6. Philosophie des Geistes - Technische Universität ... · Philosophische Fakultät Institut für...
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Philosophische Fakultät Institut für Philosophie, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, Dr. Holm Bräuer
6. Philosophie des Geistes
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1314SS 2012 Einführung in die Theoretische PhilosophieTod und Narr aus dem Großbaseler Totentanz(Kupferstichkopie von Matthäus Merian 1621)
OntologieOntologie
Körper Geist ProblemKörper-Geist-Problem
Wi h lt i h di t l Ei h ft d Wie verhalten sich die mentalen Eigenschaften des Menschen zu seinen physischen Eigenschaften? Lassen sich mentale auf physische Phänomene Lassen sich mentale auf physische Phänomene zurückführen? Kann man das Denken oder Fühlen naturwissenschaftlich erklären?
1316SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
ErkenntnistheorieErkenntnistheorie
Priorität der ersten PersonPriorität der ersten PersonProblem des Fremdpsychischen
Das Wissen über meine eigenen mentalen Zustände ist mir unmittelbar präsent Zu den mentalen ist mir unmittelbar präsent. Zu den mentalen Zuständen eines anderen jedoch habe ich nur einen indirekten Zugang.
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d e te uga g
SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
WissenschaftstheorieWissenschaftstheorie
Problem der MethodologieProblem der MethodologieStatus psychophysischer Gesetze
Lassen sich geistige Phänomene als solche überhaupt wissenschaftlich untersuchen? Gibt es überhaupt wissenschaftlich untersuchen? Gibt es psychophysische Gesetze zwischen dem Verhalten und geistigen Prozessen?
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u d ge st ge o esse
SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
SprachphilosophieSprachphilosophie
Problem der Bedeutung mentaler BegriffeProblem der Bedeutung mentaler Begriffe
B i h i h t l B iff f i t Beziehen sich mentale Begriffe auf unsere privaten Vorstellungen, Ideen oder Empfindungen? Aber wie könnte ich diese dann lernen?könnte ich diese dann lernen?
1319SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Gibt es neben den physischen Dingen auch noch Gibt es neben den physischen Dingen auch noch immaterielle, geistige Entitäten, die die Träger mentaler Eigenschaften sind?mentaler Eigenschaften sind?
1321SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
DualistenDualisten
Ja es gibt immaterielle geistige SubstanzenJa, es gibt immaterielle, geistige SubstanzenDer Geist (die Seele) ist der Träger psychischer EigenschaftenEigenschaften.
Problem: In welchen Verhältnis stehen die beiden Problem: In welchen Verhältnis stehen die beiden verschiedenen Entitäten?
1322SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
PhysikalistenPhysikalisten
Nein es gibt nur physische GegenständeNein, es gibt nur physische Gegenstände.Psychische Eigenschaften treffen auf physische Gegenstände zuGegenstände zu.
Problem: Wie lässt sich dann das Bewusstsein Problem: Wie lässt sich dann das Bewusstsein physikalisch erklären?
1323SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die charakteristischen Merkmale d M t l
und die Probleme der N t li i d G i tdes Mentalen
Empfindungen
Naturalisierung des Geistes
Qualitativer Erlebnischarakter
Empfindungen sind in erster Linie durch ihren phänomenalen Erlebnischarakter definiert, durch das, was man erlebt oder fühlt, wenn man eine Empfindung hat oder die Art wie es
Gehirnzustände hat man, aber man erlebt sie nicht. Wie soll es überhaupt möglich sein, dass es sich irgendwie anfühlt ein bestimmtes Wahrnehmungserlebnis (z B man eine Empfindung hat, oder die Art, wie es
ist, eine solche Empfindung zu haben.
Einstellungen
bestimmtes Wahrnehmungserlebnis (z.B. einer grünen Wiese) zu besitzen, wenn man dabei in einem bestimmten Gehirnzustand ist?
Einstellungen wie Überzeugungen, Wünsche, Erwartungen, Befürchtungen usw. zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf etwas gerichtet
Intentionalität
Manche mentalen Zustände haben einen sind, dass sie einen Inhalt besitzen. repräsentationalen Inhalt bzw. sind auf ein
bestimmtes Objekt gerichtet. Wie aber ist es möglich, dass physische Zustände dieses Merkmal aufweisen?
1324SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Substanz-Dualismus
Spielarten des Physikalismus
Semantischer PhysikalismusLogischer Behaviorismus IdentitätstheorieFunktionalismusAnomaler MonismusSupervenience-TheorieRepräsentationale Theorie des GeistesTheorie intentionaler SystemeEliminativer Materialismus
Die Naturalisierung des Geistes
1325SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Typische Annahmen (insbesondere derTypische Annahmen (insbesondere der christlich-abendländischen Kultur) …
1327SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Der Mensch besteht aus einem materiellen Körper Der Mensch besteht aus einem materiellen Körper und einer immateriellen Seele.
1328SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Seele macht das eigentliche Selbst des Die Seele macht das eigentliche Selbst des Menschen aus.
1329SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Körper und Seele sind nur während des Lebens eines Körper und Seele sind nur während des Lebens eines Menschen miteinander verbunden. Nach dem Tode löst sich die Seele vom Körper ab.löst sich die Seele vom Körper ab.
1330SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Seele benötigt für ihre Existenz keinen Körper Die Seele benötigt für ihre Existenz keinen Körper. Sie kann auch ohne diesen, für sich selbst existieren.existieren.
1331SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Während der Körper vergänglich ist ist die Seele Während der Körper vergänglich ist, ist die Seele unsterblich.
1332SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Platons Argumente für den Substanz-DualismusDualismus
1333SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Platon (427 v. Chr. – 348 v. Chr.)
Platon stammte aus vornehmer Familie. Unter dem Einfluss seines Lehrers Sokrates begann er sich, der Philosophie zuzuwenden und gründete um 386 gv.Chr. in Athen seine eigene Schule, die Akademie.Alle von Platon veröffentlichten Schriften sind überliefert. Seine Schriften sind mit Ausnahme der A l i (Di V t idi d S k t ) d i Apologie (Die Verteidigung des Sokrates) und einer Anzahl Briefen als Dialoge abgefasst.In fortgeschrittenem Alter reiste er nach Syrakus auf Sizilien (366 und 361) wo er den jungen auf Sizilien (366 und 361), wo er den jungen Tyrannen Dionysios II unterrichtete.
1334SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Der Zyklus des Entstehens und VergehensDer Zyklus des Entstehens und Vergehens
Zu jedem Prozess der von A nach B führt muss es Zu jedem Prozess, der von A nach B führt, muss es einen Prozess geben, der umgekehrt von B nach A führt. Insbesondere muss es zum Prozess des St b d t h d P d Sterbens den entsprechenden Prozess des Wiederauflebens geben.
Die Seelen müssen sich nach dem Tod und vor dem Wiederaufleben irgendwo aufhalten.
1335SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
ErinnerungErinnerung
Wir verfügen über Wissen das wir nur vor der Wir verfügen über Wissen, das wir nur vor der Geburt erworben haben können. Zu diesem Wissen gelangen wir dadurch, dass sich die Seele wieder d i tdaran erinnert.
Also muss die Seele schon vor der Geburt existiert Also muss die Seele schon vor der Geburt existiert haben.
1336SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Verwandtschaft von Seele und IdeenVerwandtschaft von Seele und Ideen
Während die Seele nach der Erkenntnis ewiger Ideen Während die Seele nach der Erkenntnis ewiger Ideen strebt, richtet sich der Körper auf die Welt der vergänglichen Dinge.
Es gibt also eine Verwandtschaft zwischen Körper und vergänglicher Welt und Seele und der Welt der und vergänglicher Welt und Seele und der Welt der unvergänglichen Ideen.
