BIZZ energy today 01/2013

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Nachdem Wall-Street-Legende Warren Buett groß in einen kalifornischen Solarpark investierte, schossen Solar- werte weltweit in die Höhe. Typisch für den Trend 2013: Grüne Großanleger machen Stimmung weiter auf seite 18 Investmentmotto: Big is beautiful INTERVIEW EU-Energiekommissar Günther Oettinger über Atomendlager, Kernfusion und Europas Importe seite 32 KOLUMNE Autopapst Ferdinand Dudenhöer über kommunale Widerstände gegen Elektroautos seite 56 DOSSIER Die neue Welt des Gasmarkts: Was zusätzliche Quellen, Pipe- lines und Flüssiggas-Tanker verändern seite 42 FEB / 13 Ausgabe 01/2013 2. Jahrgang 9,80 ! Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft bizzenergytoday.com

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Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft.

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Page 1: BIZZ energy today 01/2013

Nachdem Wall-Street-Legende Warren Bu! ett groß in einen kalifornischen Solarpark investierte, schossen Solar-werte weltweit in die Höhe. Typisch für den Trend 2013: Grüne Großanleger machen Stimmung weiter auf seite 18

Investmentmotto: Big is beautiful

INTERVIEW

EU-Energiekommissar Günther Oettinger über Atomendlager, Kernfusion und Europas Importe seite 32

KOLUMNE

Autopapst Ferdinand Dudenhö! er über kommunale Widerstände gegen Elektroautos seite 56

DOSSIER

Die neue Welt des Gasmarkts: Was zusätzliche Quellen, Pipe-lines und Flüssiggas-Tanker verändernseite 42

FEB/13Ausgabe 01/20132. Jahrgang 9,80 !

Das Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energiezukunft

bizzenergytoday.com

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Page 2: BIZZ energy today 01/2013

1. FINANCE MEETING von BIZZ energy today

INFOS : B I ZZENERGYTODAY.COM/MEET ING @ MED IA@R INGV I ER .COM

Lesen mit hohem Wirkungsgrad: BIZZ energy today ist das unabhängige Wirtschaftsmagazin für die Entscheider der Energie zukunft – und liefert gedruckt wie online alles Wissenswerte für Ihr Energie-Investment.

Top-Referenten – klare Standpunkte

Beim 1. FINANCE MEETING von BIZZ energy today am 22./23. April 2013 im Hotel Adlon, Berlin

Tre!en Sie die Entscheider und Finanziers der Energiezukunft. Diskutieren Sie über das Thema

ENERGIEWENDE – WOHER DAS GELD KOMMTHochkarätige Plattform für interessante Investitionschancen

Austausch mit politischen Entscheidungsträgern über gesetzliche Rahmenbedingungen

Fachforen und vorab vereinbarte Vier-Augen-Gespräche

Sichern Sie sich jetzt Ihre Teilnahme!

WIE SICH DER UMBAU DER ENERGIEVERSORGUNG

FINANZIEREN LÄSST – IM KLEINEN WIE IM GROSSEN

WO SIND DIE LUKRATIVEN INVESTITIONEN DER ZUKUNFT?

Veranstalter:

Sponsorenpartner:

RAINER JOSWIG

ist seit 1984 in der Energiewirtschaft tä-tig. 2006 wurde er

in den Vorstand der EnBW Transport-

netze berufen und ist seit März 2012

Geschäftsführer des Nachfolgeunterneh-

mens TransnetBW.

_BIZZ energy today | Herr Joswig, die Bundesnetzagentur hat nicht alle Vorschläge der Übertragungsnetzbetreiber in den Bundes-bedarfsplan für neue Stromleitungen übernom-men. Sind Sie enttäuscht?_Rainer Joswig | Ich glaube, die Netzagen-tur wollte sicherstellen, dass das Verfahren schneller und mit weniger Diskussion abläuft.

Das kann ich schon verste-hen. Dieses Vorgehen führt aber dazu, dass uns unterm Strich etwas fehlt, etwa die HGÜ-Leitung von Nord-deutschland nach Goldshöfe in Baden-Würt-temberg. Das bedauere ich.

Wir können die Leitung nun später bauen oder aber in Zukunft weniger Windstrom aus dem Norden aufnehmen._BIZZ e.t. | Es war also ein Fehler, die Verbin-dungen zu streichen?_Joswig | Es stellt sich die Frage, was passiert, wenn sich in naher Zukunft zeigt, dass doch mehr Netze benötigt werden. Das könnte bereits laufende Genehmigungsverfahren verzögern._BIZZ e.t. | Zur Finanzierung: Gibt es genü-gend Investoren für den Netzausbau?_Joswig | Die gibt es. Für die Leitungsbauten an Land sehe ich nicht solche Herausforderun-gen, wie wir sie im Bereich O!shore haben.

IM FOKUS:

NetzausbauRainer Joswig, Chef des Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW, über neue Stromleitungen und die Rolle der Netzbetreiber als Buhmänner der Energiewende

kurz & gut.seite 14

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_BIZZ e.t. | Sie meinen die Haftungsfragen, die erst seit Dezember geregelt sind._Joswig | Ja. Das Risiko ist bei Landverbin-dungen für den Investor viel geringer._BIZZ e.t. | Genug Geld ist also vorhanden?_Joswig | Davon bin ich überzeugt. Schauen Sie sich die Lebensversicherer an. Die haben Probleme, ihre Garantierenditen zu erwirt-schaften. Von dieser Seite nehme ich ein großes Interesse wahr, in Infrastruktur zu investieren. Die größere Hürde ist die gesellschaftliche Akzeptanz._BIZZ e.t. | Wie wollen Sie die schaffen?_Joswig | Patentrezepte gibt es dafür nicht. Wir setzen uns jedoch für einen aktiven Dialog mit der betro!enen Ö!entlichkeit ein. So haben wir jüngst Gespräche mit Bürgermeistern bezüg-lich einer neuen 380-KV-Leitung gestartet. Das war ein erster Schritt. _BIZZ e.t. | Reicht das aus?_Joswig | Sie werden nie hundert Prozent Akzeptanz erreichen. Denn Bürger, die direkt an einer Trasse wohnen, werden trotz aller ener-giewirtschaftlichen Notwendigkeit und unseren Erklärungen darüber nicht erfreut sein. Persön-lich habe ich dafür Verständnis. _BIZZ e.t. | Sehen Sie sich als Buhmann?_Joswig | Wenn Sie so wollen, sind wir der unschöne Teil der Energiewende. Der Bedarf entsteht, weil die Gesellschaft entschieden hat, dass sie die Energieversorgung ändern will. Wir sind die Dienstleister dafür._BIZZ e.t. | Zur Versorgungssicherheit: In den kommenden Jahren gehen viele Kraftwerke vom Netz. Befürchten Sie Engpässe?_Joswig | Wir sind besorgt. Tatsache ist, dass durch sinkende Strompreise die Grundlagen für Investitionen in neue Kraftwerke nicht mehr gegeben sind. Wir haben aber gerade im Süden einen steigenden Bedarf an Ersatzkraftwerken. Hier gehen in den nächsten Jahren einige Kern-kraftwerke vom Netz, etwa in Grafenrheinfeld. Was an Kapazität dazu kommt, kann dies nicht ausgleichen. Es kann also sein, dass wir zusätzli-che Anreize brauchen, damit neue Anlagen mit gesicherter Leistung gebaut werden.

_Interview KARSTEN WIEDEMANN

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1. FINANCE MEETING von BIZZ energy today

INFOS : B I ZZENERGYTODAY.COM/MEET ING @ MED IA@R INGV I ER .COM

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WIE SICH DER UMBAU DER ENERGIEVERSORGUNG

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WO SIND DIE LUKRATIVEN INVESTITIONEN DER ZUKUNFT?

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Sponsorenpartner:

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Job-Nr.: 286-004113 Anzeige in BIZZ energy today (Januar) · Motiv: Nachhaltigkeit · Kunde: WINGASFarben: 4c · Anlageformat: B 203 x H 277 mm + 3 mm Beschnitt

UNSERProdukt istFARBLOS.

Und steht doch für eine grüne Zukunft.Wer Menschen mit Energie versorgt, trägt auch Verantwortung für die Zukunft kommender Generationen. Nachhaltigkeit ist bei WINGAS gelebte Unternehmenskultur. Denn Erdgas ist defi nitiv der grünste aller konventionellen Energieträger – mit der besten CO2-Bilanz. Und hat damit im Mix mit erneuerbaren Energien seinen festen Platz. So steht WINGAS für eine ökonomisch und ökologisch nachhaltige Zukunft. Neugierig? Rufen Sie uns einfach an unter 0561 301-1180.

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Gemeinsam mehr Energie.

02_Editorial_BIZZ_0113.indd 2 25.01.13 10:40 Job-Nr.: 286-004113 Anzeige in BIZZ energy today (Januar) · Motiv: Nachhaltigkeit · Kunde: WINGASFarben: 4c · Anlageformat: B 203 x H 277 mm + 3 mm Beschnitt

UNSERProdukt istFARBLOS.

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Gemeinsam mehr Energie.

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Unterdessen geht es den Projektierern großer Solar- und Windparks prächtig, ähnlich übrigens wie den Betreibern deutscher Braunkohlekraft-werke. Deren Rekordproduktion gehört zu den Ungereimheiten der Energiewende (siehe S. 58).Was hält das „Orakel von Omaha“ für Barack Obama in petto? Das hängt von den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab, die der US-Präsident in seiner eben begonnenen zweiten Amtszeit für Energieprojekte setzten wird. Details beschreibt unsere New Yorker Korrespondentin Kathrin Werner ab Seite 26. Ihre Wall-Street-Kolumne gehört zu den Neuerungen von BIZZ energy today im Jahr 2013. Bei der Lektüre dieser Ausgabe wünsche ich Ihnen in jedem Fall neue Erkenntnisse und natürlich auch Lesespaß.

