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Sponsoring-Post, Verlagspostamt 1040 Wien, 03Z035192 S. So leben wir unser Leitbild: Reportagen aus den Bundesländern p Besondere Dienststellen: So bunt ist das Rote Kreuz p Führung: Begeisterung oder Frust? p Das Leitbild hat Zukunft: Neue Aufgaben, neue Leistungen p Mein Rotes Kreuz: Mitarbeiter über ihr Leitbild INTERVIEWS: Gerald Czech, Markus Jarnig, Werner Kerschbaum, Michael Opriesnig, Ruth Simsa, Susanne Widhalm Ausgabe 13| 2012 DAS MAGAZIN, DAS FEHLT

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So leben wir unser Leitbild: Reportagen aus den Bundesländern p Besondere Dienststellen:So bunt ist das Rote Kreuz pFührung: Begeisterung oder Frust? p Das Leitbild hat Zukunft: Neue Aufgaben, neue Leistungen p Mein Rotes Kreuz: Mitarbeiter über ihr Leitbild

INteRvIewS: Gerald Czech, Markus Jarnig, Werner Kerschbaum, Michael Opriesnig, Ruth Simsa, Susanne Widhalm

Ausgabe 13| 2012

DAS MAGAZIN, DAS FEHLT

DAS MAGAZIN, DAS FEHLT

DAS MAGAZIN, DAS FEHLT

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Wir schätzen und vertrauen einander.

Wir können aufeinander zählen.

Wir übernehmen Verantwortung und schaffen Vertrauen. Für eine lebenswerte

Gesellschaft.

Wir setzen auf das Bewährte und wagen das Neue. Für wirksame Hilfe.

Wir setzen uns mit Begeisterung ein. Lokal – national –

global.

Wir sind da, um zu helfen.

www.roteskreuz.at/leitbild

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Wir sind da, um zu helfen.daS leitbild

Das Leitbildprojekt des Österreichischen Roten Kreuzes wurde im Jahr 2010 als Gewinner in der Kategorie „Interne Kommunikation“

für den Staatspreis Public Relations des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend nominiert.

PR-Träger: Österreichisches Rotes KreuzExterne Berater: Ao. Univ.-Prof. Dr. Ruth Simsa, Ogilvy & Mather

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edito

rial

ir investieren viel in unser Know-how: Ausbildung, Fortbildung, Übungen, Innovationen ... wichtig, notwendig, unersetzbar. Aber wie viel investie-

ren wir in unser Know-why? In die Frage nach der Motivation, für das Rote Kreuz zu arbeiten? In die Frage, was uns als Dienstleister besser macht?

Manchmal bräuchten wir etwas weniger Aktion. Dafür ein bisschen mehr Reflexion: Warum helfen wir Menschen in Not? Warum geben fast 55.000 Freiwillige ihre wertvolle Freizeit, um für andere da zu sein?

Antworten gibt uns das Leitbild. Wir haben uns seine Erstellung nicht leicht gemacht. Es ist das Ergebnis unzähliger Umfragen, Workshops und Besprechungen von und mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ganz Österreich. Dafür verfügen wir jetzt über einen Rahmen, der uns Halt und Orien-tierung bietet – aber auch die Fragen nach dem Warum unseres Tuns beantwortet.

Das Leitbild hilft uns, die Gesamtsicht zu wahren. Denn die Öffentlichkeit unterscheidet nicht nach Dienststellen oder Leistungsbereichen. Für sie gibt es ein Rotes Kreuz. Jeder von uns steht für alle. Das Leitbild zeigt auch, dass das Rote Kreuz kein selbstverständlicher Bestandteil der Infrastruktur dieses Landes ist. Son-dern dass seine Leistungen die Summe des Einsatzes der Rotkreuz-Mitarbeiterinnen und

-Mitarbeiter sind. Dieser Einsatz wird geschätzt: Gerade hat eine große Markenstudie wieder ergeben, dass keiner Organisation mehr Vertrauen entgegengebracht wird als dem Roten Kreuz. Ohne das Herzblut und den Idealismus von 61.000 Menschen geht gar nichts. Dieser henri zeigt, was ihr Engagement in der täglichen Praxis für Menschen in Not bedeutet.

Ein Leitbild zeichnet einen Idealzustand. Dieser kann nie zu 100 Prozent erreicht werden. Aber man kann sich ihm annähern. Von Tag zu Tag. Aus Begeisterung. Aus Idealismus. Und vor allem: Aus Liebe zum Menschen.

Fredy MayerPräsident

Know why ?

„Die Öffentlichkeit unterscheidet nicht

nach Dienststellen oder Leistungsbereichen.

Für sie gibt es ein Rotes Kreuz.

Jeder von uns steht für alle“

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Herausgeber, Medieninhaber, verleger: Österrei chi sches Rotes Kreuz, Wiedner Hauptstraße 32, A-1041 Wien. Verlagsort: Wien. henri informiert Ent-scheidungsträger, Mei nungs füh rer und andere Interessierte über Aktivitäten, Neuerungen, Ereignisse und Hintergründe im humanitären Geschehen. Gesamtleitung: Mag. Michael Opriesnig. Chefredaktion: Mag. Robert Demp fer, Tel.: +43-1-589 00-355, Fax: -159, E-Mail: [email protected]. Redak tion: Thomas Aistleitner, Mag. Karin Pointner. Autoren und Mitarbeiter: Mag. Michael Achleitner, Thomas Aistleitner, Mag. Fritz Eller, Mag. Ursula Fraisl, Fredy Mayer, Mag. Karin Pointner, Mag. Nicole Rennhofer. website: www.roteskreuz.at. Produktion: Wortbild Medien produk tion, Wien, Tel.: +43-1-523 69 49-16, Info-Media, Wien. Produk tions lei tung: Dr. Gottfried Fritzl. Grafische Gestaltung: Mag. Andrea Chadt. Bild redaktion: Mag. Nicole Rennhofer. titelillustration: Mag. Andrea Chadt. Fotos: Nadja Meister (S. 8–10, 14–21, 26–28, 32–33, 39/3, 42, 46, 57–58, 60–65, 68–71, 73, 78, 80, 82); ÖRK/Nadja Meister (S. 55, 76); Daniela Klemencic (S. 39/3, 52–53); Stephan Bako (S. 55); ÖRK/Anna Stöcher (S. 6, 7/2, 12–13, 30–31, 47, 48–51); ÖRK/Markus Hechenberger (S. 24, 42, 45, 46/2, 47/3, 54); ÖRK/LV NÖ/Markus Hechenberger (S. 43); WRK/Markus Hechenberger (S. 43); ÖRK/Alexander Haiden (S. 37); Mailagros Martinez-Flener (S. 35); Michael Eichhübl (S. 38); Gert Eggenberger (S. 43); ÖRK/Ortsstelle Alberschwende (S. 22); ARA Flugrettung (S. 79); info-consult.at (S. 35); Fritz Eller/LV Tirol (S. 35); Kronen Zeitung/Klemens Groh (S. 44); Tourismusbüro Seeboden/S. Kuttin (S. 46); MH 22 (S. 47); Picturedesk.com (S. 72, 73, 74); Fotolia.com (S. 56); iStockphoto.com (S. 54, 55, 56, 74); BIGSHOT.at/Christian Jungwirth (S. 82); Photocase.de (S. 72); UN Photo/D. Berkowitz (S. 79); Japanese Red Cross Society/T. Kato (S. 78); CICR/T. Gassmann (S. 36); IFRC/D. Krige (S. 83); ICRC (S. 77); WRK/KHD/Dokuteam (S. 7); ÖRK/LV OÖ (S. 7, 22–23, 43, 47, 66–67); ÖRK/LV Salzburg (S. 25, 43); ÖRK/LV Salzburg/BS Straßwalchen (S. 24); ÖRK/LV Burgenland (S. 43); ÖRK/LV Steiermark (S. 46); ÖRK/Kufstein/Gerhard Berger (S. 25/3, 34); Sissi Furgler (S. 43); RKV (S. 43); ÖRK/LV Tirol (S. 43); ÖRK/LV Vorarlberg (S. 81); ÖRK/LV Wien (S. 42); ÖRK (S. 5, 29, 36, 40–41, 59, 75); Privat (S. 23/2). Lektorat: Karin Flunger, Mag. Sabine Wawerda. Hinweis: Personenbezoge ne Bezeichnungen gelten glei cher maßen für weibliche und männliche Personen.

Imp

ress

um

Bild

inhalt

12Wir setzen uns mit Begeisterung ein. Lokal - national - global. 14LeitstelleGraz

17AndreasBrunner,Sanitäter

18BlutspendenmitWernerKerschbaumundEvaMenichetti

19BereitzurBlutspende?InterviewmitMarkusJarnig

21 NinaSommerhuber,OrganisatorinvonBlutspendeaktionen

22FirstResponderAlberschwende

23RolandAicher,Hospizarbeit

23Deko-EinheitOberösterreich

24Freiwilligen-DienststelleStraßwalchen

24Karin&Karin

25SilviaMoser,Freiwillige

25SozialmarktKufstein

26HeimhilfeinWien

29WaltraudKaindlbinder,Besuchsdienst

30Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.

32Kat-TeamLagerMödling

34DasbunteKreuzinTirol

36DieVertrauensfrage

37WalterHajek,InternationaleHilfe,undZaklinaDragutinovic,Rezeption

38Freiwilligen-Koordinatoren

41WalterDaser,Migrationsbeauftragter

42Leitbild-WorkshopderPräsidenten

44EvaDinnewitzer,Sterbebegleitung

45StatementsderLeitbild-Kerngruppe

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Wir setzen auf das Bewährte und wagen das Neue. Für wirksame Hilfe. 48ERU-Einsätze:DerStandardderHilfe50RobertDempfer,Gesellschaftspolitik52

„ActiveNow!“–mitBlickindieZukunft54KellaWala,Wohnungslosenhilfe57ROKO–einHELFIfürdieKleinsten58DietmarGabrovec,AusbildungundERU59GeraldCzech,SocialMedia60

Drive&HelpfüriPhoneundAndroid62Jugend-Ausbildung:PflegefitundBabyfit64

Wir übernehmen Verantwortung und schaffen Vertrauen. Für eine lebenswerte Gesellschaft. 66GuteFührung?WernerKerschbaumundMichaelOpriesnig68ChristophStallinger,Sanitäter,undJanaChadt,Schülerin71Zusammenhelfen:DaswahreGlück?72AnnaOppelmayer,Sanitäterin,Lehrbeauftragte,Jugendreferentin75WiedasRoteKreuzdieWeltveränderthat76TeamÖsterreichTafel76Anti-Personen-Minen77HumanitäresVölkerrecht,Katastrophenhilfe78Diplomatie,MedizinischeVersorgung79Sozialstaat80WernerMeisinger,Katastrophenhelfer81BackIssues,SchlusspunktvonBekeleGeleta82

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niv.-Prof. Dr. Ruth Simsa leitet das Institut für interdisziplinäre Nonprofitforschung („NPO-Institut“) an der Wirtschaftsuniversität Wien

und arbeitet als selbstständige Organisationsberate-rin. Die Mutter von zwei Kindern hat Volkswirtschaft studiert und sich in Soziologie habilitiert. Sie hat den Leitbildprozess des Österreichischen Roten Kreuzes als externe Beraterin begleitet.

henri: Wir sind da, um zu helfen. Zwei Jahre hat man ge-braucht, um auf diesen Satz zu kommen. War der Aufwand wirklich notwendig? Ist dieser Satz wirklich so besonders?

RutH SIMSA: Das Leitbild besteht aus einer Reihe sehr allgemeiner Sätze. Aber sie wurden aus einer Fülle

möglicher Gedanken ausgewählt. Sie passen zum Roten Kreuz, und das macht sie besonders.

Warum? Sind nicht auch viele andere „da, um zu helfen“?

Eine andere Organisation hat sich für den Slogan „Der Mensch steht im Mittelpunkt“ entschieden – auch so ein allgemeiner Satz. Und doch sagt er etwas anderes aus. Beim Roten Kreuz steht eben die Hilfe im Mittel-punkt. Wer beim Roten Kreuz ist, tut das in erster Linie für andere, nicht für sich. Das ist die Aussage von „Wir sind da, um zu helfen“.

Warum sollte man sich überhaupt ein Leitbild geben?

Das ist eine entscheidende Frage, wobei es mir mehr

Wir sind da,

um zu h

elfen.

„Da war ein Schwung drin“

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Das Leitbild ist das Ergebnis eines langen und intensiven Prozesses. Ruth Simsa hat ihn begleitet. Welche Erfahrungen hat sie dabei gemacht, was ist das Ergebnis aus ihrer Sicht wert?

IntervIew: thomas aIstleItner | Fotos: nadja meIster

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auf das WIE als auf das WAS ankommt. Man könnte ja auch eine externe Agentur beauftragen. Aber dabei verzichtet man auf das, was ein Leitbild erst glaubwür-dig und authentisch macht: den Prozess der Erstellung. Eine ganze Organisation schwingt sich darauf ein, sich selbst auf eine bestimmte Art zu sehen, und entschei-det, was sie mit ihrer Arbeit erreichen will.

Das Leitbild beantwortet die Sinnfrage?

Wenn Sie wissen wollen, warum jemand beim Roten Kreuz arbeitet und nicht irgendwo anders, finden Sie die Antwort im Leitbild. Entscheidend ist, dass diese Antwort auch wirklich von den Mitarbeitern gegeben wurde. Bei einem Leitbild ist der Prozess, in dem es er-stellt wird, mindestens so wichtig wie das Ergebnis.

Was bedeuten die Ergebnisse für die Mitarbeiter?

Sie sind wichtig für das Commitment der Mitarbeiter, für ihre Identifikation mit der Organisation. Wenn je-mand liest: „Wir sind da, um zu helfen“, könnte er zu dem Schluss kommen: „Ja, das interessiert mich, da bin ich dabei.“

Darf man diese Werte jetzt von allen verlangen?

Man darf an sie erinnern, man darf sie sogar verlangen, aber eine Durchsetzbarkeit ist damit nicht verbunden. Wer will schon messen, ob sich jemand „mit Begeiste-rung einsetzt“, wie es im Leitbild steht?

Sind die Sätze des Leitbildes für längere Zeit gültig oder immer wieder neu zu diskutieren?

Sinnvoll ist, diese Sätze einmal gelten zu lassen und zu leben. Man hat sich Zeit gelassen bei der Formulierung und sollte seine Werte nicht immer wieder neu in Frage stellen.

Ein Satz lautet: „Wir schätzen und vertrauen einander.“ Dürfen sich Mitarbeiter, die seitens einer Führungskraft das Vertrauen in ihre Arbeit vermissen, auf das Leitbild berufen?

Führung ist im Roten Kreuz ein heikles Thema. Die Treue zur Marke, zu den Zielen ist bei den Mitarbeitern sehr hoch. Aber es gibt eine gewisse Frustration mit der Führungsqualität mancher unmittelbaren Vorge-setzten. Wobei in Befragungen, wie sie mit dem Leit-bildprozess verbunden waren, immer die Kritiker lau-ter sind als die Zufriedenen.

Muss und darf es auch Kritik geben?

Sicherlich haben viele die Gelegenheit genützt, einmal Dampf abzulassen. Aber auch Kritik ist ein Zeichen von Engagement. Schlimm wird es, wenn die Leute nicht einmal mehr schimpfen.

Der Leitbildprozess ist beendet, das Leitbild hängt an je-der Dienststelle aus. Wie geht es weiter?

Das Leitbild gehört in die Führungskräfteausbildung und sollte immer wieder thematisiert werden. Messen

kann man die Umsetzung nicht, aber man wird doch bemerken, ob es eine Rolle in der Arbeit spielt oder ein-fach wieder vergessen wird.

Gibt es denn gar keine Möglichkeit, Veränderungen zu messen? Jetzt gibt es ein aktuali-siertes Leitbild. Was ist jetzt an-ders geworden?

Ich kann nur beantworten, was sich verändert haben sollte. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter, ihre Identifika-tion nicht nur mit der Idee, sondern mit der Organisa-tion, sollte gestiegen sein. Die Bereitschaft, Neues an-

zugehen und Dinge zu tun, die man noch nie gemacht hat, sollte jetzt größer sein.

Geht es nur um die Art der Zusammenarbeit oder hat das Leitbild auch inhaltlich neue Gedanken gebracht?

Neben dem Bekenntnis zur Innovation gibt es zwei Be-griffe, die über die herkömmliche Vorstellung vom Roten Kreuz, die anlassbezogene Nothilfe, hinaus-gehen: die Forderung nach einer lebenswerten Gesell-schaft und das Übernehmen von Verantwortung. Das Rote Kreuz will nicht nur helfen, wenn etwas schiefge-gangen ist. Es will bei der Lösung von Problemen mitre-den, damit es dann vielleicht nicht helfen muss.

„EineganzeOrganisationschwingtsichdaraufein,sichselbstaufeinebestimmteArtzusehen,undentscheidet,wassiemitihrer

Arbeiterreichenwill“

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Was ist an diesen Gedanken neu? Was ergibt sich daraus für die Rolle des Roten Kreuzes?

Das geht weit in die Gesellschaftspolitik hinein: Man baut nicht nur Lernhäuser, um Kindern die Integration zu erleichtern. Man schaltet sich auch ein, wenn der Gesetzgeber falsche Integrationsmaßnahmen setzt, und macht Vorschläge, wie es besser ginge.

Wohin führt dieses Engagement?

Damit übernimmt das Rote Kreuz Verantwortung für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Für eine Hilfsorganisation ist das ein integrativer und sehr mo-derner Ansatz. Es geht nicht nur darum, Probleme zu lösen, sondern zu verhindern, dass sie entstehen.

Diese Formulierungen wurden im Leitbildprozess erar-beitet. Offenbar gab es genug Mitarbeiter, denen diese Fra-gen ein Anliegen sind.

Es wurde diskutiert, wo die Aufgaben des Roten Kreuzes enden. Am Ende waren drei Aspekte beson-ders wichtig: die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit der Führung, die Innovationsbereitschaft der Organisation und die gesellschaftspolitische Verantwortung. Ich erinnere an Ihre kritische erste Frage in diesem Ge-spräch: Wenn Sie diese drei Bereiche wahrnehmen und daran arbeiten, dann haben Sie den sehr allgemeinen Satz „Wir sind da, um zu helfen“ mit konkreten, for-dernden und auch neuen Inhalten gefüllt.

Wenn man „Wir sind da, um zu helfen“ mit dem Satz ver-

gleicht, der noch vor wenigen Jahren verwendet wurde: „Wir machen es einfach“ ...

... liegt ein weiter Weg dazwischen. Jetzt ist auch beant-wortet, warum wir es tun. Ich finde, „Wir sind da, um zu helfen“ ist perfekt formuliert. Es war ein schöner, krea-

tiver Fluss in den Ar-beitsgruppen, bis wir den endgültigen Satz hatten. Und wir wuss-ten: Auf die eine oder andere Art hatten wir die ganze Organisati-on einbezogen. Jeder, der wollte, konnte sich einbringen.

War der Weg vom Leitbild zu diesem einen Satz, zu dieser Überschrift rückblickend nicht auch sehr mühevoll?

Im Gegenteil, es war eine große Freude an der Arbeit zu spüren, verbunden mit Verlässlichkeit. Da war ein Schwung drin, der auch nicht nachgelassen hat, wenn man einmal eine Dreiviertelstunde über einen Satz dis-kutiert hat. Man hatte den Eindruck: Für diese Men-schen gelten diese Sätze wirklich. Und ganz offensicht-lich gibt es in dieser Organisation, im Österreichischen Roten Kreuz, einen guten Boden für diese Kreativität.

Wie sieht so ein guter Boden für Kreativität aus?

Was ich beim Roten Kreuz stark wahrnehme, ist das Zu sammenspiel von hoher Professionalität mit einer Begeisterung und einer Frische, das in dieser Kombination wirklich gut ist.

ALLEKONNTENMITMACHENSo entstand das Leitbild des Roten Kreuzes.

Damit das fertige Leitbild nicht nur auf dem Papier exis tiert, waren interessierte Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter mittels Internet schon von Beginn an eingebunden. Basierend auf den Ergebnissen einer Online-Umfrage („Stimmungsbarometer“) formulierte eine Kerngruppe fünf zentrale Perspektiven für ein Leitbild:

p Unser Auftrag

p Unsere Arbeitsweise

p Unser Umgang miteinander

p Unsere Organisation

p Unser Wirken in der GesellschaftDarauf aufbauend wurden in ganz Österreich Fokus-gruppen, Interviews und Workshops veranstaltet, um repräsentative Leitgedanken zu erstellen. Diese wurden im Rahmen einer Online-Umfrage (rund 4000 Teilnehmer) wieder an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommuniziert. Der nächste Schritt bestand in der Formulierung der Texte, die erneut mit einer Online-Umfrage überprüft wurden. Der Anteil der Zustimmung lag größtenteils über 80 %.

„EswarbeimganzenTeam,dasbeimLeitbildmitgearbeitethat,einegroßeFreudeander

Arbeitzuspüren“

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www.greatest-stories.com

Millionen freiwillige Helferinnen und Helfer setzen sich weltweit für ihre Mitmenschen ein – unabhängig von Religion, Hautfarbe, Politik oder Kultur. In Krieg und Frieden, bei Krisen und Katastrophen, in allen Bereichen

unserer Gesellschaft leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ihren Beitrag für eine bessere Welt – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, in 187 Ländern der Welt.

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... ist geprägt durch Engagement für andere.Wir arbeiten jeden Tag voll Begeisterung und Engagement. Wir setzen uns mit ganzer Kraft ein, damit die, die uns brauchen, höchste Qualität bekommen. Was wir tun, machen wir um der Sache willen und nicht aus Eigennutz. Aus Liebe zum Menschen.

... ist vertrauenswürdig.Wir begegnen allen Menschen mit Wertschätzung und Respekt. Wir arbeiten uneigennützig nach unseren Grundsätzen. Wir bemühen uns, unvoreingenommen und vorurteilsfrei zu handeln. Darum erfahren wir weltweites Vertrauen.

... ist geprägt durch Menschlichkeit und Freude.Unser Einsatz für solidarische Werte und unsere Hilfeleistungen geben auch unserem Leben Erfüllung und Sinn. Wir leben und stehen für Menschlichkeit. Das macht uns stolz.

14 Leitstelle Graz 17 Andreas Brunner,Sanitäter 18 Blutspenden mitWernerKerschbaumundEvaMenichetti 19 Bereit zur Blutspende? InterviewmitMarkusJarnig 21 Nina Sommerhuber,OrganisatorinvonBlutspendeaktionen 22 First Responder Alberschwende 23 Roland Aicher,Hospizarbeit 23 Deko-Einheit Oberösterreich 24 Freiwilligen-Dienststelle Straßwalchen 24 Karin & Karin 25 Silvia Moser,Freiwillige 25 Sozialmarkt Kufstein 26 HeimhilfeinWien 29 Waltraud Kaindlbinder, Besuchsdienst

Unsere Arbeitsweise ...

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Wir setzen uns mit Begeisterung ein.

Lokal – national – global. Unsere

Arbeitsweise ...

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von robert dempFer

Um Leben zu retten, setzt das Rote Kreuz auf erfahrene Helfer – und modernste Technik, wohin das Auge reicht.

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lles passiert hier gleichzeitig. „Schauen Sie, ob er atmet.“ „Was für einen Anfall hat sie?“

„Wir sind mit Blaulicht unterwegs.“ „Keine Angst, ich bleibe bei Ihnen am Telefon.“

„Können Sie selber gehen?“ „Bringen Sie sie in die sta-bile Seitenlage. Ich sage Ihnen, wie das geht.“ Alle 59 Sekunden ein Einsatz. Bis zu 90 Anrufe gleichzeitig. Bis zu 270 in der Stunde. Die Landesleitstelle des Roten Kreuzes in Graz brummt vor Aktivität. Hektik herrscht hier trotzdem nicht. 15 Rotkreuz-Helfer sitzen mit ih-

ren Headsets an halbrunden Tischen vor Bildschirmen und Touchscreens. Sie sind das Bindeglied zwischen Anrufern, die den Notruf 144 wählen, und dem Ret-tungsdienst. Wer 144 wählt, setzt eine enorme Maschi-nerie in Gang.