1337SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Seele als LebensprinzipSeele als Lebensprinzip
Die Seele verleiht allem wovon sie Besitz ergreift Die Seele verleiht allem, wovon sie Besitz ergreift, Leben. Wenn die Seele allem, dem sie innewohnt, Teilhabe am Leben verleiht und Teilhabe am Tod
hi d t d k i i ht lb t t i verhindert, dann kann sie nicht selbst etwas sein, dass vergänglich ist.
Also ist die Seele unsterblich.
1338SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Descartes: res cogitans und res extensaextensa
1339SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
René Descartes (1596 – 1650)
Descartes war Mathematiker und gilt als Gründer des neuzeitlichen Rationalismus. Da er in einer Zeit lebte als traditionelle Ideen hinterfragt wurden, suchte er nach einer Methode, mit der man zu wahrer und gesicherter Erkenntnis kommen konnte. Sein Problem und seine Methode des systematischen Zweifels hatten einen enormen Einfluss auf die nachfolgende Entwicklung der Philosophie, was ihn zu dem „Vater der Philosophie der Neuzeit“ machte.
Diskurs über die Methode (1637); Meditationen über dieDiskurs über die Methode (1637); Meditationen über die erste Philosophie (1641); Prinzipien der Philosophie (1644)
1340SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Descartes’ metaphysisches Argument für den Substanz-Dualismusfür den Substanz Dualismus
1341SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Zuerst: da ich weiß, dass alles, was ich klar und deutlich begreife von Gott in klar und deutlich begreife, von Gott in der Weise gemacht werden kann, wie ich es begreife, so reicht es aus, daß ich eine Sache ohne eine andere klar und deutlich Sache ohne eine andere klar und deutlich begreifen kann, damit ich sicher bin, daßdie eine von der anderen verschieden ist,
... da ich auf der anderen Seite eine klare und deutliche Idee von mir selbst habe, insofern ich ein denkendes, nicht habe, insofern ich ein denkendes, nicht ausgedehntes Ding bin, und auf der anderen Seite eine deutliche Idee vom Körper, insofern dieser nur ein p ,ausgedehntes nicht denkendes Ding ist, so ist, sage ich, gewiß, daß ich von meinem Körper wirklich verschieden bin und ohne ihn existieren kann.
René Descartes, Meditationen über die
1342SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
erste Philosophie
(1) Alles was ich mir vorstellen kann ist möglich(1) Alles, was ich mir vorstellen kann, ist möglich.
(2) Ich kann mir vorstellen dass ich allein als (2) Ich kann mir vorstellen, dass ich allein als geistiges Wesen ohne einen Körper existiere.
(3) Ich kann mir Körper vorstellen, die ohne zu denken existierendenken existieren.
1343SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
KonklusionKonklusion
Es ist möglich dass Körper (res extensa) und Geist Es ist möglich, dass Körper (res extensa) und Geist (res cogitans) getrennt existieren (d.h. nicht identisch sind).identisch sind).
1344SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(4) Für alle x und y: Wenn x und y identisch sind (4) Für alle x und y: Wenn x und y identisch sind, dann kann es nicht sein, dass sie verschieden sind; sie sind sie also notwendig identisch.sie sind sie also notwendig identisch.
1345SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
KonklusionKonklusion
Körper und Geist sind tatsächlich verschieden (auch Körper und Geist sind tatsächlich verschieden (auch wenn sie zufällig gerade nicht getrennt existieren).
1346SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Descartes’ naturphilosophischesDescartes naturphilosophischesArgument für den Substanz-DualismusDualismus
1347SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
... gäbe es .... Maschinen, die unseren Körpern ähnlich wären und unsere Körpern ähnlich wären und unsere Handlungen insoweit nachahmten, wie dies für Maschinen wahrscheinlich möglich ist, so hätten wir immer zwei möglich ist, so hätten wir immer zwei ganz sichere Mittel, um zu erkennen, daß sie keineswegs wahre Menschen sind. Erstens könnten sie nämlich niemals Worte oder andere Zeichen dadurch gebrauchen, daß sie sie zusammenstellen, wie wir es tun, um anderen unsere Gedanken mitzuteilen.
[Und zweitens:] Sollten diese Maschinen auch manches ebenso gut oder sogar besser verrichten als irgendeiner von uns so würden sie doch sogar besser verrichten als irgendeiner von uns, so würden sie doch zweifellos bei vielem anderen versagen, wodurch offen zutage tritt, daßsie nicht aus Einsicht handeln, sondern nur aufgrund der Einrichtung ihrer Organe. Denn die Vernunft ist ein Universalinstrument, das bei allen Organe. Denn die Vernunft ist ein Universalinstrument, das bei allen Gelegenheiten zu Diensten steht, während diese Organe für jede besondere Handlung einer besonderen Einrichtung bedürfen.
1348SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
René Descartes, Diskurs über die Methode
(1) Der Gebrauch der Sprache sowie das autonome (1) Der Gebrauch der Sprache sowie das autonome Handeln bedürfen der Vernunft.
(2) Es ist nicht möglich, Maschinen zu konstruieren, die (wie der Mensch) eine Sprache verwenden die (wie der Mensch) eine Sprache verwenden können.
(3) Es ist nicht möglich, Maschinen zu konstruieren, die ebenso universale Fähigkeiten besitzen wie der
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Mensch.SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
KonklusionKonklusion
Es ist nicht möglich Maschinen (Körper) zu Es ist nicht möglich, Maschinen (Körper) zu konstruieren, die Vernunft (Geist) besitzen.
1350SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(4) Wenn Körper und Geist identisch sind dann (4) Wenn Körper und Geist identisch sind, dann wäre es möglich Maschinen zu konstruieren, die Vernunft besitzen.Vernunft besitzen.
1351SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
KonklusionKonklusion
Körper und Geist sind nicht identischKörper und Geist sind nicht identisch.
1352SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Positionen des DualismusPositionen des Dualismus
1353SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Interaktionistischer DualismusInteraktionistischer DualismusParallelismusOkkasionalismusEpiphänomenalismusEpiphänomenalismus
1354SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Interaktionistischer DualismusInteraktionistischer Dualismus
Körper und Geist stehen in einer kausalen Körper und Geist stehen in einer kausalen Wechselwirkung.
René DescartesJohn Eccles & Karl Popper
1355SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wenn Körper und Geist kausal interagieren dann Wenn Körper und Geist kausal interagieren, dann muss es einen Ort der Interaktion zwischen Geist und Gehirn geben.und Gehirn geben.
Wo findet sie statt?Wo findet sie statt?Und wie genau geht das vor sich?
1357SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Descartes
Die Interaktion zwischen Körper und Geist findet in der Körper und Geist findet in der Zirbeldrüse statt. Die Nerven bestehen aus kleinen, bestehen aus kleinen, biegsamen Röhrchen, durch die sich die spiritus animalesbewegen. Der Geist kann dann die Zirbeldrüse so drehen, dass sich die aus ihr austretenden sich die aus ihr austretenden spiritus animales in die Nerven bewegen, die zu den bewegen, die zu den entsprechenden Muskeln und damit zu Körperbewegungen
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führen.SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Eccles/ PopperEccles/ Popper
Die Interaktion findet im Liaisonhirn statt Der Geist Die Interaktion findet im Liaisonhirn statt. Der Geist kann kleine funktionelle Einheiten des Liaisonhirnsabtasten und damit die Aktivität des Liaisonhirnsabtasten und damit die Aktivität des Liaisonhirnsmodifizieren, was zu spezifischen Erregungsmustern und damit u.a. zu spezifischen Körperbewegungen führt.
1359SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Neurobiologische Untersuchungen haben bisher Neurobiologische Untersuchungen haben bisher nirgends einen Anhaltspunkt für das Wirken nicht-physiologischer Ursachen in unserem Gehirn physiologischer Ursachen in unserem Gehirn ergeben.
1360SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das kausale Eingreifen des Geistes in ein Das kausale Eingreifen des Geistes in ein physikalisches System würde auf jeden Fall eine Änderung des Energiezustandes dieses Systems Änderung des Energiezustandes dieses Systems implizieren und damit in Konflikt zum Energieerhaltungssatz stehen.