Ihr

Herausgeber und Chefredakteur

P.S.: Ihre Anregungen sind auch 2013 willkom-men, unter [email protected]

das „Orakel von Omaha“!– so wird Wall-Street-Legende Warren Bu" ett in Anspielung auf seine Geburts-stadt genannt!– kann nicht irren.

Als Bu" ett zu Jahresbeginn 2,5 Milliarden Dollar in einen kalifornischen Solarpark pump-te, schossen prompt weltweit die Solaraktien in die Höhe.Bu" ett, drittreichster Mann der Welt, steht für einen Trend: „Big is beautiful.“ Großinvestoren nutzen die Geschäftschancen der Erneuerbaren, insbesondere im Bereich der Infrastruktur. Dazu gehören Parks und natürlich neue Leitun-gen. Beim Netzausbau gewährt die Bundesnetz-agentur neun Prozent Vorsteuerrendite. Das ist üppig in der aktuellen Niedrigzinsphase.„Small is beautiful“, diesen Titel wählte einst der deutschstämmige Ökonom Ernst Friedrich Schumacher, enger Mitarbeiter des Briten John Maynard Keynes, für seinen Bestseller. Der Buchtitel impliziert auch: Weniger wäre mehr. Das spüren derzeit die Hersteller von Solarmo-dulen und Windparkkomponenten: Sie leiden unter der weltweiten Überprodukion. Deren Ende ist vorerst nicht in Sicht, und so vergeht kaum eine Woche ohne Hiobsbotschaften.

Big is beautiful

Großinvestoren nutzen die Geschäftschancen, die Solar- und Windparks sowie neue Netze bieten

_von JOACHIM MÜLLER-SOARES

Liebe Leserinnen und Leser,

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INSELLÖSUNG

Das Berliner Start-up Younicos will auf einer Azoreninsel eine autarke, rein rege-nerative Stromversorgung aufbauen!– mit Hilfe von Hybrid-Batterien seite 38

TITEL: BIG IS BEAUTIFUL

Wie und warum Großinvestoren in die deutsche Energiewende investieren seite 18

„MILLIARDEN FÜR OFFSHORE“Interview mit Vincent Policard vom Finanzinvestor KKR seite 24

WALL STREET INSIDEDie nächste Klippe seite 26

KOLUMNE GERARD REIDÜber den Angriff auf Intel seite 28

UNTERNEHMENSCHECKAurubis seite 30

„KERNFUSION HAT ZUKUNFT“Interview mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger über Atommüllendlager, europäische Risiko-vorsorge und Energieimporte seite 32

KOLUMNE FRIEDBERT PFLÜGERÜber Richtungskämpfe beim russichen Staatskonzern Gazprom seite 36

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INSELLÖSUNG

Das Berliner Start-up Younicos will auf einer Azoreninsel eine autarke, rein rege-nerative Stromversorgung aufbauen!– mit Hilfe von Hybrid-Batterien seite 38

TITEL: BIG IS BEAUTIFUL

Wie und warum Großinvestoren in die deutsche Energiewende investieren seite 18

„MILLIARDEN FÜR OFFSHORE“Interview mit Vincent Policard vom Finanzinvestor KKR seite 24

WALL STREET INSIDEDie nächste Klippe seite 26

KOLUMNE GERARD REIDÜber den Angriff auf Intel seite 28

UNTERNEHMENSCHECKAurubis seite 30

„KERNFUSION HAT ZUKUNFT“Interview mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger über Atommüllendlager, europäische Risiko-vorsorge und Energieimporte seite 32

KOLUMNE FRIEDBERT PFLÜGERÜber Richtungskämpfe beim russichen Staatskonzern Gazprom seite 36

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Caspian Sea

Tabriz

Sumqayit

Baku

USBEKISTAN

TURK!MENISTAN

Kaspisches Meer

Central Asia

Soyuz

Brotherhood

Brotherhood

Soyuz

Nor

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Gryazovets–Vyborg

Nord

Stream

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South Stream

TAPTANAP

Trans-CaspianSouth

Caucasus Pipeline

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Amsterdam

Belgrad

Kiew

London

Bukarest

WarschauBerlin

Helsinki

Tallinn

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Ankara

Damaskus

Moskau

Beirut

Baku

Teheran

Wien

GROSSBRITANNIEN

UKRAINE

T Ü R K E I

SYRIEN

SCHWEIZ

SCHWEDEN

SPANIEN

SLOWAKEI

R U S S L A N D

KASACHSTAN

RUMÄNIEN

PORTUGAL

POLEN

TSCHECHIEN

NORWEGEN

NIED.

MOLDAWIEN

LITAUEN

ITALIEN

IRLAND

I R A K

I R A N

ISLAND

UNGARN

GRIECHENLAND

DEUTSCHLAND

GEORGIEN

F R A N K R E I C H

FINNLAND

ESTLAND

DÄNEMARK

BULGARIEN

BEL

WEISSRUSSLAND

ASERBAIDSCHAN

ÖSTERREICH

ARMENIEN

SERBIEN

16 - 60 Mrd.

16 Mrd.

>100 Mrd.

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33 Mrd.

51 Mrd.

55 Mrd.

9 bis >20 Mrd.

30 Mrd.

16 Mrd.

10 - 20 Mrd.

10-23 Mrd.16 bis 63 Mrd.

GASMARKT

DIE NEUE WELT Wie gelangt Erdgas ins Zent-rum Europas? Unterschiedliche Pipeline-Projekte konkurrieren untereinander – und mit Flüs-siggas-Tankern seite 42

„EIN AUSLAUFMODELL“Interview mit Klaus Schäfer, Vorstands-chef bei Eon Ruhrgas, über das Ende der Ölpreisbindung seite 48

HEHRES ZIELDie Bundesregierung will den Einsatz von Biomethan forcieren. Doch die Ein-speisung ins Gasnetz stockt seite 51

REVOLUTION AUS MÜNCHENAutobauer BMW könnte mit seinen i-Modellen für neue Euphorie in der Elektromobilitätsbranche sorgen seite 52

KOLUMNE FERDINANDDUDENHÖFFERWie kommunale Ordnungsämter die Pläne der Kanzlerin durch-kreuzen

seite 56

BRILLIANTE BROCKENAusgerechnet Braunkohle: Warum der Klimakiller eine Renaissance erlebt seite 58

EDITORIAL seite 3IMPRESSUM seite 10FOTO DES MONATS seite 8INNOVATION DES MONATS seite 12ZAHL DES MONATS seite 11MAL GANZ GRUNDSÄTZLICH GEFRAGT seite 66

OBAMAS ADERLASSErst ging seine Vertraute Lisa Jackson, jetzt ist Energieminister Steven Chu amtsmüde seite 65

AUF- UND ABSTEIGER DES MONATSGüler Sabanci (Siemens) und Willi Balz (Windreich) seite 64

IM FOKUS: NETZAUSBAUInterview mit TransnetBW-ChefRainer Joswig über seine Rolle als Buh-mann der Energiewende seite 14

FRAGE DES MONATSSteht das Smart Home vor dem Durchbruch? seite 16

tagesaktuelle News aufbizzenergytoday.com

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Page 6: BIZZ energy today 01/2013

IMPRESSUMIMPRESSUM

BERATER DES CHEFREDAKTEURS:

Peter PoppeCHEFÖKONOM:

Gerard ReidKOLUMNISTEN:

Prof. Dr. Ferdinand Dudenhö!er,Matthias Kurth, Prof. Dr. Friedbert PflügerREDAKTION:

Karsten Wiedemann (Leitender Redakteur), Tina Gilic, Niels Hendrik Petersen, Daniel Seeger([email protected])ASSISTENZ:

Cynthia Kubisch ([email protected])KORRESPONDENTEN:

Thomas Bauer (Frankfurt/M.)([email protected]) Kathrin Werner (New York)([email protected])AUTOREN:

Michael Gassmann, Reinhard Kowalewsky, Vanessa de l‘OrARTDIRECTION: Inga Sineux (www.ingasineux.de)CVD LAYOUT UND PRODUKTION: Inga SineuxILLUSTRATIONEN:

Valentin Kaden([email protected])SCHLUSSREDAKTION:

Claudia von MickwitzVERLAGSLEITUNG:

Jacqueline Schroeter

ANZEIGENABTEILUNG:

[email protected] Schroeter ([email protected])Tel.: +49 (0) 30 76 23 92 – 256Andrea Klyscz([email protected])Tel.: +49 (0) 30 76 23 92 – 255Torsten Pfund ([email protected])Tel.: +49 (0) 175 – 242 12 64Vanessa Fritsche([email protected])Tel.: +49 (0) 30 76 23 92 – 257Mediainformation unter www.bizzenergytoday.com/media oder unter Tel.: +49 (0) 30"76 23 92 – 257 Fax: +49 (0) 30"76 23 92 –"259MARKETING:

Ronney Menze([email protected])Tel.: +49 (0) 30 76 23 92 – 245LESERSERVICE:

PressUp GmbHPostfach 70 13 1122013 HamburgTel.: +49 (0) 40 41 448 "–"478 Fax: +49 (0) 40 41 448 – [email protected]: Möller Druck und Verlag 16356 AhrensfeldeVERLAGSSITZ: Ring Vier Business Media GmbH & Co."KGHeinrich-Roller-Str. 15, 10405 BerlinTel.: +49 (0) 30"76 23 92" – 230, Fax: +49 (0) 30"76 23 92" – [email protected]

HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTEUR:

Dr. Joachim Müller-Soares (V.i.S.d.P.)