Wo, was, wem?Anton „Toni“ Seelos ist heute diensthabender Offizier. Sein Job und der seiner Kollegen ist es, das richtige

„Rettungsmittel“ – Krankenwagen? Notarzt? Hub-schrauber? – so rasch wie möglich zu kranken oder ver-letzten Patienten zu bringen: mehr als 200 Fahrzeuge, dazu die Flotte der Christophorus-Flugrettung. Unter-stützt werden sie dabei von modernster Technik, die bis unter die Decke reicht.

Calltaker nehmen die Anrufe entgegen. Sie müssen aus aufgeregten Menschen rasch drei Dinge heraus-bringen: Wo ist etwas passiert? Was? Und wem? Name und Adresse einer Patientin hat Toni schon auf seinem Schirm. Ihre Schwester berichtet von einem epilep-tischen Anfall. „Jetzt ist sie bewusstlos“, schreit sie ins Telefon. „Das ist die Nachschlafphase nach einem Krampfanfall“, spricht Toni ruhig ins Mikrofon. „Es sieht aus wie Bewusstlosigkeit. Deshalb behandeln wir sie auch wie eine Bewusstlose. Bringen Sie sie in die stabile Seitenlage.“

Die Anruferin weiß nicht, wie das geht. Toni erklärt es Schritt für Schritt und tippt ins Keyboard: „A+ PAT IN SSL“. Das bedeutet: Die Patientin atmet und befindet sich in stabiler Seitenlage, damit sie nicht

A

Leitstelle Graz: Alle 59 Sekunden ein einsatz, 270 Anrufe pro Stunde

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erstickt. Inzwischen ist viel passiert. Seit Toni Einsatzort, Name der Pa tien tin und Art der Erkrankung kennt, ist der Not-fall im Einsatzleitsystem ge-speichert.

Während Toni noch Erste-Hil-fe-Anweisungen gibt, ist schon ein Rettungswagen unterwegs.

Daniel, heute Dispatcher, hat den Notfall längst auf seinem Schirm. Nach Tonis Angaben entscheidet er: Notarzt? Ret-tungswagen? Kann der Einsatz etwas warten? In die-sem Fall schickt er einen Rettungswagen.

Flight FollowingDas ist aber nicht alles, was er gerade tut. Irgendwo in den steirischen Bergen hängt ein Kollege am Seil von einem Hubschrauber herunter, um einen abgestürzten Alpinisten zu versorgen. Daniel verfolgt den Einsatz aufmerksam mit. Einen anderen Hubschrauber hat er zu einem lebensbedrohlichen Notfall entsendet, jetzt kommt das „Flight Following“: Daniel verständigt das nächste Krankenhaus, der Patient wird auf dem Dach übergeben, wo das Team der Chirurgie wartet.

All das dauert nicht einmal eine Minute. Inzwischen hat Toni seine Anruferin immer noch in der Leitung. Auf dem Schirm sieht er ein Luftbild des Einsatzortes.

„Da ist ein Hofer schräg gegenüber, stimmt das?“, fragt er. Die Frau bejaht. „Davor ist ein Parkplatz, da-hinter ein Park, nicht?“ Die Informationen braucht er zwar nicht. Aber das Gespräch bewahrt die Angehörige

der Patientin vor einem Nervenzu-sammenbruch. Da hört man über das Telefon schon das Folgeton-horn des Rettungswagens …

Wie Schach spielenAuf einem weiteren Schirm sieht Daniel den Status „seiner“ Autos in verschiedenen Farben: Wer ist frei? Wer zu einem Einsatz unterwegs? Wer im Spital angekommen?

„Das nächste freie Auto muss nicht immer das schnellste sein“, erklärt Toni und zeigt auf die Zeile TA („transport arrived“). „Der rote TA hier wird in zwei Minuten frei sein. Wenn in der Nähe etwas pas-

siert, ist er schneller dort als ein freier Wagen, den ich erst durch die ganze Stadt schicken muss.“

Auch die hellblau markierten Fahrzeuge behält der Dispatcher im Auge: „Die haben noch keinen Patienten an Bord. Der hier holt einen aus dem Krankenhaus ab. Wenn auf seinem Weg ein Notfall passiert, zie he ich den Wagen mit einem Mausklick ab und schicke ihn dorthin.“ Noch ein Mausklick, und schon fährt ein an-derer Wagen zur Abholung ins Krankenhaus.

Die Besatzungen der Rettungsfahrzeuge sehen die-se Anweisungen auf den GPRS-Datenterminals, wohin sie per Datenfunk übertragen werden. Taktik ist beim Disponieren wichtig – „es ist so ähnlich wie Schach spielen“, sagt Toni. Stressresistent müssen die Helfer auch sein. Wenn etwa, wie jetzt, Angehörige eines Ver-letzten am Telefon weinen und schreien.

Ruhig stellt Toni die Fragen nach dem „Wo, Was und Wem“ und sagt: „Keine Angst, ich bleibe bei Ihnen am Telefon.“ Und im Hintergrund: Telefon, Touch-screen – Tempo!

einsatzleiter toni Seelos (l.), Dispatcher Daniel: „Das nächste freie Auto muss nicht das schnellste sein“

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Warum arbeite ich im Roten Kreuz mit?Der Zivildienst hat in mir Begeisterung für die Tätigkeit beim Roten Kreuz geweckt. Ich habe wäh-rend dieser neun Monate viele schöne, aber auch traurige Momente erlebt. Der Dienst mit den Kolle-gen macht Spaß und es ist ein tolles Gefühl, wenn man Menschen die notwendige Hilfe bieten kann. Man erlebt immer wieder Schicksalsschläge und Situationen, die einen „auf den Boden holen“ und einem bewusst machen, dass es im Leben nichts Wichtigeres als Gesundheit gibt. Ich habe keinen Grund gesehen, warum ich diese Arbeit nicht freiwillig fortführen sollte. Ich habe durch die Tätigkeit im Rettungsdienst gelernt, besser mit Stress umzugehen und einen kühlen Kopf zu bewahren.

Wir setzen uns mit Begeisterung ein - lokal, national, global.Betrachtet man die Anzahl der freiwillig geleisteten Stunden beim Roten Kreuz Österreich, wird je-dem sofort klar, dass es an Begeisterung nicht mangelt. Gemeinsam Hilfe zu leisten ist sehr motivie-rend und schweißt zusammen.

Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.Ich kann mich auf meine KollegInnen im Dienst verlassen und weiß: Wenn Not am Mann ist, steht stets eine helfende Hand zur Seite. Vertrauen, gemeinsame Gespräche, gegenseitige Hilfestellung, lustige Momente und viele Erfolgserlebnisse lassen Freundschaften und Verbundenheit entstehen.

Wir wollen die Welt verändern und nicht den Status quo verwalten.Regelmäßiger Dienst, Fortbildungen und Qualitätssicherung lassen diese Institution nicht im Status quo verweilen. Es gibt ständig Verbesserungspotenzial, das in den meisten Fällen schnell erkannt und genutzt wird.

Was tue ich persönlich, um die Ziele des Leitbildes zu erreichen?Ich versuche meinen Dienst gewissenhaft zu erledigen und auf dem aktuellen Stand des Wissens zu sein. Ich behandle die Patienten so, wie ich selbst gerne behandelt werden würde, und hoffe, weiter-hin viele schöne Momente zu erleben, die den Dienst so wertvoll machen – ganz nach dem Motto: Aus Liebe zum Menschen.

NAME:ANDREAS BRuNNER ALTER:21 Jahre MEINROTESKREUZ:Sanitäter IMROTENKREUZSEIT:2009 LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE: Burgenland/Oberwart

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wir wollen möglichst kurze wartezeiten

Über 30 Fragen müssen beantwortet werden

ein Arzt oder eine Ärztin macht den Fingerstich

Blutspenden hat vorbildwirkung Auf bald beim Blutspenden!Nach der Spende gibt es eine Jause im Blutspendercafé

Eva MEnichEtti: „Im Idealfall ist unser Abnahme-team groß genug, sodass die Blutspender nicht lange warten müssen. Wir wissen aus Umfragen, dass die Menschen im städtischen Bereich nicht länger als zehn und auf dem Land nicht länger als 20 Minuten warten wollen. Das halten wir meistens ein, aber in Spitzen-zeiten kann es auch einmal länger dauern. Blut ist ein extrem sicheres Produkt, und das Vertrauen der Men-schen in die sichere Blutspende ist gegeben.“Dr. Eva Menichetti, medizinische Leiterin der Blutspende- zentrale für Wien, Niederösterreich und das Burgenland

WErnEr KErschbauM: „Wir arbeiten daran, den Ablauf der Blutspende zu beschleunigen, ohne die Blutspender zu stressen. Wir schaffen höhere Betten an. Damit kann man die Verweildauer der Nadel in der Vene von sieben auf fünf Minuten senken, indem man die Schwerkraft ausnützt. Das Blut fließt dann schnel-ler. Wir wollen erreichen, dass mehr Menschen nach ih-rer ersten Blutspende ein zweites Mal kommen.“Dr. Werner Kerschbaum, stv. Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes

thomas aIstleItner | Fotos: nadja meIster

Erlebnis Blutspenden

Immer mehr Fragen, immer genauere Tests, und trotzdem soll die Blutspende ein Wohlfühlerlebnis sein. Werner Kerschbaum und Eva Menichetti probieren es aus – in der BSZ für Wien, NÖ und das Burgenland.

Wir orientier

en uns

an anerkan

nten Stand

ards

und haben

auch bei

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Tätigkeiten

hohe Qualitä

tsansprüche

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arkus Jarnig ist Leiter Betriebswirtschaft und Organisation der Blutspendezentra-le für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. Nach einem postgradualen

Gesundheitsmanagement-Studium verfasste er seine Diplomarbeit zum Thema Spen derbindung. Internationa-le Erfahrung sammelte er bei Job Rotations in Finn land und den Niederlanden.

henri: Vor welchen Herausfor-derungen steht man in der Blut-aufbringung?

MARKuS JARNIG: Sie ist aus drei Gründen schwieriger ge-worden. Erstens liegt es an der sogenannten Überalte-rung der Bevölkerung, die den Blutbedarf erhöht und die Zahl der potenziellen Spender senkt. Zweitens ist die Aufbringung über Institutionen wie das Bundes-

heer nicht mehr so einfach. Veränderungen im Perso-nalstand oder geringere Möglichkeiten, Blutspenden in der Arbeitszeit zuzulassen, drücken das Ergebnis. Der dritte Faktor ist das Wachstum der Städte. In der Stadt ist die Bereitschaft zum Blutspenden nicht so

groß wie auf dem Land. Hier müs sen wir neue Wege der Mobi-lisierung finden.

Ist der Rückgang der Zahl der Blutspender eine rein demografische bzw. gesellschaftliche Frage oder sinkt auch die Bereitschaft zum Blutspenden?

Die Bereitschaft zum Geben ist nach wie vor da. Wir dürfen uns

nicht darauf herausreden, dass es schwieriger gewor-den ist mit der Bereitschaft der Menschen. Menschen verändern sich, Kulturen verändern sich, Werte verän-dern sich. Es die Aufgabe von Organisatio-

Erlebnis Blutspenden

IntervIew: thomas aIstleItner | Fotos: nadja meIster

Blutspenden wird immer mehr zur logistischen Herausforderung. Die Blutspendedienste des Österreichischen Roten Kreuzes sind Weltklasse in Sachen Blutsicherheit. Doch dafür muss hart gearbeitet werden.

„Die Bereitschaft ist da“

M„Es ist die Aufgabe des Roten Kreuzes,

den Menschen viel stärker in Erinnerung zu rufen,

wofür sie spenden“

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13|201220

nen wie dem Roten Kreuz, die richtigen Bot-schaften zu finden und den Menschen viel stärker in Erinnerung zu rufen, wofür sie spenden.

Welche Botschaften müssten das sein?

Wenn ich weiß, wohin ich spende, was also mit meiner Spende passiert und welchen Zweck sie erfüllt, dann hat das eine Auswirkung auf meine Motivation. Wenn es uns gelingt, darzustellen, wofür gespendet wird, wenn wir Patientengeschichten und den Einsatz der Blutkonserven darstellen, werden wir erfolgreich sein.

Gibt es Beispiele für Maßnahmen, die gesetzt wurden?

Seit dem Jahr 2008 zählen wir nicht mehr nur die ge-sammelten Blutspenden, sondern bringen auch Por-träts von Empfängern und erklären den Hintergrund.

Wie schätzen Sie die Hürden für die Blutspender ein? Mit Ausnahme der Aufhebung des Höchstalters ist Blutspenden immer anspruchsvoller und aufwendiger geworden.

Das Blutspendewesen hat sich verbessert hinsichtlich der Spendersicherheit, Empfängersicherheit und Pro-duktsicherheit. Dieser Weg wurde eingeschlagen, und er ist richtig und notwendig. Das hatte natürlich Auswir-kungen: Der Fragenkatalog wurde immer länger, die Ausschlussgründe sind um-fangreich und wechseln von Saison zu Saison. Wir müs-sen dem Spender erklären, warum das so ist, dann wird er Verständnis dafür haben.

Er kann ja auch einen Nut-zen daraus ziehen. Wie wird das Angebot, ihm Befunde zu schicken, angenommen?

Dieses kostenlose Angebot können wir zurzeit den Blutspendern in Wien machen: ein kleiner kostenloser Gesundheitscheck bei jeder dritten Blutspende. Das wird sehr gut angenommen. Der Spender sieht, dass der Blutspendedienst auch etwas für ihn tut.

Ab welchem Alter könnte denn die Information der Be-völkerung über das Blutspenden beginnen? Wäre das nicht auch ein Thema für die Schule?

Wir haben im Jahr 2010 unter dem Titel „youngblood“ erstmals eine österreichweite Jugendkampagne ge-macht. Sie setzt sich aus mehreren Elementen zusam-men: Vorträge in Schulen, Führungen in den Blutspen-dezentralen, Maturaprojekte und ein Kreativwettbe-werb. Die Spendersensibilisierung beginnt nicht erst mit dem spendefähigen Alter, sondern vorher. Wir ge-hen auf Jugendliche ab 15 Jahren zu, mit Unterstützung

durch das Jugendrotkreuz. Man muss damit rechnen, dass es mehrere Jahre und mehrere Kampagnen lang dauert, bis unsere Botschaft angekommen ist.

Derzeit ist die Wehrpflicht in der öffentlichen Diskussion. Welche Folgen hätte es, wenn die Wehrpflicht fiele?

Fünf bis zehn Prozent der Blutspenden kommen vom Bundesheer. Auch wenn Kaderpersonal erhalten bleibt

– das sind ja sehr verlässliche Blutspender –, werden wir einen Verlust von bis zu 20.000 Blutkonserven haben.

Wie findet man die Blutspender der Zukunft?

Man muss erkennen, dass die Blutaufbringung kultur-spezifisch ist. Die Botschaft muss an die Kultur, auch an die Jugendkultur, angepasst werden. Ich habe im Herbst Estland besucht. Dieser junge Staat wirbt mit der Botschaft „Junge Blutspender sind Landesverteidi-ger“. In Österreich wäre so ein Slogan undenkbar. Ob eine Botschaft über Facebook ankommt, ob ich sie twittern kann oder ob ich den guten alten Brief brau-che, muss von Fall zu Fall und von Spendergruppe zu Spendergruppe entschieden werden. Wenn in einem Ort der Großteil der Jugend bei der Feuerwehr ist, kann die Botschaft am Feuerwehrfest vom Sänger der Musikkapelle vermittelt werden und so die größte Wirkung erzielen.

„ Die Bereitschaft zum Geben ist nach wie vor da. Wir dürfen uns nicht darauf herausreden,

dass es schwieriger geworden ist mit der Bereitschaft zum

Blutspenden“

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Warum arbeite ich im Roten Kreuz mit?Eine Kollegin hat die Blutspendeaktion WKO campus wien ins Leben geru-fen. Ich habe die Organisation von ihr übernommen. Ich reserviere die Räume, organisiere die Hausarbeiter, damit der Saal vorbereitet ist, und hänge die Plakate auf.

Wir setzen uns mit Begeisterung ein - lokal, national, global.Wir hängen eine Woche vorher ein Transparent auf und bewerben die Blut-spendeaktion auf Infoscreens, im Intranet und auf Plakaten. Wir schließen niemanden aus: Nicht nur unsere Studierenden, sondern jeder, der das Transparent sieht, ist zum Blutspenden eingeladen. Damit schaffen wir bei drei Aktionen pro Jahr jeweils 60 Abnahmen.

Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.

Meine Arbeit ist es, die Blutspendeaktionen hier im Haus bekannt zu machen und möglichst viele zum Blutspenden zu motivieren, wenn das Team von der Blutspendezentrale kommt. Ich bin überrascht, wie gut alles funktioniert und wie zuvorkommend die Mitarbeiter und Ärzte sind. Sie sind wirklich dankbar, dass sie hier Blut abnehmen können.

Was tue ich persönlich, um die Ziele des Leitbildes zu erreichen?

Wir gewinnen hier viele Blutkonserven von jungen Spendern und Erst-spendern. Ihnen soll das Blutspenden als schönes und sinnvolles Erlebnis in Erinnerung bleiben, damit sie hoffentlich von Erstspendern zu Stamm-spendern werden. Ich bin stolz darauf, die Blutspendeaktion zu organisie-ren und damit ein bisschen soziales Engagement zu zeigen. Ich mache das sehr gerne.

NAME:NiNA SOMMERHuBER ALTER:32 Jahre MEINROTESKREUZ:Organisatorin von Blutspendeaktionen IMROTENKREUZSEIT:2010 LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE: externe Organisatorin

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Das Rote Kreuz ist Rettung, Pflege, Blutspenden ... und noch viel mehr:

Auf den folgenden Seiten zeigt henri Beispiele für die Vielfalt der

Leistungen aus ganz Österreich.

Ganz nahe am Menschen

Die Nähe

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von UrsUla FraIsl

albErschWEndE ist eine 3000-Seelen-Gemeinde im Bregenzerwald. Mitte der 90er-Jahre gab es Not-fälle auf entlegenen Höfen, bei denen lebensrettende Minuten ohne Erste Hilfe vergingen, weil der Rettungs-dienst länger für die Anfahrt brauchte.

Engagierte Rotkreuz-Sanitäter haben daher das First- Responder-System ins Leben gerufen. Diese Helfer werden von der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle alar miert: Wer von ihnen am schnellsten am Notfallort sein kann, fährt mit dem Privatauto und der First- Responder-Ausrüstung los. So vergehen weniger als fünf Minuten bis zur professionellen Ersten Hilfe.

Die First Responder informieren auch die anfahren-den Rettungskräfte über die Lage und betreuen, wenn nötig, die Angehörigen. Drei freiwillige First Responder gab es 1997 in Alberschwende. Mittlerweile stehen in ganz Vorarlberg 190 dieser Helfer zur Verfügung – rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr. Das First-Responder-Modell ist so erfolgreich, dass es schon von fast allen Bundesländern übernommen wurde.

Als Erste am SchauplatzFirst Responder im Bregenzerwald.

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Ganz nahe am Menschen

aufgrund dEr bEdrohung durch Atomwaf-fen hat sich das Rote Kreuz in Oberösterreich schon vor mehr als 40 Jahren mit dem Thema Strahlenschutz auseinandergesetzt. Heute stellen Unfälle in Atom-kraftwerken die Hauptbedrohung dar. Auch unter Ex-trembedingungen muss der Rettungsdienst aufrecht-erhalten werden. Mehrere Hundert Rotkreuz-Mitarbei-ter in Oberösterreich haben deshalb eine Ausbildung im Bereich Strahlenschutz absolviert – neben ihrer Ausbildung zum Sanitäter. Sie sorgen dafür, dass das Rote Kreuz in atomaren Notsituationen einsatzfähig bleibt und dass verstrahlte Patienten dekontaminiert und strahlenmedizinisch versorgt werden.

Seit der Fußball-Europameisterschaft 2008 hat sich das Einsatzspektrum auch auf Bedrohungen durch bio chemische Waffen erweitert. Dafür wurde eine spe-zielle mobile Ausrüstung angeschafft. Rotkreuz-Helfer trainieren damit. In ihrer Freizeit.

iM hElga trEichl hosPiZ des Roten Kreuzes in Salzburg besucht der Heilmasseur Roland Aicher mehrmals in der Woche die Bewohner. Er kommt mit Instrumenten wie Klangschalen, Gongs und Shrutibox. Damit und mit Obertongesang begleitet er Schwer-kranke und Sterbende und hilft ihnen, zu entspannen und loszulassen.

„Manchmal sitze ich auch nur da und schweige mit den Menschen, die ich begleite. Für uns gibt es keine Regel, es zählt der Mensch und was er möchte. Es geht nicht darum, zu sagen oder zu tun, was man für ange-bracht hält, was man glaubt, dass erwartet wird. Ich merke: Wenn ich authentisch bin, habe ich auch Zugang zu den Patienten. Ich hab einmal eine Dame eineinhalb Jahre lang jeden Tag besucht und bis zum Schluss be-gleitet. Das habe ich ihr versprochen, weil sonst keiner für sie da war. Und das habe ich auch gehalten.“

Rettungsdienst extrem

Reisen, schweigen, begleiten

Schutz vor Atomstrahlung und Chemie-waffen in Oberösterreich.

Klangreisen im Salzburger Hospiz.

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Karin und Karin verbringen die Nacht zusam-men – jeden Donnerstag ist ihr fixer Nachtdienst beim Roten Kreuz. Die eine Karin, 34, ist im Zivilberuf Den-talhygienikerin, die andere, 28, ist biomedizini sche Analytikerin. Beide sind Rotkreuz-Sanitäterinnen, bei-de in einem Team, das bei internationalen Erste-Hilfe-Bewerben immer wieder auf dem Stockerl steht.

Sie trainieren regelmäßig – anfangs bis zu viermal die Woche – für Erste-Hilfe-Bewerbe. Warum? „Weil das die beste Vorbereitung auf den Notfall ist und weil es toll ist, mit Leuten auf der ganzen Welt befreundet zu sein, die die Erste Hilfe verbindet. Wir sind einfach mit dem Rotkreuz-Virus infiziert.“

Seit Neuestem lächeln Karin und Karin die Kursbe-sucher auch aus Sanitätshilfemappen und Erste-Hilfe- Fibeln an. Was liegt näher, als die Erste-Hilfe-Weltmeis-terinnen für die Unterlagen zu fotografieren? Schließ-lich muss jeder lebensrettende Handgriff fehlerfrei sitzen. „Das macht uns schon stolz“, lächelt Karin, die gerade einen neunstündigen Drehtag für neue Erste-Hilfe-Videos hinter sich hat.

sEit 1970 gibt es die Rotkreuz-Dienst stelle Straßwalchen. Seit da-mals ist sie rund um die Uhr aus-schließlich mit freiwilligen Helfern besetzt und kommt ohne hauptbe-rufliche Mitarbeiter aus.

Zwei Mannschaften machen tags-über elf bis 13 Stunden Dienst, eine Mannschaft besetzt die Dienststelle nachts. Ein weiteres Team ist in Be-reitschaft – also zu Hause und jederzeit alarmierbar.

Derzeit sind es 121 freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Zeit spenden: Landwirte, Lehre-rinnen und Lehrer, Pensionistinnen und Pensionisten oder Turnusbedienstete, die sich ihre Arbeitszeit so einteilen können, dass ganze Schichten und die ver-pflichtenden Aus- und Weiterbildungen möglich sind.

Aber auch Angestellte und einige Jugendliche sind Teil des engagier-ten Teams. Seit 1978 ist Herbert Barth als Freiwilliger im Roten

Kreuz Straßwalchen tätig, seit 2002 ist der Pensionist Kommandant dieser Dienst-stelle.

Eine eigene Leitstelle, die ebenfalls nur mit Freiwilligen besetzt ist, sorgt für den reibungslosen Ablauf von Rettungsdienst, Katastro-phenvorsorge und Behinder-tentransport.

Auch alle administrativen Tätigkeiten werden von Freiwilligen erledigt. Warum?

„Eigentlich gibt’s keinen Grund dafür. Aber wir sind stolz darauf und wollen das auch weiter schaffen“, sagt Herbert Barth und räumt ein: „Auch wenn es immer schwieriger wird. Die Anforderungen steigen. Aber gerade sind wieder neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ausbildung.“

Karin & Karin

Freiwillige only

Infiziert mit dem Rotkreuz-Virus.