1361SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Geist vs GehirnGeist vs. Gehirn
Wie ist es zu erklären dass der Geist eines Wie ist es zu erklären, dass der Geist eines komplexen Gehirns bedarf? Entweder ist ein Großteil unseres Gehirns überflüssig, da in ihm Probleme unseres Gehirns überflüssig, da in ihm Probleme gelöst werden, die eigentlich in die Kompetenz des Geistes fallen, oder der Geist hat wenig oder gar nichts zu tun, da das meiste schon vom Gehirn erledigt wird.
1362SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Geist vs GehirnGeist vs. Gehirn
Wie kommt es dass mein Geist auf mein Gehirn und Wie kommt es, dass mein Geist auf mein Gehirn und auf kein anderes einwirken kann? Welche Relation könnte zwischen meinem Geist und meinem Gehirn könnte zwischen meinem Geist und meinem Gehirn bestehen, damit mein Geist auf mein Gehirn und nicht auf das Gehirn irgendeiner anderen Person einwirkt?
1363SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
ParallelismusParallelismus
Körper und Geist sind kausal voneinander Körper und Geist sind kausal voneinander unabhängig. Es besteht aber eine ‚prästabilisierteHarmonie‘ zwischen beiden.
Gottfried Wilhelm Leibniz
1364SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
OkkasionalismusOkkasionalismus
Körper und Geist sind kausal voneinander Körper und Geist sind kausal voneinander unabhängig. Gott bringt jeweils anlässlich bestimmter Zustände im Körper bestimmte Z tä d i G i t h d k h tZustände im Geist hervor und umgekehrt.
Arnold GeulincxArnold GeulincxNicolas Malebranche
1365SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
EpiphänomenalismusEpiphänomenalismus
Zustände im Geist werden von Zuständen im Körper Zustände im Geist werden von Zuständen im Körper verursacht, aber nicht umgekehrt.
Julien Offray de la MettrieThomas Henry HuxleyFrank Jackson
1366SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Der Geist ist kausal unwirksam!
Es scheint so, daß sich das Bewußtsein der Tiere zum Mechanismus ihrer Körper nur wie eine Begleiterscheinung Mechanismus ihrer Körper nur wie eine Begleiterscheinung seiner Arbeitsweise verhält und daß es genauso wenig eine Kraft hat, diese Arbeitsweise zu verändern, wie die D f f if di d F kti i d A t i b hi i Dampfpfeife, die das Funktionieren der Antriebsmaschine einer Dampflokomotive begleitet, einen Einfluss auf deren Arbeitsweise besitzt. Ihre Willensakte ... sind nichts weiter als eine Emotion, die physische Veränderungen anzeigt, diese Veränderungen aber nicht verursacht.T.H. Huxley, „On the Hypothesis that Animals are Automata“,
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T.H. Huxley, „On the Hypothesis that Animals are Automata , 1874SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wie können physikalische Vorgänge im Gehirn Wie können physikalische Vorgänge im Gehirn Bewusstsein verursachen?
Mögliche Antwort
Mentale Eigenschaften sind emergenteEigenschaften des GehirnsEigenschaften des Gehirns.
1369SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Zombie ProblemZombie-Problem
Unser gesamtes Leben könnte genau so ablaufen Unser gesamtes Leben könnte genau so ablaufen, wie es jetzt abläuft, ohne dass wir je bewusste Erlebnisse, Überzeugungen oder Wünsche hätten.Erlebnisse, Überzeugungen oder Wünsche hätten.
Vielleicht sind SIE ja ein Zombie!Vielleicht sind SIE ja ein Zombie!Oder ICH?
1370SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
EigenschaftsdualismusEigenschaftsdualismus
Zwar sind physische Dinge (biologische Organismen) Zwar sind physische Dinge (biologische Organismen) Träger mentaler Eigenschaften, aber mentale Eigenschaften können nicht auf physikalische Ei h ft ü k füh t dEigenschaften zurückgeführt werden.
David ChalmersDavid Chalmers
1371SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Spielarten des PhysikalismusSpielarten des Physikalismus
Semantischer PhysikalismusSemantischer PhysikalismusLogischer BehaviorismusIdentitätstheorieFunktionalismusFunktionalismusAnomaler Monismus und SupervenienceRepräsentationale Theorie des GeistesI t t liInstrumentalismusEliminativer Materialismus
1372SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Semantischer PhysikalismusSemantischer Physikalismus
1373SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
VerifikationstheseVerifikationsthese
Der Gehalt (die Bedeutung) einer Aussage Der Gehalt (die Bedeutung) einer Aussage =die Menge der Beobachtungen, die für sie sprechen
1374SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das impliziert:Das impliziert:
Zu jedem bedeutungsvollen Satz gibt es einen Zu jedem bedeutungsvollen Satz gibt es einen inhaltsgleichen Satz in physikalischer Sprache (nämlich denjenigen Satz, der in der (nämlich denjenigen Satz, der in der Zusammenfassung aller Beobachtungssätze besteht, die aus ihm abgeleitet werden können).
1375SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Und das wiederum impliziert:Und das wiederum impliziert:
Alle sinnvollen Sätze über mentale Phänomene Alle sinnvollen Sätze über mentale Phänomene lassen sich in Sätze über physikalische Phänomene umformulieren.umformulieren.
1376SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
RudolfCarnap
Carl G.Hempel
Im besonderen haben zwei verschieden formulierte
Carnap Hempel
Im besonderen haben zwei verschieden formulierte Aussagen dann und nur dann dieselbe Bedeutung oder denselben faktischen Inhalt, wenn sie unter denselben Bedingungen beide wahr bzw. beide falsch sind.
Carl Gustav Hempel: „The Logical Analysis ofP h l “Psychology“
1377SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Paul hat ZahnschmerzenPaul hat Zahnschmerzen.
Paul jammert und hält sich die Wange.Auf die Frage „Was hast du denn?“ antwortet Paul „Ich habe Zahnschmerzen.“Bei genauerer Untersuchung zeigt sich, dass einer von Pauls Zähnen kariös und der Nerv angegriffen ist.Pauls Blutdruck und Reaktionsfähigkeit sind in bestimmter Weise Pauls Blutdruck und Reaktionsfähigkeit sind in bestimmter Weise verändert.In Pauls Zentralnervensystem spielen sich bestimmte charakteristische Prozesse ab.
1378
Prozesse ab.
SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Zwar besteht zwischen Sätzen über mentale Zwar besteht zwischen Sätzen über mentale Phänomene und Sätzen über beobachtbares Verhalten ein enger Zusammenhang.Verhalten ein enger Zusammenhang.
Trotzdem ist es im Prinzip nicht möglich, für Sätze Trotzdem ist es im Prinzip nicht möglich, für Sätze über mentale Phänomene bedeutungsgleiche Sätze zu finden, in denen nur auf beobachtbares Verhalten Bezug genommen wird!
1380SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
„Angela möchte einen Schnaps trinken“Wenn Angela zuhause ist und sich ein Wenn Angela zuhause ist und sich ein Schnaps im Kühlschrank befindet, holt sich Angela den Schnaps aus dem KühlschrankKühlschrank.Wenn Angela im Restaurant ist, dann bestellt sich Angela einen Schnaps.Wenn man Angela einen Schnaps anbietet, nimmt sie ihn sofort an. …
Problem: Angela holt sich einen Schnaps aus dem Kühlschrank, nur falls Angela auch glaubt, dass sich im Kühlschrank Schnaps befindet!
1381SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
„Angela glaubt, dass im Kühlschrank Schnaps steht“Schnaps stehtWenn Angela zuhause ist und ein Schnaps im Kühlschrank ist, holt Angela sich den Schnaps aus dem KühlschrankSchnaps aus dem Kühlschrank.
Problem: Angela holt sich den Schnaps Problem: Angela holt sich den Schnaps aus dem Kühlschrank, nur falls Angela einen Schnaps trinken möchte!