LETZTER TANGO FÜR BIODIESELDer Import von billigem Soja-Diesel aus Argen-tinien macht den deutschen Herstellern schwer zu schaffen. Die Auslastung der Anlagen sank im letzten Jahr auf 65 Prozent. Die Unterneh-men schreiben Verluste, sie müssen sich mit dem Verkauf von Nebenprodukten wie Futter-mittel über Wasser halten. Zwar ermittelt die EU-Kommission wegen des Vorwurfs der Ex-portsubventionierung gegen Argentinien, doch das Verfahren dauert für viele Unternehmen in Deutschland zu lange. 2012 mussten Hersteller wie Biodiesel Wittenberge und die Rheinische Bio Esther Insolvenz anmelden. Der Ausblick ist

getrübt, denn die EU-Kommission will den Anteil von reinen Biokraftstoffen generell begrenzen. „Wenn das umgesetzt wird, haben Biokraftstoffe in Europa keine Zukunft mehr“, warnt Elmar Baumann, Chef des deutschen Biokraftstoffverbandes, gegenüber BIZZ energy today.

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IMPRESSUMIMPRESSUM

BERATER DES CHEFREDAKTEURS:

Peter PoppeCHEFÖKONOM:

Gerard ReidKOLUMNISTEN:

Prof. Dr. Ferdinand Dudenhö!er,Matthias Kurth, Prof. Dr. Friedbert PflügerREDAKTION:

Karsten Wiedemann (Leitender Redakteur), Tina Gilic, Niels Hendrik Petersen, Daniel Seeger([email protected])ASSISTENZ:

Cynthia Kubisch ([email protected])KORRESPONDENTEN:

Thomas Bauer (Frankfurt/M.)([email protected]) Kathrin Werner (New York)([email protected])AUTOREN:

Michael Gassmann, Reinhard Kowalewsky, Vanessa de l‘OrARTDIRECTION: Inga Sineux (www.ingasineux.de)CVD LAYOUT UND PRODUKTION: Inga SineuxILLUSTRATIONEN:

Valentin Kaden([email protected])SCHLUSSREDAKTION:

Claudia von MickwitzVERLAGSLEITUNG:

Jacqueline Schroeter

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[email protected] Schroeter ([email protected])Tel.: +49 (0) 30 76 23 92 – 256Andrea Klyscz([email protected])Tel.: +49 (0) 30 76 23 92 – 255Torsten Pfund ([email protected])Tel.: +49 (0) 175 – 242 12 64Vanessa Fritsche([email protected])Tel.: +49 (0) 30 76 23 92 – 257Mediainformation unter www.bizzenergytoday.com/media oder unter Tel.: +49 (0) 30"76 23 92 – 257 Fax: +49 (0) 30"76 23 92 –"259MARKETING:

Ronney Menze([email protected])Tel.: +49 (0) 30 76 23 92 – 245LESERSERVICE:

PressUp GmbHPostfach 70 13 1122013 HamburgTel.: +49 (0) 40 41 448 "–"478 Fax: +49 (0) 40 41 448 – [email protected]: Möller Druck und Verlag 16356 AhrensfeldeVERLAGSSITZ: Ring Vier Business Media GmbH & Co."KGHeinrich-Roller-Str. 15, 10405 BerlinTel.: +49 (0) 30"76 23 92" – 230, Fax: +49 (0) 30"76 23 92" – [email protected]

HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTEUR:

Dr. Joachim Müller-Soares (V.i.S.d.P.)

LETZTER TANGO FÜR BIODIESELDer Import von billigem Soja-Diesel aus Argen-tinien macht den deutschen Herstellern schwer zu schaffen. Die Auslastung der Anlagen sank im letzten Jahr auf 65 Prozent. Die Unterneh-men schreiben Verluste, sie müssen sich mit dem Verkauf von Nebenprodukten wie Futter-mittel über Wasser halten. Zwar ermittelt die EU-Kommission wegen des Vorwurfs der Ex-portsubventionierung gegen Argentinien, doch das Verfahren dauert für viele Unternehmen in Deutschland zu lange. 2012 mussten Hersteller wie Biodiesel Wittenberge und die Rheinische Bio Esther Insolvenz anmelden. Der Ausblick ist

getrübt, denn die EU-Kommission will den Anteil von reinen Biokraftstoffen generell begrenzen. „Wenn das umgesetzt wird, haben Biokraftstoffe in Europa keine Zukunft mehr“, warnt Elmar Baumann, Chef des deutschen Biokraftstoffverbandes, gegenüber BIZZ energy today.

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US-FIRMEN FÜRCHTEN SCHIEFERGAS-EXPORTEDie neu gegründete Initiative ‚America‘s Energy Advantage‘ spricht sich gegen unbeschränkte Exporte heimisch geförderter Schiefergasvor-kommen aus. Diese seien „desaströs für die US-Wirtschaft“, sagt Peter Molinaro, Vizepräsident des Chemiekonzerns Dow Chemical und Spre-cher der Initiative. Die Industrie fürchtet, dass die Ausfuhr die heimischen Gaspreise nach oben treibt. In Washington tobt nun ein Lobbykampf, denn die Explorationsfirmen setzen auf das zusätzliche Geschäft. Sie verweisen auf eine Studie, die bei unbeschränkter Gasausfuhr unter dem Strich Gewinne für Amerikas Wirtschaft und Haushalte prognosti-ziert. Der scheidende US-Energieminister Steven Chu arbeitet derzeit an einem Genehmigungsverfahren für Schiefergasexporte.

Smartes MonopolFür die künftige Smart-Metering-Infrastruktur schlägt der Software-Riese SAP einen zentralen Datenpool vor. Sein Argument: Verbraucher-daten müssten nicht mehr von jedem einzelnen Netzbetreiber gesammelt, sondern könnten auf einer zentralen Service-Plattform abgerufen werden. Das spare Kosten von bis zu 30 Pro-zent, verspricht SAP. Prompt hagelt es Kritik: Der Vorschlag sei ein Rückfall in überholte Monopolstrukturen und würge Wettbewerb ab. „Die Stadtwerke können dann weder die Daten selber sammeln und verarbeiten, noch den günstigsten und besten Dienstleister dafür beauftragen“, warnt Rüdiger Winkler, Chef des Bundesverbandes Energiemarkt & Kommuni-kation. Dieses Geschäft entfiele dann auf den neuen Datenmonopolisten.

Die chinesische Regierung will die Grünstrom-Kapazitäten des Landes deut-lich ausbauen. In diesem Jahr sollen An-lagen mit einer Leistung von 49 Gigawatt (GW) entstehen, das entspricht etwa der Kapazität von 40 Kernkraftwerken. China dürfte damit für knapp die Hälfte des glo-balen Zubaus an erneuerbaren Energien verantwortlich sein. Mit 21 GW sollen die meisten Kapazitäten in der Wasserkraft entstehen, gefolgt von der Windenergie und der Solarenergie, die zehn GW beisteuern soll. Jetzt will Bundesumweltmi-nister Peter Altmaier gemeinsam mit China ein Bündnis von Energiewende-Staaten gründen. Ohne Neid und voller Lob spricht Altmaier dem Reich der Mitte die Vorreiterrolle zu: „China wird zum Pionier-land für erneuerbare Energien.“

Chinas neue Pioniere

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s46Energiefachkräfte mit Berufsausbildung kommen auf 100 gemeldete Stellen. Das zeigt die neue Statistik der Bundesagentur für Arbeit, die den Fachkräfte- und Spezialistenmangel im Bereich Energietechnik erfasst. Der hohe Fachkräftebedarf im Zuge der Energiewende führe zu Engpässen, teilte die Agentur auf Anfrage mit. Es fehle vor allem an nicht-akade-mischem Personal. Bei Berufen, die einen Universi-tätsabschluss benötigten, sei die Situation allerdings umgekehrt. Hier gilt: „Der Ingenieur hat‘s schwör.“ Auf 100 Stellen in der Energietechnik kommen 171 arbeitssuchende Ingenieure. Zum Vergleich: Im Durchschnitt buhlen 21 Juristen um einen Job.

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Wir versorgen unsere Kunden mit Erdg!s und Strom und greifen d!bei !uf einen breiten Mix konventioneller und erneuerb!rer Energietr"ger zurück.

Unsere Produkte kombinieren wir mit intelligenten, pr!xis-n!hen Dienstleistungen und sch!# en so integrierte und n!chh!ltige Energielösungen.

Unser Anspruch: Energie für heute. Mit Ver!ntwortung für morgen.

Enovos Energie Deutschl!nd GmbH !usgezeichnet mit dem Daimler Supplier Aw!rd 2011.

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DEUTSCHE BANK GOES AFRICAMit einem neuen internationalen Förderprogramm will die Deutsche Bank den Export erneuerbarer Energien vorantreiben. Zu diesem Zweck startet sie dieses Jahr ein Pilotprojekt in Uganda. Die Idee: Unternehmen aus Industrieländern bauen Anlagen in Entwicklungsländern. Dafür garantie-ren die Regierungen vor Ort einen stabilen Rechts-rahmen und Einspeisetarife. Sie sorgen gleichzei-tig dafür, dass diese Tarife auch bezahlt werden. Für den Erfolg des Projekts soll ein spezielles Fondskonzept unter dem Namen ‚Get-Fit‘ (Glo-bal Energy Transfer Feed-in Tarifs for Developing Countries) sorgen. „In den Entwicklungsländern ist das Investitionsklima häufig sehr viel unattrak-tiver als zum Beispiel in Deutschland“, sagt Silvia Kreibiehl, zuständige Projektmanagerin bei der Deutschen Bank. Die britische Regierung hat für Uganda bereits16 Millionen Euro in den Fonds eingezahlt.