In Straßwalchen regiert das Ehrenamt – rund um die Uhr.

Die Nähe

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sEit 2005 gibt es das Projekt „Lebensmittel“ in Kufstein. Zu Beginn holten 15 Freiwillige von den lokalen Nahversorgern Le-bensmittel, die über das Wo-chenende ablaufen oder verder-ben würden, und verteilten sie an Bedürftige.

„Bei der ersten Ausgabe waren acht Besucher da“, erinnert sich Bezirksgeschäftsführer Harald Bachmeier, „nach einem Jahr waren es schon 30.“

Heute betreuen 30 Freiwillige jeden Sams tag 80 Gäste in der Rotkreuz-Bezirksstelle, und es gibt eine zweite Ausgabestelle in Wörgl. 90 Prozent der ausge-gebenen Lebensmittel kommen von lokalen Nahversorgern. Zehn Prozent sind Sachspenden von Lebensmittelproduzenten an die seit 2010 bestehende Team Öster reich Tafel, die das Rote Kreuz gemeinsam mit Hit-radio Ö3 österreichweit betreibt.

„Bei uns braucht man keinen Ausweis, keinen Not hil fe empfänger-Nachweis oder sonst etwas. Wir reden einfach mit den Menschen. Kennen ihre Not. Das niederschwellige Angebot und das Vertrauen helfen mit, Hemmungen abzubauen.“

Daher wissen die Helfer auch, dass Kleidung, Haus-haltsgeräte oder Möbel benötigt werden. Seit dem Jahr 2006 betreiben sie auch Kleiderläden. Diese mit Sachspenden aus gestatteten und von Freiwilligen be-triebenen Secondhand-Läden stehen allen offen. Die Preise variieren nach sozialer Bedürftigkeit.

„Die Läden laufen so gut, dass wir damit Lebensmittelausgaben und Be-suchs diens te finanzieren können“, sagt Harald Bachmeier. „Jetzt überlegen wir die Eröffnung eines Gebrauchtwa-renmarktes.“

Kufstein kostenlosDer Sozialmarkt verteilt von Nahver-sorgern und Produzenten gespendete Lebensmittel.

Es ist diE nacht von 23. auf den 24. Dezember. Eine Nacht, die Silvia Moser mit einem Einsatz ver-bringt, ausgerüstet mit Thermoskanne, Jause, Feld-betten und Decken.

Die Nacht, in der Silvia Familien mit kleinen Kindern ein Weihnachtsfest beschert, die mit einem Bus auf der winterlichen Autobahn hängen geblieben sind. Und die dank der Rotkreuz-Helfer auf Feldbetten rund um einen Weihnachtsbaum im Schauraum eines großzügi-gen Auto haus be sit zers übernachten konnten.

Die gelernte Köchin und Kellnerin Silvia ist eine Allrounderin unter den Rotkreuz-Freiwilligen. Ob im Rettungsdienst, als Lehrbeauftragte für Erste Hilfe, bei der Mitarbeit im Landesret-tungskommando oder eben im Kata stro phen hilfs dienst: „Das ist mein Leben“, sagt Silvia Moser,

„ohne das kann ich nicht. Es gibt für mich nichts Schöneres, als für andere da zu sein.“

Feiern auf FeldbettenWeihnachten im Autohaus für hängen gebliebene Buspassagiere in Hallein.

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diE aufgabEn einer Rotkreuz-Heimhilfe reichen von der Unterstützung bei der Körperhygiene und beim An- und Auskleiden bis zur Assistenz beim Toiletten-gang, zur Erinnerung an die Medikamenteneinnahme, zur Haushaltsführung und zu Be-sor gun gen. Der Allgemeinzu-stand des Klienten wird beson-ders beobachtet – und, falls nötig, sofort Hilfe herbeigeholt. Seit acht Jahren arbeitet die gelernte Friseurin beim Roten Kreuz als Heimhelferin. Der Pflegeberuf ist für sie „der schönste, den ich mir vorstellen kann“. Heute hat sie insgesamt fünf Klienten zu betreuen.

Mit der Teamleitung und dem diplomierten Gesund-heits- und Krankenpflegepersonal werden die Besuche regelmäßig besprochen, Hilfstätigkeiten falls erforder-

lich angepasst. „Ja, natürlich gibt es auch schwierige Klienten“, sagt Elfi. „Manchmal ist wirklich sehr viel aufzuräumen, es gibt Streit in der Familie. Aber es ist einfach ein wunderschöner Job, auf den ich mich jeden Tag aufs Neue freue.“

Ihre nächste Klientin ist Frau F. Elfi richtet der 94-jäh-rigen Dame das Frühstück, hilft ihr beim Waschen und

Eincremen, lüftet das Zimmer, fragt nach ihrer Gesundheit.

Die Hand griffe sitzen, dafür braucht es keine Absprache. Die beiden kennen einander schon seit zwei Jahren und sind ein eingespieltes Team. Wäh-rend Frau F. frühstückt, wischt Elfi Staub und kehrt den Boden.

„Die Elfi ist wirklich mein gu ter Engel“, sagt Frau F. und umarmt die Heimhelferin. Seit über zwei Jahren kommt sie fünfmal die Woche zu Frau F.

Nicht nur wegen der Hilfe ist Elfi ein Fixpunkt im ein-tönigen Alltag: Es ist die Stunde, in der Frau F. über ihre Probleme sprechen kann, in der ihr jemand zu-hört. Und auf diese Stunde freut sie sich.

ie Mitarbeiter des Rotkreuz-Pflegeteams erbringen ihre Dienstleistung eigenver-antwortlich und kompetent. Von der ersten Sekunde an arbeitet ein Team

aus vielen verschiedenen Pflegepersonen an der best-möglichen Betreuung der Klienten.

Maßnahmen und Pflegeschritte werden nachvoll-ziehbar und genau dokumentiert, damit die Heimhel-ferin, ein Pflegehelfer oder das diplomierte Personal den notwendigen Einblick in die Versorgung haben.

Damit sie ihre Verantwortlichkeiten klar erkennen und den Grundsatz der Menschlichkeit dort anwenden können, wo er am dringendsten gebraucht wird: nahe am Menschen selbst.

von KarIn poIntner

Fotos von nadja meIster

Elfi, Walter und Manuela arbeiten bei den Rotkreuz-

Pflegeteams in Wien. henri begleitete sie bei der Arbeit

mit ihren Klienten.

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„Die Elfi ist mein Engel“Für die Heimhelferin Elfi ist der Pflegeberuf

„der schönste, den ich mir vorstellen kann“.

Es ist die Stunde, in derFrau F. jemand zuhört. Und auf diese Stunde

freut sie sich

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WaltEr ist sEit sEchs jahrEn beim Roten Kreuz. Vorher hat er einen technischen Beruf ausgeübt. Weil er direkt mit Menschen in Kontakt sein wollte, entschloss er sich zur einjährigen Ausbildung zum Pflegehelfer beim Roten Kreuz. Er hat diesen Schritt nicht bereut.

„Es ist ein toller Job, man sieht vieles, erlebt viel und bekommt viel Schönes von den Klienten zu-rück“, erzählt Walter.

Es ist halb sieben. Der Pflegehel-fer klingelt bei der ersten Woh-nung am heutigen Arbeitstag. Der Einsatz führt ihn zu einer demenzkranken Klientin, die er dreimal täglich besucht und betreut. Herr B., der sich liebevoll um seine Gattin kümmert, öffnet die Tür. Walter beginnt mit dem Waschen und der Inkontinenz-versorgung der Klientin, die sich nicht mehr verbal ver-

ständigen kann und ihn mit großen Augen ansieht. „Schö-nen guten Morgen! Bald gibt es Frühstück für Sie.“

Mithilfe eines Patientenlif-ters hebt Walter Frau B. in ih-ren Rollstuhl, zieht ihr die Hausschuhe an und flicht ihre langen grauen Haare zu ei nem Zopf. „Als Pflegehelfer ist man vieles in einer Person – Friseur, Koch, Kellner, Therapeut, So-zial arbeiter, Wundversorger ... aber genau diese Abwechslung ist das Schöne an diesem Be-ruf“, lacht Walter.

Schlaflose NachtDie ehemalige Gastwirtin, Wal-ters nächste Klientin, wird

ebenfalls dreimal täglich vom Pflegepersonal betreut. Sie muss Medikamente einnehmen und ausreichend trinken. Walter kontrolliert ihren Blutzucker, wechselt den Fußverband, hilft bei der Körperhygiene.

Heute sitzt Frau G. in ihrem Wohn-Schlaf-zimmer und sagt mit Tränen in den Augen: „Ich habe solche Schmerzen und konnte mich die ganze Nacht

nicht ins Bett legen.“ Da sie auch Probleme beim Atmen hat, verständigt Walter den Rettungs-dienst. Frau G. fürchtet sich vor dem Kranken-haus, aber der Pflegehel-fer beruhigt sie: „Im Krankenhaus hilft man Ihnen, das ist wirklich das Beste für Sie“, meint er.

„Wenn Sie wieder zu Hause sind, wird sich unser Pflege-team wieder um Sie kümmern!“

Die Klientin ist nun beruhigter und sagt mit einem Lächeln: „Der Herr Walter ist wirklich ein guter Kerl. Auf ihn kann man sich verlassen.“

Haus besuchewalter ist seit sechs Jahren dabei

„Man bekommt viel zurück“Walter ist Pflegehelfer und mag die Abwechslung.

„Als Pflegehelfer ist man vieles in einer Person – Friseur, Koch, Kellner,

Therapeut, Sozialarbeiter, Wundversorger ... das ist das

Schöne daran“

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ManuEla liEbt ihrEn herausfordernden Job, und als alleinerziehende Mutter ist ihr selbstständige Zeiteinteilung sehr wichtig. Außerdem schätzt sie die täglichen Begegnungen mit den Klienten. Manuela ist diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester (DGKS) und seit eineinhalb Jahren beim Roten Kreuz.

Sie ist Teil des Pflegeteams mit umfassenden Auf-gaben: Beobachtung und Beurteilung aller Pflegemaß-nahmen, Beratung von Angehörigen, Durchführung medizinischer therapeutischer Tätigkeiten nach ärztli-cher Anordnung, Vernetzung mit Ärzten und Therapeu-ten, Verwaltung und Organisation ... Vor allem über-wachen die DGKS sämtliche vom Pflegepersonal durchgeführten Tätigkeiten.

Das Fachwissen und die Praxis erwerben die „Diplo-mierten“ im Zuge einer dreijährigen Ausbildung. Sie haben eine besondere Verantwortung, denn sie ent-

scheiden über die bestmögliche Betreuung des Klien-ten, erheben den Istzustand, überprüfen diesen im Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“ regelmäßig und sind die Letztverantwortlichen gegenüber den Klienten.

Manuela sagt, Organisationstalent und vernetztes Denken sind für DGKS wichtig. Denn die DGKS sind es, die entscheiden, wie viel Personal und Zeit für einen Klienten aufgewendet werden und was die nötigen Schritte und Maßnahmen für ein optimales Betreu-ungssetting sind. Manuela entscheidet, ob es ausrei-chend ist, wenn zu Frau S. ab sofort nur mehr zwei Mal

am Tag eine Pflege-person kommt. Sie wird sich zu Mittag vor Ort ansehen, ob die ältere Dame den Toilettengang auch ohne Hilfe schafft.

Bei Frau H., die an Schizophrenie erkrankt ist, steht das Vorbereiten der Medikamente auf dem Programm. Manuela berei-tet sie für jeweils eine Woche vor, damit die Heimhelfe-rin ausreichend Zeit hat, in der Apotheke neue zu be-sorgen. Sie schreibt einen Merkzettel, den sie in der Dokumentationsmappe einordnet.

In dieser Mappe sind sowohl die Ausgangssituation von Klienten als auch alle notwendigen Pflegemaß-nahmen vermerkt. DGKS Manuela sieht sich den Haut-ausschlag von Frau H. an, cremt ihn ein und vermerkt in der Mappe, dass er regelmäßig versorgt werden muss. „Bei jedem Einsatz läutet das Telefon“, erzählt sie. „Meist sind es nur Kleinigkeiten, die Pflegehelfe-rinnen berichten mir Neues oder brauchen meinen Rat.“

Aber das passt ihr gut so: „Ich bin die Letztverant-wortliche und muss auch den Angehörigen und Haus-ärzten kompetente Auskunft geben können.“

Pflege-Partner Nachmittags fährt Manuela ins Büro. Administrative Tätigkeiten sind ebenfalls wichtiger Bestandteil des Berufs einer DGKS.

Der Job verlangt außerdem sozialarbeiterische Fä hig-keiten. Vernetzung und Koordination mit Sachwaltern und Ärzten gehören genauso zur tägli chen Routine wie regelmäßige Fortbildungen und Teammeetings mit dem Pflegepersonal.

Vernetztes DenkenAls DGKS trägt Manuela eine besondere Verantwortung.

Eine DGKS wie Manuela trägt die Letztverantwortung

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n. Manuela liebt ihren heraus­fordernden Job

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Warum arbeite ich im Roten Kreuz mit?Ich wollte nach meiner Pensionierung auch einmal etwas für die Allge-meinheit tun. Beim Roten Kreuz hat man viele verschiedene Möglich-keiten, den Mitmenschen zu helfen. Und man bekommt die notwen-dige Ausbildung und Unterstützung.

Wir setzen uns mit Begeisterung ein - lokal, national, global.

Ich gehe gerne zu alten Menschen, sowohl nach Hause als auch ins Altersheim, mache kleine Ausflüge mit ihnen, wir gehen spazieren oder wir plaudern einfach – und bringe so etwas Abwechslung in ihren ein-samen Alltag.

Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.

Wenn es einmal Probleme gibt oder ich mit etwas nicht gut zurecht-komme, kann ich mich immer auf meine Kolleginnen und Kollegen verlassen und auf ihre Hilfe zählen. Genauso helfe ich, wenn ich helfen kann.

Wir wollen die Welt verändern und nicht den Status quo verwalten.

Mit meiner Hilfe will ich zeigen: Wir sind füreinander da. Wir wollen die Menschen zu mehr Miteinander motivieren.

Was tue ich persönlich, um die Ziele des Leitbildes zu erreichen?

Hilfe ist keine Einbahnstraße. Es kommt sehr viel Liebe, Dankbarkeit und auch Erfahrung zurück.

NAME:WALtRAuD KAiNDLBiNDER ALTER:64 Jahre MEINROTESKREUZ:Besuchsdienst IMROTENKREUZSEIT:2004 LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE:Oberösterreich/Eferding

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Unser Umgang miteinander ...

... ist wertschätzend und respektvoll.Wir gehen stets wertschätzend miteinander um. Daher legen wir großen Wert auf offene, ehrliche und respektvolle Kommunikation. Es kommt nämlich nicht nur darauf an, was man tut oder sagt, sondern vor allem auch, wie man es tut oder sagt.

... ist begeisternd und glaubwürdig.Wir verschreiben uns jeden Tag aufs Neue der Idee des Roten Kreuzes und versuchen, auch andere für unsere Werte zu begeistern. Wir leben diese ehrlich und glaubwürdig. Wir bilden uns ständig weiter und tun dies auf der Basis unserer Grundsätze.

... ist unterstützend und verbindlich.Wir sind füreinander da, genauso wie wir für andere da sind. Wir unter-stützen einander, damit alle ihre Fähigkeiten einbringen und entwickeln können. Wir treffen klare Entscheidungen nach klaren Prioritäten. Wir halten Vereinbarungen ein.

32 Kat-team Lager Mödling 34 Das bunte Kreuz in tirol 36 Die Vertrauensfrage 37 Walter Hajek,InternationaleHilfe,Zaklina Dragutinovic,Rezeption 38 Freiwilligen-Koordinatoren 41 Walter Daser, Migrationsbeauftragter 42 Leitbild-Workshop der Präsidenten 44 Eva Dinnewitzer, Sterbebegleitung 45 Statements der Leitbild-Kerngruppe

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Wir schätzen und vertrauen einander.

Wir können aufeinander zählen.

Unser Umgang miteinander ...

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m Anfang war alles grau“, erzählt Gus tav Frimmel. „Graue Wände, kein Licht, die Böden kaputt, eine einzige

Großbaustelle.“ Zehn bis 15 Rotkreuz-Frei-willige – bis heute die Stammmannschaft – krempelten nach Feierabend, meist am Samstag, auch mal am Sonntag die Ärmel hoch und begannen mit der Renovierung des Gebäudes, das dem Roten Kreuz Nieder-österreich als Katastrophenhilfslager dient.

Bei der Koordination der Arbeiten kam Gustav Frimmel seine langjährige Erfahrung als Führungskraft zugute. „Man bekommt ein Gespür dafür, welcher Mitarbeiter wo am besten eingesetzt wird.“ Auch für die handwerklich weniger Begabten findet er eine Aufgabe. „Wenn einer zwei linke Hände hat, setze ich ihn als Zuträger ein“, plaudert Frimmel aus der Trickkiste für Führungskräfte.

Wie eine FamilieWährend der vielen gemeinsam verbrachten Samsta-ge entstand so nicht nur ein modernes, neues Lager, es entwickelte sich auch ein tiefer Zusammenhalt im Team, „Freundschaft, eher möchte ich sagen: Familie“.

Das geht so weit, dass Geburtstage, Polteraben de und Hochzeitsfeiern in den Räumlichkeiten des Lagers abgehalten werden. „Wenn ein Teammitglied privat

ir gend etwas braucht, dann sind wir zur Stelle. Das ist keine Frage!“

Das Team war für den Träger des „Goldenen Verdienstzeichens der Re-publik Österreich“ immer wichtiger

von mIchael achleItner | Fotos: nadja meIster

Seit fast 20 Jahren bauen ein gutes Dutzend Rotkreuz-Freiwillige das Katastrophenhilfslager in Mödling um und aus. Gustav Frimmel, der 74-jährige Gründervater, und sein Team sind eine eingeschworene Truppe.

„Samstag ist unser Arbeitstag“

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Wir können

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einander.

„Die Bundesauszeich­nung habe zwar ich bekommen, aber sie gehört den anderen genauso“

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„Samstag ist unser Arbeitstag“

GUSTAVFRIMMELDer älteste aktive Rotkreuz-Kommandant.

Landesrettungsrat Gustav Frimmel kam 1966 als freiwil-liger Mitarbeiter zur Bezirks-stelle Brunn am Gebirge (NÖ), wo er zehn Jahre als Orts-stellenleiter und fünf Jahre als Bezirksstellenleiter tätig war. Seine große Leidenschaft für den Katastrophenhilfs-dienst entstand, als er 1985 Kommandant der Sonderein-heiten wurde und man ihn mit dem Um- und Ausbau des Rotkreuz-Lagers in Mödling betraute. Er stellte das Lager auf ein Containersystem um, damit jede Hilfseinheit eigenständig eingesetzt werden kann. Dieses System wurde inzwischen von mehreren Rotkreuz-Landesverbän-den übernommen.

als die Einzelperson. „Die Renovierungsarbeiten zeig-ten, dass wir einander brauchen. Einer allein bewerk-stelligt meist gar nichts. Die Bundesauszeichnung ha-be zwar ich bekommen, aber sie gehört den anderen genauso“, so der Rotkreuz-Teamleader.

Große und kleine TeamsAllzu große Organisationseinheiten aber, meint er, sind für den Teamgeist eher kontraproduktiv. „Als ich 1966 zur Rotkreuz-Dienststelle in Brunn am Gebirge kam, arbeiteten dort 60 Leute. Da hat jeder jeden ge-kannt und gewusst, wann wer Geburtstag hat. Bald waren wir 200, und dann hat sich das erledigt. Ein kleines Team ist überschaubarer. Man kennt die Stär-ken und Schwächen jedes Einzelnen, man kann sich aufeinander verlassen.“

In puncto Teamgeist hat der 74-Jährige einen großen

Unterschied zwischen seiner und der heutigen Genera-tion von Rotkreuz-Freiwilligen ausgemacht: Viele jun-ge Mitarbeiter gehen nach Dienstschluss gleich nach Hause. Früher sei man noch beisammengesessen und habe sich unterhalten, Freundschaften geschlossen.

Deshalb habe sich auch ein intensiverer Zusammen-halt gebildet, als das heute vielfach der Fall sei. „Mag sein, dass es damals nicht so viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gab.“

Obwohl das Katastrophenhilfslager mittlerweile ei-nem Schmuckkästchen gleicht, findet der älteste akti-ve Rotkreuz-Kommandant Österreichs immer wieder neue Arbeit. „Hier lagern 3000 Decken, 1200 Feldbet-ten, Stromaggregate, ein Beleuchtungscontainer und vieles mehr. All diese Dinge müssen laufend ge-wartet werden.“

„Hier lagern 3000 Decken, 1200 Feld­betten, Stromaggre­gate, ein Beleuch­tungscontainer und vieles mehr“

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as Leitbild des Roten Kreuzes ist mir ein sehr wichtiges Anlie-gen. Ich bin ja selbst schon

mehr als 30 Jahre dabei. Ich habe am Leitbild mitgearbeitet, versuche es zu leben. Ob das je zu hundert Prozent gelingt? Zu mensch-lich sind die Menschen, die es umsetzen sol-len, mit ihren Stärken und Schwächen.

„Wir schätzen den Einsatz unserer Kolle-gInnen. Sie sind uns als Menschen gleich viel wert, unabhängig von Position, Alter, Ge-schlecht oder Herkunft.“

Das ist für mich einer der wichtigsten Sätze im Leitbild. Ich erinnere mich an meine Zusammenarbeit mit ande-ren im Roten Kreuz in den letzten Jahren. Friktionsfrei oder problembehaftet, mit Akademiker oder Pflicht-schulabbrecher, mit Jungen oder Alten, Männern oder Frauen: Der Mensch, mit dem ich zusammenarbeiten durfte, war das Kriterium. Nicht Ausbildung, Geschlecht oder Alter. Aber die Her-kunft? Was ist mit Zuwanderern im Roten Kreuz?

Spiegel der GesellschaftDas Rote Kreuz gilt als Spiegel der Gesellschaft. Jede Frau und jeder Mann kann hier tätig werden. Auf die richtige Einstellung kommt es an. Ein ebensolcher Spiegel der Gesellschaft – zumindest seines männ-lichen Teils – ist der Zivildienst. „Die Anzahl der Öster-reicher mit Migrationshintergrund im Zivildienst un-terscheidet sich nicht wesentlich von ihrem Prozent-satz in der gesamten Gesellschaft“, sagt der Ge-schäftsführer des Roten Kreuzes in Tirol, Thomas Weg-mayr. „Und sie bleiben uns genauso häufig als Mitar-beiter erhalten wie alle anderen.“

Einer von ihnen ist Erol Turan. Erol wurde in Trabzon geboren, einer Hafenstadt am Schwarzen Meer in der Nordtürkei, wo er auch maturiert hat. Er lebt seit mehr als zwanzig Jahren in Österreich. Eltern und Ge-schwister waren schon hier, als er nachzog,

um zu studieren. „Als Erstes habe ich einen Deutschkurs besucht“, er-

zählt er, „denn mit meinen geringen Englischkenntnis-sen konnte ich in Innsbruck nicht viel anfangen.“ Den Kurs hält er für seine wahrscheinlich wichtigste Ausbil-dung in der neuen Heimat, und diesen Gedanken gibt er auch seinen Kindern mit: „Der erste Schritt zur Bil-dung ist die Sprache der neuen Heimat. Wenn du die beherrschst, dann hast du viele Möglichkeiten.“

Aus dem Studium wurde schließlich nichts, Erol hat-te eine Familie zu ernähren. Und nachdem er zehn Jah-re nach seiner Ankunft die österreichische Staatsbür-gerschaft erhalten hatte, musste der Neo-Österreicher zur Musterung.

„Obwohl ich schon 33 Jahre alt war, haben sie mich noch erwischt. Aber das war mein Glück“, ergänzt Erol,

von FrItz eller

Helfer mit Migrationshintergrund sind inzwischen alltäglich. Erol Turan und Josip Jelčić aus Tirol sind zwei von ihnen.

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„In Österreich wur-de medizinisches Personal gesucht. Das passte in mei-ne Lebensplanung”

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Neue Heimat Rotes Kreuzdenn so begann seine Laufbahn beim Roten Kreuz. Anfangs als Zivil-diener beim Blutspen-dedienst tätig, leitet er seit 2011 den Patienten-transport des Roten Kreuzes im Innsbrucker Krankenhaus. Damit ist er verantwortlich dafür, dass Tausende Pati-enten rechtzeitig von den Stationen zu den Spezialambulanzen, Un-tersuchungen und Be-handlungen kommen.