1382SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
WittgensteinsPrivatsprachenargumentPrivatsprachenargument
1383SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die normative Sicht auf BedeutungDie normative Sicht auf Bedeutung
Ein Ausdruck kann nur dann eine Bedeutung Ein Ausdruck kann nur dann eine Bedeutung besitzen, wenn es für seine Anwendung Korrektheitsstandards gibt, die uns sagen, wann
i d A d k i hti d d i htwir den Ausdruck richtig verwenden und wann nicht.
Den Ausdruck rot“ auf rote Dinge anzuwenden ist Den Ausdruck „rot auf rote Dinge anzuwenden, ist beispielsweise korrekt; ihn auf grüne oder blaue Dinge anzuwenden, dagegen inkorrekt.
1384SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das PrivatsprachenargumentDas Privatsprachenargument
1385SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Stellen wir uns diesen Fall vor. Ich willüber das Wiederkehren einer gewissenüber das Wiederkehren einer gewissenEmpfindung ein Tagebuch führen. Dazuassoziiere ich sie mit dem Zeichen ‚E‘ undschreibe in einen Kalender zu jedem Tag,schreibe in einen Kalender zu jedem Tag,an dem ich die Empfindung habe, diesesZeichen.
– Ich will zuerst bemerken dass sich eine Definition des ZeichensIch will zuerst bemerken, dass sich eine Definition des Zeichensnicht aussprechen läßt. – Aber ich kann sie doch mir selbst als eineArt hinweisende Definition geben. ... ich spreche, oder schreibe dasZeichen, und dabei konzentriere ich meine Aufmerksamkeit auf diee c e , u d dabe o e t e e c e e u e sa e t au d eEmpfindung ... Eine Definition dient ... dazu, die Bedeutung einesZeichens festzulegen. – Nun, das geschieht eben durch dasKonzentrieren der Aufmerksamkeit; denn dadurch präge ich mir die; p gVerbindung des Zeichens mit der Empfindung ein. – ‚Ich präge siemir ein‘ kann doch nur heißen: dieser Vorgang bewirkt, daß ich michin Zukunft richtig an diese Verbindung erinnere. Aber in unseremFalle habe ich ja kein Kriterium für die Richtigkeit. Man möchte hiersagen: richtig ist, was immer mir als richtig erscheinen wird. Und dasheißt nur, daß hier von ‚richtig‘ nicht geredet werden kann.
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Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, § 258SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Annahme 1Annahme 1Die normative Sicht auf Bedeutung
Für die Anwendung eines Ausdrucks muss es öffentlich zugängliche Kriterien geben, da wir ansonsten keine Korrektheitsstandards bilden können, die uns sagen, wann der entsprechende Ausdruck richtig bzw falsch angewendet wirdAusdruck richtig bzw. falsch angewendet wird.
1387SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Annahme 2Annahme 2
Wenn sich mentale Ausdrücke auf private innere Wenn sich mentale Ausdrücke auf private, innere Phänomene beziehen, von denen nur die jeweilige Person selbst wissen kann, ob sie vorliegen oder i ht d äb fü di A d ü k k i nicht, dann gäbe es für diese Ausdrücke keine
Korrektheitsstandards und auch keine richtigen oder falschen Anwendungen.g
1388SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
KonklusionKonklusion
Mentale Ausdrücke können sich nicht auf private Mentale Ausdrücke können sich nicht auf private, innere Phänomene beziehen, von denen nur die jeweilige Person selbst wissen kann, ob sie
li d i htvorliegen oder nicht.
These von der Unmöglichkeit einer PrivatspracheThese von der Unmöglichkeit einer Privatsprache
1389SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Logischer BehaviorismusLogischer Behaviorismus
1390SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Gilbert Ryle (1900-1976)y ( )
Ryle gilt als einer der Hauptvertreter des logischen Behaviorismus. Ryle ist ein britischer Philosoph, der in Oxford lehrte Er hatte einen enormen Einfluss auf die Oxford lehrte. Er hatte einen enormen Einfluss auf die Entwicklung der analytischen Philosophie. Innerhalb der Sprachphilosophie gilt er neben Austin und dem späten Wittgenstein als ein Vertreter der Ordinary-Language-Philosophy Auf dem Gebiet der Philosophie des Geistes gilt Philosophy. Auf dem Gebiet der Philosophie des Geistes gilt er als einer der wichtigsten Kritiker des Dualismus.
„Systematically Misleading Expressions“ (1932); „ y y g p ( );„Categories“ (1938); The Concept of Mind (1949); Dilemmas (1954)
1391SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Methodischer Behaviorismus (Psychologie)Methodischer Behaviorismus (Psychologie)
In der Psychologie war der Behaviorismus als In der Psychologie war der Behaviorismus als Reaktion auf die methodischen Probleme der Introspektion entstanden (intersubjektive Üb üfb k it)Überprüfbarkeit).
Die Psychologie solle auf introspektive Berichte Die Psychologie solle auf introspektive Berichte verzichten und statt dessen das Verhalten mithilfe von Reiz-Reaktions-Mustern beschreiben.
1392SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Logischer Behaviorismus (Philosophie)Logischer Behaviorismus (Philosophie)
Parallel zu diesen methodischen Überlegungen entstand der philosophische Beha io ism s Diese ist d ch die Philosophie philosophische Behaviorismus. Dieser ist durch die Philosophie des Logischen Empirismus geprägt, der ganz generell unüberprüfbare Aussagen für sinnlos hält, und speziell natürlich auch solche über das mentale Innenleben qua Introspektion auch solche über das mentale Innenleben qua Introspektion.
Der logische Behaviorismus beschreibt keine Position zu den Methoden der Psychologie, sondern eine These zur Bedeutung mentaler Prädikate: Berichte über mentale Zustände sind nichts anderes als Verhaltensbeschreibungen.
1393SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Ich hoffe zu zeigen, dass [die offizielle Lehre] ganz und gar falsch ist, nicht nur in Einzelheiten, sondern grundsätzlich. ... Sie , gbesteht aus einem einzigen großen Irrtum, einem Irrtum ganz besonderer Art, nämlich einer Kategorienverwechslung. Sie stellt die g gTatsachen des Geisteslebens so dar, als gehörten sie zu einem bestimmten logischen Typ oder einer Kategorie ..., während sie in
kl hk d hWirklichkeit zu einer anderen gehören. Das Dogma ist daher ein philosophischer Mythos.
Gilbert Ryle, 1949
1394SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Rylesche Kategorien (Substitutionskriterium)Rylesche Kategorien (Substitutionskriterium)
Zwei Ausdrücke gehören zu derselben (Ryleschen) Zwei Ausdrücke gehören zu derselben (Ryleschen) Kategorie, wenn man den einen Ausdruck in allen Kontexten, in denen seine Verwendung sinnvoll ist, d h d d A d k t k d durch den anderen Ausdruck ersetzen kann und umgekehrt, ohne dass Unsinn entsteht.
1395SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
These des DualismusThese des Dualismus
Mentale Ausdrücke beziehen sich auf verborgene Mentale Ausdrücke beziehen sich auf verborgene Ereignisse im Inneren oder im Geist eines Menschen.
Es sind diese „inneren“, „privaten“ Ereignisse, die sein Verhalten verursachen.
1396SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
These des Logischer BehaviorismusThese des Logischer Behaviorismus
Mentale Ausdrücke werden verwendet um öffentlich Mentale Ausdrücke werden verwendet, um öffentlich beobachtbare Handlungen auf eine spezifische Weise zu charakterisieren und zu beschreiben.
Geistige Phänomene verursachen kein beobachtbares Verhaltenbeobachtbares Verhalten.
1397SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wann ist eine Handlung intelligent?Wann ist eine Handlung intelligent?
Dualist: Eine Handlung ist intelligent, wenn sie durch eine g g ,Überlegung verursacht wurde.