Ebbe am ZuckerhutEine anhaltende Dürre bedroht die Energiever-sorgung in Brasilien, denn das Land gewinnt rund 80 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft. Experten beurteilen die aktuelle Situation als sehr kritisch. Der Wasserstand in den Stauseen sei so niedrig wie zu-letzt im Jahr 2001. Damals litt selbst der wirtschaft-lich starke Süden des Landes an einer Unterversor-gung mit Strom. Die Wasserkraftwerke sind derzeit lediglich mit rund 30 Prozent ausgelastet, doch eine Stromrationierung würde das Wirtschaftswachstum stark bremsen. Deshalb muss Brasilien Flüssiggas aus dem Ausland importieren: Der Strom aus Gaskraftwerken ist jedoch fünf Mal teurer als aus Wasserkraft. An der Börse stiegen die Strompreise innerhalb einer Woche um 60 Prozent – und sind dem Rekordniveau von 2001 jetzt gefährlich nah.

TUNING FÜR DIE TURBINESupraleiter sollen künftig die Leistung von Offshore-Windener-gieanlagen erhöhen. Bei dem von der EU geförderten Projekt Superpower sollen in neuartigen Generatoren bis 2016 Tief-temperatur-Supraleiter zum Einsatz kommen. Diese leiten Strom verlustfrei ohne elektrischen Widerstand, wenn sie auf minus 253 Grad Celcius gekühlt werden. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entwickeln dafür ein im Generator rotierendes Kühlgerät, den Kryostaten. Für Offshore-Windparks können Supraleiter das Geschäft erleichtern. Herkömmliche Tur-binen werden ab einer bestimmten Leistungsgrenze zu schwer, um sie auf hoher See auf Türme zu installieren. Mit den neuen supraleitenden Generatoren sollen Leistungen von 10 Mega-watt und mehr möglich sein. Windparks könnten bei gleicher Anlagenzahl deutlich mehr Strom liefern.

DES MONATSinnovation

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Wir versorgen unsere Kunden mit Erdg!s und Strom und greifen d!bei !uf einen breiten Mix konventioneller und erneuerb!rer Energietr"ger zurück.

Unsere Produkte kombinieren wir mit intelligenten, pr!xis-n!hen Dienstleistungen und sch!# en so integrierte und n!chh!ltige Energielösungen.

Unser Anspruch: Energie für heute. Mit Ver!ntwortung für morgen.

Enovos Energie Deutschl!nd GmbH !usgezeichnet mit dem Daimler Supplier Aw!rd 2011.

enovos.eu$

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DEUTSCHE BANK GOES AFRICAMit einem neuen internationalen Förderprogramm will die Deutsche Bank den Export erneuerbarer Energien vorantreiben. Zu diesem Zweck startet sie dieses Jahr ein Pilotprojekt in Uganda. Die Idee: Unternehmen aus Industrieländern bauen Anlagen in Entwicklungsländern. Dafür garantie-ren die Regierungen vor Ort einen stabilen Rechts-rahmen und Einspeisetarife. Sie sorgen gleichzei-tig dafür, dass diese Tarife auch bezahlt werden. Für den Erfolg des Projekts soll ein spezielles Fondskonzept unter dem Namen ‚Get-Fit‘ (Glo-bal Energy Transfer Feed-in Tarifs for Developing Countries) sorgen. „In den Entwicklungsländern ist das Investitionsklima häufig sehr viel unattrak-tiver als zum Beispiel in Deutschland“, sagt Silvia Kreibiehl, zuständige Projektmanagerin bei der Deutschen Bank. Die britische Regierung hat für Uganda bereits16 Millionen Euro in den Fonds eingezahlt.

Ebbe am ZuckerhutEine anhaltende Dürre bedroht die Energiever-sorgung in Brasilien, denn das Land gewinnt rund 80 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft. Experten beurteilen die aktuelle Situation als sehr kritisch. Der Wasserstand in den Stauseen sei so niedrig wie zu-letzt im Jahr 2001. Damals litt selbst der wirtschaft-lich starke Süden des Landes an einer Unterversor-gung mit Strom. Die Wasserkraftwerke sind derzeit lediglich mit rund 30 Prozent ausgelastet, doch eine Stromrationierung würde das Wirtschaftswachstum stark bremsen. Deshalb muss Brasilien Flüssiggas aus dem Ausland importieren: Der Strom aus Gaskraftwerken ist jedoch fünf Mal teurer als aus Wasserkraft. An der Börse stiegen die Strompreise innerhalb einer Woche um 60 Prozent – und sind dem Rekordniveau von 2001 jetzt gefährlich nah.

TUNING FÜR DIE TURBINESupraleiter sollen künftig die Leistung von Offshore-Windener-gieanlagen erhöhen. Bei dem von der EU geförderten Projekt Superpower sollen in neuartigen Generatoren bis 2016 Tief-temperatur-Supraleiter zum Einsatz kommen. Diese leiten Strom verlustfrei ohne elektrischen Widerstand, wenn sie auf minus 253 Grad Celcius gekühlt werden. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entwickeln dafür ein im Generator rotierendes Kühlgerät, den Kryostaten. Für Offshore-Windparks können Supraleiter das Geschäft erleichtern. Herkömmliche Tur-binen werden ab einer bestimmten Leistungsgrenze zu schwer, um sie auf hoher See auf Türme zu installieren. Mit den neuen supraleitenden Generatoren sollen Leistungen von 10 Mega-watt und mehr möglich sein. Windparks könnten bei gleicher Anlagenzahl deutlich mehr Strom liefern.

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Wir versorgen unsere Kunden mit Erdg!s und Strom und greifen d!bei !uf einen breiten Mix konventioneller und erneuerb!rer Energietr"ger zurück.

Unsere Produkte kombinieren wir mit intelligenten, pr!xis-n!hen Dienstleistungen und sch!# en so integrierte und n!chh!ltige Energielösungen.

Unser Anspruch: Energie für heute. Mit Ver!ntwortung für morgen.

Enovos Energie Deutschl!nd GmbH !usgezeichnet mit dem Daimler Supplier Aw!rd 2011.

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_BIZZ energy today | Finnland hat gerade den Baustart eines Endlagers für nukleare Ab-fälle verkündet. Freut Sie das?_Günther Oettinger | Das macht Mut. Die Finnen haben an diesem Standort bereits seit ei-nem Jahr ein Demonstrationsprojekt entwickelt und sind jetzt in einem transparenten, demokra-tischen Verfahren zum Ergebnis gelangt, dass sie dort mit hohen Sicherheitskriterien nukleare Abfälle einlagern können. Ich habe die Erwar-tung, dass alle anderen EU-Staaten dem finni-schen Beispiel folgen und Pläne für die Endlage-rung ihres Atommülls vorlegen, entlang unserer EU-Richtlinie über die Entsorgung radioaktiver Abfälle. _BIZZ e.t. | Wird in diesem finnischen Endlager eines Tages auch deutscher Atommüll landen?_Oettinger | Europarechtlich sind Kooperati-onen innerhalb der EU möglich. Aber ich halte es für Länder, die eine nennenswerte Zahl von Kernkraftwerken haben, für politisch notwen-dig und logisch sich selbst um die Endlagerung innerhalb ihres Territoriums zu kümmern. Zu diesen Ländern zähle ich Frankreich und Groß-britannien, aber auch Deutschland._BIZZ e.t. | Wir halten fest: Zumindest recht-

EU-Kommissar Günther Oettinger über Atommüllendlager, europäische Risikovorsorge und Energieimporte_Interview JOACHIM MÜLLER-SOARES und KARSTEN WIEDEMANN

„Kernfusion hat Zukunft“

lich wäre es zulässig, einen Teil des deutschen Atommülls im Ausland einzulagern. _Oettinger | In der Tat ist es europarecht-lich zulässig, dass ein Mitgliedstaat einem anderen auf Vertragsbasis seinen Abfall zur Endlagerung verbringt. Alles Weitere ist allein Sache der Mitgliedstaaten und ihrer Regie-rungen. Nuklearabfälle gibt es ja nicht nur in Ländern, die Kernkraftwerke haben. In jedem Klinikum entstehen kernenergetische Abfälle. Für ein Land wie Luxemburg oder Portugal macht es keinen Sinn, deswegen ein Endlager zu bauen. Es wird also Länder geben, die ihren Abfall auf Vertragsbasis in andere EU-Staaten verbringen. _BIZZ e.t. | Experten streiten derzeit über das Kriterium der Rückholbarkeit. Finden Sie es sinn-voll, Endlager so zu bauen, dass der Atommüll zurückgeholt werden kann? _Oettinger | Ja, die Rückholbarkeit der Nuklearabfälle finde ich sinnvoll. Dann kann man ihn zu einem späteren Zeitpunkt, in Jahr-zehnten oder sogar Jahrhunderten, intelligenter entsorgen oder verwerten. Die Finnen haben diesen Weg gewählt: Sie lagern den Müll in hartem Gestein, quasi in einer Art Tiefgarage,

GÜNTHER OETTINGER

ist seit Februar 2010 EU-Energiekommis-

sar. Zuvor stand der CDU-Politiker fünf

Jahre lang als Minis-terpräsident an der

Spitze der baden-württembergischen

Landesregierung. Nach der Katastro-

phe im Atomkraft-werk Fukushima im Jahr 2011 ordnete der studierte Jurist einen Stresstest für alle europäischen

Kernkraftwerke an.