„Es kommt bei den Menschen darauf an, dass sie auf das Gemeinsame schauen, bevor sie das Trennende su-chen“, beschreibt Erol seine Erfahrungen. „Das Rote Kreuz hält das so, deshalb kann ich heute in dieser Po-sition sein!“ Zurück in die Türkei möchte er nicht mehr, zu fremd sei ihm die Mentalität geworden. „Ich bin dort eigentlich nur mehr der urlaubende Ausländer.“

Keine Heimat mehr„Stell dir vor, ich hab damals plötzlich keine Heimat mehr gehabt.“ Das sagt Josip Jelcic am Rande einer Blutspendeaktion in Hopfgarten im Tiroler Brixental.

„Es hat einfach kein Jugoslawien mehr gegeben.“ Josip ist 1969 als jugoslawischer Gastarbeiter nach

Österreich gekommen. Immer noch besucht er regel-mäßig seine Heimatstadt Dubrovnik, koordiniert ein Hilfs projekt in Dalmatien. Nur der Staat sei ihm in den 1990er- Jahren „nach dem Krieg abhandengekommen“.

Josip ist 21, medizinisch-technischer Assistent und will Psychologie studieren, als er ein Inserat liest: In Österreich würde dringend medizinisches Personal be-nötigt. „Ich dachte: Das passt gut in meine Lebenspla-nung. Denn Deutsch zu können ist für einen angehen-den Psychologen sehr wichtig!“

Nach seinem Studienabschluss, zahlreichen Nacht-diensten in der Innsbrucker Klinik und zweimaliger Karenz, um an der Universität Belgrad zu studieren, übernimmt der frischgebackene Psychologie-Magister Ende der Siebzigerjahre die Leitung und Neustruktu-rierung des Blutspendedienstes in Tirol. „Inzwischen

bin ich der älteste Leiter eines Blutspendediens-tes in Öster reich“, lä-chelt er. „So schnell ver-geht die Zeit.“

Josip blickt auf seine jahrzehntelange Tätig-keit im Roten Kreuz zu-rück – und zittert heute

als Österreicher mit, wenn Schlierenzauer und Co. über die nahe Bergisel-Schanze springen. Was ihn an Öster-reich stört, möchte ich noch von ihm wissen. „Hätte Österreich ein bisschen Meer dabei“, meint er,

„dieses Land wäre perfekt.“

fritZ EllEr ist Referent für Medien, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im Landesverband Tirol des Österreichischen Roten Kreuzes.

HELFERMITMIGRATIONSHINTERGRUND

Das Österreichische Rote Kreuz setzt zahlreiche Maßnah-men, um Zuwanderer als freiwillige und hauptberufliche Mitarbeiter zu gewinnen. „Ein Migrationshintergrund ist eine Kompetenz“, erklärt Diana Karabinova, eine der Migrationsbeauftragten der Organisation. Umgekehrt hilft die Mitarbeit in einer Hilfsorganisation Zuwanderern bei der Integration – und: „Sie haben in weiterer Folge auch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, da sie durch Einschulungen zusätzliche Kompe-tenzen erwerben oder verbessern können“, sagt Karabinova.

„Als Erstes habe ich in Österreich einen Deutsch-kurs besucht”

Erol Turan

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Berechenbarkeit und transparenz: Rotkreuz­Präsidenten Fredy

Mayer, Jakob Kellenberger

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m Beginn des Rotkreuz-Kommunikations-schwerpunkts „Aus Liebe zum Menschen“ gab es die-sen Slogan noch nicht. Damals war einer der Favoriten:

„Alles wird gut.“ So durchschlagskräftig er klingt: Das war zu viel versprochen. Denn es wird – trotz Rotem Kreuz – oft eben nicht alles wieder gut. Macht Mars wirklich mobil – oder eher dick? Schafft die Bank X wirklich „Werte für unsere Kunden“ – oder doch eher für ihre Aktionäre? Was in der kommerziellen Werbung durchgeht, geht beim Roten Kreuz nicht, denn: „,Aus Liebe zum Menschen‘ ist mehr als ein Slogan. Es ist ein Wegweiser, eine Haltung, die unser Tun und unser Mit-einander prägt“, sagt ÖRK-Präsident Fredy Mayer.

AuftragsverständnisDas bedeutet auch, nicht mehr zu versprechen, als man halten kann, und umgekehrt heißt es: Wenn man etwas verspricht, unternimmt man das Maximum, um es Wirklichkeit werden zu lassen.

Werbefachleute sagen, das Hauptprodukt des Roten Kreuzes sei Vertrauen. Vertrauen darauf, dass die Ret-tung zur Stelle ist, die Hauskrankenschwester kommt, genug Blutkonserven da sind und Katastrophenhelfer verfügbar sind. Wer als seriös und verlässlich gelten

will, wer sich – wie es in den Grundsätzen heißt – „das Vertrauen aller erhalten“ will, kann nicht alles verspre-chen. Weder in Österreich noch international.

„Wir tun, was wir sagen, und die Leute verstehen das“, sagt Charlotte Lindsey. Die Delegierte vom Internatio-nalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat jahrelang Kriegsgefangene besucht. „Wir überprüfen ihre Haft-bedingungen, sprechen mit den Gefangenen unter vier Augen, sammeln Familienbotschaften ein und teilen welche aus, kommen wieder, um nachzusehen, ob Missstände abgestellt worden sind.“

Die Grenzen dieser Tätigkeit verschieben sich nicht, im Sinne von: „Jetzt haben wir dem Roten Kreuz das zugestanden, und jetzt möchten sie das und das auch noch.“ Stattdessen sind es Berechenbarkeit und Trans-parenz, die es der Organisation ermöglichen, auch dort zu arbeiten, wo andere sich zurückziehen müssen.

Der Preis für dieses genaue Auftragsverständnis ist, dass man nicht überall und jedem helfen kann. So etwas zu behaupten fällt für den Präsidenten des IKRK, Jakob Kellenberger, aber ohnehin in den Bereich „unverbind-licher Absichts erklärun gen“. Wer sie abgibt, müsse damit rechnen, nicht zu seinem Wort stehen zu können – so darf Hilfe nicht aussehen.

von robert dempFer

Was das Rote Kreuz verspricht, das hält es auch – mit aller Kraft!

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Warum arbeite ich im Roten Kreuz mit?WaltEr hajEK: Weil mir die persönliche Identifikation einerseits mit dem Arbeitsinhalt und andererseits dem Arbeitgeber sehr wichtig ist.ZaKlina dragutinovic: Weil ich sehr gerne mit Menschen zusammen arbeite und mich für gute Dinge einsetze.

Wir setzen uns mit Begeisterung ein - lokal, national, global.WaltEr hajEK: Die internationale Perspektive der Arbeit des ÖRK ist für mich sehr wichtig. Das ÖRK als international in der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit arbeitende österreichische Organi-sation – das ist der Hauptgrund für meine Tätigkeit beim ÖRK. Gleichzeitig merke ich, dass der internationale Gedanke der Arbeit des ÖRK bei sehr vie-len Personen, vor allem Jugendlichen, immer wichtiger wird – Globalisierung auf unserer Ebene.

Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.

WaltEr hajEK: Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung sind das unab-dingbare Fundament für gute Zusammenarbeit in einer positiven Atmosphäre und die Voraussetzung für längerfristige Motivation in einer Organisation.

Wir wollen die Welt verändern und nicht den Status quo verwalten.

WaltEr hajEK: Angesichts anscheinend oft „unüberwindbarer Sach-zwän ge“ ist dieser Leitgedanke essenziell, um die persönliche Einstellung zu bewahren und trotzdem daran zu glauben, dass man langfristig „die Welt verändern“ kann. Man erkennt aber auch, dass es unlösbare Sachzwänge, mit denen wir „einfach leben müssen“, in Wirklichkeit nicht gibt. In einer sich immer schneller ändernden Welt ist eine flexible Grundhaltung der Mit-arbeiter und der Organisationsführung strategisch überlebensnotwendig.

Was tue ich persönlich, um die Ziele des Leitbildes zu erreichen?

WaltEr hajEK: Es geht um Bewusstseinsbildung und weniger um fix definier te Regeln und Ziele. Das Leitbild fördert die Ausbildung einer grund-legenden Einstellung zum Österreichischen Roten Kreuz. Es stimmt in gro ßem Ausmaß mit meinen persönlichen Einstellungen überein. ZaKlina dragutinovic: Ich versuche die Aufgaben, die mir zuge-teilt werden, gewissenhaft zu erledigen!

NAME:WALtER HAJEK ALTER:35 Jahre MEINROTESKREUZ: internationale Hilfe IMROTENKREUZSEIT:Seit 2003 im „Dunstkreis“ des ÖRK (ZivildienstverwaltungsgesmbH); seit 2005 ÖRK als Arbeitgeber LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE:Generalsekretariat

NAME:ZAKLiNA DRAGutiNOVic ALTER:28 Jahre MEINROTESKREUZ:Rezeptionistin IMROTENKREUZSEIT:2005 LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE:Generalsekretariat

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ie freiwillige Mitarbeit hat sich beim Roten Kreuz in den letzten Jahren stark

verändert. Statt lebenslanger Bindung an einen Verein engagieren sich viele Mit-

arbeiter lieber projektorientiert, wünschen sich aber eine kompetente Ansprechperson: Sie soll hinter ihnen stehen, ein offenes Ohr haben, sich Zeit für die Klärung von Fragen nehmen und ein motivierendes Arbeitsum-feld schaffen.

Personalmanagement und Mitarbeiterbetreuung sind längst keine exklusiven Instrumente von Unter-nehmen in der For-Profit-Welt oder für hauptberufliche Mitarbeiter in NPOs. Auch Freiwillige wollen angewor-ben, informiert, beraten, geschult und persönlich be-treut werden. Beim Roten Kreuz realisieren Freiwillige

dieses professionelle Management anderer Freiwilliger. Bei ihnen laufen alle Fäden der Freiwilligenarbeit an den Dienststellen zusammen, sie sind Schnittstelle zwischen hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitar-beitern. Sie sorgen dafür, dass das „Räderwerk Frei-willig keit“ auf allen Organisationsebenen funktioniert, und schaffen das passende Umfeld für motiviertes, en-gagiertes Arbeiten.

Start in Oberösterreich Diese Freiwilligenkoordinatoren kümmern sich indivi-duell um Neueinsteiger und bereits länger aktive Mit-arbeiter. Sie stehen ihnen vom Erstkontakt bis zum En-de ihrer Rotkreuz-Laufbahn mit Rat und Tat zur Seite. Umgesetzt wurde die Idee, speziell ausgebildete Frei-

von KarIn poIntner

Sie sind Schnittstelle und hilfsbereite Berater, die immer ein offenes Ohr haben: die ehrenamtlichen Freiwilligenkoordinatoren im Roten Kreuz.

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tanja und Martin Becker vom Landesverband Kärnten, Bezirksstelle Klagenfurt

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willige als Anlaufstelle für andere Eh-renamtliche einzusetzen, erstmals 2003 in Oberösterreich. Inzwischen verfügt dieser Rotkreuz-Landesver-band über 160 ausgebildete Freiwilli-genkoordinatoren. Andere Landesver-bände haben das erfolgreiche Konzept übernommen.

Martin Becker von der Bezirksstelle Klagenfurt ist ei-ner von ihnen. Sein Credo: Geht es einem Mitarbeiter gut und fühlt er sich in der Organisation wohl, dann überträgt sich die Motivation auf das ganze Team. Martin ist einer von 29 Koordinatoren des Kärntner Landesverbandes. Pro Tätigkeitsbereich gibt es einen

Spezialisten, der Interessenten in einem Orientierungsgespräch über das umfas-sende Leistungsangebot des Roten Kreu-zes informiert und konkrete Fragen beant-wortet.

Erfolgsrezept individuelle BetreuungDas Erfolgsrezept dabei: individuelle Betreuung für individuelle Anliegen. Die Koordinatoren nehmen sich viel Zeit, um die Wünsche und Fähigkeiten potenzieller Freiwilliger zu besprechen, auszuloten und die optima-le Tätigkeit für sie zu finden. „Wir überlegen, wo wir Interessenten am besten einsetzen können,

Wohlfühlen ist ansteckend

Freiwilligenkoor­dinatoren schaffen das umfeld für motivierte und engagierte Helfer

team Österreich tafel­Mitarbeiter: Lieber projektbezo­genes engagement als lebenslange Mitarbeit

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as Team der Freiwilligenkoordinatoren im Lan-desverband Kärnten wurde ab 2005 auf Initiative von Rotkreuz-Präsident Peter Ambrozy unter der Leitung von Klaus Pabautz aufgebaut. Seit den Anfängen hat sich einiges getan. Längst sind Freiwilligenkoordina-toren nicht mehr vorrangig für die Anwerbung und die Erarbeitung von Qualifikationsprofilen neuer Mitarbei-ter zuständig. Sie kümmern sich auch um bestehende Mitarbeiter. „Langjährige Mitarbeiter sind aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung wichtige Ressourcen

und wollen ebenfalls motiviert werden“, sagt Martin. „Es ist unsere Aufgabe, ihnen Möglichkeiten aufzuzei-gen und ihnen zu vermitteln, dass sie in unserer Orga-nisation wertgeschätzt werden.“ Alle Freiwilligenkoor-dinatoren verfügen über spezielle Kenntnisse, die in

einer sechstägigen Basisausbildung mit drei Modulen erarbeitet werden.

So lernt ein Koordinator nicht nur alles über die Tätigkeitsfelder der Organisation. Er eig-net sich außerdem ein hohes Niveau in Sozial-, Fach- und Methodenkompetenz an.

An drei Wochenenden erklären Trainer den künftigen Koordinatoren die Grund lagen der Freiwilligkeit, Instrumente des Personalma-nagements und Führungskompetenzen wie Mitarbeitermotivation, Teamfähigkeit, Mode-ration, Anerkennung, Konfliktmanagement

und Kritikkultur. Auf die Frage, welche Fähigkeiten ein Koordinator

mitbringen sollte, antwortet Martin: „Gute Umgangs-formen, Empathie, die Eigenschaft, bei Konflikten schlichtend vermitteln zu können. Man sollte auch ein-mal Nein sagen können und braucht vor allem viel Durchhaltevermögen.“ In Summe also alles Eigenschaf-ten, die eine gute Führungskraft ausmachen.

Seine Frau hat Martin übrigens bei der Ausbildung im Roten Kreuz kennengelernt, auch sie ist Freiwilli-genkoordinatorin. Zu Silvester kam Tochter Sophie auf die Welt. Wie sich die Familie mit dem zeitintensiven Engagement beim Roten Kreuz vereinbaren lassen wird? Das sollte bei den Koordinationsfähig-keiten der Eltern kein Problem sein.

kümmern uns um Weiterbildungsmöglich-keiten, nehmen uns Zeit für Fragen, Wünsche, natürlich auch für Beschwerden. Wie viel Zeit ich dafür investiere? Frag lieber nicht …“, lächelt

Martin. „Wenn einem Mitarbeiter etwas auf dem Her-zen liegt, kann er mich auch um 22 Uhr auf dem Handy erreichen“, sagt Martin.

Bindung und GewinnungAuch langjährige Helfer wissen, dass die Koordina to ren für sie da sind. Denn Umorientierung, Weiterbildung und schwindende Motivation sind wichtige Aspekte der Freiwilligkeit.

Die Koordinatoren müssen auch Unzufriedenheit früh genug erkennen, um Frust und Unmut abzufangen.

„Eine Einladung zu einem Vieraugengespräch bei einem

Kaffee ist meist wirksamer als ständiges Nachtelefo-nieren und die Frage, wieso ein Mitarbeiter auf einmal keine Dienste mehr macht“, erzählt Martin. „Freiwilli-ge wollen manchmal neue Aufgaben übernehmen, da gilt es, spannende Ausbildungen anzubieten.“

Martin und sein Koordinatoren-Team sind auch Schnittstelle zwischen Freiwilligen und Hauptberuf-lichen. Die Aufgabe lautet: regelmäßiger Austausch mit der Dienststelle, mit Ausbildungsreferenten oder Freiwilligenreferenten des Landesverbandes. „Alle müssen in einem Boot sitzen“, sagt Martin.

Und es geht um Tempo: Trifft eine Anfrage ein, hat ein Koordinator in höchstens einer Woche zu reagieren und Kontakt aufzunehmen. Dabei sind für Martin Verlässlichkeit und Diskretion oberstes Gebot: „Eine unserer Hauptaufgaben ist es, unser Team gut zu verstehen und zu schätzen, dann läuft der Laden gut. Wir haben so viele tolle, kreative Mitarbeiter, die man oft einfach nur machen lassen muss.“

Die Kärntner Koordinatoren sind für alle Freiwilligen zuständig. Martin Becker berichtet, worauf es ankommt.

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Warum arbeite ich im Roten Kreuz mit?Die Pensionierung ist eine entscheidende Veränderung im Leben – der Leistungsdruck fällt weg, man kann sein Leben neu gestalten. In diesem Lebensabschnitt gewinnt aber auch die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft an Bedeutung. Das Rote Kreuz gibt mir die Gelegenheit, aktiv auf gesell-schaftliche Verhältnisse Einfluss zu nehmen und die Lebensverhältnisse von benachteiligten Menschen zu verbessern.

Wir setzen uns mit Begeisterung ein - lokal, national, global.Meine Aufgaben in der Familienzusammenführung und als Migrationsbeauftragter bringen mich in Kontakt mit KollegInnen des Roten Kreuzes in Tirol und in ganz Österreich, aber auch mit österreichi-schen Behörden im In- und Ausland und mit NGOs im Bereich Migration und Flüchtlingshilfe. Dabei kann ich meine lange Berufserfahrung in einem internationalen Unternehmen einbringen, auch das bedeutet für mich Erfüllung.

Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.Die Unterstützung durch die KollegInnen vom Roten Kreuz auf nationaler und internationaler Ebene ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Familienzusammenführung von Flüchtlingen. Das Miteinander in unserer Gruppe schafft das Arbeitsklima für positive Erlebnisse und Freude an den erreichten Ergebnissen.

Wir wollen die Welt verändern und nicht den Status quo verwalten.Flüchtlinge und Migration sind im heutigen Europa ein sehr kontroversielles Thema. Für mich ist das Rote Kreuz eine jener Organisationen, die wirklich das Bewusstsein der Gesellschaft in unserem Land so ver-ändern können, dass Fremde als Mitmenschen akzeptiert werden, die unser Leben bereichern können und zweifellos für den zukünftigen Wohlstand in Europa einen wesentlichen Beitrag leisten werden.

Was tue ich persönlich, um die Ziele des Leitbildes zu erreichen?Meine Aufgaben geben mir die Möglichkeit, in sehr unterschiedlichen Bereichen tätig zu sein: Beim Katastrophenschutz komme ich als Einsatzleiter des Suchdienstes im Betroffenenzentrum zum Einsatz. Als Leiter der Familienzusammenführung helfe ich Asylberechtigten, ihre Familien nach Österreich zu bringen. Als Migrationsbeauftragter unterstütze ich den Landesverband und die Bezirksstellen bei Integrationsprojekten und halte die Kontakte zu den anderen NGOs in diesen Bereichen aufrecht.

NAME:WALtER DASER ALTER:67 Jahre MEINROTESKREUZ:Suchdienst, Familienzusammenführung, Migrationsbeauftragter IMROTENKREUZSEIT:2006

LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE: tirol/Landesverband

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& ede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter kann selbst dazu beitragen, das Leitbild zum Leben zu erwecken: Das wird in den Leitbild-Workshops vermittelt. Davon

nicht ausgenommen waren die höchsten Freiwilligen des Roten Kreuzes: die Präsidenten der Rotkreuz-Lan-desverbände, der ÖRK-Präsident und seine Stellvertre-ter. Sie haben gemeinsam mit der Geschäftsleitung ei-nen Tag Auszeit von der alltäglichen Arbeit genommen und sich in einem Workshop mit dem Leitbild ausein-andergesetzt. Sie haben die Leitgedanken diskutiert und für sich definiert, was ihre Rolle beim täglichen, erfolgreichen Vorleben des Leitbildes ist: die Rolle der Ermöglicher, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren und sich Zeit nehmen, ihnen zuzuhören.

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Was tun die obersten Führungskräfte des Österreichischen Roten Kreuzes ganz persönlich, um die im Leitbild formulierten Ziele zu erreichen?

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„Wir müssen anderen persönlich als Vorbild dienen. Wir sind Kollegen und Kameraden,

die, egal auf welchem Posten sie stehen, ihre Arbeit zu verrichten und einander

beizustehen haben.“

Gustav teicht, Vizepräsident

„Die Leistungen, die erbracht werden, nach außen hin sichtbar zu machen.

Zu zeigen, dass das keine soziale G’schaftlhuberei ist. Sondern, dass es den Menschen in dieser Organisation ernst ist.“

Monika Lindner, Vizepräsidentin

„Zuhören und Probleme gemeinsam lösen. Entscheidend ist die Menschlichkeit auch im Umgang miteinander. Entscheidend ist, dass sich auch die Funktionäre mit dem Leitbildidentifizieren und es leben.“

Fredy Mayer,Präsident

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„Partnerschaftliches Verhalten fördern, auf jeder Ebene. Die Freiwilligen,

die Hauptberuflichen und die Zivildienstleistenden sind unsere Partner.“

Willi Sauer, Niederösterreich

Das Wichtigste in der Umsetzung des Leitbildes ist die Vorbildwirkung unserer Führungskräfte.

Nur wenn sie den Leitgedanken vorleben, wird unsere gesamte Organisation danach handeln.“

Walter Aichinger, Oberösterreich

„Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Leben nach dieser Idee so problemlos

wie möglich machen. Das heißt: Hindernisse aus dem Weg räumen, die Dinge selbst

vorleben im gesamten Verhalten. Damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

das Gefühl haben: Er macht, was er uns sagt und was im Leitbild steht.“

Peter Ambrozy, Kärnten

„Wir sind füreinander da, sei es im Dienst, sei es bei privaten Problemen.

Wir lassen niemanden allein, Probleme werden von allen getragen, und

die ganze Gemeinschaft hilft mit.“Josef Wenger, Salzburg

„Sich im Umgang miteinander Zeit nehmen. Wenn mir jemand etwas sagen will, dann

habe ich auch Zeit, zuzuhören, und nehme das ernst. Das wird mein Beitrag sein.“

Bruno Wögerer, Burgenland

„Ich bin für die Mitarbeiter da. Es gibt Dinge, die ich nicht delegiere. Dazu gehören

die Sorgen der einzelnen Mitarbeiter, die liegen mir am Herzen. Da will ich helfen.“

Siegfried Gasser, Vorarlberg

„Ich sehe es als meine Aufgabe an, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht

daran zu hindern, tätig zu sein, und ihre Kreativität zu fördern. Ich räume ihnen Hindernisse aus dem Weg, um ihnen zu

ermöglichen, Verantwortung zu übernehmen, um so Vertrauen zu schaffen.“

Karl Skyba, Wien

„Man muss von einer Sache zuerst überzeugt sein, um sie dann zu leben.

Deshalb unterstütze ich ganz besonders die Workshops an den Dienststellen, die

das Leitbild allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern überzeugend nahebringen.“

Reinhard Neumayr, Tirol

„Ich habe Kontakt mit möglichst vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Jeder und jede von ihnen, ganz gleich, ob hauptberuflich oder freiwillig, hat meine

Handynummer. Ich bin jederzeit für jeden erreichbar und habe vor, noch mehr Zeit darauf zu verwenden,

für alle da zu sein.“

Gerald Schöpfer, Steiermark

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Warum arbeite ich im Roten Kreuz mit?Sterbebegleitung – einen Menschen in seinem letzten Lebensabschnitt begleiten zu dürfen – ist eine sehr her ausfordernde, aber sehr erfüllende Tätigkeit. Warum beim Roten Kreuz? Weil ich in meiner Woche des Hospizpraktikums im Helga Treichl Hospiz von allen Menschen, die dort in irgendeiner Form arbeiten, wunderbar betreut und begleitet und bei meiner Tätigkeit sehr gut unterstützt wurde. Damit war es für mich klar, dass ich in dieser Institution arbeiten möchte.