Behaviorist: Eine Handlung wird intelligent“ genannt wenn Behaviorist: Eine Handlung wird „intelligent“ genannt, wenn sie richtig und erfolgreich ausgeführt wird, und wenn der Handelnde fähig ist, in seinem Vorgehen Fehler zu entdecken und auszumerzen, Erfolge zu wiederholen und zu vergrößern etc.
1398SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wann ist eine Handlung willentlich?Wann ist eine Handlung willentlich?
Dualist: Eine Handlung ist willentlich, wenn sie durch einen g ,Willensakt verursacht wurde.
Behaviorist: Eine Handlung wird willentlich“ genannt wenn Behaviorist: Eine Handlung wird „willentlich“ genannt, wenn der Handelnde die Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt, die Handlung richtig auszuführen und wenn er nicht durch äußere Umstände von der richtigen Ausführung der Handlung abgehalten wurde.
1399SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Semantischer PhysikalismusJ.J.C. SmartU.T. Place
Semantischer Physikalismus
Die Ausdrücke M“ und N“ sind synonym d h sie Die Ausdrücke „M und „N sind synonym, d.h. sie treffen mit begrifflicher Notwendigkeit auf dieselben Gegenstände zu.
Identitätstheorie
Mentale Zustände sind mit Gehirnzuständen a posteriori aber nicht begrifflich / logisch identisch
1401
posteriori, aber nicht begrifflich / logisch identisch.SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
IdentitätstheorieIdentitätstheorie
Die Ausdrücke M“ und N“ sind nomologischDie Ausdrücke „M“ und „N“ sind nomologischkoextensional, d.h. sie treffen mit naturgesetzlicher Notwendigkeit auf dieselben Gegenstände zu.Notwendigkeit auf dieselben Gegenstände zu.
1402SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Identisch aber nicht begrifflich identisch?Identisch, aber nicht begrifflich identisch?
1403SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Identität mentaler Zustände mit physikalischen Die Identität mentaler Zustände mit physikalischen Zuständen ist nicht eine Sache unserer Sprache.
Kontra: semantischer Physikalismus, Wittgenstein, Ryley
1404SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Identitäten die nomologisch und a posterioriIdentitäten, die nomologisch und a posteriori sind, müssen wir erst entdecken.
Wasser ist mit H2O identisch.Die Temperatur eines Gases ist identisch mit der Die Temperatur eines Gases ist identisch mit der mittleren kinetischen Energie der Moleküle des Gases.Blitze sind identisch mit elektrische Entladungen.
1405SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
VorteileVorteile
Die Identitätstheorie setzt nicht voraus dass jeder Die Identitätstheorie setzt nicht voraus, dass jeder mentale Ausdruck in physikalischer Sprache definiert werden kann.werden kann.
Die Identitätstheorie bietet eine einfache Lösung für Die Identitätstheorie bietet eine einfache Lösung für das Problem der kausalen Verursachung.
1406SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Jeder so ungebildet er auch sein mag kann völlig Jeder, so ungebildet er auch sein mag, kann völlig problemlos über seine Nachbilder oder Schmerzen reden ...; trotzdem weiß er vielleicht nicht das reden ...; trotzdem weiß er vielleicht nicht das geringste über Neurophysiologie. ... Also können die Dinge, über die wir sprechen, wenn wir unsere Empfindungen beschreiben, keine Gehirnprozesse sein. (Smart 1959)
1408SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Man kann sinnvollerweise von einer molekularen Man kann sinnvollerweise von einer molekularen Bewegung im Gehirn sagen, sie sei langsam oder schnell, gerade oder kreisförmig, aber es ist nicht schnell, gerade oder kreisförmig, aber es ist nicht sinnvoll, dies von der Erfahrung, etwas Gelbes zu sehen, zu sagen. (Smart 1959)
1409SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Empfindungen sind privat Gehirnprozesse sind Empfindungen sind privat, Gehirnprozesse sind öffentlich. Wenn ich aufrichtig sage ‚Ich sehe ein gelb-oranges Nachbild‘ und keinen sprachlichen gelb oranges Nachbild und keinen sprachlichen Fehler mache, dann kann ich mich nicht irren. Aber ich kann mich in Bezug auf einen Gehirnprozess irren. (Smart 1959)
1410SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Multirealisierbarkeit mentalerZuständeZustände
1411SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Ein bestimmter mentaler Zustand kann bei Ein bestimmter mentaler Zustand kann bei verschiedenen Personen mit unterschiedlichen neuronalen Zuständen korreliert sein.neuronalen Zuständen korreliert sein.
1412SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Korrelation zwischen mentalen und Die Korrelation zwischen mentalen und Gehirnzuständen kann sich im Laufe des Lebens dramatisch verändern.dramatisch verändern.
1413SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Neurophysiologie der meisten Tiere Die Neurophysiologie der meisten Tiere unterscheidet sich von der unsrigen stark.
1414SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Im Prinzip spricht nichts dagegen sich Gehirne Im Prinzip spricht nichts dagegen, sich Gehirne vorzustellen, die nicht aus Nervenzellen sondern z.B. aus Silizium-Chips bestehen.aus Silizium Chips bestehen.
1415SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Es ist mehr als unwahrscheinlich dass jedem Typ Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass jedem Typ eines mentalen Zustands genau ein Typ eines neurophysiologischen Zustands entspricht.neurophysiologischen Zustands entspricht.
1416SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
FazitFazit
Die Identitätstheorie setzt voraus dass es Die Identitätstheorie setzt voraus, dass es eindeutige naturgesetzliche Korrelationen zwischen mentalen Zuständen und Gehirnzuständen gibt.mentalen Zuständen und Gehirnzuständen gibt.
Aber: diese scheint es nicht zu geben!Aber: diese scheint es nicht zu geben!
1417SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
FunktionalismusNed Block Jerry Fodor Hilary Putnam
Funktionalismus
Mentale Zustände sind funktionale ZuständeMentale Zustände sind funktionale Zustände.
1419SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
ZZ1
Z1 Z2
Z
Z2
Z1
Z1
F nktionale Z stände sind Z stände eines
Z1
Funktionale Zustände sind Zustände eines Systems, die durch ihre kausale Rolle (also durch ihre Inputs und Outputs) charakterisiert werden p p )können.
1421SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Seltsame RealisierungenSeltsame Realisierungen
Es könnte Systeme geben die die gleiche Es könnte Systeme geben, die die gleiche funktionale Architektur wie bewusste Menschen aufweisen, von denen wir aber nicht sagen würden, d i i B t i hättdass sie ein Bewusstsein hätten.
1423SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
QualiaQualia
Der Funktionalismus kann die Qualia bzw Der Funktionalismus kann die Qualia bzw. Erlebnisgehalte der mentalen Zustände nicht erklären.
1424SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
ExternalismusExternalismus
Gedanken sind nicht im Kopf“ (Putnam): Die „Gedanken sind nicht im Kopf (Putnam): Die interne funktionale Architektur der Gedanken „Die Ulme ist ein Baum“ und „Die Buche ist ein Baum“ k di l i h i D h i d di i kann die gleiche sein. Dennoch sind diese zwei Gedanken unterschiedliche Gedanken, weil sie sich auf Verschiedenes beziehen.
1425SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Identitätstheorie
Jeder mentale Zustand (jedes mentale Ereignis) des Typs M ist mit einem neuronalen Zustand (Ereignis) des Typs N a posteriori identisch.
Anomaler Monimsus
Jeder mentale Zustand (jedes mentale Ereignis) ist mit einem physikalischen Zustand (Ereignis) –irgendeines Typs - a posteriori irgendeines Typs a posteriori identisch.
DonaldDavidson
1427SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das Prinzip der Leib-Seele-InteraktionDas Prinzip der Leib-Seele-Interaktion
Mentale Ereignisse interagieren kausal mit physischen Ereignissen, sie können einander verursachenkönnen einander verursachen.
Diese Annahme hat eine hohe intuitive Plausibilität. Sie entspricht den Vorstellungen unseres AlltagsVorstellungen unseres Alltags.