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_BIZZ energy today | Finnland hat gerade den Baustart eines Endlagers für nukleare Ab-fälle verkündet. Freut Sie das?_Günther Oettinger | Das macht Mut. Die Finnen haben an diesem Standort bereits seit ei-nem Jahr ein Demonstrationsprojekt entwickelt und sind jetzt in einem transparenten, demokra-tischen Verfahren zum Ergebnis gelangt, dass sie dort mit hohen Sicherheitskriterien nukleare Abfälle einlagern können. Ich habe die Erwar-tung, dass alle anderen EU-Staaten dem finni-schen Beispiel folgen und Pläne für die Endlage-rung ihres Atommülls vorlegen, entlang unserer EU-Richtlinie über die Entsorgung radioaktiver Abfälle. _BIZZ e.t. | Wird in diesem finnischen Endlager eines Tages auch deutscher Atommüll landen?_Oettinger | Europarechtlich sind Kooperati-onen innerhalb der EU möglich. Aber ich halte es für Länder, die eine nennenswerte Zahl von Kernkraftwerken haben, für politisch notwen-dig und logisch sich selbst um die Endlagerung innerhalb ihres Territoriums zu kümmern. Zu diesen Ländern zähle ich Frankreich und Groß-britannien, aber auch Deutschland._BIZZ e.t. | Wir halten fest: Zumindest recht-

EU-Kommissar Günther Oettinger über Atommüllendlager, europäische Risikovorsorge und Energieimporte_Interview JOACHIM MÜLLER-SOARES und KARSTEN WIEDEMANN

„Kernfusion hat Zukunft“

lich wäre es zulässig, einen Teil des deutschen Atommülls im Ausland einzulagern. _Oettinger | In der Tat ist es europarecht-lich zulässig, dass ein Mitgliedstaat einem anderen auf Vertragsbasis seinen Abfall zur Endlagerung verbringt. Alles Weitere ist allein Sache der Mitgliedstaaten und ihrer Regie-rungen. Nuklearabfälle gibt es ja nicht nur in Ländern, die Kernkraftwerke haben. In jedem Klinikum entstehen kernenergetische Abfälle. Für ein Land wie Luxemburg oder Portugal macht es keinen Sinn, deswegen ein Endlager zu bauen. Es wird also Länder geben, die ihren Abfall auf Vertragsbasis in andere EU-Staaten verbringen. _BIZZ e.t. | Experten streiten derzeit über das Kriterium der Rückholbarkeit. Finden Sie es sinn-voll, Endlager so zu bauen, dass der Atommüll zurückgeholt werden kann? _Oettinger | Ja, die Rückholbarkeit der Nuklearabfälle finde ich sinnvoll. Dann kann man ihn zu einem späteren Zeitpunkt, in Jahr-zehnten oder sogar Jahrhunderten, intelligenter entsorgen oder verwerten. Die Finnen haben diesen Weg gewählt: Sie lagern den Müll in hartem Gestein, quasi in einer Art Tiefgarage,

GÜNTHER OETTINGER

ist seit Februar 2010 EU-Energiekommis-

sar. Zuvor stand der CDU-Politiker fünf

Jahre lang als Minis-terpräsident an der

Spitze der baden-württembergischen

Landesregierung. Nach der Katastro-

phe im Atomkraft-werk Fukushima im Jahr 2011 ordnete der studierte Jurist einen Stresstest für alle europäischen

Kernkraftwerke an.

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„Nicht jedes Land braucht

ein eigenes Endlager.“

aus der sie ihn später zurückholen können. Die Alternative zu dieser finnischen Lösung ist das Verbringen in Salz, also in Tieflagern, die aus Salzschichten bestehen. Das Salz wächst zu und damit ist das Tieflager vor jedem Missbrauch von Menschenhand gefeit._BIZZ e.t. | Ist Gorleben als Endlager nur zweite Wahl, weil Atommüll dort nicht rückhol-bar wäre? _Oettinger | Zumindest muss in Deutschland diese Frage einmal fachlich diskutiert und po-litisch entschieden werden. Erst danach ist die Frage, ob das Salzlager Gorleben geeignet ist, überhaupt entscheidungsreif. _BIZZ e.t. | In Laborversuchen wurden Nuklea-rabfälle bestrahlt, um ihre Halbwertzeit deutlich

zu verringern. Glauben Sie, dass solche oder ähnliche Transmutationsverfahren in der Praxis zur Anwendung kommen?_Oettinger | Ich halte es für sehr wahrschein-lich, dass in den nächsten Jahrzehnten wissen-schaftliche und tech-nologische Fortschritte gelingen, mit der die Halbwertszeit erheblich verkürzt werden kann. _BIZZ e.t. | Die nationalen Atomauf-sichtsbehörden in der EU überwachen neben der Mülllagerung insbesondere die Kernkraft-werke. Sind Sie mit der Performance dieser Behörden zufrieden?

„Die Rückholbarkeit der Nuklearabfälle ist sinnvoll.“

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_Oettinger | Diplomatisch formuliert: Einige EU-Länder haben noch Nachholbedarf. Im Rah-men unserer überarbeiteten EU-Richtlinie über nukleare Sicherheit, die wir dieses Jahr vorlegen werden, wollen wir die Unabhängigkeit der na-tionalen Atomaufsicht stärken. Dabei werden

wir in einem Vergleich aufzeigen, dass es schon jetzt einige nationale Aufsichts-behörden gibt, die in völliger Unabhängig-keit und mit hoher

Autorität ihre Aufgabe ausüben. _BIZZ e.t. | Welche Staaten sind Vorbilder? Deutschland etwa?_Oettinger | Ich halte die französische Atom-

aufsichtsbehörde für die beste in der EU. Aber auch die deutsche hat einen guten Standard._BIZZ e.t. | Wird es neue Sicherheitsstan-dards für Kernkraftwerke in der EU geben?_Oettinger | Ja. Wir wollen die Erkenntnisse unseres europäischen Stresstestes nutzen und in einer Novelle unserer EU-Richtlinie über nukleare Sicherheit höchstmögliche Sicherheits-standards für den Bau und den Betrieb von Kernkraftwerken vorschlagen. Die müssen dann von allen EU-Staaten national umgesetzt werden. _BIZZ e.t. | Bitte werden Sie da ein bisschen konkreter: Welche Vorgaben planen Sie zum Beispiel für das Risikomanagement? Wie sollen Regierungen bei Atomunfällen reagieren?_Oettinger | Solche Risikomanagementpläne müssen grenzüberschreitend entwickelt werden. Die EU-Kommission wird die Mitgliedstaaten untereinander zur Kooperation verpflichten. Die Verantwortung beim Betreiber und bei der nationalen Regierung bleibt zwar bestehen; aber Sicherheit ist unteilbar und macht nicht an der Staatsgrenze halt, übrigens auch nicht an den Grenzen zu den Nachbarstaaten der EU. _BIZZ e.t. | Wie werden Sie die Haftung und den Anspruch auf Schadensersatz bei Atomun-fällen regeln?_Oettinger | Wir haben innerhalb der EU höchst unterschiedliche Regeln für die Versi-cherungshaftung. Wir werden uns anschauen, wie wir die Standards bei der Absicherung von finanziellen Risiken und auch bei möglichen Schäden verbessern können. _BIZZ e.t. | Im Klartext: Wenn es in Frankreich einen Atomunfall gäbe, hätten zum Beispiel Deutsche und Belgier den gleichen Anspruch auf Schadensersatz wie die Franzosen selbst?_Oettinger | Die Versicherungspflicht muss einen europäischen Mindeststandard haben. Ob dann einzelne Mitgliedstaaten noch mehr machen, ist ihre Sache. Aber es darf kein Sicher-heits- und Haftungsgefälle nach unten geben._BIZZ e.t. | Werden in Deutschland jemals neue Kernkraftwerke gebaut werden?_Oettinger | Ich glaube, dass die Entschei-dung für den Atomausstieg endgültig ist – egal, wer die nächsten drei Bundestagswahlen gewinnen wird. Aber umgekehrt haben wir einen Strombinnenmarkt, wir haben keine Zoll-kontrollen und wir haben 140 Kernkraftwerke

„Ich fordere eine General-revision des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes.“

„Die Entscheidung für den Atomausstieg

ist endgültig.“

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_Oettinger | Diplomatisch formuliert: Einige EU-Länder haben noch Nachholbedarf. Im Rah-men unserer überarbeiteten EU-Richtlinie über nukleare Sicherheit, die wir dieses Jahr vorlegen werden, wollen wir die Unabhängigkeit der na-tionalen Atomaufsicht stärken. Dabei werden

wir in einem Vergleich aufzeigen, dass es schon jetzt einige nationale Aufsichts-behörden gibt, die in völliger Unabhängig-keit und mit hoher

Autorität ihre Aufgabe ausüben. _BIZZ e.t. | Welche Staaten sind Vorbilder? Deutschland etwa?_Oettinger | Ich halte die französische Atom-

aufsichtsbehörde für die beste in der EU. Aber auch die deutsche hat einen guten Standard._BIZZ e.t. | Wird es neue Sicherheitsstan-dards für Kernkraftwerke in der EU geben?_Oettinger | Ja. Wir wollen die Erkenntnisse unseres europäischen Stresstestes nutzen und in einer Novelle unserer EU-Richtlinie über nukleare Sicherheit höchstmögliche Sicherheits-standards für den Bau und den Betrieb von Kernkraftwerken vorschlagen. Die müssen dann von allen EU-Staaten national umgesetzt werden. _BIZZ e.t. | Bitte werden Sie da ein bisschen konkreter: Welche Vorgaben planen Sie zum Beispiel für das Risikomanagement? Wie sollen Regierungen bei Atomunfällen reagieren?_Oettinger | Solche Risikomanagementpläne müssen grenzüberschreitend entwickelt werden. Die EU-Kommission wird die Mitgliedstaaten untereinander zur Kooperation verpflichten. Die Verantwortung beim Betreiber und bei der nationalen Regierung bleibt zwar bestehen; aber Sicherheit ist unteilbar und macht nicht an der Staatsgrenze halt, übrigens auch nicht an den Grenzen zu den Nachbarstaaten der EU. _BIZZ e.t. | Wie werden Sie die Haftung und den Anspruch auf Schadensersatz bei Atomun-fällen regeln?_Oettinger | Wir haben innerhalb der EU höchst unterschiedliche Regeln für die Versi-cherungshaftung. Wir werden uns anschauen, wie wir die Standards bei der Absicherung von finanziellen Risiken und auch bei möglichen Schäden verbessern können. _BIZZ e.t. | Im Klartext: Wenn es in Frankreich einen Atomunfall gäbe, hätten zum Beispiel Deutsche und Belgier den gleichen Anspruch auf Schadensersatz wie die Franzosen selbst?_Oettinger | Die Versicherungspflicht muss einen europäischen Mindeststandard haben. Ob dann einzelne Mitgliedstaaten noch mehr machen, ist ihre Sache. Aber es darf kein Sicher-heits- und Haftungsgefälle nach unten geben._BIZZ e.t. | Werden in Deutschland jemals neue Kernkraftwerke gebaut werden?_Oettinger | Ich glaube, dass die Entschei-dung für den Atomausstieg endgültig ist – egal, wer die nächsten drei Bundestagswahlen gewinnen wird. Aber umgekehrt haben wir einen Strombinnenmarkt, wir haben keine Zoll-kontrollen und wir haben 140 Kernkraftwerke