Wir setzen uns mit Begeisterung ein - lokal, national, global.Es ist wundervoll, einer Organisation anzugehören, die weltweit unzähligen Menschen in den ver-schiedensten Notlagen Hilfe und Unterstützung bietet, so gut es geht. Jeder ist ein kleiner wichtiger Teil des Ganzen, und gemeinsam können wir die Welt verbessern!

Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.Von Anfang an hatte ich die vollste Unterstützung aller Kollegen im Hospiz. Auch das Verständnis da-für, wenn mal etwas zeitlich nicht klappt wie geplant, ist sehr wertvoll. Es ist immer jemand da – wir können aufeinander zählen! Dass auch von Anfang an meine Meinung und Erfahrung wichtig waren, zeigte mir, dass mir vertraut wurde, und ich lernte so auch den respektvollen Umgang miteinander kennen.

Wir wollen die Welt verändern und nicht den Status quo verwalten.Das Ziel, die Welt zu verändern, ist ein sehr großes. Aber ich denke, dass jeder Handgriff dazu wichtig ist. Und wenn nur ein Mensch, der in seinen letzten Stunden nicht allein sein möchte, nicht allein sein muss, so ist es mir gelungen, für diesen Menschen seine Welt zu verändern!

Was tue ich persönlich, um die Ziele des Leitbildes zu erreichen?In dem Moment, in dem ich mit einem Menschen, den ich begleite, zusammen bin, hat dieser meine vollste Aufmerksamkeit. Ich bin zu 100 % da (nicht nur „anwesend“), nehme mich selbst zurück und lasse mich auf das ein, was kommt (und das ist sehr oft nicht vorhersehbar). Ich schätze auch alle an-deren Mitarbeiter, die sich für Menschen einsetzen, und freue mich, wenn ich mich mit ihnen austau-schen und aus ihren Erfahrungen etwas für mich mitnehmen kann. Weiters versuche ich, anderen Menschen das Thema „Tod und Sterben“ durch Gespräche näherzubringen, um dieses Thema auch in der Öffentlichkeit zu enttabuisieren.

NAME:EVA DiNNEWitZER ALTER:42 Jahre MEINROTESKREUZ:Sterbebegleitung im Helga treichl Hospiz IMROTENKREUZSEIT:2009

LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE:Salzburg/Hospiz

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er ist der Autor des Leitbilds? Wer hat die Leitgedanken formuliert und die Texte geschrieben? Tausende Rotkreuz-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter!

Ausgangspunkt bildete im Jahr 2008 eine interne Umfrage – das „Stimmungsbarometer“ –, an der 4000 Personen teilnahmen.

Aus den Ergebnissen hat die „Kerngruppe“ fünf Per-spektiven für das Leitbild formuliert: unser Auftrag, unsere Arbeitsweise, unser Umgang miteinander, un-sere Organisation, unser Wirken in der Gesellschaft.

Leitgedanken und Formulierungen wurden in bun-desweiten Workshops, Fokusgruppen und online inte-ressierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer wieder vorgelegt, Rückmeldungen von der Kerngrup-pe ein- und die Texte immer wieder umgearbeitet.

Das fertige Leitbild wurde eine letztes Mal online ab-getestet – die Zustimmung betrug 80 Prozent.

Was die fünf Grundgedanken des Leitbilds für die Mitglieder der „Leitbild-Kerngruppe“ bedeuten.W

Für mich gilt, was auch für alle anderen Mit-

arbeiterinnen und Mitar-beiter gilt: Man muss bei sich selbst anfangen. Ich

versuche, als Führungskraft Vorbild zu sein. Ich nehme das Leitbild regelmäßig her und frage mich: Was bedeutet dieser oder jener Leitgedanke jetzt gerade, bezogen auf eine bestimmte Situation in meiner Arbeit, in der ich mich gerade befinde? Wenn das jede Mitar-beiterin und jeder Mitarbeiter regelmäßig macht, wenn wir das schaffen, dann machen wir die Organisa-tion um ein großes Stück besser.

Michael Opriesnig, Generalsekretariat

Das Leitbild vorleben

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Ich fühle mich als Mentor für die Entwicklung mei-

ner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich, habe Zeit und Interesse für

ihre Projekte, Sorgen und Fragen und lasse mich von ihrer Begeisterung gerne anstecken. Ich stehe für offe ne, ehrliche und wertschätzende Kommunikation zwischen allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als wichtigste Voraussetzung für eine gelingende Organi-sationsentwicklung.

Werner Kerschbaum, stv. Generalsekretär

Ich selbst versuche die im Leitbild formulierten

Ziele selbst vorzuleben und nehme auch im Zusam-menhang mit Mitarbeiter-

schulungen immer wieder gerne den einen oder ande-ren Satz einfach als Gedankenanstoß. Gerade die Leit-bildgedanken sind es, die wir nicht oft genug zitieren können und auch leben müssen. Sie helfen mir immer wieder im Umgang mit unseren Kolleginnen und Kolle-gen. Letztlich prägt das Leitbild aber nicht nur meine Tätigkeit innerhalb unserer Organisation. Ich kann be-haupten, dass ich auch in meinem privaten und beruf-lichen Umfeld davon profitiere. Das ist ein Mehrwert, den ich als Mitarbeiter des Roten Kreuzes genieße.

Hellmuth Koch, Landesverband Kärnten

Wir alle haben bei der Leitbild-Ent-

wicklung jeden erreichten Meilenstein genossen und sehr früh bemerkt, dass et-

was Großartiges entsteht. Nicht eine Gruppe ausge-wählter Führungskräfte, sondern eine große Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat sich einge-bracht. Das Ergebnis kann sich nicht nur innerhalb des Roten Kreuzes sehen lassen.

Der herausforderndste Teil des Leitbildprozes ses war und ist die Internalisierung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter identifizieren sich – wie es sich schon während des Entstehens abzeichnete – zum Großteil mit dem neuen Leitbild. Das Rote Kreuz ist eine sehr große und von Vielfalt geprägte Hilfsorganisation. Da-her gibt es auch kritische Stimmen, und ihnen muss unsere Aufmerksamkeit im Besonderen gelten.

Ein Erlebnis hat sich mir besonders eingeprägt. Die Eltern eines Mitarbeiters haben unsere Internalisie-rungsmaßnahmen des neuen Leitbilds und dieses selbst als „sektenhaftes Tun“ kritisiert. Vor allem die Fiaccolata-Szenen im Leitbildfilm erzeugten einen ne-gativen Touch. Durch ein persönliches Gespräch waren die Bedenken bald ausgeräumt.

Wir haben zur Internalisierung wirklich vieles über-legt und besprochen, aber dass unser Tun mit Sektie-ren verglichen wird, war eine völlig neue Facette.

Im Großen und Ganzen wird unser Leitbild sehr gut angenommen und bildet eine perfekte „Richtschnur“ für unser tägliches Wirken im Dienste der Menschlich-keit. Schließlich sind wir da, um zu helfen.

August Bäck, Landesverband Steiermark

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Wir haben beim Roten Kreuz in

Oberösterreich das Ziel, mit allen Ortsausschüssen und an allen Dienststellen einen zweistündigen mode-

rierten Workshop zum Leitbild abzuhalten. Persönlich habe ich bereits mit über 20 Ortsaus-

schüssen die Inhalte des Leitbilds besprochen und da-bei die tiefe Verwurzelung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Roten Kreuz verspürt. Immer wie-der kamen wir darauf zu sprechen, dass das Vertrauen und die Verbindlichkeit die Basis unseres Handelns sind. Das Leitbild hilft uns immer wieder aufs Neue, uns auf unsere Werte zu konzentrieren und diese auch (wenn notwendig mit Zivilcourage) umzusetzen.

Persönlich versuche ich so manchen Arbeitstag zu reflektieren und stelle mir dazu die Frage, wem ich an diesem Tag freundlich, wertschätzend und partner-schaftlich begegnet bin, ob mir das auch wirklich gelungen ist. Vor allem ob die Entscheidungen, die getroffen wurden, wirklich transparent und nachvoll-ziehbar sind.

Christoph Patzalt, Landesverband Oberösterreich

Generell kann ich sa-gen: Wo Mitarbeite-

rinnen und Mitarbeiter In-teresse für das Leitbild ge-zeigt haben, sind auch die

Reaktionen sehr positiv gewesen. Sie haben es toll ge-funden, dass die Leitgedanken aktuell und modern und einfach zu merken sind; auch, dass sie die Beweg-gründe, im Roten Kreuz zu helfen, widerspiegeln und beschreiben, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alles leisten und warum sie das tun. Das Thema Leit-bild ist andererseits aber auch manchmal schwierig zu vermitteln. Aufzwingen kann man es ja niemandem, und einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind eben nur bedingt dafür zu begeistern.

Janine Gozzi, Landesverband Vorarlberg

Das neue Leitbild ist Garant für die Ori-

entierung der Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter an unseren Leitgedanken. Die Rückmeldungen darüber

sind durchwegs positiv und ermöglichen auch immer wieder eine Bestimmung des eigenen humanitären Standpunkts sowie einen Blick von außen auf unsere Organisationskultur. Persönlich ist es von großer Be-deutung, diese Leitgedanken authentisch vorzuleben. Regelmäßige Leitbildworkshops sollen den Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich immer mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Helmut Schmidt, Landesverband Salzburg

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Unsere Organisation ...

... ist leistungsfähig.Wir gehen gut abgestimmt vor, um Menschen bestmöglich zu helfen. Dafür achten wir auf klare Verantwortungen bei allen Entscheidungen. Der Auftrag der Organisation und die Qualität der Arbeit stehen dabei immer vor Eigeninteressen. Vorgänge sind bei uns transparent.

... ist glaubwürdig geführt.Unsere Führungskräfte handeln glaubwürdig und partnerschaftlich. Was sie von ihren MitarbeiterInnen fordern, das leben sie auch selbst, sie sind Vorbild. Sie nehmen die Menschen ernst, für die sie zuständig sind, und unterstützen sie in ihrer Entwicklung. Sie sorgen für klare und nachvollziehbare Entscheidungen – immer auf Basis unserer Grundsätze.

... ist zukunftsorientiert.Wir arbeiten auf Basis bewährter Ideen und führen die für die Zukunft notwendigen Veränderungen durch. Denn gute Ideen begeistern immer, vorausgesetzt, man lebt sie wie am ersten Tag.

50 ERu-Einsätze: DerStandardderHilfe 52 Robert Dempfer, Gesellschaftspolitik 54 „Active Now!“ – mitBlickindieZukunft 57 Kella Wala, Wohnungslosenhilfe 58 ROKO – einHELFIfürdieKleinsten 59 Dietmar Gabrovec, AusbildungundERU 60 Gerald czech, SocialMedia 62 Drive&Help füriPhoneundAndroid 64 Jugend-Ausbildung: PflegefitundBabyfit

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Wir setzen auf das Bewährte und wagen das Neue. Für wirksame Hilfe.

Unsere Organisation ...

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as schockierende Ausmaß des Erdbebens in Armenien 1988, das Meer der kurdischen Flücht-linge nach dem Golfkrieg 1991, die Flüchtlings-

ströme während des Völkermords in Ruanda 1994 haben Folgen für die Welt der Helfer. Zu wenig Hilfe läuft zu langsam an. Die Bereitschaft der Helfer reicht nicht mehr aus, um Katastrophen dieser Größenord-nung in den Griff zu bekommen.

So entstehen Mitte der Neunzigerjahre die „Emer-gency Response Units“ (ERUs): autarke Einheiten, die wie Legosteine miteinander kompatibel sind und die Hilfe rascher in Katastrophengebiete bringen.

Das Material ist standardisiert, die Ausbildung des Personals ebenfalls. Nationale Rotkreuz- und Rothalb-mond-Gesellschaften spezialisieren sich auf bestimmte Einsatzbereiche. Beim Österreichischen Roten Kreuz ist das die Aufbereitung von sauberem Trinkwasser.

FACT-AlarmAm 8. Oktober 2005 bebt die Erde im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Indien für zwei Minuten mit der Stärke 7,6 auf der Richterskala. Die Schockwellen las-

sen Gebäude wie Kartenhäuser einstürzen, Erdrutsche begraben ganze Dörfer unter sich. 90.000 Menschen sterben, drei Millionen sind obdachlos.

Haag am Hausruck ist über 5000 Kilometer vom Epi-zentrum entfernt. Keine Stunde nach der Katastrophe erhält Andreas Hattinger ein SMS aus der Rotkreuz-Zentrale in Genf: „FACT ALERT. Earthquake Pakistan.“

„Wir suchen Leader”Bevor in Österreich Meldungen über das Beben in den Nachrichten sind, beginnt für den Trinkwasserspezia-listen des Österreichischen Roten Kreuzes bereits der Einsatz. Er ist eines von weltweit 400 Mitgliedern der

„Field Assessment and Coordination Teams“ (FACT). Diese Rotkreuz-Einsatzgruppen sind als Erste am

Ort einer Katastrophe. Sie verschaffen sich ein Bild von der Lage: Wie viele Menschen sind zu versorgen und womit? Welche Hilfseinheiten (Unterbringung, Wasser, medizinische Versorgung, Logistik ...) welcher Schwes-tergesellschaften müssen entsandt werden?

Hattinger, Experte für den Bereich WatSan (Water and Sanitation) stellt fest, ob genug sauberes Wasser

von mIchael achleItner

Die Helferinnen und Helfer vom Roten Kreuz und Roten Halbmond sind Teil einer weltweit verzahnten Hilfsmaschinerie. Die Österreicher steuern das Trinkwasser dazu bei.

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Im Feldlabor: Ist das wasser auch wirklich trinkbar?trinkwasseraufbereitung: Bis zu 25 tonnen Gewicht

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vorhanden ist. Oder zumindest verschmutztes Wasser, das man zu Trinkwasser aufbereiten kann. Was, wenn das nicht der Fall ist? „Dann muss ich mir etwas an-deres einfallen lassen“, sagt Hattinger. „Dann brauche ich Trucks, die mir Trinkwasser in die Region liefern.“

Der gesamte Hilfseinsatz basiert auf den Angaben Andreas Hattingers – ein verantwortungsvoller Job. Er braucht möglichst genaue Angaben, angefangen bei der Anzahl der Menschen, die zu versorgen sind.

„Wir suchen nach Leadern“, erzählt er, „schauen, ob wir einen Bürgermeister oder Polizeichef finden, der uns eine präzise Auskunft geben kann. Ich kann nicht sagen: Bitte liefert mir eine Trinkwasseraufbereitungs-anlage, damit wir 300 Dorfbewohner mit sauberem Wasser versorgen können – und später stellt sich he-raus, dass wir Wasser für 60.000 Menschen benötigen.“

ein rad greift ins andereAuf der Grundlage des FACT-Berichts erbittet das Haupt quartier des Internationalen Roten Kreuzes in Genf von den nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften Hilfslieferungen und ERUs. Im Fall des Erdbebens im Iran 2003, das die historische Stadt Bam auslöschte, stellte das Norwegische Rote Kreuz Feld-spitäler und Ärzte. Die Krankenschwestern kamen aus Dänemark. Die österreichische Trinkwasseraufberei-tung versorgte auch die medizinischen Einrichtungen mit Wasser. Bedient wurde die Anlage gemeinsam mit Rotkreuz-Helfern aus Schweden und Mazedonien.

Ein Rad greift auch diesmal ins andere. Längst ge-nießen die Wassermänner und -frauen aus Österreich im internationalen Netzwerk des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds hohes Ansehen. Wann immer das Notfallmedikament Trinkwasser oder die Ratschläge erfah rener Wasserexperten benötigt werden, heißt es: „Call the Austrians!“

Die österreichischen Emergency Response Units (ERUs) sind im Fall einer Katastrophe binnen 48 Stunden an Ort und Stelle. Die Ausrüstung – von den Wasseraufbereitungsanlagen über Fahrzeuge bis zu den Lebensmitteln für die Teammitglieder – und die Teams werden in Transport maschinen geladen und zum Einsatzort geflogen. Das Reisegepäck einer ERU wiegt 25 Tonnen.Die Wasseraufbereitungsanlagen können je nach Typ zwischen 15.000 und 40.000 Men schen täglich mit Trinkwasser versorgen. Das bedeutet eine halbe Million Liter Trinkwasser täglich!

25 Tonnen GepäckWie Wasser aufbereitet wird.

Trinkwasseraufbereitungsanlage

Verschmutztes Wasser wird in Rohwasserbecken eingefüllt und mit Chlor, Eisen-III-Chlorid oder Aluminiumsulfat und Aktivkohle versetzt. Auf diese Art werden Bakterien getötet, Schwebstoffe gebunden und am Beckenboden abgesetzt.

vorbereitung

ROHWASSER

Anschließend wird das Wasser mit hohem Druck durch die Filtereinheit gepumpt, wo zusätzlich Schwebstoffe herausgefiltert werden. Das gefilterte Wasser wird getestet, für die Lagerung mit Chlor haltbar gemacht und in das Reinwasserbecken abgeleitet.

ChlorFilterung

Es erfolgt eine chemische Untersuchung in einem mobilen Labor, um sicherzustellen, dass das so erzeugte Reinwasser auch als Trinkwasser nach WHO-Richtlinien geeignet ist. Pro Stunde werden mit einer Anlage bis zu 10.000 Liter Wasser gewonnen, mit einem gesamten Modul dieses Typs können täglich bis zu 120.000 Liter Trinkwasser erzeugt und damit bis zu 15.000 Personen versorgt werden.

Lagerung

TRinkWASSER

Spezialist Hattinger: Als erster im Katastrophengebiet

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obert Dempfer war Journalist und ist 1994 über den Zivildienst zum Roten Kreuz gekommen. Der Sozial-

wissenschaftler und Buchautor leitet seit 2007 die Ab-teilung für Gesellschaftspolitik im Generalsekretariat des ÖRK.

henri: Herr Dempfer, Ihr Lieblings-Leitgedanke im Leitbild?

RoBeRt DeMPFeR: „Wir setzen auf das Bewährte und wagen das Neue. Für wirksame Hilfe.“

Warum gerade der?

Willy Brandt hat gesagt: „Nichts kommt von selbst, wenig ist von Dauer. Darum besinnt euch darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll.“

Und was bedeutet das für das Rote Kreuz?

Ein Beispiel: Sollen wir in 20 Jahren Suppenküchen zur Ausspeisung verarmter Pensionisten aufsperren? Oder schon jetzt daran mitarbeiten, dass das gesetzliche

Pensionssystem finanzierbar bleibt, um Alters armut zu verhindern? Das Leitbild gibt mir eine klare Antwort.

Das Rote Kreuz soll sich sozialpolitisch stärker engagieren?

Ja. Unsere Hilfsangebote müssen sich veränderten Be-dürfnissen anpassen. Heute geht es nicht alleine um Soforthilfe. Sondern auch um die aktive Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse, die sich nicht mit Schadensbegrenzung im Nachhinein zufrieden gibt.

Das Rote Kreuz betreibt Prävention – das ist neu!

Es ist im Gegenteil ein Rotkreuz-Gedanke der aller-ersten Stunde. Dunants Idee, den Krieg zu „humanisie-ren“, um der völligen Barbarei vorzubeugen, und das humanitäre Völkerrecht, das daraus entstanden ist – das ist eine einzige Präventionsmaßnahme.

Kann das Rote Kreuz für den Sozialstaat einspringen?

Natürlich nicht. Aber es kann darauf hinweisen, dass dieser Sozialstaat eine wesentliche Voraussetzung für

IntervIew: FrItz eller | Fotos: danIela KlemencIc

Der Sozialstaat hat ein Imageproblem: teuer, überverwaltet, missbraucht, leistungsfeindlich. Für Robert Dempfer ist er trotzdem ein Zukunftsmodell.

„niChT WAs, sonDern WorAuF es AnkommT!“

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eine lebenswerte Gesellschaft ist. Dass er aber zum Nachteil aller und zum Vorteil weniger beschnitten wird. Inzwischen soll ja auch die Daseinsvorsorge durch Kommerzialisierung einer beinharten betriebs-wirtschaftlichen Logik unterworfen werden. Aber das funktioniert nicht, dagegen muss man sich wehren!

Immerhin leben die USA auf der Basis eines aktiengesi-cherten Pensionssystems ...

... und in den letzten Jahren hat man gesehen, dass sol-che Systeme auch nicht krisensicher sind. Seit 15 Jah-ren wird gegen die solidarischen Sicherungssysteme Stimmung gemacht. Deshalb muss man zunächst die Vorzüge der Idee der solidarischen Sozialversicherung bekannter machen. Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie der Sozialstaat funktioniert und welche ge-waltigen Vorteile er hat.

Einen Reformbedarf sehen Sie nicht?

Natürlich besteht Verbesserungsbedarf, aber hier geht es um das Prinzip der solida rischen Absicherung der Daseins ri-si ken Krankheit, Unfall, Arbeitslosigkeit, Altersarmut und Pflegebedarf. Dieses Prinzip ist entgegen gewissen Zurufen ein Zukunfts- und kein Auslaufmodell.

Kann nicht jeder von uns selbst für seine Zukunft sorgen und sich ein maßgeschneidertes Modell für sein Leben auswählen?

Wir wehren uns dagegen, dieses Miteinander und die-se Solidarität, mit der wir bisher sehr gut gelebt haben, an etwas abzugeben, das sich Markt nennt – das aber nur Markt ist, solange Gewinne anstehen. Sobald et-was schiefgeht, geht auch der Markt zum Staat hausie-ren – und damit zu uns. Das hat man gerade im letzten Jahr sehr deutlich gesehen.

Eine Maßnahme, um den Sozialstaat zu retten, lautet: länger arbeiten. Macht sich das Rote Kreuz mit einer solchen Forderung nicht unbeliebt?

Das Motto der Abteilung Gesellschaftspolitik im Öster-reichischen Roten Kreuz lautet: „Wir sagen nicht, was ankommt. Sondern worauf es ankommt.“ Es geht um die Angleichung des faktischen an das gesetzliche Pen-sionsalter. Ersteres liegt heute bei 58,2 Jahren. Früh-pensionen sind nicht mehr finanzierbar. Unsere Le-benserwartung steigt um drei Monate pro Jahr. Des-halb werden wir auch bei höherem Pensionsantrittsal-ter nicht kürzer in Pension sein. Ich würde mir wün-schen, dass dieser Aspekt öfter ausgesprochen wird.

Welche spürbaren Neuerungen kommen auf das Rote Kreuz zu?

Ich wette, dass wir künftig bei der Bildung wesentlich mehr tun werden. Eine gute und zeitgemäße Ausbil-dung junger Menschen ist die beste Präventionsmaß-nahme gegen Armut und Krankheit und das Funda-ment für die Finanzierbarkeit des Sozialstaats.

Gerade die Jungen werden aber wegen der niedrigen Ge-burtenraten weniger.

Umso besser müssen wir sie ausbilden. Es kommt nicht darauf an, wie viele Menschen ich habe, son-dern wie produktiv sie sind. Besser gebildete Menschen sind leistungs-fähiger, gesünder, weniger oft pflegebedürftig, arbei-

ten länger und integrieren sich leichter.

Was ist Ihnen persönlich wichtiger, die bewährten Rot-kreuz-Leistungsbereiche oder die neuen?

Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Es ist wie mit den Rotkreuz-Fahnen vor unseren Dienststellen. Eine Fahne lebt von der Bewegung, vom Wind. Gleich-zeitig braucht sie einen festen Halt durch den Fahnen-mast. Auch das Rote Kreuz braucht beides: Wir müssen die Zeichen der Zeit erkennen, uns bewegen und wei-terentwickeln. Aber ohne dabei den Halt zu verlieren, den uns Grundsätze, Leitbild und das Vorbild erfahrener Helfer geben.

„sollen wir in 20 Jahren

suppenküchen zur Ausspeisung

verarmter Pensionisten aufsperren?

oder schon jetzt daran arbeiten,

dass das Pensionssystem

finanzierbar bleibt?“

Formel Für dIe zUKUnFtWelche Maßnahmen sind nötig, damit die soziale Sicherung auch künftig finanzierbar bleibt? Das zeigt der future.monitor, ein gemeinsames Projekt der Industriellenvereinigung und des Österreichischen Roten Kreuzes, unter www.futuremonitor.at. Die Formel für die Zukunft lautet: Mehr (= Frauen, Ältere, Zuwanderer) besser qualifizierte Erwerbstätige (= Bildungsoffensive für alle) arbeiten länger (= Angleichung des faktischen an das gesetzliche Pensionsalter).