Es scheint selbstverständlich zu sein, dass z.B. Angst (ein mentales Ereignis) eine Fluchtreaktion (ein physisches Ereignis) verursachen kann.eine Fluchtreaktion (ein physisches Ereignis) verursachen kann.
Umgekehrt verursacht beispielsweise ein Tritt gegen das Schienbein (ein physikalisches Ereignis) eine Schmerzempfindung (ein mentales Ereignis).
1428
p y g ) p g ( g )
SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Der Gesetzescharakter von KausalitätDer Gesetzescharakter von Kausalität
Ereignisse, die einander verursachen, fallen unter ein striktes NaturgesetzNaturgesetz.
Seit der berühmten Kritik des Kausalbegriffs durch David Hume, wird von den meisten Autoren anerkannt dass die Rede von einer kausalen Beziehung nur meisten Autoren anerkannt, dass die Rede von einer kausalen Beziehung nur dann (teilweise) gerechtfertigt werden kann, wenn wir naturgesetzmäßige Verallgemeinerungen finden, die zwischen Ursache und Wirkung bestehen.
1429SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Anomalität des MentalenDie Anomalität des Mentalen
Es gibt keine strikten Naturgesetze über mentale Ereignisse.
Wir alle kennen zwar psychophysische Gesetzmäßigkeiten wie:
W j d H ü t d i t t “„Wenn jemand Hunger verspürt, dann isst er etwas.“„Wenn jemandem ins Schienbein getreten wurde, dann verspürt er Schmerz.“
Solche Gesetzmäßigkeiten haben aber immer nur einen eingeschränkten Charakter (d.h. sie lassen vielerlei Ausnahmen zu). Sie können nie strikte Naturgesetze wie etwa das Newtonsche Fallgesetz sein.
1430SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Leib Seele InteraktionLeib-Seele-Interaktion
1. Mentale Ereignisse interagieren kausal mit physischen Ereignissen, sie können einander verursachen.
Gesetzescharakter der KausalitätGesetzescharakter der Kausalität
2. Ereignisse, die einander verursachen, fallen unter ein striktes Naturgesetz.
Anomalität des Mentalen
3. Es gibt keine strikten Naturgesetze über mentale Ereignisse.
1431SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Leib Seele InteraktionLeib-Seele-Interaktion
1. Mentale Ereignisse interagieren kausal mit physischen Ereignissen, sie können einander verursachen.
1* Einzelne mentale Ereignisse interagieren als physische Ereignissekausal mit einzelnen physischen Ereignissen, sie können einander
Gesetzescharakter der Kausalität
p y g ,verursachen.
Gesetzescharakter der Kausalität
2. Ereignisse, die einander verursachen, fallen unter ein striktes Naturgesetz.
Anomalität des Mentalen
3. Es gibt keine strikten Naturgesetze über mentale Ereignisse.
1432SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
3* Es gibt keine strikten Naturgesetze über mentale Ereignistypen.
Ist eine Tokenidentität ohne eine Typenidentität Ist eine Tokenidentität ohne eine Typenidentität überhaupt verständlich?
1434SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Falls ein einzelnes physikalisches Ereignis n1 (Feuern von Neuronen im Bereich xyz) identisch mit einem einzelnen Neuronen im Bereich xyz) identisch mit einem einzelnen mentalen Ereignis m (spezifische Blauwahrnehmung) ist, dann fällt dieses einzelne physikalische Ereignis als solches auch
t i t l E i i t M (Bl h h )unter einem mentalen Ereignistyp M (Blauwahrnehmungen).
Anomalie: Es ist möglich, dass ein anderes physikalisches Anomalie: Es ist möglich, dass ein anderes physikalisches Ereignis n2, welches unter demselben physikalischen Typ N wie n1 fällt (Feuern von Neuronen im Bereich xyz), kein mentales Ereignis desselben Typus M (Blauwahrnehmung) realisiertEreignis desselben Typus M (Blauwahrnehmung) realisiert.
Daraus folgt: All diejenigen physikalischen Ereignisse n1 bis nn, g j g p y g 1 n,die M realisieren, dürfen keine physikalische Eigenschaft gemeinsam haben, denn sonst würden sie auch unter denselben physikalischen Typ N fallen, was wieder zur denselben physikalischen Typ N fallen, was wieder zur Typenidentität führt!
1435
(Zurück zur Identitätstheorie oder zum Funktionalismus)SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
El Grecos „Blick auf Toledo“ ... und eine perfekte Fälschung
... die von mir beschriebene Position ... lässt sich mit der Auffassung vereinbaren, dass geistige Merkmale in gewissem Sinne von physischen Merkmalen abhängig sind oder über p y g gdiesen supervenieren. Eine derartige Supervenience ließe sich in dem Sinne auffassen, dass es keine zwei Ereignisse geben kann die in allen Hinsichten physisch gleich aber in einer kann, die in allen Hinsichten physisch gleich, aber in einer geistigen Hinsicht verschieden sind ... Supervenience dieser Art enthält nicht Reduzierbarbeit durch ein Gesetz oder eine Definition (Davidson Mental Events“ 1970)
1437
Definition. (Davidson, „Mental Events , 1970)
SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Supervenienz (lat von super über“ zusätzlich“ Supervenienz (lat. von super „über , „zusätzlich und venire „kommen“)
Eine Klasse von Eigenschaften M superveniert genau dann über einer Klasse von Eigenschaften P, wenn
i ht ö li h i t M ä d h P ä des nicht möglich ist, M zu ändern, ohne P zu ändern.
Keine psychischen Unterschiede ohne physische Keine psychischen Unterschiede ohne physische Unterschiede.
1438SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die Repräsentationale Theorie des Geistes (RTG)Geistes (RTG)
1439SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Jerry [Alan] Fodor (*1959)
Jerry Fodor, einer der einflussreichsten Autoren in der Philosophie des Geistes, hat ab etwa Mitte der 70er Jahre eine recht komplexe Theorie entwickelt, die sehr viel eine recht komplexe Theorie entwickelt, die sehr viel avancierter als der Funktionalismus oder der anomale Monismus ist und behauptet, deren Hauptprobleme lösen zu können. Seine Hauptthese besagt, dass das Denken ein Prozess ist, der viele Ähnlichkeiten mit der Ausführung Prozess ist, der viele Ähnlichkeiten mit der Ausführung eines Computerprogramms hat.
The Language of Thought (1975); The Modularity of Mind(1983); Psychosemantics The Problem of Meaning in the(1983); Psychosemantics. The Problem of Meaning in thePhilosophy of Mind (1987); A Theory of Content and Other Essays (1990)
1440SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Die zentralen Thesen der RTGDie zentralen Thesen der RTG
1441SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(RT) Repräsentationsthese(RT) Repräsentationsthese
Jemand befindet sich genau dann in einem Jemand befindet sich genau dann in einem intentionalen psychischen Zustand des Typs A (Überzeugung, Wunsch, Absicht, …) mit dem Inhalt (Überzeugung, Wunsch, Absicht, …) mit dem Inhalt p, wenn er sich in einer funktionalen Relation RA zu einer mentalen Repräsentation r befindet, die die Bedeutung p hat.
1442SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Überzeugungsspeicher Wünschespeicher Absichtenspeicher
r1 r2 r3
r4 r5r6 r7 r8
r9 r10
r11 r12 r13
r14 r15
RÜ
RWRA
Jerry glaubt, dass Raben schwarz sind.
(i) r3 hat die Bedeutung [[Raben sind schwarz]].(ii) Jerry befindet sich in der Relation RÜ zu r3
( b fi d t i h i J Üb i h )
1443SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(r3 befindet sich in Jerrys Überzeugungsspeicher)
(LOT) These von der Sprache des Geistes(LOT) These von der Sprache des Geistes
Mentale Repräsentationen haben eine Mentale Repräsentationen haben eine syntaktische Struktur und eine Semantik.