„Ich fordere eine General-revision des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes.“

„Die Entscheidung für den Atomausstieg

ist endgültig.“

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in Europa. Neue Reaktoren werden innerhalb der EU geplant und gebaut. Deswegen wird es in Deutschland weiterhin Strom aus Kernkraft geben, der allerdings nicht in Deutschland her-gestellt wird, sondern beispielsweise aus Frank-reich oder Tschechien nach Deutschland fließt._BIZZ e.t. | Gelegentlich wird in Deutschland ein Importverbot für Atomstrom gefordert. Was halten Sie davon?!_Oettinger | Diese Diskussion kann ich nicht ernst nehmen. Wir haben einen Strombinnen-markt mit freiem Austausch von Waren und Dienstleistungen. Nicht nur Juristen, sondern jeder Bürger und jeder Politiker muss sich an die Kompetenzordnung und die Rechtsgrundla-gen halten._BIZZ e.t. | Die Kernspaltung hat also in Deutschland keine Zukunft. Was aber ist mit der Kernfusion? _Oettinger | Die Kernfusion trägt in keiner Form die Risiken der Kernspaltung in sich. Wir forschen in Europa an der Kernfusion!– bei EU-Projekten ist Deutschland stets ein starker Partner, zum Beispiel bei der Arbeit unseres ITER Entwicklungszentrums Cadarache in Südfrankreich. Ich baue darauf, dass Mitte des Jahrhunderts die Kernfusion einen – nicht unwesentlichen – Teil des weltweiten Stromver-brauchs sicherstellen könnte. Es ist aber noch deutlich zu früh, um über die Standorte von Kernfusionsanlagen in Europa zu beraten._BIZZ e.t. | Bei der deutschen Energiewende spielt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine zentrale Rolle. Wird es erhalten bleiben?_Oettinger | Das EEG war für den Anschub, für die ersten Schritte der erneuerbaren Energi-en, ein hervorragendes Gesetz. Jetzt führt es zu Fehlallokationen. Daher fordere ich eine Ge-neralrevision des EEG. Der weitere Aufbau des nicht grundlastfähigen Solar- und Windstroms muss an den weiteren Aufbau der Netzinfra-struktur und den weiteren Ausbau von Spei-cherkapazitäten gekoppelt werden. Erneuerbare Strommengen, die man nicht speichern kann, machen auch nur eingeschränkt Sinn._BIZZ e.t. | Wechseln wir von Strom zu Gas. Das von der EU-Kommission politisch flankierte Nabucco-Projekt wurde immer wieder verscho-ben. Was bleibt denn jetzt noch davon übrig?_Oettinger | Ich bin sicher, dass der Südliche

Gaskorridor, also die direkte Pipeline-Verbin-dung aus Aserbaidschan und aus dem kaspi-schen Raum nach Europa, 2018 fertig sein wird. Früher wird man die entsprechenden Gasfelder nicht zur Produktion vorbereitet haben. Wir haben noch ein bis zwei Jahre Zeit, um im De-tail zu entscheiden, welche Pipelines in welchen Dimensionen notwendig sind und aus welchen Pipelineverbindungen der Südliche Gaskorridor besteht: TANAP und TAP oder Nabucco West._BIZZ e.t. | Russlands Präsident Wladimir Pu-tin und sein Staatskonzern Gazprom forcieren jetzt die South Stream Pipeline als Konkurrenz-projekt. Gefährdet Russlands Vorpreschen die Gasmengen für den Südlichen Korridor? _Oettinger | Nein, denn durch South Stream ändert sich die Gasmenge nicht. Dann fließt eben weniger russisches Gas durch Weißrussland und die Ukraine und stattdessen mehr durch das Schwarze Meer. Das Gas aus Aserbaidschan wird erstmals 2018 verfügbar sein und dann mit Sicherheit nicht auf Umwegen fließen, sondern durch eine eigene Pipeline auf direktem Wege nach Europa kommen._BIZZ e.t. | Was jetzt von den einst hoch-trabenden europäischen Nabucco-Plänen übrig bleibt, ist aber doch enttäuschend, oder nicht?_Oettinger | Der Gasmarkt hat sich verändert. Aber die Türö"nung in den kaspischen Raum ist entscheidend. Es kommt nicht so sehr auf die Menge an, sondern auf die Ö"nung einer direk-ten Beziehung. Mittelfristig kann das für Europa bestimmte Gas aus Aserbaidschan zum Beispiel durch Gas aus Turkmenistan oder dem Irak ergänzt werden._BIZZ e.t. | Man munkelt, die EU-Kommission werde das russische South Stream Projekt durch gezielte Nadelstiche verzögern. _Oettinger | Wir wollen nicht verzögern. Wir wollen Europarecht anwenden. Sobald South Stream in EU-Hoheitsgebiet kommt, gelten unser EU-Umweltrecht, unser EU-Binnenmarkt-recht und unser EU-Vergaberecht. Darauf wer-den wir achten. Das hat mit Verzögerung oder Blockade gar nichts zu tun.

„Das Gas aus Aserbaidschan wird 2018 verfügbar sein.“

Interview in voller Länge auf bizzenergytoday. com

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schließlich noch an – erst dann ist die Zeit, sich zu freuen oder eben nicht. Die Sponsoren hinter dem Gasfeld im Kaspischen Meer, der aserbaid-schanische Staatskonzern Socar, BP, Statoil und Total, werden am Ende die Entscheidung tre!en. Sie haben mit beiden Projekten bereits Verträge über die Option eines Einstieges abgeschlossen."_BIZZ e.t. | Aserbaidschans Staatskonzern So-car hat in Österreich bereits Tankstellen gebaut. Welche Zukunft hat Gas im Transportsektor? _Schäfer!| So schwierig die Wettbewerbssitu-ation für Gas gegenüber Kohle gegenwärtig ist: Gegenüber Diesel und Benzin ist das Potenzial riesig. Im Blue Corridor Projekt haben wir zusammen mit Gazprom gezeigt, dass man in gasbetriebenen Fahrzeugen von Russland aus durch verschiedene Transitländer bis nach Deutschland kommt. Und der Schiefergasboom führt in den USA dazu, dass Gasfahrzeuge auch im Langstrecken- und LKW-Bereich stark im Kommen sind. Wir erwarten, dass uns dieser Impuls hierzulande hilft, das Thema voranzutreiben.

_BIZZ e.t. | Gibt es in Deutschland genügend Tankstellen für Gasfahrzeuge?_Schäfer!| Die Erdgaswirtschaft hat bun-desweit schon knapp 1.000 Tankstellen aufge-baut"– und zwar nicht in erster Linie in Hin-terhöfen von Stadtwerken, sondern an großen Straßen und Autobahnen. Italien hat bei gleicher Zahl an Tankstellen achtmal so viele Fahrzeuge. Die Infrastruktur ist inzwischen

da. Es ist wirtschaftlicher, Erdgas zu tanken und auch im Hinblick auf die Umwelt liegen die Argumente auf dem Tisch. Was fehlt, ist die Breite an Fahrzeugen. Erdgasfahrzeuge haben den Durchbruch gescha!t, wenn sie bei den Herstellern ganz normal als dritte Alternative zu Diesel oder Benzin gelistet sind.

Frisches Gas: Bau der Förderplattform Shah Deniz Alpha

„Gasfahrzeuge sind in den USA stark im Kommen.“

Interview in

voller Länge auf

bizzenergytoday.

com

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ei der Energiewende wird viel zu oft über Wind- und Sonnenenergie gesprochen. Das meint zumindest Reinhard Schulz, Geschäftsführer des Biogasrats, einem Zusammen-

schluss größerer Unternehmen der Biogasbran-che. „Dabei können unsere Anlagen rund um die Uhr Wärme und Strom produzieren“, schwärmt Schulz. „Mit Biomethan sind wir räumlich und zeitlich flexibel.“

Biomethan entsteht aus der Vergärung von nachwachsenden Rohsto!en wie Mais und Zu-ckerrüben. Auch organische Abfälle eignen sich zur Gewinnung. Die Bundesregierung will daraus verstärkt Biogas produzieren lassen, um die Konkurrenz mit der Lebensmittelproduktion und die daraus resultierende ,Teller-Tank-Diskus-sion‘ zu umgehen. Bis 2020 sollen sechs Prozent oder 60 Milliarden Kilowattstunden des jährli-chen Erdgasbedarfs durch Biogas oder qualitativ besseres Biomethan gedeckt werden. Das ist ehrgeizig, denn aktuell liegt der Anteil unter einem Prozent. Nach einer Analyse des Bran-chenverbandes BDEW kann Biomethan bis 2030 immerhin zehn Prozent des deutschen Erdgas-verbrauchs ersetzen.