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laubt man dem Freiwilligen-bericht des Sozialministeriums,

dann sind die Tage des „Ehrenamtes“ ge-zählt: Von der Wiege bis zur Bahre in ein und derselben Hilfsorganisation mitzu-arbeiten ist out. Leute jeden Alters, die einen kurzen, knackigen Freiwilligenjob machen wollen, davon gibt es dagegen viele. Auch in der österreichischen Bun-deshauptstadt.

Deshalb hat das Rote Kreuz in Wien „Active Now!“ ins Leben gerufen, ein ... ja, was eigentlich? Projekt? Programm?

„Es ist ein Mitarbeiterzustand“, sagt Thomas Wanasek, der Initiator des Ange-bots. Die Initiative kann nicht an be-stimmten Leistungsbereichen oder Hilfs-projekten festgemacht werden, etwa an

Besuchsprogrammen für Pflegebedürftige, der Unter-bringung Wohnungsloser oder der Lernhilfe für Kinder aus bildungsfernen Familien.

„Active Now!“ ist vielmehr eine neue Form der Mitar-beit für „neue Freiwillige“ jeden Alters, die stunden-weise und punktuell helfen wollen, oft den eigenen

Kenntnissen und Talenten entsprechend, und die gegen Missstände in der eigenen Lebenswelt etwas unternehmen möchten. Ihnen gibt „Active Now!“ die Gelegenheit, Pflegebedürftige zu besuchen, Woh-nungslose zu betreuen oder mit Kindern zu lernen.

Fataler kreislaufDer Landesverband Wien des Österreichischen Roten Kreuzes verfügt über Leistungsbereiche, die zum Roten Kreuz gehören wie Burgtheater, Hofreitschule und Haas-Haus zur Bundeshauptstadt. 150.000-mal pro Jahr rückt der Rettungsdienst aus. Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter der Heimhilfe, Hauskranken-pflege und Sozialbetreuung kümmern sich um rund 2000 Klientinnen und Klienten, jene des Besuchsdiens-tes Visitas widmen der Betreuung und Begleitung älte rer Menschen fast 16.000 Stunden im Jahr. Doch abseits dieser traditionellen Dienstleistun gen ist die Veränderung die einzige Konstante.

Die Dienststelle „Bertha von Suttner“ zum Beispiel liegt im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Der Zuwan-derer-Anteil hier in der Leopoldstadt liegt bei über 40 Prozent. Armut und Arbeitslosigkeit treffen Migran-tenfamilien häufiger als eingesessene Österreicher.

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Neue Freiwillige wollen kurz und knackig helfen. Das Rote Kreuz in Wien hat das passende Angebot für sie.

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heLFen AuF ZeiT

von robert dempFer

Neue Freiwillige wollen kurz und knackig helfen. Das Rote Kreuz in Wien hat das passende Angebot für sie.

Eine Ursache dafür: 50 Jahre nach dem Eintreffen der ersten Gastarbeiter hat sich das Bildungssystem noch immer nicht auf kulturell und sprachlich inhomogene Schulklassen eingestellt. Kinder aus Zuwandererfami-lien drohen deshalb in einen fatalen Kreislauf zu gera-ten: schlechte Sprachkenntnisse, schlechte Schuler-gebnisse, kein Pflichtschulabschluss, Arbeitslosigkeit, keine Lebensperspektive.

Lindes LernclubsWeil sie das erkannt hat, hat die pensionierte Universitätslekto-rin Linde Mühlgassner 2006 in der Rotkreuz-Bezirksstelle ei-nen Lernclub gegründet.

„Die Eltern können man gels ausreichen der Deutsch kennt-nisse meist nicht helfen“, sagt sie. „Was die Kinder an zusätzlicher Unterstützung bekommen, das bekom-men sie hier bei uns.“

Inzwischen hat sich der Lernclub längst bewährt, sagt die Rotkreuz-Freiwillige: „Unsere ersten Schütz-linge sind schon auf der Universität.“ Linde Mühlgass-ner hofft, „dass sich die Idee irgendwie verbreitet“.

Das tut sie: Nun startet auch an der Rotkreuz-Be-zirksstelle „Van Swieten“ in Favoriten, dem 10. Wiener Gemeindebezirk mit einem Zuwanderer-Anteil von knapp unter 40 Prozent, ein Lernclub. Über „Active Now!“ sucht das Rote Kreuz Freiwillige, die mit den Kindern Hausübungen machen und lernen. Zeitauf-wand: zwei Stunden pro Woche, nachmittags.

schlafstelle und GeriatrieZeitaufwand: je nach Verfügbarkeit eine Stunde. Auf-gabe: plaudern, Geschichten vorlesen, Fotos anschau-en, zuhören. Gerhard ist 20 Jahre alt, sitzt im Rollstuhl und wird stationär in einem Wiener Geriatriezentrum betreut. Die Besuche von „Active Now!“-Freiwilligen sind etwas Besonderes für ihn, stellen sie doch den einzigen Kontakt zur Außenwelt dar. Etwas aufwendi-

ger ist die Mitarbeit in den Notschlafstellen des Roten Kreuzes in Wien für Menschen, die sonst in Abbruch-häusern, Parks oder U-Bahn-Stationen übernachten müssten: Ohne Dienstplan geht es hier nicht.

Ebenfalls mit höherem Zeitaufwand, aber trotzdem flexibel begleiten „Active Now!“-Freiwillige als Buddys Flüchtlingsfamilien bei ihren ersten Schritten in Öster-reich. Unterstützt werden sie dabei von professio-nellen Integrationsberatern. Auch die mit Hitradio

Ö3 durchgeführte „Team Öster-reich Tafel“ gibt es in Wien. Eini-ge Fahrer und Kundenbe treu er stammen aus dem „Active Now!“-Freiwilligenpool.

Mentoren für Jugendliche zwischen Pflichtschule und Ar-beitswelt, telefonische Bera-

tung, Lagermitarbeiter ... die Palette der Hilfsaktivitä-ten ist so vielfältig wie die neuen Nöte und Bedürfnisse, mit denen die Helfer heute konfrontiert werden. Akut-hilfe findet sich ebenso darunter wie Struktur-

Die Arbeit der „Active now!“-

helfer ist so vielfältig

wie die neuen nöte

und Bedürfnisse

team Österreich tafel: einige Fahrer und Betreuer kommen aus dem „Active Now!“­Pool

Linde Mühlgassner, Lernclub: Die ersten Kinder sind schon auf der uni

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hilfe und Prävention. Die Aktivitäten haben scheinbar nichts miteinander gemeinsam – außer dass es notwendig ist, zu helfen.

Der Auswanderer„Eines der ersten ,Active Now!‘-Beispiele war ein Auto-mechaniker, der im September in die USA auswandern wollte“, erzählt Thomas Wanasek. „Er hatte aber schon im Juni gekündigt und wollte jetzt sechs Wochen lang bei uns mithelfen. ,Wurscht, wo‘, hat er gesagt.“

Er kam dank „Active Now!“ rasch in der Rotkreuz-ei-genen Autowerkstatt unter – ohne aufwendiges Auf-nahmeverfahren oder eine Vereinsmitgliedschaft.

„Es gibt deutliche Hinweise auf einen allmählichen Rückgang des traditionellen Ehrenamts, insgesamt aber eher eine Zunahme an freiwilligem gesellschaft-lichem Engagement“, beschreibt der Sozialpsychologe Heiner Keupp die Quelle der freiwilligen Helferinnen und Helfer, auf die das Rote Kreuz gestoßen ist.

Der 2009 im Auftrag des Sozialministeriums erstellte Österreichische Freiwilligenbericht ist von einem Rück-gang der Freiwilligkeit „um 6,4 Prozent im Zeitraum von 2000 bis 2006“ alarmiert.

Beim Roten Kreuz in Wien ist davon nichts zu mer-ken. Derzeit befinden sich dort fast 400 freiwillige Hel-

ferinnen und Helfer im Mitarbeiterzustand „Active Now!“. Sind sie jung oder alt? Eher männlich oder weib-lich? „Buntest gemischt“, sagt Thomas Wanasek.

Im jüngsten Geschäftsbericht des Landesverbandes heißt es: „Ein nicht unerheblicher Teil des Zuwachses an freiwillig erbrachten Leistungsstunden entfiel auf den Bereich Katastrophenhilfsdienst – Sonderdiens te.“

In diesem Bereich sind auch jene Aktivitäten ange-siedelt, bei denen „Active Now!“-Freiwillige helfen. Sie sind bei keiner Rotkreuz-Bezirksstelle gemeldet, sie erhalten lediglich eine Dienstnummer, damit sie ver-sichert sind. Mehr Bürokratie ist nicht nötig.

Der Wunsch, dem Motto des Roten Kreuzes zu folgen, reicht: „Wir sind da, um zu helfen.“

„actIve now!“ – so geht’sFreiwillige wollen sich immer öfter in bestimmten Tätigkeitsbe-reichen engagieren und dabei ihre Erfahrungen, Kompetenzen und vielseitigen Qualifikationen aus Beruf und Alltag einbrin-gen. Mit „Active Now!“ kann das Rote Kreuz in Wien die Angebote dieser Freiwilligen annehmen. Die Aufnahme von „Active Now!“-MitarbeiterInnen ist jederzeit und sofort möglich. Wie’s geht, steht auf der Website des Roten Kreuzes Wien: www.w.roteskreuz.at.

FREIWILLIGEN-STUNDEN in WienGesamtanzahl der von Freiwilligen geleisteten Stunden

2006 2007 2008 2009 2010

Gesamtstunden 168.639 156.580 161.163 171.745 193.784

ein erheblicher Teil

des Zuwachses

der Freiwilligen-stunden

geht auf „Active now!“-

helfer zurück

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Warum arbeite ich im Roten Kreuz mit?Dafür gibt es so viele Gründe, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Als ich nach Österreich ge-kommen bin, wollte ich unbedingt arbeiten und Geld für meine Familie verdienen. Weil ich schon in St. Lucia beim Roten Kreuz gearbeitet habe, wollte ich das auch hier tun. Jetzt arbeite ich regelmäßig bei der Wohnungslosenhilfe des Landesverbandes Wien.

Wir setzen uns mit Begeisterung ein - lokal, national, global.St. Lucia, wo ich herkomme, ist eine Gegend, die oft von Hurrikans heimgesucht wird. In meinem Dorf war ich Bio-Bauer und und Dorfvertreter des Roten Kreuzes. Dabei habe ich mit vielen internatio-nalen Organisationen gearbeitet. Meine Bereiche waren „hurricane warnings“ und „food shelter“.

Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.Weil ich mein Leben lang gearbeitet habe, war es anfangs sehr schwer, in Österreich keine Arbeit zu haben, daher habe ich mich gleich nach einer Beschäftigung umgesehen. Im sozial betreuten Wohn-haus „Haus Henriette“ helfe ich im hausinternen Café mit, mache für die Bewohner Besorgungen, helfe bei der Reinigung und mache handwerkliche Tätigkeiten im Haus, wie Zimmer ausmalen und vieles mehr. Gemeinsam mit den hauptamtlichen Mitarbeitern und der Hausleitung bieten wir Frei-willigen für die Bewohner des Hauses eine moderne, sichere und vor allem angenehme Unterkunft.

Wir wollen die Welt verändern und nicht den Status quo verwalten.Wenn ich wieder zurück nach Hause gehe, möchte ich dort Projekte umsetzen, die ich hier kennenge-lernt habe. Deshalb ist Fortbildung für mich sehr wichtig, und ich nehme an so vielen Weiterbildungs-kursen wie möglich teil. Dieses Wissen möchte ich in meiner Heimat nutzen.

Was tue ich persönlich, um die Ziele des Leitbildes zu erreichen?Ich helfe einfach gerne. Die Arbeit im Team macht mir sehr viel Spaß und ich gebe in jeder Minute, in der ich hier bin, mein Bestes. Dabei sammle ich auch Referenzen für meine künftige Arbeit.

NAME:KELLA WALA ALTER:52 Jahre MEINROTESKREUZ:Wohnungslosenhilfe IMROTENKREUZSEIT: 1989 (St. Lucia/Karibik), 2011 (Wohnungslosenhilfe in Wien) LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE:Wien/Landesverband

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elfen – welches Kind will das

nicht gerne? Sich in der Welt der Erwachsenen be-weisen, etwas so tun wie die „Großen“, das übt ei-nen besonderen Reiz gera-de auf kleine Kinder aus.

Schon kleine Kinder kön nen ein Bewusstsein für Gefahren entwickeln und ihnen nicht mit Angst, sondern mit Vorsicht be-gegnen. ROKO, das neue Projekt des Österreichischen Jugendrotkreuzes mit der AUVA als Partner, spricht Kinder im Kin-dergartenalter auf diesen Ebenen an.

ROKO ist eine neue Figur, die speziell für das Kindergartenalter entwickelt wurde. Im ersten Heft passiert etwas im Kindergarten. Ein Kind tut sich weh, die Rettung wird gerufen. ROKO begleitet die Kinder dabei. Gemeinsam wird der Erste-Hilfe-Kof-fer geholt und angeschaut. Welche Nummer hat der Notruf? Wie sieht ein Rettungsauto von innen aus?

Das ROKO-Heft hat zwei Ebenen: Die erste ist eine Bilderbuchgeschichte zum Vorlesen, die zweite bietet

Vorschläge zum Mitmachen und Mitspielen zum Thema Erste Hilfe und Gefahrensensibilisierung.

Programm und song„Das ROKO-Programm besteht aus einer Mappe für Kindergar-ten pädagoginnen und -pädago-gen mit didakti schen Tipps, einer CD mit dem Song ,ROKO mit dem

Roten Kreuz‘ und den Kin-derheften“, er-klärt Projekt-leiterin Belma Hod zic. „Weite-re Ausgaben sind geplant, je de mit einem anderen Thema

aus der Jugendrotkreuz-Welt. Damit wollen wir auch im Kindergarten jenen Status erreichen, den das Jugend-rotkreuz in der Schule hat: das Zeichen für Zusammen-halt und Hilfe.“ ROKO ist für alle Kindergärten bestell-bar. Information und Bestellung: www.jugendrotkreuz.at/kindergarten

Wir wollen

humanitä

re

Bildung

ausbauen

, als

wichtigstes

Fundam

ent

für gelebt

e Werte

in der

Gesellscha

ft.

hErste Hilfe für die Kleinsten.

kann fliegen

ist kein Bub und kein Mädchen

ist kein Tier

Name steht für Kompetenz (keine Verniedlichung)

hat einen Koffer, der alles für die Erste Hilfe enthält

hat ein Handy und weiß immer die richtige Nummer

Der HELFI für die Kleinsten.Roko

von thomas aIstleItner

Projektleiterin Belma Hodzic,

RoKo­Programm

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5913|2012

Warum arbeite ich im Roten Kreuz mit?Ich finde es schön, wenn man anderen Menschen helfen kann, wenn sie Hilfe benötigen. Diese „Freizeitbeschäftigung“ ist einfach sinnvoll. Mein Slogan: Solange es mir gut geht, versuche ich diese Situation mit anderen zu teilen.

Wir setzen uns mit Begeisterung ein - lokal, national, global.Es gibt keine Grenzen für unsere Arbeit. Wir sind eine „Bewegung“, die weltweit Hilfe bringt bzw. bringen kann.

Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.

Man erlebt speziell bei Auslandseinsätzen immer wieder, wie super die Zusam-menarbeit mit anderen nationalen RK-Einheiten funktioniert. Man kennt sich sehr oft nicht persönlich, aber man zieht am selben Strang. Hier wird sehr schnell eine Vertrauensbasis aufgebaut.

Wir wollen die Welt verändern und nicht den Status quo verwalten.

Ich persönlich will bei meinen Einsätzen nicht die Welt verändern. Ich will aber mit Bestimmtheit das Leid lindern – damit wird dann doch nicht der Status quo verwaltet.

Was tue ich persönlich, um die Ziele des Leitbildes zu erreichen?

Es liegt oft an der Einstellung, die man hat oder eben nicht hat, um Ziele zu erreichen. Um die Ziele zu erreichen, braucht es manchmal nur Kleinigkeiten für mich. So stelle ich mich beispielsweise auf gewisse Situationen ein. Dies bedarf eines gewissen Einfühlungsvermögens. Mir gelingt das Erreichen dieser Ziele auch insofern, dass ich jeden Menschen in gewisser Weise achte oder schätze, unabhängig von Abstammung, Hautfarbe oder Sprache.

NAME:DiEtMAR GABROVEc ALTER:48 Jahre MEINROTESKREUZ:Rettungsdienst, Katastrophenhilfe, inter- nationale Hilfe (Leiter trinkwasseraufberei- tung), Organisation von Blutspendeaktionen IMROTENKREUZSEIT: 1980 LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE:Steiermark/Landesverband

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Mein Leitbild

Mein Leitbild

Mein Leitbild

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erald Czech ist Webmaster des Österreichischen Roten Kreuzes. Der Sozioökonom ist seit über

20 Jahren auch Rettungs- und Notfallsanitäter.

henri: Herr Czech, welche Rolle haben die neuen Medien für das Leitbild gespielt?

GeRALD CZeCH: Ohne unsere Online-Befragungs-Tools hätte es nicht partizipativ, also gemeinsam, entwi-ckelt werden können. Es ist, überspitzt formuliert, ein Leitbild 2.0.

Welche Rolle spielen neue Medien generell in einer Organi-sation, die „mit der Kraft der Menschlichkeit das Schicksal von Menschen in Not verbessert“?

Früher waren IT-Systeme Experten in weißen Mänteln vorbehalten. Heute stehen die Technologien in jedem Smartphone zur Verfügung. Mein Mobiltelefon hat mehr Rechenkapazität als ein Riesen-Rechenzentrum in den 1970er-Jahren, das muss man sich einmal vor-stellen. Damit hat sich auch verändert, wie und mit wem wir kommunizieren.

Herkömmliche Massenmedien werden dabei an Bedeu-tung verlieren?

Genau. Wir erhalten Informationen jetzt auch aus der sogenannten „Crowd“, der Menge an Personen in un-seren Freundeskreisen, die Nachrichten weiterleiten und teilen. Auf diese Weise hat sich die Zahl der persön-lich weitergegebenen Nachrichten vervielfacht.

Und was bedeutet das für das Rote Kreuz?

Das Rote Kreuz war immer schon so etwas wie ein sozia les Netzwerk, allerdings ohne digitalen Ursprung. Wir sind in Österreich eine „Crowd“ von fast 65.000 Männern und Frauen, die eine Idee von Menschlichkeit teilen. „Aus Liebe zum Menschen“ werden Leistungen an Bedürftigen erbracht. Warum sollen wir dieses Netzwerk der Menschlichkeit nicht auch digital abbil-den, zum Beispiel auf Facebook?

Wie kann das funktionieren?

Genauso wie die Mundpropaganda ohne Netz. Warum nicht auf Facebook oder StudiVZ sagen, dass man Nachtdienst macht, bei der „Team Österreich Tafel“ mithilft? Warum nicht anmerken, dass das einen Riesenspaß macht, wenn es so ist? Warum nicht dieses Tool gleich mitverwenden, wenn es um die Gesamt-kommunikation unserer Organisation geht?

IntervIew: robert dempFer | Fotos: nadja meIster

Welche Rolle das Rote Kreuz in Facebook spielt und warum sich niemand vor unkontrollierten Meinungsäußerungen fürchten muss, erklärt Webmaster Gerald Czech.

roTes kreuZ:Wir entwickeln

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sowie unserer

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Vielleicht weil man damit die Steuerung der Kommuni-kation abgibt?

Ich denke nicht, dass Kommunikation „gesteuert“ werden kann. Das Rote Kreuz und seine Leistungen sind sowieso Themen in den sozialen Medien. Wir kön-nen dabei sein, zuhören, die Herausforderung der par-tizipativen Kommunikation annehmen – oder diesen Teil des sozialen Lebens ausblenden. Steuern werden wir das Ganze nicht mehr können.

Das heißt, jeder macht, was er will?

Es war uns bald klar, dass es auch in den sozialen Me-dien gemeinsame Standards geben muss, um eine ein-heitliche Kommunikation zu sichern. Im Web gelingt das durch ein gemeinsames, bundesweites Portal, das die individuellen Rotkreuz-Organisationseinheiten zu-sammenfasst. Einheit in der Vielfalt, sozusagen.

Aber wie garantiert man diese Einheit auf Facebook?

Der Wunsch nach einer einheitlichen „Social Media Po-licy“ kam von den Landesverantwortlichen. Für sie wa-ren die Herausforderungen wegen der großen Zahl an Dienststellen und damit der Gefahr einer unkoordi-nierten und heterogenen Kommunikation am größten.

Wie ist diese „Policy“ entstanden?

Entweder ich schreibe selbst Vorschriften, die dann

möglicherweise nur auf dem Papier existieren, weil sie am Zielpublikum vorbei entwickelt werden. Oder ich lasse das Zielpublikum mithilfe der neuen Medien

„mitschreiben“. Auch hier ist der partizipative Charak-ter des Web 2.0 nützlich. Dieser zweite Weg, den wir bereits beim Leitbild gewählt haben, hat zudem den Vorteil: Das Bekenntnis derjenigen, die von der Norm betroffen sind, ist nachhaltiger. Sie waren ja bei ihrer Entstehung eingebunden.

Die Mitarbeiter geben sich die Regeln selbst?

So kann man das sagen. In einer letzten Runde im Entstehungsprozess der Social Media Policy haben wir sogar Externe im Zuge eines „Online Volunteering“-Projekts eingeladen, ihre Kommentare abzugeben.

Und funktioniert diese Policy?

Ja, sehr gut. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind eine selbstregulierende Community. Wenn jemand ein Foto postet, das nicht in die Richtlinien passt, oder fragwürdige Aussagen trifft, dann fragen die lokalen und regionalen Kolleginnen und Kollegen nach, ob man sich den Post vielleicht nicht doch noch einmal überlegen möchte. In den meisten Fällen muss nie-mand aktiv einschreiten.

Gab es Nebenwirkungen?

Ja, aber keine unerwünschten. Weil sich auch Ge-schäftsführer, mittlere Führungskräfte und Präsiden-ten mit dem Thema beschäftigt haben, war das Thema Social Media und vor allem Facebook auf einmal nicht mehr nur „Jugendkram“. Sondern soziale Medien wurden in den Kreis der alltäglichen Kommuni-kationsmittel aufgenommen.

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„ohne unsere online-Befragungstools hätte

das Leitbild nicht gemeinsam entwickelt werden

können. es ist sozusagen ein Leitbild 2.0“

„Das rote kreuz war immer schon ein soziales

netzwerk. Wir sind in Österreich eine ,Crowd‘

von fast 65.000 männern und Frauen, die

eine idee von menschlichkeit teilen“

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edes zweite Handy in Österreich ist bereits ein Smartphone mit E-Mail-Empfang und Internet-

verbindung, die meisten davon sind iPhones von Apple oder Telefone mit dem Android-Betriebssystem von Google.

Wer so ein Smartphone verwendet, der schätzt die riesige Auswahl an kleinen Programmen, die darauf ausgerichtet sind, mit ein, zwei Fingern am Handy be-dient zu werden. Es gibt bereits Millionen dieser Apps – und auch schon eine stattliche Zahl an Apps mit Erste-Hilfe-Maßnahmen. Warum also jetzt eine App vom Österreichischen Roten Kreuz?

erste hilfe mal vier „Wir wollen nicht, dass jemand nach einem Unfall, wenn es um Sekunden geht, auf seinem Handy nachschaut, was er jetzt in welcher Reihenfolge tun soll“, erklärt Bernhard Reiter, Leiter des Bildungszentrums des ÖRK.

„Das wäre auch keine passende Erste-Hilfe-Maßnahme. Erste Hilfe muss vor allem schnell passieren. Das ist un-ser Ansatzpunkt.“

Radiohörer wissen es schon seit Sommer 2011, als in

einer Kampagne auf Ö3 eine drastisch abgeschlankte Erste Hilfe präsentiert wurde. Plötzlich ging es nur um vier Maßnahmen – 144 rufen, auf die Seite drehen, auf den Brustkorb drücken und Hausverstand einschalten.

von thomas aIstleItner

Mehr Sicherheit auf der Straße: Die App Drive&Help bringt Erste Hilfe auf Smartphones. Und noch viel mehr.