1444SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(CT) Computationsthese(CT) Computationsthese
Die Kausalbeziehungen zwischen intentionalen Die Kausalbeziehungen zwischen intentionalen Zuständen beruhen auf Symbolverarbeitungsprozessen über mentaleSymbolverarbeitungsprozessen über mentale Repräsentationen.
1445SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wer F(a) glaubt, glaubt auch ∃x F(x). Wenn jemand p und <wenn p, dann q> glaubt, dann glaubt er auch q.
(i) Suche im Überzeugungsspeicher eine Repräsentation der Form F(a).(ii) Überprüfe, ob sich eine Repräsentation der Form ∃x F(x) im Überzeugungsspeicher
(i) Suche im Überzeugungsspeicher eine Repräsentation der Form p.(ii) Überprüfe ob sich eine Repräsentation der Form ∃x F(x) im Überzeugungsspeicher
befindet.(iii) Falls ja, gehe zu (i).(iv) Falls nein, schreibe die Repräsentation ∃ F( ) i d Üb i h d
(ii) Überprüfe, ob sich eine Repräsentation der Form <wenn p, dann q> im Überzeugungsspeicher befindet.(iii) Falls nein, gehe zu (i).(i ) F ll j h ib di R ä t ti i ∃x F(x) in den Überzeugungsspeicher und
gehe dann zu (i).(iv) Falls ja, schreibe die Repräsentation q in den Überzeugungsspeicher und gehe dann zu (i).
1446SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Wenn jemand p erreichen will und glaubt, dass die Ausführung von h ein geeignetes Mittel zu ErreichungAusführung von h ein geeignetes Mittel zu Erreichung von p ist, und nicht glaubt, dass die Ausführung von h Folgen hat, die er nicht will, dann wird er normalerweise daran gehen, h auszuführen.daran gehen, h auszuführen.
(i) Wähle eine Repräsentation r aus dem Wunschspeicher aus und streiche sie aus dem Speicher.streiche sie aus dem Speicher.(ii) Bilde eine Liste aller in einer gegebenen Situation möglichen Handlungen und wähle aus dieser eine Handlung h aus und streiche sie aus der Liste.(iii) Prüfe, ob sich die mentale Repräsentation h → r im Überzeugungsspeicher befindet.(iv) Falls nein, gehe zu (ii) zurück.(v) Falls ja, prüfe ob sich eine Repräsentation h → r´ im Überzeugungsspeicher befindet.(vi) Falls ja, prüfe ob sich eine mentale Repräsentation ¬ r´ im Wunschspeicher befindet.(vi) Falls ja, gehe zu (ii) zurück.(vii) Falls nein, führe h aus.
1447SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das chinesische Zimmer
„Stellen Sie sich vor, Sie wären in ein Zimmer eingesperrt, in dem mehrer Körbe mit Chinesischen Symbolen stehen. Und stellen Sie sich vor dass Sie (wie ich) kein Wort Chinesisch stellen Sie sich vor, dass Sie (wie ich) kein Wort Chinesisch verstehen, dass Ihnen allerdings ein auf Deutsch verfasstes Regelwerk für die Handhabung dieser Chinesischen Symbole gegeben worden wäre. Die Regeln geben rein formal ... an, g g g g ,was mit den Symbolen gemacht werden soll. Eine solche Regel mag lauten: ‚Nimm ein Kritzel-Kratzel-Zeichen aus Korb 1 und lege es neben ein Schnörkel-Schnarkel-Zeichen aus Korb 2 ‘ Nehmen wir nun an dass irgendwelche anderen aus Korb 2. Nehmen wir nun an, dass irgendwelche anderen Chinesischen Symbole in das Zimmer gereicht werden, und dass Ihnen noch zusätzliche Regeln dafür gegeben werden, welche Chinesischen Symbole jeweils aus dem Zimmer
J h R S lj
herauszureichen sind. Die hereingereichten Symbole werden von den Leuten draußen ‚Fragen‘ genannt, und die Symbole, die Sie dann aus dem Zimmer herausreichen, ‚Antworten‘ –aber dies geschieht ohne ihr Wissen Nehmen wir außerdem
John R. Searle
aber dies geschieht ohne ihr Wissen. Nehmen wir außerdem an, dass die Programme so trefflich und ihre Ausführung so brav ist, dass Ihre Antworten sich schon bald nicht mehr von denen eines chinesischen Muttersprachlers unterscheiden
1449
lassen.“ (John R. Searle, Geist, Gehirn und Wissenschaft, 1984)
SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Explizite Repräsentationen?
„Der These [(CT)] zufolge sind mentale Prozesse kausale Abfolgen von Transformationen mentaler Repräsentationen. Daher müssen Vorkommnissen propositionaler Einstellungen Daher müssen Vorkommnissen propositionaler Einstellungen Vorkommnisse mentaler Repräsentationen entsprechen ... [sonst] ist die RTG schlicht falsch“ (Jerry Fodor, Psychosemantics, 1987)y , )
„In einem Gespräch mit dem Entwickler von Schachprogrammen hörte ich kürzlich die folgende Kritik an einem Konkurrenzprogramm: ‚Es glaubt, dass es seine Dame früh ins Spiel bringen muss‘. Damit wird dem Programm auf sehr nützliche und Vorhersagen ermöglichende Weise eine propositionale Einstellung
Daniel C. Dennett
ermöglichende Weise eine propositionale Einstellung zugeschrieben ... Aber auf keiner der vielen Ebenen, auf denen in diesem Programm etwas explizit repräsentiert wird, gibt es ein explizites Vorkommnis einer Repräsentation, die auch nur annähernd die gleiche Bedeutung hätte wie der Satz ‚Ich sollte meine Dame früh ins Spiel bringen‘.“ (Daniel C. Dennett, „A Cure for theCommon Code“ 1978)
1450
Common Code , 1978)
SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Daniel Dennett (*1942)
Dennett ist ein amerikanischer Philosoph und Direktor des Zentrums für Kognitionswissenschaften an der TuftsUniversity. Als Schüler von Gilbert Ryle beschäftigt sich Dennett hauptsächlich mit der Philosophie des Geistes und gilt heute als einer der führenden Vertreter dieser Disziplin.
Content and Consciousness (1969); Brainstorms. ( );Philosophical Essays on Mind and Psychology (1978); Elbow Room (1984); The Intentional Stance (1987); Consciousness Explained (1991); Kinds of Minds (1996); Brainchildren – Essays On Designing Minds (1998)
1452SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Komplexe Systeme lassen sich verschieden Komplexe Systeme lassen sich verschieden beschreiben, und zwar durch die:
Physikalische Einstellung (physical stance)
Funktionale Einstellung (design stance)
Intentionale Einstellung (intentional stance)
1453SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Man sagt in einem solchen Fall Verhalten voraus „Man sagt in einem solchen Fall Verhalten voraus, indem man dem System den Besitz gewisser Informationen zuschreibt, von ihm annimmt, dass es
l l d d h d fvon gewissen Zielen geleitet wird, und sich dann auf der Grundlage dieser Zuschreibungen und Annahmen die vernünftigste und angemessenste Annahmen die vernünftigste und angemessenste Handlung überlegt.“
Dennett, Intentional Systems, 1971
1454SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Dennetts Instrumentalismus: Ein Wesen hat Dennetts Instrumentalismus: Ein Wesen hat dann intentionale Zustände, wenn sein Verhalten in einer intentionalen Einstellung vorhergesagt und
kl d kerklärt werden kann.