Derzeit stehen in Deutschland 7.600 Biogas-anlagen, ein Drittel davon in Bayern. Die instal-lierte elektrische Leistung beträgt 3.400 Mega-watt, das entspricht der Leistung von drei Atomkraftwerken. Rund 98 Prozent der Anlagen speisen nicht ins Erdgasnetz ein, sondern betrei-ben kleine Kraftwerke mit Kraft-Wärmekopplung, die das Gas in Strom und Wärme umwandeln.

Der Grund: Rohes Biogas muss mit hohem Aufwand gereinigt werden, um dann als

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Biomethan hat eine optimale Ökobilanz, weshalb die Bundesregierung den Einsatz im Erdgasnetz forcieren will. Doch die Einspeisung stockt_Text NIELS HENDRIK PETERSEN

Hehres Ziel

98 Prozent reines Methan ins Erdgasnetz einge-speist zu werden. Nur durch die Speicherung lässt sich Produktion und Verbrauch zeitlich und örtlich voneinander entkoppeln. Laut der Deutschen Energieagentur Dena speisen jedoch erst 107 Anlagen mit einer Kapazität von insge-samt 67.000 Kubikmetern pro Stunde ins Gas-netz ein. Das entspricht etwa dem jährlichen Wärmebedarf von rund 300.000 Haushalten.

Bei vielen Gasnetzbetreibern kamen die Einspeiseprojekte bisher nicht so gut an. Geneh-migungen zogen sich oft in die Länge. Beobach-ter argwöhnten, die Gasnetzbetreiber wollen sich die neue Konkurrenz vom Leib halten. „Für das kommende Jahr versprechen wir uns hier allerdings eine enorme Verbesserung“, glaubt Carsten Steentjes, Manager beim Anlagenbauer Envitec. Die Netzbetreiber würden langsam ihre Hürden abbauen, dadurch werde die Netzeinspeisung beschleunigt. Um jedoch das Sechs-Prozent-Ziel der Bundesregierung bis 2020 zu erreichen, müssten je nach Größe durchschnittlich 150 bis 300 Anlagen pro Jahr ans Netz gehen. Damit rechnet in der Branche allerdings niemand.

Nur 107 der über 7.000

Biogasanlagen in Deutschland spei-sen Biomethan ins

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Form von Turbinenschaufeln sollen den Wir-kungsgrad auf 45 Grad erhöhen. Für die Braun-kohle wäre das Weltrekord und im Vergleich zu älteren Generatoren eine Verbesserung um ein Drittel. Trotzdem wird RWE damit bei Umwelt-gruppen keinen Blumentopf gewinnen. „Das geplante Kraftwerk passt nicht in eine zukunfts-fähige Energiewendestrategie“, wettert Dirk Jansen, BUND-Chef in Nordrhein-Westfalen.

Entsprechend vorsichtig taktiert RWE. Die definitive Investitionsentscheidung steht noch aus. Ein Fiasko wie beim von Eon geplanten Steinkohleblock in Datteln will der Konzern unbedingt vermeiden. ,„Erst wenn wir eine nicht mehr beklagbare Genehmigung haben, werden wir endgültig entscheiden“, sagt RWE-Insider Lambertz.!Das Genehmigungsverfahren samt kommunaler Bauplanung und immissionsrecht-lichter Lizenzen werde „innerhalb der nächsten zwei Jahre abgeschlossen sein“.!

Dabei hatten Umweltpolitiker auf den euro-päischen Handel mit Emissionsrechten gesetzt, um Braunkohleanlagen den Garaus machen. Doch Klimazertifikate sind nicht wie erwartet rar und teuer, sondern im Überfluss vorhanden. Die aktuellen Preise zwischen sechs und acht Euro je Tonne CO2 wirken wie Balsam für die

Braunkohle. Die Leipziger Energiebörse EEX, die im Auftrag der Bundesregierung regelmäßig CO2-Zertifikate versteigert, musste die jüngste Auktion Mitte Januar „aufgrund der Unter-schreitung des Reservepreises“, so die o"zielle Begründung, sogar ganz abblasen.

Nur wenn die EU ihr Handelssystem wieder-belebt, etwa durch eine Verknappung der Emis-sionsrechte, „würde der ökonomische Vorteil älterer Braunkohlekraftwerke erodieren“, sagt Energieexperte Matthes vom Öko-Institut. Der frühere Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Ho-mann, jetzt Präsident der Bundesnetzagentur, setzt seine Ho#nungen auf die wirtschaftliche Erholung arg gebeutelter Länder wie Italien, Portugal und Spanien. „Wenn insbesondere in Südeuropa die Konjunktur wieder anzieht, wird der Energiebedarf und der Preis für Emissions-zertifikate steigen“, sagt Hohmann gegenüber BIZZ energy today. „Dann wird sich die Relation der Erzeugungskosten verschieben, zugunsten von Erdgas gegenüber der Kohle.“

Bis es soweit ist, rauben zwei Zahlen Klima-schützern den Schlaf:!In Deutschland lagern 6,7!Milliarden Tonnen Braunkohlevorräte. Und die reichen bei der aktuellen Förderquote rech-nerisch noch 180 Jahre lang.

ZANKAPFEL CCS„Carbon Capture and Storage“, kurz CCS, also das Abscheiden und Speichern von

Kohlenstoff, erhitzt die Gemüter. Bei vielen

Bürgern ist die Technik verpönt, während die Internationale Energie-

agentur IEA in Paris den Einsatz auf breiter

Front empfiehlt, um den Klimaschutz zu

verbessern. Und auch das Wuppertal Institut

für Klima, Umwelt und Energie will die

CCS-Option zumindest nicht ausschließen.

Institutsvizechef Manfred Fischedick

glaubt, dass die CCS-Technik zwar erst

Mitte des kommenden Jahrzehnts verfügbar sein wird. Dann aber könne sie „gewisse

zusätzliche Möglich-keiten für die Braun-kohleverstromung

eröffnen“. Vorsorglich haben RWE und

Vattenfall ihre neuen Kraftwerke technisch

schon mal auf die CO2-Abscheidung

vorbereitet.

RWE-Braunkohlekraftwerk Neurath bei Köln

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n Deutschland ist viel darüber philoso-phiert worden, wie unser Land zum Leitmarkt für Elektromobilität werden kann. Auf höchster Ebene lud Angela Merkel Industriekapitäne und Energie-

versorger zu Gipfeltre! en ins Kanzleramt ein. Im Regierungsprogramm Elektromobilität setzte sie eine klare Zielmarke: Bis zum Jahr 2020 sollen eine Million Elektroautos auf Deutsch-lands Straßen fahren. Doch die Bilanz ist bisher ernüchternd. Zieht man die von den Herstellern und Händlern im letzten Jahr selbst zugelasse-nen Elektroautos ab und schaut auf die „ech-ten“ Verkäufe, wurden im Jahr 2012 nur 1.605 neue Elektroautos auf Deutschlands Straßen gebracht. Geht es in diesem Tempo weiter, kom-men wir in den verbleibenden sieben Jahren auf insgesamt 15.000 Elektroautos. Das Ziel der Kanzlerin wäre um 98 Prozent verfehlt.

Woran liegt das? Geld allein genügt nicht, das war von Anfang an politischer Konsens. Neben Investitionen in Forschung, Modellregio-nen und Schaufensterprojekte wollte die Bun-desregierung daher Elektroautos durch Vorteile im Straßenverkehr besser positionieren. Disku-tiert wurden die Nutzung von Busspuren durch Elektroautos, Sondergenehmigungen für Innen-

I städte, kostenlose Parkplätze, kostenloser Strom und vieles mehr. In der Realität angekommen sind nach vielen Verwaltungsschleifen lediglich ein paar Schilder vor einigen wenigen Ladesäu-len. Dort weist das Kleingedruckte darauf hin, dass der Parkplatz an der Ladesäule für Elektro-autos reserviert ist. Im besten Fall, denn meis-tens sind diese Zusatzschilder nicht vorhanden. Aber selbst wenn die Schilder mit dem Kleinge-druckten vorhanden sind, werden Ladesäulen gnadenlos zugeparkt.

Was die Kanzlerin auf höchster Ebene propa-giert, kommt nur langsam oder gar nicht auf der Ebene der Kommunalverwaltungen an. Dies zeigt sich etwa im Projekt ‚RUHRAUTOe‘ in Essen. Die Idee dahinter: Menschen ohne Ver-pfl ichtung mit der Technik vertraut zu machen und für das Elektroauto zu begeistern. Nur durch überzeugte Menschen kann die Vision der Kanzlerin realisiert werden. 20 Opel Ampera sind in Essen für kleines Geld im Carsharing-Einsatz. Gemeinsam mit einer großen Woh-nungsbaugesellschaft, den ö! entlichen Verkehrs-betrieben, einem Carsharer und der Universität Duisburg-Essen startete das Projekt im No-vember 2012. Nahezu alle Einzelhändler und Essener Unternehmen unterstützen dieses

Die Kanzlerin will mehr Elektroau-tos auf deutsche Straßen bringen. Doch manche Kommunalverwaltung stellt sich stur – und zeigt, wie zäh Innovationsprozesse sein können _Text FERDINAND DUDENHÖFFER

Jagd auf das E-Auto

Illus

tratio

n: V

alen

tin K

aden

ENERGY MASTERS

18.-20. März 2013 | Radisson Blu Berlin

6. Jahreskonferenz

Energieeffizienz in der Produktion

www.energy2013.econique.com

K E R N T H E M E N

A U S G E W H L T E R E F E R E N T E N

2013

Hans KloosHead of Investment and Energy ManagementFreudenberg Sealing Technologies GmbH & Co. KG

Dr. Ing. Gerhard StraßerReferent Steuerung EnergiemanagementBMW AG

Peter BoschLeiter Optimierung, Strategie, Prozesse, StrukturenVolkswagen AG

Hans-Dieter SchloemerLeiter Engineering, Site Services and DevelopmentBayer CropScience Aktiengesellschaft

André PodleisekHead of Corporate SustainabilityMettler-Toledo International Inc.