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JBernhard Reiter, Leiter des Bildungszentrums:

„erste Hilfe muss schnell passieren“

Im notFall ohne pInDer Hilfe-ScreenDie App „Drive&Help“ verfügt über ein unter allen Hilfe-Apps einzigar-tiges Feature. Eine Notfallnummer kann als Bildschirmhintergrund definiert werden. Ein Helfer, der das Handy findet, muss es nicht aktivieren, um zu sehen, welcher Angehörige zu kontaktieren ist. Am iPhone lässt sich diese Info auch als Sperrscreen sichern und wird per Fingerdruck sichtbar, auch bei einem gesperrten oder mit PIN gesicherten iPhone. Auch der ehrliche Finder hat mit diesem praktischen Feature sofort eine Kontaktnummer parat und muss sich nicht aufs Fundamt bemühen.

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Ziel der Kampagne: Diese vier Situationen und die Maßnahmen dazu sollte sich möglichst jeder merken.

Übertragen auf eine Smartphone-App wurde daraus ein zeitkritisches Legespiel in Bildern. Per Fingerwi-schen müssen zu einem Notfall aus einer Auswahl von Maßnahmen die richtigen zugeordnet werden – in zehn Sekunden! Gar nicht so einfach, aber durchaus nah am Ernstfall. Wer zu lange braucht oder Fehler macht, dem empfiehlt die App, einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen, und verlinkt auch gleich zum passenden Angebot.

„Natürlich ersetzt die App nicht den Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses. Aber sie dient als Auffrischung. Im Idealfall erinnert sie an die Notwendigkeit, einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen“, erklärt ÖRK-General-sekretär Dr. Wolfgang Kopetzky.

Bremsweg und unfallcoachDie gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicher-heit entwickelte App bietet auch nützliche Features für den Straßenverkehr. Ein Bremswegrechner mit einstell-baren Straßenverhältnissen sorgt für Aha-Erlebnisse – fast immer ist der Bremsweg länger als gedacht.

Der Unfallcoach sorgt mit einer To-do-Liste für das richtige Verhalten nach einem Crash. Anders als bei der Ersten Hilfe geht es hier um Besonnenheit und da-rum, nichts zu vergessen, solange beide Parteien am Unfallort sind. Der Unfallcoach erinnert an alle wich-tigen Maßnahmen.

Sind Menschen zu Schaden gekommen, kann direkt aus der App heraus ein Notruf abgesetzt werden. Gleich zeitig zeigt die App die Koordinaten an, der Anrufer kann sie in der App ablesen und weitergeben, wo er sich genau aufhält – in Gegenden ohne Straßen-schilder, auf dem Land oder auf der Autobahn ein viel-leicht entscheidendes Plus, das den Einsatz-kräften wertvolle Minuten spart.

smArT heLFen

erste­Hilfe­Spiel mit Fotos: einem Notfall müssen die richtigen erste­Hilfe­Maßnahmen zugeordnet werden – in zehn Sekunden!

drIve&helpApp von ÖRK und KfV für iPhone und Android-Smartphones.Kostenloser Download im iTunes Store und im Android Store.FunKtionen:

p unfallcoach: Schritt-für-Schritt-Anleitun-gen zu den Abläufen nach einem Unfall.

p taschenlampe: Weißer Screen, SOS-Blinken und LED-Blinken.

p Bremswegrechner: Wählen Sie Fahrzeug-typ, Tempo und Witterung.

p erste-Hilfe-Spiel: Wie gut sind Sie, wenn es um Erste Hilfe geht? Wir zeigen Ihnen den Notfall – Sie wählen die richtige Erste- Hilfe-Maßnahme. Sind Sie schnell genug?

p notruf mit GPS-Koordinaten: Alle wich-tigen Nummern auf einen Blick mit Click-to-call. Sie können Ihren Standort weitergeben.

p notfallkontakt (in): Geben Sie die Daten eines Angehörigen ein, und die App erstellt auf Wunsch ein Hintergrundbild – auch für den Sperrscreen. So wissen Ihre Retter, an wen sie sich wenden müssen, auch wenn Ihr Handy gesperrt ist. Nützlich auch bei Verlust: Der Sperrscreen sagt dem ehrlichen Finder, an wen er sich wenden kann, um Ihr Smartphone zurückzugeben. Außerdem können Sie Ihr Profil mit An gaben zu Blutgruppe und Allergien hinterlegen.

p tipp of the day: Jeden Tag ein nützlicher Tipp zum Thema Sicherheit oder Erste Hilfe.

p news: RSS-Feed mit Neuigkeiten.

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indes tens 500.000 Menschen in Österreich benötigen zu Hause Pflege und Betreuung.

Das Jugendministerium schätzt, dass rund 25.000 Jugendliche zu Hause Pflege- und Betreuungstätig-keiten ausführen. Man kann dazu stehen, wie man will, aus der Sicht des Jugendrotkreuzes brauchen diese Jugendlichen Unterstützung in der Lage, in der sie sind.

Mit einem Kurs und einem Buch startet das Jugend-rotkreuz sein „Pflegefit“-Programm. DKKS Susanne Widhalm, Leiterin Aus- und Fortbildung im Österreichi-schen Jugendrotkreuz, erklärt, wie es dazu kam.

henri: Warum müssen Jugendliche pflegen?

SuSANNe wIDHALM: Das ist für uns nicht die Frage. Wir wissen, der Bedarf an Pflege wird immer größer.Immer mehr Familienmitglieder müssen zu Hause ge-pflegt werden, immer mehr Jugendliche üben dabei Pflegetätigkeiten aus, sehr oft im Verborgenen. Sie ha-ben kaum Möglichkeiten, sich Wissen anzueignen und Unterstützung zu bekommen. Das wollen wir ändern.

An wen richtet sich „Pflegefit“?

Das Österreichische Jugendrotkreuz bietet „Pflegefit“ als 16-stündigen Kurs ab der achten Schulstufe an.

Wie kann eine Schule diesen Kurs bekommen?

LehrerInnen können sich an die Landesleitungen des Jugendrotkreuzes wenden und bekommen dort alle In-formationen und Termine. Die Lehrer können über uns eine Lehrbefähigung bekommen – dafür müssen sie einen fünftägigen Kurs belegen. Damit können sie das Wissen in ihrer Schule weitergeben.

Und wenn sich Schülerinnen und Schüler den Kurs wün-schen, aber kein Lehrer die Lehrbefähigung erlangen will?

Auch dann kann man bei der Landesleitung anfragen, und wir versuchen jemanden zu finden, der Zeit hat, den Kurs zu halten. Wir glauben aber, dass das Interes-se an diesem Angebot da ist und weiter steigen wird.

Betreuung und Pflege in der Familie wird ja schon länger im Jugendrotkreuz angeboten. Was ist neu an „Pflegefit“?

Früher gab es ein Heft für den Unterricht. Jetzt haben wir mit „Pflegefit“ ein Buch mit 132 Seiten, das sich auf die Lebenswelt der Jugendlichen bezieht und ihnen auch Selbstkompetenz vermittelt.

Wie ist „Pflegefit“ aufgebaut?

IntervIew: thomas aIstleItner | Fotos: nadja meIster

Jugendliche als pflegende Angehörige – ein Thema, über das nicht gern geredet wird. Das Jugendrotkreuz will Jugendliche unterstützen und ihnen Hilfestellung geben.

Wir WerDen PFLeGeFiT!

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Aisha, Ringo, Sanne, Momo und erik erleben Situationen, in denen Betreuung und Pflege gefragt sind

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Jedes Kapitel beginnt mit einer Fallgeschichte. Haupt-darsteller sind fünf Jugendliche, die in Pflegesituatio-nen geraten. Das zeigen wir in menschlich berühren-den Geschichten mit Fotos. Diese Elemente wurden eigens für Pflegefit geschrieben und fotografiert.

Wie vermittelt man diese Selbstkompetenz?

In den Fallgeschichten können sich die Jugendlichen wiederfinden, sich identifizieren und durch Arbeitsauf-träge, Übungen, Lernzielkontrollen und Schritt-für- Schritt-Anleitungen ihr Wissen selbst erarbeiten, ver-tiefen und wiederholen. Jedes Kapitel endet mit einem Abschnitt, in dem sie Pflege-Infos mitnehmen können, die für ihre eigene Person wichtig sind.

Diese Fallgeschichten sind alles andere als harmlos. Hier treten Menschen mit massiven Problemen auf: Eine pflegende Frau wird durch die Überbelastung zur Alkoholikerin, ein alter Mann ist so dement, dass er seinen Enkel nicht erkennt, einer der Jugendlichen wird zum Rollstuhlfahrer, und die anderen ...

... müssen damit umgehen. Ja, das sind harte Geschich-ten, aber damit werden wir auch im Alltag konfrontiert. Tatsächlich passieren Geschichten wie im „Pflegefit“-Buch in Österreich jeden Tag. Wir wollen Jugendlichen helfen, mit solchen Situationen umzugehen.

Was kann man sich von einem Jugendlichen erwarten, der diesen Kurs absolviert hat?

Er wird über Hintergrundwissen zur Pflege und über mehr Einfühlungsvermögen für die Betroffenen verfü-gen: Was kann, was darf ich mir zutrauen? Wo brauche ich Hilfestellung? Wie kann ich mir Hilfe holen?

„Pflegefit“ ist keine Pflegeausbildung?

Nein. Es ist eine Hilfestellung für betroffene Jugendli-che und eine gute Möglichkeit, in den Pflegebereich hineinzuschnuppern.

Die Kombination von Selbstkompetenz und Betreuung anderer Menschen findet man auch in einem anderen Pro-gramm von Rotem Kreuz und Jugendrotkreuz, Babyfit.

Ja, und die Namensähnlichkeit ist auch beabsichtigt. Es geht um die Vermittlung von Kompetenzen und Werten. Ich helfe anderen und erhöhe dabei auch meine Kompetenz, und das mit Unterlagen, die neu entwickelt wurden und auf der Höhe der Zeit sind. Ich denke, genau das darf und muss man vom Roten Kreuz und vom Jugendrotkreuz erwarten.

pFlegeFIt Und babyFItKompetenz – auch für dich selbst.Der Babyfit-Kurs macht Jugendliche ab 14 Jahren zu ausgebildeten Babysittern.

Die Ausbildung erfolgt an Schulen und an ausgewählten Rotkreuz-Dienststellen in Österreich. Die Ausbildung dauert 16 Stunden und umfasst Informationen zur Entwicklung von Babys und Kleinkindern. Die Themen Ernährung, Schlaf, Pflege und Spielen werden ebenso behandelt wie rechtliche Fragen. Bei der Ausbildung erhält jeder Jugendliche das Babyfit-Buch.

Interessierte Eltern erfahren unter www.baby-fit.at, wer in ihrer Umgebung gerne babysittet und den Babyfit-Kurs und einen Erste-Hilfe- bzw. Kindernotfallkurs absolviert hat. Die Plattform soll helfen, den Kontakt zwischen Eltern und Babysittern herzustellen. www.baby-fit.at

Mit der zunehmenden Lebenserwartung steigt der Bedarf an Pflege und Betreuung. Junge Menschen sehen und erleben es in der Familie. Nicht nur die Pflegebedürf-tigen, auch die Pflegenden brauchen Unterstützung.

Mit Pflegefit gibt es erstmals ein Lehrbuch für jugendliche Pflegende. Es spielt in der Lebenswelt der Jugendlichen und be-schreibt Betreuung und Pflege in ihrem Alltag. Schritt-für-Schritt-Anleitungen zeigen die Abläufe im Pflegealltag (Aufstehen, Anziehen, Leintuchwechsel ...).

Momo, Aisha, Sanne, Erik und Ringo sind fünf Freunde. Gemeinsam erleben sie Situationen, in denen Betreuung und Pflege gefragt sind. Situationen, wie sie im Leben jedes Jugendlichen vorkommen können. Jeder Fall endet mit Fragen zur gemeinsamen Diskussion. www.jugendrotkreuz.at/pflegefit

FIT

FITBetreuung und Pflege in der Familie

BABYFIT

BABYFITKompetenz für Kinder

Babysitterausbildung. Ab 14 Jahren.

„es sind harte

Geschichten, aber

damit werden wir

auch im Pflegealltag

konfrontiert“

Susanne Widhalm

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Unser Wirken in der Gesellschaft ...

... ist vorbildhaft.Wir sind Vorbilder in all unserem Tun. Wir nehmen aktiv Einfluss auf gesellschaftliche Verhältnisse. Wir denken voraus, damit Leid verhindert werden kann.

... ist motivierend.Durch unser Tun und unsere Glaubwürdigkeit mobilisieren wir Men-schen für unsere Idee. Wir versuchen, diese von unseren Werten zu über-zeugen. Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Bedeutung von Freiwilli-genarbeit aufzuzeigen und mehr Menschen dafür zu begeistern.

... ist gestaltend.Durch unsere Nähe zu den Menschen sehen wir deren Probleme. Wir zeigen Lösungen auf, um menschliches Leid zu lindern und seine Ursachen zu bekämpfen.

68 Gute Führung? WernerKerschbaumundMichaelOpriesnig 71 christoph Stallinger, Sanitäter,Jana chadt, Schülerin 72 Zusammen helfen: DaswahreGlück? 75 Anna Oppelmayer, Sanitäterin,Lehrbeauftragte,Jugendreferentin. 76 Wie das Rote Kreuz die Welt verändert hat 76 team Österreich tafel 77 Anti-Personen-Minen 78 HVR, Katastrophenhilfe 79 Diplomatie, Medizinische Versorgung 80 Sozialstaat 81 Werner Meisinger, Landesrettungskommandant,Katastrophenhelfer

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Wir übernehmenVerantwortung undschaffen Vertrauen.

Für eine lebenswerteGesellschaft.

Unser Wirken in der Gesellschaft ...

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ber das Leitbild sprechen Werner Kerschbaum, stellvertretender Generalsekretär des ÖRK, und Michael Opriesnig, Leiter des Bereichs Marketing und Kommunikation.

henri: „Führungskräfte handeln glaubwürdig, partnerschaftlich, sie sind Vorbild.“ So steht es im Leitbild. Halten sich die Führungskräfte im Roten Kreuz daran?

weRNeR KeRSCHBAuM: Großteils. Aber man kann nicht sagen: Das steht im Leitbild, deswegen ist es umgesetzt. Ein Leitbild ist immer auch etwas Zu-kunftsgerichtetes. Es soll Denken und Handeln in der Organisation leiten, als Orientierungshilfe dienen.

Das Leitbild soll die Organisation besser machen?

KeRSCHBAuM: Ja. Die Leitgedanken sollen einen Spannungsbogen schaffen zwischen der Organisation,

wie sie ist und wie wir sie gemeinsam im Leitbild „her-beisehnen“. In diesem positiven Spannungsfeld gedei-hen Auseinandersetzungen, und man kann ruhig zuge-ben: In manchen Punkten sind wir noch nicht so weit. MICHAeL oPRIeSNIG: Wir haben im Rahmen des Stimmungsbarometers die Zustimmung zu den Sätzen im Leitbild abgefragt. Das Ergebnis: Die überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter kann sich sehr gut mit den Leitgedanken identifizieren, auch beim Thema Füh-rung. Die Zustimmung lag im Schnitt deutlich über 80 Prozent. Allein online haben sich ja Tausende Mitar-beiter beteiligt. Wir sind also auf dem richtigen Weg.

Wie oft gab es das Stimmungsbarometer schon?

oPRIeSNIG: Bisher haben wir es 2005, 2008 und 2011 durchgeführt. Die Zufriedenheit mit der Führungsqua-lität ist zwischen 2008 und 2011 von 39 auf 49 Prozent,

IntervIew: thomas aIstleItner Und robert dempFer

Wird das neue Leitbild das Rote Kreuz verändern? Was wird anders in der täglichen Arbeit? Wie viel Zustimmung gibt es? Werner Kerschbaum und Michael Opriesnig antworten.

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„Das Leitbild ist ausbaubar“

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also um zehn Prozent, gestiegen. Jeder Zweite ist heute mit der Qualität der getroffenen Entscheidungen zu-frieden, 2008 war es nur jeder Dritte.

Und das ist auch dem Leitbild zu verdanken?

oPRIeSNIG: Der Positionierungsprozess „Aus Liebe zum Menschen“, der Leitbildprozess, das Führungs-kräftetraining ... all das sind Mosaiksteine auf diesem Weg. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung.KeRSCHBAuM: Die höhere Zufriedenheit hat wohl auch damit zu tun, dass in der Führungskräfteausbil-dung ein Leitbild-Workshop verankert ist.

Wie wird dieser Workshop angenommen?

KeRSCHBAuM: Einige haben zuerst gesagt: Warum sollen wir drei Stunden über das Leitbild reden? Aber nach keiner Veranstaltung, bei der ich dabei war, wur-de gesagt: Das hätten wir uns sparen können. Ganz im Gegenteil. Es wurden eher Sehnsüchte geweckt, im Sinne von: „Dort könnte man noch ansetzen, und wie schaffen wir das?“ oder „Wir an der Dienststelle, haben wir den Mut dazu?“oPRIeSNIG: Es passiert sehr viel. Zum Beispiel haben alle Landesverbände inzwischen Freiwilligen-Koordi-na toren nach dem Leitbild-Satz: „Als Führungskräfte

legen wir Wert auf professionelle Personalentwicklung, insbesondere auch für freiwillige MitarbeiterInnen.“ Auch das trägt zur Verbesserung der Führung bei.

In ganz Österreich?

oPRIeSNIG: Einige Landesverbände machen das umfangreicher als andere. Aber die Tendenz ist positiv. Es gibt noch Spielraum nach oben, keine Frage. Letzt-endlich muss es das Ziel jeder Führungskraft sein, dass alle Mitarbeiter ihre Arbeit positiv bewerten.

Wenn heute jeder Zweite mit der Qualität der Entschei-dungen zufrieden ist, ist immer noch die Hälfte unzufrieden.

KeRSCHBAuM: Das Stimmungsbarometer ist ein Indikator und keine genaue Marktforschung, deswe-gen heißt es ja auch so. Aber wenn 50 Prozent der Befragten mit der Qualität der Führungskräfte nicht zufrieden sind, können wir nicht sagen, da passt alles.

Kann es sein, dass das Leitbild Kritik erst herausfordert?

oPRIeSNIG: Wenn im Leitbild steht, dass Führungs-kräfte Partner und Vorbilder sein wollen, dann werden Mitarbeiter das auch einfordern. Außerdem funktio-niert durch das Stimmungsbarometer der Feedback-Prozess besser.

„Das Leitbild ist ausbaubar“„Die Zustimmung zu

den Leitgedanken lag deutlich über 80 Prozent“

Michael Opriesnig

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Herr Dr. Kerschbaum, auf Ihrer Pinnwand steht der Satz „Why should anyone be led by me?“ – warum sollte jemand von mir geführt werden? Stellen Sie sich diese Frage?

KeRSCHBAuM: Man sollte sich immer wieder fra-gen: Warum bin ich als Führungskraft anerkannt? Weil die Leute mir vertrauen und mir deshalb nachfolgen oder weil sie Angst vor möglichen Sanktionen haben?

Eine Frage der Unternehmenskultur.

KeRSCHBAuM: Ja, das Leitbild ist auch die festge-schriebene Unternehmenskultur: „The way we do things around here.“ Wir haben aufgeschrieben, wie wir’s heute machen und wie wir gern hätten, dass sich unsere Organisationskultur in Zukunft entwickelt.

Damit liefert das Leitbild auch Informationen, wie es nicht sein sollte, wie Mitarbeiter nicht sein sollten?

KeRSCHBAuM: Es gibt zwei Dimensionen für die Beurteilung von Mitarbeitern: Eine ist die Leistung, die wir in der Organisation erbringen. Die zweite Dimen-sion sind die Werte: Lebt ein Mitarbeiter die im Leitbild festgeschriebenen Werte? Wenn jemand ein Hoch - leis tungssportler ist, aber mit Kollegen nicht wert-schätzend umgeht, wollen wir ihn eigentlich nicht.

Hängt das nicht zusammen? Man kann nach außen ja nur authentisch umsetzen, was man intern lebt.

oPRIeSNIG: Im Leitbild steht: „Wir sind für eine offe-ne, ehrliche Kommunikation.“ Ich kann also intern nicht alle niederbügeln. Oder: Nach außen plädiere ich für eine Gesellschaft, in der Menschen füreinander da sind und füreinander Sorge tragen. Aber intern fahr ich

durch wie ein Bulldozer. Das geht nicht. Wir brauchen Leute, die sich an unsere Werte halten. KeRSCHBAuM: Dahinter steckt ein Vernunftprinzip: Wenn Menschen sich mit den Werten der Organisation identifizieren und durch sie geleitet sind, dann brau-che ich als Führungskraft nicht täglich hinter dem Mitarbeiter zu stehen und zu schauen: Macht er oder sie das so, wie wir es ausgemacht haben?

Ein Leitbild erleichtert die Führungsarbeit?

KeRSCHBAuM: Ja, weil ein gemeinsames Verständ-nis über die Grundannahmen herrscht. Ich muss es nicht täglich neu herstellen. Mitarbeiter werden von den Wertvorstellungen quasi „gezogen“ und müssen nicht von Vorgesetzten „geschoben“ werden.oPRIeSNIG: Da spielt auch die gemeinsam gewollte Wunschorganisation der Zukunft hinein. Ein Zukunfts-bild ist für eine so große und föderal aufgestellte NPO wie das Rote Kreuz notwendig.

Hat das Leitbild einen persönlichen Nutzen für Sie?

KeRSCHBAuM: Ich will jetzt nicht sagen, man soll sich jeden Abend hinsetzen und den Tag Revue passie-ren lassen. Aber man kann nach einem wichtigen Mee-ting oder einer Klausurtagung zu folgendem Feedback einladen: Wie passt das, was wir in diesen zwei Tagen gemacht haben, mit unserem Leitbild zusammen? oPRIeSNIG: Dasselbe gilt für Konflikte, Krisen, Pro-bleme: Gibt es Ansatzpunkte, wo das Leitbild weiter-helfen könnte, sie zu lösen oder zu bewältigen? Das wäre eine weitere Funktion. Die Anwendung des Leitbildes ist in viele Richtungen ausbaubar.

„Man sollte sich täglich fragen: Bin ich als Führungskraft anerkannt,

weil die Leute mir vertrauen?“Werner kerschbaum

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Warum arbeite ich im Roten Kreuz mit?christoPh stallingEr: Weil ich ein sehr sozialer Mensch bin und sehr gerne mit Menschen jeden Alters arbeite. Und weil ich mit viel Liebe dabei bin!jana chadt: Ich habe zuerst im Gymnasium einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Dann habe ich mich entschlossen, beim Roten Kreuz Tulln den Babyfit-Kurs zu machen, damit ich auf meine Geschwister aufpassen kann. Der Kurs war sehr informativ und es war auch sehr viel Praxis dabei. Danach habe ich in Tulln noch einen 16-Stunden-EH-Kurs gemacht.

Wir setzen uns mit Begeisterung ein - lokal, national, global.christoPh stallingEr: Wir helfen überall dort, wo Not herrscht.jana chadt: Ich habe beim Roten Kreuz Klosterneuburg gefragt, ob ich ein dreitägiges Berufspraktikum machen darf. Sie haben dafür extra ein Curriculum entwickelt. Mir wurde alles gezeigt und ich habe viel über das Rote Kreuz erfahren, das ich noch nicht wusste.

Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.christoPh stallingEr: Wir sind ein Team und sind immer füreinander da.jana chadt: Im Roten Kreuz Klosterneuburg haben sich alle gut verstanden. Christoph und die anderen hatten immer Zeit, mir Sachen zu zeigen und meine Fragen zu beantworten.

Was tue ich persönlich, um die Ziele des Leitbildes zu erreichen?christoPh stallingEr: Ich versuche immer mein Bestes zu geben, bin nett zu meinen Kollegen und Patienten und stets hilfsbereit. Und ich bilde mich regelmäßig weiter.jana chadt: Ich habe vor, in zwei Jahren, wenn ich alt genug bin, die Sanitäterausbildung zu machen.