Tatsächliche Überzeugungen zu haben (to be a true believer) „Tatsächliche Überzeugungen zu haben (to be a true believer) heißt nicht anderes als ein intentionales System zu sein, ein System dessen Verhalten verlässlich und weitestgehend mit Hilfe der intentionalen Strategie vorausgesagt werden kann.“ Hilfe der intentionalen Strategie vorausgesagt werden kann. Dennett, „True Believers. The Intentional Strategy and Why itWorks“, 1981
1455SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Der Spagat zwischen eliminativenMaterialismus und intentionalen Realismus
1457SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
(A) Es ist theoretisch möglich und empirisch wahrscheinlich (A) Es ist theoretisch möglich und empirisch wahrscheinlich, dass es weder in der neuronalen noch in der funktionalen Architektur des Gehirns Strukturen gibt, die den intentionalen Z ständen entsp echen mit de en Hilfe i a f de Zuständen entsprechen, mit deren Hilfe wir auf der intentionalen Ebene unser Verhalten voraussagen und erklären.
(B) Es ist sinnvoll und sogar unvermeidlich, an der intentionalen Strategie festzuhalten und intentionale Zustände in einem gewissen Sinne für real zu haltenin einem gewissen Sinne für real zu halten.
1458SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
InstrumentalismusInstrumentalismus
Wir verwenden die intentionale Strategie aus pragmatischen Wir verwenden die intentionale Strategie aus pragmatischen Gründen, wenn uns Verhaltenserklärungen und –voraussagen auf der funktionalen oder der physikalischen Ebene nicht zugänglich sind Wir sind uns aber bewusst dass die Annahme zugänglich sind. Wir sind uns aber bewusst, dass die Annahme, dass das Verhalten eines Menschen durch seine intentionalen Zustände hervorgerufen wird, nichts weiter als eine nützliche Fiktion ist denn wir wissen ja dass die wirklichen Ursachen Fiktion ist, denn wir wissen ja, dass die wirklichen Ursachen dieses Verhaltens auf der funktionalen und der physikalischen Ebene zu suchen sind.
1459SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Eliminativer MaterialismusEliminativer Materialismus
1460SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Steven StichPaul Churchland Patricia Churchland
S i tifi R li d th N hil h T d From Folk Psychology toCognitive Science: The Case Against Belief (1983)The Fragmentation of
Scientific Realism and thePlasticity of Mind (1979)A NeurocomputationalPerspective (1989)
Neurophilosophy. Toward a Unified Science of the Mind-Brain (1986)Brain-Wise. Studies in g
Reason (1990)Deconstructing the Mind(1996)
The Engine of Reason, theSeat of the Soul (1995)
Neurophilosophy (MIT Press, 2002)
1461SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das Theorieargument
(1) Die Alltagspsychologie hat den Status einer hat den Status einer Theorie und ist damit grundsätzlich falsifizierbar.g
Unser Glauben an mentale Zustände istgenauso eine falsche Theorie, wie dasgenauso eine falsche Theorie, wie dasgeozentrische Weltbild und wirdgenauso in der Wissenschafts-entwicklung abgeschafft werden.
1462SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das Theorieargument
(2) Falls diese Theorie falsifiziert wäre könnte es falsifiziert wäre, könnte es sich herausstellen, dass sich die Begriffe der gAlltagspsychologie auf nichts beziehen.
Unser Glauben an mentale Zustände istgenauso eine falsche Theorie, wie dasgenauso eine falsche Theorie, wie dasgeozentrische Weltbild und wirdgenauso in der Wissenschafts-entwicklung abgeschafft werden.
1463SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das Theorieargument
(3) Die Alltagspsychologie ist eine schlechte und eine ist eine schlechte und eine seit 2500 Jahren stagnierende Theorie.g
Unser Glauben an mentale Zustände istgenauso eine falsche Theorie, wie dasgenauso eine falsche Theorie, wie dasgeozentrische Weltbild und wirdgenauso in der Wissenschafts-entwicklung abgeschafft werden.
1464SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das Theorieargument
(4) Die sich rasant entwickelnden entwickelnden Neurowissenschaften können schon jetzt jkognitive Fähigkeiten erklären, zu denen die Allt h l i k i Alltagspsychologie keinen Zugang hat. Unser Glauben an mentale Zustände ist
genauso eine falsche Theorie, wie dasgenauso eine falsche Theorie, wie dasgeozentrische Weltbild und wirdgenauso in der Wissenschafts-entwicklung abgeschafft werden.
1465SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Das Theorieargument
(5) Die Alltagspsychologie gehört abgeschafftgehört abgeschafft
Unser Glauben an mentale Zustände istgenauso eine falsche Theorie, wie dasgenauso eine falsche Theorie, wie dasgeozentrische Weltbild und wirdgenauso in der Wissenschafts-entwicklung abgeschafft werden.
1466SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Größter anzunehmender UnfallGrößter anzunehmender Unfall
Die Existenz von mentalen Zuständen ist zentral für Die Existenz von mentalen Zuständen ist zentral für unser gesamtes Weltbild, weshalb es enorm starker Argumente bedürfe, um deren Existenz erfolgreich
b t itzu bestreiten.
if commonsense psychology were to collapse „… if commonsense psychology were to collapse, that would be, beyond comparison, the greatestintellectual catastrophe in the history of our species
1468
...„ (Fodor 1987)SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
InkohärenzeinwandInkohärenzeinwand
Da der Eliminativist seinen Thesen BedeutungDa der Eliminativist seinen Thesen Bedeutungzuspricht und sie für wahr und begründet hält, setzt er implizit das voraus, was er eigentlich bestreiten
ill t l Z tä dwill – mentale Zustände.
1469SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
QualiaQualia
Da Qualia allgemein als Eigenschaften von mentalen Da Qualia allgemein als Eigenschaften von mentalen Zuständen angesehen werden, ist ihre Existenz nicht mit dem Eliminativismus verträglich. EliminativeM t i li t l h d h h Q li b Di i t Materialisten lehnen daher auch Qualia ab. Dies ist problematisch, da die Existenz von Qualiavollkommen offensichtlich scheint.
1470SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
Physikalismus Dualismus
Problem: Wie kann der Geist, trotz seiner materiellen Natur, nichtmaterielle Eigenschaften haben (Qualia, Intentionalität)?
BehaviorismusMentale Zustände sind lediglich Verhaltensbeschreibungen
Problem: Wie ist es möglich, dass Geist und Materie interagieren?
Interaktionistischer DualismusGeist und Materie interagieren kausal miteinander.g g
bzw. –dispositionen.Problem: Mentale Zustände lassen sich nicht auf Verhaltensbeschreibungen reduzieren.
Identitätstheorie
gProblem: Wie und wo können die beiden Substanzen interagieren?
Psychophysischer ParallelismusGeist und Materie interagieren nicht miteinander, sondern
Mentale Zustände sind a posteriori identisch mit neuronalen Zuständen.Problem: Mentaler Zustände können verschieden realisiert sein.
F k i li
Geist und Materie interagieren nicht miteinander, sondern laufen in einer von Gott geschaffenen Synchronizität ab.Problem: Gott als perfekter, anfänglicher Synchronisierer notwendig.
OkkasionalismusFunktionalismusMentale Zustände sind funktionale Zustände des „Gehirnautomaten“ und können unterschiedlich realisiert sein.Problem: Wie können die „funktionslosen“ Eigenschaften mentaler Zustände (Qualia) erklärt werden?
Geist und Materie interagieren nicht miteinander, sondern werden von Gott von Fall zu Fall aufeinander abgestimmt.Problem: Gott als perfekter, unablässiger Synchronisierer notwendig.
Supervenience-TheorieMentale Zustände basieren auf physikalischen Zuständen, lassen sich aber nicht aus diesen ableiten.Problem: unbefriedigend
EpiphänomenalismusZwar verursachen physische Phänomene mentale Phänomene, aber nicht umgekehrt.Problem: Wie und wo wirkt Materie auf den Geist ein? Widerspricht den Erhaltungsgesetzen der Physik.
Instrumentalismus/ MaterialismusMentale Zustände gibt es nicht.Problem: Die Leugnung des Phänomens löst unser Problem nicht und ist seinerseits nicht begründet.
IdealismusEs gibt nur geistige Phänomene.
Solipsismus
1472SS 2012 Einführung in die Theoretische Philosophie
SolipsismusAlles, was existiert, existiert nur in MEINEM Geist.