Bodo PaulTechnischer LeiterUnilever Deutschland Produktions GmbH & Co. OHG

> Flexibles Verbrauchsmanagement > Flexible Energieerzeugung> Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung > Kostensenkung durch CO2-Reduktion> Wirtschaftlichkeit und Vorteile von BHKWs> Energiemanagementsysteme nach ISO 50001> Kosten der Energiewende> Amortisationszeit von Investitionen > Nachhaltigkeitsstrategien im Betrieb > Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette> Fachkräftesicherung und Mitarbeitereinbindung

A W A R D

Energy masters Award 2013

Auszeichnung der besten Energieeffizienz- Projekte in vier Kategorien:

> Einsatz erneuerbarer Energien> Einsatz innovativer Technik> Umsetzung der CO2 - Neutralität> Energiemanagement Gesamtkonzept

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n Deutschland ist viel darüber philoso-phiert worden, wie unser Land zum Leitmarkt für Elektromobilität werden kann. Auf höchster Ebene lud Angela Merkel Industriekapitäne und Energie-

versorger zu Gipfeltre! en ins Kanzleramt ein. Im Regierungsprogramm Elektromobilität setzte sie eine klare Zielmarke: Bis zum Jahr 2020 sollen eine Million Elektroautos auf Deutsch-lands Straßen fahren. Doch die Bilanz ist bisher ernüchternd. Zieht man die von den Herstellern und Händlern im letzten Jahr selbst zugelasse-nen Elektroautos ab und schaut auf die „ech-ten“ Verkäufe, wurden im Jahr 2012 nur 1.605 neue Elektroautos auf Deutschlands Straßen gebracht. Geht es in diesem Tempo weiter, kom-men wir in den verbleibenden sieben Jahren auf insgesamt 15.000 Elektroautos. Das Ziel der Kanzlerin wäre um 98 Prozent verfehlt.

Woran liegt das? Geld allein genügt nicht, das war von Anfang an politischer Konsens. Neben Investitionen in Forschung, Modellregio-nen und Schaufensterprojekte wollte die Bun-desregierung daher Elektroautos durch Vorteile im Straßenverkehr besser positionieren. Disku-tiert wurden die Nutzung von Busspuren durch Elektroautos, Sondergenehmigungen für Innen-

I städte, kostenlose Parkplätze, kostenloser Strom und vieles mehr. In der Realität angekommen sind nach vielen Verwaltungsschleifen lediglich ein paar Schilder vor einigen wenigen Ladesäu-len. Dort weist das Kleingedruckte darauf hin, dass der Parkplatz an der Ladesäule für Elektro-autos reserviert ist. Im besten Fall, denn meis-tens sind diese Zusatzschilder nicht vorhanden. Aber selbst wenn die Schilder mit dem Kleinge-druckten vorhanden sind, werden Ladesäulen gnadenlos zugeparkt.

Was die Kanzlerin auf höchster Ebene propa-giert, kommt nur langsam oder gar nicht auf der Ebene der Kommunalverwaltungen an. Dies zeigt sich etwa im Projekt ‚RUHRAUTOe‘ in Essen. Die Idee dahinter: Menschen ohne Ver-pfl ichtung mit der Technik vertraut zu machen und für das Elektroauto zu begeistern. Nur durch überzeugte Menschen kann die Vision der Kanzlerin realisiert werden. 20 Opel Ampera sind in Essen für kleines Geld im Carsharing-Einsatz. Gemeinsam mit einer großen Woh-nungsbaugesellschaft, den ö! entlichen Verkehrs-betrieben, einem Carsharer und der Universität Duisburg-Essen startete das Projekt im No-vember 2012. Nahezu alle Einzelhändler und Essener Unternehmen unterstützen dieses

Die Kanzlerin will mehr Elektroau-tos auf deutsche Straßen bringen. Doch manche Kommunalverwaltung stellt sich stur – und zeigt, wie zäh Innovationsprozesse sein können _Text FERDINAND DUDENHÖFFER

Jagd auf das E-Auto

Illus

tratio

n: V

alen

tin K

aden

ENERGY MASTERS

18.-20. März 2013 | Radisson Blu Berlin

6. Jahreskonferenz

Energieeffizienz in der Produktion

www.energy2013.econique.com

K E R N T H E M E N

A U S G E W H L T E R E F E R E N T E N

2013

Hans KloosHead of Investment and Energy ManagementFreudenberg Sealing Technologies GmbH & Co. KG

Dr. Ing. Gerhard StraßerReferent Steuerung EnergiemanagementBMW AG

Peter BoschLeiter Optimierung, Strategie, Prozesse, StrukturenVolkswagen AG

Hans-Dieter SchloemerLeiter Engineering, Site Services and DevelopmentBayer CropScience Aktiengesellschaft

André PodleisekHead of Corporate SustainabilityMettler-Toledo International Inc.

Bodo PaulTechnischer LeiterUnilever Deutschland Produktions GmbH & Co. OHG

> Flexibles Verbrauchsmanagement > Flexible Energieerzeugung> Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung > Kostensenkung durch CO2-Reduktion> Wirtschaftlichkeit und Vorteile von BHKWs> Energiemanagementsysteme nach ISO 50001> Kosten der Energiewende> Amortisationszeit von Investitionen > Nachhaltigkeitsstrategien im Betrieb > Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette> Fachkräftesicherung und Mitarbeitereinbindung

A W A R D

Energy masters Award 2013

Auszeichnung der besten Energieeffizienz- Projekte in vier Kategorien:

> Einsatz erneuerbarer Energien> Einsatz innovativer Technik> Umsetzung der CO2 - Neutralität> Energiemanagement Gesamtkonzept

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Innovationsangebot. Das ist die schöne Seite der Medaille.

Weniger schön ist der Kampf mit der Stadt-verwaltung. Relativ zügig hat der Ordnungsamts-leiter seine Politessen regelrecht auf die Jagd nach Elektroaus geschickt. Vergisst der Carsha-ring-Kunde, das Kabel anzuschließen, gibt es ein Verwarngeld. Oft ist die Ladebox zugeparkt und das Elektroauto steht deshalb ein paar Meter weiter – daraufhin kommt der Abschleppwagen. Wir baten das Essener Ordnungsamt, die Park-plätze mit etwas Farbe au! älliger gestalten zu dürfen, um der Abschlepperei vorzubeugen. Diese Bitte wurde an das Regierungspräsidium in Düsseldorf weitergeleitet. Dort liegt „der Vorgang“, wie es im Amtsdeutsch heißt, jetzt seit geschlagenen zwei Monaten. Ob und wann eine Antwort kommt, weiß niemand. Möglicherweise braucht es eine Grundgesetzänderung.

Ein weiter Tiefschlag: Anfang dieses Jahres teilte die Essener Stadtmarketing – ein Tochter-

betrieb der Stadt – mit, dass die Ansprache der Bürger und Informationen auf Postkärtchen auf Innenstadtplätzen kostenpfl ichtig sei. Zwei Stunden für 251 Euro. Mit Studenten hatten wir auf ö! entlichen Plätzen für das Projekt geworben.

Alle Studenten und Projektpartner sind selbstredend im höchsten Maße bestrebt, mit den Elektroautos nicht gegen die ö! entliche Ordnung der Großstadt mit seinen 575.000 Einwohnern zu verstoßen. Dennoch rufen o! en-bar die 20 Elektroautos unter den insgesamt mehr als 200.000 Autos der Essener Bürger die geballte Mannschaft der Stadtverwaltung auf den Plan.

Man wäre geneigt, das Ganze als Ruhrge-biets-Posse abzutun. Aber leider ist es mehr als das. Der Fall o! enbart gnadenlos, wie komplex und widersprüchlich Innovationspro-zesse in Deutschland verlaufen können – wenn lokale Verwaltungen ignorieren, was die Kanzlerin ausruft.

FERDINAND DUDENHÖFFER

ist Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen sowie Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebs-wirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.

ENERGY MASTERS

18.-20. März 2013 | Radisson Blu Berlin

6. Jahreskonferenz

Energieeffizienz in der Produktion

www.energy2013.econique.com

K E R N T H E M E N

A U S G E W H L T E R E F E R E N T E N

2013ENERGY MASTERS6. Jahreskonferenz

Energieeffizienz in der Produktion

Hans KloosHead of Investment and Energy ManagementFreudenberg Sealing Technologies GmbH & Co. KG

Dr. Ing. Gerhard StraßerReferent Steuerung EnergiemanagementBMW AG

Peter BoschLeiter Optimierung, Strategie, Prozesse, StrukturenVolkswagen AG

Hans-Dieter SchloemerLeiter Engineering, Site Services and DevelopmentBayer CropScience Aktiengesellschaft

André PodleisekHead of Corporate SustainabilityMettler-Toledo International Inc.

Bodo PaulTechnischer LeiterUnilever Deutschland Produktions GmbH & Co. OHG

> Flexibles Verbrauchsmanagement > Flexible Energieerzeugung> Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung > Kostensenkung durch CO2-Reduktion> Wirtschaftlichkeit und Vorteile von BHKWs> Energiemanagementsysteme nach ISO 50001> Kosten der Energiewende> Amortisationszeit von Investitionen > Nachhaltigkeitsstrategien im Betrieb > Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette> Fachkräftesicherung und Mitarbeitereinbindung

A W A R D

Energy masters Award 2013

Auszeichnung der besten Energieeffizienz- Projekte in vier Kategorien:

> Einsatz erneuerbarer Energien> Einsatz innovativer Technik> Umsetzung der CO2 - Neutralität> Energiemanagement Gesamtkonzept

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