NAME:cHRiStOPH StALLiNGER ALTER:27 Jahre MEINROTESKREUZ:RKt und GSD IMROTENKREUZSEIT:Oktober 2004 LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE:NÖ/Klosterneuburg

NAME: JANA cHADt ALTER: 15 Jahre MEINROTESKREUZ:Babyfit-Kurs, EH-Kurse IMROTENKREUZSEIT:2010 LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE:Klosterneuburg (Schulpraktikum)

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ie Glücksforscher sind unterwegs, und sie sind überall. Die Fragen, die sie treiben, lauten: Unter welchen Bedingungen sind Gesellschaften lebenswert und Menschen glücklich?

Vorbei sind die Tage der Mutmaßungen, in denen der deutsche Dichter Gottfried Benn behaupten konnte:

„Dumm sein und Arbeit haben, das ist Glück.“ Heute stellt die EU ihren Bürgern mit dem Eurobarometer nach, die Sozialfor-scher tun es mit Fragebögen, beide kämpfen mit methodischen Schwie-rigkeiten. (Ist der Befragte glück-lich? Oder behauptet er es nur?)

Neurologen stöbern mit Elektro-enzephalografen, Magnetresonanz-tomografen und Positronen-Emissi-

ons-Tomografen in den Gehirnen ihrer Versuchsper-sonen nach den Regionen für positive Gefühle. Glücks-indikatoren sollen Zufriedenheit über Zeit und Ort hin-weg vergleichbar machen. Die OECD beglückte ihre 34 Mitgliedsstaaten kürzlich mit dem ersten Glücksbe-richt („Wie geht’s? Wohlbefinden messen“).

Die GlücksformelHöchstes Regierungsziel im südasia-tischen Königreich Bhutan ist gar das Glück jedes der 800.000 Einwoh-ner. Deren Wohlbefinden wird nicht mittels materieller Kennzahlen wie dem Bruttonationalprodukt (Gross

von robert dempFer

Wie sieht eine lebenswerte Gesellschaft aus? Welche Zutaten braucht sie? Und wie verhalten sich die Menschen in ihr? Forscher auf der Suche nach dem „Bruttonationalglück“.

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Dichter Benn: „Dumm sein und Arbeit haben, das ist Glück“

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Domestic Product) gemessen. Stattdessen ermittelt eine eigene Regierungskommission die „Gross Natio-nal Happiness“, also das „Bruttonationalglück“.

Alle Elemente der „Glücksformel“ sind selbst im Land des Donnerdrachens noch nicht bekannt, doch jetzt rückt die Neurobiologie dem Phänomen immer enger auf den Leib. Dabei zeigt sich: Glücklich ist, wer dazugehört, gemeinsam mit anderen etwas schafft oder sich gemeinsam mit anderen um etwas kümmert. Mit ande-ren Worten: Kooperatives Ver-halten macht zufrieden!

Die biochemische Entspre-chung für die wohlige Empfin-dung der Verbundenheit mit einer Gemeinschaft wird im Mittelhirn hergestellt. Dort sitzen die Motivationssysteme und mixen Dro-gen-Cocktails aus Botenstoffen, die das Wohlbefinden herstellen. Neurologen können jene Verhaltensweisen identifizieren, die diese Motivationssysteme einschal-ten. Die Zuwendung anderer Menschen, Vertrauen so-wie Kooperation sind die Top 3. „Das Gehirn giert ge-radezu nach Zugehörigkeit und Wertschätzung“, sagt

der Freiburger Neurologe Joa-chim Bauer. Zu diesem Zweck verhält sich der Mensch sozial und hilft seinem Nächsten.

Umgekehrt erlebt das Ge-hirn soziale Ausgrenzung wie körperlichen Schmerz. Der Grund dafür ist in den Anfän-gen der Menschheitsgeschich-

te zu suchen: Aus der Horde ausgeschlossen zu sein kam damals einem Todesurteil gleich.

Der Wille zum SinnDass Menschen, die sich für andere engagieren, auch gesünder sind, hat der Medizinsoziologe Aaron Anto-novsky schon Anfang der 1970er-Jahre herausgefunden. Der Psychotherapeut Klaus Grawe ergänzt,

Glück = Gemeinsamkeit

Glücklich ist, wer gemeinsam mit anderen etwas schafft.

Anders gesagt: kooperatives Verhalten macht zufrieden!

viktor Frankl: Die Suche nach dem Sinn ist die Grundmotivation menschlichen Handelns

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dass der Einsatz für Mitmenschen vor psychi-schen Störungen schützt: Dem Menschen sei ein Sinn angeboren, mit dem er Stim-migkeit, Zusammenhalt und Verbundenheit wahrnimmt. Deshalb strebt er diese an, deshalb möchte er auch sein Umfeld sinnvoll gestalten.

Viktor Frankl, Begründer der Existenzanalyse, be-

trachtet diese Suche nach Sinn sogar als Grundmotiva-tion des Menschen. Kann er den „Willen zum Sinn“ nicht ausleben, entstehen bedrückende Wertlosig-keitsgefühle, die sich in Aggressionen, Sucht, Depres-sionen, Verzweiflung und Lebensmüdigkeit äußern können. Gelingende Beziehungen und Kooperation dagegen, so der Neurologe Bauer, erzeugen wiederum Motivation.

Sinn und Gemeinwohl statt ErtragSo kommt es, dass Mitarbeiter von Nonprofit-Organi-sationen das Gemeinwohl noch dort sichern, wo ge-werbliche Unternehmen vor Dienstleistungen zurück-schrecken, weil sie nicht ertragsfähig sind. „Wenn wir von der Notwendigkeit einer Leistung überzeugt sind“, sagt der Geschäftsführer einer großen NPO, „dann er-bringen wir sie. Wenn kein Geld dafür da ist, dann eben

mit Freiwilligen.“ Sinn statt Geld als Belohnung: Gera-de die Werte, für die NPOs stehen, produzieren den Sinn, der über den Einzelnen hinausweist, weil er sich für andere engagiert.

Das wusste schon Antoine de Saint-Exupéry. Der Dichter schrieb 1939: „Mensch sein heißt verantwort-lich sein. Scham empfinden beim Anblick einer Not, auch wenn man augenscheinlich nicht schuld an ihr ist. Stolz sein auf den Erfolg, den die Kameraden errungen haben. Das Gefühl haben, dass der Stein, den man setzt, mitwirkt am Bau der Welt.“

Kooperationsforscher Joachim Bauer: „Das Gehirn giert nach Zugehörigkeit und wertschätzung“

Buddhistisches Bhutan: eine eigene Regierungskommission ermittelt das „Bruttonationalglück“

prInzIp menschlIchKeItKampf – oder lieber Kooperation?Ist der Mensch von Natur aus auf Kampf oder auf Menschlichkeit ausgerichtet? In jüngster Zeit hat die Hirnforschung viel Neues zur Beantwortung dieser Frage geleistet. Aktuelle Forschungsergeb-nisse beschreiben „den Menschen als ein Wesen, dessen zentrale Motivation auf Zuwendung, Wertschätzung und gelingende mit-menschliche Beziehungen gerichtet ist“, sagt der Arzt und Neurologe Joachim Bauer.

Die Erkenntnisse, die sich daraus ergeben, sind Thema seines Buches:

Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Heyne-Verlag, Euro 8,20.

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Warum arbeite ich im Roten Kreuz mit?Das Rote Kreuz ist für mich mehr als ein Hobby – die Mitarbeit im Roten Kreuz ist für mich eine spannende, lehrreiche und herausfor-dernde Tätigkeit, in der ich viele neue Freunde kennenlernte und viel über mich und mein eigenes Leben erfuhr. Die letzten sechs Jahre im Roten Kreuz haben mich geprägt und sicher auch beeinflusst, aber sie haben mich vor allem zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.

Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.

Egal ob meine Kollegen und Kolleginnen im Rettungsdienst, meine Betreuer und Betreuerinnen in den Jugendgruppen oder meine Vorge-setzten: Ich kann (und muss mich auch oft) auf sie verlassen – nur als Team können wir unsere Ziele erreichen.

Was tue ich persönlich, um die Ziele des Leitbildes zu erreichen?

Ich bin davon überzeugt, dass man nur dann glaubwürdig ist, wenn man das Leitbild nicht nur kennt, sondern auch danach lebt. Man kann nur dann begeistern, wenn man auch selbst begeistert ist.

NAME:ANNA OPPELMAyER ALTER:23 Jahre MEINROTESKREUZ:Rettungsdienst, Lehrbeauftragte für Erste Hilfe und für Kinder- und Säuglings- notfälle, Jugendreferentin IMROTENKREUZSEIT:2005 LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE:Kärnten/Klagenfurt

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Team Österreich TafelDas Bewährte (ein bundesweites Dienst-stellen-Netz) mit neuen Notwendigkeiten verbinden: In einer gemeinsamen Aktion mit Hitradio Ö3 sammeln und verteilen Rotkreuz-Helferinnen und -Helfer am Wo chen ende überschüssige, aber ein-wandfreie Lebensmittel von Supermärk-ten und Lebensmittel-Herstellern und verteilen sie an Menschen in Not. 58 Aus-gabestellen österreichweit erreichen je-des Wochenende 2.200 Familien.

Das Rote Kreuz hat der Welt seinen Stempel aufgedrückt – seit 1859. Auch, wenn nicht immer alles davon an die große Glocke gehängt wird.

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Anti-Personen-MinenWaffen, die nicht töten, sondern verstümmeln sollen – und die noch Jahre nach dem Ende von Kriegen im Boden liegen und vor allem Zivi-listen treffen: Kinder beim Spielen, Frauen beim Holzsammeln, Männer bei der Feldarbeit. Das sind Anti-Personen-Minen. Als erstes Land hat Österreich diese grausame Waffe verboten. Grundlage dafür waren ein Gesetzesentwurf und eine Kampagne des Österreichischen Roten Kreuzes. Das österreichische Gesetz wurde schließlich zur Grundlage des „Ottawa-Abkommens“, das Anti-Personen-Minen seit 1999 international verbietet.

„Die Welt verändern“

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Humanitäres VölkerrechtWenn Kriege schon nicht zu verhindern sind, soll wäh-rend der Kämpfe wenigstens nicht alles erlaubt sein. Die Staaten der Welt sollen deshalb Verträge unter-schreiben, in denen sie garantieren: Zivilisten dürfen nicht angegriffen werden. Verwundete müssen gepflegt werden. Kriegsgefangene dürfen mit ihren Familien in Verbindung bleiben usw. Aus Henri Dunants ursprüng-licher Idee aus dem Jahr 1859 ist inzwischen das humani-täre Völkerrecht (vier Genfer Konventionen von 1949 und drei Zusatzprotokolle) geworden, das für alle Län-der der Welt bindend ist. Von den Staaten mit der Über-wachung der Einhaltung dieses Rechts betraut wurde das Rote Kreuz. In Österreich werden bereits Schüler in den Workshops „Entdecke das humanitäre Völkerrecht“ mit den Genfer Konventionen vertraut gemacht.

VerpflichtendeHilfenachKatastrophenNach einem Erdbeben oder einer Überschwemmung: Hilfsgüter bleiben im Zoll stecken und verderben. Hilfs-kräfte erhalten ihre Einreisegenehmigungen zu spät. Damit das nicht mehr passiert, bemüht sich das Rote Kreuz um eine „5. Genfer Konvention zum Schutz der Opfer von Katastrophen“: Für den Katastrophenfall geltende nationale Rechtsvorschriften sollen weltweit möglichst bald einheitlich gestaltet werden. Damit im Falle einer Katastrophe, die ein Land allein nicht bewäl-tigen kann, Hilfe von außen möglichst einfach, rasch und effizient geleistet werden kann. Noch ist dieses IDRL („International Disaster Response Law“) nicht rechtswirksam, doch die Juristen arbeiten daran. Denn auch Dunant hat man ständig erklärt, was alles nicht geht. Und heute gelten in allen Staaten der Welt die vier Genfer Konventionen.

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Medic statt ParamedicÖsterreichs Rettungswesen braucht den interna-tio nalen Vergleich nicht zu scheuen. Aber wer vor-ne bleiben will, muss sich mehr anstrengen. Das Rote Kreuz hat daher schon früh die flächende-ckende Versorgung von Notfall-Patienten durch Notärzte als Ziel definiert, vorangetrieben und durchgesetzt. Die Sanitäterinnen und Sanitäter des Roten Kreuzes sind erstklassig ausgebildet. Und nicht alle Patienten im Rettungswesen sind Notfall-Patienten. Jene, die es sind, sollen vom

„medic“ und nicht vom „paramedic“ versorgt wer-den. Öster reich verfügt heute über ein flächen-deckendes Notarzt-System, am Boden und in der Luft. Denn der Bedarf des Patienten ist das einzige Kriterium, das für das Rote Kreuz zählt.

Bei der hohen Diplomatie mitredenDie UN-Generalversammlung, die jeden September zusammentritt, ist die Vollversammlung aller Mit-gliedsstaaten der Vereinten Nationen. Nur der Staa-ten? Nein, auch ein privater Schweizer Verein nimmt teil, weil er Völkerrechtspersönlichkeit besitzt: das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Der jeweilige Präsident des IKRK vertritt vor den Vertre-tern aller Staaten die Interessen von Menschen, die in bewaffneten Konflikten Schutz und Hilfe benötigen. An die große Glocke gehängt werden diese IKRK-Akti-vitäten nicht. Denn oft hilft stille Diplomatie hinter verschlossenen Türen Menschen in Not besser als die Schlagzeile in den Abendnachrichten.

Notarzt­Hubschrauber des Rotkreuz­Landesverbandes Kärnten

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Den Sozialstaat rettenDaseinsrisiken wie Arbeitslosigkeit, Krankheit, Unfall, Altersarmut und Pflegebedarf gemeinsam absichern: Das ist die Idee hinter der solidarischen Sozialversicherung in ganz Europa. Aber wird diese Idee künftig finanzierbar blei-ben? Ja, wenn mehr Menschen (Frauen, ältere Arbeitneh-mer) besser ausgebildet sind (Bildungsoffensive) und län-ger arbeiten (Anhebung des Pensionsalters). Zahlreiche der auch vom Roten Kreuz geforderten Maßnahmen sind bereits durchgesetzt: das verpflichtende Kindergartenjahr (verbessert Sprachkenntnisse). Das einkommensabhängi-ge Kindergeld und die Väterkarenz (bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, mehr Frauen finden rascher zurück in die Erwerbstätigkeit). Die Rot-Weiß-Rot-Card (Zuwan-derung gut ausgebildeter Fachkräfte aus Ländern außer-halb der EU). Und nicht zuletzt die Einrichtung eines Staats-sekretariats für Integration. Denn Österreich wird auch künftig Zuwanderung brauchen.

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Warum arbeite ich im Roten Kreuz mit?Wie es dazu kam? Mir ist der Blick über den Tellerrand wichtig. Ich bin nach wie vor begeisterter Rotkreuz-Freiwilliger in Bregenz. Ich glaube auch, dass wir diese Kernkom-petenz pflegen müssen. Kaum eine andere Rotkreuz-Gesellschaft hat ein derartig großes System mit Freiwilligen besetzt. Aber es gibt mehr Leistungsbereiche als den lokalen Rettungsdienst. Die meisten Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaften setzen Frei-willige im Katastrophenhilfsdienst oder im sozialen Bereich ein. Nur wir im Roten Kreuz haben das Netzwerk bis hinunter zu den Bedürftigen und können daher so bedarfsorien-tiert helfen.

Wir setzen uns mit Begeisterung ein - lokal, national, global.Seit 1998 bin ich auch internationaler Katastrophenhelfer. Einsätze haben mich unter anderem nach Albanien, Äthiopien, Bolivien, Haiti, Honduras, Indonesien, Kroatien, Pakis tan, Sudan und Thailand geführt. Auch dort gibt es Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaften, und die gemeinsame Idee, Menschen in Not zu helfen, ist wie ein Schirm über alle Schwestergesellschaften gespannt.

Wir schätzen und vertrauen einander. Wir können aufeinander zählen.Ganz wichtig ist mir, dass ich im Rotkreuz-Netzwerk immer weiß: Da wartet jemand auf mich, der dieselben Grundideen hat. Dieses Vertrauen habe ich zu Hause an der Dienst-stelle genauso wie im internationalen Einsatz. Nur so lassen sich Herausforderungen meistern. Das hilft auch unter belastenden Bedingungen über Alltagsprobleme, sprach-liche oder kulturelle Unterschiede hinweg.

Was tue ich persönlich, um die Ziele des Leitbildes zu erreichen?Offen sein für Neues ist für mich ein wichtiger Leitsatz. Gerade im Bereich der Mitarbei-terausbildung versuche ich, diese Philosophie umzusetzen. Es ist für mich immer wieder spannend, Neues kennenzulernen. Ich muss nicht alles übernehmen, aber es gibt an-derswo immer wieder interessante Anregungen, zum Beispiel zu Einsatzmaterial und Ausbildung in der Katastrophenhilfe, die wir auch in Österreich umsetzen können.

NAME:WERNER MEiSiNGER ALTER:50 Jahre MEINROTESKREUZ:Notfallsanitäter, Landesrettungskommandant, Führungskräfteausbildner, internationaler Katastrophenhelfer mit Spezialgebiet trinkwasseraufbereitung IMROTENKREUZSEIT: 1978 LANDESVERBAND/DIENSTSTELLE:Vorarlberg/Bregenz

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Die nächsten Ausgaben

DAS MAGAZIN, DAS FEHLT

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14Der Preis Des Alter(n)s

„I hope I die before I get old.“ (Pete Townshend) Dieses Zitat des Rockstars gilt schon lange nicht mehr. Die Lebenserwartung steigt, Menschen werden älter und bleiben dabei gesünder als jemals zuvor in der Geschichte. Was ist der Preis dafür – für die Jungen, die Sozialsysteme, für den Arbeitsmarkt? Und für die Älteren und Hochaltrigen selbst?

DAS MAGAZIN, DAS FEHLT

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15„so WiE ich bin ...“ lasst uns KindEr sEin!

Welche Rolle spielen Kinder und Jugendliche in dieser Gesellschaft? Kinder haben Rechte – aber sie haben auch Bedürfnisse. Die Kindercharta des Österreichischen Jugendrotkreuzes formuliert, was Kinder und Jugendliche brauchen, um sich zu entwickeln und die Welt aktiv mitzugestalten. Sie adressiert viele Probleme – wer wird sie lösen?

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12 Das Recht auf humanitäre HilfeInternationale Hilfe ist eine Verantwortung und eine Investition. Beispiele aus aller Welt zum Engagement des Österreichi-schen Roten Kreuzes.Sp

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Helfertypen: Die Motive der NGOs p Helfen als Imagefrage: Die UnternehmenDie Spendenformel: Das Kalkül der Medien p Krieg auf Rechnung: Die privaten SöldnerHass auf die Helfer: Die Grenzen der Hilfe p Helfen zum Überleben: Die großen Einsätze

INtERvIEwS: Jonathan Benthall, Walter Feichtinger, Wolfgang Kopetzky, Peter Rabl, Werner Raza, Max Santner, Martina Schloffer, Peter Vitouch, Andreas Wigger

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... ist Verantwortung und Investition [nicht Mildtätigkeit und Erbarmen]

Back issueshenri zum Nachbestellen. Kostenlos, solange der Vorrat reicht. Kein Nachdruck.

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10 FremdIntegration: Die neuen Österreicher in der Schule, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft. Wer profitiert vom anderen, wer ist Nettozahler?

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11 PerspektivenWohlstand und Sozialstaat erhalten – geht das noch? Welche Maßnahmen sind dazu nötig? Und wie setzt das Rote Kreuz in ganz Europa sie um?

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5 Blut – Leben ist keine WareSind unsere Blutkonserven sicher? Und: Sind uns genug Blutkonserven sicher? Wenn Blut in der EU als Ware deklariert wird, ist beides in Gefahr.

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6 Die vielen Gesichter der PflegePflege und Betreuung sind ein wesentliches Zukunfts thema für Österreich. henri 6 bietet eine Bestandsaufnahme, in der viele Akteure zu Wort kommen.

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7 Migration und IntegrationÖsterreich hat Angst vor Zuwanderern. Anderswo sind sie willkommen. henri 7 schlägt vor, wie Migration und Integration geplant und gesteuert werden können.

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8 Alle wollen. Alle nehmen. Wer gibt?Die vielen Gesichter der freiwilligen Hilfe. Menschen, die helfen, weil sie es für sich und andere tun. Die interessantesten Projekte aus ganz Österreich.

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9 Was wir sehen. Was wir tunHumanitäre Hilfe und Entwicklungs- zusammenarbeit, Armut und Klimawandel: Die neuen Wege der Rotkreuz-Bewegung.

Alle Back Issues von henri jetzt kostenlos bestellen unter

E-Mail: [email protected]

Tel.: 01/589 00-356

Ausgabe 10|2010

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Die neuen Österreicher 1 Integration: Wirtschaft prescht vor 1 Sprache: Getürktes Deutsch 1

Was ist los mit dem Islam? 1 Sind Zuwanderer Nettozahler? 1 Prostitution: 100 Euro nach

Bulgarien 1 Schule: Sparen statt Lernen 1 Frühstück in Südkärnten 1 Der Pilot in der Volksschule

INtErVIEWS: Carla Baghajati, Brigitta Busch, Christopher Caldwell, Heinz Fassmann, Wolfgang Kopetzky, Georg Kraft-Kinz, Svetlana Puljarevic, Ali Rahimi, Christoph Reinprecht

Ausgabe 8|2009

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Alle wollen. Alle nehmen. Wer gibt?

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1 Die Krise der Zivilgesellschaft 1 Biologie der Freiwilligkeit1 Die Zukunft der Rettung 1 Team Österreich – Kufstein kostenlos – Corporate Volunteering 1 InTeRVIews: Fredy Mayer – Ruth simsa – Christoph Redelsteiner 1 Blut: sicherheit durch Freiwilligkeit 1 schüler als sanitäter in Bad Ischl 1 Land Rover Challenge

FReIwILLIge hILFe – DeR MoToR unseRes ZusaMMenLeBens

Ausgabe 9|2010

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Was wir sehen

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DAS MAGAZIN, DAS FEHLT

Die Welt der Uhrmenschen

Die Bluthunde der Geschichte

Diversity: Frauen im Krieg

IntervIeWs: Yves Daccord thomas Gebauer Wolfgang Kopetzky ralf Leonhard Dirk Messner Peter niggli Max santner Michael spindelegger

Armut und Klimawandel

Humanitarian Diplomacy

eZA: Österreich zahlt zu wenig

Das Geld der Migranten

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Page 83: Ausgabe 13 | 2012

„Rotes Kreuz und Roter Halbmond sind auf der ganzen Welt als Rettungs- und Katastrophenhilfe-Organisationen bekannt und geschätzt. Wir sollten auch künftig diese Art der Hilfe nicht vernachlässigen. Gleichzeitig müssen wir stärker als bisher in der Lage sein, Trends und Herausforderungen sowie ihre Bedeutung für unsere Arbeit zu erkennen – und in der Folge darauf reagieren: Veränderungen herbeiführen, als Gestalter tätig sein – innerhalb unserer Organisation und in der Gesellschaft.“

Bekele Geleta, Generalsekretär, Internationale Föderation

der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften

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Page 84: Ausgabe 13 | 2012

Vor über 75 Jahren entwickelte der japanische Wissenschafter Dr. Minoru Shirota Yakult.Schon damals war er davon überzeugt, dass die Gesundheit des Menschen von der Gesundheit des Darms abhängt. Prävention war dabei ein zentraler Gedanke. Seine Vision „Working on a healthy society“ gilt noch heute als Unternehmensphilosophie bei Yakult. Dabei steht ein ganzheitlicher Ansatz im Vordergrund, der neben körperlicher Gesundheit auch die Stärkung des geistigen und sozialen Wohlbefindens einschließt.

Yakult und das Rote Kreuz –eine gesunde Partnerschaft. Das Österreichische Rote Kreuz als Partner von Yakult verfolgt das Ziel, Menschen zu helfen. Yakult unterstützt seit 2006 verschiedene Forschungsprojekte des Roten Kreuzes. Unter dem Motto „Hilfe für Helfer“ wurden bisher über eine Million Fläschchen Yakult an freiwillige Blutspender verteilt.

www.yakult.atwww.roteskreuz.at

Yakult und das Rote Kreuz:

eine Partnerschaft im Dienste der ganzheitlichen Gesundheit