im Jahre 2011. Er setzte sein Studium an der Universität der Künste Berlin bei Hartmut

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Rohde fort und schloss dieses mit dem Solo-Master ab.Er war Stipendiat der America-Israel Cultural Foundation sowie der Stiftung Freunde Junger Musiker Berlin und ist – als Solist und als Mitglied von Kammermusik-Ensembles – vielfacher Preisträger internationaler Wett-bewerbe u.a. in Deutschland, Israel, Spanien, Italien, Tschechien und der Schweiz.Er nahm an Meisterkursen von Nobuko Imai, Kim Kashkashian, Tabea Zimmermann und Hariolf Schlichtig teil und wirkte bei bedeu-tenden Festivals wie dem Jerusalem Chamber Music Festival, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, der Verbier Festival Academy und der Open Chamber Music in Prussia Cove mit, wo er u.a. mit Guy Braunstein, Frans Helmerson, Alban Gerhardt, Wolfram Christ, Mihaela Martin und Hillel Zori auftrat.Matan Gilitchensky ist seit 2015 stellvertre-tender Solo-Bratscher der Dresdner Phil-harmonie (in der Spielzeit 2016/17 war er

Solo-Bratscher). Außerdem ist er Dozent an der Universität der Künste Berlin, wo er Orchesterstudien lehrt und als Assistent von Hartmut Rohde wirkt.

MATTHIAS BRÄUTIGAM | VIOLONCELLOMatthias Bräutigam, geboren in einer Kantorenfamilie in Gotha, studierte von 1975 bis 1980 an der Musikhochschule Franz Liszt Weimar bei Brunhard Böhme. 1979 erhielt er ein Diplom beim Internationalen Instrumental- wettbewerb Markneukirchen, im darauf-folgenden Jahr war er Bachpreisträger beim Internationalen Bachwettbewerb in Leipzig. Seit 1980 ist Matthias Bräutigam Solo- Cellist der Dresdner Philharmonie. 1986 war er Mitglied im „Weltorchester“ in Rio de Janeiro und spielte unter Leitung von Lorin Maazel. Von 2000 bis 2003 hatte er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule in Weimar. Seit 2003 lehrt er an der Musik-hochschule in Dresden, 2016 wurde ihm

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hierfür eine Honorarprofessur verliehen. Matthias Bräutigam ist Mitglied verschiedener Kammermusikensembles (Dresdner Barock- solisten, Dresdner Streichquintett), konzertierte im europäischen Ausland und hat Rundfunk- und CD-Aufnahmen eingespielt.

TOBIAS GLÖCKLER | KONTRABASSTobias Glöckler ist seit 1990 als stellver-tretender Solo-Kontrabassist bei der Dresdner Philharmonie. Er ist Preisträger des Internationalen ISB Kontrabass-Wettbewerbs in den USA. Nach seinem Studium bei Konrad Siebach an der Leipziger Musikhochschule vervollkommnete er sich bei Ulrich Lau (Stuttgart) und Jeff Bradetich (Chicago/USA). Als Kontrabass-Solist spielte er mit verschiedenen Orchestern (u.a. Dresdner Philharmonie) und war Gast internationaler Musikfestivals.Er ist Gründungsmitglied und Solobassist des ensemble frauenkirche dresden. Darüber

hinaus widmet er sich mit dem Dresdner Streichquintett intensiv dem Kammermusik-Repertoire.An der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden ist er als Lehrbeauftragter für Kontrabass und Kammermusik tätig. Er hielt zahlreiche Workshops im In- und Aus-land (Berlin, London, New York, Houston, São Paulo). Mehrfach war er auch Juror bei internationalen Wettbewerben in den USA, Brasilien und Deutschland.Für die renommierten Musikverlage Henle und Breitkopf & Härtel ist er als Heraus-geber von Urtext-Ausgaben erfolgreich tätig (Deutscher Musikeditionspreis). Für seine Verdienste um die historische Wiener Kontrabass-Stimmung erhielt er den Sonder-preis für historische Aufführungspraxis der International Society of Bassists.

IMPRESSUM

DRESDNER PHILHARMONIE

Schloßstraße 201067 DresdenTelefon 0351 4 866 282www.dresdnerphilharmonie.de

CHEFDIRIGENT: Michael SanderlingEHRENDIRIGENT: Kurt Masur †ERSTER GASTDIRIGENT: Bertrand de BillyINTENDANTIN: Frauke Roth

TEXT: Verena GroßkreutzDer Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft; Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.REDAKTION: Dr. Dennis RothGRAFISCHE GESTALTUNG: büro quer DRUCK: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH

BILDNACHWEIS

Wikimedia commons: S. 2, 4, 6, 9Hagen König: S. 10anna.s.: S. 11Marco Borggreve: S. 12–15Janosch Abel: S. 13 (Gilitchensky)

Preis: 2,50 €

Änderungen vorbehalten.

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Bild- und Tonaufnahmen jeglicher Art während des Konzertes durch Besucher grundsätzlich untersagt sind.

Orchester der Landeshauptstadt

Dresden